Myaku von Jigarkhvar ================================================================================ Kapitel 1: Bandprobe -------------------- Sooo das is Fanfic No. 2 und diesmal schreib ich zusammen mit meinem Totchi (Soleil_en_jade). Ich hoffe euch gefällt die genauso gut wie alles andere von uns Beiden ^^ freuen uns schon über viiiele kommis. ______ Es gibt Tage, an denen man besser gar nicht aufsteht. Für Kyo war heute definitiv einer dieser Tage. Schon seit den frühen Morgenstunden regnete es ununterbrochen. Dunkelgraue Wolken zogen über den Himmel über der Stadt und ließen die Straßen im Wasser versinken. Nicht einmal Autos fuhren mehr. Ein richtiges Unwetter. Der junge Sänger saß in seiner kleinen Wohnung auf dem Sofa und sah hinaus. Es schien, als sei der Morgen nicht gekommen. Es war so trüb außen, dass man in den Wohnungen das Licht anschalten musste, um zum Beispiel lesen zu können. Durch die Regenschleier vor dem Fenster hindurch sah er schemenhafte Lichter von den angrenzenden Häusern oder den Ampeln auf der Straße. In seinem eigenen Zimmer jedoch war es eher schummrig und dunkel. Nur der Fernseher lief, denn bis eben hatte er eine Anime-Serie angesehen, die ihn aber nicht wirklich interessiert hatte. Gerade liefen die Nachrichten. Wieder irgendwo Menschen umgekommen und Weltrekorde aufgestellt. Er hörte nicht einmal richtig zu. Mit müdem Blick starrte er auf den flimmernden Bildschirm. //Was ist das denn für eine Fratze?!//, dachte er ziemlich genervt, als eine dicke Frau mit Hornbrille und ätzrosa Oberteil im Bildschirm auftauchte und den Wetterbericht verkündete – mit einer Stimme, als würde sie die Ankunft des Messias prophezeien. „Auch in der nächsten Woche hat Tief Henry Teile Asiens unter seiner Kontrolle. Vor allem in Japan kommt es zu sintflutartigem Regen, die Temperaturen sinken…kssssh…“ Weiter kam sie nicht, denn nun flimmerte das Bild total, die Verbindung war abgebrochen. „Na klasse…damit hat sich auch meine letzte Unterhaltungsquelle ins Jenseits verabschiedet…“, seufzte Kyo genervt und schaltete den Fernseher mithilfe der Fernbedienung aus. Er streckte sich kurz und strich sich durch die hellblonden Haare. Was könnte er jetzt noch machen? Bei dem Wetter konnte man nicht rausgehen. Und das Telefon war mit Sicherheit auch nicht zu gebrauchen, dabei musste er ja eigentlich noch bei Die anrufen…der Kerl hatte ja immer noch sein Videospiel ausgeliehen. Bereits seit drei Wochen! Und die nächste Bandprobe war ja in zwei Tagen. Eigentlich hatten sie nach ihrer letzten Tour ein paar Tage frei gehabt, aber irgendwie hatte er diese wertvolle Freizeit nur daheim verbracht. Hatte nichts Großartiges unternommen. Natürlich hätte er ein paar Freunde aus der Stadt treffen können, wegen der langen Tour hatte er sie lange nicht mehr gesehen. Nur momentan wollte er sie nicht sehen. Sie würden ihn zur Zeit nur nerven, er wollte eh ein wenig seine Ruhe haben. Die Tour hatte echt gestresst. Und Yoshiki, dieses Arbeitstier, der ihr bisher einziges Album produziert hatte, hatte ihn wegen diverser Produktionsschwierigkeiten und anderem Trara in der Weltgeschichte herumgejagt. Ständig „Kyo, mach mal dies“ und „Kyo, so geht das nicht, mach das anders“ oder „Mensch Kyo, streng dich mal mehr an!“. Gott, wie hatten die von X damals das überlebt?! Und außerdem war für ihn das Verhältnis innerhalb der Band immer noch etwas angespannt. Denn es war noch keine 2 Jahre her, dass Kisaki, ihr damaliger Drummer, sie verlassen hatte und Toshiya neu dazu gekommen war. Seitdem waren sie unter dem Namen Dir en Grey unterwegs, und es war viel stressiger geworden als früher. Immerhin hatte sich Toshiya gut eingelebt. Er verstand sich prächtig mit Die. Die zwei hingen immer zusammen irgendwo herum. Immer. Diese Tatsache nervte Kyo total, denn anfangs hatte ER sich um Toshiya gekümmert. Als dieser neu in der Band war, hatten die anderen wegen all dem Stress kaum Zeit für ihn. Nur Kyo hatte sich immer wieder mal stundenlang mit ihm unterhalten. Sie hatten über alles Mögliche geredet. Und einmal hatte Kyo ihm sogar die Stadt gezeigt, denn so lang wohnte Toshiya hier noch nicht. Mit Toshiya hatte es immer Spaß gemacht, etwas zu unternehmen. Er war ein total witziger und angenehm unkomplizierter Mensch. Doch nach einer Weile verstand er sich immer besser mit Die und meldete sich in der Freizeit kaum noch bei Kyo. Wenn Kyo ein Gespräch anfangen wollte, ging das meist nur einige Minuten, denn dann musste Toshiya immer irgendwohin. Termine und neue Freunde und dies und das und jenes. Tja, das nennt man wohl Dankbarkeit. Kaum waren sie auf Tour, hatte Toshiya ihn ständig zusammen mit Die irgendwohin schleifen wollen. Mit Die. Damit Mister Hara auch immer schön viel Spaß haben konnte, wenn Die Kyo die ganze Zeit ärgerte und seine plumpen Witze riss. Nein, darauf konnte er verzichten. Auch wenn das hieß, dass er damit auch auf Toshiya verzichten musste. Eigentlich hatte Kyo ja schon schlimmere Erfahrungen gemacht, war er doch schon von seiner Exfreundin belogen und hintergangen worden. Auch mit besten Freunden hatte er heftige Auseinandersetzungen gehabt oder war von seinen Eltern fast rausgeworfen worden. Also eigentlich sollte es ihn doch kaum kümmern, wenn er ein weiteres Mal wie nutzloser Abfall behandelt wurde. Aber seltsamerweise kam er damit dieses Mal nicht klar. Er wollte wissen, was er falsch gemacht hatte. Er wollte sich wieder mit Toshiya treffen, vermisste ihn. Er musste sich wirklich eingestehen, dass seine Gefühle für den Bassisten vielleicht tiefer gingen, als es eigentlich erlaubt wäre…Natürlich war er sich darin noch nicht sicher genug, als dass er sich darüber großartig Gedanken machen wollte. Zuerst einmal wollte er Klarheit schaffen, warum sich Toshiya überhaupt so verhielt. Aber wie sollte er das Thema denn ansprechen?! Er konnte ja schlecht einfach mal hingehen und fragen „Hey, wie sieht’s aus, hast du jetzt noch länger vor, mich wie Kacke zu behandeln?!“. Na ja, in zwei Tagen sahen sie sich ja wieder. Und dann würde er weitersehen. Gähnend stand er auf und tapste zu dem kleinen Regal, das in dem Zimmer stand. Vielleicht würde ihn eine gute Lektüre jetzt ein wenig ablenken… Zwei Tage später hatte sich das Wetter kaum gebessert, es regnete immer noch fast ständig. Der Tag war was so dunkel wie die Nacht. Aber trotz dieser schlechten Wetterbedingungen mussten sie zur Probe erscheinen. „Der Weg zum Erfolg ist hart und steinig!“, pflegte Kaoru da immer zu sagen. „Aber jetzt ist er nass!!