The Hellman von Shub_Niggurath (The new Messiah) ================================================================================ Prolog: Prolog in der Ich-Form ------------------------------ Als ich ein kleiner Junge war, hat mich mein Vater bei der Hand genommen und gesagt: „Heute gehst du nicht in den Kindergarten.“ Da fragte ich, warum und er erzählte, dass heute ein toller Paradezug durch die Straßen der Stadt ziehen würde, was nur alle hundert Jahre zu einem besonderen Anlass passieren würde. Er meinte, ich müsse dieses wichtige Ereignis sehen und er ignorierte meine Angst vor Clowns und meine Fragen, warum Mama und meine Schwester nicht mitkamen, wenn diese Parade so besonders war. Papa war komisch an diesem Tag. Nicht wie üblich zerquetschte er fast meine Hand, wenn er sie hielt. Seine Haltung war nicht so aufrecht und stolz wie immer, sondern er ließ die Schultern hängen. Seine sonst kalten, blauen Augen waren traurig und irgendwie ängstlich. Ich glaube, er hatte auch Angst vor den Clowns. Und so etwas Besonders schien diese Parade auch nicht gewesen zu sein. Denn außer uns waren nur wenige Zuschauer da und all diese waren nur Leute, die zufällig vorbeigekommen waren. Es schien, als ob mein Papa und ich die einzigen waren, die gezielt hergekommen waren, und, dass nur mein Vater gewusst hatte, dass diese Parade überhaupt stattfand. Obwohl ich die ganze Zeit nicht von der Seite meines Papas wich, wollte ich unbedingt weg. Ich hatte doch schon Angst vor den normalen Clowns, und so gruselten mich jene dieser Parade, die schwarz geschminkt waren, nicht lächelten und Schwerter, Pistolen und andere Waffen in den Händen hielten, noch mehr. Mein Papa mochte es nicht, wenn ich Schwäche zeigte und so unterließ ich jeden ängstlichen Gesichtszug und versuchte nicht zu sehr seine Hand zu drücken. Er wusste, wenn ich seine Hand umklammerte, hatte ich Angst. Aber irgendwie schien heute mein Papa keine Lust zu haben seine Schwäche zu verbergen. Er seufzte und würgte regelrecht die Worte heraus: „Mein Sohn, wenn du erwachsen bist, willst du dann Menschen retten?“ Ich nickte. Ich wollte Arzt werden. „Willst du Retter der Gebrochenen sein?“ Ich nickte. Ich wollte Knochenbrüche heilen. „Willst du Beschützer der Schwachen sein?“ Ich nickte. Ich wollte Krebs heilen. „Willst du Verteidiger der Verdammten sein?“ Ich schüttelte den Kopf, weil ich nicht verstand, worauf er hinauswollte. Er seufzte wieder: „Weißt du, dass du einmal Lasten tragen musst, die nur der stärkste Mann der Welt tragen könnte, du aber immer ein Mensch und kein Held bist.“ Ich verstand das nicht. „Und du weißt, dass ich eines Tages, nicht mehr da sein werde.“ Ich verstand das auch nicht – aber welcher vierjährige denkt schon an den Tod? Auf einmal bannte mich der Anblick eines Mädchens auf einem Paradewagen, die ihr Gesicht mit einer Maske verdeckte, wie man sie in Venedig oft sieht. Sie hantierte tanzend mit einem Gewehr herum. „Man wird dir Bürden zuteilen, unter denen am liebsten zerbrechen würdest. Man wird dich mit Dämonen konfrontieren, die dein Innerstes nach außen kehren. Man wird dich zwingen, deinen Richtern, deinen Klägern und deinen Henkern zu helfen. Man wird dich hassen, demütigen, foltern und jagen.“ Er strich mir mit der anderen Hand über den Kopf: „Doch versprich mir eines, halte durch.“ Das Mädchen richtete den Lauf des Gewehres auf uns und ich verzog erschrocken das Gesicht. Die Waffe sah so echt aus. Papa nahm seine Hand von meinem Schopf und sagte: „Auch wenn ich in deinem kurzen Leben kein guter Vater gewesen bin, auch wenn du mir nicht glauben wirst, dass ich ab nun für dich da wäre, werde ich dir versprechen, dass ich immer in deiner Nähe sein werde, wenn auch nur als guter Geist, wenn du mir versprichst, dass du niemals aufgeben wirst.“ Ich richtete meinen Blick auf den Boden und nickte. Da ertönte plötzlich ein Schuss. Anscheinend war das Gewehr dieses verkleideten Mädchens wirklich echt gewesen. Ich zuckte zusammen, kniff die Augen zu und kam nicht darum herum, die Hand meines Vaters so fest zu drücken, wie ich konnte. Er schimpfte nicht wegen meiner Schwäche, doch als Strafe ließ er meine Hand los. „Nicht“, murmelte ich und sah zu meinem Vater, dessen lebloser Körper gerade rückwärts auf den Boden gefallen war. Die Kugel, die das Mädchen abgeschossen hatte, hatte ihn an der Stirn getroffen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)