Schwer erziehbar von Remy (Über 100 Favos. -freu-) ================================================================================ Kapitel 27: Doch noch unschuldig? --------------------------------- Kapitel 27 – Doch noch unschuldig? Sean's PoV Ich war durch einen Knall wach geworden auf den ein leichter Aufschrei folgte. Langsam öffnete ich die Augen und blickte starr an die Decke. Etwas zaghaft sah ich nach links und rechts, wo aber nichts war. Weder Jamie noch Piccolo. Ließen die mich jetzt hier einfach alleine? Ich rollte mich zu einer Kugel zusammen. Da hörte ich aber auf einmal ein Stöhnen. Abrupt fuhr ich hoch. Das kam aus dem Bad. Ein weiteres Stöhnen durchfuhr die Stille. „Più duro!“ Ich zuckte zusammen. Das war doch Piccolo. Oder irrte ich mich da? Und was flehte er da? Und vor allem wen flehte er an? „Più velocemente!“ Schlagartig verkrampfte ich. Jamie war doch auch nicht da, als war er das. Brachte er da Piccolo so zum Betteln. Obwohl ich ihn nicht einmal verstand. Nur klang es so, als ob er Schmerzen hätte. Ich stand zaghaft auf und tapste in Richtung Badezimmertür. Immer wieder ließ mich aber ein weiteres Stöhnen stehen bleiben. Er klang so verletzt. Was tat Jamie ihm denn an? „Ich komme!“ Wenn er jetzt wieder etwas für mich Verständliches von sich gab, hörte es sich sogar einmal wieder wirklich lustvoll an. Leicht biss ich mir auf die Unterlippe. Ein Stöhnen durchzuckte ein weiteres Mal die Stille. Aber jetzt kam das nicht von Piccolo. „Picco … ah … ah …“ Meine Augen weiteten sich. Das war Jamie. Da war ich mir ganz sicher. „Ah … ah … AH!“ Sie mussten im selben Moment gekommen sein. Zumindest klang es so für mich. Leicht stolperte ich einige Schritte zurück und drückte mich dann gegen die Wand, an die ich unweigerlich stieß und daran herunter zu Boden rutschte. Waren sie sich denn nicht einmal darüber im Klaren, dass ich sie hören würde? Oder … Nein, dafür hatte es sich für mich zu sehr so angehört, als ob es Picco gefallen hätte und Jamie würde das doch nie tun. Oder vielleicht doch? Eigentlich kannte ich ihn doch gar nicht. Weniger zumindest, als ich es eigentlich wollte. Drei Wochen waren auch nicht gerade viel um jemanden wirklich richtig kennen zu lernen. Ich zuckte zusammen, als auf einmal die Klinke der Badezimmertür hinunter gedrückt wurde. Etwas mühsam raffte ich mich wieder hoch. Doch kaum stand ich blickte ich schon in Jamies braune Augen. Nur in Boxershorts stand er vor mir. „Sean?“, murmelte der Amerikaner, da wollte ich mich aber schon in Richtung Zimmertür aus dem Staub machen. Gerade war es mir völlig egal, dass ich nicht gerade viel anhatte. Jamie war aber schneller. Er schlang die Arme um mich. „Lass mich los!“, fauchte ich wütend. Aber das tat er natürlich nicht. Seine Umarmung wurde nur noch enger. „Du sollst mich los lassen“, flüsterte ich. Mir lief salziges Wasser über die Wangen. Was war ich denn für ein verheulter Typ. Jamie hätte es doch bei mir auch nur auf das Eine aus. Mehr nicht und auch nicht weniger. Was nahm es mich denn dann so mit, dass er es mit Picco trieb? Die Finger des Amerikaners wanderten über meine Wange. Sie zitterten. Das meine das machen würden, wären ja für meine Verhältnisse nichts Ungewöhnliches gewesen. Aber seine? Ich wanderte mit meiner Hand an seinem Oberarm entlang, bis er sich wieder entspannte und er seinen Kopf auf meine Schulter legte. Da vernahm ich auf einmal ein Seufzen. Das kam auch nicht von Jamie. „Ihr seid zu süß“, meinte Piccolo. Abrupt ließ mich auch der Kalifornier wieder los. Ich blieb nur stocksteif stehen. Umdrehen war wohl jetzt auch nicht drin. Sie küssten sich. Das spürte ich in jeder Faser meines Körpers. Das musste ich dann einfach nicht sehen. Erst als ich spürte, wie mich jemand am Handgelenk zurückzog, wendete ich mich um. Blickte auch gleich in Piccolos Gesicht. Es war völlig ausdruckslos. Wie zu Eis erstarrt. Ganz langsam kam er mir immer näher. „Wenn er jemanden lieben würde, dann wärst du das“, hauchte er mir da aber nur ins Ohr, bevor er mich wieder los ließ und aus dem Zimmer verschwinden wollte. „Was soll das heißen?“, fragte ich da aber noch. Der Italiener hielt Inne. Drehte sich dann sogar noch einmal zu mir. „Du denkst doch nicht, dass er mich liebt?