the one and only.... von Nimouluft ================================================================================ Kapitel 17: der Engel --------------------- Kohara Es war ein wunderbar sonniger warmer Tag, wie geschaffen für ein schönes Mittagessen im Garten. Eine schicke kleine Gartenparty unter Freunden. Meine Mutter und ich hatten den Tag sehr entspannt begonnen. Heute schien einfach alles perfekt. Nach dem Frühstück auf unserer Terrasse, der noch ein paar Tassen Tee und Kaffee gefolgt waren, hatten wir uns auf den Weg zu der Freundin meiner Mutter gemacht. Ich hatte mich extra schick gemacht, schließlich wollte ich keinen schlechten Eindruck hinterlassen. Obwohl meine Mutter stets behauptete ich könnte sie niemals irgendwo blamieren. Aber ich wollte doch auf Nummer sicher gehen. „Du wirst sehen, es wird bestimmt ein sehr sehr schöner Tag werden.“, sagte meine Mutter aufmunternd. „Wirklich du musst dir keine Sorgen machen. Sie ist keine Zicke... oder ein eingebildeter Snob.“ Ich grinste. „Ich glaube nicht, dass deine Freunde versnobt oder so sind. Das würde doch gar nicht zu dir passen. Dafür bist du viel zu cool.“ Meine Mutter schenkte mir ein Lächeln. „Du bist so ein kleiner Schleimer. Aber heute wird ein toller Tag werden. Meine Freundin kann wunderbar Geschichten erzählen. Konnte sie früher schon gut. Sie ist die geborene Gastgeberin, es wird also sicherlich unterhaltsam werden.“ Es war schön zu sehen, dass meine Mutter sich so sehr über diesen Besuch freute, dass diese Freude mich mitriss. Wir stiegen aus dem Wagen und meine Mutter reichte mir einen Korb, den wir bis oben hin mit vielen kleinen Leckerein befüllt hatten. Tatsuya war gestern bei uns gewesen und wir hatten zusammen gebacken, bevor meine Mutter von der Arbeit gekommen war. Tatsuya hatte einfach immer gute und vor allem passende Ideen. Und sie kamen ihm meist ganz spontan. Diesem Mann schien einfach alles zu zufliegen. Glück, Begabung, gutes Aussehen. Eigentlich konnte es so einen Menschen gar nicht geben. „Ich bin etwas aufgeregt.“, gestand mir meine liebe Mutter. Ich lächelte sie aufmunternd an und wir wandten uns dem Eingangstor zu. „Ihr habt euch doch so viel zu erzählen. Das ist doch wunderbar. Und was willst du denn, du siehst super aus, bist eine tolle Ärztin. Deine Wohnung ist toll... du kannst dich in keinster Weise blamieren.“ Ich klingelte und wir warteten bis das Eingangstor geöffnet wurde. „Aber einladend sieht das nicht aus.“, gestand ich als sich das große Tor ganz langsam öffnete. „So abgeschottet.“ Wir betraten den großen Vorhof der sich hinter der Mauer und dem Tor verborgen hatte. Ich sah hoch zum Haus und war schockiert. Fast hätte ich den Korb fallen gelassen. Es traf mich wie ein Schlag mitten ins Gesicht. Es war das Haus aus meinem Traum. Genau dasselbe Haus, da gab es keinen Zweifel. Genau so abweisend und unheimlich. Auch jetzt am Tage bei Sonnenschein. Das Haus war riesig. Es hatte drei Stockwerke, und das Dachgeschoss. Es war kein japanisches Haus, es glich eher einem Haus aus einem Europäischen Horrorfilm. Wie gemacht dafür Geistern zu begegnen und sich zu Tode zu gruseln. Ich würde hier sicherlich keine Nacht drin verbringen wollen. Das Haus war düster und ich mochte es nicht, diese Abneigung kam von tief in mir drin. Und doch übte es eine unerklärliche Anziehungskraft auf mich aus. „Ich kann deine Freundin verstehen. Ich war noch nicht mal drin, und finde es gruselig...“, sagte ich, versuchte es aber Scherzhaft klingen zu lassen. Doch eigentlich war mir nicht zum Scherzen zu mute, aber darüber konnte ich später mit meiner liebsten Mutter reden. Jetzt wollte ich sie nicht damit beunruhigen. Sie sollte heute einen wunderbaren Tag haben. Das war ihr Tag, und ich würde nichts tun um ihr diesen Tag zu verderben. Meine Mutter lachte. „Du kleiner Angsthase...“, sie ging mir voran, über den großen Vorplatz auf eine Frau zu, welche aus dem Haus getreten war. „Sieh, da ist meine Freundin schon. Komm lass uns sie begrüßen.“ Ich nickte und folgte meiner Mutter. Die beiden Frauen Begrüßten sich sehr sehr herzlich. „Hinata schön dich zu sehen.“, sagte die Freundin meiner Mutter. „Hallo Mariam, du siehst blendend aus....“ , die Freundin meiner Mutter war eine hübsche Frau mit hellen Haaren und lebhaften grauen Augen. Sie trug ein blass-blaues Sommerkleid und einen dazu passenden Schal um die Schultern. Es passte sehr gut zu diesem Wetter. „Du bist dann wohl Kohara. Ich habe schon so viel von dir gehört. Freut mich dich kennen zu lernen.“ Ich schenkte ihr ein liebes Lächeln und sagte. „Hai, ich bin Kohara....“ Ich hob den Korb ein klein wenig an. „Was haben wir den Feines hier im Korb?“, fragte Mariam mich neugierig. „Es sind gefüllte Teilchen mit Marmelade. Die schmecken echt toll. Und man kann Unmengen davon essen. Ich musste meine Mutter gestern Abend stoppen, sonst hätte sie heute nicht hier hin kommen können und hätte auch nichts zum Mitbringen gehabt.“, sagte antwortete ich mit einem kleinen Lächeln. Sie lachte und nickte. „Also ganz so schlimm war es nicht! Aber sie sind wirklich sehr sehr lecker.“, wehrte sich meine Mutter schwach. „Da werden sich die Kinder sicherlich freuen.“, Marima schenkte uns ein herzliches Lächeln. Sie nahm mir den Korb ab und gab ihn weiter an eine Bedienstete, welche ihr gefolgt war. „Legen sie die Teilchen, doch bitte auf eine Platte und bringen sie diese in den Garten.“ Mariam wies auf einen Kiesweg, der um das Haus herum zu führen schien. „Kommt, es ist so schönes Wetter. Wir gehen sofort hinten in den Garten.“ Wir gingen um das Haus herum auf die andere Seite des Hauses. Es war von einer hohen Hecke umgeben. Alles sah so frisch hergerichtet aus. Es schien noch nicht lange so ordentlich zu sein. Denn der Schmiedeeiserne Zaun, welcher das ganze Anwesend umgab und den man ab und an durch die Hecke hervor blitzen sehen konnte, sah weder neu noch gepflegt aus. Mariam folgte meinem Blick „Es war ein richtiger Kampf gegen Unkraut und Dornen. Aber die Gärtner haben es alles wieder wunderbar hin bekommen. Jetzt ist dieser Garten wunderschön. Es ist traurig, dass sich hier niemand wirklich gut um den Garten gekümmert hat. Es sind noch ein paar kleine Verbesserungen nötig, aber bald ist alles fertig. Aber so wie es hier vorher aussah, da hätte ich die Kinder ja niemals hier draußen Spielen lassen können. Und wir sind ja extra hier hin gezogen, damit die Kinder einen großen Garten haben in dem sie Spielen können. Ich halte nichts davon, das Kinder den ganzen Tag im Haus sind und ihre Zeit mit irgendwelchen dämlichen Spielekonsolen verbringen, nicht in dem Alter.