Zetsuai - Verzweifelte Liebe von -Kei- (Prideshipping [Seto x Yami]) ================================================================================ Kapitel 1: Part 1 - Hitori de (Alleine) --------------------------------------- Title: Zetsuai [Verzweifelte Liebe] Teil: 1/9 Fandom: Yu-Gi-OH! Genre: Shônen-Ai Pairing: Prideshipping [SetoxYami] Disclaimer: Die Charaktere gehören –leider- alle nicht mir. Aber wenn sie mir jemand schenken will, bin ich sicher nicht abgeneigt. Warnung I: Shônen-Ai! Wem das nicht passt, der soll’s nicht lesen! Widmung: Ati & Yuugi ________________________________________ Kapitel 1: Hitori de (Alleine) Oh einzig' Lieb' aus einz'gem Hass entbrannt. Ich sah zu früh, wen ich zu spät erkannt'. Das es die Lieb' so übel mit mir meint, dass ich muss lieben, den verhassten Feind. – Verfilmung von William Shakespeares Romeo & Julia ~~~~~~~~~~~~ Die Kaiba Corporation war einer der größten Gebäudekomplexe in der Innenstadt von Domino City. Schon vom weiten konnte man den Wolkenkratzer erkennen und durch das riesige 'KC' an jeder der vier Wände war es auch unverkennbar. Vor einigen Jahren war eben diese Firma von einem unberechenbaren Mann geleitet worden, der sie dafür genutzt hatte, um diverse Kriegsgegenstände herzustellen. Gozaburo Kaiba war ein undurchschaubarer und hinterhältiger Mensch gewesen, aber auf die Übernahme der Firma durch seinen Adoptivsohn Seto war er zu der Zeit nicht vorbereitet gewesen. Und so hatte der Junge von damals die Firma an sich genommen und seitdem das Konzept der Kaiba Corporation vollkommen abgeändert. Heute war von dem alten Bild der Firma nichts mehr übrig. Sie hatte sich spezialisiert auf der Herstellung von diverser Software und technischen Geräten für das beliebte Kartenspiel 'Duel Monsters'. Der heute zwanzigjährige Seto Kaiba war zufrieden mit dem Ergebnis des Umbaus seiner Firma. Es war alles nach seinen Plänen verlaufen und so konnte er sich mit seinem fünf Jahre jüngeren Bruder Mokuba ein Leben in Saus und Braus führen. Nicht, dass er das unbedingt nötig gehabt hätte, aber wenn man diese Gelegenheit schon mal bekam, würde man sich die auch nicht nehmen lassen. Schon alleine das Auftreten des jungen Mannes würde den ein oder anderen einschüchtern. Er war 1,86 Meter groß, hellbraune Haare und eisblaue Augen, die nicht eine einzige positive Gefühlsregung zuließen. Die meisten bezeichneten ihn als arrogant, eingebildet, hochnäsig. Er selbst bevorzugte die Worte Egoist und Arschloch. Ja, er war oft gemein zu seinen Mitmenschen und mit Sicherheit oft auch ziemlich unfair, aber es war ihm egal. Er hatte einen Ruf und den galt es zu verteidigen, was andere dabei von ihm dachten, interessierte ihn nicht im Geringsten. Er öffnete die Tür zum Vorraum der Firma und augenblicklich war alles still. Er wusste, was er für eine Ausstrahlung hatte, wenn er einen Raum betrat und er wusste, was dieses Auftreten bewirkte und jedes Mal steigerte es sein Selbstwertgefühl, wenn das überhaupt noch ging. Beinahe schon majestätisch ging er den langen Flur entlang, zum Fahrstuhl am anderen Ende des Vorraumes. Noch immer herrschte absolute Stille, fast so, als schien keiner sich bewegen zu wollen, solange der Kopf der Firma in demselben Raum war. Er drückte den Knopf für den Fahrstuhl, er hatte nicht einen in diesem Raum auch nur eines Blickes gewürdigt. Warum denn auch? Er betrat den Fahrstuhl und als die Türen sich langsam schlossen, war es ihm, als wenn er ein erleichtertes Seufzen hören konnte, aber auch das machte ihm nichts aus. Der Fahrstuhl fuhr nach oben, während Setos Blick vollkommen ruhig auf der Anzeige der Stockwerke lag. 