Gegen Jede Regel von Anuugi (Eine Atemu x Yugi FF von Viky und TeufelchenYugi) ================================================================================ Kapitel 1: Begegnung -------------------- *Yugis Sicht* „Junger Herr! Sie müssen aufstehen!“ Grade war ich noch halb im Dämmerschlaf gewesen als mich die Stimme meines Zimmermädchens aus eben diesen reißt. Zaghaftes aber bestimmtes Klopfen begleitet ihre sanfte Stimme und mit einem Grummeln drehe ich mich auf den Rücken ehe ich mich seufzend aufsetze. Ein Blick auf die Digitaluhr auf meinem Nachttisch verrät mir, dass es bereits 8 Uhr ist somit die Nacht für mich vorüber. Warum nur muss in diesem Haus immer alles so streng geregelt ablaufen? Da habe ich endlich Sommerferien, welche ich mir wirklich redlich verdient habe und muss dann auch noch um acht Uhr aufstehen. Sicher, im Gegensatz zu den Schultagen, in denen ich um sechs aus den Federn muss ist dies schon Luxus, aber dennoch würde ich einmal gerne so lange schlafen wie ich es möchte. „Junger Herr! Sind sie wach?“ Ertönt wieder die Stimme gepaart mit Klopfen. „Ja Yuko, komm rein.“ Rufe ich ihr leicht genervt zu und pelle mich aus meinem Bett und der Decke, während sich die große schwere Tür von meinem Zimmer öffnet und die kleine zierliche Frau ende zwanzig eintritt. Mit einem Lächeln kommt sie auf mich zu und überreicht mir ein kleines handflächengroßes Päckchen. „Alles Gute zum Geburtstag junger Herr.“ „Oh!“ Nun bin ich tatsächlich ziemlich verlegen. Nicht nur, dass ich völlig vergessen hatte, dass ich heute meinen achtzehnten Geburtstag habe, nein es ist so ziemlich das erste Mal dass ich ein Geschenk bekomme. Ich meine ein eingepacktes Geschenk. Mit klopfendem Herzen und wohl ziemlich leuchtenden Augen schaue ich auf das kleine blaue Kästchen mit der Goldenen schleife als mir meine guten Manieren wieder einfallen. „Vielen dank Yuko.“ „Aber ihr wist doch noch gar nicht was es ist. Öffnet es.“, bittet sie mich mit warmer Stimme und schaut mich wartend an. Ich nicke und ziehe an dem einen Ende der Schlaufe so dass sich die Schleife löst und es mir nun möglich ist den Deckel abzuheben was ich mit laut klopfendem Herzen auch tue. Als ich den Inhalt des Päckchens sehe treibt es mir vor Rührung und Freude fast die Tränen in die Augen. Ein kleiner, eindeutig selbstgemachter, plüschiger, Katzen Schlüsselanhänger schaut mich mit gelben Knöpfchenaugen an fast andächtig nehme ich ihn heraus. „Es ist zwar keine echte Katze aber... sie gehört euch.“ Ich stecke meinen Finger durch den Ring und lasse sie vor meinem Gesicht baumeln um sie von allen Seiten betrachten zu können. Sie ist braun, schwarz und weiß gefleckt. Eine Glückskatze. Seit ich denken kann wollte ich ein solches Kätzchen haben. Doch meine Eltern waren immer der Meinung dass ich für so etwas keine Zeit haben würde da auf mich wichtige Aufgaben warten würden auf die ich mich vorbereiten müsse, und Schule war sowieso viel wichtiger als einem einsamen Kind das Gefangener in einem goldenen Käfig war und seine Eltern vielleicht ein bis 2 Mal im Monat sah, einen Herzenswunsch zu erfüllen. „Gefällt sie euch?“ „Aber ja, Ich danke dir Yuko! Das ist das schönste Geschenk das ich je bekommen habe. Und das meine ich so wie ich es sage.“ Nun war sie es die verlegen ihren Blick abwandte und dann mit einem lächeln zu den Fenstern ging um die schweren Vorhänge zurück zu ziehen um anschließend 2 der großen altmodischen Fenster zum Lüften zu öffnen. Diese Frau war immer wie eine Freundin gewesen, seit 11 Jahren war sie mir nun zugeteilt und ich hatte sie wirklich ins Herz geschlossen. Mann könnte fast sagen dass sie in all den Jahren schon fast zu einem Mutterersatz geworden ist, denn ich habe sie in meinem bisherigen Leben mehr um mich gehabt als die Frau, die mich geboren hat. Wieder wanderte mein Blick zu dem Geschenk in meiner Hand, welches einfach unbezahlbar war da es von Herzen kam. Dieses kleine Kätzchen würde ich für immer in Ehren halten. „Was steht ihr hier denn noch herum? Eure Mutter und eurer Vater warten auf euch im Salon.“ Wie bitte? Was habe ich da gehört? Meine Eltern? Verwirrt starre ich Yuko an und diese kann sich bei meinem verwirrten Gesicht ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Ja ihr habt richtig gehört. Eure Eltern sind daheim. Sie haten mich feine Kleidung gür euch zurechtzulegen und euch zu wecken. „Wieso das denn?“ In meinem Kopf herrschte immer mehr Verwirrung. „Das werden sie nur heraus finden wenn sie ihre Eltern fragen. Die Sachen habe ich ins Badezimmer gelegt. Sie sollten sich beeilen sie scheinen Wichtiges mit ihnen zu besprechen zu haben.“ „Oh man.... na gut dann bin ich mal duschen.“ Und mit diesen Worten begab ich mich mein Badezimmer, welches direkt an mein Zimmer grenzte. Als ich nach gut einer halben Stunde in den Salon trete will ich meinen Augen nicht trauen. Ich meine, meine Eltern sind wirklich da und als meine Mutter mich sieht springt sie von ihrem Stuhl auf und kommt eiligen Schrittes und mit freudestrahlendem Gesicht auf mich zu. Wenn man bedenkt dass sie zuletzt an meinem Geburtstag vor 6 Jahren daheim gewesen waren, ist die Frage ob ich vielleicht noch schlafe doch berechtigt. „Yugi mein Liebling. Alles Gute zu deinem Ehrentag.“ Mit diesen Worten empfing mich meine Mutter mit einer Umarmung. „Ähmm... danke.“ Warum nur bekomme ich das Gefühl nicht los dass mich etwas erwartete was mein Leben auf einen Schlag verändern würde? Da ist was im Busch, das sieht ein Blinder mit Krückstock. Als ich am Tisch ankomme, werde ich auch von meinem Vater herzlichst umarmt und beglückwünscht ehe sie mich beten mich zu setzen, was ich mit gemischten Gefühlen schließlich auch tue. Während man mir mein Frühstück vorsetzt, welches aus Toast und Rühreiern besteht nimmt das Grinsen meiner Eltern noch zu und die Blicke, die sie tauschten gefallen mir gar nicht. Nachdem alles Personal heraus geschickt worden ist und wir alleine sind ergreift mein Vater das Wort. „Mein Sohn. Ich möchte dass du weißt wie Stolz deine Mutter und ich auf dich sind. Nicht nur dass du zu einem wirklich gutausehenden jungen Mann herran gewachsen bist, nein du bist mit deinen schulischen Leistungen einer der besten deines Jahrgangs landesweit und auch deine Manieren sind erste Klasse. Und nun da du heute deinen achtzehnten Geburtstag feierst ist es an der Zeit dich dafür zu belohnen.“ „Heißt das ich bekomme endlich ein Kätzchen?“, schnitt ich meinem Vater voller Vorfreude auf dieses Geschenk welches ich mir wirklich sehnlichst wünschte das Wort ab. „Aber nein Liebling. Als wenn so eine Fellkugel etwas für jemanden in deinen Alter wäre. Du bist doch erwachsen. Da beschäftigt man sich doch nicht mehr mit Katzen. Viel interessanter für einen jungen Mann sind doch Mädchen.“, säuselte meine Mutter honigsüß und ich habe nicht gewusst warum sie das Wprt „Mädchen“ so seltsam betonte, dass ich eine Gänsehaut bekam. „Mädchen?“, wiederhole ich leicht skeptisch und blicke zwischen den beiden hin und her. „Ja genau, mein Junge.“ Und während mein Gesicht warscheinlich einem Fragezeichen gleicht beginnen meine Mutter und mein Vater herzhaft zu lachen. In mir erwacht der Gedanke, dass es vielleicht besser gewesen wäre heute im Bett geblieben zu sein, denn so langsam machen sie mir wirklich Angst. So selten ich meine Eltern bisher auch gesehen habe, diese Seite kenne ich nicht an ihnen und sie war mir richtig unheimlich. „Nun schau nicht so ängstlich wo wir doch extra heute zu deinem Ehrentag heim gekommen sind um mit dir das erste Treffen mit deiner Versprochenen zu feiern.“ Rums. Geschockt lasse ich mein Messer fallen welches mit lautem Scheppern auf den befliesten Boden landet. „Meine was?“ Ich habe mich doch wohl grade verhört. Ich meine nicht dass ich etwas gegen Mädchen hätte. Wie denn auch ich habee bisher ja nicht wirklich viel mit ihnen zu tun gehabt. Wie denn auch auf einer reinen Jungenschule zu welcher mann morgens gefahren und abends wieder abgeholt wird und sonst nur in seinem Käfig sitzt um zu lernen. Nein ich habe zu wenig mit ihnen zu tun gehabt, als dass ich etwas gegen das zarte, weibliche Geschlecht haben könnte, aber grade deswegen kam das alles doch recht unpassend. „Aber...ich meine.... Mutter, Vater wie stellt ihr euch das vor? Ich soll ein Mädchen heiraten das ich nicht kenne?“ „Keine Sorge Yugi, ihr habt noch genügend Zeit euch kennenzulernen. Bevor du mit der Schule nicht fertig bist wird auch keine Hochzeit stattfinden und glaub uns, du wirst sie mögen. Sie ist bildschön, wohlerzogen und die Tochter einer befreundeten Familie deines Vaters.“ „Hier mein Sohn das ist sie. Leara Atem!“ Mein Vater reicht mir ein Foto auf welchem ein junges Mädchen zu sehen ist. Sie hat rosige Lippen, schwarzes edel wirkendes Haar und rubinrote Augen, welche warm und voller Lebensfreude leuchten. Ihre Haut scheint so zart wie Porzellan und in dem Kimono, welchen sie auf dem Foto trug, sieht sie aus wie eine dieser tradizionellen teuren Sammlerpuppen. Um es kurz zu sagen. Sie ist wirklich süß. Ein Mädchen, dass ich mir gut als Schwester vorstellen kann. Aber... heiraten? Ich blicke auf und will gerade Einwende erheben als ich die erwartungsvollen Augen meiner Eltern sehe. „Wie alt ist sie denn?“ frage ich und sehe erneut auf das Bild in meiner Hand. „Oh sie ist vor 3 Monaten 18 geworden. Und seit jenem Tage brennt sie darauf vor dich kennen zu lernen Yugi.“ verkündet meine Mutter stolz und in mich hinein seuftzend gebe ich mich geschlagen. Vielleicht würde es sich bei mir ja doch mehr in Richtung verliebt sein entwickeln wenn ich sie getroffen habe und mit ihr geredet habe. Zudem wille ich meine Eltern nicht enttäuschen. „Wann soll das Treffen denn sein?“, frage ich schließlich und bekomme von meiner völlig aufgedrehten Mutter die prompte Antwort. „Wir sind zum Mittagessen eingeladen um 13 Uhr. Da wir aber 2 Stunden fahren müssen und nicht zu spät sein wollen fahren wir um 10 Uhr los. Sie erwarten uns in ihrem Sommerhaus am Stand von Okinava.“ Mein Blick wandert zu der großen Standuhr und ich stelle fest, dass mir bis dahin grade mal noch zwanzig Minuten bleiben. Mein Appetit ist mir vergangen und seufzend lasse ich den Tisch abräumen ehe ich mich, mit dem Vorwand mich auf dieses Treffen vorzubereiten, in mein Zimmer zurückziehe, wo Yuko dabei ist mein frisch bezogenes Bett zu richten. Natürlich bemerke sie mein betrübtes Gesicht und nachdem sie mich fragt, was denn passiert sei berichte ich ihr von dem Plan meiner Eltern. Und wieder erweist sie sich als ein wahrer Schatz indem sie mir gut zu spricht, mir einige Tipps gibt und mir die kleine Katze, welche sie mir geschenkt hat in die Tasche steckt damit sie mir zu Glück und einer großen Liebe verhelfen soll. Als es Zeit wird aufzubrechen, umarme ich sie dankbar bevor ich das Zimmer verlasse und mich auf den Weg zu unserer Limousine mache, wo meine Eltern schon auf mich warten. Während sie freudiger Erwartungen sind steige ich mit gemischten Gefühlen ein und hoffe sehr, dass sich alles so ergeben wird wie meine Eltern es sich wünschen und wir uns wirklich ineinander verlieben. Aber... sagten sie mir nicht immer wieder das auch sie bei ihrer Hochzeit nur Freunde waren und sich das andere mit der Zeit entwickelt hat? Ach Gott. Ich sollte erst einmal abwarten und nicht schon vorher die Pferde scheu machen. Und meine Eltern würden mich sicherlich nicht zwingen zu etwas dass ich überhaupt nicht will. Denn immerhin streben doch alle Eltern danach dass ihr Kind glücklich ist oder? Und mit diesem Gedanken welchen ich mir immer wieder in den Geist rufe vergeht die zweistündige Fahrt leider viel zu schnell und es scheint mir als wären wir grade erst von unserem Grundstück gefahren als der Wagen auch schon hält und uns die Tür geöffnet wird damit wir aussteigen können. Ich bin noch gar nicht richtig aus dem Wagen gestiegen da höre ich schon eine kräftige männliche Stimme mit leichtem Akzent welche meinen Vater, der als erstes ausgestiegen ist, freudig empfängt. Nachdem ich die Limousine verlassen habe bin ich meiner Mutter beim Austeigen behilflich gewesen ehe ich mich unseren Gastgebern zuwandte welche nur knapp 2 Meter von uns entfernt standen. Neben dem Mann welcher grade meinen Vater mit festem Händedruck begrüße, steht eine Frau in ungefähr dem Alter meiner Mutter mit mit blonden Haaren welche ihr sanft über die Schultern fallen. An ihrer Seite meine Versprochene, Leara welche ihre Haare zusammengesteckt hat und ein schlichtes aber schönes weißes, knielanges Kleid trägt. Ihre Augen sehen mich sanft und irgendwie frech an was sie irgendwie ein bisschen kindlich wirken lässt. In mir drängt sich der Gedanke auf dass sie vielleicht doch nicht so brav ist wie meine Eltern es gedacht haben und ein Lächeln huschte über meine Lippen als ich ihren Blick erwidere. Dann bemerke ich einen jungen Mann der ein Stückchen hinter Leara steht. Er trägt eine blaue Jeans und ein schwarzes Hemd welches er zur Hälfte geöffnet hat. Sein Alter würde ich auf Anfang 20 schätzen und da er mit Leara doch eine gewisse Ähnlichkeit hat schließe ich daraus dass es ihr Bruder ist. Dann trifft mich sein Blick und mit einem Mal habe ich das Gefühl als würden tausende Blitze meinen Körper durchfahren. Er hat wirklich unglaublich schöne Augen. Voller Stärke, Verspieltheit, Trotz aber auch Einsamkeit glaubte ich in ihnen zu entdecken. Ich bin unfäig den Blick von ihm zu wenden. Wie er da stand stellt er ein perfektes Bild dar. Doch frage ich mich plötzlich warum man mich in diesen beklemmenden Anzug gesteckt hat bei 30 Grad im Schatten wenn doch er so locker bekleidet ist. Ich meine selbst ihm laufen kleine Schweißperlen über die zum Teil entblöste Brust. Mein Gott wo schaute ich denn hin? Ich bin wirklich dankbar, verwirrt über mich, aber dankbar als mein Vater mich zu sich ruft um mit der formellen Begrüßung zu beginnen. *Yamis Sicht* Seit Stunden verbringe ich schon meine Zeit auf einem bequemen Sessel, vor meiner Nase, die Zeitung von heute. Sie dient als Tarnung, als Beschäftigung, da ich mich an diesem heutigen Tage am liebsten davonschleichen würde. Im ganzen Haus ist wortwörtlich der Teufel los. Die Bediensteten folgen den strengen Anweisungen meiner Mutter, wo noch etwas hin müsste, sei es eine Kleinigkeit wie Blumen, oder größere Dinge, wie sogar dass sie eben der Meinung war, sie müsse das Esszimmer umstellen. Sie ist eben eine Perfektionistin… sie würde heute auch kein Staubkorn im Haus dulden, zumindest schätze ich sie gerade so ein. Mein Vater glänzt, wie so oft an solchen Tagen, wenn meine Mutter in Ihrer Euphorie steckt, durch Abwesenheit. Und das alles nur aus einem Grund - der Zukünftige meiner jüngeren Schwester würde sich heute vorstellen. Etwas suspekt daran finde ich die Stimmung meiner Schwester. Sie Strahl bis über beide Ohren, zupft unruhig an ihrem wirklich schönen Ausgewähltem Kleid umher und kann es kaum erwarten, dass unser Besuch erscheint. Schmunzelnd sehe ich kurz über die Zeitung hinweg. Meine Stimmung ist damals eine Ganz andere gewesen. Ich bin so aufgebracht gewesen, als meine Eltern mir mit einer Verlobung kamen. Ich habe die Damen abgelehnt, sie gehasst, vom ersten Tag an. Wahrscheinlich auch noch heute, wäre da nicht die Scheidung gewesen. Ein Grinsen huscht über meine Lippen. Ich sollte eine perfekte Ehe vorspielen, ebenso umgekehrt, doch meine liebste Ehefrau konnte sich sexuell nicht mit mir vereinbaren. Natürlich galt das auch umgekehrt, nur habe ich mir nicht gleich jemand anderes ins Bett gelegt, und mich dabei erwischen lassen- für mich der perfekte Vorwand um mich zu trennen. Doch meine Schwester, so macht es mir zumindest den Eindruck, freut sich wirklich auf ihren Verlobten. Sie rätselt wie er wohl ist, sie scheint sogar schon zu schwärmen. Kurz um gesagt, sie will diese Hochzeit. Aber auf der anderen Seite, wird sie eh keine Wahl haben, meine Eltern würden kein Nein dulden - niemals. Umso mehr erfreut es mich, dass meine Schwester wirklich zu schwärmen scheint. „Atemu… sag, wie sehe ich aus? Sei ehrlich!