Just one kiss may change my world von Elaine_Eden (( Spiritshipping: Johan x Juudai / Jesse x Jaden)) ================================================================================ Kapitel 3: Das Lagerfeuer ------------------------- Heute ist der Tag des Sommerfestes gekommen. Ob Johan wirklich den Mädchen beim Aufbau geholfen hat? Ich habe ganz vergessen ihn das zu fragen, obwohl ich letztens noch bei ihm gepennt hatte, weil es doch recht spät geworden war. Wir haben bis etwa halb 3 Uhr nachts noch Karten gespielt und geredet. Es tut immer so gut, mich mit ihm zu unterhalten. Aber zurück zu meiner Frage. Vorzustellen wäre es. Er ist schließlich immer hilfsbereit. Als ich die Terrasse meiner Unterkunft betrete, werde ich bereits von Rei begrüßt. Sie kam erst im 3.Jahr zur Akademie, genau zur selben Zeit, als uns auch die Austauschschüler beehrten. Allerdings kenne ich sie bereits von früher, weil sie sich als noch kleines Mädchen ein mal als Junge verkleidet auf die Akademie schlich, um ihren Schwarm Ryo, Shos Bruder, ihre Gefühle zu gestehen. Natürlich hat Ryo ihre Liebe nicht erwidert. Was will ein fast erwachsener Mann auch mit einem kleinen Kind? Dazu fehlt ihm die pädophilie Ader! … Und das ist auch gut so. Jedenfalls war ich es, der ihr Geheimnis als erster enttarnte. Vielleicht liegt es daran, ich weiß es nicht, aber seither bin ich ihr neues Opfer. Das ist auch der Grund, weshalb sie sich nun offiziell an unserer Akademie immatrikulierte. Ich bin ja doch ziemlich überrascht, wie groß sie geworden ist und ich würde sie auch nicht gerade als hässlich bezeichnen. Ja, ich mag sie auch, aber ich kann nicht behaupten, dass ich ihre romantischen Gefühle erwidere. Manchmal geht sie mir sogar eher auf die Nerven… aber das binde ich ihr lieber nicht auf die Nase, zumal ich sowieso bald meinen Abschluss in der Tasche habe. (Hoffe ich…) Wie ich sie einschätze, wird sie ohnehin in absehbarer Zeit ein neues Liebesopfer finden… Was will sie? Ach ja, sie hakt sich gleich, forsch wie sie ist, wieder bei mir ein und schleift mich fröhlich zum Hauptgebäude. „Juudai-sama, wir kommen noch zu spät. Beeilung, die anderen warten schon! Wir müssen noch…“ Sie zählt auf, was noch zu tun ist bis zum Fest. Ich höre ihr gar nicht zu, denn etwas, oder besser gesagt, jemand anderes erweckt auf dem Weg meine Aufmerksamkeit. Johan, mit ein paar Brettern unterm Arm geklemmt, läuft einfach so an mir vorbei. Was soll das? Er grüßt mich nicht einmal. Ok, er scheint in Eile, aber für ein „Guten Morgen“ wird ja wohl Zeit sein, oder? Das wurmt mich doch gerade ziemlich. Und dann rennen ihm schon wieder diese Hühner hinterher. Also hatte ich richtig vermutet und er konnte ihnen ihre Bitte um Hilfe nicht abschlagen. Dazu ist er einfach zu nett. Na gut, heute Abend werden wir uns schon noch mal begegnen. Ich drehe mich wieder um und lasse mich lustlos von Rei führen. Sie wird schon wissen, was zu tun ist. Nun habe ich meinen Teil der Arbeit erledigt und gammle etwas auf dem Boden neben unserem Stand herum, während Asuka und ihr Bruder Fubuki Oktopusbällchen verkaufen. Ein paar hundert Meter weiter hat eine andere Gruppe bereits das obligatorische große Feuer angezündet. Die Flammen lodern friedlich und erhellen die sich im Zuge der Dämmerung verfinsternde Umgebung. Dieser Anblick beruhigt mich irgendwie. Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. „Nee, Juudai!“ Es ist Johan! „Willst du mal probieren?“ Er reicht mir freundlich lächelnd ein seltsam zusammen gefaltetes Stück Teig. Ich nehme es neugierig entgegen. „Was ist das?“ Er selbst hat auch so ein Ding, hockt sich neben mich und beißt genüsslich hinein. Es scheint gut zu schmecken. „Das sind Crêpes! Französische Pfannkuchen. Hab ich gerade selber gemacht.“ Ich staune nicht schlecht. „Französische Pfannkuchen?“ Klar, Johan kommt aus Europa! Neugierig beiße ich hinein. „Whoa, ist das süß! Ist das mit Schokolade?“ „Ja, bei dir Nutella, das braune Zeug, das man sich auch aufs Brot schmieren kann. Ich hab einen mit Vanillesoße. Willst du mal kosten?“ Er hält mir sein Stück zusammengefalteten Teig entgegen. Soll ich da jetzt hinein beißen, obwohl er schon rein gebissen hat? Macht ihm das gar nichts aus? Leicht zögerlich komme ich seiner Aufforderung nach. Es freut mich irgendwie, dass ihm das gar nichts ausmacht, denn er isst danach unbeirrt weiter. „Das schmeckt auch gut, eigentlich sogar besser.“, finde ich. „Wirklich?“ Er sieht mich überrascht an. „Oh, tut mir leid. Ich hätte wetten können, dass du Schokolade lieber magst. Aber wenn das so ist, können wir auch tauschen. Ich mag fast alle Sorten.“ „Nein nein, nicht nötig!“ Er will tauschen, nur weil mir der Crêpe mit der Vanillesoße besser schmeckt? Wie lieb von ihm. Ich spüre wie mir ein sanftes Lächeln über die Lippen huscht. Dann bin ich ihm doch nicht egal, obwohl ich heute den Eindruck hatte, als er stumm an mir vorbei lief. Ich beiße erneut hinein. „Du sagtest ‚alle Sorten’. Gibt es noch mehrere?“ „Ach du, die kann man so gut wie mit allem belegen. Zum Beispiel mit Konfitüre, Früchten oder ganz klassisch mit Zucker und Zimt, also traditionell eher mit was Süßem. Man kann die sogar herzhaft belegen, das hab ich auch schon gesehen, ist jedoch nicht so mein Geschmack.“ „Cool!“, entgegne ich nur und schlucke den letzten Bissen herunter. „Und jetzt?“ Nachdem auch er seinen verzehrt hatte, unsere Essgeschwindigkeit ist erschreckend gleich, lässt er sich nach hinten fallen und verschränkt die Arme hinterm Kopf. Ich tue es ihm gleich. „Hier kann man die Sterne sehen.“, meint er. „Ja.“ Was soll ich dazu sagen? Plötzlich beugt sich ein dunkelblondes Mädchen mit verärgerter Miene über mich. „Hey Juudai, du Faulpelz! Wir verrichten hier die ganze Arbeit und du liegst mit Johan faul herum!“ „Asuka!“ Sie tritt mich in die Seite. „Schon gut, Schwesterherz. Reg dich nicht auf. Wir sind doch fertig.“ Ihr Bruder dagegen sieht es gelassen, wie immer. „Das heißt nichts! Er hätte uns ruhig helfen können!“, stampft sie wütend davon. Ich schaue Hilfe suchend zu Johan. Er grinst nur und zuckt mit den Schultern. Soll wohl heißen, ich soll mir nichts draus machen. „Na, dann kommt mit zum Lagerfeuer! Jetzt kommt der lustige Teil des Abends!“, meint Fubuki mit seinem typischen Grinseface. Was nimmt der Kerl, dass er immer so gut gelaunt ist? Johan steht auf und reicht mir helfend die Hand. „Komm, tun wir es ihm gleich und lassen die Sau raus.“ „Das klingt, als könnte es lustig werden.“ Ihn nehme seine Hand und lasse mich von ihm hochziehen. „Worauf du einen lassen kannst!