Look into the future von abgemeldet (Wenn du siehst, was gleich passiert) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Noch immer schaute Cristiano den Trainerassistenten, von dem er keinen blassen Schimmer hatte, wie er hieß, erwartungsvoll und leicht ängstlich an, wenn man sich überhaupt vorstellen kann, das ein Mann wie Cristiano ängstlich kucken konnte, aber man konnte sagen, das er das jetzt tat. Der Trainerassistent wich unter dem Blick des Fußballers etwas zurück und in seinem Blick stand Überraschung. Inzwischen war Cristiano aufgestanden, ganz vorsichtig, schließlich hatte er keine Ahnung, ob er nicht im nächsten Moment sofort wieder in Ohnmacht fallen würde, aber er merkte, dass es ihm gut ging. Er hatte keine Ahnung, wie man sich nach einer Ohnmacht fühlen sollte, aber er fühlte sich, als hätte er gerade ganz entspannt geschlafen, nur etwas hart war der Behandlungstisch gewesen. Er griff sich an den Kopf. War er nicht auf den Kopf gefallen? Ja in der Tat, als er seinen Hinterkopf abtastete, verspürte er ein leichtes Ziehen, das aber sofort wieder verschwand, als er seinen Kopf nicht mehr berührte. Nun wandte sich Cristiano wieder dem Trainerassistenten zu, der wie versteinert mit noch immer überraschten Blick auf dem Sessel in einer Ecke des Behandlungszimmers saß und keinen Mucks machte. „Also… ähm… wie geht es Nani? Ist irgendwas mit ihm?“, fragte Cristiano nun noch mal, ganz langsam, als würde er mit einem Schwerbehinderten sprechen, aber mit unüberhörbarer und drängender Neugierde in der Stimme. Der Schwerbehinderte, also eigentlich der Trainerassistent, ein Mann mit sonst eher bräunlicher Haut, die nun weiß wie die Wand war, schüttelte nur ganz kurz den Kopf und dann brachte er endlich heraus: „Er hat sich verletzt… beim Training.“ Bei diesen Worten war es Cristiano, der bleich wurde. Er hatte es gesehen, Nani würde sich verletzten. Aber das konnte auch nur ein dummer Tagtraum gewesen sein, redete er sich ein. Ganz in seinen Gedanken versunken stand er da, als plötzlich sein Trainer Sir Alex Ferguson den Raum betrat. „Oh, Cristiano!“ Freude schwang in seiner Stimme mit. „Schön, dass du auch wieder unter uns weilst.“ Cristiano wusste, dass er jetzt eigentlich lachen sollte, aber dazu hatte er leider keine Zeit, denn schnell fragte er: „Wie geht es Nani?“ „Oh, Herr Brightbridge hat dir also schon davon erzählt?“, fragte Alex Ferguson. „Herr Brightbridge? Das wird wahrscheinlich der neue Trainerassistent sein! Aber Brightbridge? So ein unmöglicher Name!“, dachte Cristiano mit einem Seitenblick auf den mittleren Alters Mann mit den leicht gräulichen Haaren. „Äh, ja, das hat er.“, sagte Cristiano. „Eigentlich hat er das ja nicht, weil ich neuerdings in die Zukunft sehen kann und danach in Ohnmacht falle“, fügte Cristiano in Gedanken hinzu. Nun sah er den Trainer abwartend an, der endlich zu sprechen anfing. „Er hat sich den Fußknöchel gebrochen und die Bänder gerissen.“ Der Trainer sah Cristiano an, dessen Miene man nicht deuten konnte. „Verdammt, es ist der Knöchel, ich wusste es!“, murmelte dieser nur leise. „Ähm… hast du irgendwas gesagt?“, fragte der Trainer. „Nein… äh…. Was ist jetzt mit ihm?“, fragte er. Der Trainer seufzte und antwortete: „Er musste in den OP und wurde operiert. Er bekommt jetzt einen Gips, bei dem er die ganze Zeit liegen muss und dann bekommt er einen Gehgips. Danach muss er in eine Rehabilitationsklinik, aber ob er je wieder Fußballspielen kann, weiß man jetzt noch nicht.