7...8...9...10... Warum war sein Büro eigentlich ganz oben? Nun, von da hatte man eine perfekte Aussicht über die ganze Stadt und das glich dieses ewig Hoch- und Runtergefahre dann auch schon wieder aus. Mit einem leisen 'Pling' sprangen die Fahrstuhltüren auf und augenblicklich kam die Sekretärin ihm entgegen geschossen. "Guten Morgen Kaiba-san. Ich hab Ihnen die Berichte auf ihren Schreibtisch legen lassen, des Weiteren scheint es so, als wenn es ein Problem in der Produktion gibt und außerdem haben Sie einen Anruf auf Leitung zwei." Hatte er doch bis gerade eben versucht, die Frau neben sich zu ignorieren, warf er ihr jetzt einen unterkühlten Blick zu. "Durchstellen.", gab er nur knapp die Anweisung und ging dann in sein Büro. Er hatte keine Ahnung, wer ihn da angerufen hatte. Nachdem er den ganzen Vormittag hier verbrachte, dann seinen Bruder von der Schule abgeholt hatte und letztlich wieder in der Firma war, hatte er eigentlich nicht mehr mit Anrufen gerechnet. Aber scheinbar hielt es irgendjemand doch für nötig, ihn außerhalb der regulären Zeiten anzurufen. Er sah den Papierberg auf seinem Schreibtisch und an dem Telefon leuchtete eine kleine Lampe. Der junge Mann setzte sich auf seinen Stuhl und nahm dann den Hörer ab, drückte einen Taste. "Kaiba Corporation. Seto Kaiba." "Bis morgen, Jungs! Kommt gut nach Hause!" Yûgi winkte Jonôchi, Honda und Anzu beinahe so lange, bis sie schon um die nächste Ecke verschwunden waren. Scheinbar wollte er hier noch eine ganze Weile stehen bleiben und winken, auch wenn seine Freunde das schon längst nicht mehr sahen. "Yûgi, wollen wir nicht langsam mal losgehen? Du kennst doch deine Mutter, wenn wir zu spät kommen, macht sie sich immer gleich Sorgen." Erschrocken sah Yûgi zu seinem größeren Ebenbild und grinste leicht. Bis vor kurzem hatten sie noch einen Körper geteilt und irgendwie hatte der kleine König der Spiele sich noch immer nicht daran gewöhnt, dass Yami jetzt wirklich neben ihm stand und das ihn auch jeder sehen konnte. An der Schule hatten sie ihn als seinen Zwillingsbruder ausgegeben, der eine Zeit lang in Amerika gewesen war und erst dieses Jahr wieder hergekommen war. Natürlich schluckten auch alle die Geschichte, da sie beide sich nun auch zum Verwechseln ähnlich sahen. Selbstverständlich kannten ihre Freunde die Wahrheit und auch Yûgis Mutter und sein Großvater wussten Bescheid. Aber das waren auch schon alle und mehr mussten es auch nicht wissen, da sonst nur ein Haufen unangenehmer Fragen gestellt werden würden und das wollten sie beide vermeiden. "Ja, na los, dann gehen wir." Lächelnd ging Yûgi los, warf einen Blick über die Schulter um auch sicher zu sein, dass Yami ihm folgte. Und während sie sich so langsam auf den Weg nach Hause machen, hing Yami seinen Gedanken nach. Er hatte sich einen leichten Schnupfen eingefangen, als er am letzten Wochenende noch bis spät in die Nacht durch den Regen gelaufen war und einfach so unendlich viel nachgedacht hatte, über Dinge die nicht sind, die aber sein sollten. Er verstand sich selbst nicht mehr so wirklich. Er war vollkommen durcheinander und wohl ziemlich verwirrt. Er wusste selbst nicht so genau, ob er das überhaupt alles wollte. "Yami, ist alles okay mit dir?", riss ihn die weiche Stimme Yûgis aus seinen Gedanken. "Ja, mach dir keine Sorgen. Ich war nur in Gedanken." "Du bist in letzter Zeit irgendwie dauernd so komisch, ich mach mir Sorgen um dich." "Das brauchst du nicht Aibou, es ist alles in Ordnung." "Sicher?" Überzeugt von seinen eigenen Worten, aber sich dennoch bewusst darüber, dass er Yûgi gerade anlog, nickte Yami und schenkte ihm ein kurzes, aber ehrliches