Liebe so heiß wie Hot Chocolat von friehkie (-WichtelFanficiton-) ================================================================================ Kapitel 1: Immer wieder... -------------------------- Im Rhythmus der fallenden kleinen Flocken, huschten die Finger über die weißen und schwarzen Tasten des E-Pianos, entlocktem dem Instrument leise Töne. Kleine Eisblumen bildeten sich an dem einfach verglasten Fenster, während die Melodie im warmen Raum widerhallte. Der Spieler hatte die Augen geschlossen, wippte mit dem Oberkörper hin und her, war ganz gefangen in der Musik, die er produzierte. Als auch die letzte Note gespielt war, die Finger sich von den Tasten hoben und auf die Knie zurück sanken, öffnete der junge Mann seine Augen. Mit seinem Spiel war auch der letzte Schnee gefallen und langsam schob die Sonne sich zwischen den Wolken hervor, um ihre Strahlen auf die Erde zu schicken. Doch vermochte sie das weiße Pulver nicht von den Straßen zu verbannen. Seufzend erhob sich der Pianist, trat an die breite Fensterfront, während das Parkett unter seinen Füßen zu knirschen begann. Sein Blick richtete sich hinunter auf die Straße, auf das kleine Kaffee, in welchem sogar noch zu diesen kalten Stunden reger Betrieb herrschte. Und auch er würde sich bald zu den Gästen zählen können. In wenigen Minuten würde die Schicht von ihm beginnen. Er löste sich aus einer Position, blickte sich suchend in seiner Zwei-Raum-Wohnung um. Das Wort Ordnung war für Bryan schon immer ein Fremdwort gewesen. Noten lagen verstreut auf dem Parkett in seinem Wohnzimmer herum. Die Couch war unter den Papierbergen begraben nur der Weg zu seinem E-Piano, welches er an das Fenster gerückt hatte, war frei. Und irgendwo in diesem Raum lag sein Handy. Mit einer Hand fuhr er sich durch das blasslilane Haar, schnappte sich Schal und Mantel vom Garderobenständer und schlüpfte in seine Schuhe. Einen Anruf erwartete er sowieso nicht. Seine Schlüssel befanden sich wie immer in der Tasche seines Wollmantels. Er flog förmlich über die Stufen in dem alten Treppenhaus, schloss die Eingangstür hinter sich und eilte über die verstopfte Hauptstraße. Seit seinem Einzug, also seit einem guten halben Jahr, besuchte er fast täglich das kleine Café, saß immer am gleichen Platz und bestellte immer… „Wie immer?“ Eine ihm vertraute Stimme ließ Bryan aufsehen. Lächelnd nickte er mit dem Kopf. Der Kellner verschwand hüfteschwingend hinter dem Tresen, während er sich seines Mantels entledigte und die Karte aufschlug. Er konnte sie auswendig, dennoch sah er sie sich immer wieder an. Vielleicht würde man irgendwann etwas daran ändern. Zumindest war die Dekoration der Jahreszeit angepasst worden. Ein kleiner Plastikweihnachtsbaum stand im Schaufenster, weihnachtlich dekoriert. Lichterketten waren im ganzen Raum aufgehängt worden und sorgten so für eine gemütliche Atmosphäre. „Bitte, eine heiße Schokolade mit zwei Löffeln Sahne und einem Schuss Schokosauce.“ Das große Glas mit der heißen Flüssigkeit wurde vor Bryan abgestellt. Daneben lagen zwei Kekse und ein Löffel. Mann konnte ihn wohl als Stammgast bezeichnen. Zumindest war er immer da, wenn er seine Schicht antrat und verschwand erst, wenn auch er ging. „Danke.“ Kurz blickte er in die rotbraunen Augen, musste wie ein Idiot aussehen, wenn er den jungen Kellner so anstarrte. „Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“ Das Lächeln des Kellners blieb, trotz seiner Unhöflichkeit. „Bryan.“ Er hatte es getan. Seit einem halben Jahr war er nun fast jeden Tag in diesem Lokal, bestellte immer wieder seine heiße Schokolade –die erste Empfehlung des Kellners- gab das gleiche Trinkgeld und schmachtete wie ein kleines Mädchen. „Bryan?“ Der Pianist nickte sachte mit dem Kopf, versuchte entschuldigend zu Grinsen. „Ich dachte, nun… da ich nun schon so oft hier war und…“ „Kai.“ Endlich hatte sein Kelllner einen Namen. Kai. „Hallo, Kai.“ „Hallo, Bryan.“ Der lilahaarige vernahm ein ungeduldiges Räuspern von dem Tisch, der gleich hinter ihm war und nur einen Wimpernschlag später war Kai von seinem Tisch verschwunden. Entspannt und mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck, lehnte sich Bryan zurück und nippte an seinem Getränk. Kein schöneres Geschenk hätte er kurz vor Weihnachten haben können, als zu erfahren, wie die Person hieß, an welche er sein Herz verloren hatte. ~ Als auch der letzte Tropfen seiner Schokolade ausgetrunken war, kam Kai wieder an seinen Tisch, hatte die Rechnung schon dabei. „Ich hoffe, es hat dir geschmeckt.