Schwer erziehbar von Remy (Über 100 Favos. -freu-) ================================================================================ Kapitel 55: Warten ------------------ Kapitel 55 – Warten Sean’s PoV Die nächsten Wochen liefen etwas anders, als die davor. Auf alle Fälle etwas anders, als es für dieses Internat geplant wäre. Immer wieder ließen wir uns einen oder zwei Schultage entgehen, eigentlich nur, wenn Jamie keinen Bock hatten. Dann blieb ich bei ihm, immerhin wollten wir die nächste Zeit noch zusammen genießen. Doch heute war ich allein, einmal wieder seit langem. Jamie war… eigentlich wusste ich gar nicht wo er hin war. Wüsste es aber sehr gerne, doch er war schon weg, bevor ich aufgewacht war. Ohne mir auch nur den Funken einer Nachricht zu hinterlassen. Ich wusste, dass er wieder kam, so einfach würde er mich nicht zurück lassen. Schon die ganze Zeit überlegte ich mir, was Jamie noch für Möglichkeiten haben könnte, damit wir nicht wirklich nur noch die Zeit hier hätten. Ich hatte nur keine Idee, wie man es vielleicht ändern könnte. Ich würde es nicht überstehen, wenn ich jetzt ohne ihn auskommen müsste. Irgendwie war das schon ein recht seltsames Gefühl, wie abhängig ich von ihm geworden war. Wahrscheinlich war ich das bis jetzt noch bei niemand, außer bei ihm. Ich schwang mich aus dem Bett und sammelte langsam meine Sachen vom Boden auf. Es war in der letzten Nacht bei uns nicht unbedingt heiß her gegangen, weswegen meine Klamotten vielleicht so zerstreut sein könnten. Eigentlich fühlte es sich einfach nur gut an, Jamie komplett spüren zu können. Kleidung störte da oft einfach dabei. Jetzt zog ich mich langsam wieder an. Vielleicht sollte ich auch einmal eine Runde durchs Gebäude drehen. Würde mir sicher auch gut tun, wenn ich mir einmal wieder die Beine vertreten könnte. Mein Weg führte mich – ohne dass ich groß darüber nachdachte – in den Teil des Internates, in dem sich im Normalfall nur die Lehrer aufhielten. Um diese Uhrzeit würde hier aber wohl auch recht wenig los sein. Eigentlich sollte ich ja auch ganz anständig in einem Klassenzimmer sitzen und etwas für meine Bildung tun. Eigentlich eben. „Na, Mr. Smith. Sie sind wohl etwas am falschen Ort für die Uhrzeit…“ Mich durchzog ein Schauer, als mir ein Arm um die Schultern gelegt hatte. Im ersten Moment war ich mir nicht sicher, wer jetzt neben mir stand, doch als ich aufsah, änderte sich das. Ich wandte den Blick ab. „War nur auf der Suche nach Jamie…“, murmelte ich. „Den vermisse ich auch schon länger… in meinem Unterricht. Genauso wie dich“, erwiderte Miller und es war kein bisschen Unmut in seiner Stimme zu hören. „Wo treibt ihr euch dauernd rum?“, wollte er noch wissen. Leicht gespielt lächelte ich. „Jamie hat einfach gelegentlich keine Lust…“ Eine recht billige Ausrede, wie ich wusste. Aber was hätte ich ihm den sagen sollen? Das wir versuchten noch so viel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen? Gerade das wollte ich, dass unter uns blieb. „Na ja, das Jahr ist ja bald um, dann habt ihr es hinter euch…“ Ich spürte das Lächeln, das er auf den Lippen hatte, und war kurz davor in Tränen auszubrechen. Shit. Das konnte doch jetzt echt nicht wahr sein. Ich blickte an die Gangwand und wischte mir übers Gesicht, als ob ich etwas im Auge hätte. „Stimmt was nicht?“ Langsam schüttelte ich den Kopf. Doch nur einen Moment später bereute ich es schon fast. „Ähm… Könnte ich Sie etwas fragen?“ Vielleicht bekäme ich ja endlich eine Antwort auf die Frage, die mich jetzt schon so lange plagte. „Kommt darauf an um was es geht.“ Leicht zuckte Miller mit den Schultern. Jamie’s PoV „Na, mal wieder ganz alleine?“ Ich musste den Kopf nicht einmal heben um zu wissen, dass sich Piccolo neben mir nieder gelassen hat. „Und du nicht beim Unterricht?“, erwiderte ich schließlich und wandte zumindest den Blick zu ihm. Vereinzelte Schweißperlen bahnten sich ihren Weg von meiner Stirn abwärts über meine Wangen bis hinunter zu meinem Hals. Und trotzdem störte mich die Hitze nicht. „Nicht nur du und Sean dürfen schwänzen… bzw. dürft es nicht und tut es trotzdem…“ Ich nickte langsam, gab aber auch schon einen Moment später ein klägliches Seufzen von mir. Deswegen hob Piccolo leicht eine Augenbraue. „Wo ist der Kleine überhaupt?“, wollte er schon wissen. Ich wandte den Blick wieder ab. „Auf unserem Zimmer.“ Jetzt hob sich auch die zweite Augenbraue des Italieners. „Du hast ihn allein gelassen…? Also Jamie!“ Er klang vorwurfvoll, aber er kicherte auch schon los. Natürlich war es nicht ernst gemeint, hätte wohl auch jemand ganz dämliches mitbekommen. Doch viel lieber nahm ich ihn jetzt ernst. „Hey, schau nicht so.