“, vernehme ich die liebliche Stimme meiner Schwester. Ich seufze kurz auf, da ich diese Frage heute schon mehr als einmal beantwortet habe. „So nimm doch mal die Zeitung fort, denkst du ich weiß nicht, dass du sie nur als Tarnung nimmst, um nicht gestört zu werden!“ Ich sage nichts dazu, sie kennt mich einfach zu lange, also falte ich die Zeitung zusammen und lege sie auf den Tisch neben mir. „Und?“, fragt sie mich und dreht sich einmal im Kreis, dabei wedelt ihr schönes weißes Kleid etwas in der Luft. Zum ersten Mal in meinem Leben wird mir auf einmal bewusst wie erwachsen sie eigentlich doch ist, und dass sie zu einer wirklich wunderschönen jungen Frau herangewachsen ist. Lächelnd erhebe ich mich, betrachte ihre roten Augen, und ihr blaues Haar, welches heute besonders schön glänzt. „Du siehst wunderschön aus… ich hoffe dein Zukünftiger weiß das zu schätzen.“ Etwas Sorgen mache ich mir schon. Ich kenne ihn nicht, diesen Yugi. Meinen Eltern ist dies egal, war es schon immer egal. Doch mir nicht. Es geht ihnen ganz allein darum ihr Ansehen und ihre Firma im hohen Licht erscheinen zu lassen. Was mit dieser Ehe perfekt sein würde. Es war einfach ein strategischer Zug, diese beiden Familien mussten sich zusammen tun. Nach meiner Scheidung mit meiner Frau, gelte ich als Schandfleck in dieser Familie… aber nur in diesem Haus. Äußerlich hat jeder Verständnis für mein Handeln, dafür das meine Frau mich betrogen hat. Ehrlich gesagt, mir war es egal. Das Einzige was mir nicht egal war, waren die enttäuschten Gesichter meiner Eltern, gar Hass. Seit jenem Tag sprechen sie nur noch über Learas Verlobung. „Danke Atemu.“, sie lächelt mich leicht verschämt an, ehe meine Mutter dann dieses Zimmer betritt. „Leara.“, ruft sie und schon eilt sie vor meine Schwester. Kurz wird noch an ihr herumgezupft, da es nun wirklich an der Zeit ist, das unser Besuch mal eintritt. „Ach Atemu… du hättest dir wenigstens etwas Passenderes anziehen können.“, seufzt sie tief, ehe sie den Kopf schüttelt. Ihr leicht herabblassender Blick prallt gänzlich an mir ab. Ich bin es gewohnt, ständig hat sie etwas an mir auszusetzten - es geht ihr eigentlich immer noch um meine gescheiterte Ehe. Meine Mutter geht dann aber mit Leara Richtung des Hofes, ich folge den beiden stumm, gar mein Vater kommt von irgendwoher angelaufen. Ich verfolge das Gespräch, genau dasselbe was ich mir mit 18 Jahren anhören musste. Dieselben Worte, dieselben Gesten. ~Enttäusch uns nicht Atemu~ Sagten sie damals zu mir, und doch habe ich es getan. „Enttäusch uns nicht Leara“, höre ich die Stimme meines Vaters. Tief atme ich ein und aus und doch so unauffällig, das keiner es mitbekommt. Draußen ist es furchtbar heiß, am liebsten würde ich wieder hineingehen. Aber dennoch bleibe ich lieb brav hier stehen, präsentiere das ach so tolle Familienbild perfekt und lächle. Und ich bleibe hier stehen, weil ich neugierig bin. In einem Punkt bin ich mir sicher… ich werde mir diesen Yugi noch vorknöpfen. Wenn er meine Schwester nicht respektiert dann..! „Ah sie kommen“, quiekt meine Schwester freudig vor sich her. „Leara benimm dich, du willst dich doch am ersten Tag von deiner besten und schönsten Seite zeigen. „Es wäre auch schön gewesen wenn du dich damals so gefreut hättest wie Leara!“ Meine Mutter schenkt mir kurz einen stechenden Blick. Wieder atme ich tief ein und wieder aus. Kurz darauf trifft auch ein schwarzer langer Wagen ein. Kaum hält er, wird die Tür geöffnet. Die Eltern aber interessieren mich nicht. Ich kenne sie doch schon, durch meine Eltern. Zugegeben, ich wusste bis vor ein paar Monaten noch nicht einmal, dass diese überhaupt einen Sohn haben… nie haben sie von ihm gesprochen. Nicht ein einziges Wort kam über ihre Lippen. Doch als er aussteigt, betrachte ich ihn mir. Er trägt einen schönen Anzug, dennoch total unpassend für diese Hitze. Er wirkt auch auf mich etwas klein. Doch als er näher herantritt und uns anschaut, kann ich ihn nur mit großen Augen ansehen. Sein Haar ist meinem so ähnlich. Und ja, er ist klein und nicht nur das, er ist auch sehr zierlich, ganz anders als ich ihn mir vorgestellt habe. Er trägt ein Lächeln auf seinen Lippen, ich meine dennoch, dass es leicht aufgesetzt ist und auch unsicher wirkt. Doch dann passiert es, er schaut mich an. Seine großen Augen, im violetten Ton schauen mich an. Diese Augen schauen so ehrlich, so rein, aber auch so voller Angst. Wunderschöne Augen. Wir schauen uns einfach nur an… ein merkwürdiger Moment, bis sein Vater ihn ruft. Unauffällig sehe ich ihm nach. Diesem zierlichen Wesen mit dieser schönen weißen Haut. Verdammt, Atemu… das ist der Verlobte deiner Schwester! Ich weise mich selbst zu recht, und versuche mich zu benehmen. Und doch, ich kann meine Augen nicht von diesem jungen Mann wenden. Er macht mich auf eine schöne Art und Weise nervös… innerlich. Meine Eltern begrüßen die Mutos, aber erst die Eltern, ehe sie meine Schwester vorschieben und sie vor Yugi stellen. Doch meine Schwester scheint auf einmal total stumm, kein Wort dringt aus ihrer Kehle. „Entschuldige Yugi, sie etwas scheu“, beginnt meine Mutter. Es ist aber total gelogen, Leara ist nicht scheu, noch nie gewesen. Kurz blicke ich in ihre Augen. Sie ist arg nervös. Also Helfe ich ihr, bevor sie nachher noch eine Standpaucke von meinen Eltern anhören muss, wie sie sich doch benommen hätte. Meine Eltern haben für so etwas einfach kein Verständnis. Langsam bewege ich mich auf sie zu, stelle mich seitlich neben sie und lege meine Hand auf ihre Schulter. „Atemu Atem… es freut mich sehr deine Bekanntschaft zu machen“, ich halte ihm die Hand hin, ehe er sich nun zu mir umwendet. Kurz drücke ich an der Schulter meiner Schwester. Sie braucht keine Angst zu haben… ich bin hier, bei ihr. *Yugis Sicht* Auf den ersten Blick scheint die Familie in die ich einheiraten soll ja ganz nett zu sein. Gut, Frau Atem wirkt etwas übertrieben freundlich und ist ziemlich aufgekratzt aber meine Nerven liegen ja auch ziemlich blank. Schließlich ist es soweit und mir wird meine Künftige ganz offiziell von ihrem Vater vorgestellt. Und von dem eben noch so süßen frechen Blick war nichts mehr da. Ihre Lippen leicht geöffnet starrt sie mich verunsichert an. Leicht beginnt sich ihre hübsch geschwungenen Lippen zu bewegen doch wie es scheint bringt sie grade keinen Ton heraus. Wer kann es ihr denn verübeln? Ehrlich gesagt überfordert mich diese Situation grade auch so ziemlich. Auch wenn alle nett sind und mich herzlich empfangen haben so wünsche ich mir doch grade woanders zu sein denn ich möchte es nicht so im Mittelpunkt zu stehen. Mit einem Mal ertönt die Stimme von Learas Mutter die scheinbar glaubt dass ihre Tochter sie grade blamiert. Jedenfalss hört sich diese Stimmlage doch sehr nach Verzweiflung und Missverständnis an. Können sie ihre Tochter denn wirklich nicht verstehen? Warum können sich diese Erwachsenen nicht einfach in unsere Lage versetzen? Da wird dir ein fremder Mensch vor die Nase gesetzt den du am besten an Ort und stelle heiraten sollst, den du nicht kennst, noch nie gesehen hast und bei dem du nicht einmal weißt ob das nächste was du tust ein Tritt in ein riesen Fettnäpfchen ist. Ich jedenfalls verstehe dieses Mädchen nur zu gut und werde ihr sicherlich nicht böse sein. Und während ich noch so überlege was ich machen kann damit diese Situation für uns beide ohne Ärger mit unseren Eltern ausgeht sehe ich eine Hand die sich auf Learas Schulter legt. Ich folge ihr den Arm hinauf, über die Schulter einem schlanken markellosen Hals mit zartgebräunter Haut bis ich wieder an diesen wunderschönen und so anziehenden Augen hängen bleibe. Ich bin grade dabei in ihnen zu versinken als ich ohne Vorwarnung einen heißkalten Schauer durch und über meinen Körper jagen fühle während der Besitzer dieser unbeschreiblichen Seelenspiegel sich mir vorstellt. Seine Stimme ist unbeschreiblich sanft, warm und so voller Kraft. Während sein Name sich regelrecht in mein Gehirn einbrennt nehme ich seine Hand und schüttel sie ehe ich es ihm gleich tue und mit vor Aufregung leicht zitternder Stimme zu sprechen beginne. „Ich bin Yugi Muto. Freut mich sehr sie kennen zu lernen.“ Nicht eine Sekunde wende ich hierbei den Blick von seinen Augen und ich hätte sicherlich noch den ganzen Tag in diese gestarrt hätte mein Gegenüber den Blick nicht von mir abgewandt und ihn nach links gerichtet. Seinem Blick folgend werde ich daran erinnert weswegen ich eigentlich hier bin. So reiße ich mich aus meinen Gedanken welche sich allesamt um Atemu drehen und wende mich seiner Schwester zu welche wie es schein noch immer Probleme hat ihre Stimme zu finden. Und so tue ich das was wohl von mir erwartet wird. Etwas zaghaft nehme ich ihre Hand in meine und schaue ihr in die Augen. „Ich freue mich euch kennen zu lernen Leara.“ spreche ich mit milder Stimme und schenke ihr ein aufmunterndes Lächeln ehe ich meinen Kopf senke, ihre Hand zu meinen Lippen führe und einen kleinen Kuss auf ihren Handrücken hauche. Als ich meinen Kopf hebe und ihr wieder in die Augen schaue entgeht mir nicht der leichte Rotschimmer unter ihren wirklich schönen Augen. Und auch wenn sie schön sind reichen sie bei Weitem nicht an die Augen ihres Bruders heran. Gott was denke ich denn hier? Doch ehe ich noch einen weiteren Gedanken daran verschwenden kann spüre ich wie sich die Hände meiner künftigen Schwiegermutter auf meine Schultern legen und sie verhalten lacht. „Schau nur Leara. Was für einen wohlerzogenen und bildhübschen Verlobten du doch hast.“ Moment Mal. Ich dachte dass wir uns erst einmal kennenlernen und dann selber entscheiden ob wir bereit sind den Bund der Ehe einzugehen. Das klingt aber eher so als wäre es schon beschlossene Sache. Da muss ich unbedingt mit meinen Eltern reden. Ansehen der Familie hin oder her aber sie können doch nicht über mein Leben entscheiden und ich bin sicher Leara findet das genauso. Doch dieser Gedanke wird im nächsten Moment zerschlagen als ich in ihr Gesicht sehe und sie mich ansieht wie ein Mädchen welches das glücklichste auf Erden zu sein scheint. Warum nur kommt in mir der Gedanke auf dass sie die Letzte wäre die etwas gegen eine Heirat einzuwenden hätte? Nur schwer kann ich mir ein Seuftzen verkneifen und überlege stark mich in der Limousine hinter mir einzuschließen. Vielleicht wäre eine Amokfahrt aber auch nicht schlecht. Im Moment wäre mir jedes Mittel recht was mir die Flucht von diesem Ort ermöglicht. Als meine Stimmung grade auf dem Tiefpunkt rutscht atme ich einmal tief ein und versuche mich erneut zusammenzureißen und raffe mich sichtlich auf wobei mein Blick wieder bei Learas älterem Bruder hängen bleibt. Als seine Augen die meinen treffen fühle ich mich an diesem Ort mit einem Mal gar nicht mehr so unwohl und danke ihm für diese ihm warscheinlich unbewuste Aufmunterung mit einem Lächeln. „Last uns hinein gehen das Essen wird gleich serviert!“, übernimmt nun Herr Atem die Regie und während unser Wagen in die Garage gefahren wird begeben wir uns gesammelt in den großen Salon wo der Tisch bereits sehr fein hergerichtet ist. Schnell stelle ich fest das unsere Gastgeber sich auf diesen Nachmittag gut, nein schon hervorragend vorbereitet haben denn in diesem Haus lässt nichts, aber auch nichts daran erinnern dass hier Menschen leben die logischerweise auch Spuren hinterlassen. Nicht ein Staubkorn, nirgends ein Fingerabdruck auf den spiegelglatt polierten Flächen der Möbel und das Geschirr welches sich im Salon auf dem zisch befindet sieht nicht gade billig aus. Wie es scheint haben sie für diesen Tag das Beste gerade für gut genug gehalten. Auch die Sitzplätze sind so verteilt dass ich neben Leara sitzen werde und wie es sich für einen gut erzogenen Mann gehörte bin ich meiner Künftigen beim Setzen behilflich ehe ich mich selber neben sie auf den Stuhl setzte und mir die Servierte auf den Schoß lege. Als ich wieder aufblicke bemerke ich wer mir gegenüber neben meiner Mutter Platz genommen hat. Sofort beginnt mein Herz laut zu klopfen als ich in die rubinroten Augen von Atemu erblicke. In meinem Körper machen sich Gefühle breit die mir bisher völlig unbekannt gewesen waren. So etwas habe ich noch nie empfunden und ehrlich gesagt verwirren sie mich zunehmends. Dann wird die Vorspeise seviert welche der erste Gang von 4 ist. Doch ich habe das Gefühl keinen Bissen herrunter zu bekommen. Mein Magen ist wie zugeschnürt und meinen Appetit habe ich seit dem frühstück schon verloren. Weil ich jedoch mich und meine Eltern in kein schlechtes Licht rücken will werde ich mir das Essen herrunter zwingen müssen ob ich nun will oder nicht. Also nehme ich mir meine Gabel und mein Messer und beginne zu essen während ich versuche den Blicken der Anwesenden und besonders derer meines Gegenübers auszuweichen. Es musst sein denn diese ganze Situation überfordert mich von Minute zu Minute mehr und es fehlt wirklich nicht mehr viel bis ich meine gute Erziehung vergesse und schreiend aus dem Haus renne. Wenn man es recht bedenkt ist dies vielleich keine schlechte Option. Immerhin würde ich dann mit Sicherheit die Sache mit der Verlobung vergessen können. Meine Eltern wären warscheinlich die nächste Zeit sauer auf mich aber das würde sich bestimmt wieder legen. Aber.. was würde Atemu von mir denken? Und warum zum Teufel noch mal ist es mir so wichtig dass ich in den Augen meines künftigen Schwagers kein schlechtes Bild mache? Das ist einfach zu viel für einen Menschen an einem einzigen Tag. Schwer seuftzend sinke ich ein Stück in mich zusammen und schiebe eine Gabel voll von der Vorspeise in meinen Mund. Hoffentlich wird dieser Tag schnell vorbei gehen. ..................... Das war's dann mit dem ersten Pitel ^^ wir foffen es hat euch gefallen und vll lasst ihr uns ja ein kommi da. Wir würden uns freuen. ^^ Bis zum nächsten Teil. Viky und TeufelchenYugi Kapitel 2: Leben hinter einer Maske ----------------------------------- *Atemus Sicht* Nun sitze ich hier, platziert direkt neben meiner Mutter und gegenüber von mir, ist ein junger Mann, von welchen ich einfach nicht meine Augen nehmen kann. Ich esse zwar zur Zeit, vernehme auch die Stimmen meiner Eltern, auch die Yugis und doch wollen diese ganzen Sätze, oder eher deren Bedeutung, nicht in meinen Kopf. Sie prallen gänzlich ab. Ich muss ihn die ganze Zeit ansehen. Diese Augen… verdammt. Noch nie habe ich solche Augen erblickt. Augen, welche mir gefallen, ein Blick, den ich einfach nur als göttlich niedlich erachte. Und da. Schon wieder, dieser leicht scheue Blick, nur kurz, aber er schaut mich an. Gott, ist der niedlich. Auch das was er verbirgt. Sein Verhalten, so gut gespielt, doch für mich so einfach zu durchschauen. Er scheint überfordert, völlig überfordert. Als dann plötzlich das Dessert serviert wird, und ich beim besten Willen nicht sagen kann, was ich eben überhaupt gegessen habe, da ich einfach nur mein Gegenüber betrachtet habe, beginnt Yugis Mutter auf einmal mit dem wesentlichen Thema. Nämlich dem Thema, weswegen wir eigentlich heute hier zusammensitzen. „Leara, so erzähl doch mal. Mich würde sehr interessieren, wie deine schulischen Leistungen sind, oder deine Vorstellungen über die Zukunft, gerade an der Seite meines Sohnes.“ Somit aber sehe ich nun doch zu meiner Schwester, welche ihr schönstes Lächeln aufsetzt. Kurz ihren Mund säubert und ihre Serviette zur Seite legt. „Meine schulischen Leistungen sind hervorragend, Frau Muto, besonders aber hebe ich mich in Mathematik von den Anderen ab… das muss wohl in der Familie liegen. Wir Atems hatten schon immer ein Händchen für die Mathematik.“ Ein kurzes Schmunzeln geht durch die Runde. Ich aber schmunzle über ihre lang einstudierten Sätzen. Sie ist einfach ein perfektes Vorzeigekind. Ich war es auch, ich hätte niemals meine Eltern enttäuschen wollen, bis… Kurz senke ich den Kopf und lausche weiter der Stimme meiner Schwester. „Wie sich die Zukunft mit ihrem Sohn gestalten wird, das müssten wir besprechen, aber ich denke, dass ich eine wirklich gute Ehefrau sein werde. Ich bin sehr anpassbar und hoffe, dass ich mich sehr schnell in die Aufgaben einfügen und diese auch erfüllen kann… nur...