Digimon - Cut von Selma ================================================================================ Kapitel 7: Aline ---------------- Katrin wußte nicht, wieivel Zeit vergangen war, als ein Klopfen sie aus ihrem Schlaf weckte. Noch müde richtete sie sich auf. Es dauerte, bis die Erinnerungen zurückkehrten. Katrin schloss die Augen wieder. Sofort lief es vor ihrem geistigen Auge wie in einem Film ab. Ihre Reise auf dem Wasser, der Angriff, die Rettung und der Ritt in diesem 'Streitwagen', die Ankunft an diesem Palastähnlichen Gebäude, das Katrin sogar noch in Gedanken schier den Atem raubte und wie sie dann auf die Zimmer verteilt wurden, bevor sich ihre Retterin entfernte. Katrin war viel zu geschafft um sich in dem Raum umzusehen und fast direkt ins Bett gefallen. Sie hatten sich grade noch die Zeit genommen ihre Kleidung gegen Schlafanzüge auszutauschen, die sie auf den Betten vorfanden und die interessanterweise perfekt passten. Katrin öffnete ihre Augen wieder und sah sich um. Simone lag in dem anderen Bett und schnarchte leise vor sich hin. Durch ein, mit einem Vorhang fast zugezogenes, Fenster drang etwas Licht und ermöglichte es Katrin so ihre Umgebung etwas in Augenschein zu nehmen. Der Boden war mit einem flauschigen Teppich ausgelegt. Neben den zwei Betten gab es noch ein paar antik anmutende Möbel, eine Spiegel und zwei Bilder. Allerdings waren diese schon alt und vergilbt, so das man fast nichts mehr erkannte und nur noch Schatten erahnen konnte. „Ist es gestattet einzutreten?“ erklang eine Stimme hinter der Tür. Simones schnarchen verstummte und müde Augen blickten zuerst zu Katrin und dann zur Tür. „Ja“, rief Katrin in Richtung Tür, die daraufhin geöffnet wurde. Eine Frau trat ein. Sie hatte lange rote Haare die im Nacken von einer Spange zusammengehalten wurden. Ein hochgeschlossenes wasserblaues Oberteil mit eingearbeiteten Stickereien, eine einfache blaue Hose und dunkle Schuhe vervollständigten das Bild. Sie blickte die Beiden aufmerksam an. „Ich hoffe, ihr habt gut geschlafen.“ Langsam kam sie näher und die beiden Kleiderbündel, sie sie bei sich trug, auf den Betten verteilte. „Mein Name ist Aline. Solltet ihr Fragen haben, so seid so frei und stellt sie einfach. Ich werde versuchen sie zu beantworten, soweit es in meiner Macht liegt.“ Sie lächelte, während sie ihre behandschuhten Hände hinter dem Rücken zusammenlegte. Simone angelte nach ihren Sachen und verschwand hinter einer dünnen Trennwand. Schnell wechselte sie die Klamotten und kehrte zum Bett zurück. „Where are we and what is your part here?“ Die Frau wartete jedoch mit einer Antwort bis auch Katrin ihre Kleidung gewechselt hatte und lächelte in dieser Zeit nur geheimnisvoll vor sich hin. „Die erste Frage kann ich leicht beantworten. Ihr befindet euch in der Digiwelt und was meine Aufgabe ist, nun“, sie machte eine kurze Pause: „ich kümmere mich um die Bewahrung der Geschichte. Des weiteren umfasst mein Aufgabengebiet auch die Betreuung von Anwärtern, bis ihre Zeit der Prüfungen gekommen ist.“ Wieder legte die Frau eine Pause ein während sie die fragenden Gesichter der Studenten musterte. „Die Anwärter sind solche Personen wie ihr, die aus der Menschenwelt ausgewählt wurden, um hier in der Digiwelt geprüft zu werden, ob sie das Zeug zu Beschützern beider Welten haben. Doch ihr seid nicht nur zum Zwecke der Prüfung hier, sondern auch, gesetz dem Fall, ihr würdet die Prüfungen bestehen, in einem gesonderten Verfahren einen Partner finden, der euch von diesem Zeitpunkt an stets begleitet und an eurer Seite stehen wird. Solltet ihr jedoch bei der Prüfung versagen, werdet ihr ohne Umschweife zur Erde zurückgebracht und alles vergessen, was ihr hier erlebt habt, einschließlich derjenigen die weiterkommen. So als hätten sie nie in eurem Leben existiert. Das mag zwar jetzt arg klingen, aber die Geschichte hat uns gelehrt, dass es nötig ist.