Revolution von Jim ================================================================================ Kapitel 2: Recruit 4 & 5 - Alex & Sandra ---------------------------------------- „Uuuuuuund damit ist Mad Dog aus dem Rennen!“, rief der Moderator enthausiastisch ins Mikrofon, während zwei Männer einen stark blutenden, regungslosen Körper aus dem ein paar Quadratmeter fassenden Käfig schleiften. Die Menge tobte und jubelte und der Mann der noch im Käfig stand, relativ ungerührt, machte kleine Lockerungsübungen. Er knackste mit seinen Gelenken, lies die Schultern ein Kreisen, zog seine fingerlosen, schwarzen Stoffhandschuhe fest – auch wenn niemand darauf Acht gab. „Wer traut sich als nächstes in den Käfig? „Yakuza“ hat sie ALLE geschlagen! Gibt es denn niemanden der es glaubt mit ihm aufnehmen zu können?! Die Wetten stehen 12 zu 1!“ Schweigend schritt eine Frau die wenigen Treppen hinauf und betrat den Käfig. Sowohl das ärmellose Oberteil als auch die Hose aus schwarzem Leder betonten ihre weiblichen Rundungen, aber nicht so das es übertrieben oder billig wirkte. Nein, ihr Ausdruck war viel zu selbstsicher dafür das sie eine „Tussi“ war. Bisher hatte der Mann, der sich selbst den Spitznamen „Yakuza“ gegeben hatte, nur sehr selten gegen Frauen gekämpft. Doch das hieß nicht das er ihnen gegenüber Gnade walten lies. Sie waren seine Gegner so wie jeder andere auch der in diesen Käfig trat. „Ohhhhhhhhh... eine namenlose Femme Fatale!“ Die Zuschauer begannen zu toben und sofort wurden wieder Wetten abgegeben. Der Kämpfer musterte seine neue Gegnerin und grinste schmal. Irgendwie war es erfrischend mal gegen eine Frau zu kämpfen. Natürlich war es ihm im Grunde egal, denn solange er siegte verdiente er sein Geld und solange er am Ende ein Bündel Scheine in der Tasche hatte, interessierte ihn der Rest nur wenig. „Die Wetten sind abgeschlossen! Lasst den Kampf beginnen!“ Die Tür zum Kampf wurde geschlossen, doch die Frau stand nur regungslos dar und sah den Kämpfer mit eiskalter Miene an. „Hm... kein Fan von 'Ladies first', huh?“, erkundigte er sich und grinste, dann werde ich den ersten Schritt machen. Er schoss nach vorn und lies die Faust auf den Schädel der jungen Frau zurasen, doch Diese fing die Faust, erstaunlicherweise ohne sichtbare Mühe, mit zwei Fingern ab. Die Finger setzten genau zwischen den Knöcheln von Zeige- und Mittelfinger an. Für ein paar Sekunden verharrte er so, dann fiel sein Arm schlaff wieder nach unten. Erstaunt sah er seinen Arm an, welcher nun wie abgestorben hinabbaumelte. „Was zum...?“, brachte er bloß erstaunt raus. Anstatt aber viel Zeit zu verschwenden versuchte er einen Haken bei seiner Opponentin zu landen, welcher jedoch genauso abgeblockt wurde wie der Erste. Und genau wie der rechte Arm sank nun auch der Linke einfach nur schlaff nach unten. „Verdammt noch...“ Doch bevor er irgendwie hätte reagieren können, hatte sie ihm Zeige- und Mittelfinger sanft auf die Stirn gesetzt, einen Fuß hinter seinen Fersen platziert und ihn zu Boden geworfen. Er schlug hart auf dem Boden auf, doch als er sich wieder aufrappeln wollte zuckten seine Gliedmaßen nur unkontrolliert. „Ich habe die Nerven die für deine Koordination verantwortlich sind durcheinander gebracht.“, erklärte die junge Frau und ging vor seinem Kopf in die Hocke, „Gib auf. Du wirst für ein paar Stunden nicht in der Lage sein dich normal zu bewegen, wenn ich es nicht wieder richte.“ „Ach ja...?“ Seine Faust traf sie seitlich gegen den Schädel und riss sie von den Füßen. Wie von einer Panzerfaust getroffen wurde sie durch den Käfig geschleudert, schlug gegen das Gitter und fiel zu Boden wie eine tote Fliege. Etwas zittrig und ungeschickt brachte er sich auf die Knie und seiner Gegnerin ging es nicht besser. Der Schlag hatte sie sichtlich mitgenommen, denn sie spie ein wenig Blut auf den Ringboden und schnaufte schwer. „Ich weiß nicht was das für ein verfluchter Trick war...