Myaku von Jigarkhvar ================================================================================ Kapitel 4: Rot ist die Farbe der Liebe -------------------------------------- „Oh man, wo waren hier noch mal die Pflegeartikel…“, seufzte Die genervt, als er im Convenience Store herumirrte. Tierfutter, Blumen, Obst und Gemüse, sogar Hemden im Zehnerpack, aber von Haarpflegeprodukten weit und breit keine Spur. Es war total warm hier innen, vor allem die schwarze Mütze, die er aufhatte, wärmte ziemlich. Er hatte extra schon ein dünnes T-Shirt (mit der Aufschrift „Selfish“) an, dazu eine Jeans und eine dunkle Sonnenbrille. Seine langen roten Haare hatte er eigentlich komplett unter die Mütze stecken wollen, doch einige Strähnen hatten sich schon gelöst und hingen herunter. Seit dem Schock mit dem orangenen Haaransatz hatte er eine Art Trauma und bildete sich ein, seine kompletten Haare wären nicht mehr so rot wie früher. //Oh Gott, bestimmt sieht man das Orange schon in den Spitzen durchschimmern!!//, dachte er panisch und irrte verzweifelt durch die Gänge. //Oh böser Dämonenkönig, was hab ich dir nur getan, dass du mich so strafen musst?!... OK, ich höre mich langsam an wie ein naives Mädel aus einem gewissen Manga, aber mich beschleicht langsam das Gefühl, dass es den Dämonenkönig wirklich gibt!// Und der sah dann bestimmt aus wie ein böser Kyo. Oh Hilfe. Eigentlich wollte er nur noch schnell nach Hause und seine Haare richten. Wo war jetzt nur das verdammte Färbemittel?! „Entschuldigung, kann ich ihnen helfen?“, fragte auf einmal eine junge Verkäuferin neben ihm, auf deren Namensschild „Sachiko“ stand. //Dämonenkönig, steh mir bei…// „Ich suche Haarfärbemittel…“, fing Dai langsam an. „Ah, also so braun hätten wir da vorne…“, fing sie an, mit einem etwas abschätzigen Blick auf Dais rote Haare, die unter der Mütze hervorlugten. Eigentlich war Dai die blöden Blicke schon gewohnt, lange knallrote Haare waren eben ein absolutes Tabu in der konservativen japanischen Gesellschaft, doch jetzt störte es ihn wirklich. Was gab es denn so blöd zu gucken?! „Nein, ich suche nach rot.“, knurrte er genervt. Diese Frau nervte ihn. Kleines blödes Ding. Und Sachiko hieß sie auch. Die war doch zu nichts zu gebrauchen! Die Frau hatte inzwischen einen anderen Verkäufer gerufen – was für ein Aufstand für ein Haarfärbemittel! „Herr Saikawa, wo haben wir ROTE Haarfärbemittel?“, fragte sie mit sarkastischem Unterton. „Ah, die sind hinten bei den Kinderspielsachen. Kommen Sie mit.“, sagte der Mann freundlich zu Dai und winkte ihn hinter sich her. //KINDERSPIELSACHEN?!// Er konnte die Genugtuung schon im Gesicht dieser verfluchten Sachiko sehen. „Kleine, du brauchst überhaupt nicht so blöd grinsen, ein bisschen Haarfarbe würde dir auch mal gut tun. Würde von deiner hässlichen Visage ablenken!“, fauchte er giftig, trabte dann hinter Herrn Saikawa her und kam so zu dem Regal – doch zu seinem großen Entsetzten war das Fach mit seiner üblichen Farbe leer. „AAAAAH! W-Wo ist die Farbe?!“, rief er entsetzt und drehte sich zu wütend zu dem Verkäufer um. „Ich muss Sie leider darauf hinweisen, dass dieser Rot-Ton zur Zeit ausverkauft ist…“, sagte der und verbeugte sich entschuldigend. Er war ein schmächtiger, dünner Wicht, zwar noch jung, aber ohne Ausstrahlung oder einen Hauch von Selbstvertrauen. Perfekt für Dai, um seine Aggressionen abzubauen. „Ausverkauft?! Was heißt da ausverkauft?! Und was ist jetzt mit meinen Haaren?!“ „Nun, wie wäre es mit einer ähnlichen Farbe? Wir haben hier dunkelrot, violett, orange…“ Orange. Das Unwort. „WIE BITTE?? WAS GLAUBST DU, WER DU BIST, DU BLÖDER VERKÄUFER!! ORANGE! … Als ob ICH orange Haare haben würde! Als ob mir das stehen würde! Ich will DIESE Farbe, genau DIESES Rot! Und zwar sofort!“ „D-Die Farbe ist ausverkauft…“, wiederholte der Verkäufer etwas eingeschüchtert. Die wollte schon handgreiflich werden, da hörte er plötzlich hinter sich eine entsetzte Stimme. „HÄÄÄ?? WO IST DIE ROTE FARBE?!“ “Ausverkauft…“, sagte der Verkäufer nun zum dritten Mal. Als Die sich umdrehte, sah er da einen jungen Mann in seinem Alter stehen, mit schwarz-roten Haaren, die nur bis zur Schulter gingen. Er trug ein etwas tailliertes weißes Hemd mit ellbogenlangen Ärmeln und eine dunkle Hose. Außerdem genau wie Die eine dunkle Sonnenbrille. Er schien ziemlich wütend zu sein. „WAS, AUSVERKAUFT?! Das ist doch wohl ein Witz! Und was ist jetzt mit meinem Haaransatz?!