Dein Spiegelbild von Lesemaus (Zwei Brüder vom gleichen Schlag (extra One-Shot von Yoh & Zeke in meiner One-Shot-Sammlung, bitte lesen^^)) ================================================================================ Prolog: Dein Spiegelbild ------------------------ Prolog Jeder hat ein Spiegelbild. Irgendwo auf der Welt. Es liegt an uns, es zu finden. Wenn man es findet, verdrängt es die Einsamkeit. Man wird sich nie mehr leer fühlen. Doch die Chance sie zu finden, ist gering, sehr gering. Aber sie besteht. Vielleicht begegnet man ihr auch im eigenen Wohnort. Vielleicht wohnt sie direkt neben an, man hat sie nur noch nie bemerkt. Wenn man sie bemerkt, muss man nur nach ihr greifen. Man findet seine zweite Hälfte wieder, die einen nicht mehr verlassen wird. Egal, ob man stirbt. Egal, ob man sie satt hat. Es ist egal, sie bleibt da. Für immer. Finde sie und werde wieder ganz. Finde sie und verdränge das nagende Gefühl der Einsamkeit. Verdränge alles außer ihr und finde zu dir selbst. Nur das macht dich stark. Stark, für das Leben da draußen. Stark, für das Leben überhaupt. Mutig zu sein und sich allem und jedem zu stellen. Denn genau das ist es. Unser Spiegelbild. Trostlos ging ich durch die Straßen meines Wohnortes, Manhattan, New York. Ich kam gerade von der Schule und machte mich auf den Weg nach Hause, in meine kleine Wohnung. Ich lebte schon seit zwei Jahren von meiner Familie getrennt. Ich hielt sie nicht mehr aus. Immer stellten sie Erwartungen. Für sie zählte nur die Oberflächlichkeit. Mittlerweile kenne ich mich gut aus. Ich kann auf den Boden starren, der bei jedem Schritt von mir sich weiter bewegt, ohne nach vorn gucken zu müssen. Es waren nur drei Blocks von der Schule zu mir. Aber gerade die drei gefährlichsten Blocks überhaupt. Locker hielt ich meine Schultasche in der rechten Hand. Wir hatten heute nur sechs Stunden gehabt, deswegen war sie sehr leicht. Leichter als sonst. Die Menschen interessierten mich nicht mehr. Jeden Tag derselbe Ablauf. Ich hielt das langsam nicht mehr aus. Jeden Tag besieht man sich die gleiche Straße, die gleichen Kaufleute, die zu ihren Arbeitsstellen hasteten. Zum Kotzen. Meiner Familie schrieb ich nicht of. Nur ein Mal im Monat, damit sie sich keine Sorgen machten, aber was sollte das auch? Es würde ihnen sowie so nichts ausmachen, wenn ich verschwinden würde. Nach weiteren zehn Minuten stand ich vor dem Haus, indem ich mit vier anderen Familien wohnte. Kurz sah ich mich um, ob mir jemand gefolgt war. Die schwarze Gestalt in einer Seitengasse bemerkte ich nicht. Es war ein junger Mann. Grinsend hielt er ein Foto hoch und blickte flüchtig in meine Richtung. "Hab ich dich endlich, Yoh Asakura.", sprach er zu sich selbst. Wie gesagt, da ich von alldem nichts mitbekommen habe, stiefelte ich ins Haus die zwei Stockwerke hoch, zu meinem Apartment. Pfeifend zog ich den Haustürschlüssel aus meiner Tasche und schloss auf. Mit einem Klick sprang die Tür auf und ließ mich hinein. Hinter mir donnerte ich sie mit einem gezielten Tritt dagegen zu. Den Schlüssel hing ich an den Schlüsselbund, damit ich ihn im Notfall schnell fand. Ich zog meine Schuhe aus und legte meine Schultasche auf dem Wohnzimmertisch ab. Gerade wollte ich mich aufs Sofa packen, als es an der Tür schellte. Innerlich stöhnte ich genervt auf. Bekam ich denn nie meine Ruhe? Wütend über den Besucher sprang ich auf und schloss schnell die Tür auf, ehe ich sie aufriss. Ich wollte mich empören, doch bei der Person, die im Türrahmen stand, blieben mir die Worte im Hals stecken. Langes, braunes Haar wehte mir entgegen. Ungläubig weiteten sich meine Augen. Ich hatte ja schon davon gehört, aber geglaubt? Vor mir stand mein Spiegelbild. Kapitel 1: Vergangenheit und Zukunft ------------------------------------ Vergangenheit und Zukunft "Mama? Warum habe ich keinen Bruder?", fragte ich sie neugierig. "Warum möchtest du denn einen Bruder?", erwiderte sie lächelnd. "Damit ich nicht mehr einsam bin.", sagte ich. "Aber du bist doch nicht einsam, mein Kleiner." "Doch bin ich.", bestätigte ich. "Keiner mag mit mir spielen, sie verachten mich alle.", sagte ich traurig. Meine Mutter beugte sich zu mir runter. "Dann möchte ich dir eine Geschichte erzählen." Sofort horchte ich auf. "Ist es eine lustige?", fragte ich neugierig. "Nein, eigentlich ist es sogar eine sehr traurige Geschichte.", antwortete sie mit belegter Stimme. "Geht sie denn gut aus?", fragte ich hoffnungsvoll. "Ja." "Na gut.", willigte ich ein. Sie hob mich auf ihren Schoß und fing an zu erzählen. "Vor langer langer Zeit lebte Mal ein kleiner Junge. Er war sehr fröhlich und freundlich zu allen, aber auch einsam. Eines Tages begegnete er der Person, die ihn am meisten brauchte und er sie brauchte." "Wer war das?", unterbrach ich sie. "Hör mir einfach zu.", sagte sie. Ich hörte mit meiner Unterbrechung auf. "Dieser Jemand stellte sich als sein Spiegelbild heraus und seitdem er sein Spiegelbild getroffen hatte, war er nie mehr einsam.", beendete sie die Geschichte. "Werde ich auch nicht einsam sein, wenn ich mein Spiegelbild finde?" Süffisant lächelte mich meine Mutter an. "Nein, dann wirst du niemals mehr einsam sein.", versicherte sie mir. Okay, schlechter Film, schaltete ich mich selbst. Diese Geschichte hatte mir meine Mutter vor Jahren, als ich noch klein war erzählt. Damals glaubte ich noch daran, aber heute? Quatsch! Das doofe war nur, dass der lebende Beweis direkt vor mir stand. Ich blinzelte, um das Bild zu vertreiben. Okay, dass half auch nichts. Ich zwickte mich in den Arm und musste dabei feststellen, dass es wehtat. Es tat weh!, schoss es durch meinen Kopf. Okay, entweder war das gerade ein übler Streich oder... Ich schüttelte sofort den Kopf. Ich werde paranoid. Jetzt ist es soweit. Steckt mich in die Klapse, ich glaub die vermissen dort einen Patienten. Ich stand immer noch in der Tür, bis ich registrierte, dass die Halluzination noch anhielt. Seufzend drehte ich mich um und ging zurück in die Wohnung. Zielstrebig marschierte ich in die Küche und drehte den Wasserhahn auf. Ich füllte meine zwei Hände mit Wasser und klatschte es mir ins Gesicht. Schwer atmend stützte ich mich auf das Spülbecken. Ich werde verrückt. So etwas gibt es nicht. Das war nur eine lächerliche Geschichte meiner Mutter, als ich noch jünger war! In Gedanken war ich schon drauf und dran dabei mich selbst zu erwürgen. Die Haustür schloss sich mit einem lauten Klick, den ich bis in die Küche vernahm. Ich bog um die Küchenecke, ehe ich mich, die Stirn runzelnd, zur Tür umdrehte. Ich hab sie wirklich nicht mehr alle. "Am besten ich werf ne Tablette ein.", murmelte ich vor mich hin. "Wo gegen denn?", fragte eine Person dicht hinter mir. Erschrocken fuhr ich herum, nur um gleich zwei Schritte rückwärts zu gehen. Die Vartamorgana war immer noch nicht verschwunden. Himmel, hatte ich zu viel Koffein im Blut, dass mir meine grauen Zellen Streiche spielten? Mein Gegenüber sah meinem Gemütszustand amüsiert zu. Vorsichtig schlüpfte ich an ihm vorbei in die Küche. Seufzend fuhr ich mir über das Gesicht. War ich jetzt wach oder schlief ich in Wirklichkeit auf dem Sofa? Ich wusste es nicht. Ich sollte wirklich darauf achten, dass ich auch genug Schlaf bekam. Vorsichtig schielte ich um die Ecke und musste leider feststellen, dass der Junge, der mir wie aus dem Gesicht geschnitten war, immer noch mitten im Raum stand und meine Reaktionen begutachtete. Langsam traute ich mich aus der Küche raus, blieb aber im gebührenden Abstand als Fluchtmöglichkeit vor ihm stehen. Ich musterte ihn eindringlich. Seine langen, braunen Haare fielen vereinzelt in sein Gesicht. Er war ein Stück größer als ich und älter, so schien es mir. Was mich aber mehr erschreckte, er trug die Oberstufenuniform aus meiner Schule. "Wer bist du? Und warum siehst du so aus wie ich?", fragte ich ihn nervös. "Weil ich du bin.", antwortete er. "Wir sind zwei Seiten eines Wesens. Teilen dasselbe Schicksal." "Drück dich klarer aus.", forderte ich. Innerlich brodelte ich. Ich war so nervös, dass ich gar nicht wusste, wo mir der Kopf stand. "Wie du willst Yoh." Bei seinem letzten Satz, den er dran hängte, stockte ich. "Ich bin dein Spiegelbild. Dein zweites Ich." Um meine Nervosität über zu spielen, brachte ich meinen Sarkasmus mit ein. "Ja klar, und ich bin Max." "Dann bin ich Moritz.", warf er selbstsicher ein. Moritz war Maxis Bruder. Na toll. Ist der Typ wirklich mein Spiegelbild? Ich glaubte das nicht. "Das war eine dämliche Geschichte meiner Mutter, als ich ein Kind war. Was soll das Ganze?", fragte ich allmählich genervt. Ich war heute nicht fürs Scherzen aufgelegt. "Wenn es eine dumme Geschichte deiner Mutter gewesen wäre, stünde ich dann hier?", fragte er monoton. Meine Augen verengten sich gefährlich. "Raus hier.", zischte ich. "Ich weiß nicht warum Sie gekommen sind, aber ich will Sie hier nicht haben.", sagte ich drohend. "Du hast momentan keine andere Wahl, als mich hier zu behalten. Ich würde dich eh wieder finden." "Raus hier!", erwiderte ich dieses Mal lauter. Auf seinen Lippen bildete sich ein gemeines Grinsen. Mit schlürfenden Schritten ging er zur Haustür, die ich zum Teil versperrte. Neben mir hielt der Fremde an. "Ich werde dich finden. Spätestens Morgen. Denk darüber nach." Er blieb kurz neben mir stehen, um mir über den Bauch zu streichen, ehe er die Tür öffnete und aus meiner Wohnung verschwand. Einen Augenblick musste ich mich fangen. Diese sanfte Berührung hatte mir einen Schauer über den Rücken gejagt, der mich lähmte. Nachdem der merkwürdige Typ verschwunden war, knallte ich die Tür zu. Mit einem lauten Rumps fiel sie ins Schloss. Mit hektischen und zittrigen Fingern schloss ich die Schlösser, die ich gegen Einbrecher an der Tür angebracht hatte. Dann gaben meine Beine unter mir nach. Ohne, dass ich es verhindern konnte, sank ich an meiner Haustür herunter auf den Holzboden. "Scheiße!", flüsterte ich und strich mir eine Strähne meines dunklen Haares aus dem Gesicht. Ich schwitzte Angst und Galle bei diesem Typen. Ohne es zu merken schlief ich an der Tür gelehnt ein. Erst der Wecker aus meinem Zimmer, der laut durch die ganze Wohnung hallte, weckte mich. Der Typ lachte sich ein ins Fäustchen. Er hatte gewusst, dass sein Spiegelbild leicht ein zu schüchtern und aus der Fassung zu bringen war. Aber so...? Das war schon fast ein bisschen zu einfach. An die Launen seines kleinen Lieblings musste er sich noch gewöhnen, aber das würde schon klappen. Zufrieden ging er zu sich nach Hause, die ganze Zeit an eine Person denken. "Ich freue mich schon auf unsere nächste Begegnung, Yoh Asakura." Kapitel 2: Unerwünschte Begegnung --------------------------------- Unerwünschte Begegnung Ich war total verspannt als ich zur Schule ging. Nach dem Besuch des komischen Typens gestern, war ich an der Tür gelehnt eingeschlafen. Das morgendliche Erwachen war dann natürlich nicht das Beste. Verschlafen kam ich bei meiner Schule an und ging zielstrebig zu meinem Klassenzimmer, um den morgendlichen Tumult zu entgehen. Ein paar Mal hob ich die Hand zur Begrüßung von Freunden. Bei meiner Klasse angekommen, zog ich die Tür auf und trat ein. Kurz hoben meine Klassenkameraden die Köpfe, ehe sie sich ihren Gesprächspartnern zuwandten. Ich setzte mich an meinen Tisch und stellte meine Schultasche daneben ab. Gelangweilt schweifte mein Blick nach draußen. Ich hatte nicht wirklich Freunde auf der Schule, nur Bekannte, da ich mich nicht traute mich mit jemandem näher an zu freunden. Um Punkt acht schellte die Schulglocke und kündigte den Unterrichtsbeginn an. Wenig später betrat unser Lehrer Herr Tatami die Klasse, allerdings mit anderen Schülern im Schlepptau. Interessiert blickte ich auf, wünschte mir aber gleich ich hätte es nicht getan. Mein Spiegelbild stand mit seinen Freunden in der Tür und lächelte zu mir herüber. Innerlich schlug ich den Kopf gegen die Wand. Konnte mich der Typ nicht einfach in Ruhe lassen? Verwirrt schaute ich zu unserem Lehrer, der uns entschuldigend anblickte. „Her Meinrad ist momentan leider abwesend und das Kollegium konnte nicht so schnell einen Ersatzlehrer finden, darum habe ich mich der Klasse angenommen. Wir werden die nächste Woche zusammen Unterricht haben, also benehmt euch bitte. Es wird bereits ein Raum hergerichtet, wo beide Klassen Platz haben. Das dauert aber noch bis Morgen. Bis dahin müssen wir uns in diesen Raum quetschen.“, endete er, ehe er die anderen Schüler dazu aufforderte sich von Hinten Stühle zu nehmen und sich an andere Tische zu setzen. Ich beobachtete genau, wie mein Spiegelbild geradewegs auf meinen Tisch zu hielt, an dem noch ein freier Platz war. Ohne, dass ich es verhindern konnte pflanzte er sich neben mich. Genervt wandte ich den Kopf in eine andere Richtung. Warum eigentlich immer ich?, stöhnte ich in Gedanken. Es amüsierte Zeke zu sehen, wie Yoh auf ihn reagierte: Mit totaler Abweisung. Um mich ab zu lenken nahm ich das Buch heraus, was wir diese Stunde benötigten und blätterte darin herum. Ich wollte alles, nur nicht mit ihm reden. Ich verschlang dafür schon freiwillig mein Mathebuch! Obwohl ich Mathe absolut nicht ab konnte, aber er war schlimmer. Unser Mathelehrer sprach aufmerksam zur Klasse und bescherte mir damit nur noch mehr Schwierigkeiten. War heute die ganze Welt gegen mich? „Ich möchte, dass ihr die Aufgaben auf Seite 52 bearbeitet, während ich noch einmal ins Sekretariat muss. Die Klasse von Herr Meinrad hatte diese Aufgaben schon, also können sie euch ein bisschen helfen, wenn ihr Probleme habt.“ Ohne weiter um den heißen Brei herum zu reden verschwand er aus unserem Klassenraum. Ich holte meine Federtasche und mein Matheheft heraus, um mich daran zu machen die gestellten Aufgaben zu lösen. Natürlich konnte mein zweites ich es sich nicht nehmen lassen, mir dabei mehr als auffällig zu zuschauen. Ich spürte seine Blicke auf mir kleben, es war einfach nur unheimlich. Mühelos erledigte ich Nummer für Nummer. Ich hasste zwar Mathe, war aber trotzdem gut darin. Als ich jedoch mit allen Nummern fertig war, dachte ich darüber nach, lieber langsamer gearbeitet zu haben. Der Lehrer war noch nicht wieder da und die Anderen waren immer noch bei den Aufgaben, ein Gespräch war nicht zu vermeiden. Zeke schmunzelte über Yoh, wie er versuchte einem Gespräch aus zu weichen. Ich erstarrte, als mir der Füller aus der Hand genommen wurde, mit dem ich spielte, um mich ab zu lenken. Ich folgte der Hand mit meinem Blick und sah zu dem Jungen neben mir auf. Mein Spiegelbild musterte mich. Ich schaute ihm stumm und zweifelnd an, senkte dann aber meinen Blick auf mein Heft. Ein kleines Lächeln breitete sich auf Zekes Lippen auf. Yoh war wirklich ein schüchternes Kerlchen. Er legte den Füller zur Seite und fuhr vorsichtig mit den Fingerspitzen über Yohs Handrücken. Ich zuckte merklich zusammen und entriss ihm meine Hand. Sein Lächeln hielt an, anscheinend machte er sich über meine Reaktion lustig. „Was sollte das?“, zischte ich ihm so, so leise, dass es kein anderer vernahm. Er zog amüsiert eine Augenbraue hoch, ehe er sich weiter zu mir beugte. Um den Sicherheitsabstand zu waren rückte ich mit meinem Stuhl dicht ans Fenster. Er lehnte sich zurück auf seinen Platz und schien mich fürs erste in Ruhe zu lassen. Erleichtert atmete ich aus. Dieser Tag würde noch zum Höllentrip für mich werden. Er ließ mich die ganze Zeit in Ruhe, bis Herr Tatami wieder in die Klasse trat. Da die Stunde fast um war, wünschte er uns noch einen schönen Tag und entließ uns eher in die Pause. Meine Klassenkameraden jubelten auf und stürmten auch so gleich raus. Herr Tatami verließ ebenfalls die Klasse, Zeke und ich waren alleine. Ich wusste ich hätte vielleicht hinausgehen sollen, aber was sollte ich da? Ich hatte keine wirklichen Freunde und sich nur mit Bekannten zu unterhalten war dämlich, da saß ich lieber schweigend in der Klasse. Mein Spiegelbild musterte mich, ehe er mich fragte, warum ich denn nicht hinausginge. „Warum sollte ich rausgehen?“, erwiderte ich. „Du hast die ganze Zeit den Eindruck gemacht, als wolltest du so schnell es ging von mir weg.“, gab er zurück. Ich lehnte mich an meine Stuhllehne und schloss die Augen. „Und was soll ich deiner Meinung nach draußen machen? Ich habe nicht wirklich Freunde mit denen ich reden könnte. Warum bleibst du hier?“, fragte ich. Mein Gegenüber überlegte kurz. „Weil ich mit dir reden wollte. Gestern warst du ja nicht wirklich in der Lage dazu.“, sagte er schelmisch. „Wirklich sehr witzig.“, spottete ich. „Du wärst genauso erschrocken gewesen, wenn eine Fantasiefigur von der Erzählung deiner Mutter plötzlich vor deiner Haustür aufkreuzt.“ „Mit dem einen Unterschied, dass ich keine Mutter habe.“ Seine Tonlage hatte etwas Trauriges angenommen. Irgendwie tat es mir sofort weh, aber ich sagte nichts als Entschuldigung. Schließlich war er derjenige gewesen, der sich ungefragt in mein Leben drängte. „Wie heißt du?“, fragte ich zögerlich. Überrascht sah er mich an, mürrisch blickte ich aus den Augenwinkeln zu ihm rüber. „Schau nicht so. Ich finde es nur dämlich, wenn ich mit jemandem rede und den Namen von ihm nicht kenne.“ „Ich heiße Zeke.“ Na geht doch. Jetzt weiß ich zu mindestens wie mein Spiegelbild heißt. „Warum mischst du dich in mein Leben ein?“; fragte ich monoton. Ich wollte wissen, warum er plötzlich bei mir aufkreuzte und mein Leben auf den Kopf stellte. Er zuckte lässig mit den Schultern. „Ich wollte dich kennen lernen. Ich habe dich vor gut zwei Wochen das erste Mal auf unserer Schule gesehen und ich wusste sofort, dass ich dich besser kennen lernen wollte. Du hast mir bis jetzt nur noch nicht wirklich viele Chancen dazu gelassen.“ „Und du wirst auch keine weiteren bekommen.“, erwiderte ich mit Nachdruck. „Ich habe genug andere Probleme, da brauch ich dich nicht auch noch am Hals haben.“ Einen Augenblick dachte ich, so etwas wie Kränkung in seinen Seelenspiegeln zu sehen. Doch im nächsten Moment wurde ich eines besseren belehrt, als er mich an den Schultern packte und mich mit dem Rücken auf den Tisch bugsierte. Erschrocken sah ich zu ihm hoch. Zeke hielt mühelos meine Hände fest und lehnte sich auf mich, sodass ich nicht entkam. Mit kalten Augen sah er direkt in meine. Mich überkam ein Frösteln, als ich in diese harten Seelenspiegel sah. Vor einem Moment war er noch freundlich gewesen. Probeweise versuchte ich mich aus seinem Griff zu winden, doch es gelang mir nicht. Ein wenig ängstlich blickte ich zu ihm hoch. Ein paar Strähnen seines langen Haares fielen in mein Gesicht und kitzelten es. Seine Lippen verschoben sich zu einem schmalen Strich. Er beugte sich zu mir hinunter, bis er in mein Ohr sprechen konnte. Mein Herz hämmerte wild und aufgewühlt in meinem Brustkorb. Seine raue Stimme jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. „Ich habe nicht umsonst mein ganzes Leben nach dir gesucht. Du wirst mir gehören, entweder freiwillig oder mit Gewalt. Ich habe lange genug gewartet.“, hauchte er in mein Ohr, bevor er kurz mit seiner Zunge darüber fuhr. Ich strampelte unter ihm, da ich diese Situation mehr als unangenehm fand. Ich fühlte mich richtig ausgeliefert. Er ließ mit einem Ruck von mir ab und setzte sich auf seinen Platz, als wäre gar nichts geschehen. Ich blieb geschockt auf dem Tisch liegen und starrte an die Decke. Meine Gedanken rasten quer durcheinander, erst das Klingeln der Schulglocke brachte mich zurück in die Wirklichkeit. Ich setzte mich auf meinen Stuhl und strich mein Haar aus der Stirn. Das war eine Lektion für sich gewesen. Die nächsten paar Schulstunden redete ich nicht mit ihm, er auch nicht mit mir. Die Aktion von vorhin schien schwer auf uns zu lasten. Ich war heil froh, als die letzte Stunde vorbei war und wir nach Hause gehen konnten. Er folgte mir nicht nach Hause, aber irgendwie wusste ich ganz genau, dass er am späten Abend noch vorbei schauen würde. Ich behielt Recht. Merklich zuckte ich zusammen, als es an der Haustür klingelte. Benommen ging ich zu ihr und schielte durch das Guckloch. Verunsichert wich ich zwei Schritte zurück, als ich Zeke erkannte. Er trug Alltagsklamotten, anstatt der Schuluniform. Es schellte ein weiteres Mal. Angestrengt schluckte ich und betätigte den Türknauf. Mit einem Klick öffnete sich meine Haustür und ich ließ mein Übel rein. Kapitel 3: Balancierakt ----------------------- Balancierakt Ich stand unschlüssig im Eingangsbereich herum, während er bereits seine Jacke und Schuhe ausgezogen hatte. Er schaute kurz zu mir, ging dann weiter hinein ins Wohnzimmer. Zögerlich folgte ich ihm, die Aktion in der Schule noch nicht vergessen. Im Sicherheitsabstand setzte ich mich auf das gegenüberliegende Sofa von ihm entfernt, um möglichen für mich unangenehmen Situation zu entfliehen. Zeke trug eine schwarze, eng anliegende Hose, kombiniert mit einem braunen Hemd. Er wirkte fiel anders, als noch in der Schuluniform, die er sonst anhatte. Irgendwie noch selbstsicherer und erhabener. Ich trug eine normale Jeanshose mit einem weißen T-Shirt, nichts besonderes oder auffälliges, wie ich halt so war. Es herrschte Stille im Raum. Innerlich war ich angespannt, ich war nicht darauf begierig ein Gespräch mit meinem Spiegelbild an zu fangen, da ich ihn fürchtete. Ich konnte ihn so schlecht einschätzen, was seine Reaktionen auf bestimmte Fragen sein könnten. Meinen Blick hielt ich auf den Tisch gerichtet, der uns voneinander trennte. Zeke beobachtete seinen Bruder nun schon mehrere Minuten ohne, dass dieser ein Wort sprach. Wahrscheinlich war er immer noch wegen der Sache in der Schule durcheinander. Da war Zeke zu weit gegangen, dass wusste er genau. Es war noch zu früh seinen Bruder mit der Vergangenheit zu konfrontieren, aber dieses angespannte Schweigen gefiel ihm noch weniger. „Bist du auf den Mund gefallen?“, fragte er mich deswegen. „Oder hast du deine Stimme verloren?“, provozierte er mich weiter. Ich wandte stur den Kopf in eine andere Richtung, um ihn damit zu sagen, dass ich seine Frage gekonnt ignorierte. Na gut, dachte sich Zeke. Dann eine andere Taktik. Elegant stand er vom Sofa auf und ging um den Tisch herum, bis er direkt vor mir stand. Ich bemerkte ihn erst, als er bereits seine Hände links und rechts von mir abstützte, damit ich nicht entkam. Na danke!, dachte ich. Irgendjemand da oben mag mich anscheinend heute nicht. Er beugte sich weiter zu mir vor. Freiwillig drückte ich mich schon in die Rückenpolster des Sofas, um Abstand zu ihm zu gewinnen. Ich schaute in seine schwarzen, mir doch so vertrauten Augen. Wieder Mal empfand ich das beklemmende Gefühl von Angst. Ich wusste nicht wozu er fähig war, ich wollte es auch gar nicht erst erfahren. „Was willst du eigentlich von mir?“, fragte ich mit zittriger Stimme, die mir so unvertraut vorkam, obwohl es meine eigene war. „Das“, hauchte er, „ist ein Geheimnis. Ich werde es erst lüften, wenn du dazu bereit bist. Wie ich jedoch sehe bist du das noch lange nicht.“ „Was…?“, wollte ich ansetzen zum Fragen, doch nahm er mir jede Gelegenheit dazu, da er mit Nachdruck seine Lippen auf meine legte. Noch sanft und zart. Ich war total verwirrt, konnte ihn nur noch geschockt ansehen. Zeke nahm meinen Blick nicht wahr, da er angenehm seine Augen geschlossen hatte. Was passierte hier mit mir? Warum stieß ich ihn nicht von mir?, übte ich Selbstkritik bei mir aus. Mit Nachdruck drückte er seine Lippen fester auf meine. Seine Hände wanderten zu meinen. Bedächtig fuhren sie mit ihren Daumen über meine Handrücken, was mich erzittern ließ. Beschämt schloss ich meine Augen, mir war richtig heiß im Gesicht. Bestimmt war ich rot angelaufen. Diese Nähe war ungewohnt für mich. Ich genoss das warme Gefühl auf meinen Lippen, bis mein Gegenüber über meine Lippen strich. Durch diese Geste erwachte ich aus meiner Starre. Angestrengt presste ich meine Lippen aufeinander, damit er keine Möglichkeit hatte sonst was an zu stellen. Er schmunzelte an meinem Mund, was ich durch seine verzogenen Lippen selbstverständlich mitbekam und ihn dafür gerne erwürgt hätte. Endlich ließ er von mir ab, damit ich auch noch lebensnotwendige Luft einatmen konnte. Er ragte immer noch über mir, machte keine Anstalten sich von mir zu entfernen. Interessiert studierte er meine Gesichtszüge, meine Röte war noch leicht zu sehen. Ärgerlich biss ich mir auf die Unterlippe und wandte demonstrativ mein Gesicht ab. Eingebildeter Fatzke!, schimpfte ich in Gedanken. Mich einfach so zu überrumpeln! „Lass mich los.“, wies ich ihn leise an. Er gehorchte zur Abwechslung und entfernte sich einen Schritt. Setzte sich aber sogleich auf den Tisch, um mich weiter zu beobachteten. „Hab ich irgendwas im Gesicht?“, warf ich ihm an den Kopf. „Nicht wirklich.“, gab Zeke zurück. „Ich amüsiere mich nur über deine Röte. Du bist noch nicht oft geküsst worden oder?“, fragte er schelmisch. Spinnt der Kerl? Mich so etwas überhaupt zu fragen! Hochrot verbarg ich meine Wangen mit meinen Händen, die ich mir ins Gesicht klatschte. So was Verfrorenes! Als wäre ich schon von einem Jungen in meinem Alter geküsst worden sein! „Du tickst doch nicht mehr ganz richtig!“, fuhr ich ihn an. Sein Grinsen behielt er weiterhin drauf. „Raus. Sofort!“, sagte ich wütend. „Ich will dich nicht mehr sehen!“, rief ich im Zorn. Sein Kuss und seine zärtlichen Berührungen hatten mich aus der Bahn geworfen. Wie konnte ich ihm trauen, obwohl ich ihn erst seit gestern kannte? Nein! Ich lasse mich nicht noch einmal darauf ein. Abrupt stand ich auf, um mich an eine Wand des Zimmers zu verkriechen. Ich wollte ihm nur noch entkommen. „Ich soll also gehen?“, fragte er sich selbst. Monoton nickte ich, mich weiter an die Wand mit dem Rücken drücken. „Warum sollte ich?“; fragte er. Mit Leichtigkeit erhob er sich vom Tisch und späte, wie eine Raubkatze zu mir. „Es ist mein Recht, hier zu sein. Dieses Recht besitze ich schon länger, als du überhaupt auf Erden weilst.“, erklärte er mir. „Red nicht irgendeinen Unfug.“, blaffte ich dazwischen. „Das glaubt dir doch niemand!“ „Weißt du es?“, fragte er mit Unterton in der Stimme. „Ich wäre mir da an deiner Stelle nicht so sicher.“ Er legte ruhig die ersten paar Schritte zu mir zurück. Ich rutschte an der Wand entlang, um doch noch irgendwie den Verbindungsgang zur Küche zu erreichen. Dann durch den Flur und nichts wie weg. Meine Wohnung war mir momentan egal. Hauptsache weg von ihm und seinen komischen Worten, die ich nicht verstand. „Komm mir nicht zu nahe!“, drohte ich. Sein Lächeln vertiefte sich noch. „Ich bin dir bereits näher gekommen, als irgendjemand zuvor.“, erwiderte er und versperrte mir den Weg zur Küche. Meine Gedanken rasten. Ich sah mich nach einer anderen Fluchtmöglichkeit um, entdeckte aber keine. Zeke hatte die Situation völlig unter Kontrolle. Es erstaunte ihn, wie verschreckt sein Bruder auf einmal war. Wie ein hilfloses Kaninchen. „Beruhige dich Yoh.“, wies er mich an. „Hör auf mit mir zu reden, als wäre ich ein kleines Kind! Lass mich einfach in Ruhe!“ Meine Stimme hatte mittlerweile etwas Schrilles angenommen, so viel hatte ich schon geschrieen. Ich war nicht mehr daran gewöhnt, als ich von meinen Eltern weggezogen war. Er trat weiter auf mich zu, dann ging alles irgendwie ganz schnell. Ich wich aus, aber er konnte mich am Arm packen. Durch den Schwung den wir beide drauf hatten, fielen wir zu Boden. Ich schlug auf dem Rücken auf, er direkt auf mich. Erschrocken sah ich ihn an, als ich sein Gewicht auf mir spürte. Er konnte sich noch in einer sitzenden Position abfangen, seine Hände allerdings fassten nach meinen und hielten sie im eisernen Griff fest. Sein Innerstes war überhaupt nicht aufgewühlt. Er sah mich seelenruhig an, ich erkannte nur Ruhe in seinem Blick. „Lass mich los.“, wimmerte ich. Ich war einem Nervenzusammenbruch nahe. „Shh…Yoh, beruhige dich.“, sprach er auf mich ein. Vorsichtig strich er mit einer Hand, die er zuvor von meiner löste, übers Gesicht, das Tränen nass war. „Es ist okay.“, sprach er weiter. „Du musst keine Angst haben, ich tu dir nichts.“, flüsterte er beruhigend auf mich ein. „Warum gerade ich?“, schluchzte ich. „Warum hast du mich ausgesucht? Geh irgendjemand anderem auf die Nerven.“ „Das kann ich leider nicht. Ich bin du und du bist ich. Uns verbindet das gemeinsame Schicksal, schon von klein auf. Unsere Begegnung war vorherbestimmt.“, sagte er, als spräche er von einer Prophezeiung. „Du gewöhnst dich daran.“, entgegnete er aufmunternd. „Es ist längst nicht so schlimm, wie du vielleicht denkst. Es ist gewöhnungsbedürftig, aber nicht unmöglich, für uns beide.“ Sein Blick wanderte von meinen geröteten Augen zu meinen Lippen. „Darf ich dich küssen?“, hauchte er mir zu. Zuerst sah ich ihn entgeistert an, bis ich zaghaft nickte und ihn damit gewähren ließ. Sein Kuss fühlte sich noch unvertraut, aber allmählich erträglich an. Es war einfach nur ungewohnt, gerade auch noch von einem Mann. Wir blieben zusammen einige Minuten auf dem Boden liegen. Meine vergossenen Tränen trockneten nach einer Weile und ich gab mich meinen unbekannten Gefühlen hin, die ich in Zekes Nähe verspürte. Er strich mir durchs Haar, spielte mit einer Haarsträhne und zwirbelte sie gerne um einen seiner Finger. Ich beobachtete ihn dabei, studierte seine Gesichtszüge und bestimmte Bewegungsfaktoren. Sein langes Haar strich er sich immer wieder aus der Stirn, da es dauernd in sein Gesicht fiel und die Sicht auf mich zum Teil versperrte. Wir gingen nicht weiter, für mehr war ich nicht bereit, ich wollte ihn erst genau kennen lernen, genau wie er mich. Wir lagen zwar zusammen auf den Boden, kuschelten aber mehr als alles andere. Wie ich körperliche Nähe doch vermisst hatte. Sie tat mir gut, fühlte sich wie Balsam an, der meine Vergangenheit und Zukunft verblassen ließ. Er aß noch eine Kleinigkeit bei mir, bevor er zu sich nach Hause ging. Ich war etwas enttäuscht als er ging. Entschuldigend küsste er mich noch einmal, bis er sich auf den Weg machte. Ich sah ihm noch bis zur Tür des Hauses nach, ehe ich in meine Wohnung ging und abschloss, damit ich nicht nächtliche Besucher bekam. Auf den nächsten Tag freue ich mich schon riesig! Wir hatten uns dazu verabredet nach der Schule zusammen was zu unternehmen, genau wusste ich noch nicht was, aber ich ließ mich gerne überraschen. Meine Intuition sagte mir, dass ich ihm vertrauen konnte. Ich musst das nur noch meinem Kopf irgendwie beibringen, der mich daran hinderte, ihn zu akzeptieren. Mein Blick richtete sich nach draußen. Die abendliche Dämmerung setzte bereits ein und tauchte den Himmel in die verschiedensten, warmen Farbtöne. Mit einem Lächeln setzte ich mich mit einem Stuhl an die Fensterbank und sah dem abendlichen Spiel der Farben zu, bis der Himmel in ein kaltes blau getaucht wurde, wie ein Mantel, der die Zeit der Sterne und des Mondes ankündigte. Kapitel 4: Ausflug ins Schwimmbad --------------------------------- Ausflug ins Schwimmbad Stumm zählte ich die letzten Minuten der Schulstunde. Der Lehrer von Zekes Klasse war wieder anwesend, sodass wir wieder getrennt Unterricht hatten. Sehnsüchtig starrte ich auf die Uhr, dessen Zeiger sich immer weiter Richtung Schulschluss bewegte. Zeke und ich wollten nach der Schule etwas zusammen unternehmen, was genau wusste ich nicht, aber ich ließ mich gerne überraschen. Das ersehnte Klingeln der Glocke ließ mich aufseufzen. Endlich vorbei, dachte ich fröhlich. Munter verstaute ich meine Papiere in meine Schultasche und ging aus dem Klassenzimmer. Suchend sah ich mich um, doch entdeckte ich nirgendwo Zeke. Viel dachte ich mir nicht dabei, schließlich wurde er in einem anderen Teil des Gebäudes unterrichtet, so beschloss ich vorne am Eingangstor der Schule auf ihn zu warten. Ich beobachtete die Schüler, die an mir vorbei nach Hause eilten. Einige kannte ich vom Sehen, andere Gesichter sagten mir überhaupt nichts. Der, Recht kalte Wind für den Herbst, strich durch meine Haare und ließ sie auf und ab wippen. Nachdenklich schaute ich in den Himmel. Er war bewölkt, hoffentlich regnete es nachher nicht, wenn Zeke und ich unterwegs waren, dass wäre wirklich übel gewesen. Ich wollte mich gerade entspannt an die Mauer lehnen, als mir von hinten plötzlich die Augen verdeckt wurden. Erschrocken hielt ich den Atem an, meine Schultasche ließ ich achtlos vor Panik fallen. Wer war das? Ich fühlte einen Körper hinter mir, der mich jedoch nicht berührte. Diese Hände, die meinen Augen das Licht verbargen, kamen mir bekannt vor, vertraut durch ihre Berührung. Durch eine leichte Ziehbewegung meines Angreifers lehnte ich im nächsten Augenblick an seinem Körper. Es war eindeutig ein Mann, spürte ich das doch an den kräftigen und breiten Schultern. Innerlich ging ich bekannte Personen durch, die es hätten sein können. Die Person musste an mir Interesse gezeigt haben, als Junge, doch niemand richtiges fiel mir ein, außer…Naja, einen Versuch war es Wert. „Zeke?