“ „Und wann weiß man das?“, fragte Cristiano verzweifelt, denn ohne seinen besten Freund würde das Training nicht mal halb so lustig werden. „In etwa zwei Wochen. Die Ärzte tun wirklich ihr bestes, besonders weil es sich um einen berühmten Fußballer handelt. Sie wissen, das das wirklich wichtig ist, sie werden alles tun was in ihrer Kraft steht und sie sagen auch, dass die Chancen, dass er wieder spielen kann, sehr gut stehen“, beruhigte der Trainer seinen Schützling, obwohl, mit so hoffnungsloser Stimme wie er das sagte, hörte sich das alles an, als würde morgen mit Sicherheit die Welt untergehen. Was sollte das Team nur ohne seine akrobatischen Freudesprünge nach jedem Tor machen? Der kleine Mittelfeldspieler war wirklich allen ans Herz gewachsen, und jeder wusste, dass Fußball, wie für alle anderen auch, sein Leben bedeutete. „Hey, wie spät ist es eigentlich?“, fragte Cristiano plötzlich. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr antwortete ihm Herr Brightbridge: „Es ist kurz vor zwei Uhr Nachmittags!“ „Oh mein Gott!“, rief Cristiano und griff sich an den Kopf, „dann war ich ja fast….“ „….. fast fünf Stunden bewusstlos“, beendete Sir Alex Ferguson den Satz. „Ach ja und noch was, ich glaube es wäre das Beste, wenn du morgen zu Hause bleiben würdest. Zwar hat der Arzt bei dir nichts gefunden, aber man weiß ja nie!“ „Aber es geht mir gut!“, protestierte Cristiano. „Bitte, ich will keine Risiken eingehen und noch einen Spieler verlieren. Wenn es dir soweit gut geht, kannst du ja übermorgen eh wieder mittrainieren!“ „Okay!“, gab Cristiano klein bei, der Trainer hatte Recht, noch einen wichtigen Spieler zu verlieren wäre nicht gut für die Mannschaft. „Aber was ist mit der Pressekonferenz, die… naja… vor einer halben Stunde begonnen hat?“, fragte Cristiano. „Ich hab sie abgesagt!“, antwortete der Trainer. „Aber…“ Es ärgerte Cristiano sichtlich, das er da anscheinend nichts mitzubestimmen hatte. „Du kannst jederzeit einen neuen Termin vereinbaren“, beruhigte ihn Alex Ferguson. „Na gut! Dann fahr ich mal nach Hause, für heute!“, sagte der Fußballspieler leicht angesäuert. „Ja es ist am Besten so!“, sagte der Trainer. „Auf Wiedersehen, Mr. Brightbridge!“, rief Cristiano noch, als er hinausging mit einem Grinsen auf seinen Lippen. Er zog sich noch schnell um und dann war er auch schon weg. Während der Fahrt nach Hause überlegte er hin und her, was er nun mit seiner unfreiwillig gewonnenen Freizeit anfangen sollte. Die belebte Innenstadt zog völlig an ihm vorbei, durch die dunklen Scheiben seines Porsches sah er nur konzentriert auf die Straße. Außerdem machte er sich die ganze Zeit Gedanken über seinen „Geistesblitz“, wie er es nannte. Er hatte von solchen übernatürlichen Sachen gehört, aber nur in Mysteryfilmen. Und da er nichts davon wusste, dass er sich gerade in einem solchen befand, musste es wohl eine andere Erklärung für den Vorfall geben. Die Menschen, die behaupteten, in die Zukunft sehen zu können, wurden meistens irgendwo in eine Nervenklinik eingewiesen, und das wollte Cristiano mit allen Mitteln verhindern. Es war nur ein kurzer Tagtraum, alles unglückliche Zufälle, redete er sich ein. Er sah verschiedene Geschäfte an sich vorbeiziehen. Modegeschäfte, Supermärkte… Supermärkte? Da kam Cristiano eine Idee, was er in seiner freien Zeit machen könnte: Kochen. Am besten Bacalhau a bras, sein Lieblingsessen. Bei dem Gedanken an das leckere Fischgericht aus seinem Heimatland Portugal rann ihm das Wasser im Mund zusammen. „Eine prima Idee, Cristiano!