“ Unter einem sehr großen weißen Schirm stand ein weißer Tisch mit einer hellen Tischdecke, die Stühle passten natürlich genau zu dem Tisch. Der Rasen war wunderschön grün und gepflegt. Es musste sich sicherlich herrlich anfühlen Barfuß auf diesem wunderbaren Rasen herum zu laufen. Gerade als wir uns gesetzt hatten hörte ich Kinderstimmen und sah mich um. Zwei kleine Kinder kamen über den Rasen gelaufen. „Diese beiden.“, Mariam bedachte ihre Kinder mit einem seeligen Lächeln. „Ich scheine die Einzige zu sein, die dieses Haus unheimlich findet.“, sagte sie nachdenklich und ein kleiner Schatten zog sich über ihr hübsches Gesicht. „Sie finden es großartig. Und spielen jeden Tag, dass sie Abenteuer erleben würden. Ich habe andauernd Angst, dass sie sich irgendwo weh tun, oder verlaufen. Aber zum Glück haben sie ein recht anständiges Kindermädchen. Dieses hat allerdings für eine Woche frei und verbringt diese bei einer Freundin. Aber das ist ja auch richtig so. Tokyo ist so eine aufregende Stadt.“ Die beiden Kinder erreichten den Tisch und starrten uns neugierig an. „Kinder darf ich vorstellen, das hier sind Kohara und seine Mutter Hinata, eine liebe alte Freundin von mir.“ Dann wies sie auf die beiden Kinder und sagte: „Das sind meine beiden Kinder Fuyuko und Shinya. Die heute mal nicht vorhaben irgend etwas anzustellen.“, sagte sie zu ihren Kindern gewandt. Ich lächelte die beiden freundlich an und sie lächelten zurück und setzten sich brav auf ihre Plätze. Die Kinder waren zarte Gestalten, sie waren hübsch alle beide. Die beiden Kinder musterten mich auch eingehend. Fast zu intensiv als hätten sie nur darauf gewartet mich zu sehen. Aber das musste ich mir bestimmt einbilden. Meine Nerven waren heute anscheinend etwas überreizt. Eine Angestellte, mit einer silbernen Platte, auf der nun sehr einladend die Teilchen angerichtet waren, kam zu dem Tisch. Der Tisch war mit allerlei Köstlichkeiten beladen. Ich ließ mir ein Glas kühlen Kirschsaft einschenken und nahm mir eines der Teilchen. Wir begannen zu essen. Alles was auf dem Tisch stand schmeckte köstlich. Ich hatte beschlossen mich einfach durch alles durch zu probieren. Denn es sah alles so wunderbar lecker aus, und ich hätte mich eh nicht entscheiden können, was ich nun essen wollte. Meine Mutter und ihre Freundin unterhielten sich über alte Zeiten und ich hörte mit halben Ohr hin. Es gab so viele Fragen, die mich gerade beschäftigten und ich wartete auf eine Gelegenheit um die Fragen möglichst unverfänglich stellen zu können. Aber ich musste mich ein wenig in Geduld üben. Doch dann bot sich mir endlich die Gelegenheit um das Thema in die Bahnen zu lenken, die mich gerade beschäftigten. „Wem gehörte das Haus hier?“, fragte ich unsere Gastgeberin. Vielleicht fiel mir ja ein woher ich dieses Haus kannte. Warum es mich bis in meine Träume verfolgte. Ich hoffte sie würde irgendetwas sagen, das in mir etwas wach rufen würde. „Das Haus gehört der Familie meines Mannes.“, sagte Mariam und schwieg einige Sekunden, ehe sie fort fuhr. „Das heißt, eigentlich der Familie seiner Frau. Aber ihre Eltern haben es dem Paar bei der Hochzeit geschenkt. Die Frau meines Mannes verstarb vor ein paar Jahren. Eine sehr tragische Geschichte.“ Ich warf einen blick auf die beiden Kinder. Sie folgte meinem Blick. „Damals war ich... na ja du wirst es schon erraten haben, seine Geliebte.“, sie sagte es ohne das man ihr Anmerken konnte, ob es ihr peinlich oder unangenehm war, oder nicht. „Seine Frau starb vor vier Jahren. Ich, nein, wusste nicht, dass er verheiratet war, als wir uns kennen lernten. Ansonsten wäre ich keine Beziehung mit ihm eingegangen. Doch ich habe es nicht gewusst. Und als ich es dann erfuhr, habe ich ihm verziehen, dass er mich angelogen hat.“ Ich warf einen Blick auf meine Mutter, aber sie schien es gewohnt, dass Mariam so ehrlich war. Und so hatte ich sie auch nicht beschämt mit meiner Reaktion. Und sie hatte ja recht, traf sie eine Schuld, wenn sie doch nicht gewusst hatte, dass der Mann, den sie liebte, verheiratet war?! „Was soll man machen, wenn man sich verliebt.“, sagte Mariam mit einem etwas wehmütigem Lächeln. „Dann verliebt man sich halt. Das Herz fragt so selten danach, was man selber will. Sonst wäre das Leben bestimmt um einiges einfacher.“ „Das solltest du doch ganz gut wissen, oder Kohara?“, fragte meine Mutter mich und lächelte. Ich nickte. „Jah, das stimmt, allerdings. Ich bin der beste Beweis dafür.“ „Ich konnte meinen Mann irgendwo verstehen. Ich meine, auch als die Frau, die er liebt, fragt man sich. Warum er das getan hat. Warum er seine Frau betrogen hat. Warum er sich eine neue Patnerin gesucht hat. Und genau das habe ich auch getan und ich habe es nicht nur mich im Stillen gefragt. Ich habe ihn danach gefragt. Mein Mann ist sonst ein so aufrichtiger Mensch, ein ganz wunderbarer Mann. Aber ich hatte immer schon das Gefühl gehabt, dass es einen Bereich in ihm gab zu dem ich einfach keinen Zugang hatte. Und erst als ich heraus fand, dass er verheiratet war, erschloss sich mir auch dieser letzte Teil. Er erzählte mir, dass seine Frau krank war. Weißt du, Krankheiten können Menschen, die wir lieben verändern. Die einen werden zu wahren Engeln und die Beziehung wird noch viel Intensiver. Manchmal steckt in den Letzten Jahren, oder nur Monaten so viel Liebe, wie es andere ein ganzes Leben lang nie erfahren werden. Doch die anderen verbittern, werden unfair gegen alles und jeden ,werden zu Biestern, die alle anderen genau so Leiden sehen wollen, wie sie selber leiden.“ Das klang einleuchtend. Und natürlich konnte ich es auch gut verstehen. Es gab sicherlich viele Menschen, die nicht mit so etwas umgehen konnten. Und der Mann von Mariam hatte wohl dazu gehört. „Seine Frau litt an einem starken Nervenleiden und er konnte ihr wohl nicht mehr helfen. Niemand konnte ihr mehr helfen. Es war eine hoffnungslose Situation. Das Nervenleiden, hat sie wohl zu einem tyrannischen Wesen hat werden lassen. Ein Wesen, das alles und jeden gehasst hat. Und es nicht dulden wollte, dass jemand in diesem Haus glücklich war.“ Das war schon nachvollziehbar, dass der Mann geflohen war. „Wenn man schwanger ist vergibt man wohl auch schneller... ich zumindest. Er ist der Vater, der beiden wunderbaren Kleinen. Und sie bedeuten für mich das größte Glück auf dieser Erde. Erst nach dem Tod seiner Frau haben wir öffentlich zueinander gestanden. Natürlich ist es ein offenes Geheimnis, aber wir haben es als besser befunden.