Avatar - New Generation von Korra_Sato ================================================================================ Kapitel 17: Niederlage ---------------------- Thal sah zu Kaya hinunter, deren schreckgeweitete Augen genau das ausdrückten, was der Erdbändigerin durch den Kopf ging. Dann richtete sie sich ein wenig auf und spähte vorsichtig in die Dunkelheit, eine Hand auf dem Boden. Auf der anderen Seite des Lagers schien ein loser Felsbrocken zu liegen, etwa so groß wie eine Melone. Thals Hand ballte sich zur Faust und sie zog sie blitzschnell zurück. Das genügte. Der Felsblock löste sich und rollte polternd an den Zelten vorbei. Das Ablenkungsmanöver reichte aus, um die beiden Mädchen ungesehen flüchten zu lassen. „Hast du das gehört?!“ Kayas Stimme war getränkt mit purem Entsetzen. „Komm!“, drängte Thal und zog sie an der Hand weiter. Sie waren zwar für den Moment außer Hörweite, doch das bedeutete nicht automatisch, dass sie außer Gefahr waren. Ira und Nisa fuhren hoch als die beiden Mädchen klatschnass und schlammbedeckt zurück in den Unterstand stolperten. „Was ist los?“ Die Feuerbändigerin sah ihre Freundinnen besorgt an. „Ich hab heute Nachtmittag ein Lager am Hang des Berges entdeckt. Wir konnten die Leute eben belauschen…“ „Sie wollen das Dorf angreifen! Nisa, DEIN Dorf!“, platzte Kaya panisch heraus. Innerhalb von Sekundenbruchteilen wechselten die Mimiken der anderen von Sorge zu Entsetzen. „Aber… wie? Warum? Wir wurden nie gefunden…“ Nisa stand auf und fuhr sich fahrig durch die langen dunkelbraunen Haare. „Tja, sie hatten auch lang genug Zeit, nach euch zu suchen. Offenbar haben diese Leute etwas gegen Bändiger und wollen sie ausrotten.“ „Aber was sollen wir denn machen?!“ Nisa taumelte und Ira zog sie wieder auf den Boden in eine sitzende Position. Auch die Feuerbändigerin schien plötzlich völlig planlos zu sein und nahm die schluchzende Nisa in die Arme. „Sie sind keine Gefahren gewohnt. Die werden sie einfach überrennen!“ „Werden sie nicht.“ Thals Stimme war kühl und hart. „Aber wir müssen uns beeilen. Ihr geht zurück ins Dorf und warnt die Nomaden, euch werden sie glauben. Kaya und ich halten dieses Pack auf. Worauf wartet ihr noch? Lauft, lauft, LAUFT!!“ Während sie sprach, hatte Thal die Wände ihres Unterstandes verschwinden lassen und nun prasselte der Regen unnachgiebig auf die vier Mädchen. Mit einem letzten entsetzten Blick rannten Ira und Nisa wieder den Berg hinauf. Thal packte Kayas Hand und zog sie mit sich, zurück in Richtung Lager. Im Laufen begann die Erdbändigerin bereits mit ihrem Angriff. Mit schnellen, präzisen Bewegungen ließ sie die lose herumliegenden Steine und Felsbrocken ins Lager rollen, wo der unerwartete Aufruhr für Chaos sorgte. Doch das genügte nicht. Abrupt blieb Thal stehen, etwa an der gleichen Stelle wie zuvor und zog eine Mauer um die Zelte. Sie drehte sich zu Kaya um, der nichts anderes übriggeblieben war, als hilflos zuzusehen. „Das wird sie nicht lange aufhalten. Wir wahrscheinlich auch nicht, aber wir müssen den anderen genug Zeit verschaffen, um das Dorf zu warnen.“ „Wir?! Thal, ich kann kein Stück mehr bändigen, ich bin hier völlig nutzlos!!“ Kaya schrie beinahe hysterisch, doch Thal packte sie an der Schulter und schüttelte sie kurz, aber nicht grob. „Red nicht so einen Unsinn. Du schaffst das!“ In diesem Moment sprang bereits der erste Mann über die Mauer. „Gib mir einfach Deckung!“ Schon spurtete die Erdbändigerin los, bändigte den ersten Kämpfer mit einer lässigen Bewegung wieder hinter die Mauer und sprang in die Luft. Das Erdbeben, das entstand, als sie wieder auf dem Boden aufkam, schüttelte fast alle Gegner wieder von der Mauer – fast. Der Anführer war hartnäckig, das musste Thal ihm lassen. Offenbar hatte er bemerkt, dass Kaya nur unsicher dastand und sich nicht am Kampf beteiligte, denn es war deutlich, dass sie sein Ziel war. Thal fluchte und versuchte ihrer Freundin zur Hilfe zu kommen und gleichzeitig die Männer aus dem Lager in Schach zu halten. Doch noch bevor sie Kaya erreichen konnte, hatte der Mann sie schon an den Haaren gepackt und ein Stück hochgehoben. „Willst du etwa das hier, Bändigerabschaum?!“ Thal erstarrte, als sie die Klinge an Kayas Hals blitzen sah. „Ganz recht, nur nicht bewegen, sonst ist es vorbei mit der Kleinen.“ Der Wasserbändigerin wurde beinahe schlecht von dem widerlichen Ton, den der Anführer anschlug. Sie musste sich irgendwie befreien - nur… wie? Aus den Augenwinkeln sah sie wie sich einer der Soldaten von hinten an Thal heranschlich. Vermutlich war der Boden für sie zu aufgeweicht um seine Schritte zu bemerken. Dann sah Kaya auch in seiner Hand etwas aufblitzen… „Thal – NEIN!!“ Dann ging alles ganz schnell. Ihr markerschütternder Schrei kam so unerwartet, dass der Anführer sein Messer frei ließ. Kayas intuitiv erhobener Hand folgte überraschenderweise tatsächlich ein feines Wassergebilde, das dem Mann das Messer aus der Hand schlug, bevor es wieder in sich zusammenfiel. Thal reagierte sofort und nahm ihren Kampf wieder auf, während Kaya noch einen Sekundenbruchteil verdutzt auf ihre Hände starrte – und dem ausholenden Faustschlag des Anführers ausweichen musste. Zugegeben, ihr Bändigen war schwach, viel schwächer als gewohnt, aber es war besser als nichts und es erfüllte sie mit grimmiger Befriedigung, dass sie sich endlich wehren konnte. Thal wurde immer weiter zurückgedrängt. Sie war zwar stark, aber im Kampf gegen so viele offenbar gut ausgebildete Gegner unerfahren. Als Kaya ein Moment Zeit blieb, um nach ihrer Kampfgenossin zu sehen, sah sie Thal mit Schrecken am Rande eines Abgrunds stehen, umzingelt von den Männern, die sie noch nicht ausgeschalten hatte – und das waren genug. Die Wasserbändigerin duckte sich unter dem nächsten Schlag weg und eilte ihrer Freundin zu Hilfe. Nur für einen winzigen Moment war Thal von Kayas Anblick abgelenkt – doch die Folgen waren verheerend. Einer der Soldaten nutzte die Chance und zog ihr den Griff seines Säbels über den Kopf. Kaya rannte. Die Männer, die ihr im Weg standen, verscheuchte sie mit dem schwächlichen Abklatsch der Wasserpeitsche, der ihr geblieben war. Dann stürzte sie gemeinsam mit der bewusstlosen Thalia in die Tiefe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)