“, jammerte Toshiya und sah unglücklich zum Fenster. Er warf kurz einen Blick auf die Uhr. Okay, wenn er jetzt losging, kam er nur 20 Minuten zu spät. Er hatte eigentlich warten wollen, bis das Wetter besser war, aber wartete er umsonst. Seufzend zog er sich einen dunklen Kapuzenpulli über das T-Shirt, schnappte sich feste Schuhe und einen Schirm. Natürlich war auch sein Bass dabei. Er überlegte noch, ob er wegen dem Regen die Brille gegen Kontaktlinsen austauschen sollte…? Normalerweise war er zu faul, die blöden Teile tagtäglich rein zu tun. Aber bevor er vor lauter Regen nichts mehr sah… Nachdem er also die Linsen eingesetzt hatte, ging er los. Trotz Schirm und Regenjacke war er binnen fünf Minuten komplett nass. Selbst seine Boxershort fühlte sich nass an. Na toll. Und als wäre das nicht schon genug, wurde er auf dem Weg zum Probenraum fast von einem LKW überrollt und einem streunenden Hund angefallen. Bei dem Wetter hatte er das Viech total übersehen und war ihm auf den Schwanz getreten. Danach hatte er ganz schön rennen müssen… Doch wenigstens war er jetzt fast da. Die Band hatte endlich einen ordentlichen Probenraum, der im Keller eines hohen Hauses lag. Ihre Plattenfirma zahlte die nicht ganz billige Miete, das war wirklich äußerst praktisch. Während er die Kellertreppe hinab stieg, hörte er lautes Getrommel, Shinya war mal wieder voll im Einsatz! Außerdem waren Gitarren zu hören. Im Moment spielten sie Yokan. Toshiya holte tief Luft und öffnete dann die Tür. „Haaaallooo und tausend mal Entschuldigung!“, rief er in den Raum hinein. Die anderen unterbrachen die Probe und sahen ihn an. „Ach. Auch mal wieder da.“, brummte Kaoru etwas missmutig, doch Die strahlte übers ganze Gesicht und winkte ihm begeistert zu. „Totchiiii! Super, dass du doch noch gekommen bist! Wir haben uns schon fast Sorgen gemacht! Ich hab dir das T-Shirt mitgebracht, dass du vorgestern bei mir vergessen hast!“ „Eh?! Ihr hängt wohl auch in der Freizeit zusammen ab, was?“, fragte Kaoru etwas erstaunt und sah zwischen den beiden hin und her. Toshiya grinste nur breit und zog dann seine Regenjacke aus. Es war wirklich alles nass… Auf dem Boden bildeten sich schon richtige kleine Pfützen. Er wischte sich mit dem Ärmel seines Pullis übers Gesicht und sah ging dann zu den anderen. Groß jammern half ja jetzt nichts. Während er seinen Bass, der wie durch ein Wunder trocken war, auspackte, diskutierten die anderen weiter. „Ihr braucht wohl echt keine Zeit für euch selbst, oder?“, fragte Kaoru und lachte. „Ach, ich bin ein geselliger Mensch, alleine wäre es doch langweilig!“, antwortete Die. „Dass ihr dafür überhaupt Zeit habt… bei mir waren die letzten Tage irgendwie total ausgeplant, dauernd wollten mich irgendwelche Leute sehen, weil wir ja so lang auf Tour waren…“, mischte sich Shinya ein. „Na ja, ich telefoniere ja auch auf der Tour mit vielen Leuten, deswegen vermissen die mich nicht so schnell…“, hörte Toshiya Die sagen. Ihm fiel auf, dass Kyo gar kein Kommentar dazu abgab. Er warf dem kleinen Sänger einen Blick zu. Der Kleine stand mit verschränkten Armen da und sah die anderen aus gelangweilten Augen an. „Oh Gott. Dich würde ich auch nicht vermissen, bin ja froh, wenn ich dein ewiges Geplapper mal drei Tage nicht ertragen muss!“, sagte gerade Kaoru scherzhaft und grinste Die an. Der streckte ihm nur die Zunge raus. „Pfffh bist ja nur neidisch, dass du nicht so viele Leute kennst!“ „Können wir jetzt mal wieder proben?!“, unterbrach plötzlich Kyo das Gespräch. Die anderen vier sahen ihn etwas irritiert an. „Ähm…ja klar…“, stammelte Kaoru, der von Kyos Arbeitseifer sichtlich überrascht war. „Haha, Kyo scheint sich ja gut erholt zu haben, wenn er jetzt so voller Elan wieder den Weltruhm in Angriff nimmt!“, sagte Toshiya lachend, doch da sah Kyo ihn zum ersten Mal an diesem Tag direkt an – mit einem eiskalten Blick, der ihn sofort zum Schweigen brachte. „Erholt? Ja, so kann man es auch nennen, wenn man taglang allein daheim rumhockt und sich zu Tode langweilt, weil so manche angeblichen ehemaligen Freunde einen nicht mehr brauchen!“ Es herrschte kurz Stille. Toshiya starrte Kyo etwas fassungslos an. Was sollte das denn?! „Oh…hatten deine Freunde keine Zeit für dich?“, fragte Die mal wieder absolut taktlos und grinste so frech wie Pumuckl. Kyo fauchte ihm nur irgendein unverständliches Schimpfwort entgegen und drehte sich weg. Die sah zu den anderen und zuckte ratlos mit den Schultern. Sie fingen wieder an mit der Probe, doch in Toshiya machte sich das ungute Gefühl breit, dass Kyo auf IHN sauer sein könnte. Aber wieso denn?! Normalerweise traf Kyo in seiner Freizeit doch immer seine Freunde! Was konnte denn er jetzt dafür, wenn die keine Zeit hatten?! Oder hatte Kyo ihn treffen wollen? Aber das musste er doch sagen! Auf der Tour hatte Kyo ihn öfters angemault oder war ihm aus dem Weg gegangen. Toshiya hatte geglaubt, dass er wohl ein wenig Abstand brauchte und hatte ihm diesen gegeben. Und nun wurde er grundlos schon wieder angemault. Verstehe einer diese Sänger… Die restliche Probe jedoch verlief ziemlich ereignislos und war sehr kurz, denn Kaoru verabschiedete sich schon nach zwei Stunden von ihnen und beendete damit die Probe. „Wo willst du denn hin?!“, fragte Shinya total verwirrt, als Kaoru seine Gitarre wegpackte und sich seine Jacke anzog. „Zu seinem Lover in den nächsten Host Club.“, meinte Die nur grinsend. „Ach Unsinn. Ich habe einen sehr wichtigen Termin! Der betrifft euch alle!“, verkündete ihr Leader strahlend. Die anderen vier sahen ihn nur vollkommen planlos an. „Hä? Unser Manager?“, fragte Toshiya. „Was uns betrifft?! Warum sagst du uns es dann nicht?“, mischte sich auch Kyo genervt ein, „Ich HASSE Überraschungen, die mit Arbeit zu tun haben!“ “Oh, keine Sorge, Arbeit wird das nicht! Nur… ihr solltet vielleicht eure Koffer packen!“, trällerte Kaoru noch, dann war er weg. Es herrschte kurz Stille. Bis Die jubelnd die Arme in die Luft riss. „HAWAII ICH KOMMEEEEE!!!“ „Jupiiiie!“, stimmte auch Toshiya mit ein und schon lagen sich die beiden glücklich in den Armen. Er konnte es selbst kaum fassen, dass ihnen nun wahrscheinlich zwei Wochen Entspannung und mehr bevorstanden! Dies glückliches Gesicht taten das Übrige und schon konnte er seine Vorfreude kaum noch zurückhalten. „Endlich mal Urlaub! Das wird aber auch mal Zeit! Ne, Totchi, wir klappern dann zusammen sämtliche Bars im Umkreis von 100km ab!“, jubelte Die. „Klar! Oh, ich will in eine spanische Schwulenbar!“ „Und dann auch noch das Meer!“ „Romantische Mondscheinspaziergänge! Oh, Die, das wird so toll!“ Die beiden quietschten vor Freude und wiegten sich in den Armen hin und her. Schließlich ließen sie voneinander ab und strahlten sich einfach nur begeistert an. „Ihr zwei benehmt euch wie ein Pärchen kurz vor den Flitterwochen! Dabei wissen wir doch nicht mal, ob Kaoru überhaupt von Urlaub gesprochen hat!“, unterbrach Shinya den Ausbruch an Euphorie. „Ach, Shinny, jetzt lass uns doch unsere Freude!