Das Tränenauge von Palästina von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Seufzend blickte Diana von ihrem Artikel auf, den sie gerade noch einmal schnell überflog bevor sie ihn dem Redaktionschef übergab. Sie blickte aus dem Fenster ihres Büros hinaus über Berlin. Draußen war es grau und windig, es schneite seit Tagen ununterbrochen. Sie war zufrieden. Kein Kunststück, ein Bericht über die freigelassenen Geiseln einer entführten Reisegruppe in Algerien reizte sie nicht allzusehr. Der Trubel war vorbei, es gab momentan nichts Spannenderes was in ihren Aufgabenbereich gefallen wäre. "Na dann mal los und weg damit" sagte sie laut zu sich selbst. Während Diana in Gedanken aus ihrer Bürotür trat hätte sie fast ihren Kollegen Karol umgelaufen. "Mensch Diana pass doch auf! Ich wollte sowieso gerade zu dir, Müller-Vorbeck möchte mit uns sprechen in seinem Büro. Also komm. Wie ich sehe wolltest du ja sowieso gerade zu ihm und deinen Artikel abgeben." Karol war Dianas Lieblingskollege. Er war immer gut gelaunt und zu Späßen aufgelegt, das er mal ein finsteres Gesicht zog kam höchst selten vor, außerdem konnte man sich auf ihn verlassen und gut mit ihm zusammenarbeiten. "Entschuldige Karol, ich war in Gedanken. Was will der Alte denn von uns? Ich wüsste nicht das es etwas zu besprechen gäbe?" "Das kann ich dir auch nicht sagen, aber wir werden es ja gleich erfahren. Lassen wir ihn lieber nicht warten, du weißt ja wie cholerisch er ist." Diana lächelte und nickte, dann folgte sie ihm. Herr Müller-Vorbeck war ein dicker, rauchender, cholerischer Mann in den 50ern. Er schwitzte permanent, was wohl auch mit seinem Zigarren- und Essenskonsum zusammenhing. Außerdem hatte er fast keine Haare mehr auf dem Kopf und trug Hosenträger über seinem ewig mit Schweißflecken übersähten Hemd. Diana schüttelte sich innerlich wenn sie ihren Vorgesetzten betrachtete. Nein, so einen Mann wollte sie niemals haben, eher als Nonne ins Kloster gehen, hatte sie sich vorgenommen. "Da sind wir Herr Müller-Vorbeck, wieso haben sie uns rufen lassen? Ich wollte ihnen aber sowieso meinen Artikel über d..." "Ist ja gut Frau Königsberg, ist ja gut! Der Artikel ist fertig, ich freue mich, aber ich ließ sie und Herrn Iwaszko sicher nicht deswegen rufen!" Der alte Herr polterte schon wieder und wischte sich mit seinem Taschentuch über die Glatze. Karol und Diana blickten sich an. Was jetzt wohl kommen mochte? "Es geht um folgendes, und zwar werden sie beide gemeinsam eine Reise machen!" "In den Nahen Osten?" fragte Karol. "Iwaszko nun hören sie mir gefälligst erstmal zu bevor sie Fragen stellen! Nein ganz so weit führt sie der Weg nun doch nicht, jedenfalls jetzt noch nicht. Und zwar geht es für sie knapp 200km nach Westen, in die wunderschöne Stadt Braunschweig, falls ihnen beiden das etwas sagen sollte." Abwartend sah Herr Müller-Vorbeck seine beiden besten Reporter an. Die Überraschung war ihm gelungen wie er unschwer an den beiden verdutzten Gesichtern erkennen konnte. "Braunschweig? Wieso? Wir sind Auslandskorrespondenten, was haben wir mit dieser Stadt zu tun? Ich wüsste jetzt schon ganz gern Näheres!" ereiferte sich Diana. "Nun gut, also sie beide werden dort eine alte Dame namens Esther Rosendahl treffen und ihr zuhören. Alles weitere besprechen wir nachdem sie die Geschichte der Gnädigsten gehört, aufgenommen und niedergeschrieben haben. Hotel ist gebucht, Fahrkarten bestellt ihnen Frau Holste falls sie nicht doch lieber mit dem Auto fahren wollen und auf Geld kommt es nicht an. Wenn mich nicht alles täuscht sind wir nämlich auf der Spur der Geschichte des Jahres! Und dafür habe ich einen Riecher wie sie wissen! Adresse und so weiter gibt ihnen auch Frau Holste, und nun entschuldigen sie mich, ich habe zu arbeiten!" Der alte Herr wischte sich noch mehrmals den Schweiß aus seinem Gesicht, steckte sich eine Zigarre an und vertiefte sich in irgendwelche Artikel. Ohne ein Wort waren Karol und Diana aus dem Büro des Chefs gegangen. Draußen blickten sie sich nur verständnislos an und beschlossen dann, sich die Adresse sowie den Terminplan von Frau Holste zu holen und gemeinsam am Checkpoint Charlie zu Starbucks zu gehen und den Feierabend ausklingen zu lassen und das Nötigste zu besprechen. "Was hälst du davon Karol? Ich verstehe nicht was wir beide dort sollen! Diese Frau Rosendahl...gut sie hört sich jüdisch an, also nehme ich mal an es hat doch in irgendeiner Hinsicht mit dem Nahen Osten zu tun, nur was, das hat sichmir bis jetzt leider noch nicht so ganz erschlossen..." Kopschüttelnd nippte sie an ihrem Latte Macchiato. "Ich weiß auch nicht, aber irgendetwas scheint Müller-Vorbeck ja damit zu bezwecken. ich wüsste jetzt zwar nicht was uns eine alte Dame noch über den Nahen Osten erzählen könnte was wir beide noch nicht wissen, aber lassen wir uns mal überraschen. Und jetzt genießen wir noch unseren Feierabend und dann bringe ich dich nach Haus ja?" Karol lächelte Diana zu und die beiden wechselten das Thema. Alles in allem verbrachten sie noch zwei Stunden in dem Café bis Karol Diana zum Kottbusser Tor fuhr, da sie noch einkaufen musste. Als sie schließlich erschöpft die Tür zu ihrer Wohnung aufschloss und die Tüten in der Küche abstellte, war sie heilfroh das der Tag vorbei war und sie sich gemütlich vor den Fernseher setzen, Tee trinken, essen und rauchen konnte. Nur das dies wie immer allein geschah betrübte sie ein wenig. Diana war allein seit einem Jahr. Ihr Ex-Freund war ausgezogen und hatte sie für eine andere verlassen. An ihrem Geburtstag! Seitdem hatte sie die Nase gestrichen voll von Männern, wenn dann ging sie nach einer durchzechten Nacht höchstens mal zu einem nach Hause oder nahm jemanden mit zu sich um Spaß zu haben. Seufzend drückte sie ihre Zigarette aus und versuchte die traurigen Gedanken zu verscheuchen. Es war Donnerstag abend. Samstag früh würde sie mit Karol in seinem Auto nach Braunschweig fahren. Was auch immer sie beide dort erwarten würde. Langsam erhob sie sich um sich etwas zum Abendessen zu kochen und danach würde sie heiß baden und sofort schlafen gehen. Morgen hatte sie sich frei genommen um letzte Reisevorbereitungen zu treffen bevor es dann Samstag morgen um 8 losging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)