Don´t play von abgemeldet ([with the fire if you can´t stand getting burned]) ================================================================================ Kapitel 5: In my Face you slam the Door --------------------------------------- Die altbekannte Stimme des Radiomoderators bohrte sich urplötzlich aus Kaorus Wecker geradewegs in seine Träume. Zuerst murrte er genervt – er zog es eigentlich vor, von Musik geweckt zu werden und hätte außerdem viel lieber weitergeschlafen – doch dann kamen die Erinnerungen an die letzte Nacht zurück und schon war seine Laune bestens, noch bevor er überhaupt richtig wach war. Mit noch geschlossenen Augen rollte er sich zu Kyo, tastete nach dem zierlichen Körper um ihn an sich zu ziehen. Er wollte ihn bei sich spüren, ihn im Arm halten. Sein Gesicht sollte das erste sein, was er heute Morgen sah. Im nächsten Moment riss er erschrocken die Augen auf, weil er gerade keinen zierlichen Körper, keine warme Haut spürte, nicht den so geliebten Duft wahrnahm. Doch auch zu sehen war nur sein leeres Bett. Einen Augenblick lang glaubte er zu fallen, im nächsten fragte er sich, ob er nicht doch nur geträumt hatte, was er gleich verneinte und dann wurde ihm schwindelig. Oder war der Kleine vielleicht doch noch da? Er musste da sein! Hier irgendwo. Kaoru war sich vollkommen sicher. Es konnte gar nicht anders sein. Kurz horchte er in die Wohnung – Nichts. Auf sein Rufen – Keine Antwort. Nein! Das konnte nicht sein! Er wollte die Panik nicht zulassen, er wollte glauben, dass Kyo bei ihm war. Nervös sprang er auf, lief durch seine Wohnung – Keine Spur von dem Kleinen. Selbst sein Mantel und sein Bademantel hingen wieder an ihrem Platz. Vielleicht hatte er ihn übersehen? Er konnte doch nicht einfach weg sein! Erst nachdem er das fünfte Mal seine gesamte Wohnung durchsuch hatte und Kat ihn mehr als genervt musterte, konnte er die kalte Wahrheit, die ihn langsam zu erdrücken schien, seine Kehle zuschnürte, nicht mehr leugnen. Seine Beine wollten ihn nicht mehr tragen, den Tränen nahe sackte er an der Wand zusammen, an die er sich gerade gelehnt hatte, starrte mit leeren Augen zu seinem Bett. Aber Kyo war da gewesen. Er musste doch noch da sein… Er war nicht einfach gegangen! Kaoru war ja nichtmal zum Rauchen raus gegangen und Kyo hatte nur gefragt, ob er den Wecker stellen sollte und dann waren sie irgendwann zusammen eingeschlafen. Zusammen! Kyo in seinen Armen, an ihn gekuschelt. Er selbst sein Kinn in Kyos Haare vergraben, hatte seinen wunderbaren Duft gerochen, ihn gespürt, seinen Atem gehört… Die Erinnerungen an den Kleinen schienen ihn mit jeder Sekunde mehr zu erdrücken… Langsam stand er auf, schlurfte zum Bett. Vielleicht roch das Kissen noch nach ihm… Er wollte es gerade hochheben, da bemerkte er einen kleinen Zettel. Mit zittrigen Händen faltete er ihn auseinander und augenblicklich traten ihm die Tränen in die Augen. Auf dem weißen Papier stand in einer unregelmäßigen, zierlichen Handschrift: „Such nicht nach mir.