Im Nachhinein von Ryourin (Matt/Mello) ================================================================================ Kapitel 1: Fortschritt ---------------------- A/N: Matt/Mello, kleines Drama-Drabble. Das Ganze ist eine Übersetzung, allerdings stammt das englische Original ebenso von mir. Ich schreibe momentan sehr wenig auf Deutsch und mich hat schlicht interessiert, wie es auf Deutsch klänge; letztendlich hab ich einiges geändert, weil sich mein englischer Stil so sehr von meinem deutschen unterscheidet. Trotzdem bin ich ganz zufrieden.^^° Im Nachhinein Im Nachhinein war dies vermutlich keine von Mellos besten Ideen. Nein, eigentlich war Matt sich ziemlich sicher, dass das Stürmen einer Kneipe voller gefährlicher und bewaffneter Krimineller als unvorsichtig bezeichnet werden konnte. Es war damit also definitiv etwas, das Mello tun würde, und etwa fünf Minuten zuvor auch getan hatte, was Matt dorthin brachte, wo er gerade war; die Hintertür einer schäbigen Kneipe bewachend, die als Unterschlupf für ein paar verdammte Gangsterbosse diente, mit denen Mello Bekanntschaft machen wollte. Abseits all seiner sarkastischen Gedanken fühlte Matt sich jedoch immer unwohler dabei, hier draußen zu warten und nicht zu wissen, was sein verdammter, absolut irrer Freund gerade da drin tat. Noch konnte er nicht hinein, wenn er zur Abwechslung mal auf Mellos Kommandos hörte („Bleib verdammt noch mal draußen, bis ich Bescheid gebe, oder ich reiß dir den Schädel ab!“), doch verdammt, er musste irgendetwas tun. Mello war vermutlich ein größerer Krimineller als ein paar der Typen da drin, aber im Moment war er nicht mehr als ein 15jähriger, dessen Minderwertigkeitskomplex ihn zu solch waghalsigen Aktionen veranlasste. Eine einzige Knarre würde ihm da drin nicht helfen. Warum genau hatte Matt das alles überhaupt zugelassen? Plötzlich hallte ein Schuss durch die hölzerne Kneipentür, als wollte er Matts überaktive Vorstellungskraft verspotten, und jemand kam aus dem kleinen Gebäude geprescht; ein gewisser Jemand in voller Lederkluft, eine Waffe in einer Hand. Die andere schien gebrochen zu sein. Matt fand keine Worte hierfür. „Wir sollten gehen“, befahl Mello mit harscher Stimme und offenbar leicht außer Atem. Matt starrte ihn nur entgeistert an; als er jedoch weitere Schritte von innen näherkommen hörte, folgte er Mello wortlos ins Dunkel. Ein paar geflüsterte Unterhaltungen und eine spektakuläre Flucht später, die einen Maschendrahtzaun, ein paar dunkle Straßen sowie die obligatorische Sackgasse beinhaltete, waren beide Jungs zurück in ihrem heruntergekommen Apartment, beide vor Anstrengung keuchend. „Du...“, begann Matt, wurde jedoch vom überwältigenden Verlangen seiner Lunge nach Sauerstoff unterbrochen. „Du schuldest mir was.“ „Für?“, fragte Mello, der sich auf dem Boden ausgestreckt hatte. Er hatte seine verletzte Hand mit ein paar provisorischen Bandagen sowie einer Tonne Schmerzmittel notdürftig versorgt, und jetzt fühlte er sich einfach zu hundemüde, um sich darüber Gedanken zu machen, dass er auf dem dreckigen Boden ihres ebenso dreckigen Zimmers lag, während Matt das ganze Bett in Beschlag nahm. „Weil ich mal wieder fast umgebracht wurde? Weil ich mein Leben für deine bescheuerten Ideen aufs Spiel setze? Weil ich deinen verdammten Arsch über einen Zaun schleifen musste?“, schlug Matt vor, aber Mello war schlicht zu müde, um eine ernste Antwort darauf zu geben. Stattdessen rollte er nur mit seinen Augen, legte seinen Kopf schief und starrte in Matts überraschte Augen, die zur Abwechslung nicht von dieser dämlichen Fliegerbrille versteckt wurden. „Du musstest nicht“, war letztendlich alles, was Mello sagte. Matt antwortete nicht. Er rutschte vom Bett und legte sich wortlos neben Mello auf den verlotterten Boden, ohne ihn auch nur anzusehen. Als er letztendlich seinen Kopf wandte, um seinen Freund anzusehen, war der Blick des anderen immer noch auf ihn gerichtet. Er rutschte unter Mellos unbehaglichem Blick spürbar hin und her. „Als ob ich dich hängen ließe“, gab Matt zurück, der sich immer noch merklich unwohl fühlte, doch jedes seiner Worte entsprach der Wahrheit. Mello unterdrückte mühsam ein Grinsen. „Spar dir den Kitsch, du Pfeife“, sagte er, und bewegte sich nur wenige Zentimeter näher zu Matt, dessen Atem vor Überraschung nahezu stockte, als Mellos Hand über seine bloße Haut strich und seine Finger leicht seinen Nacken berührten. Matt wagte nicht, ihm ins Gesicht zu sehen. Ausnahmsweise hatte er absolut keinen