Der Weihnachtsstern von Taja ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ein paar warme Sonnenstrahlen kitzelten Bisasam an der Nase. Es fuhr hoch und musste niesen. Etwas verschlafen sah es sich in seiner Höhle um. Alles war beim Alten. Es war weihnachtlich geschmückt und auch ein kleiner Tannenbaum stand in der Ecke. Das Pflanzenpokémon gähnte und streckte sich ausgiebig, schüttelte den Schlaf aus den Augen und warf dann einen Blick nach draußen. Die noch warme Sonne stand schon recht tief am Himmel, es würde wohl bald dunkel werden. Die Bäume hatten ihr letztes schön gefärbtes Laub abgeworfen, dass jetzt vom lauen Wind zum Tanz aufgefordert wurde. Ja, es sah aus wie ein wunderschöner Herbsttag. Doch genau das war das Problem, denn es war immerhin schon der 23. Dezember! Morgen war Weihnachten und von Schnee keine Spur. Dabei freuten sich alle Pokémon doch so sehr auf ein weißes Weihnachtsfest. Auch Bisasam liebte das Tollen in der weißen Pracht. Das würde wohl dieses Jahr nichts werden. Aber es gab wenigstens etwas, was ein bisschen weihnachtliche Stimmung in das Pokémondorf bringen sollte. Heute sollte der große Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz aufgestellt werden, was immer ein riesiges Spektakel für die Pokémon war. Erschrocken stellte Bisa fest, dass es schon ganz schön spät war. Es musste dringend los, denn es hatte versprochen zu helfen. So schnell es seine kurzen Beine trugen, eilte es zum großen Marktplatz in der Mitte des Dorfes. Dort war schon geschäftiges Treiben. „Hey, Bisa, da bist du ja.“ Hinter ihm tauchten seine Freunde Pikachu, Flemmli und Karnimani auf. „Wir dachten schon du hättest es verschlafen.“, neckte das Feuerpokémon ihn. „Ja, hätte ich auch fast.“, gab es etwas verlegen zu. „Aber du hast es ja noch geschafft. Oh, seht mal da kommt er!“ Karnimani hüpfte ganz aufgeregt umher. Wenige Augenblicke später konnten sie schon den dicken Stamm der Tanne sehen. Sechs besonders kräftige Maschomei schleppten den Baum in die Mitte des Platzes. Seile wurden um den Stamm befestigt und mit vereinten Kräften zogen sie den Tannenbaum in die Höhe. „Wow, ist der gigantisch.“, staunte Bisasam, als es an den meterhohen Baum hinauf sah. „Wirklich! Ich glaube der ist noch größer als der vom letzen Jahr.“, bestätigte Pikachu. Kaum war der Weihnachtsbaum befestigt, kam auch schon ein ganzer Trupp Pokémon die alle große Kartons trugen. Angeführt wurden sie von Keckleon, das jedes Jahr das Baumschmücken organisierte. So teilte es auch dieses mal alle freiwilligen Helfer in Gruppen. Die Vogelpokémon verteilten weiße Watte und Lametta auf dem Baum. Einige trugen andere Pokémon auf dem Rücken, die die Lichterkette anbrachten. Bisasam war natürlich bestens geeignet zum Kugel aufhängen. Und so nahm es eine glitzernde Christbaumkugel nach der anderen und befestigte sie mit seinen Ranken an den oberen Ästen des Baums. Palimpalim untermalte die ganze Aktion mit einem herrlichen Gesang und so kam bei allem doch endlich etwas weihnachtliche Stimmung auf. Nach einer guten Stunde hatten sie es mit vereinten Kräften geschafft. Mittlerweile war es langsam duster geworden und so konnten sie gleich testen, ob die Kerzen auch funktionierten. Im Schein der Lichter erstrahlte der Weihnachtsbaum in einem wundervollen Glanz. Alle waren sehr zufrieden mit ihrer Arbeit. Doch eins fehlte noch. Der Abschluss des Baumschmückens war immer das Aufsetzen des großen funkelnden Weihnachtssterns auf die Spitze. Jedes Jahr wurde diese Ehre einem anderen Pokémon zu teil. Dieses mal sollte ein kleines Pichu diese wichtige Aufgabe übernehmen. Alle standen schon bereit und erwarteten die Ankunft des Sterns. Doch nach einiger Zeit kam nur ein Zigzachs auf Keckleon zugerannt. Aufgeregt flüsterte es Keckleon etwas zu. Diesem entfuhr entsetzt: „WAAS? Der Stern ist weg?“ Sofort waren auch alle anderen Pokémon in Aufruhr. „Ja, in der Vitrine ist er nicht mehr und auch nirgends anders im Lagerhaus konnte ich ihn finden.“, berichtete das Zigzachs atemlos. „Das ist ja furchtbar! Wie konnte das bloß passieren!“ Total durcheinander rannte Keckleon hin und her. „Nun beruhige dich.“, versuchte Bisasam ihn zu besänftigen, „Wir gehen am besten noch mal zum Lager und suchen gründlich. Er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben. Einige sollten auch hier suchen, vielleicht hat ihn schon jemand mitgenommen.“ Wie Bisasam es vorgeschlagen hatte, durchsuchten die meisten Pokémon den Marktplatz und Umgebung. Keckleon, Zigzachs, Pichu, Bisasam, seine drei Freunde und ein paar andere gingen derweil zum Lagerhaus. Das war fast gänzlich leer, nur ein paar Kartons, die sie nicht zum Schmücken gebraucht hatten, standen noch in der Ecke. Aber auch die große Vitrine, in der der Weihnachtsstern aufbewahrt wurde, hatte keinen Inhalt mehr. „Los, durchsuchen wir alles noch einmal.