“, lobte er sich selbst im Gedanken. Er überlegte, was er dazu brauchen würde. Auf jeden Fall mal Dorsch, also den Fisch, Kartoffeln, … „Hoffentlich fällt mir noch alles ein!“, dachte Cristiano besorgt, schließlich wollte er das Gericht genauso gut hinkriegen wie seine Mutter. Aber eigentlich könnte er ja zufrieden sein, wenn es halb so gut werden würde, aber Cristiano wollte immer 100%. Völlig in seinen Gedanken versunken parkte Cristiano den Porsche gegenüber dem Supermarkt. Im Rückspiegel betrachtete er noch einmal seine Frisur, und beim Aussteigen zupfte er noch an seiner Lederjacke herum, bis alles passte. Er hörte manche Leute um ihn herum flüstern, er wunderte sich nicht, denn schließlich sah man nicht jeden Tag eine Berühmtheit wie ihn, Cristiano Ronaldo, einkaufen gehen. Da kam man manchmal auch ums Autogramme geben nicht drumrum, wie jetzt zum Beispiel. Ein junges Mädchen, er schätzte sie auf höchstens sechzehn, trotz ihres übertriebenen Stylings, kam schnurstracks auf ihn zu und fragte in perfektem Englisch: „Könnte ich bitte ein Autogramm haben?“ Dabei zog es lässig einen Stift aus ihrer goldenen XXL-Tasche und deutete auf ihr Dekoltee. „Hier bitte!“, bat sie. Cristiano stutzte nur kurz, kam aber dann ihrem Wunsch nach und schrieb, ohne mit der Wimper zu zucken, seinen Namen auf die blasse Haut seines Fans. Lächelnd gab er ihr den Stift zurück und sagte: „Na dann einen schönen Tag noch!“ Sie lächelte glückselig und ging, völlig zufrieden, und ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, davon. Cristiano schüttelte nur den Kopf. Mit dem wollte sie jetzt den ganzen Tag rumlaufen? Naja, vielleicht war der Stift ja auch noch wasserdicht, dachte er und musste grinsen. Kleine Tussi. Er sog die Stadtluft seines Zuhauses ein, er glaubte mittlerweile, sie von sämtlichen anderen Stadtluft-Gerüchen blind unterscheiden zu können. Gerade wollte er, wie viele andere Menschen auch, die Straße am Zebrastreifen überqueren, da die Fußgängerampel nun grün zeigte, da begann sein Körper plötzlich eigenartig zu Beben. Bevor er es irgendwie verhindern konnte, sah er nur mehr ein schwarzes Bild, das wieder klar wurde. Es war alles genauso, wie er es am Vormittag beim Training gewesen war. Plötzlich befiel ihn die Angst, dass er wieder ohnmächtig werden könnte. Was sollte er dann tun? Wie sollte er das erklären? Er blendete all seine Gedanken aus, und versuchte sich nur auf das Bild zu konzentrieren, das er nun in seinem Kopf sah. Der Zebrastreifen, die Ampel, die auf Grün schaltete. Er sah eine ältere Frau, er schätzte sie auf Mitte dreißig, und ein kleines Mädchen im Kindergartenalter. Sie waren die ersten, die die Straße betraten. Es sah alles ganz normal aus, er sah keinen Grund für diese Vision. Gerade waren die beiden Personen, die Frau mit den kurzen blonden Haaren und ihr ebenfalls blondes Kind, zur Mitte der Straße gekommen, als die Frau die Augen aufriss und schrie. Natürlich war das alles wieder ohne Ton, aber sie riss auf jeden Fall den Mund weit auf. Das alles geschah in Zeitlupe. Endlich sah Cristiano den Grund für ihr Schreien. Ein schwarzer Wagen mit verdunkelten Scheiben kam mit überhöhter Geschwindigkeit auf die beiden