“ Auf einmal erscheint ein kleines Grinsen auf ihren Lippen. Ich bemerke noch, wie meine Mutter kurz den Atem anhält, da sie ihre Tochter ja gut kennt. Oftmals ist sie doch ein wenig zu frech. „Ich will Kinder.“ Ok, und damit sehe ich nun doch zur Wand hinter mir. Ich glaube der Satz war noch nicht mal gelogen. Himmel, meine Schwester ist aber auch direkt. Ich kann mir den Gedanken nicht verkneifen: Meine Schwester wird nun bitter enttäuscht, er wäre zeugungsunfähig und hach… ich darf ihn heiraten… ok, träum weiter Atemu. Wieder Blicke ich zu ihm. Er spielt seine Rolle gut, und doch nicht gut genug für mich. Dass er jetzt nicht schreiend aus dem Haus läuft, ist alles. „Aber Kindchen, du bist doch erst achtzehn Jahre alt“, versucht meine Mutter das Ganze wieder zu lockern, aber ich betrachte mir diesen Yugi weiterhin. Meine Augen schleichen sich über seine weiße Haut. Ob sie so zart und weich ist, wie sie ausschaut? Ob seine schlanken zarten Finger auch so zärtlich sind, wie ich es mir gerade vorstelle? Arg… Atemu… hör auf! „Mutter… ich meinte doch nicht jetzt… sondern erst in ein paar Jahren. Ich denke, dass ich an diese Ehe auch Ansprüche stellen darf, zumal ich auch mit dieser Ehe auf einen Sitz in der Firma meines Vaters verzichten muss!“ Ja… und ich bin verpflichtet sie zu übernehmen… hätte ich die Wahl, würde ich abdanken… doch das kann ich meinen Eltern nicht antun, zu sehr sind sie von mir enttäuscht. „Du denkst weit voran, Leara, das gefällt mir und natürlich würden auch wir uns über einen Enkel erfreuen… in ein paar Jahren!“, antwortet auf einmal Herr Muto, welcher zufrieden vor sich herlächelt. Aber ich glaube, das dem Jüngsten der Mutos scheint es nicht ganz so zu gefallen. Er ist so ruhig, und doch scheint er innerlich so voller Leben zu sein. Ich schätze seine Eltern so ein, dass sie ihn einfach mehr oder weniger überrumpelt haben. Meine Mutter ist da Gott sei Dank anders, aber dies liegt mehr an ihrer Ader alles Kontrollieren zu wollen. „Möchten sie auch noch erfahren, welche außerschulischen Erfahrungen ich noch gesammelt habe?“, lächelt meine Schwester liebreizend vor sich her, woraufhin beide der Mutos nicken. Und schon beginnt meine Schwester von ihren Hobbys zu sprechen, ihren Erfahrungen an der Börse, welche sie mit mir und meinen Vater schon sammeln durfte, gar über ihre Abendkurse, welche sie, ich betone, extra belegt hatte, wegen der Zukunft mit Yugis Bank. Innerlich Rolle ich mit den Augen, doch äußerlich lasse ich mir nichts anmerken. Doch irgendwann höre ich wieder mal nicht zu, viel mehr interessiert mich dieser junge Mann gegenüber. Diese kleine Ponysträhne, welche ihm so süß vor der Nase hängt. Gar seine Atembewegungen seiner Brust sind interessanter für mich als das Gespräch meiner Schwester mit Yugis Eltern. Sein Brustkorb hebt und senkt sich, etwas zu stark, als das er normal atmen würde. Ich glaube er ist nervös. Ich sollte ihn nicht so anschauen, ich sollte es nicht, aber ich kann auch einfach nicht wegsehen. Er scheint mich magisch anzuziehen. Kurz wende ich wieder meinen Kopf meiner Schwester zu, damit es nicht ganz so auffällig wird, und doch will ich ihn gleich wieder ansehen. Ich kann mich kaum satt sehen, an diesem leicht kindlichen Gesicht und diesen großen, schönen Augen. *Yugis Sicht* Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht die geringste Ahnung, wie ich die ganzen Gänge herunter bekommen habe oder besser gesagt, bin ich nicht einmal sicher, ob ich sie wirklich gegessen habe, da ich mit meinen Gedanken ganz woanders gewesen war. Und ein paar rubinroter Augen waren nicht unschuldig daran. Bilde ich mir das nur ein oder starr er mich die ganze Zeit über an? Wenn ja, warum tat er das? Wollte er ein Auge auf seinen künftigen Schwager haben? Wollte er mir mit diesen Blicken sagen, dass ich auf alle Fälle gut zu seiner Schwester zu sein habe und lieb zu ihr sein sollte? Immer wieder erwische ich mich, wie ich aufblicke und mein Blick dem seinen kreuze. Und jedes Mal aufs Neue beginnt mein Herz wild zu klopfen und ich merke, wie mein Atem noch ein bisschen schneller wird, so dass ich es für ratsam empfinde meinen Blick abzuwenden. Ich bin wirklich unsagbar dankbar, dass in diesem Moment der Nachtisch aufgetragen wird und ich mich mit etwas anderem beschäftigen kann, was süßer ist, als dieser junge Mann vor mir. Moment.... Bitte was hab ich da grade gedacht? Warum zum Teufel ist es plötzlich so heiß hier drinnen? Der Schweiß läuft meine Brust herunter und meine Hose klebt an meinen Beinen. Grade als ich überlege zu fragen, ob vielleicht die Klimaanlage etwas höher gedreht werden könnte, ergreift meine Mutter das Wort und beginnt Leara die üblich „wichtigen“ Fragen zu stellen. Allerdings kann ich nicht leugnen, dass auch meine Aufmerksamkeit dadurch geweckt wird, schließlich habe ich so die Möglichkeit etwas über meine Künftige zu erfahren. Gespannt schaue ich sie an, während sie in einem merkwürdigen Ton zu sprechen beginnt. Nicht das ich an ihren Aussagen zweifle aber irgendwie kommt mir das alles so einstudiert vor. Als hätte man ihr immer wieder eingetrichtert, wie sie auf welche Frage zu antworten hat. Immer mehr kommt es mir vor als würde eine Aufziehpuppe neben mir sitzen, die ein aufgenommenes Tonband abspielt. Bis zu dem Punkt, an dem sie stockt und somit ihre Eltern wohl etwas aus der Fassung bringt. Innerlich muss ich schmunzeln, da sie scheinbar doch einen eigenen Willen und eine eigene Ansicht besitzt, doch es vergeht mir auch gleich, als ich ihre nächste Aussage höre. Nun ist eindeutig der Zeitpunkt gekommen, an dem ich mir eindeutig wünsche in einer anderen Familie, zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort geboren worden zu sein. Wir sind noch nicht einmal verheiratet, kennen uns noch nicht einmal und sehen uns heute zum allerersten Mal, da redet sie schon von Kindern? Himmel in was bin ich hier nur hereingeraten? Was mich aber grade doch sehr beschäftigt ist die Tatsache, dass ich mir nicht einmal sicher bin, ob ich überhaupt Kinder haben möchte. Es fällt mir immer schwerer, mich in einer Ehe mit Leara vorzustellen. Und ich glaube, dass man mir das mittlerweile ganz gut an meinen Gesicht ablesen kann, denn meine Mutter wirft mir einen ernsten Blick zu, welcher mir ziemlich deutlich sagt, dass ich es gar nicht wagen soll, sie zu blamieren. Meinen Blick von ihr abwendend schaue ich herunter auf meinen Nachtisch und stochere in ihm herum als wäre es das Widerlichste auf der Welt. Aber ehrlich gesagt, erscheint mir im Moment so ziemlich alles trist und unerträglich. Mit einem Mal komme ich mir wieder beobachtet vor und hebe meinen Blick, nur um fest zu stellen, dass es Atemu ist, welcher mich doch tatsächlich mitleidig und auch verständnisvoll ansieht. Und.. Bilde ich mir das nur ein oder blitzte da ein Hoffnungsschimmer auf in seinen Augen? Wenn das stimmt, was für Hoffnungen macht er sich denn etwa? Es drängt sich mir ein Gedanke in den Kopf, der mich im ersten Moment erröten und im nächsten vor mich selber erschrecken ließ. Oh mein Gott, was hatte ich denn da für unanständige Gedanken? Was noch viel erschreckender ist, ist, dass ich in dieses Unanständige mit einem Mann tat. Der auch noch mein künftiger Schwager sein sollte. Mit einem Mal höre ich die Stimme meines Vaters und fühlte mich ertappt. Ich springe auf und das so heftig, dass mein Stuhl nach hinten kippt. „Es tut mir Leid ich.. ich ..ich mach es nie wieder.“ schreie ich fast und dann wird es totenstill. Nur langsam realisiere ich, was ich grade getan habe und mein Gesicht nimmt nun mit Sicherheit die Farbe einer überreifen Tomate an. Ich kann genau fühlen, wie meine Ohren glühen, und spüre die Blicke aller Anwesenden auf mir ruhen. Ich weiß schon jetzt das es Daheim riesen Ärger geben wird, auch wenn sie sich jetzt nichts anmerken lassen, so werde ich von meinen Eltern mit Sicherheit eine ordentliche Standpauke zu hören bekommen. „Yugi Schatz? Was tust du nie wieder?“ fragt meine Mutter mit beherrscht ruhiger Stimme, ehe ich meinen Vater weitersprechen hörte. „Das wüsste ich auch gerne, mein Sohn. Herr Atem hat dich lediglich nach deinen schulischen Leistungen und deinen Interessen erkundigt. Was gibt es da zu verbergen? Mir scheint du bist nicht bei der Sache, mein Sohn. Wo bist du mit deinen Gedanken?“ -Glaubt mir, das wollt ihr gar nicht wissen.- Schießt es mir durch den Kopf und ich möchte grade versuchen mich zu rechtfertigen, als Frau Atem das Wort ergreift. „Aber, aber. Der gute Junge ist wahrscheinlich nur zu aufgeregt. Die Freude über die Verlobung vernebelt scheinbar seinen Kopf. Wir wissen doch alle wie es ist verliebt zu sein, nicht wahr?“ „Du hast recht, meine Liebe. Vielleicht möchte sich unser künftiger Schwiegersohn ein wenig abkühlen. Es ist ja auch sehr warm. Atemu! Sei so gut und zeige Yugi, wo er sich frisch machen kann.“ Herzstillstand. Mein Atem stockt und ich habe das Gefühl jeden Moment den Boden unter den Füßen zu verlieren. -Mein Gott Yugi, reiß dich zusammen! Er wird dein Schwager werden.- Rufe ich mich zur Vernunft, ehe ich das Wort an die Anwesenden richte. „Vielen Dank und Verzeihung.“ Anschließend drehe ich mich um und bücke mich um den Stuhl aufzuheben, wobei ich merke, dass die Hose auch an meinem Hintern zu kleben scheint, denn sie spannt und rutscht immer ein Stück mit meiner Bewegung mit. Das ist wirklich nicht mein Tag. Nein, absolut nicht und ich bin doch wirklich dankbar, wenn ich mich für ein paar Minuten in einem Badezimmer einsperren kann, um einen klaren Kopf zu bekommen. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich ja eine Möglichkeit daraus zu flüchten. *Atemus Sicht* Zunehmend beobachte ich wie mein zukünftiger Schwager nervöser wird. Gar sein Dessert wird gerade zerstochert, doch dann, irgendwie und ich wüsste zu gerne warum, scheint er auf einmal ganz wo anders. Zu süß, dieser leichte nachdenkliche Blick. Ich will ihn gerade schon unter dem Tisch leicht anstupsen, da meine Eltern ihn etwas gefragt haben und er gar nicht darauf regiert hat, doch auf einen Schlag, springt dieser junge Mann auf und verwuschelt sich komplett. Ich lege die Hand zu meinen Lippen, um mein Schmunzeln darüber zu verdecken, dennoch bin ich überaus amüsiert darüber- gar das Gesicht regt zum Lachen an. Es gleicht der Farbe einer Tomate. An was er wohl gedacht hatte? Mir scheint nichts Anständiges. Kurz rolle ich mit den Augen, diese Höfflichkeitsfloskel beider Eltern Parteien geht mir mittlerweile tierisch auf die Nerven- Herr Gott, wir wollen eine „Familie“ werden, wäre es dann nicht mal angebracht etwas „normaler“ miteinander zu sprechen?! Als meine Mutter dann aber wieder das Wort erhebt und mich anspricht, stehe ich auf und nicke. Doch mit diesem Aufstand, beginnt mein Herz zu rasen. Rasch wende ich mich von dem Tisch ab und gehe langsam auf die Tür zu. Über Yugis Entschuldigung aber muss ich lächeln- der Kerl hat einfach etwas an sich… ich weiß nicht was, aber er gefällt mir- mehr als es gut für mich ist. „So. Kommen Sie, Herr Muto… ich denke Sie brauchen wirklich etwas frische Luft“, spreche ich ihn mit einem lieben Lächeln an. Die anderen im Raum nicken darauf hin. Man sieht es ihm einfach an, dieser Druck, der gerade auf ihn lastet. Ich kann ihn einfach zu gut verstehen… mir erging es damals genauso. Aber auf der anderen Seite bekommt er ein wirklich nettes Mädchen… sogar mein liebstes Mädchen, meine Schwester. Ich hatte damals leider weniger Glück, aber sich das selber aussuchen. Im Hause Atem – niemals! Mir scheint aber, dass es bei den Mutos genauso abläuft. Matt lächele ich über meine Gedanken, dass man doch nicht so ganz alleine mit einem Schicksal auf der Welt ist. Yugi erhebt sich und kommt eher langsam auf mich zu, so als hätte er das Gefühl, von allen angestarrt zu werden, was ja auch der Fall ist. Als er an mir vorbeigeht, schließe ich die Tür. Er tut mir ja schon Leid, wie hilflos er ist, wie überfordert er vor sich hinschaute. Aber ich kann da nichts machen und genau das ist das Schlimme. Mit klopfendem Herzen öffne ich langsam meinen Mund. „Herr Muto, geben Sie mir ihr Jackett… es ist viel zu heiß dafür… dann zeige ich Ihnen, wo das Bad ist“ Ich lege bereits meine Hände an seinem Kragen an, um diese viel zu warme Jacke ausziehen zu können. Er sagt nichts, ich habe einfach nur das Gefühl, das er gleich wegläuft und das schreiend. Also streife ich einfach das Jackett ab und lege es über meinen Arm. „Na kommen Sie…“, ich schreite voran, ehe ich mich dabei doch etwas seitlich zu ihm wende. „Oder fühlen Sie sich wohler, wenn ich Yugi zu Ihnen sage…?“, versuche ich es erneut. *Yugis Sicht* Ich weiß nicht, ob man sich vorstellen kann, wie befreiend es ist, als sich die Türe hinter mir schließt und ich endlich von den begaffenden Blicken der Anderen befreit werde. Fieberhaft überlege ich, welche Möglichkeiten es gibt die verhindern würden, dass ich in diese Hölle zurückkehren muss, doch mir fällt nichts ein, was wirklich ratsam wäre. Während mein Kopf angestrengt zu rattern beginnt und das so laut, dass ich sicher bin, dass man es auf der anderen Seite der Erdkugel noch hört, spüre ich, wie mir vorsichtig mein Jackett ausgezogen wird, was mich schließlich wieder in die Realität befördert. Ich drehe mich nach hinten und als ich in rote Augen blicke, beginnt mein Herz wild zu schlagen und mir fällt wieder ein, dass mein künftiger Schwager mich zur Toilette geleiten sollte. Der Gedanke die nächsten Minuten mit ihm allein zu sein, sorgt dafür, dass sich ein merkwürdiges Kribbeln in meinem Bauch breitmacht. Als er mich dann auch noch anspricht, habe ich das Gefühl gleich umzukippen, doch eine kleine Sache in seinem Satz stört mich gewaltig und sorgt dafür, dass ich mich nicht doch noch in die Waagerechte begebe. Warum zum Teufel müssen wir uns alle siezen? Was soll das? Ich meine, wie soll das denn aussehen, wenn ich in die Familie eingeheiratet habe? Wenn man schon zu so etwas mehr oder weniger gezwungen wird, ist es dann nicht möglich das baldige Familienmitglied auch, wie einen solchen zu empfinden? Ein bisschen persönlicher und nicht so, als wäre er jemand mit dem man sich gar nicht abgeben will, es aber muss, um ja dem Ansehen der Familie nicht zu schaden? Seufzend folge ich dem jungen Mann vor mir, als er mich plötzlich fragt, ob es mir gefallen würde, wenn er mich bei meinem Vornamen nennen würde. Hoffnungsvoll blicke ich auf. Stören ihn diese Höflichkeitsfloskel etwa genauso wie mich? Ich schätze ihn schon irgendwie so ein, denn immerhin war er ja auch der Einzige, der sich nicht an diese nicht vorhandene Kleiderordnung gehalten hat und etwas trägt, was den Temperaturen etwas mehr entgegen kommt. Ehrlich gesagt... hätte ich mich hier viel wohler gefühlt, wenn bei der Ankunft alle etwas weniger steif gekleidet gewesen wären, aber ich war ja nicht wirklich besser. Ich tat ja auch, was man von mir erwartete und ich bin mir ziemlich sicher, dass zumindest die anderen männlichen Wesen im Salon nicht weniger schwitzen als ich. Allerdings waren sie geübt genug, dass es ihnen nicht wirklich etwas ausmachte. Wie sagte mein Vater doch immer so schön, nur mit Schweiß, Strenge und Köpfchen würde man es in dieser Welt zu etwas bringen. Innerlich schüttele ich über diese Aussage von ihm den Kopf, ehe ich mich auf die Frage Atemus konzentrierte, denn noch immer bin ich ihm ja eine Antwort schuldig. „Wenn es Sie nicht stört, dann würde ich mich sehr darüber freuen, wenn Sie mich bei meinem Vornamen nennen würden. Das würde alles etwas auflockern und es hört sich schöner an, wenn sie Yugi sagen.