Herbstmond von beanies_flauschi ================================================================================ Kapitel 1: One Shot ------------------- Herbstmond Ich ging durch den Park. Das letzte Mal war ich hier vor zwei Jahren gewesen. Rings um mich herum, hatten die Bäume längst ihre Blättermäntel fallen gelassen, nur wenige hingen noch an den Ästen. Rot, Gelb, Grün, so schimmerte jedes einzelne Blatt, alle in verschiedene Farben. Unter meinen Schuhen knirschte es leise, als ich eines zertrat. Ich warf einen Blick auf den Boden, vor mir erstreckte sich ein Teppich aus buntem, wunderschönem Herbstlaub. Ich lächelte leicht. Hier hatte sich rein gar nichts verändert, es war noch alles genauso, wie damals. Ja, sogar der Monat stimmte, es war September. Schweigend folgte ich dem Weg. Seitlich von mir, konnte man Kindergelächter hören - die Kleinen fanden es wohl ziemlich lustig, in dem ganzen Laub herumzutollen. Das hatte ich früher auch immer gemacht, als ich selbst noch ein Kind gewesen war. Vor mir befand sich eine Ältere Dame, die wohl einen kleinen Spaziergang machte, ansonsten traf man ab und zu jemanden, der joggte oder der mit seinem Vierbeiner unterwegs war, an. "Yoshio!", rief plötzlich jemand meinen Namen. Ich drehte mich um. "Du bist es wirklich! Oh Man! Was für ein Zufall.", ein junger Mann war vor mir stehen geblieben. Leicht außer Atem, lächelte er mich an, eine Strähne seines schwarzen Haares war ihm ins Gesicht gefallen. Ich schluckte schwer und flüsterte dann leise seinen Namen: "Katsu." Seine Augen strahlten mich glücklich an und er nickte. "Wie geht's dir? Wir haben uns ja schon lange nicht mehr gesehen, ein oder zwei Jahre - wenn nicht sogar länger - ist das nun her." Ich nickte ihm zu. Eigentlich waren es genau zwei Jahre. "Mir... geht es eigentlich ganz gut, passt alles soweit. Wie siehts bei dir so aus?", erwiderte ich ruhig. Mein Herz schlug mittlerweile ziemlich schnell. Warum hatte ich ausgerechnet ihn treffen müssen? Wieso unbedingt Katsu? Ich hatte es gewusst, ich hätte nicht hierher zurückkommen sollen. Naja, jetzt war es zu spät. "Oh, bei mir läuft alles super." "Und...", ich zögerte einen kurzen Moment. Sollte ich wirklich fragen? Eigentlich wollte ich die Antwort ja gar nicht wissen. "wie läuft es mit Mina so? Seit ihr noch zusammen?" Ich sah auf den Boden. "Klar. Mit Mina is alles bestens, unsere Beziehung läuft richtig gut." "Freut mich." "Hm. Hast du noch Zeit? Wenn du willst, könnten wir einen Kaffee trinken, ganz in der Nähe gibt's eins - Mina jobbt dort." Ich schüttelte den Kopf. "Nee, lass mal lieber." Das brauchte ich noch, dass er mich mit zu seiner Freundin schleppte! Wo ich doch nach den vergangenen zwei Jahren, immer noch so verliebt in ihn war. Ich wusste schon gar nicht mehr, wann das mit dem 'verliebt-sein' angefangen hatte. Ich hatte es einfach plötzlich festgestellt, also, dass ich in Katsu verliebt war. Doch ich hatte es nie geschafft, ihm meine Gefühle zu gestehen, viel zu groß war die Angst gewesen, das ich ihn damit verletzte, das er damit nicht umgehen konnte und das er mich letztendlich verstoßen würde. Bestimmt hätte er meine Gefühle sowieso nie erwidert. Und so war ich vor zwei Jahren, mit meinen Eltern in eine andere Stadt gezogen und hatte dort ein neues Leben begonnen. Jedoch war seit damals kein Tag vergangen, an dem ich nicht an ihn gedacht hatte. Und besonders, wenn es September wurde, also Herbst, dachte ich an ihn. Dieses Jahr war meine Sehnsucht so groß gewesen, dass ich einfach hierher zurückgekommen war. Ich hatte nur ein wenig in alten Zeiten schwelgen wollen, doch nun? Hm. Naja, irgendwie hatte ich ihn ja schon treffen wollen, aber andererseits wusste ich, das es besser gewesen wäre, ich hätte ihn nicht getroffen. Schließlich hatte ich mir eigentlich vorgenommen, ihn zu vergessen. Doch nun, da er so neben mir herging. Ich schielte leicht zu ihm hinüber. Seine Augen waren noch immer so wunderschön, wie zuvor. Mein Blick wanderte von seinen langen Wimpern hinab bis zu seinen Lippen. Ich biss mir leicht auf die eigenen. Wie oft hatte ich ihn schon küssen wollen. Wie oft hatte ich mich schon nach seinen Berührungen gesehnt, doch nie waren sie Wirklichkeit geworden. Ich seufzte leise. "Hm? Yoshio, stimmt irgendetwas nicht?" Ich schüttelte den Kopf. "Nein, mir... mir ist nur etwas kalt.", murmelte ich schnell als Ausrede. "Warte, das ändern wir, zumindest ein wenig.", er zog sich seinen Hellblauen Schal vom Hals und wickelte ihn um meinen. Ich starrte ihn an. Verdammt! Wieso sagte ich immer das Falsche? Und... wieso musste er so unglaublich nett zu mir sein? Ich wünschte mir, er könnte meine Gefühle auch so erahnen, ohne dass ich etwas sagen musste. "Da-danke.", ich errötete leicht. Der Schal war wunderbar warm und weich, außerdem roch er nach ihm. Ja, der Schal