Vampire? Die gibt es doch gar nicht! von The_Maoh ================================================================================ Kapitel 35: Kapitel 45-46 ------------------------- Kapitel 45: Das erste was ich spürte, als ich wieder zu mir kam, war der Schmerz an meinem Bein. Das zweite war jener an meiner Schulter und sofort konnte ich mich auch wieder daran entsinnen, woher diese kamen. Nachdem ich meine Augen geöffnet hatte, bemerkte ich, dass ich in meinem Zimmer im Bett lag. Um meine Schulter herum war ein Verband. Ich strich leicht drüber, wodurch meine Fingerspitzen leicht rot waren. Das Blut hatte den Verband leicht durchnässt. Als nächstes sah ich zu meinen Bein. Der Knochen wurde wieder eingerenkt und auch darum hatte ich einen Verband, wie eine provisorische Schiene. Müsste man so was nicht gipsen, fragte ich mich und biss schließlich die Zähne zusammen, als der Schmerz wieder über mich kam. Doch er war nicht so stark wie vorhin. Kurz fragte ich mich auch, wer mich hier her gebracht und meine Kleidung gewechselt hatte. Ich trug nur ein leichtes Nachthemd. Vorsichtig richtete ich mich in eine sitzende Position und drückte die Hand nochmal gegen den Verband an der Schulter. Der Mistkerl hatte wirklich einfach so auf mich geschossen. Ich konnte es noch immer nicht wirklich glauben. Was hatte er eigentlich für ein Problem? Langsam stand ich auf und versucht ein paar Schritte bis zum Tisch zu gehen. Ich knickte zum Glück nicht ein und doch fühlte sich mein Bein an, als würde es gleich zerbrechen. Beim Tisch angekommen, ließ ich mich auf einen der Stühle nieder und atmete etwas schwer aus. Ganz langsam begann ich den Verband an meiner Schulter zu entfernen. Ich wollte mir die Verletzung ansehen, außerdem brachte meiner Meinung nach, der Verband relativ wenig. Als ich ihn endlich abgewickelt hatte, strich ich vorsichtig über die Schusswunde. Ich war erstaunt. Sie war kaum noch zu sehen, nur ein leichter Riss in der Haut. Drum herum eine etwas gelbe Salbe, welche wohl Jod sein sollte. Wie lange hatte ich denn geschlafen? Meine Tage die ich noch hatte wurden immer weniger. Doch als ich auf den kleinen Wecker in der Ecke sah, sah ich auch die Datums anzeige. Es war nur der nächste Tag, 16:47 Uhr. Keine Tage verschlafen, nur die restliche Nacht und den halben Tag danach. Aber wie konnte es dann sein, dass die Schusswunde so schnell verheilt war? Anhand des Blutes am Verband konnte es keine kleine Verletzung gewesen sein. Heilten die Wunden etwa schneller? Was das auch der Grund, warum ich mein gebrochenes Bein bereits so gut bewegen konnte und es mich trug? Vielleicht sollte ich dort die Schiene und auch den Verband lösen um nach zu sehen. Doch ich entschied mich dagegen. Es einen weiteren Tag drum zu lassen, wird bestimmt nicht schaden. Zudem wollte ich den offenen Bruch nicht sehen. Ich legte den Kopf nach hinten und seufzte etwas ins Zimmer hinein. Was wohl als nächstes kam? Ob Alucard mich noch weiter fertig machen würde? Vor allem, wo lag eigentlich sein Problem? Ich sollte wieder zurück ins Bett, dachte ich mir und versuchte wieder aufzustehen, doch landete ich dabei erneut auf dem Stuhl. Noch ein paar Minuten hier bleiben, war vielleicht nicht ganz so verkehrt. „Deine Verletzungen heilen bereits schnell.“ Oh nein, nicht er und nicht jetzt, bitte! „Lass mich zufrieden!“ Zischte ich vor mich hin. Er war hinter mir aufgetaucht, doch umdrehen tat ich mich nicht. Als er seine Hand auf meine Schulter legte, schlug ich sie weg und biss abermals die Zähne zusammen. Die Wunde war vielleicht fast verschwunden, aber es schmerzte noch immer extrem. „Nicht mehr lange und solche Verletzungen werden in kurzer Zeit verheilt sein.“ Als wenn mich das interessierte. „Kannst du mir nicht einfach sagen, was du von mir willst? Warum bist du hier?“ Diesesmal drehte ich mich zu ihm um. An ihm war keinerlei Verletzung zu erkennen, dabei hatte ich ihn zwei mal getroffen gehabt. Doch erinnerte ich mich auch an vorgestern. Die Wunden bei ihm verheilten extrem schnell. Also wohl kein Wunder, das nichts mehr zu sehen war. Ob ihn überhaupt jemand ernsthaft Schaden zufügen konnte? „Um nach dir zu sehen.“ „Wohl eher um mich weiter fertig zu machen. Du hast mir das Bein gebrochen und mich angeschossen!“ Schrie ich ihm entgegen und stand schließlich auf. Ich musste mich zusammenreißen um mein Bein durchzustrecken und stehen bleiben zu können ohne zu schwanken. Ich wartete darauf, das er etwas erwiderte, doch es kam nichts von ihm. „Lass mich einfach in Ruhe und verschwinde. Ich verstehe so wie so nicht, was das alles überhaupt soll! Verdammt, Alucard! Was willst du wirklich?“ Mit der Hand musste ich mich schließlich doch am Tisch abstützen. „Das du deiner Macht bewusst wirst und das du nicht länger wie ein weinerliches Kind aufführst.“ Wie gerne hätte ich ihm das Lächeln aus dem Gesicht geprügelt! „Schon mal daran gedacht, dass dies alles hier verdammt viel für mich ist? Ich bin erst siebzehn!“ Und so viel weinte ich auch nicht herum. „Dennoch kannst du dich erwachsener benehmen.“ „Ich kann es auch sein lassen!