Schwer erziehbar von Remy (Über 100 Favos. -freu-) ================================================================================ Kapitel 31: Fast wäre nichts daraus geworden -------------------------------------------- Kapitel 31 – Fast wäre nichts daraus geworden Sean's PoV Schwimmen. Wieso schwimmen? Ich würde absaufen. Einfach ertrinken. Immer wieder rollte ich mich hin und her. Eigentlich wollte ich schlafen. Nur gelang mir das nicht so. Sie würden sich alle über mich lustig machen. Wer konnte auch in meinem Alter noch nicht richtig schwimmen. Es war so verflucht peinlich. Zumindest kam es mir jetzt schon so vor. Ich rollte mich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Das Morgen würde ich doch nicht überleben. Vor allem wenn ich mich vor dem Schwimmunterricht nicht drücken konnte. Da schoss ich hoch. „Ich hab gar keine Badehose“, rief ich überglücklich. Doch da murrte schon jemand auf dem anderen Bett. „Danke für den Tinitus.“ Jamie hatte ich irgendwie völlig vergessen. Zumindest in diesem einen kurzen Moment. „Tut mir leid“, flüsterte ich, als sich der Amerikaner auch schon aufgesetzt hatte. Obwohl ich in der Dunkelheit nur seine Umrisse erkennen konnte. Vielleicht war es auch besser so. Denn er hatte nicht mehr, als Boxershorts an. Das hatte ich noch besehen, bevor er unter seine Bettdecke gekrochen war. „Kann es sein, dass du dich durch deine nicht vorhandene Badehose vor dem Schwimmen morgen drücken willst?“, fragte Jamie. Sicherlich hob er gerade eine Augenbraue und blickte mich ganz prüfend an. „Eigentlich dachte ich das“, gab ich kleinlaut zu. Irgendwie schien es, als ob das nicht helfen würde. „Ich hab noch eine zweite und normalerweise sind unter den Fundsachen auch welche. Ich denke aber nicht, dass du die unbedingt willst.“ Ich verzog demonstrativ das Gesicht, als der Kalifornier das sagte. Nur würde er das ohnehin nicht sehen. War auch egal. Mir zumindest. „Wieso willst du nicht mit schwimmen?“, wollte der Dunkelhaarige da auf einmal wissen. Ich murmelte nur etwas vor mich hin. Da hörte ich ganz deutlich das Bett des Amerikaners knarren. Nein! Er sollte jetzt bloß nicht zu mir rüberkommen. „Kannst du das nochmal wiederholen.“ Seine Finger lagen auf meinem Oberschenkel und ein Schauer jagte durch meinen Körper. „Ich kann nicht schwimmen“, flüsterte ich. Am ganzen Leib zitternd blickte ich ihn an. Mir kam es so vor, als ob ich das Braun seiner Augen selbst in der Finsternis sehen könnte. Da spürte ich auf einmal seinen warmen Atem auf meinem Gesicht. Ganz leicht streifte seine Nasenspitze die meinige. Es mussten also nur noch ein paar Zentimeter zwischen unseren Lippen liegen. Vor schreck weiteten sich meine Augen. Ich könnte den winzigen Abstand zwischen uns ganz einfach aufheben und ihn küssen. Ihn richtig küssen. Nicht so wie heute Morgen. Das wäre nichts dagegen. Nur traute ich mich nicht. Nicht solange er wach war. Wenn er schlief, war es ganz einfach gewesen. Einfach die Lippen auf seine legen. Es war aber so kurz gewesen. Nur ein Augenblick. Und trotzdem war es jetzt so, als ob ich sie spüren würde. Seine weichen Lippen. Es war natürlich nicht wirklich so. Seine Wange berührte die meine und mir lief eine Gänsehaut auf. Entweder aus Kälte oder aus dem Schrecken heraus. „Das lernst du schon“, hauchte mir Jamie ins Ohr und tapste schließlich wieder zurück zu seinem Bett. Ich verfolgte gebannt, wie sich seine Silhouette in der Dunkelheit bewegte. Als er sich wieder hinlegte, sank ich auch endlich wieder langsam zurück. Vielleicht sollte ich jetzt schlafen. Es wäre doch besser für mich. Zaghaft kuschelte ich mich in meine Decke und schloss die Augen. Möglicherweise würde ich ja in einen süßen Traum versinken, aus dem ich nie wieder aufwachte. Doch natürlich blieb mir das verwehrt. Jamie wollte unbedingt auf Frühaufsteher machen und zog mir schon gegen – wie ich meinte – halb acht Uhr morgens die Decke einfach weg. Sonst quälte er sich selbst kaum vor halb neun aus dem Bett. „Was soll das?