The G Files von Mrs_Miyawaki (Die unheimlichen Fälle des PSCs) ================================================================================ Kapitel 1: File 1: Großstadtjungle Teil 1 ----------------------------------------- Es war spät abends als Aya von ihrem Nachhilfeunterricht nach Hause lief. Da es schon dunkel war, waren die Laternen schon angegangen und beleuchteten die Straßen Tokyos. Ihr war etwas mulmig zumute, als sie ganz alleine nach Hause lief. Von ihren Freunden hatte sie sich bereits an der letzte Ecke verabschiedet. Ihr war noch nie ganz wohl dabei gewesen alleine nach Hause zu gehen. Woran genau das lag, wusste sie nicht. Vielleicht war es die Angst, die viele junge Mädchen plagte, überfallen und vergewaltigt zu werden, nachdem man davon so viel im Fernsehen sah und in Zeitungen lesen konnte. Inzwischen hatte sie den Park erreicht. Sie blieb vor dem Tor stehen. Um diese Zeit waren nicht mehr sehr viele Leute im Park, ganz im Gegensatz zu tagsüber, wenn hier das Leben nur so pulsierte. Sie seufzte. Wenn sie durch den Park ging, dann war sie schneller zu Hause, schneller in Sicherheit. Sollte sie sich wirklich durch den Park wagen? Sie spürte wie ihr Herz schneller schlug. Was sollte schon dabei sein, wenn sie schnell durch den Park ging? Aya machte einen ersten zögerlichen Schritt in Richtung des Tores. Sie holte tief Luft und machte sich auf den Weg durch den Park. „Sie haben was?!“, fragte Aoi seinen Freund ungläubig und strich sich eine Strähne seines rabenschwarzen Haares aus dem Gesicht. Wie fast jeden Montagabend traf er sich in einem kleinen Restaurant mit seinen Freunden, Reita und Kai. Die drei kannten sich noch von der PSC Akademie. Alle drei arbeiteten inzwischen für das PSC, der Bundespolizei von Japan. Während Aoi und Kai nicht nur beruflich, sondern auch privat Partner waren, sahen sie Reita obwohl sie bisher in derselben Abteilung gearbeitet hatten, nicht so häufig, sodass sie beschlossen hatten sich nach Möglichkeit einmal in der Woche zu treffen. „Sie haben mich in eine andere Abteilung versetzt.“, erklärte Reita noch mal und nahm einen großen Schluck aus seinem Bierglas. Er war selber erst heute davon in Kenntnis gesetzt worden. Besonders begeistert schien er nicht zu sein. Vor allem, da er nicht wusste, wie er zu dieser „Ehre“ kam. Er hatte sich doch nichts zu schulden kommen lassen, seine Arbeit hatte er immer mehr als zufriedenstellend erledigt und gegen Dienstvorschriften hatte er auch noch nie verstoßen. Warum also versetzten sie ihn ausgerechnet in diese Abteilung?! „In welche Abteilung denn?“, wollte Kai wissen. „Die G-Akten Abteilung…“, erklärte er leicht säuerlich. Seine beiden Freunde sahen ihn schon fast mitleidig an. Sie kannten den zweifelhaften Ruf dieser Abteilung, die sich mit Übersinnlichen beziehungsweise ungeklärten Fällen beschäftigte. „Hast du irgendwas angestellt?“, wollte Aoi von ihm wissen. „Nein, nicht das ich wüsste. Außer es ist ein Verbrechen, wenn man seine Arbeit gründlich erledigt.“, grummelte Reita. „Vielleicht wollen sie jemanden, der die G-Akten aus wissenschaftlicher Sicht bearbeitet?“, gab Kai, der neben Aoi saß, zu bedenken. „Mag sein. Auf jeden Fall werde ich ab morgen grüne Männchen aus dem All jagen.“, kommentierte Reita und verdrehte die Augen. „Na, dann viel Spaß bei deiner zukünftigen Zusammenarbeit mit Spooky Matsumoto.“, erwiderte Aoi. Es raschelte im Gebüsch. Erschrocken fuhr Aya herum. Es war nur eine Katze oder so, redete sie sich Mut zu. Nur eine Katze… Sie ging weiter, beschleunigte aber ihre Schritte etwas. So fühlte sie sich etwas sicherer. Eine Weile hörte sie nichts, außer dem Geräusch ihrer eigenen Schritte auf dem Weg, der sich durch den Park schlängelte. Trotzdem wurde sie das ungute Gefühl nicht los, das sie etwas beobachtete und ihr langsam aber sicher folgte. Erneut raschelte es im Gebüsch. Dieses Mal viel näher als beim ersten Mal. Sie zuckte zusammen. Aus den Augenwinkeln sah Aya wie sich die Äste der Büsche bewegten. Das musste aber eine große Katze sein. Eine sehr große Katze um genau zu sein. Sie spürte wie die Panik in ihr hochstieg. So große Katzen gab es doch gar nicht, außer sie war gerade aus dem Zoo entlaufen. Aber wenn es keine Katze war, dort im Gebüsch, was war es dann? Dann erklang ein tiefes Grunzen und das Rascheln wurde lauter. Äste brachen und etwas, das garantiert keine Katze war, kam näher. Ayas Beine fühlten sich an wie Blei, dabei schrie alles in ihr, dass sie weg rennen musste. Vielleicht sogar um ihr Leben. Erst als sie ein paar rote Augen bedrohlich in der Dunkelheit aufblitzen sah, konnte sie ihre Lethargie überwinden und rannte los. Aya rannte so schnell sie konnte, doch sie spürte wie es immer näher kam. Ihr Herz schlug wie wild. Sie ahnte, dass sie nicht schnell genug sein würde. Doch gerade das sorgte dafür, dass sie noch einmal einen Schub Adrenalin bekam und ihr Tempo beschleunigen konnte. Hinter ihr hörte sie nun ein hecheln, ähnlich wie bei einem Hund. Und dieses Hecheln kam immer näher, obwohl sie schon schneller rannte. Mit dem Fuß stieß sie gegen etwas und knallte der Länge nach auf den Weg. In ihrer Hektik ignorierte sie den Schmerz, den sie in ihren Händen und Knien spüren konnte, die aller Wahrscheinlichkeit aufgerissen waren, und beeilte sich auf die Beine zu kommen. Sie begann erneut zu rennen, doch weit kam sie nicht. Im nächsten Moment wurde sie grob zu Boden gerissen. Ein markerschütternder Schrei kam über ihre Lippen und sie schlug wild um sich, als sie bemerkte, dass etwas über ihr war. Ihre Hände trafen auf Fell, verfehlten aber jegliche Wirkung. Es schien ihren Angreifer nicht im Entferntesten zu stören, dass sie versuchte sich zur Wehr zu setzen. Aber sie war auch viel schwächer. Im Halbdunkeln erkannte sie die Schemen ihres Angreifers. So ein Tier hatte sie noch nie zuvor gesehen und sie bezweifelte stark, dass sie jemals jemanden davon erzählen konnte. Dann spürte sie einen stechenden Schmerz an ihrem Hals und hörte ein schmatzendes, saugendes Geräusch. Sie war dankbar als es endlich schwarz um sie herum wurde. Am nächsten Morgen betrat Reita wie immer pünktlich das PSC Hauptgebäude. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er schon mal zu spät zur Arbeit gekommen war. Mit festen Schritten, gewillt mit der neuen Situation fertig zu werden, machte er sich auf den Weg zum Fahrstuhl. Der Fahrstuhl brachte ihn schneller in den Keller, als wenn er die Treppen genommen hätte. Er war der Einzige gewesen, der hier ausstieg. Reita folgte dem Gang bis fast an sein Ende. Schließlich stand er vor einer Tür, auf dessen Glasfenster der Name Matsumoto Takanori stand. Er war also angekommen. Seufzend hob er seine Hand und klopfte an der Tür. „Ja?