“ Er sollte einfach verschwinden und mich alleine lassen, aber war dies nur Wunschdenken, denn er machte keine Anstalten abzuhauen. Daher bemühte ich mich zum Bett zurück zu gehen und mich auf dieses fallen zu lassen. Seufzend sah ich hoch zur Decke. „Ich kann es nicht leiden nur ausgenutzt zu werden und das hast du gemacht.“ „Warum soll ich keinen Nutzen aus dir ziehen?“ Wie das klang, ich hätte ihn erwürgen können, wenn ich denn dazu in der Lage gewesen wäre. „Weil man so was nicht macht!“ „Sagt wer?“ „Der normale Menschenverstand und das gute Benehmen!“ „Beides ist bei mir nicht vorhanden.“ Sofort sah ich wieder zu ihm hin. Mittlerweile hatte er sich auf den Stuhl gesetzt, die Arme vor der Brust verschränkt und ein Bein über das andere geschlagen, wobei der Knöchel seines linken Beines auf dem Knie seines rechten ruhte. „Warum nur glaube ich dir das sogar?“ Dieses mal war ich es, welche Lächeln musste. „Sei ehrlich zu mir, wirst du mich gehen lassen, wenn ich gelernt habe mich unter Kontrolle zu halten?“ „Die Wahrheit? Nein. Ich werde dich weiterhin in meiner Nähe behalten. Ich bin mir nicht sicher warum, aber du scheinst Probleme geradezu anzuziehen und ich bin gespannt was als nächstes geschieht.“ „Was meinst du damit?“ „Nun, du wurdest von einen Drachen verfolgt und zudem der Angriff auf das Anwesen hier. Es ist schon lange her, seit sich jemand getraut hatte es anzugreifen. Und ich denke, es hatte was mit dir zu tun.“ „Aber der Angriff war doch auch Jurajs Schuld, oder etwa nicht?“ Ich hatte es zumindest angenommen um mich damit zu sich zu locken. „Nein, der Angriff erfolgte durch Menschen und der Drache schien mir keiner zu sein, welcher Menschen um sich scharrte.“ Das bedeutete, jemand anderer dort draußen war auch hinter mir her? Konnte mein Leben eigentlich noch beschissener und komplizierter werden? Ich hatte die Hoffnung gehabt endlich etwas ruhe zu haben. „Ich will doch nur ein normales Leben haben, ist das so schwer?“ „Es ist nicht zu verwirklichen. Doch warum ein ruhiges, wenn es auch ein ausgefülltes und spannendes Leben werden könnte?“ Jemand anderer hätte sich mit Sicherheit für ein solches interessiert. Doch ein wenig hatte er auch recht, als ich etwas darüber nach dachte. Ein ganz stinknormales Leben war auf dauer langweilig. Gut, auch hier musste ich mich ab und an mit langer Weile herum schlagen, aber das war eine andere. „Du scheinst es langsam zu akzeptieren.“ „Ich finde mich damit ab, ja. Es ändern kann ich doch eh nicht.“ „Es würde vielleicht einen weg geben, aber dieser ist mir unbekannt. Ich war schon erstaunt, dass Vladiana einen solchen Zauber auf dich wirken konnte, der zudem so lange hielt.“ Da war er wohl nicht der einzige. Er wollte gerade noch etwas sagen, als er den Kopf leicht zur Seite drehte und aufstand. Ob die Verrückte gerade nach ihm rief? Bestimmt, denn schon war er wieder verschwunden. Nicht mal ein Wort zu seinem verschwinden konnte er sagen. Doch daran hatte ich mich ja bereits auch gewöhnt gehabt. Ich legte den Unterarm auf meine Stirn und schloss wieder die Augen, ging meinen Gedanken nach und versuchte das grummeln in meiner Magengegend zu ignorieren. Eingeschlafen war ich nicht nochmal, hatte nur etwas vor mich hin gedöst als ich einen süßen Geruch aufnahm. Sofort hatte ich mich aufgerichtet und ging langsamen Schrittes zur Tür, damit mein Bein nicht zu sehr schmerzte. Nachdem ich die Tür geöffnet hatte, sah ich zur Treppe hin. Der Geruch kam näher und dann sah ich Walter, welcher eine Flasche mit Blut bei sich hatte. Doch an mir ging er nur mit einem entschuldigenden Lächeln vorbei und brachte diese in Seras Zimmer. Verdammt, dachte ich mir. Anscheinend machte Alucrd ernst. Ich würde hier in nächster Zeit wohl nichts mehr bekommen und für meinen derzeitigen Hunger war das nicht vom Vorteil. Denn als Walter wieder an mir vorbei ging, überlegte ich bereits mich einfach auf ihn zu stürzen. doch konnte ich mich selber zurück halten und schloss die Tür wieder. Ich bewegte mich zurück zum Bett, wo ich mich wieder drauf fallen ließ. Wie lange würde ich wohl warten müssen? Und was dann? Würde ich alleine in die Stadt gehen oder in Begleitung? Fragen die ich eigentlich nicht stellen sollte. Ich kam mir bei den Gedanken so doof vor. Die ganze Nacht verbrachte ich in dem Zimmer. Am meisten davon im Bett um das Bein zu schonen, welches von Stunde zu Stunde weniger schmerzte. Hin und wieder nahm ich eines der Bücher zur Hand, welche hier noch herum lagen und las in diesen. Vorzugsweise die Kapitel über Hexen und ich war erstaunt, wie viel es da zu lesen drüber gab. Früher dachte ich auch, die seien nur eingebildet, aber mittlerweile war ich mir da nicht so sicher. Bestimmt sahen sie anders aus, wie in den Abbildungen beschrieben, aber deren Macht müsste hinkommen. Das rege Treiben in den oberen Stockwerken konnte ich leise wahr nehmen und nach der Uhr hatten wir schon Vormittag. An schlafen war nicht zu denken, zu sehr war ich im Moment ausgeruht und bekam die Augen nicht zu, außer um etwas zu dösen. Alucard war auch nicht wieder zurück gekommen. Ich legte das Buch zur Seite und setzte mich auf. Genug war genug, dachte ich mir und machte jetzt endlich die Schiene ab. Die Verletzung an meiner Schulter war bereits vollständig verschwunden, genau wie der Schmerz. Nachdem ich