“, murrte ich eingeschnappt und rollte mich zusammen. Vielleicht würde mir so noch etwas warm werden. „Wie du mir, so ich dir“, kommentierte der Amerikaner aber nur knapp und bewarf mich auch schon mit seinem Kissen. „Jamie!“ Noch regelrecht schlaftrunken fuhr ich hoch. Musste das jetzt schon sein? „Gestern hast du mich doch so geweckt, also beschwer dich nicht, sondern geh duschen. Ich bin schon fertig.“ Herzhaft schreckte sich der Dunkelhaarige, bevor er mich am Arm packte und mit einem Ruck hochzog. Da ich jetzt ohnehin schon stand, wurde wohl aus Schlafen nichts mehr. Noch immer im Halbschlaf stapfte ich ins Bad. Ich hatte heute Morgen nicht einmal große Lust zum Duschen. Aber irgendwie musste ich doch wach werden. Zehn Minuten später tapste ich – kaum wacher – wieder ins Zimmer. Jamie lief etwas nervös auf und ab. Als er mich bemerkte warf er mir nur stumm eine Badehose zu. Hatte er also seine zweite gefunden. „Ich würde dir empfehlen, die gleich anzuziehen. Eigentlich reicht es, wenn sie einen danach beim Anziehen begaffen“, meinte er nur knapp. Zuerst wollte ich es schon gleich tun, aber dann kam mir erst, dass er mich wohl auch nur anstarren würde. So verzog ich mich noch einmal kurz ins Bad. Nach dem Frühstück machten wir uns gleich auf dem Weg zur Schwimmhalle. Ein paar Jungen in unserem Alter machten das wohl auch schon jetzt. Dabei waren wir wohl mindestens eine Stunde zu früh. Das wir überhaupt schon etwas zum Essen bekommen hatten, war ein Wunder. Vor den Umkleideräumen mussten wir dann trotzdem warten. Da durfte man nicht ohne Lehrer rein. „Jamie, Schatz!“, schallte es da aber auf einmal durch die Gänge und Tyler stürzte sich auf den Amerikaner. Hinter ihm hing Iven mit einem etwas miesen Gesichtsausdruck. Irgendwann würde das noch böse enden. „Hi Tyler“, nuschelte Jamie etwas kleinlaut. Wie es aussah merkte er auch, dass der Russe einmal mehr nicht gerade über seinen Anblick glücklich war. „Lass meinen Freund los!“, zischte der da aber auch schon, als der Kalifornier versuchte Tyler von sich weg zudrücken. „Sag du ihm doch mal, dass er sich nicht immer gleich so an mich hängen soll, wenn er mich sieht“, erwiderte aber Jamie schon mit einem wütenden Unterton. Die wären doch noch im Stande und würden sich hier jetzt prügeln. „Schnauze! Ami!“, brülle da der Russe aber auch schon. Man kam sich gerade so vor, wie im Krieg. West gegen Ost. Irgendwie war es kein Wunder, dass sich Iven und Jamie wortwörtlich nicht riechen konnten. Es war doch schon fast ihre Pflicht ihrem Vaterland gegenüber. Etwas unsicher verkrümelte ich mich mehr und mehr zu Tyler, den wohl die Zankereien der anderen beiden auch etwas unsicher machten. „Jedes Mal das Gleiche“, murmelte Ivens Zimmergenosse und senkte den Kopf. Er musste es wohl schon um einiges länger mit ansehen, als ich. „Könntet ihr wieder aufhören“, meinte er, als sich Jamie und Iven schon Beleidigungen in einer Ausführung, die man nicht wirklich beschreiben wollte, an den Kopf warfen. Ihnen viel wirklich auf das Wort des anderen jeweils etwas noch Schlimmeres ein. Ich dachte zuerst schon, sie würden nicht auf Tyler hören, aber zu unserem Glück kreuzte endlich Mr. Townsend auf. Sonst wäre hier aber wohl auch noch Blut geflossen. Jamie's PoV Ich konnte doch wirklich nichts dafür, dass sich dieser verfluchte Russe immer gleich so aufregte, wenn sich sein werter Zimmergenosse mir an den Hals schmiss. Es war damals ja auch nicht