“ Mit einen Lächeln laufe ich nun weiter neben ihm her und finde, dass ich mit diesen Worten, welche ich gut gewählt habe, meinen Eltern sicher keine Schande gemacht habe. Es ist fast unheimlich, wie sehr ich mich über dieses Angebot von ihm freue. Allerdings werde ich ihn erst bei seinem Vornamen nennen, wenn er es mir anbietet, so wie meine Eltern es mir immer wieder eingetrichtert haben. Wenn ein Älterer fragt, ob er mich bei Vornamen nennen soll, so heißt es noch lange nicht, dass er selber auch mit seinem Vornamen angesprochen werden will. Ich weiß nicht aber.. bei Atemu würde es mich irgendwie sehr wundern, wenn er es mir nicht anbietet. Ehrlich gesagt würde ich es mir sehr wünschen, ihn Atemu nennen zu dürfen, denn ich finde den Namen wirklich schön. Er passt zu ihm. Etwas edel und ausdrucksstark, genau wie seine Erscheinung und diese Augen... Und schon wieder drohe ich, in ihnen zu versinken. Um das zu verhindern, wende ich den Blick ab und grade noch rechtzeitig, da sich grade eine Tür öffnet, gegen welche ich wohl sonst gelaufen wäre. Eine Frau mittleren Alters im Dienstmädchenkleidung erschrickt, als sie mich so knapp hinter der Tür sieht und mit einer tiefen Verbeugung entschuldigt sie sich, ehe sie sich erkundigt ob mit mir alles in Ordnung sei. Sie sieht so panisch aus, dass ich mich ernsthaft frage, ob ich denn so gefährlich wirke, dass sie glaubt, ich würde sie nun ohrfeigen oder schlimmeres. „Keine Sorge, es ist alles in Ordnung. Nichts passiert. Selbst wenn, wäre es meine Schuld, ich war mit den Gedanken ganz woanders, also machen sie sich keinen Kopf.“, winke ich ab und schenke ihr eines meiner aufmunternden Lächeln, bevor ich ihr noch einen schönen Tag wünsche und an ihr vorbei laufe. Das hätte peinlich werden können. Ich sollte meine Gedanken mehr zusammenhalten. *Atemus Sicht* Als er mir antwortet lächel ich ihn lieb an. Doch mir scheint es, als weiche er immer wieder meinen Blick aus. Aber auf der anderen Seite: Vielleicht bemerkt er es ja, meine Blicke. Himmel Atemu, reiß dich zusammen! Er ist zwar niedlich und auch irgendwie total mein Geschmack, und auch, dass er mich auf eine merkwürdige Art und Weise, welche zu gleich auch so herrlich schön ist, nervös macht, sollte ich das nicht zulassen. Er ist der Verlobte meiner Schwester. Gekonnt schaue ich stur geradeaus, setzte einen Fuß vor den Anderen und wünsche mir, dass mein Herz einfach aufhört zu Klopfen, oder einfach, dass es langsamer schlagen soll. Gibt es dazu nicht einfach einen Knopfdruck? Einen, den man drücken kann, wenn man etwa nicht will... etwa nicht sollte! Doch über seine so wirklich höflichen Worte, welche so scheu in mein Ohr klingen und diesen Jungen Mann immer lieblicher und lieblicher erscheinen lässt, muss ich doch leicht vor mich her schmunzeln, da er mich immer noch siezt. Er hat Anstand, seine Eltern werden ihm, ebenso wie die meinen mir, auch mir die Sitten beigebracht haben, welche nun mal in unseren Kreisen erforderlich sind. Als ich gerade wieder zu ihm hinsehe, möchte ich ihm auch meinen Vornamen anbieten, doch schon reißt eine Bedienstete die Tür auf, und wäre fast schon in Yugis Gesicht gelandet. Sajiana verbeugt sich gleich tief und entschuldigt sich dafür. Sie hat oft solche Angst, denn meine Mutter duldet keine Fehler, auch wenn es nicht wirklich ihrer war. Schon wieder möchte ich meinen Mund öffnen, und Sajiana sagen, dass es nicht so schlimm war, da meine Mutter nicht in der Nähe ist, doch Yugi scheint schneller. Er regt sich nicht darüber auf, genauso wie ich. Andere Gäste hätten sie nun wahrhaftig beschimpft, oder mit meiner Mutter über das Hauspersonal gesprochen. Ich kann nur lächeln. Er ist gar nicht so, wie viele Andere hier in diesem Haus... er ist anders, ganz anders. „So Yugi... hier ist auch gleich das Bad.“ Ich schreite zur Tür gegenüber und öffne sie, während ich Yugi einen aufmunternden Blick schenke. Er wirkt immer noch total überfordert, sonst wäre er ja eben auch nicht fast gegen eine Tür gelaufen. Der Arme... Yugi kommt dann langsam auf mich zu, als er an mir vorbei geht, und sich zu mir wendet, lächle ich ihn an und doch -und ich verfluche es innerlich- hört mein Herz nicht auf zu schlagen, nein, mir scheint es, wenn ich in seine großen Augen sehen kann, so direkt, von Angesicht zu Angesicht, schlägt es noch schneller. Kaum merklich schlucke ich und lächle gekünstelt weiter. „Yugi, sie dürfen mich auch bei meinem Vornamen nennen, schließlich werden wir doch zur einer Familie" Als ich das sage, wird mein Mund so trocken, gar das Wort Familie kräuselt meinen ganzen Speichel zusammen. Ich kann ihn einfach nur künstlich anlächeln, ehe ich einfach rasch die Tür vor seiner Nase schließe. Familie... tolle Familie. Kurz seufze ich tief auf, ehe ich mich nach Sajiana umwende. „Würden sie Bitte", frage ich sie und halte Ihr Yugis Jackett hin. Unsicher lächelt sie und nickt dabei, ehe sie mir auch schon dieses Jackett abnimmt. „Herr Atem" Leicht verzweifelt schaut sie mich an, ich kann sie nur matt anlächeln, da ich schon weiß, was kommt. „Kann das unter uns bleiben... das was eben geschehn ist?" „Natürlich", lächele ich sie schwach an. Meine Mutter ist einfach zu streng, wie ich finde. „Danke, Herr Atem" Kurz macht sie ein Knick ehe sie herumwirbelt und mit schnellen Schritten davon läuft. Doch dabei fällt etwas aus Yugis Tasche. Fragend sehe ich auf den Boden, ehe ich mich bücke und dieses kleine etwas, als eine Katze identifizieren kann. Ach Gott ist die niedlich. Der Schlüsselanhänger scheint mir selbst gemacht zu sein. Ob er Katzen mag? Vielleicht ist es aber auch einfach nur ein Glücksbringer für den heutigen Tag... vielleicht hatte er sich gewünscht, das vielleicht heute alles anders ablaufen würde... so wie ich damals. Kurz seufze ich auf und schaue aus dem großen Fenster, welches einen schönen Ausblick auf das Meer hergibt. Zugleich aber warte ich auf Yugi. *Yugis Sicht* Keine zehn Schritte weiter bleibt Atemu dann schon stehen und öffnete eine der edlen, wahrscheinlich handgefertigten Türen. Als er mir mit seiner schönen Stimme erklärt, dass wir das Badezimmer erreicht haben, nicke ich ihm dankend zu, ehe ich mit einem lieben Lächeln und klopfendem Herzen langsam auf ihn zu komme. In dem Moment in dem ich an ihm vorbei gehe, steigt mir ein Duft wie vom Sommer, Sonne und ein bisschen wie Schokolade in die Nase. Dieser Mann ist wirklich unglaublich anziehend und ich habe plötzlich den Wunsch mich in seine Arme zu legen, die Augen zu schließen und einfach nur diesen Geruch wahr zu nehmen und alles was ab heute auf mich zu kommt zu vergessen. „Yugi, sie dürfen mich auch bei meinem Vornamen nennen, schließlich werden wir doch zur einer Familie." Erneut reißt mich seine Stimme aus meinen Gedanken und zaubert mit diesem Satz ein bitteres Lächeln auf meine Lippen. Ich versuche die Bitterkeit zu verbannen, was mir aber, glaube ich, nicht wirklich gut gelingt. Ich seufze tief auf, nachdem Atemu von draußen die Türe geschlossen hat und lehne mich erst einmal gegen die Tür. Familie..... Für mich war das, was hier passierte alles andere als familiär. So fremd hatte ich mich noch nie irgendwo gefühlt. Sie gaben sich alle nett. Nur wer sagt mir, dass dies nicht alles nur gespielt war? Wer sagt mir, dass sie sich nachher hinter meinen Rücken nicht einen Spaß daraus machten, über mich zu tratschen oder aber zu erzählen wie Leid es ihnen täte, dass sie ihre Tochter mit mir verheiraten müssten. Ach, im Grunde konnte es mir doch egal sein. Ich konnte auf diese Hochzeit getrost verzichten. Ich hatte Atemu eh viel Lieber als Leara. Er gefällt mir viel besser. Wie es sich wohl anfühlen mochte in seinen Armen zu liegen? Und wie sich seine schönen Lippen wohl anfühlen würden...? „Oh mein Gott!“ Stocke ich und gehe schnellen Schrittes auf das Waschbecken zu, bei welchen ich das kalte Wasser aufdrehe und es mir mit beiden Händen ins Gesicht spritze. Was dachte ich denn da? Was in aller Welt dachte ich da? Atemu war ein Mann. Ich ebenso. Das war falsch! Das war verdammt noch mal nicht richtig. Aber ich kann mir so viel Wasser ins Gesicht spritzen wie ich will. Ich kann einfach nicht verhindern, dass meine Gedanken um Atemu immer wieder in diese Richtung gehen. Kann es denn wirklich sein, dass ich mich zum ersten mal verliebt habe? In einen Mann, welcher eigentlich auch noch mein künftiger Schwager sein sollte? Oder aber bildete ich es mir einfach nur ein? Ich meine, immerhin ist Atemu der einzige, der mir ehrlich und ohne gespielte Höflichkeit gegenüber trat. Der einzige, welcher mir das Gefühl gibt, dass ich hier willkommen bin. Aber erklärte das auch die Tatsache, dass ich ihn einfach nur süß und in gewisserweise auch sexy finde? Kann ein Mann einen anderen Mann sexy finden, ohne dass er homosexuell war? Na Wunderbar. Als wäre dieser Tag nicht schon nervenzehrend genug, so wirft mich diese Sache nun auch noch völlig aus der Bahn. Ich bin wirklich nicht gläubig, doch in diesem Moment bete ich zu Gott, er solle mir doch bitte helfen. Mir auf irgendeiner Weise zeigen, was ich tun sollte. Ich konnte nicht mehr. Ich war einfach fertig mit der Welt und hätte mich am liebsten im Waschbecken ertränkt, hätte mich der Gedanke an die Schlagzeilen nicht so sehr beschämt, dass ich davon absehe. Vor meinem inneren Auge sehe ich mich auf der Tageszeitung und auf dem Titelblatt -Dramatisch. „Einziger Sohn des Inhabers der größten Bankenkette der Welt ertränkt sich in einen Waschbecken.“ Steht vor meinem geistigen Auge in großen Lettern dort. Anstatt mich also zu ertränken, drehe ich den Wasserhahn erneut auf und spritze mir ein letztes mal kaltes Wasser in mein Gesicht, bevor ich mich erhebe und eines der Gästehandtücher nehme um mich abzutrocknen. Mein Spiegelbild vor mir verrät mir allerdings, dass ich mit dem Wasser etwas zu großzügig gewesen war, denn auch mein Hemd ist nun bis zum Bauch durchnässt und klebt leicht durchschimmernd an meinem Körper. „Na ganz toll!“ murre ich vor mich hin, ehe ich die ersten drei Knöpfe öffne und mir meinen Oberkörper und das Hemd so gut es geht trocken rubbele. Auch mein Pony ist ziemlich durchnässt, allerdings kann ich diese nur notdürftig trocknen, da ich nicht will, dass es ein Eigenleben entwickelt. Nach gut fünf Minuten sehe ich mich noch einmal im Spiegel an und seufze. Das würde von meinen Eltern eine feine Standpauke Daheim geben. Um das ganze etwas ab zu mildern zupfe ich das nasse Hemd etwas zurecht, lasse die Knöpfe aber offen, damit es hoffentlich schneller trocknet. Zu dem klebt es so nicht ganz so stark an meiner Brust und lässt Haut und Brustwarzen sehr viel weniger durchschimmern. Wenn man nicht genau hinauf starrte, dann sah man es nicht einmal wirklich. Mich meinem Schicksal ergebend, seufze ich erneut und richte noch einmal meinen Pony, bevor ich das Handtuch aufhänge, um anschließend das Badezimmer zu verlassen. Als ich die Türe schließe. sehe ich zu Atemu hinüber, welcher mit dem Rücken zu mir am Fenster steht und hinaus sieht. Langsam und mit klopfendem Herzen gehe ich zu ihm. Er hat wirklich etwas anziehendes und seine Erscheinung ist einfach unbeschreiblich. Als ich allerdings bei ihm ankomme, sehe ich ihn von der Seite an. Seine wunderschönen Augen scheinen traurig und bedrückt ins Leere zu schauen und er bemerkt mich scheinbar nicht einmal. In mir kommt der Wunsch auf, ihn in die Arme zu nehmen und einfach nur fest zu halten. „Atemu? Ist alles in Ordnung?“ spreche ich ihn schließlich an und lege meine Hand auf seine, welche auf dem Fensterbrett ruht. *Atemus Sicht* Der kleine Schlüsselanhänger wird leicht in meinen Fingern hin und her gedreht, während ich auf die Wellen des Meeres starre, doch viel mehr sind meine Gedanken ganz wo anders. Irgendwie habe ich ein Gefühl in mir, was ich noch nie hatte- zumindest nicht gegenüber von meiner Schwester. Neid, purer Neid, welcher sich in meinen Körper schleicht, aus allen kleinen Ecken hervor kriecht. Sie, die sonst so mehr oder weniger kleine, unbedeutsame Frau in diesem Haus, welche mein Vater so verschmäht, weil meine Mutter, und oh Himmel, wie konnte sie es wagen, ein zweites Kind bekam und dann war es auch noch ein Mädchen. Gerade sie… die Frau, die mein Vater und er würde es niemals in Learas Gegenwart erwähnen, leicht verabscheut, bekommt einen Mann. Einen wirklich netten Mann, wie ich meine. Sicherlich wurde dieser Zug nur aus Grund Prinzipien und Vorteilen gemacht, und zugleich hat mein Vater damit auch noch zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Ein verdammt gutes Bündnis und zu gleich wäre Leara aus dem Haus. Und sie… Leara und deswegen bin ich neidisch auf sie, freut sich auch noch. Die Welt ist so ungerecht… sie kann Leben, sich freuen und wurde durch mich immer vor allem beschützt und ich… Ein kleines Seufzen entgleitet meiner Kehle, ehe ich kurz auf den kleinen Schlüsselanhänger schaue, doch genau in diesem Augenblick schrecke ich auf, da jemand neben mir steht. „Ach Himmel… erschreck mich doch nicht so“ Meine ich erschrocken und zugleich beginnt mein Herz zu rasen. Im gleichen Augenblick aber, schaue ich auf seine kleinen, nassen Ponysträhnen, weiter hinunter auf sein leicht geöffnetes Hemd, welcher auch leicht durchnässt ist und dieses kleine, fast schon nach Unschuld aussehende Wesen, total ordinär erscheinen lässt. Kurz schlucke ich meine total unpassenden Gedanken hinunter, welche mir diese Haut in den Kopf treibt und schaue wieder in seine schönen Augen. „Es wäre ratsam, wenn ich dir ein Hemd leihen würde… ich denke nicht, dass deine Eltern das dulden würden“, sage ich, meine es aber total erst, aber auch als Selbstschutz, denn wenn der hier so rum läuft, bekomme ich die Krise. An diesem viel zu heißen Tag kann ich wirklich nicht noch mehr Hitze gebrauchen… und schon gar nicht mit ihm als Auslöser! „Meine Schwester würde sich bestimmt freuen“, rutscht es mir etwas verärgert aus dem Mund, ehe ich doch total tief aufseufzte und die Schultern hängen lasse. „Komm mit!“, fordere ich ihn auf und drehe mich herum, doch dann bemerke ich, dass ich immer noch seinen Schlüsselanhänger in meiner Hand halte. Ich glaube, dass das hier der schlimmste Tag meines Lebens ist… na ja… fast. *Yugis Sicht* Ihn erschrecken hatte ich eigentlich nicht wollen, aber wie hätte ich ihn den sonst auf mich aufmerksam machen sollen, denn er war ja fast schon weggetreten, so tief war er in Gedanken versunken. Ich hätte auch zu gerne gewusst, was in seinem Kopf vor ging und vor allem, warum er so traurig aussah, doch es stand mir nicht zu, ihn danach zu löchern es mir zu sagen. Wenn man davon absieht, dass ich so ein Mensch eh nicht bin. Ich zwinge niemanden mit mir zu reden, sollte man aber das Bedürfnis haben mit jemanden über seine Sorgen zu reden, so höre ich gerne zu und bin da, wenn man mich braucht. Doch was ist denn das? Kaum hat er mich erblickt, wandelt sich sein Blick von traurig zu einem erstaunten, welcher mit etwas Verlegenheit gepaart ist? Seine Augen wandern von meinem Gesicht herab zu meinem Hals und dann zu meiner Brust. Bilde ich mir das nur ein oder starrt er mich grade an? Und warum zum Geier fühle ich mich plötzlich so nackt? Auf der anderen Seite gefällt es mir aber auch, dass er mich so intensiv betrachtet und ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit habe. Und mit einem mal macht er auf dem Ansatz kehrt, während er leicht verärgert das ausspricht was ich mir auch schon dachte. Meine Eltern wären sicherlich nicht erfreut über meinen Aufzug. Als er mir anbietet, dass ich eines seiner Hemden bekommen kann, weiß ich ehrlich gesagt nicht, ob ich das annehmen soll. Er scheint verärgert zu sein und ich weiß grade nicht, ob es deswegen ist, dass ich ihm so viele Umstände bereite. War etwa seine Freundlichkeit doch nur gespielt? Meint er es gar nicht ernst? Irgendwie verschwindet dieser Gedanke gleich wieder aus meinen Kopf. Atemu ist nicht wie der Haufen, der sich im Salon befindet. Er ist wirklich nicht so, drängt es sich mir in den Kopf. Und es stimmt ja. Er ist das krasse Gegenteil zu den Anderen, aber irgendwie auch zu mir. Während ich immer tue, was meine Eltern sagen, um sie nicht zu enttäuschen und unsere Familienehre nicht zu beschmutzen, scheint er seinen eigenen Kopf zu haben und sich nur bis zu einem gewissen Maße etwas sagen zu lassen. Seine Eltern sind wie es mir scheint mit seinem Aufzug nicht besonders glücklich, wenn ich bedenke, wie sie ihn immer wieder angesehen haben. Doch es scheint ihm egal zu sein. Er hatte wohl keine Lust wie alle anderen bei dieser Hitze in einem Anzug zu schwitzen und ich bewundere ihn dafür, dass er es schafft seinen eigenen Kopf durchzusetzen. Ich frage mich, wie er mich wohl sieht? Bestimmt als das verwöhnte Mama Kind, welches immer tut, was ihm gesagt wird und bis an sein Lebensende die Marionette von irgendjemanden sein wird, da er nicht gelernt hat sich durchzusetzen oder für seine eigenen Interessen einzutreten. Tief seufzend stelle ich fest, dass er mit diesen Gedanken wahrscheinlich gar nicht so unrecht hätte. Mit hängendem Kopf, weil ich mich plötzlich unheimlich schäme, wegen meines Aufzugs, wegen meiner Eltern und dafür, dass ich ein Weichei bin. Ich folge ihm, als er losläuft und mich durch die Gänge des großen Hauses führt. Mit einem mal allerdings, ist meine betrübte Stimmung wie weggeblasen, als mein Blick auf etwas fällt, was in dieser Position meinen Kopfes unweigerlich gesehen werden muss. Schwer schlucke ich, während ich meinen Blick einfach nicht von Atemus Hintern wenden kann. Denn dieser ist der schönste, den ich je gesehen habe. Eigentlich ist er der erste, der mir so ins Auge fällt, denn bisher hatte ich nie das Bedürfnis gehabt jemanden auf den Hintern zu starren. Diese Erkenntnis ist es auch, die mich zur Vernunft bringt und mit heißen Wangen hebe ich meinen Kopf und versuche neben meinen künftigen Schwager zu treten, um der Versuchung zu widerstehen erneut seinem wohlgeformten Po zu begaffen. Ich sollte lieber das tun, was in meinen Augen längst fällig ist und mit diesen unanständigen Gedanken ihm gegenüber aufhören. „Es tut mir Leid, dass ich dir so viele Umstände mache, Atemu. Ich glaube, dass ich in deinen Augen als Verlobter deiner Schwester versagt habe. Ich bin ein Tollpatsch.