Vodka "Lemon" von bright-boy ================================================================================ Kapitel 3: Bitterkeit --------------------- Alijoscha nahm die Sache etwas... nun wie drückt man das aus? Er hatte auf alle Fälle seine Probleme. Ich griff ihn bei ihm zu Hause auf wo er auch Zugang zu Vodka hatte. Zuerst wusste ich nicht wie ich es sagen sollte, doch dann konfrontierte ich ihn einfach mit Allem und man konnte fast in Zeitlupe erkennen wie Beherrschung und Vernunft in seinem Gesicht „Adieu“ sagten. „Was??? Schwul???? DU???“, brüllte er mir ins Gesicht, doch ich versuchte eisern zu bleiben. „Du verarscht mich... das ... uäääh!“ Ihm musste in erster Linie klar sein, dass ich es ernst meinte. Zunächst versuchte er mich durch einen äußerst missbilligenden Blick einzuschüchtern, doch als er sah, dass ich mich nicht rührte verlangte er sofort nach etwas zu trinken. Ich wollte aufstehen und es ihm bringen, damit er sich etwas beruhigen konnte, aber er ließ mich natürlich nicht vom Haken sondern ging selbst. Verdattert blickte er auf seine Flasche.. dann wieder wütend und irgendwie auch angewiedert auf mich und dann wieder auf die Flasche von der er sich was eingoss. Ich musste geduldig bleiben und sich nicht allzusehr einschüchtern lassen, da er ja im Moment erst einmal an seine eigene Zukunft dachte... Er ... befreundet mit einem Schwulen. Er trank. Zwei Gläschen später konnte man sich schon vernünftiger mit ihm unterhalten. Irgendwie war er jetzt ruhiger und besonnener... konnte mich ein bisschen verstehen.. aber dennoch hatte er schwer an der Erzählung zu schlucken, besonders da es sich um Julian handelte. Für jemanden mit so erzkonservativen strengen Eltern konnte das eine schwierige Situation werden, aber er dachte nicht daran aufzugeben. Jetzt war er quasi mit involviert und somit verpflichet den Knoten zu entwirren. „O.k.... also ich glaube wenn ich mit ihm rede bringt das nichts.. „ er hob die Hände in die Luft „Hey... das ist dein Bier.. du musst das wieder zurechtbiegen. Auf mich ist er ja nicht sauer!. Aber wir werden eine gute Ausgangssituation brauchen damit es zum Gespräch kommt und er nicht gleich verschwindet... nur wo?“ Ich wüsste nicht wie, oder wo... es müsste ein etwas abgeschiedener Ort sein und schwupps kam Alijoscha die brilliante Idee. „Marcos Eltern haben doch dieses kleine Ferienhäuschen... wir bleiben da einfach übernachten, Julian wird mit dir reden MÜSSEN und nicht einfach verschwinden. Wir machen einfach.... eine Party...“ Doch ich protestierte. Julian würde nicht kommen, wenn er wüsste dass ich da wäre, oder sogar Aljoscha, also müsste ihn Marco einladen und selbst dann hätte er von Parties wohl erst einmal genug. Des weiteren fragte ich mich wie er bei unserem Anblick reagieren würde wenn er denn da so festsitzen würde in dem Ferienhäuschen. Außerdem. Wer garantierte das Marco da mitspielte! Doch für das letztere hatte Aljoscha ja auch direkt eine Lösung parat. Er griff sich sein Handy und rief ihn an. „Hallo Marco! Ja ich bins Alijoscha... Ja genau... Lust was zu unternehmen? Du und deine neuen Freundinnen? (Wir beide lachten etwas) Achso! Ja das ist schon scheiße... äh ... naja du findest aber bestimmt eine, die mitkommen will. Na siehst du! Wo? Naja... deine Eltern haben doch diese coole kleine Hütte... ja genau die! Was meinst du damit das geht nicht? Ach jetzt stell dich nicht so an! Jaja... alles klar. Ach mann... du bist voll das Kameradenschwein! Ist mir egal was deine Eltern sagen! Nein Alter.. du hast es bestimmt noch nie so richtig versucht. Nein wir werden KEIN Saufgelage veranstalten! Jetzt lass uns nicht hängen.. doch es muss diese Hütte sein! Doch das geht! Sag nicht das geht nicht!