“, fragte ich leise, fast nur gehaucht. Angespannt wartete ich auf eine Erwiderung, vielleicht irrte ich mich auch und die Person, war nicht der, den ich bereits sehnsüchtig erwartet hatte. „Richtig.“, hauchte mir eine bekannte Stimme ins Ohr, die einen Schauer über meinen Rücken fahren ließ. Seit wann war ich so empfindlich gegen flüsternde Worte? Irgendetwas stimmt nicht mit mir seit einigen Tagen, eigentlich, wenn ich genau darüber nachdachte, seit mein Spiegelbild aufgetaucht war. Kurze Zeit später erhielt ich wieder freie Sicht auf meine Umgebung. Automatisch drehte ich mich der Person zu, die mich vorher noch an sich drückte. Tatsächlich stand Zeke mir gegenüber, wie gewohnt in Schuluniform. Sein keckes Lächeln entlockte mir ebenfalls ein kleines. Seine Anschleichkünste waren vortrefflich, ich hatte mir schon ernsthaft Sorgen gemacht, wer mich denn überfiel. „Du bist spät.“, warf ich ihm vor und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. So leicht sollte er es nicht bei mir haben. „Verzeih, aber meine Anwesenheit beim Lehrer wurde noch benötigt.“, erklärte er mir in verdrehtem Satzbau, den man früher im Mittelalter benutzte. Wollte er ein Wortspiel mit mir ausfechten? Neugierig sah ich an, sein Lächeln vertiefte sich bei meinem forschendem Blick, was das alles zu bedeuten hatte. Wenn er darauf anspielte, bitte, ich war auch ein gekonnter Redner. „Wohl war sind Eure Anwesenheit nur aus wichtigen Gründen gepriesen.“, spielte ich mit. „Doch trotzdem muss ich Euch strafen einen Freund warten zu lassen.“, ließ ich verlauten. „Du bist geschickt im Umgang mit alten Worten.“, lobte er. „Ich hatte viel Übung und Zeit dazu.“, entgegnete ich. „Wollen wir weiter?“, fragte er mich und reichte mir die Hand. Zögerlich nahm ich diese entgegen, aber nicht ohne vorher meine heruntergefallene Tasche auf zu heben. Mit einem Gefühl von tausend Schmetterlingen im Magen machte ich mich mit ihm auf den Weg. In der Stadt beachtete uns kaum einer. Für Außenstehende waren wir nicht mehr als zwei Jungs, die zusammen durch die Straße gingen. „Wo wollen wir eigentlich hin?“, fragte ich Zeke, da ich ja keine Ahnung hatte wo es genau hinging. „Das erfährst du schon noch, wenn wir da sind.“, gab er zurück. Na super, Informationen würde ich vorher also nicht bekommen. Danke auch. Wir gingen durch für mich vertraute Straßen. Es befanden sich viele Geschäfte in der Nähe, in die wir hätten gehen können, doch keins sagte ihm zu. Angestrengt versuchte ich unseren Weg voraus zu berechnen, um zu mindestens eine Spur zu ahnen, wo es denn hin ging. Nach einer Weile erkannte ich dann ein großes, vertrautes Gebäude in der Ferne. Das äußerlichste von allen, kein anderes Geschäft gab es mehr hinter ihm. Tatsächlich steuerte mein Begleiter direkt auf das Schwimmbad zu. Innerlich fragte ich mich, warum wir gerade hierher gingen. Ich hatte schließlich keine Badesachen oder sonstiges mit, aber wie ich Zeke kannte, würde ich darauf schon bald eine plausible Antwort bekommen. Wir bezahlten wie alle anderen am Schalter, bevor wir uns ins innere des Schwimmbads begaben, zu den Umkleidekabinen. Zu meiner eigenen Verwunderung war wenig los. Nur ab und an hörte man Stimmen von Leuten unterschiedlicher Altersklassen. Zeke zog mich mit in eine der Umkleidekabinen, die maximal für zwei Personen gebaut waren. Irgendwie war es mir dann doch ziemlich peinlich mit ihm alleine zu sein. Zeke wühlte kurz in seiner Tasche, bevor er zwei Badehosen und Handtücher herauskramte. Das alles passte in seine Schultasche?, fragte ich mich innerlich überrascht. Unsere heutigen Schultaschen waren nicht gerade die Größten. Als er begann sich seine Jacke aus zu ziehen, drehte ich mich mit rotem Kopf um. Verdammt war mir das unangenehm. Eine deutliche Röte zeichneten sich von meinen Wangen ab. Zeke drehte sich verwundert um, als er nichts mehr von Yoh hörte. Sein Bruder stand Stock steif hinter ihm, den Rücken ihm zu gewandt. Was war denn mit ihm los?, fragte sich der nur wenige Jahre ältere. Mit unbedecktem Oberkörper trat er vorsichtig an Yoh heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter, worauf dieser zusammenzuckte. Wie ein Elektrostoß schoss seine Berührung durch meinen Körper. Erschrocken über die plötzliche Berührung wandte ich mich zu ihm um. Er hob irritiert eine Augenbraue, als er den verschreckten Ausdruck in meinen Augen las, sein freier Oberkörper half mir zum Negativen meine Röte zu verbergen. „Was ist denn mit dir los?“, fragte mich mein Spiegelbild. Um mehr Abstand zu gewinnen, ging ich einen Schritt zurück, spürte aber nach diesem bereits die Wand der Umkleidekabine in meinem Rücken. Anscheinend sickerte die Erkenntnis langsam durch Zekes Gehirn, ich konnte förmlich sehen wie es bei im Pling machte. Beruhigend sah er mich an. „Das brauch dir nicht peinlich sein. Momentan sind wir schließlich nur zwei Jungs, die gemeinsam Schwimmen gehen wollen. Also komm, dass Wasser wartet nicht ewig.“, sprach er beruhigend auf mich ein. Er überließ mir die Wahl, ob ich mich in seiner Anwesenheit umzog oder nicht. Tatsächlich wartete ich, bis er draußen war, zu unangenehm war mir die Situation, zu neu. Als ich dann auch endlich in Badehose ankam, wurde es mir schon wieder peinlich, seine wandernden Blicke auf meinem Körper zu wissen. Wir verstauten unsere Sachen in einem gemeinsamen Schließfach. Mit den Handtüchern beladen gingen wir zu den Schwimmbädern. Zu meiner Überraschung waren die kleineren Becken kaum belebt, das große Becken stand vollkommen leer. Betriebseinsamkeit, schimpfte ich in Gedanken. Die meisten Bewohner Manhattans hatten anscheinend keine Lust direkt nach der Schule das Schwimmbad auf zu suchen, Glück für uns. Naja, wie man es sieht. Wir verzogen uns in eine kleine, abgelegenere Ecke des Schwimmbads, wo sich die kleineren Becken befanden. Unsere Handtücher legten wir auf zwei Stühle, bevor wir ins Wasser tauchten. Ich blieb weites gehend am Rand sitzen, da mir die Situation noch nicht wirklich geheuer war. Ich fühlte, dass dies kein einfacher Ausflug war. Zunächst passierte nichts Ereignisreiches. Wir schwammen unbeschwert herum, tauchten und ärgerten uns gegenseitig, indem wir den anderen unter Wasser zogen oder ihm eine kräftige Ladung Wasser ins Gesicht spritzten. Ich überlag Zeke, er ließ mich zu mindestens in dem Glauben, doch das änderte sich, als ich ihn wieder Mal nass spritzen wollte. Mit Leichtigkeit fing er meine Hände ein und nagelte sie am Beckenrand fest. Ohne weiteres kam ich nicht mehr von ihm los. Seine forschenden Blicke glitten über mein Gesicht und Oberkörper, welche ich intensiv wahrnahm. Er wartete nur darauf los schlagen zu können, seine Muskeln schienen zum Reißen gespannt zu sein. Ein kleiner Satz von mir würde genügen, um mich entweder meinen Gefühlen hin zu geben oder mir arge Probleme zu bereiten. „Was willst du wirklich?“, fragte Zeke mich hauchend und stricht mit seiner Nasenspitze meine Wangen entlang. Diese Geste war so unglaublich zärtlich, für mich so ungewohnt, in diesem Punkt war ich echt noch „jung“. Mir blieben zunächst die Worte im Hals stecken, selbst als ich begann zu sprechen traten nur stotternde Worte aus meiner Kehle. „Ich…ich...weiß nicht.“, gestand ich ehrlich. „Denke nach. Horche in dich hinein, was sagt dir dein Gemüt? Deine Seele? Dein Geist? Versuche dich nur auf dich selbst zu konzentrieren. Lass alles andere außer Acht. Mich, das Schwimmbad, einfach alles.“, gab er mir als Ratschlag und verhielt sich danach stumm. Konzentriert folgte ich seinen Anweisungen. Restlos alle Geräusche und Gedanken zu verbannen, war ein schwieriges Unterfangen. Still lauschte ich in mich hinein, wo momentan nur eine dämmrige Leere herrschte. Die Fragen, die ich mir selbst stellte, wurden jedes Mal mit einem Ja beantwortet, doch die Frage, was ich wirklich wollte, konnte ich nicht lösen. Ich begehrte diesen Jungen, der mir so ähnlich sah, ja, aber war da auch mehr im Spiel, als ich zugeben wollte? Innerlich meinen Konflikt mit mir selbst beendend, kuschelte ich mich leicht an mein Gegenüber, der immer noch meine Handgelenke im Zaum hielt. Zeke seufzte leise und drückte sich leicht gegen mich. Ich spürte seinen schnelleren Herzschlag. Warum war er denn so aufgeregt? Sein Gesicht befand sich nahe meines Ohres, als er plötzlich begann meinen Hals entlang zu küssen. Mir war diese Berührung so unbekannt, dass ich mich gegen seinen Griff an meinen Händen stemmte. Er presste sie weiterhin gegen die Wand des Beckens, entkommen konnte ich ihm vorerst nicht. „Für was hast du dich entschieden?“, erklang seine Stimme flüsternd. Ich warf ihm einen Seitenblick zu, den er sofort erwiderte. „Für dich.“, erwiderte ich leise, ehe ich überhaupt über die möglichen Konsequenzen nachdenken konnte. Ein schelmisches Grinsen umspielte Zekes Mundwinkel, bevor er fordernder meinen Hals küsste. Ich spürte, wie sich sein Körper stärker an den meinen presste. Die Berührungen waren unbekannt, aber dennoch nicht abstoßend für mich, irgendwie fühlten sie sich wie Balsam für meine Seele an, die mich nur schützen wollten, vor allem Übel. Doch musste ich mir ins Gedächtnis rufen, wo wir uns genau aufhielten. Zu groß war das Risiko, dass uns doch jemand in dieser versteckten Nische antraf. „Nicht hier.“, murmelte ich eindringlich zu Zeke, der sich ganz mir widmete. „Doch hier.“, konterte. „Ich kann dir nicht mehr widerstehen.“, gab er zu. Seine Augen hatten einen verschleierten Anblick angenommen, als wäre er nicht mehr Herr seiner Sinne. Probeweise wand ich mich in seinem Griff, der zu meiner Überraschung auch nachließ. Jedoch wanderten seine Hände weiter nach unten, zum Bund meiner Badehose. Nun wurde es brenzlig. In mir löste sich eine Reihe von Wellen aus, eine unterschiedlicher als die Andere. Entweder ich ging voll auf ihn ein, gab mich ihm hin und nahm dafür das Risiko in Kauf, dass uns jemand entdeckte oder ich löste mich von ihm. „Zeke.“, sprach ich mit warnendem Unterton aus. Er antwortete mir nicht, blickte mich kurz von der Seite an, ehe er mich in einen Kuss verwickelte, den ich nicht zu lösen vermochte. Federleicht strich er mit seiner Zunge über meine Lippen, ich hätte ihm gerne nachgegeben, aber es war einfach der falsche Ort. Drängender griff mein Ebenbild auf einen fiesen Trick zurück: Er griff mir an den Bauch und kitzelte mich. Ich war überaus empfindlich, wenn es darum ging. Ein Lachen konnte ich unterdrücken, aber nicht, dass ich meinen Mund geschlossen hielt. Einen kleinen Spalt öffnete ich ihn, der Zeke schon reichte, um seine Zunge in meine Mundhöhle gleiten zu lassen. Auffordernd stupste er meine Zunge an, doch ich reagierte nicht darauf, was ihn auch ein bisschen zu ärgern schien. Hoffentlich kam er bald wieder zur Vernunft. Tappende Schritte ließen mich das Schlimmste erahnen. Mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, zog ich Zeke mit mir unter Wasser, bevor uns die Person, die gerade vorbeikam, zusammen erwischte. Unterwasser löste sich Zeke gezwungener maßen von mir. Er sah mich beleidigt an, doch ich entgegnete es nur mit einer entschuldigenden Miene. Als wir zusammen auftauchten war niemand mehr zu sehen. Für heute reichte es mir, ich wollte nur noch aus dem Wasser, fühlte ich mich doch plötzlich ausgelaugt und müde. Ich stieg aus dem Becken, gefolgt von meinem Spiegelbild. Mit einem Seufzer nahm ich mein Handtuch und begann mich notdürftig ab zu trocknen. Zeke stellte sich dicht hinter mich, ich spürte seinen Atem an meinem Nacken, dessen Haare sich aufstellten. „Nachher entkommst du mir nicht.“, flüsterte er mir zweideutig zu, ehe er bereits vorging zu den Umkleidekabinen. Ich sah ihm erstaunt über seine Offenheit hinterher, setzte mich dann aber doch in Bewegung. Ein Haufen Probleme wartete demnächst auf mich, den ich mich wohl oder übel stellen musste. Naja, hoffe das Kapi hat euch gefallen^^ War eine Spontanidee von mir Ich versuche möglichst bald weiter zu schreiben^^ Kapitel 5: Begehren ------------------- Begehren Wir gingen die bewohnten Straßen zu meiner Wohnung entlang. Mensch an Mensch drängte sich an uns vorbei, alte, junge, jede mögliche Hautfarbe und Status. Ich war heilfroh, als wir endlich das Schwimmbad verließen, nachdem wir uns angekleidet hatten. Meine Haare waren bereits an der Luft getrocknet, doch Zekes Haarpracht noch lange nicht. Da massig Leute unterwegs waren, benötigten wir etwas länger in meine Wohnung, als gedacht. Erleichtert aus diesem Gedränge zu sein, schloss ich meine Wohnung auf und wir traten ein. Unsere Jacken, die wir auszogen, hängten wir auf einem Kleiderhacken neben der Haustür auf. Um uns von dem feuchten Wetter, welches draußen herrschte, auf zu wärmen, beschloss ich uns Tee zu machen. Ich war kein wirklicher Kaffeefan. Neugierig sah ich Zeke von der Seite an, der meinen Blick natürlich bemerkte. Fragend sah er mich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen an. „Was möchtest du trinken?“, fragte ich ihn, „Tee oder Kaffee?“ „Tee, wenn du da hast.“ „Hab ich. Magst du Jasmintee oder lieber grüner Tee?“ „Grüner Tee. Soll ich dir helfen?, fragte er mich, als ich bereits auf den Weg in die Küche war. „Nein danke, geht schon.“, blockte ich ab. „Aber du kannst dich schon mal ins Wohnzimmer setzen, wenn du magst.“, bot ich meinem Spiegelbild stattdessen an. Ich hörte Schritte im Flur, die kurz darauf verstummten. Ich konnte aus ihnen nicht heraushören, ob Zeke ins Wohnzimmer gegangen war oder am Eingang der Küche stand. Tatsächlich lehnte Zeke mit verschränkten Armen am Türrahmen und sah mir entspannt beim Tee zubereiten zu. Ich füllte einen Wasserkocher mit Wasser und wartete, bis dieses in ihm kochte. Aus einem Schrank nahm ich eine große Kanne, in die ich einige Teebeutel tat, die den Geschmack im Wasser nach ein paar Minuten entfalten sollten. Mir noch zwei Teetassen nehmen füllte ich das kochende Wasser in die Kanne und beschloss dann zu Zeke zurück zu gehen. Ich wandte mich zum Kücheneingang in der noch immer Zeke stand und mich musterte. Vor Schreck hätte ich beinahe die Tassen samt Kanne fallen gelassen, konnte ich aber gerade noch beherrschen. Etwas nervös ging ich an ihm vorbei Richtung Wohnzimmer. Er quittierte es mit einem amüsierten Kichern, bevor er mir folgte. Ich setzte mich aufs Sofa, er direkt neben mich. Ich stellte die Kanne auf den kleinen Tisch, der seinen Platz vor dem Sofa hatte, und jeweils eine Teetasse vor Zeke und mich. Ich schwieg, während der Tee zog. Entspannt lehnte ich mich im Sofa zurück und schloss die Augen. Irgendwie war ich müde vom Tag, die Schule war anstrengend und die Sache im Schwimmbad hatte auch an mir gezerrt. Eine angenehm warme Hand berührte mich an der Wange und strich langsam über sie. Ich zuckte kurz zusammen von der ungewohnten Berührung, gewöhnte mich jedoch wieder schnell an sie. Ich driftete immer weiter ab, die Berührungen rückten in den Hintergrund, ließen aber nicht nach. Die Hand entfernte eine nervende Strähne aus meinem Gesicht, bevor sie wieder über meine Wange fuhr. Durch ein leichtes rütteln an meiner schmalen Schulter weckte mich Zeke, da der Tee fertig gezogen war. Schläfrig öffnete ich die Augen und versuchte meine Umgebung zu erkennen. Ich erkannte Zeke, der gerade damit beschäftigt war uns Tee ein zu gießen, über den Tisch gebeugt. Ich setzte mich auf, als er sich zu mir umwandte und mir eine Tasse in die Hand drückte. Verlegen nuschelte ich ein „Danke“. Zeke belächelte diese Tatsache nur, ehe er sich auf seine dampfende Tasse konzentrierte. Minutenlang blieb es still zwischen uns, die Atmosphäre war zum Zerreißen gespannt. Ich fand kein geeignetes Gesprächsthema, was bei uns überhaupt eine längere Zeit durchgehalten hätte. Ratlos saß ich auf meiner Hälfte des Sofas und starrte in mein heißes Getränk. „Wie war die Schule?“, fragte mich Zeke plötzlich. „Wie immer langweilig.“, antwortete ich monoton. „Und bei dir?“ „Es ging.“, entgegnete die Person neben mir. So redeten wir über Belanglosigkeiten, bis es bereits an die Abendstunde ging. Wir unterhielten uns ziemlich angeregt, sodass sich die Spannung zwischen uns allmählich lockerte. Ich konnte wieder normal reden, ohne einen Kloß im Hals zu verspüren, dass tat unglaublich gut. Gegen acht Uhr wollte Zeke dann gehen, nur zögernd stimmte ich ihm zu. Seine Gegenwart war heute angenehm gewesen und ein Blick aus dem Küchenfenster bestätigte meine Vermutung, dass ich ihn nicht gehen lassen sollte. Es regnete in Strömen, dunkle Wolken hingen über der Stadt und ließen keinen Sonnenschein durch. Zeke hatte sich bereits seine Jacke und seine Schuhe übergezogen, als ich in den Vorraum trat. Geh nicht!, schrie ich innerlich, blieb äußerlich jedoch stumm. Mein Spiegelbild bedachte mich mit einem merkwürdigen Blick, den ich nicht deuten konnte. „Wir sehen uns dann Morgen.“, sagte er schlicht, ehe er die Tür öffnete und gehen wollte. Etwas zerbrach in mir. Reflexartig schoss mein Arm vor und hielt ihn am Handgelenk fest. Überrascht schauten wir uns an, ich war genauso verwundert über meine Reaktion und ließ ihn sofort wieder los. Ich spürte deutlich wie mir die Röte ins Gesicht kroch. Man war das peinlich! Was hatte ich mir dabei nur gedacht?! „Äh…ich…schuldige.“, stammelte ich. „Ja?“, hinterfragte Zeke neugierig, aber auch leicht drängend. „Schon gut.“, sagte ich leise. „Ist nicht wichtig.“ Schnell wandte ich mich von ihm ab und ging eiligen Schrittes zurück in meine Wohnung. Ich hörte die Haustür laut zu schlagen, er war also gegangen, dachte ich betrübt und senkte meinen Kopf. Starke Arme schlangen sich um meine Taille. Vom Schwung stolperte ich einen unbeholfenen Schritt nach vorne, ehe ich mein Gleichgewicht wieder fand. Ich versteifte mich sofort, ehe ich registrierte, wer mich da umarmte. Zekes Kopf lehnte auf meiner rechten Schulter, aus dem Augenwinkel konnte ich ihm in seine dunklen Augen schauen. Er sah gerade aus, wich meinem Blick aus. Seine monotonen Worte jagten mir einen Schauer über den Rücken. „Ich glaube ich bleibe heute Nacht hier, bevor du mir noch geklaut wirst.“ Mir schoss die Röte in die Wangen. Wie konnte man so etwas zu jemandem sagen, ohne das einem peinlich ist? Ich wurde schon rot vom bloßen Zuhören. Abrupt löste er die Umarmung um mich und nahm mich sanft an die Hand, führte mich ins Wohnzimmer. Während ich mich auf das Sofa setzte, dämmte Zeke das Licht im Raum. Die Vorhänge zog er ebenfalls zu, die auf die Straße hinaus zeigten. Für einen Augenblick fragte ich mich, was genau ich hier überhaupt tat. Ich ließ mich auf einen Fremden ein, nur ein anderer Mann, der mir zum Verwechseln ähnlich sah. „Worüber denkst du nach?“, ertönte Zekes tiefe Stimme hinter mir, bevor seine kühle Hand über meine Wange strich. Ich zuckte kurz zusammen, da ich so vertieft in meine eigenen Gedanken war. Ich nahm seine Hand in meine und untersuchte sie nachdenklich. Eine seiner langen Haarsträhne streifte meine Wange, sodass es kitzelte. „Sag es mir.“, forderte er weiter. Ich hielt in meiner Bewegung inne, zögernd sah ich hinter mich zu ihm. Er zog mich mit einem festen Griff an meinem Kinn ein Stückchen zu sich, damit er mich einen Moment später auf die Lippen küssen konnte. Es war kein schüchterner Kuss. Zeke verdeutlichte seinen Standpunkt: die dominantere Seite. Zekes andere Hand wanderte in meinen Nacken, den er leicht anfing zu kraulen. Zitternd schloss ich meine Augen, da ich ihn nicht weiter anblicken konnte und um dieses Gefühl zu verdrängen, dieses Begehren. Langsam fuhr er mit seiner Zunge über meine geschlossenen Lippen und drängte sich zwischen diese. Ein angenehmes, aufgeregtes Kribbeln machte sich in meinem Magen breit, ein schönes Gefühl. Seine Hand glitt von meinem Nacken weiter hinauf in meine Haare. Wie kann man nur so weiche Hände haben? Seine Hände waren keineswegs rau, halt nur etwas kühl, das das störte mich nicht weiter. Seine Zunge tastete nach meiner und forderte sie zum Mitspielen auf, doch ich konnte nicht. Ich konnte es einfach nicht. Zögerlich versuchte ich mich von ihm zu lösen, dieses Unterfangen wurde von der Sofalehne enorm erschwert, die zwischen uns stand, da ich ja noch halb auf dem Sofa saß. Ich tastete nach seiner Hand in meinen Haaren und entfernte diese. Ich öffnete meine Augen, die ich zuvor geschlossen hatte, um seine Reaktion deuten zu können. Erschrocken stellte ich fest, dass er mir die ganze Zeit ins Gesicht sah. Sein Blick verriet starke Gefühle, die ich aber nicht erwiderte. Vorsichtig zog ich meinen Kopf zurück, um mich von ihm zu lösen. Ich wollte ihm nicht gleich auf die Lippen beißen, damit er von mir abließ. Zu meiner Verwunderung mischte sich Ärger in seinen Blick, als er sich nach vorne beugte, um den Kuss nicht zu unterbrechen. Irritiert blickte ich ihm in seine Seelenspiegel, die immer noch eine Leidenschaft ausrückten, die ich nicht kannte. Innerlich rief ich mich zur Ruhe. Ich war nicht schwul. Warum sollte ich mich also auf einen Jungen einlassen, den ich überhaupt nicht kannte?! Das brachte doch nur Probleme mit sich! Energisch stieß ich ihn von mir, sodass er ein wenig nach hinten fiel. Dabei hatte ich jedoch das größere Übel am Hals. Da ich mich stärker von Zeke abgestoßen hatte, verlor ich den Halt auf dem Sofa. Ich fand nirgends mehr Halt und knallte mit voller Wucht auf die Ecke des Tisches, der inmitten der Sofagarnitur stand. Mein Kopf fühlte sich an als wolle er in tausend Teile zerspringen. Ich nahm nur noch verschwommen etwas um mich herum wahr. Gedämpftes Licht, eine Gestalt die sich über mich beugte und etwas sagte, doch ich hörte nichts. Dann wurde mir schwarz vor Augen. Ich erwachte erst am späten Abend. Das Licht war immer noch gedämmt. Ich spürte weiche Polster unter mir, anscheinend lag ich auf dem Sofa, da ich deutlich das Wohnzimmer identifizieren konnte, als ich meine Augen einen Spalt breit öffnete und sich mein Blick klärte. Mein Schädel schmerzte höllisch, ich dachte echt mir würde ein Hammer in regelmäßigen Abständen auf den Kopf gehauen werden, so weh tat das Pochen. Prüfend tastete ich meinen Schädel ab, ob ich irgendwelche Verletzungen davon getragen hatte. Außer einer dicken Beule soweit nichts, erkannte ich. Theatralisch seufzte ich. Das konnte Mal wieder nur mir passieren. Okay ich hatte auch selbst Schuld, wenn ich niemanden an mich heran ließ. Ich setzte mich vorsichtig auf, um nicht ein weiteres Schwindelgefühl hervor zu rufen. In der Küche brannte Licht, anscheinend befand sich Zeke dort oder er war bereits gegangen, während ich „ohnmächtig“ war. Bei dem zweiten Gedanken verspürte ich einen leichten Stich im Brustkorb, eigentlich ging es mich doch auch gar nicht an, was Zeke machte. Schließlich waren wir nur Freunde, mehr nicht. Oder? Energisch schüttelte ich den Kopf. Nein, wir waren nur Freunde. Ich schlug die Decke zurück, die Zeke mir übergelegt hatte, damit ich nicht fror, und stand etwas wankend auf. Mein Gleichgewicht war noch nicht wieder das Beste. Kurz musste ich mich am Glastisch festhalten, um nicht zu fallen, da sich alles um mich zu drehen begann. „Du solltest noch liegen bleiben.“, sprach mich plötzlich eine mir bekannte Stimme an, die von der Küche widerhallte. „Geht schon.“, entgegnete ich und richtete mich vollends auf. Mein Gleichgewichtssinn war wieder einigermaßen hergestellt. Zeke bedachte mich mit einem prüfenden Blick, ehe er langsam zu mir rüber kam. In seinen Händen erkannte ich einen blauen Plastikbeutel, der mit irgendetwas gefüllt zu schein schien. Ehe ich überhaupt aufblicken konnte fühlte ich diesen Beutel an meinem Hinterkopf, da Zeke ihn mir an den Kopf hielt und ich auffordernd ansah. Ich nahm ihm den Beutel ab und drückte ihn weiterhin an meinen Hinterkopf. Die Kälte der Eiswürfel kühlten meine Beule angenehm, sodass der Schmerz langsam abklang. Ein leises „Danke“ nuschelte ich, da mir die Situation doch irgendwie peinlich war. „Schon okay. Sei das nächste Mal einfach vorsichtiger.“, sagte er leise und setzte sich aufs Sofa, während ich noch im Raum stand. Zeke hatte nichts über meine Reaktion und den damit verbundenen Unfall gesagt, ob es ihm missfiel? Stumm setzte ich mich zu ihm, machte aber keine Anstalten etwas zu sagen. Nebenbei sah ich unauffällig zur Uhr und stellte überrascht fest, dass es schon zehn Uhr abends war. Allmählich sollte ich ins Bett gehen, sonst kam ich morgens nicht aus den Federn. Zögernd sprach ich das Thema an. „Ich muss langsam ins Bett. Ich komm sonst Morgen nicht hoch.“, sprach ich leise und wartete gespannt auf seine Antwort. Doch es kam keine. Stattdessen stand er wortlos auf und ging Richtung Flur. Jetzt ignorierte er mich also, na gut ich hatte auch irgendwie Schuld an der Situation. Mit meiner Reaktion von dem Kuss hatte ich ihn vergrault, da war ich mir sicher. Jetzt schmollte er wahrscheinlich. Leise seufzend folgte ich ihm in den Vorflur. Still beobachtete ich ihn, wie er Schuhe und Jacke anzog, die er vorhin wieder abgelegt hatte, als ich ihn zurückhielt. Anschließend nahm er seine Schultasche über die Schulter und öffnete die Haustür. Zeke trat ins Treppenhaus. Seine Schritte hallten von den Wänden wieder. Erst dachte ich er würde einfach gehen, doch im selben Moment drehte er sich noch einmal zu mir um. Sein Blick ließ mich erstarren. Vor Schreck hätte ich beinahe das Kühlkissen fallen gelassen. Sein Blick war so…lauernd, als würde er nur den richtigen Moment abpassen, um über mich herzufallen, genau wie ein Tier sich auf seine Beute stürzte. Ich konzentrierte mich angestrengt darauf mir nichts anmerken zu lassen und es funktionierte anscheinend wirklich, da Zeke nicht einmal mit der Wimper zuckte, wie sonst auch wenn ich aus der Bahn geworfen wurde, durch irgendwelche unbehaglichen Kommentare. Bedacht streckte er seine Hand nach mir aus und strich sanft über meine Wange. Wie paralysiert blieb ich stocksteif stehen, diese alltägliche Berührung jagte mir einen Stromschlag durch den Körper. „Dann sehen wir uns Morgen in der Schule.“, sagte er zum Abschied, bevor er dann endgültig ging. Ich glaubte ich stand noch mindestens fünf Minuten bewegungslos an der Tür, bis ich mich endlich besann und zurück in meine Wohnung eilte. Mit einem lauten Rumps fiel die Haustür ins Schloss. Völlig durcheinander lehnte ich mich gegen sie. Was war nur mit mir los? Warum schlug mir mein Herz bis zum Hals und warum war mir so warm, dass es sich fast unangenehm anfühlte? Nannte man das vielleicht Liebe? Während ich meinen Gedanken nachhing, die durcheinander waren, hörte ich den Regen laut gegen die Fenster prasseln. Einen Moment fragte ich mich, warum Zeke keinen Regenschirm mitgenommen hatte, es regnete doch schließlich aus Eimern. Entschuldigt, dass ihr so lange warten musstet^^ Das war mein neues Kapi und ich hoffe es hat euch gefallen^^ Mir ist auch endlich der eignete Hauptgrund eingefallen, der diese FF ausrücken soll^^ Es bleibt weiterhin spannend zwischen den Beiden, aber eines verrate ich euch doch schon vor: Ihre Beziehung gerät ins Wackeln, als ein Mädchen in beider Leben tritt. Durch sie erfahren sie, was für Konsequenzen so eine Beziehung mit sich bringen kann. Kapitel 6: Vorboten ------------------- Vorboten Schlagartig öffnete ich meine Augen, als ich die Haustür klingeln hörte. Verwirrt sah ich mich um, bis ich registrierte, dass ich wohl gestern Abend auf dem Sofa in der Wohnstube eingeschlafen war. Murrend strampelte ich mich aus der orangen, warmen Decke, die einen durch die warme Farbe das Einschlafen erleichterte, die ich mir nur locker übergeworfen hatte. „Ja, ja, ich komm ja schon.“, meckerte ich quer durch die Wohnung, da das Klingeln nicht aufhörte und die Person, die vor meiner Wohnungstür stand, mich auch noch aus dem Schlaf gerissen hatte, so etwas konnte ich überhaupt nicht leiden. Meine nackten Füße verursachten tappelnde Geräusche auf dem Boden, der aus Holz bestand. Ich strich mir meine zerwühlten Haare einigermaßen glatt, damit ich nicht ganz so fertig aussah, anscheinend hatte ich mich im Schlaf ziemlich umher gewälzt. Lautlos schloss ich die Eingangstür mit dem Schlüssel auf, der bereits an der Tür steckte. Überrascht blickte ich in ein schwarzes Augenpaar, welches mich gelangweilt musterte. Meine beste Freundin stand direkt vor meiner Türschwelle. Anna Kyouyama, ebenfalls 16 Jahre alt. Wenn ich sie in wenigen Worten beschreiben müsste, würde ich sagen sie ist stur, rechthaberisch, agressiv, intelligent und hübsch, jedoch hat sie mehr schlechte als gute Eigenschaften. In unserer Schule wird sie gefürchtet, da sie sich weder von Lehrern noch von Schülern etwas sagen lässt. Sie kann jedem die Stirn biete, der es darauf anlegt, egal ob Junge oder Mädchen. Ihr blondes, schulterlanges Haar, fiel ihr sanft auf die Schultern. Sie trug bereits ihre Schuluniform für Mädchen. Diese bestand aus einem einfachen weißen T-Shirt, einem dunkelgrünen Rock, der ihr bis fast zu den Knien reichte kombiniert mit langen Kniestrümpfen, dazu trug sie schwarze Schuhe. Aber ihre ganze Erscheinung wurde erst durch die rote Schleife um ihren Hemdkragen abgerundet. Etwas überrumpelt über ihren plötzlichen Besuch brachte ich zunächst nichts über meine Lippen. Nach ein paar Momenten des Schreckens schalt ich mich selbst und stammelte ein abgebrochenes „Guten Morgen“. Anna zog kurz die Augenbrauen hoch, etwas verwirrt darüber, dass ich so gebrochen sprach, ehe sie meine zerzausten Haare und Klamotten unter die Lupe nahm. Sie war nicht dumm, sie konnte eins und eins zusammenzählen. Mit einer pulsierenden Ader an der Stirn hob sie wieder ihren Blick, nur um mich mit diesem zu taxieren. Seufzend strich sie sich eine Strähne ihres hellen Haares aus dem Gesicht. „Du bist ja noch im Schlafanzug. Die Schule geht in weniger als einer Stunde los, also würde ich an deiner Stelle zu sehen, dass du dich beeilst!“, donnerte sie in einem herrischen Ton. Irritiert blickte ich erst sie an und dann zurück in meine Wohnung, auf die Wanduhr. Och ne ne? 7:15 Uhr… In meinem Kopf begann es zu arbeiten, die Erkenntnis sickerte hindurch und ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. Ich hatte total verschlafen. Klar, wenn man auf dem Sofa liegt, sich keinen Wecker stellt und bekannt ist, für seinen Dauerschlaf. Der Morgen begann schon sehr gut. Ehe ich mich weiter selbst verstümmeln konnte zog ich die Tür soweit auf, dass Anna eintreten konnte. „Komm rein, ich mach mich schnell fertig.“, murmelte ich. Anna folgte meiner freundlichen Aufforderung und trat ein. Leise schloss ich hinter ihr die Tür, die sich mit einem Klicken schloss. Mit einem lauten Gähnen ging ich zurück ins Wohnzimmer, wo Anna sich bereits gesetzt hatte. Sie untersuchte den Zustand meiner Wohnung genau, ob irgendetwas auffälliges herumlag, etwas kaputt war oder es einfach unordentlich war, ehe sie sich wieder zu mir wandte, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, dass man bei ihr eher selten zu Gesicht bekam, meistens nur ich. „Es hat sich nichts verändert.“ Doch hat es, dachte ich im Stillen. Ich war nun halb mit einem Jungen zusammen und Anna wurde allmählich aus dem Rang der mir nahe stehenden Personen gedrängt. Zeke trat an ihre Stelle und übernahm gleichzeitig Freund und Liebhaber. Mein Gott, wie sollte ich ihr erklären, dass ich auf dem besten Weg war schwul zu werden? Das würde nicht einfach werden, wenn nicht sogar unmöglich. „Du warst doch erst vor einer Woche hier, ist doch klar, dass sich in der Zeit nicht viel verändert, wenn überhaupt.