Schwer erziehbar von Remy (Über 100 Favos. -freu-) ================================================================================ Kapitel 16: Abbekommen oder eher abhanden gekommen -------------------------------------------------- Kapitel 16 – Abbekommen oder eher abhanden gekommen Sean’s PoV Kaum das ich mich angezogen hatte, verkroch ich mich in meinem Bett. Das Handtuch lag noch auf dem Boden, als auch endlich Jamie aus dem Bad kam. Etwas zu langsam hob er es auf. Blickte zu mir, als ob ich irgendein verletztes Tier wäre. Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. „Irgendwie hast du Glück, dass heute Samstag ist.“ Er warf das Handtuch über den Schreibtischstuhl. Bevor er sich noch eine Hose aus dem Schrank holte. Eine kurze. Sie ging ihm kaum bis über die Knie. Ich schluckte nur. Der tiefschwarze Stoff wirkte an Jamie richtig sexy. „Pass auf, dass du nicht blind wirst“, scherzte der Amerikaner da aber auch schon und ließ sich neben mir aufs Bett fallen. „Du solltest heute mal wieder raus.“ Herzhaft streckte sich Jamie, als er das sagte. Rollte sich schließlich langsam auf den Rücken. „Dreh doch mal eine Runde auf dem Gelände. Vielleicht begegnest du noch einem besseren Typen, als Steve.“ Ich zuckte bei dem Namen des Weißhaarigen zusammen. Nickte schließlich aber trotzdem langsam. „Willst du mitkommen?“, fragte ich, als ich schon aufgestanden und schon zur Tür gehen wollte, aber noch einmal wegen meinen Hausschuhen umdrehen musste. „Ich komm nach“, erwiderte Jamie nur. Streckte sich noch einmal. „Dann bis später“, murmelte ich noch, bevor ich auf den Gang hinaustrat und die Tür auch schon eine Sekunde später ins Schloss fallen ließ. Samstagmorgen – nicht einmal so früh – und niemand war auf den Fluren, als ich hindurch ging um zum Aufenthaltsraum zu gelangen. Vielleicht würde ich ja dort jemanden treffen. Doch als ich dort eintragt, herrschte auch nicht mehr, als gähnende Leere. Ich wollte schon auf den Haken kehrt machen, als ich meinen Namen hörte. Aus einer Ecke winkte mir Felix zu. Neben ihm saß Piccolo, der mich mit einem nicht gerade freundlichen Blick musterte. „Hey, Sean!“ Freudig lief der Schwarzhaarige zu mir. Schlang die Arme um meine Schultern. „Hat dich Jamie endlich einmal wieder alleine raus gelassen.“ Felix drückte seine Wange gegen die meine, als ich nickte. Der schwarzhaarige Deutsche drückte mich neben Piccolo auf die Bank, wo sie beide kurz zuvor noch zusammen gesessen hatten. „Jetzt könnt ihr beide euch mal etwas anfreunden.“ Und schon ließ Felix uns einfach allein. Ich ließ meinen Unmut sofort laut heraus. „Idiot“, fauchte ich. Piccolo verschränkte nur mürrisch die Arme vor der Brust und sah in eine andere Richtung. Doch dann seufzte er auf einmal. „Wieso wart ihr gestern nicht beim Unterricht?“ Ich schluckte zuerst nur. „Äh, Jamie hatte eine Magenverstimmung und mir ging es auch nicht so gut“, erwiderte ich schließlich kleinlaut. Es stimmte ja eigentlich nur zur Hälfte. Immerhin ging es nur mir nicht gut. „Jamie … krank.“ – Piccolo hob eine Augenbraue- – „Das war er ja schon lange nicht mehr. In den ganzen zwei Jahren – in denen ich ihn kenne – vielleicht einmal.“ Ungläubig blickte er jetzt zu mir. „Hat wohl was Falsches gegessen.“ Ich lachte trocken auf. Doch dadurch wurde das wohl auch nicht glaubwürdiger. Ich schluckte. Geschwänzt hatten wir doch in dem Sinne auch nicht. Ein Lehrer hatte es doch gewusst, dass wir nicht beim Unterricht waren. „Im Höchstfall warst doch du krank. Und Jamie wollte dich nicht alleine lassen. Hm? Stimmt doch. Oder?“ Ich antwortete nichts. Schaute nur verlegen weg. „Da hatte ich wohl Recht. Wahrscheinlich ist die Krankenschwester auch nicht mehr bei euch aufgekreuzt … Hattet ihr zumindest euren Spaß?