“ Innerlich wünsche ich es mir sogar, dass er mir in einem gewissen Teilen zustimmt. Doch das wichtigste ist erst einmal, dass ich mich entschuldige, denn er scheint mir wirklich verärgert. Und der Gedanke, dass er wegen mir sauer ist, gefällt mir gar nicht. *Atemus Sicht* Nachdenklich setzte ich einen Fuß vor den anderen, bis Yugi sich meinen Schritten schließlich anpasst. Kurz schiele ich zu ihm hinunter, ehe ich doch rasch wieder geradeaus schaue und auf die Treppe zuschreite. Doch dann muss ich stehen bleiben, diese Worte, welche mich schwach lächeln lassen. Mich zu ihm gewendet, lege ich eine Hand auf seine Schulter und schüttle kurz mit den Kopf. „Du machst mir keine Umstände“, entflieht es mir eigentlich sehr warm aus meiner Kehle, aber nur aus dem Grund, weil ich seine Entschuldigung einfach als total süß ansehe. „Und nein, ich denke sogar, dass du ein hervorragender Ehemann für meine Schwester sein wirst.“, sage ich ihm, aber es ist mein voller Ernst. Ich kenne ihn nicht und doch weiß ich, dass er sie gut behandeln wird. Meine Schwester wird einfach in guten Händen sein. Meine Hand streift von seiner Schulter hinunter, bis hin zu seiner Hand, welche ich in meine lege, nur um ihm, in seine geöffnete Hand, seinen Schlüsselanhänger zu legen. Ich schließe die Hand, und halte sie einen Moment lang fest. Er hat wunderschöne Hände, so zart, so fein. Am liebsten will ich diese Hand nicht mehr loslassen, doch ich tue es. „Ein schöner Glücksbringer…“ Ich sehe erneut zu ihm hinauf, kurz lächle ich dabei. „Aber Glück gibt es so selten.“ *Yugis Sicht* Oh Gott, dieses Lächeln. Ich könnte auf der Stelle sterben. Nie zuvor habe ich ein so ein wunderschönes Lächeln gesehen und in mir kommt wieder die Frage auf, wie diese wunderschönen Lippen sich wohl anfühlen würden und als Atemu dann plötzlich meine Hand in seine nimmt, glaube ich zu spüren wie für den Bruchteil von Sekunden mein Herz aussetzt, ehe es mit dreifacher Geschwindigkeit zu schlagen beginnt. Seine Hand fühlt sich so toll an. Warm ist sie und sie weckt in mir das Gefühl von Geborgenheit und macht mich irgendwie richtig glücklich. Dass er mir etwas in die Hand legt und diese schließt merke ich erst, als er sie umfasst und mir in die Augen schaut. Grade als ich drohe, mich, wie schon so oft an diesem Tag, in seinen Seelenspiegeln zu verlieren, lässt er meine Hand los und ich schaue betrübt auf meine herab, hätte ich diese Verbindung doch noch gern etwas länger aufrecht erhalten. Nun jedoch öffne ich meine Hand und erblicke einen Schlüsselanhänger, welcher genauso aussieht wie meiner, den ich heute geschenkt bekommen habe. Ich nehme und schaue ihn mir an, nur um festzustellen, dass es ja wirklich mein Schlüsselanhänger ist. Auf die folgenden Worte Atemus muss ich Schmunzeln, ehe ich das Wort ergreife. „Diese kleine Glückskatze ist das einzige Geburtstagsgeschenk, welches ich heute bekommen habe. Sie ist von Yuko, dem Dienstmädchen, dass mir seit Jahren zugeteilt ist. Seit ich klein bin, habe ich mir ein solches Kätzchen gewünscht, aber.... meine Eltern meinten, ein Haustier wäre verschwendete Energie. Du glaubst gar nicht, wie viel mir dieses Kätzchen bedeutet. Es ist nur ein Anhänger, aber das Kleine gehört mir.“ Mein Blick haftet auf dem selbst gemachten Kätzchen, was mich an den Moment erinnert, in welchen ich es aus dem Kästchen, in welches es eingepackt war, befreite. Zu diesem Zeitpunkt war meine Welt noch in Ordnung. Tief seufze ich auf, bevor ich das Kätzchen wieder in meine Hand schließe. „Naja... wenn man es genau nehmen will, haben mir meine Eltern auch ein Geschenk gemacht.“ Traurig senke ich den Blick, ehe ich zu einem der Fenster neben mir gehe und sehnsüchtig hinaus schaue. Auf dem Fensterbrett sitzen zwei Tauben, welche davon flattern, als sie mich erblicken. „Ich wünschte.... dass auch ich meine Flügel ausbreiten und dorthin fliegen will, wo ich hin möchte. Ungebunden und frei sein, nur das tun, was mir gefällt und sich von niemanden etwas vorschreiben lassen.“ Es sind meine Gedanken, welche ich ohne es groß zu merken ausspreche und mit meinem Blick den beiden Tauben so lange folge, bis sie nicht mehr zu sehen sind. Ich weiß gar nicht, wie lange ich in den blauen, wolkenlosen Himmel gestarrt habe, bevor ich mich zu dem Rotäugigen umdrehe und ihn mit einem erkämpften Lächeln ansehe, denn im Moment ist mir eher zum Heulen zumute. „Bitte entschuldige.... wir sollten uns vielleicht beeilen, sonst bekommst du vielleicht noch meinetwegen Ärger, weil wir uns solang rumgetrieben haben. Ich möchte nicht, dass du Probleme bekommst. Du bist mir sehr sympathisch und der einzige Grund, warum ich mich hier nicht ganz fremd fühle.“ Geschockt sehe ich ihn an kaum das ich geendet habe. „Oh Gott! Ich.. ich meine natürlich... deine Familie ist sehr nett, also... ich..... sie... !“ Wie komme ich da jetzt wieder raus. Das grade eben kam einer Beleidigung seiner Familie gleich. Was soll ich nur tun, dass er es nicht falsch versteht? Während ich schwitzend und panisch überlege, wie ich das wieder grade bügeln kann, streiche ich mir meinen feuchten Pony aus dem Gesicht, da dieser immer wieder an meiner Stirn klebt. *Atemus Sicht* Auch wenn ich ihn nicht ansehe, so höre ich seine, fast schon sehr sehnsüchtige und zu gleich traurige Stimme, welche irgendwie nach Freiheit und Luft schreit. Es ist mir merkwürdig, warum er mir solche Dinge offenbart, aber auf der anderen Seite, ist es auch schön... es ist, als würde er mir vertrauen, doch als er mir erzählt, das die kleine Katze sein Geburtstagsgeschenk sei, muss ich meinen Blick zu Boden richten. Er hat Geburtstag- heute? Oh Himmel, wie peinlich ist das denn jetzt- ich wusste das doch gar nicht. Und nun, sein Tag, sein Ehrentag scheint für ihn aber heute einer der schlimmsten zu werden. Immer mehr tut er mir Leid, mit jedem Schritt, den ich auf mein Zimmer zugehe, will ich ihn einfach an mich drücken… ihm sagen, dass alles besser wird, ihn schützen, ihn einfach auffangen. Doch ich tue nichts dergleichen. Wie gerne ich es auch wollte, ich darf es nicht, ich muss es mir selbst verbieten, gar diesem Brennen in meinem Herzen widerstehen- es soll aufhören- auf der Stelle. Und dann auch noch, dieses Kompliment, an mich. Verschämt schaue ich zu Boden, dass er damit gerade meine ganze Familie beleidigt ist mir eigentlich total egal und zu gleich, höre ich auch schon seine Entschuldigung. Dieses Stottern, dem Versuch, sich aus dieser peinlichen Situation zu schlagen. Vor meiner Zimmertür halte ich an, sehe direkt in seine Augen und muss einfach lächeln. „Ein Stück Ehrlichkeit“, entflieht es aus meinen Lippen und schon öffne ich die Tür, zu meinem Zimmer. „Und mach dir keine Sorgen, wegen meiner oder deiner Eltern, meinst du nicht die hätten uns nicht so oder so, aufeinander gehetzt… ich meine, du wirst bald die Leitung eurer Bank übernehmen und ich unsere Börse…“, zielstrebig gehe ich in einen kleinen angrenzenden Raum. Meinem begehbaren Kleiderschrank. Irgendwo muss ich noch Hemden haben, welche mir etwas zu klein sind… das weiß ich. „Es wäre vom Vorteil, wenn wir uns schon vorher kennen und uns sogar verstehen!“ Kurz greife ich nach einem Hemd, ehe ich mich zu ihm umwende. Er schaut einfach zu putzig aus. So überfordert, zugleich auch total schüchtern und dann noch diese nassen Haare und dieses ordinär gewordene Hemd. „Hier bitte“, etwas zögernd halte ich ihm das Hemd hin, aber ich habe auch Angst, dass wir uns erneut berühren. Ich hätte es lieber irgendwo hinlegen sollen. *Yugis Sicht* Ein Stück Ehrlichkeit... Ja, im Grunde ist es das, was ich mir von beiden Familien wünsche, aber bis auf Atemu verstellen sich alle und würden mit ihrem Schauspiel garantiert einen Oscar bekommen, wenn jemand der Jury mal ein Video davon schicken würde. Warum nur habe ich das Gefühl das dieser junge Mann mich versteht. Dass er weiß, wie ich mich grade fühle und was ich so genau über die beiden Familien denke? Als ich ihm in sein Zimmer folge, schaue ich mich um und stelle fest, dass sich dieses hier und mein Zimmer daheim nicht groß unterscheiden. Hierbei rede ich nicht vom Einrichtungsgeschmack, nein, ich meine, dass es steril wirkt. Alles sauber, kein einziges Staubkorn und keine Spinnwebe in irgendeiner Ecke. Keine Bilder, Fotos oder sonstige persönliche Dinge an den Wänden oder auf einigen Einrichtungsgegenständen. Das einzige was etwas Farbe in das Zimmer bringt ist ein großer Strauß Rosen auf dem Schreibtisch und das hellblau bezogene Bett. Es ist furchtbar. Meine Eltern haben mir stets verboten mein Zimmer mit privaten Gegenständen zu schmücken. Sie meinten immer, dass wenn ein Besucher es sieht, er die Möglichkeit hat, meinen Charakter dadurch zu analysieren und ich somit ein leichtes Opfer wäre. Ich dürfte auch mit niemanden außerhalb der Familie über private Angelegenheiten reden. Nur wie soll man mit seinen Eltern über Sorgen, Probleme oder aber Ängste reden, wenn diese nie da sind? Mir blieb nie etwas anderes übrig als heimlich ein Tagebuch zu führen, in das ich all meine Gedanken aufschreiben konnte. Sicherlich half es mir in Zeiten, wo ich mich einsam fühlte etwas, aber doch wünsche ich mir all die Jahre nichts mehr, als einen Freund. Eine Person zu der ich gehen kann, wann immer ich jemanden zu reden brauche, jemanden der mir zuhört, der mich vielleicht in den Arm nimmt und mir zeigt, dass ich nicht nur ein Objekt bin, das einst die Firma übernehmen soll, sondern auch ein Mensch, der sich nach Geborgenheit und Zuneigung sehnt. In dem Moment, in dem Atemu mir ein Hemd reicht, habe ich stark mit den Tränen zu kämpfen. Immer wieder blinzle ich und versuche einfach sie zu ignorieren. Ich kann doch nicht vor Atemu los heulen, wie ein kleines Kind und das mit meinen achtzehn Jahren. Das wäre doch peinlich, oder? Ich meine... ich habe es die ganze Zeit doch ausgehalten, warum wird es mir grade jetzt so schmerzlich bewusst, wie einsam ich die ganzen Jahre doch wirklich war? Mit zitternder Hand greife ich nach dem Hemd, welches ich schließlich an mich nehme. „Danke....!“, bringe ich knapp mit zitternder Stimme heraus und kämpfe mir ein Lächeln ab. *Atemus Sich* Seine Augen… diese wunderschönen Augen, so verzweifelt. Diese violetten Farben, verschimmern in einem Fluss von Tränen. Welche er so krampfhaft versucht bei sich zu behalten. Traurigkeit zeigt er mir, zugleich auch sein verzweifeltes Herz, welches am liebsten aufschreien würde, nur um Luft zu bekommen- nur um von hier fliehen zu können. Etwas überfordert mit der ganzen Situation, sehe ich ihn verzweifelnd an. Was kann ich schon tun? So gerne ich ihm auch helfen würde, ich kann es nicht und das aller schlimmste ist, dass ich genau weiß, wie er sich fühlt. Saß ich doch damals in derselben Situation wie er. Er hat mein volles Mitgefühl, doch nicht ein Wort entrinnt aus meiner Kehle. Ich finde und habe einfach keine tröstenden Worte für ihn. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so hilflos gefühlt und doch zu gleich den Drang verspürt jemanden schützen und helfen zu wollen. Mein Herz schlägt kräftig gegen meinen Brustkorb, als er die Hand zu mir ausstreckt und mir das traurigste „Danke“ zu haucht, was je meine Gehöhr erhört hat. Er zieht zaghaft an dem Hemd, doch ich lasse es einfach nicht los. Ich will nichts sagen, ich kann auch nicht sagen doch… „Yugi… komm her“, sage ich ihm und ziehe leicht dabei an dem Hemd, somit kommt er einen kleinen Schritt auf mich zu. Meine andere Hand aber ergreift nun seine andere- er hat Angst, ich spüre es bis in mein Herz. Wieder ein Schritt und schon drücke ich ihn, obwohl ich eben einfach keine Nähe mehr zu ihm wollte, zart an mich. Ich kann ihm nicht sagen, dass alles gut wird, ich kann ihm nur zeigen, dass er nicht alleine ist und dass er traurig sein darf. *Yugis Sicht* Ehe ich es wirklich realisiere und weiß, wie mir geschieht, finde ich mich in den Armen des jungen Mannes wieder, welcher mein Herz am ersten Tag so aufgewühlt hat, dass ich glaube, dass ich noch nie so glücklich und auch so traurig zugleich gewesen war. Kaum haben sich diese starken Arme um mich geschlossen, verliere ich den Kampf gegen meine Tränen endgültig und presse mein Gesicht an die Brust Atemus und beginne furchtbar zu schluchzen. Es ist, als wenn dieses Wesen auf einen Schlag alles in mir hervor ruft, was ich gelernt habe hinter einer Mauer aus Eis einzufrieren und somit stets einen kühlen Kopf zu bewahren. Seit ich ihn aber getroffen habe, scheine ich mich selbst nicht mehr zu kennen. Meine Gefühle, mein Körper und meine Tränen, die ich stets gut zu beherrschen wusste, gehorchen mir nicht mehr, und wenn ich ehrlich bin, hat es etwas unheimlich befreiendes, dass man das, wogegen man jahrelang ankämpfte, endlich freilassen kann. Auch wenn es zugleich schmerzhaft ist, da ich weiß, dass dieser Ausbruch meiner Gefühle mir nur für einen Moment Linderung verschaffen wird. Ab diesem Tag werde ich wohl noch viel mehr verzichten, ertragen und leiden, denn dass ich Leara nicht heiraten möchte, kann ich spätestens jetzt mit Gewissheit sagen. Warum? Der Grund ist der junge Mann, in dessen Armen ich grade liege und weine, wie ich es wohl noch nie getan habe. Mit jeder Minute, in der ich diese Wärme und den Halt seiner warmen Umarmung spüre, fühle ich mich mehr und mehr zu ihm hingezogen und in mir steigt der Wunsch auf, dass er mich nie wieder loslassen möge. Schluchzend beginne ich zu sprechen oder... ist es eher mein Herz, was dort spricht? „Ate... Atemu... ich glaube... ich...