“ Die Geschichte über die erste Frau, rief keinerlei Erinnerungen in mir wach. Es klingelte einfach nichts bei mir im Kopf. Es schien schon wieder eine Sackgasse zu sein. Aber dann kam mir ein Gedanke. Diese beiden Kleinen hier waren vielleicht nicht die einzigen Kinder von Mariams Ehemann. Vielleicht hatte er Kinder aus der ersten Ehe, diese Kinder hatte ich vielleicht gekannt. Denn irgendeine Verbindung musste ich doch zu diesem Haus hier gehabt haben. „Hatte er den Kinder aus der ersten Ehe?“, fragte ich sie. Irgendwie schien das wichtig für mich zu sein. Denn etwas wollte zu meinem Bewusstsein durch dringen. Es war ein Gefühl, dass ich ab und an in meinen wirren Träumen gehabt hatte. Ganz nahe an der Lösung zu sein. Wie ein Puzzel, dem nur noch wenige aber entscheidende Teile fehlten. „Er hatte eine Tochter, doch sie ist gestorben. Es war ein Unfall. Es gibt eine große Eingangshalle. Und eine ausladende Treppe beginnt dort. Das Mädchen ist diese Treppe herunter gestürzt und war auf der Stelle tod. Der Tod, ihrer Tochter hat seiner Frau wohl endgültig den Geist geraubt und ihr Nervenleiden ins unheilbare gesteigert.“, sie zögerte kurz ehe sie weiter sprach. So als wäre das mit der Tochter nicht schon schlimm genug gewesen. Und als müsste sie sich durchringen weiter zu sprechen. „Einen Sohn hat er noch.“ Sie sah auf ihren Teller. Schwieg einige Sekunden, so als wollte sie noch etwas über diesen sagen. Doch dann überlegte sie es sich anders und wechselte etwas zu abrupt das Thema. Dieser Themawechsel war für mich fast schmerzhaft. Denn in mir schrie alles nach Antworten. Und ich wusste, dass ich meinem Gedächtnis ganz nahe war. „Aber genug von solchen Dingen. Ich kenne seine Familie nicht besonders gut und leider ist das Leben meines Mannes durch traurigen Tragödien gezeichnet. Aber an so einem wunderbaren Tag sollten wir über erfreuliche Dinge reden. Findet ihr nicht auch...“ Ich hätte gerne noch weiter gefragt. Was mit dem Jungen passiert war. Denn gestorben war dieser nicht, sonst hätte sie es bestimmt gesagt. Aber ich hielt mich zurück und widmete mich weiter dem leckeren Essen. Und ein kleines bisschen worüber ich nachdenken konnte hatte ich ja. Da ich von Mariam wohl nicht noch mehr erfahren würde, beschloss ich das Haus zu fragen. Das hieß, mich in diesem umzusehen. Vielleicht erinnerte ich mich ja. Oder vielleicht traf ich ja einen Angestellten, der schon länger dort arbeitete. Nach dem Essen wollte ich mich ein bisschen umsehen. Wenn Fragen stellen schon nicht so erwünscht war, dann wollte ich mich selber im Haus umsehen. Ich wartete bis es nicht mehr unhöflich war, wenn ich mich erhob, die beiden Frauen alleine ließ. „Darf ich mich ein bisschen umsehen?“, fragte ich die Herrin des Hauses. „Aber natürlich, es ist eigentlich ein wirklich wunderschönes Haus, wenn es nur nicht so gruselig wäre.“ Ich erhob mich und wollte zu dem Haus gehen, gespannt darauf, welche Entdeckungen ich machen konnte. „Aber Kohara, nur nicht auf den Dachboden...“, sagte Mariam ernst. „Ich hatte selber noch keine Gelegenheit, dass ganze Haus zu erkunden. Und ehrlich gesagt, will ich das auch nicht so wirklich...“ Ich nickte. „Natürlich. Nicht auf den Dachboden.“ Ich ging auf das Haus zu. Es war sehr groß und es schien auch sehr alt zu sein. Es führten ein paar Stufen auf eine große Terrasse herauf, durch die man ins Haus gehen konnte. Ich betrat ein elegant eingerichtetes Wohnzimmer. Aber es wirkte alles alt, aber nicht verkommen. Aber das Mobiliar war schon ein wenig älter, dennoch schien es gut gepflegt, obwohl es nicht benutzt schien. Einer der Räume, die wohl nur dann genutzt wurden, wenn Besuch da war. Ich durchquerte den Raum und betrat einen dämmrigen Flur, trotz des sonnigen Tages, schien das gute Wetter nicht in dieses Haus vorzudringen. Der Flur endete in der Eingangshalle. Sie war wirklich groß aber wirkte keineswegs einladend. Wo sollte ich jetzt hingehen. Ich hörte Stimmen und beschloss diesen nach zu gehen. Ich betrat die Küche, wo eine Frau mittleren Alters gerade dabei war neuen Tee vorzubereiten. Die beiden Zwillinge saßen auf einer Bank und aßen ein Eis. Sie lächelten mich an. Ich schenkte ihnen auch ein Lächeln ehe ich den Raum wieder verließ und dann weiter ging. Hier im Erdgeschoss schien nichts interessantes zu sein. Und so beschloss ich mich in das nächste Geschoss zu begeben. Ich ging zurück in die Eingangshalle und wollte die große Treppe betreten als ich angesprochen wurde. „Duuuuu.“, fragte der kleine Junge. Ich erschrak mich und drehte mich herum. Ich hatte nicht gemerkt, dass mir jemand gefolgt war. Ich sah ihn an, irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mir der kleine Junge etwas sagen wollte. Und gleichzeitig schalt ich mich für diesen Gedanken. „Was ist denn...“, fragte ich, wahrscheinlich wollten die beiden kleinen nur mit mir Spielen. Aber das wollten sie nicht. „Willst du mal einen Engel sehen?“, fragte Shinya mich. Ich sah ihn verwundert an. „Einen Engel...“, fragte ich verwirrt. Das Mädchen nickte. Sie sah mich ernst an. „Ja... er wird sich darüber freuen, wenn du endlich kommst.“ Ich schüttelte den Kopf. „Was meinst du mit 'endlich kommst'?“, fragte ich nach. Der kleine Junge ergriff wieder das Wort. „Er erzählt so wunderschöne Geschichten und du spielst in all seinen Geschichten die Hauptrolle.“ Ich sah die beiden nun vollends verwirrt an. „Ich?“, fragte ich sie noch einmal, für den Fall, dass ich sie völlig falsch versanden hatte. Die Beiden erlaubten sich doch gerade einen Scherz mit mir. Aber sie sahen nicht so aus, als würden sie oft Scherze machen. Und warum sollten sie sich so einen Scherz erlauben wollen. Sie kannten mich doch gar nicht. „Mama ist beschäftigt...“, sagte Fuyuko, so als hätten sie auf so eine Gelegenheit nur gewartet. „Lass uns schnell gehen. Sie will nicht, dass wir zu ihm gehen, weißt du. Sie hat Angst vor ihm.“ Es hörte sich so an, als hätte ihre Mutter eine völlig unbegründete Angst. „Sie will nicht, dass wir mit ihm alleine sind. Sie denkt, er könnte uns etwas tun, oder uns anstecken.“, fügte Shinya hinzu. „Sie wollte sowieso nicht in dieses Haus, weil sie Angst hatte, wir könnten krank werden.“ Ich fragte mich wen sie meinten. Vor wem hatte Mariam Angst. Sie griffen nach meinen Händen und dann zogen sie mich die Treppe hoch. Sie machten nicht Halt am ersten Treppenabsatz sondern, wollten weiter nach oben. Als wir im dritten Stock waren, machten sie immer noch nicht Halt. „Aber wir dürfen doch nicht weiter hoch.“, sagte ich zu den Beiden. Sie sahen mich nur kurz an. „Du musst den Engel aber sehen, er spricht so oft von dir. Es würde ihm das Herz brechen, wenn er dich jetzt nicht sehen darf.