die Schiene und den Verband gelöst hatte, sah ich mir mein Bein an und war auch hier überrascht. Es war nichts mehr zu erkennen von dem Bruch. Zudem konnte ich es ohne Probleme bewegen. Erstaunlich. Es hatte eben auch seine Vorteile kein Mensch zu sein. Aber ob diese die Nachteile überwogen? Daran hatte ich noch immer meine Zweifel. Nach der dritten Runde durchs Zimmer holte ich eine blaue Jeans und ein dunkelrotes Shirt aus dem Kleiderschrank. Samt Unterwäsche und einem Handtuch machte ich mich damit auf den Weg in das nahegelegene Bad und kam kurze Zeit später angezogen wieder ins Zimmer zurück. Das Buch legte ich zurück auf den Stapel und setzte mich an den Tisch. Meine Aufmerksamkeit galt den Menschen über mir. Ich sah hoch zur Decke und nahm die Schritte von ihnen wahr. Zudem dachte ich daran, einfach hoch zu gehen und meine Zähne in irgendwen von ihnen zu versenken. Dieses mal sperrte ich diese Gedanken nicht weg. Ich musste lernen mit ihnen klar zu kommen und mich zu beherrschen, egal wie schwer es mir fiel um so mehr ich darüber nachdachte. Ein kurzer Blick auf den Wecker und ich stellte fest, das wir bereits Mittag hatten. Mein Hunger wurde größer und mir lief ab und an etwas Speichel im Mund zusammen. Es reichte! Ich stand auf und verließ mein Zimmer, ging zu jenes von Alucard und klopfte an seine Tür, wartete. Doch es machte keiner auf. „Alucard!! Ich hab Hunger! Entweder du begleitest mich, oder ich werde mir irgendwie selber helfen müssen!“ Hatte ich das eben echt gesagt? Ich war erstaunt über meine Worte und zuckte schließlich mit den Schultern. Keine Reaktion, ob er mich ignorierte? Abwarten wollte was geschah oder ob er mich einfach nicht hörte? Vielleicht war er nicht mal da. Ich ging wieder zurück ins Zimmer und setzte mich auf den Stuhl. Mit jeder Stunde die weiter verging, wurde der Hunger größer. Von einem Moment zum anderen wurde auf meinem Vorhaben mich einfach nur unter Kontrolle zu halten die Verzweiflung endlich etwas zu mir zu nehmen. Einen letzten Versuch unternahm ich, auch wenn ich genau wusste, danach noch mehr dem Verlangen ergeben zu sein. Ich versuchte Alucard gedanklich zu erreichen, doch jedesmal traf ich dabei auf eine Wand und verfluchte ihn dafür. ich ließ es schließlich bleiben und schmiss vor Wut den Stuhl durchs Zimmer. Ich hatte Hunger, verdammt nochmal! Weitere zwei Stunden konnte ich mich hier unten aufhalten, dann hielt ich es aber einfach nicht mehr aus und stürmte geradezu aus dem Zimmer nach oben. Es war später Nachmittag und ich verließ das Gebäude. Es war noch immer an einigen Stellen beschädigt, aber nicht mehr so doll wie damals. Die Reparaturarbeiten waren gut voran gekommen. Ein paar Soldaten trainierten auf einem nahe gelegenen Platz, wo ich nun hin ging und ihnen dabei zu sah. Doch meine Aufmerksamkeit galt dabei nicht deren Übungen, sondern den einzelnen Personen selber. Welchen von ihnen könnte ich mit Leichtigkeit überwältigen? Die Konsequenzen waren mir dabei egal, ich brauchte was zu trinken und zwar schnell. Meine ganzen Sinne hatten sich darauf eingestellt jemanden zu Boden zu drücken und meine Zähne einfach in sein Fleisch zu schlagen um danach von ihm zu trinken. Dort! Zwei von ihnen verließen die Gruppe. Wo sie hingehen wollten war mir egal. Ich folgte ihnen und behielt sie ständig im Blick. Hatten sie mit bekommen, das sie beobachtet wurden wie Beute? Sie drehten sich ständig um und schienen verunsichert zu sein, doch hielt ich mich auf Distanz und in den Schatten, auch wenn ich nicht mit jenen verschmolz. Das Sonnenlicht, welches das Anwesen noch erhellte, bereitete mir einige Probleme. Leichter wäre es im dunkeln mich an die beiden ran zu schleichen, doch warten kam für mich nicht in Frage. Ich versuchte auch anderen dabei aus dem Weg zu gehen und nicht aufzufallen, die beiden weiterhin im Blick. Endlich waren sie weit genug weg von anderen und verschwanden in eines der Gebäude. Ich durfte sie nicht aus den Augen verlieren, daher schlich ich kurze Zeit später auch ins Gebäude rein. Es war eine Art Kaserne, überall standen Betten, ich hörte Stimmen und versteckte mich in einer Ecke des Zimmers. Die Lampen hier drinnen waren hell und das anschleichen an die beiden so gut wie unmöglich, doch ich wollte nicht aufgeben, konnte es nicht. Vielleicht insgesamt 20 Soldaten waren hier drinnen, mit den beiden zusammen. Während ich darüber nachdachte näher an die beiden heran zu kommen und dabei von den anderen nicht wahr genommen zu werden, sah ich das ein anderer in einem der Betten schlief. Der Weg zu ihm war frei, die Stimmen weiter weg. Daher hatte sich mein Ziel verschoben und ich ging langsam und leise auf dieses zu. Ständig sah ich mich dabei um, das keiner in meine Richtung sah, zudem hielt ich mich unten und versuchte die leeren Betten als eine Art Sichtschutz zu nutzen. Schließlich hatte ich es geschafft und sah den Soldaten auf dem Bett an. Mir lief der Speichel schon fast aus dem Mund. Ich konnte seinen Puls hören und sehen wo das Blut durch seine Adern floss. Vielleicht hätte ich mich zurück halten sollen, sofort von hier verschwinden, aber ich konnte nicht. Ich fixierte mich geradezu auf ihn und leckte mir über die Lippen. Schließlich beugte ich mich vor und wollte einfach in die freie Stelle an seiner Schulter meine Zähne versenken, als sich plötzlich eine Hand auf meinen Mund legte und ich kräftig nach hinten gezogen wurde. Das konnte nicht wahr sein! So nah und doch so fern! Ich wollte toben, wollte die Hand beißen. „Nicht hier.