“ Die Worte schnürten ihm augenblicklich die Kehle zu, drückten seinen Brustkorb zusammen, sein Kopf begann sich zu drehen... Warum? Was hatte er getan? Was sollte das? Ihm wurde schlecht. Mit Tränen in den Augen torkelte er ins Bad und übergab sich. ~ Wie er ins Paradise gekommen war, wusste er gar nicht. Das erste, was er wieder mitbekam, war Dai, der erst ziemlich genervt auf ihn zu kam – wahrscheinlich war er viel zu spät – dann aber urplötzlich zu Tode erschreckt schien. „Kao! Oh mein Gott, wie siehst du denn aus?! Was ist los?“ „Kyo…Kyo ist weg…“, murmelte er monoton. „Wie ‚Kyo ist weg’?“, Dai sah ihn verwirrt an. „Weg… einfach gegangen…“ Dai schien nicht ganz zu verstehen, aber sehr wohl zu merken, dass das hier länger dauern würde, denn er rief Kisaki zu, dass er sich mal kurz alleine im den Laden kümmern musste und zog Kaoru kurzerhand in den Aufenthaltsraum. Relativ schnell hatte er ihm die Geschehnisse des letzten Abends entlockt. „Und du bist dir sicher, dass du das nicht irgendwie geträumt hast?“, fragte er schließlich. „Ja!“, funkelte ihn Kaoru böse an. Meinte Dai jetzt etwa, er wäre verrückt geworden? „Da!“, er kramte Kyos Zettel aus seiner Hosentasche. Dai beäugte ihn misstrauisch, seufzte dann aber aufgebend. „Okay. Aber… was hast du erwartet?“ Kaoru zuckte mit den Schultern. „Dass er bei mir bleibt?“ „Wenn du gleich am ersten Tag mit ihm ins Bett hüpfst?“ „Ich wollte doch gar nicht-“ „Hai, er hat angefangen, aber es war dir auch nicht so völlig unrecht.“ Schweigend starrte er Dai an. Er hatte ja Recht, aber was sollte er dazu jetzt noch sagen? „Oh nein!“, Dai verdrehte die Augen, „Nicht dieser Blick! Diskutier mit mir, mach mich fertig, aber bitte schweig mich nicht einfach mit diesem ‚du hast ja Recht aber was soll ich tun’-Blick an! Ich weiß noch, als du das das letzte Mal gemacht hast-“ „Gomen…“, Kaoru wandte seinen Blick ab, das letzte Mal, als er sich so total ratlos gefühlt hatte, war er zuvor in Dais Armen aufgewacht und sie hatten beide nicht wirklich gewusst, was das zu bedeuten haben sollte… das war bestimmt schon sechs oder sieben Jahre her… „Okay, Kao, sieh mich an, und beantworte mir nur eine einzige Frage!“ „Hm?“, ratlos sah er Dai an. „Hast du dich wirklich in ihn verliebt?“ Sein leidender Blick war Antwort genug. „Niikura Kaoru!“, Dai packte seine Schultern, „Du kannst dich nicht einfach in einen 16-jährigen Straßenjungen verlieben! Du kennst ihn doch nichtmal.“ Kaorus Blick und das Loch in seiner Brust schrieen das Gegenteil. Dai seufzte, ließ seine Schultern los und nahm ihn dann in den Arm. „Es sieht dir aber gar nicht ähnlich…ich mein… du hast schon oft mit dem Feuer gespielt… aber du hast dich noch nie verbrannt…“ Kaoru schwieg. Wenn Dai nur wüsste, was Kyo mit ihm machte… ‚Moment’… spielen… wann hatte Dai das schon mal gesagt? „Okay!“, Dai sah ihm fest in die Augen, „Vergiss ihn… Geh nach hause, nimm dir heute frei, heute Abend gehn wir weg, morgen ist eh Sonntag. Vergiss ihn!“ Spielen… Dais letzten Satz hatte er kaumnoch mitbekommen, denn plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen! „Nein.“, antwortete er ruhig. „Nein?“ „Nein, ich geh jetzt nicht heim… ich bleib hier. Und später such ich ihn.“ Dai sah ihn komplett verwirrt an. „Hast du das hier überhaupt gelesen?“, er wedelte mit Kyos Zettel vor Kaorus Nase herum. Der schnappte ihn sich schnell und steckte ihn wieder in die Tasche seiner Jeans. „Ja hab ich. Aber so einfach werd ich ihn nicht gewinnen lassen.