Wortschlacht von abgemeldet (~*Auf das uns die Worte nie verloren gehen *~) ================================================================================ Kapitel 4: Haltloser Nagel -------------------------- King spürte die leere der verdammten Wohnung. Es tat weh. Und er hasste es. "HIER wohnst du?" Adren wusste natürlich, dass King hier wohnte. Jedoch faszinierte es den reichen Jungen immer wieder aufs neue. "Zwar ein wenig dreckig und kalt, aber recht gemütlich." King ignorierte die letzten Worte seines Freundes und sperrte seine Zimmertür auf. Er hatte sich ein Schloss für sein Zimmer zugelegt. Irgendetwas in ihm hatte ihm gesagt, es wäre besser so. Niemand konnte in SEINEN Raum. Natürlich wusste King auch, dass Pit das Schloss mehrmals geknackt hatte. Aber es war auch nicht Pit, den King von seinem Zimmer fern halten wollte. Es war sein verdammter Erzeuger... "Ist dein Vater nicht da?" Adren wollte unbedingt King nach Hause bringen. Jill und Niko waren Richtung Bahnhof unterwegs, um eventuell noch Pit abfangen zu können. "Doch", knurrte King und deutete Adren an, seine Sachen auf sein Bett zu werfen. "Zieh die scheiß Jacke aus, Adren. Hier drin ist es warm genug." Das war gelogen. In der Wohnung wurde seit Monaten nicht mehr geheizt. Die wenigen Heizkörper, die man hier überhaupt noch hatte, gingen eh nicht und wenn, dann heizten sie nicht einmal richtig. "LEWIS?!" King zuckte zusammen. Jedoch nicht annähernd so stark wie Adren. "Dein Vater klingt sauer...", flüsterte dieser. Das war King jedoch egal. "Warte einfach hier", zischte er nur seinem Freund zu und schloss die Zimmertür hinter sich. Sein Vater war ihm schon peinlich genug. Da musste er ihn auch nicht wie ein Tier seinen Freunden präsentieren. "LEWIS!" "Ja, was ist?!" King betrat die Küche. Es roch nach Alkohol und Zigaretten. "WAS ist?!" Kings Vater saß halbwegs gerade auf einem Stuhl und starrte den Tisch an. Er musterte seinen ältesten Sohn kurz und schüttelte dann den Kopf, ganz so, als würde er etwas verneinen. "Deine Mutter hat angerufen..." Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass Kings Mutter sich meldete. "Sie sagt... Diese verdammte Schlampe!" Eine Faust krachte auf den Tisch. "Na los! Ruf deine Mutter an! NA LOS!" King starrte seinen Vater kurz wütend an, dann verschränkte er die Arme. "Wieso sollte ich? Außerdem hast DU diese Schlampe gevögelt! Nicht ich! Schon mal was von Verhütung gehört?!" "Werd nicht frech!", knurrte Kings Vater und sah seinen Sohn wütend an. Die Augen waren gerötet und von dem einst jungen und attraktiven Mann war rein nichts mehr zu sehen. Es war nichts mehr von dem Mann zu sehen, der damals nach Feierabend King und Pit lachend durch die Wohnung getragen hatte, als beide noch kleine Kinder waren. Eigentlich war Kings Vater gestorben, als er neun Jahre alt war. Danach war nur noch diese leere Leiche von Säufer übrig geblieben, die Tag um Tag und Stunde um Stunde sein Leben zur Hölle machte. Es war alles Kings Mutter schuld. Sie hätte damals nicht gehen dürfen. Nicht erneut heiraten und schwanger werden dürfen. Sie hätte ihre RICHTIGE Familie nie vergessen dürfen... King presste die Lippen zusammen und verließ die verdammte Küche. Würde er nicht ahnen, dass es um seinen kleinen