Digimon - Cut von Selma ================================================================================ Kapitel 4: Tag 1: Ankunft in der Digi-Welt ------------------------------------------ Es klatschte und dann war plötzlich überall Wasser um sie herum. Reflexartig hielten Simone, Katrin und Hermann den Atem an und versuchten sich zu orientieren. Hastig paddelten sie dorthin, wo sie das ‚Oben’ vermuteten. Hustend und nach Luft schnappend durchbrachen sie die Oberfläche. Über ihnen schrumpfte das Loch, aus dem sie gefallen waren zu Nichts zusammen. Doch das war nicht ganz der Grund, warum die Blicke weiterhin am blauen Himmel klebten. Eher lag es daran, dass sich, neben Wolken auch noch unterschiedlich lange Bänder kreuz und quer darüber zogen die aus Binärcodes bestanden. Einige waren kurz, andere ellenlang das ein Ende scheinbar nicht abzusehen war. Manche krochen gemächlich dahin während andere so schnell wieder fort waren, dass man sich überlegen musste, ob man sie überhaupt wirklich gesehen hatte. Das einzige was fehlte, war die Sonne. „Where in the name of hell are we? This is not earth, or?” Simone blickte sich auf der Suche nach einem Ufer um, aber weit und breit gab es nur Wasser. Nichts, was auch nur im Entferntesten auf Land hindeutete. Die Anderen konnten ihr keine Antwort darauf geben, denn sie waren selbst noch zu geschockt von den Ereignissen und versuchten über Wasser zu bleiben. „Als erstes würde ich vorschlagen, dass wir versuchen Land zu finden.“ Katrin ging ein paar Mal kurz unter, während sie versuchte unnötigen Ballast - in diesem Fall ihre Schuhe - loszuwerden. Die restlichen Klamotten zogen schon alleine genug nach unten. Die Socken, ebenso wie die Jacke mussten dran glauben, von mehr war sie nicht bereit sich zu trennen. Auch die Anderen sahen den Sinn dieser Aktion ein und folgten ihrem Beispiel. Wobei Hermann sogar sein T-Shirt auszog. Ein paar kleine Fettpölsterchen zeigten sich an den Seiten. Als er die Blicke der Mädchen spürte zuckte er nur mit den Schultern. Sollten die doch denken, was sie wollten. „Hat jemand von euch Quinn gesehen?“ - „Ja, er ist weggelaufen, bevor mich dieses Loch gefrühstückt hat.“ Hermann fasste sich an die Stelle, wo ihn der Tritt getroffen hatte. Trotzdem suchen sie die nähere Umgebung ab, doch Quinn blieb verschwunden. „Stop it, wir müssen selbst schauen dass wir Land finden. Es bringt nichts, wenn wir hier zuviel rumplanschen und ihn suchen. Keiner von uns kann ewig schwimmen. Er ist ein großer Junge. Er kann sicher gut auf sich selbst aufpassen. Vielleicht ist er ja auch gar nicht hier.“ Simone stand wassertretend auf der Stelle und sah sich um. In ihren Augen lag Schmerz aber auch Entschlossenheit. Sie waren schon eine ganze Weile in keine bestimmte Richtung unterwegs, da ihnen jegliche Orientierungspunkte fehlten als Simone begann um sich zu schlagen. „Hey, was ist los?“ Katrin schwamm etwas schneller um zu Simone aufzuschließen. „Don’t know. Dieses Etwas hier schwirrt mir schon die ganze Zeit um den Kopf herum und versucht sich dauernd auf meiner Nase niederzulassen. Echt nervig.“ Als Katrin und Hermann zu Simone aufgeschlossen hatten, sahen sie recht schnell, was diese meinte. Das Objekt, dass die Austauschstudentin da umschwirrte war winzig. Man musste schon genau hinsehen um es erkennen zu können. Es glitzerte wie ein kleiner Stern. „Ignorieren. Einfach ignorieren. Vielleicht fliegt es ja dann auch wieder weg, wenn es bemerkt, dass wir ihm keine Aufmerksamkeit schenken?“ schlug Hermann vor. „Das ist einfacher gesagt als getan. Es bringt mich jedes Mal durcheinander. Wie soll man sich da auf das Schwimmen konzentrieren.