Schimmer, was er tun sollte, wie er reagieren sollte, dann das war immer noch Mello, der für einen 15jährigen verdammt gruselig werden konnte, alle Späße über lederliebende Blondinen beiseite. Eine Hand glitt unter sein T-Shirt; Fingerspitzen fuhren sanft über seine Rippen und hinterließen ein fast stechendes Gefühl nahe der Verzweiflung in seinem Magen. Selbst nach bloßen Sekunden der nachklingenden Berührung fühlte er sich, als würde er verrückt. Sein Atem ging stoßweise, wenn auch sicherlich nicht aufgrund der anstrengenden Ereignisse des Abends, und er war sich fast sicher, dass Mello es bemerkt haben müsste, doch er hörte nicht auf. Nicht, dass er wusste, was Mello überhaupt vorhatte. Der Druck der Hand verstärkte sich auf seiner Haut, verursachte Empfindungen, von denen Matt nicht mal wusste, dass sie möglich waren, und obwohl er es besser wusste, gab er nach und genoss die Berührungen, solange sie dauern würden. Plötzlich wurde die Hand weggezogen, und Matt musste ein frustriertes Aufstöhnen unterdrücken; doch wenige Sekunden später spürte er Mellos warmen Atem über seinem Hals, seiner Wange, seinen Lippen; er spürte Mellos Mund an seinem, eine armselige Imitation eines Kusses, doch es fühlte sich an wie Himmel und Hölle zugleich. ** „Ah... Kidnapping also.“ Matt zündete sich eine weitere Zigarette an und inhalierte ein weiteres Mal den Rauch, bevor er sich wieder an Mello wandte. „Was soll ich also für dich tun?“ Sie saßen beide in der Absteige, die sie bis auf weiteres bewohnten; Matt machte sich nicht mal die Mühe, seine Skepsis zu verstecken, nicht mal unter den stechenden Blicken, mit denen Mello ihn taxierte. „Spar dir den Sarkasmus“, antwortete dieser leise, und für jeden anderen außer Matt hätte es ruhig geklungen, gelassen, fast desinteressiert, aber er wusste es besser, kannte genau den Punkt, an dem seine Stimme von mühsam gefasst in geradezu bedrohlich umschlug- er kannte ihn schon lange genug, um jegliche Bruchteile eines Gefühls in seiner Stimme zu erkennen, und Mello wusste das. Mello forderte ihn offen heraus nur mithilfe des Tons in seiner Stimme, forderte ihn heraus, etwas zu sagen, einzuschreiten, ihn davon abzuhalten, sein Leben in einem Kampf zu riskieren, der ohnehin keinen Sinn hatte; weil er Matt immer für den Vernünftigen hielt, aber Matt tat nichts. Mello musste es tun; es war vermutlich das einzige, das ihn solange am Leben gehalten hatte, länger als die meisten von Ls Nachfolgern; nichts als die Konkurrenz, die Tatsache, dass er Teil eines Kampfes war, den er vielleicht nicht einmal gewinnen konnte. Vielleicht wusste er es sogar. Es war nicht so, dass Matt ihn niemals in Frage stellte, im Gegenteil: Er tat es oft genug, auch jetzt. Er wollte ihn nur nicht an irgendjemand anderen als den Tod selbst verlieren. Die Zeit, die er schon mit Mello verbrachte, hatte er längst aus den Augen verloren, doch die paar Jahre, die ihnen noch blieben, würde er nicht aufs Spiel setzen. Matt machte sich keine unrealistischen Hoffnungen, auch wenn er kein Pessimist war. Ihm war klar, dass das Leben, das sie führten, nicht gerade Happy Ends garantierte, ganz zu schweigen davon, dass die Idee, sie könnten sie glücklich bis an ihr Lebensende irgendwo verbringen, in Verbindung mit Mello gerade zu lachhaft war. „Das war kein Sarkasmus“, antwortete Matt mit tonloser Stimme. „Als ob“, spottete Mello und verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, die Matt vage an den alten Mello erinnerte, den er so vermisste. Wäre es der alte Mello, würde hätte er vermutlich mit einem blöden Witz geantwortet, aber er war’s nicht, also schwieg er einfach. Mello musterte ihn kurz schweigsam und trat dann näher. „Du bist armselig“, höhnte er, und seine Stimme war provokativ – in vollster Absicht, dessen war Matt sich sicher. „Du hast Angst vor mir.“ Dann lachte Matt, lachte laut, wenn auch nicht länger als ein paar Sekunden; es war eher ein bellendes Husten als ein eigentliches Lachen. „Als ob“, gab er zurück, grinste verzweifelt, und ließ sich von Mello aufs Bett stoßen, der auf Händen und Knien über ihm landete. Seine Hände auf Matts Körper waren grob, so ganz anders als die Berührungen von früher, an die Matt sich immer noch erinnerte, aber er konnte so tun, und das reichte ihm. Es hatte immer gereicht. ** Im Nachhinein... hatte es für Matt eine Zeit gegeben, in der er Mello mehr gemocht hatte. Doch jetzt, warum auch immer, brauchte er ihn mehr denn je. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)