Bruder ging, würde er diese Verräterin gar nicht anrufen... Es überraschte King nicht einmal, als er keine Nummer fand. Seine Mutter hatte die Nummer unterdrückt, als sie angerufen hatte. Schlampe... Sie war eine so gottverdammte Schlampe! King blieb nichts andere übrig, als das Telefon mit in sein Zimmer zu nehmen und dort mit Adren gemeinsam auf einen erneuten Anruf zu warten. "Alles okay?" Adren sah King besorgt an. "Du bist noch blasser als sonst." "Halts Maul", knurrte King angepisst. Obwohl ihn diese Frage nervte, tat es irgendwie gut, dass sich jemand nach ihm erkundigte. "Schon gut..." Adren hatte nach einer Weile angefangen mit einem kleinen Ball zu spielen und wurde immer unruhiger. "Auf was genau warten wir überhaupt?" "Auf einen Anruf meiner Mutter", knurrte King und der kleine Ball fiel zu Boden. Adren starrte King an, als wäre dieser nicht mehr ganz zu retten. "Bitte WAS? Deine Mutter hat angerufen? Pit... Ist also ECHT bei ihr?" King zuckte mit den Schultern. "Der kleine Scheißer scheint gewusst zu haben, wo sie wohnt. Jill und Niko werden ihn mit Sicherheit nie im Leben noch am Bahnhof finden." Das Telefon klingelte und King nahm viel zu schnell ab. "Ja?" Kurz herrschte Stille auf der anderen Seite der Leitung. "Lewis... Bist du das?" Die Stimme seiner Mutter wurde kurz von Babygeschrei übertönt. "Lewis? Bist du dran?" "Ja", knurrte King. "Was ist?" "Pit ist bei mir." "Dachte ich mir schon." "Du weißt DAS?" Kings Mutter klang überrascht. "Und wieso kommst du ihn nicht holen? Du kannst nicht von deinem kleinen Bruder erwarten, dass er um diese Uhrzeit alleine zurück nach Hause geht!" "Ach?" King spürte den Hass auf seine Mutter mit ihrer ätzenden Stimme wachsen. "Sag DU mir nicht, was ich kann und was nicht. Der kleine Penner hat es doch auch alleine zu dir geschafft! Außerdem WOLLTE er zu dir!" "Lewis, er kann unmöglich hier bleiben! Die Wohnung ist zu klein und William kommt bald von der Arbeit. Ich hab genug mit den Zwillingen zu tun!" Erneut konnte King im Hintergrund ein Baby weinen hören. Irgendwo schrie sogar ein kleines Mädchen nach ihrer Mama. "Moment, Schatz!", hörte King seine Mutter rufen und spürte unglaublichen Hass. Hass auf das Mädchen, dass von SEINER Mutter 'Schatz' genannt wurde. Hass auf Pit, der ihn im Stich ließ. "Er kann wirklich unmöglich bleiben! Ich weiß nicht einmal, wie er an meine Adresse kam! Aber es hat geklingelt, ich hab die Tür geöffnet und da stand Pit! Ganz verheult und klatschnass!" "Aha", sagte King nur. "Er wollte zu dir. Ich konnte ihn nicht davon abhalten. Soll er selbst sehen, wie er wieder nach Hause kommt." "Lewis, bitte! Er ist doch erst 13!" "Ja und? Er macht doch immer auf Mister Erwachsen!" Das Mädchen im Hintergrund schrie nun lauter nach ihrer Mama und King hätte dem kleinen Miststück am liebsten den Hals umgedreht. "Ich muss auflegen, Lewis. Das Essen kocht und... Warte! Ich geb dir Pit." "Mach das...", knurrte King und seine Hände verkrampften sich. Adren sah ihn besorgt an und schien kurz zu überlegen, ob er es wagen sollte, King eine Hand auf die Schulter zu legen. Doch scheinbar war er schlau genug um zu wissen, dass King darauf absolut keinen Bock hatte und ließ es bleiben. "He..." Pits Stimme klang leise und vor allem verstört. "Du