“ Simone seufzte. „Ich spüre meine Arme kaum noch und weit und breit ist immer noch kein Land in Sicht.“ Sie sah zu den Anderen. „Was würde ich im Moment nicht alles dafür geben, wenn wir ein Boot hätten. So ein richtig schnelles mit Strahltriebwerken und …“ Simone verdrehte die Augen und verschwand im nächsten Moment im Wasser. „Simone!“ schrien Hermann und Katrin gleichzeitig und tauchten ihr nach. Die Besagte war bewusstlos geworden und sank schnell tiefer. Nur gemeinsam gelang es Hermann und Katrin Simone zu greifen und sie wieder nach oben zu bugsieren. Doch kurz, bevor sie die Wasseroberfläche durchbrachen, machte Katrins Kopf unliebsamen Kontakt mit etwas hartem, unnachgiebigem. Treibgut, wie sie im ersten Moment vermutete, bevor sie wieder Luft schnappen konnte. Doch als sie sch das Wasser aus den Augen wischte stockte ihr kurz der Atem. Das war kein Teibgut, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne. Vor ihnen schwamm ein ganzes Boot. Es war nagelneu und nirgendwo gab es Anzeichen, wo es hergekommen war. „Was zum...“ - „Ist jetzt egal, hilf mir, sie an Bord zu bringen.“ Hermann überließ Simone kurz in Katrins Armen, schwamm zur Reeling und hiefte sich nach oben, bevor er sich herunterbeugte um erst Simone und dann Katrin an Bord zu ziehen. Katrin war noch nicht richtig über die Reeling da zeigte Simone erste Anzeichen, dass sie langsam wieder zu sich kam, indem sie das Wasser, was sie eben in die Lungen bekam wieder aushustete. Während Katrin bei Simone blieb und sie in stabiler Seitenlage hielt, damit das Wasser besser herausfloss, machte sich Hermann auf die Suche nach etwas, womit man Simone helfen konnte. Doch das Schiff war vollkommen leer. Es gab keine Möbel und nichts was darauf hindeutete, dass dieses Schiff überhaupt jemals schon in Betrieb gewesen war. Fast so, als hätte man es unfertig aus einer Werft gestohlen. Einzig der Aufbau drumherum, der Motor unten, die Amaturen und Lenkeinrichtungen im oberen Teil des Bootes waren vorhanden. Draußen versuchte Katrin Simone eine halbwegs angenehme Liegeposition zu verschaffen. „Geht es?“ fragte sie leise. Simone nickte schwach. „Was ist passiert?“ - „Don't know. I'm so tired“, hauchte die Angesprochene müde hervor. Sie drehte sich von Katrin weg. „Please let me rest for a while.“ Simone schloss die Augen und war kurz darauf eingeschlafen. Sie schien sich nicht im mindesten dafür zu interessieren, dass sie immer noch vor Wasser triefte. Katrin vergewisserte sich noch einmal, dass es Simone soweit gut zu gehen schien. Von diesem seltsamen quadratischen Miniding fehlte nun jede Spur. Offensichtlich war es endlich verschwunden. „Leer. Das ganze Schiff ist leer.“ Hermann kam aus dem Bauch des Schiffes herausgekrochen und sah zu Simone. „Wie geht es ihr?“ - „Sie wollte schlafen. Soweit ich es beurteilen kann, geht es dir schon wieder etwas besser.“ Katrin zog Hermann zurück ins Innere des Bootes. „Ich mache mir trotzdem Sorgen. Wir sollten schnell schauen dass wir Land finden ... und etwas trockenes zum Anziehen.“ Wie zum Zeichen wrang Katrin ihr Shirt aus. Sie sah zu dem Führerstand. „Kannst du das Ding irgendwie zum Laufen bekommen? Ich werde bei Simone bleiben solange.“ Hermann nickte und wandte sich dem Steuerrad zu. „Hoffentlich hat es Quinn nicht so bescheiden erwischt wie uns.