Sternchensuppe von Berrii ================================================================================ Kapitel 10: endlich nach Hause ------------------------------ Nino seufzte. Laurin machte sich nicht wirklich Gedanken darüber, was er alles verpasste. "Was wenn du deswegen mal sitzen bleibst?" "Ach, das passiert nicht!", der Größere lächelte und setzte sich richtig auf die Bettkante. Nino verstand das nicht, er könnte nicht so sorglos damit umgehen. "Ähm... Wie gehts dir denn?", fragte Laurin und lächelte. "Naja... es wird besser, aber es dauert noch drei Wochen, bis ich wieder fit bin. Der Arzt meinte, meine Knochen wachsen schnell zusammen, da ich noch in einer Wachstumsphase wäre..", der Kleine rollte mit den Augen, "Irgendwie schwer zu glauben, ich bin seit zwei Jahren nicht mehr gewachsen." "Vielleicht wächst du in den nächsten Monaten noch etwas.", Laurin zog seine dünne Jacke aus, legte sie auf den Stuhl neben dem Bett und schaute wieder zu Nino, "Dann bist du vielleicht genauso groß wie ich." Der Kleinere sah ihn lächelnd ungläubig an: "Klar, und den Weihnachtsmann gibts. Ich werde bestimmt nicht wachsen." Lächelnd betrachtete Laurin ihn: "Du willst gar nicht mehr wachsen, oder?" Etwas verlegen fummelte Nino an seiner Bettdecke rum: "Naja... Eigentlich mag ich mich so, wie ich bin, auch wenn ich immer als Mädchen bezeichnet werde." >Er ist so süß...<, dachte Laurin im Geheimen und seufzte innerlich. "Seh ich eigentlich so mädchenhaft aus?" "Ähm-", der andere war etwas überrumpelt von der Frage, "Also, du bist halt schon klein und zierlich wie ein Mädchen und siehst sehr- ähm-" Fast hätte er süß gesagt... "Halt etwas feminim aus..." Nino warf ihm einen beleidigten Blick zu: "Fängst du auch schon damit an!" Laurin hob die Hände um deutlich zu machen, dass er das so nicht gemeint hatte: "Du verstehst das falsch Nino, nur weil ich sage, das du etwas feminim aussiehst, heißt das doch nicht gleich etwas Schlechtes. Du siehst doch sehr gut aus und es passt alles zusammen, wo liegt das Problem?" Sanft griff er nach einer Ponysträhne von Nino und spielte etwas mit ihr, während er wieder lächelte. Verlegen und leicht rot wendete Nino das Gesicht von dem anderen ab: "Ach was." "Das stimmt aber.", sagte Laurin und ließ ein letztes Mal die Haarsträhne aus seiner Hand gleiten, "Lach mal wieder!" Grinsend stupste er dem Kleineren sanft in die Seite: "Lachen ist gesund!" Nino grinste auch: "Okay!" Schnell vergingen die Wochen und mit jedem Tag ging es Nino besser. Jeden Nachmittag nach der Schule und am Wochenende kam Laurin ihn besuchen, machte mit ihm Schularbeiten und alberte mit ihm rum. Dann, an einem Donnerstag, kam der Gips von seinem Bein ab und er wurde endlich entlassen. "Nino mein Schatz!", seine Mutter schloss ihn glücklich in die Arme, als er das Behandlungszimmer verließ, wenn auch auf Krücken. Da er so lange im Gips war, war sein Muskel im Bein etwas abgeschwächt, aber er hatte schon seit vorletzter Woche kleine Gänge mit dem Krücken gemacht, um diesen zu stärken. "Wie lange sollst du die noch nehmen?", fragte sie und nahm seine Tasche. Nino lief langsam mit ihr zum Auto: "Bis Sonntag, Montag darf ich dann ohne Krücken zur Schule!" Glücklich stieg er ins Auto, endlich keine Spritzen mehr, endlich kein schlechtes Krankenhaus-Essen mehr, endlich - Moment... Keine täglichen Besuche mehr von Laurin? Auf dem Heimweg seufzte Nino mehrmals tief und starrte nach draußen. Seine Mutter schaute immer wieder mal zu ihm, sie merkte, das ihm irgendwas bedrückte. Als sie auf den Parkplatz vor ihrer Wohnung fuhr und das Auto ausstellte, drehte sie sich zu ihm: "Nino, was ist denn los mit dir? Du warst doch erst so froh, aus dem Krankenhaus raus zu sein. Was liegt dir denn auf dem Herzen?" Nino schreckte leicht auf: "Nichts nichts, ist alles okay!" Er versuchte zu lächeln, was ihm sehr schwer viel. Seine Mutter zog eine Augenbraue hoch: "Willst du mich veräppeln? Ich bin nicht blind, außerdem kenn ich dich, dich bedrückt irgendwas." Traurig starrte Nino auf das schwarze Amaturenbrett des Autos. Seufzend stieg sie aus: "Lass uns erstmal rein und dann reden wir in Ruhe bei einer Tasse Kakao." Laurin saß unterdessen gelangweilt in der Schule. Momentan waren zwei Lehrer krank und zwei andere auf Klassenfahrt, was für die Klasse viel Vertretungsunterricht hieß. Allerdings war das kein Unterricht, sondern einfach nur