Schwer erziehbar von Remy (Über 100 Favos. -freu-) ================================================================================ Kapitel 8: Kopf trifft Wand --------------------------- Kapitel 8 - Kopf trifft Wand Sean's PoV Ich rollte mich noch eine ganze Weile hin und her. Das Sonnenlicht hatte mich schon vor einigen Minuten wach gekitzelt. Aber ich wollte noch nicht aufstehen. Es war noch viel zu schön warm hier im Bett. Ich zog den Kopf unter die Decke, doch da wurde mir gerade die auf einmal weggezogen. Sofort zog ich mich zusammen. Machte mich zu einer möglichst kleinen Kugel. "Versuch es erst gar nicht. Heute wirst du denn ganzen Unterricht überstehen müssen." Ein verschlafener Jamie blickte mich an. Doch da kicherte ich schon los. Sein zerzaustes Haar sah zu lustig aus. "Hör auf zu lachen", zischte da aber schon der Amerikaner, "ich geh duschen." Er schnappte sich nur noch ein paar frische Sachen. Heute Morgen war er auch nicht nur in seiner Unterwäsche unterwegs. Das vermisste ich irgendwie schon fast. Ich setzte mich auf. Blickte etwas irritiert an mir herunter. Hatte er es wohl wieder nicht gewagt mich auszuziehen. Dabei wirkte er nicht, wie der Typ, der so etwas nicht einfach machte. Er wollte mich doch schon anfassen. Und da hatte ich schon nicht gedacht, dass er so einfach wieder von mir ablassen würde. Langsam stand ich auf. Sammelte mir auch frische Klamotten aus dem Schrank und ließ sie auf mein Bett fallen. Schon hörte ich das Wasser in der Dusche laufen. Langsam legte ich die Hand an die Wand, die diesen Raum mit dem kleinen Badezimmer trennte. Ich schluckte. Es würde sich wohl einmal wieder richtig gut anfühlen mit jemandem zu duschen. Mit meiner letzten Freundin hatte ich das einmal gemacht. Und die hatte mich sitzen gelassen. Einfach eiskalt per SMS Schluss gemacht. Damals war ich am Boden zerstört und wollte nie wieder mit jemandem etwas anfangen. Das Gefühl, wieder jemanden lieben zu wollen, kam jetzt gerade wieder zurück. Nur fühlte es sich komisch an. Anders, als früher einmal. Ich sank auf den Boden. Lehnte den Kopf an die Wand. Zwei Tage hier und man dachte einmal richtig nach. Schon seltsam. Zu Hause hätte ich das wohl nie gemacht. Da hatte ich immer alles einfach kurzfristig entschlossen und ohnehin gemacht was ich wollte. Mir war so ziemlich egal, ob ich damit anderen schaden könnte. Nach mir hatte sich doch auch nie jemand gerichtet. Ich ließ den Kopf langsam wieder zurück sinken und schlug ihn dann regelrecht gegen die Wand. Ein dumpfer Knall erfühlte den Raum. Es tat nicht einmal weh. Fühlte sich fast schon angenehm an. Ich war immer schon ein Idiot gewesen. Und ein Egoist. Andere hatten mich nie interessiert. Aber wohl wirklich nur, weil sich um mich auch nie jemand gekümmert hatte. In der Schule hatte jeder meine blauen Flecke gesehen. Nie hatte aber jemand gefragt, was passiert sein. Nicht einmal, als ich einmal zusammen gebrochen bin. Es war damals schon ein seltsamer Moment, als ich plötzlich im Krankenzimmer wach geworden war. Wer mich dort hingebracht hatte erfuhr ich nie. Keiner wollte sich dafür bekennen. Damals war ich aber schon an meiner Schule zu einem Außenseiter geworden. Viel zu oft trieb ich mich einfach mit diesen Leuten vom Parkplatz am McDonald’s herum. Ich hatte nie verstanden was an denen so schlimm sein sollte. Bis sie mich mit zu ihren kleinen Diebesaktionen genommen hatten. Und ein weiteres Mal ließ ich meinen Kopf gegen die Wand knallen. Was für ein gutes Gefühl. "Sean?" Langsam sah ich auf. Mit einer Kreuzung aus Schreck und Verwunderung blickte mich Jamie an. Ich legte nur den Kopf schief. Da lief irgendetwas in mein Auge. Kurz