“, gab ich die Hände hinter meinem Kopf verschränkt und einem schiefen Lächeln im Gesicht von mir. „Mach dich fertig.“, gab sie mit gereiztem Unterton zurück. „Ich mach dir solange dein Bento, sonst kippst du mir noch in der Schule vor Hunger um.“ Ich verschwand wie der geölte Blitz im Badezimmer, bevor Anna es sich noch anders überlegte. Ohne sie hätte ich heute Morgen nichts zum Essen und würde mit knurrendem Magen im Unterricht sitzen. Dann war ich unkonzentriert und würde meine Mitschüler ohne erseglichen Grund anmachen, da ich meinen Frust abließ. Ohne Bento in der Schule ging bei mir gar nichts. Ich war ein Vielfraß, dass gab ich auch gerne zu, aber zu mindestens wurde ich nicht, wie andere Leute gleich dick, nur weil ich soviel aß. Nach zehn Minuten intensivem Duschen zog ich mir eiligst meine Schuluniform an. Sie glich der der Mädchen sehr, nur dass wir statt der Röcke lange Hosen anhatten und statt roter Schleifen rote Krawatten. Bei dem Krawattenbinden hatte ich manchmal so meine Probleme, aber mit ein bisschen Übung ging es. Wild hechtete ich in meinem Zimmer umher, um meine Schulsachen ausfindig zu machen, die verstreut umher lagen, mein Zimmer war noch nie das Aufgeräumteste. Als ich zurück in die Küche kam, nachdem ich erfolgreich mein Material in meinem persönlichen Chaos gefunden hatte, sah ich meiner besten Freundin ruhig dabei zu, wie sie mein Pausenbento in ein Tuch einwickelte. Genau wie früher, dachte ich schmunzelnd. Anna war eine alte Bekanntschaft aus meiner Kindheit. Meine einzige und richtige Freundin, sie hat immer zu mir gehalten, hat mich aufgebaut wenn´s mir scheiße ging und sie ist sogar mit mir nach Manhattan gezogen, um bei mir bleiben zu können. Ein großes Opfer, was ich zwar sehr süß von ihr fand, aber unnötig, ich wollte ihr nicht ihre Zukunft verbauen, indem sie sich nur um mich kümmerte. Ich kam auch alleine zurecht. Sie konnte nicht immer auf mich aufpassen, irgendwann musste ich meinen eigenen Weg gehen und sie auch. Eines Tages würden sich unsere Wege trennen, diese Zukunft lag gar nicht Mal weit entfernt, sie lag bereits unmittelbar bevor, dass spürte ich. Was würde sie wohl von Zeke halten, wenn sie ihn kennen lernen würde? Auf den ersten Blick sah er Furcht einflößend aus, aber er war ein ganz lieber, auch wenn ich mich an seine Art gewöhnen musste. Jedes Mal wenn Anna vorbeischaute, um zu wissen wie es mir ging, plagten mich Schuldgefühle deswegen, dass sie mit mir nach Manhattan gegangen ist, aber immer wenn ich kurz davor war sie darauf an zu sprechen, verließ mich der Mut und ich lenkte unsere Gespräche absichtlich in eine andere Richtung. Um auf mich aufmerksam zu machen, räusperte ich mich laut und trat auf die Küchennische zu. Anna hörte mich deutlich die Schritte auf dem Holzboden zurücklegen und drückte mir ohne weitere Worte mein Essen in die Hände, ehe sie an mir vorbei schritt. Im Gehen schnappte sie ihre Schultasche, die sie zuvor an der Garderobe abgelegt hatte und ihre dicke Jacke, wegen des Herbstwetters, ehe sie ungeduldig an der Haustür auf mich wartete. Aus reinem Instinkt heraus folgte ich ihr, da ich genau wusste, dass sie ungerne auf mich wartete. In einem Zug streifte ich meine schwarzen Schuhe über sowie meine Winterjacke, die mich draußen warm hielt. Bevor wir uns auf den Weg zur Schule machten, schloss ich meine Wohnung ab, nicht das ich einen ungebetenen Gast nachher hatte, wenn ich zurückkam. Wir mussten uns richtig beeilen, um noch pünktlich zu kommen, tja ich war gestern Abend einfach zu lange auf. Einige Blocks liefen wir zusammen ab, bis wir uns an einer Häuserwand ausruhten, da die ganze Rennerei ziemlich an uns gezerrt hatte. Den restlichen Weg konnten wir nebeneinander hergehen, da wir die verlorene Zeit aufgeholt hatten. Ich sah gelangweilt durch die Straßen, beobachtete die anderen Schüler, die sich ebenfalls auf unserem Weg befanden und sich aus jeder Gasse den großen Strom anschlossen. Vom weitem erkannte man bereits den Glockenturm der Schule, deren Glocken zu jeder Unterrichtsstunde erklangen. Je näher wir der Schule kamen, desto mehr Schüler kreuzten unseren Weg. In der Eingangshalle trennten sich Annas und meinen Weg, Anna musste zu den Mädchenschränken und ich zu den Schränken für die Jungs. An meinem Spinnt wechselte ich mein Schuhwerk, da in den Gängen nur Hausschuhe erlaubt waren. Ich schlenderte gemütlich zu meinem Klassenraum, der sich im zweiten Stock befand. Die Gänge waren verstopft mit Schülern, ein hindurch kommen nur mit Körperkraft möglich. Die anderen Jugendlichen standen entweder am Fenster, lehnten an der Wand, standen in Gruppen zusammen oder saßen auf dem kühlen Boden der Gänge. Keiner würdigte mich eines Blickes, wofür ich dankbar war. Freundliche Konversation lag mir nicht. Kurze Zeit später erreichte ich meine Klasse und zog die Tür dafür auf, gähnende Leere kam mir entgegen. Einen Moment blieb ich wie versteinert im Türrahmen stehen und sah mir den leblosen, kalt wirkenden Raum an, ehe ich mich verwirrt umschaute. Ich sah aufs Türschild, um auf Nummer sicher zu gehen, die Zimmernummer stimmte sowie die Unterrichtseinheit, warum zum Teufel war hier keiner?! Ich kam mir ehrlich gesagt ein bisschen verarscht vor. Wenn das ein Scherz war, dann war es kein guter und amüsanter. Ich wusste ja schon immer, dass ich nicht den besten Draht zu meinen Klassenkammeraden hatte, aber das würden sie mir nicht antun….oder? Murrend schlug ich die Tür wieder zu. Kurz überlegte ich, was ich jetzt machen sollte, also beschloss ich ins Lehrerzimmer zu gehen, der Unterricht hatte noch nicht angefangen, einen Lehrer würde ich also auf jeden Fall erwischen, um mit ihm über meine Lage zu sprechen., denn so konnte es nicht bleiben, eine ganze Klasse verschwand nicht einfach so. Ich war einer der einzigen Schüler, die sich noch auf den Gängen befanden, obwohl vor kurzem noch Verstopfung geherrscht hatte, ich kam mir dabei ein bisschen dämlich vor, wer würde sich nicht so fühlen? Meine Laune befand sich bereits auf dem Tiefpunkt, als ich endlich beim Lehrerzimmer ankam. Ich wollte gerade zum Anklopfen ansetzen, als sich die Tür bereits öffnete. Ich trat hastig einen Schritt zurück, um die Tür nicht vor den Koffer zu kriegen, da mir das heute wirklich noch gefehlt hätte. Noch überraschter war ich, als ich Zeke erkannte, der gerade gefolgt von Herrn Tsutumi, unserem Mathelehrer, aus dem noch vollen Lehrerzimmer kam. Er schien nicht minder überrascht, als er mich erkannte. Seine Augen waren leicht geweitet, doch ich ergab bestimmt das beste verblüffenste Gesicht von allen. „Was machst du denn hier?“, fragten wir beide im Chor. Verlegen rieb ich mir mit einer Hand meinen Hinterkopf. Irgendwie war es mir peinlich ihn hier in der Schule zu treffen, noch besser gerade vor einem Lehrer. Herr Tsutumi kam dazu und fragte mich ebenfalls, was ich hier zu suchen hatte. „Um ehrlich zu sein suche ich meine Klasse. Ich kann sie nicht finden.“ Verwundert zog Zeke eine Augenbraue hoch, während Herr Tsutumi mir erklärte, was überhaupt hier los war. „Du weißt es noch gar nicht?“, fragte er mich verwundert. „Was soll ich denn wissen?“, gab ich eine Gegenfrage. „Deine Klasse macht Morgen mit der Oberstufe b einen Ausflug in ein Museum, ihr habt heute frei bekommen, um alles zu packen und euch aus zu ruhen. Kam bei dir die Telefonliste nicht an?“ Ich wusste sie waren so fies. Was sollte ich auch anderes erwarten? Kurz trat Trauer in meine Augen, die ich aber schnell mit Überraschtheit übermalte, doch Zeke merkte es. „Nein, ich wusste wirklich von nichts Bescheid.“, lächelte ich leicht. „Aber was macht denn der Klassensprecher der b hier, wenn wir heute frei haben?“, fragte ich teils neugierig, teils um von mir ab zu lenken. Der Lehrer fiel drauf rein. „Wir mussten noch einigen formellen Kram erledigen, aber Zeke ist jetzt auch entlassen. Geht nach Hause ihr beiden. Gönnt euch Ruhe, morgen haben wir schließlich noch genug zu tun.“, bemerkte Herr Tsutumi und scheuchte uns zusammen regelrecht aus dem Gang, indem sich das Lehrerzimmer befand. Freudig winkte er uns noch einmal zu, bevor er wieder ins Reich der Erwachsenen, was wir auch einfach Lehrerzimmer nennen würden, verschwand. Okay, dachte ich. So konnte man sich auch schnell aus der Affäre ziehen. Ich wollte mich nicht weiter darüber ärgern, dass man mich nicht informiert hatte, deswegen ging ich bereits die lange Treppe hinunter zum Erdgeschoss, um mein Schuhwerk wieder zu wechseln und ab zu hauen. Zeke folgte mir, ich hörte es an den Schritten, die hinter mir erklangen. War aber auch klar gewesen, alleine schon weil er nach Hause kommen wollte, da blieb ihm nur dieser eine Weg. Aber für wen war es unangenehmer in der Gegenwart des anderen? Ich glaube eher für mich als für ihn. Eigentlich, so dachte ich, würden sich unsere Wege unten trennen, da sein Schließfach vielleicht in einem anderen Gang läge, aber nein, es befand sich sogar direkt neben meinem. Ich sah verdattert drein, als Zeke sich direkt neben mich stellt und in seinem Schrank herumnestelte. Das Leben meinte es aber auch nicht gut mit mir. So unauffällig wie möglich, versuchte ich mich normal zu verhalten und schnell die Schuhe zu wechseln. Als Zeke mir plötzlich seine Hand auf die Schulter legte, hätte ich beinahe einen zwei Meter Sprung vor Schreck gemacht. Ich war solche Berührungen nicht gewohnt, deswegen drehte ich mich erschrocken zu ihm um. Seine Augen wurden schmaler, als er meine Reaktion sah. Aber andererseits war er auch neugierig auf mich, dass las ich ihm von den Augen ab, die meinen doch so ähnlich sahen. „Musst du schon nach Hause?“, fragte er mich mit Unterton in der Stimme. Am liebsten hätte ich ja gesagt, aber ich glaubte nicht vor ihm Lügen zu können, seine Augen schienen alles durchleuchten zu können. Langsam schüttelte ich den Kopf. Wer erwartete mich denn auch schon? Noch nicht einmal ein Haustier, für das ich sowieso keine Zeit hätte. Ein kleines Lächeln bildete sich auf den Lippen meines Gegenübers. „Hättest du dann Lust mit zu mir zu kommen?“, fragte er für meinen Geschmack schon etwas zu direkt und blickte mir in die Augen, um meine Antwort ab zu warten. Meine Röte, die mir in die Wangen stieg, war bestimmt nicht zu übersehen. Ich brachte ein kleines „meinetwegen“ heraus, mehr nicht. Mein Hals war auf einmal trocken, als hätte ich tagelang nichts getrunken, ein fürchterliches Gefühl. Zeke trat ein Stückchen näher an mich heran und drückte mich leicht mit seinem Körper gegen die Schränke, die hinter mir wie eine massive Mauer standen. Ich blickte etwas nervös zu ihm auf, da ich mich fragte, ob die Schule nicht ein zu riskanter Ort wäre, um sich uns zu nähern. Anscheinend verstand er meine stumme Frage, er tat es jedoch nur mit einem Lächeln ab und beugte sich weiter zu mir herunter, sodass sein Atem über meinen Hals strich, was mir eine Gänsehaut einjagte. Diese Gefühle waren immer noch ungewohnt für mich, doch sie fühlten sich gut an, richtig. Ich sah mit halbgeschlossenen Augen auf, als er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. „Du bist süß.“, hauchte er mir zu, ehe er mich direkt auf den Mund küsste. Dieses Mal schrack ich nicht zurück, ich behielt meine Position bei und traute mich sogar Zeke leicht am Arm zu berühren, was er mit einem schmunzeln im Kuss abtat. Die Umgebung um mich herum, nahm ich gar nicht mehr wirklich wahr, andere Aufgaben verlangten meine ganze Aufmerksamkeit. Ich musste mich ihm ein wenig entgegenstrecken, da er ein Stückchen größer war als ich, aber das störte mich nicht besonders. Ich spürte ein angenehmes Kribbeln in meiner Magengegend, als würden hunderte Schmetterlinge dort herumfliegen, es gefiel mir, verrückt, aber es gefiel mir. An einen Zungenkuss traute ich mich noch nicht heran, doch Zeke gab mir die Zeit dazu, die ich benötigte, ich fand das wirklich nett von ihm, es bedeutete mir sehr viel. Er erhöhte den Druck seines Körpers gegen meinen. Etwas überrascht davon und seinem Bein, was sich auf einmal zwischen meine schob, keuchte ich in den Kuss hinein. Ich weiß nicht, ob er es bemerkte, doch ich war mir sehr sicher. Zu meiner Verwunderung tat er nichts weiters, er machte keine weiteren Annäherungsversuche, irgendwie komisch, ich verstand seine ganze Logik nicht. Hätte ich zu der Zeit mich nicht zu sehr auf Zeke´s Berührungen konzentriert, wäre mir die weitere Person in der Halle aufgefallen. Gerade als Zeke mit seiner Hand über meinen Oberschenkel fuhr, knipste sie mit ihrem Handy ein Foto von uns Beiden. Ohne Laut und ohne Blitzlicht. Fies lächelnd schlich sich die Gestalt danach davon. „Tut mir Leid Yoh, aber so ist es das Beste, was du da machst, ist verboten.“, flüsterte die Person und verschwand allmählich in der Dunkelheit des nächsten Ganges. Ab diesem Moment veränderte sich mein friedliches Leben. Ich musste der Person weh tun, die mir am meisten bedeutete. Doch das ist wieder eine andere Geschichte^^ Hoffe das Kapi hat euch gefallen, bin dieses Mal schneller dran als sonst, da ich mal wieder in Schreiblaune bin^^ Hoffe wir sehen uns auch im nächsten Kapi, tschau^^ Kapitel 7: Ruhige Stunden ------------------------- Ruhige Stunden Es kam mir vor, als würden wir eine Ewigkeit zusammen bei den Schließfächern stehen. Eng umschlungen, mit dieser angenehmen Wärme in der Magengegend, die sich wie ein Feuer in uns ausbreitete, das nicht zu löschen war. Trotzdem mussten wir hier weg, es war eindeutig der unpassenste Ort von allen, die uns überhaupt hätten einfallen können. Sanft, aber bestimmend, drückte ich Zeke von mir, sah ihm dabei jedoch nicht an, starrte auf seine Brust. Verständnisvoll schaute mein Gegenüber mich an und tätschelte mir kurz den Kopf, als Beweis, dass er es verstand, bevor er sich daran machte, weiter seine Straßenschuhe an zu ziehen. Ich tat es ihm gleich. Kurze Zeit später spazierten wir auch schon die Straßen von Manhattan entlang, ohne die Schule in unserem Rücken und die ständige Angst, die mir das Atmen erschwerte, erwischt zu werden. Wenn das raus kommen würde, hätten wir mehr als nur ein kleines Problem am Hals. Zeke würde sich nicht viel daraus machen, ich allerdings schon. Ich hatte Angst um ihn, nicht um mich. Was wäre, wenn das alles auf ihn zurückfallen würde? Das könnte ich mir nie im Leben verzeihen. Auf dem Weg zu seiner Wohnung unterhielten wir uns wenig, eher spärlich. Ich genoss die Stille zwischen uns, ließ er mir damit doch Raum durch zu atmen und meine Gedanke zu ordnen, die wirr durch meinen Kopf kreisten und keinen Sinn ergaben, egal wie herum ich sie drehte. Ich war verwundert, als wir in die Parkstraße einbogen, da diese nur ein Block von meiner eigenen Wohnung entfernt war. Anscheinend lebte Zeke nicht einmal weit weg von mir, irgendwie gruselig. Nach wenigen Minuten erreichten wir auch schon seine Wohnung, die er mit Hilfe seines Wohnungsschlüssels aufschloss, damit wir eintreten konnten. Zeke ließ mich zuerst eintreten, was ich auch nach kurzem Zögern tat, ich war ja sonst eher selten in den Wohnungen anderer Leute. Ich stand etwas unschlüssig im Raum herum, nachdem ich meine Jacke und Schuhe ausgezogen hatte, da Zeke das gerade erst tat. Ein bisschen neugierig war ich schon, wie seine Wohnung aussah, aber auch nur ein bisschen. Normalerweise mied ich die Nähe anderer Leute, mehr Freunde und Bekannte bedeutete für mich mehr Schmerz, falls sie einen enttäuschten. Ein Arm legte sich um meine Hüfte, der mich mit sich zog. Zeke hatte die Initiative ergriffen, um mich in seiner Wohnung rum zu führen und ich ließ ihn machen, da ich mit der ganzen Situation etwas überfordert war. Er zeigte mir die Küche, die Wohnstube sowie das Gästebad, falls ich mich frisch machen wollte. Nachdem er mir alles gezeigt hatte, machte Zeke uns einen Tee in der Küche. Da ich nicht alleine in der Wohnstube hocken wollte, gesellte ich mich zu ihm und setzte mich auf die Arbeitsplatte und beobachtete ihn von dort aus neugierig, wie er den Tee zubereitete, es sah ganz nach Jasmintee aus, meine Lieblingssorte. Während der Tee zog, unterhielten wir uns. Er lehnte dabei am Kühlschrank, während ich noch immer auf der Arbeitsplatte saß, dabei aber auf den Fußboden starrte. „Wie war dein Tag heute?“, fragte er, um erstmal ins Gespräch zu bekommen, ebenso hätte er auch gleich mit dem Wetter anfangen können. „Nicht gerade prikelnt. Ich bin auf dem Sofa eingepennt und Anna hat mich am nächsten Morgen aus dem Bett geworfen, weil ich spät dran war. Tja, und dazu kommt das meine Klasse nur aus Kameradenschweinen besteht.“, murmelte ich leise vor mich hin, aber noch so, dass mein Gegenüber es sehr gut hören konnte. Bei dem Namen meiner besten Freundin verengten sich kurz seine Augen, wahrscheinlich dachte er sich gerade sonst was. „Wer ist denn diese Anna?“, fragte er mit Unterton i der Stimme, obwohl er noch versuchte die Frage beiläufig zu stellen, als würde es ihm nichts bedeuten, aber so konnte er mich nicht täuschen. Ich sah verwundert auf, war er etwa eifersüchtig? Dafür hatte er doch gar keinen Grund! Irgendwie komisch dieses Gefühl gerade an ihm festzustellen, es war so ungewohnt. „Bist du etwa eifersüchtig auf Anna?“, fragte ich leicht fassungslos und sah ihn mit geweiteten Augen und hochgezogenen Augenbrauen an. Er machte keine scheu daraus, mir direkt in meine schwarzen Augen zu sehen. Locker stieß er sich vom Kühlschrank ab und trat näher auf mich zu, ich lehnte mich dabei schon automatisch wieder in eine aufrechte Position, um ihn misstrauisch zu beobachten. Provozierend stützte Zeke seine Hände links und rechts von mir, berührte sogar leicht meine Knie, die, da ich ja noch auf der Arbeitsplatte saß, unterhalb seiner Brust gegen seinen Körper stießen. „Sollte ich nicht?“, richtete er eine Frage leise an mich, sah mich dabei mit einem undefinierbaren Blick an, den ich bis jetzt noch nicht von ihm kannte. Okay, die Situation war wirklich ulkig. Ich wusste genau er meinte es verdammt ernst, doch innerlich musste ich meinen Lachkrampf unterdrücken, es wäre nämlich sehr verletzend gewesen gerade jetzt zu lachen, aber ein kleines Schmunzeln konnte ich nicht in mich sperren. Das Schmunzeln blieb natürlich nicht unbemerkt und Zeke beugte sich gefährlich nahe an meinen Hals. „Soll das eine Herausforderung sein?“, fragte er mich hauchend, drängte sich dabei näher an mich, sodass ich meine Beine spreizen musste. Ich glaubte um einige Gesichtstöne röter zu werden, doch ich überspielte sie mit einem Grinsen und tat etwas, mit dem Zeke überhaupt nicht gerechnet hatte. „Ganz genau.“, strahlte ich. „Und zwar eine Herausforderung zum Mensch-ärgere-dich-nicht!“, gab ich lachend von mir und blickte dabei abwartend in Zekes Gesicht. Als ich seinen irritierten Gesichtsausdruck sah, hätte ich noch mal loslachen können. Das sah ja so knuffig aus! Er verstand anscheinend den Witz an der ganzen Sache und wuselte mir spaßeshalber durch meine Mähne, die dadurch nur noch unordentlicher auf meinem Kopf saß. So war es beschlossene Sache. Zeke beschrieb mir den ungefähren Ort des Spiels und ich machte mich gleich daran es auf zu bauen, bis Zeke mit dem Tee wiederkam. Er ließ sich dabei Zeit, sodass ich schon mit Aufbauen fertig war, als er mir eine dampfende Tasse reichte und sich gegenüber von mir an den Esstisch setzte, der für vier Personen ausgelegt war. „Irgendwelche besonderen Regeln?“, fragte ich Zeke, schließlich wusste ich nicht, wie er sonst Mensch-ärgere-dich-nicht spielte. „Eigentlich keine, aber ich möchte, dass derjenige, der ein Männchen seines Gegners rauswirft, dem anderen eine Frage stellen darf, die der denn beantworten musst, natürlich nur, wenn du nichts dagegen hast.“ Ich überlegte kurz, willigte dann aber ein. Vielleicht war das sogar ganz lustig, es auf diese Art und Weise zu spielen, ein Versuch war es zu mindestens wert. Wir begannen die Partie gelassen, dabei war von unseren Gesichtern kaum eine Emotion ab zu lesen, noch etwas, dass wir gemeinsam hatten. Während eines Spieles konnte man nicht den nächsten Zug aus unseren Gesichtern lesen, ohne Hirnstarre zu bekommen, so anstrengend wäre es. Mir fiel auch auf, dass wir unsere Züge bedacht ausführten, anscheinend wollte Zeke genau wie ich Fragen, die von persönlicherer Natur waren, um alles in der Welt vermeiden. Ich hatte auch nicht wirklich Lust darauf, dass er mich zum Beispiel über meine Familie ausfragte, warum ich denn ganz alleine in Manhattan lebte, wo meine Familie doch an einem ganz anderem Ort war, aber naja, ich hatte schließlich zugestimmt, also würde ich das jetzt auch durchziehen. Wir hielten eine halbe Stunde stand, ohne irgendwen von uns raus zu schmeißen oder in seine Nähe zu kommen, doch mittlerweile war das Spiel so verzwickt, dass es gar nicht mehr anders ging, so war es nur noch eine Frage der Zeit. Und ich hasste das Warten. Aber heute schien Zekes Glückstag zu sein, da er eine meiner Figuren bereits drei Züge später aus dem Feld kickte. Na gut, seufzte ich in Gedanken. Ich lehnte mich im Stuhl zurück und sah mein Gegenüber abwartend an, der anscheinend zu überlegen schien, welche Frage er mir stellen sollte. Doch dann besann er sich und suchte meinen Blick, den ich auch einigermaßen ruhig erwiderte, im inneren aber doch ein bisschen beunruhigt zur Kenntnis kam. „Warst du schon mal mit einem Mädchen oder einem Jungen zusammen?“, fragte er frei heraus und wartete auf eine Antwort meinerseits. Ich schaute ihn wortwörtlich perplex an. Mit so einer einfachen und unpersönlichen Frage hätte ich nun wirklich nicht gerechnet, diese Frage war mehr als harmlos. Langsam schüttelte ich meinen Kopf, keine Worte verließen meinen Mund. Zeke nickte kurz, ehe er mich dazu aufforderte weiter zu spielen, da ich am Zug war. Wieder gab diese Person mir gegenüber ein neues Rätsel Preis, das ich genau wie die anderen nicht lösen konnte. Manchmal schäumte er richtig vor Gefühlen über und manchmal zeigte er keine einzige Gefühlsregung, dass es schon gruselig war. Ich würfelte. Fünf. Ich rückte fünf Felder vor, stockte aber als mir ein andersfarbiges Männchen im Weg war. Dieses Mal war ich anscheinend so gut und beförderte eins von Zekes Figuren in ihr Haus zurück. Ein kleines Lächeln zierte dabei seine Mundwinkel, als er es bemerkte. Angestrengt suchte ich nach einer Frage, die mich interessierte und die ich mir bisher selbst nicht erklären konnte. Es dauerte zwar ein bisschen, aber schlussendlich hatte ich die alles entscheidende Frage gefunden, deren Antwort mir bis jetzt verborgen blieb: „Warum ich?“, fragte ich leise, hauchend, als könnten die Worte selbst durch das leiseste Geräusch verschwinden. Ich drehte dabei meinen Kopf zur Seite, da ich seinen Blick nicht weiter auf mir ertrug. Plötzlich hörte ich, wie sich ein Stuhl verschob, aber ich hielt meinen Blick weiter zur Seite gedreht, wollte entweder die Wut oder das Interesse nicht in seinen stechenden, schwarzen Seelenspiegel sehen. Sanft legte Zeke eine Hand an mein Kinn und drehte somit meinen Kopf zu sich, um mir seiner Aufmerksamkeit sicher zu sein. Ich wehrte mich nicht gegen den Griff, tat er nicht weh, war nicht unangenehm, im Gegenteil, ich bekam eine leichte Gänsehaut auf meinen Armen. Wie schaffte er es nur immer mich so aus der Fassung zu bringen, ohne großartig etwas zu machen? Als wäre ich verhext. Leicht berührten seine Lippen die meinen, die aus seiner Sicht so verführerisch wirkten. Ich spürte deutlich wie eine tiefe Röte in meine Wangen kroch, was mir peinlich war. Zeke war so offensiv wie immer. Ehe ich mich versah hob Zeke mich bereits hoch und verfrachtete mich auf den Tisch. Ich hörte nur nebenbei, dass ein paar Spielfiguren umgepfeffert wurden, ich konzentrierte mich viel lieber auf diese Berührungen, die unsittlich aber auch gleichzeitig angenehm auf meiner Haut prickelten. Zeke spreizte leicht meine Beine, damit er sich zwischen sie drängen konnte, um mir noch näher zu sein, als er es eh schon war. Verlangend küsste er mich auf die Lippen. Seine großen Hände tasteten nach meinen und verschränkten sich mit meinen Fingern, sodass ich meine Hände nicht mehr benutzen konnte. Mir wurde innerlich ganz heiß, ein mir unbekanntes Gefühl stieg in mir auf, dass ich immer nur bei Zeke empfand, wenn wir alleine waren. Etwas Feuchtes stieß gegen meine Lippen, mit dem ich zunächst überhaupt nichts anfangen konnte. Es fühlte sich so ungewohnt an, aber auch irgendwie gut, sodass ich nachgab und meinen Mund einen Spalt breit öffnete. Wie auf Kommando glitt dieses etwas in meinen Mund rein und fing an ihn zu erkunden. Strich dabei über meine Zahnreihen, kitzelte mich am Gaumen und stupste ganz leicht meine eigene Zunge an, als würde sie zum Tanz auffordern. Ich glaubte in meinem Bauch würden Schmetterlinge explodieren, so doll kribbelte er und machte jedes Denken unmöglich. Diese Gefühle, die wild auf mich einströmten, waren so neu für mich, aber auch gleichzeitig irgendwie vertraut. Zögerlich spielte ich bei diesem Gefecht mit. Es war, als würden wir der Wolf und die sieben Geißlein spielen. Zeke war der Wolf und umlauerte mich, als wäre ich seine nächste Beute. Ich war eins der naiven, leichtsinnigen Geißlein, die sich mit dem Wolf anlegten und ihn herausforderten, nur um nachher zu verlieren. Zeke gewann den Kampf, jedoch mussten wir uns wegen Sauerstoffmangel voneinander lösen. Außer Atem sah ich ihn mit leicht verklärten Augen an, während er mir durch die Haare wuselte, sodass diese nur noch mehr abstanden. Nah herzlichen Dank, beschwerte ich mich in Gedanken dafür. Mein Gegenüber schmiegte sich dichter an mich, sein Kopf kam an meiner Halsbeuge zu liegen, problemlos konnte er mich uns Ohr hauchen, was mir einen erneuten Schauer den Rücken runterjagte. „Liebst du mich?“, fragte er mich leise, als könnte ich unter seiner strengen Stimmte, die er manchmal an den Tag legte, zerbrechen. Merklich weiteten sich meine Augen. Wie mit einem Fingerschnippen war das angenehme Kribbeln in meinem Magen vorbei, stattdessen breitete sich eine undurchdringende Kälte in mir aus, die meine Glieder taub werden ließ. Warum musste er diese Frage gerade jetzt stellen? Wir waren momentan so glücklich zusammen, ich wollte dieses Glück nicht mit meiner Unsicherheit zerstören, die wieder neue Nahrung in mir bekam und an die Oberfläche zu brechen drohte. Ich wollte dieses wohlbehütete Glück nicht zerstören, nicht jetzt, wo wir uns gerade erst gefunden hatten und einander besser kennen lernten. Gespannt wartete Zeke auf eine Antwort und verstärkte dabei den Griff um meine Hände, wahrscheinlich unbeabsichtigt. Sein Körper schien aufs reißen gespannt zu sein, ich spürte deutlich seine Muskelpartien. Aber was sollte ich ihm sagen? Was konnte ich machen? Ich empfand etwa für ihn, ja, sonst hätte ich auch nicht immer diese verwirrenden Gefühle, wenn er in meiner Nähe war, aber ob ich ihn liebte? Bei Gott! Ich wusste es nicht, ich wusste es einfach nicht! Und lügen konnte ich schlecht, er hätte es garantiert sofort gemerkt. Das schlimmste aber war die Stille. Je mehr Zeit ich mir mit meiner Antwort ließ, desto angespannter wurde Zeke. Fieberhaft suchte ich nach einer Antwort, bekam sie aber nicht. Was konnte ich denn machen, um mir meiner Gefühle sicher zu sein? Wie erkannte ich sie überhaupt? Ich wollte ihn nicht verletzen! Diesen Gedanken hätte ich nicht ertragen! Was mach ich jetzt? Kapitel 8: Ich liebe dich ------------------------- Ich liebe dich? Ich war wie versteinert nach dieser Frage. Liebst du mich? Oh Gott! Zeke, wie konntest du mir nur diese Frage stellen? Ich wusste doch keine Antwort darauf! Fieberhaft überlege ich, was ich ihm entgegnen kann, ohne ihn groß zu verletzen. Ich empfinde etwas für ihn, sehr viel sogar. Aber Liebe? Wirklich Liebe? Ich weiß es nicht. Verdammte scheiße! Jetzt fluche ich auch schon in Gedanken. Mein Gegenüber wartet auf eine Antwort, ich sehe es an seiner Körpersprache, jeder Muskel in ihm schien gespannt zu sein. Er sah mich nicht an, hatte er sein Gesicht doch an meiner Halsbeuge vergraben. Sein warmer Atem strich bei jedem Ein- und Ausatmen über meinen Hals, was mir eine Gänsehaut verpasste. Ich glaubte zu sterben. Erdboden tu dich auf und verschlug mich idiotischen Narren! Egal wie viel ich darüber nachdachte, ich konnte es ihm nicht sagen, war ich mir meiner eigenen Gefühle doch noch nicht bewusst. Mir wurde immer ganz warm ums Herz, wenn wir etwas zusammen machten. Seine Berührungen fühlten sich mehr als gut an und seine Worte trieben mir eine Röte ins Gesicht, die mir peinlich war. Jedes Mal glaubte ich es würden Schmetterlinge in meinem Magen explodieren, wenn ich ihn in der Stadt oder in der Schule sah. Am liebsten wäre ich dann hingerannt und ihm freudestrahlend um den Hals gefallen, egal was die Außenwelt dazu sagte. Aber war das Liebe? Ich würde Zeke mein Leben anvertrauen und alles in meiner Machtstehende für ihn tun. Ich würde ihm blindlings vertrauen, alles machen was er sagt, mich ihm hingeben. Aber war das wirklich Liebe? Seine eigene Deckung aufgeben und einer anderen Person alles wissen lassen? Wenn wir uns verlieben und geliebt werden, geben wir unsere Deckung auf, unseren eigenen Selbstschutz und vertrauen der geliebten Person mehr als jedem anderen. Doch die Liebe macht auch verletzlich. Sollte einem das Herz gebrochen werden, der vom ganzen Herzen liebt, ist das nur schwer zu verkraften. Ich möchte eine solche Enttäuschung nicht erleben, niemals! Ich wurde schon von meiner Familie enttäuscht, nicht auch noch von ihm! Das würde ich nicht verkraften, ich würde daran zu Grunde gehen, nur noch vor mir hinwegetieren. Aber war das Liebe? Ich glaube schon, aber…habe ich überhaupt den Mut ihm das zu sagen? Zeke scheint meine Bedenken zu spüren, bleibt er doch die ganze Zeit ruhig und wartet geduldig, um mir zu sagen, ich solle mir Zeit damit lassen. Vielleicht musste ich ihm ja auch noch keine genaue Antwort geben? Aber ich wollte nicht diesen verletzten Ausdruck in seinen Augen sehen, wenn er sich von mir löst. Ich würde es nicht wollen und er sicherlich auch nicht. Mit leicht zittriger Hand fasste ich Zeke an der Schulter. Mein Gott, was war ich eigentlich für ein Weichei? Ich machte gerade den Eindruck, als wäre ich ein mehr als verschrecktes Kanickel! Röter der Angst und der Scham stieg mir ins Gesicht. Warum war ich nur so nervös? Mein Hals fühlte sich an, als hätte ich tagelang nichts getrunken, spröde, rau. Ein Kloß schien sich darin zu bilden, der mir das Atmen erschwerte. Ich glaubte sogar Tränen in meinen Augenwinkeln zu spüren. Warum war ich in seiner Gegenwart nur so hilflos? Ansatzweise versuchte ich etwas zu sagen, brachte aber nur Wortteile raus oder gar nichts. „Zeke….ich…also…weißt du….“ Meine Atmung ging, als wäre ich einen 50km Marathon gelaufen, beinahe keuchend. Wieso konnte ich es nicht sagen? Bedeutete er mir nicht alles, was ich bisher überhaupt hatte? War er es nicht wert, dass ich es ihm sagte? Meine Nervosität stieg ins unermessliche, als sich auf einmal sanft eine Hand an meine Wange schmiegte. Etwas perplex sah ich in Zekes Gesicht, der sich mittlerweile halb aufgerichtet hatte, um mir in die Augen sehen zu können. Seine schwarzen Augen, die meinen so ähnlich waren, strahlten etwas anderes aus, als ich erwartet hatte. Eigentlich hatte ich mit Enttäuschung gerechnet oder mit ein bisschen Wut darüber, dass ich es ihm nicht sagen konnte, doch nichts von alldem, eher das Gegenteil. Wärme strahlte mir entgegen, die mir Sicherheit und Geborgenheit vermittelte. Wie hatte ich diesen Menschen nur verdient? Im Augenblick kam er mir wie ein Wesen aus einer anderen Welt vor, so unergründlich und doch rein. „Du musst dich meinetwegen nicht verbiegen, Yoh.“, sagte er leise zu mir, wie ein Windhauch, der in der Ferne zu verschwinden drohte. Aber ich wollte ihn aufhalten! Aber mein Körper gehorchte mir nicht mehr, ich schien wie eine Puppe zu sein, stocksteif mit unbewegtem Gemüt. Innerlich drohte ich zu explodieren vor Gefühlen. Noch nie hatte ich so viel auf einmal gefühlt! Es war alles dabei, vom ruhigen bis zum aufgewühlten Gemüt. „Ich liebe dich, Yoh.