bist tot", zischte King ins Telefon. "Du bist so was von tot, wenn du nach Hause kommst! Noch nie in deinem Leben wurdest du so verprügelt, glaub mir!" Pit gab ein schluchzendes Geräusch von sich. "Ich kann nicht hier bleiben... Mom will mich nicht hier haben... Sie sagt, sie könne nicht noch einen durchfüttern und William würde das nicht wollen... WER ist William?" "Moms Mann! Und jetzt setz dich in den nächsten Zug nach Hause!" "DAS nennst du ein Zuhause? Einen Scheiß mach ich!" "Pit, ich warne dich!" "Weißt du was? Mir egal! Komm mich doch holen! Du weißt nicht einmal wo Mom wohnt, noch ihren neuen Nachnamen, noch ihre jetzige Nummer! Du weißt nichts!" "Pit, komm nach Hause!" King schrie nun ins Telefon. "Ich werde dir jeden Knochen brechen, wenn du kleiner Bastard nicht na..." ..... Pit hatte einfach aufgelegt. "ARSCH!" King warf das Telefon durch den Raum. "Dieser kleine Arsch! Er ist tot! SO GUT WIE TOT!" Jill war gerade dabei, sich eine Cola zu kaufen und Niko nach seinem Getränkewunsch zu fragen, als ihr Handy klingelte. Sie nahm ab, drückte Niko die Cola in den Arm und deutete ihm an, die Sachen zu bezahlen. Dann verließ sie den Laden und trat raus in die Kälte. "Ja?" Adren sprach schnell und wild durcheinander. Er sprang in seiner Erzählung ständig zwischen Pit und King hin und her und ließ manche Sätze einfach unbeendet. Das einzige, was Jill ganz kapierte, war folgendes: Pit war zu seiner Mutter gefahren, diese wollte ihn dort aber eindeutig nicht haben und hatte King gebeten, seinen Bruder irgendwie abzuholen. Von Bahnhof aus versteht sich. Scheinbar hatte die gute Frau Angst, dass ihr Ex-Mann über seine Söhne an die neue Adresse kam. Doch King hatte sich geweigert und sich über Telefon mit Pit gestritten. Dieser hatte seine Mutter daraufhin verlassen, war jedoch mit ziemlicher Sicherheit nicht Richtung nach Hause unterwegs. Niko kam aus dem Laden und sah Jill besorgt an. Er wusste, dass etwas passiert war. Jill legte auf und sah zur Anzeigetafel. "Pit ist abgehauen. Der kleine Spinner ist mit all seinem ersparten Geld als kleiner 13jähriger unterwegs. Und das gegen 11 Uhr abends." Niko wurde bleich und sah zur Uhr. "Wissen wir, in welche Richtung er unterwegs ist?" Jill schüttelte den Kopf. Über diesen kleinen Spinner gab es nicht viel zu wissen. Er war ein lebensmüder Spinner, fertig. Und das war kein Wissen, sondern eine Tatsache. "Er hat keine Freunde, seine Mutter will ihn nicht in ihrem neuen Leben haben und Zuhause erwartet ihn ein Säufer als Vater und ein großer Bruder, der ihn so brutal verprügeln wird, dass er noch drei Jahre nach der Aktion im Sitzen pissen muss. Nein. Wir haben somit absolut keine Ahnung, wohin Pit will." Niko nahm einen Stift aus seiner Jackentasche und ein Blatt Papier. "Wir sollten einen Plan machen. So was muss organisiert werden." Jill schnaubte abfällig. "Pläne behindern die Kreativität. Die Aura der Improvisation ist Energie genug." Niko schüttelte den Kopf. "Nein. Wir MÜSSEN nach Plan handeln. Würdest du nur einmal etwas voraus..." "So wie du?" Jill nahm einen Schluck Cola und beobachtete Niko spöttisch. "Du hast überhaupt keine Kreativität. Fantasie ist die ein Fremdwort und Improvisation macht dir Angst. Nicht wahr? Du brauchst das Gefühl, dass