trug Katsu's Duft mit sich. Wir gingen bis an das Ende des Weges und blieben dann stehen. "Wann musst du zurück?" Ich warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr. "In etwa einer halben Stunde fährt mein Zug." "Verstehe. Schade, dann lohnt es sich nicht mehr, noch irgendwas zu machen." "Ja." Katsu lächelte mich süß an. "Aber ich begleite dich wenigstens noch bis zum Bahnhof.", meinte er schließlich. Ich nickte ihm schweigend zu und wir machten uns auf den Weg. Wir überquerten die Straße und gingen die Einkaufsstraße entlang. Ich erkannte einige Geschäfte wieder, doch es gab auch ziemlich viele neue. Wir unterhielten uns noch ein wenig, über unsere frühere, gemeinsame Zeit und auch über unser jetziges Leben. Doch schließlich waren wir angekommen. Er begleitete mich noch bis zu meinem Zug. Bis er losfuhr, waren es noch etwa fünf Minuten. "Man, da haben wir uns beim Laufen aber ganz schön Zeit gelassen.", murmelte Katsu neben mir, während wir stehen geblieben waren. "Da hast du recht, wir haben die Doppelte Zeit gebraucht.", meinte ich dazu. Die Durchsage, das mein Zug in wenigen Minuten losfuhr, ertönte aus den Lautsprechern. Meine Kehle schnürte sich zu. Dann war es wohl soweit, nun musste ich mich Verabschieden. Unsicher stand ich vor ihm. "Na dann.", ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte. Wie verabschiedete man sich von einem alten Freund, für den man mehr empfand, als nur Freundschaft? "Ich werd langsam gehen, der Zug fährt gleich." Mein Gegenüber nickte mir zu. "In Ordnung.", es schien mir, als war auch er ein wenig unsicher. "Yoshio?" "Ja?" "Wir werden uns doch mal treffen oder?" Ich lächelte leicht und nickte. "Ja." Doch zugleich, bohrte sich ein Dorn in mein Herz. Ich wusste, dass ich ihn nicht wieder treffen würde. Das konnte ich nicht. Ich wusste, dass wenn ich ihn wieder sah... würde ich nie aufhören können ihn zu lieben, ich würde ihn nie vergessen können. "Ach komm her.", er zog mich zu sich und umarmte mich. Ich blinzelte kurz verwirrt, legte dann jedoch die Arme ebenfalls um ihn. Ich konnte seine Wärme spüren, sein Atem kitzelte mich am Ohr. Wieder begannen die Schmetterlinge in meinem Bauch zu flattern. "Dann bis Bald, Yoshio." Das war zuviel. Ich schluchzte leise. Mist! Jetzt heulte ich auch noch vor ihm. "Yoshio? Alles okay? Was hast du?" Tränen rannen über meinen Wangen. Ich wollte, dass er mich liebte! Und zwar genauso sehr, wie ich ihn liebte. Meine Hände krallten sich leicht in seinen Mantel und ich schluchzte erneut auf. Zum zweiten Mal ertönte die Durchsage, das der Zug gleich abfuhr. "Dein Zug.", hauchte Katsu leise in mein Ohr, während er mir über den Rücken strich. Ich nickte und machte mich von ihm los. Schnell wischte ich mir übers Gesicht. "Tut... tut mir Leid.", murmelte ich schnell. Noch immer rannen mir Tränen übers Gesicht. Ich wusste, dass meine letzte Chance nun gekommen war. Nun hatte ich das letzte Mal die Möglichkeit, ihm meine Gefühle zu gestehen, denn ich würde meinen geliebten Katsu nie wieder sehen, wenn ich in den Zug gestiegen war. Ich lehnte mich also vor, legte meine Lippen auf die seinen. Ich erschauderte am ganzen Körper. Der Kuss war so wunderschön, er war viel besser, als ich es mir je erträumt hatte. Nur widerwillig, konnte ich mich schließlich von ihm lösen. Natürlich fiel mir als erstes Katsu's verwirrtes und auch geschocktes Gesicht auf. Ich lächelte ihn einen kurzen Moment an. "Ich.. liebe dich schon seit langem, du Idiot.", hauchte ich leise. Und ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um, ich stieg in den Zug und die Türen schlossen sich hinter mir. Noch immer kullerten kleine Tränen meine Wangen hinunter, doch ich lächelte. Endlich hatte ich es geschafft, ich hatte ihm gesagt, dass ich ihn liebte. Eine unglaubliche Erleichterung machte sich in mir breit und ich sah ein letztes Mal hinaus, ehe der Zug losfuhr. Da stand er, der Junge, der niemals mir gehören würde. Katsu. Ich suchte mir einen freien Platz und setzte mich. Entspannt lehnte ich mich zurück. Draußen war es schon dunkel geworden, der Herbstmond warf sein Licht auf die Landschaft. Plötzlich klingelte mein Handy, ich sah auf den Display. Katsu hatte mir eine SMS geschickt. Ich zögerte kurz, ehe ich auf die 'Ok'-Taste drückte, um die SMS zu lesen. 'Du bist der Idiot, wieso hast du es mir nicht früher gesagt? Damals, hab ich dich auch geliebt, doch jetzt liebe ich Mina. Tut mir Leid. Katsu.' Tja, so verging der September schließlich und mit ihm ging auch der Junge, den ich liebte, fort. Seit damals hatte ich Katsu nie wieder getroffen, so, wie ich es mir vorgenommen hatte... ~~~~~~~~~~~~~~+++++~~~~~~~~~~~~++++~~~~~~~~~~~~~~+++++~~~~~~~~~~~~~~~~++++ Soo das wars dann auch schon wieder x3 *smile* Danke fürs Lesen! LG Darki~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)