“, erwiderte Zeke sanft. „Das ist was zählt.“, hauchte er mir weiter zu, ehe er mir einen kurzen Kuss auf die Stirn gab. Das brachte das Fass bei mir zum Überlaufen. Er fand es war okay? Okay?! Ich verstand auf einmal nicht, warum er mir diese drei magischen Worte nicht versuchte zu entlocken? Sonst nutzte er doch auch jede Gelegenheit in meine Seele zu blicken, alles zu verstehen, was in mir vorging! „Ich liebe dich auch.“, sagte ich mit fester, harter Stimme, die keinen Widerspruch duldete, starrte dabei aber auf seine Brust. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, ich wusste nicht ob er mich jetzt für einen Idioten hielt. Ich….ich hatte Angst. Etwas was ich nur ungern zugab, aber ich hatte panische Angst vor einer Zurückweisung. Weiche, warme Lippen ließen mich schlagartig aufsehen. Sein Körper war wieder so nahe, wie vorhin. Ich hörte deutlich ein genuscheltes „Danke“, während er meine Lippen verzehrte. Ich begehre diesen Menschen, fuhr es mir durch den Kopf. Und ich schäme mich kein bisschen dafür. Ich wollte mehr von diesem Menschen, der mich so in seinen Bann zog. Wie von selbst fanden meine Hände den Weg auf Zekes Rücken und drückten ihn noch stärker gegen mich. Diese Wärme….Ich brauchte sie zum Leben, zum Existieren, zum Fühlen. Das erste Mal seit Jahren fühlte ich mich lebendig und das nur durch eine einzige kleine Berührung von ihm. Nicht viele können behaupten ihre große Liebe gefunden zu haben, doch ich schätze mich glücklich genau das behaupten zu können. Zeke gab mir das Gefühl jemandem wichtig zu sein. Wenn er in meiner Nähe war, entfachte er ein Feuer in mir, was nicht zu löschen war. Gierig erwiderte ich den Zungenkuss, den er in Gang setzte, indem er leicht aber bestimmend über meine Lippen leckte, die ich bereitwillig für ihn öffnete. Konnte einen das Glück umbringen? Ich glaube ja. Seine großen, kühlen Hände strichen unter mein Hemd von meiner Schuluniform, worauf ich erzitterte, waren diese Berührungen doch leicht wie eine Feder und genauso unschuldig wie betörend. Ich streckte mich ihm entgegen, als könnte er mir gleich wieder weggenommen werden. Langsam fing Zeke an kleine Küsse auf meiner bereits erhitzten Haut zu verteilen, die mir ein seufzen entlockten, so wunderbar fühlten sie sich an, wie die pure Sünde. Wenn das Sünde war, nahm ich sie gerne in Kauf und würde mich vor Gott rechtfertigen, wenn ich einmal vor ihm stehen sollte. Mein Hemd fand den Weg auf den Boden und auch seins folgte kurz darauf, da ich ebenfalls nicht untätig bleiben wollte. Ich stöhnte ungehalten auf, als er mich plötzlich hoch auf seine Hüfte hob, wobei ich ihn mit meinen Beinen umschlingen musste, um nicht ab zu rutschen. Das war mir dann doch peinlich, sodass ich kirschrot anlief. Seit wann verlor ich so leicht die Beherrschung? Aber auch Zeke sah nicht deutlich besser aus, mit seinen verklärten, glänzenden Augen, mit denen er die meinen suchte. Seine Hüfte, die sich provozierend leicht auf und ab bewegte, brachte mir nicht gerade Erleichterung, im Gegenteil. Ich bemerkte zu meinem eigenen Erschrecken, dass ich allmählich erregt wurde. Deutlich spürte ich wie das Blut in meine untere Region floss, mir die Luft abdrückte. „Lass mich bitte runter.“, wies ich ihn eingeschüchtert durch meine unpassende Reaktion an. Ich wollte nicht, dass er es bemerkte, vielleicht dachte er dann ich wäre bei ihm nur auf das eine aus. Seine Körperhaltung sprach für sich. Zeke schien mehr als verwirrt über meine Forderung zu sein, doch er war so freundlich und setzte mich wieder auf dem Tisch ab, wo ich die Beine etwas an meinen Körper rückte, damit er nicht die kleine Beule sah, die sich inzwischen in meiner Hose gebildet hatte. Er musste das doch gemerkt haben oder? „Ich sollte besser gehen.“, sagte ich verunsichert und stand vom Tisch auf, beeilte mich zwar zur Tür, versuchte aber noch einigermaßen normal aus zu sehen und nicht so panisch und abgehetzt, wie ich mich im inneren fühlte. Ich wollte gerade aus der Tür, um mich im Flur um zu ziehen, aber Zekes starke Arme schlangen sich um meinen nackten Bauch, drückten mich dabei wieder so nah wie möglich an meinen Hintermann. Bitte nicht, betete ich in Gedanken. „Lass mich bitte los.“, erwiderte ich mit gebrochener Stimme, weil mir das alles so peinlich war. Seine beruhigende Stimme brachte mir da auch nicht viel. „Shhh…Was ist denn auf einmal mit dir los Yoh?“, fragte Zeke mich leise. Zischend sog ich die Luft ein, als er mit einer Hand weiter in meinen unteren Bereich fuhr. Meine eigenen Hände umklammerten seine, damit er nicht noch mehr anstellte, was mich hätte entlarven können. „Du brauchst dich dafür nicht zu schämen, das ist ganz normal.“, erwiderte Zeke auf einmal an meinem Ohr, mit so einer neutralen Stimme, als wäre es das normalste der Welt. „Aber…“, versuchte ich einen letzten Ausweg zu finden, wurde aber fies unterbrochen, als er mir ohne Vorwarnung in den Schritt griff. Ich keuchte auf, beugte mich dabei nach vorne, als würde ich mich krümmen. Unbeabsichtigt drückte ich mich dabei an Zeke, der das alles seelenruhig beobachtete. Als ich mich halbwegs von diesem Schock erholt hatte, traute ich mich wieder mich einigermaßen richtig hinzustellen. „Was sollte das?“, fragte ich traurig, mit bebender Stimme. Wollte er meine Schmach noch größer machen, nur um mich dann damit auf zu ziehen? Ohne große Mühe drehte er mich zu sich um, sah mir dabei tief in die Augen. „Du gehörst mir, mit Haut und Haaren. Da wird sich nichts dran ändern und außerdem finde ich diese Laute von dir mehr als antörnend.“, erklärte er mir ruhig, aber auch mit schelmischem Unterton, der mir eine noch tiefere Röte bescherte, als ich sie eh schon intus hatte. Sein Körper drückte sich wieder an meinen, als er einen Zungenkuss in Gang setzt, den ich erst noch scheu erwidere, aber dann immer feuriger. Ich ließ mich von meinen Gefühlen leiten, sie waren immer noch die besten Wegweiser. Den Rest bekam ich nur noch in Blitzabschnitten mit. Nackte Haut auf Haut, dass behagliche Gefühl zusammen in einem Bett zu liegen und zu kuscheln. Dieses innere Feuer, welches einfach nicht verlöschen wollte, im Gegenteil: Nur noch mehr angefacht wurde, durch Zekes Berührungen. Die erstickenden Geräusche, die die Wohnung erfüllten wie einen dicken Schleier. Ob uns die Nachbarn hörten war mir total egal, ich wollte nur noch diese Person, die meinem Leben einen neuen Sinn gab. Und ich glaube wirklich: Das ist Liebe. Später lagen wir zusammengekuschelt in Zekes Bett. Eigentlich hatte ich vor noch nach Hause zu gehen, doch was erwartete mich da? Eine leere Wohnung, die nur Kälte in sich barg. Deshalb fragte ich Zeke, ob ich heute Nacht bei ihm bleiben konnte und ich hatte Glück, er nahm mehr als nur gerne diese versteckte Schutzgeste an, die ich momentan zu brauchen schien, weil ich mir so schwach vorkam. Mit einem Lächeln kuschelte ich mich noch weiter an seine Brust. Deutlich vernahm ich seinen angenehmen, in regelmäßigen Tönen, ertönenden Herzschlag, der mich nach und nach in den Schlaf wiegte, so behaglich war er. Gedankenverloren strich Zeke mir eine Strähne meines schulterlangen Haares aus dem Gesicht, während er mich weiter beim Schlafen beobachtete. Ein warmer Ausdruck lag in seinen Augen. Diese Person vor ihm bedeutete ihm sehr viel, hatte er sie doch schon sein ganzes Leben gesucht und nun endlich, nach fast zehn Jahren, gefunden. Doch für einen Moment versteinerte sich Zekes Gesicht. Ein Bild erschien in seinen Gedanken, das er nur zu gerne zerrissen hätte. Diese Anna, von der Yoh so viel geredet hatte, war gefährlich für ihre Beziehung. Er kannte sie, mehr als nur gut, war sie doch kein unbeschriebenes Blatt in seinen Kreisen. Sie hatte schon einiges angestellt, was nur selten ein Paar überstanden hatte, noch dazu war sie Yohs beste Freundin, die seine Beziehung zu diesem kleinen Engel in seinen Armen bestimmt nicht gestattete. Er musste etwas unternehmen. Wenn Anna sich in ihre Beziehung einmischen sollte, konnte sie was erleben. Er war nicht dumm. Er war stets in Yohs Nähe, bekam alles um seinen Freund herum mit. Und im Gegenteil zu Yoh war er nicht so naiv. Er kannte schlechte Menschen, erkannte sie schon von dreißig Meter Entfernung und diese Anna gehörte eindeutig dazu. In den nächsten Tagen würde er wohl noch besser auf Yoh aufpassen müssen. Als sie sich in der Schule bei den Schließfächern geküsst hatten, hatte er das dumme Gefühl verspürt, als wären sie dort beobachtet geworden. Sein Instinkt täuschte ihn nur selten. Was wohl die nächsten Tage auf sie beide zukommen würde? Schwer seufzend legte er einen Arm um seinen Engel und zog diesen noch enger an sich. Er würde alles tun, um mit Yoh die Beziehung zu halten. Selbst wenn er den kleinen Chaoten dafür einsperren müsste, er würde ihn nicht wieder loslassen, egal wer sonst was dazu sagte. Er gehörte nur ihm. Ihm ganz allein. Yo, wie geht’s euch?^^ Ich hoffe ich habe euren Geschmack getroffen, bin nämlich nicht wirklich gut darin eine Liebesbeziehung zu beschreiben, besonders wenn sie etwas in die privatere Schiene verläuft, also bitte nicht böse sein^^ Dazu möchte ich noch eine Ansage machen: Diese FF wird bald zu Ende sein, damit könnt ihr schon in fünf bis sechs Kapiteln rechnen, wenn nicht sogar kürzer. Sollte es so kommen, werde ich euch rechtzeitig Bescheid sagen, bis dahin hoffe ich ihr bleibt mir treu und ich sehe euch weiterhin^^ Lesemaus Kapitel 9: Museumsbesuch Teil 1 ------------------------------- Museumsbesuch Peinliche Stille herrschte zwischen uns, als wir am nächsten Morgen den Tag normal begangen. Hauptsächlich lag es an mir, weil es mir unangenehm war. Am Vortag hatte ich mich Gefühlen hingegeben, die tief im Inneren meiner selbst vergraben waren und schon lange, eine viel zu lange Zeit, nicht mehr hervorgerufen wurden. Und um ehrlich zu sein, konnte ich mich kaum noch an den vorherigen Tag erinnern. Ich wusste noch genau, was wir gemacht hatten, aber ab dem Punkt, wo wir im Bett gelandet waren, verschwamm alles, so als wollte ich mich gar nicht daran erinnern, schon merkwürdig. Als ich dann am nächsten Morgen in Zekes Armen aufwachte, die mich sanft von hinten umarmten, wäre ich vor Schreck beinahe aus dem Bett gefallen. Ich hatte mich ernsthaft gefragt, wie ich hierher gekommen war und als die Erkenntnis mein Hirn erreichte, blieb ich erstmal benommen liegen. Von meinem Platz aus, konnte ich aus einem Fenster sehen, dass in einen kleinen Garten zeigte, der in der Mitte der Häuserreihe errichtet wurde, damit die Leute wenigstens etwas grün hatten. Es schien die Sonne, obwohl es bereits Oktober war. Bald war Halloween, überlegte ich beiläufig. Wieder ein Feiertag, der spurlos an mir vorbei ziehen würde, es sei denn ich unternahm etwas mit Zeke, obwohl, wollte ich das wirklich? Auf diese Frage, genau wie viele andere auch, hatte ich keine Antwort. Zeke lag dicht hinter mir, dadurch, dass ich keine Sachen anhatte, die waren während unseres gestrigen Liebesspiels irgendwo im Zimmer verteilt worden, spürte ich seinen Körper nur zu deutlich an meinen. Sein Atem strich mir bei jedem Ein- und Ausatmen über den Nacken, was mir eine leichte Gänsehaut verpasste, die sich dann über meinen Rücken zog. Es war so angenehm neben ihm zu liegen und doch schmerzte die Erkenntnis, dass wir nie in der Öffentlichkeit so zu unseren Gefühlen stehen konnten. Und Anna…was würde sie von der ganzen Sache halten? Bestimmt würde sie mir den Kopf abreißen! Eins stand fest: Unsere Liebe hatte keine Zukunft und eigentlich lag es an Zeke die Beziehung zu beenden, bevor wir uns in etwas hineinstürzten, wo wir nicht mehr herauskamen, ohne uns größeren Schmerz zu bereiten, den wir jetzt schon bei jeder kleinsten Trennung, sei es auch nur für Minuten, verspürten. Ich sah auf Zekes Wecker, der uns sowieso in ein paar Minuten wecken sollte, da wir um neun Uhr alle im Museum verabredet waren, sowohl die a als auch die b und c Klasse. Leise seufzend wand ich mich aus seiner hartnäckigen Umarmung, ohne ihn auf zu wecken. Ich sammelte meine Sachen vom gestrigen Tag ein und ging ins Bad, um zu duschen. Wenn wir auf dem Weg zum Museum waren, konnte ich mich noch einmal in meiner Wohnung um ziehen, dass wäre kein Problem. Während das heiße Wasser auf mich einprasselte, dachte ich über vieles nach, hauptsächlich über meine Gefühle zu dem Jungen, der nur zwei Zimmer weiter seelenruhig schlief. Ich wusste, da war auf jeden Fall mehr als Freundschaft, definitiv. Ich traute mich nicht, dass Wort Liebe schon zu gebrauchen, zu oft war ich bis jetzt enttäuscht worden und mir blieb jedes Mal das Wort im Hals stecken, wenn Zeke mir seine Liebe gestand. Ich brachte es einfach nicht übers Herz, obwohl es eigentlich so einfach zu sagen war. In meinen Ohren klang es falsch. So viele Leute sagten jeden Tag ihrem Freund oder ihrer Freundin, wie sehr sie sie doch liebten und doch trennten sie sich schon nach einiger Zeit. Ich würde diese Worte erst wieder aussprechen, wenn ich mir hundertprozentig über meine Gefühle sicher war und dazu brauchte ich Zeit, Zeit, die Zeke mir hoffentlich geben würde, um mein Gefühlschaos zu richten. Das warme Wasser tat auf meiner harten Haut gut, es bewirkte, dass ich mich endlich entspannte, nachdem ich mit einem Schreck neben Zeke aufgewacht war. Ich stieg aus der Dusche und wickelte mir ein Handtuch um, bis ich mich ordentlich abtrocknete, um dann in meine Klamotten zu schlüpfen, die ich mir bereit gelegt hatte. Um meine Haare machte ich mir keine Sorgen. Sie waren zwar noch feucht, aber trotzdem würden sie wie gewohnt fallen, nachdem sie trocken sein würden. Mit dem Handtuch um Nacken, damit das restliche Wasser in meinen Haaren nicht meine Uniform besudelte, kehrte ich ins Schlafzimmer zurück, um nach meinem Freund zu sehen, der noch immer friedlich schlafend im Bett lag. Wie sollte ich ihn denn da herausbekommen, ohne ihn grob zu wecken? Ich hatte noch nie jemand anderen wecken müssen, im Gegenteil: Eigentlich wurde immer ich geweckt. Leise seufzend setzte ich mich auf die Bettkante, bei meinem Gewicht, sackte das Bett sofort ein bisschen ein. Leicht beugte ich mich über die schlafende Gestalt und rüttelte sanft an seiner Schulter, um ihn zwar aus dem Schlaf zu reißen, aber doch nicht allzu grob zu sein, da das seiner Morgenlaune garantiert nicht gut bekam. Zeke regte sich leicht unter meiner Hand, doch statt seinen Hintern aus dem Bett zu schwingen, packte er mich am Handgelenk und zog mich in einer einzigen kraftvollen Bewegung zu sich herunter. Ich war so überrascht über seine Handlung, dass ich das Gleichgewicht verlor und auf ihn drauf fiel. Es schien ihm nicht viel aus zu machen, zu mindestens zog er mich noch näher an sich heran, dass ich schon fast regelrecht auf ihm drauf saß, was mir doch ein bisschen peinlich war. „Was machst du da?“, fragte ich ihn mehr als irritiert, als er seine vom Bett gewärmten Hände unter mein T-Shirt schob. Seine Berührungen brannten auf meiner Haut und ich spürte mehr als deutlich, wie ich rot im Gesicht wurde. „Na was wohl.“, entgegnete mir Zeke darauf nur mit einem verschmitzten Lächeln, ehe er mit seiner Prozedur weitermachte. „Du weißt, dass wir Schule haben, auch wenn es nur ein einfacher Museumsbesuch ist.“, erinnerte ich ihn, in der Hoffnung er würde mich endlich in Ruhe lassen. Dieses Kribbeln, was seine Finger auf meiner Haut auslösten, fing an sich in meinem ganzen Körper aus zu breiten und ich wusste genau, dass das nicht gut war, darum versuchte ich ihm so gut wie ich nur konnte, zu widerstehen. Schließlich mussten wir in die Schule und sonst wäre vielleicht auch Verdacht aufgekommen, obwohl uns kaum jemand bis jetzt zusammen gesehen hatte, außer in der Schulzeit. Anscheinend wirkte meine Belehrung. Zeke gab eine Art Knurren von sich, was sich wirklich süß anhörte, ehe er sich in eine sitzende Position aufrichtete und mich mit seinem klaren Blick erstach. Okay, das war eine schlechte Idee gewesen, ihn gerade jetzt auf den Museumsbesuch aufmerksam zu machen. Sein klarer, tiefgehender Blick schien mich völlig zu durchbohren und ich musste beschämt den Kopf abwenden. Ihm war es vielleicht gar nicht so klar, doch sein Blick, den er insbesondere immer mir zuwarf, war so undurchdringlich wie der tiefste Ozean. Ich musste mich jedes Mal von ihm losreißen, bevor ich noch in seinen schwarzen Seen zu ertrinken drohte und mich ihm ohne weiteres hingab. Ich räusperte mich verlegen, um ihn darauf aufmerksam machen, wo und wie wir saßen. Die Augen verdrehend nahm Zeke seine Hände zurück, hob mich kurzerhand an der Hüfte hoch und setzte mich neben sich, damit er aufstehen konnte. „Du kannst einem auch jede Stimmung zu Nichte machen.“, tadelte er mich mit brummendem Unterton und ich glaubte sogar zu sehen, dass er schmollend seine Unterlippe vorschob. „Und du scheinst mal wieder vergessen zu haben, dass ein paar Lehrer heute unsere Anwesenheit erwarten.“, neckte ich ihn ein bisschen. In dieser Beziehung war er wirklich leicht zu reizen und ich spürte genau, dass ich noch so vieles über ihn wissen wollte. Über mich wusste er schon einiges, wenn auch nur widerstrebend, aber von ihm wusste ich so gut wie überhaupt nichts. Nie hatte er mir in irgendeiner Weise, außer das er mich liebte, etwas über seine Vergangenheit erzählt. Das meiste hatte ich bereits selbst herausfinden müssen und dieses Wissen fiel eher spärlich als gut aus. Ich machte noch kurz das Bett, ehe ich in die Küche ging. Von weitem hörte ich die Dusche, bis Zeke vom Duschen zurückkam, bereitete ich uns schon mal einen Kaffee vor, damit wir richtig wach wurden. Er gab mir so die Gelegenheit über gestern nach zu denken. Bei der Erinnerung färbten sich meine Wangen noch immer verräterisch rot, doch allmählich gewöhnte ich mich an den Gedanken, keine Jungfrau mehr zu sein. Es war komisch. Noch vor ein paar Wochen hätte ich mir diese Wandlung in meinem langweiligen Leben nie vorstellen können und jetzt stand sie vor mir und erwartete mich mit ausgebreiteten Armen. Als hätte mein Leben plötzlich wieder einen Sinn bekommen. Ich setzte mich, weiterhin nachdenklich, mit den zwei dampfenden Kaffeetassen an den großen Esstisch, der aus Eiche gefertigt war und so einiges an Gewicht auf die Waage brachte. Ab und an nippte ich an meinem Getränk, während ich meinen Blick durchs Zimmer wandern ließ, jeden Gegenstand förmlich in mich aufsog, um Zeke ein bisschen näher zu sein. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, als Zeke endlich zurückkam, schon halb angezogen und mit noch tropfenden Haaren, die ihm strähnig ins Gesicht hingen, wenn er sie nicht mit einer Hand hinter sein Ohr strich. Ich musste über diesen lustigen Anblick grinsen, ich konnte einfach nicht anders. Er ließ sich auf den Platz mir gegenüber plumpsen, bedachte mich dabei mit einem neugierigen Blick, da ich mein Grinsen immer noch nicht abgelegt hatte. „Entschuldige, ich kann nicht anders.“, versuchte ich mich zu rechtfertigen, obwohl das eher ein kläglicher Versuch dazu war. Etwas verlegen, richtete ich meinen Blick auf meine dampfende Tasse, als Zeke mich interessiert musterte, schließlich hatte ich nicht genau definiert, wofür ich mich entschuldigte. „Schon okay. Ich weiß, ich seh aus wie ein begossener Pudel. Du bist nicht der erste, der darüber lächeln muss.“, gab er leichthin zurück, um die angespannte Situation, die sich unweigerlich nach meiner Aussage gebildet hatte, zu überbrücken. Aber ich lächelte ja gar nicht deswegen. Ich hatte doch gar keinen Grund ihn aus zu lachen. Im Gegenteil, also warum sollte ich? „Ich lächle nicht deswegen.“, wisperte ich ihm entgegen, in der stillen Hoffnung, er würde es doch nicht hören, obwohl er so gute Ohren hatte. Zeke vernahm es mit deutlicher Stimme. Ich sah zu ihm auf und traf direkt seinen Blick, der verwundert und überrascht, aber auch irritiert wirkte. Er wusste anscheinend nicht, wovon ich sprach. Verlegen räusperte ich mich und blickte zur Seite, um seinem bohrendem Blick aus zu weichen. Irgendwie war es mir peinlich. Ich verzehrte mich so nach ihm, dass es sich selbst für mich schon unnormal anfühlte. „Weswegen dann?“, hakte Zeke genau nach, wie ich befürchtet hatte. Ich wollte ihm so ungern eine Antwort geben. Konnte ich ihm überhaupt die Wahrheit sagen? Leise räusperte ich mich, starrte dabei aber immer noch zur Seite. „Ist nicht so wichtig, vergiss es einfach.“, flüsterte ich in die Stille hinein. In Gedanken betete ich innständig, er würde nicht weiter nachhaken, doch natürlich erhörte Gott mein Flehen nicht, er schien mich heute nicht zu mögen, um mir gnädig zu sein. Heißer Atem strich mir plötzlich über meinen Hals und ich wandte mich etwas erschrocken in die Richtung, aus der dieser Atem kam. Die schwarzen Augen meines Freundes schienen mich völlig an zu ziehen, egal was ich versuchte, ich kam nicht von seinem Blick weg. Mein Gott, wie hatte er so schnell bei mir sein können? Es waren doch nur wenige Sekunden vergangen, seitdem ich diese Nichtigkeit von Diskussion beendet hatte. „Sag es mir.“, forderte Zeke mich mit freundlicher, aber bestimmender Stimme auf. Etwas hilflos, durch seine plötzliche Nähe, schüttele ich den Kopf, sodass die vordersten Haarsträhnen um meinen Kopf tanzten. Angestrengt schluckte ich, als sich mein Gegenüber noch weiter nach vorne lehnte. Seine Lippen berührten beinahe die meinen, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. Er sollte nicht dauernd seine Reize an mir ausprobieren, er wusste doch genau, wie empfindlich ich auf ihn reagierte!, grummelte ich in Gedanken. „Das kannst du dir doch denken.“, entgegnete ich leicht angesäuert, da er immer noch über mich gebeugt war. Ein Schmunzeln trat aus seine Züge. „Natürlich weiß ich es, aber ich würde es gerne aus deinem Mund hören.“, erwiderte er schelmisch auf meine Aussage. Röte schoss mir ins Gesicht und endlich schaffte ich es seinem verlockenden Blick aus zu weichen, indem ich mich nur noch auf die Tischplatte konzentrierte. Es war gar nicht mal so leicht, jemandem, der einem nahe stand, so etwas zu beichten. Federleicht strich Zeke mir mit einer Hand über meine Halsbeuge, ehe er sich endgültig zu mir herunterbeugte und sich an meinem Hals zu schaffen machte. Mir stockte der Atem, als ich augenblicklich seine Lippen an meiner Beuge spürte, die sich leicht festsaugten. Angestrengt atmete ich durch die Nase, versuchte meinen Atem normal weiter zu führen, sich jetzt nichts anmerken zu lassen. Was glaubte er eigentlich, was er gerade hier machte? Er konnte sich doch nicht einfach an mir vergreifen, wann es ihm passte oder doch? „Zeke…“, versuchte ich ihn etwas zu bremsen und griff nach seinen Händen, die nun ebenfalls aktiv geworden waren und über meine noch verhüllte Brust strichen. „Lass mir doch den Spaß und genieß es.“, hörte ich ihn an meinem Hals murmeln, als er leicht hinein biss und ich gerade noch ein lautes Keuchen unterdrücken konnte. „Jetzt nicht.“, herrschte ich ihn mit leisem Groll an. „Wir müssen noch zu mir, also trink deinen Kaffe aus und behalt deine Hände bei dir.“ Zu meiner Überraschung hörte er wirklich auf mich, denn sofort verschwanden seine Hände von meiner Brust, die dann jedoch sanft nach meinem Kopf fassten, und ihn so drehten, dass ich Zekes Gesicht über mir erkennen konnten. „Na gut. Ich lass dich in Ruhe.“, versprach er mir, fragte sich bloß, wie lange genau dieses Versprechen anhielt. Rasch beugte er sich noch einmal vor und verschloss seine weichen Lippen mit meinen. Ich ließ es zu, doch zu meiner eigenen Verwunderung hielt ich seinem lüsternen Blick stand, als er statt seine Augen zu schließen, mir unbeirrt in meine blickte. Mir schlug zwar das Herz bis zum Hals, doch meine anfängliche Röte verschwand bereits wieder. Mit einem leisen Seufzer löste er den Kuss und trat zurück. Ohne mich noch einmal anzusehen, setzte er sich wieder auf seinen Platz und nippte an seiner Kaffeetasse. Ich starrte ungerührt an die Decke, um mein klopfendes Herz zu beruhigen. Eins musste ich ihm wohl oder übel lassen: Küssen konnte er. So^^ Hier ist mein neues Shaman King Kapi^^ Ich hoffe es gefällt euch und ihr bleibt mir weiterhin treu^^ Apropo: Ich habe noch eine wichtige Ansage zu machen. Da der Valentinstag nicht mehr lange auf sich warten lässt, habe ich beschlossen, weiß selbst nicht, was mich da geritten hat, weil der Valentinstag noch nie wirklich für mich interessant war, ein paar One-Shot Kapis über Shaman King, Alice Academy, Naruto und Herr der Ringe zu schreiben. Wann ich die Kapis allerdings on stelle, weiß ich noch nicht, spätestens am Valentinstag und ich hoffe ihr schaut alle mal bei meiner One-Shot Sammlung vorbei^^ Wer eine ENS möchte, um rechtzeitig von den One-Shots zu erfahren, möge mich doch bitte benachrichtigen^^ Ich freue mich jetzt schon auf eure Beurteilungen^^ Lesemaus Kapitel 10: Museumsbesuch Teil 2 -------------------------------- Museumsbesuch Teil 2 Eine halbe Stunde später schlenderten Zeke und ich durch die aufwachenden Straßen, wo bereits die ersten Menschen zur Arbeit gingen. Zeke hatte schon seine Schulkleidung an, die ihm ausgesprochen gut stand, wie ich zugeben musste, aber ich schaffte es nicht zu erröten. Er spazierte dicht neben mir aber noch so, dass er mich nicht berührte. Unser Spaziergang verlief angenehm. Ich spürte kein Unbehagen in mir, die mir seine Nähe früher entgegen gebracht hatte. Die wenigen Minuten, die wir zu meiner Wohnung brauchten, kamen mir wie eine Ewigkeit vor. An meiner Wohnung griff ich nach meinem Haustürschlüssel, um die Tür auf zu schließen. Kurz bevor ich den Schlüssel in das jeweilige Schloss drehen konnte, wurde ich plötzlich an die Haustür gedrückt, was mir doch ein überraschtes Keuchen entweichen ließ. Ich wollte gerade Zeke nach dem Grund fragen, warum er dieses Theater veranstaltete, als eine seiner großen Hände bedächtig meine Seite entlang strich, die von meinem Hemd verdeckt wurde. Ich spürte deutlich, wie ich rot anlief. Er konnte es nicht lassen und das mitten auf dem Gang! Innerhalb meiner Wohnung hätte ich vielleicht, obwohl eher nicht, ein bisschen Verständnis gezeigt, aber nicht hier! Verlegen räusperte ich mich laut, was als eine Art Aufforderung gedacht war, doch der Junge hinter mir ließ sich nicht weiter beirren, sodass seine Hand mittlerweile schon am Saum meines Hemdes angelangt war und kurz davor war, unter es zu fassen und damit über meine Haut zu streichen. „Fass mich nicht an!“, zischte ich ihn aufgebracht an und stieß mich dabei so heftig von der Tür, dass er mit mir strauchelte, ehe ich mein Gleichgewicht wieder fand und ihn aufgebracht, mit geröteten Wangen, ansah. Im ersten Moment schien er überrascht, aber verwirrt zu sein, doch wie ich es bis jetzt nicht anders kannte, schlug seine Stimmung schnell ins Negative um, sodass er warnend seine Augen verengte, mich dabei mit einem strafenden Blick anschaute, der mein bestehendes Unbehangen nur noch verstärkte. Zeke schürzte kurz seine Lippen, ehe er einen Schritt auf mich zu machte. Ich dachte mir, dass jetzt irgendein Ausbruch kommen würde, drängte mich dabei an die Haustür, die ich deutlich mit ihrem dicken Holz im Rücken spürte, doch Zeke streckte jediglich die Hand zum Türknauf aus und drehte den Schlüssel herum, sodass ein leises Klicken ertönte. Die Tür bedeutete uns damit, dass sie auf war. Ich verstand nicht, warum er auf einmal so nachgiebig war, doch in dem Moment kam es mir nur Recht. Lautlos schlüpfte ich in meine Wohnung hinein und war mir mehr als nur klar, dass Zeke dicht hinter mir folgte. Das Klicken der Haustür ertönte, es klang entscheidend, unumkehrbar, wie eine Bekanntmachung durch die Nachrichten. Ich atmete tief durch, versuchte meine Gedanken zu ordnen, was bei seiner Nähe gründlich in die Hose ging. Doch bevor ich mich komplett in seiner berauschenden Ausstrahlung verlor, bat ich ihn sich einfach irgendwo hin zu setzen, während ich mich umzog. Ich eilte schleunigst in mein Zimmer, bevor er seine Meinung änderte wenigstens einmal brav zu sein. Leise schloss ich meine Zimmertür, damit Zeke meinen schnellen Atem nicht mehr hören konnte. Ich fühlte mich, als wenn ich mindestens zehn Kilometer gelaufen war, so angespannt, zum Sprung bereit. Seine Nähe puschte mich jedes Mal aufs Neue hoch. Meine Schuluniform hang ordentlich in meinem Schrank, als ich sie heraus nahm und die Schranktüren zuzog. Ich zog mich mit klopfendem herzen um, danach packte ich meine Schultasche. Da wir heute in ein Museum gehen würden, packte ich das nötigste ein wie Federtasche, Collegeblock, Kunstblock und Acrylfarben, wer wusste schon, ob wir nachher noch das Bild, was uns am meisten gefiel, skizzieren sollten. Bei Lehrern war ja bekanntlich alles möglich. Um mein Frühstück machte ich mir keine Sorgen. Momentan war ich durch die Schmetterlinge in meinem Bauch so abgelenkt, dass ich sowieso nichts zu mir nehmen konnte, ohne Risiko zu sabbern und das Museum, in das wir wollten, hatte eine eigene Mensa für die Besucher und Mitarbeiter. Ich würde also nicht umkommen, auch wenn ich im Wachstum war und im Gegensatz zu meinen Mitschülern viel mehr aß, warum wusste ich selbst nicht, es lag einfach in der Familie. Schnell kämmte ich mir noch die Haare, die trotzdem in alle Richtungen abstanden und huschte aus meinem Zimmer zu Zeke zurück, der zu meiner Überraschung noch auf seinem Platz an einem der Küchenstühle saß. Er lächelte mich seelenruhig an, als ich atemlos und mit gehetztem Blick zu ihm kam. Dabei hatte er seinen Kopf auf seinem Arm gestützt. „Beruhig dich mal Yoh.“, ermahnte er mich. „Du tust gerade so, als wenn eine wild gewordene Büffelherde hinter dir her wäre.“ Herrisch strich ich mir eine Strähne aus dem Gesicht, die meinen Kamm gezielt ausgewichen war. „Ich bin ruhig!“, entgegnete ich auf Zekes übertriebenem Vergleich. Sah ich wirklich so gehetzt aus, wie er behauptete? „Natürlich.“, spottete mein Gegenüber mit einem solchen Sarkasmus in der Stimme, dass er es ernster gar nicht meinen konnte. Mit einer einzigen bestimmenden Bewegung nahm er mir meine Schultasche ab und stellte sie neben sich auf den Fußboden, so mühelos, obwohl ich sie ziemlich umklammert gehalten hatte. Als Zeke seinen Blick hob, musste ich meinen verschreckt abwenden. Er sah mich mit einer solchen Itensität an, dass es mir schon wieder peinlich war. Meine Röte konnte ich vor ihm nicht verstecken, sie war allgegenwärtig, wenn ich ihm auf weniger als fünfzig Meter zu nahe kam, wie ein Fluch, der mich nicht los ließ. Ich spürte kaum seine sanfte Berührung an der Hand, ehe er meine umschloss und mich ruckartig zu sich zog. Ich hatte nicht einmal die Möglichkeit einen überraschten Laut von mir zu geben, ehe ich mich auf seinem Schoß wieder fand, zwischen Küchentisch und ihm eingeklemmt, damit ich nicht entkommen konnte. Die Ruhe in Person, ganz das Gegenteil von mir, stemmte er seine Arme links und rechts von mir ab. Ich glaubte jeden Moment, mir würde mein Herz aus meinem Körper springen und auf und davon sein. Es schlug mir bis zum Hals und schnürte mir dabei die Kehle zu, sodass ich befürchtete keinen Laut raus zu bekommen, wenn ich ihm eine meiner Grenzen klar machen wollte. „Beruhig dich Yoh.“, versuchte Zeke mir bereits das zweite Mal klar zu machen, doch es wollte bei mir nicht so Recht klappen, dafür spürte ich seine Nähe zu sehr. Sein Becken drückte dabei an meins, meine Beine baumelten an seinen Seiten vom Sitz, da ich ihn um die Hüfte nicht umschlang, ansonsten hielten wir keinen Körperkontakt, doch allein seine Nähe machte mich schon wahnsinnig. Behutsam strich Zeke mit seiner Nase über meine Wange, als er mit seinem Gesicht näher gekommen war. Ich schloss die Augen und atmete gleichmäßig aus, um mich zur Ruhe zu zwingen, damit ich nicht etwas tat, was mir später Leid tat. „Siehst du? Es geht doch.