Haido-chan im Wunderland von Fizban_Pernegelf ================================================================================ Kapitel 5: Magic Mushroom ------------------------- Kapitel 5: Magic Mushroom Hier war der Wald irgendwie wilder, andererseits glaubte er sich hier ein wenig sicherer vor gewissen Stacheln. Da bekam der Ausdruck „Ich popp dich bis du blühst“ eine ganz neue Bedeutung. Eine, die er sich lieber nicht vorstellen wollte. Leider wurde gerade das Bedürfnis nach einer Zigarette immer stärker. Ein Hoch auf die Sucht... aber er würde kaum etwas finden, was er gefahrlos rauchen konnte. Zudem, wie sollte man etwas rauchen, dass einen womöglich auch noch anmaulte, während man sich ein Blatt abriss. Im Endeffekt war aber auch sein Bedürfnis nach Nikotin zweitrangig. Eigentlich wollte er nur einen Ausweg finden und wieder zurück, um seinen Auftritt hinter sich zu bringen. Wenn er Yoshiki das nächste Mal sah, konnte er ihn immer noch zur Sau machen, dafür, dass er ihn hierher geschleift hatte. Nur wie sollte er einen Weg nach Hause finden? Und wie zum Henker konnte er seine normale Größe zurück bekommen? Mit einem tiefen Seufzen suchte er sich Durchgänge zwischen den Pflanzen, die weniger eng waren und ihn weniger ins Straucheln brachten. Es kam ihm ewig vor, wie er sich so auf den schmalen Pfaden lief, als plötzlich eine vertraute Stimme seine Aufmerksamkeit auf sich zog: „Kawaii kimi no mune sono inochi itoshii Hageshiku setsunaku motomete mitai hageshiku hageshiku motomete Tsumetaku yasashiku motomete hoshii tsumetaku tsumetaku motomete...“, sang es und Hyde blieb abrupt stehen, als er Tetsu erblickte. Das durfte nicht wahr sein: Da lag sein bester Freund auf einem Pilz mit seinem Bass auf dem Schoß und in Neonorange und Neongrün gekleidet, wie damals bei dem Konzert 1999. Außerdem hatte er ein paar Beine zuviel - mit Plateauschuhen an den Füßen - und sang dieses absolut anstößige Lied von BUCK-TICK. Sowas zu singen war Gackts Job! Andererseits erkannte er noch etwas, das neben Tetsu stand und vielleicht einiges erklärte: eine Wasserfpeife, aus der der Bassist immer mal wieder einen Zug nahm. Seit wann rauchte Tetsu, der sonst immer total dagegen war? „...itoshii kimi no mune sono inochi nikurashii hageshiku setsunaku aishitemitai hageshiku hageshiku aishite tsumetaku yasashiku aishitehoshii yasashiku yasashiku aishite...“ Er schaffte es dabei sogar, wirklich wie eine meckernde Ziege zu klingen. Fasziniert lauschte Hyde, bis er die dunklen Augen des anderen auf sich spürte. „Nanana, was kann ich denn für Sie tun?“, fragte die gemütliche Stimme schleppend. „Also Tetsu! Wieso so förmlich?“ „Kenne ich Sie?“ „Natürlich! Aber was tust du hier überhaupt?“ „Chillen!“ Mit diesen Worten blies er etwas von dem Rauch in Hydes Gesicht, der diesmal von pinker Farbe war und angenehm nach Vanille roch. Trotzdem wollte er den jetzt nicht in den Lungen haben, wer wusste schon, wie die Welt dann aussah. Dieses Risiko erschien ihm dann doch zu hoch. Also hustete er und kletterte auf einen Pilz, sodass er mit Tetsu halbwegs auf Augenhöhe war. Der zupfte derweil in aller Ruhe ab und an an seinem Bass und blies verschiedenfarbigen Rauch in die Luft. Nach einer Weile des Zupfens und gegenseitigen Anschweigens hob Tetsu schließlich den Kopf und meinte gedehnt: „Sag mal Kumpel, glaubst du, das ist eine Gratisvorstellung?