“, kam es etwas unwirsch von Innen. Das schien ja gut anzufangen, dachte Reita, öffnete aber trotzdem die Tür zu dem Kellerbüro. Als er eintrat, staunte er nicht schlecht. An den Wänden des Büros hingen viele Bilder von Lichtern an dunklen Himmeln, seltsamen Flugobjekten und ausgeschnittene Zeitungsartikel. Ein großes Poster fing die Aufmerksamkeit des Blonden. Auf dem Poster war ein UFO über Bäumen zu sehen. Darunter stand in großen weißen Buchstaben: I want to believe. Man konnte wirklich den Eindruck gewinnen im Büro eines Freaks gelandet zu sein. Sein neuer Partner schien seinem Spitznamen Spooky Matsumoto, den er wohl schon seit der Akademie hatte, gerecht zu werden. Soweit Reita wusste, war sein neuer Partner zwei Jahrgänge unter ihm gewesen. Wenn man es genau nahm war er beim ganzen PSC als Spinner bekannt, der nichts Besseres zu tun hatte, als grünen Männchen nachzujagen und hinter jeder Kleinigkeit eine riesige Regierungsverschwörung zu wittern, für die jeder mit gesundem Menschenverstand nur ein mildes Lächeln übrig hatte. Dort wo keine Bilder an den Wänden hingen, standen Aktenschränke an den Wänden. Auf den Aktenschränken lagen jeweils noch Haufen von Akten und bei manchen Stapeln hatte Reita Befürchtungen, dass sie gleich umkippen würden. Praktisch in der Mitte des Raumes stand ein großer, beladener Schreibtisch. Hinter dem Schreibtisch saß ein junger Mann mit braunen Haaren. Er trug einen dunklen Anzug, anscheinend war selbst sein neuer Partner nicht gegen gewisse Dienstvorschriften immun. Als Reita jedoch die Ohrringe und Ringe des anderen entdeckte, revidierte er seine Aussage in Gedanken schon wieder. Der Brünette hatte unglaublich blasse Haut, die ihn etwas zerbrechlich erscheinen ließ. Reita fielen sofort die Lippen und die Nase seines neuen Partners auf. Attraktiv war er jedenfalls. In Gedanken erstarrte er. Was zum Teufel dachte er da eigentlich?! Er sollte mit ihm zusammen arbeiten, kein Verhältnis anfangen. Sein Gegenüber stellte seinen Pappbecher mit Kaffee auf den Schreibtisch und musterte ihn eingehend. Da er keinerlei Anstalten machte, aufzustehen, ging Reita zu seinem Schreibtisch und streckte ihm die Hand entgegen. „Suzuki Akira. Auf gute Zusammenarbeit.“, meinte er. Inzwischen war ihm der Zigarettengeruch in die Nase gestiegen. Nicht, dass er nicht auch rauchte, aber eigentlich war das Rauchen im Büro verboten. Reita entdeckte den Aschenbecher auf dem Schreibtisch, in dem schon eine Menge Kippenreste lagen. „Matsumoto Takanori, wie an der Tür schon zu lesen. Außer es ist zu dunkel im Flur, weil die Glühbirnen wieder durchgebrannt sind.“, erwiderte der Brünette. Schließlich stand er doch auf und schüttelte Reitas Hand. Er registrierte, dass sein Gegenüber ein ganzes Stück kleiner war als er selbst. Und er hatte nicht mit einer solch tiefen Stimme gerechnet. „Auf gute Zusammenarbeit.“, riss er ihn aus seinen Gedanken. „Du kannst das Büro gegenüber benutzen. Also meinetwegen auch ein anderes. Es sind ja nicht alle belegt. Eigentlich ist das hier das Einzige, indem mehr als nur lebloses Zeug rumgammelt.“ „Das Büro gegenüber ist okay.“, antwortete Reita. „Gut, dann ist das geregelt. Dann können wir uns ja unserem ersten gemeinsamen Fall widmen.“, erklärte Ruki. „Worum geht es?“, wollte dieser schlicht wissen. „Mord an einem jungen Mädchen im Park.“, erwiderte Ruki. „Das klingt nicht sehr ungewöhnlich.“, meinte Reita. Dem Ruf dieser Abteilung nach zu urteilen, hatte er etwas Spektakuläreres erwartet. Was genau er erwartet hatte, wusste er nicht genau. „Ja, wäre da nicht die Tatsache, dass die Leiche keinen Tropfen Blut mehr im Körper hatte.“, grinste er nun. „Und es ist nicht die erste. Man hat bereits fünf weitere Leichen in diesem Zustand gefunden. Allerdings nicht in dem Park. Die ersten zwei hat man im Hafen gefunden und die anderen dann in recht abgelegenen Straßen. Aber ich schlage vor, wir fahren erstmal zum Tatort und sehen uns das Ganze an.“ Ruki bedeutete Reita ihm zu folgen. Sie legten den ganzen Weg bis ins Erdgeschoss zurück und von dort aus gingen sie zu den Parkplätzen. Ruki führte seinen neuen Partner zu einem der vielen Dienstwagen und bedeutete ihm auf der Beifahrerseite einzusteigen. Er selber stieg auf der Fahrerseite ein. Ruki zog eine Sonnenbrille aus dem Fach neben der Tür, setzte sie auf und begutachtete sich kurz im Spiegel des aufklappbaren Sonnenschutzes. Kritisch zupfte er sich ein zwei Haarsträhnen zurecht, dann schien er zufrieden und schnallte sich an. Nachdem er sich angeschnallt hatte, startete er den Motor und setzte den Wagen zurück, um auszuparken. „Sag mal, Suzuki, hast du irgendetwas angestellt? Ich meine, wie kommt es, dass jemand, der die Akademie mit Auszeichnung verlassen hat ausgerechnet in die G-Akten Abteilung versetzt wird?“, wollte er wissen, als er den Wagen vom Parkplatz fuhr. „Ah, man hat sich schlau gemacht über mich.“, bemerkte Reita. „Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen, ich weiß nicht, wieso ich versetzt wurde.“ „Klar, hab ich mich schlau gemacht. Man will doch wissen, mit wem man es zu tun hat. Wenn du nichts angestellt hast, dann bist du also mein neuer Anstandswauwau.“, entgegnete Ruki gelassen. „Brauchen sie denn einen, Matsumoto-san?“, erkundigte Reita sich. „Meiner Meinung nach nicht, aber die Leitung sieht das etwas anders, schätze ich. Wer könnte es ihnen verübeln?!“, antwortete er. Weiter kam er nicht mit seinen Ausführungen, denn gerade als er auf die Kreuzung biegen wollte, nahm ihm jemand die Vorfahrt. Gerade noch rechtzeitig konnte der Brünette auf die Bremse treten und den Wagen zum Stehen bringen, bevor es einen richtigen Unfall gab. Wütend starrte er dem Wagen hinterher und schlug dann mit der flachen Hand auf das Lenkrad: „Wo hast du denn fahren gelernt, du alter Wichser?! Ich hatte Vorfahrt! Ach fick dich doch!“ Reita warf ihm einen skeptischen Blick zu. Es sah wirklich so aus, als wenn sein neuer Partner jemanden brauchte, der ihm in Zaun hielt. Und eine leichte Aufgabe schien das nicht zu werden… Kapitel 2: File 1: Großstadtjungle Teil 2 ----------------------------------------- Als sie schließlich den Park erreicht hatten, parkte Ruki in der Nähe der Leichenfundstelle. Mit Schwung beförderte er den Wagen in eine Parklücke, stieg aus und betrachtete zufrieden sein Werk. Reita beeilte sich aus dem Wagen zu steigen, da dieser sich schon auf den Weg in den Park machte. Reita schlug die Autotür zu und stellte fest, dass der Wagen total schief in der Parklücke stand. Beim Parken nahm sein Partner es also auch nicht genau… langsam fragte er sich, ob es überhaupt irgendetwas gab, was sein neuer Partner genau nahm. „Oi, Suzuki!