Drachenlibelle von Beluga (Thriller!) ================================================================================ Kapitel 4: Drachenlibelle ------------------------- Kapitel 4 ~Drachenlibelle~ Leises, sporadisches Brummen. Nur hin und wieder - abrupt. Dumpf, mal höher, mal etwas tiefer. Flattern. Ihr Kopf fühlte sich benebelt an, wie in Watte gepackt, alle Laute drangen nur verschwommen zu ihr durch. Sakura versuchte die Augen zu öffnen, doch sie brachte nur ein erfolgloses Blinzeln zustande. Lag sie? An ihrem Rücken war es kalt, glatt und hart, aber in ihrem Kopf drehte sich alles. Erst nach und nach kehrten ihre Sinne soweit wieder zurück, dass ihr es langsam dämmerte, wo sie war. Und vor allem, wo sie nicht war. Ein spärlicher Lichtstreifen erhellte den kleinen Raum, und in ihm sah sie, wie sich kleine längliche Umrisse brummend und flatternd bewegten… Schwirrend… Es waren… Libellen. Unmengen von ihnen. Der ganze Raum war voll von ihnen. Sie krabbelten überall herum, auf den Wänden, dem Boden, den Glasschränken und Behältern, dem Tisch auf dem Sakura lag, auf ihr selbst… Panik schoss in ihr hoch wie eine Springflut, und gleichzeitig bemerkte sie, dass sie ihre Arme nicht bewegen konnte und ihre wimmernden Aufschreie durch einen Knebel gedämpft wurden. Sie sich gegen ihre Fesseln, bäumte sich gegen die Metallschellen in ihren Handgelenken und Fußgelenken auf, doch sie vermochte nicht dagegen anzukommen. Beruhige dich, Sakura, behalt einen kühlen Kopf. Du bist doch super-stark, so was kriegst du doch locker auf! Sakura konzentrierte sich und spürte in sich hinein, aber das vertraute, machtvolle Gefühl ihrer Chakrareserven antwortete nicht. Sie waren nicht da. Ihr Chakra war versiegelt. Nun war es vorbei mit ihrer Ruhe, denn nun dämmerte ihr alles, die Erinnerungen kamen auf und überwältigten sie. Ino war entdeckt worden und gefangen, und wenn ihr nicht die Flucht gelang würde sie sterben, und sie, Sakura, sie selbst war… Jetzt nur nicht durchdrehen! Das, was sie zu erst als Nebel im Park abgetan hatte, war kein Nebel gewesen. Sondern jemand hatte etwas verbrannt, und der Rauch war der Giftstoff gewesen, den sie eingeatmet hatte… Wer war zu so etwas in der Lage? Lähmte dieses Gift auch ihr Chakra? Und warum hatte dieser jemand ihr gezielt das Chakra genommen…? Was wusste er über sie? Und wie spät war es? War es bereits der nächste Tag? Wie ging es Ino? Wie ging es… Wie ging es ihr selbst? Sie biss die Zähne zusammen und überprüfte die Qualität ihrer Fesseln. Vielleicht ließe sich da ja was machen… Trotzdem konnte sie das Gefühl von Unbehagen nicht gänzlich abschütteln. Ihr Atmen ging schnell, und ihre Augen waren so weit wie möglich geöffnet in dem Versuch, viele Details von diesem dunklen Raum aufzunehmen. Regale mit merkwürdigen Glasgefäßen befanden sich an der Wand zu ihrer linken, auf der rechten Seite war eine geschlossene Tür. War sie allein? War sie es? Oder war er hier? War er in ihrer Nähe? Beobachtete er sie? War er hier, war er es? Eine Libelle landete laut brummend auf ihrem Gesicht, und Sakura prustete und schüttelte wild den Kopf, und der Brummer erhob sich wild mit den Flügeln schlagend. Da stellten sich Sakuras Nackenhaare auf. Ihre Augen weiteten sich, und ihr Herz schlug ihr schmerzhaft bis zum Hals. Jemand kam. Sie konnte es spüren. Diesmal spürte sie es überdeutlich. Weil er sie ließ. Weil er es