“, knurrte Yakuza, „Aber es ist ganz schön mies.“ Etwas ungestüm nahm er Anlauf und verpasste der am Boden liegenden Frau einen Tritt in die Rippen, welcher sie ein weiteres Mal quer durch den ganzen Ring gegen eine Käfigwand schleuderte. „Gottverflucht...“, zischte sie und richtete sich, dieses Mal schneller als zuvor, wieder auf, „So schnell hat es noch nie jemand geschafft die Kontrolle zurück zu gewinnen.“ „Ich bin noch fernab von 'Kontrolle'... sei lieber froh das ich nicht volle Kraft benutze!“ Erneut schlug er nach ihr, doch dieses Mal schaffte sie es knapp auszuweichen. Sie ging ein Stück in die Knie und die Faust traf auf die Käfigwand hinter ihr. Flink begab sie sich wieder nach oben, denn sie wusste sie hatte nur wenige Augenblicke Zeit, bevor ihr Gegner zu einem weiteren Schlag ansetzen würde. Ihre Linke legte sie um das Handgelenk seines ausgestreckten Arms, während sie Zeige- und Mittelfinger seitlich gegen den Arm drückte. Seine Augen weiteten sich, ein schlagartiger, stechender Schmerz durchzuckte ihren Arm und etwas unterhalb seines Ellbogens platzte ein Stück Haut auf und eine kleine Blutfontäne schoss hervor, so als ob irgendetwas gerade durch seinen Arm geschossen war. Nach wenigen Sekunden war die Fontäne nicht mehr zu sehen, dennoch blutete die Wunde weiter. „Ugh...“ Er nahm wie von alleine ein paar Schritte Abstand nach hinten. „Gib auf... oder ich werde bald anfangen eine Hauptschlagader zu punktieren. Dann bist du binnen weniger Minuten verblutet wie ein Schwein.“ Erneut musste sie husten, wobei sie auch wieder ein bisschen Blut ausspuckte. Ihn jedoch interessierte das nicht. Leicht zitternd besah er sich das Stück aufgerissene Haut. Die Wunde war nicht all zu tief, soviel konnte er feststellen. Aber dennoch konnte er sich keinen Reim darauf machen, wie sie entstanden war. Sie hatte ihm bloß die Finger auf den Arm gesetzt, sie hatte ihn nicht mal besonders fest getroffen. Und was sie mit seinen Armen und Beinen angestellt hatte, dass er sich nicht mehr normal bewegen konnte. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen das es sich um Magie handeln würde. Doch er wusste das es keine Magie gab, nicht wirklich. Hinter jedem Zaubertrick steckte eine logische Erklärung für das was passiert war und genau so musste es auch in diesem Falle sein. „Starrsinniger Idiot!“, zischte sie. Mit einer eleganten Bewegung gelangte sie auf seine Seite und schlug ihm mit der flachen Hand auf den Oberschenkel. Zu seinem Glück konnte er sich noch am Gitterzaun festhalten, welcher die Grenzen des Käfigs bildete. Sein getroffenes Bein war vollkommen taub und demnach hatte er auch keinerlei Kontrolle mehr darüber, dennoch dachte er nicht daran den Kampf aufzugeben. Er stieß sich vom Gitter ab und riss sein Gegenüber einfach zu Boden. Für einen gezielten Schlag war seine Motorik zu durcheinander, was ihn dazu veranlasste ihr eine einfache Kopfnuss zu verpassen. Schreiend vor Schmerz wand sie sich unter ihm, kam aber nicht frei. Die getroffene Stelle an der Stirn war aufgeplatzt und blutete und dem Kämpfer mit dem Spitznamen „Yakuza“ war ebenfalls ein wenig schwindelig, aber er hatte beiweitem weniger Schaden davon getragen. Nun legte er seine Hände um ihren Hals. Er war nicht mehr in der Lage einen ordentlichen Kampf abzuliefern, er würde sie einfach erwürgen. Doch die nun am Boden liegende Frau, deren Name er wohl nie erfahren würde – so glaubte er zumindest – war alles andere als wehrlos. Er konnte spüren wie sie ihm zwei Finger seitlich auf die Brust aufsetze und fast im selben Augenblick der Druck seiner Hände nachlies. Ein metallischer