Feuer im Schnee von black_shewolf (Wichtelgeschenk für The_Ly) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- “Ich bin nächste Woche auf einen Geburtstag eingeladen. Telefonieren ist also an diesem Wochenende schlecht.”, erklärte Ray. Ein Achselzucken kam als Antwort von einem stattlichen Mann, der nur mit einer Boxershort bekleidet auf dem Bett lag. Niedergeschlagen ließ sich Ray auf die Bettkante fallen. “Schatz, wie wäre es mit ein wenig mehr Interesse?” “Für was, Ray?” >Ach Tala, warum bist du nur immer so kalt?< “Komm her, Ray. Ich fahre um drei wieder.” Talas dunkle Stimme jagte ihr eine Gänsehaut ein, starke Arme packten sie um die Taille und mit einem Ruck lag sie auf dem Rücken, begraben unter dem maskulinen Körper des rothaarigen. Er vergrub sich in ihr, stieß zu und als sie sich nicht ehr zusammenreißen konnte, vergaß sie mit einem Stöhnen die Einsamkeit, die sie trotz Tala täglich empfand. Er fuhr pünktlich um drei los, ließ ein Mädchen mit Tränen in den Augen zurück. Ray hatte das ganze Wochenende im Keller, in ihrem Zimmer mit Tala verbracht. Ihre Mutter hatte sie nicht gesehen. Kurz bevor sie das Wohnzimmer im ersten Stock betrag, strich sie sich übers Gesicht und setzte ihr strahlendstes Lächeln auf. Ein falsches Lächeln, wie immer, denn glücklich sein war ein Gefühl, welches Ray so gut wie noch nie verspürt hatte. “Und Ray, wie war dein Wochenende?” “Wie immer, Mom.” “Du kannst mir nichts vormachen. Mir ist aufgefallen, dass du nicht wirklich glücklich bist.” >War ich das jemals?< “Du weist, dass was ich von Tala halte. Er ist zu alt für dich. Hat zuviel Erfahrung, die du mit jemandem machen solltest, der in deinem Alter ist. Du verschwendest deine Jugend. Eines Tages wirst du dich fragen, ob es nicht doch besser gewesen wäre, einen Freund in deinem Alter gehabt zu haben.” Ihre Mutter fuhr in ihrer mütterlichen Sorge fort und bemerkte nicht, wie sie Ray verletzte. >Ich weis, dass er nicht der tollste Kerl ist, das brauchst du mir nicht andauernd vorhalten. Ich weis, er hat kein Benehmen, dass es ihm egal ist, was ich mache. Wir haben keine Gemeinsamkeiten, das hat er mir ja auch schon gesagt.< Zweifel zuckten durch sie hindurch und nur mit letzter Kraft konnte sie die Tränen unterdrücken, die ihr kalt über die Wangen laufen wollten. Die Tage vergingen ohne ein Lebenszeichen von Tala. Gelegentlich bekam sie eine kurze Sms, in der er Ray erklärte, dass er weggehe und erst spät nach Hause kommen würde. Einsame und schlaflose Nächte folgten auf trostlose Tage. Ray saß in der Schule, lernte nur halbherzig, versuchte jedoch das Bild der glücklichen Ray, das jeder kannte, aufrechtzuerhalten. Ihre Freundinnen bemerkten nichts, für sie war Ray wie immer. Fröhlich und ausgelassen, doch innerlich tobte in ihr ein Kampf. Gefühle überschlugen sich, Zweifel und Hoffnung wechselten sich ab, wie Regen und Sonne an einen Aprilmittag. >Ich sollte aufhören mir solche Gedanken zu machen.< Der 16. November rückte immer näher, Talas und Rays Jahrestag war schon vorbei und Ray freute sich endlich wieder ihre Heimatstadt zu sehen. Gemeinsam mit ihrer Mutter fuhr sie über die Landstraße. “Hab mal so richtig Spaß, okay? Du hast es dir verdient.”, meinte ihre Mutter und hielt sich mit einem gequälten Lächeln am Türgriff des Autos fest. “Ja, ich glaube das bekomme ich hin.” Mit einem strahlen auf dem Gesicht gab Ray noch mehr Gas. Innerhalb einer halben Stunde stand das schwarze Coupé vor einem kleinen Häuschen, das Geburtstagskind trat durch die Tür und begrüßte freudestrahlend, mit ausgebreiteten Armen die frisch angekommene Ray. “Wie lange ist es her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben?”, fragte das wesentlich kleinere Mädchen mit den lila-schimmernden Haaren. “Das müssen mindestens drei Jahre gewesen sein, Taya.” Ray sprang förmlich in ihre Arme und beide