“ Und das schien für sie Grund genug, sich über das Verbot ihrer Mutter hinweg zu setzen. Somit gingen wir weiter, denn die beiden wollte ich auch nicht alleine hier herum stromern lassen. Wir stiegen die Stufen weiter hinauf. Wir erreichten den Dachboden. Und ich bemerkte, dass Mariam gelogen hatte. Hier war alles sauber und ordentlich. Es sah so aus, als ob hier sehr oft jemand hoch gehen würde. Und sauber war auch alles. Fast schon ein wenig zu sauber. Fuyuko ging zur Dachboden Tür und drückte vorsichtig die Klinke herunter. Die Tür vom Dachboden war abgeschlossen. Sie nickte. „Es ist niemand da...“ Der kleine Junge kniete sich hin und schob seine kleinen zarten Finger in die Ritze zwischen Teppich und Wand Er klappte den Teppich ein Stück zurück und ein Schlüssel kam zum Vorschein. „Sie haben ihn eingesperrt. Sie sagen, zu seiner Sicherheit... aber sie lügen. Mutter hat so schreckliche Angst vor ihm. Und will nicht, das er im Haus herum läuft. Sie will ihn nicht sehen, sich nicht mit ihm befassen.“, ich betrachtete die beiden Kinder. Sie waren doch kaum sechs Jahre alt und doch waren sie mit einem Ernst durchdrungen, den ich noch nie bei Kindern bemerkt hatte. Aber ich hatte auch noch nie wirklich Kinder um mich gehabt. Shinya schloss die Tür auf und wir betraten einen Flur. Hier oben war das Haus nicht so düster. Das Sonnenlicht flutete durch eine Front von Glastüren. Ich brauchte einige Sekunden um mich an das helle Licht zu gewöhnen. Dann blickte ich durch die vielen Glastüren. Sie führten in einen Raum der dem Wohnzimmer glich, nur dass dieser auf eine Terrasse hinaus führte. Dieser Raum hier, war viel heller, da auch die Terrassenfront nur aus Glastüren und großen Glasfenstern bestand. Die beiden Kinder betraten wie selbstverständlich den Raum und ich folgte ihnen. Mit einem seltsamen Gefühl im Bauch. Die Türen, die auf die Terrasse führten, waren weit geöffnet und ließen den zarten Frühling auch in dieses Zimmer ein. Ich bemerkte, dass der Balkon von einem Gitter umgeben war, wie ein Käfig. Es war ein schönes Gitter, aber dennoch ein Gitter. Erst jetzt fiel mir auf, dass auch alle anderen Fenster vergittert waren. Die Gitter waren nicht neu, im Gegenteil. Sie waren früher einmal weiß angestrichen gewesen. Jetzt war die Farbe brüchig und blätterte an vielen Stellen schon ab. Ich sah mich um. Der Raum schien leer zu sein. Und mir kam der Gedanke, das die beiden Zwillinge sich vielleicht doch einen etwas seltsamen Scherz erlaubt hatten. Ich drehte mich herum und wollte die Kinder fragen, wo denn nun ihr Engel war, als mein Blick auf ein Sofa fiel. Ich hatte nicht bemerkt, dass dort jemand gesessen hatte. Und dieser jemand und beobachtete uns, nein nicht uns. Sein Blick ruhte auf mir. Die Gestalt sah nicht aus, als sei sie von dieser Welt. Sie war von überirdischer Schönheit. Die Gestalt war in einen weißen Yukata gekleidet, der von einem eben so Schneeweißen Obi zusammengehalten wurde. Die Haare waren elegant frisiert. Sein Gesicht war makellos, nicht die kleinste Spur einer Unreinheit. Er trug wunderschönen Schmuck. Kein Wunder, dass die Kinder ihn Engel nannten. Ich hätte keinen besseren Namen für dieses Wesen finden können. Wenn es irgendwo Engel gab, dann mussten sie genau so aussehen. So schön und so rein. Er sah perfekt aus, perfekt wie eine Puppe. Und im ersten Moment war ich mir nicht sicher was ich dort vor mir sah. Ob das wirklich ein Mensch war, aus Fleisch und Blut? „Ist das euer Engel?“, fragte ich ganz leise. Ich hatte Angst lauter zu sprechen. Shinya nickte andächtig. Er sah mich an, und doch schien mich nicht zu sehen. Schien weiter zu sehen, in mich hinein zu sehen. Tief in meine Seele. Dieser tiefe Blick hatte etwas vertrautes. Als würde ich nicht das erste Mal so gemustert werden. Zu seinen Füßen lag eine große getigerte Katze. Sie betrachtete uns mit einem sehr aufmerksamen Blick. „Das ist unser Engel.“ Fuyuko lächelte, strahlte erst den schönen jungen Mann auf dem Sofa an. Und dann mich. „Aber sie halten ihn hier gefangen und er kann nicht raus.“, fügte sie traurig hinzu. „Dabei würde er so gerne. Er würde so gerne fliegen.“ Ich war diesem Wesen schon mal begegnet. Dieses Wesen war mir in meinem Traum begegnet. Es war mir auf einmal so klar, so sonnenklar. Im Traum hatte dieses wunderbare Wesen mich angesprochen. „Bist du endlich hier....“, sagte das schöne, wunderschöne Wesen zu mir. „Oder bist du nur wieder ein Traumbild, nur da um mich zu quälen, wie in all den anderen Nächten... so nahe und doch niemals greifabar. Sag ist das deine Art mich zu foltern?“ Seine Stimme klang weich. In keinster Weise anklagend. Einfach nur weich. Die Augen des Puppenwesens ruhten auf mir. Sie waren so leer, als wären sie aus Glas gemacht. Wunderschöne Glasaugen, dunkle Augen. Aber eben doch nur Glasaugen, der Handwerker hatte vergessen ihnen Leben ein zuhauchen. „Ich... Ich bin hier....“, flüsterte ich ganz leise. Ich wagte es nicht lauter zu sprechen. Es schien mir als würden zu laute Stimmen, diesen Zauber brechen, der uns gerade umgab. Die beiden Kinder setzten sich zu ihn, und strahlten das Wesen an. Sie wirkten so vertraut miteinander. „Saga, wir haben ihn gefunden, wir haben ihn gefunden...“, die Kinder sahen ihn mit leuchtenden Augen an. Er schenkte ihnen ein kleines Lächeln. „Ich weiß doch, dass ich mich auf euch beide verlassen kann.“ Zwischen ihnen musste es wohl eine intensive Beziehung geben. Denn sie schienen in keinster Weise befremdet von seiner Erscheinung. „Dafür werde ich euch auch, wenn die Zeit dafür gekommen ist eine besonders schöne Geschichte erzählen.“ sagte er und wandte seinen Blick dann wieder mir zu. Die Nennung des Names hatte mich wie einen Schlag getroffen. Ich kannte diesen Namen. Ich kannte diesen Namen so gut, er war mir so vertraut. Ich zitterte und ich drohte den Boden unter den Füßen zu verlieren. Bilder tauchten vor meinem Geistigen Auge auf, aber sie waren nicht greifbar, nicht erfassbar. Es waren viel zu viele Bilder. Bilder von vielen lachenden Menschen. Bilder von Orten an denen ich wohl oft gewesen war. Und auch dieses Wesen war dabei, aber er hatte damals noch anders ausgesehen. Ich taumelte und sank auf einem Sessel nieder. Starrte das Wesen namens Saga an und dieses Wesen starrte zurück zu mir. In seinen Augen spiegelten sich die meinen wieder. Verwirrung, Schmerz und Angst. Und zu meiner Überraschung wollte mein Herz gerade vor Glück zerspringen. Ich hatte ihn wiedergefunden. Nicht gefunden, nein ich hatte ihn wiedergefunden! Jedoch erinnerte ich mich nicht daran. Aber der Gedanke war ganz klar und deutlich, die Gefühle waren so aufrichtig. Ich hatte ihn wiedergefunden. „Shou... erinnerst du dich nicht mehr? Hast du mich vergessen?