“ das Flüstern kam mir so weit weg vor, da ich den Soldaten noch immer im Fokus hatte und schließlich aber von ihm weg gezogen wurde. Die Gespräche verstummten und mein Fokus wachte auf, saß senkrecht im Bett und sah mir geschockten Blickes hinterher, wie ich aus der Kaserne raus gezogen wurde. Draußen ließ er mich endlich los und ich drehte mich zornig um. „Warum hast du mich aufgehalten?? Ich hätte ihn beinahe gehabt!!“ Schrie ich ihn an, wobei er plötzlich mein Kinn festhielt und mich daran etwas nach oben zog. „Du hättest beinahe dafür gesorgt, das ich dich umbringe.“ Und dennoch hatte Alucard ein Lächeln auf den Lippen, als er dies sagte. Ich ballte meine Fäuste und fletschte die Zähne. „Wenn ich nicht bald etwas zu trinken bekomme, werde ich noch jemanden umbringen!“ „Das hättest du eben schon beinahe getan, wenn ich dich nicht aufgehalten hätte.“ „Du hättest mich nicht aussperren sollen aus deinen Gedanken! Dann hättest du gewusst, das ich Durst habe!“ „Und mir den Spaß nehmen lassen um zu sehen, wie weit du kommst?“ Ich knurrte ihn an. Diese Spielchen wollte ich nicht. Ich wollte meinen Hunger stillen. Daher drehte ich mich und wollte wieder rein. Auch wenn nun alle wussten, auf was ich es abgesehen hatte, es war mir egal. Irgend einen von ihnen konnte ich vielleicht erwischen und wenn es nur zwei, drei Schluck Blut waren, so war es zumindest etwas. Aber ich kam nicht mehr dazu, Er griff nach meinem Arm und zog mich wieder mit sich in die Schatten. Ich schrie dabei vor Verzweiflung und fand mich mit ihm in einer Gasse wieder. „Durch die Heilung deiner Verletzungen scheinst du geradezu ausgehungert zu sein.“ Ach ne, echt? Wäre ich ja nie drauf gekommen! Ich riss mich von ihm los und fauchte ihn erneut an. „Komm mit, wenn du deinen Hunger stillen willst.“ Als er mir den Rücken zugedreht hatte, wollte ich mich schon auf ihn stürzen und einfach von ihm trinken. Aber sicher war das keine gute Idee. Daher folgte ich ihm, war innerlich aber ziemlich angespannt. Wir gingen durch ein paar Gassen, bis wir auf jemanden trafen, der am Boden lag. Er roch extremst nach Alkohol und Urin. Trotz meines Hungers, wendete ich mich von ihm ab. „Entweder er oder keiner.“ Ein Witz, das musste es sein. Doch sein Blick sagte, das dies keiner war. Es brauchte nicht viel an Überwindung, denn mein Hunger hatte schnell die Oberhand und ich kniete mich neben den Mann hin, verlor schließlich den Fokus und alles um mich herum aus den Augen, als meine Zähne durch die Haut des Mannes glitten. Es war wie eine Erlösung, als das Blut von ihm sich in meinem Mund sammelte und ich es mit gierigen Schlucken zu mir nahm. Zwar schmeckte es nicht so gut, wie das andere, welches ich sonst immer getrunken hatte, aber für den Zweck reichte es. „Kathrin... es reicht.... Kathrin...“ Ich wollte nicht aufhören, auch als er mich weg ziehen wollte, ich verbiss mich einfach tiefer ins Fleisch und versuchte keinen Tropfen auszulassen, doch riss er schließlich so fest an mir, das ich dabei ein Stück Fleisch aus dem Arm des Mannes einfach raus riss. Erst als ich es bewusst mitbekam, spuckte ich es schnell aus und sprang geradezu einige Meter davon weg. Der Mann war leichenblass und es tropfte kaum Blut aus der Wunde, welche ich ihm zugezogen hatte. „Deine Selbstbeherrschung lässt weiterhin zu wünschen übrig.“ Während er dies sagte, richtete er die Waffe auf den Mann und schoss. Der Schuss hallte durch die Gassen und ich konnte Menschen schreien hören, welche nicht wussten woher es kam. Er reichte mir seine Hand, nachdem er die Waffe weg gesteckt hatte. Und wieder war ein Mensch meinetwegen gestorben. Wie viele Leichen würden meinen Weg wohl noch pflastern? Ich griff nach seiner Hand, bevor die Polizei hier noch auftauchen würde. Er zog mich mit in die Dunkelheit und wir kamen in meinem Zimmer wieder raus. „Bleib hier.“ „Was? Wohin willst du?“ „Mich um die Reste kümmern.“ Mit einem Lächeln auf den Lippen verschwand er wieder und ließ mich hier alleine zurück. Hieß das, er wolle sich um die Leiche kümmern? Aber wie? Obwohl..sollte ich das wirklich fragen? Sicher würde er sie irgendwo in der Wüste oder sonst wo liegen lassen, schneller konnte er wohl jemanden nicht verschwinden lassen. Ich setzte mich aufs Bett und wischte mit dem Unterarm über meine Lippen. Blut klebte mir noch am Kinn und einiges davon war auf meinem Shirt. Aber es hatte so gut getan zu trinken und den Durst zu stoppen. Ich fühlte mich satt und gut. Am liebsten hätte ich mich aufs Bett gelegt und mich durch gestreckt. Es war eigenartig. Die Gewissensbisse zum Tod des Mannes hielten nicht lange an. War das normal? Als er wieder im Zimmer auftauchte, sah ich zu ihm hoch. „Wie geht es dir?“ Erstaunt legte ich den Kopf etwas zur Seite. „Es geht mir...gut. Ich weiß nicht warum, ich habe den Mann eben umgebracht und dennoch..geht es mir gut. Ist das normal?“ „Ja, das ist es.