“, riefen die beiden ganz empört und sahen Shinya tadelnd an. Der zuckte nur mit den Schultern. „Flitterwochen, das trifft’s wohl gut…“, knurrte Kyo leise und warf den beiden vernichtende Blicke zu. Toshiya legte fragend den Kopf schief. Was gab es denn nun schon wieder zu motzen?! Mochte der Kleine wohl keinen Urlaub?! Während Toshiya noch etwas verwirrt aussah, ging Die schnurstracks zu Kyo hinüber. „Was nuschelst du in deinen Bart, der einfach nicht sprießen will, kleiner Mann? Keinen Bock auf knackige Beach-Girls?“, fragte Die kichernd und beugte sich über Kyos Schulter. Der Kleine drehte sich blitzschnell um, trat Die gegen das Knie und fauchte ihn böse an. „Halt deine dumme Klappe! Fahr von mir aus zur Hölle, und nimm dein blödes Grinsen bitte mit! Ihr regt mich alle so auf!“ „Aber Kyo…“, fing Shinya vorsichtig an. „Spinnst doch, du Blödmann!“, knurrte Die leise, drehte sich von Kyo weg und ging dann zu seinem Gitarrenkoffer. „Selber, du blöder Rotkohlkopf! Hau bloß ab!“, keifte Kyo zurück. //Okay, heute ist er ja mal wieder ungenießbar… warum führt er sich so trotzig auf?! Das ist doch total kindisch!//, dachte sich Toshiya mit einem Blick auf Kyo, der eine Schnute zog und seine Jacke vom Kleiderständer zerrte. Es lag ja eigentlich in der Natur eines Totchi, sich um kleine Kinder zu kümmern, aber vielleicht sollte er dieses Mal eine Ausnahme machen… Kyo zog gerade seine Jacke an, Die und Shinya packten auch zusammen, wobei Shinya dem Kleinen immer wieder besorgte, fragende Blicke zuwarf. „Ähm, Kyo-chan…“, fing Toshiya an, was mit einem tödlichen „WAS IST DENN NOCH?!“ quittiert wurde. Toshiyas Mut schwand angesichts Kyos wütender Miene dahin, aber trotzdem riss er sich zusammen und stotterte seine Frage. „Öhm…nun…also falls du magst…könnten wir ja noch irgendwohin gehen oder so…“ „Pfah, spar dir dein mitleidsvolles Gelaber! Glaub ja nicht, dass du damit alles wieder gut machen kannst! Geh doch zu deinem süßen Die, der liebt dich doch heiß und innig, da brauchst du mich nicht mehr. Und guck gefälligst nicht so blöd, du A-…Tschüss.“ Und schon hatte Kyo die Tür hinter sich zugeknallt. Gut, das war wirklich Antwort genug… „Also irgendwie versteh ich gerade nicht so ganz, warum er eigentlich sauer ist…“, sagte Die in die Stille hinein. „Na du mit deinem EQ von null…“, seufzte Shinya und verdrehte die Augen. „EQ? Hä? Heißt das nicht IQ?“, fragte Die zurück. „Oh man, SOWOHL EQ als auch IQ gleich null…da sind ja sogar Schrubber einfühlsamer!“, antwortete Shinya und zog sich seine Regenjacke an, schob dann Toshiya und Die, die verwirrt in der Gegend herumstanden, aus dem Raum und schloss die Tür ab. //Aber ich versteh auch nicht so ganz, warum Kyo so sauer auf mich ist…//, dachte Toshiya, nachdem er sich von den anderen beiden verabschiedet hatte und sich durch den Regen nach Hause kämpfte, //Er war ja echt auf 180…ist er wohl eifersüchtig, nur weil ich einmal bei Die war oder was?! Ist doch absolut kindisch! Na ja…vielleicht hat er sich ja bis morgen wieder beruhigt…// Inzwischen saß Kyo unter dem Vordach eines Convenience Stores, der natürlich auch bei diesem Wetter offen hatte, und aß ein frisch gekauftes Schokohörnchen. Die Mauer, auf der er saß, war kalt und unbequem, aber es war immer noch besser, als durch den Regen zu laufen, der einfach nicht weniger werden wollte. In dichten Fäden hing er wie ein Vorhang ein paar Meter vor Kyo. Er dachte noch einmal zurück, an die Bandprobe. Er wusste im Nachhinein selber nicht mehr, warum er eigentlich so ausgetickt war, er wusste nur, dass er rasend eifersüchtig gewesen war. Selten hatte er so eine Wut in sich gespürt wie heute. Am liebsten wäre er zu Die hingegangen und hätte ihm mit der Faust ins Gesicht geschlagen…und Toshiya gleich dazu, dieser dumme kleine-…okay, er fing schon wieder damit an. Er musste sich beruhigen, immerhin hatte Toshiya nett sein wollen. Aber das war ja eigentlich auch nur ein Vorschlag gewesen, zu dem Toshiya von seinem Schuldbewusstsein getrieben worden war, nicht von irgendwelchen Gefühlen wie Freundschaft oder so. Er wollte Kyo ja gar nicht wirklich sehen, sondern nur ein reines Gewissen haben. Langsam fragte sich Kyo, ob er sich all das nicht nur ein wenig einredete… das wurde das doch etwas zu viel…hätte er sich nicht im letzten Moment auf die Zunge gebissen, hätte er Toshiya ein ziemliches Schimpfwort ein den Kopf geworfen…dabei hatte er sich doch vorgenommen, die anderen niemals so zu beleidigen… Überhaupt wurde es so ja eigentlich nur noch schlimmer. Jetzt, wo er einfach gegangen war, war Toshiya bestimmt noch mit Die unterwegs, und die beiden regten sich bestimmt über Kyos aufmüpfige, kindliche Art auf. //Na toll, eigentlich das Letzte, was ich wollte…//, dachte der Kleine etwas deprimiert und stopfte sich den Rest seines Hörnchens in den Mund, worauf er richtige Hamsterbäckchen bekam und kaum noch ordentlich kauen konnte. Als er fertig war mit essen, stand er auf und schnappte sich seine Tasche, die auf dem Boden gelegen war. Der Regen hatte schon etwas nachgelassen, bestimmt würde es bald nur noch nieseln. Während Kyo durch die nassen Straßen der Stadt schlenderte, ging ihm eine Stelle aus er neusten Single er Band, [KR] Cube, durch den Kopf. //Ohne zu denken, lege ich meine Hand an deinen Nacken Du sagst nichts und tust nichts Ich werde das letzte Wiegenlied für dich singen während du mich anlächelst Ich frage mich, warum ich mich in dich verliebt habe eine unmögliche Liebe…// Eigentlich passte der Text nicht so ganz auf seine eigene aktuelle Gefühlswelt, aber wenn er ehrlich war, hatte er die ganze Zeit an Toshiya gedacht, als er den Text geschrieben hatte. Sicher, Lied handelte von einem ganz anderen Thema, doch diese eine Stelle wurde auch im Lied anders gesungen und stellte für ihn so was wie eine versteckte Botschaft dar. Vielleicht könnte er das ja im Video, das schon langsam geplant wurde, ein wenig anspielen… //Ich frage mich, warum ich mich in dich verliebt habe eine unmögliche Liebe…// Immer wieder summte er diese Zeilen vor sich hin. //…warum ich mich in dich verliebt habe…// Wenn es darauf nur eine Antwort gäbe… Kapitel 2: Umzug ---------------- Am nächsten Tag beeilte sich Toshiya besonders, rechtzeitig zur Probe zu erscheinen, damit Kaoru heute keinen Grund hatte, genervt zu sein. Schließlich stand ein Urlaub in Aussicht! Heute schien zum ersten Mal seit langem wieder die Sonne, nur wenige dunkle Wolken schoben sich über den Himmel. Und kein Regen mehr! „Hallo, meine Lieben!“, rief Toshiya, als er in den Probenraum kam. Die saß auf dem Boden und spannte eine neue Saite auf seine Gitarre. Er grinste ihn an, genauso Shinya, der mitten im Raum neben Kyo stand. Der Kleine sah heute wahnsinnig putzig aus, er hatte einen weiten dunkelblauen Kapuzenpulli an und eine blaue Mütze auf dem Kopf. Er sah Toshiya aus seinen großen brauen Augen an und murmelte ein „Hallo…“. Toshiya wäre am liebsten hingerannt und hätte ihn zu Boden geknuddelt, doch das wäre wohl nicht wirklich ratsam gewesen, wenn er sich heute noch mit Kyo wieder vertragen wollte. Da fiel ihm urplötzlich auf, dass Kaoru nicht zu sehen war. „Öhm…wo ist denn unsere Bandmama abgeblieben? Commander Gummibär weilt nicht unter uns?