“, sprach Zeke mir sicher zu, als hätte er gewusst, dass ich so reagierte. Idiot!, schimpfte ich in Gedanken. Er tat so, als könnte er in mir lesen, wie in einem offenen Buch. Das dumme an der Situation war einfach, dass er immer Recht hatte, egal bei welcher Konfrontation. Ich schmollte leicht, beleidigt den Kopf zur Seite gedreht, was aber gar nicht so leicht war, bei Zekes warmen Blick, den er unverhohlen auf mich gerichtet hielt. „Hör auf mich so an zu sehen.“, brummte ich missmutig, als er nicht damit aufhörte. „Wie sehe ich dich denn an?“, fragte er mich süffisant, dabei versuchend sein breites Grinsen zu unterdrücken. „Naja, so halt.“, versuchte ich ihm irgendwie verständlich zu machen, denn so richtig beschreiben konnte ich seinen Blick nicht. Eine Mischung aus Begehren und Wärme, obwohl momentan die Wärme im Vordergrund stand. Eine seiner großen Hände umfasste sanft aber bestimmend mein Kinn und drehte meinen Kopf zu sich. „Sieh mich an.“, bat er mich und ich konnte nichts anderes tun, als dieser Aufforderung Folge zu leisten. Zeke hatte mich jedes Mal in der Hand, wie ein Marionettenspieler, der seine Puppe lenkte. Ich schluckte angestrengt, als er mit seinem Gesicht näher kam, ohne seine Augen von mir zu richten. Kurz vor meinen Lippen hielt er inne, um mir prüfend in die Augen zu sehen, ehe er die letzten Zentimeter überbrückte und meinen Mund mit seinem verschloss. Eine Welle der Wärme erfasste mich und trug mich fort. Ich spürte seine Lippen so deutlich auf meinen, als wären sie auf meinen eingebrannt. Zeke küsste mich so sanft wie beim ersten Mal, mittlerweile verspürte ich auch keine Furcht mehr vor solchen Berührungen, da ich sie vorher nicht kannte, sondern sehnte sie regelecht herbei, um in meiner Gefühlswelt zu versinken und nur noch das Hier und Jetzt wahr zu nehmen, nur noch zu fühlen und sich treiben zu lassen. Ich kuschelte mich enger an ihn, sodass ich spielend leicht die Arme um seinen Hals legen konnte und er seine um meinen Rumpf. Hitze stieg in mir auf, die sich in meine Glieder ausbreitete. Ich bekam kaum Luft, also musste ich den Kuss mit einem Keuchen unterbrechen, damit ich nicht noch durch Sauerstoffmangel einen auf Streichholz machte. Benommen und mit geröteten Wangen starrte ich auf Zekes Brust, um meine Atmung zu normalisieren. Ein leichter Druck auf meiner Stirn ließ mich innehalten und ich hob meinen Blick, nur um Zekes Blick mit diesen schwarzen Augen zu begegnen, die meinen so ähnlich sahen. „Scht…“, sagte mein Gegenüber, damit ich mich nicht abwandte. Ich blieb, lehnte mich dabei entspannt an seine Stirn, ließ mir dabei seinen Atem angenehm übers Gesicht streichen, wobei ich dadurch eine kaum wahrnehmbare Gänsehaut bekam. „Wir sollten langsam los.“, sagte ich in die Stille hinein. Wenn wir noch lange hier blieben, verpassten wir unsere Klassen, mit denen wir vor dem Museum verabredet waren. Die Lehrer hätten es bestimmt nicht gerne gesehen, wenn wir zu spät kamen, gerade weil Zeke Klassensprecher war. „Es ist gerade mal Viertel vor Acht. Wir haben noch eine dreiviertel Stunde Zeit, ehe wir dort sein müssen und wir benötigen nicht länger als zehn Minuten zum Museum.“, schallt er mich. „Oder möchtest du unbedingt von mir weg?“, fragte Zeke weiter und durchbohrte mich förmlich mit seinem Blick, um mir ein paar Worte zu entlocken. Bestimmend legte ich Zeke meine Hände auf die Brust, um mich gegen ihn zu stemmen, obwohl ich wusste, wenn er es darauf anlegen würde, ich nicht von ihm wegkäme. Solche Momente hasste ich, da ich ihm wieder einmal eine meiner Grenzen verständlich machen musste, aber ohne ihn zu verletzen. „Wir sollten wirklich gehen Zeke.“, beharrte ich auf meiner Meinung. „Warum möchtest du denn gehen?“, fragte mein Gegenüber hartnäckig weiter und ich seufzte innerlich. Keiner wollte nachgeben, weder er noch ich. Sein Griff um mein Kinn wurde fester, zwang mich ihn auch weiterhin an zu sehen. Als ich widerwillig in seine pechschwarzen Seelenspiegel sah, wurde mir auf einen Schlag bewusst, der nicht minder einem Hammerschlag glich, wie nahe er mir war, wie nahe wir uns waren. Jetzt wurde mir unsere intime Stellung unangenehm und ich versuchte mich mit stärkerer Bemühung aus seinem Griff zu winden, wie ein zappelnder Fisch, der in die Enge getrieben worden war. Anscheinend erkannte Zeke nun meine aufsteigende Panik, denn er entließ mich aus seinem Griff und machte mir Platz, damit ich von seinem Schoß rutschen konnte. Ich tat es, entfernte mich dabei ein gutes Stück von Zeke, um durch zu atmen, froh darüber, dass er mir diese Möglichkeit gab. Aufmerksam beobachtete Zeke meine Gesichtsmimik, als ich mich hektisch atment mit dem Rücken an die gegenüberliegende Wand lehnte. „Warum fürchtest du dich?“, fragte mich der andere Junge im Raum, da er meine Reaktion nicht verstand, ihm sie aber bekannt vorkam, da ich am Anfang unserer Beziehung noch verschreckter war. Es war schwer für mich aus mir heraus zu gehen, über Dinge zu reden, die ich lange in mir verschlossen hatte. „Es ist schwierig.“, keuchte ich, glaubte kaum noch Luft zu bekommen. „Dann erklär es mir.“, forderte Zeke ruhig, als würden wir uns in einem normalen Gespräch befinden, doch verdammt noch mal, gerade das war es nicht!, donnerte ich in Gedanken, verzog dabei äußerlich missmutig die Stirn. „Es hat was mit meinem ersten Jahr hier zu tun, als ich gerade frisch auf die Schule gekommen bin.“, begann ich stockend, da ich nicht so Recht wusste, wie ich genau anfangen sollte. Ich wusste nicht, ob Zeke mir zuhörte, aber ich glaubte schon, ansonsten hätte er überhaupt nicht gefragt, da ich meinen Blick gesenkt hielt. „Ich war neu eingeführt worden von einem der Klassensprecher der Unterstufen. Er zeigte mir alle Räume und Gebäude des Schulgeländes, als er mir den Musikraum zeigte, waren wir dort alleine.“, erzählte ich weiter, unterdrückte den Kloß, der sich in meinem Hals bilden wollte. Es fiel mir so schwer darüber zu reden, selbst Anna wusste nicht Bescheid, da ich sie nicht damit belasten wollte und gerade jetzt, wo ich noch frisch mit jemanden zusammen war, sollte ich meine größte Angst aussprechen. „Den Rest…kannst du dir ja denken.“, piepste ich zum Schluss, meine Stimme versagte mir. Ich musste die Augen zusammenkneifen, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Es hatte damals unendlich weh getan, gepeinigt und gierig begrapscht zu werden, ich hatte zu viel Angst, dass er es erzählen würde, sodass ich es für mich behielt, ihm jedoch komplett aus dem Weg ging. Ich war zu unerfahren, um etwas unternehmen zu können. Völlig in Gedanken vertieft, erschreckte ich fürchterlich, als sich plötzlich zwei Arme um mich schlangen und ich gegen eine Warme Brust gedrückt wurde. Ich riss die Augen auf, sah dabei aber nur das weiße Hemd, gegen welches ich gedrückt wurde. „Ich bin hier.“, flüsterte Zeke mir ins Ohr und ich krallte mich förmlich in sein Hemd, um mich davon zu überzeugen, dass er auch wirklich da war. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Halsbeuge, um meine Tränen zu verbergen, die sich jetzt ungehindert einen Weg über meine Wangen bahnten. Leise schluchzte ich. Langsam zog Zeke mich mit nach unten auf den Boden, damit ich nicht in seinen Armen zusammenbrach. Ich lag halb auf ihm, mein Körper bebbte unerbittlich, als stünde ich unter Schüttelfrost. Während ich mit meinen Weinkrämpfen kämpfte, dass sie doch endlich aufhören mochten, sprach Zeke kein Wort mit mir, sondern strich mir beruhigend über Kopf und Rücken. Er gab mir die Zeit mich wieder zu fangen. Ich wusste nicht wie lange ich genau geweint hatte, da ich mit anderen Dingen beschäftigt war, doch ich war mir sicher, dass schon etliche Minuten vergangen waren, als ich mich von Zekes Brust hoch stemmte und mir fahrig über die Augen fuhr, um die Tränenspuren weg zu wischen, obwohl ich sehr genau wusste, dass meine geröteten Augen noch länger bleiben würden. Zeke fasste behutsam nach einer Strähne meines Haares, um diese entlang zu streichen. „Alles wieder okay?“, hauchte er mir zu und ich nickte bestätigend. Ich fühlte mich erstaunlich gut, anscheinend hatte dieser Ausbruch meine gestauten Emotionen mal ausgelassen, die ich nur in mich hineingefressen hatte. „Wollen wir los?“, fragte er nach ein paar vergangenen Sekunden und ich erhob mich wortlos von ihm, damit er aufstehen konnte. Als mein Blick auf die Uhr fiel, holte ich erschrocken Luft. 8:45 Uhr. Wie sollten wir es denn jetzt noch rechtzeitig zum Museum schaffen?! Zeke bemerkte meinen erschrockenen Blick und streckte mir lächelnd die Hand hin. Ich schaute ihn kurz skeptisch an, doch sein Lächeln trübte sich nicht, sodass ich ihm vertrauensvoll eine Hand in seine legte. Auch wenn ich zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnte, was uns die Zukunft bringen würde, vertraute ich auf uns beide, denn auch wenn ich es nicht zugeben wollte, hing ich schon viel zu sehr an Zeke, der sich hartnäckig in mein Leben eingeschleust hatte. Hallo^^ Hier bin ich wieder und es tut mir super Super SUPER Leid, dass ich so lange nicht mehr geschrieben habe, aber meine Abschlussprüfungen und Vorprüfungen standen vor der Tür, sodass ich wirklich keine Zeit dafür fand >-< Ich hoffe ihr versteht mich, aber jetzt ist es vorbei und ich habe bis zur Notenvergabe erst mal Ruhe, also kann ich wieder regelmäßig schreiben^^ Ich hoffe ihr bleibt mir weiterhin treu^^ Weiterhin viel Spaß beim Lesen^^ Lesemaus PS:Ich bin jetzt auch bei FanFiction angemeldet unter dem Namen Lesemaus16, könnt ja mal reinschauen wenn ihr wollte, da ich dort wahrscheinlich auch Geschichten poste, die hier nur unter eigene Serie fallen würden, aber so genau weiß ich das noch icht^^ PPS:Habe demnächst Pfingstferien und werde mich bemühen dort weiter zu schreiben, damit ihr nicht so lange warten müsst^^ PPS:Bald hab ich meinen ABSCHLUSS in der Tasche!!!!!! Kapitel 11: Museumsbesuch Teil 3 -------------------------------- Museumsbesuch Teil 3 Mein ganzer Körper verkrampfte sich, als ich schon von weitem die drei Klassen Schüler am Fuße der langen Steintreppe ausmachen konnte, die hoch zum Museumseingang führte. Unter ihnen erkannte ich deutlich Klassenkameraden von mir, die sich plauschend miteinander unterhielten, so laut, dass vereinzelte Gesprächsfetzen zu Zeke und mir durchdrangen, der total locker, als wäre es das normalste der Welt seine Kameraden zu sehen, was in seinem Fall tatsächlich zutraf, da er noch nie Probleme mit ihnen hatte im Gegensatz zu mir, neben mir stand, dabei aufmunternd zu mir hinüber blickte, um mir mitzuteilen, dass es schon nicht so schlimm wird, wie ich es mir in meiner verdrehten, schrägen Fantasie wieder einmal ausmalte. Aber genau das war mein Problem: Es würde schlimm werden. Da war ich mir zu 100% sicher! Zeke war Klassensprecher, er wurde akzeptiert, in die Gemeinschaft einbezogen, geachtet und ich? Ich war nicht mehr als der kleine, schlaksige, schwach wirkende Junge mit der braunen, zerstrubelten Mähne auf dem Kopf, die in alle Himmelsrichtungen abstand. Und das machten mir meine Mitschüler immer mehr als nur klar, auf ihre Weise verstand sich. Natürlich hatte ich daran rumüberlegt diese Veranstaltung zu schwänzen, obwohl ich bisher erst in wenigen Museen war, die Kunst an sich schon liebte, mir dieses Ereignis auf keinen Fall entgehen lassen wollte, aber mein Freund mit den langen Haaren, die ihn beinahe so aussehen ließen wie ein Mädchen, hatte mich geschickt davon abgehalten, indem er mir drohte, kein einziges Wort mehr mit mir zu reden. Diese Drohung würde er war machen, wenn ich darauf bestand zu streiken! So fügte ich mich ungewollt meinem Schicksal. Sanft spürte ich den Druck von den feingliedrigen Fingern meines Freundes um mein Handgelenk, der mich mit der stillen Geste dazu aufforderte, seine Hand ebenfalls zu ergreifen, mir heimlich Mut zu sprechen. Zögerlich tue ich ihm den Gefallen und erwidere den Druck. Seine Hand war warm, beinahe schon heiß, versprach aber Schutz und Ermutigung, die ich jetzt gut gebrauchen konnte, um nicht doch noch im letzten Moment den Rückzug anzutreten, um der Situation aus dem Weg zu gehen. „Es wird schon gut gehen.“, flüsterte Zeke mir beruhigend mit tiefer Stimme, die sich wie Seide anhörte, durch Mark und Bein ging, zu. Nervös versuchte ich ein Lachen, welches eher in ein quietschendes Kichern wandelte und mir alle Hoffnung nahm, dass es doch noch ein guter Tag werden würde. Bestimmend zog mich der Junge neben mir mit sich, um die restlichen Metern zu unseren wartenden Klassenkameraden zu überwinden, die uns ab der Hälfte schon bemerkten und uns, insbesondere mich, kritisch musterten, beinahe schon verachtend, als wäre ich ein niederes Insekt, welches es nicht Wert war zu leben, da ich die Frechheit besaß mich an ihrem alles vergötterten Klassensprecher festzuklammern, obwohl eindeutig bei dieser Tat Zeke die Schuld hatte, was natürlich niemanden interessieren würde, da sie sich auf das Recht beschränken würden, dass aber doch ich mich an ihm festhielt. So war es vorher, so würde es auch nachher sein, leider. Doch zu meiner eigenen Überraschung, ja sogar angenehmen Genugtuung, dass selbst meine Klassenkammeraden nur Menschen waren, deren Gesichtszüge im wahrsten Sinne des Wortes entgleiten konnten, führte Zeke mich zu einer kleinen Gruppe, die nur aus zwei Personen bestand, am Rande der Schüleransammlung. Um zu sagen ich war neugierig, war die Untertreibung des Jahrhunderts, da er mir noch nie von sich aus Personen vorgestellt oder gar in meiner Gegenwart mit Mitschülern gesprochen hatte, da er einfach zu den Leuten, genauso wie ich, gehörte, die eher verschlossen waren und sich nur mit jemand anderem unterhielten, wenn es unbedingt notwendig erschien, sprich, dass man voll gequatscht wurde und diese Person nur noch loswerden wollte, bevor man noch zur Gänze den Verstand einbüßen musste. Da Zeke unmittelbar vor den zwei, wie ich feststellen musste, ebenfalls Jungs, stehen blieb, dabei noch meine Hand hielt, musste ich meinen Schritt bremsen, sodass ich etwas verschüchtert schräg hinter ihm stand, um nicht allzu viel von meiner Person Preis zu geben, dafür aber die anderen Zwei mustern konnte, ohne ihren Blick auf mir zu spüren, da sie sich meinem Begleiter zuwandten. „Guten Morgen Zeke.“, grüßten sie beide. „Morgen.“, erwiderte mein Vordermann und ich konnte dabei aus seiner Tonlage deutlich heraushören, dass es ihm ernst war, da er bei anderen Leuten sonst immer kühl und distanziert sprach, als würde das Gespräch ihm nichts bedeuten, aber bei diesen Jugendlichen war es anders. Vorsichtig lugte ich über Zekes Schulter, darauf bedacht, dass die zwei anderen mich nicht bemerkten, um sie heimlich zu mustern. Einer von ihnen hatte grüne Haare, trug eine schwarze elegante Hose, die sich sanft an seinen Körper schmiegte, zudem ein Hemd, ähnlich einer Bluse, die an den Ärmeln breit verlief, die überdeckt durch einen Mantel wurde, der grüne und gelbe Karostreifen aufwies, als würde er einen Detektiven nachspielen. Der andere Junge wies eisblaues Haar auf, trug einen weißen Pullover, der mit Schnallen versehen war und eine lockere kurze Hose, die um seine Beine schlabberte sowie ein Stirnband, da es ziemlich weite Klamotten waren, obwohl der Junge kein Gramm Fett an sich aufwies, vermutete ich, dass er die Freiheit mochte, denn solche Personen, die oft wanderten oder Reisen unternahmen, trugen oft lockere Kleidung. Jedoch wunderte es mich, dass die beiden keine Schuluniform trugen, obwohl es Pflicht war. Ob sie gar nicht von unserer Schule kamen? „Schön das ihr kommen konntet, obwohl ihr heute frei habt.“, warf Zeke ein, doch beide winkten beruhigend ab. „Was für Freunde wären wir denn, wenn wir uns nicht gegenseitig unterstützen? Außerdem hatten wir heute sowieso nichts Besseres zu tun, also red dir ja nichts ein.“, mahnten sie meinen Partner, der ein ehrliches Lächeln auf seinen fein geschwungenen Lippen zeigte, dass nur selten dort erschien. Als die drei sich ausgesprochen hatten, wanderten alle drei Blicke zu mir, selbst der von Zeke, was mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken laufen ließ. Ich mochte es einfach nicht, wenn man mich anstarrte. Ein deutlicher Rotschimmer bildete sich auf meinen Wangen, ehe ich nach unten auf meine Schuhspitzen sah, die ganz plötzlich sehr interessiert meine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Der beruhigende Händedruck von Zeke nutzte mir in diesem Moment Recht wenig, da ich mich sprichwörtlich nackt fühlte. Erst die Stimme von Zeke riss mich aus meinen Gedanken. „Keine Sorge, die beiden sind schwer in Ordnung. Sie sind meine besten Freunde und auf der Saint-Village-Schule, hier in der Nähe des Museums. Eigentlich ist heute ihr freier Tag, aber ich dachte ein bisschen Gesellschaft würde uns beiden gut tun.“ Da ich darauf nichts erwiderte, schalteten sich die zwei Jungs selbst ein, um einer unangenehmen Schweigeminute zu entgehen, die sich vermutlich schlecht auf mein Gemüt ausgeübt hätte. „Ich bin Lyserg und das,“, er deutete auf den Blauhaarigen, „ist Train. Freut uns dich kennen zu lernen.“ Ich schluckte kurz, um diesen festen Kloß in meiner Kehle loszuwerden. Sie würden mir nichts tun, mich nicht verletzen, schließlich ist Zeke immer noch bei mir. „Gleichfalls. Ich bin Yoh.“, grüßte ich Train und Lyserg, wenn auch nur zögerlich, doch diese kleine Geste reichte schon, dass es ein Lächeln auf die beiden Gesichter zauberte und somit war der Knoten geplatzt. Wir schauten uns alle gegenseitig an, mit verbissenen Mienen, um uns das Lachen zu verkneifen. Ja, das konnte noch interessant werden, sympathisch waren sie mir schon auf jeden Fall! Wir waren eine der letzten die noch gefehlt hatten, bevor der Museumsbesuch begann. So rief uns unser Lehrer zusammen, bevor wir gemeinsam ins Museum gingen, um die restlichen Instruktionen für den Tag zu bekommen, da es üblich war, dass unsere Lehrer uns Aufgaben und Fragebögen gaben, die sie erst am nächsten Tag in der Schule abholten, um uns genug Zeit zu geben sie auszufüllen. Da es immer Vierergruppen geben sollte, blieben Zeke, Train, Lyserg und ich direkt zusammen, so war es umständlicher für uns, als uns erst wieder aufzuteilen, zudem hatte unser Lehrer nichts dagegen, auch wenn Lyserg und Train nicht aus unserer Schule waren, Gesellschaft konnte man immer gut vertragen. Als wir dann alleine in der Eingangshalle standen, nebenbei bemerkt waren unsere Klassenkammeraden so schnell von der Bildfläche verschwunden, dass man nur noch eine Staubwolke von ihnen hatte sehen können, die sie hinter sich herschliffen, registrierte ich erst, wie nervös ich wirklich war, da meine Hände verkrampft an meinen Seiten hinunter hingen und schwach bis mäßig von Zittern durchzogen wurden. Eine feingliedrige, schmale Hand legte sich um meine Taille, dann wurde ich auch schon zur Seite gezogen an einen etwas größeren, muskulöseren Körper als ich selbst, der mir einen sicheren, soliden Halt versprach. Ich wurde an die Seite des Körpers gedrückt, sanft nicht aufdringlich, mein Gesicht dabei in der Halsbeuge vergraben, dass ich beinahe das feurige pulsieren der Halsschlagader an meiner Nase spüren konnte. Am liebsten wäre ich für immer so stehen geblieben, bei der Person, die mich beschützte, mir Wärme und Geborgenheit schenkte, bei der ich sooft sein konnte wie ich wollte, ohne den Grund zu nennen, einfach nur bei ihm: Zeke, doch dann fielen mir unsere zwei Zuschauer ein, die direkt neben uns standen. Ich krallte meine Hand in Zekes Shirt, aus Angst vor der Reaktion der beiden Freunde von ihm. Würden sie es verstehen? Oder würden sie mich schallend auslachen, dass ich mich ausgerechnet in ihren Freund verliebt hatte? Akzeptierten sie überhaupt Zekes Neigung, geschweige denn Homosexualität? Die Ungewissheit bahnte sich wie eine eiskalte Hand meinen Rücken hoch, um sich kurz darauf um meinen Hals zu legen, damit ich keinen Ton mehr herausbekam, so stark schnürte sie sich zu. Behutsam strich mir mein Freund über den Rücken, dem das Beben meines Körpers durchaus nicht entgangen war, was wohl zum größten Teil daran lag, dass ich sehr nahe an ihm stand. Ein vernehmbares Räuspern riss mich brutal aus meinen panischen Gedanken und ich wäre herumgefahren, hätte Zeke nicht demonstrativ den Arm um meine Taille fester gezogen, damit ich gar nicht erst in Versuchung kam mich von ihm lösen zu können. „Du bleibst bei mir.“, flüsterte mir Zeke ins Ohr, mit verführerischem Unterton, der mir immer noch die Röte in die Wangen trieb, obwohl ich mich ja mittlerweile daran hätte gewöhnen müssen. Da ich nun nicht mehr hinter mich blicken konnte, ohne mir den Hals zu verrenken, spitzte ich meine Ohren, um in die Stille zu lauschen, die sehr bald durch Lysergs Stimme unterbrochen wurde. „Du brauchst dir keine Gedanken machen Yoh, Train und ich sind bei so was sehr flexibel, ansonsten würden wir uns ja selbst verachten.“, kam es lächelnd zu mir rüber. Moment mal! Mein Kopf schoss blitzschnell hoch, als ich das eben gehörte verarbeitete. Endlich gab mein Freund mir die Gelegenheit mich umzudrehen, sodass ich die beiden mehr als perplex ansehen konnte. Hatte ich richtig verstanden? Mein Blick sagte wohl alles, da die zwei sich kurz einander anblickten, ehe sie anfingen zu lachen, obwohl ich mich in dem Moment echt verarscht auf gut deutsch fühlte. Über so etwas machte ich mich bekanntlich nicht lustig. Ich zog einen Schmollmund, der wohl jedem Hundebaby Konkurrenz gemacht hätte und wartete gespannt darauf, wann die Zwei sich wohl wieder einkriegen würden. Es dauerte länger als gedacht, Zwischenzeitig dachte ich ernsthaft darüber nach, wann ihre Beine endlich nachgeben würden und sie sich auf dem Boden gigeln vor Lachen, zu meinem Frust passierte keins von beiden. Nachdem sie sich dann beruhigt hatten, sahen sie mich mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen an, wobei Lyserg ein wenig errötet aussah. Bedeutungsvoll wechselten sie einen Blick, aber ich verstand nur Bahnhof. „Nimm es uns nicht übel, Yoh.“, beschwichtigte Lyserg. „Wir waren nur so überrascht, dass du es nicht schon vorher bemerkt hast. Wir verstecken uns nämlich nicht in der Öffentlichkeit so wie andere Pärchen. Wenn jemand unsere Neigung nicht mag, bitte, wir zwingen ihn nicht Kontakt zu uns zu halten, er kann machen was er will, es sei denn er zieht unseren Ruf in den Schmutz, dann können selbst wir unangenehm werden.“, erläuterte der Junge mir. Obwohl ich ihn nicht kannte, kam er mir durch diese wenigen Sätze mehr als sympathisch rüber, vielleicht würde ich jetzt mal richtige, treue Freunde bekommen? Bei diesem Gedanken machte mein Herz einen aufgeregten Schlag in meinem Brustkorb, welches Ausnummsweise mal nicht von Nervosität geprägt war, sondern eher… Wie nannte man das? Vorfreude? Ja, ich glaubte dieses Gefühl war es. „Wollen wir uns jetzt die Gemälde anschauen oder nicht?“, fragte Train aufgeregt, der bereits hibbelig auf seinen Beinen herumhüpfte, um seine Aufgeregtheit irgendwie körperlich zu verarbeiten. Wie konnte ein einzelner Mensch nur so ungeduldig sein? Schließlich hatten wir mehr Zeit, als alles andere. Lyserg schmunzelte über seinen Freund. „Ungeduldig wie immer, was Train? Dann wollen wir dir mal deinen Wunsch erfüllen und endlich losgehen.“, seufzte er, wahrscheinlich hätte er lieber noch weiter geredet, schnappte sich aber schon beim Umdrehen den Unterarm des Blauhaarigen und zog ihn mit sich. Ohne sich noch einmal umzudrehen, gingen sie weg. Und was war jetzt mit Zeke und mir? Perplex blickte ich den Beiden hinterher. Hatte man so etwas schon gesehen? Normalerweise ließ ich immer die Personen stehen oder floh vor ihnen, noch nie hatte jemand so etwas vor mir gemacht. Amüsant. Ich musste stark an mich halten nicht loszulachen, aber ein kleines Lächeln auf den Lippen konnte ich mir nicht verkneifen. Eine weiche Hand legte sich auf meine Schulter. Mittlerweile hatte ich mich schon so sehr an seine Gegenwart gewöhnt, dass mir solche Berührungen nichts ausmachten, im Gegenteil. Ich merkte jedes Mal, wie gut sie mir taten, mir das Gefühl von Sicherheit und Wärme vermittelten. Es war einfach herrlich jemanden an seiner Seite zu haben, dem man vertrauen konnte. „Und, wie findest du die zwei Chaoten?“, fragte mich die gleiche melodiöse Stimme, die mich schon am Morgen geweckt hatte und bei dir mir immer ein angenehmer Schauer, so wie jetzt, über den Rücken fuhr. Mein Gott, wusste der Kerl überhaupt, was er mit seiner Stimme alles machen konnte? „Interessant, merkwürdig, dann aber wieder lustig und amüsant, möchtest du noch mehr hören?“, fragte ich schelmisch nach hinten, wusste ich genau, dass ihm diese Beschreibung alleine schon sagte, dass mir die Zwei mehr als nur sympathisch erschienen. „Nein danke, dass reicht mir…fürs erste.“, flüsterte Zeke ganz leise an meinem Ohr. Und da war er wieder, dieser warme Schauer. Eine Gänsehaut machte sich auf meinem Körper breit, sein warmer Atem, der an meinem Ohr vorbei strömte über meine Kehle, fühlte sich mehr als nur verlockend an, sich jetzt einfach an den Oberkörper hinter mir zu lehnen und sich ein paar fällige Streicheleinheiten abzuholen, aber wie mein Partner es sagte, es konnte warten. So schwierig es auch war sich zu beherrschen. Schmunzelnd zog Zeke mich sanft weiter, schien meine innere Zerrissenheit zu spüren, da er mir zärtlich über den Kopf strich, wie bei einem Kleinkind, welches vom Weinen abgehalten werden musste. Ein bisschen dämlich kam ich mir dabei schon vor, aber ich wusste, dass er es nur gut mit mir meinte, also sagte ich dazu nichts, sondern versuchte meine Nervosität in seiner Gegenwart in die hinterste Ecke meines Gedächtnisses zu drängen, um wenigstens die Gemälde der berühmtesten Persönlichkeiten der Welt genießen zu können, ansonsten hätte ich gar nicht erst mich überwinden müssen, um in dieses Museum zu gelangen, sondern wäre schon am Morgen faul im Bett geblieben und hätte Zeke einfach Zeke sein gelassen. „Welche Abteilung möchtest du dir zuerst ansehen?“, fragte mich mein Freund, wobei ich mich innerlich fragte, wie schnell die Zeit vergangen war, dass ich das Wort „Freund“ schon als Selbstverständlichkeit in meinen Gedanken einfließen ließ, als wir die ersten Gänge der Gemälden entlang gingen. Für mich machte es wenig Sinn nach irgendeinem System zu suchen, nachdem die Gemälde aufgestellt waren, welcher Maler mit welchem Maler kombiniert wurde, auf gut Deutsch: Ich verstand davon nur Bahnhof, deswegen musste ich mir eine andere Art überlegen, wie ich in meine Richtung der persönlichen Kunst fand. „Ich habe noch keine genaue Vorstellung.“, gestand ich leise. „Kann ich mich einfach erst mal umsehen?“, fragte ich, wandte dabei mein Gesicht zu seinem und sah dabei direkt in seine Seelenspiegel, die mich in ihren Bann zogen. Unweigerlich wurde ich vom Thema abgelenkt, was nicht nur mir verborgen blieb. Das Lächeln auf Zekes Gesicht wurde breiter, fröhlich, liebenswert, fürsorglich. Ich sah deutlich, wie er mit seinem Gesicht auf meines zukam, doch ich machte nicht die Anstalten mich wegzubewegen. Wenn ich darüber nachdachte, wäre ich wohl vor einer Woche noch mit einem Quietschen zur Seite gesprungen, um aus seiner Reichweite zu kommen. Automatisch schloss ich die Augen, um seinen warmen, beinahe heißen Atem über meine Wangen streichen zu fühlen, was bei mir ein freudiges Prickeln auslöste, welches mir bis in die Zehnspitzen schoss. Seine Gegenwart war so angenehm! „Wenn du willst kannst du ruhig vorgehen und dich überall mal umsehen. Um Train und Lyserg brauchen wir uns keine Sorgen machen, die kommen schon wieder und ich werde bei dir einfach den stillen Beobachter spielen.“, hauchte er ganz nah an meinen Lippen. Langsam wurde ich hibbelig. Nun mach doch endlich!, knurrte ich gedanklich. Ein kurzes Kichern ertönte vor mir, dann spürte ich endlich die weichen Lippen meines Gegenübers auf meinen, die sich sanft, aber auch leidenschaftlich auf meine pressten. Ich erlag der Versuchung still zu halten, um nicht die Aufmerksamkeit der anderen Leute, die bestimmt noch mit im Raum waren, obwohl ich nicht eine Sekunde lang auf sie geachtet hatte, auf uns zu ziehen. Besitz ergreifend schlang ich meine Arme um seinen Hals und zog ihn weiter zu mir runter. Um jetzt zu sagen ich war glücklich, traf nicht mal Ansatzweise. Zeke war mein Rettungsring in der Dunkelheit und dem trostlosen Leben, was mich sonst umfasste. Wie ein kleines Licht, dass immer brennen würde. Er gehörte mir und ich ihm. Nie mehr würde ich ihn freiwillig loslassen. Leider unterbrach er den Körperkontakt so schnell, wie er gekommen war. Sanft aber bestimmend, löste er meine Hände aus seinem Nacken und rückte von mir ab. In seinen Augen sah ich dasselbe Gefühl, was auch mich erfasst hatte, aber dies waren der falsche Moment und auch der falsche Ort für so etwas. Wohl oder übel mussten wir dies Zuhause weiter ausdiskutieren. „Na geh schon.