presste ich das Lid zusammen. Obwohl das gar nicht brannte, was da in mein Auge floss. "Was hast du denn gemacht?" Jamie hockte sich vor mich und wischte mir über die Stirn. Blut klebte dann an seinen Fingern. Ich erwiderte nichts. Was sollte ich ihm aber auch sagen? Dass ich meinen Kopf gerne gegen Dinge schlug, wenn es mir mal nicht so gut ging? Das mich der kurze Schmerz richtig locker werden lässt? Und das es eine wirklich gute Abwehrtechnik war, wenn man nicht an Drogen geraten wollte? War wohl etwas blöd. "Ich hol einen Waschlappen. Ok?" Besorgnis lag in seinen Augen, bis ich nickte. Als er zurück kam und mir fürsorglich über die Stirn wischte gab ich keinen Laut von mir. Obwohl es jetzt zum Wehtun anfing. "Sieht gar nicht so schlimm aus", seufzte Jamie. Glitt noch einmal mit den Fingern über meine Stirn. "Willst du auch noch unter die Dusche?", fragte er, als er mir aufhalf. Etwas zaghaft nickte ich. Stapfte zum Bett und nahm meine frischen Sachen. Doch da spürte ich schon Jamies Arme um mich. "Wenn du hier was Blödes anstellst, dann fällt das gleich auf mich mit zurück. Also lass es bleiben!" Ein scharfer Unterton lag in seiner Stimme. Was dachte er denn, was ich machen könnte? Mir vielleicht die Pulsadern auf scheiden? Mich mit Tabletten zudröhnen? Oder sonst etwas? Ein bisschen Leben wollte ich schon noch. So emo war ich nur auch wieder nicht, nur weil ich meinem Kopf gerne wehtat. Ich löste mich aus seinem Griff und trottete zur Badezimmertür, wo ich noch einmal kurz Inne hielt. "Ich stell schon nichts an", meinte ich nur knapp. Das Duschen fiel wieder ziemlich knapp aus, auch wenn ich mich langsam an das eisige Wasser gewöhnte. Doch irgendwann würde ich mir damit wohl noch etwas abfrieren. Jamie empfing mich mit einem breiten Grinsen. "Soll ich dir was warm rubbeln?", fragte er. Ich zog nur die Mundwinkel hoch. "Nein, danke", knurrte ich. Da übt man sich etwas in Head@Wall und schon war er tierisch nett zu einem. Na ja, eigentlich war er das die ganze Zeit schon zu mir. Ich warf meine alten Sachen aufs Bett. "Wie lange haben wir noch Zeit?", fragte ich, während ich mich übers Bett beugte um eine Socke wieder einzusammeln, die dahinter gerutscht war. "Noch eine gute ... halbe ... Stunde." Ich richtete mich - samt Füßling - wieder auf. Wieso hatte er das Letzte denn jetzt so verdammt langsam gesagt? "Aha." Ich sank auf mein Bett. Irgendwie vermisste ich gerade etwas. "Wieso hast du das gerade gemacht?" Und schon war es da. Das übliche Fragen. "Was gemacht?" Ich stellte mich einfach dumm. Dann würde er sicherlich bald aufgeben. "Wieso hast du deinen Kopf gegen die Wand gehauen?" Und doch Pech gehabt. Da musste ich ihm wohl doch eine Antwort geben. "Es fühlt sich gut an." Jetzt durfte ich wohl sonst etwas erwarten. Das Letzte, was ich auf diese Antwort bekommen hatte, war, dass ich einfach nur krank sei. War wohl mit das zutreffendste. "Das solltest du aber nicht mehr machen. Reagier dich doch anders ab." War das jetzt ein Tipp? So eine Art 'Hilfe'? Fühlt sich ja grässlich an, wenn man so etwas erhielt. Somit zuckte ich nur knapp mit den Schultern. Dann hatte ich zumindest einmal eine andere Meinung gehört, als da übliche: 'Himmel. Bist du krank?', 'Spinner!', 'Freak!' und was sich im Laufe der Zeit noch alles so angesammelt hatte. Ich spürte Jamies Hand um mein Handgelenk und wie er mich hochzog. Ein Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. "Dann gehen wir mal." Ich nickte nur - einmal mehr - zur Antwort. Mehr konnte ich doch ohnehin nicht machen. Wenige Minuten später waren wir schon auf einem der endlosen, weißen Gänge. Jamie's PoV Kaum zwei Tage kannte ich ihn