“, kichert er und zieht mich an der Hand Fubuki hinterher zum Lagerfeuer. Irgendwie hab ich ein komisches Gefühl, so als würden wir verfolgt werden. Aus dem Augenwinkel fallen mit Junko und Momo auf, Asukas beste Freundinnen. Bilde ich mir das nur ein, oder grinsen sie zu uns rüber? Die haben doch irgendetwas vor! Als sie nämlich sehen, dass ich sie bemerke, rennen sie kichernd davon. Ich kann mir daraus keinen Reim machen. Mädchen sind für mich wie ein verschlossenes Buch, für das ich den Schlüssel verlegt habe. Ich verstehe sie einfach nicht! Ob sich das wohl jemals ändern wird? Ach egal. Ich genieße einfach diesen lauwarmen Sommerabend in der Gesellschaft meiner Freunde. Nun sitze ich schon ein Weilchen mit meiner Clique um das Lagerfeuer. Alle lachen fröhlich. Fubuki, unser Musikfreak, hat natürlich einen Ghettoblaster besorgt, der uns im Hintergrund mit Musik zudröhnt, und versucht Fujiwara auf subtilste Art zum Tanzen zu animieren. Rei versucht ebenfalls etwas. Und zwar versucht sie krampfhaft Martin dazu zu bekommen, dass er etwas von ihren selbst gemachten Hähnchenspießen probiert. Diese sehen jedoch leicht angekokelt aus… ich würde sie auch nicht essen wollen. Hoffentlich kommt sie nicht auf die Idee, mich darum zu bitten. Auch Ryo, der eigentlich schon längst seinen Abschluss gemacht hat, wohnt unserer netten Runde auf Bitten seines kleinen Bruders bei. Er ist gesundheitlich etwas angeschlagen, befindet sich jedoch auf dem Weg der Besserung und pult gerade die Kerne aus einem Stück Wassermelone, während er sich mit Edo, der ebenfalls von außerhalb kommt, unterhält. Daichi, unser Mathecrack, rechnet gerade aus, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass der Flaschenhals auf ihn zeigt. Auf so n Bullshit kann auch nur der kommen… Ja, ihr vermutet richtig: Wir spielen Flaschendrehen! Einfältig, aber wirkungsvoll, ha ha. Gerade hat Sho die Flasche gedreht und nun zeigt sie auf Jun. Oh je, das könnte interessant werden, da Sho und Jun sich gerne auch mal streiten. Seit Kenzan bei uns ist, bevorzugt Sho jedoch meist die Auseinandersetzung mit unserem Dinosaurierfreak. Apropos, wo ist der eigentlich? Ach ja, da bei Jim. Jim ist Archäologe. Klar, dass die zwei sich viel zu erzählen haben. O’Brien, der Austauschstudent aus den USA, sitzt ruhig dazwischen und nickt meist nur. Sie scheinen sich stellenweise auf Englisch zu unterhalten. Jim und Kenzan eint, dass sie beide gern laut lachen. Ob das für den stillen O’Brien nicht eine Qual ist? Bei dem Anblick kommt mir ein leichtes Schmunzeln über die Lippen. Aber was ist nun mit Jun? Er ist ja dran. Er wählt Wahrheit. Wie langweilig… Ich hätte zu gerne gesehen, wie Sho ihm irgendeine dumme Aufgabe aufbrummt. Dann frag ihn wenigstens etwas Fieses, Sho! Sho denkt nach. Fubuki flüstert ihm plötzlich etwas ins Ohr und Sho beginnt zu grinsen. War so klar! Fubuki hat immer die beklopptesten Einfälle. Jetzt bin ich gespannt. „Thunder-chan?“, grinst Sho. Allein diese Anrede bringt Jun fast auf die Palme. „Mein Name ist Manjoume! Manjoume-san da!!!“ „Ja, Thunder! XD“, muss ich lachen. Daraufhin guckt Jun mich an. „Und du hältst die Schnauze, du Loser!“ Das war auch klar. Ich weiß ja, er meint es nicht so und grinse gelassen in mich hinein. Sho formuliert seine Frage: „Welche Unterwäschefarbe magst du bei Mädchen am liebsten?