wollte. Schritte… Sie kamen näher, draußen im Gang, und Sakura versuchte ihren Kopf dem Klang entgegen zu drehen. Schritt um Schritt… Dann verstummten sie. Der einzige Laut war Sakuras Herz, das so laut schlug, dass es meilenweit zu hören sein musste. Die Tür zu ihrer rechten,… der Riegel wurde quietschend geöffnet. Wieder Stille, in der Sakura nur ihre eigenen Atemzüge hören konnte. Dann wurde die Tür Zentimeter um Zentimeter weit aufgeschoben, bis schließlich jemand um die Tür herum schaute. Ihre Blicke begegneten sich, und Sakura traf die Erkenntnis wie ein Guss kalten Wassers. Er war es. Er hatte sie entführt. Er war es… Er… Der erste Gast, der seit sie bediente, Stammkunde in der Bar geworden war, dem sie immer zugezwinkert hatte und den allabendlichen Bierkrug randvoll gefüllt hatte, weil er so ein attraktiver Mann mit feingeschnittenem, jugendlichen Gesicht und schönen schwarzen Augen war… Es war der Mann aus der Bar. Und sie hatte es nicht einmal gemerkt. Ino… Hilf mir…! ~*~*~ Ino lehnte mit einem leisen Stöhnen den schmerzenden Kopf gegen die nasse und kalte Gefängniswand. Sie war schmutzig, ihre Haare waren völlig zerzaust, und sie roch nach dem Kot in dieser Zelle, in den man sie freundlicherweise hineingeworfen hatte. Na wunderbar! Sie hing hier fest, hatte obendrein auch noch Prügel bezogen –Wenn mir diese Rüpel nur mal nachts auf der Straße begegnen, die können ihr blaues Wunder erleben!-, und wartete nun hier gefesselt auf Hilfe. Sakura verspätet sich aber ziemlich… Um genau zu sein verspätet sich diese Breitstirn gehörig! Es ist schon nächster Morgen! Verdammt Sakura! Wo steckst du? Du hättest längst hier sein sollen! Wir müssen doch noch den Anhänger besorgen! Heute Nacht war unsere einzige Chance! Wenn du ihn nicht alleine geholt hast, können wir mit unserer Suche noch mal von Vorne beginnen… Jedenfalls, wenn ich die nächsten Tage noch überlebe… Sakura, nun mach schon, ich warte… Ich warte…Und ich stinke, verdammt noch mal! Denn anscheinend wissen diese Idioten hier nicht, wie man mit einer Frau wie mir umgeht… Anstatt mich in ordentliche Kleider zu stecken und mich meistbietend zu verkaufen- was könnten die mit mir hier verdienen und was könnte ich dann schnell verschwinden- verhören die mich, verprügeln meinen Luxuskörper, und wollen mich demnächst sogar hängen…! Sakura… Besser du beeilst dich, ich hätte gerne heut noch ein Bad! Wenn ich noch länger in diesem flohversuchten Loch hier festsitze, sterbe ich! Sakura…Wir sind so kurz davor den Anhänger endlich zu bekommen, und jetzt scheitert es an dir? Jetzt, wo ich dich einmal wirklich brauche… Baka! Ino zerrte an ihren Eisenfesseln, aber sie rieb sich dabei nur weiter die weiche Haut an den Handgelenken auf. Fluchend ließ sie von diesem Vorhaben ab, als plötzlich schwere Schritte laut wurden, und der ekelhafte, langweilige Gefängniswärter das Guckloch in der Tür öffnete und erst einmal mit dem schweren Schlüsselbund lärmend gegen die Gitterstangen schlug. „Was willst du schon wieder?“, fauchte Ino, und verkniff sich die Betitelung Fettsack nur schwer. „Hey! Ninja-Schlampe aus dem verdreckten Konoha! Da ist Besuch für dich.