Digimon - Cut von Selma ================================================================================ Kapitel 27: Paul ---------------- Schweren Herzens hatten sich die Studenten damit abgefunden, dass sie dieses Semester wohl so ziemlich vergessen konnten. Hermann war zwar ein Seeker und wenn es hieß, er könne theoretisch zwischen den Welten wechseln, war er noch lange nicht dazu in der Lage es auch wirklich zu tun. Aus Ermangelung anderer Optionen waren sie deshalb hier erst einmal gestrandet. Jijimon und Babamon hatten ihnen Unterkünfte besorgt und ihnen eingeschärft das sie trainieren sollten. Viel trainieren. Damit sie in dieser Welt bestehen konnten. Seitdem Hermann von den Machenschaften von KERN berichtet hatte, war Paul verschlossener als früher. Stattdessen trainierte er in dem kleinen Hinterhof unablässig. Fast noch intensiver als Quinn und Gazimon. Wobei das Training bei denen ungünstiger für Quinn ausfiel. Katrin hockte mit Kotemon auf einem der zwei Bäume am Rande des Platzes und blickte auf die Jungen hinunter. Ihre Lippen waren zu einem leichten Lächeln verzogen, als sie sah, wie Gazimon wieder Quinn über den Platz scheuchte. Seiner Meinung nach war der Mensch zu langsam, zu unflexibel und ermüdete zu schnell, vom Kämpfen wollte er noch gar nicht reden. Nach einer Weile verkündete Clockmon das er eine Pause brauchte und Paul nickte. Während das Digimon sich in den Raum zurück zog, den er sich mit dem Forscher teilte, machte sich Paul wieder auf den Weg zum Museum. Dort las er in jeder freien Minute, wobei jedoch seine eigene Erholung teilweise auf der Strecke blieb. So kam es, wie es kommen musste. Ein paar Tage später, als Clockmon wieder, in seiner Weiterentwicklung Andromon einige Übungen absolvierte, verdrehte Paul ohne Vorwarnung die Augen und brach zusammen. Jedoch waren die Anderen zu diesem Zeitpunkt in der Stadt unterwegs um Besorgungen für Jijimon und Babamon zu erledigen. So erfuhren sie erst am Nachmittag von dem Vorfall. Paul lag auf einer Pritsche im Hinterzimmer des Museums. Er war immer noch ohne Bewusstsein und kreidebleich. Clockmon sah sich gezwungen seinen Partner, nachdem er ihn nicht mehr wach bekommen hatte, dorthin zu schleifen. Doch auch die beiden alten Digimon waren nicht in der Lage den Forscher zu wecken. Besorgt hatten sie sich um das Bett des Forschers gruppiert und lauschten Clockmons Ausführungen nur um zu überlegen, wie sie Paul helfen konnten und vermieden, das noch einmal jemand so etwas widerfahren würde. Gazimon nutzte den Gedankenaustausch um auf das Bett zu klettern und den bleichen Forscher zu mustern. „Und, hat es wenigstens etwas gebracht?“ brummte er und griff nach der Kette von Paul, ehe es jemand verhindern konnte. „Hey, lass das.“ Quinn griff nach Gazimon und wollte ihn eigentlich herunter ziehen, was aber im Moment nicht ging. Gazimon drehte seinen Kopf ein Stück weit, das er Quinn ansehen konnte. „Na, traust du dich?“ Er hielt die Kette immer noch fest und schloss die Krallen darum. Ein spöttisches Lächeln lag auf seinem Gesicht. Sofort kniff Clockmon die Augen zusammen und hob seinen Hammerstab. Wenn die so weiter machten, würde er ihn auch benutzen, denn niemand sollte Paul verletzen. Insgeheim gab sich das Digimon für Pauls Zustand auch ein wenig selbst die Schuld. „Jungs, lasst das,“ brummte Simone und schüttelte fassungslos den Kopf, wodurch sie Clockmons Gedankengänge kurz unterbrach. „Ihr benehmt euch wie Kinder.“ „He is totally exhausted,“ brummte Veemon nachdenklich und trat langsam an das Kopfende des Bettes. „To much training.“ Veemons Blick war ein wenig sträflich, als er zu Clockmon blickte. „He needs to recover. You should better help him.“ Etwas unverständlich sah Clockmon Veemon an. Das kleine Drachendigimon seufzte leise. Manchmal verstand er nicht, wie andere so schwer von Begriff sein sollten. „Books. Knowledge...“ brummte er ungeduldig. „Paul gives you the power to hold your current Level. Stop using it.“ Das andere Digimon sah Veemon fragend an. „Du willst, das ich zurückdigitiere? Und du meinst, das es ihm hilft?“ „Yes.“ Veemon nickte bekräftigend. „He's not the first one. In the past, others had the same problems. Too much ambitions. If he can't, you'll have to cut back.