“, rief Ruki ihm hinüber. Er stand unter dem Tor, das zum Park führte und winkte. Das riss Reita aus seinen Gedanken und er beeilte sich zu ihm zu gelangen. Er war ein wenig genervt. Was bildetete sich der Kurze eigentlich ein, ihn einfach so anzureden?! Es fehlte eigentlich noch, dass er ihn gleich beim Vornamen anredete. Duzen tat er ihn ja schon. Er beschloss seinen Ärger herunterzuschlucken, sie mussten sich ja nicht gleich am ersten Tag streiten. Vor allem hatte er das Gefühl, dass man aus einer Auseinadersetzung mit ihm nie ohne Verletzungen rausgehen würde. Zusammen gingen sie zum Tatort. Die Polizei war schon dort und erwartete sie. Ruki zückte seinen Ausweis: „Special Agent Matsumoto vom PSC. Das ist mein Partner, Special Agent Suzuki.“ Auch Reita zückte seinen Ausweis. Der Polizist warf einen Blick auf ihre Ausweise und nickte dann: „Gut dass sie da sind, Special Agents. Mein Name ist Byou und das ist Jin, wir wurden vorhin über den Fund der Leiche informiert. Das Mädchen heißt Nakashima Aya. Sie muss gestern auf dem Nachhauseweg hier ermordet worden sein.“ „Verstehe. Das arme Mädchen.“, erwiderte Ruki. Dann wandte er sich der Leiche zu. Das Mädchen hatte mehrere tiefe Kratzer an der Seite, den Schultern und am Oberkörper, die so aussahen, als wenn sie ihr von Krallen zugefügt worden waren. Das auffälligsten war jedoch ihr blutverschmierter Hals. Reita hatte schon ein paar Handschuhe angezogen und untersuchte die Leiche. Er war ausgebildeter Arzt und würde die Leiche später noch obduzieren. „Hier sind zwei Bisswunden.“, sagte er und zeigte auf zwei kleine runde Einstiche im Nacken des Mädchens. „Das sieht aus wie in einem schlechten Vampirfilm.“, kommentierte er mit hochgezogenen Augenbrauen. Er sah Ruki, der gedankenverloren seine Zähne leicht in seine Unterlippe grub, skeptisch an. Er hoffte inständig, dass dieser ihm jetzt nicht erzählen würde, dass er tatsächlich glaubte, dass das Mädchen Opfer eines Vampirs geworden war. Doch Ruki lachte: „Das war garantiert kein Vampir. Außer die haben inzwischen Krallen wie ein Tier und Fell.“ „Fell?!“, wollte Reita erstaunt wissen. Ruki deutete auf die rechte Hand des Mädchens. In ihr befand sich ein Büschel mit schwarzem Fell. Er reichte ihm eine kleine Plastiktüte damit er das Fellbüschel einpacken konnte, damit sie es zur Analyse geben konnten. „Es sieht aus wie Hundefell.“, murmelte Reita. „Ja, aber ein Hund wird wohl kaum so einen Biss hinterlassen.“, erwiderte Ruki. „Bei allen Fällen, in denen ein Hund Menschen angefallen hat, sehen die Bisswunden anders aus.“ Schließlich stand er auf und sah sich die Umgebung an. Ihm fiel der Dreck auf dem Weg auf. Auf dem Weg lagen ein wenig Erde, Blätter und ein paar dünne abgebrochene Äste. Er folgte der dünnen Dreckspur, die ihn zum Gebüsch führte. Ein paar Büsche sahen ziemlich mitgenommen aus. Wahrscheinlich war das Tier hier aus dem Gebüsch gekommen. Ruki kniete sich hin und schon ein paar Äste beiseite. Er fand noch ein paar kleine Fellbüschel, die an den Ästen hängen geblieben waren. Jetzt zog auch er sich ein paar Handschuhe an und holte einen weiteren Beutel aus der Tasche damit er auch die anderen Büschel einpacken konnte. Man wusste ja nie. Dann fiel sein Blick plötzlich auf etwas, das auf der Erde lag. Ruki griff danach. Er begutachtete den Gegenstand. Es sah aus wie eine Zacke. Man konnte deutlich sehen, dass sie abgebrochen war. Wahrscheinlich war es nur der oberste Teil. Die Zacke war grau, schmal, und recht dünn. Er steckte auch die Zacke in eine Tüte. Ein Lächeln umspielte kurz seine Lippen, doch dann ging er wieder zu seinem Partner hinüber, der die erste Untersuchung der Leiche abgeschlossen hatte und dabei war zu veranlassen, dass sie ins Hauptquartier überführt würde. Was Ruki nicht bemerkt hatte, war das ihn etwas von einem Baum in der Nähe des Tatortes beobachtete. Ein paar rote Augen beobachtete nicht nur ihn, sondern die ganze Szene, wie die zwei in sein neues Territorium eindrangen und seine Beute von letzter Nacht mitnahmen. Es sog den Geruch der beiden ein. Das spezielle Geruchsmuster der beiden Agenten brannte sich in sein Gehirn ein, sicher war es hier auch nicht mehr. Von den beiden Agenten ging eine Bedrohung aus, das spürte das Wesen. Sollten sie ein weiteres Mal in sein Territorium eindringen, würde es sie wiedererkennen… „Ich hab noch was gefunden.“, meinte Ruki und hielt Reita die Tüte mit der Zacke hin. „Was ist das?“, fragte dieser erstaunt. „Ich weiß nicht genau. Es sieht aus wie eine Zacke.“, erwiderte sein Partner. „Ich kenne kein Tier, das solche Zacken hat.“, murmelte Reita nachdenklich. „Schon mal was von dem Chupacabras gehört?“, erkundigte sich Ruki. „Nein, noch nicht.“, antwortete Reita. Jetzt war er gespannt, was für eine Erklärung folgen würde. „Dann würde ich vorschlagen, dass wir zurück in mein Büro fahren. Da habe ich ein paar Dias, dann kannst du dir ein besseres Bild machen.“, erklärte er. „Unser Job hier dürfte ja erledigt sein.“ Durch Rukis Fahrstil waren sie recht schnell wieder am Hauptquartier angekommen. Reita war sich nicht sicher, wie viele Verkehrsregeln sein neuer Partner dabei missachtet hatte, eigentlich war er nur froh die Fahrt unbeschadet überstanden zu haben. Irgendwie musste er ihn davon überzeugen, dass er selber in Zukunft fahren sollte. Dann würden sie beide mehr von ihrem Leben haben. In Rukis Kellerbüro angekommen, baute dieser einen recht alten und klapprig aussehenden Diaprojektor auf. Dann holte er eine Schachtel aus einem der Aktenschränke. Anschließend verdunkelte er das Büro und legte das erste Dia in den Projektor ein. Auf der Wand erschien das Bild einer toten Ziege. Wortlos wechselte Ruki das Dia. Das neue Dia zeigte den Hals der Ziege von eben in Nahaufnahme. Genau wie bei der Leiche des Mädchens im Park, konnte man am Hals der Ziege zwei Bisswunden erkennen. „Diese tote Ziege hat man 1992 in Moca einem kleinen Dorf Puerto Rico gefunden. Es war nicht die einzige, die man völlig blutleer gefunden hat. Da alles so aussah, als wenn ein Vampir am Werk war, sprach man von dem Moca Vampir. Der ganze Fall gelangte in die Zeitung, woraufhin sich andere Dörfer gemeldet haben, in denen ähnliche Fälle aufgetreten waren. Da in allen Fällen Ziegen die Opfer waren, bekam das Wesen den Namen Chupacabras. Der Name setz sich aus den Wörtern chupar für saugen und cabra für Ziege zusammen, wieso liegt auf der Hand, denke ich. Von dem Chupacabras berichten allerdings auch zahlreiche Mythen in dieser Gegend, die Presse hat den Namen lediglich übernommen.“, begann Ruki mit seinem Vortrag. Reita hatte aufmerksam zugehört: „Puerto Rico ist ziemlich weit weg von hier. Die Opfer waren nur Ziegen? Warum sollte diese Tier dann ausgerechnet hier Menschen ermorden? Vor allem gibt es kaum Lebewesen, die sich ausschließlich von den Proteinen im Blut ernähren können.“ „Das mag sein, aber dieses Wesen kann es anscheinend. Und es hat durchaus nicht nur Ziegen getötet, genauso wenig wie die Fälle sich nur auf Puerto Rico beschränken.