Avatar - New Generation von Korra_Sato ================================================================================ Kapitel 18: Fall und Schmerz ---------------------------- Angst & Schmerz Ira rannte. Dicht hinter ihr die Luftbändigerin. Sie hetzten den steilen Berg hinauf, sie mussten das Dorf der Luftbändiger einfach erreichen, bevor die Angreifer Thals und Kayas Verteidigung unterbrechen konnten! Bei diesem Gedanken krampfte sich Iras Magen zusammen. Kaya. Ob ihr Bändigen wohl wiedergekommen war? Wenn nicht… Die Feuerbändigerin schüttelte kurz den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben. Sie wollte sich so etwas gar nicht erst ausmalen! Verzweifelt erhöhte sie ihr Tempo. Sie mussten es einfach schaffen! Kaya fiel, Thals leblosen Körper umklammert. Der Wind pfiff schrill in ihren Ohren und jedesmal, wenn sie beim Sturz an vorstehenden Felsen hängenblieben, zerfetzten die scharfen Kanten ihre Kleidung und hinterließen tiefe Schrammen. Jeden Moment musste der Aufschlag kommen und das würde ihr Ende sein. Kaya drückte Thal an den Schultern näher an sich. Nie hatte sie sich mehr gewünscht bändigen zu können. Nicht, um jemanden herauszufordern. Nicht, um anzugeben. Nicht, um sich stark und unbesiegbar zu fühlen. Sondern weil sie Thal beschützen, ihr Leben retten wollte. Selbst ohne ihr Element hatte sie sich nie so hilflos gefühlt. Denn dort unten war zwar Wasser, doch nun würde es durch den tiefen Sturz ihren sicheren Tod bedeuten. Gleich musste es soweit sein… Nur kurz bevor die Körper der beiden Mädchen auf der Wasseroberfläche aufschlugen, erhoben sich die Wellen und hüllten die beiden jungen Frauen schützend ein. Das bremste den Sturz zwar, doch der Aufprall war trotzdem heftig gewesen. Kaya spürte noch, wie ihr die Luft wegblieb, dann verlor auch sie das Bewusstsein. Stöhnend vor Schmerz bewegte sich Kaya. Ihr tat einfach ALLES weh. Am liebsten hätte sie die Augen für immer geschlossen behalten – auch weil sie sich vor dem fürchtete, was sie sehen würde. Doch schließlich musste sie die Augen aufschlagen. Es war überraschend hell, vielleicht sogar schon Mittag. Sie schien die ganze Nacht bewusstlos gewesen zu sein. Vorsichtig setzte sich Kaya auf und biss die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien, als sie durch die Bewegung jede einzelne Verletzung deutlich spüren konnte. Wo war Thal? Blinzelnd sah sie sich um. Ein lautes Rauschen verriet ihr, dass sie sich dicht am Ufer des kleinen Sees befand, in den der Wasserfall mündete. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie nicht mehr verschwommen sah. Und dann entdeckte sie sie. Die Erdbändigerin lehnte an einem Fels, ganz in der Nähe. Kaya wäre am liebsten sofort aufgesprungen, aber die Idee gab sie ganz schnell wieder auf, als sie von einem stechenden Schmerz in der Schulter daran erinnert wurde, dass sie erst vor ein paar Stunden einen Wasserfall hinuntergesprungen war. So ließ sie sich lieber Zeit beim Aufstehen. Es tat zwar immer noch ordentlich weh, war aber weitaus angenehmer als eben. „Thal…?“ Vorsichtig ging Kaya neben ihrer Freundin in die Knie. Die Erdbändigerin, die die ganze Zeit starr aufs Wasser geblickt hatte, sah langsam auf. „Ich hab sie nicht aufhalten können.“ Ihre Stimme war brüchig. „Quatsch, du warst großartig!! Ira und Nisa hatten bestimmt genug Zeit ins Dorf zu kommen und alle zu warnen!“ Der Hauch eines Lächelns über Kayas entrüstetem Tonfall schlich sich über Thals Lippen, jedoch nur für einen Augenblick. Dann wurde ihre Miene wieder hart. „Wir hatten keine Chance.“, sagte sie bitter. Kaya öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch während sie noch nach Worten suchte, sprach Thal schon weiter. „Es stimmt und das weißt du. Das waren ausgebildete Kämpfer. Mum hätte das locker hingekriegt…“ Sie vergrub das Gesicht in ihren Händen. Kaya blieb stumm. So hatte sie die Erdbändigerin noch nie erlebt und sie war hoffnungslos überfordert mit der Situation. Doch noch bevor sie sich zu einer Reaktion entschließen konnte, hob Thalia wieder den Kopf. „Wir wissen nicht, ob es die Luftnomaden geschafft haben. Aber egal, ob sie fliehen konnten oder nicht, diese Männer verschwinden nicht einfach.“ Sie erhob sich - zwar mit zusammengebissenen Zähnen, doch ohne Schmerzenslaut. „Wir sind die einzigen, die von ihnen wissen. Das nächste Mal, sollten wir besser mit ihnen klarkommen.