“, fragte er ganz verwirrt. „Er kommt heute später. Hat mich heut Morgen kurz angerufen, um Bescheid zu sagen.“, erklärte Shinya, worauf ihn alle anstarrten, als hätte er soeben Kaorus Berufung zum Kaiser von China verkündet. „Bitte WAS?! ER KOMMT SPÄTER???? Das gab es noch NIE!“, fragte Die komplett verwirrt. „Erst die Sache mit den Koffern und jetzt das…habt ihr denn irgendwas gepackt?“, fragte Toshiya vorsichtig nach. Eigentlich war Kaoru ja kein Fan von spontanen Aktionen, aber er liebte Überraschungen. Es konnte also gut sein, dass Kaoru heute hereingeschneit kam und verkündete, dass sie morgen im Flugzeug nach sonst wohin saßen… Genau da ging die Tür auf und Kaoru kam mit einem Engelslächeln hereingestapft. „Einen schönen guten Morgen, meine Schäfchen, ich hoffe, es geht euch auch so blendend wie mir!“ „Hab ich heute Morgen vielleicht Hasch im Tee gehabt oder habt ihr auch Wahnvorstellungen?“, fragte Die die anderen und wich ein Stück von Kaoru zurück. „Ach, Dai-Dai-chan, keine Sorge, alles bestens! Hast du die Koffer gepackt? Spätestens in einer Woche darfst du es dir in deinem neuen zuhause gemütlich machen!“, trällerte Kaoru und konnte sich ein Lachen nun nicht mehr verkneifen, die dümmlichen Gesichter der anderen vier waren aber auch wirklich zu komisch. „Neues zuhause?! HÄÄÄ?“ „Ganz einfach: Wir zwei Männer…“, Kaoru deutete auf sich und Die, „…die beiden Mädels…“, er deutete auf Toshiya und Shinya, „…und unser Kuscheltier…“, er deutete nach unten auf Kyos Füße („So klein bin ich auch nicht!!“), „…ziehen zusammen in eine WG! Kommt morgen mit euren Taschen hier hin, ich habe euch die Adresse aufgeschrieben…“ Kaoru hielt ihnen die Kärtchen mit der Adresse ihres neuen Zuhauses hin, als wäre es die Speisekarte fürs Mittagsessen oder etwas anderes Belangloses. „Meinst du…das jetzt im Ernst?!“, fragte Shinya fassungslos. „Ja, absoluter Ernst. Da wir jetzt nicht mehr mit Yoshiki zusammen arbeiten, müssen wir selbst mehr Geld in unsere Werbekampagne für unser nächstes Album stecken…und da ist es doch gut, wenn wir schon mal an der Miete sparen. Zu fünft zahlen wir da nur wenig mehr als jetzt jeder einzeln zahlt. Und kein Gejammer, ihr kriegt ja auch Einzelzimmer.“ „Aber…aber…warum hast du uns nicht schon vorher davon berichtet? Warum erfahren wir das erst, wenn es beschlossene Sache ist?!“, fragte Die. „Nun…ihr vier hättet euch doch nie einigen können, welche Wohnung wir jetzt nehmen und es hätte nur viel Stress und Zeitaufwand bedeutet, das alles mit euch allen zu besprechen. Deswegen…akzeptiert es einfach. Es ist bestimmt nicht für immer. Freut euch doch eher, dass ihr euch jetzt öfter sehen könnt!“, antwortete Kaoru und sah dabei Die und Toshiya an. //Warum soll mich das freuen?! Wir sehen uns doch auch so oft genug…?!//, dachte Toshiya verwirrt. Aber das war jetzt momentan das geringste Problem. In eine WG ziehen…hm, hörte sich lustig an, aber bestimmt gingen sie sich doch alle nach einer Weile ziemlich auf die Nerven, wenn sie ständig praktisch aufeinander saßen…?! Aber Widerspruch war nicht geduldet und das Thema Geldsparen war wirklich wichtig, da hatte Kaoru absolut Recht. So machten sie sich nach einer stundenlangen Probe alle auf, daheim mit dem Packen zu beginnen. Sie verabschiedeten sich voneinander, doch Toshiya hielt Kyo kurz zurück. Als die anderen drei weg waren, sah er Kyo so unschuldig an, wie er nur konnte. „Ähm…Kyo…ich wollte mit dir reden…also, wegen gestern! Warum warst du…so sauer auf mich?“ Kyo zuckte kurz zusammen und sah ihn dann aus zusammengekniffenen Augen böse an. Mit seiner Mütze auf dem Kopf wirkte das zwar nicht angsteinflößend, aber trotzdem fühlte sich Toshiya schlecht, als hätte er einen schlimmen Fehler gemacht. „Hmpf…hab ich dir doch schon gesagt! Nerv mich jetzt nicht deswegen, ich war gerade dabei, dir noch mal zu verzeihen!“, maulte der Kleine. Toshiya legte den Kopf schief und lächelte dann. Also war Kyo gar nicht mehr böse auf ihn, ein Glück!! Erleichterung machte sich in ihm breit und er umarmte den Kleinen fest. Der nuschelte nur genervt in Toshiyas Jacke hinein, wehrte sich aber nicht und ließ sich sogar durchs Haar wuscheln. „Oh Gott, da bin ich ja froh, wenn du nicht mehr sauer bist! Weißt du, du bist mir echt wichtig! Ich…also, wir machen mal wieder was zusammen ja? Aber wenn dich was stört, dann musst du das sagen! Du frisst immer nur alles in dich hinein!“, meinte Toshiya und ging einen kleinen Schritt zurück, um Kyo besser ins Gesicht sehen zu können. Auf den Wangen des Kleineren breitete sich ein leichter Rotschimmer aus, er sah nach unten und nickte. //Meine Güte, ist er süß…und ich scheine ihm ja schon wichtig zu sein…//, dachte sich der Größere und sah auch weg. Nicht, dass er noch irgendetwas unüberlegtes tat… „Also, dann sehen wir uns erstmal morgen in der neuen Wohnung, ne…?“, sagte Kyo, lächelte Toshiya an und sah ihn dann aus seinen dunklen Augen von unten an. Toshiya hatte sich schon öfters gedacht, dass Kyo fast schon zwei Persönlichkeiten hatte. Manchmal sah er mit seinem schwarzen Make-up und den dünnen Augenbrauen richtig böse aus, außerdem beherrschte er den Todesblick perfekt. Man konnte richtig Angst vor ihm haben. Vor allem, wenn er auf der Bühne seine blutige Show abzog. Und dann gab es eine Art zweites Gesicht, das einfach nur niedlich war. So wie jetzt. Seine dünnen Augenbrauen verschwanden unter dem blonden Pony, die Mütze ließ ihn richtig kindlich wirken. Seine dunklen Augen waren nicht kalt und ausdruckslos, sondern lebhaft und freundlich. Man wollte ihn unwillkürlich in den Arm nehmen, doch der Kleine wehrte sich meistens vehement dagegen. „Was ist los? Willst du noch was sagen?“ Kyos Stimme riss Toshiya aus seinen Gedanken, er schüttelte nur schnell den Kopf. „Nein, entschuldige, ich habe nur ein bisschen nachgedacht…“ „Worüber?“, fragte Kyo sofort, und in seinen Augen schien so etwas wie Begeisterung aufzublitzen. Toshiya fiel auf, dass es eigentlich typisch für Kyo war, dass er nachfragte. Die anderen waren meist so beschäftigt, dass sie sich nicht so viel Zeit für ewig lange Gespräche nahmen, es sei denn, es ging um irgendwelche Songs. Mit Kyo hingegen hatte er früher öfters über Gott und die Welt geredet…doch er selbst hatte sich immer weniger Zeit dafür genommen, und das eigentlich eher unbewusst. Er war immer nervöser geworden, wenn er mit Kyo mal länger allein war. Er konnte nicht mehr einfach so mit ihm über alles reden, sondern legte seine eigenen Worte auf die Goldwaage, wollte es dem Kleinen immer Recht machen. Er wusste nicht genau, warum das so war, es hatte ihn aber irgendwann genervt und er hatte Abstand zwischen sich und Kyo gebracht. Anscheinend war das aber ein Fehler gewesen… „Ich habe gedacht, dass du doch mit all den Jahren immer niedlicher wirst, Süßer!