“ Piccolo ließ mich gar nicht mehr antworten. Als ich überhaupt ansetzen wollte, fiel schon die Zimmertür ins Schloss. Ich schluckte. Er würde mich lieben? Wirklich vorstellen könnte ich mir das nicht. Wer wollte mich denn schon wirklich haben? Mehr, als diese eine feste Freundin vor Jahren hatte ich noch nie. Und mein Bruder? Was hätte er schon mehr für mich empfinden können, als ich es eigentlich für ihn gemusst hätte? Ich war doch immer nur sein Seany. Sein kleines Brüderchen, das er immer in den Arm genommen hatte, wenn es wieder einmal eine Ohrfeige vom werten Vater bekommen hatte oder vielleicht gleich von ihm einmal mehr regelrecht verprügelt wurde. Er hat mich doch wirklich gehasst. Ich war nichts mehr für ihn wert, seit ich einfach einmal beim Abendessen gesagt hatte, dass ich bi wäre. Nebenbei wurde ich zum Schwarzen Schaf der Familie ernannt. Und weil er wohl ohnehin nichts Besseres zu tun hatte, als zu saufen, einfach auch gleich als irre abgestempelt. Man musste für meinem Vater aber auch wirklich exakt der Norm entsprechen um auch wirklich als vollkommen normal angesehen zu werden. Jeder der nicht so war – egal ob wegen Behinderung, einem ausgefallenen Lebensstil oder sonst etwas – wie er es sich vorstellte, war abnormal. Irgendetwas Ekliges. Schwul oder bi war da nur mit an der Spitze. Er konnte es einfach nicht verstehen, dass man als Kerl nicht unbedingt nur auf Frauen stehen musste. Das es eben auch welche gab, die sich für das eigene Geschlecht interessierten oder sogar für beide. So wie ich. Er hielt das für widerwärtig. „Sean?“ - Jamie legte seine Arme um meine Taille. - „Bist du eifersüchtig?“ Ich schloss für einen Moment die Augen. War ich das vielleicht? Aber auf wenn von beiden? Auf Picco, weil er von Jamie so angefasst wurde? Oder auf Jamie, weil er Picco so berühren durfte? Ich geriet immer mehr ins Wanken zwischen den beiden. Irgendwie spürte ich doch bei jedem von den Zweien ein gewisses Kribbeln. Langsam schüttelte ich den Kopf. Der Amerikaner musste nicht unbedingt so genau wissen, was in mir vorging. Eigentlich ging es ihn gar nichts an. Mein Gefühlsleben war ganz allein meine Sache. Damit wollte ich selbst fertig werden. „Willst du dann nochmal mit ins Bett kommen? Ist erst kurz vor sechs Uhr morgens.“ Für einen Moment überlegte ich. Alleine mit ihm in einem Bett? War doch eigentlich nichts Ungewöhnliches. Ich lag doch schon oft genug neben ihm. Er war auch jemand, der mich nicht abwies. Zaghaft nickte ich und löste mich schließlich langsam aus seiner Umarmung um mich zu ihm zu drehen. Leicht drückte ich meinen Kopf gegen seine Brust. Jamies Finger legten sich auf meine Taille. Ganz leicht fuhr er darüber. „Na dann komm, Kleiner.“ Ich spürte seinen heißen Atem an meinem Ohr. Ein Kribbeln durchzuckte meinen Körper. Mir wurden die Knie weich. Jamie schlang die Arme erneut um mich. Abrupt kniff ich die Augen zusammen. Es kam mir vor, wie früher bei meinem Bruder. Wie er mich immer getröstet hatte. So oft, war es so gewesen, wenn es mir schlecht ging. Mir ging es häufig damals aber um etwas ganz anderes. Ich wollte nur, dass er mir über den Rücken strich. Eigentlich wollte ich sogar von ihm gestreichelt werden. „Na jetzt komm, du frierst doch.“ Unsanft riss mich der Amerikaner aus meinen Gedanken. Etwas zaghaft sah ich zu ihm auf. In seine braunen Augen. Mein Bruder hatte auch solche. In denen war ich immer versunken. Das Auftauchen wurde mir dann aber leider viel zu einfach gemacht. Genauso auch jetzt. Etwas ruppig zog mich Jamie hinter sich her. Gab mir dann auch einen leicht unsanften Stoß in Richtung Bett. Dennoch kroch ich sofort unter die Decke und spitze schließlich leicht unter dieser hervor. Wartete. Jamie's PoV Er blickte mich aus seinen blauen Augen an. Mehr nicht. Nur weil er auf mich wartete. Aber ich konnte gerade nicht mehr zu ihm. Wenn mir noch einmal so etwas passieren würde, wie von Sonntag auf Montag. Und wenn er es dieses Mal nicht wollen würde. Ich könnte mir das nie verzeihen. „Komm doch zu mir“, flüsterte Sean. Eigentlich hatte er doch richtige Kulleraugen. Wie so ein kleiner Teddy. Nur das seine nicht braun waren. Unweigerlich musste ich einfach zu ihm ins Bett kriechen. Schloss schließlich auch ganz behutsam die Arme um seinen schmalen Körper. Binnen weniger Sekunden hatte er sich an mich gekuschelt. „Du bist meinem Bruder so ähnlich“, meinte er da auf einmal. Ein Lächeln huschte über meine Lippen. „Du musst ihn sehr gemocht haben.