“ Mit einem unguten Gefühl schob sich Ino in eine aufrechte Sitzposition. Es konnten eigentlich nicht viele Leute sein, die sie hier in Yaigenyagahara kannte und die sie besuchen würden. Ihre schlimmsten Befürchtungen wurden wahr, als das Gesicht des Gefängniswärters verschwand, und durch ein dickes, aufgedunsenes ausgetauscht wurde. Er hat wirklich keinen Augenblick verschwendet, hierher zu kommen! Die gierigen, dicken Augen des Kaufherren und Händlers Yunsen aus Yaigenyagahara legten sich auf sie und glitten über ihren Körper, sodass sie es beinahe fühlen konnte. Angewidert verzog Ino das Gesicht, und verschränkte die Arme vor der Brust, da ihre Kleidung teilweise so in Fetzen hing durch die freundliche Behandlung der Soldaten von nebenan, dass sie sich vor Yunsens gierigen Blicken fast nackt fühlte. „Yunsen. Als hätte ich es nicht geahnt. Was könnte ausgerechnet ein Händler von deinem Format von einer unschuldigen, misshandelten Frau wollen?“, fragte sie mit fester Stimme, ohne ihm auch nur eine Spur von Respekt entgegen zu bringen. Der Stolz trieb sie dazu, auch wenn sie sich wirklich nicht so fühlte. Die massigen Backen verschoben sich als Antwort zu einem fleischigen Lächeln, und Yunsens Miene spiegelte die eines Geschäftsmannes wider, der ein interessantes Objekt vor sich sah. Er musste es nicht einmal sagen, Ino wurde es in diesem Moment auch von alleine klar, was ihr ehemaliger Arbeitgeber mit ihr vorhatte, jetzt, nachdem sie praktisch geächtet war und ohne jegliche Rechte in einer Kerkerzelle in einer Stadt saß, in der mit dem entsprechenden Geld jeder alles haben konnte. Na großartig! Wie konnte ich nur in dieses Schlamassel geraten!? Ino biss sich wütend auf die Unterlippe und hielt die gefesselten Hände schützend vor ihre beinahe ungeschützten Brüste. Er würde sie von diesen linken Soldaten abkaufen. Und dann würde er das tun, was er von ihr wollte seit sie bei ihm nach einer Stelle gefragt hatte, und was sie ihm stets verwehrt hatte. So einfach waren die Gesetze in dieser Stadt. Ekel kroch ihr hoch, aber sie zwang sich innerlich zur Ruhe. Bei Sakura musste etwas schief gelaufen sein, sie war noch immer nicht hier. Ino musste damit rechnen, von ihrer Freundin keine Hilfe mehr erwarten zu können. Wenn dieser widerliche Fettsack Yunsen seine dicken Grabscherfingerchen auf sie legen wollte, wäre das der perfekte Augenblick zu entkommen – dazu kannte sie zahlreiche Tricks, darin war sie als Kunoichi ausgebildet worden. Auch wenn dies ihr erster Ernstfall war... Ein gefährliches Spiel, auf das sie sich da einlassen wollte- sie musste es riskieren. Komm schon, Ino, so machst du es. Lass ihn dich nur hier herausholen, und wenn er dann allein mit dir ist, dann kannst du ihm endlich alles heimzahlen und verschwinden! Wofür hast du dein spezielles Yamanaka-Jutsu schließlich! Und wer weiß, ob Sakura nicht auch deine Hilfe braucht, so hilflos wie sie ohne dich ist! Na los, schließlich bist du doch stärker als Sakura… Und das kannst du ihr dann hinterher unter die Nase reiben! Aus dieser Situation kommst du schon wieder heraus! Inos Blick wurde hart und entschlossen, und sie zwang sich, ihre sacht zitternden Hände langsam von ihren Brüsten wegzunehmen. Wie magisch angezogen saugten sich Yunsens Augen daran fest, und Ino schluckte kräftig ihren Würgereflex hinab. Nur für Sakura halte ich das ausnahmsweise aus. Für Sakura! Kauf mich nur frei, dachte sie sich mutig und besorgt zugleich, du wirst schon sehen was du davon hast. Kauf mich frei! ~*~*~ Sakura konnte nicht verhindern, dass ihr gesamter Körper leicht zu zittern begann, als der Mann in den Raum