“ Ich stoppe. Was zum Teufel denke ich, was ich da tue? Ich kann ihm doch nicht sagen, dass ich mich in ihn verliebt habe. Voller Verzweiflung krallen sich meine Hände in den Stoff seines Hemdes, während ich erneut in tiefes Schluchzen versinke. Das ist doch lachhaft. Wir kennen uns ein paar Stunden, reicht sotwas wirklich aus, um sich in einen Menschen zu verlieben? Auch wenn man bedenkt, dass dieser Mensch der Erste ist, bei dem man sich in seinem Leben wohl und geborgen fühlt, ist es dann nicht immer noch lächerlich dann schon von Verliebtheit zu reden? Aber es ist doch nicht gelogen, dass ich mich zu ihm hingezogen fühle, wie noch nie zu einem anderen Menschen. Nicht einmal meine Eltern haben je dazubeigetragen, dass ich mich so wohl fühlen dürfte. Mit verschwommen Blick schaue ich blinzelnd zu Atemu hinauf und in seine Augen. Seine wunderbaren Seelenspiegel, welche voller Verständnis und Mitgefühl zu mir herabschauen. Diese wunderschön geschwungenen Lippen, die leicht geöffnet sind. Seine gesamte Erscheinung, nein, sein gesamtes Wesen hat mich und mein Herz in Besitz genommen, und egal, ob es albern klingt, egal ob Atemu ein Mann ist, ich habe mich in ihn verliebt und diese Erkenntnis lässt mein Herz vor Freude hüpfen und es im gleichen Moment so unendlich schwer werden. Ich weiß, dass meine Eltern die Liebe zu einem Mann niemals dulden werden, selbst wenn der, den ich liebte, dasselbe für mich fühlen würde. *Atemus Sicht* Ihn an mich gedrückt, beginnt er auch schon heftigst an zu weinen. Es ist so verständlich. Ohne wirklich darüber nachzudenken, handelt mein Körper von ganz alleine. Weil ich ihm Trost schenken will. Meine Hände drücken ihn an mich, gar meine Finger streicheln leicht über seinen zierlichen Rücken. Lange ist es her, dass ich jemanden so nah an mich herangelassen habe. Lange ist es her, dass ich einen fremden Geruch um mich herum hatte. Mein Kopf neigt sich zu seinem Haar, ein herrlicher Duft von Vanille und Früchten umgibt mich. Doch genießen kann ich es nicht, wegen dieser Tränen, wegen diesem zitterndem Körper, welchen ich gerade halte… und… weil ich es nicht darf. Ich sage wieder einmal nichts… es ist auch besser so. Als er zu mir aufschaut, tut mir dieses Bild einfach nur weh, es sticht so zu. Diese klaren Augen, so traurig. Matt lächle ich und streiche ihm die Tränen fort. Sie stehen ihm einfach nicht… es passt nicht zu ihm, sie gehören dort einfach nicht hin. Auch wenn ich es nicht will, löse ich mich von ihm, gehe einen minimalen Schritt zurück. „Ich weiß, wie du dich fühlst“, spreche ich, meine Stimme klingt auf einmal so furchtbar leise. „Doch du musst jetzt einfach stark sein…“, kurz streichle ich ihm wieder mit einem matten Lächeln auf dem Lippen eine kleine Träne hinfort. „Spiele dein Spiel einfach weiter… diese Ehe wird ein Spiel. Doch das, was hier drin ist“, ich tippe kurz auf die linke Seite seiner Brust und muss nun doch ehrlich lächeln. „Das ist kein Spiel… das können sie dir nicht nehmen- das kann dir niemand nehmen!“ Mit diesen Sätzen bücke ich mich und hebe das heruntergefallene Hemd auf, ehe ich es ihm erneut hinhalte. „Du solltest dich nun umziehen gehen…“, meine ich wahrheitsgemäß, da wir nun doch schon sehr lange fort sind. „… das Spiel muss weiter gehen!“ Kapitel 3: ein Stück Ehrlichkeit im Herzen ------------------------------------------ Da sind wir wieder ^^ Wir hoffen ihr seid alle gut ins neue Jahr gekommen und wünschen euch für dieses Alles gute. Viel Spaß beim neuem Kapitel. -------------------------------------------------------------------------------------------------- *Yugis Sicht* Diese Worte. Seine Berührungen. Sein Lächeln. All dies spendet mir so viel Trost, auch wenn seine Worte mir bezeugen, dass es keinen Ausweg gibt, so eröffnen sie mir zugleich, dass es etwas gibt, was niemand beherrschen kann. Seine Finger, welche kurze Zeit auf meinem Herzen ruhen, sorgen dafür, dass es aus dem Takt gerät und mir einmal mehr bewusst wird, wie wichtig mir dieser Mensch bereits ist. Wenn ich seine Worte richtig deute, dann kommt sein Verständnis daher, dass er es bereits selber durchgemacht hat. Heißt das, dass er auch verheiratet ist? Mein Blick wandert verstohlen zu seiner Hand, aber einen Ehering kann ich nirgends erblicken. Oder ist er bisher auch nur verlobt? Wie können Eltern so etwas tun? Ihre Kinder gegen deren Willen zu etwas so wichtigem wie eine -Ehe- zwingen? Sollte für Vater und Mutter nicht das Glück ihres Kindes an erster Stelle stehen? Wenn ja, dann haben die Eltern von mir und Atemu in diesem Falle kläglich versagt. Aber wenn er eine Verlobte hat, hätte diese dann heute nicht anwesend sein sollen? Mir mit der einen Hand die restlichen Tränen aus dem Gesicht wischend, nehme ich mit der anderen das Hemd entgegen und schaue ihn anschließend tief in die Augen, ehe ich etwas tue, was überfällig ist. „Vielen Dank, Atemu.“ Ich schenke ihm ein dankbares Lächeln, ehe ich mich einige Schritte von ihm entferne und mir langsam das nasse Hemd ausziehe. Als ich es dann in der Hand halte, suche ich nach einem geeigneten Ort, um es eben dorthin zulegen. Mein Blick fällt auf die Rückenlehne des Schreibtischstuhls, beschließe, dass es für diesen Zweck der ideale Ort ist und lege mein Hemd darauf. Anschließend nehme ich das Hemd, welches mein künftiger Schwager mir geliehen hat und schlüpfe hinein. Es ist zwar an den Ärmeln ein bisschen zu lang, aber ansonsten passt es wie angegossen. Nachdem ich es zugeknöpft habe, schlage ich die beiden Ärmel einmal um und nehme dann mein nasses Hemd wieder von der Lehne. „Danke für das Hemd. Ich werde es daheim waschen lassen und dir zurück schicken.“ Mit einem Lächeln gehe ich auf ihn zu und muss mir eingestehen, dass es wirklich gut getan hat sich mal auszuweinen. Auch wenn mir seitdem wegen Yamis Äußerungen eine Frage auf der Seele brennt. „Ich... würde dich gern etwas fragen. Du musst nicht antworten, wenn du nicht magst. Ich habe nur das Gefühl, dass du das Gleiche durchgemacht hast oder es noch durch machst. Deine Augen sie sind von Verzweiflung und Traurigkeit durchzogen. Was sehr schade ist, denn sie sind zu schön, um traurig zu sein.“ Zu spät merke ich, was ich da grade im letzten Satz gesagt habe, als sich auch schon die Hitze in meine Wangen schleicht und ich nur beten kann, dass sie nicht zu sehr erröten. *Atemus Sicht* Huch... überrascht sehe ich ihm nach. Ein Lächeln, so sanft und zärtlich und vor allem so ehrlich. Mein Herz rast schon fast schmerzhaft gegen meine Brust und nimmt mir die Luft zum Atmen. Doch dann, so scheint es mir, ist er es selbst, der mich heute in Bedrängnis führen will. Kann der sich nicht woanders umziehen... Gott, warum tut er mir das an- weiß er das überhaupt? Was er mir antut? Arg... aber es ist zu schön, das was meine Augen erblicken, als das ich wegschauen könnte. Seine Haut so weiß, wie weißer Marmor. Seine Oberkörper, so klein und zierlich, aber doch so verlockend und anziehend. Und diese Schultern erst... Atemu, bring dich zur Vernunft! Ein kläglicher Versuch die Augen von ihm zu richten, doch als er sich wieder anzieht, und dann auf mich zu kommt und mir eine Frage stellt, welche ich nie gerne beantworte, so schüttle ich mit dem Kopf. „In diesem Haus wird nicht darüber gesprochen... aber." Nun schmunzle ich leicht frech vor mich her. „Es gibt Ehen, die nicht halten. Besonders mit jemanden wie mir. Da ich mit einer Frau noch weniger zurechtkomme, als mit einem Mann.“ Kurz kichere ich auf, ehe ich mich umwende und schmunzelnd zur Tür gehe. Er wird es verstanden haben... deutlicher konnte ich es nicht ausdrücken. „Na komm... oder willst du in meinem Zimmer nächtigen?" Ok... diesen Satz hätte ich mir gerade auch sparen können. Er scheint mir dann auch zu folgen, aber eines müsste ich dann doch noch klarstellen. „Meine Augen scheinen genauso traurig, wie deine, aber verzweifelt, bin ich noch lange nicht, Schwager!" *Yugis Sicht* Wie mir scheint, habe ich ihn mit meiner Frage verärgert, denn sein Gesicht versteinert sich plötzlich. Ich wusste, dass es nicht gut sein würde, solch eine private Frage zu stellen, welche auch noch eine Familienangelegenheit war. Doch grade, als ich mich bei ihm entschuldigen möchte, schmunzelt er. Und wie er das tut. Süß, frech und ein bisschen hat er auf einmal was von einem Lausejungen, der einen Streich verübt hat. Innerlich muss ich selber schmunzeln, aber als er dann seinen Satz beendet hat, braucht mein Kopf noch einen Moment, bis er die Worte geordnet hat, doch als dies geschieht, spüre ich, dass meine Wangen heiß werden, wie noch nie in meinem Leben. Mein Herz droht jeden Moment aus der Brust zu springen und ich hab das Gefühl vor Freude über das ganze Gesicht zu strahlen. Er kommt mit Männern besser zurecht als mit Frauen? Das heißt also, dass er.. homosexuell ist? Dann.. also ich meine, dass ich mir vielleicht Hoffnungen machen kann? Ich meine vielleicht könnte aus uns ja was werden? Gott, ich wäre der glücklichste Mensch auf Erden wenn... Betrübt lasse ich meinen Kopf sinken und seufze tief. Was bitte soll das? Warum spuken solche Gedanken in meinen Kopf umher, wo ich doch genau weiß, dass er mein künftiger Schwager sein wird. Das Einzige, was sich zwischen uns beiden entwickeln darf und wird, ist bestenfalls eine freundschaftliche Beziehung. Als er mich auffordert ihm zu folgen, bringt er mein Gesicht erneut zum Erröten. Ob er weiß oder ahnt, was er mir mit diesen Bemerkungen antut? Ob er gemerkt hat, dass ich etwas für ihn empfinde, was über die Gefühle weit hinausgeht, welche man normalerweise für seinen Schwager hegt? Ohne das ich es verhindern könnte, drängen sich Bilder in meinen Kopf, wie ich mit Atemu in seinem Bett liege, den Kopf auf seiner Brust gebettet, seinen Herzschlag lauschend, und während er meinen Rücken sanft streichelt, ich mich in das Land der Träume begebe. Schön wäre es. Ich glaube, dass ich glücklicher nicht sein könnte. Nervös kaue ich mir auf meiner Unterlippe herum, während ich ihm folge, denn eine Frage belastet mich noch stark. Nur... soll ich es wagen? Ich meine, was ist, wenn er böse wird? Aber ich muss es doch wissen, auch wenn es an der Situation nichts ändern wird. Jedoch muss ich es wissen grade wegen seiner letzten Aussage, dass er verzweifelt noch lange nicht sein. Vielleicht hat er ja Unterstützung. Eine -enge- Unterstützung? Ich schlucke, ehe ich zu reden beginne. „Nun da habe ich wohl meine eigene Verzweiflung gesehen, die sich in deinen Augen gespiegelt hat, Atemu. Bitte entschuldige, wenn ich dir etwas unterstellt habe. Ich hätte es wissen müssen. Du hast einen zu starken Charakter, um so schnell aufzugeben.“ Ein mildes Lächeln umspielt meine Lippen, ehe ich ihn ansehe und seine Seelenspiegel mit meinen fixiere. „Ahm... hast du... ich meine, bist du im Moment in einer Beziehung?“ Oh Gott wie peinlich ... Schnell wendet sich mein Blick ab und ich frage mich grade, was in mich gefahren ist ihn das wirklich zu fragen. Selbst wenn er jeden Tag einen Anderen hat oder auch mehrere, so geht mich das doch gar nichts an. Nicht dass ich Atemu so einschätze, aber es geht mich nichts an. Was jedoch wenn mein Herz es dennoch wissen muss, wie sollte sich mein Verstand dagegen wiedersetzen können? *Atemus Sicht* Ich muss einfach vor mich herlächeln, ich weiß nicht warum, ob es seine Entschuldigung ist, welche mir einfach nur süß erscheint, oder doch seine so unsichere Stimme, doch als er mir die Frage stellt, ob ich in einer Beziehung stecke, bleibe ich doch mal stehen und sehe zu ihm hinunter- mein Blick im ersten Moment, leicht verdattert. Doch dann lache ich kurz herzhaft auf. Wie er mich anschaut… ich könnte ihn einfach nur… Innerlich seufze ich tief auf. Dieser junge Mann ist einfach zu süß und zu nett für diese Welt. „Erstens hast du mir nichts unterstellt.“, schüttele ich schmunzelnd den Kopf, ehe ich kurzerhand wieder weiter gehe, aber dieses Mal neben ihm. „Und zu deiner zweiten Frage…was denkst du?“ Kurz atme ich tief ein. „Ich meine, schau dir mal dieses Haus an und die Personen, die darin wohnen und wie sie sich Verhalten. Das ist wahrscheinlich so, wie bei dir Zuhause.“ Wir kommen der Tür des Esszimmers immer näher, und irgendwie, will ich da gar nicht mehr hinein… und doch, ich muss- wir müssen. „Glaubst du wirklich, dass sie das dulden würden? Zumal eine uneheliche Beziehung, und dann auch noch…“ Kurz senke ich den Kopf, da ich mich kaum traue es auszusprechen, warum, ist mir ein Rätsel, vielleicht weil meine Eltern mir in dieser Hinsicht den Mund verboten haben, gar ein einziges Wort davon preiszugeben. Es ist so ein Schweigen, was sich in den letzten Jahren in mir eingebettet hat. „… Einen Mann!“ Ein leises Flüstern. Warum erzähle ich ihm das überhaupt? Bin ich so leichtsinnig geworden? Mein Vater wird mich aus dem Haus werfen, wenn das jemand weiß. Aber auf der anderen Seite glaube ich nicht, dass Yugi je ein Wort darüber sprechen würde. Matt lächle ich ihn an, sehe in seine großen Augen, ehe ich vor der großen Tür des Esszimmers stehen bleibe. Ich halte bereits den Türgriff in der Hand. „Ich hatte mal eine heimliche Beziehung, nur...“ Wieder seufze ich auf. „So etwas ist so falsch… zumal wir uns eh nie oft sehen konnten. Es ging nicht, wenn du verstehst!“ Ich sollte die Tür öffnen, doch will ich es einfach nicht. Viel lieber würde ich weiter mit ihm sprechen. Einfach reden. Es tut so gut. So was habe ich so selten, oder eher nie. Sicher habe ich meine Schwester. Aber mit ihr reden? Nie tue ich das, sie ist eigentlich diejenige, die mit mir spricht. *Yugis Sicht* Für mich wird dieser Besuch in dem Hause meiner künftigen Schwiegereltern einen gemischten Eindruck hinterlassen. Einerseits bringt er mich dazu mein Leben zu hassen und während ich auf der einen Seite meine Eltern verfluche in diesem Lebensstandard geboren worden zu sein, bin ich ihnen zugleich dankbar, denn wer weiß, ob ich sonst jemals diesen jungen Mann getroffen hätte, auch wenn es das Schicksal nicht gut mit uns meint. Auch die Tatsache, dass er das männliche Geschlecht bevorzugt, er Single ist und ich somit vielleicht eine Chance hätte sein Herz zu erobern, so sagt mir mein Verstand, dass ich mir besser keine Hoffnungen machen soll und diese Hirngespinste schnellstmöglich abschreiben sollte, ehe es zu schmerzhaft wird. Allerdings ist dies nicht so einfach, wenn das Herz doch etwas ganz anderes sagt und immer wieder in jeder Geste, in jedem Wort einen kleinen Hoffnungsschimmer erkennt, an welche ich mich, meinen Verstand ignorierend, klammere und die schmerzhafte Wahrheit einfach verdränge. Und, bei Gott ich weiß nicht, ob es Einbildung oder vielleicht Wunschdenken ist, aber dieser Blick, wie er mich ansieht, seine Stimme, wie sie sanft und voller Wärme in mein Ohr dringt, lässt in mir den Verdacht aufkommen, dass Atemu, mein künftiger Schwager auch ein gewisses Interesse an mir hegt, welches jenes, das man für den Gatten seiner Schwester aufbringen sollte überschreitet. Doch selbst wenn es so wäre. Selbst wenn er sich insgeheim dasselbe wünscht wie ich, wie sollte das ablaufen? Unsere Eltern werden es nicht dulden und wie Atemu es so schön sagte: es geheim zu halten wäre falsch. Ich meine, welche Zukunft würde sich uns bieten? Ich müsste Leara betrügen und die Beziehung von Atemu und mir würde auf ewig eine Affäre sein. Eine ganze Weile flüstert er bereits nur noch, schaut mich traurig an und scheint die Kraft, welche er braucht, um die Klinke der Tür zum Salon zu öffnen, nicht aufzubringen. Ich weiß, dass ich es allein auch nicht schaffen würde. Hinter dieser Tür beginnt wieder dieses falsche Spiel, welches wir die ganze Zeit abgelegt hatten. Wir waren wir selbst und haben uns den Trost gespendet, welchen wir beide brauchen, um die nächste Zeit, ja den Rest unseres Lebens zu erdulden. Mir ein Herz fassend schaue ich in die rubinroten Seelenspiegel mir gegenüber, während sich auf meine Lippen ein zartes und warmes Lächeln legt. Meine Hand erhebend lege ich sie schließlich auf die Atemus und atme einmal tief durch, als ich die Wärme unter meiner Handfläche spüren kann. „Ich danke dir. Du hast mir mit deinem Lächeln und Worten die nötige Kraft gegeben, um die kommenden Stunden zu überstehen. Danke... Atemu!