“, fuhr der Brünette fort. Er legte ein neues Dia ein. Dieses Mal zeigte das Bild an der Wand eine menschliche Leiche. Das nächste Bild zeigte wieder eine Nahaufnahme des Halses, der die bekannten Spuren aufwies. „Die Begründung wieso es vor 1992 keinem aufgefallen ist, was dort passiert, außer der lokalen Bevölkerung, ist, dass es einfach keinen interessiert hat. Die Gegend um dieses Dorf ist nicht sehr beliebt bei Touristen und 1992 hatte sich wohl ein Journalist dorthin verirrt und wurde Zeuge dieses Vorfalls. Nachdem die Presse erst einmal darauf aufmerksam geworden ist, breiteten sich die Fälle immer weiter auch, inzwischen sind sie auch bis in die Südstaaten der USA vorgedrungen.“ „Es ist doch ganz natürlich, dass die Fälle zunahmen, nachdem die Presse darauf aufmerksam wurde. Das verhält sich bei fast allen Phänomenen so.“, entgegnete der andere weiterhin skeptisch. „Das mag richtig sein, aber ich denke, es liegt auch daran, dass viele Menschen merken, dass sie nicht alleine sind und sich deshalb eher trauen, an die Öffentlichkeit zu gehen. Und wie gesagt für die Leute in Moca hat sich einfach keiner interessiert.“, erwiderte Ruki mit einem Schulterzucken. Reita bekam das Gefühl, als wenn es für ihn völlig normal war über blutleere Leichen und seltsame Wesen zu reden. Aber wenn er seinen Ruf bedachte, war das wohl kein Wunder. „Gut, nehmen wir an, das hat nichts mit einer plötzlichen Hysterie zu tun, was genau ist nun dieser Chupacabras? Ich meine hat ihn schon mal jemand gesehen?“, erkundigte er sich nun. „Mit der Frage habe ich gerechnet.“, grinste Ruki im Halbdunkeln. „Ja, es gibt Augenzeugenberichte.“ Erneut wechselte er die Dias. Nun wurde eine Zeichnung an die Wand projiziert. Die Zeichnung zeigte ein Wesen mit schwarzem Fell und einem eher länglichen Kopf. Es ging auf zwei Beinen. An den Händen hatte es scharfe Klauen und auf dem Rücken hatte es graue Zacken. Das Wesen hatte große rote Augen, die einen durchdringend ansahen. „So wird der Chupacabras in den meisten Fällen beschrieben. Es gibt immer wieder Leute, die so ein Wesen gesichtet haben wollen, wie Bauern, deren Ziegen getötet wurden. Außerdem gibt es verschiedene Überlebende von Chupacabaras Übergriffen, die alle ausgesagt haben, dass ihr Angreifer so aussieht und zwischen einem und einem Meter fünfzig groß war. Es gibt eine G-Akte, in der sind zahlreiche Fälle vermerkt.“, kommentierte Ruki die Zeichnung dann. „Es gibt nur Zeichnungen? Wahrnehmungen können einen leicht täuschen, das wissen sie doch auch, Matsumoto-san.“, meinte Reita nicht sehr begeistert über die bisherige „Beweisführung“. „Skeptisch wie ich erwartet habe, Suzuki, hm?“, erwiderte Ruki ungerührt. „Die meisten Tiere, die Gegenstand der Kryptozoologie sind, haben die Angewohnheit etwas Kamerascheu zu sein. Sonst wären sie ja von der „seriösen“ Zoologie erfasst worden. Wir entdecken doch heute noch neue Tierarten, wieso dann also keinen Chupacabras? An der Existenz des Quastenflossers hat man auch lange gezweifelt, heute nicht mehr. Ich gebe zu, dass es Theorien über den Chupacabras gibt, die auch ich für abwegig halte, aber warum sollte es nicht irgendwo im Dschungel ein Wesen geben, dass sich von Blut ernährt?“ Der andere zog fragend eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme: „Das halte ich für eher unwahrscheinlich. Ich nehme an, dass es eine andere Erklärung für diese Mordfälle gibt als ein mysteriöses Wesen, das aussieht wie eine Mischung aus Hund, Affe und sonst irgendetwas. Warum hat man bisher nicht einmal Kadaver gefunden von seinem Wesen? Und was sind das für Theorien, die nicht mal sie glauben?“ „Es wurden durchaus Kadaver gefunden. 2005 im August hat ein texanischer Bauer einen Chupacabras erschossen, der sich an seinen Tieren vergehen wollte.“, erwiderte Ruki und wechselte erneut das Dia. Ein Foto von einem hundeähnlichen Wesen, das schon eine längere Schnauze hatte, wie das Wesen, auf den Zeichnungen eben. Die Schnauze war blutverschmiert. „Das sieht aus wie ein Kojote.“, bemerkte Reita. „Als solcher wurde es auch identifiziert. Aber es gab ein paar Ungereimtheiten bei der ganzen Sache. Der Bauer gab an dass das Tier 40 Zähne gehabt haben soll, aber die Wissenschaftler, die es untersucht haben, haben nur 24 gezählt. Außerdem haben sie angegeben, dass der Kojote kein Fell mehr gehabt haben soll, da er an einer Krankheit gelitten haben soll, aber auf dem Foto ist eindeutig Fell zu sehen. Das heißt der Kadaver wurde vermutlich ausgetauscht.“, antwortete sein Partner. „Und warum das? Wieso sollte jemand das tun, Matsumoto- san?“, wollte er herausfordernd wissen. Nun war er wirklich auf die Antwort gespannt. „Sie bewegen sich auf sehr dünnen Eis.“, meinte er, während er zusah, wie Ruki weitere angebliche Kadaver des angeblich mysteriösen Wesens, die der Zeichnung mehr oder weniger ähnlich sahen auf Dia präsentierte. Das letzte Bild zeigte ein Foto von Bäumen. In den Bäumen konnte man etwas unscharf ein Wesen erkennen, das den bisherigen Zeichnungen recht ähnlich sah. „Damit kommen wir zu einer Theorie was die Herkunft des Chupacabras angeht. Eine der Theorien besagt, dass der Chupacabras in einem geheimen Labor als Experiment erschaffen worden ist. Die Anhänger dieser Theorie gehen davon aus, dass die Regierung diese Experimente verschweigen will und deshalb den Kadaver ausgetauscht hat.“, erklärte Ruki ihm in einem todernsten Tonfall. Reita schaubte ungläubig: „Das ist doch Humbug!“ „Wahrscheinlich. Aber es gibt auch Leute, die behaupten, dass der Chupacabras aus dem Weltall kommt. Diese Leute glauben, dass er so aussieht.“, sagte sein Partner und legte ein neues Dia ein. Das Bild zeigte eine weitere Zeichnung. Dieses Mal sah das Wesen aus wie die Klischeevorstellung eines Auserirdischen, nur mit roten Augen, Krallen und Zacken auf Kopf und Rücken. „Sind das die Theorien, die selbst sie nicht glauben?“, wollte Reita wissen. „Nur weil mich hier alle für verrückt halten und ich manchmal etwas eigene Vorstellungen habe, heißt das noch lange nicht, dass ich alles schlucke, was man mir auftischt. Ich weiß, dass sie mich Spooky Matsumoto nennen, aber ich bin durchaus in der Lage logisch zu denken. Nur habe ich die Bereitschaft etwas mehr hinter den Dingen zu sehen, als uns die Wissenschaft diktiert. Es gibt nun mal Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir uns nicht einfach mit den gängigen Methoden erklären können.“, erklärte der Brünette immer noch erschreckend ruhig. Er schien sich daran gewöhnt zu haben, dass ihn alle für verrückt hielten und ihm kein Wort glaubten. Trotzdem glaubte Reita eine Spur von Verletzbarkeit in den Augen des anderen ablesen zu können, als dieser von seinem Spitznamen erzählte. „Außerdem unterscheiden sich die UFO Chupacabras Fälle von denen, die ich bisher vorgestellt habe. Hier wird der Chupacabras mit Viehverstümmelungen in Verbindung gebracht. Bei diesem Phänomen werden die Tiere zwar auch bluttleer und mit zwei Vampir ähnlichen Bisswunden aufgefunden, doch fehlen ihnen noch andere Körperteile. Dieses Gewebe, meist handelt es sich um die Schnauze oder die Geschlechtsorgane, ist mit einer chirurgischen Präzision entfernt wurden. Solche Fälle sind allerdings eine Minderheit in den Berichten über den Chupacabras und ich denke es handelt sich um ein anderes Phänomen, was damit nicht viel zu tun hat.