“ Ich zuckte zusammen, als Piccolo seinen Arm um meine Schultern legte. Wieder lachte ich knapp trocken auf. An was dachte der nur? „Ihr hab nicht das Bett zum Quietschen gebracht? Kann ich mir bei Jamie ja kaum vorstellen.“ Ich verkrampfte völlig. Das dachte er doch jetzt nicht wirklich. „Jamie ist ja sonst immer so ein Tiger im Bett.“ Ich rutschte ein Stück von Piccolo weg. Blickte ihn geschockt an. „Was faselst du eigentlich?“, zischte ich. Legte einen möglichst scharfen Unterton auf. „Erzähl mir nicht, dass ihr es noch nicht miteinander getrieben habt?“ Piccolo verwirrte es wohl ganz schön, als ich den Kopf schüttelte. Was war aber daran denn so ungewöhnlich? Ich und Jamie kannten uns doch kaum. Wieso sollten wir da einfach miteinander schlafen? „Wow, sonst ist er nicht so zurückhaltend. … Hm, vielleicht hast du ihn auch nur einfach gezähmt.“ Ich stutzte jetzt nur noch mehr. Was sollte das denn heißen? „Ich hab nichts mit ihm“, erklärte ich eiskalt. „Du lügst doch. Jamie kriegt jeden irgendwie dazu rum, dass er auf ihn steht. Solang er auch nur das erste Mal sein Zimmer betritt.“ Das klang gerade so, als wäre Jamie hier eine Art Weiberheld. Ich sah wohl zu verwirrt aus, um zu lügen. „Dann hat er dich bis jetzt noch nicht irgendwie angemacht?“ Piccolos Blick spiegelten ein gewisses Interesse wieder. „Na ja, ein bisschen. Er hat mal etwas gefummelt.“ Die Augen des Italieners wurden sichtlich weiter. „Mehr nicht. Verdammt, was hast du mit ihm gemacht?“ Es sah nicht gerade so aus, als ob er überhaupt eine Antwort auf seien Frage erwartete. Dennoch zuckte ich leicht mit den Schultern. „Du hast meinen Jamie versaut.“ Ein Seufzen verließ Piccolos Kehle. Die Tatsache, dass ich noch nicht mit dem Kalifornier geschlafen hatte, traf ihn wohl ganz schön. „Bist du denn nicht mit Felix zusammen?“, fragte ich, als wir uns einige Zeitlang anschwiegen. „Eigentlich schon, aber … er wird irgendwann langweilig. … Und er hat keinen Humor. Typisch Deutsch“, seufzte der Italiener. Fast schon herzzerreißend. Ich hob nur irritiert die Augenbraue. Wieso hatte er dann überhaupt etwas mit ihm? „Aber er ist eine Rakete im Bett.“ Und schon war ich aufgeklärt. Ich drehte nur den Kopf weg. Hatten es hier eigentlich alle nur auf Sex aus? War ich denn als kleiner Waliser der Einzige, der nicht ficken wollte? Das waren wohl Fragen, die die Welt bewegten. Ich seufzte. Wahrscheinlich traf es ohnehin zu und ich war hier wirklich ganz alleine mit der Tatsache, dass ich mit keinem Schlafen wollte. Eigentlich waren die Typen hier fast schon das Paradebeispiel, wie man sich einen Schwulen vorstellte. Nur Sex in der Birne. Das war ja gerade zu erniedrigend. Irgendwie war ich sogar einmal glücklich bi zu sein. Musste ich mich mit denen zumindest nicht vergleichen. „Wie sieht es dann mit dir und Jamie aus? Da muss doch eigentlich schon mehr, als ein bisschen Fummeln gewesen sein!“ Piccolo hob eine Augenbraue. Sah mich irgendwie etwas zweideutig an. „Nein, es war nichts!“ Ich zog die Augen zu Schlitzen zusammen. Das konnte doch nicht sein, dass dieser kleine Italiener wirklich dachte, dass ich mit dem Erstbesten, den ich sah, gleich rummachte. Ich war doch keine Schlampe. „Stimm, du bist viel zu süß dafür.“ Mit stockte der Atem. Das hatte er jetzt nicht gesagt. „Was soll das denn heißen?“, zischte ich. Piccolo atmete einmal tief durch. Schaute gerade so aus, als ob er überlegen würde. „Ist dir aufgefallen, dass dir ein paar der Jungs hier, komische Blicke zuwerfen.“ – Ich nickte sofort leicht, als er das sagte. – „Weißt du auch warum?“ – Dieses Mal schüttelte ich den Kopf. – „Dann bist du ein bisschen rückständig.