“ „Wie jetzt ‚gewinnen’?“, Dais Blick zufolge hatte der jüngere ihn jetzt wirklich für komplett verrückt erklärt. „Wenn er spielen will, bitte, aber so schnell geb ich nicht auf.“ „Findest du nicht, dass du ein ganz kleines bisschen übertreibst?“ „Nein, Dai, ich brauche ihn. Ich brauch ihn bei mir, damit ich weiß, dass es ihm gut geht…ich lass ihn jetzt nicht mehr zurück in die Gosse!“ – ‚dazu ist dieses Spiel viel zu ernst…’ „Da ist er aber schon wieder und offensichtlich will er nicht bei dir sein.“ „Dai-kun“, begann Kaoru, diesmal langsamer, erklärend, „Für Kyo ist das alles ein Spiel…Und bisher lag er vorne, weil er dachte er hat mich unter Kontrolle, damit, dass ich nicht durchschaue, dass er spielt. Deswegen hat er gesagt, ich solle mich nicht in ihn verlieben…das wäre ihm zu ernst geworden, verstehst du? Aber das ist es längst, ich kann ihn jetzt nicht einfach fallen lassen…“ „Kaoru, halt!“, unterbrach ihn Dai, „Für ihn ist das aber immer noch ein Spiel und ich bezweifle, dass – nur mal angenommen du würdest ihn wirklich finden – dass er überhaupt mit dir kommen würde.“ Schon wieder hatte Dai Recht. „Aber lass es mich doch wenigstens versuchen…“ „Du verlangst von mir, dass ich zusehe, wie ein Straßenjunge dich kaputt macht?“ „Er wird mich nicht kaputt machen…“ "Wird er… vergiss ihn doch einfach! In mich hast du dich doch auch nicht verliebt, nur weil du einmal mit mir geschlafen hast…“ „Das war was völlig andres!“, langsam wurde Kaoru lauter, „Außerdem kannst du mich nicht daran hindern. Wenn du dagegen bist, dann zieh ich’s eben alleine durch!“ „Okay, okay, Kaoru, beruhig dich… geh ihn suchen, wenn du unbedingt willst, ich werd dir nicht dabei helfen. Aber falls du jemanden zum Ausheulen brauchst, oder falls ich dir irgendwie anders helfen kann, bin ich immer da, okay?“ Kaoru lächelte müde. „Hai… arigatou…“ ~ Kyo zu finden stellte sich als alles andere als leicht heraus. Plötzlich schien keines der Straßenkinder ihn mehr zu kennen, niemand hatte ihn gesehen oder wusste irgendetwas. Und ihn ohne irgendeinen Hinweis in Osaka zu finden, kam der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleich. Irgendwann hatte er aufgehört die Tage zu zählen, aber er hatte das Gefühl, ganz Osaka schon mindestens dreimal abgesucht zu haben. Jeden Tag erschien er müder im Paradise und allein schon weil er für nichts anderes mehr Zeit zu haben schien, versuchte Dai ständig ihn dazu zu bewegen, Kyo endlich aufzugeben. Aber Kaoru konnte immer noch nicht ganz glauben, dass der Kleine einfach weg sein konnte. Als er wieder einmal einfach ziel- und ruhelos durch die Stadt lief, fand er sich plötzlich auf einem Straßenstrich wieder. So langsam fragte er sich, wie viele davon Osaka eigentlich noch hatte – oder waren es in den letzten Wochen immer wieder die selben gewesen? Im Grunde war es ihm auch völlig egal. Es war doch jedes mal das gleiche: Die Nutten, die ihm hinterher riefen, die Zuhälter, die versuchten ihm eine anzudrehen, die Freier, die Lichter, die Stimmen, die Rufe… Auch der spitze Aufschrei einer Frau – sie hatte anscheinend eine Ratte gesehen – rief in ihm nichts als eine sehr schmerzhafte Erinnerung hervor. Desinteressiert wandte er seinen Blick ab, auf den Boden, und plötzlich sah er sie – das weiß-grau-gestreifte Tier hielt sofort inne, schnupperte und sah ihn neugierig an, schnupperte wieder und trippelte enttäuscht weiter – Kaoru zögerte keinen Moment, er hatte sie erkannt und er war sich todsicher, dass das nur Nezumi hatte sein können! Und wenn Nezumi hier war, konnte Kyo nicht weit weg sein. Echte Hoffnung breitete sich schlagartig in ihm aus, als hätte jemand ein fast erloschenes Feuer wieder entfacht. Doch die Ratte war schnell und klein. Gewandt schlängelte sie sich zwischen den Beinen einer Menschenansammlung hindurch und Kaoru konnte nurnoch sehen, wie sie in einer dunklen Gasse verschwand. Erst als er sie zögerlich betrat, wobei er fast von einem Mann umgerannt worden wäre, der es offenbar ziemlich eilig hatte, merkte er, wie schnell sein Herz schlug. Sein Puls raste, als er sich in der Gasse umsah, doch außer ein paar Mülltonnen und Hauswänden konnte er in dem wenigen Licht, das durch die dicken Vorhänge der Fenster drang, nichts erkennen. Doch allein der Gedanke daran, dass Kyo hier irgendwo sein musste, ließ sein Herz wild gegen seinen Brustkorb schlagen. „Suchst du was?“, Kaoru schrak auf. Er hatte gedacht alleine zu sein, doch jetzt fiel sein Blick auf eine dünne Gestalt, die aus einem Schatten heraus langsam auf ihn zuging. Einen Moment lang war er sich sicher, dass die rauchige, aber helle Stimme zu einer weiteren Prostituierten gehörte, doch je weiter sich die Gestalt ihm näherte, desto deutlicher wurde, dass der versucht grazile, aber dennoch etwas schlaksige Gang, die langen Beine in fast transparenten Leopardenstrümpfen unter den ausgefransten Jeanshotpants, der kurze Kunstpelz ebenfalls in Leooptik über der knallroten Rüschenbluse, die schwarzen, auftoupierten Haare, die schwarz geschminkten Augen und der Schmollmund nicht zu einer Frau gehörten. Viel mehr stand jetzt ein Junge, wahrscheinlich etwas jünger als Kyo, dabei aber schon fast so groß wie Kaoru selbst, vor ihm, der ihn interessiert musterte. „Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte er lächelnd und spielte an dem Nietengürtel um seiner Hüfte, sah kurz auf seine groben Halbstiefel und dann wieder zu Kaoru auf. „Ich… suche Kyo…“, war das einzige, was Kaoru rausbrachte. Augenblicklich verfinsterte sich die Miene des Jungen. „Empfehlt ihr euch den jetzt schon gegenseitig weiter oder was?“, murmelte er trotzig, „Vielleicht hat er ja auch bald schon Stammkunden!“ Kaoru wollte den Gedanken nicht zulassen, der als erstes beim Anblick dieses Jungen und seinen Worten in ihm aufkam. „N-nani?“, stammelte er, von seinem rasenden Puls schon fast schwindelig. „Ja is doch so!“, der Junge drehte sich energisch um, ging ein paar schlaksige Schritte, fuchtelte dramatisch mit dem Armen, „Ich bin vielleicht schon viel länger in dem Geschäft“, er lief einen großen Bogen, wieder auf Kaoru zu, „Und kaum fängt Kyo-chan hier an, ich mein ich mag ihn ja, okay, daran wird unsre Freundschaft auch nicht kaputt gehn aber -“, plötzlich stockte er, starrte auf Kaorus Haare, sein Gesicht, wieder zu seinen Haaren, „Oh mein Gott! Ohmeingottohmeingottohmeingott!!“, er schlug die Hände vor sein Gesicht, sein Ausdruck war fast hysterisch, „Oh mein Gott, bist du-“, er zögerte, fuhr leiser, geheimnisvoll fort, „Bist du Kao?