“, antwortete Toshiya frech und riss sofort schützend die Arme hoch, denn Kyo holte schon zum Schlag aus. „Ich geb dir gleich niedlich! Du Blödmann!“, antwortete Kyo, lachte selber auch, doch es war kein unbeschwertes Lachen, es klang viel mehr gezwungen. Der Kleine war immer noch rot. „Uhm…okay, entschuldige. Du bist natürlich ein Monster schlimmsten Grades.“, meinte Toshiya sarkastisch. „Ja, ja…hm, also ich muss jetzt aber wirklich los, wir können ja vielleicht demnächst mal wieder ein paar Stunden zusammen verbringen…“, fing Kyo an, doch Toshiya unterbrach ihn. „OOOOH zusammen verbringen? Na das klingt jetzt aber mal zweideutig…“, sagte er mit süffisantem Grinsen. „Na wenn du meinst…“, konterte Kyo nur und streckte ihm die Zunge raus. Sofort schlug Toshiyas Herz etwas schneller, er sah weg. Kyo durfte nicht merken, dass er schon wieder nervös wurde. „Was ist? Fehlen dir die Worte?“, fragte der Kleine herausfordernd. Langsam hatte Toshiya das Gefühl, dass das Ganze für Kyo nur ein Spiel war und er ihn nur testen wollte. „Hm…bei dem Gedanken an ein perverses Kyo fehlen mir natürlich die Worte, weil es so etwas gar nicht geben kann!“ „Oh, da hat wohl jemand noch keine Erfahrungen mit wilden Kyos gemacht!“ Der Kleine grinste immer breiter und knuffte Toshiya in die Seite. Toshiya legte eine Hand ans Kinn und tat so, als müsste er schwer grübeln. „Hm lass mich nachdenken…nein, Kyos sind in meiner Sammlung der persönlichen Pornoevents noch nicht aufgenommen…“ Doch da unterbrach ihn Kyo. „Und Dais?“ Toshiya sah ihn verwirrt an. Was? „Äh…und Kaorus…und Shinyas…“, schob Kyo schnell nach und grinste unschuldig. „Ach so! Dais! Wegen Dai! Ähm nein, wieso sollte ich den oder Kaoru oder Shinya in dieser heiligen Sammlung haben?!“ „Weiß nich…hätt ja sein können…“, murmelte Kyo und wandte sich dann zum Gehen. „Ich muss dann mal…“, sagte er etwas lauter. „Ja, ich auch. Bis morgen, Kleiner.“ „Pfffh selber, Großer!“ „Lass dich noch mal knuddeln!“ „AAARGH…“ Kyo jammerte und knurrte zwar, ließ es aber über sich ergehen und drückte urplötzlich Toshiya einen kleinen Kuss auf die Wange. „Tschau…bis morgen.“, nuschelte er schnell, drehte er sich um und hastete die Straße entlang davon. Toshiya starrte ihm vollkommen aus der Bahn geworfen nach. „…also ich glaube, nicht nur Die hatte heute Morgen Hasch im Tee…Was für ein seltsamer Tag! Drehen heute alle irgendwie durch?!“, murmelte Toshiya leise und ging dann in die andere Richtung davon, um zuhause seine Sachen zu packen. Am nächsten Tag hatten sich alle vor dem neuen Haus versammelt. Es war ein hübsches, etwas älteres Haus, das zwar nicht allzu groß war, dafür aber richtig Flair hatte. Es war außen weiß gestrichen, mit einer hohen weißen Mauer um den ganzen Garten um das Haus herum. Ein kleiner gepflegter Gartenweg führte zu der dunklen Holztür, die sich in der Mitte der Hauswand befand. Innen kam man in einen kleinen Eingangsraum, in dem man die Schuhe abstellen konnte, danach kam ein schmaler Flur. Links und rechts waren Zimmertüren. Die erste Tür links stand offen, es war ein kleines Badezimmer, das komplett mit blauen Kacheln ausgestattet war. Kaoru deutete stolz hinein und zeigte auf den großen Spiegel, der Begeisterung bei den anderen auslöste. Dann gingen sie zurück in den Flur. Geradeaus sah man gleich durch ein großes Fenster in den Garten. Auf dem hellen Holzboden standen an einer Seite eine kleine Kommode und ein leerer Blumentopf. „Boah! Hier ist ja gleich ein Zimmer! Das will ich! Dann muss ich nicht so weit laufen, wenn ich mal spät nachts heimkomme!“, rief Die sofort, nachdem er die nächste Tür links geöffnet hatte. „Okay…gleich daneben ist noch ein Wohnraum. Rechts habt ihr dann die Küche und ein Esszimmer.“, erklärte Kaoru und führte sie in die Küche, von der aus man direkt ins Esszimmer gelangen konnte. „Und daneben ist noch ein Zimmer, das allerdings etwas versteckt liegt.“, sagte Kaoru und deutete auf einen etwas versteckten Durchgang am Ende des Flures. Im Obergeschoss lagen noch einmal zwei Wohnräume, ein weiteres großes Bad, ein Wohnzimmer, eine Art Büro und ein langer Balkon, der sich fast eine ganze Hauswand entlang zog. Ganz oben gab es noch einen Dachboden und unten einen Keller. „Wao, es ist wirklich toll, Kaoru!“, schwärmte Shinya, der von einem Raum in den nächsten wuselte. „Und sogar mit Garten! Wie eine richtige bürgerliche Familie!“, meinte Die lachend und klopfte dem Leader anerkennend auf die Schulter. „Spar dir deine Witze. Also, Dai, du nimmst das Zimmer da vorne? Gut, dann gehe ich schon mal sicher nach oben, denn bei deinem Geschnarche halte ich es in dieser Etage nicht aus.“, bestimmt Kaoru gleich. „Hm…Da würde ich mich dir mal anschließen…ich möchte nachts ruhig schlafen können…“, sagte Shinya etwas vorsichtig und ging dann zusammen mit Kaoru nach oben. „JA JA, LASST EURE BOSHAFTIGKEIT NUR AN DEM ARMEN DAI-CHAN AUS!“, rief Die ihnen beleidigt nach und sah dann zu Toshiya und Kyo. „Und wohin geht ihr?“ „Also mir macht dein Geschnarche nichts aus, ich geh halt ins Zimmer nebenan…“, sagte Toshiya und öffnete die Tür zu dem Zimmer. „Hmpf…dann nehme ich eben das Letzte. Mir egal, hauptsache ich kann in Ruhe schlafen.“, murrte Kyo und ging zu dem letzten, etwas versteckten Zimmer neben der Treppe. Kurz darauf trafen sie sich wieder im Flur und überlegten, welche Möbel sie nehmen sollten. „Nehmen wir meinen Wohnzimmerteppich, der ist total weich!“ „Was, das Flusenteil?! Da setz ich mich nicht drauf!“ „Wer hat schöne Lampen?“ „Meinst du so Deckenlampen? Da hab ich noch eine, die schon meine Oma im Krieg…“ „Oh Gott. Da geh ich lieber zu Ikea und hol eine neue!“ „Wer hat viele Stühle daheim?“ „Ich!“ „Die alten Klapperteile?! Die kannst du höchstens noch verschüren!“ „Als ob du bessere hättest!“ „Hey, hat jemand einen geileren Fernseher als ich?“ „Nein, aber einen geileren Arsch.“ „Aha, na wenn ich bei dem auch jeden Abend die Teletubbies sehen kann, soll’s mir recht sein…“ „Teletubbies?! Igitt! Ich sag’s euch! Für so einen Schrott besorgt ihr euch einen eigenen Fernseher ins Zimmer!“ „Hat eigentlich jeder sein eigenes Telefon?“ „Das hättest du wohl gerne, du Quasselstrippe!“ „Was denn?! Du brauchst doch bestimmt dein eigenes Bad, du Tussi!“ Kaoru verdrehte irgendwann genervt die Augen, so ging wirklich gar nichts voran. Mit einem lauten Räuspern sorgte er schließlich für Ruhe und legte eine Liste an, auf dem genau stand, wer was mitzubringen hatte. Danach informierten sie die Möbelpacker und fuhren wieder zu sich nach Hause. //Hm, dann bin ich ja mal gespannt, wie sich das Ganze jetzt entwickelt…//, dachte sich Kyo gespannt, während er seine Kisten daheim zusammenräumte. Sehr viel war das nicht, er wohnte noch nicht so lange in dieser Wohnung hier. Vieles war noch vom vorherigen Umzug in Kisten verstaut oder daheim bei seinen Eltern, auch wenn er da nur selten war. Jedes Mal, wenn er sie besuchte, kamen die gleichen Sprüche. „Wann hörst du endlich auf damit?