“ - „ One second. A Test? ... a ally? Sorry, but this sounds a little bit strange for me ... You didn't even ask us, what we think about that and if we want it.“ Aline schüttelte den Kopf. „Man wird nicht gefragt. It is destiny ... um es mit deinen Worten auszudrücken. Natürlich sollt ihr zu nichts gezwungen werden aber es wäre besser ... im Interesse beide Welten. Seitdem vor 20 Jahren die Verbindung zwischen den Welten gerissen ist, hat sich vieles verändert, leider größtenteils zum schlechten. Das einst so friedliche Land wurde von Kriegen erschüttert und diese Welt versank im Chaos. Die wenigen Wächter, die es geschafft hatten, die Katastrophe halbwegs zu überstehen, sind von dem massiven Aufgebot der finsteren Mächte förmlich überrannt worden trotzdem gelang es ihnen einen halbwegs labilen Frieden wiederherzustellen, bevor sie von uns gingen.“ Alines Stimme war düsterer geworden, während sie redete und sie sah die Studentinnen auch nicht mehr direkt an. „Im Moment nähern sich die Welten wieder an, wobei allerdings einige Gruppen versuchen, dies zu verhindern. Sollte ihnen das gelingen wird uns die Apokalypse wie ein Kindergeburtstag vorkommen.“ Unbewusst hatte die Frau ihre Hände herabsinken lassen und ballte sie nun zu Fäusten, bevor sie sich ihrer Gäste bewusst wurde und hastig die Hände wieder hinter den Rücken brachte. „Bitte verzeiht meine Entgleisung, aber ich bin etwas aufgeregt. Immerhin seid ihr die ersten Menschen, seit über 20 Jahren, auf die ich treffe.“ Hastig versuchte Aline das Thema zu wechseln. „Wäre es möglich, nach den Prüfungen, etwas über die Erde zu erfahren? Was sich so in den letzten Jahren getan und verändert hat?“ Die Frau versuchte ein Lächeln, was gründlich mißlang. „Entschuldigt, aber ich muss jetzt noch einmal kurz weg, nach eurem Freund schauen. Sicherlich ist er auch schon aufgewacht und wundert sich nun, was hier vor sich geht. Ich bin in spätestens einer Stunde zurück.“ Sie deutete eine leichte Verbeugung an und verließ das Zimmer so schnell, dass weder Simone noch Katrin eine weitere Frage an sie richten konnten. Schweigen senkte sich über den Raum und es dauerte, bevor Katrin sich leise räusperte. „Was hältst du davon?“ Sie ließ sich im Schneidersitz auf dem Boden nieder und sah zu Simone auf, die das Gesicht verkniff. „Irgendwie fühle ich mich grade 'leicht' überfahren“, versuchte sie ihre Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen.“ - „Destiny“, unterbrach Simone sie, während sie ihren Kopf senkte. „Dieses Wort benutzte mein Vater häufig. Es sei meine Bestimmung in seine Fußsstapfen zu treten. Dabei wollte ich nie zum Militär. Das ist unter Anderem auch ein Grund, warum ich nach Deutschland kam. Hier kann er mich nicht erreichen. Doch jetzt heißt es schon wieder, es sei meine Bestimmung ...“ Simone seufzte schwer. „Warum meinen eigentlich immer Andere zu wissen, was genau das richtige für meine Zukunft wäre?