“ Ich wurde blass „Hör mal Marco.. erinnerst du dich noch an die Fotos? Ja du weißt... wo du mir gesagt hast die darf nie ein Mensch zu Gesicht bekommen. Stell dich nicht so doof an! Du weißt ... die in dem Ordner MarcoDeluxe. Ja ganz genau! Du weißt was in dem Ordner ist. So... ich schlage dir einen Handel vor.. Ja so ist es. Was hattest du gedacht? Ach Erpressung ist das nicht... also.. du redest noch einmal mit deinen Eltern.. ja ich versprech es.. Alter ich lösch den Ordner.. du kannst dabei sein. Ja klar! Ist mir egal wie schwierig das wird... deine Eltern lassen bestimmt noch mit sich reden. Das will ich auch hoffen. Ja machs gut!“ Alijoscha legte auf und meinte selbstzufrieden „Erledigt!“ Ich wollte ihn um den Hals fallen aber er riet mir mich ab sofort immer auf Distanz von ihm zu halten, sonst würde er mir ohne Umschweife eine verpassen. Also blieb ich lieber sitzen, aber ich grinste dennoch ^^. Doch wie konnten wir jetzt Julian dazu überreden zu erscheinen? Alijoscha dachte einen kurzen Moment nach, doch fügte er recht schnell hinzu, dass dies nach einer Aufgabe für Daniel klang. „Warum denn Daniel?“, wollte ich wissen. Alijoscha goß sich draufhin ein weiteres Gläschen ein und blickte mich ernst an. „Ganz einfach... schau dir mal Daniel an. Wenn der dich anruft und dir sagt, dass deine Mutter gestorben ist, was machst du dann? Sehr richtig! Du lachst! Niemand nimmt Daniel ernst oder vermutet etwas böses. Wenn du einen Kumpel in Nazi Uniform siehst, was machst du? Na du verpasst ihm eine! Und jetzt siehst du Daniel? Du lachst, eben weil du nicht im ernst denkst, dass der was Böses will. Niemand vermutet bei dem irgendwas, der kriegt alles hin. Wenn der dich anruft dann steckt da auch nie was schlimmes dahinter. Wir erzählen ihm nicht wieso, nur dass er Julian verschweigen soll, dass wir beide da sein werden. Ende. Das wird funktionieren.“ Alijoscha hatte gesprochen und ich grinste weiter, da sich soeben Tonnen von meinem Herzen lösten. Ich hatte selbst in solch schweren Zeiten das Glück solche intelligenten und verlässlichen Freunde zu haben, in mir keimte die Hoffnung, das mit ihnen alles gut gehen könnte. Ich hatte die nächsten Tage eine kleine Schonfrist, auch wenn dieser Ausdruck meinem eher kläglichen Ferienbeginn nicht ganz gerecht wurde. Zumindest konnte ich nun hoffen, wurde aber an dem Tag an dem wir uns verabredet hatten wieder nervös wie eh und je. Ich wollte wirklich nichts dem Zufall überlassen, hatte mehrfach Daniel, Marco und vor allem Alijoscha mit Telefonaten terrorisiert, ständig den Plan ausgearbeitet, gefragt ob Julian auch sicher käme, mir die Wegbeschreibung zigfach geben lassen und per Google Maps überprüft. Das Häuschen lag tatsächlich fast eine halbe Autostunde entfernt... es war schmutzig Julian auf diese Weise festhalten und überraschen zu wollen, aber was blieb mir anderes übrig? Ich konnte ohne meinen süßen Engel nicht leben... das war etwas, das sich mein Herz weigerte zu versuchen. Ich nahm mein Handy nicht mit und verbunkerte mich sicherlich für eine volle Stunde im Badezimmer um mich aufzufrischen,.. nichts wollte ich dem Zufall überlassen. Schließlich ließ ich mir wieder den Wagen meiner Mutter leihen und fuhr los. Wie erwartet hatten sich Marco und Alijoscha schon einbefunden, auch zwei andere Leute waren bereits da, die ich allerdings nicht kannte. Egal! Ich war wegen Julian hier. Marco ließ sich die Situation erklären konnte jedoch in solchen Fragen nicht ernsthaft Hilfe anbieten, wie denn auch? Das alles ging weit über sein Können hinaus und er war ja schließlich immer noch wütend über Alijoschas Erpressungversuch und jetzt wohl auch auf mich, da es schließlich alles mein Verdienst gewesen ist. Wir konnten ihn also nur dazu drängen die Musik schon mal anzumachen, uns zu helfen die Mitbringsel auf dem Tisch zu verteilen und so zu tun, als handelte es sich um eine ganze normale Party. Alijoscha postierte sich draußen und beobachtete