“ „Wann lernst du etwas Ordentliches?“ „Wann wirst du wieder normal?“ Und so weiter… Da war es schon viel erträglicher, mit den vier Jungs zusammen zu wohnen, auch wenn er auf einen allmorgendlichen Anblick eines duschenden Toshiyas verzichten konnte, das würde sonst noch zu einem Herzinfarkt führen. Hoffentlich sperrte der Idiot auch immer die Tür ab!! Doch trotz aller Bedenken verlief der Einzug problemlos und die fünf kamen zusammen eigentlich ganz gut zurecht. Toshiya gefiel es in dieser neuen Wohnung sogar besser als in der alten, denn hier hatte er viel mehr Platz und auch ein ordentliches Bad. Seine letzte Wohnung war etwas heruntergekommen gewesen, dafür billig – im Verhältnis zu der recht zentralen Lage mitten in der Stadt. Aber hier war es einfach viel besser. Er hatte sogar seine komplette Klamottensammlung von seinen Eltern abholen und hier her bringen können. Endlich ein richtig großer Kleiderschrank! Und endlich gutes Essen! Shinya konnte einfach wunderbar kochen! Außerdem konnte er nun einfach bei den anderen anklopfen, wenn er sie sehen wollte. Zu dem Zweck hatte Kaoru sich schon einen Zimmerschlüssel und ein „LASST MICH IN RUHE!“-Schild an der Tür anbringen lassen und Die haufenweise Prospekte von sicheren Türschlössern und Schalldämpfern angeschleppt. (irgendwie hatte Toshiya das Gefühl, dass sie genervt von ihm waren – warum nur?!) Mittlerweile leben ich schon seit knapp zwei Monaten hier, es wurde langsam Herbst. Zum Glück, fand Toshiya. Er mochte dieses drückend heiße Sommerwetter nicht besonders… Und genau so ein Tag würde es heute werden, das spürte er schon, als er die Augen aufschlug. Es war noch komplett still in der Wohnung, nur das leise Ticken seines Weckers war zu hören. Eine Weile lag er einfach nur mit geschlossenen Augen da, genoss die Entspannung. Heute stand zur Abwechslung mal kein Termin an, weder Bandprobe noch Interview noch sonst etwas. Einfach ein Tag zum Entspannen. Er könnte vielleicht mal wieder mit Shinya einkaufen gehen…er brauchte einen Wintermantel… und dann abends mit Die durch die Clubs ziehen… Wie auf’s Stichwort waren nebenan Schritte zu hören, Die war aufgestanden. Den Geräuschen zu urteilen ging er ins Bad. Gähnend setzte sich Toshiya auf und sah auf den Wecker. Zehn Uhr morgens. Gott, war das früh… „UAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!!!!!!!!!!!“ Ein Schrei gellte durch das ganze Haus und Toshiya hörte ein lautes Rumsen, anscheinend war Shinya im Zimmer über ihm aus dem Bett geflogen vor Schreck. Auch Toshiya saß kerzengerade im Bett, sein Herz raste wie verrückt. //W-Was…?! Dai?!?!?// Er sprang auf, stürmte aus seinem Zimmer und hämmerte wie besessen gegen die Badezimmertür. „DAI?! DAI-CHAN! WAS IST PASSIERT?! OH GOTT, HAST DU DICH VERLETZT?! BRAUCHST DU EINEN NOTARZT?!“ Er hörte von innen nur ein leises Wimmern. //OH MEIN…// Da kam auch schon Kaoru die Treppe hinuntergesprungen, auch er sah besorgt aus. “Was ist denn los?! Ist etwas passiert?!“, fragte er aufgeregt. „Ich…weiß nicht…“, stammelte Toshiya und drückte die Klinke der Tür hinunter, es war nicht abgesperrt. Dai stand regungslos vor dem Spiegel und starrte sich selbst darin entsetzt an. „Was zur…? … MOMENT MAL! WAS IST MIT DEINEN HAAREN PASSIERT?!“ Erst jetzt hatte Toshiya entdeckt, dass Dais leuchtend rote Haare oben grässlich orange schimmerten. „I-Ich…ich wollte den Ansatz nachfärben…“, stammelte Die ganz fassungslos. „Aber warum orange?! Das sieht ja mal mega-hässlich aus!“, rief Toshiya empört. Da bekam er eine Kopfnuss und Kaoru schob sich an ihm vorbei. Er sah Die böse an. „Ist das alles?! Wegen so einem Scheiß versetzt du uns alle in Angst und Schrecken?! Der arme Shinya ist aus dem Bett gepurzelt wegen deinem blöden Geschrei! Und ich wollte ausschlafen! Nun stehe ich hier und muss hören, dass ich mich vollkommen umsonst aufgeregt habe!! Nur weil unser dummer Mister Rotschopf zu blöd ist, das richtige Färbemittel zu kaufen! Ich glaub ich spinn! ARGH! Ihr…ihr regt mich auf!! Ich leg mich wieder hin und WEHE, ich werde noch einmal wegen so einem Unsinn geweckt!“ Und schon drehte sich der Leader mit einem bösen Schnauben um und stampfte geräuschvoll die Holztreppe hoch, die unter seinen Schritten knarzte und knirschte. „Eh? Was regt DER sich denn jetzt auf?! Was wäre, wenn SEINE Haare mal eklig orange wären?!“, murmelte Toshiya, während er Kaoru nachsah. „U-Unsinn?! Das ist ja wohl beileibe kein Unsinn! Meine Haare! Mein Heiligtum! ORANGE! ORAAAAAANGE!“, jammerte Die wieder los und sank unter Tränen auf den Boden. Toshiya sah sich die Haarfärbepackung genau an. „Ähm…du Dai-chan…du hast kein Färbemittel gekauft…das ist Bleichmittel…“ Die blinzelte ihn an. „I-Ist es?“ „Ja! Dann dürfte es gar kein Problem sein, einfach drüberzufärben! Da hält deine Farbe jetzt bestimmt sogar noch besser!“, meinte Toshiya und strahlte Die an. Der schien wieder Hoffnung zu schöpfen. „Oh…oh Toshiya…was würde ich nur ohne dich machen…“, schniefte er, sprang auf und umarmte den Größeren stürmisch. „Ja, ja, ich weiß, ohne mich wärst du natürlich verloren…“, antwortete der und lachte frech. „Was macht ihr denn da?“, fragte eine böse Stimme hinter ihnen. Sie sahen zur Tür – da stand Kyo, noch im Schlafanzug, mit verschränkten Armen und musterte die beiden. „Die hatte einen kleinen Nervenzusammenbruch der mittelschweren Art. Seine Haare sind leider orange statt rot geworden.“, erklärte Toshiya und deutete auf Dies Haaransatz. Der nickte nur, schluchzte in Toshiyas Oberteil und jammerte etwas von „orange…orange wie Winnie Pooh…“ „AAAA-HA. Und deswegen so ein Aufstand. Ich dachte, es wäre etwas passiert, weil alle in Aufregung waren. Aber scheint ja alles in Ordnung zu sein.“, knurrte der Kleine giftig. Da musste Toshiya grinsen. „Haha, hast du dir etwas echt Sorgen um unser Dai-chan gemacht?“, fragte er frech nach. „Pfh warum sollte ich? Er hatte doch eine schon erstklassige Betreuung.“, antwortete Kyo. „Hä? Betreuung?“ „Na, dich! Du kümmerst dich ja wirklich RÜHREND um deinen süßen Dai!“, sagte Kyo, als wäre Toshiya schwer von Begriff und verdrehte die Augen. „Ich? Ich verstehe halt den Ernst der Lage! Aber wenn du magst, darfst du auch geknuddelt werden!“, trällerte Toshiya und löste sich von Die, der immer noch in anderen Sphären zu schweben schien. „Hä? Ne, lass mal lieber, ich bin schon in Ordnung!“, stammelte Kyo, nicht mehr ganz so frech wie vorher. „Uiii der Kleine wird rot!