du für alle Situationen ausgerüstet bist. Auch wenn du genau weißt, dass du auch trotz Plan keine Chance hast." "Einen Plan haben ist nichts schlimmes", murrte Niko und sah weg. Er sah immer weg, wenn man ihm in die Augen sah und ihn auf seinen Faible für Pläne ansprach. "Sagst du", flüsterte Jill und spielte mit einer roten Locke. "Es kommt immer so, wie man es am wenigsten erwartet, Schatz." Es waren drei Tage vergangen und von Pit fehlte jede Spur. Kein Anruf, keine Polizei und keine schlimmen Nachrichten. Zum einen beruhigte es Adren, jedoch machte es ihn schrecklich nervös. Es war fast so, als würde sein kleiner Bruder fehlen. Und er hatte nicht einmal Geschwister... "Tyler, gib ab!" Zu spät bemerkte Adren, dass er im Besitz des Balls war und blieb verwundert stehen. Er starrte das runde Ding an, als würde er dieses Teil zum ersten Mal in seinem Leben sehen. "TYLER!" Valon Mcgimpspy war der führende Kopf der Mannschaft und ein guter Stürmer. "Was soll der Scheiß?!" Adren seufzte und schüttelte den kopf. "Ich kann nicht." "WAS?!", schrie Valon und der Torwart Robin Bootz gleichzeitig. "Ich kann nicht", wiederholte Adren und konnte es zuerst auch nicht fassen. Aber es ging nicht... Seine Gedanken waren nicht wie sonst nur bei dem Spiel, sondern drifteten immer wieder zu Pit. "Was?" Valon ging fassungslos auf seinen besten Stürmer zu. "DU kannst nicht? Ist das so was wie eine Premiere oder was? Das Spiel ist übermorgen!" Über... morgen? "Das geht nicht!", rief Adren laut. "Alter, hast du das Spiel vorverlegt?!" "Ja." Valon nickte und nahm den Ball in den Arm. "Problem damit? Ich hab allen im Team eine Mail geschrieben. Vor genau zwei Tagen, dass das Spiel gegen die Dogers vier Tage früher stattfindet." "Nein, Mann!" Adren schüttelte den Kopf. Er fühlte sich plötzlich erschreckend kraftlos. "Das... geht nicht! Ich kann nicht kommen..." "WAS?!" Valon warf den Ball von sich. Er wurde schnell aggressiv, wenn einer seiner besten Spieler kurzfristig abspringen wollte bez. musste. "WILLST DU MICH VERARSCHEN?!" Adren schüttelte den Kopf. "Es ist... Jill hat Geburtstag..." "UND WAS JUCKT MICH DAS?!" Valon packte Adren am Kragen seines T-shirts. "Ich hab alle in der Mail gebeten, wenn es aus gewissen Gründen nicht geht, sollen sie mir das spätestens 12 Stunden später mailen! Aber DU hast nie eine Einwende erhoben und ich ging davon aus, dass DU übermorgen auch antreten kannst!" "Ich hab die Mail noch nicht gelesen", gestand Adren und schob Valon von sich. Der Italiener wurde nun richtig sauer. "UND WIESO NICHT?!" "Keine Zeit", sagte Adren und Valon nahm tief Luft. Dann lachte der Junge und breitete die Arme aus. "Habt ihr gehört?", fragte er die anderen Jungs aus der Mannschaft. "Tyler hatte KEINE ZEIT für die kurze Mail zu lesen. Er hielt es mal wieder nicht für nötig, sich für uns einzusetzen! Kapiert ihr?! Unser bester Stürmer lässt uns hängen!" Robin schrie eine Beleidigung und ein paar stimmten mit ein. Adren schnaubte. "Na und? Ich sitze halt nicht 24 Stunden vor dem Pc und habe mein Lebensziel alleine auf das bekommen einer Mail von dir gesetzt! Verzeihung, wenn du scheinbar noch nicht hinter die Funktionsweise eines Telefon geblickt hast, Valon, aber ich kontrolliere meine Mails höchstens