das Geschehen, jedoch außerhalb der Sichtlinie der Neuankömmlinge. Er riet mir sich auf alle Fälle nicht wie eine Tussi zu verhalten, sondern ein bisschen ernster und standhafter an die Sache heran zu gehen. In diesem Falle hatte er auch recht, ich konnte doch nicht mehr erwarten, als das Julian nicht mehr sauer auf mich war. Wer gab mir denn die Gewissheit, dass überhaupt je einmal die Chance bestanden hatte dass Julian so für mich fühlen würde, wie ich für ihn? In meinem Egoismus hatte ich diesen Standpunkt auch gar nicht berücksichtigt. Aber dennoch entschied ich mich heute Abend einen Abschluss herbeizuführen. Ich musste es sagen. Die Zeit rannte mir davon und ich konnte mir nicht wirklich vorüberlegen welche Worte ich denn nun wählen würde. Julian kam für gewöhnlich immer zu solchen Events zu früh.. dieser süße kleine Engel befürchtete doch stetst einen schlechten Eindruck zu hinterlassen! Mittlerweile traten mehr und mehr Fremdlinge ein, normalerweise eine gute Gelegenheit Kontakte zu knüpfen aber ich konzentrierte mich auf mein Ziel und die Zeit verstrich unentwegt. Ich hockte auf dem Sofa und blickte stumm vor mich hin, den Eingang im Visier, während ich einen Kakao zur Beruhigung trank. Zumindest das hatte Marco für mich noch getan. Zitternd und wieder ängstlich erwarte ich seine Ankunft... bitte lass ihn kommen. Ich hoffe so sehr er hätte nicht nur geblufft. Schließlich begann mein Herz zu springen, wie ein Presslufthammer. Julian war gekommen! Er war durch die Tür getreten und blickte wieder mit seinem süßen, unschuldigen Lächeln durch die Tür, hob etwas ängstlich die Hand, aber...er wirkte... irgendwie... traurig? Mein Atem beschleunigte sich und ich bebte am ganzen Körper, als ich das wunderschöne Blau erblickte, welches Julians geschwungene Augen ausstrahlten, seine niedlichen zu einem, dreiviertellächeln geformten Lippen und seine seidene blasse Haut... ich wurde verrückt!!! Dann schaute er zu mir und alles Liebe... alles Süße verschwand. In seinem Gesichtsausdruck blieb nur Traurigkeit. Nur noch ein tristes Bildnis strahlte in meine Richtung und ich sah in ihm eine grausame Form von... Enttäuschung. Man hatte sein Vertrauen noch einmal.. in so unmittelbarer Abfolge schamlos missbraucht, es hatte ihn direkt in sein armes unschuldiges Herz getroffen, dass auch noch jemandem wie Daniel.. der Unschuld in Person nicht zu trauen war. Er ließ es gar nicht bis zu einem möglichen Moment kommen wo alle mit dem Finger auf ihn zeigen und ihn als Schwuchtel titulieren würden, da er mit tränennassen Augen in denen sich die Bläue seiner Iris gesammelt hatte aus dem Zimmer lief. Augenblicklich hatte sich Alijoscha auf den Türpfosten gestellt, hielt ihn auf, redete ununterbrochen auf ihn ein, wollte ihn beruhigen, ihm die Wahrheit sagen, aber er drückte sich nur schluchzend durch und entschwand. Sofort blickte Alijoscha zu mir und schickte mir einen Ausdruck entgegen, der wohl sagen wollte „Was sitzt du da rum?? Hinterher verdammt!!!“, aber dieser war gar nicht mehr nötig gewesen. Ich war schon aufgesprungen und lief Julian nach. Wenn ich ihn heute Nacht verlieren würde, dann für immer! Julian hatte sich auf sein Fahrrad gesattelt.. samt Schlafsack auf dem Träger. Er war tatsächlich beinahe zwei Stunden mit dem Fahrrad hier her gefahren und beabsichtigte nun heute Abend noch direkt kehrt zu machen? Was hatte ich nur wieder angerichtet... ich konnte ihm doch nicht mit dem Wagen abdrängen, der hier neben mir parkte... ich rannte zu Fuß hinterher aber Julian, der nun schon sicher in die Pedale trat um schleunigst die Straße herunter zu sausen, die am Abhang lag, blickte sich gar nicht erst um. Ich folgte ihm die Steile Straße, die den Berg hinunter führte, aber meine Chancen ihn einzuholen waren gleich null.. nicht einmal wenn ich die Klippe hinunter rutschte, was mich auch sicherlich mein Leben hätte kosten können. Ich verlor ihn.. Julian fuhr weg. Nein.. das durfte nicht sein! Ich verlor ihn! Für immer! „JULIAN!!!