“, setzte Ruki seine Ausführungen fort. „Was ist denn ihrer Meinung nach an diesem Wesen dran?“, fragte Reita dann. „Ich denke, es handelt sich um eine bisher nicht klassifizierte Tierart, die wahrscheinlich mit einem Schiff hierher gelangt ist. Dafür würde auch sprechen, dass die ersten Leichen im Hafen gefunden wurden. Von dort aus hat das Tier sich dann bis zu dem Park vorgearbeitet. Wenn man sich nämlich die Fundorte der anderen Leichen ansieht, dann wirkt es fast wie eine Spur, die schließlich zum Park führt.“, erklärte Ruki seine Theorie. Es überraschte ihn ein wenig, dass Reita ihm noch zu hörte, nachdem klar zu erkennen gewesen war, was er von den verschiedenen Theorien hielt. Noch ein letztes Mal wechselte er das Dia. Es zeigte einen Stadtplan auf dem die verschiedenen Leichenfundorte markiert waren. „Es sieht wirklich aus wie eine Spur bis hin zum Park. Vielleicht sollten wir uns nachher mit einem Zoologen in Verbindung setzen, um uns von einer Fachkraft Rat zu holen.“, erwiderte Reita. Er glaubte zwar nicht wirklich an ein unbekanntes Tier, das die Morde verübt hatte, aber er erhoffte sich Aufschluss, ob diese Möglichkeit in Frage käme und ob es vielleicht ein anderes bekanntes Tier gewesen sein könnte. Es war immerhin eine mögliche Richtung für ihre Ermittlung, wo es nicht danach aussah, als ob es sich um einen menschlichen Täter handelte. Er war sich noch nicht sicher, was er von dem ganzen Fall halten sollte. Aber lösen würden sie ihn. Bisher hatte es noch keinen Fall gehabt, den er nicht gelöst hatte und er hatte keinerlei Interesse daran, dass sich das änderte. „Klingt fair.“, grinste Ruki, als er das Licht wieder anschaltete und danach den Diaprojektor wieder ausschaltete. Vielleicht war sein neuer Partner gar nicht so verbohrt, wie er kurz gedacht hatte. „Ich würde vorher noch gerne die Leiche genauer untersuchen.“, sagte dieser. „Während du das tust, werde ich mich darum kümmern, dass wir einen Termin bei einem Zoologen bekommen, okay? Treffen wir uns dann zum Mittagessen oder willst du lieber nicht mit Spooky Matsumoto essen gehen?“, wollte Ruki wissen. „Nein, das ist in Ordnung. Ich melde mich, wenn ich mit der Untersuchung fertig bin.“, erwiderte Reita. Er hielt es für Schwachsinn nicht mit dem Jüngeren essen zu gehen, nur weil sie vielleicht verschiedene Ansichten hatten oder sein neuer Partner einen zweifelhaften Ruf beim PSC hatte. Er war schon fast zur Tür raus, da hielt Ruki ihn zurück: „Eins noch, du brauchst mich nicht zu siezen! Wir sind Partner, oder?“ Reita betrat den Raum wieder komplett: „Okay, aber dann würde ich dich bitten, mich nicht mehr Suzuki zu nennen. Du kannst mich Reita nennen, das ist mir lieber.“ Warum genau er auf einmal so vertraulich war, wusste er nicht. Er hatte einfach das Gefühl, dass es richtig war. Vielleicht war es auch einfach ein besserer Weg um mit seinem Partner zu Recht zu kommen. „Reita? Geht klar, aber nur, wenn du mich Ruki nennst. Ich kann meinen Namen nicht besonders leiden.“, entgegnete er lächelnd. Das lief doch viel besser als mit seinem letzten Partner. Reita nickte ebenfalls lächelnd: „Dann melde ich mich, wenn ich fertig bin, damit wir essen gehen können, Ruki.“ Kapitel 3: File 1: Großstadtjungle Teil 3 ----------------------------------------- Es dauerte nicht lange, da hatte Reita die Pathologische Abteilung des PSC erreicht. Er meldete sich an, wie es Vorschrift war und hängte den Blazer seines Anzugs in einen der Spinde. Stattdessen zog er sich einen weißen Laborkittel über. Dann wusch er sich mit dem Desinfektionsmittel die Hände. Danach zog er sich Handschuhe über. Mit einem leicht mulmigen Gefühl, das er eigentlich immer hatte, wenn er die Pathologie betrat, trotz all der Jahre, die er hier schon arbeitete, betrat er den Raum, in dem die Leiche des Mädchens aufgebahrt war. Normalerweise war er nicht alleine hier, doch heute war niemand sonst anwesend. Reita seufzte. Er würde zusehen, dass er seine Arbeit schnell, aber gründlich erledigte. Wahrscheinlich würde er sich nie richtig daran gewöhnen Leichen zu untersuchen, egal wie oft er es noch tun würde. Seine Lieblingsbeschäftigung war es noch nie gewesen. Das Jahr, das er als Assistenzarzt in der Gerichtsmedizin verbracht hatte, war nicht sehr angenehm gewesen, wenn er daran zurück dachte. Auch wenn sein Vater nicht sehr begeistert davon gewesen war, dass er PSC Agent geworden war, statt seine ärztliche Laufbahn weiterzuverfolgen, war Reita froh, dass er sich so entschieden hatte. Dann besann er sich, wenn er hier noch weiter seinen Gedanken nachhing, würde er nur länger hier unten bleiben müssen und er konnte sich eine Menge angenehmere Dinge vorstellen, mit Ruki essen zum Beispiel. Reita ging zu der Bahre, auf der das Mädchen lag, hinüber. Nur ihre langsam bläulich anlaufenden Füße guckten unter dem weißen Lacken hervor. An ihrem einen großen Zeh, hing ein Zettel mit ihrem Namen und der Nummer, unter der sie hier eingeliefert worden war. Der Blonde hielt tief Luft und entfernte dann das Lacken. Als er die Leiche genauer untersuchte, stellte er tatsächlich fest, dass jegliches Blut in dem toten Körper fehlte. Es war nicht einmal geronnen, es war einfach kein Tropfen mehr da. Das war wirklich seltsam. So etwas hatte er noch nie gesehen und er hatte schon einiges gesehen. Reita sah sich noch einmal die Bisswunden genauer an. Plötzlich stellte er fest, dass sie an der Drosselvene auftraten. Wieso war ihm das nicht vorher aufgefallen? In der Zwischenzeit war Ruki dabei einen Zoologen ausfindig zu machen. Er setzte sich seine Brille mit dem recht breiten schwarzen Rand auf. Wenn er länger am PC saß oder Akten las, war es angenehmer für seine Augen, wenn er die Brille aufhatte. Er brauchte nicht lange bis er auf einer der Universitätshomepages auf einen sehr renommierten Zoologen stieß, den er sofort anrief. Kurz erklärte Ruki worum es ging und konnte für den Nachmittag einen Termin mit dem Professor ausmachen. Aber er beließ es nicht bei diesem Termin, sondern machte noch einen mit einem bekannten Kryptozoologen aus. Er nahm an, dass sein Partner davon nicht allzu begeistert sein würde, aber ihr Glück versuchen konnten sie schon. Wahrscheinlich hatte er noch eine Menge Zeit bis Reita aus der Pathologie wiederkam. Also würde er noch ein paar Nachforschungen anstellen können, was die anderen Leichen anging. Seine Informationen waren bisher mehr als dürftig. Mehr als den Fundort, Namen und Todesart hatte er nicht. Außerdem würde er sich bei dieser Gelegenheit gleich beim Hafen erkundigen können, ob es Lieferungen aus der Ecke Südamerika, USA gegeben hatte. Erneut griff er nach dem Telefon. Reita ignorierte die Blicke und Tuscheleien, die einsetzten, als Ruki und er die Kantine des PSC Hauptgebäudes betraten, geflissentlich. Ruki warf ihm einen mitleidigen Blick zu: „Das passiert, wenn man mit Spooky Matsumoto gesehen wird. Es hat sich bestimmt rumgesprochen, dass wir jetzt Partner sind.