“ „Hä...?“ Hyde sah in etwa so verständnislos drein wie in dem Moment, in dem ihm damals aus dem Hintergrund zugerufen wurde, er solle Megumi nach ihrer Telefonnummer fragen. Die Raupe rollte daraufhin nur mit den Augen, ehe sie einen ihrer vielen Arme hob und mit dem Finger auf die Brust des Sängers tippte. „Tu etwas...“ „Und was?“ Noch immer blickte der Sänger nicht ganz durch das durch, was Tetsu ihm versuchte zu sagen. „Sing etwas für mich.“ Naja, das sollte er doch können. Fragte sich nur was. Er grübelte ein wenig, bis er meinte, das passende Lied gefunden zu haben. Er wollte gerade Luft hohlen, als ihm die Raupe das Mundstück der Wasserpfeife in den Mund steckte. „Nimm einen Zug, dann bist du entspannter.“ An sich wollte er nicht, aber seine Nikotinsucht nahm überhand und so nahm er einen tiefen Zug und spürte, wie sich der Rauch wohlig in seiner Lunge ausbreitete. Das tat einfach nur gut, auch wenn er nun ein wenig den Eindruck hatte, zu schweben. Vielleicht sollte man das Zeug einmal Yoshiki geben, dass er nicht immer so unentspannt war. Mit einem Lächeln auf den Lippen begann er: „So where do I sail? A ship losing control My cries swallowed up, lost in the raging sea...“ „Stop!“, meinte Tetsu und sah ihn aus nur halb geöffneten Augen an. „Das ist viel zu... anspruchslos.“ „Was?“ Aus großen Augen sah er seinen besten Freund an, der gemächlich den Kopf schüttelte. „Wie kannst du das sagen?“ Tränen traten in die Augen des Kleineren. „Indem ich den Mund aufmache und Luft durch meine Stimmbänder presse.“ „Aber...“ „Nichts aber. Diesem Lied fehlt jeglicher Stil. Nimm noch einen Zug.“ Und wieder musste er an der Wasserpfeiffe ziehen. Hatte er nicht schon Flügel? Mit einem debilen Grinsen sah er der Raupe wieder ins Gesicht, strich sich durch die Haare und machte einen Schritt auf Tetsu zu, nur um sich im nächsten Moment auf dem Boden wieder zu finden. Lachend sah er auf. „Und wie komm ich heim?“ „Was fragst du mich das? Ich bin nur eine Raupe.“ „Kein Flamingo?“ „Wie kommst du denn... aaa~h“ Aus großen Augen sah er zu, wie Tetsu sich zu winden begann und immer wieder laut stöhnte. Was tat er da nur? Und wieso wollte er da mitmachen? Der Körper des Bassisten wand sich, und weitere Laute verließen die Kehle. Er zuckte und zitterte, bis er sich mit einem lauten Stöhnen... in einen Schmetterling verwandelte. Auch in Neongrün und Neonorange. „Das war guuhuu~t“, seufzte Tetsu, als er sich in die Lüfte erhob. „Endlich kann ich die Welt von oben sehen.“ „Und ich bin immer noch winzig“, heulte Hyde, der sich irgendwie minderbemittelt vorkam. Immer mehr Tränen quollen aus seinen Augen. „Iss den magischen Pilz“, lachte Tetsu noch und flatterte von dannen. „Magischer Pilz?