“ Clockmon sah noch einmal skeptisch zu zu Veemon, dann mit einem eher traurigen Blick zu Paul. Früher hatten sie sie beide besser aufgepasst und da wäre es nie so weit gekommen. Auch damals war es nötig gewesen, sich ihrer Haut zu erwehren, doch es gab immer Zeit für einen Ausgleich. Vor allem auch, da sie sich beide nie wirklich aus den Augen gelassen hatten. Das war hier vielleicht der Fehler? Und außerdem, Paul verhielt sich erst so, seitdem die Anderen zu ihnen gestoßen waren. Besonders nach dem Bericht dieses Hermanns über KERN war das Verhalten seines Partners so verändert. Clockmon nahm sich vor, dass er, wenn Paul wieder wach war, einige Worte mit ihm wechseln musste um ihn besser verstehen zu können und nicht vielleicht falsche Rückschlüsse zu ziehen. Er scholt sich selber, nicht auf die Zeichen geachtet zu haben. Immerhin waren sie doch Partner und sollten aufeinander aufpassen. Noch einmal würde ihm dieser Fehler nicht unterlaufen, dass beschloss das Digimon für sich selbst. Das Digimon schloss seine Augen bevor es aufleuchtete und zusammenschnurrte. Hagurumon schwebte zu Paul und betrachtete ihn aufmerksam, so als erwarte er, das es dem Anderen jetzt schon besser gehen müsste. Gazimon knurrte nur, als er es sah und ließ die Kette los, bevor er sich zurückzog. Man konnte in dessen Gesicht ablesen, das dieser wohl nicht so einfach zurückgesteckt hätte. Veemon blickte zu den Beiden. „It will take some time.“ Dann ging er wieder zu den Bücherschränken hinüber. Mehr konnte Veemon im Moment auch nicht tun. Hermann verließ den Raum als erster, während die Anderen noch blieben. Jijimon und Babamon, die in der Halle gewartet hatten, sahen ihm nach, wie er dem Ausgang zustrebte. „Wo gehst du hin?“ fragte Jijimon, als er die Hand auf die Tür legte. „Raus,“ meinte Hermann. „Es tut mir leid, aber ich brauche jetzt etwas Zeit für mich. Sagt den Anderen bitte, das ich zu unserer Unterkunft zurück bin.“ Das war jedoch gelogen und er beeilte sich durch die Tür zu sein, bevor die beiden alten Digimon noch einmal nachfragen konnten. Hermann wollte jetzt erst einmal für sich alleine sein. Er brauchte Zeit zum nachdenken. „Du solltest nicht versuchen davon zu laufen. Damit löst du deine Probleme nicht,“ Kerems Engramm schwebte knapp neben seinem rechten Ohr. Sie deutete mit ihrem Stock in die Ferne. „Siehst du es?“ „Was?“ fragte Hermann. Er verstand nicht was die andeutete. Dort war immer noch die Stadt, dahinter ein ordentlicher Berg. „Der Berg.“ Kerem seufzte. „Und?“ „Die Stadt musste aufhören am Fuße des Berges zu wachsen, da dieser ein Hindernis darstellte und damit auch ein Problem.“ Noch immer hatte Hermann einen fragenden Blick in den Augen. „Probleme sind dazu da, das man sie angeht und beseitigt. Das gilt auch für dich. Theoretisch könnten sie die Stadt auch drum herum bauen, das wäre ein Ausweichen, so wie du es auch gerade versuchst, oder man stellt sich der Aufgabe und beginnt, ihn abzutragen, auch wenn es noch so groß erscheint. Das Problem also zu lösen.“ Hermann schnaubte. „Das sagt sich so leicht.“ „Und es ist auch leicht einfach aufzugeben. Aber dann wird man nie was erreichen.“ Man konnte dem Engramm ansehen, das sie äußerst verstimmt war. Außerdem setzte sie sich direkt vor ihn, so das er aus einem Reflex heraus stehen blieb. Wieder stieß sie ihren Stab auf die Plattform. „Ich hätte nicht gedacht, dass mein Seeker-Stone so jemand auswählen würde,“ schnaubte sie. „So jemand?“ brummte Hermann fragend. „Ja! Einen Feigling, der zurückschreckt, wenn es ernst wird. Verdammt nochmal. Wann begreifst du es endlich. Wir Seeker sind etwas besonderes. Wir sind eigentlich sogar noch wichtiger als die Wächter. Wir sind das Bindeglied zwischen den Welten. Ohne uns gäbe es nur Chaos. Wir können uns keine Feiglinge in unseren Reihen erlauben.“ Ihre Finger hatten sich eng um den Stock geschlungen, während sie immer näher gekommen war. Unwillkürlich wich Hermann etwas zurück, bis sein Fuß an etwas hängen blieb und er das Gleichgewicht verlor. Kerem verzog das Gesicht, bevor das Engramm verschwand, ebenso wie Hermanns Bewusstsein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)