“ „Aber das ist doch nicht gut. Wie kann es mir so egal sein?“ „Warum sollte es dir nicht egal sein? Du musstest trinken.“ „ja, aber ich hab ihn dabei umgebracht. Es geht doch sicher auch ohne jemanden dabei umzubringen.“ „Wenn du endlich gelernt hast dich zu kontrollieren, dann kannst du auch dafür sorgen, das die Menschen am Leben bleiben.“ Wenn war hier das entscheidende Wort. „Kathrin, du wirst es lernen. Vielleicht dauert es bei dir etwas länger als bei anderen, aber irgendwann wird es.“ Na wie aufmunternd von ihm. Jetzt kam ich mir wirklich schlecht vor. Nach seinen Worten hatten ich zu nichts Talent. Ich war ein lausiger Blutsauger und doch musste ich darüber lachen. Jetzt sah er mich verwundert an und ich wank nur ab. „Vergiss es...Danke. Das du mich begleitet hast und..wegen den Soldaten..ich glaube die werden mich ab jetzt mit anderen Augen ansehen.“ „Sie werden dir gegenüber vorsichtiger sein. Doch ich muss gestehen, du hast dich gut gemacht ihnen zu folgen und beinahe hättest du es auch geschafft dich an einem zu nähren. Aber mache es nicht nochmal. Es hier zu vertuschen ist bei weitem schwerer als sonst wo.“ Hatte er es etwa schon mal gemacht, das er so darüber sprach? Doch nach seinem Blick zu urteilen, würde ich auf diese Frage keine Antwort bekommen, daher ließ ich sie lieber. „Du hast dich damit abgefunden?“ „Ich hab zumindest begriffen, das ich keine andere Wahl mehr habe und ich will nicht irgendwann irgendwo eingesperrt sein und dort verhungern.“ Dafür war mir mein Leben doch zu schaden. „Dann sollten wir weiter dafür sorgen, dass du dich später selber schützen und versorgen kannst.“ Ich stand nun auf und nickte ihm zu. „Aber ich will von dir nicht mehr angelogen werden. Wenn du mich aus Eigennutz in deiner Nähe halten willst, dann sag es gefälligst auch!“ „Wenn du nicht sofort eingeschnappt bist und versuchst weg zu laufen.“ Na das sollte ich ja wohl hinbekommen, hoffte ich mal und reichte ihm die Hand. Er musste über diese Geste lachen und doch nahm er meine Hand an. Damit war es für mich beschlossene Sache und ich würde versuchen ihm wieder etwas zu trauen. Mal zu hoffen, das es kein Fehler war. Kapitel 46: Bereits den dritten Tag in Folge, seit unserer kleinen Aussprache sind wir am trainieren und üben. Pausen? Ach wozu denn? Die sind vollkommen überbewertet, laut ihm. Mein Körper hingegen könnte ruhig eine gebrauchen. Ich konnte mich schon kaum auf den Beinen halten und mein Hunger war noch schlimmer als die Tage zuvor. Seit von dem einen Mann in der Gasse hatte ich nicht wieder getrunken. Mich selber darum kümmern ging auch nicht, denn er blieb immer zu in meiner Nähe. Gerade war er dabei mir weiteren Techniken im Nahkampf bei zu bringen. Doch ich landete öfter auf dem Boden, als einen Treffer bei ihm. Wenn ich durch die letzten Wochen nicht mitbekommen hätte, das es sinnvoll war und auch nützlich, hätte ich ihn wohl schon lange hier einfach so stehen gelassen. Schon wieder lag ich rücklings auf den Boden. Alle Viere von mir gestreckt und sah hoch zur Decke. Zu gerne hätte ich jetzt einfach die Augen geschlossen und wäre eingeschlafen. Das letzte mal, etwa vor drei Stunden als es mir passierte, drehte er meinen Arm so um, das er beinahe gebrochen wäre. Aus diesem Grund riss ich meine Augen auf und versuchte wach zu bleiben. Als ich ihn fragte, warum wir die letzten Tage durch gemacht hatten und wieso ohne Pause, kam von ihm nur als Antwort, das es immer solche Situationen geben könnte. Irgendwie freute ich mich auf die weniger. Langsam richtete ich mich wieder auf und strich dabei über meine Kehrseite. Vielleicht war es nur Einbildung, aber mir kam es so vor, als wenn mein Körper begann an einigen Stellen zu kribbeln. „Greif mich an.“ So wie die letzten male schon, wobei ich bestimmt erneut auf den Boden landen werde, dachte ich mir und sah dabei zu ihm hin. Seinen Mantel hatte er abgelegt, genau wie seine Brille und im Gegensatz zu mir wirkte er kein bisschen Erschöpft. Wo war da die Fairness? Ich hätte jetzt alles für ein wenig Schlaf, eine kalte Dusche und etwas zu trinken getan. „Kathrin, komm schon. Greif mich an.“ Wie er das sagte, mit diesem süffisanten Lächeln auf den Lippen. Ich schnaufte kurz und lief wieder auf ihn zu. Es dauerte aber nicht lange und ich lag erneut auf den Boden. Nur dieses mal mit dem Gesicht voran. „Ich kann einfach nicht mehr...“ Es war die Wahrheit. Er hatte mich vollkommen ausgepowert. Jeder Zentimeter meines Körpers schmerzte und brauchte eine Pause. Er stand neben mir, ich konnte seine Schuhe sehen und wollte dann schon wieder weg dösen, als er mir auf den rücken trat und immer mehr Gewicht drauf legte. Stöhnend öffnete ich die Augen. „Alucard...bitte...ich bin wirklich fix und alle...und ich habe Hunger...eine kleine Pause, mehr verlange ich doch nicht.“ „Wenn es kein Training wäre..“ „Jaja, ich weiß..wäre ich schon lange tot...“ Er übte noch etwas mehr Druck auf und ich schrie kurz auf vor Schmerz. Dann aber nahm er seinen Fuß von meinem Rücken. „Komm und steh auf.“ Als wenn das so einfach gewesen wäre. Dennoch versuchte ich es und stemmte mich langsam hoch. Am ende aber landete ich wieder auf dem Boden. „Lass mich einfach hier liegen...