“ Katrin erhob sich und trat zu Simone, um ihr eine Hand auf die Schulter zu legen. „Wenn ich ehrlich bin muss ich auch sagen, dass ich nicht sonderlich begeistert über unsere derzeitige Situation bin. Bedenke mal, wie wir hierher kamen und was seitdem alles passiert ist. Ich weiß es nicht, wie es dir geht, aber ich wäre dafür, dass wir versuchen sollten, etwas mehr über diese Welt zu erfahren, bevor wir uns ein Urteil bilden und vielleicht finden wir ja auch eine Weg nach Hause zurück zu kehren. Meinte Aline nicht, das sie Bewahrerin der Geschichte wäre... Klingt für mich nach einer Archivarin. Dann sollte es doch auch sicherlich irgendwo die besagten Aufzeichnungen zu finden geben.“ Katrin blickte Simone an. „Bist du dabei?“ Leise und behutsam wurde die Tür geöffnet und Katrin schob ihren Kopf hinaus. Erst sah sie nach links und rechts, ob die Luft rein war, dann trat sie hinaus. Der Boden war aus Marmor und ihre Schritte hallten an den hohen, rotgestrichenen Wänden wieder, die sich links und rechts des breiten Ganges befanden. Hier konnten bequem 6-7 Leute nebeneinander herlaufen, ohne das es zu Platzproblemen kommen würde. Hin und wieder zweigten Türen von dem Gang ab, doch als Katrin einen Blick riskierte fand sie nur einen Raum vor der ihrem Schlafzimmer bis ins kleinste Detail ähnelte, nur dass die Betten hier noch unbenutzt waren. Früher hatten an den Wänden wohl auch Bilder gehangen, soviel verrieten Rahmenschatten aber jetzt waren sie verschwunden. Von der Decke strahlte gleichmäßiges Licht auf sie herab und verscheuchte jegliche Schatten. „Scary“, murmelte Simone und Katrin nickte. Alles wirkte so leer und verlassen. Schließlich hörten sie Stimmen, folgten diese und landeten in dem Zimmer, in dem sich Hermann befand. Aline wirkte ein wenig überrascht über das plötzliche Auftauchen der Studentinnen. „Kommt rein und schließt die Tür.“ Die Frau schien sich beruhigt zu haben. „Morgen ihr Beiden, na wie geht’s?“ rief Hermann ihnen hinüber. Er räkelte sich halb auf dem Bett und sah zu den Studentinnen hinüber. „Sagt mal, ist das nicht krass?“ Er verbarg seine Begeisterung überhaupt nicht und die Mädchen fragten sich, was Aline ihm wohl erzählt haben mochte, was ihn so in Verzückung versetzte. „Wenn ihr jetzt schon alle zusammen seid, wie wäre eine kleine Führung durch das Gebäude.“ ## Der Angriff erfolgte vollkommen überraschend und von hinten. Quinn und Paul hatten sich grade niedergelassen um zu rasten und einige Äpfel zu verzehren, die irgendwie nicht wirklich nach etwas schmeckten, als sie attackiert wurden. Paul meinte noch, dass sie eigentlich das Essen als solches hier nicht bräuchten, aber es helfe verlorene Energien wieder schneller zu regenerieren. Der Forscher verglich es mit einer Aktion aus einem Videospiel, wo der Held Dinge zu sich nahm um HP oder MP (Lebenspunkte oder Magiepunkte) zu regenerieren. Unwillkürlich musste Quinn an Simone denken und verzog das Gesicht, das war doch ihr Bereich, weniger der seine. Er hatte es nun mal nicht mit solchem Zeug. Die erste Attacke riß Clockmon von den Füßen, die zweite verfehlte die beiden Menschen nur knapp, weil Paul den Studenten zur Seite stieß. Etwas zischte knapp an Quinns Kopf vorbei und verwandelte den restlichen Apfelbatzen aus seiner Hand in Datenmüll. „In Deckung, los“, zischte Paul Quinn zu, während er sich aufrappelte und zu Clockmon rannte, welcher sich grade wieder auf die Beine zurück kämpfte und nach den Gegnern Ausschau hielt. Zwei geflügelte Gestalten standen auf einer kleinen Anhöhe. 'Batman für Arme', dachte Quinn sich, als er das Zeichen auf ihrer Brust sah, doch leider beschlich ihn die Vorahnung das sie nicht so schwach sein würden. Dazu gesellten sich wieder einige dieser Gazimon. „Menschen wie ihr gehört nicht hierher. Bereitet euch auf euer Ende vor.