“ Ihre grünen Augen glühten förmlich, als sie Kaya ansah. „Ich werde hier bleiben und trainieren. Bist du dabei?“ Sie streckte der Wasserprinzessin die Hand entgegen. Völlig gebannt von Thals Blick schlug Kaya ein und ließ sich hochziehen. „Ich bin dabei.“ Ganz so schnell ging das Ganze dann aber doch nicht. Die Mädchen stellten schnell fest, dass sie viel zu erschöpft waren, um sofort mit einem Training loszulegen – von ihren Verletzungen, den Klamotten, die kaum noch zu gebrauchen waren und dem nicht vorhandenem Essen ganz zu schweigen. Und so kümmerte sich Kaya erst einmal um Thalias Wunden. Bislang hatte sie den Heilunterricht ihrer Mutter immer als überflüssig und nervig betrachtet, doch im Moment, wünschte sie sich ihre Kräfte zurück, um Thal besser helfen zu können – auch wenn es die Erbändigerin nicht ganz so schlimm erwischt hatte wie sie selbst. Kaya fragte sich insgeheim, ob der Geist des Mondes ihren Wunsch, Thal zu beschützen, vielleicht nachgekommen war. So blieb ihr jedoch nichts anderes übrig, als die Schrammen sauber zu waschen und tiefere Wunden mit Fetzen ihrer Kleidung notdürftig zu verbinden. Der Schlag auf den Kopf schien keine weiteren Folgen nach sich gezogen zu haben. „Gut, dass Erdbändiger so einen Dickschädel haben.“, stichelte Kaya. Dann gab sie ihrer Mitstreiterin einen sanften Klaps. „Ich bin fertig und ich hoffe du bringst was ordentliches zu futtern mit.“ Thal grinste. „Ich werd sehen, was sich machen lässt.“ Dann war sie auch schon zwischen den Bäumen verschwunden. Vorsichtig betastete Kaya ihre Schulter. Es tat wirklich verflucht weh. Sie biss die Zähne zusammen und widmete sich lieber erst einmal den anderen Schrammen. Doch schließlich blieb ihr nichts anderes übrig und sie zog vorsichtig den Stoff ihres Gewandes von der Schulter. „Das sieht ja gar nicht gut aus.“ Thals so überraschende Stimme ließ Kaya heftig zusammenzucken – was wiederum ordentlich wehtat. Die Erdbändigerin ließ das unkenntliche Bündel, das sie mitgebracht hatte, fallen und kniete sich hinter Kaya auf den Boden. „Zeig mal her…“ „Ist schon okay, ich – autsch!“ Thal grinste. „So viel zum Thema ‚ist schon okay‘.“ Dann wurde ihre Stimme wieder ernster. „Das ist eine offene Wunde. Hast du was für mich zum Verbinden?“ Kaya riss den herunterhängenden Fetzen ihres Oberteils ab. Dieses war sowieso schon so zerfleddert, dass sie so gut wie bauchfrei war. „Mehr hab ich nicht, sofern ich nicht nackt rumlaufen will.“ Thal schmunzelte und unterdrückte einen Kommentar. „Es wird jetzt gleich wehtun. Da sind ein paar Steinsplitter drin und ich werde versuchen sie raus zu bändigen.“ Kaya nickte knapp und biss die Zähne zusammen. Trotzdem keuchte sie auf, als ihre Begleiterin mit einer schnellen Handbewegung die Stücke aus der Wunde bändigte. „Schon vorbei…“, murmelte Thal beruhigend und drückte Kayas Stoffstreifen auf die Wunde. Dann erhob sie sich in die Hocke und riss den Rest ihres eigenen Oberteils in Stücke, mit denen sie Kaya verband. Insgeheim genoss sie das Gefühl von Kayas nackter Haut unter ihren Fingern und den Anblick ihres – da sie das Oberteil heruntergeschoben hatte – fast nackten Rückens, doch sie riss sich zusammen und ließ sich nichts anmerken. Schließlich war sie fertig und Kaya atmete erleichtert auf. „Danke.“ Sie zog ihr Gewand wieder hoch und verknotete es unter der Brust. Als sie sich umdrehte, musste sie unwillkürlich schmunzeln: Auch Thals sonst so schlichtes Gewand hatte einiges einstecken müssen. Genaugenommen waren eigentlich nur noch die Hose und der Stoffstreifen um ihre Brust übrig geblieben. „Ich werd dann mal ein Feuer machen.“ Thal erhob sich und ging zurück zu dem mitgebrachten Bündel. Kaya sah ihr nach. Dann seufzte sie. „Wie hast du dir ein Training in der Wildnis eigentlich vorgestellt? Möchtest du täglich die Landschaft umgraben?“ Thal lachte leise. „Keine Sorge… Ich möchte erst mal an einer neuen Technik arbeiten – gedanklich, versteht sich. Und für die Praxis werd ich dann woanders hingehen.“ „Hm…“ Kaya versank wieder in Gedanken. Wie hatte SIE sich eigentlich ein Training vorgestellt? Schließlich konnte sie nach wie vor nicht mehr bändigen. Plötzlich sprang Thal alamiert auf. „Was ist los?“, fragte Kaya unruhig. „Psst… Da ist jemand!!“ Die Erdbändigerin ging langsam in die Knie, ihre Umgebung immer im Blick. Doch kaum berührte ihre Hand den Boden riss sie überrascht die Augen auf. „Diese Schritte…. Das kann unmöglich sein…!!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)