“ Ich kipp um vor Lachen. So ne doofe Frage! Aber sie bringt Jun völlig aus dem Konzept, die Röst schießt ihm nur so ins Gesicht. Fubuki grinst triumphierend und zwinkert seiner Schwester aus dem Augenwinkel zu, da jeder weiß, dass sie Juns Angebetete ist. Ich wollte gerade meinen besten Freund in die Seite stupsen und mich über die Komik dieser Situation auslassen, doch mein Arm greift ins Leere. Wo ist Johan denn hin? Ich schaue mich überrascht um. Mein suchender Blick findet ihn dann. Er sitzt bei Jim und den anderen Austauschstudenten und hantiert mit irgendwelchen Würfeln. Es scheint ihm Spaß zu machen. Sie reden auf Englisch. Zu dumm, dass meine Fremdsprachenkenntnisse eher dürftig sind. Außerdem sitzen sie zu weit von mir entfernt, als dass ich im Getöse der Menge etwas Brauchbares aufschnappen könnte. Irgendwie finde ich das gar nicht lustig. Er hat sich ohne ein Wort zu sagen von mir weg gesetzt. Das Klatschen der Menge reißt mich etwas aus meinen Gedanken. Ich habe Juns Antwort gar nicht mitbekommen. Als nächstes Ist Junko dran mit Flaschendrehen. Momo sitzt natürlich neben ihr. Mädchen… Die hängen immer aufeinander. Ob Mädchenfreundschaften länger anhalten als Freundschaften zwischen Jungs? Ich werfe Johan einen Blick zu, aber er bemerkt es nicht einmal und amüsiert sich köstlich mit Jim und den anderen. Mein Blick verfinstert sich. Wieso spüre ich diesen Unmut in mir? Ist das… Eifersucht? Ach Quatsch! Ausgemachter Blödsinn!! Der Flaschenhals kommt zum Stehen und richtet sich überraschenderweise auf… Johan! Seinem Gesichtsausdruck entnehme ich, dass er ziemlich verwundert über diesen Umstand ist. Er wirft Jim einen kurzen fragenden Blick zu. Dieser nickt ihm zu und Johan scheint es daraufhin gelassen zu nehmen. Seit wann ist der Krokomann sein persönlicher Berater? Junko jubelt triumphierend auf und schaut Johan spitzfindig an. „Nun, Andersen. Wahrheit oder Pflicht?“ Alle erwarten stillschweigend seine Reaktion. „Ich wähle Pflicht.“, entgegnet er mit seinem typischen Grinsen. Anscheinend erwartet er keine große Aufgabe, aber da hat er sich geschnitten, wie sich noch herausstellen sollte… Momo steht auf und klatscht Junko heimtückisch lachend in die Hand. Haben sich die zwei etwa vorhin schon eine fiese Aufgabe einfallen lassen, als ich das Gefühl hatte, sie würden uns nachstellen? Im meinem Körper baut sich Spannung auf. Was muss er wohl machen? „Alles klar!“ Junko richtet selbstsicher ihren Zeigefinger auf Johan. „Andersen! Deine Aufgabe lautet…“ Sie grinst. „Küsse einen der hier anwesenden MÄNNLICHEN Kommilitonen, mit Zunge!“ Wie bitte?!! Die Menge kreischt hysterisch lachend auf und alle grinsen erwartungsvoll. Gerade so Leute wie Fubuki sind anfällig für solch bekloppte Ideen. Johans Gesicht dagegen wirkt eher bleich. Ihm scheint die Aufgabe nicht zu gefallen. Das macht er mit deutlichem Protest klar. Aber Junko bleibt hart. „Die Regeln lauten, dass eine ein Mal gestellte Aufgabe ausgeführt werden muss und nicht verändert werden darf!“ „Richtig! Es heißt nicht umsonst Pflicht!“, pflichtet ihr ihre Freundin bei. „Aber…“, stottert Johan ein wenig verzweifelt. „Diese Regeln hast du dir doch gerade eben bloß ausgedacht!“ Ob er überhaupt schon mal jemanden geküsst hat? Diese Aufgabe ist wirklich gemein. „Tz tz tz. Jetzt sei mal kein Feigling, Johan.“, grinst Fubuki. „Es ist doch bloß ein Spiel, du Spaßbremse!“ In einem Moment ohne Worte spiegelt sich Johans Antwort nur in seinem Blick wieder. „Ja, genau, Johan! Mach doch!