Sternchensuppe von Berrii ================================================================================ Kapitel 9: SMS für dich ----------------------- >Hey Laurin! Hast du lust mich heute oder morgen besuchen zu kommen?< Laurin las die SMS jetzt bestimmt zum zwanzigsten mal. Er wusste nicht, was er machen sollte. Jeder Gedanke an Nino ließ ihn blind für alles andere werden. Wie sollte er ihm denn in die Augen schauen? Er schämte sich immer noch für das, was passiert war, nachdem er so schnell nach Hause gefahren war. Nicht, weil es ein Junge war, in den er sich halsüberkopf verliebt hatte. Sondern weil er nicht wusste, ob er überhaupt eine Chance bei ihm hatte. Was wenn Nino deswegen nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte? Laurin musste schon einmal erleben, wie ihn ein guter Freund im Stich ließ, nur, weil dieser rausgefunden hatte, das er in seinem Bruder verknallt war. Aber irgendwie musste er wieder Nino gegenüber treten. Verlieren wollte Laurin ihn nicht, außerdem war er sich sicher, das Nino ihn spätestens, sobald er sich selber wieder richtig bewegen konnte, zur Rede stellen würde. Aber was sollte er jetzt tun?! "Man scheiße!", wütend warf er sein Handy aufs Bett, wo es gegen ein dickeres Buch knallte. "Laurin!", seine Mutter betrat sein Zimmer, "Was war das denn?" "Mein Handy..", antwortete ihr Sohn genervt. Sie seufzte: "Was ist denn los mit dir? Irgendwas ist da doch, du bist doch sonst immer gut drauf." "Hm..", gab Laurin nur von sich und setzte sich auf seinen Tisch und ließ die Beine baumeln. "Junge Junge.. Wenn ich nur in dein Kopf schauen könnte..", sie umarmte ihn liebevoll und strich ihm dann etwas das Haar zurecht. Schwach lächelte er. Was seine Mutter dann wohl von ihm dachte? "Du kannst mit mir über alles reden, das weißt du, Laurin." "Ja, Mama." Wieder seufzte sie: "Vom Trübsal blasen wirds nicht besser, Schatz." "Weiß ich auch." Seine Mutter setzte sich neben ihn auf den Tisch. Laurin war mittlerweile genauso groß wie seine Mutter. "Weißt du, wer auch immer dir da wohl geschrieben hat und dich so beschäftigt, das du dein Handy wegschmeißt, solltest du nicht warten lassen." Jetzt seufzte Laurin. Seine Mutter lächelte: "Nur weil es nicht leicht ist, gibt es keinen Grund, es nicht zu versuchen." Ja, das stimmte. Das hatte Laurin mal seiner Mutter gesagt, als er noch etwas kleiner war. Damals lebten sie noch mit seinem Vater zusammen, doch seine Mutter kam mit ihm nicht mehr zurecht. Oft sah er sie weinen, weil sie einfach nicht mehr konnte. Unbewusst hatte er ihr diesen guten Rat gegeben. "Los, beweg dich!", sie klatschte ihm leicht auf den Hintern, "Da wartet noch jemand auf deine Antwort!" "Auu- Mama!", Laurin rutschte vom Tisch runter, "Ich hab dir schon mal gesagt, das du das lassen sollst." "Ja ja~ Ich mach gleich Mittag, du kannst ja später dir was warm machen, wenn du gleich weg gehst.", sie verließ sein Zimmer. "Ich geh weg?", er sah seiner Mutter nach. Eigentlich wusste sie gar nichts. Uneigentlich wusste sie immer, was ihn beschäftigte. Er konnte vor ihr auch nicht wirklich etwas verheimlichen. Seufzend griff er nach seinem Handy und öffnete wieder Ninos SMS. >Heute<, dachte Laurin, >Heute oder ich packs nie.