“ Unheilvoll begann es in den Händen der großen Monster zu glimmen. „Devimon. Ist mir egal was du jetzt meinst aber die sind 'ne ganze Nummer zu stark. Wenn ich dir das Zeichen gebe rennst du weg. So schnell wie du kannst. Immer nach Westen. Dein Digivice wird dich leiten und wenn dich später Justiciamon fragt, lehne ihr Angebot ab, denn du würdest das Abenteuer deines Lebens verpassen.“ Paul spannte sich sichtlich an. Er biß sich auf die Lippe. „Aber...“ setzte Quinn an. „Nichts aber“, schnitt Paul ihm barsch das Wort ab. „Los jetzt. Lauf!“ Die Luft um den Forscher herum begann wieder zu flackern und die Gegner gingen sofort zum Angriff über. Um Quinn herum erbebte die Erde als an mehreren Stellen Angriffe einschlugen. Der Junge rannte los, geriet ins Straucheln, fiel mehrere Male fast hin, schaffte es grade noch so, sich auf den Beinen zu halten und rannte weiter. Die Zeit schien sich mit einem Mal in Slowmotion zu bewegen, er leider auch. Etwas schlug hinter Quinn ein, schleuderte den Jungen in die Höhe. Mit einem Schrei riß er die Arme hoch, um seinen Kopf zu schützen. Nur für einen Moment sah er noch das Loch auf sich zukommen, dann wurde es auch schon finster. Mehrmals überschlug der Student sich, stieß gegen Wände und wurde ohnmächtig, als sein Kopf auf etwas Festes traf. Sand rieselte herab, kam in Quinns Nase und ließ den Studenten niesen. Er stöhnte. Für einen Moment blieb er erstarrt liegen, wartete darauf, dass der hämmernde Kopfschmerz etwas abflaute und lauschte seinem rasenden Herzschlag. Wie lange er wohl ohnmächtig gewesen war, vermochte Quinn nicht zu sagen, aber es konnte nicht lange gewesen sein. Jedenfalls tat ihm jeder Knochen weh. Noch immer dröhnten aus der Ferne Kampfeslärm heran und hin und wieder erzitterte die Erde, entließ neuen Sandstaub in die Freiheit. Stöhnend öffnete er die Augen. Bis auf ein kleines Stückchen, das erleuchtet wurde, herrschte hier überall Finsternis. Wie es Paul nur ging? Quinn zweifelte, dass er es in seiner derzeitigen Verfassung rechtzeitig zu dem Forscher gelangen konnte, von dem Verlassen des Loches mal ganz abgesehen.Und wie wollte er ihm helfen? Das bisschen, was er bisher zustande gebracht hatte ... damit kam er bestimmt nicht weit. Ein Schwert... er verstand ja noch nicht mal ein Bruchteil von dem, was Paul über all das hier von sich gegeben hatte. „Willst du jetzt noch ewig hier herumliegen, Trübsal blasen und warten das sie dich entweder holen, hier lebendig begraben, oder mit mir kommen?“ Quinn horchte auf. Er kannte diese Stimme. In den schmalen Lichtkreis trat eine Gestalt, die er nur zu gut kennen gelernt hatte. Doch diesmal schien sie nicht mehr so angriffslustig. Stattdessen baute es sich auf seinen Hinterläufen vor Quinn auf. Eine frische Narbe zeigte sich über seinem rechten Auge, die noch nicht vollständig wieder verheilt war. „Gazimon“, murmelte Quinn leise und benommen. „Ui, der werte Herr erinnert sich an meinen Namen. Ich fühle mich geehrt und jetzt komm endlich. Schlafen kannst du woanders.“ Ironie troff in der Stimme des Wesens mit während es näher trat und Quinn immer wieder leicht in die Seite stieß, bis dieser sich mit einem widerwilligen Murren erhob. „Warum greifst du mich eigentlich nicht nicht an, sondern hilfst mir?“ Der Junge war verwirrt. „Unsere letzte Unterhaltung wurde doch so ruppig unterbrochen und ich hasse es, wenn ich eine Sache nicht zu ende bringen kann. Außerdem war ausgemacht, dass ich mich deiner annehme, nicht jemand anderes.