Lächeln. Er schob sich eine störende Haarsträhne aus dem Gesicht und zog den Schal ein wenig höher. Es war in den letzten Tagen verdammt kalt geworden. Es war kurz vor Weihnachten, die zweite Dezemberwoche und eigentlich warteten alle darauf, dass es schneien würde. Für Yami wäre es das erste Mal, dass er Schnee durch seine eigenen Augen sah. Bisher hatte er immer alles nur durch Yûgis Augen gesehen und nie die Möglichkeit gehabt, dass alles selbst zu fühlen. Aber jetzt, wo er seinen eigenen Körper hatte und alle Empfindungen, Gefühle und alle äußeren Einflüsse selbst wahrnehmen konnte, hatte sich für ihn einiges geändert. Nicht nur, dass er jetzt Sinnesreize und Eindrücke besser nachvollziehen konnte, nein, er konnte selbst wirklich tiefe Gefühle für eine andere Person hegen. Er hätte nicht wirklich gedacht, dass sein Herz sich ausgerechnet auf diese Person fixieren würde, aber es war geschehen und er musste sich jetzt wohl oder übel damit abfinden. Es war nicht so, dass er es schlimm fand, es war eher so, dass ihm diese Gefühle ein wenig erschrecken. Er hatte sich irgendwann Abends mal mit Yûgi über dieses Thema unterhalten, und obwohl dieser von dem Thema auch nicht so viel Ahnung zu haben schien, hatte er ihm versucht zu erklären, was diese Gefühle waren und was sie eigentlich bedeuteten. Weitestgehend traf diese Erklärung auch zu, aber er hätte niemals zu träumen gewagt, dass es wirklich SO extrem war, dass es so wehtat, dass man die Person seiner Träume nicht sehen konnte, dass es einen beinahe innerlich zerriss. "Yami?" "Hm?" Erst jetzt fiel Yami auf, dass sie bereits vor dem kleinen Spieleladen von Yûgis Großvater standen. "Du solltest zumindest versuchen auf deine Umgebung zu achten, wenn du schon die ganze Zeit irgendwelchen wirren Gedanken nachhängst." Yami senkte leicht beschämt den Kopf. Dauerte der Weg von der Schule bis zu Yûgi nach Hause nicht normalerweise länger? "Tut mir leid.", nuschelte er leise und folgte Yûgi dann durch den Spieleladen, nach oben in die Wohnung. "Tadaima!", rief Yûgi in den Flur, aber die erwartete Reaktion blieb aus. "Ist keiner da?", fragte Yami skeptisch. Eigentlich kam immer gleich ein ganzes Begrüßungskomitee auf sie zugestürmt, wenn sie aus der Schule kamen, aber jetzt war nicht ein Laut zu hören. "Ojî-san? Okâ-san? Ist keiner zu Hause?" Yûgi blinzelte verwirrt. "Ich seh mal in der Küche nach, geh du ins Wohnzimmer.", wies er Yami dann an. Schnell nickte der Größere, durchquerte den Flur, aber auch im Wohnzimmer fand er niemanden vor. "Yami! Komm mal her, hier in der Küche liegt ein Zettel." Leise seufzend verließ Yami also wieder das Wohnzimmer, um in der Küche von Yûgi die Nachricht zu bekommen, dass seine Mutter und sein Großvater in die Altstadt gegangen waren, um ein bisschen was einzukaufen und spazieren zu gehen. "Scheint also so, als wenn wir den ganzen Tag alleine wären, was?" "Sieht so aus.. Na ja, ich geh jetzt Hausaufgaben machen, willst du mitkommen?" Schnell schüttelte Yami den Kopf. Eigentlich kreisten seine Gedanken um was ganz anderes. "Nein, ich will mich erst einmal umziehen und vielleicht gleich noch duschen." "Aber auf jeden Fall noch machen, ne?" – "Ja, Yûgi, ich mach meine Hausaufgaben noch." Lachend verschwand Yûgi in seinem Zimmer und Yami huschte ins Wohnzimmer, schnappte sich das Telefon und ging schnell in sein Zimmer. Er wollte nicht, das Yûgi mitbekam, dass er telefonierte und schon gar nicht, wen er anrufen wollte. Er griff in seine Schultasche und kramte seinen Terminkalender hervor. Er wusste doch, dass er diese Nummer irgendwo aufgeschrieben hatte, irgendwo war sie, er war sich ganz