Die Abenteuer der Geschwister Ienari von Ubeka ================================================================================ Prolog: -------- Ein kühler Wind fegte über die grasbewachsene Ebene. Es war erstaunlich kühl auf dem kleinen Bauernhof, nur in der Scheune, wo der junge Kamatari arbeite, staute sich die Hitze. Der gelbe Kater von 14 Jahren schaufelte das Heu schwitzend mit seiner Heugabel zu einem großen Haufen zusammen. Er trug eine schwarze Hose, ein weißes Hemd mit hochgekrempelten Armen und die alten Lederstiefel, die ihm sein Vater geschenkt hatte. Kamatari fluchte "Blödes Heu, hoffentlich ist bald Mittagspause!" Er schleuderte den nächsten Haufen Heu zu dem Rest, als er eine bekannte, weibliche Stimme hörte. "Na, wieder schwer am Schuften, Kamatari?" Der Kater drehte sich zu seiner Zwillingsschwester um, die in ihrem neugenähtem Kleid hinter dem Scheunentor hervorsprang. Ihr langes, braunes Haar trug sie offen und grinste ihren Bruder an. "Was machst du hier, Arisa? Du sollst Mutter doch in der Küche helfen!" meinte Kamatari genervt, doch Arisa entgegnete keck "Ach, ich soll dich nur zum Essen holen, nachdem ich Mutter in der Küche geholfen habe!" Danach ging sie wieder davon. Kamatari warf sofort seine Heugabel weg und lief ihr hinterher. Er rief "Warte, ich will auch noch was abkriegen!" Zusammen mit den zwei Arbeitern und den Eltern saßen die beiden Geschwister wenig später am Esstisch, auf dem der große Topf voll Tomatensuppe stand. Wie immer lobten Will und Jack, ein aufrechtgehender Leguan und eine etwas alte Bulldogge, das Essen von Frau Ienari, Arisas und Kamataris Mutter. Der Vater schlürfte still die Suppe, bis er schließlich sagte "Wir haben heute die Schafe geschert... aber der Zaun muss repariert werden. Heißt, wir können nicht in die Stadt, heißt, dass mindestens du, Kamatari, die Wolle verkaufen müsstest." Kamatari hörte kurz auf zu essen und blickte seinen Vater fragend an. "Ich soll in die Stadt? Bist du sicher?" Der graugefärbte Vater segnete das ganze nur mit einem bejahendem " Hm." ab. Herr Ienari war immer etwas wortkarg und erläuterte nur selten, warum wer was tun solle. "Oh, ich will unbedingt mitkommen, ich war noch nie in einer richtigen Stadt!" meldete Arisa sich begeistert zu Wort. "Es wäre sowieso schön, wenn ihr beide mal ein wenig Tapetenwechsel bekämet." bemerkte Frau Ienari. Will stupste Kamatari leicht mit dem Ellbogen und empfahl ihm augenzwinkernd. "Such dir am besten auch n heißes Mädel, die laufen dir doch ganz bestimmt nach!" Jack guckte etwas abwertend zu Will, er war der Meinung, die Zwillinge sollten sich in der Stadt hüten, die Gassen seien voller Gesindel, wie er sagte. Am Tag darauf blickten Arisa und Kamatari noch einmal zum Bauernhof zurück, bevor sie mit ihrem Karren voller Schafswolle sich zur Stadt aufmachen. "Meinst du, was Will gesagt hat, ist wahr?" fragte Arisa ihren Bruder. "Ach was, Will ist doch immer misstrauisch." Kamatari zog etwas stärker an dem Karren, er wollte schnell in der Stadt sein. Aus der Ferne tauchten schon die Türme des Schlosses auf, das über der befestigten Stadt auf einem hohen Felsen thronte. "Sag mal, warum musstest du unbedingt deine alte Mistgabel mitbringen?! Das Ding ist doch völlig unnütz in der Stadt!", beschwerte sich Arisa nach mehreren hundert Metern. Ihr Bruder sah das ganze gelassen. "Wer weiß, wann man sie noch braucht..." "Ja ja ja ja, von Arbeit kannst du aber sicher nicht reden, stimmt's, du Faulpelz?" "Pff..." entgegnete Kamatari nur, während die Stadt langsam immer mehr hinter dem Hügel auftauchte. Nach einer Viertelstunde waren die beiden endlich in der Stadt angekommen. Alle verschiedenen Tiermenschen kreuzten ihren Weg, den sie sich durch die florierende Metropole bahnten. "Man, dass soviele Leute auf einem Fleck sein können..." staunte Kamatari, während seine Schwester sehnsüchtig zu den Schaufenstern der Läden blickte. "Wie gerne würde