“, lacht Rei. Entweder begreift sie nicht so recht, oder sieht es nicht so eng. „Oder bist du etwa zu verklemmt, Jo-chan?“, setzt Fubuki noch einen drauf. Ob ihm klar, dass er als männlicher Kommilitone auch zur Auswahl steht? Einzig seine Schwester scheint der geballten Obszönität hier überdrüssig zu sein. Sie verdreht stöhnend die Augen. Wenn ich so einen Bruder hätte, wäre mir auch so manches peinlich… Aber Fubukis Satz verfehlt seine Wirkung nicht. Johan fühlt sich beleidigt. Das erkenne ich in seinem aggressiven Blick. Er steht auf, stemmt die Hände in die Hüfte und schmeißt den Kopf zurück. „Also schön! Wer soll mein Opfer sein?“ Die Leute jubeln und finden die Situation wohl komisch. Dem kann ich mich nicht anschließen. Irgendwie tut mir Johan leid, aber andererseits fühle ich mich ein wenig gerächt, weil er sich einfach ohne ein Wort zu verlieren von mir weggesetzt hat. Johan sieht sich um, doch auf seine Frage bekommt er keine konkrete Antwort. „Such dir dein Opfer selbst aus!“, meint Junko nur. Warum sieht sie in meine Richtung? Und was soll das dämliche Grinsen? Johan scheint ihrem Blick zu folgen, denn plötzlich steht er vor mir und alle grinsen mich an. Ich bekomme ein wenig Angst. Wieso sind bloß alle Blicke auf mich gerichtet? Soll das etwa heißen…? „ICH?!“, schreie ich laut auf. „Genau!“ Doch bevor ich auch nur irgendetwas machen kann, kniet sich Johan plötzlich vor mich hin und hält meinen Arm fest. Er sieht mir wortlos genau in die Augen und kommt mir immer näher, bis seine Lippen schließlich die meinigen berühren. Sie sind unerwartet weich. Ich fühl mich wie erstarrt. Um mich herum höre ich das Jubeln der Menge, die sich anscheinend einen Heiden Spaß aus meinem Leid macht. Aber das ist ihnen anscheinend nicht genug, denn Junko erinnert Johan lautstark an eine weitere Bedingung, die in der Pflicht enthalten war. „Mit Zunge hab ich gesagt, du Feigling!“ Doch noch bevor sie diesen Satz zu Ende bringt, schiebt Johan mir seine Zunge in den Mund. Ich kneife hastig die Augen zusammen. Was für ein Gefühl! Ein Kribbeln fährt mir durch den gesamten Leib. Ich zittere und mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Was ist das nur? Ich bin wie vernebelt. Es ist plötzlich so still. Ich höre nur das Pochen meines Herzens. Mir wird so heiß. Wie macht er das? Dann lässt er von mir ab. Das war es schon? Er wischt sich beim Aufstehen mit dem Handrücken über den Mund und wirft Junko einen giftigen Blick zu. „Zufrieden?“ Ja, plötzlich sehe ich die anderen wieder. War es gerade nur so still, weil ich alles andere ausgeblendet habe? Warum habe ich das gemacht? Ich streiche mir verwundert über die Lippen. Mein Herz rast noch immer wie verrückt. Im tobenden Gelächter setzt sich Johan wieder zu den Austauschstudenten. Warum? Höre ich das richtig? Er flüstert ein „Blöde Kuh!