Beschäftigungstherapie für die Schüler. Bestimmt zum zwanzigsten mal hatte Laurin ein dämliches Mandala vor sich liegen, was er mithilfe von Rechenaufgaben nach einem bestimmten Muster ausmalen sollte. "Das macht doch alles keinen Spaß..", grummelte er und ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken. "Wem sagst du das..", seufzte Kathrina und ließ ihren gelben Buntstift aus der Hand rollen. Anne war schon eingeschlafen, da momentan kein Lehrer da war, war das relativ ungefährlich. "Wie gehts denn Nino?", fragte Kathrina und malte Anne mit einem Filzstift rosa Sterne auf die Hand. Laurin grinste: "Er wird heute endlich entlassen! Morgen darf er auch wieder zur Schule, aber er muss wohl noch ein paar Tage mit Krücken rumlaufen." "Na Gott sei Dank, dann haben wir endlich wieder ein schlaues Köpfchen hier und müssen nicht mehr heimlich den Taschenrechner auspacken." "Oh, Nina kommt wieder?", lachte von hinten ein Hiphoper und scherzte gleich dumm weiter mit seinen Freunden. Laurin seufzte genervt: "Ich mein, es war jetzt ziemlich langweilig und ruhig hier, aber das es nur lauter wird, um ihn zu ärgern, ist doch echt das letzte.." "Ja..", Kathrina tat den Filzstift weg und legte ebenfalls den Kopf auf die Tischplatte, "Was haben wir denn nach dieser Stunde?" "Vertretung..?" Anne regte sich leicht und dreht den Kopf zu den anderen beiden: "Das ist die letzte Stunde, danach fällt alles aus, hat vorhin Marcel gesagt, da wart ihr beim Kiosk." Sofort waren die anderen beiden wieder hellwach und setzten sich richtig hin. "Und das sagst du uns erst jetzt?!", fragte Kathrina empört. "Sie hats wahrscheinlich verpennt, die schläft den ganzen Tag doch nur.", meinte Laurin und packte seine Tasche, da es eh in zehn Minuten klingelte. "Ich penn nicht den ganzen Tag!", Anne streckte sich und wollte auch ihre Sachen packen, als sie die Sterne auf ihrer Hand sah, "Och Kathi.." Seufzend räumte auch sie ihre Sachen weg, ihr Mandala war komplett unberührt. Kathrina kicherte leise: "Selber Schuld, würdest du nicht die ganze Zeit schlafen, dann hättest du das mitbekommen." "Naja, egal. Was macht ihr heute noch?" "Ich geh gleich schwimmen und heut Abend muss ich mit meinen Eltern zu so einem dämlichen Geschäftsessen..", Kathrina ließ den Kopf hängen, "Wieder sowas wo man einschlafen könnte.." Laurin legte ihr kurz mitfühlend die Hand auf die Schulter: "Das überlebst du nach vier Tagen Vertretungsunterricht auch noch! Ich geh gleich zu Nino." "Du gehst jeden Tag zu ihm.", grinste Anne, "Sogar am Wochenende, ihr hockt echt nur beieinander." "Tja, im Krankenhaus hast du ja nichts zu tun, vorallem wenn du fast nur im Bett hockst.", gab Laurin zurück. Er wollte eigentlich nicht damit auffallen, er hatte Angst, das die beiden Mädchen irgendwann auf die Idee kamen, er sei in Nino verschossen. "Ich wette du bist auch jetzt jeden Nachmittag und jedes Wochenende bei ihm.", Kathrina lächelte, "Ihr seit echt sehr schnell gute Freunde geworden." Schulter zuckend stand Laurin zum klingeln der Schulglocke auf: "Tja, so ist das halt. Bis morgen dann!" Schnell machte sich Laurin davon, bevor das Gespräch noch tiefer in ein Thema einsank. Zuhause angekommen legte er seine Schultasche einfach am Bettende ab und schnappte sich sein Skateboard, um zu Nino zu fahren. Seine Mutter war wie immer noch auf der Arbeit. "So, jetzt erzählst du mir mal, was dir auf dem Herzen liegt.", Ninos Mutter hatte ihnen beiden einen warmen Kakao gemacht und saß nun mit ihrem Sohn in der Küche am Tisch. "Es ist doch nichts Mama, wirklich.", Nino nippte leicht am Kakao und schaute in das süße Getränk. "Lüg doch nicht, ich seh dir das doch an und du zerbrichst dir darüber ziemlich den Kopf.", sie legte ihren Löffel, mit dem sie in ihrem Kakao gerührt hatte, neben der Tasse ab, "Du kannst mit mir wirklich über alles reden Nino, und damit mein ich wirklich alles, egal was es ist, ich werde dir weder böse sein, noch entäuscht oder so sein. Ich möchte doch das es dir gut geht und du glücklich bist." Nino lächelte matt. Seine Mutter war auch zu liebevoll, immer war sie fürsorglich. "Ja Mama, ich weiß..", er trank einen Schluck, "Aber ich will grad nicht darüber reden, ich will erst noch etwas darüber nachdenken." Sie lächelte: "Das ist okay, komm einfach zu mir, wenn du reden willst, okay?" Nino nickte: "Mach ich, ganz bestimmt." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)