“ Gazimons Grinsen wurde breiter und Quinn immer mulmiger. „Und jetzt los, da lang.“ Gazimon deutete in eine bestimmte Richtung und stupste Quinn wieder in die Seite. „Gehst du bald, oder muss ich dir Beine machen?“ Nur widerwillig folgte Quinn der Anweisung und schloss kurz die Augen. Er versuchte eine Taschenlampe zu visualisieren und war eigentlich ziemlich überrascht, als es ihm gelang. „Oh, der Mensch hat ein Kunststück gelernt“, kommentierte Gazimon das Ergebnis. Wenigstens sah Quinn nun, wohin er seinen Schritt setzte und wo sein Führer lang lief. Sie waren schon eine ganze Weile unterwegs, als Quinn wagte einige Worte an Gazimon zu richten. “Warum hast du es nicht eben grade getan, wo du die Chance dazu hattest?“ - „Ich habe meine Gründe und jetzt still, die Anderen sind uns sicher schon auf den Fersen und du brauchst sie nicht mit deinem Echo zu uns zu führen.“ Quinn biß sich auf die Lippe. Ihm war nicht entgangen dass sich Gazimon verändert hatte, seitdem sie sich das erste Mal getroffen hatten. Nur mit Mühe verkniff er sich weitere Fragen, während er durch die Dunkelheit geführt wurde. „Kopf runter.“ - „Was?“ Im nächsten Moment knallte etwas Hartes gegen Quinns Stirn und ließ ihn schmerzgepeinigt aufheulen. „Ssst, sei gefälligst still.“ Die Stimme des Wesens klang genervt und als Quinn den Strahl der Taschenlampe in die Höhe führte, sah er dass er gegen die Spitze eines herabhängenden Stück Felsens gestoßen war. Er fluchte im Geiste. Hatte er sich zu sehr auf den schmalen Radius des Lichtes verlassen und seine Wachsamkeit für die Dunkelheit vernachlässigt. Etwas lief seine Stirn herab, als er darüber fuhr und die Finger ins Licht der Lampe verbrachte, erblickte er Blut. Quinn stöhnte wieder. „Noch ein Wort und ich überlege mir wirklich, ob ich dich nicht gleich hier erledige“, drohte Gazimon mit zischender Stimme. Der Student verdrehte im Geiste die Augen und wurde wenige Augenblicke später von Gazimon an der Hose ergriffen und weitergezogen. Alles war verlassen und egal wohin Quinn nun den Schein seiner Lampe lenkte, es gab nichts, was jemanden veranlassen würde mal hierher zu kommen. Eines wurde Quinn immer klarer. Das hier unter ein echt verlassener Ort, wenn er hier sterben würde, würde man ihn wahrscheinlich niemals finden. Doch Quinn kam nicht dazu diese Gedanken weiterzuspinnen, denn im nächsten Moment wurde er von einem hellen Licht geblendet. Als sich seine Augen etwas daran gewöhnt hatten, ließ er die Taschenlampe verschwinden, denn nun war sie unbrauchbar. Das Licht, welches von der Lokomotive eines Zuges ausging, der genau vor ihnen stand, sorgte für genügend Helligkeit. Quinn stockte der Atem, doch Gazimon ließ ihm nicht die Zeit sich wieder zu fangen, sondern stieß den Studenten in einen der Waggons hinein. „Rein mit dir.“ Er sprang hinterher. Kaum, dass Quinn auf einem der langen Sitzreihen Platz genommen hatte, setzte der Zug sich schon in Bewegung. „Nächster Halt: Justiciamons Palast“, verkündete eine unsichtbare Stimme. Überrascht sah der Student sich um. „Das ist ein Trailmon, in dem wir Sitzen. Angler, um Genau zu sein“, verkündete Gazimon bevor er gähnte, und sich vor dem Jungen auf dem Boden zusammenrollte. Kurz darauf verrieten langsame und gleichmäßig Atemzüge, dass er eingeschlafen war. Quinn seufzte wieder. Nur zu gerne hätte er gewusst, woher dieser Zug auf einmal gekommen war und weshalb