“ Mit der Hand versuchte ich ihm zu zeigen, das er ruhig gehen sollte. Doch schreckte ich kurz auf, als er mich plötzlich hoch zog. Jetzt stand ich wieder auf den Beinen und schwankte. „Zwei Stunden, dann machen wir weiter.“ In zwei Stunden konnte ich sicher nicht die Erholung finden, welche ich brauchte. Aber es war eine Pause und ich würde einen Teufel tun, etwas dagegen zu sagen. Nachher entschied er sich noch anders. Sofort machte ich mich auf den Weg und wollte nur in mein Zimmer zurück. Ganz geradeaus gehen bekam ich dabei nicht mehr hin. Irgendwann lag ich schließlich endlich im Bett. Ich hatte mich auf dieses einfach drauf fallen lassen. Nicht mal bis 10 musste ich zählen und war schon eingeschlafen. „Zwei Stunden sind vorbei.“ Ich zog die Decke unter mir vor und über meinen Kopf. Ich war doch eben erst eingeschlafen. „Steh auf, oder ich muss dich dazu zwingen.“ „Du bist ein Monster...“ Entgegnete ich schlaftrunken und drückte mein Gesicht fester in die Matratze unter mir. „Immer zu Diensten und jetzt aufstehen.“ Er zog an der Decke und da sie noch zur Hälfte unter mir lag, mich mit raus. Somit lag ich nun auf dem Boden vor meinem Bett und sah zu ihm hoch. „Ich brauche meinen Schönheitsschlaf.“ „Dann müsstest du Jahre schlafen.“ hatte er das eben echt gesagt? Sofort funkelte ich ihn böse an und richtete mich auf. Die Müdigkeit hing mir noch immer in den Knochen und ich hätte sofort wieder einschlafen können. „Okay. Ich bin wach...aber ganz ehrlich. Wieso keine richtige Pause? Ich meine, selbst trotz des Trainings, ein anderer hätte mich eh längst umbringen können.“ Bei all dem was ich bisher erlebt hatte, war mir klar, das ich verdammt schwach war und keine 10 Minuten überleben würde, wenn überhaupt. „Die Wahrheit?“ Sofort verschränkte ich die Arme vor mir. „Aber so was von die Wahrheit!“ „Wir wissen nicht wie lange es noch dauert, bis dieser Zauber von dir genommen wird und was dann geschieht erst recht nicht. Solltest du zu schwach sein, könnte es wohl möglich geschehen, dass du es nicht überlebst.“ Ich stockte etwas und musste mich mit dem Rücken gegen die Wand lehnen. Wieder fegte ein Kribbeln über meine Haut und ich ignorierte es. „Wenn das wirklich stimmt, verstehe ich noch immer nicht, wieso ich überhaupt damit belegt wurde.“ „Zu deinem Schutz. Wer würde schon nach dir unter Menschen suchen? Wer weiß ob Vladiana wusste, wie lange der Zauber anhält.“ „Also hätte er auch länger sein können?“ „Oder kurzer. Vielleicht nur ein Jahr oder hundert.“ Hundert wäre schön gewesen, dachte ich mir und musste seufzen. „Wenn ich aber vollkommen fertig bin und mich kaum noch rühren kann, nützen mir alle Trainingsstunden dieser Welt nichts.“ „Morgen gönne ich dir den ganzen Tag eine Pause, und jetzt lass uns für dich etwas zum trinken suchen.“ Als er das sagte, legte sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Aber wir gehen zu Fuß! Oder mit einem Wagen von mir aus..du kannst doch fahren, oder?“ „Wozu sollte ich fahren müssen?“ War ja so was von klar und ehe ich noch etwas anderes sagen konnte, hatte er schon nach meinem Handgelenk gegriffen und mich mit sich gezogen. Wir waren wieder in einer dunklen Gasse und ich sah mich um. Es roch hier noch schlimmer als letztes mal in der anderen. „Ich hätte nichts gegen einen Ort, der besser riecht.“ „Wenn du gelernt hast, nicht so auffallend zu sein.“ „Schon mal dran gedacht, dass es mehr auffällt plötzlich irgendwo zu erscheinen?“ „Wo bleibt da nur der Spaß?“ Er ging los und doch konnte ich sein Grinsen geradezu erahnen. „Man kann im Leben nicht immer nur Spaß haben.“ „Deswegen solltest du dir den holen, welchen du bekommen kannst.“ „Sag mal...wer von uns beiden ist hier eigentlich der ältere?.Apropo..wie Alt bist du eigentlich, Alucard?“ „Alt.“ Er konnte einen wirklich zur Verzweiflung bringen. „Und das sind in Jahren?“ „Viele.“ Ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn. „Wirst du mir irgendwann mal mehr über dich erzählen?“ „Warum sollte ich?“ Eine gute Frage. Weil ich es einfach wissen wollte. Obwohl er mich fertig machte und mich ausnutzte, wollte ich ihn dennoch näher kennen lernen. Eventuell so auch mehr über mich begreifen. War er auch ein Reinblut, so wie er mich immer nannte oder ein geschaffener wie er Sera geschaffen hatte? „Hör auf über mich nach zu denken und spare deine Kraft für den Menschen.“ Er blieb stehen und deutete in die Richtung. Ich sah auch hin. Ein junge, etwa so alt wie ich, welcher sich gerade über einem Feuerzeug etwas erhitzte. Er schien uns nicht mal zu bemerken. Seine Augen waren gläsern und seine Sachen abgenutzt und dreckig. „Wo kommt eigentlich das Blut bei euch her? Ich kann mir nicht vorstellen das ständig Leute umgebracht werden. Es müsste doch auffallen.“ „Es wird gespendet. Von den Soldaten und auch von außerhalb. Die von außerhalb denken für einen guten Zweck... Was es in meinen Augen auch ist.“ Gab er lächelnd von sich und leckte sich dabei über die Lippen. „Versuch dich dieses mal mehr unter Kontrolle zu behalten.“ „Als wenn ich das mit Absicht machen würde.