trat, sich neben sie stellte, und sich über sie beugte. Wild versuchte sie ihren Kopf wegzuziehen, als er eine Hand hob, und zu ihrem Gesicht führte. Aber er berührte sie nicht. Sein Kopf legte sich schräg, und er lächelte beinahe liebevoll. „Sakura… Meine liebe Sakura… Mein allerliebster Engel mit den finsteren Geheimnissen… Sakura Haruno, Ärztin, Kunoichi aus Konoha, Schülerin der fünften Hokage…“ Wieder beschleunigte sich Sakuras Atmung, was er sehr wohl zur Kenntnis nahm. Er weiß alles! Er weiß alles! Woher?! Wie…!?! WIE! Wild arbeitete sie gegen ihre Fesseln. „Meine Sakura…“ Seine Hand wanderte zu ihrem Dekolletee, ergriff den Anhänger der dort ruhte, und riss ihn mit einer einzigen Bewegung ab. Dann schleuderte er ihn fort von sich, sodass sich einige Libellen erschreckt erhoben. „Jetzt gehörst du nur mir, Sakuralein. Endlich mir ganz allein.“ Sakura ballte die Hände zu Fäusten. Eine solch tiefe hilflose Verzweiflung wie in diesem Augenblick hatte sie noch niemals zuvor in ihrem Leben verspürt. Niemals zuvor hatte sie sich so hilflos gefühlt wie in diesem Augenblick. Zu sehr hatte sie sich daran gewöhnt, dank ihrer außergewöhnlichen Chakrakontrolle keine Angst haben zu müssen, und vor allem nicht vor Männern. Tränen traten ihr in die Augen, ohne dass sie es merkte. Ihre Hände arbeiteten weiter an den Fesseln. Der Mann schaute wieder zu ihr. Wieder lächelte er, doch es war zu dunkel, als dass Sakura viel von seinem Gesicht hätte erkennen können, außer seinem Mund und seinen glänzenden, dunklen Augen. Aber sie wusste ja nur zu gut, wie er aussah, dachte sie sich bitter. Seine Hand wanderte wieder zu ihrem Gesicht, verharrte erneut einen kurzen Augenblick, und dann strichen seine Fingerspitzen zärtlich über ihre Schläfe. „Meine Sakura… Meine Sakura….“ Impulsiv, als könne er seine aufgestauten Gefühle nicht mehr beherrschen, beugte er sich hinab, presste sie an sich und drückte seine Lippen auf ihre. Sakura keuchte erschreckt auf und schüttelte kräftig den Kopf. Sie hätte ihn gebissen, wenn der Knebel nicht gewesen wäre. Ihre Reaktion schien ihn zu erfreuen, denn er schmunzelte, packte ihr Gesicht mit beiden Händen, suchte den Blick ihrer Jadeaugen, und drückte ihr einen dicken Schmatzer auf den Mund. „Wildes, wildes Ding… Weißt du wer ich bin? Meine kleine Kunoichi war unaufmerksam, so unaufmerksam… Nein, nicht unaufmerksam, nur zu selbstsicher. Vertraue niemals deinen Fähigkeiten, wenn deine Instinkte dich warnen und dir sagen: ‚Dreh dich um!’ So sorglos von dir…, und dass in ausgerechnet dieser schmutzigen, schmutzigen Stadt… Hier darfst du nicht sorglos sein, nicht hier, nicht in Yaigenyagahara, Sakura-chan. Niemals. Ich würde dir ja gerne den Knebel abnehmen für ein nettes Gespräch, aber dann schreist du sicher. Du kannst schreien, sicher, sicher. Nachher, denn hier oben kann dich niemand hören der sich auch dafür interessiert, mein Engel. Oh weißt du eigentlich, wie sehr ich diesen Moment ersehnt habe? Wie oft ich davon geträumt habe, dich so wie jetzt vor mir zu haben? Seit ich dich damals das erste Mal sah, konnte ich dich nicht mehr aus meinen Gedanken kriegen. Du bist wie ein Fluch! Ständig. Ständig musste ich an dich denken, wie du lachst, wie du gehst, dich bewegst, wie dein Körper… deine Brüste… dein knackiger Arsch…“ Er unterbrach sich, und Sakura drehte sich der Magen um, als eine seiner Hände von ihrer