“ vor sich hin. War der Kuss so schrecklich für ihn? … Wie war er eigentlich für mich selbst, der Kuss? Während die meisten sich wieder ihrem subtilen Flaschenspiel widmen, grinsen einige zu mir herüber, andere zu Johan. Jim patscht ihm breit grinsend über den Kopf und kassiert daraufhin eine Kopfnuss von Johan. Irgendwie ist mir diese Situation sehr peinlich. Warum mussten alle zugucken? Das war mein erster Kuss. Jetzt kann ich erahnen, wieso die Menschen immer so einen großen Wirbel ums Küssen und all diesen Kram machen. Ich starre vor mich hin und streiche mir über die Lippen. Sind Küsse immer so… anregend? Ich verstehe mich selbst nicht! Warum fühle ich mich jetzt so komisch? Ein paar Minuten später hat die Flasche ihr neues Opfer auserwählt: Daichi! Aus Angst wählt er natürlich lieber Wahrheit als Pflicht. Bestimmt hat er zuvor noch ausgerechnet, wie hoch die Wahrscheinlichkeit sein wird, dass herauskommt, wenn er flunkert… Ich seufze. Wenigstens sieht mich jetzt keiner mehr an. Ich schaue zu Johan. Aber auch er sieht mich nicht an. Ob ihm das auch etwas peinlich war? Auf ein Mal steht er auf, sagt irgendetwas zu Jim und O’Brien und geht. Wohin? Johan, wohin gehst du? Und vor allem, warum??? Jemand tippt mich von der Seite an. „Juudai, du bist dran. Hier!“ Sho drückt mir die Flasche in die Hand. Ich sehe ihn nur fragend an. „Du musst drehen.“, meint er. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass die Flasche schon so weit gewandert ist. „Ähm, ich… Ich muss mal!“ Ich mag dieses Spiel nicht weiter spielen. So lasse ich die Flasche fallen und renne davon. Wohin ist Johan gegangen? Er ist doch nur kurz vor mir weg gegangen. Er müsste doch hier irgendwo sein. Ich streune suchend durch die Büsche. Warum suche ich ihn eigentlich? Ich will wissen, wieso er ausgerechnet mich ausgesucht hat! Wieso? Ich will es wissen. Bei dem Gedanken an diesen Kuss bekomme ich weiche Knie und meine Hände sind schweiß gebadet. Mir flattert wieder dieses Kribbeln in der Magengegend umher. Plötzlich remple ich jemanden an. „Oh, Entschul… Johan?“ Ich spüre wie mir die Röte ins Gesicht schießt. „Juudai!“ Er sieht mich überrascht an. „Was machst du hier?“ „Ich habe dich gesucht.“, entweicht es mir unbeabsichtigt. Vor Schreck halte ich mir den Mund zu. Wie peinlich! „Warum denn?“, fragt dieser etwas verwundert drein schauend. „Ach…“ Er senkt den Blick. „Wegen des Kusses, oder? T-tut mir echt leid.“ Das überrascht mich jetzt: „Es tut dir leid?“ Er lächelt mich beschämt an: „Ja, bitte verzeih mir, dass ich dich gewählt habe.“ Ich zucke mit den Schultern: „Du bist lustig. Ich bin nicht böse auf dich.“ „Nicht?“, fragt mich der Schwede überrascht. „Nein, wieso sollte ich? Aber… ich…“ Es fällt mir schwer, diese Frage in Worte zu fassen. „… ich wüsste gern, wieso du ausgerechnet MICH erwählt hattest…“ Johan legt seine Hände auf meine Schultern und schenkt mir ein sanftes Lächeln. „Weil du mein bester Freund bist und ich dich mag.“ Er bekommt leicht rote Wangen, während er das sagt und seine grünen Augen funkeln wie Smaragde. „Ich hab dich auch gern, Johan…“, entwischt es mir. Moment! Was sag ich da? Ich fasse mir an den glühenden Kopf. „I-ich bin wohl müde, denke ich.“, stottere ich nur. Mein Herz rast schon wieder so. Johan streicht mir behutsam über die Wange. Seine Hände sind so unglaublich zärtlich! „Nun, dann solltest du vielleicht schlafen gehen.“ Ich traue mich nicht, ihm zu widersprechen: „Ja… wäre wohl besser…“ So setze ich das Gesprochene gleich in die Tat um und mache mich nach kurzer Verabschiedung auf den Weg zu meiner Unterkunft. Jedoch kann ich diese Nacht nicht besonders gut schlafen. Die meiste Zeit liege ich trotz Müdigkeit wach und wenn ich dann endlich mal schlafe, habe ich komische Träume… Kapitel 03 Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)