“ Ich konnte mich einfach nicht zurück halten und musste ihm mit den Ellbogen gegen die Seite stoßen, bevor ich auf den Jungen zuging. Irgendwie tat er mir leid. Er hatte sicher Familie, welche ihn vermisste. Aber immerhin, wenn nicht ich dann würden ihn vielleicht die Drogen irgendwann umbringen und vielleicht schaffte ich es ja dieses mal mich zu beherrschen. Wie kalt war ich eigentlich geworden um so zu denken? Der Junge hatte sich gerade die Nadel durch die Haut gestochen, als er mich sah. Sein Gesichtsausdruck war leer und als er die Nadel wieder raus zog, leckte ich mir über meine Eckzähne. Vielleicht hätte ich mich noch mit ihm unterhalten oder sonst was, aber als ein wenig von seinem Blut aus der Einstichstelle lief, gab es für mich kein halten mehr. Der Schrei des Jungen wurde unterdrückt, wie oder wodurch, war mir vollkommen egal. Mir ging es einzig und alleine um den Geschmack auf meiner Zunge und das stillen meines Hungers. Auch wenn der Geschmack alles andere als Gut war, nicht so wie jener von früher, schaffte ich es wieder nicht, mich richtig zu beherrschen und hörte erst auf, als ich nichts mehr aus ihm raus bekam. Ich stand sofort auf, rieb mir mit dem Unterarm über die Lippen. Die Augen des Jungen waren noch immer offen und er schien mich direkt anzusehen, doch rührte er sich keinen Millimeter. „Zumindest musste ich dich dieses mal nicht von ihm weg reißen.“ Während er sich darüber zu freuen schien, kam von mir nur ein seufzen. Ich drehte mich weg und sah zu einer Hausecke, stutzte etwas. War das ein Licht gewesen? „Was wirst du jetzt mit ihm machen?“ Wollte ich schon fragen und ging dabei auf die Hausecke zu. „Ihn verschwinden lassen.“ Gerade wollte ich fragen, wie er das meinte, als ich wieder ein kleines Licht sah..nein, kein Licht. Es war ein kleiner Blitz gewesen! Ich konzentrierte mich und gewöhnte meine Augen schnell an die Entfernung um gleich darauf erschrocken zurück zu weichen. Eine Frau mit einer Kamera. Wie es schien, hatte sie bemerkt, das ich sie gesehen hatte, denn schnell drehte sie sich um und flitzte weg. „Ihr nach.“ Alucard raunte mir die Worte zu. „Was?“ „Jag sie.“ Er meinte das ernst und ich war im Zwiespalt. Doch als ich mir dann darüber im klaren wurde, was sie mit den Bildern machen könnte, setzte ich mich sofort in Bewegung. Ich überlegte mir dabei bereits eine Geschichte, die ich ihr auftischen konnte. Alles nur Show? Wir übten für ein Theaterstück oder sonst was? Vielleicht würde sie es mir ja glauben und die Bilder löschen. Aber was wenn nicht? Sie lief auf eine etwas belebtere Straße und ich musste einigen anderen Passanten ausweichen, die mir nur perplex nach sahen. Die Frau wurde langsamer und ich konnte sie mit Leichtigkeit einholen. Mein Sportlehrer würde jetzt sicher die Kinnlade runter fallen, wenn der gesehen hätte, wie schnell ich gelaufen war. Sie drehte sich zu mir um, stand mit dem Rücken zu einem Schaufenster, in welchem lauter verschiedene Kleider ausgestellt waren. Ich hatte sie zwar fest gesetzt und wie es aussah, hatte die Frau, welche locker ein Kopf größer war als ich und ende 20, angst vor mir. Doch was sollte ich nun mit ihr machen? Immer wieder gingen Leute an uns vorbei und sahen misstrauisch zu uns beiden. „Noch einen Schritt und ich schreie!“ Sie drohte mir? Nun, ich war wohl auch gerade in der weniger günstigen Position. Wenn ich sie angreife, würde das nur Aufmerksamkeit erregen oder noch schlimmer, andere kamen um ihr zu helfen. „Bleib weg von mir, Blutsauger! Oh ja! Ich weiß was du bist und bald werden es alle erfahren!“ Sie ging seitlich und ich überlegte noch immer, was ich tun konnte, doch stand dann schon Alucard neben ihr und als sie es bemerkte, schrie sie laut auf. Einige andere sahen kurz zu uns und ich bekam auf der stelle Angst, das hier gleich sonst was geschah. Doch nichts dergleichen, sie gingen einfach weiter und sahen nicht mal mehr zu uns hin. Zu gerne hätte ich gewusst, wie er das anstellte, denn ich war mir sicher, das er damit zu tun hatte. Die Frau reichte ihm die Kamera und drehte sich um und ging. Jetzt war ich vollkommen baff. „Was?.. Ich meine..wie?“ Er kam zu mir und legte mir die Kamera in die Hand. „Der Verstand der Menschen ist so leicht zu manipulieren.“ Na wenn er das sagte. Ich drehte die Kamera um und sah mir schließlich die Bilder an. Sie waren verschwommen, man konnte gar nichts richtig darauf erkennen. Ich löschte die Bilder und legte die Kamera dann einfach an die Hauswand auf den Bordstein. Mit ihr was anfangen konnte ich schlecht, außerdem wollte ich nichts klauen. Alucard war bereits am Ende der Straße als ich zu ihm lief. „Der Junge!“ Fiel mir ein und ich wollte sofort dorthin zurück laufen. „Ist bereits weg.“ So schnell, wollte ich fragen, ließ es aber. „Was machst du mit den Leichen?“ „Resteverwertung.“ „Hä?“ Sollte ich das verstehen? „Hundefraß.“ „Hunde?..Warte mal!“ Ich überholte ihn und stellte mich vor ihm hin. „Du hast Hunde?“ Das hätte ich ja nun gar nicht von ihm gedacht und dann aber dachte ich an Dark. „Ab und an ist einer bei uns herum gelaufen. Etwa so groß, weiches, schwarzes Fell und rote Augen. Ist er etwa deiner?“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen und er strich mit dem Finger über mein Kinn. Erst wollte ich seine Hand weg schlagen, doch zog er sie schon weg und ich sah, wie er ein wenig Blut von der Spitze seines Handschuhs leckte. Wie es aussah, war dort noch etwas von dem des Jungen gewesen. „Könnte man so sagen, ja.