alle vier Monate einmal!" Nun war es Still und Valon schüttelte den Kopf. "Du kommst übermorgen. Wenn nicht, bist du raus! Und zwar ganz!" "Gut." Etwas in Adren verkrampfte sich schmerzhaft. "Dann bin ich JETZT schon raus. Ihr seid eh nur ein Haufen von pseudo-Spielern und gewinnt nur, wenn ICH spiele." Valon schrie etwas, doch Adren bekam es nicht mehr ganz mit. Er verließ die Sporthalle bereits und knallte alle Türen und Tore so laut wie möglich hinter sich zu. Wie doof war das denn gewesen? Adren hatte sich gerade selbst aus seinem Team gekickt und das nur, weil er seine Mails nie kontrollierte. Aber Jill ging vor. Jeder Geburtstag seiner Freunde ging vor. "Hallo." Adren ging weiter und ignorierte Rahel Petzy. Sie hatte nicht nur einen behinderten Nachnamen, sondern ein genau so behindertes Wesen. "Hallo?" Das bleiche Mädchen mit den kurzen schwarzen Haaren und der spitzen Nase winkte übertrieben und ging nun neben Adren her. "HALLO?! ANWESEND?!" "Verpiss dich, Rahel." Rahel dachte kurz nach. "Definiere 'Verpiss dich'" "Hau ab!" "Wieso?" "Weil du nervst." "Mich nervt die Sonne. Aber sie geht auch nicht weg, wenn ich ihr den nackten Arsch zeige." Adren verwettete SEINEN Arsch darauf, dass Rahel so etwas mit Sicherheit schon mehrmals getan hatte. "Ich will nicht mit dir gesehen werden", knurrte Adren und lief nun los. Rahel lief neben ihm her. "Bin ich dir zu uncool?" "Du bist eine Spinnerin!" "Na und? Ich komm aus einer Irrenheilanstalt. Ist halt dumm gelaufen." "Du BIST immer noch in dieser Anstalt!" "Aber auf dem positiven Weg der Selbstakzeptanz." "Der was?" Nun blieb Adren stehen und sah das Mädchen neben sich an. Rahel war dünn, an der Schule als Verrückte bekannt und ihre Haare reichten ihr mal gerade knapp bis über die Ohren. Sie hatte lange Finger, die so dünn und bleich waren, dass es an die Hand einer Leiche erinnerte. Außerdem trug Rahel immer zu weite und verwaschene Kleider und wirkte verpeilt. Ihre dunklen Augen versuchten sich in einen hineinzubohren und sie stellte dumme Fragen. Sie war genau das, was seit ein paar Tagen neben Adren saß. Eigentlich hatte sie ihn bis jetzt in Ruhe gelassen. Nur ab und zu hatte sie kleine Zettel zu ihm rüber geschoben, auf denen Dinge wie HAHA. Es gibt keinen Weihnachtsmann, schon gewusst? und Energiefressende Kapitalisten. gestanden hatte. Adren hatte sie ignoriert und nach einer Weile sogar angefangen, den Unterricht WIRKLICH zu verfolgen. Er hatte erschreckend viel mitbekommen, seit Rahel neben ihm saß. Aber irgendwie glaubte die Irre jetzt, dass sie so was wie Freunde wären. "Du bist dumm", sagte Rahel und nickte. "Bei dir fehlt es an starker... Wie nennt man das Teil von dem aus das Glücksgefühl gesteuert wird?" "Sex", knurrte Adren und Rahel schüttelte den Kopf. "Sex ist eine intolerante Weise der Kommunikation." "Wenn du meinst." Adren verdrehte die Augen und ging weiter. "Lass mich in Ruhe. Mein Tag ist scheiße, okay?" "Harnblase?" Rahel hörte ihm wieder einmal nicht zu. "Ne... Das ist was anderes. Das Hirn! Irgendwas macht das Hirn, damit man sich gut fühlt." "Schön für das Hirn", knurrte Adren und schüttelte den Kopf, als er Rahel noch eine Weile mit sich selbst diskutieren hörte. Niko versuchte sich zu konzentrieren. Pläne waren nicht