“ - Piccolo legte einen Arm um mich. – „Selbst in 50-jährigen Ehen zofft man sich mal…“ Ich gab ihm einen unsanften Stoß, sodass er im Gras liegen blieb. „Wir haben uns nicht gestritten“, murrte ich und verschränkte – trotzig wie ein kleines Kind – die Arme vor der Brust. Piccolo verdrehte die Augen und setzte sich wieder auf, als er auch schon einen Grasfleck begutachtete, der wohl durch mich entstanden war. Kurz warf er mir einen bösen Blick zu, der verfolg aber auch gleich wieder. „Und was ist dann der Grund dafür, dass du hier alleine rumsitzt?“ Ich zuckte nur leicht mit den Schultern. Über den Grund war ich mir auch nicht klar, eigentlich wollte ich nur einen Moment für mich haben. Dabei hatte ich den schon dadurch, dass er noch geschlafen hatte. Doch jetzt hockte ich hier draußen und war noch immer nicht zu ihm zurück. Vielleicht wollte ich ja alleine darüber nachdenken, worüber sich auch Sean den Kopf zerbrach. Das kleine Problem, über das ich mir eigentlich schon von Anfang an im Klaren hätte sein müssen. Ziemlich gut hatte ich es verdrängt. „Jamie?“ - Ich wandte den Blick wieder zu Piccolo, der mich leicht verwirrt ansah. – „Irgendetwas bedrückt dich… Richtig?“ Wieder wegsehend nickte ich langsam. Gleich würde er fragen, was mich bedrückte, doch er schwieg. Mit der Zeit wich der gute Piccolo immer mehr von seinem alten Muster ab, vielleicht war ja Max ein richtig guter – oder auch schlechter – Einfluss für ihn. Er legte einen Arm um mich und drückte sich leicht an mich. „Und was ist mit dir und Max? Gestritten oder nicht?“, wollte ich schließlich wissen, wobei ich eine Augenbraue hob. „Nicht gestritten… Ich will eigentlich auch nur einmal ein paar Minuten allein sein, werd’ mich wohl auch bald wieder verziehen.“ – Er zwinkerte. – „Solltest du vielleicht auch machen.“ Ein Lächeln zog sich für einen Moment über meine Lippen. Ja, das sollte ich wirklich tun. Langsam erhob sich Piccolo schließlich und warf mir noch einen letzten freundlichen Blick zu, bevor er sich abwandte. Ohne ein weiteres Wort ging er. Es gab aber gerade auch nichts mehr zu bereden. Somit blieb ich wieder allein zurück und konnte weiter über mein momentan größtes Problem grübeln, auch wenn mir ohnehin keine Lösung dafür einfallen würde. Aber vielleicht war Sean weiter gekommen. Etwas schwerfällig stand ich auf und streckte mich schließlich herzhaft. Ob wohl Sean sauer war, dass ich ihn alleine gelassen hatte? Ich fuhr mir durchs Haar und hoffte inständig, dass es nicht so war. Momentan konnte ich es nicht wirklich brauchen, dass er mich nicht leiden konnte. Doch all ich in unser Zimmer zurückkam, verflog meine Unsicherheit und ich überlegte mir, ob ich es nicht sein sollte, der jetzt etwas von Missfallen geplagt sein sollte. Sean war nämlich nicht da. Ich sank auf unser Bett. Schon lange nutzten wir das zweite eher als Ablage für alles mögliche und schliefen nur noch in einem. Zwar etwas eng und gelegentlich recht warm, aber zumindest waren wir – vor allem nachts – zusammen. Leise seufzte ich. Hätte er mir denn nicht zumindest eine Nachricht zurück lassen können, damit ich wusste, wo er hin war? Ich schüttelte langsam den Kopf. Eigentlich nicht. Ich hatte es doch immerhin auch nicht getan und war einfach weg. Mein Blick wanderte langsam im Zimmer hin und her. Irgendwie war es ohne Sean hier so richtig leer. Ich zog die Beine an und schlang die Arme darum. Wenn er jetzt hier wäre, dann würden wir zusammen kuscheln. Mein Kopf sank auf meine Knie. Hoffentlich würde er bald wieder kommen, damit wir das nachholen konnten. Ich sank zur Seite, rollte mich aber einen Moment später schon wieder auf den Rücken, um mich wieder aufzusetzen. Also wenn ich jetzt schon unruhig wurde, was würde ich dann erst tun, wenn ich ihn gar nicht mehr sehen könnte. Wahrscheinlich würde ich dann durchdrehen. Mein Blick wanderte über die Bettdecke, wo ich auch meine Finger darüber gleiten ließ. Niemand zuvor hatte ich je so gebracht wie Sean. Irgendwie schon ein komisches Gefühl von jemand geradezu abhängig zu sein. Ich zog die Beine an und legte die verschränkten Arme darauf. Vielleicht könnte ich ihn ja suchen gehen. Langsam schüttelte ich den Kopf. Wenn mich ein Lehrer erwischte, wäre ich dran. Für einen Moment überlegte ich noch, dann entfuhr mir ein Lachen. Früher hatte ich es dauernd gemacht, dass ich mich während den Unterrichtszeiten auf den Gängen herumgetrieben hatte und gerade eben musste ich mich auch hier her zurück schleichen. Und dann interessierte es mich jetzt wirklich, dass ich erwischt wurde? Auf irgendeine Art und Weise wurde ich wohl jetzt schon irre. Ich sank wieder zurück und streckte mich. Mein Kopf sank schließlich zur Seite und ich schloss die Lider. Wenn ich jetzt einschlafen würde und er mich dann sanft weckte, wenn er wieder da war, dann würde das sicher schöner sein, als wenn ich ihn jetzt suchen ginge. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)