“, freute sich Toshiya und tänzelte auf ihn zu. Seit sie hier zusammen wohnten, wuchs in ihm das Verlangen, Kyo andauernd zu sehen. Er wollte den Kleinen andauernd berühren, aber das ging natürlich nicht. Deswegen nutzte er jede Gelegenheit, die sich ihm bot, so wie diese hier. Der Kleine war aber auch ZU süß… Ja, es schien wirklich so, als hätte er sich in Kyo verliebt. Aber er war zu schüchtern, um das anzusprechen. Noch. „He, geh weg!“, maulte Kyo, wehrte sich aber nicht richtig und ließ die Knuddelfolter über sich ergehen. Genau das machte Toshiya ein wenig unsicher. Er hatte früher fest geglaubt, dass Kyo absolut straight war und er als Kerl null Chance hatte. Doch seltsamerweise schien auch Kyo Nähe zu suchen und ließ Knuddeln und so weiter zu. Toshiya wusste nicht, ob das nur bei ihm so war, denn die anderen drei wollten erst gar nicht mit Kyo kuscheln. Waren ja alles gestandene Kerle (Ja, sogar Shinya!!) und viel zu cool zum Kuscheln. tbc... --------- so ich hoff es hat euch gefallen, wir würden uns über kritik freuen *kulleraugen* Kapitel 3: Fortsetzung Kapitel 2: Umzug --------------------------------------- sooo gomen nasaii... das muss noch zu kapi zwei XD iwie ist uns das noch eingefallen...ich hoff es gefällt. _________________________________________________________________________________ „Sooo reicht das an Pflege und Betreuung?“, fragte Toshiya lächelnd nach. „Hm du könntest mir noch die Schultern massieren…“ „Pffh bin ich eure Altenbetreuerin oder was?! Aber ooookay, wenn mein süßes Kyo-chan es will…“ „Noch einmal –chan und dein Arm ist gebrochen!“ „…Kyo-chibi?“ „NEIN! Los, komm jetzt, ich will frühstücken.“ Kyo zerrte ihn an der Hand mit in die Küche, wo der übermüdete Shinya Kaffee kochte. „Okay, warten wir, bis Chibi fertig ist.“, meinte Kyo, setzte sich auf die Eckbank und klopfte auf den Platz neben sich. Toshiya folgte der Aufforderung und massierte dann Kyos Schultern, während sie belustigt zusahen, wie Shinya gähnend einen Teebeutel in seine gefüllte Kaffeetasse hängte und fragte, wer von ihnen noch einen Earl Grey haben wollte. „Der Kerl schläft ja echt praktisch noch im Stehen!“, flüsterte Toshiya dem Kleineren zu, der halb auf dem Tisch lag und die Massage genoss, den Kopf auf die Arme gelegt. „Was sagst du, Totchi? Stimmt was mit meinem Tee nicht? Mhm wo ist nur der Zucker…“, brabbelte Shinya und tapste von einem Schrank zum nächsten. „Thihi, wie wär’s wenn du es mal mit dem Schüsselchen hier auf dem Tisch probierst?“, schlug Kyo vor. „Hö? Oh…ja…ich bin wohl noch nicht so ganz wach…ich bin heute Morgen aus dem Bett geflogen, weil ich dachte, dass Die schreit…“, erzählte Shinya, während er sich an den Tisch setzte und gedankenverloren die komplette Zuckerschüssel in seine übervolle Tasse kippte. Die beiden anderen lächelten nur mitleidig und nickten verständnisvoll. „Alles klar, Chibi…“, antwortete Toshiya und sah dann hinab zu Kyo, strich ihm sanft über den schmalen Rücken, massierte dann an der Wirbelsäule entlang und fuhr an den Seiten entlang. Er konnte gar nicht genug von diesem Körper bekommen… „Naaa passt es so?“, fragte er nach. Als Antwort bekam er ein Nicken und ein wohliges Schnurren, was Toshiya sofort knallrot anlaufen ließ. Da kam Die in die Küche gewuselt, er trug schon Alltagsklamotten und hatte sich trotz den 27°C außen eine Mütze aufgesetzt. „AAAAH wo hab ich nur meinen Geldbeutel hingelegt?!“ „Auf der Kommode im Flur liegt so einiges von dir rum…“, antwortete Toshiya mit einem Nicken Richtung Flur. „Okay…ich geh jetzt nämlich Haarfärbemittel kaufen, dieses Mal aber echt das Richtige! … Und was macht ihr zwei da?!“ „Wieso? Was sollen wir machen? Ich massiere das Kyo-cha-äääh, -kun!“, sagte Toshiya ganz unschuldig. Auch Kyo nickte brav. „So, so…weil du knallrot bist und Kyo sabbert!“ „WAS?!“, kam es von den beiden. Die grinste schon und wollte ein allwissendes Kommentar ablassen, doch da unterbrach in Shinya. „Bäääh der Tee schmeckt nach ekligem süßem Kaffee!! Igiiiitt das ist ja eine Mogelpackung!“ „Was hast denn du da in der Tasse?!“, fragte Die ganz entsetzt und schnüffelte an dem ekligem Gebräu. Dadurch war er von den anderen beiden abgelenkt, die innerlich erleichtert aufatmeten. //Die, du Blödmann… aber moment… Kyo sabbert?! Ach Unsinn, das hat Die nur so gesagt…//, dachte Toshiya, beugte sich aber trotzdem zur Seite, um Kyos Gesicht sehen zu können. Der Kleine sah ihn kurz an, drehte den Kopf aber dann in die andere Richtung. //Hm?// „Shinya, kipp das weg und mach dir einen ordentlichen Kaffee…ohne Teebeutel!“, sagte Die gerade und klopfte dann kurz auf den Tisch, „Ich geh, Leute! Tschaui!“ Und schon war er weg. Shinya seufzte, kippte seine Brühe weg und schlurfte aus der Küche. „Ich leg mich noch mal hin…“ „Tu das!“, kam es von den anderen beiden. Die Haustür klackerte, Die ging also Einkaufen. //Yippie, ich bin praktisch allein mit ihm!!//, freute sich Toshiya – zu früh, denn leider hatte Kaoru nun doch beschlossen, aufzustehen und in der Küche für die drei ein Frühstück zu machen. („Damit ihr endlich Bärenstark werdet, ihr Teddys!“) Kyo rutschte ein Stück von Toshiya weg und vermied es, ihn noch einmal anzusehen. //Was hat er denn? War es ihm peinlich??// Doch als Kaoru anfing, mit ihnen über das neue Album zu reden, vergaß er die Gedanken wieder… _____________________________________ so das wars etz aber...als nächstes kommt wirklich kapitel 3 XD kommis wären lieb. Kapitel 4: Rot ist die Farbe der Liebe -------------------------------------- „Oh man, wo waren hier noch mal die Pflegeartikel…“, seufzte Die genervt, als er im Convenience Store herumirrte. Tierfutter, Blumen, Obst und Gemüse, sogar Hemden im Zehnerpack, aber von Haarpflegeprodukten weit und breit keine Spur. Es war total warm hier innen, vor allem die schwarze Mütze, die er aufhatte, wärmte ziemlich. Er hatte extra schon ein dünnes T-Shirt (mit der Aufschrift „Selfish“) an, dazu eine Jeans und eine dunkle Sonnenbrille. Seine langen roten Haare hatte er eigentlich komplett unter die Mütze stecken wollen, doch einige Strähnen hatten sich schon gelöst und hingen herunter. Seit dem Schock mit dem orangenen Haaransatz hatte er eine Art Trauma und bildete sich ein, seine kompletten Haare wären nicht mehr so rot wie früher. //Oh Gott, bestimmt sieht man das Orange schon in den Spitzen durchschimmern!!//, dachte er panisch und irrte verzweifelt durch die Gänge. //Oh böser Dämonenkönig, was hab ich dir nur getan, dass du mich so strafen musst?!... OK, ich höre mich langsam an wie ein naives Mädel aus einem gewissen Manga, aber mich beschleicht langsam das Gefühl, dass es den Dämonenkönig wirklich gibt!// Und der sah dann bestimmt aus wie ein böser Kyo. Oh Hilfe. Eigentlich wollte er nur noch schnell nach Hause und seine Haare richten. Wo war jetzt nur das verdammte Färbemittel?! „Entschuldigung, kann ich ihnen helfen?