“, fragte er mich leise. Ich spürte das der Name mir irgendetwas sagen wollte. Aber ich wusste nicht was, irgendetwas sträubte sich gegen diesen Namen. Ich versteifte mich wollte mich erheben und einfach nur flüchten. „Ich heiße nicht Shou...“, gab ich mit einer Heftigkeit zurück, die mich selbst überraschte. „Ich heiße Kohara. Und... und...“, ich fand keine Worte für das, was ich eigentlich sagen wollte. Ich wusste gar nicht was ich sagen sollte. Wie ich auf all das reagieren sollte. Ich versuchte mich zu sammeln. „Fujuko, Shinya.... ihr solltet besser gehen, sonst macht sich eure Mutter noch Sorgen um euch. Ich hole das mit der Geschichte auf jeden Fall nach. Versprochen... aber ich glaube, jetzt muss eine Geschichte erzählt werden, die viel zu traurig für diesen wunderbaren Tag ist.“, die zwei Kleinen erhoben sich und gingen einfach. Ohne Widerrede. So als seien sie es gewöhnt, dass er sie mal da behielt und mal wegschickte. Sie winkten mir noch einmal zu und dann gingen sie. Ich sah Saga an und wusste nicht was ich jetzt tun sollte. Ich spürte etwas in mir. Ich war all meinen Erinnerungen ganz nahe, sie und mich trennten nur noch eine dünne Schicht aus Unsicherheit und Angst. Aus Angst was sein würde, wenn ich mich erinnerte und der Unsicherheit, ob ich stark genug war all das zu bewältigen. Saga erhob sich nach einigen Augenblicken. Ich sah, dass es ihn etwas Mühe kostete. Er kam langsam auf mich zu. Der junge Mann war sehr dünn und seine Haut wirkte durchscheinend. Er strich sich mit einer Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht und mein Blick fiel auf seinen Arm. Ich sah eine lange Narbe, die sich fast über den ganzen Unterarm zog und viele andere kleine Narben, die diese schöne blasse Haut entstellten. Er setzte sich auf die Armlehne des Sessels und sah mich an. Wenn diese Augen doch nicht so leer gewesen wären. Wenn dieses Gesicht doch irgendetwas ausgesagt hätte. Freude, Schmerz... ich hätte auch Wut und Unverstehen versehen können. Alles wäre mir lieber gewesen, als dieses ausdruckslose schöne Gesicht. Aber das tat er nicht. Seine Miene blieb unbewegt. „Sieh mich nicht so verschreckt an... voller Angst...“, seine Stimme war leise und sehr sanft. Ganz im Gegensatz zu seinem Gesicht. „Nur weil ich aussehe, als sei ich nicht mehr von dieser Welt... ich tue dir nichts.“, ich konnte meine Augen nicht von seinem Gesicht lassen. „Warum bist du so..... so.....“, wie sollte man es sagen. So tot, so vernarbt, so leer, so entrückt. Ich wusste nicht, was ich zuerst fragen sollte. Und so beließ ich es bei dieser offenen Frage. Und hoffte auf eine Antwort allumfassende Antwort. Er hob seine Hand und legte seine Finger auf meine Wange. Seine Finger waren kalt. Sie strichen über meine Haut und es war so vertraut. „Ich wünschte, ich könnte mich erinnern....“, kam es auf einmal über meine Lippen. Ich war selbst überrascht von meinen Worten. „Ich wünschte, ich könnte sagen, dass es mich freut dich zu sehen und zu wissen warum dem so ist. Ich wünschte ich könnte dich Dinge fragen, von denen ich weiß das sie dir wichtig sind.“ Ich verstummte. Suchte nach Worten, die irgendwie Ausdrücken konnten was ich fühlte, gerade war eine bodenlose dunkle Verzweiflung dabei, sich in meinem Körper breit zu machen. „Aber das kann ich alles nicht. Ich kann nur fragen...wer bist du..... wer bist du für mich gewesen. Und ist es meine Schuld, dass du so bist wie du jetzt bist?“ Ich hoffte nicht, dass ich daran schuld war. Ich wollte nicht daran Schuld sein. Wollte an diesen Qualen, die ihn wohl zu dem gemacht hatten was er heute war, nicht Schuld sein. Saga sagte nichts dazu. Er musterte mich und seine Finger streichelten meine Haut. Ich wusste nicht, ob er meine Worte überhaupt wahr genommen hatte. Erst nach einer langen Zeit sagte er wieder etwas. „Ich kann es dir nicht sagen.“, Ich war nahe daran zu schreien. Dieses Wesen hielt den Schlüssel zu meinen Erinnerungen in seinen Händen. Das wusste ich ganz genau. Ich wollte etwas sagen, wollte ihn noch mal fragen. Saga beugte sich herunter zu mir und küsste mich auf die Lippen. Ich war zuerst überrascht, das war so unerwartet gewesen. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Nicht damit geküsst zu werden. Geküsst von so vertrauten Lippen. Lippen, an die sich meine Lippen sogleich wieder erinnerten. Diese Zweisamkeit war mir so vertraut. Dieser ganze Mann war mir so vertraut. Meine Finger streichelten über seine Vernarbten und verbundenen Arme, hoch zu seinem Nacken, um dieses zerbrechliche Wesen eng an mich zu ziehen und noch inniger zu küssen. Auch seine Finger glitten fester über meine Haut und auch eine Hand von ihm vergrub sich in meinen Haaren. Gott, wie gut ich diese Lippen kannte. Und nicht nur diese Lippen. Diesen Körper, diesen besonderen Duft, der von der Haut ausging und nicht von irgendeinem Parfum. Er schmeckte so süß und verboten. „Saga...“, er sah mich an, suchte in meinen Augen nach Erinnerungen, aber ich hatte keine Erinnerungen an gar nichts. Der Kuss hatte keinerlei Erinnerungen in mir Wach gerufen. Nichts greifbares. „Saga.....wer bist du... warum will ich gerade lachen und meine Freude der ganzen Welt mitteilen, will sie mit allen teilen.“ er streichelte mir zart durch die Haare. „Und warum muss ich versuchen meine Tränen zurück zu halten. Warum zerreißt mir dieser Kummer gerade mein Herz?“, ich war verzweifelt. Ich war so voller Emotion, dass ich nicht wusste welcher ich als erster Ausdruck verleihen sollte. Saga sah mich an. „Weil wir und einmal geliebt haben... Shou.“ Ich sah ihn an und war sehr überrascht. Und doch hatte ich im es im tiefsten Inneren gewusst. Warum sollte mir sein Körper sonst so vertraut sein. Warum sollte ich sonst so heftig auf ihn reagieren. „Es ist keine besonders romantische Geschichte Shou.“, sagte seine Stimme. Doch ich wollte die Geschichte hören. „Bitte... erzähl mir etwas über mich.Ich denke, ich kann eine nicht besonders romantische Geschichte verkraften. Weißt du, ich bin aufgewacht und wusste nichts mehr. Bin aus der schmerzhaften Dunkelheit wieder aufgetaucht und ins Leben zurück gekehrt. Der Preis um durch das Tor ins Leben zurück zu gehen, waren meine Erinnerungen. Bis heute, konnte ich mich nicht mehr erinnern. Ich habe sie alle dort gelassen. Bitte, ich bitte dich... enthalte mir nicht vor, was auch mir gehört. Woran auch ich teil gehabt habe.“ Saga nickte und erhob sich. Er ging zur Fensterfront. „Du hast ein Recht darauf, diese Dinge zu erfahren. Natürlich hast du das... lass mir kurz ein wenig Zeit um mich zusammeln. Nicht... nicht nur dich hat dieses Treffen aufgewühlt.