Avatar - New Generation von Korra_Sato ================================================================================ Kapitel 11: Der Sturm --------------------- Schweigend hatten Kaya und Thal Iras Geschichte gelauscht. Obwohl Ira nur das Gröbste erzählt hatte, waren beide schockiert. Ihre Kindheit war völlig anders gewesen. Thal hatte sowieso schon immer machen dürfen, was sie wollte und auch wenn Katara eine sehr strenge Mutter war – durch ihre seltene Anwesenheit hatte auch Kaya viele Freiheiten gehabt. Thal lächelte Ira plötzlich aufmunternd an: „Wir finden die Luftnomaden. Dann kannst du allen beweisen, dass du anders bist als Azula.“ Sie stand auf und bot Ira die Hand, um ihr hochzuhelfen. „An deinem Selbstbewusstsein müssen wir allerdings auch noch etwas arbeiten.“ Sie grinste. „Ich hab dich noch nie Feuer bändigen gesehen. Das ist doch ein Talent, ein Teil von dir. Den kannst du nicht so einfach wegsperren. Das üben wir auch noch.“ „Danke.“, murmelte Ira verlegen. Thal winkte nur ab und lachte ihr sorgloses Lachen, während sie begann ihre Sachen zusammenzusammeln. „Jetzt verschwinden wir aber erst mal von hier. Ich will erst wieder in diese Stadt, wenn wir diesen Leuten endlich die Blödheit aus den Köpfen vertreiben können.“ Kaya hatte ihr stumm zugehört. Scheinbar war Thal doch nicht so ein Vollidiot, wie sie gedacht hatte. Und wieder fühlte sie sich ein wenig ausgeschlossen. Die beiden schienen sich so gut zu verstehen und sie? Sie blieb irgendwie immer außen vor. So auch jetzt, denn sie schrak erst aus ihren Gedanken hoch, als Thal ihr ihren Schlafsack an den Kopf warf. „Kommst du jetzt endlich oder willst du hier bleiben?“ Mit Schrecken stellte die Wasserbändigerin fest, dass die anderen beiden bereits abflugbereit auf Appas Sattel saßen. „Bin schon da!“ Hastig sprang Kaya hoch, raffte ihre Sachen zusammen und beeilte sich, den Rücken des riesigen Himmelsbisons hochzuklettern. Als sie endlich oben angekommen war, sah sie Thal fragend an: „Und jetzt? Fliegen wir gleich ins Gebiet der Luftnomaden?“ „Klar!“, nickte die Erdbändigerin und gab ihr die Zügel in die Hand. „Je eher, desto besser. Die Welt wartet auf uns, Leute!“ Sie lachte übermütig und machte es sich dann im Sattel bequem, während Appa sich nach einem leisen „Yip-yip!“ von Kaya gemächlich in den Himmel schwang. Ein Donnerschlag weckte die Mädchen. „Scheiße!“ Thal fluchte, als sie feststellte, dass sie in einen gewaltigen Sturm geraten waren. Der Wind tobte um sie herum. Kaya versuchte gerade die Zügel zu greifen, um Appa zu zeigen, dass sie bei ihm war, als der Regen einsetzte. Dicke eiskalte Tropfen, die unbarmherzig auf sie niederprasselten und in Sekundenschnelle alles durchweicht hatten. Als sie sich schlafen gelegt hatte, war am Himmel nicht eine einzige Wolke zu sehen gewesen und sie hatte sich darauf verlassen, dass der Himmelsbison den Weg in die vertrauten Gefilde von alleine fand. Nun hatte sie keine Ahnung, ob und wie weit sie vom Kurs abgekommen waren. „Appa, versuch irgendwo zu landen, der Sturm ist viel zu stark für dich!“, brüllte sie gegen den heulenden Wind an und Appa brummte zustimmend. Ira sah hinunter. Sie waren vermutlich bereits im gebirgigen Areal der Luftnomaden angekommen. Die Feuerbändigerin hoffte inständig, dem Bison möge es gelingen irgendwo sicher zu landen. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was passieren könnte, wenn der Wind... Doch bevor sie ihren Gedanken überhaupt zu Ende spinnen konnte, nahm er grausige Realität an: Eine Windbö erfasste Appa, wirbelte den riesigen Bison wie eine Feder herum und fegte die Mädchen von seinem Rücken. Kaya wurde so heftig gegen Thal geschleudert, dass sie für einen Moment keine Luft mehr bekam. Die Erdbändigerin griff geistesgegenwärtig nach ihr und versuchte auch Ira zu erreichen, die von ihnen weggetrieben wurde. Der nächste Windstoß riss sie endgültig von den beiden weg und die drei Mädchen verloren sich aus den Augen, während sie in die Tiefe stürzten. Thal und Kaya taten ihr möglichstes um den Aufprall zu dämpfen: doch trotz des Wasserstrahls, der ihren Fall erheblich verlangsamte, landeten sie empfindlich hart in bewaldetem Gebiet. Mit letzter Kraft bändigte Thal eine kleine Höhle – eigentlich mehr zwei Steinplatten, die ein Dach bildeten – dann sanken sie auch schon bewusstlos zu Boden. Als Kaya am nächsten Morgen aufwachte, tat ihr jeder einzelne Knochen weh und als sie hochfuhr, kam mit dem Schmerz auch die Erinnerung zurück. Der Platz neben ihr, an dem Thal gelegen hatte, war leer, deshalb stand sie mühsam aus und trat hinaus. Die Erdbändigerin stand hier, auf einer kleinen Lichtung, im nassen Gras, das in der Sonne glitzerte und starrte gegen die aufgegangene Sonne zu einem Berggipfel, der durch die Baumkronen hindurch sichtbar war. „Da oben irgendwo muss Ira gelandet sein.“, sagte sie, als sie spürte, dass Kaya die Überdachung verlassen hatte. „Das ist ganz schön weit weg...“, murmelte die Wasserbändigerin und blinzelte ins helle Sonnenlicht. „Irgendeine Ahnung, wo Appa ist?“, fragte Thal. Kaya ließ sich auf einen umgestürzten Baumstamm fallen und besah sich ihre Verletzungen. Kleine Schnittwunden, Abschürfungen und Prellungen. Nicht weiter schlimm. „Ich denke, er ist nach Hause geflogen.“, antwortete sie schließlich. „Er ist alt und wie sollte er uns auch finden? Ich hoffe nur, ihm ist nichts geschehen.“ Die Erdbändigerin nickte und blickte wieder in die Richtung des Berges. „Wir sollten versuchen Ira zu finden. Ich kann sie im Umkreis der nächsten paar Meilen nicht spüren.“ „Ich hoffe wir finden unterwegs unser Gepäck.“, brummelte Kaya. „Ich hab keine Lust irgendwo in der Wildnis zu verhungern.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)