hatten reichlich Mühe die Balance nicht zu verlieren. Als beide schon den harten Boden vor Augen hatten, wurden sie von vier starken Armen vor dem sicheren Sturz bewahrt. Taya lachte und schlang ihre Arme um die Hüfte eines blonden Jungen. “Das ist Max. Mein Freund.”, meinte sie leise, als wäre es ein großes Geheimnis. “Und das ist Kai. Er geht mit Max auf die gleiche Schule und hat sich erbarmt heute ein bisschen mit zu feiern.” Taya brauchte noch nicht einmal auf ihn zeigen, schon wusste Ray, dass sie von dem Jungen gesprochen hatte, der sie immer noch festhielt. Als hätte sie es laut ausgesprochen ließ er sie los und musterte sie mit seinen strahlend roten Augen. Wie er so da stand, eine Hand in der Hosentasche, die andere, die zuvor noch um Rays Hüfte lag, hielt nun eine Bierflasche. “Hey Ray, nicht träumen, komm mit rein.” Ohne auch nur die geringste Möglichkeit zur Wehr zu haben, wurde Ray von Taya durch die Tür ins Haus gezogen. “It’s Partytime!!” Die Bar war gut gefüllt, die anderen Gäste schon gut dabei, doch so richtig konnte Ray nicht abschalten. Andauernd schaute sie auch ihr Handy, ob eine Nachricht von Tala darauf sei, doch nichts. Taya bekam es als einzige mit und ging auf Ray zu. “Was hast du, Süße?” “Nichts, das ist es ja…” “Meldet sich dein Freund nicht bei dir? Ach komm, vergiss ihn doch einfach für heute. Hab ein bisschen Spaß, trink noch ein Bier und schau dir all die gutaussehenden Kerle an… Nicht, dass ich dich zu irgendetwas ‘verführen’ will, aber hab einfach Spaß. Es ist mein Geburtstag, schon vergessen. Lach mal.” Ein Blitz, Gelächter und das schönste Bild des Abend war gemacht. “Taya, was fällt dir ein? Ich mag keine Bilder von mir.”, lachte Ray. “Ach, du bekommst es ja auch nicht. Das kommt auf meine Internetseite…”, grinste Taya und rannte mit der Kamera davon. Wie es ihre Freundin wollte, hatte Ray ihren Spaß. Erst tanzte sie mit einem alten Freund, dann mit einem Jungen den sie nicht kannte, dann mit Taya und anderen Freundinnen. Völlig außer Atem rettete sich Ray schließlich aus der tanzenden Menge zur Bar, wo sie sich ausruhen wollte. “Was darf es denn sein?”, fragte Kai. “Egal, Hauptsache was flüssiges.”, lachte Ray. Ein kleines Glas mit rotem Inhalt stand vor ihr. “Was ist das?” “Was flüssiges. Ich trink auch einen. Auf einen tollen Geburtstag und das süßeste Geburtstagskind. Auf Taya. Und auf die schönste Unbekannte.” Kai hob sein Glas, Ray tat es ihm gleich, sie stießen gemeinsam an und mit einem Schluck war das Zeug unten. “Und wie schmeckt‘s?” Sie schüttelte sich, der Alkohol war zu deutlich zu schmecken, dass sie etwas zum nachspülen brauchte. Mit einem Lächeln schnappte sich Ray die Bierflasche, die sich Kai gerade nehmen wollte und nahm einen kräftigen Schluck. “Ach weist du, so toll ist das Zeug auch wieder nicht. -- Oh. Warte. -- Mein - Handy - hat geklingelt. -- Ich komm gleich wieder.” Draußen war es eiskalt, ohne Jacke stand sie da, wählte nochmals die Nummer, wieder nur die Mailbox. “Hier ist Tala, hinterlass ne Nachricht, mal sehen ob du auf meiner Liste stehst und ob ich dich zurückrufe. Piep.” “Nicht schon wieder.” “Hey du erfrierst hier draußen noch. Hier, nimm meine Jacke.” Diese Stimme, so sanft, so liebevoll. Das warme Gefühl von Geborgenheit überkam sie, wie eine Lawine. “Lass den Kerl doch einfach. Er tanzt dir auf der Nase rum, so sollte das nicht sein. Komm mit rein.” Kai versuchte sie mit sich zu ziehen, doch sie blieb stehen. “Ich würde gerne noch ein bisschen hier draußen bleiben.” “Ok, dann bleibe ich auch. So jemanden wie dich sollte man nicht allein lassen.” Er grinste, doch seine Augen waren ernst und aufmerksam. Er meinte es so, wie er es sagte, das merkte Ray nun. Mit roten Wangen wand sie sich ab. Er kam ihr näher, immer ein kleines Stück, bis er ihr langsam den Arm um die Taille legte und sie zu sich