“ „Kennt jetzt schon jeder von euch meinen Namen oder was?“, entgegnete er genervt, er wollte endlich zu Kyo, damit der ihm das alles erklären konnte, damit er seinen Kyo hier rausholen konnte und dieser Junge war der Schlüssel dazu, wenn er denn endlich mal Klartext reden würde! „Oh mein Gott, du bist es!“, der Junge stakste auf ich zu, sah ihn beschwörend an, „Kao… Kyo weiß ja gar nicht, wie viel Glück er hat! Bitte, nimm ihn mit! Hol ihn hier raus! Du bist vielleicht seine letzte Chance, aber allein dass er überhaupt eine hat – Was Besseres als du konnte ihm gar nicht passieren und dieses Baka haut einfach ab! Und auf mich hört er ja nicht, aber ich bin mir sicher, dass er eigentlich lieber bei dir wär-“ „TOSHIYA!!!“, Kaoru erkannte Kyos Stimme sofort, sah den kleinen aus dem Eingang eines ziemlich heruntergekommenen Hauses kommen – schwarze Cargohosen, zu großer Pulli, das strubbelige, blonde Haar, aber er war blasser, magerer. Kaorus Herz schien endgültig aus seiner Brust hüpfen zu wollen, nur weit im Hintergrund hörte er den Jungen, der offenbar Toshiya hieß, noch wispern: „Er redet von dir, wenn er schläft…“, während Kyo auf den anderen zulief, ihn anherrschte: „Verdammt halt dich da raus!“, und als Toshiya einfach stehen blieb, Kaoru flehend ansah: „Und jetzt verzieh dich endlich, das hier geht dich gar nichts an!“ Erst als Toshiya beleidigt abgezogen war, wandte er sich Kaoru zu, starrte ihn wütend an: „Was willst du hier?“, für einen kleinen Moment glaubte Kaoru mehr zu sehen als Wut. Irgendetwas zwischen Verzweiflung, Hoffnung, Freude und Trauer und er wollte nichts lieber auf der Welt, als diesen Jungen in den Arm zu nehmen, ihn zu berühren, zu küssen, ihn einfach mitzunehmen, aus diesem Leben herauszuholen. „Kyo…“, krächzte er, sein Hals fühlte sich rau und trocken an, „Ich…ich hab dich gesucht…“ „Also genau das getan, was du nicht solltest! Ich werd nicht mit dir kommen, nie mehr, verstehst du das nicht?“ Kaorus Eingeweide verkrampften sich augenblicklich. Er hatte ihn doch gefunden… Er musste doch mit ihm kommen… „W-warum?“, stotterte er leise. Kyo wich seinem Blick aus. „Weil ich mich nicht zum Dauerspielzeug machen lass?“ „Du bist doch nicht mein Spielzeug!“, wie konnte er nur so etwas denken, „Kyo…du gehst mir einfach nicht mehr aus dem Kopf…und…und ich kann es nicht ertragen zu wissen, dass du hier auf der Straße lebst und dich von diesen ganzen Männern kaufen lässt… das kannst du doch unmöglich wollen…“ „Warum sollte ich mich dann an dich verkaufen? Dein Spielzeug sein, damit du mich durchfütterst, was wäre das anderes?“ „Kyo, du bist für mich verdammt nochmal kein Spielzeug! Ich fasse dich nicht an, wenn du das nicht willst, okay?“, flehte er verzweifelt, „Ich hätte nie mit dir geschlafen, wenn du nicht-“ „Kaoru, du verstehst’s echt nicht, oder? Was meinst du, warum ich gesagt hab, du sollst dich nicht in mich verlieben, hm? Weil du doch dann davon ausgehen würdest, dass ich mich auch in dich verliebe und am Ende noch bei dir bleibe. Aber Liebe macht abhängig. Und ich mache mich von nichts abhängig!“, sein Gesicht war ausdruckslos, nichteinmal ein bittersüßes Lächeln… „Und für diese Freiheit nimmst du so ein Leben in Kauf?“ „Ja! Hass mich doch dafür.