dumm. Sie waren sein Halt. Das was Jill über seine Art mit Improvisation umzugehen gesagt hatte, war vielleicht nicht ganz erfunden, jedoch auch nicht ganz so wirklich wahr. Mit einem Plan vom Plan, den man hatte, falls der eigentliche Plan schief gehen sollte, ließ es sich einfach viel besser leben. Oder zumindest erträglicher. Niko konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal gerne gelebt hatte... Mit einem Seufzen gab der junge Russe es auf. Der Fisch war tot. Wie seine hundert anderen Vorgänger und Niko wusste bei weitem nicht, woran das liegen konnte. Er hatte den Fisch gefüttert, das Wasser sauber gehalten und regelmässig nach ihm geschaut. Trotzdem schwamm der Fisch oben. "Leg dir einen Hund zu." Niko ignorierte die Stimme und starrte weiter den toten Fisch an. Er hasste es, wenn seine Mutter ihn ansprach. Sie ekelte ihn so unglaublich an... Obwohl sie gerade aus der Dusche kam und in einen Bademantel gewickelt war, roch sie unangenehm nach Sex. Es roch überall danach und Niko würde am liebsten seinen Platz mit dem toten Fisch tauschen. "Niko?" Nikos Mutter kam näher und Niko ging schnell in die Küche. "Redest du nicht mehr mit mir?" "Du weißt wieso! Außerdem redest DU nie mit mir!" Niko suchte eilig in den Schränken nach Brot. Aber es war keines da! Es musste welches da sein! Er hatte alles so geplant, dass das Brot mindestens bis Freitag reichte! "Suchst du das Brot?" Nikos Mutter betrat nun ebenfalls die Küche und sah ihrem Sohn beim Suchen zu. "Das ist leer." Niko knallte die Tür zu und lehnte seinen Kopf gegen das Holz. "Ich hasse dich", sagte er dann leise und sah seine Mutter an. Diese schüttelte den Kopf. "So was sagt man nicht zu seiner Mutter, nur weil sie das Brot gegessen hat." "Ich hasse dich wegen allem", knurrte Niko und rutschte mit dem Rücken den Schrank entlang Richtung Boden. Dort blieb er sitzen und starrte den Boden an. Bei ihm lagen die Nerven blank. Wenn er überhaupt welche hatte... Aber seit Pit Verschwunden war und King immer aggressiver wurde, schien alles aus dem Ruder zu laufen. Dann war das Brot noch alle, sein neuer Fisch schon wieder tot und seine Mutter wieder einmal von einem fremden Kerl gefickt... Das war doch nicht fair! Nirgends war so etwas wie eine Ordnung zu finden! "Du hasst mich nicht wirklich." Nikos Mutter winkte ab. "Das sind die Hormone. Du bist in dem Alter, indem man glaubt alles zu hassen." "Du ekelst mich an!", rief Niko plötzlich und sah seine Mutter an. "Alles hier ekelt mich an! Die Wände, der Boden... DU!" Es war die Wahrheit. Nichts als die gottverdammte Wahrheit! "Deine Kerle gehen mir auf die Nerven! Ich kann abends nicht schlafen, hasse es nach Hause gehen zu müssen und würde am liebsten bei Jill einziehen!" Nikos Mutter sah ihn eine Weile Stumm an, dann schüttelte sie den Kopf. "Das war gemein!", rief sie dann und eilte davon. Wie ein kleines Kind knallte sie die Schlafzimmertür hinter sich zu und weinte. Niko fühlte sich dreckig. Er wusste, er hätte es seiner Mutter nicht unbedingt SO sagen sollen, aber er hielt es wirklich nicht mehr aus... Er musste eine neue Einkaufsliste machen! Niko stand auf, griff nach einem Stift und einem Stück Papier und fing an zu schreiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)