“ „Und an ihn verfütterst du die...oh mein Gott..ich werde mir sicher nie von Dark das Gesicht ablecken lassen, wenn der es mal versucht...Warte mal..wenn es deiner ist, wie heißt er dann richtig?“ Er zuckte mit den Schultern und ging an mir vorbei. „Dark passt schon.“ „Jetzt sag bloß, du hattest nie einen Namen für ihn?“ Doch ging er nicht mehr auf das Thema ein und ich beließ es dabei. Jetzt wusste ich zumindest, zu wem der große Hund gehörte. Wir gingen weiter durch die Straßen in Richtung des Anwesens, welches ich schon in der Ferne sehen konnte. Ich war dankbar, dass er mich nicht einfach so wieder zurück gebracht hatte. Der kleine Spaziergang tat richtig gut. Vor allem streckte ich den Kopf in den Nacken und sah nach oben zum Himmel. Man konnte nicht viele Sterne sehen, aber zumindest ein paar. Als wieder ein jucken über meine Haut ging, strich ich über den Arm. Ein paar Teenager gingen an uns vorbei und unterhielten sich über die letzte Nacht in einer Disco. Kurz sah ich ihnen nach und blieb stehen. „Sag mal Alucard...werde ich eigentlich älter?“ „Die Frage kann ich dir nicht beantworten.“ Verwundert sah ich zu ihm hin. „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Willst du denn altern?“ „Ein wenig schon. Ich will nicht in 20 Jahren noch im Körper einer Teenagerin sein.“ „Andere würden sich nichts sehnlicheres wünschen.“ Dafür streckte ich ihm die Zunge raus. „Oh..da fällt mir ein..wie lange werde ich eigentlich leben?“ Nun bekam ich von ihm einen verwunderten Blick und ein schallendes Lachen. „Was denn?“ Ich wollte es wirklich wissen. Er hingegen setzte seinen Weg fort und lachte noch immer über meine Frage. Ich folgte ihm und schmollte dabei. Immerhin könnte es ja sein, das ich nach hundert Jahren den Löffel abgeben muss, oder nach 500? Wow. Wenn ich daran dachte 500 Jahre zu haben. Das war eine verdammt lange Zeit und wenn ich dann daran dachte in all den Jahrzehnten so auszusehen wie jetzt, bekam ich glatt wieder komplexe. „Wenn ich echt länger als ein Mensch lebe, wie soll ich es dann schaffen dies vor denen zu verbergen? Geschweige denn, wie nicht alleine sein?“ Denn nun dachte ich auch daran, das es wohl auffallen würde, wenn ich in etlichen Jahren nicht ein wenig altere. „Bist du alleine?“ Verwundert über die Frage blieb ich stehen und sah ihm nach, als er weiter ging. War ich gerade alleine? Irgendwie ja und irgendwie nein. „Ich werde es irgendwann sein, wenn meine Eltern nicht mehr sind...“ Als ich daran denken musste, wurde es mir etwas schwer ums Herz. „Und ich weiß nicht mal, ob und wie ich Freunde später finden soll..es gibt sicherlich keinen Ort wo Vampire zusammen leben, oder?“ Ich konnte es mir zumindest nicht denken und als er sich zu mir umdrehte und grinsend ansah, wusste ich schon, das er sich wieder über mich lustig zu machen schien. „Aber sicher doch. Ein Land namens Traumland existiert irgendwo und dort leben viele von uns in Glück und Harmonie zusammen. Es gibt Bäche aus Blut und überall laufen Menschen herum, welche nur von uns gebissen werden wollen.“ Ich rollte mit den Augen und zeigte ihm schließlich den Mittelfinger. „Werwölfe leben zusammen, warum also nicht auch Vampire?“ „Weil wir nicht auf einander schlafen und alleine zurecht kommen.“ Ich zuckte mit den Schultern, wie es aussah, vertraten wir andere anschichten, was das Leben mit anderen anging. Jedenfalls war ich niemand, der ständig alleine sein konnte. „Oh verdammt..wie finde ich dann eigentlich einen Freund oder vielleicht sogar mal einen richtigen Mann?“ Jetzt blieb er ruckartig stehen und sah zu mir. „Wozu?“ „Wie wozu? Na für...also..um eben nicht immer alleine zu sein..man braucht doch jemanden an seiner Seite..so wie meine Eltern sich haben und irgendwann...“ Wieso sprach ich mit ihm eigentlich darüber? Wurde ich gerade rot im Gesicht? Mit Sicherheit, als ich so darüber nachdachte was später mal sein könnte. Eines stand fest, ich wollte nicht für den Rest meines Lebens Jungfrau bleiben. „Ach vergiss es!“ Mit den Worten ging ich schnell an ihm vorbei und schlang die Arme um mich. Sicherlich gab es einen Weg. Ich sollte mir darüber jetzt noch nicht so viele Gedanken machen, dennoch störte mich diese Unwissenheit. Würde ich vielleicht sogar irgendwann mal eine Familie haben? Ging das? Als meine Eltern mich bekamen, wurden sie ja scheinbar meinetwegen umgebracht. Na super Vorlage für ein Familienglück. Wir kamen bei dem Tor zum Anwesen an und ich blieb davor stehen, noch immer in meinen Gedanken. „Wenn du nicht alleine sein willst, dann bleib hier.“ Verwundert sah ich zu ihm, während er nur gerade aus sah als das Tor sich öffnete und dann weiter ging. „Ich kann doch nicht ewig hier bleiben. Ich will auch etwas leben. Hier würde ich mich auf Dauer nur wie eine Gefangene fühlen.“ Was ich ja jetzt auch ab und an schon gefühlt hatte. „Aber du hättest Seras hier.“ Das stimmte wohl, doch blieb ich nun weiterhin vor dem offenen Tor stehen und sah ihm nach. Ich hätte Sera hier, ja...aber doch auch ihn, oder etwa nicht? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)