sicher. Unsicher blätterte er die zahlreichen Seiten durch, knabberte nervös auf seiner Unterlippe. Irgendwo... Ah! Da war sie ja. Aber was sollte er jetzt machen? Er konnte doch nicht wirklich da anrufen, einfach so, eigentlich hatte er gar keinen Grund dazu. Aber dennoch, irgendwie hatte er das Bedürfnis, wenigstens seine Stimme zu hören. Als er begann die Nummer einzutippen, bemerkte er, wie sehr seine Finger zitterten. War das noch normal? Es klingelte. War das jetzt gut oder schlecht? "Kaiba Corporation. Takahashi am Telefon. Was kann ich für Sie tun?" Einen Weile war Yami gar nicht in der Lage, irgendwas zu sagen. Richtig, er hatte ganz vergessen, dass Kaiba eine eigene Sekretärin hatte. "Ah... Hallo. Hier ist Yami Mûto. Ich hätte gerne Kaiba-san gesprochen." "Oh, da müssen Sie einen kleinen Moment warten." Er hörte wie das Telefon beiseite gelegt wurde und ein kaum verständliches Gespräch im Hintergrund. Er war kurz davor wieder aufzulegen, als er erneut die Frauenstimme hörte. "Einen Moment bitte, ich stell sie durch." "Hm, danke." Er war sich nicht einmal sicher, ob die Frau das noch gehört hätte, denn kaum hatte er sich bedankt, hörte er auch schon diesen wunderschönen Warteton. Warum konnte man in den Warteschleife von Telefon nicht wenigstens ordentliche Musik spielen, und nicht so eine ätzende Dudelmusik. Aber Sekunde mal! Er wurde gerade in Kaibas Büro durchgestellt, dass heißt er würde gleich mit Kaiba himself reden. Schock! Aber.. das war doch der Grund gewesen, warum er angerufen hatte, weil er mit Kaiba hatte sprechen wollen. Aber was zum Teufel, sollte er ihm eigentlich sagen? "Kaiba Corporation. Seto Kaiba" Und da war sie. Diese absolut kalte, eingebildete und durch und durch arrogante Stimme. Und es tat so unglaublich gut sie zu hören, dass es Yami für die nächste halbe Minute vollkommen den Atem verschlug. "Wer ist da? Ich hab keine Lust auf irgendwelche Spiele." "Kaiba..." "Yûgi?" "Äh... Nein, Yami." Natürlich würde von Kaiba jetzt wieder irgendein dämlicher Spruch kommen. Er wusste ja, dass der Braunhaarige nicht sehr viel auf diese ganzen Geschichten, die ja nicht einmal wirklich Geschichten waren, gab. Er hörte ein leises Seufzen am anderen Ende der Leitung und er konnte sich ganz genau vorstellen, wie Kaiba gerade an seinem Schreibtisch saß. "Was ist so wichtig, dass du mich bei der Arbeit störst?" Mit der Frage hatte er nicht gerechnet. Er hatte eigentlich nur fragen wollen, wie es Kaiba so ging und was die Arbeit so machte, aber das warf ihn jetzt gerade völlig aus der Bahn. Aber wie doof hatte er auch sein können? Er konnte doch nicht einfach Kaiba auf der Arbeit anrufen und dann erwarten, dass dieser sich auch noch darüber freute, dass er anrief. "Nun, wichtig ist es eigentlich nicht. Man hört ja in letzter Zeit nichts von dir, ich wollte nur wissen, ob alles in Ordnung ist." Wie blöd hörte sich das denn bitte an?? Er hatte noch nie außerhalb diverser Duelle und Wettkämpfe viel von Kaiba gehört, wie konnte er denn jetzt erwarten, dass dieser sich bei ihm melden würde. Sie waren ja nicht mal das, was man als Freunde bezeichnete. "Wow, wie komm ich zu der Ehre, dass du mal nachfragst, wie es mir geht?" "Weißt du, Kaiba, du solltest vielleicht nicht immer denken, dass es keinen interessiert, ob es dir gut geht oder nicht." Am liebsten hätte er dem Braunhaarigen noch ein 'Mich interessiert es nämlich sehr' an den Kopf geschmissen, aber er zog es aus Sicherheitsgründen vor, dass nicht zu tun. "Hör mal zu, Yû- Yami... Ich weiß nicht, ob du mich auf den Arm nehmen willst oder dergleichen, aber ich hab keine Zeit für irgendwelche Scherze, ich hab noch