“ Alle teilten sich auf, durchwühlten jeden Karton mehrmals und stöberten in jeder Ecke, aber der Stern blieb verschwunden. Da bemerkte Bisasam plötzlich etwas: „Schaut mal, hier draußen sind Fußspuren!“ Alle versammelten sich um die kleinen Tapsen und die Schleifspur, die vom Lagerhaus wegzuführen schienen. „Vielleicht hat jemand unseren Stern gestohlen!“, fiel Keckleon panisch ein. Das konnten sie natürlich nicht zulassen. Hundemon schnüffelte an den Spuren und folgte der Witterung. Es legte ein ganz schönes Tempo vor, sodass einige Schwierigkeiten hatten hinterher zu kommen, aber weil es um die Rettung ihres geliebten Weihnachtssterns ging, legten sich alle mächtig ins Zeug. Und schon bald sahen sie die Spur im Gebüsch verschwinden und hörten das Knacken von Zweigen. Sie beschlossen sich aufzuteilen und den Dieb einzukreisen. Als alle in Position waren, sprangen sie aus dem Gebüsch und waren ziemlich überrascht über das Bild, das sich ihnen bot. Ein kleines, momentan ziemlich erschrockenes, Pichu zog den großen Weihnachtstern hinter sich her. „Aber das ist ja mein Bruder!“, schrie das Pichu, dass den Stern auf den Baum setzten sollte, auf. „Pichu, warum hast du das getan?“, fragte Keckleon ärgerlich. „Weil ihr gemein seid! Ich hatte mir nichts anders gewünscht, als dieses Jahr den Weihnachstern anzubringen. Mehr wollte ich nicht! Und wer wurde ausgewählt? Mein doofer Bruder! Der bekommt immer alles! Aber wenn ich es nicht machen darf, dann soll er es auch nicht!“, schrie das kleine Elektropokémon wütend. „Aber Pichu, es geht an Weihnachten doch nicht darum, seine ganzen Wünsche erfüllt zu bekommen, sondern das man mit Familie und Freunden zusammen ist und anderen eine Freude macht. Du ärgerst damit nicht nur deinen Bruder, sondern du machst auch alle anderen Pokémon traurig, die sich auf das warme Licht des Weihnachstern gefreut haben.“, erinnerte Bisasam, „Willst du das wirklich?“ „Nein, eigentlich nicht.“, gab es kleinlaut zu. „Mmh, es ist zwar eigentlich Brauch, das nur ein Pokémon die Spitze des Weihnachtsbaums aufsetzt, aber vielleicht können wir dieses mal eine Ausnahme machen. Aber nur wenn dein Bruder einverstanden ist.“, überlegte Keckleon laut. „Na klar, ich würde es sogar viel lieber mit dir zusammen machen.“ „Wirklich? Oh, danke!“ Der kleine Dieb fiel seinem Bruder in die Arme. „Na dann ist ja wieder alles gut.“, stellte Pikachu zufrieden fest. Karnimani reinigte den ziemlich beschmutzen Stern noch schnell mit einer Aquaknarre und dann machten sich alle wieder auf den Rückweg zum Dorf. Dort wurden sie schon gespannt erwartet. Als sie sahen, dass Keckleon den Weihnachtsstern bei sich trug, ging ein großer Jubelschrei über den Marktplatz. Alle tanzten fröhlich umher. Keckleon stellte sich auf ein Podest und räusperte sich. Sofort waren alle still. “Nun kommen wir zum feierlichen Abschluss des Baumschmückens. Dieses Jahr werden die Pichu-Brüder das Aufsetzen des Sterns übernehmen.“ Die andern wunderten sich zwar über diese Änderung, aber keiner hatte etwas dagegen. Die Pichus kletterten auf Altarias Rücken, bekamen den Stern überreicht und flogen zur Spitze des Tannenbaums. Es war nicht einfach für die beiden kleinen Pokémon den großen Stern zu halten, doch mit vereinten Kräften befestigten sie ihn schließlich. Das Licht der Kerzen brach sich auf seiner Oberfläche und ließ den ganzen Marktplatz in herrlichen Farben erstrahlen. Alle Pokémon jubelten und applaudierten. Jetzt war ihr wunderschöner Weihnachtsbaum endlich komplett. Und auch Bisasam und seine Freunde legten ein kleines Freudentänzchen hin. Plötzlich blieb das Pflanzenpokémon wie angewurzelt stehen. „Was ist denn?“, wollte Flemmli wissen. „Ich glaube ich hab gerade...“, etwas verwirrt schaute es sich um. Und da tatsächlich! Eine zweite Schneeflocke fiel auf seine Nase. „Juhu, es schneit!“ Sofort schauten alle nach oben. Und da kamen sie tatsächlich. Eine Schneeflocke nach der anderen tanzte vom Himmel herunter. Begeistert betrachteten alle die weißen Himmelsbriefchen, die im Licht des Sterns besonders schön funkelten. Nun konnte Weihnachten wirklich kommen! Und so wurde der wundervoll leuchtende Weihnachtsstern zu einem Wegweiser für all die Pokémon, die in dieser dunklen Nacht noch durch den Wald irrten, sodass sie alle gemeinsam am nächsten Tag ein herrlich verschneites und friedliches Weihnachtsfest feiern konnten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)