ICH so ein hübsches Kollier tragen..." seufzte sie, doch ihren Bruder ließ das kalt. "Du weißt genau, dass unser Geld dafür nicht reicht... grr, wo zum Teufel ist denn hier der Markt?!" Kamatari ließ den Karren kurz stehen, um einen Wegweiser erspähen zu können, doch vor lauter Tiermenschen konnte er nichts dergleichen erblicken. "Du könntest auch einfach jemand fragen, schonmal darauf gekommen?" Genervt wollte Kamatari zu einem großen Bären gehen, doch aus einer Seitengasse stürmte plötzlich ein großer, beiger Drache. Er hatte sich in einen roten Mantel gehüllt und hielt etwas unter dem Arm. Er sah hinter sich und prallte gegen Arisa, als Kamatari gerade den Bären antippen wollte. Er drehte sich sofort um, als er seine Schwester schreien hörte. Es klimperte im selben Moment, doch das kümmerte den Kater nicht, er musste zu seiner Schwester. Sie lag auf dem Boden und er half ihr auf. Der Drache sammelte derweil hektisch einige Münzen ein und fluchte. Kamatari sah kurz zu ihm und rief dann "Hey, kannst du nicht aufpassen, wo du hinrennst?!" Der Drache sammelte das letzte Geldstück ein und gab bissig zurück "Wenn das Mädel mir auch in den Weg rennen muss! und was geht dich das überhaupt an, du Rotzlöffel?!" Der Drache richtete sich auf. Er atmete laut, wobei sich seine Nüstern immer wieder erweiterten. Auch Kamatari stand auf, seine Schwester blickte verwirrt zu ihm hinauf. "Du riskierst 'n großes Maul, du Rüpel! Du hättest dich wenigstens bei meiner Schwester entschuldigen können!", fauchte Kamatari den Drachen an, der einen ganzen Kopf größer war. Der Drache ließ ebenfalls nicht nach und sagte "Halt bloß dein dreckiges Maul, du Halbstarker! Typen wie dich würde ich in Minuten zerfleischen!" Kamatari achtete nicht auf die Tiermenschentraube, die sich um die beiden bildete, sondern verengte seine Augen zu Schlitzen und meinte "Große Töne spucken kann jeder, zeig mir doch, was du kannst!" Der Drache lachte beherzt. Mit einem Grinsen sprach er "Junge, du überschätzt dich! Alles, was du hast, sind deine kleinen Fäuste!" Kamatari packte sich die Heugabel und hielt sie dem Drachen unter die Nase. "Falsch, ich habe auch noch das hier!" Der Drache prustete los und auch viele der Zuschauer brachen in Gelächter aus über die ' Waffe' des Bauernkaters. "Kamatari, ich glaube, wir verschwinden einfach, es ist doch nichts passiert.", wollte Arisa ihren Bruder umstimmen, doch der entgegnete "Vergiss es, dieser Typ hat mich öffentlich beleidigt!" Der Drache beruhigte sich langsam wieder. "Nun? Was ist? Willst du nun kämpfen, oder nicht?", fragte er bissig. "Ich warte, du Großmaul!" Der Drache stürmte sofort nach vorne und schlug mit seinen Klauen nach Kamatari. Er konnte sich noch rechtzeitig ducken, doch als er versuchte, den Drachen in die Seite zu boxen, schnappte dieser sich seine Hand und warf ihn über sich. Mitten in der Luft ließ er ihn los. Für Kamatari verlief der ganze Flug wie in Zeitlupe, alle Blicke waren auf ihn gerichtet. Er war sich sicher, er schlüge gleich hart auf dem Boden auf, doch urplötzlich schlugen seine Urinstinkte zu. eine Katze landet immer auf den Beinen... und so auch Kamatari am ende seines Fluges. Er war vollkommen unversehrt, als er auf allen vieren aufgekommen war. Er begab sich wieder auf seine Beine und lächelte den Drachen frech an. Der Drache wartet nicht lang, sondern griff schlagartig wieder an. Er wollte den Kater unter seinem mächtigen Fuß begraben, als eine laute Stimme rief "Sofort aufhören! Wir gehören zur Stadtwache!" Der Drache stoppte sofort und sah die gepanzerten Reiter auf sich zukommen. "Verdammt, bloß weg hier, sonst sind wir genatzt!", murmelte er und rannte davon. Auch all die Zuschauer taten gut daran, schnell zu verschwinden. Nur die Geschwister Ienari standen noch auf der Straße, als die Reiter ankamen. "Wer seid ihr?", fragte ein junger Wolf, der an der Spitze stand. "W- wir sind Arisa und Kamatari. Wir kommen