und schon machte ich mir Sorgen um ihn. So etwas machte man doch nicht nur, weil es sich gut anfühlte. Auch wenn man viel zu oft davon hörte, dass sich jemand nur so zum Spaß am Arm herum ritzte. Eben auch nur, weil es sich gut anfühlte. Zumindest hatte ich aber solche Narben noch nicht an Sean entdeckt. Weit bin ich aber auch noch nicht mit ihm gekommen. "Was haben wir in der ersten Stunde?" Sean warf mir einen kurzen, knappen Blick zu, als er das Fragte. "Erst einmal frühstücken, dann können wir darüber weiterreden." Ich legte dem Blonden einen Arm um die Schultern und er machte nicht einen Zucker. Lehnte sogar den Kopf an mich. Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. "Doch zumindest ein bisschen bi?", flüsterte ich. Da stieß er mich aber auf einmal von sich weg. Stolperte noch ein paar Schritte zurück. Auf seinen verschreckten Gesichtsausdruck entfuhr mir nur ein trockenes Lachen. "Gib es doch zu. Niemand ist komplett hetero." Ich legte die Hände auf seine Hüfte und zog ihn zu mir zurück. Selbst sein leicht verschreckter Gesichtsausdruck machte mir gerade nichts aus. Und auch nicht das leichte Keuchen, das er von sich gab. "Lass uns frühstücken", hauchte ich ihm ins Ohr. Drückte ihn für einen Moment enger an mich. Ich spürte wie er sich in meinem Griff winden wollte. Aber ich ließ ihn nicht los. "Tu dir nicht mehr mit Absicht weg", flüsterte ich. Vernahm ein zischendes Ausatmen. "Das geht dich gar nichts an." Es passte ihm wohl gar nicht, dass ich mich in seine Angelegenheiten einmischte. Aber ich konnte es doch auch nicht zu lassen, dass er sich selbst verletzte. Und das scheinbar grundlos. Er riss sich von mir los und wollte schon weggehen, doch daran hinderte ich ihn. Ohne Vorwarnung drehte ich sein Handgelenk herum. Den kurzen Aufschrei seinerseits interessierte wohl auch niemand. Gut für mich. "Ich mach mir doch nur um meinen kleinen, blonden Zimmergenossen Sorgen." Mein Atem glitt an seinem Ohr vorbei. Darauf zuckte er nur leicht zusammen. "Dann mach dir doch um jemand anderen Sorgen." Was zuvor noch so wütend geklungen hatte, war jetzt durch einen fast schon traurigen Unterton ersetzt worden. Ich löste den Griff um seine Hand. Legte einen Arm um seine schmale Taille und drückte den Kopf gegen seinen ebenso schmalen Rücken. Ganz leicht hätte ich ihn wohl so vor mir herschieben können. "Aber du bist mir gerade das Wichtigste. Also wieso um jemand anderen sorgen? Du reichst mir schon." Schließlich ließ ich ihn endgültig los. Es schien mir ohnehin nicht so, als ob er sich helfen lassen wollte. Oder mir auch nur im Ansatz sagen wollte, wieso er das gemacht hatte. Das es sich gut anfühlte, war doch wohl nicht der einzige Grund. Deswegen wollte ich auch gar nicht weiter bohren. Wer weiß, was für Wunden ich damit wieder aufreißen würde. Sean ging einige Schritte voraus. Blieb dann wieder stehen. Zuerst dachte ich, er würde auf mich warten. Doch er glitt auf einmal mit den Fingern über seinen Nacken. Immer wieder auf und ab. Ich kniff die Augen leicht zusammen. Tat ihm da vielleicht etwas weh? Eigentlich würde ich ja eher darauf tippen, dass ihm möglicherweise der Kopf schmerzen könnte. Insbesondere seine Stirn. Die Wand war immerhin ziemlich hart. Doch ich wollte gar nicht weiter fragen. Ich würde schon irgendwann merken, was da war. Jetzt hatte ich zumindest erst einmal Hunger. Und das sollte Sean auch haben. Seit gestern Morgen hatte er immerhin nichts gegessen. Ich schnappte mir wieder sein Handgelenk und schlief ihn einfach hinter mir her. Sein Gezeter interessierte mich einmal gar nicht. Klang ohnehin viel zu süß. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)