Rache! von Feuerlotus ================================================================================ Prolog: Change -------------- Prolog: Change An diesem Donnerstag morgen war ich mir sicher. Gegen halb 12 stand ich auf, schließlich kann man mir ja in den Ferien keine Vorwürfe machen, wenn ich mal ausschlafen wollte. Sorgfältig wählte ich meine Klamotten aus. Eine schöne taillierte Bluse in bordeauxrot. Dazu eine schwarze Röhrenjeans. Details waren natürlich genauso wichtig, deshalb wählte ich noch eine rot-schwarz-gestreifte Krawatte, mein schwarzes Lieblingsarmband und wählte einen Gürtel mit Pyramidennieten, natürlich auch in schwarz-rot gehalten. Dazu noch passende Vans und ging entschlossen aus der Tür. Verträumt erinnerte ich mich an die Situation vor zwei Tagen. Es war unser zweites Treffen gewesen, bei dem sonst kein anderer unserer Freunde dabei gewesen war. Vor zwei Monaten hatten wir uns das erste Mal in dieser kleinen Bar gesehen, die auch heute wieder unser Treffpunkt sein würde. Vor zwei Tagen war es ganz anders gewesen, wie die Treffen davor. Sie hatte ihren Kopf an meine Schulter gelehnt. Lange Zeit hatten wir einfach nur schweigend da gesessen. Es war ein angenehmes Schweigen gewesen. Irgendwann begann ihre Hand immer an meinem Bein auf und ab zu streifen. Nur ihre Fingerkuppen hatten mein Bein dabei federleicht berührt. Doch schon bei diesem zarten Hauch wurde mir ganz heiß. Die Stellen, an denen sie mich berührt hatte, fühlten sich an, als stünden sie in Flammen. Ach was, als wäre ein ganzer Waldbrand auf meiner Haut ausgebrochen. Mein Herz hatte immer schneller geklopft und mit der Zeit ging mein Atem immer flacher. Irgendwann hatte ich es einfach nicht mehr aushalten können, dennoch wollte ich nicht das sie aufhörte. Ich legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Plötzlich spürte ich eine angenehme Wärme an meinem Hals. Um herauszufinden, was das gewesen war, öffnete ich die Augen ein ganz kleines Bisschen. Diese angenehme Wärme kam von ihren Lippen, die an meiner Schlagader entlang fuhren. Immer wieder küsste sie mich dabei. Schließlich öffnete auch sie ihre Augen, die bis zu diesem Moment ebenfalls geschlossen waren. Sie schielte zu mir hoch und als sie bemerkte, das ich sie ansah, lächelte sie, fasst schon lasziv, vermutete ich. Das sie das Tat, merkte ich jedoch nur an dem Gefühl an meiner Haut, das Gesicht konnte ich dafür nicht gut genug sehen. Genüsslich schloss sie wieder die Augen und ich tat es ihr gleich. Schließlich leckte sie kurz an meiner Halsschlagader entlang. In dieser Sekunde schossen tausend Gedanken durch meinen Kopf, in dem sich aber einer besonders herauskristallisierte. Was tust du hier eigentlich gerade? Plötzlich ging mir auf, das ich, ein Mädchen, das so naiv war, immer noch zu glauben hetero zu sein, mit einem anderen Mädchen rummachte. Das wiedersprach gegen alles, was mir immer beigebracht worden war. Gleichgeschlechtliche Liebe ist unnormal und geisteskrank. Aus einem Impuls heraus drückte ich sie weg. Verwirrt schaute sie mich an. Aber ich hatte den Blick in ihre moosgrünen Augen einfach nicht mehr ertragen können. Schnell murmelte ich ein „Entschuldigung“, stand auf und verließ die Bar. Ich wusste nicht, was Marisol jetzt über mich denken mochte, aber ich hatte einfach gehen müssen. Gestern hatte ich sie dann angerufen und um ein Treffen gebeten. Zögernd hatte sie zugestimmt. Mein Gott, wahrscheinlich hatte ich sie total vor den Kopf gestoßen. Und schon saß ich in meinem Auto und überlegte fieberhaft, wie ich das alles bloß wieder gut machen konnte. Vielleicht mag das ja seltsam klingen. Nach nur zwei Tagen, hatte ich mich völlig von den Gedanken, die mir immer eingetrichtert worden waren, gelöst. Ich hatte meine Scheu, mit einem Mädchen zusammensein zu wollen abgelegt. Wahrscheinlich hatte ich schon früher gemerkt, das ich mehr für Marisol empfand, als ich hatte zugeben wollen. Dies war mir nur so unwirklich vorgekommen, da ich ja schon ein paar mal eine Beziehung zu einem Jungen hatte. Fest stand aber für mich, das ich nicht mehr ohne sie Leben konnte und wollte. Es war mir sogar egal, was andere Leute darüber dachten. Kurz darauf parkte ich mein Auto auf einem nahe gelegnen Parkplatz. Ich