von der Ienari-Farm..." Der Wolf blickte zu einem Bären, der als einziger auf einem Büffel riet. "Es sind bloß ein paar Bauernkinder, Uoruffu, kein Grund zur Aufregung!," meinte er, doch der Wolf, der scheinbar Uoruffu hieß, ließ sich davon nicht beirren. "Hier hat gerade noch ein Kampf stattgefunden, das verstößt gegen das Gesetz und wird mit einer Geldstrafe von 40 Silbermünzen geahndet!" Der Bär seufzte. "Man, Uoruffu, beruhig dich doch mal... das mit den Gesetzen ist schon lang nicht mehr das, was es früher mal war! Außerdem scheinen die beiden neu hier zu sein.", flüsterte er, dann wurde er laut und sagte "Hört mal zu, ihr beiden! Wir lassen euch diesmal ungeschoren davonkommen, aber macht sowas nie wieder!" "Oh man, das klingt ungefähr wie eine von Mutters Moralpredigten...", dachte Kamatari. Arisa versprach währenddessen "Wir werden euch keine Unannehmlichkeiten bereiten! Aber..." Der Bär hob fragend eine Augenbraue. "Was 'aber'?" "Aber könntet ihr uns sagen, wo wir den Marktplatz finden? Wir müssen die Wolle auf unserem Karren verkaufen." Uoruffu sagte "Zum Marktplatz geht es direkt gerade aus die Hauptstraße entlang. Ich begleite euch allerdings dorthin, nicht, dass ihr schon wieder Ärger macht!" "Wenn das so ist, Uoruffu, machen wir alleine weiter mit der Patrouille!", erwiderte der Bär und ritt mit den anderen davon. Der Marktplatz schien noch überfüllter als die Straßen der Stadt. Überall hatten Händler ihre Stände aufgebaut und priesen ihre Waren an. Ihr Geschrei hallte über den ganzen Platz. Es herrschte ohrenbetäubender Lärm. Kamatari stellte den Karren an einem freien Platz ab. Uoruffu ritt weiter, jedoch nicht, ohne die beiden noch mal zu warnen, er werde sie ihm Auge behalten. dann entfernte er sich auf seinem Ross. "Bildet sich ja sonstwas ein auf seine Pflicht, oder?" Arisa strich sich durch ihr Haar und antwortete "Er nimmt seine Aufgabe nunmal ziemlich ernst im Gegensatz zu dir, Kamatari! Du musstest natürlich wieder den Helden spielen, als der Drache mich aus Versehen angerempelt hat." "Hey, ich wollte nur DIR helfen!", regte Kamatari sich auf. "Wenn du meinst..." In den folgenden Stunden passierte nichts besonderes, die Wolle wurde zu einem vernünftigen Preis verkauft und die Geschwister wollten sich auf den Heimweg machen. Die Sonne ging bereits unter und die Geschwister debattierten, wer schuld sei, dass sie wohl nun erst in der Nacht nach Hause kämen. Kamatari wollte gerade abbiegen, als Arisas feines Gehör etwas wahrnahm. Sie hielt ihn zurück und spitzte um die Ecke. Eine fette Kröte maß sich mit... einem Drachen, um genauer zu sein, genau dem, der Kamatari wenige Stunden zuvor fast verprügelt hätte. Die Kröte war deutlich unterlegen, doch sie hatte noch Überlebenschancen. Der Drache war zwar schnell und hatte ein gutes Reaktionsvermögen, aber die engen Gassen machten ihm Probleme mit seinem massigen Körper. Doch schließlich erwischte er doch den Fettwanst mit seinen Klauen. Sie bohrten sich in sein wabbeliges Fleisch wie Widerhaken. Anschließend schmetterte der Drache seinen Gegenüber noch gegen die Wand, wo er langsam nach unten rutschte und an der Mauer des Hauses eine dicke Blutspur hinterließ. Der arme Kerl wollte davon kriechen, doch seine Kräfte verließen ihn und er blieb reglos auf dem Boden liegen. Der Drache bereinigte seine Klauen mit einem weißen Tuch von dem Blut. Die Geschwister Ienari zitterten am ganzen Leib, dieser Typ hatte gerade jemanden umgebracht - und das würde er wohl mit ihnen genauso machen, wenn er sie erwischen würde. "W- wir müssen die W- wachen infor- informieren!", flüsterte Arisa. Der Drache war bereits dabei, die Gasse zu verlassen. Kamatari war ganz starr vor Schreck und rührte sich keinen Millimeter. "Komm!", zischte seine Schwester panisch, doch da kam der Drache bereits aus der Gasse, wo sich grade noch ein Kampf zugetragen hatte... 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