Wange hinab zu gleiten begann. Oh Gott, bitte nicht! Seine Worte waren verletzend wie Messerklingen, und sie wünschte sich, sie könne ihre Ohren vor seiner Stimme verschließen. Er senkte seinen Kopf, sodass er genau in ihr Ohr sprach, und sie seinen heißen, überriechenden Atem gegen ihren Hals fühlen konnte. „Ich habe dich niemals aus den Augen gelassen. Ich war bei dir, wenn du es nicht vermutet hast, ich war in deiner Wohnung und habe mich umgesehen… Ich habe deine Kleidung gerochen, war in deinem Bad, habe deine Schränke gesehen... Deine Sicherheitsfallen an den Fenstern und der Tür waren so süß, ich hätte dich am liebsten jedes Mal gedrückt, wenn ich sah wie du sie Nacht für Nacht überprüft hast…“ Sakura brach der kalte Schweiß aus. Inzwischen fiel ihr das Atmen so schwer, dass sie am liebsten bewusstlos geworden wäre, aber sie hatte Angst, was dann mit ihr geschehen könnte. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Wie hatte sie nur alle Zeichen blauäugig übersehen können? Sie wollte sich wehren, ihn anschreien, doch es drangen nur erstickte Laute durch den Knebel, und die Fesseln hielten weiterhin. „Ich habe meine Kontakte benutzt um noch mehr über dich und deine kleine, dumme Freundin herauszufinden… Und ich war sogar sehr nett zu ihr. Zu deiner kleinen, dummen Schlampenfreundin, meine ich, die sich von diesem widerlichen Kaufherren ständig begrabschen lässt es ihm aber nicht besorgt, wie er es möchte. Ich hab ihr einen Hinweis gegeben, ich hab ihr die Informationen über den Verkauf der Jadelibelle praktisch auf dem Teller serviert, und sie hat sie artig noch am gleichen Abend zu dir weiter gereicht. So brav und artig. Und wie gerne hätte ich meine kleine Kunoichi aus Konoha dabei gesehen, wie sie zusammen mit der blonden Schlampe den Anhänger besorgt. Aber ich konnte nicht mehr länger warten. Ich wollte dich endlich haben! Also hab ich die blonde Hexe aus dem Weg geräumt.“ Sakura atmete scharf ein. Er war es also wirklich gewesen! „Ich weiß, sie war dein Halt hier in dieser abscheulichen, schmutzigen Stadt, in der ein so zartes Geschöpf wie du eigentlich nichts verloren hat… Aber nun bin ich ja für dich da. Ich musste handeln, weißt du, ich durfte nicht mehr länger warten, denn inzwischen ist es Zeit.“ Mit einem Aufschrei mobilisierte Sakura ein paar winzige, verbliebene Chakraspuren und sandte sie in ihren rechten Arm. Die Wirkung war verblüffend. Die Eisenfessel riss aus ihrer Ankerung, und noch in der gleichen Bewegung schnappte sich Sakura ein Kunai vom Hüftgürtel ihres Gegenübers und rammte es ihm in die Seite. Anschließend grub sich ihre Faust kräftig in seinen Magen, so dass er keuchend zurück taumelte. Es war so blitzschnell gegangen, aber Sakura war klar, dass ihr Faustschlag bei weitem nicht die übliche Kraft hatte. Schnell versuchte sie nachzusetzen, doch er war schneller. Er riss das Kunai aus seiner Seite, und ergriff mit der anderen Hand schneller als das Auge sah ihre freie Hand. Dann schlug er sie so heftig auf die harte Unterlage, dass sie mehr hören als fühlen konnte, wie ein paar Mittelhandknochen brachen. Der Schmerz trat unmittelbar ein, und ihre Sicht war einen Augenblick von Schmerzen getrübt. Diesen Moment nutzte der Mann für ein paar flinke und sichere Handzeichen. „Tojiru chakra kiri no jutsu!