“, fragte auf einmal eine junge Verkäuferin neben ihm, auf deren Namensschild „Sachiko“ stand. //Dämonenkönig, steh mir bei…// „Ich suche Haarfärbemittel…“, fing Dai langsam an. „Ah, also so braun hätten wir da vorne…“, fing sie an, mit einem etwas abschätzigen Blick auf Dais rote Haare, die unter der Mütze hervorlugten. Eigentlich war Dai die blöden Blicke schon gewohnt, lange knallrote Haare waren eben ein absolutes Tabu in der konservativen japanischen Gesellschaft, doch jetzt störte es ihn wirklich. Was gab es denn so blöd zu gucken?! „Nein, ich suche nach rot.“, knurrte er genervt. Diese Frau nervte ihn. Kleines blödes Ding. Und Sachiko hieß sie auch. Die war doch zu nichts zu gebrauchen! Die Frau hatte inzwischen einen anderen Verkäufer gerufen – was für ein Aufstand für ein Haarfärbemittel! „Herr Saikawa, wo haben wir ROTE Haarfärbemittel?“, fragte sie mit sarkastischem Unterton. „Ah, die sind hinten bei den Kinderspielsachen. Kommen Sie mit.“, sagte der Mann freundlich zu Dai und winkte ihn hinter sich her. //KINDERSPIELSACHEN?!// Er konnte die Genugtuung schon im Gesicht dieser verfluchten Sachiko sehen. „Kleine, du brauchst überhaupt nicht so blöd grinsen, ein bisschen Haarfarbe würde dir auch mal gut tun. Würde von deiner hässlichen Visage ablenken!“, fauchte er giftig, trabte dann hinter Herrn Saikawa her und kam so zu dem Regal – doch zu seinem großen Entsetzten war das Fach mit seiner üblichen Farbe leer. „AAAAAH! W-Wo ist die Farbe?!“, rief er entsetzt und drehte sich zu wütend zu dem Verkäufer um. „Ich muss Sie leider darauf hinweisen, dass dieser Rot-Ton zur Zeit ausverkauft ist…“, sagte der und verbeugte sich entschuldigend. Er war ein schmächtiger, dünner Wicht, zwar noch jung, aber ohne Ausstrahlung oder einen Hauch von Selbstvertrauen. Perfekt für Dai, um seine Aggressionen abzubauen. „Ausverkauft?! Was heißt da ausverkauft?! Und was ist jetzt mit meinen Haaren?!“ „Nun, wie wäre es mit einer ähnlichen Farbe? Wir haben hier dunkelrot, violett, orange…“ Orange. Das Unwort. „WIE BITTE?? WAS GLAUBST DU, WER DU BIST, DU BLÖDER VERKÄUFER!! ORANGE! … Als ob ICH orange Haare haben würde! Als ob mir das stehen würde! Ich will DIESE Farbe, genau DIESES Rot! Und zwar sofort!“ „D-Die Farbe ist ausverkauft…“, wiederholte der Verkäufer etwas eingeschüchtert. Die wollte schon handgreiflich werden, da hörte er plötzlich hinter sich eine entsetzte Stimme. „HÄÄÄ?? WO IST DIE ROTE FARBE?!“ “Ausverkauft…“, sagte der Verkäufer nun zum dritten Mal. Als Die sich umdrehte, sah er da einen jungen Mann in seinem Alter stehen, mit schwarz-roten Haaren, die nur bis zur Schulter gingen. Er trug ein etwas tailliertes weißes Hemd mit ellbogenlangen Ärmeln und eine dunkle Hose. Außerdem genau wie Die eine dunkle Sonnenbrille. Er schien ziemlich wütend zu sein. „WAS, AUSVERKAUFT?! Das ist doch wohl ein Witz! Und was ist jetzt mit meinem Haaransatz?!“, fragte er und ging einen Schritt auf den Verkäufer zu, wobei er auf seinen schwarzen Haaransatz deutete. „D-Das sieht man doch kaum…“, antwortete der Verkäufer. „SIEHT MAN KAUM?!“, wiederholte der junge, Dais Meinung nach äußerst hübsche Mann fassungslos. „JA GENAU! Genau das Problem habe ich auch!“, rief Die nun dazwischen und nickte verständnisvoll. Der andere sah ihn etwas verwirrt an, doch dann begriff er und klopfte Die auf die Schulter. „Jawoll, endlich ein Gleichgesinnter! Endlich jemand, der versteht, wie wichtig das Färben des Haaransatzes ist!“ „Oh ja! Natürlich ist das wichtig! Was glaubst du, warum ich eine Mütze aufhabe?!“ „Ah, das ist eine gute Idee, das hätte ich auch machen sollen! Sonst traut man sich ja nicht mehr aus dem Haus!“, rief der andere und klatschte sich gegen die Stirn. Dai musste grinsen – dass es so etwas wie einen Seelenverwandten gab, hatte er bis jetzt nie glauben können. „Ja, genau, genau, genau!!!! Ich setzte dann immer eine Mütze auf, egal wie heiß es ist.“ „Hm, die steht Ihnen auch sehr gut…“ „Sag ruhig Du zu mir. Ich bin Daisuke. Sag einfach Die.“, stellte Die sich vor und grinste den anderen mit seinem tausend-Watt-Grinsen an. Der lächelte zurück. „Freut mich, Genosse! Ich bin Ibuki!“ „Hahaha! Cooler Name! Dein echter?“ „Nein, Künstlername.“ „Spielst du etwa in einer Band?“, fragte Die erstaunt nach. „Klar, sonst hätte ich doch normale Haare! Woaaah deine sind aber auch nicht von schlechten Eltern! SO LANG! OH WAOOOOO! Darf ich mal anfassen?“, fragte Ibuki mit großen Augen. „Na klar!“, antwortete Die. Ihm fiel auf, dass Ibuki das Thema ziemlich auffällig gewechselt hatte. Es war ihm anscheinend unangenehm, über Musik zu reden. Das kam Die ganz gelegen, er wollte nicht unbedingt gleich sagen, dass er der Die von Dir en grey war, denn die Band war schon bekannt und viele Leute behandelten ihn sofort ganz anders, wenn sie wussten, wer er war. Das nervte ihn wirklich total. Also war es ganz gut, dass sie nun ein anderes Gesprächsthema hatten. „Die sind ja echt hammer! Wirklich echt deine Haare?!“, fragte Ibuki, während er eine Strähne durch seine Finger gleiten ließ. „Ja schon! Seh ich aus, als würde ich mir Pferdehaar einpflanzen lassen?“, fragte Die lachend nach. „Hahaha, nein, natürlich nicht! Aber trotzdem…so lang und strahlend rot… mein Gott, du bist geil!“ „Ohooo das hört man gerne! Hey, hast du noch ein wenig Zeit? Ich brauche unbedingt heute noch ein Haarfärbemittel, gehen wir zusammen noch in einen anderen Convenience Store?“, fragte Die nach. „Klar! Ich weiß, dass zwei Busstationen weiter einer ist.“ „Okay, dann gehen wir, der Verkäufer hat sich eh schon verzogen…“ Also gingen sie zusammen die Haarfärbepackung kaufen und wurden sogar fündig. Auf dem Weg dahin erzählte Die von seinen bisherigen Haarfarben und Pannen beim Färben, so dass Ibuki schon Bauchschmerzen vor Lachen haben musste. (Dai setzte sogar demonstrativ seine Mütze ab, worauf Ibuki vor Lachen die Tränen in die Augen stiegen). Nach ihrem schnelle Einkauf standen sie nun vor dem Conveni und sahen sich unschlüssig an. „Ano…und jetzt?“, fragte Die vorsichtig nach. Er hatte seine Mütze wieder aufgesetzt, deswegen war es ihm wieder total warm. „Hm…ich weiß nicht, ich muss nichts mehr besorgen. Brauchst du noch irgendwas? Ich habe heute Zeit, also wenn du noch irgendwo hinmusst…“, antwortete Ibuki und schob seine Sonnenbrille hoch, fächelte sich mit der flachen Hand etwas Luft zu. //Er hat schöne Augen…//, dachte sich Die. „Ehm nein ich brauch nichts mehr. Hab heute nichts vor, außer Haare nachfärben, sonst sterbe ich!“, sagte er und lachte. „Dann komm doch mit zu mir, da können wir das zusammen machen!“ „Eh? Okay…“ „Mit dir ist das bestimmt auch lustiger als immer nur allein rumzuhocken!“, fügte Ibuki grinsend hinzu und so schlenderten sie zusammen zur Bushaltestelle und fuhren zu Ibuki, um dort ihre Haare wieder in frischer Farbe erstrahlen zu lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)