Digimon - Cut von Selma ================================================================================ Kapitel 28: Mainframe I ----------------------- Etwas stach in Hermanns Augen. Etwas das in vielen Farben zu leuchten schien. Langsam hob er einen Arm um mit der Hand seine Augen abschirmen zu können. Irgendwie fühlte er sich seltsam. Sollte er sich vielleicht eben eine Gehirnerschütterung zugezogen haben? Aber warum hatte er dann keine Kopfschmerzen? Vorsichtig fasste er mit der anderen Hand an seinen Hinterkopf und bemerkte nun, was nicht so ganz in Ordnung war. Irgendwie stießen seine Hände nicht auf Widerstand, der von einem Boden ausgehen sollte. Dummerweise blendete dieses vielfarbige Licht immer noch zu stark, als das er irgend etwas erkennen konnte. Doch als er mit seiner freien Hand herum tastete konnte er kein Hindernis oder einen Widerstand erfühlen. Langsam sickerte in seinem Geist die Erkenntnis durch, dass er wohl schweben musste, denn das war die einzig logischer Erklärung dafür. „Mann...“ brummte er leicht sauer und richtete sich auf, jedenfalls versuchte er es und kniff die Augen zusammen. Doch es blieb nur das bunte Farbenspiel, das von überall her zu kommen schien, egal wie er den Kopf drehte. „Ist da wer?“ fragte er, in der Hoffnung vielleicht eine Antwort zu erhalten, doch niemand antwortete. Angefressen versuchte Hermann mehr zu erkennen um so möglicherweise einen Ausweg aus dieser misslichen Lage zu finden. Diese Welt hatte ja schon genügend andere Überraschungen für sie bereit gehalten, das hier schien wieder etwas neues zu sein. Etwas, auf das der Student liebend gern verzichtet hätte. „Ja wir?“ kam die Antwort plötzlich aus mehreren Richtungen und veranlassten den Jungen sich umzusehen, jedoch ohne Ergebnis. „Wer wir?“ hakte er deshalb nach. „Menschen, wie du, und ich“ entgegneten wieder einige Stimmen und langsam begannen sich Schatten aus dem Licht heraus zu bilden, oder schwächte sich das Licht ab? Jedenfalls veränderte sich die Umgebung und plötzlich stand Hermann auf so etwas wie einem Boden, nur dass dieser immer wieder, in unregelmäßigen Abständen, erleuchtet wurde, wie Lichtsignale die in eine bestimmte Richtung strebten und dabei das Material, durch das sie sich bewegten, in verschiedenen Farben aufleuchten ließen. „Hey?“ flüsterte plötzlich eine einzelne Stimme an seinem rechten Ohr und Hermanns Blick ruckte hoch. Nein, er hatte sich wahrlich nicht getäuscht. Seine Umgebung hatte sich wirklich verändert. Der 'Himmel' war nun dunkel und schien von bunten Sternen durchsetzt, während links und rechts so etwas wie Häuser erschienen. Jedoch hatten sie scheinbar keine Türen und nur kleine Fenster, in denen sich etwas abzuspielen schien. „Hey?“ ertönte die Stimme erneut und eine grazile Hand fuhr langsam zu Hermanns Kinn und zog es leicht nach rechts, das er sich umdrehen musste um sehen zu können, was, oder besser gesagt, wer ihn da berührte. Doch da trafen seine Lippen auch schon auf die der anderen Person. Hermann riss die Augen auf und wich hastig zurück, was seiner Gegenüber ein helles Lachen entlockte. „Na, fühlt sich das echt genug an?“ „Echt genug für was?“ irritiert sah der Student die schlanke Frau mit den langen dunkelbraunen Haaren an. „Echt genug um zu wissen, dass du nicht träumst.“ Der Student verzog das Gesicht. Eine seltsame Art von Humor schien diese Person da zu haben. „Oder ist dir das lieber?“ Sie trat schnell näher und noch ehe er reagieren konnte zierte seine linke Wange der Abdruck ihrer 5 Finger der rechten Hand. „Was soll das denn jetzt?“ fauchte er und hielt sich die Wange. „Das ist dafür, dass du es hast so weit kommen lassen.“ „Wie bitte?“ langsam dämmerte Hermann etwas. „Ke... Kerem?“ fragte er vorsichtig. „Aber... aber du bist doch...“ Er musterte sie von oben bis unten. Diese grazile Figur, das konnte doch nicht sein, oder? Sie sah aus wie ein Model. „Viel kleiner? Und?“ beendete sie seinen Satz und schnaubte, während sie sich mit einer Hand durch die Haare fuhr. „Mag sein, dass das in unserer Welt der Wahrheit entspricht, aber das hier ist nicht die Welt wie du sie kennst. Hier kann jeder das sein, was er möchte.“ Sie verschränkte die Hände vor der Brust und wirkte leicht angesäuert. „Das hier ist der Mainframe der Seeker und du hast kein Recht an diesem Ort zu sein.