einen Haufen Arbeit zu erledigen und für SmallTalk bleibt da keine Zeit und schon gar nicht für irgendwelche Kindergartenscheiße. Kannst ja einen deiner kleinen Freunde anrufen und mit denen so 'ne Nummer abziehen, aber mit mir läuft das nicht." "Das ist keine Nummer, Kaiba, ich mein das eigentlich vollkommen ernst." Für einen Moment herrschte vollkommene Stille. Also, scheinbar wollte der Kerl ihn vollkommen auf den Arm nehmen, oder ihn an der Nase herumführen oder sonst was. Aber er hatte wirklich besseres zu tun. "Lass doch die Scheiße. Mach hier nicht einen auf tollen Kumpel. Wir sind keine Freunde, wir waren es nie und werden es nie sein." Wie konnte es eigentlich sein, dass ein Mensch so hartnäckig war? Irgendwie musste er diesen Typen doch schnell wieder abschütteln können, möglichst schnell bevor all diese eingesperrten Gefühle ihm das auflegen noch verwehrten. "Es ist mir vollkommen egal, was du da wieder gerade für einen Unsinn von dir gibst, Kaiba. Ich mein das wirklich Ernst. Mir liegt was daran, ob es dir gut geht oder nicht. Mag sein, dass die anderen das nicht so sehen, aber ich habe schon zuviel mit dir erlebt, als dass es mir egal wäre." Dieser Knirps dachte doch tatsächlich... Ach, Moment. Das war ja gar nicht Yûgi am anderen Ende der Leitung, sondern Yami... Wie auch immer er das verstehen sollte. "Und was willst du jetzt von mir hören? Oder was willst du wissen?" "Ich will nur wissen, ob es dir gut geht, nichts weiter." "Es geht mir nicht schlecht, okay? Aber ich muss mich jetzt wirklich wieder an die Arbeit machen, ich hab keine Zeit für irgendwelche unwichtigen Gespräche." "Gut... Wie du meinst, Kaiba." Er verdrehte genervt die Augen und seufzte schwer auf. "Was soll denn das jetzt heißen?" "Ich will dir nur sagen, dass du nicht so alleine bist, wie du glaubst, Kaiba." "Hm... Wie du meinst, Yami. Bis dann." Und noch bevor der andere auch noch die Gelegenheit hatte, um irgendwas zu sagen, hatte Seto schon aufgelegt. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schloss einen Moment die Augen. Wie, verdammt noch mal, konnte das sein? Er hatte sich geschworen, diese Gefühle nicht mehr zuzulassen, sie einfach in den hintersten Teil seines Gehirns zu verbannen und dann rief er ihn an, einfach so, ohne Vorwarnung, aus dem nichts heraus und alles knallte wieder auf ihn ein. Er wollte das nicht, verdammt! Arbeit! Er musste sich einfach nur Hals über Kopf in seine Arbeit stürzen, dass würde ihm nicht einmal Zeit zum Denken lassen. Und tatsächlich sollte er Recht behalten. Als die Sonne begann sich zu verabschieden und langsam den Horizont küsste, bemerkte Seto erst einmal, wie spät es eigentlich schon war. Er ließ den Blick zu der Wanduhr über der Tür wandern und bemerkte, dass es bald halb sieben war. Die meisten in der Firma machten um sechs Feierabend und wie aufs Stichwort klopfte es an der Tür. "Ja?" "Kaiba-san? Ich werd jetzt Feierabend machen, es sei denn, Sie brauchen mich noch." "Nein, ist okay. Ich werd auch bald gehen." Seine Sekretärin nickte und war dann auch schon wieder aus dem Raum verschwunden. Er selbst ließ den Blick einmal über seinen Schreibtisch wandern. Er hatte für normale Verhältnisse eigentlich viel zu viel geschafft. Der Papierstapel war stark dezimiert worden, die losen Papierfetzen, die noch überall herumgelegen hatten, waren ordentlich weggelegt oder abgeheftet worden, langsam aber sicher sah es hier doch wieder übersichtlich aus. Den Rest würde er morgen erledigen. Jetzt war es aber Zeit nach Hause zu fahren, sonst würde Mokuba wieder einen mentalen Nervenzusammenbruch kriegen, wenn er nicht zum Abendessen zu Hause