“ Tief sog er die Luft ein, und stieß sie dann zusammen mit nebelartigem Giftgas aus, das Sakura auch die letzte Chakrareserve verschloss. Sakura blinzelte die Tränen weg, die ihr wegen ihrer gebrochenen Hand gekommen waren, und registrierte gerade noch, wie er ihre Handfessel mit einem Jutsu erneut verschloss. Nein! So ein Mist! Diesesmal würde sie nicht daraus ausbrechen können, wie sie frustriert wahrnahm. Ein Fluchtversuch musste beim ersten Mal gelingen, ansonsten stand es schlecht um einen – das lernte man in Konoha schon in der Akademie. Der Mann wiederholte sein Jutsu an allen Fesseln, und legte anschließend eine grün glühende Hand auf seine Wunde. Er verschließt die Wunde selbst, das ist ein Selbstheilungsjutsu wie es jeder Medic-Nin lernt… Welche verdammten Fähigkeiten hat dieser Kerl denn noch?! Hoffentlich verausgabt der sich und kriegt’s nicht hin! Der Mann beobachtete sie aus seinen blitzenden Augen und kicherte leise. „Böses Mädchen. Wirklich, wirklich.“ Erleichtert atmete Sakura auf, als er nach seinen unheimlich ausgesprochenen Worten einen Schritt zurück trat. Im spärlichen Licht, dass wie ein staubiger, schmaler Strahl durch einen Spalt oben in einer der Raumwände fiel, sah sie, wie er eine Hand mit der Handfläche nach oben hielt. Dabei entdeckte sie auf seinem Unterarm unzählige Tätowierungen. Eine schwarze, dicke Libelle landete brummend auf seiner Hand. Liebevoll betrachtete er sie. Dann sprach er, als sei Sakura eine Schülerin, der er netterweise eine Geschichte erzählte. „Weißt du, kleine, niedliche Sakura die nicht fliehen kann mit ihren kaputten Flügelchen, Libellen… sind faszinierende Wesen. Vom Stamm der Gliederfüßer, mit wunderschönen Facettenaugen, …Und sie gelten sie als Symbol kaiserlicher Macht… Es gibt so viele Arten von ihnen hier. Königslibellen, Mosaik-Jungfern, Seiden-Libellen, Blaupfeile, kleine Dornenlibellen, schwarze Geisterlibellen, und… Smaragd-Libellen. Sie sind die königlichen, wunderschönen Jäger der Lüfte. Vergleichsweise klein im Vergleich zu Vögeln, aber sie sind perfekt ausbalancierte Flieger… Alle die du hier siehst, sind meine Kinder… Und so wunderschön…“ Na ganz großartig, dachte sich Sakura sarkastisch, hätt’ ich’s nicht vorher schon gewusst, spätestens jetzt wär’ ich mir sicher: Der Kerl ist völlig verrückt! Er schaute auf und trat wieder einen Schritt näher, sodass Sakura wieder das Glitzern in seinen schwarzen Augen sehen konnte. „Yaigenyagahara, diese schmutzige Stadt liegt an diesem wunderschönen Fleckchen Erde, den Libellenbergen, wo vor hunderten von Jahren der Sitz des Kaisers lag. Die Libellenberge. Mutter hat immer gesagt, ich solle mich nicht so viel für Insekten interessieren, sondern für Frauen, wie alle anderen, normalen Jungen auch. Sie hat mich mit dem alten Tischbein geprügelt weil sie sagte, ich sei nicht wie andere Kinder. Ich sei nicht normal. Sie wollte mir meine Liebe zu Insekten austreiben! Kannst du dir das vorstellen? Ich habe meine Mutter geliebt. Sie hatte so schöne grüne Augen, und ihr Haar roch immer nach Kirschblüte, und hatte auch dieselbe Farbe. Ich habe sie mehr als jede andere Frau geliebt - genau so sehr wie meine Insekten. Ihre Augen habe ich immer noch“, er deutete mit dem Blick zur Seite auf den Glasschrank mit seinem durchsichtigen Behältern. „und ihre Haare auch. Ihr Gesicht war hässlich, dass hab ich nicht behalten. Aber ich wusste, wenn ich jemals einen Menschen lieben konnte, eine Frau finden sollte wie Mutter