mein Fehler gewesen, dass Tyler zu mir gekommen war, weil Iven es im Bett einfach nicht brachte. Aber es war auch nur ein Mal. Dann hatten wir uns geschworen, dass es kein weiteres Mal geben würde. Nur Tyler konnte es dennoch nicht lassen, mich immer wieder zu umarmen und so fröhlich zu begrüßen, obwohl er immer den Russen dabei hatte. Der klebte doch an ihm, wie eine Klette, seit wir miteinander geschlafen hatten. Als ob er verhindern wollte, dass sein kleiner Tyler sich nochmal in ein fremdest – und wohl vor allem in mein Bett – verirrte. War aber doch sein Pech, wenn er zu blöd war um den kleinen Braunhaarigen zu befriedigen. Sean lehnte etwas nervös an der Wand, als ich fertig wurde. Es gab nur Gruppenumkleiden. Somit wurde man oft genug von den anderen Jungs angesehen. Deswegen war es immer ziemlich klar, wer was mit seinem Körper machte. Ob man sich ritzte oder vergewaltigt wurde. Jeder konnte es sehen. Von ein paar, von denen die schmächtiger wirkten, hatte ich schon gesehen, dass sie wirklich Druckstellen an den Innenseiten der Schenkel hatten. Nicht oft und meistens auch nicht so schlimm. Aber immer wieder war vereinzelt einmal einer dabei, der wirklich schlimm aussah. Mr. Townsend sah das sicherlich auch, aber es interessierte ihn wohl nicht oder er wartete einfach darauf, dass sie zu ihm oder einen anderen Lehrer gingen. Wenn sie selbst den Mund nicht aufbekamen, dann konnte man ihnen aber auch oft nicht helfen. „Komm!“ Ich zog Sean nach draußen auf den gefliesten Gang, der zu den Duschen und zum Schwimmbecken führte. So war er für den Anfang mal vor diesen ekligen Blicken sicher, das sie ihn nervös machten, merkte doch selbst ich überdeutlich. Ich stapfte mit ihm am Beckenrand entlang zu einer der beheizten Bände, wo sich schon ein Großteil der anderen sammelte. Nur Sport hatten die 10. Klassen zusammen und Chemie hatten zwei Klassen zusammen. Wir mit der 10 C. Somit waren das die einzigen Schulstunden, die ich mit Picco hatte. Und somit auch Sean. Momentan vertrugen sich die beiden schon fast zu gut. Sie hatten doch sogar in einem Bett geschlafen, als ich den Blonden allein gelassen hatte. Mich machte das regelrecht nervös. Und irgendwie kam es mir auch vor, dass ich wohl eifersüchtig wurde. Nur ein bisschen. Ein ganz, ganz kleines bisschen. „Wie weit kommst du normalerweise?“, fragte ich schließlich, als wir uns neben ein paar wild diskutierenden Jungs auf eine der Bänke nieder ließen. Zuerst blickte Sean mich etwas verwirrt an, bis er dann wohl verstand. „Na ja, vielleicht so 25 Meter.“ Jetzt hob ich irritiert eine Augenbraue. „Und wie viel Yard sind das?“, wollte ich wissen. Mit europäischen Längen kannte ich mich nicht so gut aus. Auch wenn ich durch Mr. Townsend da ein bisschen etwas gelernt hatte. Der gab alles nur in Metern und Kilometern an und nicht in Yard und Meilen. „Äh ... ich glaube ungefähr 27“, erwiderte der Blonde schließlich. Jetzt konnte ich mir das zumindest ungefähr auch abschätzen. „Bisschen mehr als 109 Yard lässt und Townsend immer schwimmen. Na ja, er sagt immer 100 Meter. Müssten vier Bahnen oder so sein.“ Ich lächelte ihn leicht an, während ihm die Gesichtszüge entglitten. War das so viel? Oder hatte er irgendetwas gesehen? Ich drehte mich kurz um. Aber hinter mir war doch niemand, der ihn so erschrecken könnte. Irritiert wendete ich mich wieder zu ihm. „Das schaffst du schon“, versuchte ich ihm mit einem leichten Klaps auf die Schulter Mut zu machen. Vielleicht würde es ja helfen. Auch wenn er gerade nicht so aussah. Ertrinken würde er aber auch schon nicht. Dafür hatten wir doch Mr. Townsend. Der würde ihn schon wieder aus dem Wasser ziehen oder ich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)