war. Obwohl sein kleiner Bruder eigentlich mittlerweile daran gewöhnt sein sollte, dass er nicht immer pünktlich oder meist gar nicht zum Essen kam. Aber heute wollte er ihm einfach mal den Gefallen tun. Langsam erhob er sich von seinem Stuhl, streckte sich erst einmal ausgiebig, den ganzen Tag zu sitzen war auch nicht so das Wahre. Er räumte ein paar Sachen zusammen, packte das wichtigste noch in seinen Aktenkoffer und verließ dann sein Büro. Mit dem Fahrstuhl nach unten, schnell durch die Vorhalle raus und einmal quer über den Parkplatz. Er kramte in seiner Manteltasche und hatte schnell gefunden, wonach er gesucht hatte. Eine Zigarette zwischen die Lippen geklemmt und sie anzündend, schloss er sein Auto auf und warf dann seinen Aktenkoffer auf den Beifahrersitz. Er rutschte hinters Lenkrad, machte das Fenster runter und warf einen Blick in den Himmel. Es würde wohl oder übel in den nächsten Wochen schneien, hoffentlich nicht so bald, er mochte Schnee nicht so gerne. Und Weihnachten war auch bald, er musste für Mokuba noch ein Geschenk kaufen, immerhin hatte sein Bruder es auch verdient. 'Ich will dir nur sagen, dass du nicht so allein bist, wie du glaubst, Kaiba.' Warum er ausgerechnet jetzt wieder an der Telefongespräch vom Nachmittag denken musste, wusste er nicht. Aber irgendwie hallte diese Stimme in seinem Kopf wider, viel zu oft, eigentlich wollte er sich gar nicht darauf konzentrieren, aber er konnte nicht anders, er konnte die Gedanken an den Rotblondhaarigen einfach nicht verdrängen. Warum nahm ihn das alles so gefangen? Warum konnte er nicht, wie sonst auch immer, alles einfach verdrängen und hinten anstellen und nicht mehr drüber nachdenken? Sonst klappte das immer einwandfrei, aber bei dieser Sache schaffte er es einfach nicht, Herr über die Situation zu werden. Es ging einfach nicht. Als er zu Hause ankam, fiel sein kleiner Bruder ihm wortwörtlich um den Hals. "Seto! Ich hab schon gedacht, du kommst gar nicht mehr nach Hause." Fragend warf Seto einen Blick auf die Uhr, stellte fest, dass er eigentlich früher als sonst zu Hause war. "Aber Mokuba... Hast du mal auf die Uhr gesehen?" Skeptisch blinzelte der Schwarzhaarige seinen Bruder an und sah dann auf die Uhr. "Oh...", meinte er leise und grinste verlegen. "Entschuldige bitte. Ich hatte mich nur so gefreut." Kopfschüttelnd tätschelte er seinem Bruder den Kopf. "Ist schon in Ordnung. Na komm, gehen wir essen." Beim Abendessen wurden unwichtige Sachen besprochen. Was Mokuba gerade in der Schule machte, wie sein Tag war, was er nach der Schule gemacht hatte, alle Dinge die nicht weiter wichtig waren, als das man tiefer hätte darauf eingehen müssen. Nachdem Seto es dann doch geschafft hatte, Mokuba zu überreden, nach dem Duschen ins Bett zu gehen, zog er sich in sein Arbeitszimmer zurück. Der Raum war über und über mit allem technischen Schnickschnack gefüllt, den man sich vorstellen konnte. Aber trotz der vier großen Computer, die in dem Zimmer standen, setzte Seto sich ans Ende des langen Tisches und öffnete seinen Laptop, schaltete ihn an. Er hatte von hier aus Zugang zu allen Daten der Kaiba Corporation und da es erst kurz nach neun war, und somit noch viel zu früh zum schlafen, konnte er auch noch die vorhin nicht geschaffte Arbeit nachholen. Er hatte ja ohnehin nichts besseres zu tun und bevor er sich tot langweilte, konnte er auch arbeiten. ~~*~~ "Sag mal, Kumpel, kommst du jetzt eigentlich am Wochenende mit oder nicht?" Es war Mittagspause, an diesem sonnigen, aber verdammt kalten Donnerstagnachmittag. Yami saß auf der Fensterbank hinter seinem Tisch und Jonôchi hatte es sich auf Yûgis Pult gemütlich