“, flüstere ich, ehe ich mich auf die Zehenspitzen stelle, ihm ein kleines Küsschen auf die Wange hauche und anschließend mit seiner Hand in meiner die Klinke betätige und mich somit meinem Schicksal ergebe. Mit einem Lächeln trete ich ein und entschuldige mich für die lange Wartezeit. *Atemus Sicht* Immer noch starre ich ins Nichts, einfach in die vollkommene Leere. Hat er mich gerade wirklich geküsst? Noch immer scheint der Nachhall der Gefühle auf meiner Haut zu zergehen. Immer noch schlägt mein Herz verdammt laut, noch immer kitzelt meine Wange und noch immer fühle ich mich wie vor ein paar Sekunden federleicht. Ein warmes Gefühl, umgeben von sanften Federn bleibt tief in mir sitzen. Erst die Stimme dieses Mannes, der mich soeben auf die Wange geküsst hat, lässt mich wieder in die Realität zurückkehren. Ich schlucke kurz- ich will das nicht fühlen, ich will es nicht! Ein Lächeln auf meinen Lippen- gefälscht, für die Anwesenden in unserem Salon. Ich könnte gerade schreiend aus diesem Raum hinaus laufen und die Welt verfluchen, was sie mir nun wieder antut. Ich traue mich nicht mal mehr ihn anzusehen. Geradewegs schreite ich zu meinem Platz, direkt neben meiner Mutter. Mein Vater schenkt mir ein Blick, ein Blick, der mir sagt, ob ich und er zurechtkamen, ob ich mich korrekt verhalten habe. Kurz nicke ich und platziere mich auf meinen Stuhl. Dann sehe ich zu meiner Schwester, die an diesem Tag, ab diesem Moment, in meinen Augen die beneidenswerteste Frau der Welt ist. Sie scheint zu aufgeregt, so glücklich, so froh. Kurz schließe ich die Augen- ich ertrage es nicht. Gott, ich bin ihr Bruder… sollte ich ihr nicht genau das wünschen?! Die Augen wieder geöffnet, blicke ich zu meiner Mutter. Ich will überall hinsehen, nur nicht zu ihm. Auch wenn ich doch innerlich will, so reiße ich mich doch zusammen. „Atemu, ich vermisse ihr Frau Gemahlin?“ Die Stimme von Yugis Mutter reißt mich aber gerade total aus dem Konzept. Ich lächle sie an, bete innerlich, dass ich Yugi doch nicht wirklich so flach eingeschätzt habe und er die kleine Wahrheit, die er weiß, für sich behält. „Frau Muto, es ist wirklich nett, dass sie nach ihr fragen, aber ihnen scheint entgangen zu sein, dass ich geschieden bin- seit einem Jahr!“ Das aber ist die Wahrheit, und somit werde ich total empört angesehen. „Sie müssen meinen Sohn verstehen, Frau Muto. Er hat klare Regeln in seinem Leben, auch in einer Ehe. Seine Frau hatte damals sein Vertrauen missbraucht!“, verteidigt mich nun mein Vater, was ja immer tut, zumindest in diesem Punkt. Ab und an denke ich, er verstand mich doch, oder immer noch, doch eigentlich weiß ich es ja besser. Er wird mich nie verstehen. „Wie darf ich das verstehen?“ Frau Muto schaut mich blinzelnd an. Kurz schnappe ich nach Luft. „Betrogen… Sie hat mich betrogen“, beginne ich, und bevor noch mehr Fragen darüber auftreten, kläre ich das Mal ganz rasch ab. „Und wenn mich jemand betrügt, dann sollte mir diese Person niemals mehr in die Augen sehen dürfen!“ Ok, eigentlich sage ich gerade die Wahrheit, nur, bei meiner Frau war es mir ehrlich gesagt egal. Es war nur der perfekte Vorwand. Endlich befreit von dieser Ehe, dieser Liebe, die niemals eine war. „Sie scheinen sehr konsequent.“ Ich nicke nur, ich möchte einfach nicht darüber sprechen. Und da, es passiert, ungewollt sehe ich zu Yugi- verdammt! Arg, ich könnte… könnte… oh Gott hat der Augen. „Mein Sohn ist ab und an konsequenter als ich, Frau Muto.", höre ich meinen Vater lachen und ich bin dafür dankbar, denn auf einmal habe ich den verdammten Drang ihn anzulächeln. Wenn auch gekünstelt- besser als ihn anzusehen. Ihn... der, der mein Schwager sein wird. *Yugis Sicht* Ich bin bereits dabei mich wieder auf meinen Stuhl zu setzen, als ich bemerke, dass auch Atemu endlich in den Raum tritt und die Türe hinter sich schließt. Wie mir scheint, habe ich ihn mit diesem kleinem Kuss etwas aus der Fassung gebracht. Wahrscheinlich hätte er alles erwartet, aber nicht das. Wenn ich ehrlich bin, so bin auch ich von mir ein wenig überrascht, da diese Aktion von mir doch eher eine Sache war, die vom Bauch herauskam und dass ich auf meinen Bauch höre, kommt selten bis kaum vor, da mein Verstand doch immer wieder über das Verlangen des Bauches gesiegt hatte, egal in welcher Situation. Doch seit ich Atemu kenne. Seit dieser junge Mann vor grade mal knapp fünf Stunden in mein Leben getreten ist, scheint alles anders zu sein. Er scheint alles, was man mich lehrte, alles, was man mir jahrelang eingetrichtert hatte, mit einem einzigen Blick seiner Augen zu zerschmettern. Doch es ist mir egal. Vollkommenen gleichgültig und doch muss ich mich zwingen meinen Verstand wieder einzuschalten, damit dieser dafür sorgt, dass dieser Tag nicht in einer Katastrophe endet und doch fällt es mir schwer, da sich dieser Mann, zu dem mein Verstand Nein, aber mein Herz Ja sagt, direkt mir gegenübersitzt und ich somit gar nicht anders kann, als ihn immer wieder anzusehen. Wie mir aber scheint, weicht er meinen Blicken aus. Vielleicht bin ich einfach zu aufdringlich. Ich bin mir sicher, dass meine Blicke bereits einem Gaffen gleichkommen und er sich wahrscheinlich wie ein Tier im Zoo fühlen muss. Wahrscheinlich fragt er sich grade, ob er ein Schild „Füttern verboten“ aufstellen soll. In diesem Moment ergreift meine Mutter das Wort und stellt die Frage, die ja irgendwann kommen musste. Mit klopfenden Herzen schaue ich zu Atemu. Was wird er wohl sagen? Was wird er wohl sagen? Wahrscheinlich das, was passiert ist. Es war doch nicht seine Schuld, auch wenn ihm die Sache sehr gelegen kam, wie er es mir an vertraute. Es scheint wie eine Warnung zu sein, die in meinem Kopf wieder hallt. Er hatte sich -mir- anvertraut. Einem im Grunde völlig fremden Menschen. Gut ok. Ich würde bald ein Mitglied dieser Familie sein, aber war das ein Grund, dass er mir solch eine private Sache anvertraute? Oder... vertraute er mir etwa? Ich fühlte mit einem Mal meine Brust anschwellen und irgendwie fühlte ich mich allen in diesem Raum mit einem Mal einfach nur noch überlegen. Und zwar haushoch. Atemu und ich hatten nun ein Geheimnis, von dem niemand wusste, was er mir erzählt hatte und ehrlich gesagt, bin ich mir nicht einmal so sicher, ob Leara, Atemus Schwester, von der Neigung ihres Bruders etwas weiß. Von meinen Eltern wollen wir gar nicht erst reden in deren Köpfen ließe es kein Gedanke jemals zu, dass sie mit einem Homosexuellen gemeinsam an einem Tisch sitzen könnten. Tja! Pech für sie würde ich sagen. Saßen sie in genau diesem Moment doch mit gleich zweien von dieser Sorte an einem Tisch. Nun stockte ich in meinen Gedanken und blickte starr zu Atemu. Nur weil.. ich ihn scheinbar liebte, war ich deswegen gleich homosexuell? Ich meine... ich würde Atemu mit Sicherheit auch lieben, wenn er eine Frau wäre. Ich liebe ja seine Art, sein Wesen, seine Offenherzigkeit, dass er einfach der liebenswerteste Mensch ist, den ich je getroffen habe. In diesem Moment treffen sich unsere Blicke für einen kurzen Moment, da er schnell wieder, so als wäre er ertappt worden, zur Seite schaut. Himmel, was ist nur los mit uns? Oder besser was ist mit ihm los? Was mit mir los ist, weiß ich ja. Oder etwa nicht? Das Lachen von Atemus Vater reißt mich aus meinen Gedanken. Verlegen stimmen alle Anwesenden mit ein, nur ich starre herüber zum Fenster, während ich versuche meine Gefühle zu ordnen. „Yugi, mein Liebling, stimmt etwas nicht?“, spricht mich meine Mutter schließlich an und erschrocken fahre ich herum. Fieberhaft rattert mein Gehirn und sucht in Bruchteilen von Sekunden eine Ausrede zusammen. „Nein.. nein alles in Ordnung. Es ist nur so ein schöner Abend und ich habe vorhin durch das Fenster einen schönen Garten gesehen, während Atemu mich zum Bad geleitet hat. Ich würde ihn gerne sehen.“, antworte ich hoffe insgeheim, dass man Atemu bitten wird, mich hinzuführen, damit ich ihn mir anschauen kann, denn diesen Garten gibt es wirklich. „Oh, das trifft sich aber gut. Dieser Garten ist das Werk unserer kleinen Prinzessin. Sie hegt und pflegt ihn seit nun sechs Jahren und hat alles darin selber gepflanzt. Was ist Engelchen, möchtest du Yugi deinen Garten nicht zeigen? Dann könnt ihr euch gleich ein wenig besser kennenlernen!“ Diese Worte von Frau Atem jedoch lassen mein Gesicht für einen kurzen Moment entgleisen, doch schnell fange ich mich wieder. Äußerlich... Denn innerlich sieht es ganz anders aus. Was zum Henker soll ich denn jetzt tun? Was soll ich mit -ihr- da anfangen? Über was soll ich mit ihr reden? Ich weiß doch nie, ob es etwas Einstudiertes ist, was sie mir sagt oder aber ob es Wahrheit ist. Kann sie überhupt auch natürlich sein? So wie ihr Bruder? Hilfe suchend geht mein Blick zu Atemu doch... Was sollte er schon tun können? Was erwarte ich eigentlich von ihm? Ich senke innerlich seufzend meinen Blick, ehe ich mich an Leara wende und sie gespielt anlächle. „Es wäre mir eine Freude, Leara, wenn du mich ein bisschen herumführen würdest.“ Nie habe ich etwas so Falsches ausgesprochen wie in diesem Moment. *Atemus Sicht* „Ja, Leara kümmert sich hervorragend um den Garten. Sie sollten sich ihn wirklich ansehen gehen. Besonders die Rosen.“ Ich sehe zu Yugi, das was ich sage, ist wahr. Ich will ihn einfach nicht mehr sehen. Dieses Gefühl um mich herum soll verschwinden- es ist nur eine Phase, ganz bestimmt nur eine Phase! Das geht schon wieder vorbei, dennoch- ich will nicht das er mit meiner Schwester alleine ist. Arg… ich flippe gleich aus. Schämen sollte ich mich, allein für meine Gedanken. Es ist meine Schwester, es ist mein zukünftiger Schwager. Los, verschwindet, haut ab. Auf der Stelle. Als Leara dann aufsteht und zu Yugi schaut, atme ich innerlich auf. Es ist genau so das Beste. „Atemu, vielleicht solltest du die beiden begleiten.“ Die Stimme meiner Mutter schlägt in mich hinein, sticht zu. Ich bin bestraft fürs Leben- was habe ich nur falsch gemacht? „Anstandshalber“, flüstert sie ganz leise. Ich schlucke kaum merklich und nicke. Jetzt soll ich auch noch den Aufpasser für meine Schwester spielen… Himmel, geht’s noch? Merkt denn keiner, dass ich gerade genug mit mir selbst zu tun habe!? Es dauert auch nicht lange, bis wir in diesem Garten ankommen. Die Zwei gehen voran, meine Schwester hat sich schon längst bei ihm eingehakt und erzählt über den Garten und wie viel Spaß sie daran hat. Sie erzählt, dass sie das in ihrem künftigen Zuhause auch machen möchte. Ich aber halte weitgehend Abstand. Irgendwann will und kann ich dieses Bild auch nicht mehr sehen. Die Zwei. Also bleibe ich stehen. Blicke auf die kleinen Blumen, welche Leara eingesetzt hat. Meine Mutter war immer der Meinung, dass Frauen so was können müssten- Männer nicht. „Ach Atemu, sag mal träumst du?“ Auf einmal zieht meine Schwester an meinem Hemd. Etwas fragend sehe ich sie an. Es ist schon eine ganze Weile her, seitdem ich sie ausgeblendet habe. „Ich wollte mich etwas frisch machen gehen, magst du Yugi den Strand zeigen? Du liebst ihn doch so. Ich kann heute gut und gerne auf Sand in meinen Schuhen verzichten“, sagt sie, und doch, leicht arrogant. Matt lächle ich sie an und nicke. Doch innerlich… Verdammt noch mal, zeig ihm den Strand... ich will das nicht! Kurz sehe ich nach oben, in den Himmel und bete zu all den Göttern dieser Welt, dass sie mir das nicht antun sollen. Doch sie tun es, denn meine Schwester haut schon ab und schon sehe ich in diese großen violetten Augen. Tief atme ich ein, ehe ich kehrt mache und durch den Garten gehen, mit den Worten: „Dann komm.“ Ich höre, wie er mir folgt, Schritt für Schritt und doch beunruhigt mich das Ganze und zwar bestialisch. Am Gartentor angekommen öffne ich es, hocke mich kurz auf einen kleinen Felsen und ziehe mir die Schuhe aus, ehe ich wieder aufstehe und diese in meine Hand nehme. Ich mag das Gefühl von Sand unter meinen Füßen, aber auch ich hasse es wie meine Schwester, Sand in den Schuhen zu haben. Mein Blick schweift über den Felsweg, welcher direkt zum Meer führt, weiter hinaus, bin zum Horizont- denn genau dort wäre ich jetzt gerne- weit, weit weg. Dann müsste ich nicht hier stehen, nicht mit ihm. Dann würde mein Herz auch nicht so wild schlagen, wie in diesem Augenblick. *Yugis Sicht* Grade als ich mich meinem Schicksal ergeben habe, ertönt die Stimme von Frau Atem erneut, mit welcher sie ihren Sohn auffordert uns zu begleiten. Mein Herz macht einen Hüpfer und mit einem Lächeln schaue ich zu Atemu, welcher allerdings ziemlich genervt wirkt. Ehe ich aber groß darüber nachdenken kann, spüre ich, wie sich eine zierliche, zarte Hand um meine legt und sanft umklammert. Grade noch kann ich es verhindern meine Hand wie aus einem Reflex wieder zurückzuziehen und mich mit einem gequälten Lächeln zu ihr umzudrehen. Sie deutet dieses allerdings als Bestätigung und umklammert nun meinen Arm, welchen sie damit leicht gegen ihren rechten Busen drückt. Der Drang mich los zu reißen kommt in mir auf, aber ich unterdrücke ihn und zwinge mich weiterhin die Miene aufrecht zu erhalten, welche von allen von mir erwartet wird. Und während ich unsere Eltern kichern und tuscheln höre, verlassen wir den Salon und voller Stolz und mit vornehmen Schwärmen führt Leara mich in ihren Garten. Die nächste halbe Stunde berichtet sie mir von dessen Entstehung, ihren Lieblingsblumen, der Sprache der Blumen und ebenso, dass sie solch einen Garten auch gerne in unserem künftigem Heim aufbauen würde. Bitte, soll sie es doch. Das kommt mir nur gelegen, denn so muss ich sie weniger um mich haben. Und sie redet weiter und immer weiter und immer mehr wirkt es auf mich, als würde man hier ein aufgenommenes Tonband abspielen. Hat das Mädchen vielleicht einen Knopf im Ohr, wo man ihr zuflüstert, was sie sagen soll? Gott, wie mich diese Schauspielerei ankotzt. Dabei ist sie sicher ein tolles Mädchen, wenn sie nur sie selbst sein würde. Oder aber ist sie bereits so stark beeinflusst, dass sie gar nicht mehr anders sein kann? Warum kann sie nicht wie ihr Bruder sein, welcher uns in einigem Abstand folgt, um darauf zu achten, dass ich mit seiner Schwester nichts Unehrenhaftes anstelle, was sich vor einer Hochzeit nicht ziemt. Ich allerdings bezweifle, dass ich jemals irgendwelchem intimem Aktivitäten mit diesem Mädchen nachgehen will. Einen kurzen Blick werfe ich nach hinten über meine Schulter zu meinem künftigen Schwager. Dieser ist jedoch einige Meter entfernt zurückgeblieben und starrt auf die kleinen Stiefmütterchen. „Yugi?“ „Was?“ Erschrocken schaue ich zu dem jungen Mädchen, welches sich noch immer an mich klammert. „Ich würde mich gerne etwas frisch machen, darf ich dich solang mit meinem Bruder allein lassen? Er könnte dir den Strand zeigen, er ist wirklich schön.“ Die Götter scheinen Mitleid mit mir zu haben und das Lächeln auf meinen Lippen ist seit langem wieder ehrlich, während ich ihr antworte. „Aber natürlich, Prinzessin.“ Kurz tätschle ich ihre Hand, ehe sie sich von mir löst und mit leicht geröteten Wangen zu ihrem Bruder läuft. Das Bild beobachtend entgeht mir die Mimik von Atemu keineswegs. Er ist mit dem Vorschlag seiner Schwester mit mir allein zum Strand zu gehen nicht sonderlich begeistert und stimmt letztendlich nur widerwillig zu. Während Leara davonschwebt, würdigt mein künftiger Schwager mich nicht eines einzigen Blickes, dreht auf dem Absatz um und weißt mich an ihm zu folgen. Ziemlich geknickt tue ich dies schweigend. Was ist denn nur auf einmal los? Habe ich es mit dem Küsschen so übertrieben? Vielleicht... ich meine... ich bin hier um seine Schwester zu heiraten und dann küsse ich -ihn- auf die Wange. Aber.. er hatte doch gesagt, dass er mich verstehen würde, da er selbst auch zu einer Hochzeit gezwungen worden war. Andererseits war es seine Schwester und wollten nicht alle großen Brüder, dass ihre kleinen Schwestern glücklich waren? Und das, was ich hier tat - er hatte es inzwischen sicherlich bemerkt - war nicht wirklich das, was seine Schwester glücklich machen würde. Mit einem Mal stoppte Atemu und zog sich seine Schuhe aus, welche er dann in die Hand nahm. Ich tat es ihm gleich und er führte mich über einen Felsweg zu einem wunderschönen Strand, wo die Sonne bereits tief über dem Wasser stand und der Himmel sich langsam orange verfärbte. Es würde nicht lange dauern und sie würde am Horizont im Meer versinken. Und auch wenn es ein wunderschöner Anblick war, so hatte ich im Moment nicht den Kopf dafür. Stumm sah ich zu dem Sohn der Atems, welcher fast schon sehnsüchtig gen Horizont schaute und fragte mich, an was er wohl dachte. Was er über mich dachte? Nervös über diese Unwissenheit begann ich den feinen Sand zwischen meinen Zehen zu kneten und meine Füße immer wieder leicht darin ein zu verbuddeln. Vielleicht gab es eine Möglichkeit mich wieder in ein besseres Licht bei ihm zurücken. „Atemu, der... Kuss also... ich wollte nicht unhöflich sein, es... tut mir Leid, wenn ich dich verärgert habe... Ich hatte keine böse Absicht, bitte glaube mir.