“ „Sollen sie sich doch das Maul zerreißen. Ich schätze die meisten haben die Akademie mit nicht annähernd mit so guten Noten abgeschlossen, wie du. Sie sollten sich also nicht so aufspielen.“, erwiderte sein Partner. Überrascht zog Ruki eine Augenbraue hoch: „Oh wir haben uns auch schlau gemacht, was?“ „Wie du bereits gesagt hast, man will doch wissen, mit wem man es zu tun hat, oder? Normalerweise gebe ich nicht viel auf den Ruf, den jemand hat, bevor ich ihn nicht selber kennengelernt habe.“, antwortete er. Inzwischen hatten sie einen Tisch etwas abseits von den meisten Leuten gefunden und sich gesetzt. „Und hast du noch was an der Leiche entdeckt?“, wollte sein Partner neugierig wissen, während er sich über sein Essen hermachte. Er war froh, als Reita sich endlich gemeldet hatte, denn sein Magen war schon kurz davor gewesen, zu knurren. Vielleicht sollte er sich endlich mal angewöhnen richtig zu frühstücken und nicht nur Kaffee zu trinken? Außerdem hatte es ihn frustriert dass man ihm keine wirkliche Auskunft über die anderen Leichen geben konnte. Man hatte ihm ein paar Fotos zugesichert, doch die Leiche waren schon verbrannt worden. „Mir ist etwas aufgefallen, aber ich weiß nicht, ob uns das weiterhilft. Eigentlich hätte mir das schon im Park auffallen müssen, aber der Biss erfolgte in die Drosselvene. Das ist eine der Hauptvenen des Körpers im Halsbereich, wenn der Mensch liegt oder der Kopf in Tieflage ist, dann ist diese Vene mit sehr viel Blut gefüllt. Ganz im Gegensatz dazu ist sie, wenn man sitzt fast leer. Das macht es entweder einfacher für ein Tier das Blut auszusaugen, da es ja praktisch aus der Wunde heraussprudelt oder aber das Blut wurde gar nicht ausgesaugt, sondern man hat sie verbluten lassen. Was allerdings gegen letzteres sprechen würde, wäre, dass es keine Blutlache gab und die Kratzer an ihrem Körper, genau wie das Fell, würde es auch nicht erklären. Und die Kratzer stammen bestimmt von einem Tier, menschlich sind sie nicht.“, erklärte Reita ihm. Er hoffte, dass der Jüngere ihm auch wirklich zugehört hatte, er hatte keine Lust alles noch einmal zu erklären. Ruki hatte während seiner Erklärung nicht aufgehört sich über sein Essen herzumachen. „Vielleicht weiß das Tier, dass es einfacher ist, wenn man da rein beißt. So aus Instinkt, denke ich.“, meinte Ruki. „Wahrscheinlich.“, stimmte Reita zu und begann nun ebenfalls damit sein Essen zu essen. „Und was hast du erreicht?“ „Also wir haben in einer Stunde einen Termin bei Professor Watase, einer sehr renommierten Zoologin. Und einanhalb Stunden später sollten wir bei Dr. Sakamoto antanzen.“ ,erwiderte dieser. Bevor er weitersprechen konnte, unterbrach sein Partner ihn, obwohl er noch etwas von seinem Essen im Mund hatte. Mit einem Lächeln registrierte Ruki, dass auch Reita nicht ganz perfekt war, wie es bisher den Anschein gehabt hatte. Aber in seinen Augen machte es den anderen nur sympathischer. „Wie gleich zwei Termine?! Wer ist Dr. Sakamoto?“, wollte Reita wissen. „Dr. Sakamoto ist Biologe, der sich inzwischen mit der Kryptozoologie befasst.“, antwortete Ruki mit einem unschuldigen Lächeln. Eigentlich fehlte nur noch der Heiligenschein und ein Paar Flügelchen, dachte der andere. Wobei, wenn er es sich recht überlegte, sollten es eher ein Teufelshörner und schwarze Flügel sein… er hatte den Eindruck, dass sein Partner alles andere als unschuldig war. „Kryptozoologe? Na ja, es wird ja kaum schaden sich anzuhören, was er zu sagen hat. Aber ich hoffe für dich, dass du da keinen Spinner ausgesucht hast!“, sagte Reita. „Nein, Dr. Sakamoto ist kein Spinner. Er ist in Fachkreisen sogar recht anerkannt. Er hat sich auch nicht immer mit der Kryptozoologie gefasst.“, beschwichtigte er ihn. „Was mich allerdings geärgert hat, war dass man die anderen Leichen schon verbrannt hat. Ich habe leider nicht sehr viele Informationen über sie und außer ein paar Bildern von denen im Hafen war man nicht bereit mir weiter zu helfen. Aber vielleicht kenne ich eine Möglichkeit wie wir doch noch an Informationen diesbezüglich kommen.“ „Und die wäre?“, wollte Reita neugierig wissen. „G E H EI M N I S!“, grinste Ruki ihn an, während er wie ein kleines Kind den Finger auf die Lippen legte. „Arschloch!“, grummelte Reita nicht ganz ernst gemeint. Was hätte er auch anderes erwarteten sollen? „Na na, nicht so gemein, mein Lieber. Lass mich ausreden, bist du so gut?“, tadelte der Jüngere ihn mit erhobenen Zeigefinger. „Noch ist es ein Geheimnis. Früher oder später lernst du meine Informationsquelle kennen.“ „Okay, ich bin gespannt.“, sagte er. Das war er wirklich. Es interessierte ihn, was Ruki als Trumpf aus dem Ärmel ziehen wollte. „Aber darf ich dich was fragen?“, wollte er dann wissen. Ruki sah ihm direkt in die Augen: „Kommt drauf an. Was willst du wissen?“ „Wieso hast du so ein großes Interesse an den G-Akten? Gibt es dafür einen bestimmten Grund? Mit deinen Noten hättest du in fast jeder Abteilung hier arbeiten können.“, erkundigte sich Reita. Er fragte sich, ob Rukis Leidenschaft nur dem Interesse an Übersinnlichem entsprang oder ob da noch mehr dahinter steckte. „Na ich war scharf auf ein Kellerbüro ohne Heizung und Fenster.“, erwiderte dieser ernst. Als er Reitas ungläubigen Gesichtsausdruck sah, lenkte er ein: „Nein, natürlich nicht! Wer ist schon scharf auf so ein Kellerbüro? Ich will die Wahrheit wissen, das ist alles.“ Trotzdem wurde Reita das Gefühl nicht los, dass mehr dahinter steckte. Aber wenn Ruki momentan nicht darüber reden wollte, dann musste er das wohl akzeptieren. Vielleicht würde er ihn ja noch einweihen. Als sie schließlich im Dienstwagen saßen, druckste Reita etwas herum. Ruki sah ihn an: „Was ist los?“ „Also ich… ich dachte, ich könnte ja mal fahren…“, meinte er am Ende. Misstrauisch musterte Ruki ihn: „Ach und wieso? Passt dir mein Fahrstil etwa nicht?!“ „Nein, das ist es nicht!“, beeilte sich Reita zu sagen. Vielleicht kam seine Antwort etwas zu schnell, denn Ruki sah ihn immer noch argwöhnisch an. „Ich dachte nur, es wäre fair sich abzuwechseln mit dem Fahren oder? Ist ja doch recht stressig in der Stadt…“, versuchte er sich weiter aus der Affäre zu ziehen. „Okay, dann lass uns jankenpon um das Fahren spielen.“, erklärte sein Partner todernst. „Jankenpon?!“, Reita glaubte sich verhört zu haben. „Ja, wir können es vor jeder Fahrt ausspielen. Normalerweise fahre ich immer! Entweder nutzt du die Chance, die ich dir gebe oder du lässt es bleiben!