gemacht, während Anzu und Honda hinter ihm standen. Wieder einmal gab es an einem Donnerstag nur ein einziges Thema: Die Planung für das bevorstehende Wochenende. Yami hielt sich meist aus solchen Dingen raus, zwar waren Yûgis Freunde mehr oder weniger auch seine Freunde, aber er würde in den meisten Fällen nicht von Jonôchi oder Honda gefragt, ob er irgendwohin mitgehen wollte. Meist war es Anzu, die letztlich nachfragte, ob er auch mitgehen wollte, aber das waren andere Gründe. Und natürlich Yûgi fragte ständig nach, ob er sie nicht auf diverse Shoppingtouren oder sonstige sinnlose Nachmittagsbeschäftigungen begleiten wollte. Meistens dann lehnte er das aber ab und vertrieb sich die Zeit lieber damit, für die Schule zu lernen, oder sich über das alte Ägypten zu informieren. Er hatte noch immer nicht viel über seine Vergangenheit herausgefunden, aber er gab nicht auf. Irgendwann würde er schon wissen, woher er kam und wie sein Leben verlaufen war, bevor sein Geist im Sennenpuzzle versiegelt worden war. "Uhm, ja ich denke schon. Ich mein, ein bisschen über den Weihnachtsmarkt bummeln hat noch keinem geschadet und dann kann ich Weihnachtsgeschenke kaufen." Obwohl Yami sein kleineres Ebenbild nur von hinten sah, wusste er ganz genau, dass dieser gerade über das ganze Gesicht strahlte. Yûgi freute sich auf Weihnachten, dass war im letzten Jahr nicht anders gewesen, er kannte dieses Fest nur aus Yûgis Erzählungen und nur durch Yûgis Augen. Zwar wusste er, wie das alles ablief, aber er war sich nicht sicher, ob er diese ganzen Feierlichkeiten wirklich über sich ergehen lassen wollte. "Sag mal, Yami, möchtest du auch mitkommen?", hörte er plötzlich Anzu fragen, aber er schüttelte daraufhin schnell den Kopf. "Nein, ich muss noch für diese verdammte Matheprüfung lernen, die noch vor den Weihnachtsferien ist. Ich steig da irgendwie noch nicht ganz hinter." "Ey, Alter! Wir können dir doch helfen!", mischte sich Jonôchi in das Gespräch ein. "Natürlich! Bevor du einem bei Mathe helfen kannst, können Fische fliegen!" Durch diesen Einwurf von Honda entstand wieder eine heiße Diskussion zwischen den beiden Freuden. Anzu versuchte sie irgendwie unter Kontrolle zu halten. "Möchtest du wirklich nicht mitkommen, Yami?", fragte Yûgi leise, aber ich schüttelte wieder nur den Kopf. "Nein, ich muss wirklich noch für diese Klausur lernen. Macht ihr euch ein schönes Wochenende Yûgi, dass ist schon okay. Ich komm schon zurecht, wirklich." Zwar bemerkte er, dass Yûgi ihm scheinbar nicht zu glauben schien, aber er wollte einfach mal ein bisschen alleine sein und nachdenken. Er musste überlegen, was er jetzt als nächstes tun würde und wie er die ganze Sache irgendwie wieder auf die Reihe bekam. Er wusste zwar noch nicht, wo er anfangen sollte und wie er das alles irgendwie schaffen sollte, aber er dachte einfach positiv und hoffte, dass das alles schon irgendwie werden würde. Vielleicht konnte er ihm am Wochenende ja mal einen Anstandsbesuch abstatten? Obwohl, dass wäre vermutlich nicht so gut, dass würde wieder nur in einer ewigen Diskussion enden, was er nun eigentlich wirklich dort wollte und ihm die Wahrheit zu sagen... Nein, dazu fand er einfach noch nicht den Mut, jetzt noch nicht. Das Wochenende kam schneller als gedacht und am Samstagnachmittag fand Yami sich plötzlich alleine in der Wohnung wieder. Wo Yûgis Mutter und sein Großvater hin waren, wusste er nicht, er wusste nur, dass es verdammt still in der Wohnung war. Er hatte es sich wieder auf der Fensterbank bequem gemacht, sah nach draußen in den Regen. Es regnete schon wieder, irgendwie war das niederschlagend, dass es an jedem Wochenende