zog. Mit einem gekonnten Griff löste er ihr Haarband und ihr pechschwarzes Haar fiel ihr wie ein Schleier über den Rücken. Eine seiner großen Hände vergrub sich in ihrem Nackenhaar und zog leicht daran, bis sie ihr Gesicht zu ihm reckte und sich seine Lippen auf die ihren legten. Ein kaltes Etwas traf Ray hart am Rücken. “Hey du Träumerin. Ich will nicht wissen an was du jetzt wieder gedacht hast. Also an Tala bestimmt nicht, so wie du Kai angesehen hast.”, lachte Taya und schlang einen Arm um Rays Hals. “Es ist eisig hier. Drinnen ist es viel wärmer.” Taya packte Ray und schleifte sie hinter sich her. Im Wohnzimmer war es wirklich viel wärmer und die anderen Partygäste waren schon fleißig am Singen. “Komm, Ray, ich will einen Song mit dir singen.” Die kleine lila-haarige griff schon nach den Mikrofonen, suchte einen geeigneten Titel und forderte Ray zu einem kleinen gesanglichen Duell heraus, doch diese wollte nicht. Schüchtern und wie ein kleines Mädchen stand sie in der Ecke und wartete mit flehenden Blicken, dass sich Taya ein anderes Opfer für ihre Show suchte. Doch es half alles nicht und als auch noch Kai sie zu überreden versuchte, gab sie endlich nach. “Cause everytime we touch - I can feel the statik” - “Your arms are my castle.” Beide sangen mit voller Kraft, um die Wette, doch nach den ersten Zeilen eher gemeinsam, weshalb man sich auch kaum wunderte, dass nur wenige Punkte den Sieger ausmachten. “Wow, ich wusste ja gar nicht, dass du singen kannst, Ray.” Erschöpft und mit heiseren Stimmen setzten sie sich auf den Boden und hörten gespannt den nächsten Möchte-gern-Stars zu, wie sie versuchten ihre Version vom “Bruttosozialprodukt” zu performen. Kai gesellte sich zu ihnen und unterhielt sich angeregt mit Max, der seine Taya im Arm hielt. Es entging allerdings keinem mit welchen Blicken Kai die schüchterne Ray musterte. Lange und intensiv blieben sein Augen auf den ihren ruhen, bevor er auf ihr Stirnband aufmerksam wurde. >Katzenhafte Augen, dieser Mund, dieses Lachen, wenn sie denn mal mehr lachen würde.< dachte er und nahm einen weiteren Schluck von seinem Bier. “Was hast du gesagt, Max?” “Ach, ist in Ordnung. Ich glaube Taya und ich verschwinden dann mal.” Er stand auf, half seiner Freundin auf die Füße, die sie kaum noch geradeaus trugen und verschwand mit ihr im oberen Stockwerk. “Nun, jetzt sind nur noch wir da.”, meinte Kai und rückte ein Stück näher an Ray heran. Sie unterhielten sich bis tief in die Nacht. Als es schon dämmerte, lag Rays Kopf auf Kais Schoß und ihr fielen die Augen zu. “Ist gut, schlaf ein bisschen.” Seine zärtliche Stimme und seine Hand, mit der er ihr über die Stirn strich ließen sie schnell einschlafen. “Psst. Seit leise!” “Warum?”, polterte Max, der nach noch nicht einmal vier Stunden Schlaf wieder im Wohnzimmer auftauchte, wo Kai die schlafende Ray immer noch auf den Beinen liegen hatte und sich keinen Zentimeter bewegt hatte. “Ach so.”, flüsterte der Blonde, als er sie entdeckte. Auch Taya kroch langsam und verschlafen aus dem Hausflur zu den anderen. “Habt ihr die ganze Zeit so gelegen?” Der graue nickte und zuckte zugleich mit den Schultern. Ein Zucken, dann streckte sie sich wie eine kleine Katze und ihre Augen öffneten sich und sie schaute in die Gesichter ihrer Freunde, die sich rings um sie versammelt hatten. Jetzt bemerkte sie auch, wo sie lag. Mit einem Ruck war sie auf den Beinen, entschuldigte sich bei Kai und verschwand mit hochrotem Gesicht in der Küche. >Was habe ich da nur gemacht? Wie konnte ich nur auf ihm einschlafen?< “Mach dir mal keinen Kopf. Ich weis ganz genau, was du jetzt denkst. Du hast Tala nicht betrogen.” Tayas freundliches Gesicht tauchte vor ihr auf. “Ich weis, aber es ist schon komisch.” Ray schüttelte sich. >Wie konnte das nur passieren und wieso ich?< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)