“ Auch wenn er es versuchte zu verbergen, Sorge war auf sein Gesicht geschrieben. Dröhnend erwachten die Turbinen zum Leben und schon kurze Zeit später durchpflügte das Boot die Wellen, einem unbestimmten Ziel – aber hoffendlich Land – entgegen. Simone ließ sich davon überhaupt nicht wecken. Nachdenklich blickte Katrin über die Wellen. Jetzt hatte sie auch mehr Zeit sich mit diesem Element zu beschäftigen, wo unmittelbares Ertrinken nicht mehr auf der Tagesordnung stand. Das Wasser war klar, aber irgendwie gab es nirgendwo ein Anzeichen auf Fische oder sonstige Meeresbewohner. Schon seltsam. ## Verärgert wischte sich Quinn durchs Gesicht und machte es nur noch schlimmer als besser. Seine Augen tränten und versuchten die Körnchen so herauszuschwemmen. Er schnaubte durch die Nase um den Staub loszuwerden. Wieder spuckte Quinn sich in die Hände und versuchte sich zu reinigen, nur dieser schwarze Schmierfilm wurde noch unangenehmer auf der Haut. Irgendwo klang es nach Wasser. Halbblind wie er war, rappelte Quinn sich auf und tapste in die Richtung. Doch schon nach wenigen Schritten blieb er irgendwo hängen und schlug der Länge nach hin, wobei jedoch sein Kopf Bekanntschaft mit dem gesuchten Nass machte, allerdings auch mit einem weiteren Hindernis darin. Dieses zuckte zurück und etwas zischte. Quinn blinzelte ein paarmal und versuchte sein Gesicht so langsam wie möglich aus dem Wasser zu heben. Sein Körper war angespannt und langsam versuchte er sich zurückzuziehen. Immernoch konnte er nicht viel erkennen. Diese Schmiere war Teufelszeug und erst langsam kristallisierten sich Umrisse aus dem Wischiwaschi heraus. Hier mochte mal ein großer Wald gewesen sein, jetzt gab es nur noch verkohlte Überreste. Inmitten eines kleinen Sees ruhte ein gigantischer Tonkrug. Bis auf die Größe, die durchaus Mannshöhe entsprach, sicherlich nichts ungewöhnliches, aber aus diesem Krug ragten rot-schwarz gestreifte Hörner und im nächsten Moment wußte Quinn auch wodurch er ins Straucheln geraten war und was ihm wohl demnächst eine schöne Beule auf der Stirn verpassen würde. Lauter rote Tentakel wandten sich über den Boden um den Krug herum. Hastig zog er sich weiter zurück. Doch dabei verursachte er soviel Lärm, dass der 'Krug' in Bewegung geriet. Langsam begann er sich zu drehen und plötzlich war da ein ziemlich großes Loch aus dessen Tiefen ihn ein großes Augenpaar unheimlich anblickte. Zudem hatte einer der Tentakel plötzlich so etwas wie einen Säbel in der Hand. „Wer wagt es, mich in meiner Ruhe zu stören?“ Was war das für eine Kreatur und warum konnte sie sprechen? Auf jeden Fall war es nichts, das man auf der Erde kannte. Soviel war er sich sicher. Aber was hatte das zu bedeuten? Quinn taumelte weiter zurück, stieß aber schon nach zwei Schritten an einen umgefallenen Baumstamm. „Sorry, ich wollte nicht stören. Bin auch direkt schon wieder weg.“ Schleunigst wanderten seine Finger über den Baumstamm und suchten den obersten Grad um sich schnell hinüberschwingen zu können. Aus den Augen lassen wollte er dieses Wesen unter keinen Umständen. Es hob den Säbel ... „Chrono Breaker!“ Das Monster erstarrte mitten in der Bewegung. „Los Junge, sieh zu, das du Land gewinnst“, ertönte eine Stimme von hinten. „Clockmon braucht Platz zum Kämpfen.“ Nur zu gerne leistete Quinn dieser Anweisung Folge und flog schon förmlich über den Baumstamm um dahinter in Deckung zu gehen. Nur Bruchteile später stand an seiner Stelle ein anderes Wesen. Quinn lugte über den Baumstamm. Das zweite Wesen sah er zwar nur von hinten, aber das, was er sah machte ihm wenig Mut auf Normalität. Man konnte es wohl am Besten beschreiben als einen Gnom, der auf einem großen laufenden Wecker ritt, wobei er ein ganzes Stück weit in dem Ding steckte. Ein langer, roter Kaputzenumhang war über sein Gesicht gezogen und wehte über den Rücken hinunter. In den Händen hielt er einen langen, hammerähnlichen Gegenstand. „Clockmon bist du bereit?“ Das Wesen nickte bei den Worten und Quinns Augen machten sich auf die Suche nach dem Sprecher. Ein Mann mit Arztkittel stand auf einer nahen Anhöhe und ballte eine Hand vor der Brust zur Faust. „Läuten wir ihm heim.