regnete. Konnte es nicht mal schneien? Er wusste noch nicht genau, wie er Schnee gegenüber stehen sollte, aber er freute sich wie ein kleines Kind darauf, dass erste Mal mit seinen eigenen Augen Schnee zu sehen. Er ließ den Kopf nach hinten sinken und somit gegen den Fensterrahmen und seufzte leise auf. Vielleicht hätte er doch mit Yûgi und den anderen mitgehen sollen? Dann würde er jetzt zwar frieren, aber sich wenigstens nicht langweilen. Gut, so hatte er Zeit zum Nachdenken, aber es war egal, was er auch tat, er dachte ohnehin immer wieder an ihn, wieder und immer wieder. Er wollte ihn anrufen, mit ihm reden, aber er traute sich irgendwie nicht... Er hatte Angst vor seiner Reaktion. Am liebsten wäre er gleich zu ihm gegangen und hätte mit ihm geredet. Aber er wusste nicht, ob er das durfte. Er konnte doch nicht einfach bei Kaiba vor der Haustür stehen und dann sagen: 'Hey! Wie geht’s dir denn so? Ich dachte, ich besuch dich mal.' Wie doof klang das denn bitte mal? Aber vielleicht sollte er ihn doch einfach mal anrufen, egal, worauf es hinauslaufen würde? War doch jetzt auch egal! Entschlossen schwang er sich von der Fensterbank und ging ins Wohnzimmer, um dort nach dem Telefonbuch zu suchen. Gesucht, gefunden und schnell hatte er auch Kaibas Nummer entdeckt. Mitsamt Telefonbuch und Telefon, zog er sich in sein Zimmer zurück. Wieder begann seinen Finger zu zittern. Er fühlte sich in diesem Moment so unendlich allein und einsam. Er schloss die Augen, atmete einmal tief durch und wählte letztlich die Nummer. Unsicher hielt er den Hörer an sein Ohr, wartete ab, hörte es tuten, aber erst einmal nahm niemand ab. Und es tutete und tutete... bis plötzlich: „Kaiba?“ Und wieder einmal war er nicht in der Lage.. irgendwas zu sagen. Die Woche war hart gewesen, aber der Samstagvormittag noch viel härter. Er hatte sich mit einem Haufen Leuten aus seiner Firma rumärgern müssen, die alle zu feige waren ihn anzurufen und deswegen nur E-Mails schrieben. Er wusste gar nicht mehr, wie viele E-Mails er heute schon geschrieben hatte. Seufzend lehnte er sich in dem Stuhl zurück, schloss einen Moment die Augen und rieb sich kurz über diese. Er fühlte sich schlapp, irgendwie ausgelaugt und müde. Er öffnete die Augen wieder, griff nach der Kaffeetasse die auf dem Tisch stand und nippte daran. Kalter Kaffee war doch echt das letzte. Er stellte die Tasse wieder zurück und verzog leicht das Gesicht. Verdammt beschissener Tag. Er fühlte sich irgendwie... merkwürdig. So vollkommen... allein. Das Telefon klingelte, er hörte es, aber er war irgendwie nicht gewillt dran zu gehen, er hoffte einfach, dass einer der Angestellten ans Telefon gehen würde. Aber dieses dämliche Ding klingelte immer weiter. Schwer seufzend ging er dran: „Kaiba?“ Wieder herrschte eine Weile Stille und irgendwie hatte er das Gefühl bereits zu wissen, wer am Telefon war. "Hallo Kaiba." "Hallo Yami. Was willst du...?" "Hast du heute Abend noch Zeit?" Ein bisschen geschockt starrte er auf den Bildschirm seines Laptops vor sich, als wenn er da die Antwort auf diese Frage finden könnte. Er konnte gar nicht glauben, was Yami ihn da gerade gefragt hatte. Er wollte sich mit ihm treffen? Nachher? Heute Abend? Jetzt? "Ja. Du weißt ja, wo ich wohne." "Gut, ich bin um acht bei dir." Tbc ~~ So, jetzt ist das erste Kapitel also abgeschlossen und eigentlich kürzer, als ich es geplant hatte. Aber es ist schon lustig, dass ich ganzes Kapitel gebraucht habe, um die Situation so hinzukriegen und die beiden dahin zu kriegen, wo ich sie hinhaben wollte. Aber ich hoffe, es gefällt euch ^.~ ~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)