“, fragte er und ging einen Schritt auf den Verkäufer zu, wobei er auf seinen schwarzen Haaransatz deutete. „D-Das sieht man doch kaum…“, antwortete der Verkäufer. „SIEHT MAN KAUM?!“, wiederholte der junge, Dais Meinung nach äußerst hübsche Mann fassungslos. „JA GENAU! Genau das Problem habe ich auch!“, rief Die nun dazwischen und nickte verständnisvoll. Der andere sah ihn etwas verwirrt an, doch dann begriff er und klopfte Die auf die Schulter. „Jawoll, endlich ein Gleichgesinnter! Endlich jemand, der versteht, wie wichtig das Färben des Haaransatzes ist!“ „Oh ja! Natürlich ist das wichtig! Was glaubst du, warum ich eine Mütze aufhabe?!“ „Ah, das ist eine gute Idee, das hätte ich auch machen sollen! Sonst traut man sich ja nicht mehr aus dem Haus!“, rief der andere und klatschte sich gegen die Stirn. Dai musste grinsen – dass es so etwas wie einen Seelenverwandten gab, hatte er bis jetzt nie glauben können. „Ja, genau, genau, genau!!!! Ich setzte dann immer eine Mütze auf, egal wie heiß es ist.“ „Hm, die steht Ihnen auch sehr gut…“ „Sag ruhig Du zu mir. Ich bin Daisuke. Sag einfach Die.“, stellte Die sich vor und grinste den anderen mit seinem tausend-Watt-Grinsen an. Der lächelte zurück. „Freut mich, Genosse! Ich bin Ibuki!“ „Hahaha! Cooler Name! Dein echter?“ „Nein, Künstlername.“ „Spielst du etwa in einer Band?“, fragte Die erstaunt nach. „Klar, sonst hätte ich doch normale Haare! Woaaah deine sind aber auch nicht von schlechten Eltern! SO LANG! OH WAOOOOO! Darf ich mal anfassen?“, fragte Ibuki mit großen Augen. „Na klar!“, antwortete Die. Ihm fiel auf, dass Ibuki das Thema ziemlich auffällig gewechselt hatte. Es war ihm anscheinend unangenehm, über Musik zu reden. Das kam Die ganz gelegen, er wollte nicht unbedingt gleich sagen, dass er der Die von Dir en grey war, denn die Band war schon bekannt und viele Leute behandelten ihn sofort ganz anders, wenn sie wussten, wer er war. Das nervte ihn wirklich total. Also war es ganz gut, dass sie nun ein anderes Gesprächsthema hatten. „Die sind ja echt hammer! Wirklich echt deine Haare?!“, fragte Ibuki, während er eine Strähne durch seine Finger gleiten ließ. „Ja schon! Seh ich aus, als würde ich mir Pferdehaar einpflanzen lassen?“, fragte Die lachend nach. „Hahaha, nein, natürlich nicht! Aber trotzdem…so lang und strahlend rot… mein Gott, du bist geil!“ „Ohooo das hört man gerne! Hey, hast du noch ein wenig Zeit? Ich brauche unbedingt heute noch ein Haarfärbemittel, gehen wir zusammen noch in einen anderen Convenience Store?“, fragte Die nach. „Klar! Ich weiß, dass zwei Busstationen weiter einer ist.“ „Okay, dann gehen wir, der Verkäufer hat sich eh schon verzogen…“ Also gingen sie zusammen die Haarfärbepackung kaufen und wurden sogar fündig. Auf dem Weg dahin erzählte Die von seinen bisherigen Haarfarben und Pannen beim Färben, so dass Ibuki schon Bauchschmerzen vor Lachen haben musste. (Dai setzte sogar demonstrativ seine Mütze ab, worauf Ibuki vor Lachen die Tränen in die Augen stiegen). Nach ihrem schnelle Einkauf standen sie nun vor dem Conveni und sahen sich unschlüssig an. „Ano…und jetzt?“, fragte Die vorsichtig nach. Er hatte seine Mütze wieder aufgesetzt, deswegen war es ihm wieder total warm. „Hm…ich weiß nicht, ich muss nichts mehr besorgen. Brauchst du noch irgendwas? Ich habe heute Zeit, also wenn du noch irgendwo hinmusst…“, antwortete Ibuki und schob seine Sonnenbrille hoch, fächelte sich mit der flachen Hand etwas Luft zu. //Er hat schöne Augen…//, dachte sich Die. „Ehm nein ich brauch nichts mehr. Hab heute nichts vor, außer Haare nachfärben, sonst sterbe ich!“, sagte er und lachte. „Dann komm doch mit zu mir, da können wir das zusammen machen!“ „Eh? Okay…“ „Mit dir ist das bestimmt auch lustiger als immer nur allein rumzuhocken!“, fügte Ibuki grinsend hinzu und so schlenderten sie zusammen zur Bushaltestelle und fuhren zu Ibuki, um dort ihre Haare wieder in frischer Farbe erstrahlen zu lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)