“ Er blickte nach draußen und schwieg eine ganze Weile. Ich sah ihn an und wartete darauf, dass er mit der Geschichte begann. „Wir sind zusammen auf die gleiche Schule gegangen. Wir hatten viele Kurse zusammen. Und wir konnten uns nicht leiden. Ich würde sogar sagen wir haben uns gehasst. Und ich bin nicht ganz unschuldig an diesem Umstand gewesen. Ich konnte dich halt nicht leiden. Und ich habe es dir auch bei jeder Gelegenheit gezeigt.“ Er schwieg wieder lange, als wäre er gerade in Gedanken bei genau dieser Zeit. Als würde er es noch einmal durchleben. Dann ging er zum wieder zu dem Sofa. Dort ließ er sich nieder sinken und richtete seinen leeren Blick wieder auf mich. „Komm zu mir. Ich habe mir so lange gewünscht, dich wieder in meinen Armen halten zu dürfen. Bitte....“, ich zögerte. Dieser junge Mann übte eine magische Anziehung auf mich aus. Aber ich fühlte mich immer noch sehr wackelig auf den Beinen und ich hatte Angst, das alles sich wieder drehen würde, wenn ich mich jetzt erhob. Und so blieb ich unentschlossen auf meinem Platz und wartete darauf, dass er weiter sprach. Ein kleines Seufzen kam über seine Lippen. Und dieser Laut zerriss mir fast das Herz. „Zuerst sollte ich dich nur schützen, weil ich wusste das dir etwas passieren würde, wenn ich nicht ein Auge auf dich hätte. Das hat mir nicht gefallen, weil ich dich eben nicht leiden konnte. Und dir hat es auch nicht sonderlich gefallen. Aber es gibt Dinge, die werden von anderen bestimmt. Und dann muss man sich diesen Wünschen einfach beugen.“ Er sah so verloren aus und das Verlangen bei ihm zu sein war fast schon schmerzhaft. Ich wollte nicht, dass er so alleine auf dem Sofa saß. Ich stand auf und ging vorsichtig auf das Sofa zu. Ich hatte plötzlich ein fast ungestümes Verlangen danach Saga in meine Arme zu schließen. Und am liebsten nie wieder gehen zu lassen. Ich setzte mich und versuchte mein Herz zu beruhigen, das wie wild klopfte. Ich lehnte mich leicht an ihn. Unsere Hände fanden sich, streichelten sich ganz vorsichtig, zögerliche, bevor sie einander fassten. Ich hielt seine Hand fest und streichelte sie sanft. Sie war immer noch so kühl. Aber es tat gut diese Hand zu halten, den sanften Druck der Finger zu spüren. „Doch dann habe ich mich in dich verliebt. Und du hast dich in mich verliebt. Wie so was nun mal passiert... wenn man nicht aufpasst und auch nicht aufpassen will.“, hauchte er leise. „Ich wollte nicht mehr aufpassen. Ich wollte mich einfach in dich verlieben. Ich wollte mich nicht mehr gegen diese Gefühle wehren, Shou. Es war so wunder-wunderschön. Du hast mir die schönste Zeit meines Lebens geschenkt. Du hast mich so wunderbar glücklich gemacht. So glücklich hätte mich niemals jemand anderes machen können. Niemals!“ Ich spürte, wie sich das Zimmer wieder zu drehen begann. Saga bemerkte wohl, dass mir wieder schwindelig war. Es war einfach alles viel zu viel für mich gewesen. Ich kannte dieses Wesen, und er kannte meine Vergangenheit. Ich fühlte mich ihm so nahe, so verbunden. Die Gefühle waren so intensiv. So vollkommen. Und das alles überforderte meinen armen kleinen Kopf erheblich. „Komm leg dich hin...“, diese Stimme klang so schön weich und berührte mich tief. „Das muss alles sehr viel für dich sein.“, sagte er leise. Ich bettete meinen Kopf auf seinen Schoß und schloss die Augen. So ging es mir schon viel besser. Viel viel besser. Seine Finger streichelten durch meine Haare, das beruhigte mich sehr. „Wir waren sehr glücklich oder?“, fragte ich ihn. Bei so einer Anziehung die er auf mich ausübte, hatten wir bestimmt eine wunderschöne Beziehung gehabt. „Mein Schatz.“, seine Finger hielten inne. „Wir waren so glücklich. Ich hatte vor mein ganzes restliches Leben mit dir zu verbringen. Und wenn ich dich danach gefragt hätte, du hättest es bestimmt auch gewollt. Aber ich bin nicht auf die Idee gekommen zu fragen... Ich bin so fest davon ausgegangen, dass wir ein ganzes Leben haben würden. Nur für uns Zwei...“, seine Stimme brach. Ich spürte Tränen auf meiner Wange, aber sie gehörten nicht mir. Ich öffnete meine Augen. Saga sah zu mir herunter. Aus seinen leeren Glasaugen liefen Tränen. Tropften von seiner Wange auf meine Wange. Ich wollte nicht, dass Saga weinte. „Sie sagten alle, dass du tot wärst,... aber ich wusste dass du nicht tot bist... sonst wärst du mir niemals wieder von der Seite gewichen und ich wäre nicht so schwach geworden, wie ich es jetzt bin. Wenn du wirklich tot gewesen wärst, dann wäre ich so stark gewesen und wäre zu dir gegangen. Mit einem Lächeln auf den Lippen und einem Licht im Herzen. Aber du warst nicht tot.“ Er verstand es mit Worten umzugehen. Seine Worte waren so schön, und gleichzeitig waren sie so traurig. Im ersten Moment war mir gar nicht bewusst, was er da genau gesagt hatte. „Ich... ich wollte nach dir suchen, glaube mir. Bitte glaube mir. Aber ich konnte nicht. Die Medikamente haben mich ans Bett gefesselt.“ Ich sah ihn verwirrt an. „Wann soll ich gestorben sein?“, fragte ich ihn leise. „Und wo?“, doch Saga zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht mehr... ich weiß es nicht mehr... ich kann mich nicht erinnern...“ Er schloss kurz die Augen, wollte die Tränen stoppen, die immer noch aus seinen Augen strömten. „Ich habe keinerlei Erinnerungen an diese Tage. Nicht mehr. Ich wusste es einmal. Ich habe es gewusst. Aber nach all den Tagen in der Dunkelheit, weiß ich es nicht mehr. Du bist nicht der Einzige, der für seine Rückkehr in die Welt des Lebens mit Erinnerungen gezahlt hat. Ich habe es auch. Und ich zahle immer noch.“ Was musste dieses arme Geschöpf durchgemacht haben. „Aber ich wusste, dass sie falsch liegen. “, sagte er mit einer festeren Stimme. „Sie haben nicht genug geglaubt.“ „Sie?“, fragte ich leise. Wer waren denn 'Sie' „Deine Freunde, meine Freunde... unsere Freunde....“, sagte Saga. „Sie denken du bist tot und sie betrauern dich immer noch. Vergießen Tränen vor einem Grab in dem niemand liegt. Sie wollten mir nicht glauben. Sie haben alle geglaubt ich habe meinen Verstand verloren.“, erklärte er mir. „Sie betrauern dich und wohl auch mich. Da ich nie wieder genesen werde. Sie dachten, ich habe mich von selber so in mich zurück gezogen. Alle haben gedacht, ich hätte deinen tot nicht ertragen. Sie denken, ich hätte gesehen, wie du gestorben bist.“ Es erklärte, warum wohl niemand nach mir gesucht hatte. Wenn alle dachten, das ich gestorben war. Dann hatte natürlich niemand nach mir gesucht, wenn es sogar ein Grab gab. Es war also nicht so, das mich niemand hatte wiederfinden wollen. Sondern das ich tot geglaubt war. Es machte mir mein Herz ein wenig leichter. Konnte man es Menschen übel nehmen, dass sie nicht nach einem gesucht hatten, wenn alles dafür sprach, dass man tot war. Nein, das konnte man nicht. „Ich wollte doch mit unseren Freunden sprechen und... und gesund werden... ich wollte doch nicht so enden. Ich wollte dich doch suchen. Ich musste dich doch suchen um zu beweisen, dass du nicht tot bist. Dass du lebst. Und das es dir gut geht. Aber ich konnte nicht.