Geschmack breitete sich in seinem Mund aus und er musste einen kleinen Schwall Blut ausspucken, bevor er zusammenbrach. Vollkommen erschlafft schob sie ihn von sich runter und setzte sich schwer atmend aufrecht hin. Die Masse tobte doch sie nahm gar nicht wahr das die meisten zugunsten Yakuzas wetterten, sie war zu beschäftigt damit zu atmen. Bevor der Kampf jedoch fortgesetzt wurde flog die Tür zu der kleinen Halle mit einem lauten Knall auf. Zwei Uniformierte Männer mit Maschinengewehren traten ein, gefolgt von einer Frau welche ebenfalls eine Pistole in ihrer Hand hielt. Abgeschlossen wurde dies wieder von vier Männern, die die gleichen Uniformen trugen wie die Zwei die vorangingen. „Der Käfig!“, rief die Frau, während das Publikum sie etwas verwirrt anstarrte. Ein Mann sprang schreiend von seinem Stuhl auf und zog eine Pistole aus seiner Jacke hervor, die Frau jedoch brachte ihn durch einen gezielten Schuss in den Kopf zum schweigen. „Ladies und Gentlemen!“, rief sie, „Bitte bleiben sie ruhig und bleiben sie sitzen. Wir haben kein Interesse an Ihnen, also bleiben sie sitzen. Im Falle eines Angriffes werden sie erschossen!“ Die Männer näherten sich dem Käfig und einer von ihnen trat die Tür einfach auf. Gezielt traten sie beide ein, packten jeweils einen der beiden Kämpfer und warf sie über die Schulter, bevor sie wieder zur offensichtlichen Befahlshaberin zurückkehrten. „Ich würde sie beide bitten keine Gegenwehr zu leisten. Wir wollen ihnen nichts antun, nur mit ihnen reden. Wenn sie aber der Ansicht sind sich nicht benehmen zu müssen WERDEN wir ihnen weh tun.“ Sie hob ihren Kopf für Blickkontakt mit den Soldaten. „Rückzug.“ *** Als er langsam sein Bewusstsein wieder erlangte, drang ein gepfiffenes Lied an die Ohren von „Yakuza“. Und als eines der wenigen Lieder die er wirklich kannte, erkannte er Frank Sinatras „Fly me to the moon“ selbst noch im Halbschlaf wieder. Er wollte sich aufsetzen, immer noch mit geschlossenen Augen und nicht wirklich wach, jedoch gelang es ihm nicht. Das Lied verstummte. „Bitte Alex, bewegen sie sich nicht.“, drang eine Frauenstimme gedämpft an seine Ohren, „Ihr Nervensystem wurde geschädigt, wir haben sie zu ihrem eigenen Schutz fixiert.“ Nun öffnete er seine Augen wieder. Das Zimmer in dem er lag sah einem Krankenhauszimmer sehr ähnlich, aber der persistent-beißende Geruch der Reinlichkeit hing nicht in der Luft. Vor seinem Bett stand eine Frau mit braunen, gelockten Haaren, welche ihn durch die Gläser ihrer Brille ansah. Er kannte sie nicht, aber da er mit seinem echten Vornamen angesprochen wurde schien sie ihn zu kennen. „Wer zum Teufel sind sie?“ Bevor die Fremde antworten konnte hörte man ein Rauschen und aus dem abgetrennten Badezimmer trat eine weitere Person. Seine Augen weiteten sich. Es war die Frau gegen die er vor noch gar nicht all zu langer Zeit, zumindest kam es ihm so vor, gekämpft hatte. Immer noch trug sie dieselbe Kleidung, lediglich ihre Haare hingen nun offen an ihrem Rücken herunter. In einer Hand hielt sie etwas, was offensichtlich eine Akte war, die sie im vorbeigehen der Fremden vor Alex Bett in die Hand drückte, bevor sie sich auf einem Stuhl niederließ. „Ich mag es.“, sagte sie, „Ich bin dabei. Ich weiß zwar nicht genau wie ich eingeplant bin, aber ich bin dabei.“ „Dann willkommen an Bord, Sandra.“, kicherte die Fremde vergnügt und wandte sich lächelnd wieder Alex zu, „Nun Alex, Sandra hier kennen sie ja bereits aus dem schäbigen Loch in dem sie ihr Geld verdienen. Ich möchte ihnen einen Job anbieten.“ „Was für einen Job?“ „Sie werden für mich kämpfen und sie werden die Vorlage für den Nahkampfstil meiner Truppe bilden. Im Gegenzug dafür biete ich ihnen volle Unterstützung bei allem was sie tun solange sie unser Projekt nicht behindern und nahezu unbegrenzte Mittel für all ihre Bedürfnisse. Man würde sie ein eigenes Stockwerk in unserem Gebäude als Trainingsbereich einrichtigen mit allem was sie benötigen und noch viel mehr.