es immer von mir verlangt hat, dann musste sie etwas besonderes sein. Etwas besonderes, das ich lieben und pflegen kann, dass so schön ist, dass selbst die Libellen daneben verblassen, das so zart ist und weich und so gut riecht und so vollkommen ist… Ich dachte, hier in diesem Ort würde ich niemals so jemanden finden, war deswegen oft auf Streifzügen außerhalb, aber es gab niemanden von angemessener Perfektion. Und Mutters Worte waren nicht leicht zu ertragen, wurden immer drängender… Gedrängt hat sie mich! Ich wollte sie immer bei mir haben… Sie ist immer hier bei mir, hier in diesem Raum, Mutter… Ich hatte die Hoffnung aufgegeben… Dachte, es gibt keinen perfekten Menschen… Doch dann bist du in diesem abgelegenen, schmutzigen Ort aufgetaucht… Wie ein Sonnenstrahl… Wie ein Schmetterling, ta, ta, der blind aber bestimmt und aufrichtig in das Netz der großen Spinne flattert. In mein Netz. Du fragst dich sicher, wer ich bin, nicht wahr? Das würdest du gerne wissen, meinen Namen, den Namen von dem, der dich eingefangen hat. Der dich jetzt besitzt.“ Wütend brüllte Sakura wütend etwas gegen ihren Knebel. Dafür tätschelte er ihr die Wange. „Ich weiß, Liebes, ich weiß. Es ist unbequem, aber es muss noch ein bisschen so sein.“ Die Libellen wurden unruhig und nervös, und viele von ihnen erhoben sich mit ihrem lauten, unangenehmen Brummen in die Lüfte und umschwirrten Sakura und den schwarzhaarigen Mann. Einige ließen sich auf ihm nieder und krabbelten zu Sakuras Entsetzen frei auf ihm herum. „Weißt du, wie man hierzulande Libellen nennt? Ryuhaé. Das ist ein alter Dialekt, und er bedeutet übersetzt Drachenfliege. Und so nennen sie mich, weißt du, Kirschblüte, so nennen sie mich hier. Mich, der eine Shinobiausbildung genossen hat, die deiner in vielen Dingen überlegen ist, mich, der der uneheliche Sohn des dritten Kage dieses Landes ist und der früh seine Mutter verlieren musste und stattdessen mit den Insekten der Bergwälder aufwuchs, mich, der die Libellen liebt wie seine Kinder, Brüder und Schwestern, die ihn dafür zurücklieben, der sie als einziger versteht… Das ist mein Name, kleine Sakura, Ryuhaé: Drachenlibelle.“ Der Mann drehte sich so, dass Sakura zum ersten Mal der Anhänger auf seiner Brust auffiel. Durch ihr kleines Gerangel vor wenigen Minuten waren die obersten Knöpfe des schwarzen Hemds offen, und Sakura fiel es wie Schuppen von den Augen. Der Mann, nein, der Ninja, der die Jadelibelle vor zwei Monaten stahl, und der seinem Auftraggeber, dem Händler Yunsen wahrscheinlich statt des Originals ein Duplikat überreicht hatte, der Mann, der jeden Abend in der Bar gesessen hatte und immer eine Kette trug, jedoch nie die Knöpfe soweit geöffnet hatte, als dass der Anhänger der Kette sichtbar gewesen wäre, dieser Mann, der sie beobachtet hatte und ihnen Hinweise auf den Handel der letzten Nacht gegeben hatte, aber eigentlich das Original die ganzen zwei Monate ihrer Suche bereits an seinem Hals trug, der Ninja, der ihr weit überlegen war und besessen von ihrem Aussehen, der stand hier vor ihr. Drachenlibelle. Und er hatte sie eingefangen. ~~~Ende Kapitel 4 – Drachenlibelle~~~ Das hier ist die etwas abgemilderte Form des Kapitels. Das Original war irgendwie... seelenterror-mäßig. O.o Ich hoffe, dass Kapitel ist gut so wie es ist. Kommis sind wie immer gern gesehen. Ciao, Beluga Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)