“ „Kerem, du solltest dich nicht im Ton vergreifen. Du weißt was wir beschlossen haben und auch du hast dich daran zu halten.“ Schnaubend drehte sie sich um und blickte zu der Stimmte, die einem älteren Mann gehörte, dessen Haare zwar noch voll aber vollkommen Weiß waren. Er trug einen gut gestutzten Vollbart und einen eleganten Anzug. An der rechten Hand ruhten einige Ringe und seine Finger waren um einen Stock geschlossen. Einen, den Hermann meinte auch schon bei Kerem gesehen zu haben. Was hatte denn das zu bedeuten? Weitere Personen tauchten nun mit jedem Lichtstrahl auf, der unter Hermanns Füßen hindurch glitt und ließen die Verwirrung des Studenten weiter ansteigen. „Kann mir einer mal sagen, was hier los ist?“ brachte er schließlich hervor, nachdem gefühlte 50 weitere Leute um ihn herum standen und er sich langsam ein wenig in die Enge getrieben fühlte. „Wie ich schon sagte,“ brummte Kerem, ein wenig Lustlos, „befindest du dich im Mainframe der Seeker und die Leute, die du um dich herum siehst sind alles ebenfalls Seeker aus vergangenen Tagen. Zusammen bilden sie den Rat. Und das übrigens ist der erste Seeker. Dr. Hyden.“ Der alte Mann nickte, als Kerem redete, immer wieder leicht. Doch dann machte Kerem eine Pause, die ihn dazu erwog sie nachdenklich anzusehen und dann das Wort zu ergreifen. „Bitte verzeih ihr Benehmen,“ Kerem schnaubte erneut. „Aber du solltest wissen, dass sie darum gebeten hat, dich von den Pflichten eines Seekers zu entbinden.“ „Geht das denn so einfach?“ fragte Hermann irritiert. „Möchtest du es denn?“ kam die Gegenfrage des Mannes, der nun beide Hände auf den Stab stützte, wie es Kerem auch schon so viele Male vorher getan hatte. „J...“ - „Antworte jetzt nicht vorschnell,“ fiel ihm der Mann in das Wort und trat langsam auf Hermann zu. „Darf ich?“ er hob seine Hand ein wenig und verharrte vor Hermanns Gesicht. Erst jetzt bemerkte der Student, dass der Blick des Anderen seltsam starr wirkte. Fast so, als wäre er Blind. Für einen Moment schien es, als könne der Andere seine Gedanken lesen, denn der Mundwinkel zuckte leicht. „Ja, du hast recht. Ich bin Blind, und auch wenn dies hier ein Ort ist, an dem ich sehen könnte, wenn ich es wollte, habe ich es von jeher vorgezogen darauf zu verzichten. Denn es kann sehr hilfreich sein, das wahre Ansinnen und Wesen einer Person zu erkennen, wenn man sich nicht von den Informationen die einem die Augen liefern, abgelenkt wird. Langsam näherte sich die Hand des Mannes Hermann und der Junge schloss kurz die Augen, als die Finger sein Gesicht abtasteten. „Du bist noch sehr jung,“ meinte der Mann nachdenklich, der nun ebenfalls die Augen geschlossen hatte und Hermann zögerte kurz. „Ich werde dieses Jahr noch 20,“ kam es dann aus seinem Mund und der Mann lächelte wieder leicht. „Meinen Glückwunsch. Runde Geburtstage sind etwas schönes.“ Doch dann wurde sein Blick wieder ernster. „Du hast viel durchgemacht in letzter Zeit.“ Fragend sah Hermann ihn an. „Deine Gesichtszüge sind hart. Härter als sie es sein sollten. Und außerdem...“ Er drehte seinen Kopf in Kerems Richtung, „weiß ich auch ein wenig was vorgefallen ist. Immerhin musste sie uns Rechenschaft ablegen und ihre Empfehlung begründen.“ Langsam ließ der alte Mann seine Hand sinken. „Es tut mir leid dass dir so etwas widerfahren ist. Normalerweise sollte eine Erwählung ein freudiges Ereignis sein.“ Nun zeichnete sich wirklich so etwas wie Traurigkeit und Betroffenheit auf seinem Gesicht ab. „Wir können es verstehen, wenn du nicht mehr möchtest, wobei das wohl das erste Mal wäre, seitdem es die Seeker gibt, wo jemand vor Ablauf seiner Zeit entbunden wird. Dennoch solltest du es dir wirklich gut überlegen.“ Dr. Hyden drehte sich um und ging zurück zu den Anderen. „Vielleicht solltest du das Wissen der Seeker nutzen um die richtige Entscheidung zu treffen.“ „Aber...“ setzte Kerem an, doch der alte Mann schüttelte den Kopf. „Er hat ein Recht dazu und sollte erfahren, wie wichtig unsere Aufgabe ist und das sie nicht nur Leid bedeutet. Sondern etwas schönes, erfüllendes, wenn man bereit ist sich seiner Aufgabe zu öffnen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)