“ Skeptisch sah er sie an. Für seinen Geschmack wusste sie zu viel über ihn und das war schon so, seit sie ihn mit seinem Vornamen angesprochen hatte. Schon oft hatte er sich irgendwo eingeschrieben, aber niemals unter echtem Namen. Unzählige Identitäten hatte er schon benutzt. Wie konnte es nun sein das sie WUSSTE wer er wirklich war? Kam sie von der Regierung? Und wenn ja; von welcher? Oder, und danach schien es im Moment viel eher, war sie einfach nur gerissen und vermögend genug sich diese Informationen zu beschaffen? Dennoch konnte er ihr eine gewisse charismatische Ausstrahlung nicht absprechen. Sie hatte etwas Besonderes an sich, etwas das man brauchte um sein „Produkt“ gut verkaufen zu können. Und im Moment war er mehr als gespannt darauf, was sie im verkaufen wollte. „Wir kämen natürlich auch für die Versorgung ihrer Mutter auf. Bei einer Zustimmung wäre sie heute noch in den Händen der besten und renommiertesten Spezialisten der Welt, verlassen sie sich drauf.“ „Und wenn ich nicht zustimme?“ „Dann dürfen sie sich eingeladen fühlen jederzeit zu gehen und können ihr Geld weiterhin in einem Käfig verdienen, der irgendwo in einem schmutzigen Keller steht und in dem sie irgendwelche Leute halb tot prügeln, nachdem sie ihr Geld auf sich selbst gesetzt haben.“ Sie grinste schmal und es war ein Grinsen das ihm bedeuten sollte, wie viel sie wusste. „Wir haben weder Interesse daran sie zu töten, zu verletzen oder zu irgendetwas zu zwingen. Sie müssen sich uns freiwillig und aus eigener Überzeugung anschließen, andernfalls hätte es keinen Sinn. Und einen starken Arm wie sie könnten wir mehr als gut gebrauchen.“ „Wobei genau soll ich ihnen helfen?“, wollte Alex wissen. „Ich, dass heißt Ich und meine Organisation, planen die Veränderung der Welt. Wir sind über ihren Zustand… nun ja… ungehalten. Es gibt unzählige Missstände an denen etwas getan werden KÖNNTE; wenn nur jemand in die Hände spucken und es tun würde. Das die Mächtigen dieser Welt jedoch lieber ihren eigenen Worten lauschen, anstatt das sie aufstehen und etwas tun ist kein Geheimnis.“ „Die Welt beherrschen, huh?“ „Nein, nicht beherrschen. An HERRSCHAFT haben wir kein Interesse und wir wollen auch nicht mehr Gewalt anwenden, als nötig ist. Uns liegt nichts an unnötigem Blutvergießen. Wir wollen die Welt verändern… verbessern. Dazu ist es nicht nötig zu herrschen, es ist nötig die Leute bloß auf die Dinge aufmerksam zu machen die getan werden müssen und sie dann in die entsprechenden Bahnen zu herrschen.“ Er schwieg einen Moment. Zugegeben, in seinem Leben hatte er bis jetzt nichts was ihn an seinen täglichen Ablauf band und diese Frau hatte Recht. Die Welt war in einem miserablen Zustand und es ging nur noch bergab mit ihr. Als der Hobbyphilosoph der er war hatte er schon des öfteren darüber sinniert und war zu dem Schluss gekommen, dass dies nun mal das Schicksal war dem die Welt unweigerlich ins Auge blicken musste. Der Mensch war ein Wesen das alles zerstörte was ihm nicht gefiel und er fand nur an wenigen Dingen gefallen, doch weder der Mensch selbst noch die Natur gehörten dazu. „Also gut… ich werde es mir zumindest mal ansehen.“, stimmte er schließlich zu, „Unter der Bedingung das meine Mutter jetzt sofort die Behandlung bekommt, die mir versprochen wurde.“ „Einverstanden.“ Die Fremde ging um das Bett herum und schüttelte seine Hand, da er sie aufgrund der Fixierung hätte weder strecken noch heben können. „Mein Name ist Gabriele. Willkommen bei AnO, Alexander.“ Hosted by Animexx e.V. 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