“, schlug er mir vor, drehte mich in die andere Richtung, in der der Rundgang weiterging. Ein kleiner vorsichtiger Stoß nach vorne und ich war mir sicher, er wollte, dass ich vorlief. Kurz schaute ich mich zweifelnd um, ehe sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen legte. Wann hatte ich schon einmal eine Entdeckungstour durch ein Museum machen können? Genau, gar nicht! Ehe Zeke noch etwas sagen konnte, flitzte ich den Gang entlang. Eine Staubwolke war das einzige, was hinter mir zurückblieb und natürlich ein seelig lachender Zeke, der sich gar nicht mehr einzukriegen schien. Bitte schlagt mich nicht!!! *hinterm Stuhl versteck* *vorsichtig hervorluck* Nein? Danke^^ Ich weiß, es hat irre lange gedauert, bis ich mich endlich mal wieder melde, aber ich hatte so viel mit meiner Ausbildung und der Fahrschule zu tun, dass ich jetzt erst dazu gekommen bin weiter zuschreiben >-< Nun kann ich euch mit Stolz das nächste Kapitel präsentieren, doch weiß ich leider nicht, wie ich in Zukunft mit dem Schreiben vorankommen werde, ihr müsst euch also auf eventuelle Pausen gefasst machen, wo ihr mal eine Weile nichts von mir hört >-< Tut mir Leid >-< Es ist leider nicht zu ändern, aber ich hoffe trotzdem ihr bleibt mir treu^^ Dann wünsche ich euch weiterhin viel Spaß bei meinen Geschichten^^ Lesemaus Kapitel 12: Weihnachtsspecial: Ich warte gestern, ich warte heute und ich werde morgen warten, denn ich weiß, dass du immer zu mir zurückkommst ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Hallo^^ Ich melde mich auch endlich mal wieder von den Toten wieder, entschuldigt, dass ich so lange nicht mehr geschrieben habe >-< Momentan habe ich eine Menge Probleme um mich, mehr als mir lieb ist und mit denen muss ich mich erstmal abfinden. Um ehrlich zu sein, setzen die mich ziemlich unter Druck, deswegen net böse sein, wenn es nur gelegentlich neue Kapitel gibt >-< Trotzdem hoffe ich, ich habe euch als Leser noch nicht verloren und ich wünsche euch im Voraus schon mal eine schöne Advents- sowie Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr, wenn man sich bis dahin nicht mehr sieht^^ Ich warte gestern, ich warte heute und ich werde morgen warten, denn ich weiß, dass du immer zu mir zurückkommst (YohxZeke aus Shaman King) Seufzend sah ich durch das Küchenfenster, welches durch die Heizung ein wenig beschlagen war, sodass man nur spärlich draußen etwas erkennen konnte. Draußen tobte ein Schneesturm, den ich schon seit Jahren an Intensität nicht mehr gesehen hatte. Dicke, kalte Schneeflocken aufgewühlt durch den eisigen Winterwind, flogen unnachgiebig durch die Gegend und bedeckten alles unter sich, was sie in die Finger bekamen. Straße, Haus und Baum. Wenn das nicht bald aufhörte, hatte ich am nächsten Tag einen drei Meter hohen Berg Schnee vor der Wohnungstür wegzuschaufeln, ehe ich überhaupt zum Briefkasten gelangte, um die Morgenzeitung rauszuholen! Wenn es nur bei dieser einen Sache bliebe, hätte ich gar keine Probleme damit. Heute war Weihnachten, der eigentlich schönste Tag des Jahres und gerade ich musste ihn alleine verbringen. Zeke hatte sich verspätet und das schon mehr als zwei Stunden! Durch den Schneesturm war der Zugbetrieb, mit ihm auch alles andere an Verkehr, zum Erliegen gekommen. Sprichwörtlich war also ein richtiges Verkehrschaos in der näheren Umgebung ausgebrochen, welches für einigen Trubel sorgte besonders, da um die späte Uhrzeit noch viele Züge mit Touristen und Schülern unterwegs waren, von den arbeitenden Leuten gar nicht erst zu reden, die jetzt auf den Straßen feststeckten, da ihre Autos in dem tiefen Schnee nicht vorwärts kamen. Wohlgemerkt, trotzdessen das sie Schneereifen bekleideten! Selbstverständlich hatte er bei mir angerufen, jedoch müsste er sich wohl oder Übel diese Nacht ein Hotelzimmer mieten, dass Wetter war eine zu große Zumutung. Also würde ich heute alleine bleiben, genauso wie er auch. Schweren Herzens hatte ich mein Geschenk für ihn unter den Weihnachtsbaum gepackt, den wir auch zusammen geschmückt hatten, mit der Hoffnung, dass er vielleicht doch noch kommen würde. Ein Schmunzeln schlich sich über meine zusammengepressten Lippen, als ich daran denken musste, dass seit unserem Schulabschluss mehr als zwei Jahre vergangen waren und sich seitdem an unserer Liebe nichts verändert hatte! Wir hatten mit großen Problemen zusammengefunden, besonders als meine Schulklasse davon erfahren hatte, es gab regelmäßig Ärger, großen Ärger! Aber dafür hatte ich Freunde gefunden, gute Freunde, die füreinander da waren, füreinander einstanden und dafür dankte ich Gott. Nach all der Zeit der Traurigkeit, die sich mit jedem Tag mehr in mein Herz gefressen hatte, seitdem ich schweren Herzen meine Familie verlassen hatte, nachdem ich bei ihnen das Glück nicht gefunden hatte, hatte sich ein Licht am Ende des Tunnels gezeigt und mir den Weg in eine schöne Welt geleuchtet in der ich nicht mehr alleine war. Wann wohl Lyserg und Train anrufen würden? Sie hatten es versprochen, aber so gut wie ich die beiden kannte, waren sie bestimmt wieder gemeinsam Arm in Arm auf dem Sofa eingeschlafen. Ich schreckte aus meinen Gedanken zusammen, als ich ein Geräusch von der Haustür hörte. Ein Schlüssel wurde herumgedreht, konnte es vielleicht sein?! Vor überschüssiger Energie wäre ich beinahe beim Aufstehen, um schnellst möglich an die Tür zu kommen, auf dem Fußboden ausgerutscht, aber bevor ich mich abpacken konnte, hatte ich gerade noch rechtzeitig mein Gleichgewicht gefunden, nur um jetzt zur Tür zu hasten. Mein Herz schaltete vom Sparmodus auf hundertachtzig. Das Blut rauschte mir in den Ohren. Ich bog um die Kurve und sah gerade noch, wie sich die Haustür öffnete, einen Schwall kalten Wind hereinließ, ehe ich mich blindlings in die Arme der Person warf, die mein Herz schon seit langer Zeit erfüllte. Obwohl die Jacke kalt war, konnte ich nicht anders als mich an die Person förmlich zu klammern wie ein Äffchen, so bald würde sie mich nicht mehr loswerden! Ein leises, sanftes Lachen drang an meine Ohren, gab mir Bestätigung, obwohl dies schon mein Geruchsinn getan hatte, dass es mein Partner war, mein Gefährte, der vorhin am Telefon noch so bekümmert geklungen hatte, dass er nicht zu mir kommen konnte. Ich unterdrückte ein Schluchzen, so froh war ich im Moment. Seine Arme schlangen sich um meinen Rücken, hielten mich umfangen, als würden sie mich nie mehr loslassen wollen und ich wünschte es mir. Nie wieder wollte ich diese Person missen! „Du bist wieder da!“, murmelte ich glücklich an der angenehm warmen Halsbeuge von Zeke, dem die Haare durch das stürmische Wetter zu Berge standen. Ich nahm mir vor, sie später gründlich zu kämmen, bevor er noch gezwungen war sie abzuschneiden. „Natürlich bin ich da, ich habe dir doch versprochen immer wieder zu dir zurückzukommen. Das weißt du doch, du Dummerchen.“, flüsterte er mir leise ins Ohr, was mir einen heißen Schauer über den Rücken rieseln ließ. Ich würde mich wohl nie an diese Stimme gewöhnen, noch heute warf sie mich aus der Bahn. Ein Kuss wurde mir auf die Stirn gehaucht, ehe ich von Zeke nach oben gezogen wurde, in eine aufrechte Position. Ein listiges Grinsen zeigte sich auf seinen Lippen, bevor er die Haustür mit einem gekonnten Tritt nach hinten lautstark schloss. „Und, was bekomme ich für ein Geschenk?“, fragte er beinahe scheinheilig, als er noch näher auf mich zutrat, wofür ich ihm manchmal gerne den Hals umgedreht hätte. Er konnte so perfekt schauspielern, dass es selbst mir manchmal Angst machte. „Ich weiß nicht, wer sagt überhaupt, dass ich für dich eines habe?“, ging ich spielerisch auf seine Bemerkung ein und lachte mich innerlich halb schlapp. Diese kleinen Neckereien unter uns liebte ich am allermeisten, sie waren für ein junges Paar wie wir es waren erfrischend, brachten Schwung in die Beziehung und sorgten dafür, dass sich kein Streit zusammenbrauen konnte. Dann hatte ich schon seine schönen, wohlgeformten Lippen auf meinem Mund und ich schob alle Fragen in den hintersten Teil meines Gedächtnisses. Momentan verlangten andere Dinge meine Aufmerksamkeit und ich ließ mich nur zu gerne darauf ein. Ende Kapitel 13: Es kommt immer anders, wie man denkt ------------------------------------------------ Es kommt immer anders, wie man denkt Ich lief den Gang entlang, ich wusste Zeke würde nachkommen wenn er wollte. Bei den Museumswärtern wurde ich extra langsam, bevor sie noch auf die Idee kamen, mich anzusprechen oder zu verwarnen, weil ich ihrer Meinung nach zu schnell durch die Gänge eilte. Ich wollte so vieles schon, so viel über die Geschichte erfahren, die die Gemälde umgab, die Künstler, die Zeiten in denen sie sie gemalt haben, woher sie die Ideen bekamen, wie sie sich inspirieren ließen, einfach alles! Ich war noch nie in einem Museum gewesen, aber ich freute mich wie ein kleines Kind an Weihnachten über diese Möglichkeit, die würde ich auch nutzen. Allein das Farbspektrum war bei einigen Bildern der helle Wahnsinn, die komplette Farbpallete durch! Dabei harmonierten die Farben so sehr miteinander, dass man sehr leicht denken konnte, dass sie für gar nichts anderes geeignet war. Ich ging gerade um die nächste Ecke, da ich in die Abteilung der Landmalerei wollte, nachdem ich mir die Stillleben angeschaut hatte, stieß ich mit einer anderen Person zusammen, die im Gegensatz zu mir zu Boden fiel, ich hatte gerade noch rechtzeitig mein Gleichgewicht wieder gefunden, um genau das zu verhindern. Irritiert sah ich auf die Person, die wahrscheinlich sehr unsanft auf ihren Hintern gefallen war. „Engschuldige Anna.“, sagte ich, ich hatte wirklich nicht vorgehabt sie halb umzurennen, obwohl wir wohl beide Schuld daran waren, da wir beide alles andere als aufgepasst hatten. Sofort hielt ich ihr die Hand hin, um ihr beim Aufstehen zu helfen, die sie ergriff und sich von mir hochziehen ließ. „Was machst du eigentlich hier?“, fragte ich verwundert nach, da sie doch selbst momentan Schule haben müsste oder etwa nicht? Soweit ich weiß war weder ein Feiertag, denn dann hätten auch meine Klasse und ich frei gehabt, noch ein Klassenausflug bekannt, denn normaler Weise erzählte er sie mir von derartigen Ereignissen, schließlich waren wir beste Freunde, sie kannte alles von mir und ich von ihr, zumindest glaubte ich das. Sie würde mich nicht anlügen oder? Ich war mir in dem Moment wirklich nicht sicher. Ich musterte sie verstohlen, als sie sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. Ich hatte das merkwürdige Gefühl, dass sie eigenartiger Weise nervös war, obwohl sie keinen Grund dafür hatte. Seit wann reagierte sie so auf mich? Sonst war sie fröhlich, herrisch und mutig, sie kommandierte mich rum wann sie konnte, aber seit ich Zeke kannte, hatten diese Treffen nachgelassen, ihr Einfluss auf mich nahm ab und ich bewegte mich mittlerweile mehr auf freiem Land. „Also?“, fragte ich nachdrücklich nach. Sie richtete ihren Blick auf mich, lächelte leicht, was ich an ihren zupfenden Mundwinkeln erkannte. „Tatsächlich habe ich die ersten drei Stunden Unterrichtsfrei, weil unser Lehrer krank ist und uns keine Aufgaben hinterlassen hat, deswegen dachte ich mir ich besuche dich, schließlich hattest du mir deinen Museumsbesuch angekündigt. Aber…ich möchte dich trotzdem noch einmal kurz sprechen. Hast du Zeit?“ Sehnsuchtsvoll schaute ich über meine Schulter. Ich hatte schon vor mir die restlichen Gemälde anzusehen, hoffentlich dauerte es nicht zu lange, mein beklemmendes Gefühl in der Magengegend kündigte nichts Gutes an, womöglich hatte sie mir weniger erfreuliches mitzuteilen. „Schon, aber es darf nicht zu lange dauern, ich muss gleich wieder zurück, sonst werden meine anderen Freunde noch misstrauisch.“, gab ich zu bedenken. Ich wollte so schnell wie möglich zu meinem Freund zurück, schon jetzt verspürte ich tiefste Sehnsucht, zudem kam es mir komisch vor, wie Anna vor mir auftrat. Mein Instinkt warnte mich vor ihr, dass hatten sie noch nie gemacht, schließlich waren wir Freunde. Sie zog mich um die Ecke, in die ich vorher eigentlich gewollt hatte, fort aus der Reichweite meines Freundes, der mir, so hoffte ich, zu Not zu Hilfe kommen würde, obwohl ich von mir behaupten konnte einem Mädchen gegenüber stärker zu sein, so wollte ich doch nicht, dass ich sie in irgendeiner Weise verletzen musste, um von ihr loszukommen. Das hätte unserer Freundschaft massiv geschadet, wenn nicht sogar beendet. Die massive Steinsäule vor der ich mich plötzlich gedrückt fand, gefiel mir überhaupt nicht. Anna hatte mir endgültig den Fluchtweg abgeschnitten, die Hand auf meine Brust gedrückt, bei der sich die Säule unangenehm in den Rücken bohrte, tat ihr übrigens, um mich komplett einzuschüchtern. Ich versuchte es mir so gut wie möglich nicht anmerken zu lassen, aber momentan verunsicherte mich dieses Mädchen unglaublich stark. Imposantes Verhalten war ich von ihr gewöhnt, sie war schon immer die selbstsichere von uns beiden gewesen, aber das hier, diese Situation, war schon richtig gruselig. Gerne schrie sie mich mal an, stampfte mich in den Boden, gab mir kräftige Standpauken, aber sie suchte nie diese Nähe, in der sie mich ernsthaft verletzen konnte. „Was soll das werden Anna?“, flüsterte ich, nicht das wegen mir noch andere Museumsbesucher gestört wurden, schrien konnte ich immer noch und dann würden bestimmt mehr Leute als nur mein fester Freund kommen und ihr dann, so hoffte ich, eine gehörige Lektion erteilen. Scharf sah sie mich an, wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich gesagt Blicke können töten. Sie antwortete mir nicht, stattdessen wühlte sie in der kleinen Tasche ihres Rockes, um ihr Aufklapphandy von Nokia heraus zu kramen. Ich beobachtete sie dabei, verwundert, da ich nun vollends nicht wusste, was sie von mir wollte. Brauchte sie Hilfe? Bedrohte sie jemand? Aber wenn man bedroht wurde, dann verhielt man sich doch anders oder täuschte ich mich da? Aufgewühlt, verzweifelt, ängstlich, doch meine beste Freundin strahle genau die gegensätzlichen Gefühle aus und ich registrierte auf einmal, dass diese Gefühle, die ich eben aufgezählt hatte, auf mich haargenau zu traf! Ich war das Opfer! War Anna dann der Täter? Wollte sie wirklich etwas Böses von mir? Aber warum, was hatte ich ihr angetan, dass sie zu derartigen Mitteln griff? Schließlich konnten wir über alles reden, warum nicht jetzt auch? „Was wird hier gespielt?“, zischte ich sie ungehalten an, selbst mir riss irgendwann der Geduldsfaden und allmählich kam ich diesem Punkt gefährlich näher. „Erklär du mir lieber, was diese Aktion zu bedeuten hatte!“, fauchte sie mich ebenso an und hielt mir ihr aufgeklapptes Handy entgegen, welches auf seinem Display ein Foto zeigte, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Man hatte uns gesehen! Das Bild zeigte uns: Zeke und mich, eng umschlungen und küssend an den Schulspinten. In diesem kleinen Moment hatte ich ihm nachgegeben, anstatt auf andere Personen zu achten, die uns womöglich beobachtet hatten, doch stattdessen hatte ich kurze Unaufmerksamkeit zu gelassen, war schwach geworden und jetzt hatten wir beide ein mehr als nur großes Problem. Allerdings wurde ich stutzig, woher meine angeblich beste Freundin dieses Foto hatte. Meine Klassenkammeraden verhielten sich ruhig, wenn man es denn so bezeichnen konnte, sonst machten sie auch keinen Hehl darauß, mich zu verhöhnen, doch wüssten sie von diesem Skandal, würde ich mich sehr wahrscheinlich gar nicht mehr in die Klasse trauen, so sehr würden sie mich schikanieren. Eine kalte Hand legte sich um mein Herz, schien es so fest zu umklammern, dass es mir schwer fiel Luft zu holen. Ich fühlte mich am ersticken, doch meine Gedanken rasten, versuchten aus dieser Situation zu kommen, einen sinnvollen Weg zu finden. „Woher hast du das Foto?“, mir gelang es nicht meine Stimme von dem Zittern zu befreien. Es gab nicht unglaublich viele Möglichkeiten. Das Internet war groß und vielseitig, vielleicht hatte sie das Foto von irgendwoher, kaschiert und zusammen geschnitten, bei der heutigen Technik war so etwas mehr als leicht. „Ich habe es selbst gemacht.“, mit dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet, sie überrumpelte mich, wenn sie dieses Bild selbst gemacht hatte, aus welchem Grund auch immer, warum reagierte sie so darauf, dass sie mich gleich anzicken musste? Es ging sie doch überhaupt nichts an, mit wem ich eine Beziehung führte und wem nicht, schließlich fragte ich sie auch nicht danach. „Und wiese?“, hackte ich nach. „Na gut, ich habe dir nichts davon erzählt, weil ich noch nicht solange mit Zeke zusammen bin. Ich hatte es vor, wirklich!“, versuchte ich mich zu erklären. Vielleicht dachte Anna ja ich hatte sie hintergangen, würde ihr nicht mehr vertrauen und ihr alles erzählen. „Ich war mir nur nicht sicher, wie du reagieren würdest. Wir hatten ja schon über dieses Thema gesprochen und da warst du schon suspekt gegenüber potentiellen Freunden oder Freundinnen für mich. Versteh mich nicht falsch, aber ich habe mich auch einsam gefühlt, ohne jemanden an meiner Seite. Zeke ist…total anders als alle Leute, die ich bisher getroffen habe. Er ist so lieb, kümmert sich um mich, tröstet mich wenn ich traurig bin, er ist da. Das soll jetzt kein Vorwurf gegenüber dir sein, doch nimm es mir nicht übel, dass ich dir noch nichts davon erzählt habe.“, also wenn diese Rede nicht überzeugend war, dann wusste ich auch nicht mehr, denn es war die ungeschriebene Wahrheit, die ich empfand und eigentlich wusste sie das. Jedoch wurde mir bewusst, dass ich anscheinend genau das Falsche damit gesagt hatte, denn sie packte mich unerwarteter Weise hart am Kragen und zog mich mit unerwarteter Kraft in die Luft, dabei schnürte es mir die Luft ab, aber ich wiederstand der Versuchung zu Röcheln, diesen Triumph wollte ich ihr nicht gönnen. „Du kannst ihm nicht vertrauen!“, entrüstete Anna sich. „Ich kenne solche Typen! Die machen erst einen auf Friede, Freude, Eierkuchen und dann lassen sie einen fallen, wenn sie einen nicht mehr brauchen. Du reitest dich ins Unglück, Yoh!“, mahnte sie mich. Bisher hatte ich ihr immer vertrauen können, doch gerade jetzt befiel mich ein Zweifel, den ich das letzte Mal verspürt hatte, als ich in diesem Zwiespalt war, ob ich mit Zeke eine Beziehung anfangen sollte oder nicht. Ich hatte mich dafür entschieden, und meine Bedenken beiseite geschoben. Warum gönnte mir Anna denn nicht mein Glück? Sonst unterstützte sie auch meine Entscheidungen, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass sie eifersüchtig auf Zeke war. Aber warum sollte sie das sein? Es war nun nicht so, dass ich sie aus den Augen, aus dem Sinn hatte. „Lass mich los!“, knurrte ich sie warnend an, mit meiner Geduld endgültig am Ende. Als sich ihr Griff gegen ihren Willen lockerte, riss ich ihre Hände von meinem Kragen los und stieß sie leicht von mir, sodass sie einen Schritt zurücktaumelte, ehe sie ihr Gleichgewicht wieder fand und, wenn dies überhaupt noch möglich war, mich so intensiv bösartig anfunkelte, als würde Luzifer persönlich vor mir stehen, Rache an mir nehmen wollen. „Ich will nicht, dass du mit ihm zusammen bist!“, schrie sie mich an, wobei ich glaubte ihre Stimme widerhallen zu hören. Aha, da kamen wir der ganzen Sache schon einmal näher. „Und warum?“, fragte ich tonlos, mit einer Ruhe, die mir eigentlich gar nicht inne wohnte. „Du hast nicht zu bestimmen mit wem ich eine Beziehung führe und mit wem nicht.“ Ihre Mundwinkel verschoben sich irre, bis sie mir ein sadistisches, höhnisches, beinahe krankes Lächeln schenkte. In diesem Moment wusste ich nicht ob ich meine Freundin Anna aus Kindertagen vor mir hatte oder eine entflohene Irre aus der Anstalt. Ich erkannte sie nicht wieder, sie erschien mir eine völlig andere, neue Person zu sein. „Oh doch.“, trällerte sie verzückt, dass mir dabei schlecht wurde. „Denn wie du gesehen hast, habe ich ein Foto von euch gemacht.“, sagte sie selbstsicher und ich ahnte böses. „Das wagst du nicht.“, hauchte ich fassungslos, als ich eine Ahnung bekam, was meine Freundin, obwohl sie das nicht mehr sein würde, sollte sie das wagen, vor hatte. „Wenn du dich nicht von Zeke trennst, werde ich dieses Foto…“, provokant hielt sie ihr Handy in die Luft, problemlos konnte ich das Foto detailreich sehen. „…in der ganzen Schule rumzeigen und du und dein Freund können sich ihren Ruf an den Hut stecken, obwohl das bei dir eh keine Rolle mehr spielen dürfte, so unbeliebt wie du in deiner Klasse bist, aber Zeke würde es den Boden unter den Füßen wegreißen.“ Diese Drohung saß meiner Meinung nach schon fast zu perfekt, als hätte Anna sie einstudiert, natürlich im längeren Zeitraum versteht sich, und würde diese Idee schon länger mit sich rumschleppen. Das war einfach nur eine Katastrophe! Mir war kalt, nur noch kalt und ich fühlte mich ausgenutzt, beschmutzt und weggeworfen. War ich für sie immer nur das Mittel zum Zweck gewesen? Wer wusste schon wie lange sie diese Gedanken hegte! Ich musste schlucken, als sie eine Antwort von mir erwartete, da es schien als hätte ich einen Kloß im Hals stecken, auch fühlte sich mein Rachen an, als hätte ich ihn mit Schmiergelpapier bearbeitet. Hätte sie dieses verdammte Handy nicht gehabt, wäre ich sehr wahrscheinlich ausgeflippt. Ich spürte jetzt schon die brodelnde Wut unter meiner Haut überkochen, sie kribbelte ungewöhnlich stark, ich musste die Hände zu Fäusten ballen, um meine Beherrschung zu erhalten. In meinen Augen hatte ich keine Chance die Situation herumzureißen, sie irgendwie zu meinen Gunsten zu wenden. Wohl oder übel musste ich mich ihrem Willen beugen, wenn ich Zeke nicht damit hineinziehen wollte. Das wollte ich auf keinen Fall, er hatte mir so viel gegeben, so viel für mich getan, dass ich ihn jetzt nicht enttäuschen konnte und durfte! Verbissen nickte ich, wich aber sofort zurück, als mir lieb übers Haar streichen wollte, wie sie es immer getan hatte, wenn ich traurig war und sie mich tröstete. Nun hatte sie sich dieses Recht verspielt, mir so hinterrücks in den Rücken zu fallen. Zögernd nahm sie ihre Hand wieder runter, schien wohl zu begreifen, dass ich sie in nächster Zeit nicht an mich ran lassen würde, doch sie schien es zu akzeptieren, als sie sich von mir abwandte. Dem Rücken zu gewandt, musste sie sich noch einmal von ihrer Drohung überzeugen, um sicher zu gehen, dass ich auch alles verstanden hatte, um ihr nicht in die Quere zu kommen. „Also Yoh, für dich mag es im Moment vielleicht unverständlich vorkommen, aber hinterher wirst du froh sein, dass ich dir aus dieser Beziehung geholfen habe. Die Fotos wurden solange nicht in der Öffentlichkeit erscheinen, wenn du dich von Zeke fern hältst. Das heißt im Klartext: kein küssen, keine Umarmungen, noch nicht einmal ein kleines Hallo im Vorbeigehen. Hast du das verstanden?“, am Ende ihrer Rede klang meine ehemalige beste Freundin richtig gereizt, als würde sie mir die Augen auskratzen, wenn ich ihrem Befehl nicht nachkam. Benommen konnte ich nur ein gehauchtes „Ja“ hinaus würgen und war unendlich froh, als sie sich endlich auf den Weg von mir weg machte, wahrscheinlich aus dem Museum raus zur nächsten Unterrichtsstunde, die in Kürze beginnen musste. So alleine, wo alle Eindrücke hemmungslos auf mich einprasselten, mir klar machten, dass ich mich in der Realität befand, stürzte meine ganze kleine Welt einfach wie ein Kartenhaus, welches man kurz angetippt hatte, in sich zusammen und mit dieser alles umfassenden Klarheit kam die Leere, die jegliche Gefühle aus mir hinaus verbannte, um mich und mein blutendes Herz zu heilen, das nur noch in Fetzen in mir drinnen existierte. Das ganze Ausmaß dieser Katastrophe wurde mir noch nicht ganz klar, zu sehr stand ich unter Schock, hätte mich am liebsten auf den Boden gleiten lassen, aber musste gerade jetzt Haltung bewahren, da ich ansonsten mit einer kühlen Genugtuung wusste, dass ich über Zekes Verlust hinweg kommen würde. Als ich mich von meiner einzigen Familie losgesagt hatte, hatte ich Anna gehabt, um aus diesem Tief zu kommen, doch nun hatte ich niemanden mehr, ich war auf mich allein gestellt. Brennende Tränen schossen in meine Augen, ich spürte das altbekannte Brennen hinter meinen Liedern, welches mir unmissverständlich klar machte das, wenn ich mich nicht wieder unter Kontrolle bekam, alle Dämme brechen würden und ich hemmungslos anfangen würde zu weinen. Das würde weder mir etwas nützen, noch irgendwelchen anderen in meiner Umgebung, eher im Geigenteil: Sie würden mich noch mehr für einen Freak halten, als sie es eh schontaten. Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter und ich schlug sie aus reinem Reflex zur Seite, als ich herumwirbelte. Gerade die Person, die ich nun wirklich am wenigsten brauchen konnte, stand vor mir. Zekes Stirn war gefurcht, als er mich betrachtete, zu röntgen schien. Wahrscheinlich konnte er es mir an der Nasenspitze ansehen, dass ich an etwas sehr starkem zu knabbern hatte. „Was ist mit dir?“, fragte mich meine erste große Liebe, vorher hatte ich mich nie getraut mich an irgendwelche Flirtversuche bei meiner Beliebtheitsskala zu wagen. Die Röte stieg mir in die Wangen, nicht nur wegen der peinlichen Situation, dass er mich beinahe beim Heulen erwischt hätte, sondern auch, dass ich ihm durch die Erpressung nicht mehr näher kommen durfte, gar nicht mehr! „Es tut mir Leid.“, flüsterte ich und überließ es seinen guten Ohren, ob er es vernahm oder überhörte, dann hastete ich gehetzt an ihm vorbei, ohne einen Blick zurück zu werfen. Eine einsame Träne ran dabei meine Wange hinunter und tropfte ungehört auf den Fliesenboden. So^^ Ich melde mich bei dieser FF auch endlich mal wieder zurück, es tut mir soooo Leid, dass ich hier nicht weiter geschrieben habe>-< Um ehrlich zu sein, muss ich mir selbst auf die Finger hauen, denn das Kapitel war zwar schon lange fertig, aber ich war einfach zu faul es auf Computer abzutippen, weil das immer so lange dauert, aber ich kann euch beruhigen^^ Es geht nun endlich wieder in regelmäßigen Abständen weiter, obwohl ich gleichzeitig mit diesem Kapitel auch eine kleine Ankündigung zu machen habe: Diese FF endet bald, in wenigen Kapitel, vielleicht vier oder maximal fünf, kommt darauf an, wie ich diese Situation zu lösen gedenke, also seit gespannt^^ Aber nur weil diese FF zu Ende geht, heißt es nicht, dass ich mich von Shaman King absage, ganz im Gegenteil: Ich plane schon die nächste, die so mit der eigentlichen Geschichte oder mit dieser FF überhaupt nichts zu tun hat, ich begebe mich auf ein völlig neues Level und bin schon gespannt, wie die nächste Geschichte bei euch ankommen wird^^ Aber zurück zu dieser FF^^ Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen, bleibt mir treu, haltet die Ohren steif, bleibt gesund und macht das, was ihr immer macht: den Tag durch Freude und Glück genießen^^ Lesemaus Kapitel 14: Oster-One-Shot -------------------------- Oster-One-Shot Das Ostergeschenk Normaler Weise verbrachte ich Ostern alleine, schon immer, seit ich von meinen Eltern ausgezogen war, deswegen begann ich meinen schulfreien Tag, wie ich jeden anderen beginnen würde. Ausführlich schlief ich lange aus, beinahe volle zwölf Stunden, damit ich fit für den Tag war, den ich hauptsächlich sehr wahrscheinlich mit chillen verbringen würde, vielleicht noch einen langen Spaziergang, um das schöne Wetter draußen zu genießen, denn das war es wirklich. Die prahle, heiße Sonne schien vom Himmel hinunter, bedeckte jedes kleine Stückchen Land, welches zu finden war und gestaltete schon den frühen Morgen wunderschön, angenehm warm, sodass fast keine Jacke mehr nötig war, stattdessen konnte man in T-Shirts und kurzen Shirts herumlaufen, ohne einen Gedanken daran verschwenden zu müssen, bald schon wieder die Regenjacke heraus zu kramen. Ich rekelte mich in meinem Bett, die Vorhänge in meinem Zimmer ließen schon leichten Sonnenschein durch, der meine Nacht endgültig dem Ende neigte und mit großem Erfolg verhinderte, dass ich wieder in den Schlafen driften konnte. Ich wollte zwar noch weiter dösen, aber selbst ich wusste, dass es mittlerweile wirklich an der Zeit war aufzustehen. Müde fuhr ich durch mein schulterlanges Haar, welches in wirren Struppeln von meinem Kopf abstand. Ich sah aus, als wäre ich unter einen Scheunendrescher geraten. Gleichzeitig war es ein lustiger Anblick, aber hätte mich jemand darauf angesprochen, wäre ich wahrscheinlich wegen meiner Eitelkeit und meines Stolzes an die Decke gegangen. Schon so viele Leute mochten mein Wesen nicht, da wollte ich ihnen nicht auch noch einen Grund wegen meines Aussehens liefern. Mitten in meinen melancholischen Gedanken wurde ich unterbrochen, als es plötzlich an meiner Haustür klingelte. Verwirrt sah ich auf. Es war Ostern, jeder halbwegs normaler Mensch befand sich in genau diesem Moment bei seiner Familie, um mit ihnen ein köstliches Osterbrunch zu machen, wer also läutete um diese Uhrzeit an meiner Wohnungstür? Innerlich stöhnte ich auf, dass konnte doch nicht wahr sein?! Wer mich gut kannte wusste, dass ich einer Hyäne gleichen konnte, wenn man mich unnötig reizte. Das war gerade so. Wütend schmiss ich die schöne warme Decke von meinem Körper und stapfte so wie Gott mich schuf plus Schlafanzug, welcher aus einer einfachen Boxershort und einem ausgeblichenen T-Shirt bestand, zu meiner Haustür. Derjenige, der jetzt vor dieser stand, konnte sich auf ein großes Donnerwetter gefasst machen und ich würde mich mit meiner Schimpftirade kein bisschen zurückhalten, selbst wenn es sich um Zeke handeln sollte, keiner hatte ein Recht mich aus meiner einsamen Idylle hinaus zu reißen! Wenn ich schon mit keiner Sau, auf gut deutsch, die Feiertage verbringen konnte, wollte ich wenigstens meine Ruhe haben! Noch immer geladen, sogar noch böser, als ich es vor kurzem noch war, riss ich meine Wohnungstür grob auf, nachdem ich den Schlüssel gedreht hatte. „Was ist?!“, bölkte ich laut auf, wie ein getroffenes Tier, dass in eine ruhige Ecke gegangen war, um seine Wunden zu lecken, aber doch nicht in Ruhe gelassen wurde. Menschen konnten ja so hartnäckig sein… Ich sah direkt in das übergroße Grinsen zweier flüchtiger Bekannter von mir oder anders ausgedrückt: Zekes beste Freunde Lyserg und Train hatten mir einen Besuch abgestattet oder wie ich es ausdrücken würde, sich gewaltsam meine Aufmerksamkeit zugesichert. Fassungslos starrte ich sie an, hätte ich mich nicht so gut unter Kontrolle gehabt, wäre bestimmt meine Kinnlade auf dem Boden mit einem lauten Klong aufgekommen. Verkrampft hielt ich den Türknauf umfasst, meine Finger knackten unheilverkündend. Wenn ich so weiter machte, würde ich mir bestimmt die Hand brechen, dachte ich Stirn runzelnd, aber das war immerhin besser, als mit diesen beiden, mit denen ich so wenig zu tun hatte, dass ich überhaupt nichts über sie wusste, also ein Gespräch zwischen uns sich auf das Wetter beschränken würde, zu unterhalten. Es würde in einer Katastrophe enden, deswegen ließ ich die Tür dicht hinter mir an meinem Rücken, was ihnen verdeutlichen sollte, dass ich nicht aufs Plaudern aus war und hemmungslos die Tür vor ihrer beiden Nasen zuknallen würde. „Guten Morgen, Yoh!“, strahlte mich Lyserg fröhlich an, sein Gesicht schien richtig aufzuhellen und mich zu blenden. Automatisch zogen sich meine Mundwinkel nach unten, Lyserg bemerkte es und schaute pikiert drein. „Haben wir dich bei irgendetwas gestört?“, fragte er Anstandshalber und ich nickte mürrisch. „Bleim Schlafen.“, brummt ich missmutig, dass ich das von mir preisgeben musste, ansonsten traute ich ihnen aber zu, mich solange zu belagern, bis ich ihnen einen Grund sagte, der auch wirklich glaubwürdig war. Überrascht rissen die zwei ihre Augen auf, sahen sich verblüfft an und ich sah es Train an der Nasenspitze an, dass er kurz vor einem Lachanfall stand, seine Wangen verfärbten sich zu einem zart rosa, was ihn verriet, sich aber noch zurückhielt, um nicht gänzlich an Höflichkeit zu verlieren. „Dann haben wir genau das Richtige, um dich aus deinem schlafenden Dasein zu holen.“, offenbarte der Grünhaarige Schüler mit Amüsement in der Stimme, die bei mir meine geheimen „Ich bin in Gefahr“-Glocken los schrillen ließen. Was hatten diese beiden Verrückten jetzt schon wieder vor? „Kommt mir nicht zu nahe!“, knurrte ich angriffslustig, verengte meine Augen zu schmalen Schlitzen, um sie damit noch in meiner kleinen Hoffnung irgendwie einzuschüchtern. Etwas funkelte in Lysergs smaragdfarbenen Augen auf und ich wusste ich hatte schon verloren, als er sich zu seinem Partner und festen Freund wandte, einen bedeutungsvollen Blick tauschte. Oh Mist!, fluchte ich lautlos, versuchte noch Kehrt marsch zu machen, aber da war es schon zu spät. Ich wurde mit erstaunlicher Kraft gepackt, nach hinten gezogen, dass ich nicht mehr die Möglichkeit hatte, mich an meiner Haustür festzuhalten. Wie ein Sack Kartoffeln wurde ich über eine breite Schulter geworfen, die von weitem gar nicht so einen Eindruck machte. Nun hing ich da, kopfüber und versuchte in irgendeiner Weise mich zu befreien, aber allen meinen Tritten, Schlägen und Schreien wurde in Riegel vorgeschoben. Um meinen Mund zum Schweigen zu bringen, wurde mir ein Knebel darum geschnürt, dass ich nur noch erstickte Laute von mir geben konnte. Professionell, so schien es mir zumindest, wurden meine Arme und Beine mit Seidenbändern, da wunderte ich mich schon, wo sie die plötzlich her hatten, zusammengebunden, um ein Entkommen meinerseits erfolgreich zu verhindern. Ich war den beiden Schülern hilflos ausgeliefert und ich konnte nur hoffen, dass sie nicht schlimmes mit mir vor hatten, ansonsten hätte ich noch ein Böses Erwachen vor mir, was mir doch einen kalten Klumpen im Magen zurückließ. Ein aufmunterndes auf die Schulter klopfen zog meine Aufmerksamkeit auf den Grünhaarigen, der mich mit einem sanften Lächeln bedachte, was mich doch ein bisschen beruhigte. Ich war sicher, so komisch sich das auch anhören mochte, ich war wirklich in Sicherheit. Sie würden mir nichts tun, wahrscheinlich würden sie sonst auch eine gehörige Portion Ärger mit Zeke bekommen, wer so nah mit ihm befreundet war, würde bei einer Entführung auffliegen. „Keine Sorge, Yoh. Wir bringen dich nur woanders hin, dir wird nichts passieren. Wo liegt dein Wohnungsschlüssel?