“ Und Kaoru wünschte sich fast, das nur endlich zu können, schon allein um diesen Schmerz nicht zu spüren, der sich mit jedem Wort des kleinen immer tiefer in ihn einbrannte. „Aber… was sollte das dann alles? Warum hast du mit mir geschlafen? Warum hast du mich überhaupt je angesehn?“ Kyo lachte trocken auf. „Das willst du wirklich wissen?“ Kaoru nickte nur schwach. Er wollte wissen, warum der kleine ihn so leiden ließ… „Ich wollte mein erstes Mal nicht verkaufen.“ Also hatte er sich wenigstens in diesem Punkt nicht getäuscht. Kaoru sah Kyo stumm an, versuchte zu verstehen, zu begreifen, was das alles zu bedeuten hatte. Sollte er etwa Schuld sein an Kyos Schicksal? War seine Liebe zu ihm der endgültige Startschuss für sein noch größeres Unglück gewesen? Mit jedem dieser Gedanken wurde ihm schwindeliger. „Ja, ich hab dich angelogen. In deiner romantischen Gefühlsduselei hättest du es doch nie im Leben getan, wenn ich dir die Wahrheit gesagt hätte…“ „Kyo!“, darum ging es Kaoru doch gar nicht mehr. Er wusste nurnoch, dass er das alles jetzt erstrecht unmöglich zulassen konnte. „Komm mit mir…“, er sah dem kleinen fest in die Augen, „Bitte! Du musst nicht bei mir bleiben, lass dich nur hier raus holen, bitte, lass mich dir helfen ein besseres Leben zu führen als das hier…“, er wollte seine Hand greifen, doch Kyo wich ihm aus. „Nein. Ich brauch deine Hilfe und dein ach so tolles Leben nicht. Und ich will dich hier nie wieder sehen… sonst muss ich mir vielleicht doch überlegen ins Drogengeschäft einzusteigen… oder mich mit den Yakuza anzulegen…“, lächelte er kalt. „Das wär purer Selbstmord…“, flüsterte Kaoru fassungslos. „Genau.“, grinste Kyo, doch das Lachen erreichte seine Augen nicht. „Okay…“, hauchte Kaoru, den Tränen gefährlich nahe. Das Bewusstsein, seinen Kyo gerade ein zweites mal zu verlieren, breitete sich eiskalt immer weiter in ihm aus. „Ich hab’s verstanden…Aber…Kyo…“, seine Stimme wurde ein wenig lauter, eindringlicher, er suchte Kyos Blick, doch der Kleine sah ihn nicht an, „Wenn… wenn irgendwas ist, wenn ich dir irgendwie helfen kann, wenn du’s dir doch anders überlegst, ich bin immer da, okay? Du kannst jederzeit zu mir kommen, egal was es ist, ja?“ „Lass mich einfach in Ruhe…“, murmelte Kyo nur, wandte sich ab und ging. Ging einfach weg, weiter in die Dunkelheit der schmalen Gasse hinein. Einen Moment lang sah Kaoru ihm nach, der Kleine schien zu zittern und urplötzlich schüttelten Kaoru harte Tränen, die er trotzig herunterschluckte. Er drehte sich um, lief einfach nur los, rannte, versuchte diese Leere, Verzweiflung, diese Kälte, die ihn innerlich aufzufressen, auseianderzureißen schien, zu ignorieren. Jetzt hatte er Kyo endgültig verloren, er war auchnoch selbst Schuld daran und es gab nichts, was er noch tun konnte, ohne sein Leben noch mehr zu verpfuschen. Die Realität, die er die letzten Wochen nicht zugelassen hatte, schlug nun mit jeder Sekunde umso unweigerlicher, brutaler auf ihn ein. Er war Kyo vollkommen egal…und er konnte ihm nichtmal helfen… ~~~ sooo~ was würdet ihr machen, wenn jetzt ende wär? (die frage is ernst gemeint, weil iwie fänd ichs grad so als ende auch nich unbedingt sooooooo schlecht...) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)