“ Schrie ich aus Leibeskräften „BITTE NICHT!!!“ Aber er blickte sich nicht um, sondern sauste weiter. „ICH LIEBE DICH!!“ Schrie ich erschöpft und sackte schließlich in mich zusammen. Und genau da war es geschehen. Tat er es, weil ich es in aller Öffentlichkeit so lautstark gerufen hatte? Stellte er sich vor, dass ich es ernst meinen könnte? Vor den anderen? Oder wollte er sich vergewissern, dass ICH es war der gerufen hatte? Wollte er genau das feststellen? Wollte er sehen, dass ich mich lächerlich machte und damit versuchte es ihm damit zu erleichtern, oder dass vielleicht doch etwas wahres dran war. Dachte er gerade daran, dass er sich geirrt haben könnte, dass es kein Scherz war? Er drehte sich.. nur leicht etwas den Kopf aber das Lenkrad gab kurz mit nach und in dieser einen halben Sekunde hatte er erkannt, dass ich da gerufen hatte und niemand anderes. Ich konnte förmlich sehen, wie ihn der Ruf erschrocken hatte! Er war nun erschrockener denn je und verwirrter... nicht wissend was er nun zu tun hatte. Dieser Abend war zuviel für jemanden mit solch einer unschuldigen und liebevollen Seele wie Julians... er wendete das Lenkrad, erblickte mich, als ihn ein Schwung sofort dazu drang wieder kehrt zu machen, mit solch einer hohen Geschwindigkeit waren solche Manöver auf dem Fahrrad nicht ratsam... alles verstrich in einer grausamen Ewigkeit. Er drehte wieder zurück, genau über einen Felsbrocken der auf dem Weg gelegen hatte, mit dem Schwung und der Geschwindigkeit hatte er die Kontrolle verloren und sein Fahrrad kippte zur rechten Seite... von der Straße, über den Weg... es schlitterte und das Bild brannte sich in meinem Bewusstsein ein, wie glühendes heißes Eisen. „Nein......“ Julians Fahrrad fegte über den kümmerlichen Gehweg... über den Abhang und er sauste hinunter in die Tiefe, die Steile Klippe hinunter. Mein Herz gab auf und das Blut fror zu einem schmerzvollen, grässlichen kalten Klumpen zusammen. „NEIN!!!“ Schrie ich voller Furcht und rannte bis zum Abhang. Ich trat den hässlichen Stein von der Fahrbahn und blickte den Abhang runter. Ich wollte mich übergeben als ich sah, wie steil und felsig es war! Wo war Julian? Wohin war er gerutscht? Es war so steil... so tief!! „DU BIST SCHULD ALEXANDER! Das war alles deine Schuld! Wenn du ihn nicht in Ruhe gelassen hättest.. wenn du das alles nicht angerichtet hättest! Wenn du ihm sein Leben gelassen hättest!“ Ich vergass mich und rutschte den Abhang hinab. Die Pflanzen und Felsen rissen meine Hose auf und fügten mir Schürfwunden am Arm zu, doch ich ignorierte jeglichen Schmerz. Ich sauste hinunter, blickte umher und spähte nach einer engelsgleichen Gestalt in der Dämmerung. „JULIAAAAN!!! BITTE SAG DOCH WAS!“ Ich schrie und heulte gleichzeitig. „JULIAAAN!!!“ Ein Ärmchen schaute vor mir aus dem Gebüsch und es raschelte. Ich hörte ein schmerzvolles Stöhnen. Augenblicklich rannte ich hin und griff mir Julians zitterndes schwaches Händchen, ich riss die Pflanzen heraus und konnte ihn endlich erblicken. Mein Herz zersprang in hunderte kleiner Splitter und ich musste jegliche Kraft moblisieren um nicht entkräftet zusammenzusacken. Julian lag hier vor mir.. mein Engel.. .mein süßer kleiner Engel.. er lag mit dem Gesicht zur Seite der Brust auf dem harten kalten Felsen. Sein Rücken bedeckt von einem hässlichen dornigen Gestrüpp und er blutete. Am Arm.. am Kopf... mein süßer, armer Julian ... schwer verletzt!! Ich griff ihn mir, wobei er vor Schmerzen zitterte. Wie konnte einem so reinen und bildschönen Geschöpf so etwas furchtbares passieren??? „HILFE!!!!“ Rief ich aus Leibeskräften. „UM GOTTES WILLEN! HILFEEEEE!!!!!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)