“, fragte er und ich konnte, da ich etwas „verhindert“ war, nur in zu meiner Haustür deuten, aber anscheinend hatte er den Wink verstanden, als er sich auf den Weg machte. Und ja, schon nach einer kurzen Minute kehrte er mit meinem Haustürschlüssel wieder, schloss meine Wohnung ab und verstaute ihn in seiner Hosentasche, die mit einem zusätzlichen Reißverschluss versehen war. Wenigstens mein Schlüssel wäre sicher, sicherer als ich. Hilflos musste ich mit ansehen, weil ich es natürlich auch spürte, wie ich weggeschleppt wurde. Das ich allerdings nur einen Schlafanzug anhatte, war in diesem Moment mein geringstes Problem, sollten die Leute sich doch denken, was sie wollten, wie bereits erwähnte, würden die meisten normalen Leute jetzt bei ihren Familien sein und mit ihnen Ostern verbringen. Ich wurde in ein Auto verfrachtet, anscheinend hatte Lyserg oder Train schon einen Führerschein, obwohl ich es ihnen noch gar nicht zu trauen würde, sie sahen so viel jünger aus, als sie eigentlich waren. Ich wurde angeschnallt, die Anderen ebenfalls, der Motor gestartet und schon fädelten wir uns in den spärlichen Verkehrsfluss ein, die schmalen Straßen der Stadt entlang, genau nach der Geschwindigkeitsbegrenzung und der Witterungsumstände, anscheinend war Train noch in der Probezeit. Die Fahrt kam mir wie eine Ewigkeit vor, dabei fuhren wir nur wenige Kilometer durch die Stadt, bis wir an einen breiten Wohnkomplex ankamen, indem anscheinend mehrere Familien wohnten. Ich kannte diese Gegend, denn ich war schon einmal hier gewesen. Zekes Wohnung. Sie brachten mich tatsächlich zu Zekes Wohnung! Siedend heiß brach diese Erkenntnis über mir ein. Doch viel geschockter war ich eigentlich darüber, dass ich nicht einmal ansatzweise etwas Vernünftiges am Leib trug, nur meinen Schlafanzug! Der Tag wurde immer schlimmer. Vielleicht hätte ich heute Morgen einfach im Bett bleiben sollen, die Tür gar nicht erst aufmachen, sondern mich stattdessen stumpf auf die andere Seite packen! Jetzt hatte ich den Salat erst Recht am Hacken, irgendwie trat ich von einem Fettnäpfchen ins nächste. Behutsam wurde der Wagen zum Stehen gebracht, man spürte fast gar nicht die Bremse, ordungsgerecht gegen Diebstahl abgesichert und wir stiegen aus, naja, ich wurde eher raus gehoben, als das ich selbst ging. Was mir allerdings gar nicht gefiel und das würde ich den beiden bei nächster Gelegenheit irgendwie heimzahlen, war die rote Schleife, die der kleinere von beiden, nämlich Lyserg, mir geschickt mit seinen schmalen Fingern um den Hals gebunden hatte. Durch meine gefesselten Hände konnte ich leider nichts an diesem Umstand beheben, aber ich schwor mir, sobald ich sie wieder frei hatte, würde diese Schleife als erstes dran glauben! Mit gemächlichen Schritten marschierten sie mit ihrer Last, wohlgemerkt mir, in das Gebäude hinein, durchquerten Gänge, schleppten mich zwei geschlagene Etagen voller Treppen nach oben, bis sie endlich an ihrem Ziel ankamen, was mir das Herz beinahe in die Hose rutschen ließ, nur um gleich wieder heftig in meinem Brustkorb zu pochen, sodass ich zu befürchten hatte, es würde mir gleich eben aus diesem Springen, Beine wachsen und auf nimmer Wiedersehen davonlaufen. Das passierte mir immer, wenn ich Zeke gegenübertrat. Manchmal erschien es mir immer noch wie ein Traum, ihn neben mir stehen zu sehen. Es wirkte so unreal einen Freund zu haben, den man sich anvertrauen konnte, nachdem ich niemanden hatte, der mir auch nur einmal sein Gehör schenkte, um wenigstens ein paar meiner Sorgen loszuwerden oder mir von der Seele zu reden. Lyserg klingelte an seiner Tür, aufmerksam lauschte ich in die danach entstehende Stille hinein. Einen Moment glaubte ich, dass er überhaupt nicht Zuhause war, bestimmt hatte er etwas Besseres zu tun, als an einem so freundlichen, sonnigen Tag drinnen in seiner dunklen Wohnung zu sein, doch da war etwas! Schritte wurden laut, ein Schlüssel wurde im Schlüsselloch herumgedreht, dann öffnete sich die Tür und es war, als stünde ich das erste Mal einem Engel gegenüber. Lässig stand mein Freund da, mit noch leicht feuchtem Haar, die ihm bis zu den Hüften reichten, entspannt am Türrahmen angelehnt, als hätte er schon auf uns drei gewartet und wahrscheinlich war es auch so gewesen, aber das würde ich ihn später fragen. Train drehte sich einmal, nachdem ich Zekes Anblick nur mühsam unter seinem Ellbogen hatte durchspähen können, damit ich ihm abgenommen wurde. Hilflos baumelte ich über der Schulter des Blauhaarigen, lugte unter den Haarspitzen meines Ponys zu ihm hinauf. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen, seine Mundwinkel zuckten verdächtig. Er stand kurz vor dem Lachen! Den besten Dackelblick aufsetzend, hoffte ich innerlich, er würde mich endlich aus dieser Schmack befreien. Ich spürte selbst schon das Blut in meine Wangen steigen, es war so peinlich so ausgeliefert zu sein! Leicht beugte er sich zu mir runter, nahm meine zusammengebundenen Arme und legte sie sich um seinen Nacken, damit ich mir halt hatte. Das würde aber nicht so toll klappen mich an ihn zu klammern, wenn meine Füße noch so gefesselt waren! Da spürte ich plötzlich frische Freiheit an meinen Knöcheln, ich war frei! Mühelos, mit ein bisschen Kraftaufwand zog er mehr an meinem Körper, sodass ich über Trains kräftige Schulter rutschte und wohl einfach auf den Boden geknallt wäre, hätte Zeke nicht blitzschnell seine Arme um meinen Rumpf geschlungen und mich an sich gedrückt. Damit ich nicht noch weiter gen Boden rutschte, schlang ich meine nun freien Beine um seine schmale Hüfte, die nur von einer Hose bedeckt war. Das Blut rauschte in meinen Adern, ich bekam kaum mit, wie sich die drei Freunde verabschiedeten und mein Freund mich in seine Wohnung trug. Krachend, mit dem Fuß zugemacht, knallte sie ins Schloss. Zeke ließ sich mit mir auf den Boden gegen die Haustür sinken, dabei lotste er meinen Körper, dass ich auf bequem auf seinem Schoß saß, die Beine rechts und links neben seinen Oberschenkeln platziert. „Lyserg und Train haben dir ja ziemlich zugesetzt.“, kicherte Zeke in seinem tiefen Bariton, der mir jedes Mal aufs Neue unter die Haut ging, einen angenehmen, erregenden Schauder über meinen Rücken schickte, der in meinen Lenden endete, diese sanft zum Vibrieren brachte. Ich zuckte unbeholfen mit den Schultern, zum einen um die Situation zu überspielen, dass ich ihn schmerzlich vermisst hatte, zum anderen, dass ich nicht wollte, dass er erfuhr, was er schon wieder für Gefühle in meinem Körper hervorrief. Ich fühlte mich jedes Mal aufs Neue überfahren von der Intensität meiner eigenen Gefühle für ihn. Obwohl wir schon eine Weile zusammen waren, beinahe über ein halbes Jahr, reagierte ich noch immer auf ihn, als hätten wir uns gerade das erste Mal gesehen. Manchmal war es zum Verrückt werden. Er löste mit kurzen, präzise gesetzten Handgriffen meine Mundfessel, dass ich endlich wieder in Ruhe atmen und sprechen konnte. „Sie haben mir keine andere Wahl gelassen.“, murrte ich missmutig, versuchte dabei meine Handfessel irgendwie auf zu bekommen, wurde aber von einer großen Hand bestimmend davon abgehalten, sie zu lösen. Irritiert sah ich auf. Was sollte das denn jetzt? Ich wollte diese Fesseln nicht länger tragen, sie waren unangenehm, schnitten in meine Haut, schränkten mich in meiner Beweglichkeit ein und zudem schaute ich damit wie ein gewickelter Weihnachtsbaum aus. Auch ich hatte ein Image zu wahren! „Lass mich die Fesseln losmachen, Zeke, die scheuern!“, zischte ich wütend, spitzzüngig, wie ein zum Sprung bereite Katze, die ihr Opfer im Visier hatte. Was war sein Problem? Ein süffisantes Lächeln umschmeichelte Zekes Mundwinkel, ich konnte das angedeutete Lächeln deutlich sehen und fühlte mich auf einmal doch nicht mehr so sicher in seinen Armen, doch ehe ich an dieser Situation etwas ändern oder von ihm wegrutschen konnte, hatte er mich schon auf seinem mit Parket ausgelegten Fußboden im Eingangsbereich unter seinem Gewicht begraben, die zusammengebunden Hände mit Leichtigkeit über meinen Kopf festhaltend. Hätte ich nicht genau sein Gesicht im Auge behalten müssen, um eventuelle Emotionen ablesen zu können, hätte ich wohl die Augen genervt verdreht. Er war unersättlich, natürlich wusste er wie ich auf seine Nähe reagierte, aber er brauchte mich doch nicht jedes Mal flachlegen, wenn ich auch nur in seinen ein-Meter-Radar geriet! „Zeke hör auf, ich will doch einfach nur die Fesseln loswerden.“, erwiderte ich schwach, während er schon dabei war mit seinen feingliedrigen Fingern über meine schmächtige Brust zu fahren, dabei wusste ich innerlich schon, dass ich ihm wieder erlegen war und immer unterliegen würde, egal was ich unternahm. Ich war diesem Jungen zu sehr verfallen, um mich gegen ihn zu wehren oder seine Nähe nicht zu akzeptieren. Unter seinen Händen konnte man nichts anderes machen, als wie Butter in der warmen Mittagshitze zu schmelzen. Aber einen vielleicht auch zwei Sätze hätte ich doch gerne von ihm gehört… Das Gesicht an meiner Halsbeuge vergrabend, wisperte er mir weiche Worte zu, die mein Herz schneller schlagen ließen. Genau deswegen hatte ich mich in diese Person verliebt, denn er war, wie er war und so gefiel er mir! „Frohe Ostern, Yoh. Willkommen Zuhause.“ One-Shot-Ende So^^ Das war es auch schon wieder von mir, ich hoffe der One-Shot hat euch gefallen^^ Es kommen zwar einige Personen vor, die auch in der Geschichte spielen, aber sie wird nicht die Handlung meiner Geschichte verändern, ich habe mior diesen One-Shot ausgedacht und niemand sonst^^ Das nächste Kapitel von Zeke und Yoh lässt auch nicht mehr lange auf sich warten, es bleibt spannend zwischen den beiden, bis zum Schluss^^ Weiterhin viel Erfolg bei Mexx, lasst euch nicht unterkriegen, haltet die Ohren steif und genießt das Leben^^ Lesemaus Kapitel 15: Ich bin allein und deswegen geht die Welt unter ----------------------------------------------------------- Ich bin allein und deswegen geht die Welt unter Die nächsten Tage waren für mich die Hölle. Tiefe Verzweiflung erfasste mich, stürzte mich in ein tiefes Loch, das mich zu verschlucken drohte. Ich schloss mich bei mir Zuhause ein, verweigerte jeden Kontakt nach außen, blieb der Schule fern und genauso jedem anderen ort an dem ich Zeke jemals begegnet war. Tränen vergoss ich kaum welche, hier und da mal eine einzelne Träne, die über meine Wange lief, aber ansonsten war ich leer, merkwürdig leer, als hätte ich kein Herz. Um essen und trinken kümmerte ich mich nicht mehr, den Haushalt schmiss ich noch ab und an, alles was darüber hinausging war mir egal, kümmerte mich nicht mehr oder war einfach unwichtig geworden. Mit Telefon samt Anrufbeantworter quoll bereits vor Nachrichten über, die von den verschiedensten Personen stammten: Anna, Lehrer, die sich Sorgen machten, wenige Klassenkammeraden, nur eine Person hatte schon die ganze Zeit kein einziges Mal angerufen. Die Person von der ich so gerne etwas gehört hätte, dass es mir mein Herz zerriss. Ein paar Mal war ich kurz davor gewesen meine Jacke zu packen, aus der Wohnung zu stürmen, Zeke zu suchen und in seine starken Arme zu flüchten, seine Nähe wieder zu spüren und seinen angenehmen Duft in die Lungen zu saugen, doch dann holte mich der harte Alltag zurück in die Realität, wenn ich mir bewusst wurde, dass es nur schief gehen konnte und zudem großen Ärger geben würde, besonders von Anna, wenn man uns zusammen sah. Ich wollte ihn nicht missen, auf keinen Fall, aber es blieb mir nichts anderes übrig, als ihm fern zu bleiben, wenn ich nicht die Konsequenzen tragen wollte. Es war zum Verzweifeln! Wieder klingelte mein Telefon, zwar warf ich einen Blick in seine Richtung, doch daran zu denken, mich zu erheben und den Anruf anzunehmen behagte mir nicht, denn vielleicht war es nicht einer meiner Bekannten oder Freunde, sondern Zeke und wenn sich diese Vermutung bestätigen sollte, ich wüsste nicht, was und wie ich mit ihm reden sollte, worüber, warum ich ihn im Stich ließ. Das konnte ich nicht, ich konnte es wirklich nicht! Ich rollte mich weiter auf dem Sofa zusammen, versucht in den Polstern zu versinken. Mir war innerlich so grausam kalt, im Hintergrund vernahm ich das Piepen, welches bestätigte, dass der Anrufbeantworter sich aktiviert hatte. Mit halbem Ohr hörte ich der Ansage zu, die auf dem Speicherband aufgenommen wurde. Mit mäßigem Erstaunen musste ich feststellen, dass es tatsächlich ein Bekannter von mir und sogar enger Freund von Zeke war. Der Grünhaarige, Lyserg, den ich zusammen am Tag des Museumsbesuches kennen gelernt hatte. Angespannt lauschte ich in die kurze Stille hinein, die nach dem Signalton entstand, bis der Junge seine Stimme erhob. „Hallo Yoh, hier spricht Lyserg. Wir haben uns vor kurzem im Museum kennengelernt. Vielleicht wunderst du dich, warum ich bei dir Anrufe, aber ich wollte fragen, ob bei dir alles okay ist? Du bist schon seit drei Tagen nicht mehr in der Schule gewesen, ich fange an mir Sorgen zu machen, genauso wie Train und Zeke. Wenn du Sorgen hast oder Hilfe brauchst, ruf mich zurück. Danke.“, erzählte die klare, hohe Stimme, die eindeutig noch nicht im Stimmenbruch gewesen war, ehe die Nachricht endete. Fahrig fuhr ich mir durch die Haare, als verschiedene Gefühle auf mich einzuschwemmen drohten, die mir die Tränen in die Augen trieben, wenn ich sie zu nahe an mich heran ließ. Angst, verlassen u werden, Furcht, vor der Realität, Wut über die jetzige Situation und meine Machtlosigkeit sowie Liebe zu jener Person, die ich nicht zu erreichen vermochte. Mit klammen Fingern zog ich mir eine Decke über den Körper, welche ordentlich gefaltet am Fußende des Sofas lag. Seit Tagen hatte ich nicht mehr richtig geschlafen, geplagt von Alpträumen und Bildern, die sich in mein Gedächtnis eingebrannt zu haben schienen. Versuchsweise schloss ich meine Augen, ignorierte die Helligkeit hinter meinen Liedern und ließ die Schwärze auf mich hereinstürzen. Wenige Augenblicke später war ich auch schon eingeschlafen. Es war zwar nur ein Dämmerschlaf, aber er reichte um endlich ein bisschen Erholung zu tanken, damit ich die nächsten Stunden irgendwie überstand. Ich erwachte erst wieder, als mich ein Geräusch aufschrecken ließ, das ich als Klopfen an meiner Haustür identifizierte. Es war stark, kräftig man hörte deutlich Dominanz, Überlegenheit heraus, unweigerlich handelte es sich um eine männliche Person. Verschlafen rieb ich mir über die brennenden Augen, blinzelte zur Tür. Das Klopfen hörte nicht auf, energisch wischte ich die verführerisch warme Decke von mir, die zum weiteren Schlafen förmlich einlud. Ich stand im Zwiespalt: Sollte ich an die Tür gehen oder lieber nicht? Meine Joggingshose, die ich in Kombination mit einem weißen T-Shirt trug, war ganz zerknautscht, knitterig, die Falten glatt zu streichen hätte keinen Sinn gehabt. Ich lechzte danach, nach nur einer Person in meinem Leben, die mir momentan einen Sinn gab, überhaupt zu leben, wo mich doch nichts zum Leben antrieb. Meine Haut brannte, obwohl da kein Feuer war. Sie brannte von IHM, seinen Berührungen, die mir im Gedächtnis geblieben waren, als wären es bloß Erinnerungen. Barfuß tapste ich zur Haustür und schaute durch den Spion, um mich davon zu überzeugen, dass der Fremde gegangen war, da das nervige Dröhnen des Klopfens verstummte. Kaum hatte ich einen Blick durch das Türschloss geworfen, stolperte ich schon erschrocken zurück, um so viel Abstand wie möglich zwischen mir und diesem billigen Stück Holz zu bringen. Das Unglück, welches ich befürchtet hatte, war eingetroffen: Zeke stand vor meiner Wohnung. Überfordert knetete ich meine verschwitzten Hände, mein Herz schlug mir bis zum Hals, ich dachte es würde mir gleich aus dem Brustkorb springen, ihm würden Füße wachsen und auf nimmer Wiedersehen davonlaufen. „Yoh, mach die Tür auf, ich weiß, dass du da bist.“, erklang die angenehme Stimme Zekes, die ich seit fast einer Woche nicht mehr gehört hatte. Pure Sehnsucht überflutete meinen Geist, ließ mich schwach werden, doch ich musste um jeden Preis standhaft bleiben! Wenn ich jetzt nachgab, würde es nicht nur ein böses Ende für mich geben, sondern auch für ihn. Er wusste, dass ich da war, also würde es keinen Unterschied machen, wenn ich mich zu erkennen gab. Wenn ich sogar von mir sprach, ihn bewusst abwies, selbst wenn es mir beinahe das Herz brach, konnte er es vielleicht akzeptieren und würde mich daraufhin in Ruhe lassen. Aber glaubte ich das wirklich? Ich machte mir da keine Hoffnungen. „Lass mich in Ruhe, ich will nicht mit dir reden!“, beschwor ich ihn schwach, von meiner inneren Ruhe fast überhaupt nichts mehr vorhanden. Nervös setzte ich einen Fuß vor den anderen, immer wieder Schritt für Schritt, im Kreis herum. „Ich weiß, warum du mich meidest.“, erklärte seine sachliche Stimme, die mich mitten im Gehen erstarren ließ. Mein Herz plumpste eine Etage tiefer in meine Hose. Ein kalter Schauer, der eine Gänsehaut verursachte, lief mir über den Rücken, mir wurde abwechselnd heiß und kalt. Er wusste es? Er wusste ALLES? Oh Gott, oh Gott, oh Gott! Das konnte und durfte nicht sein! „Verschwind!“, zischte ich wütend, über ihn, dass er es irgendwie heraus gefunden hatte und gleichzeitig über mich selbst, dass ich ihm Anlas zu Zweifeln gegeben hatte. „Lass mich bitte rein, Kleiner.“, beschwor er mich. „Reden wir miteinander, ich bin sicher dann finden wir eine gemeinsame Lösung, die uns beide zufrieden stellt.“ Resignierend starrte ich die Tür nieder, ging langsam auf sie zu, bis ich direkt vor ihr stand. Mit zittrigen Fingern öffnete ich die Vorhängekette, dann griff ich zum Haustürschlüssel, um ihn umzudrehen, aber ich tat es nicht. Ich hörte lautstark die tickenden Zeiger meiner Wohnzimmeruhr. Tick tack, tick tack. Sekunde um Sekunde, Minute um Minute. Eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass Zekes Stimmlage nervöser wäre, schließlich reagierte ich gute fünf Minuten nicht, doch sie war komplett ruhig. „Yoh…Ich liebe dich…und ich werde alles dafür tun, dass du bei mir bleiben kannst.“ Rein logisch betrachtet normale Worte, die man ständig zu hören bekommt, auch ich, aber jetzt schaltete dadurch etwas in mir um und alle Dämme brachen gleichzeitig auf mich ein. Hastig drehte ich den Schlüssel im Schlüsselloch und riss die Tür auf. Da stand er, in ganz normaler Haltung, als würde er mich einfach nur besuchen, nichts weiter. Wie zwei Eisskulpturen betrachteten wir einander wachsam. Zeke überwand die Distanz zwischen uns, streichelte mir zart mit den Fingerkuppen seiner Hand über die Wane, die daraufhin zu kribbeln anfing. Eine Welle aus Blitzen schoss durch meinen Körper, ließen meine Knie weich wie Wackelpudding werden, dünne Streichhölzer, die durch eine kleine unbedachte Bewegung durchbrachen und hilflos zusammensackten. Ich wollte etwas sagen, bekam aber nur ein leises, gekrächztes „Ich“ heraus, da lagen auch schon Zekes Lippen auf meinen. Mühelos drängte er mich zurück in meine Wohnung, schlug die Haustür leicht hinter mir zu. Ein Arm schlang sich um meine Hüfte, der andere vergrub sich in meinem Haar, um meinen Kopf zu fixieren, damit er mich besser küssen konnte. Ich ließ mich gerne von ihm dominieren, legte seine Arme um seinen Hals, um mich näher an ihn zu pressen. Sanft leckte Zekes Zunge über meine Lippen und ich öffnete meinen Mund einladend, dessen Freiraum gleich großzügig geplündert wurde. Ein heißer Zungenkuss entbrannte, der nicht spurlos an mir vorbei ging. Ich spürte deutlich meine Erregung, die gewiss nicht unbemerkt an mir und Zeke vorbei ging, der sie unweigerlich durch die intensive Nähe bemerken müsste. Nach Luft schnappend lösten wir den Kuss, sahen uns mit glühenden Augen an, bis es über uns wie ein Sturm hereinbrach. Mit einem Ruck hob mich mein Freund hoch, als wöge ich nicht mehr wie eine Feder und ich musste meine Beine um seine Taille schlingen, um nicht wieder abzurutschen, doch meine Arme gaben mir zusätzlichen Halt. Ich wusste, was jetzt kommen würde und ich wollte es genauso wie er. Seine Schritte, durch mein eigenes Gewicht erschwert, waren schwer und ungelenk, beinahe wie ein Troll aus einem Märchen, welches mir meine Mutter früher vorgelesen hatte, als ich noch ganz klein gewesen war. Meine Schlafzimmertür wurde aufgerissen, wir stolperten hindurch und ich warf sie, ein bisschen zu laut, in Schloss. Mit wenigen Schritten waren wir am Bett angelangt und ließen uns einfach darauf fallen, was ein protestierendes Quietschen des Gerüstes erzeugte. Für einen Moment blieb mir die Luft durch Zeke weg, der durch diese Aktion auf mir gelandet war, doch sofort stützte er sich zu beiden Seiten meines Kopfes mit den Armen ab und ich konnte normal atmen. Wieder verschmolzen unsere Lippen zu einem heißen Kuss. Es wurde an Kleidungsstücken gezerrt, die, oh Wunder, noch heil aber teilweise ausgeleiert den Weg zu Boden fanden oder energisch durch das Zimmer geschleudert wurden. Das Gefühl seiner nackten, glatten, beinahe heißen Haut auf meiner berauschte mich wie beim ersten Mal. Es war wunderbar ihm unmittelbar bei mir zu spüren nach der langen Zeit der Trennung, die ich einzig Anna zu verdanken hatte. Wie würde die Sache mit Anna ausgehen? Wenn ich mich nicht an ihr Verbot hielt, würde sie die Fotos in der Schule verteilen und dann war es nur eine Sache der Zeit, bis die Hölle ausbrechen würde. Ich wusste, seit ich auf diese Schule ging, dass Zeke von jedem Mädchen verehrt wurde. Es würde einen Skandal hervorrufen, wenn das Gegenteil herauskam! Nämlich das mein fester Freund in Wirklichkeit auf Männer, insbesondere auf mich, stand. Die Schule würde sich meines Erachtens an dieser Tatsache nicht mehr erholen! Also was sollte ich machen? Ich fühlte mich hilflos wie nie, obwohl ich gerade zu diesem Zeitpunkt entspannt sein sollte, dachte ich ironisch, schließlich war ich kurz davor mit meinem Freund zu schlafen. Aber meine Gefühle holten mich immer wieder ein, es gelang mir nicht mich auf Zeke zu konzentrieren. Er bemerkte es, leider. Er war gerade dabei meine Halsbeuge zu liebkosen, als er in der Bewegung inne hielt. Mein Herz raste vor Anspannung. „Es tut mir Leid.“, wisperte ich in die entstandene Stille hinein, Tränen stiegen mir in die Augen, die ungehindert meine, noch von der Erregung geröteten Wangen hinunter liefen. Mit einem zarten Streichen seiner Daumen wischte Zeke die nasse Salzflüssigkeit weg, dabei war er hochgerobbt gekommen, sodass ich in sein Gesicht sehen konnte. Zu meinem eigenen Erstaunen war er weder wütend noch frustriert, sein ganzes Wesen strahlte eine Ruhe aus, für die ich ihn beneidete, als hätte er so eine Reaktion von mir erwartet. „Dir muss nichts Leid tun, ich will nur, dass du darüber sprichst, anstatt es in dich hinein zu fressen, wie du es sonst tust.“ Schüchtern lächelte ich ihn an, strich ihm dabei eine seiner irre langen Haarsträhnen beiseite. „Kuscheln?“, fragte ich hauchend, da ich mir nicht sicher war, wie er auf so eine Frage antworten würde. Ein seliges Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Klar, wenn du mir Platz machst.“ Auffordernd blickte er mich an, stemmte sich dabei von der Matratze hoch. Ich erhob mich ebenfalls, schlug meine Bettdecke zurück und rutschte auf die andere Bettseite. Schon eine Sekunde später spürte ich Zekes warmen Körper an meinem Rücken, der mich glücklich, dass er jetzt bei mir war und so schnell bestimmt nicht mehr freiwillig von mir abrückte, in die Kissen vergrub, den Arm verlangend um meine Seite gelegt, damit ich ihm die nächsten Minuten auch ja nicht so schnell entkam. Die Decke zog er über unsere Körper, achtete aber darauf, dass sein Arm weiterhin an Ort und Stelle blieb. „Erzählst du mir den Vorfall?“ „Was weißt du denn schon alles?“ „Um ehrlich zu sein, gar nichts.“, gab er unverwandt Preis, als wäre es das normalste der Welt, dass ich feststellen musste, dass er mich eiskalt angelogen hatte. Entsetzt und verletzt drehte ich meinen Kopf zu ihm soweit es mir möglich war. „Du hast mich ausgetrickst!“, wisperte ich anschuldigend. „Du wusstest von nichts und hast absichtlich so getan!“ Ich war gelinde gesagt fassungslos und fühlte die erst vor ein paar Minuten vergossenen Tränen wieder in mir aufsteigen. Der Griff um meine Hüfte verstärkte sich. Zeke bedeutete mir leise zu sein. Verkniffen presste ich meine Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. Ich war verletzt und wollte seine Ausflüchte nicht hören, aber er zwang mich förmlich dazu. „Hör mir erst zu, bevor du dir irgendwelchen Unsinn zusammenspinnst!“, mahnte er mich mit grollendem Unterton in der Stimme, der keinen Widerspruch duldete. Mit klemmendem Gefühl in der Brust wandte ich mich in meine vorherige Position, um bequemer zu liegen. Mürrisch ließ ich es zu, dass Zekes Hand von meiner Taille höher wanderte, unter mein Shirt und sanft anfing meinen Bauch zu kraulen, die Fingerspitzen in kreisenden Bewegungen wandern zu lassen, was ein leichtes Kribbeln auf meiner Haut verursachte. „Hörst du mir jetzt zu?“, fragte er noch einmal nach, um sich meiner Aufmerksamkeit vollends sicher zu sein. Ergeben nickte ich. „Also, wie du bereits festgestellt hast, weiß ich nicht genau, was vor sich geht, allerdings habe ich schon eine Veränderungen bei dir wahr genommen, als du aus dem Museum gestürmt bist. Du hängst zu stark an mir, als das du plötzlich Abstand von mir halten würdest. Nichts für Ungut.“, stellte er den letzten Teil des Satzes da, als ich ihm über die Schulter einen stechenden Blick zuwarf. „Ich habe dir extra keine Nachrichten zu kommen lassen, weil ich wusste, dass du sowieso nicht auf sie antworten würdest. Stattdessen habe ich mich an Nachforschungen gemacht, um heraus zu finden, was dich so derart aus der Bahn geworfen hat. Ich habe einige andere Leute aus dem Museum befragt, die sich in deiner Nähe aufhielten, als du in die Klemme geraten bist sowie ein paar deiner Klassenkammeraden, die allerdings nicht gut auf dich zu sprechen waren.“ Ein Schatten legte sich über meine Augen. Ach ja, meine geliebten Klassenkammeraden!, zischte ich in Gedanken zynisch. „Sie sind nicht gut auf mich zu sprechen.“, gab ich flüsternd zu, meine Stimme verlor sich in dem Raum. „Das habe ich bemerkt.“, antwortete Zeke trocken auf meine Aussage. „Ich kann es dir nur immer wieder predigen: wenn du Probleme oder Sorgen hast komm zu mir, aber das tust du Sturkopf ja nicht.“ Wenn Zeke auf eine Entgegnung von mir hoffte, hoffte er vergebens. Ich jedenfalls hatte nicht vor ihm eine Antwort zu geben, ich blieb strickt stur, wenn er mich schon als Sturkopf bezeichnete, würde ich diesem Begriff alle Ehre machen. „Ich sehe schon, du bleibst stur.“, sickerte seine amüsierte Stimme zu mir durch und ich beschloss innerlich ihn das nächste Mal zu treten, wenn er noch einmal einen blöden Spruch riss. Ich konnte stark zu treten, dass wussten alle, die mich kannten. Ich gab einen knurrenden Laut von mir, wenn er die Warnung verstanden hatte, würde er hoffentlich zu seinem eigenem Interesse die Klappe über meine Charakterzüge halten, wenn nicht dann…das würde ich mir überlegen, wenn es soweit war. „Um auf unser eigentliches Thema zurück zu kommen: aus zuverlässiger Quelle weiß ich, dass dir deine beste Freundin, wie war noch gleich ihr Name?, ich glaube Anna, Steine in den Weg legt. Oder um es in bessere Worte zu verpacken: Sie erpresst dich mit Bildern, auf denen wir beide zu erkennen sind, zusammen. Und ich möchte einfach erfahren, ob diese Sache stimmt oder nicht. Ohne keine genaue Aussage von dir, kann ich nichts unternehmen, doch du bist so eingenommen von deiner Angst, andere Menschen um dich könnten verletzt werden, dass du dein eigenes Wohl völlig vergisst.“ Heiß überlegte ich. Er hatte den Nagel genau auf den Kopf getroffen, weswegen ich niemandem etwas erzählte, auch über seinen Standpunkt bei mir schien er sich bewusst zu sein. Ich klammerte wirklich zu viel, wenn ich so seinen Erzählungen lauschte, aber was sollte ich anderes machen? Ich war schon zu oft verletzt worden, besonders jetzt, als das ich jemandem noch leichtfertig glaubte oder gar vertraute! „Ja, es stimmt.“, gab ich erstickt von mir, gab meinem schlotterndem Körper nach, der wie ein geschlagenes Tier zitterte, und mich in Zekes schützende Umarmung verlor, während mir die Tränen wie wahre Sturzbäche über mein Gesicht liefen. „Es tut mir Leid, dass ich nichts gesagt habe.“, schluchzte ich in sein Hemd, das nachher bestimmt komplett durchnässt war von den ganzen Flut an Tränen. „Ich wollte dich nicht mit hineinziehen, ich wollte dich außer Gefahr wissen!“, laberte ich zusammenhanglos weiter. Zeke blieb, wie ich zuvor vermutetet hatte, komplett ruhig, fuhr mir unablässig über den Rücken, streichelt emich und wiegte mich wie ein kleines Kind, welches einen Alptraum gehabt hatte. „Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen, sch…sch…“, sprach er weiterhin beruhigend auf mich ein und allmählich zeigte es seine Wirkung. Von Weinkrämpfen erschöpft, lag ich irgendwann nur noch ruhig da, erschöpft, seine Hand unablässig auf meiner Kehrseite. Dann irgendwann musste ich eingeschlafen sein. So^^ Hier bin ich wieder mit einem neuen Kapitel von „Dein Spiegelbild“ (leider, leider viel zu spät, aber ich konnte es nicht ändern, weil ich eine Schreibblockade hatte, die es in sich hatte und konnte sie erst jetzt wieder lösen^^) und muss euch sagen, dass dies nun allmählich das andere dieser FF ist. Sie wird schon in wenigen Kapiteln abgeschlossen, also muss ich euch leider sagen, dass es bald vorbei ist und auch keine Fortsetzung geben wird, den Rest, wie z.B. Yohs Familie, müsst ihr euch leider selbst denken, dafür bin ich dann nicht mehr zuständig^^ Allerdings könnt ihr mir immer gerne Fragen zu dieser FF stellen, ich werde sie euch gewissenhaft beantworten und so gut wie ich nur kann^^ Ich wünsche euch weiterhin viel Spaß beim Lesen, viel Erfolg bei Animexx^^ Lesemaus Kapitel 16: Ich bin ein Schamane -------------------------------- Ich bin ein Schamane Ich erwachte am nächsten Morgen an einer breiten, gut trainierten Männerbrust, die mich erschreckend feststellen ließ, dass Zeke und ich die ganze Nacht verschlafen hatten und ich dementsprechend hammermäßig zu spät zur Schule kommen würde, genauso wie Zeke, wenn man bei einem Blick auf die Uhr bedachte, dass es schon Viertel vor Acht war. Selbst wenn ich, Gott bewahre, so wie ich war (in Unterwäsche) loshasten würde, käme ich mindestens zehn Minuten zu spät und würde als Gespöt der Klasse enden, dass wollte ich dann doch vermeiden, wenn es sich einrichten ließ. Außerdem war der Körper neben mir so schön warm, dass er mich geradezu verführte mich wie eine rollige Katze an ihn zu schmiegen, Gedanken Gedanken bleiben zu lassen und wieder einzudösen in der kleinen, aber viel versprechenden Hoffnung, einen Traum zu haben, der mich weit fort von der Realität mit sich trug und mich nie wieder losließ, bis ich selbst das wollte. Aber dazu würde es nie kommen. Ich war schon wach, zu wach, um noch an ein paar ruhige Stunden Schlaf zu denken. Die Welt konnte so unfair sein! Der Realität trotzend kuschelte ich mich demonstrativ näher an den Jungen in meinem Bett, versuchte in seiner Brust zu verschwinden, verknotete die Beine mit seinen und schnurrte wie eine zufriedene Katze, die von der Sahne genascht hatte und sich nun ergeben ihrem Schlaf überließ. Vorsichtig vergrub sich eine Hand in meine Haaren, strich mit ihren Fingern vorsichtig über meine Kopfhaut, was diese angenehm kribbeln ließ. „Wieso bist du schon wach?“, brummte eine missmutige Stimme über mir, die ihren Unmut effektiv kund machte und noch so von Schlaf gezeichnet war, dass sie sich so anhörte, als würde sie gleich wieder einschlafen, wenn sie nicht aufpasste. Ich zuckte mit den Schultern. „Bin einfach aufgewacht und konnte nicht mehr schlafen.“, erklärte ich leise, die Augen weiterhin zum Dösen geschlossen. Eine Antwort blieb aus, aber ich brauchte nicht in Zekes Gesicht zu schauen, um festzustellen ob er wieder eingeschlafen war oder nicht. Sein Atem strich mir über den Nacken, erzeugte dort eine Gänsehaut, aber er ging zu schnell, als das er schlafen konnte. Bei einer Person im Tiefschlaf schlug das Herz wesentlich langsamer, der Atem ging ruhig, die Brust hob sich langsam und gleichmäßig. Stille senkte sich über den Raum, nur unser gemeinsamer Atem war zu hören. Es war gewiss keine unangenehme Stimmung, aber ich wusste ich würde sie deutlich vermiesen, als ich den Gedanken aussprach, der mir seit meines Erwachens im Kopf herum spukte. „Ich muss zur Schule.