stieg aus und lief über die Straße. Ich bog nur noch um eine Ecke und schon tauchte das kleine Gebäude, in der die Bar untergebracht ist, auf. Ich ging hinein und setzte mich auf einen freien Platz, hinten links in der Ecke. Ich schaute auf die Uhr, enttäuscht stellte ich fest, das es erst halb eins war. Ich beschloss noch einen Kakao zu trinken, während ich wartete. Schließlich waren wir erst für eins verabredet. Die Minuten zogen sich wie Gummi. Während ich an meinem Kakao nippte, dachte ich angestrengt nach, was ich wohl sagen würde, wenn sie auftauchte. Und dann stand sie endlich in der Tür. Suchend blickte sie sich in der kleinen Bar um. Da ich jedoch, bis auf die zwei an der Theke, die einzige Person in der ganzen Bar war, findet sie mich schnell. Zielstrebig durchschritt sie den kleinen Raum und kam auf mich zu und setzte sich mir gegenüber. „Hey!...“, war das einzige, was ich atemlos hervor brachte. Sie saß nur schweigend da und schaute mich abwartend an. Da war aber noch etwas anderes in ihrem Blick, was mich zu lähmen schien. Vielleicht kann man es mit Bitterkeit umschreiben. Unwillkürlich musste ich wegschauen und starrte in meine Tasse. Der Kellner, oder wie auch immer die Berufsbezeichnung heißen mag, unterbricht schließlich das unangenehme schweigen, indem er fragt was Marisol denn gerne trinken wolle. „Danke, nichts. Es wird wohl nicht so lange dauern“, antwortete sie geradeheraus. Bei diesen Worten blickte ich verwundert auf. Der Kellner zuckte nur mit den Schultern und ging wieder. „Wa...?“, setzte ich an. „Willst du mir nicht endlich sagen, warum du mich hierher bestellt hast? Oder wolltest du nur noch einmal eine Lesbe begaffen?“ Was laberte die denn da für einen Müll? Lesbe begaffen... Kurz verschlug es mir die Sprache. „Nei... Nein. Das siehst du völlig falsch. Ich... Ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich...“ „Komm zum Punkt, die Mitleidstur zieht nicht und hält nur auf“, unterbrach sie forsch, meine gestammelten versuche mich zu erklären. Ich schloss die Augen und atmete noch einmal tief ein. Dann blickte ich ihr in die Augen. „Ich habe mich total falsch verhalten, ja. Ich war so überrascht und verwirrt, weißt du?“ Sie verdrehte bloß die Augen. An ihrer Körperhaltung erkannte ich, dass sie wohl jeden Moment aufstehen und gehen würde. „Ach, verdammt noch mal!“, fluchte ich vor mich hin. Dann stand ich aus einem Impuls heraus auf und ging, um den Tisch herum, zu ihr. Ohne weiter nachzudenken, damit ich es mir nicht noch anders überlegen konnte, beugte ich mich zu ihr herunter. Ich schloss die Augen und spürte sofort ihre Lippen auf meinen. Sanft küsste ich sie. Nach kurzem zögern erwiderte sie sogar den Kuss. Nein, sie erwiderte ihn nicht nur, sie zog mich auch noch auf ihren Schoß und legte ihre Hände auf meinen Rücken. Der Kuss wurde leidenschaftlicher und ich verschränkte meine Arme in ihrem Nacken. Mein Gott, das ist sogar noch besser als ich es mir jemals erträumt hätte. Als wir den Kuss wieder lösten, war ich total außer Atem, dafür aber glücklicher als jemals zuvor. Ich schaute ihr in die Augen und hatte das Gefühl ich könnte darin für immer versinken. In diesem Moment blieb für mich die Zeit stehen. Nach einer Ewigkeit, wie mir schien, brach Marisol dann das schweigen. „Ich liebe dich“, hauchte sie. Schon allein diese drei Worte hätten mich Freudensprünge vollführen lassen können. Zufrieden breitete sich bei mir ein Lächeln über das ganze Gesicht aus. Ich küsste sie auf die Wange. „Ich dich auch, Marisol.“ Als Antwort breitete sich auch auf ihren Zügen ein Lächeln aus. „Lass uns gehen“, sagte sie dann. Ich nickte nur. Dann erhob ich mich von ihrem Schoß und lege noch fünf Euro auf den Tisch. Das musste reichen. Daraufhin ergriff sie meine Hand und gemeinsam gingen wir nach draußen. Wir beschossen, an diesem angebrochenen Tag zu ihr nach Hause zu fahren. Marisol kochte für uns. Und sie war als Köchin echt einsame Spitze. Dieser Tag würde bestimmt als einer der schönsten in meinem ganzen Leben, in meinem Kopf haften bleiben. Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, dass ich träumte. Aber wenn das so war, wollte ich bitte nicht geweckt werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)