“, stellte er klar. Der Blick von Ruki machte ihm klar, dass es wahrscheinlich seine einzige Chance war selber ans Steuer zu kommen. „Gut, dann spielen wir drum!“, stimmte Reita schließlich zu. Trotzdem fand er es albern, aber wenn er meinte. Sie sahen sich tief in die Augen, als sie jeweils eine Hand hoben um das Spiel zu beginnen. Schnell waren die Worte gesprochen und die Zeichen gewählt. Ein triumphierendes Grinsen stahl sich auf Rukis Lippen. Er hatte gewonnen. Er sah zu Reita, der etwas geschockt wirkte. „Ich fahre also!“, sagte er. Sein Tonfall klang genauso triumphierend wie sein Grinsen aussah. Herausfordernd sah Reita ihn an: „Ja, dieses Mal! Warte auf das nächste!“ „Pff, als wenn du mich besiegen würdest!“, lachte Ruki und jagte den Rückwärtsgang rein. Mit einem Ruck setzte der Wagen zurück. Beinahe wäre er gegen den Wagen in der anliegenden Parkreihe gestoßen, doch vorher konnte er doch noch bremsen. Als er sich zu Reita drehte, sah er dass dieser sich etwas blass um die Nase an dem Griff festhielt, der über der Autotür angebracht war. Er musste sich sehr zusammen nehmen um nicht laut loszulachen. Es war also doch wegen seines Fahrstils, aber die Runde war an ihn gegangen. Jetzt musste sein Partner dadurch, auch wenn er leiden musste. Sichtlich erleichtert, dass sie ohne Zwischenfälle bei der berühmten Universität der Stadt angekommen waren, stieg Reita aus dem Auto. Eigentlich war es ein Wunder, dass ihm bei der Tour nicht schlecht geworden war. Die nächste Runde musste einfach an ihn gehen, sonst sah er auf Dauer schwarz für seine Gesundheit. Ruki stieg grinsend aus dem Wagen. Er hatte sicherlich nicht vor seinen Partner in Zukunft ans Steuer zu lassen, dafür machte es ihm zuviel Spaß den anderen zu ärgern. Aber nun hatte er ihm zugesichert ihm wenigstens die Chance zu geben. Ruki hoffte nur, dass er auch die nächsten Runden gewinnen würde. Zusammen suchten sie sich den Weg zum Büro von Professor Watase. Sie hatte einen ganz schön langen Weg durch das weitläufige Gebäude zurückzulegen. Endlich hatten sie das Büro der Zoologin erreicht und Ruki klopfte an die Tür. Nachdem ein freundliches „herein“ erklungen war, öffnete er die Tür und die beiden Agenten traten ein. In dem Büro saß eine Frau mittleren Alters hinter ihrem Schreibtisch. Sie hatte ihre Haare hochgesteckt und trug eine Brille. „Guten Tag Professor Watase. Mein Name ist Matsumoto Takanori von PSC. Das hier ist mein Partner Suzuki Akira.“, begrüßte Ruki sie. Sie erhob sich und lächelte die beiden an: „Matsumoto-san, Suzuki-san, setzen sie sich doch bitte. Ich habe sie schon erwartet. Was kann ich für sie tun? Wissen sie, ich hatte noch nie Besuch vom PSC.“ „Wir sind hier wegen eines Falls, den wir bearbeiten. Wir hatten gehofft, dass sie uns vielleicht weiterhelfen können.“, begann Reita. Er holte ein paar Bilder von der Leiche aus seiner Aktentasche und reichte sie der Zoologin. „Die Leiche dieses jungen Mädchens wurde gestern im Park gefunden. Sie scheint von einem Tier angefallen worden zu sein. Besonders auffällig sind allerdings die Bisswunden am Hals und die Tatsache, dass die Leiche blutleer aufgefunden wurde.“, fuhr Ruki fort. „Und wie genau soll ich ihnen weiterhelfen?“, wollte Professor Watase wissen, die die Bilder aufmerksam studierte. „Wir würden gerne von ihnen wissen, ob ihnen ein Tier bekannt ist, dass einen solchen Angriff verüben könnte.“, erklärte Reita. „Also ich kann ihnen sagen, dass es unter Affen durchaus dazu kommt, dass sie anderen Tieren Blut aussaugen. Allerdings sind mir keine Fälle bekannt, in denen Menschen Opfer wurden und in denen den Opfern tatsächlich das gesamte Blut ausgesaugt wurde.“, antwortete sie. „Meinen sie, es könnte sich vielleicht um eine bisher unentdeckte Tierart handeln?“, erkundigte der Brünette sich. „Eine unentdeckte Tierart? Es besteht durchaus die Möglichkeit, doch es ist im Tierreich nicht sehr verbreitet, dass sich keine Spezies nur von den Proteinen im Blut ernähren kann. Davon entstehen für gewöhnlich Mangelerscheinungen. Außerdem halte ich es für nicht sehr wahrscheinlich, dass sich diese unentdeckte Tierart ausgerechnet nach Tokyo verirrt. Haben sie auch andere Fälle?“, führte die Professorin weiter aus. „Ja, es gibt noch 5 weitere Fälle in Tokyo. Die Mordserie begann anscheinend im Hafen.“, erwiderte Reita. „Dann bestünde also die Chance, dass das Tier über ein Schiff hierher gekommen ist.“, sagte sie. „Das wäre meine Vermutung gewesen.“, stimmte Ruki ihr zu. „Ja, aber wie gesagt für sehr wahrscheinlich halte ich das Ganze nicht. Es müssten eine ganze Reihe von Zufällen zueinander kommen, damit das klappt. Ich befürchte, ich kann ihnen leider nicht wirklich weiterhelfen.“, erwiderte sie bedauernd. „Das ist kein Problem, Professor Watase. Sie haben uns schon mit ihren Auskünften geholfen. Vielen Dank, dass wir ihre Zeit in Anspruch nehmen durften.“, bedankte sich Reita bei ihr. Der Jüngere neben ihm nickte zustimmend. Wieder im Auto angekommen, wandte sich Reita an Ruki: „Und was hältst du davon?“ „Du meinst, dass Affen die Morde verübt haben?“, fragte Ruki. „Ich weiß nicht. Die Affen müssen ja auch irgendwo herkommen und kein Zoo oder so vermisst Tiere. Außerdem glaube ich nicht, dass sie ganze Leichen blutleer saugen. Und da sie sich ja nicht nur von dem Blut ernähren können, wie Professor Watase uns erklärt hat, müssten sie sich ja auf andere Weise etwas zu essen beschaffen und das müsste auch Spuren hinterlassen. Aber wir haben keine.“ Der Blonde nickte: „Also ich gebe es ungern zu, aber ich denke auch nicht, dass es Affen waren. Da würde ich schon eher deiner Theorie zustimmen, dass es sich um eine bisher unbekannte Tierart handelt.“ „Bereit für den Termin beim Kryptozoologen? Vielleicht kann er uns ja weiterhelfen.“, wollte Ruki wissen. Er war überrascht, dass sein Partner ihm eher zustimmte als der Professorin. Anscheinend war Reita anders als sein letzter Partner, der sich an jede rationale Erklärung geklammert hatte, auch wenn es offensichtlich war, dass sie nicht zutraf. Aber andererseits hatte sie es, wenn es sich tatsächlich um eine unbekannte Tierart handelte, nicht mit einem übersinnlichen Phänomen zu tun. Ungewöhnlich blieb die Tierart aber trotzdem. „Wir werden sehen, ob er uns weiterhelfen kann.“, erwiderte Reita. Ruki wollte sich anschnallen, doch die Hand des Blonden legte sich auf seine. Für einen kurzen Moment hatte er das Gefühl, dass sein Herz aufhörte zu schlagen, dann besann er sich jedoch sehr schnell. Sie waren Kollegen! „Du hast was vergessen, mein lieber Partner!“, grinste Reita. „Ach und was?“, fragte Ruki unschuldig, obwohl er ahnte was kommen würde. „Jankenpon!