“, wisperte ich gedämpft in den Raum und sofort schien die Temperatur um einige angenehme Grad zu sinken. Ich wusste, dass er mich anstarrte, musterte, als könnte er mir auf den Grund meiner Seele blicken und genau das mochte ich gerade überhaupt nicht! Sein Griff festigte sich um mich, drückte mich näher an seinen starken Körper, als könnte er eine Mauer um mich aufbauen, die mich vor allem außenstehenden beschützte, Explosionen aushielt und selbst einer Atombombe stand gehalten hätte. Ich hätte mich am liebsten in diese Trostversprechende Umarmung geflüchtet, die alles versprach, nur keine nervenden Schüler, die einen jeden Tag aufs neue schikanierten und quälten, aber ich konnte nicht ewig hier liegen bleiben. Es würde Fragen aufwerfen: ob ich krank war, beim Arzt oder schwänzte und letzteres würde mir den Hals brechen, wenn das rauskäme. Apropo, wenn ich schon darüber nachdachte: warum blieb Zeke eigentlich so entspannt, wenn er doch selbst in Begriff war den Anschluss seiner Klasse zu verpassen. „Du musst doch selbst zur Schule!“, beschwerte ich mich, versuchte mich halbherzig aus seiner Umarmung zu winden, die daraufhin nur noch besitzergreifender wurde. „Ich gehe heute nicht zur Schule.“, erklärte er leise, was mich stutzen ließ. „Aber du kannst doch nicht schwänzen!“, fuhr ich etwas zu laut dazwischen, dass ich glaubte, dass man meine schrille Stimme sogar draußen hören konnte, während ich mich mit einem starken Ruck aus seiner Umklammerung befreite, mich in eine einigermaßen akzeptable Sitzposition begab und ihn aus schmalen Augen musterte, deren Blick herausfordernd erwidert wurde, mit einem Funkeln in den Augen, was mir, zu meiner eigenen Besorgnis einen heißen Schauer über den Rücken schickte. Seit wann bitte stand ich so auf die bösen Buben? Keine Ahnung!, schaltete sich meine innere Stimme ein. Aber vielleicht hast du einen Knacks abbekommen, als dich deine Familie verstoßen hat, wundern würde es mich nicht mehr. Na klasse! War ich jetzt schon seelisch so kaputt, dass ich mich selbst verhöhnte? Anscheinend. Sarkasmus stand mir einfach nicht. Als er mir noch immer keine Entgegnung entgegenwarf, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen, was mir bei seinen bedrohlich funkelnden Augen gar nicht leicht fiel und fragte ihn gerade heraus. „Wieso gehst du nicht hin?“, fragte ich leise, mir bewusst, dass er mich auch so mühelos verstehen konnte. Ein Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln, geheimnisvoll, als wüsste er etwas, was ich nicht einmal erahnen konnte. Ich mochte es nicht, wenn man Geheimnisgrähmerei betrieb, da sich das meistens um mich drehte und sowieso nur Schwierigkeiten mit sich brachte, egal ob ich davon wusste oder urplötzlich damit überrascht wurde. Dann hob Zeke seine Hand und legte sie auf meine Wange, streichelte sanft mit dem Daumen darüber. Ich konnte gar nicht anders als mich an seine Hand zu schmiegen, mir völlig bewusst, dass meine aufsteigende Röte sichtbar auf meinen Wangen glühte. Ich wurde immer noch so oft rot in seiner Gegenwart, obwohl wir schon alles Mögliche zusammen gemacht hatten und wie ich mich selbst kannte, würde das erst einmal auch so bleiben. Wieder stieg das Gefühl unendlicher Wärme in mir auf, ich fühlte mich geborgen, beschützt und ich wusste, mit ihm an meiner Seite, der mich so tatkräftig unterstützte wie kein anderer, würde ich alles schaffen, denn er war da und hatte auch nicht vor mich wieder zu verlassen, dass hatte er mir mehr als einmal selbst versichert, denn zu meinem eigenen Missfallen, war ich von Natur aus ein sehr misstrauischer Mensch gegenüber anderen, was bei meiner Vergangenheit, wohl nicht unnormal war. „Wir haben heute etwas vor.“, sprach Zeke rätselhaft aus, was mich die Stirn runzeln ließ. „Aha. Und was genau wenn ich fragen darf?“, fragte ich unsicher nach, vielleicht wollte ich die Antwort doch lieber nicht wissen. „Das ist eine Überraschung, du wirst es erst erfahren, wenn wir Lyserg und Trey nachher treffen. Also los, Abmarsch ins Bad und mach dich fertig!“, gab er mir einen leichten Schubs mit einem abschließenden Klaps auf den Hintern, der als Aufforderung dienen sollte. Noch immer verwirrt marschierte ich dennoch direkt ins Badezimmer, um mich für den Tag fertig zu machen. Die Schule würde warten müssen, wenigstens für heute würde ich meine Ruhe vor meinen schrecklichen Klassenkammeraden haben, die sowieso nur Unheil anrichteten. Schnell war ich gestriegelt und gebürstet, sprich geduscht und geradewegs auf den Weg in mein Zimmer, indem Zeke und ich uns gegenseitig die Hand in die Klinge drückten. Während ich mich anzog, schlüpfte er unter die Dusche. Als er dann auch endlich damit fertig war, kam er zurück in mein Schlafzimmer, um sich ebenfalls anzuziehen. Ich saß währenddessen gemütlich auf dem schon gemachten Bett und betrachtete ihn aus den Augenwinkeln, wie er sich mit anmutigen Bewegungen Hemd und Hose überstreifte. Deutlich bildeten sich die Muskeln unter den Kleidungsstücken ab und versprachen mehr, als es die Vorstellung zuließ. Über meine eigenen Gedanken erschrocken, wie sehr ich ihm schon mit Herz und Seele verfallen war, vergrub ich mein Gesicht an meinen angezogenen Knien, damit ich, selbst wenn ich nicht widerstehen konnte ihn nicht anzusehen, doch nichts sehen können würde. „Du kannst wieder gucken!“, ertönte Zekes amüsierte Stimme und meine Gesichtsfarbe verdunkelte sich noch einmal. Da er schon am Türrahmen wartete, beeilte ich mich zu ihm zu kommen, lächelte innerlich als er mir besitzergreifend den Arm um die Taille schlang und wir gemeinsam das Haus verließen, nachdem wir hinter uns abgeschlossen hatten. „Und wohin entführst du mich?“, fragte ich hartnäckig weiter, vielleicht ließ sich ja doch irgendwie eine Information aus ihm raus kitzeln, wenn er mit seinen Gedanken abgelenkt war. Ein seidenes Lachen erklang, was mich mir zusätzlich eine Gänsehaut über den Rücken jagte. „Vergiss es Yoh, du bekommst es erst zu erfahren, wenn wir dort sind.“ „Du bist gemein!“, schmollte ich, verzog die Lippen unter einem Hundeblick, der allerdings gekonnt ignoriert wurde. Meine effektivste Waffe hatte keinen Sinn, wie gemein! „Aber gerecht!“, entgegnete Zeke süffisant und führte mich weiter durch die belebten Straßen, in denen Menschen von ihrem Zuhause zur Arbeit gingen, wobei viele schon gegen acht verschwunden waren, um ihren Tätigkeiten nachzugehen. Anscheinend war der Weg von meinem Zuhause aus zu weit zu dem Ort, wo wir hin wollten, deswegen fuhren wir ein paar Straßen weiter mit einem Linienbus, auf den wir nicht einmal fünf Minuten mit einigen anderen Schülern warten mussten. Was war hier los? Ich wusste nicht, ob ich es wirklich wissen wollte oder ob es bloß eine Ahnung war. Bei einigen Schülern, die ich aus den Augenwinkeln beobachtete, erkannte ich eindeutig die Schuluniform der Saint-Village-Schule, eine Schule für sehr begabte Kinder in den unterschiedlichsten Fachrichtungen der Welt. Ich hätte in dieser Liga nie spielen können, selbst wenn ich mich an ihr beworben hätte. Die Fahrt dauerte fast zwanzig Minuten, ehe wir, genauso wie die anderen Schüler, an der sechsten Station ausstiegen und ab da an, war ich mir hundertprozentig sicher, wo genau wir hingingen. „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist, Zeke.“, beharrte ich, blieb dabei abrupt auf meinem Absatz stehen, wollte am liebsten wieder umkehren oder mich gar nicht erst von der Stelle bewegen. Er wandte sich zu mir um, da ich ihn zum Anhalten gebracht hatte, da er noch immer meine Hand in seiner hielt und praktisch von mir zurückgezogen wurde. Sein intensiver Blick schien mich zu durchleuchten, auf den Grund meiner Seele zu blicken, um zu sehen, weshalb ich merklich zögerte. „Es ist alles in Ordnung Yoh, vertrau mir!“, redete er weiter beruhigend auf mich ein und ich wollte ihm glauben, dass wollte ich wirklich, aber ich konnte nicht über meinen Schatten springen! „Ich weiß….weiß nicht.“, stammelte ich zusammen, den Blick auf den Boden gerichtet, bis zwei Finger sanft mein Kinn, jedoch bestimmend, nach oben drückten, damit ich mein Gegenüber ansehen musste. „Vertrau mir!“, flüsterte er mir leise zu und ich musste einmal tief durchatmen, um den Knoten in meiner Brust zu besänftigen, der mir das Atmen schwer zu machen schien und dafür sorgen würde, dass ich erstickte, obwohl es genügend Luft für millionen von Menschen gab. Es war mir egal, ob uns andere Schüler mit merkwürdigen Blicken oder Sprüchen taxierten, es wäre nichts anderes gewesen, als bei meiner alten Schule, aber niemand nahm zu meiner eigenen Verwunderung auch nur eine Spur Notiz von uns, was sich meine Klassenkammeraden nie entgehen lassen hätten, egal wer noch um uns herum war. „Wieso achtet niemand auf uns?“, wisperte ich Zeke leise zu, da er mit seinem Gesicht nur ein paar Zentimeter von meinem entfernt war. „Weil es nichts zu schauen gibt.“, antwortete mein Freund sachlich, als würde er gerade einen eingeübten Vortrag hinunter rattern. „Diese Schule unterscheidet sich grundsätzlich von anderen Schulen. Sie ist weitaus gebildeter in ihren Fächern, weißt kompetente Lehrkräfte auf, die auf jeden einzelnen Schüler eingehen, es gehen nur ausgewählte Schüler auf ihr zur Schule, die Freundschaft, Liebe und Fürsorge zu schätzen wissen und, und das ist wohl die wichtigste Tatsache, sie ist tolerant. Hier wird dich niemand schief angucken, nur weil du anstatt einer festen Freundin einen Freund hast.“ Sprachlos konnte ich erst einmal nichts anderes, als ihn anzusehen. Sollte das wirklich war sein? Wenn ja, fand ich diese Schule jetzt schon klasse, aber wenn ich über die Aufnahmebedingungen nachdachte, wurde mir schlecht. Ich war normal, ein ganz normaler Junge aus einer ganz normalen Familie. Keine besondere Begabungen oder irgendein besonderes Talent, was ich hier ausbilden könnte. Was sollte ich dann hier? Wie immer war ich wie ein offenes Buch zu lesen, deswegen hatte Zeke meine Gesichtsausdrücke genau richtig deuten können und schalt mich sanft, mir die Schule erst einmal anzusehen. Und ich tat es! Ich ließ mich auf eine völlig neue fremde Welt ein, die so viel anders war als alles andere, was ich bis dahin kannte. Er zeigte mir einfach alles! Unterrichtsräume, Pausenräume, Sporthallen, Spielplätze, Musikräume, Gesellschaftsräume, die Mensa, die Aula, Naturwissenschaftslabore und vieles mehr. Ich war am Ende so begeistert von dieser Schule, dass ich am liebsten sofort Schüler auf dieser Schule geworden wäre, aber ich wusste, da gab es mehr als einen Hacken. Das Studium kostete erstens Geld, ein Haufen Geld, ohne Stipendium würde ich es nie schaffen mich auf ihr zu halten und zweitens brauchte man, wie gesagt, ein besonderes Talent. Weder konnte ich besonders gut singen noch tanzen oder sonst irgendetwas. Also würde dieser Traum wie eine Seifenblase zerplatzen, wie eigentlich grundsätzlich, wenn es sich um meine Träume handelte. Schließlich fand ich mich insgesamt zwei Stunden später, seitdem ich die Schule betreten hatte, in dem Büro des Schulleiters auf einem bequemen Stuhl wieder, d er mir aber alle anderen Gefühle vermittelte, als Sicherheit, Zeke neben mir, der entspannt zurückgelehnt saß, als würde er Kaffeetrinken. Uns gegenüber, hinter einem dicken Eichentisch, der eine polierte Oberfläche aufwies, saß ein großer mit Muskeln bepackter Mann, der überhaupt nicht den Eindruck eines Direktors vermittelte. Schwarzes langes Haar fiel glatt bis über die Taille, ein Stirnband prangte auf dem Kopf, verbunden mit einer Feder, als wäre er ein Indianer oder würde einen nachahmen. Seine dunklen Augen waren aufmerksam auf mich gerichtet und schienen nach etwas zu suchen, was ich mir selbst noch nicht bewusst war. Gab es etwas besonderes an mir?, fragte ich mich selbst innerlich. So stark ich auch in mich hineinhorchte, da war nichts, absolut nichts und meine Angst an dieser Schule nicht angenommen werden zu können, stieg von Sekunde zu Sekunde mehr! Denn wenn der Direktor tatsächlich versuchte mich alleine mit seinen Blicken einzuschüchtern, die mir auf den Grund meiner Seele gingen, dann hatte er das verdammt noch mal geschafft! Völlig in meinen finsteren Gedanken verloren, erschrack ich mich fürchterlich, als etwas oder besser gesagt jemand sprichwörtlich durch die Decke kam, als würde er mühelos hindurch schweben. Ich glaubte meinen eigenen Augen nicht, obwohl ich ihn deutlich und direkt vor mir sah! Ein junger Mann, vielleicht Mitte zwanzig war direkt auf dem Fußboden neben dem Direktor gelandet und schien ihm etwas zuzuflüstern… Allmählich zweifelte ich an meinem klaren Menschenverstand, auch sah der Typ so aus, als würde er überhaupt nicht in dieser Zeit leben, eher im Mittelalter. Er trug einen schwarzen Kampfanzug mit einer braunen Jacke, weiße, fast silberne Haare waren zu einem strengen Zopf gefasst und an seiner Hüfte baumelten zwei rotpolierte Samuraischwerter, die den klaren Eindruck erweckten, und ich kannte mich gut in Geschichte aus, dass ich hier einen Krieger aus dem frühen vierten Jahrhundert vor mir hatte. Verständnislos kratzte ich mich am Kopf. Jetzt ging es eindeutig im Kopf los, dabei hatte ich mich doch eigentlich immer bester Gesundheit erfreut! Und das schrägste war: der Direktor unterhielt sich mit ihm, als wäre er aus Fleisch und Blut und DA! „Siehst du ihn?“, wisperte mir Zeke leise ins Ohr, was mich überrascht zu ihm herumfahren ließ. „Was soll ich denn sehen?“, fragte ich stur, darauf bedacht mir nichts anmerken zu lassen, am Ende hielt er mich auch noch für geistesgestört. Belustigt zog mein Freund über mein Versteckspiel seine Mundwinkel hoch. „Ich sehe ihn klar und deutlich vor mir. Ein Samuraikämpfer, vielleicht aus dem vierten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, silberne Haare in einem Zopf zusammengebunden, zwei Samuraischwerter an der Hüfte, schwarze Kleidung gepaart mit einem braunen Umhang zum Warmhalten. Möchtest du noch mehr wissen?“ Ich wusste, dass er mich verarschte, was anderes konnte es gar nicht sein, denn dieser Kerl konnte nicht echt sein. Das widersprach der Natur, dem gesunden Menschenverstand, einfach allem was ich bis dahin kannte. „…Wieso?...“, fragte ich deshalb nur leise, aber ehe Zeke zu einer Antwort ansetzen konnte, die hoffentlich etwas logischer klang, erscholl die kraftvolle Stimme des Direktors, der glaube ich Silver hieß, bis dahin aber noch kein einziges Wort gesprochen hatte. „Wie du sicher schon bemerkt hast, ist das keine normale Schule, Yoh und ich bin sehr froh dir mitteilen zu können, dass du gerade die Aufnahmeprüfung bestanden hast.“, erläuterte er mir mit einem zufriedenen, glücklichen Lächeln auf den Lippen, was mich fassungslos nach Luft schnappen ließ. Ich hatte die Aufnahmeprüfung bestanden? Ja aber womit denn? Weder war ich in einem Fach getestet worden, noch wies ich eine besondere Fähigkeit auf. Verständnislos und schrecklich verwirrt erwiderte ich den Blick des Direktors, der eine gütige Wärme in seinem Wesen verstrahlte. „Ich weiß, es muss dir jetzt ein Rätsel sein, aber wie Zeke eben selbst schon angemerkt hatte, kannst du den jungen Mann neben mir sehen, richtig?“ Zaghaft nickte ich, mein Blick huschte dabei kurz zu dem Krieger rüber, doch als sich unsere Blicke begegneten wand ich diesen sofort wieder ab, spürte deutlich den Rotstich auf meinen Wangen. „Dieser junge Mann heißt Amidamaru und ist ein Geist, der in dieser Welt zurückgeblieben ist, weil er noch etwas zu erledigen hat und in diesem Moment kommst du ins Spiel.“ Tief wurde mir in die Augen gesehen und aus irgendeinem Grund konnte ich meinen Blick nicht abwenden, selbst wenn ich es gewollt hätte. „Du bist ein Schamane Yoh. Du kannst Geister sehen, mit ihnen kommunizieren und sie als Medium benutzen, deswegen habe ich auch kein schlechtes Gewissen dich mit einem Stipendium an dieser Schule aufzunehmen, natürlich nur wenn du es willst.“ Konnte man vergessen zu atmen? Anscheinend, denn ich musste mich richtig anstrengen neue Luft in meine Lungen zu saugen und nicht umzufallen. Ich hatte eine neue Zukunft, einen neuen Weg und den würde ich gehen. Und er würde mit Zeke anfangen und mit diesem enden, da war ich mir hundertprozentig sicher. So^^ Hier bin ich wieder mit einem neuen Kapitel zurück, leider mit über einer Woche Verspätung, weil ich durch Arbeit einfach keine Zeit gefunden habe zu schreiben >-< Verzeiht mir!O.o Dafür muss ich euch jetzt leider sagen, dass dies das vorletzte Kapitel dieser FF war und nur noch der Epilog hochgeladen wird, was vielleicht bei einigen in Enttäuschung ausartet, ich aber den ganzen Erpressungsprozess mit Anna nicht weiter ausbreiten möchte, da es dann schon wieder, zu mindestens meiner Meinung nach, zu viel Geschichte wird und irgendwann wollte ich diese FF dann doch mal beenden^^ So, dann will ich auch gar nicht weiter stören, viel Spaß bei Animexx, lest schön, bleibt gesund, haltet die Ohren steif, lasst euch nicht unterkriegen und lebt euer Leben selbst, so wie ihr es wollt. Ihr müsst nachher damit zu Recht kommen und entscheiden, ob ihr gelebt habt, nicht die anderen^^ Liebe Grüße Lesemaus Epilog: Der Umzug ----------------- Epilog Der Umzug Ich freute mich, ich freute mich riesig, unumgänglich, beinahe schon euphorisch, unantastbar, als könnte ich die ganze Welt besiegen, mit jeder Sache durchkommen, Katastrophen verhindern oder sie verursachen, ich fühlte mich einfach nur göttlich, anders konnte ich es selbst nicht mehr beschreiben! Ich zog um! Endlich aus meiner einsamen Wohnung raus, die mich zu sehr an das vergangene erinnerte, an einen neuen viel besseren Ort: die Saint Village Schule, die für schwierigere Fälle, wie mich z.B., in einem Wohnheim ein kostenloses Dach über den Kopf geben konnte, lediglich Strom, Wasser und Essen mussten bezahlt werden und die Kosten übernahm in meinem Fall, da ich noch zur Schule ging, das Jugendamt und meine Unterhaltpflichtigen Eltern, wobei mir sogar ein wenig Taschengeld am Ende blieb, mit dem ich mein neues Reich einrichten konnte. Ich zog schon zwei Wochen nachdem ich mit Zeke bei dem Direktor der Schule namens Silver war um, trennte mich von meinem alten Leben, um ein neues zu beginnen. Zuerst hatte ich unglaubliche Angst davor gehabt: Angst vor Anna, was sie unter Umständen machen könnte, da Zeke weiterhin auf dieser niederen Schule blieb, dass sie mein Leben weiterhin zerstörte, aber es kam alles vollkommen anders, als wie ich es erwartet hätte. Sie wurde der Schule verwiesen, ein Gerichtsprozess eingeleitet wegen Erpressung und Rufmord und das ausgerechnet von Lysergs und Treys Eltern, die ich erst ein paar Tage davor kennengelernt hatte und die mich bis auf den letzten Tropfen meiner Vergangenheit ausgequetscht hatten. Lysergs Vater war ein hochangesehener Anwalt und hatte ohne wenn und aber Anzeige erstattet, seitdem hatte Anna mit ihrer Familie nichts mehr zu lachen… und ließ mich in Ruhe, was mir persönlich am wichtigsten war. Sie hatte mich viele Jahre meines Lebens begleitet, enttäuscht, verraten und verkauft, ich wollte sie nicht mehr wiedersehen, nie mehr, würde ihr auch nicht verzeihen und konnte Gott sei Dank ihre Briefe ignorieren, die seit Prozessbeginn täglich zu mir ins Haus geflattert kamen, bei dem ich leider auch aussagen musste, was mir immer noch Angst machte. Ich hatte Angst, so große Angst vor der Zukunft, aber nun musste ich diese nicht mehr alleine bewältigen, ich hatte Freunde, gute Freunde und jemanden der mich liebte und mich sogar mit dieser Liebe erdrückte, was ich allerdings nur genoss, aber nun hatte ich anderes zu tun… Nun war der große Tag des Umzugs gekommen! Schon früh am Morgen war ich aufgestanden, um meine wichtigsten Sachen in die Umzugskartons zu verstauen. Viele Sachen waren das nicht gerade, schließlich musste es ja nur für eine Person in meiner ganzen Wohnung reichen, aber ein paar Kartons kamen doch schon zusammen. Alles andere: Stühle, Tische, Sofa usw. wurden verkauft oder weil sie schon gebraucht gekauft wurden und zu alt für den Weiterverkauf waren zum Sperrmüll gebracht. Eine kleine Umzugsfirma im Auftrag der Schule half mir meine Sachen in einen kleinen LKW zu laden, sie zur Schule zu fahren und in mein neues Zimmer zu bringen, genau dort kam die Überraschung. Lyserg und Trey lebten noch bei ihren Eltern Zuhause, gingen also nur zum Unterricht in die Schule, sodass ich glaubte entweder ein Einzelzimmer zu bekommen oder in irgendeine andere Irren-WG gesteckt zu werden, was ich allerdings überhaupt nicht wollte, dafür saß der Verrat von Anna noch zu tief! Aber es kam doch ganz anders, als ich es mir je gedacht hatte. Im Wohnheim erwartete uns der Wohnheimleiter Herr Kalim, der genauso einen netten aber auch irgendwie abgedrehten Eindruck wie Direktor Silver auf mich machte, aber ansonsten ganz okay und witzig aufgelegt schien. Leider musste ich mich erst einmal an meine neue Fähigkeit, nämlich Geister sehen zu können, gewöhnen, denn im Wohnheim bekam der Begriff Geisterhaus eine komplett neue Bedeutung. Egal wohin ich auch sah, es gab dort Geister in Hülle und Fülle, freundliche Geister, die sogar den Hut zur Begrüßung zogen oder je nachdem, wenn sie keinen hatten, mit einem anderen Körperteil wedelten, um auf sich aufmerksam zu machen. Mein Zimmer befand sich im zweiten von vier Stöcken, sodass ich eine gute Sicht über den Garten und Pausenraum des Wohnheims hatte und den Walt vor der Nase, der dieses Gebäude zum Teil verschluckte, bis es in seine Finsternis hinabstieg. Langweilig würde mir hier garantiert nicht werden! Völlig neue Schulfächer wurden hier unterrichtet, Wahlfächer, die ich mir selbst aussuchen konnte, erheblich weiterentwickelte Lernprogramme als auf meiner alten Schule, Zusatzkurse, Sportclubs, sogar eine eigene Schülerzeitung hatten sie, für die ich mich besonders interessiert und schon mit dem Gedanken spielte, ob ich mich bei ihr als Redakteur bewerben sollte. Eine riesige Bibliothek, in der mir nie langweilig werden würde, da ich so viele Bücher selbst in zehn Jahren nicht lesen würde können, ein Planetarium, um die Sterne oder besondere Kometen zu beobachten, die nur alle paar Jahre am Horizont erschienen, Schwimmbecken, in denen man sich abkühlen oder das Schwimmen lernen konnte, Sportplätze, auf denen man sich austobte, sogar eine eigene Eishalle, einfach alles! Ich könnte jetzt typisch Internat sagten, mit reichen Schnöseln, die noch immer total von Mami und Papi abhängig waren und alleine den Hinter nicht hochbekommen würden, aber es war klasse hier! Nur die Schüler selbst mussten mich noch zum Bleiben überreden, ansonsten hatte mich diese Schule schon so gut wie adoptiert. „Hier Yoh.“, sagte Kalim ganz überraschend zu mir, dem ich zuvor still gefolgt war, die Möbelpacker dicht hinter uns, die einige meiner Kartons auf den Armen trugen, die restlichen im LKW, und drückte mir einen kleinen silbernen Schlüssel in die Hände, mit einem aufforderndem Nicken zur Tür, dass ich sie selbst aufschließen konnte, durfte. Und ich tat es mit einem freudigen Funkeln in den Augen, dass Herz vor Aufregung unregelmäßig holpernd, die Gedanken beflügelt, mit schweißnassen Händen, dass ich kurz befürchten musste der Schlüssel würde mir vor lauter Aufgeregtheit aus den Fingern flutschten. Er tat es nicht. Schnell war der Schlüssel zu meinem neuen Leben in das Schloss gesteckt, mit einer leichten Bewegung meiner Hand nach rechts gedreht, bis ein leises Klicken ertönte, was mir eindeutig sagte: Ich bin auf! Ich musste kurz einmal schlucken und mir innerlich auf die aufgewühlten Nerven hauen, damit diese ein bisschen ruhiger wurden, bevor ich den Türgriff vorsichtig umfasste, als könnte er jeden Moment unter zu viel Druck kaputt gehen. Bedacht schwang ich die Tür auf, ließ sie die letzten Zentimeter bis sie auf der Wand einschlug alleine zurücklegen, da ich mir noch nicht selbst erlaubte mein neues Refugium zu betreten und es war überraschend zu sehen, wie viele Überraschungen jeden Tag Gott für eine einzige Person aufsparen konnte, denn ich blieb wie erstarrt stehen, als ich erkannte, was sich in dem Inneren dieses Zimmers abspielte. Eine Person mit dunkelbraunen langen Haaren saß auf einer Fensterbank, den Kopf entspannt an die Wand gelehnt, die Augen mit den dichten, vollen Wimpern, die im ersten Moment an ein Mädchen erinnerten, was er alles andere als war, entspannt geschlossen. Er schlief, wie ich im zweiten Moment feststellte. Im dritten registrierte ich nicht nur unausgepackte und noch nicht aufgebaute Möbelstücke, sondern auch Taschen, in denen sich eindeutig Wäsche und anderes Zeugs befinden musste. Was zum Teufel machte dieser Idiot hier, ohne mir Bescheid zu sagen? Meine Fassungslosigkeit über diese Tatsache musste mir wohl im Gesicht anzusehen sein, denn Kalim räusperte sich neben mir dezent, um wenigstens ein bisschen Aufmerksamkeit von mir zu bekommen, die ich ihm nur widerwillig überließ, da ich den Anblick eines schlafenden Zekes noch ein bisschen in mir aufnehmen wollte, da ich es ansonsten war, der als erster von uns beiden einschlief und als letzter aufwachte. Zeke war jedes Mal wie ein fitter Turnschuh mit wenig Schlaf als erster wach gewesen und hatte sich um das Frühstück gekümmert. „Er wollte nicht, dass wir dir etwas verraten.“, fing Kalim an zu erklären, während er mir beruhigend eine Hand auf die Schulter lege, als müsste er befürchten, dass ich gleich wie ein Racheengel persönlich auf den schlafenden Jungen losgehen würde. Konnte man sich so in meiner Person täuschen? Eigentlich nicht, wenn man den ersten Eindruck wahrnahm, bei mir veränderte das nicht viel am Charakter. „Es sollte eine Überraschung sein. Nach der Sache mit der ehemaligen Schülerin der städtischen Realschule, auf die du vorhin gingst, wollte er dich in dem Wohnheim als Neuling nicht alleine lassen, hat seine Wohnung gekündigt, ein paar schlaflose Nächte mit der alten Direktion und dem Papierkram seiner Schule verpasst und sich auf die Saint-Village-Schule versetzen lassen, damit du dich hier schneller eingewöhnst. „Er…hat auch…besondere Fähigkeiten?“, stotterte ich zusammen, da ich doch verwirrt war, weil er nie ein Wort darüber verloren hatte. Natürlich war ich stutzig am Tag meiner Aufnahmeprüfung gewesen, als er die flüsternde Bemerkung mit dem Sehen der Geister gemacht hatte, aber ich war so froh gewesen aufgenommen worden zu sein, dass ich mir darüber keine weiteren Gedanken gemacht hatte. Was für ein unaufmerksamer Freund war ich eigentlich?! Wahrscheinlich hätte das selbst ein Blinder mitbekommen! Stöhnend fasste ich mir an die Stirn, als mir die Erkenntnis über sein Handeln ins Gehirn durchsickerte. Er hatte alles aufgegeben, für mich. Oh Gott, ich spürte meine Wangen heiß werden, ein Druck baute sich in meinen Augen auf, begleitet von einem süßen Brennen, welches mir die Tränen in eben diese trieb. Wenn ich nicht ganz doll aufpasste, würde ich gleich vor versammelter Mannschaft einen Heulkrampf bekommen! Mich zusammenreißend trat ich in den großen Raum rein, der eindeutig für mehr als eine Person ausgelegt war. Es gab mehrere Türen, eine wahrscheinlich für das Badezimmer, eins für das Schlafzimmer und das Wohnzimmer in dem wir gerade standen. Es war einfach perfekt, ich hatte das gar nicht verdient, so oft wie ich andere in Schwierigkeiten brachte. Zaghaft schlich ich zu Zeke, betrachtete kurz seine schlafende Gestalt, ehe ich ihn sanft mit dem Finger antippte, um ihn vorsichtig wach zu bekommen. Er murrte leise, wurde aber wach, als ich hartnäckig weiter pickte. Verschlafen schaute er mich an, seine Augen noch leicht gerötet vom Schlaf, bis sich ein liebevolles Lächeln auf seine Lippen schlich, als er mich erkannte. Ich stand so dicht vor seiner Gestalt, dass ich ihn hätte mühelos berühren könne, wenn ich es gewollt hätte. Er hob seine Hand, legte sie an meine Wange und strich angenehm leicht mit seinem Daumen darüber, dass ich für einen Moment selbstvergessen die Augen schloss, es genoss, auskostete. „Du bist spät!“, wisperte Zeke mir leise zu, was meine Röte auf den Wangen nur noch vertiefte. „Das Einpacken hat länger gedauert, als ich gedacht hatte. Aber warum bist du hier?“, fragte ich, obwohl ich den Grund schon wusste, ich wollte ihn von ihm hören, dass war er mir schuldig, nachdem er mich schon derart im Dunkeln tappen ließ. „Wo nach sieht es denn aus, du kleiner Dummkopf? Ich wusste, du wolltest nicht alleine in dieser neuen Umgebung sein, da du noch unsicher im Umgang mit den anderen Schülern bist, deswegen habe ich darauf bestanden hier einzuziehen.“, schalt er mich, hauchte mir einen gefühlvollen Kuss auf die Lippen, was mich kurz zusammenzucken ließ, da noch die anderen Lehrkörper und Möbelpacker am Türrahmen standen. „Ist das denn überhaupt erlaubt bei Einzelzimmern?“, fragte ich zweifelnd. Sein Lächeln war entwaffnend. „Es gibt hier fast nur Zweierzimmer, außer mit schwierigen Fällen, da kommen auch schon mal Einzelzimmer vor, also mach dir keine Sorgen. Ich musste Silver nicht einmal drohen bei dir einziehen zu dürfen, er war mehr als einverstanden.“ Es war für mich immer wieder erstaunlich wie leicht Zeke andere Leute um seinen kleinen Finger wickeln konnte und damit sogar durchkam, bei mir war es ja nicht anders gewesen, auch er hatte mich spielend leicht in seinem unendlichen Spinnennetz gefangen. „Also fangen wir noch einmal ganz von vorne an?“, flüsterte ich leise, da ich nicht unbedingt wollte, dass die anderen unser Gespräch mitbekamen. Sein Lächeln vertiefte sich, während seine haselnussbraunen Augen über meine Gestalt wanderten, bis sie sich an meinen Augen festzukleben schienen. „Ja, fangen wir noch einmal ganz von vorne an!“, wieder ein verlangender Kuss auf meine rosigen Lippen, dass ich schon beinahe glaubte er wolle mich auffressen, bis er von mir abließ. Dann wurden die Kartons ins Zimmer gebracht und wir konnten uns einrichten. Später am Abend, soweit waren alle Arbeiten erledigt, selbst das Zimmerstreichen und die Möbelaufbauen hatten wir geschafft, wir mussten nur noch die letzten Feinheiten des Dekorierens machen, dass würden wir aber am nächsten Tag erst machen, hauten wir uns angenehm erschöpft auf das frisch bezogene Doppeltbett im Schlafzimmer, dass wir extra gegen zwei Einzelbetten eingetauscht hatten und kuschelten einfach, taten nichts anders, einfach nur daliegen, sich gegenseitig im Arm haltend, eine Küsse tauschend und dösen. Während wir genau das taten, geschah im Wohnzimmer etwas Merkwürdiges. Ein helles Leuchten erschien, aus dem ein kleiner durchsichtiger Geist heraustrat, der die Form eines kleinen Männchens annahm, welches ein organisches Blatt auf dem Kopf aufwies. Es blieb nicht lange, nur wenige Sekunden, um etwas abzugeben. Einen Brief auf dem Fensterbrett. Dann verschwand es in demselben Glimmen, indem es schon gekommen war. Nur der Brief blieb liegen mit meinem Namen darauf und dem Versprechen, dass ich ihn erst am nächsten Morgen lesen würde, wenn ich einigermaßen wach war. Der Inhaber dieses Briefes hatte keinen Absender hinterlassen, nur die Unterschrift einer besorgten Mutter, die sich nach mehr als drei Jahren wieder bei ihrem Sohn meldete, um ihm alles Gute zu wünschen und zu seiner neuen Beziehung zu gratulieren. Nur ein Satz würde mich stutzig machen: „Ich wünsche dir viel Glück mit deiner neuen Liebe und Bruder.“ Aber das war eine andere Geschichte. Epilog Ende So^^ Hier bin ich endlich mit dem letzten Kapitel mit Zeke und Yoh, es ist schade das es endet, es hat mir fiel Spaß gemacht diese Geschichte zu schreiben, da Shaman King zu meinen absoluten Lieblingsserien gehört, aber auch diese Geschichte musste einmal enden und ich freue mich, dass sie so viel Anklang und Ansehen gefunden hat^^ Den Epilog habe ich extra so offen gelassen, damit ihr euch den letzten Teil oder die Fortsetzung selbst vorstellen könnt, da diese Geschichte endgültig abgeschlossen ist, keine weiteren Kapitel bekommt oder eine Fortsetzung, was ich persönlich selbst schade finde, aber einen guten Schluss gemacht habe, der trotzdem interessant ist^^ Deswegen möchte ich mich jetzt ohne viel Reden von euch, meinen treuen Lesern und Fans, verabschieden und euch auch in Zukunft alles Gute wünschen, viel Gesundheit, lebt euer Leben so wie ihr es wollt, nicht so wie jemand anderer es will und lasst euch nicht unterkriegen^^ Liebe Grüße Lesemaus PS:Nur weil diese Geschichte jetzt ändert, heißt es nicht, dass ich nicht auch weiterhin schreibe, ganz im Gegenteil^^ Hosted by Animexx e.V. 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