“ „Ich hab ihn geliebt!“ Ein weiteres Mal zog ich die Mundwinkel leicht hoch. So eine innige Bindung zwischen Geschwistern musste schon etwas schönes sein. Ich wollte eigentlich auch immer einen Bruder. Nur blieb mir das immer verwehrt. Ich musste alles alleine überstehen. Vielleicht wäre ich nie so geworden, wenn ich die Trennung meiner Eltern mit jemanden verkraften hätte können. „Ich hab ihn zu sehr geliebt.“ - Er drückte sich enger an mich. - „Und du bist ihm wirklich verdammt ähnlich.“ Ich vernahm ein leises Schluchzen. Scheinbar unterdrückte er auch krampfhaft seine Tränen. Ich strich ihm über das weiche, blonde Haar. Irgendwie musste ich ihn doch beruhigen, bevor er wieder zum Weinen anfing. So konnte ich ihn gar nicht ertragen. Er konnte doch sein süßes Gesicht nicht mit Tränen verunstalten. „Meinst du das ernst?“, fragte ich schließlich und er nickte nur. „Er war der Einzige, der mich gewollt hätte. Aber meine Gefühle hat er einfach nicht erkannt.“ Ein Seufzen verließ Seans Kehle, bevor er sich noch etwas mehr an mich schmiegte. Leicht strich ich über den Rücken des Blonden. Doch das half auch nicht, dass er hemmungslos zu schluchzen begann. Es dauerte keine zwei Minuten, da war meine Haut schon mit salzigem Wasser benässt. Wie innig konnte denn schon seine Liebe zu seinem Bruder gewesen sein? Mehr als gewöhnliche Geschwisterliebe? Mit seinem 'zu sehr geliebt' konnte ich nicht wirklich etwas anfangen. Wie weit konnte man auch schon bei so eine Zuneigung gehen? „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie weit ich am liebsten gegangen wäre.“ Seans schlanke Finger wanderten an meinem Arm entlang nach oben. Bis zu meinen Schultern, worum er langsam die Arme schlang. „Wie weit denn?“ Ich sollte eigentlich aufhören zu bohren. Damit würde ich nur vielleicht längst verheilte seelische Wunden aufreißen lassen. Aber der Blonde schüttelte ohnehin schon den Kopf. „Du würdest mich für irre halten.“ Seine Stimme zitterte. Leicht hob ich eine Augenbraue. Wie weit könnte er denn wirklich mit so einer Liebe gegangen sein? Oder wie weit wollte er gehen? Sie waren doch immer noch Brüder. Oder hatte ich da jetzt etwas falsch verstanden. „Kann ja nicht so schlimm gewesen sein“, murmelte ich und glitt mit meinen Fingern über seine Taille. Etwas fuhr er zusammen. Drückte dann aber seinen Kopf gegen meine Brust. „Ist es nicht schlimm, dass ich mir nur von ihm meine Unschuld rauben lassen wollte?“, flüsterte er da auf einmal. Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. Das wollte er doch nicht? „Du wolltest dich also für ihn aufheben ...“ Ich hielt Inne. Sein Bruder war tot und er wollte es nur von ihm, also ... hatte er es nicht mehr tun können. Zu mir hatte er aber doch gesagt, dass er zumindest schon einmal mit einem Mädchen geschlafen hätte, dann wäre er aber nicht mehr jungfräulich. Aber das war mir gerade egal. Er wollte nur seinen Bruder und ich war dem ähnlich. Vielleicht könnte ich ihn ja für Sean ersetzen. Aber auch nur wenn er es wollte. Dafür müsste er mich wohl aber erst einmal lieben können. Und das bezweifelte ich, dass überhaupt je passieren könnte. Und genau dafür müsste ich doch selbst bereit sein. Ich rollte mich auf den Rücken und der Brite bettete seinen Kopf auf meine Brust. Das es ihn gar nicht störte, dass ich doch eigentlich nur Shorts anhatte. So war er doch sonst nicht. Er lief sonst eigentlich immer rot an, wenn er auch nur ein bisschen zu viel Haut von mir sah. Sein warmer Atem berührte meine regelrecht ausgekühlte Haut und heizte sie auf. Brachte meinen Körper zum Glühen. Seine Finger legten sich auf meinen Bauch. Ein Kribbeln jagte durch meinen ganzen Körper. Er konnte doch sogar richtig zärtlich sein. Hätte ich nicht wirklich von ihm erwartet. Eigentlich wirkte er schon gar nicht so, als ob er je richtig Fürsorge erfahren hätte. Vorsichtig strich ich ihm über die Wange. „Du solltest noch etwas schlafen.“ Etwas zaghaft blickte Sean zu mir auf und nickte dann ganz langsam. Im nächsten Moment kuschelte er sich schon wieder ganz eng an mich. Ich war mir nicht sicher, wie lange ich jetzt noch wach lag, zumindest würde ich noch genügend Schlaf abbekommen. Zumindest konnte ich es hoffte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)