“ Piccolo stand langsam auf. Warf mir noch einen kurzen Blick zu, bevor er gehen wollte. „Und wieso jetzt?“, fragte ich. Erntete nur einen Moment noch einen Blick von ihm. „Dann solltest du vielleicht einmal ein bisschen besser aufpassen.“ Damit ließ er mich einfach allein. Irgendwie wusste ich jetzt genauso viel, wie zuvor. Na ja, bis vielleicht das Jamie wohl wirklich ein richtiger kleiner Rumtreiber war, der sich gerne durch fremde Betten vögelte. Ich zog die Augen zu Schlitzen zusammen. Und so einen hätte ich fast ran gelassen. Wie irre war ich denn eigentlich? Der würde mich doch schon mit dem nächst Besten betrügen. Ich zog die Beine an den Körper. Schlang die Arme darum und legte meine Kopf auf die Knie. Aber die Dusche heute Morgen war … schön. Einmal richtig entspannend, dass mir jemand anderes die Haare wusch. Ich versank nur so in meinen Gedanken. Es hatte sich gut angefühlt, wie er mich berührte. Selbst seine Blicke taten mir regelrecht gut. Aber … er trieb es doch mit jedem. Wahrscheinlich war er nicht nur zu mir so gut. Vielleicht machte er das bei allen. Nicht nur mit mir. Ich bemerkte gar nicht, wie jemand auf mich zukam. Ich seufzte. Ach, eigentlich könnte ich es doch zumindest einmal mit ihm versuchen. Auch wenn es wohl nicht gut wäre, sich hier irgendwelche Ex-Freunde zu suchen. Immerhin würde ich noch eine ganze Weile mit ihm zusammen sein müssen. Überall anderes könnte ich ihm aus dem Weg gehen. Hier nicht. Arme legten sich um mich. Drückten mich an jemanden. „Hey!“, zischte ich. Wollte diesen Kerl wieder von mir wegstoßen, doch ich kam nicht mehr los. Auf einmal kam es wieder hoch. Das was Steve mit mir machen wollte. Ich schlug um mich. Reine Angst überkam mich. „Hey, Sean, hör auf!“ Fast erleichtert atmete ich auf, als ich Felix’ Stimme hörte. Zumindest nicht Steve. Den hätte ich jetzt nicht aushalten könne. Nein. Wohl eher hätte ich die blanke Panik gepackt. Fröhlich lächelte mich Felix an. „Wo ist Picco?“ Ich zuckte nur mit den Schultern. „Ist eben einfach weg“, meinte ich noch. Da ließ sich der Deutsche aber schon neben mir nieder. „Habt ihr euch schön unterhalten?“, fragte er. „Hat mir einiges über Jamie erzählt“, erwiderte ich tonlos. Ließ meine Beine langsam wieder auf den Boden sinken. „Was er für ein Wichser ist oder was meinst du?“, wollte da Felix aber schon wissen. „Äh, na ja, er hat nur angedeutet, dass er wohl … na ja …“ Da unterbrach mich der Schwarzhaarige aber auch schon: „Das er mit allem fickt, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist.“ Ich nickte nur zustimmend. So hart hätte ich es wohl nur nicht ausgedrückt. „Und wahrscheinlich hat er dir auch erzählt, dass er es nur mit ihm treibt, weil ich ihm zu langweilig werden. Richtig?“ Wieder nickte ich. Da wusste er wohl mehr - als ich - über seinen Zimmergenossen. „Italiener“, seufzte Felix da aber schon. Sah aber gleich zu mir. Mit einem richtig netten Lächeln wieder. „Du bist da sicher ganz anders“, meinte er. Verlegen blickte ich weg. Es klang nach einen Kompliment und irgendwie fühlte es sich genauso an. „Du bist irgendwie süß.“ Jetzt würde ich wohl auch noch rot werden. Verdammt. Felix drehte meinen Kopf wieder zu sich. Ich schluckte. Er war mir verflucht nahe gekommen. Mein Herz raste. Nur noch ein paar Zentimeter lagen doch da zwischen unseren Lippen. Verflucht. Nein. Ich riss mich los und sprang auf. Was sollte das eigentlich werden? „Bist du sauer?“ Kaum hatte er das letzte Wort ausgesprochen wirbelte ich zu ihm herum. „Nein! Ich bin nicht sauer!“, fauchte ich. Darauf grinste Felix aber nur irgendwie … doof. „Ach komm schon. Was regst du dich denn so auf?