“ Ich war erfüllt von so vielen zärtlichen Gefühlen für diesen Mann. Und es tat so gut zu wissen, dass er mich hatte suchen wollen. Aber die Andeutungen, die er gemacht hatte und sein jetziger Zustand sprachen dafür, dass ihm schreckliche Dinge widerfahren waren. „Was ist mit dir passiert, was hat man dir in dieser Zeit angetan.“, fragte ich leise. Er schwieg wieder eine Zeit lang. So als müsste er sich erneut sammeln. Erneut über alles nachdenken. „Mir ging es nicht gut und ich habe Medikamente genommen. Ich dachte es wären Tabletten, die mir helfen würden. Denn ich muss gestehen. Mein Geist war wirklich etwas verwirrt. Ich hatte dich doch beschützen wollen. Und es nicht geschafft. Ich war so verzweifelt. Aber ich war bereit mich wieder aufzuraffen. Ich wusste ja, dass du nicht tot bist. Nur verschwunden. Aber ich wusste auch dass mir keiner glauben würde. Und am Anfang dachte ich, diese verdammten Tabletten würden helfen. Ich habe vergessen, wer mein Erzeuger ist.“ Er schwieg wieder eine Weile und streichelte mich. „Als ich aber merkte, dass mein Geist sich einfach nicht mehr klärte, dass es mir immer schwerer fiel mit meiner Umgebung zu kommunizieren, da merkte ich, dass da etwas nicht stimmte. Dass es nicht an mir lag, sondern an den Tabletten. Aber da war es schon zu spät. Denn ich konnte mich schon nicht mehr dagegen wehren. Ich hätte dieses Haus hier nicht mehr verlassen können. Er hob einen Arm und ich sah die schrecklichen Narben auf seinem Arm. „Ich war feige, und wusste nicht mehr was ich tun sollte. Und so habe ich versucht mich umzubringen. Ich wollte nicht mehr leben. Nicht so leben, unfähig mich zu artikulieren, aber mit einem überdurchschnittlichem Verstand. Gefangen im eigenen Körper. Du kannst dir nicht vorstellen, wie das ist... im eigenen Körper gefangen zu sein. Zu merken, wie der eigene Körper immer mehr zu einem Gefängnis wird, aus dem man nicht mehr entkommen kann.“ Es hörte sich schlimm an. Und nein, ich konnte es mir nicht vorstellen. „Saga...“, er legte mir einen Finger auf die Lippen. „Du musst nichts sagen. Ich meine du konntest es ja nicht wissen. Aber ich wollte nicht mehr ohne dich leben Shou. Nach meinem missglückten Selbstmordversuch, habe ich noch stärkere Medikamente bekommen. Die mich dann wirklich zu einer lebenden Leiche gemacht haben. Das was ich hatte verhindern wollen, war nun eingetroffen. Ich war so dumm gewesen. Denn durch meinen Selbstmordversuch, hatte mein Vater jedes Recht mir noch stärkere Medikamente zu geben.“, Saga machte wieder eine Pause, denn so viel zu reden schien ihn anzustrengen. „Ich weiß nicht wie lange ich so dahin gedämmert habe. Alleine, in diesem Zimmer, ohne dass jemand sich die Mühe gemacht hätte an meinem Bett zu sitzen und mich an dem Leben wieder teil haben zu lassen. Wenn jemand kam, dann nur um etwas an den Geräten umzustellen, die Infusionen zu erneuern. Aber niemals wurde mit mir gesprochen. Ich glaube diese Menschen haben keine Ahnung davon, was sie mir angetan haben. Bis auf meinen Vater. Und er hat erreicht was er wollte. Schau mich nur an. Diese Drogen zerfressen ganz langsam mein Hirn, zerfressen meine Erinnerungen, meinen Körper.“ Er machte wieder eine Pause. „Meinem Vater kam es sehr gelegen, dass du verschwunden bist. So hatte er einen Grund mich zu entmündigen... weißt du.... alles das.... er wollte, dass ich meinen Verstand verliere, ich habe es die ganze Zeit gewusst. Er hat nur auf die Gelegenheit gewartet, um mich zu entmündigen. Vielleicht, vielleicht hatte er sogar etwas mit deinem Verschwinden zu tun. Was immer auch passiert ist. Ich wünschte ich könnte mich daran erinnern. Aber da ist einfach nichts mehr.“ Ich griff nach seiner Hand und hielt sie in meiner Hand fest. „Sag kennst du die unendliche Geschichte?“, fragte er mich auf einmal ganz unvermittelt. Ich schüttelte den Kopf. „Es ist ein wirklich wunderbares Buch. Es geht unter anderem um einen kleinen Jungen, der in ein Wunderland kommt um es zu retten. Das Land ist von einer schlimmen Krankheit befallen, das Nichts... es breitet sich aus und niemand kann es stoppen. Es nimmt sich unerbittlich immer mehr dieses zauberhaften Landes. Wer ihm zu nahe kommt wird so sehr von diesem Nichts angezogen, dass er sich hinein stürzt und zu einer Lüge wird. Im Moment ist es wohl in mir so ähnlich... das Nichts kommt und nimmt mir alles, will mir meine liebsten Erinnerungen entreißen. Will sie alle vernichten. Bis nichts mehr da ist...“ Er schloss die Augen. Er schien sehr erschöpft. „Saga... schafft der kleine Junge es, das Land zu retten?“, fragte ich ihn. „Bastian? Ja, er schafft es. Es ist ein harter Kampf für ihn. Denn, er ist mit sich selber nicht im Reinen. Er muss zu sich selbst finden. Doch er schafft es. Schafft es das Land und auch sich selber zu retten.“ Ich lächelte ihn an. „Lass mich dein Retter sein Saga... lass mich versuchen dir zu helfen.“ Mir war ganz klar, dass ich ihn nicht alleine lassen würde. Ich setzte mich etwas auf, und berührte mit meinen Lippen die seinen. Gab ihm einen langen zärtlichen Kuss, den er genau so sanft erwiderte. Warum hatte Saga so leiden müssen? Was konnte einen Menschen dazu veranlassen einen anderen so zu quälen? Wie hatte ich Saga vergessen können? Und warum konnte ich mich immer noch nicht erinnern? Erinnern an die Zeit, die ich mit ihm verbracht hatte. Sie musste bestimmt wunderschön gewesen sein. Denn ich hatte so viele wunderschöne Gefühle in mir. Und Saga musste mich nur ansehen und schon fühlte ich mich sicher, geborgen und geliebt. Aber ich konnte mich einfach nicht mehr erinnern.. „Ich verstehe es nicht...“, flüsterte ich leise. „Warum....warum hat dein Vater gewollt, dass es dir so schlecht geht? Wie kann man einem Menschen nur so etwas antun? Wie kann man so etwas seinem Kind nur antun?“, fragte ich leise. Saga seufzte. Es klang leise und resigniert. „Wegen einem Stück Papier...“, sagte er dann schlicht und einfach. „Das Wissen geboren worden zu sein wegen einem Blatt Papier....das Wissen nicht sterben zu dürfen, wegen diesem Blattpapier... Das fühlt sich nicht besonders gut an. Wenn du weißt, es gibt dich nicht weil zwei Menschen sich geliebt haben. Aber das hat mir lange Zeit nichts ausgemacht. Denn ich hatte selber keine Ahnung wie sich die Liebe anfühlt. Als ich hier alleine war, habe ich mir jeden Tag gewünscht, jeden verdammten Tag, dass sie mich hätten sterben lassen, bevor ich dich kennen gelernt hatte. Ohne die wunderbare Berührung von wahrer, aufrichtiger... bedingungsloser Liebe. Wenn es wieder ganz schlimm war, habe ich mir gewünscht niemals geboren worden zu sein.