zu. Die Mutter und ihre Tochter wurden vom Wagen erfasst, als Cristiano plötzlich wieder auf der Straße stand. Er sah die Frau mit ihrer Tochter, sie standen direkt neben ihm. Cristiano wusste, wenn er jetzt nicht eingreifen würde, würden diese Menschen sterben oder sich zumindest schwer verletzt werden. Doch der Fußballstar war völlig perplex. Er konnte sich nicht rühren, war von Angst und Entsetzten gefangen. Er starrte die beiden Menschen an, als er plötzlich sah, wie eine deutlich jüngere Frau die beiden ansprach, nein sie redete nicht, sie schrie. Er konnte sie nicht verstehen, obwohl sie doch so nah war. Wollte er sie nicht hören oder konnte er es nicht? Irgendwie zog alles an ihm vorbei. Er sah den Raser kommen, ein schwarzes Auto, genau wie in seiner Vision. Er fuhr vorbei, mit tödlicher Geschwindigkeit. Plötzlich wurde ihm etwas bewusst. Er hatte durch diese Vision erfahren, was passieren würde, woher wusste es aber die junge Frau? Es war wie eine Erleuchtung. Vielleicht war er nicht der einzige Mensch, der das gesehen hatte. Vielleicht wusste hatte diese junge Frau auch diese Fähigkeit. Er sah sich suchend um. Wo war sie hin? Irgendwie wusste er, sie könnte ihm so viel erklären. Dort, sie war auf der anderen Seite der Straße. Die Fußgängerampel war wieder auf Rot, doch diese Tatsache war ihm völlig egal. Er rannte über die Straße, hörte Autos hupen und Bremsen quietschen, doch für ihn war jetzt nur wichtig, diese junge Frau einzuholen. Er rief sich ihr Aussehen wieder ins Gedächtnis. Dunkelhaarig, nicht allzu groß, sie trug einen fast knielangen, lederfarbigen Mantel, Jeans. Überhaupt nichts Auffälliges – leider. Das ganze Getümmel war schwer zu überblicken. Plötzlich sah er sie, das heißt, er war sich nicht sicher, ob sie das war, aber er lief dieser dunkelhaarigen Person mit knielangem Mantel und Jeans hinterher. Es war schwer, durchzukommen, doch irgendwie wichen ihm zum Glück alle Leute respektvoll aus. Cristiano fragte sich, ob es etwas helfen würde, wenn er nach ihr rief, und nach kurzem Überlegen schrie er: „Hey! Bleib stehen!“ Er kam sich ein wenig albern vor, als sich sämtliche Leute vor und hinter ihm umdrehten, und sich fragten, ob er wohl einen von ihnen meinte. Manchmal hörte er in der Menge auch seinen Namen. Endlich hatte er sie eingeholt, sie war zum Greifen nahe, als sie plötzlich zu laufen anfing. „Oh nein!“, fluchte Cristiano und lief ihr ohne zu zögern hinterher. Er war viel schneller als sie, doch plötzlich bog sie in eine Wohnstraße ein, suchte etwas in ihrer Hosentasche und stoppte bei einem der Wohnhäuser. „Warte!“, rief Cristiano. Sie drehte sich kurz um und sah ihm direkt ins Gesicht. Sie machte nur große Augen, die paar Sekunden, in denen sie sich ansahen, kamen ihnen vor wie Stunden. Ihr wurde bewusst, dass der Mann, der sie verfolgt hatte, Cristiano Ronaldo war und sie fragte sich, aus welchem Grund er ihr nachgelaufen war. Und er dachte darüber nach, ob sie wohl auch in die Zukunft sehen könnte. Das sie wunderschön war, fiel ihm überhaupt nicht auf. Sie war wahrscheinlich die erste Frau, deren er nicht zuerst auf die Titten oder den Po geschaut hatte, sondern direkt ins Gesicht, in ihre tiefblauen Augen. Ruckartig drehte sie sich um, sperrte die Wohnungstür auf und verschwand in dem Gebäude. Zurück blieb ein völlig verwirrter Cristiano Ronaldo. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)