“ Für einen Moment schien es, als würde die Luft um den Mann herum flimmern, dann holte er mit seiner rechten Hand aus und ließ sie niedersausen. „Geben wirs ihm. Auf die Zwölf!“ Das Monster reagierte fast identisch wie der Mann und der Gnom ließ seinen Hammer auf den Krug des großen Krakenmonsters niedersausen. Zuerst sah es so aus, als wäre gar nichts passiert, doch dann zeigte sich ein erster Riss in dem Krug riss weiter ein, bis das Wesen in Partikel zerstob und zu einer Art Ei wieder zusammensetzte, das im Nichts verschwand. Nach einigen Sekunden deutete nichts mehr darauf hin, dass das Krakenvieh eben noch im See gewesen war. „Und das war der Schlussgong.“ Mit einem Grinsen sprang der Mann von seiner Position herunter und rannte auf Quinn zu. Sein ramponierter Kittel flatterte im Wind. „Endlich treff ich mal wieder eine andere Menschenseele. Hallo.“ Immernoch grinsend hielt er Quinn seine Hand hin. In dem Moment, wo der Junge diese ergriff, bemerkte er auch den Ring, den der Mann trug. Sein Blick ruckte hoch und zwischen Kittel und zerschlissenem T-Shirt konnte er die Ansätze einer gewissen Kette erkennen. Doch sie war bei ihm anders. Die Kettenglieder waren massiver, teilweise sogar schon richtige Plättchen. Der schwarzhaarige Mann ließ Quinn Zeit seine Musterung zu vollenden. „Mein Name ist Paul Keimer. Entwicklungsabteilung. KERN-HQ. Sicherheitsstufe 4 und mit wem habe ich die Ehre?“ Quinn schluckte und schüttelte den Kopf. „Quinn. Quinn Kinkel und ich bin Student. Ich arbeite nicht bei KERN.“ Der Mann hatte ihm das Leben gerettet und Quinn hielt es dann nur für fair, ihm deshalb auch reinen Wein einzuschenken. Das Lächeln auf dem Gesicht des Mannes wurde kurzzeitig schwächer, doch dann fing er sich und schlug Quinn auf die Schulter. „Und ich dachte, wir wären die einzigen, die das könnten.“ Nun musterte er Quinn ausgiebig. „Darf ich?“ Bevor Quinn etwas erwidern konnte, hatte Paul sich vorgebeugt und angelte nach Quinns Kette um sie aus seinem Hemd zu ziehen. 'Wieso kann er sie auf einmal berühren,' schoss Quinn die Frage durch den Kopf. „Oh, du bist ja ganz neu“, murmelte Paul. Er wirkte ehrlich überrascht. Ein Stampfen war zu hören, das neben Quinn stehen blieb. Der Junge wandte den Kopf und musste erstmal schlucken. Der Gnom, den Paul als Clockmon bezeichnete, war neben den Jungen getreten und sah ihn mit unverhohlener Neugierde an. „Darf ich vorstellen, dass ist Clockmon, mein Partner.“ Das Wesen deutete bei den Worten so etwas wie eine Verbeugung an. Quinn lächelte gezwungen und Paul begann lauthals zu lachen. „Keine Sorge, er wird dir schon nichts tun.“ Als ob das beruhigen sollte. „Du hast sicherlich viele Fragen, aber könnte das bitte warten, bis wir einen sicheren Platz für die Nacht gefunden haben?“ Es schien fast so, als habe Clockmon auf diese Worte gewartet, denn er drehte sich um und setzte sich in Bewegung. Paul folgte ihm und zog Quinn mit sich. „Entschuldige, normalerweise ist Clockmon nicht so reserviert, aber die letzten Wochen waren etwas 'aufregend' für uns beide. Es ist ziemlich unruhig geworden hier draußen. Ich kann dir nur den Tipp für später geben: Such dir immer zum schlafen einen geschützten und leicht zu verteidigenden Ort, wenn du den nächsten Tag erleben möchtest.“ Quinn schluckte, das hörte sich nicht grade toll an. „Wochen? Sie sprachen von Wochen. Wie lange sind sie schon hier?“ - „Sag du, ist Standard hier und wie lange ich schon hier bin? Das weiß ich mittlerweile auch schon nicht mehr so genau, aber es ist schon eine ordentliche Zeitspanne.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)