“ Er schien zu sehr leiden. Auch wenn sein Gesicht nichts der gleichen ausdrückte. Es war als würde er eine Maske tragen. Eine Maske unter der all seine Emotionen versteckt waren. Seine Finger hoben mein Kinn ein wenig an und seine Lippen legten sich wieder auf die meinen. Ich schloss meine Augen und genoss einfach, gab mich dem hin. Es war so schön. Es war so wunderbar schön. Ich setzte mich wieder richtig auf und schlang Saga meine Arme um den Hals. Spürte, das auch er mich noch fester in seine Arme zog. „Was hast du all die Zeit gemacht?“, fragte er mich nach einer Weile. Und da wurde mir mein eigenes Leben wieder bewusst. Ich hatte weiter gelebt und ich war nicht unglücklich gewesen. Nein, ganz und gar nicht unglücklich gewesen. Am Ende war ich sogar glücklich gewesen. Ich musste es ihm sagen, bestimmt ahnte er es auch schon. Die Gefühle für diesen Mann waren so stark, so intensiv, so überwältigend, dass ich nicht wusste wie ich meinen Liebsten auch nur einen Moment lang hatte vergessen können. Ich suchte wieder nach seinen Lippen. Mittlerweile saßen wir zusammen eng aneinander gekuschelt auf dem Sofa und hielten uns in den Armen. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter. „Ich habe mir gewünscht gefunden zu werden.... ich wollte doch nur gefunden werden. Damit ich mich erinnern kann... Aber ich wurde nicht gefunden. Aber ich habe es immer gehofft... Ich bin aufgewacht und war ein niemand. Ich wusste meinen Namen nicht mehr, gar nichts mehr. Und doch wusste ich, dass ich eine Geschichte hatte. Aber ich konnte mich einfach nicht erinnern. Obwohl ich wusste, dass dieses Wissen irgendwo tief in mir war.“ Saga streichelte mich weiter, hielt mich fest und gab mir ab und an einen sanften Kuss in den Nacken. „Aber ich habe nicht nur Dinge verloren, ich habe auch viele Dinge gewonnen. Ich habe nun eine wunderbare Mutter. Die Beste, die man haben kann, sie liebt mich über alles. Egal wie unausstehlich ich war, sie war immer für mich da. Sie hat mir den Namen Kohara gegeben, sie hat mich zu sich genommen, als meine Verletzungen so weit geheilt waren, dass ich das Krankenhaus verlassen konnte. Ich habe auch wunderbare Freunde gefunden. Die mich so genommen haben, wie ich war. Akzeptiert haben, dass ich ein wenig schwierig bin, wenn es um meine Vergangenheit geht. Sie haben sich immer sehr um mich bemüht. Und ich habe mich auch bei ihnen sehr wohl gefühlt. Irgendwie war es ein Leben wie aus eine Traum. Eine wunderbare Mutter, viele liebe Freunde. Alles was ich haben wollte, habe ich bekommen. Ich habe nur die schönsten Kleider im Schrank, wunderschönen Schmuck... einfach alles was man sich als junger Mensch wünschen kann.“ Er nickte. „Dein Leben hat sich dann wirklich sehr verändert.“,sagte er leise. „Deine Familie, ist wohl eher ein trauriges Kapitel in deinem Leben. Du bist sehr früh von zu Hause ausgezogen. Und in der Schule warst du auch nie so beliebt. Dein Leben wirklich zum positiven verändert.“ , es klang nicht böse oder verbittert. „Ja, es ist ein Taum. Ich habe nicht nur wunderbare Freunde. Ich... ich habe mich verliebt.“ Saga reagiert nicht darauf. „Es tut mir so Leid Saga, aber ich habe mich verliebt. Verliebt in einen Mann der, wenn es dich nicht geben würde, mein absoluter Traummann wäre.“ Mir kamen die Tränen. Ich wollte Saga nicht verletzen. „Du hast dich neu verliebt....“, fragte er mich leise, als sei ihm die Bedeutung meiner Worte eben erst bewusst geworden. Ich sah in sein Gesicht. Hatte Angst, dass er ärgerlich war. Er wischte mir die Tränen von meinen Wangen, die einfach nicht aufhören wollten zu fließen. Saga fragte mich leise. „Liebst du mich Shou? So sehr wie ich dich liebe?“ „Ich liebe dich....“, hauchte ich und küsste ihn wieder zärtlich auf die Lippen. „Mehr als alles andere auf dieser Welt, auch wenn ich nicht begreifen kann wieso. Aber ich weiß, dass du der Mann bist mit dem ich mein Leben verbringen will.“ Seine Augen, das erste Mal sah ich etwas in seinen Augen, sie leuchteten ein wenig. „Würdest du dein ganzes Leben mit mir verbringen?“, fragte er mich. Ich nickte. Mir war ganz klar, dass ich genau das wollte. „Ich habe doch gesagt, dass ich dein Bastian sein will.“, hauchte ich ganz leise. Wir schwiegen und hielten uns in den Armen. Ich war so froh, das er nicht enttäuscht von mir war, oder böse auf mich. „Tatsuya wird es verstehen.... Saga-shii ich lasse dich nicht noch einmal alleine zurück.“, sagte ich leise. Küsste ihn fast verzweifelt auf die Lippen. Ich wollte spüre, dass er mich auch jetzt noch so liebte. „Ich helfe dir, dass du wieder gesund wirst...“, flüsterte ich leise. Presste seinen Körper eng an meinen und hoffte, dass er es auch so sehen würde. Und das tat er. „Ich liebe dich und ich vertraue dir mein Schatz... aber ich weiß nicht, ob ich je wieder gesund werde Shou. Dafür bin ich dieser Behandlung schon zu lange ausgesetzt gewesen. Vielleicht kann man es ein wenig bessern. Aber richtig gesund, werde ich wohl niemals wieder werden. Willst du dir das antun?“ Ich sah ihn überrascht an. „Du lebst gerade so ein traumhaftes Leben... mit einer tollen Mutter, lieben Freunden und einem bestimmt auch wunderbarem Mann oder? Und ich...“, ich unterbrach seine Worte mit einem Kuss. „Ich liebe dich Saga-shii... und bestimmt werde ich mich bald wieder erinnern können. Wir schaffen das zusammen. Und was Tatsuya angeht, du wirst ihn kennen lernen. Und... und er wird es verstehen.“ Danach sagten wir nichts mehr. Es war so viel, was ich zu verarbeiten hatte. Ich wusste nun meinen Namen. Hatte meinen Freund wieder gefunden, den Menschen der mir wohl das aller aller Wichtigeste im Leben gewesen war. Saga kannte wohl meine ganze Lebensgeschichte, ganz langsam würde ich mich an alles heran tasten. Würde meine Freunde wieder treffen. Würde hoffentlich mein altes und mein neues Leben verknüpfen können. Gerade fühlte ich mich sehr glücklich und sehr geborgen. Ich wusste nicht wie lange wir so auf dem Sofa gesessen hatten, als ich hörte wie die Tür geöffnet wurde. Miriam trat ins Wohnzimmer. „Saga... Saga hast du....“, sie verstummte als sie uns beide auf dem Sofa sah. „Kohara... du solltest doch nicht hier oben hin gehen. Ich habe doch gesagt....“ Sagas Griff wurde auf einmal fest. „Verlass mich nicht Shou... bitte verlass mich nicht....“, flüsterte er leise in mein Ohr. „Miriam, ich.... ich habe gerade meine Erinnerungen wiedergefunden...“, sagte ich ganz leise. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)