< Schnell antwortete er Nino und nahm sich dann sein Skateboard und seine Tasche: "Ma, ich komm später wieder!" "Okay, viel Spaß!" >Ja, komme gleich vorbei< Nino konnte es nicht fassen, das Laurin wirklich geantwortet hatte. Glücklich las er die SMS immer wieder. Aber was sollten sie dann machen? Jetzt zerbrach sich der Kleine den Kopf, doch weit kam er damit nicht, plötzlich klopfte es und eine Krankenschwester kam mit Utensilien zum Blut abnehmen rein. Musste das grade jetzt sein?! Nino hatte panische Angst vor Spritzen und benahm sich dabei wirklich wie ein kleines Kind. Aber Laurin kam doch gleich! Er wollte nicht, das er ihn so sah. "Ich müsste eben mal Blut abnehmen.", kündigte die Frau an und setzte sich mit einem Hocker an Ninos Bett. "Geht das nicht auch später bitte?", flehte Nino verzweifelt. "Nein, das Blut muss noch heute untersucht werden und dafür muss ich dir das jetzt abnehmen!" "Ich- ich will aber nicht-" "Ach Junge, für solch ein Theater bist du doch nun echt zu groß, oder?", sie bereitete alles vor, was Nino nur noch mehr Angst machte. Es klopfte wieder. Mit panischem Blick starrte Nino zur Tür, als Laurin eintrat. "Ähm- komm ich ungelegen?" Die Krankenschwester sah ihn perplex an: "Kommt ganz drauf an. Sie können mir ja assistieren und den Arm des jungen Mannes festhalten, damit ich Blut abnehmen kann." Laurin schaute zu Nino, der eingeschüchtert da saß. Etwas unsicher setzte er sich zu Nino ans Bett und hielt ihm eine Hand hin: "Es ist bestimmt schnell vorbei, hm?" Ängstlich gab Nino Laurin seine Hand, der dann seinen Arm so hinlegte, das die Schwester problemlos Blut abnehmen konnte. Laurin hielt dabei seinen Arm fest, den Nino im letzten Moment doch wegziehen wollte. "Auu-", Nino versteckte sein Gesicht im Kissen. Warum tat ihm das immer so scheiße doll weh?! "So, vorbei.", die Krankenschwester drückte Nino genervt einen Tupfer in die Armbeuge, "Drauf drücken und anwinkeln." Hektisch eilte sie aus dem Zimmer und Laurin drückte Nino den Tupfer auf den Arm. "Nino? Alles ok?", Laurin strich ihm das Haar aus dem Gesicht. Nino war leicht rot vor Scham im Gesicht, weil er ein paar Tränen nicht zurückhalten konnte. Langsam nickte er. "Nino...", Laurin viel ihm unbedacht um den Hals und drückte ihn an sich. Überrascht legte Nino den gesunden Arm um Laurin. Was war denn jetzt los? Laurin ließ einfach nicht los, er lag halb aufm ihm und fühlte Ninos Herzschlag. Nino lächelte. Er fand es süß, wie Laurin ihn da in Beschlag nahm und sich an ihn kuschelte. Moment mal! Was war hier jetzt eigentlich los? Nino verlor völlig den Überblick über sich, Laurin und die ganze Situation um sie herum und das konnte er gar nicht ab! Er musste immer wissen, wo er stand und was war, er hasste es, verwirrt zu sein. "Laurin...", Nino legte seine Hand auf Laurins Brust und drückte ihn leicht hoch, um ihm zu verstehen zu geben, sich von ihm zu lösen. Fragend sah er ihm in die Augen, während Laurin sich wieder aufsetzte. Er war einen Hauch rot. "Entschuldige." "Nein, ist ja ok. Wie gehts dir?", fragte der Kleinere langsam und etwas unsicher, "Ich hab gehört, das du nicht in der Schule warst." Laurin zuckte kurz mit den Schultern: "Ja, hatte keine Lust." "Was? Deswegen macht man doch nicht blau!" "Wieso nicht?" Nino setzte sich auf: "Weil du lernen musst!" "Ähm- ja- Aber ein paar Tage fehlen ist doch kein Weltuntergang." Nino hob eine Augenbraue: "Weißt du wie viele wichtige Matheformeln in ein paar Tagen entstanden sind?" "Ist doch egal!" "Nein ist es nicht!", meinte Nino erbarmungslos, "Du verpasst dadurch viel." "Das ist mir im Moment aber egal.", entgegnete Laurin wahrheitsgemäß. Nino seufzte: "Ich muss dir wohl noch öfter Nachhilfeunterricht geben.." Der Größere grinste: "Gerne." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)