“ Nickend legte Bryan den üblichen Betrag auf den Tisch und mit einem Lächeln nahm Kai das Geld entgegen. Doch schien es dieses mal herzlicher und vor allem ehrlicher. Nicht aufgesetzt. „In zwei Stunden ist meine Schicht zu Ende.“ „Ich weiß.“ Verlegen senkte Bryan den Blick. Wahrscheinlich klang er wie ein Stalker, doch wie konnte er auch anders handeln? „Meine letzte für dieses Jahr.“ Der junge Kellner nahm sein voll gestelltes Tablett, zwinkerte seinem Gast zu und verschwand erneut am Tresen. Der Pianist war sich nicht sicher, ob dies eine Aufforderung gewesen sein sollte, oder nicht. Bryan schnappte sich seinen Mantel, band sich den Schal um den Hals und verließ das Café. Mittlerweile war es dunkel geworden. Die Sonne hatte den Schnee besiegt und eine matschige Schicht auf den Straßen hinterlassen. Im Schein der Laternen wirkte es dreckiger, als man es wohl vermuten würde. Zwei Stufen auf einmal nehmend, erklomm Bryan die Treppe zu seiner Wohnung. Das E-Piano schien auf ihn zu warten, wie ein treuer Freund. Wie von selbst flogen seine Finger über die Tasten, kombinierten neue Melodien und seine Gedanken schwebten zu seinem Kellner. Zu Kai. ~ Und tatsächlich. Als Bryan wenig später aus der Tür trat, sah er den Kellner im strömenden Regen –es hatte plötzlich angefangen zu schütten, ohne, dass man damit gerechnet hätte- und blickte sich um. Vorsichtig überquerte er die Straße. Wegen Blitzeis auszurutschen, so kurz vor seinem Ziel, das wollte er nicht. „Wartest du schon lang hier?“ Kai schüttelte seine nassen Haare. Obwohl Bryan es nicht glauben konnte. Er hatte durch das Klavier spielen die Zeit vergessen und war zehn Minuten zu spät. Und dabei wohnte er nur gegenüber. „Du bist ganz durchnässt… Hast du es noch weit bis zu dir?“ Kai schnappte nach Luft, schien dann zu überlegen und nachzurechnen. „Vielleicht eine halbe Stunde.“ Das Herz des Pianisten begann schneller zu schlagen, als die Worte in seinem Kopf wie von selbst aus seinem Mund sprudelten. „Du könntest bei mir warten, bis der Regen aufgehört hat. Ich wohne dort.“ Mit dem Finger wies Bryan auf den dritten Stock des Hochhauses. Sein Kellner nickte, lächelte und folgte ihm tatsächlich. Erst, als der Schlüssel im Schloss steckte und ihnen den Weg in seine Wohnung öffnete, wurde Bryan gewahr, wie unordentlich es doch bei ihm war. Doch zu spät. Einen Rückzieher konnte der Lilahaarige nicht mehr machen. „Verzeih die Unordnung.“, murmelte er leise, stieß die Tür auf und ließ Kai eintreten. Schon als dieser den ersten Schritt machte, wurde ihm das Chaos an Noten gewahr. „Was spielst du?“ Flüchtig war der Silberhaarige einen Blick auf die Noten, wollte sie nicht durch seine Erscheinung durchnässen. „Klavier.“ Er wies Kai den Weg zum Bad und begann dann, die Berge an Blättern und Papier zusammen zu räumen. Immerhin sollten sie Platz zum sitzen haben. „Hast du vielleicht ein Hemd für mich?“ Der Kellner stand im Türrahmen zwischen Bad und Wohnbereich, nackt, und rubbelte sich mit einem Handtuch die Haare trocken. „Ja, natürlich.“ Die Papiere in seiner Hand legte er auf den kleinen Couchtisch, doch ehe Bryan zu seinem Schrank verschwinden konnte, spürte er zwei Hände auf seinen Hüften ruhen. „Ich kann auch so bleiben.“ Ein Schauer durchfuhr den Körper der Größeren, als er sich langsam herumdrehte und in die schelmisch blitzenden Rubine sah. Wie von selbst schlangen sich seine Arme um die schmale Taille. Bryan beugte sich vor, berührte flüchtig die Lippen Kais mit seinen. Weich war die Haut unter seinen Fingerspitzen, so, wie er es sich in all seinen Träumen vorgestellt hatte. Und doch war die Realität besser und um so viel intensiver, als es die Vorstellung je sein könnte. „Vom ersten Augenblick an…“ „Ich weiß.“ Lächelnd unterbrach Kai sein Gegenüber, während seine Finger geschickt unter den Pullover Bryans wanderten. „Du hättest nur einmal die Rechnung umdrehen müssen.“ ~ Mit den ersten Sonnenstrahlen erklang auch eine sanfte Melodie in der kleinen Wohnung im dritten Stock. Aus der Küche konnte man ein leises Klappern hören, bevor ein silberhaariger junger Mann mit zwei Tassen heißer Schokolade zu dem Pianisten schlürfte. „Wenn du dir nichts anziehst, wirst du dich noch erkälten.“ Der tadelnde Ton ließ Bryan aufsehen. Sein Gast, der wohl für immer blieb, trug eines seiner weißen Hemden, aber auch nicht mehr. „Das riskiere ich gern, wenn du mich dann wieder gesund pflegst.“ „Frohe Weihnachten.“ Der junge Kellner reichte seinem Geliebten die Tasse mit der dampfenden Schokolade. „Frohe Weihnachten.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)