“ Er legte einfach seine Hände auf meine Schultern und zog mich zu sich zurück. Rümpfte dabei leicht die Nase. „Du bist wirklich zu süß“, seufzte er, „aber auch verdammt zickig.“ Das musste ich mir jetzt wirklich nicht anhören. Ich löste mich einfach von ihm und wollte gehen. Leider kam ich nicht weit. Wieder hielt er mich fest. „Willst du mit in mein Zimmer kommen? Picco wird wohl auch nicht da sein.“ Ich schluckte. Ganz allein mit ihm? Da wäre es mir wohl mit dem Italiener noch sicherer gewesen. Und trotzdem stimmte ich zu. Vielleicht war es eine dumme Idee. Jamie’s PoV Ich seufzte herzzerreißend, als ich nach über einer Stunde es auch endlich aus unserem Zimmer schaffte. Ich hätte mich wohl einfach nicht mehr hinlegen sollen. Dann wäre ich vielleicht auch nicht mehr eingeschlafen. Da war es gerade zu gemütlich geworden. Aber ich hatte doch zu Sean gesagt, dass ich noch nachkommen würde. Weiter als bis zum Aufenthaltsraum würde er schon nicht gekommen sein. Zu irgendjemand ins Zimmer ging er aber sicher nicht mit. Nicht nach dem, was ihm mit Steve passiert war. Ich konnte mir eigentlich kaum vorstellen, dass er einem der anderen Jungs überhaupt noch vertraute. Doch dann war ich im Aufenthaltsraum und es sah nicht gerade so aus, als ob mein kleiner Waliser hier wäre. Nur ein paar Jungs saßen vor dem Fernseher und zockten, wie es aussah PlayStation. War ja auch eine schöne Beschäftigung. Auch wenn es nie wirklich anständige Spiele gab. Das Höchste der Gefühle war Need for Speed Underground. Ich setzte mich für einen Moment zu ihnen, aber auch nur, weil ich sie alle kannte und mir sicher sein konnte, dass ich es weder mit einem von ihnen noch mit ihrem Zimmergenossen bis jetzt getrieben hatte. „Hey, Jamie. Kann es sein, dass du jemanden suchst?“, fragte da auf einmal einer. „Hey, Tyler, ja, ich such jemanden“, erwiderte ich, als ich den Jungen erkannt hatte. Auch wenn ich gerade keine große Lust hatte, mich mit ihm zu unterhalten. „Sean vielleicht?“, bohrte er da aber schon weiter. „Jupp“, kam meine knappe Antwort. „Der ist bei Felix.“ Ich riss den Kopf zu dem Braunhaarigen herum. „Er ist wo?“, stieß ich aus, als ich aufsprang. War wohl auch deswegen daran schuld, dass gerade der silberne Audi TT mit den giftgrünen Unterbodenbeleuchtung und dem blauen Blitzen an den Seiten auf dem Fernsehbildschirm eindeutig von der Fahrbahn abkam und sich überschlug. „Jamie, du verdammter Motherfucker!“, brüllte der blonde Junge, der gerade das JoyPad in der Hand gehabt hatte. Es kam mir irgendwie so vor, als ob er gleich in Tränen ausbrechen würde. „Sorry“, erwiderte ich nur, als ich dabei zusah, wie das 1st ganz oben in der Ecke sich langsam in ein 6th umwandelte. Doch ich wendete mich schon in der nächsten Sekunde wieder Tyler zu. Packte diesen sofort an der Schulter und zog ihn aus dem Raum. „Das war jetzt gerade nur ein Witz!“, zischte ich. Aber der andere schüttelte nur den Kopf. „Er ist vor guten 10 Minuten mit Felix mitgegangen.“ Tyler machte sich daraus wohl nichts. War ja nichts ungewöhnliches, das zwei Jungs zusammen hier durch die Gänge liefen. Aber ich war mir da schon ganz anderen Dingen bewusst. Felix war sicher stinksauer, dass ich mich einfach so an Piccolo ranschmiss. Er würde sicherlich die Finger nicht still halten können, wenn er mit Sean alleine war. Den kleinen Briten konnte man doch wirklich nirgends ohne Aufsicht hingehen lassen. Die fielen hier nur alle, wie die wilden Tiere über ihn her. „Weißt du wo sie hin sind?“ Kaum hatte ich die Frage ausgesprochen schüttelte Tyler auch schon den Kopf. „Was machst du überhaupt für eine Panik. Felix wird deinem Sean schon nicht den Hals umdrehen.“ Das wohl nicht. Aber er könnte ihm wohl mehr wehtun. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)