“, murmelte Hyde. Das klang doch schon wieder nach Drogen! Und dabei war er erst gerade dabei, sich von den Auswirkungen des bunten Rauchs zu erholen. Nachdenklich betrachtete er das Gewächs, auf dem er eben noch gesessen hatte. Besonders magisch sah dieses Ding eigentlich nicht aus. Aber das hatte der Pfirsich ja schließlich auch nicht getan. So beschloss er, seinem extrem entspannten Freund einfach mal zu glauben und hangelte sich wieder am rauen Stiel des Pilzes hoch. Sollte er nun einfach den Hut annagen? Nein, so etwas wie Tischmanieren besaß er doch noch, also riss er unter großer Anstrengung zwei Stückchen aus dem zähen Pilz. Herzhaft biss er in eines hinein. Schon im nächsten Moment prasselten dicke Äste auf seinen Schädel ein und als er die vor Schmerz zusammengekniffenen Augen wieder öffnete, fand er sich mit dem Kopf mitten in einer Baumkrone wieder. Hatte sich denn alles gegen ihn verschworen? Bevor er jedoch dazu irgendwelche Theorien entwickeln konnte, wurde er durch aufgeregtes Gezeter erschreckt: „Das gibt es doch nicht! Musst du ausgerechnet in meinen… denk bloß nicht dran, dich zu bewegen!“ Hyde bewegte sich aber doch, er wollte schließlich wissen, wer da etwas zu meckern hatte, und so drehte er sich zu dem Schimpfenden um. Wieder einmal konnte er nur staunen. Toshi sah ziemlich zerzaust aus, war aber in einen eleganten, roten Frack gekleidet und trug zudem eine überdimensional große, ebenfalls rote Schleife um den Hals. Das Merkwürdigste war jedoch, dass er im Schneidersitz auf einem riesigen, grau marmorierten Ei hockte. Und noch dazu, ziemlich giftig guckte. „Sag mal, hörst du schlecht? Nicht bewegen hab ich gesagt! Du machst noch mein Ei kaputt!“ „Dein. Ei.“ Hyde war einmal mehr fassungslos. „Seit wann beschäftigst du dich denn eingehender mit Eiern?“ „Seit wann?“ Toshi begann hysterisch zu lachen. „Seit… seit Wochen, Monaten, nein, seit Jahren brüte ich an meinem Forumsei! Und jetzt, wo es fast schlupfreif ist, kommt irgend so ein dahergelaufener Idiot und schmeißt mein Baby fast vom Baum!“ Das musste er sich ja nun wirklich nicht bieten lassen! Am liebsten hätte er dieses blöde Ding jetzt wirklich heruntergeworfen, doch er glaubte nicht, dass er einen wütenden Toshi mit Mutterinstinkt überleben würde. Hoffnungsvoll musterte er die beiden jetzt winzigen Pilzstückchen in seiner Hand. Vielleicht würde ihn das andere ja endlich auf die richtige Größe schrumpfen lassen. Ohne sich zu verabschieden verschlang er das weniger angebissen aussehende Stück und schon schoss ihm der Waldboden entgegen. „Das gibt es doch nicht!“ Frustriert und wütend versetzte er dem Pilz, der ihn nun wieder um einige Zentimeter überragte, einen Tritt. Zusammen mit dem Schmerz in seinen Zehen durchzuckte ihn aber auch eine Idee. Vielleicht kam es auf die Dosierung an? Zwar war er nie jemand gewesen, der sich beim Essen zurückhielt, doch nun löste er vorsichtig ein winziges Eckchen vom Vergrößerungspilz ab und steckte es in den Mund. Wieder begann sich der Boden zu entfernen, doch dieses Mal stoppte das Wachstum viel früher und als er seine Umgebung betrachtete, kam er zu dem Schluss, dass er ziemlich genau seine Originalgröße erreicht haben musste. Schade, so ein paar Zentimeter mehr hätten es schon sein dürfen. Auf weitere Experimente wollte er dann aber doch lieber verzichten, denn das Wichtigste war jetzt, zurück ins Studio zu finden. Mittlerweile hatte er allerdings keinerlei Ahnung mehr, wo er sich befand. So stiefelte er auf gut Glück los, in der Hoffnung, jemanden zu finden, der ihm den Weg würde weisen können. ~~~*~~~ Anmerkung: das Lied, dass Tetsu singt ist *Kimi no vanilla* von BUCK-TICK Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)