“ Unsicher blickte ich starr zu Boden. Ich traute mich nicht ihn jetzt anzusehen. Nervös spielte ich weiter mit dem Sand und malte immer wieder kleine Wellen mit meinen Zehenspitzen in diesen. *Atemus Sicht* „Ach Gott Yugi!" Leicht empört, aber doch lächelnd sehe ich zu ihm hinunter. Sein Blick, zu schön, als dass man sich ihn leisten könnte. „Der Kuss war nicht schlimm. Ich war nur..." Kurz suche ich nach dem richtigen Wort, nach dem, was meine Stimmung ausdrücken kann. „... in Gedanken versunken, interpretiere das bitte nicht falsch." Matt lächle ich ihn an, ehe ich wieder zu Boden sehe. Den Wellen dabei zusehe, wie sie immer wieder meine Füße umspülen. Es tritt kurz Stille ein, welche mir aber sehr unbehaglich erscheint. Es gefällt mir nicht. Ich weiß aber nichts zu sagen, ich will auch gar nichts sagen, was mich diesem jungen Mann auch nur einen Schritt näher bringt. Wenn er wüsste, was in mir vorgeht... was würde er denken? Ein kleines Seufzen entflieht meinem Lippen, ehe ich meine Hände in meinen Hosentaschen vergrabe und hinauf zur Sonne sehe, welche gerade so schön rötlich vor sich herschimmert. Aber warum dieser Kuss? Was sollte das... innerlich kriecht in mir eine Hoffnung hervor, welche ich besser mit einem Schlag vernichten sollte, und doch, dieses klitzekleine Licht am Ende eines Tunnels, lässt mich von Neuem lächeln. Auch wenn ich weiß, dass es sinnlos ist - sollte ich dieses Gefühl nicht einfach etwas genießen, solange es noch da ist. Es ist schon so lange her. Mein Kopf schwenkt somit wieder nach links, zu ihm hinunter. Ich betrachte ihn eine Weile lächelnd. „Komm mal mit, Schwager." Breit grinse ich ihn an, meine Augen leuchten kurz frech auf, ehe ich auch schon sein Handgelenk packe und einfach mit ihm, im Schlepptau loslaufe. Und er läuft mit, das Wasser spitzt und es ist mir egal, völlig egal. Irgendwie ist dieser Moment total befreiend für mich. „So.... wir sind gleich da." Vor einer kleinen Klippe bleibe ich stehen, und kletter anschließend hinauf. Oben angekommen reiche ich meine Hand nach unten zu ihm. „Von hier kann man ganz toll die Bucht sehen... da sind Delfine... wunderschön", lächle ich zu ihm hinunter, da er so fragend schaut. Ich will einfach etwas mit ihm teilen, selbst wenn es noch so klein ist. *Yugis Sicht* Ich bin mir so ziemlich sicher, dass man es noch auf der anderen Seite der Erdkugel gehört hat, wie mir der Stein vom Herzen gefallen ist, als Atemu mir versicherte, dass sein Verhalten nichts mit dem Kuss, welchen ich ihm auf die Wange gedrückt hatte, begründet war. Ich fühlte mich so leicht, so beschwingt, dass ich das Gefühl hatte, ich könnte jeden Moment den Boden unter den Füßen verlieren und abheben, um in die Wolken zu entschweben. Doch irgendwie befand ich mich dort doch bereits, oder? Es war doch wohl kaum möglich sich sonst so frei und unbeschwert zu fühlen, wie ich es in diesen Momenten tat, wo ich mit Atemu allein war. Irgendwie war es ein, in meinen Augen, magischer Moment, so wie er da stand im Licht der untergehenden Sonne, fühlte ich mich verzaubert von diesem Antlitz, welches er darstellte, und wäre da nicht besagte Vernunft in mir gewesen, so hätte ich meine gute Erziehung vergessen und wäre über ihn hergefallen. Wie sehr ich mich von diesem gottesgleichen Wesen angezogen fühlte, konnte ich einfach nicht in Worte fassen und so schwieg ich. Es war auch besser, denn sonst hätte ich wohlmöglich etwas gesagt, das ich später mit Sicherheit bereut hätte. Stumm standen wir nebeneinander und sahen zum Horizont, welcher mir so unerreichbar schien, wie das Herz dieses Mannes, welches ich nicht mal besitzen dürfte und dieses Wissen machte mir das Atmen grade unheimlich schwer. Jedoch bleibt mir keine Zeit weiter Trübsal zu blasen da mich plötzlich eine starke, warme Hand an meinem Handgelenk packt und mein künftiger Schwager mich hinter sich herzieht. In diesem Moment frage ich mich, wieso er mir eigentlich ein Hemd geborgt hat, denn da er mich rennend durch das Wasser am Ufer zieht, spritzt es teilweise so hoch das mein Hemd bereits wieder durchnässt ist. Von meiner Hose gar nicht erst zu sprechen und auch meine Haare bekommen ihren Teil ab. Dennoch möchte ich diesen Moment nicht missen. Irgendwie fühle ich mich unendlich frei und ich wünschte, dass dieser Moment ewig dauern könnte, was er allerdings leider nicht tut, da der junge Mann, welchem ich so verfallen bin, bereits nach kurzer Zeit wieder stehen bleibt und zwar an einer kleinen Klippe, auf welches er kurzerhand heraufklettert und mir einen wunderbaren Anblick beschert, welcher dafür sorgt, dass mir mein Herz fast stehen bleibt. Habe ich doch im Moment, wo er hinaufklettert, einen wunderbaren Blick auf seinen wirklich schönen Hintern. Und verpackt in dieser Jeans, welche nun feucht auch noch an diesem klebt, ist der Anblick atemberaubend. Oben angekommen geht er auf alle viere und verkündet mir mit stolzer Stimme den Grund seines Vorgehens, ehe er mir seine rechte Hand entgegenstreckt und nach kurzem Zögern nehme ich sein Angebot der Hilfe an. Ich ergreife seine Hand, welche die meine schützend und stark umklammert und nach einer kleinen Anstrengung bin ich ebenfalls oben auf der Klippe. „Danke Atemu.“, keuche ich etwas wegen der Anstrengung und richte mich dann auf. Mein Blick schweift über das endlose Meer und Atemu hatte recht. Es ist wirklich wunderschön. „Wow...!“ Das ist das Einzige, was über meine Lippen kommt und vorsichtig gehe ich weiter nach vorn an die Klippe und schaue herunter. Das Wasser ist unglaublich klar, sodass ich tief in das Wasser hineinschauen kann und die kleinen Fische erblicke, die sich vergnügt darin tummeln. Mein Blick schweift weiter aus und dann erblicke ich etwas, das mich freudig quietschen lässt. „Ein Delfin! Ohhh! Ein Delfin. Nein zwei!“ Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so aufgeregt war. Ich habe diese Tiere bisher nur in Büchern gesehen und nun schwimmen zwei davon keine fünf Meter entfernt und vor Aufregung wirble ich wohl etwas zu stark herum, denn als ich mich zu Atemu drehen will, um zu schauen, ob er sie auch sieht, verliere ich das Gleichgewicht und rutsche mit meinen feuchten Füßen zur Seite. Ich falle nach vorne und kneife meine Augen zusammen, als ich mich auf einen harten Aufschlag gefasst mache. Dieser jedoch bleibt aus. Als ich meine Augen öffne, schaue ich in die von Atemu, in dessen Armen ich sicher und geschützt auf dem großen Stein unter uns liege. Ich spüre, wie mir bei diesem Gefühl, welches sein Körper auf mich, ausübt, schwummerig wird und meine Wangen heiß werden. „I... ich... es tut mir Leid.“ Unsere Gesichter sind nur wenige Centimeter voneinander entfernt und ich versinke fast in seinen Augen. Bitte Gott halte die Zeit für ein paar Minuten an. *Atemus Sicht* Ich kann einfach nur lächeln, wie er da steht, sich freut und die Delfine begutachtet. In diesem Augenblick erscheint er mir wie ein kleines Kind – ein wundervolles und vor allem ehrliches Bild. Ich selbst bin auch immer wieder aufs Neue erstaunt von dieser Aussicht, auch wenn ich sie schon seit Kindertagen kenne. Der warme Wind schleicht sich über meine Haut und wirbelt Yugis Haare leicht hin und her, was ihn noch attraktiver aussehen lässt, als er es in meinen Augen eh schon ist. Ich muss dann aber doch lachen, als Yugi sich über die Delfine erfreut, doch dann urplötzlich wirbelt dieses kleine Wesen schlagartig zu mir um und knickt etwas mit dem Fuß ein. Und dann passiert es, wie ein Reflex oder auch ein Instinkt in mir, nach ihm zu fassen. Ihn vor einem Sturz schützen zu wollen. Doch zu spät, als das ich bemerke was ich mir hier gerade angetan habe. Sein Körper so nah an meinem gedrückt. Mein Herz pulsiert auf. Zu süß sein Geruch, zu intensiv um ihn nicht riechen zu können. Mit einem Schlag rieselt über meinen Rücken eine wohltuende Gänsehaut und richtet all meine Nackenhaare auf. Rasch öffne ich meine Augen und in diesem Augenblick nehme ich nichts mehr um mich herum wahr. Außer diesen Augen, welche mich anblicken, den Geruch, der mich umgibt und das Gefühl, was dieser junge Mann in mir auslöst. Kurzum gesagt, ich nehme nur noch ihn wahr. Vollkommen verloren in diesem scheuen Blick, diesen tiefen großen Spiegeln seiner Seele. Eine kleine Bewegung seiner Lippen, lenkt meine Aufmerksamkeit auf diese. Er sagt etwas, doch ich verstehe nichts. Das Einzige, was ich höre, ist der Nachhall meines Herzens, welcher in meinen Venen immer wieder aufvibriert. Kaum merklich schlucke ich. Betrachte mir diese Lippen. Sehnsucht, das Wort, was sich gerade in mir befindet. Sehnsucht nach diesen wunderschönen kleinen, schmalen Lippen. Nach einem Kuss. Ganz einfach Sehnsucht nach Liebe. Meine rechte Hand zuckt auf, langsam, Schritt für Schritt bewegt sie sich zu ihm oder eher zu seiner Wange. Diese Haut, zu schön zum Anfühlen. Mein Kopf knickt leicht zur Seite, bewegt sich langsam zu den Lippen des jungen Mannes in meinen Armen. Kurz streicht mein Daumen über diese zarten Lippen. Doch mein Kopf bleibt still. Mein Herz schlägt nicht mehr, gar das Atmen schein ich gerade verlernt zu haben. Doch ich küsse ihn nicht. Ich kann es einfach nicht… ich darf es nicht! Mein Daumen fährt kurz weiter, über sein Kinn, dann über seinen Kehlkopf, ehe ich doch meine Hand von ihm ablasse. Mein Blick wendet sich gänzlich von ihm ab. Kurzum richte ich ihn mit mir wieder auf und gehe einen ganzen Schritt von ihm fort. Wieder schlucke ich, vielleicht auch meine Angst in mir herunter, ich weiß es nicht, ehe ich den Mund öffne. „Leara wartet- wir sollten gehen!“ Ich sage es im festen Ton. Ich möchte nicht über das hier sprechen- nie wieder, denn es ist mir nicht vergönnt. Das Gefühl wird schon schwinden, ganz bestimmt- irgendwann. Nur warum tut es mir dann so weh? *Yugis Sicht* Ich schaue in seine Seelenspiegel, welche ich stundenlang ansehen könnte, um in ihnen zu versinken. Unsere Gesichter so wenig voneinander entfernt, dass ich seinen Atem über meine Wangen streicheln spüre, was dafür sorgt, dass sich auf meinem ganzen Körper ein angenehmes und warmes Kribbeln ausbreitet. Dort, wo mein Körper den seinen berührt, fühlt es sich an, als wäre jede noch so kleine Nervenzelle auf höchste Empfindsamkeit gestellt, denn ich nehme diese Berührungen mehr als intensiv wahr. Mein ganzer Körper scheint verrückt zu spielen und meinen Verstand nehme ich nur noch irgendwo in einem Hintertürchen versteckt wahr und das so leise, dass ich schon fast die Kontrolle über mich und meine Handlungen verliere. Bräuchte ich doch für einen Kuss, den ersten meines Lebens, nichts weiter tun, als meinen Kopf ein Stück nach vorn zu beugen, um mit meinen Lippen die seinen einzufangen. Zu gern würde ich von ihnen kosten. Sie schmecken bestimmt atemberaubend und würden mich mit einem Mal in den Himmel katapultieren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Atemu ein guter, nein ausgezeichneter Küsser ist. Und zu gerne würde ich in den Genuss seines Könnens kommen. Plötzlich sehe ich aus den Augenwinkeln, wie er seine Hand hebt, ehe er sie zärtlich auf meiner Wange ablegt. Augenblicklich lehne ich meinen Kopf etwas in diese hinein, um mehr von dieser, seiner Berührung zu kommen. Den Blick jedoch wende ich nicht eine Sekunde von seinen Augen. Nur kurz verweilt diese Hand, welche in mir die schönsten Glücksgefühle auslöst, auf meiner Wange, ehe sie von dort zu meinen Lippen streicht und da schließlich etwas unterhalb zum Liegen kommt, während er mir ein Seufzen entlockt, indem er mir mit dem Daumen erst über die Ober und dann über die Unterlippe fährt. Gott. Weiß er, was er mir hier antut? Ich bin nahe dran den Verstand zu verlieren. Ich will ihn auch berühren, seine Haut mit meinen Fingern streicheln, fühlen wie sich unter meinen Berührungen die kleinen Härchen aufstellen und diese Haut, so warm und voller Leben, nach mehr verlangt. Ich möchte diesen Mann unter mir... Nein... Noch ist diese kleine Stimme in mir zu gut zu hören, als das ich solche Gedanken zulassen könnte. Ich schaue nur weiterhin in seine Augen. Solange ich das nur darf, sollte ich mich nicht beschweren. Doch, Moment! Bilde ich mir das ein oder kann ich in seinen Augen Sehnsucht und auch einen Hauch von Begehren lesen? Begehren und Sehnsucht mir gegenüber? Das wäre zu schön, um wahr zu sein und doch jagt mir diese Vorstellung eine Gänsehaut über den Körper und ein warmes Gefühl in meinen Bauch und auch an Orte, die ein Stückchen darunter liegen. Es ist warm, es kribbelt und ich habe mich noch nie so wohl und bestätigt gefühlt. Warum nur kann ich diese Stimme nicht verbannen, hinter der letzten Türe? Dann würde ich nicht so steif über ihm hocken, sondern auch aktiver werden. Nach einer Ruhepause auf meinen Lippen streicht seine Hand weiter hinunter, meinen Hals, über meine Kehle unaufhaltsam in langsamen Schritten meinem Brustbein entgegen. Deutlich spüre ich seinen Herzschlag, welchen er durch seine Berührungen auf mich überträgt und dies sorgt nun dafür, dass ich diese Stimme von einer Sekunde auf die nächste zum Teufel schicke. Ich möchte nur noch eines. Diesem Mann etwas zurück geben. Ich will ihm zeigen, dass ich seine Gefühle erwidere. Grade schließen sich meine Augen und mein Kopf bewegt sich zu dem seinen, als ich plötzlich nach oben gedrückt werde. Verwirrt schaue ich zu Atemu, welcher aufsteht und sich von mir fortbewegt. Als er zu mir spricht, passt seine Stimme so gar nicht zu seinen Berührungen von eben. Sie versetzen mir einen tiefen und schmerzvollen Stich ins Herz und geknickt setze ich mich an den Rand der Klippe und ziehe die Beine an den Körper. Dass Leara wartet ist mir so ziemlich egal. Die hatte ich sowieso schon vergessen. Mich beschäftigt etwas anderes. „Was nutzen mir die Gefühle in meinem Herzen, die mir keiner nehmen kann, wenn ich ihnen nicht nachgeben darf? Wenn ich sie nicht mal dem Menschen zeigen darf, für den sie bestimmt sind? Was soll an ihnen dann gut sein? So tut es doch nur weh.“ Es ist eine Frage, die ich an mich, an die Welt, aber auch an Atemu stelle, da er es war, der mir sagte, ich solle sie in meinem Herzen bewahren. *Atemus Sicht* „Mhh.“ Traurig schweift mein Blick über diese Felsen, welcher wahrhaftig, genauso kaputt und kantig ist, wie mein Leben, und seines auch. Was er davon hat? Mein Blick schweift von dem grauen Gestein hinauf, von seinen Füßen, über seine Hose, weiter hinauf, über das Hemd, was ich ihm gegeben habe, bis hin, zu seinen Augen, welche mich einfach nur verletzt, verzweifelt, aber auch traurig ansehen. „Nichts… du hast nichts davon“ Ich senke erneut den Kopf, was will ich ihm großartig erzählen, ihm Hoffnung machen- es gibt einfach keine. „Nur ein Stück Ehrlichkeit in deinem Herzen… sonst nichts.“ Und in meinen Augen ist das schon verdammt viel, denn mein Leben ist eine Lüge – alles an mir. Und diese Erkenntnis, die ich schon lange schon besitze, sticht immer wieder aufs Neue, bestialisch zu. Doch nun scheine ich nicht alleine zu sein. Mir gegenüber steht ein junger Mann, ein Mann, der genau das Gleiche durchleiden muss, wie ich damals- nur das schlimme daran ist, das es nie aufhören wird. Kaum merklich schlucke ich, sehe wieder hinauf in diese großen Augen. „Es tut mir Leid… ich wünschte ich könnte dich belügen“, sage ich ehrlich, doch meine Stimme ist dieses Mal eher ein Hauch, welcher fast im Wind des Meeres untergeht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)