er wußte, wohin sie wollten. Doch außer dem schlafenden Gazimon war weit und breit kleine Seele zu erblicken, den er hätte fragen können. Irgendwie widerstrebte es ihm das Wesen vor sich aus diesem Grund zu wecken. Vorsichtig tastete Quinn nach seiner Kopfwunde. Irgendwie hatte er in der letzten Zeit ein Talent entwickelt immer wieder auf die gleiche Stelle zu fallen. Schweigend starrte er aus einem der Fenster hinaus, nur leider gab es dort nicht viel zu sehen. Alles war schwarz was sich hinter der Scheibe befand. Aber durch die Reflektion des Glases blickte dem Studenten ein total verdrecktes und ramponiertes Spiegelbild entgegen. Etwas oberhalb seines linken Auges deutete sich eine ziemliche Beule mit einer kleinen Platzwunde an. Ein getrockneter Blutfaden zog sich bis zum Hemdkragen hinab, wo es den Stoff eingefärbt hatte. Alles in Allem, fand Quinn, sah er eigentlich schlechter aus, als er sich eigentlich fühlte. Die Schmerzen hielten sich so ziemlich in Grenzen für den Absturz, den er durchgemacht hatte. Nachdenklich strich er sich über die Stirn. Dabei löste sich etwas Schorf. „Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du versuchen würdest, meine Sitze nicht mit Blut zu beschmieren. Es lässt sich nur so schlecht wieder entfernen.“ Quinn zuckte sichtlich zusammen, als wieder die körperlose Stimme des Trailmons durch den Waggon klang. „Im vorderen Abschnitt habe ich eine Wascheinheit, wenn du dich etwas säubern möchtest.“ Nur zu gern nahm Quinn das Angebot an und drückte sich vorsichtig an Gazimon vorbei um den besagten Bereich aufzusuchen. Irgendwann war ein Punkt erreicht an dem man sich aufhörte zu wundern. Bei Quinn war es nun soweit. Nachdem er sich mehrmals den Kopf gewaschen hatte, auch mit dem dankbaren Hintergedanken das sich langsam mal wieder etwas im normalen Rahmen bewegte, blickte er sich selbst im Spiegel an und verzog das Gesicht. Das Wasser im Becken war nun fast vollständig schwarz, aber er fühlte sich wieder um einiges besser. Die Platzwunde war kaum noch zu sehen. Quinn war erstaunt. Bald würde sie nur noch eine schlechte Erinnerung sein. Nur seine Kleidung zeugte noch von den Spuren dessen, was er die letzten Stunden er- und überlebt hatte. Hier gab es keine Möglichkeit sie zu säubern. Das würde also wohl noch eine Weile warten müssen. Quinn zog den Stöpsel aus dem Becken und verließ den kleinen Badbereich. Dass seine Haare noch klatschnass waren interessierten ihn nicht sonderlich. Schließlich befanden sie sich in einem geschlossenen Waggon, keine Temperaturen wo man Angst haben musste, sich einen Zug zu holen. 'Blöder Wortwitz', tadelte Quinn seine Gedanken. Gazimon schlief immer noch als Quinn seinen Platz wieder einnahm. Es schien nicht so, als hätte es seine Abwesenheit bemerkt. Die Landschaft außerhalb der Fenster war immer noch schwarz. Der gleichmäßige rattende Takt der Achsen und die aufkommende Müdigkeit, jetzt wo das Adrenalin nachließ zogen Quinn langsam ins Reich der Träume. Er sank zur Seite, bis er vollständig mit Kopf und Oberkörper auf dem langen Sitz lag. ## „Halte dich an unsere Vereinbarung und dein Partner wird die beste medizinische Versorgung erhalten, die wir bieten können.“ - „Ich verstehe, und gehorche, doch versucht ja nicht mich hereinzulegen.“ - „Warum sollten wir?“ Der Wolf knurrte und ließ sich neben dem Jungen nieder um die Augen zu schließen. Er traute ihnen nicht, aber was blieb ihm im Moment für eine Wahl? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)