“, erwiderte sein Partner ernst. Schwungvoll wie immer parkte Ruki den Wagen vor dem Gebäude, in dem sich das Büro von Dr. Sakamoto befand. Die ganze Zeit über hatte Reita sich gefragt, ob man sich an so einen Fahrstil gewöhnen konnte, oder ob einem mit der Zeit nur noch schlechter davon wurde. Froh, dass der Wagen stand, blickte er aus dem Fenster hoch zu dem Gebäude, das einer Organisation gehörte, die sich dem Naturschutz und der Erforschung bisher unbekannter Tierarten widmeten. „Alles klar, du siehst etwas blass aus?“, bemerkte Ruki, bevor er ausstieg. „Was? Nein, ich bin in Ordnung. Das liegt bestimmt am Wetter…“, murmelte Reita als Antwort. Er hatte keine Lust darauf, dass sein Partner erfuhr, dass ihm sein Fahrstil gerade ganz und gar nicht bekam. Das Gebäude war nicht halb so verworren, wie die Universität und die freundliche junge Dame am Empfang erklärte ihnen, wo sich das Büro von Dr. Sakamoto befand. Mit dem Fahrstuhl fuhren sie in den dritten Stock und gingen den Flur entlang, bis sie fast am Ende angekommen waren. Auf der schweren Holztür war ein Namensschild angebracht, das ihnen verriet, dass sie das richtige Büro gefunden hatten. Dann klopfte Ruki an die Tür und öffnete sie, nachdem er dazu aufgefordert worden war. Das Büro war recht geräumig und lichtdurchflutet, wie Ruki nicht ganz ohne Neid bemerkte. An den Wänden standen Bücherregale, die alle gut gefüllt waren, ob nun mit Büchern oder Akten. Ab und zu hingen Fotografien von Tieren an den Wänden, dort wo es noch Platz gab vor lauter Regalen. Trotzdem war in der einen Ecke des Büros noch Platz für eine kleine Sitzecke. Vor einem recht großen Fenster stand ein Schreibtisch, auf dem ein moderner Computer stand. Vom Bildschirm sah ein junger Mann auf, der sich erhob und auf sie zu ging. „Special Agent Matsumoto-san und Special Agent Suzuki-san, nehme ich an?“, fragte der junge Mann sie. „Ja, genau. Special Agent Matsumoto und das ist mein Partner Special Agent Suzuki. Sie sind Dr. Sakamoto, nehme ich an?“, sagte Ruki. „Genau, ich muss ja sagen, was sie mir am Telefon bisher erzählt haben, klang sehr interessant. Aber setzen sie sich doch bitte.“, erwiderte Dr. Sakamoto. Die beiden Agenten kamen seiner Aufforderung nach und setzen sich nebeneinander auf das Sofa der Sitzgarnitur. „Also sie haben eine Serie von Mordfällen und haben eine bisher wahrscheinlich nicht genau klassifizierte Tierart in Verdacht?“, erkundigte sich der Doktor sich. „Ja, so sieht es bisher aus. Ich habe ihnen ein paar Fotos von einer der Leichen mitgebracht. Bisher haben wir sechs Fälle, in denen die Leichen so aufgefunden wurden.“, erklärte Ruki und reichte seinem Gegenüber die Fotos, die er vorhin schon der Professorin gezeigt hatte. Sichtlich interessiert studierte Dr. Sakamoto die Bilder. „Soweit ich das beurteilen kann, sieht das nach keinem Muster einer bisher bekannten Tierart aus. Es gibt zwar immer wieder Fälle, in denen Affen oder andere Raubtiere Blut von ihren Opfern aussaugen, aber nicht in diesem Ausmaß. Diese Tiere können sich außerdem auch nicht nur von Blut ernähren und sie erwähnten nichts, was darauf schließen lässt, dass sich die Tiere auf anderem Wege Nahrung suchen. Das müsste Spuren hinterlassen.“, erwiderte er nachdem er die Bilder eine Weile studiert hatte. „Das denken wir auch. Außerdem würden die Fundorte der Leiche diese Theorie untermauern. Die ersten Leichen hat man im Hafen gefunden und von dort aus kann man ihnen wie einer Spur zum Park, in dem man die letzte Leiche gefunden hat, folgen.“, führte Ruki weiter aus. „Das würde bedeuten, dass die Tierart wahrscheinlich über das Meer hierher gekommen ist.“, murmelte Dr. Sakamoto nickend. „Sagt ihnen der Chupacabras etwas?“, erkundigte er sich weiter. „Sie meinen das mysteriöse Vampir ähnliche Wesen aus Südamerika?“, vergewisserte sich der Doktor. „Genau, den meine ich.“, bestätigte Ruki. „Meiner Meinung nach könnte es sich tatsächlich um eine bisher unentdeckte Tierart handeln. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die meisten Fälle am Rande zum Urwald geschahen und dieser ist bisher nur sehr mäßig erforscht. Dass sich dort Tierarten verbergen, die wir noch nicht klassifiziert haben, ist also nur mehr als wahrscheinlich. Unsere Organisation erforscht auch immer wieder den Südamerikanischen Urwald, ich habe also schon vor Ort von diesen Fällen gehört und sogar schon einmal angebliche Chupacabras Opfer gesehen. Die toten Ziegen, die ich gesehen habe, sahen alle so aus, wie auf ihren Fotos.“, sagte Dr. Sakamoto. „Aber wenn das Tier tatsächlich aus Südamerika kommt, würde es dann Probleme mit unserem Klima haben?“, wollte Reita wissen, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte und das Gespräch der beiden anderen Männer aufmerksam verfolgt hatte. „Das kann ich ihnen leider nicht genau sagen. Da wir diese Tierart noch nicht erforscht haben, könnten wir nur schätzen, wie sie auf einen Klimawandel reagiert. Aber es wäre sehr wahrscheinlich, dass es damit Probleme haben könnte. Allerdings sollte man bedenken, dass wir Sommer haben und es damit ziemlich heiß und schwül ist.“ „Wir haben am Tatort auch noch Fell und etwas gefunden, dass aussieht wie eine Zacke. Die Zacke ist bei uns im Labor, aber von dem Fell habe ich noch etwas dabei, falls sie interessiert sind.“, meinte Ruki. „Natürlich interessiert es mich!“, sagte der Doktor mit einem begeisterten Gesichtsausdruck. „Ich würde das gerne genauer untersuchen. Sollte ich etwas herausfinden, werde ich mich natürlich melden.“, fuhr er fort. Ruki reichte ihm eine kleine Plastiktüte mit ein paar Fellresten drin: „Ich wünsche ihnen viel Erfolg. Vielen dank, dass sie sich Zeit für uns genommen haben.“ Auch Reita bedankte sich. „Kein Problem, sie haben mir doch auch etwas Interessantes mitgebracht und wenn es tatsächlich der Entdeckung einer neuen Tierart dient oder der Aufklärung eine Mordserie, dann bin ich sehr erfreut, wenn ich dazu etwas beitragen kann.“, erwiderte Dr. Sakamoto. „Warum hat er ein so hübsches Büro und ich nur eins im Keller?! Weil er einen Doktortitel hat?“, fragte Ruki Reita leicht grummelnd, nachdem sie das Büro verlassen hatten. „Nein, bestimmt nicht deshalb. Er jagt nur unbekannte Tiere, du jagst grüne Männchen!“, erwiderte dieser ungerührt. „Ich jage keine grünen Männchen! Ich suche die Wahrheit!“, meinte Ruki empört. Kapitel 4: File 1: Großstadtjungle Teil 4 ----------------------------------------- Als Ruki sein kleines Apartment mit der Nummer 42 betrat, registrierte er das Paar Schuhe, das in dem kleinen Flur stand. Sofort erkannte er, wem das Paar Schuhe gehörte, seinem guten Freund und Gelegeneheitslover Wataru. Beide hatten keinen festen Freund und von Zeit zu Zeit landeten sie gemeinsam im Bett. Aber es war unverbindlicher Sex, das wussten sie beide. Die beiden kannten sich nun schon einige Jahre. Sie hatten sich in einem Club kennengelernt, in dem sie regelmäßig verkehrten. Damals war er noch auf der Akademie gewesen und Wataru Informatikstudent. Ruki hatte ihm einen Schlüssel für seine Wohnung gegeben, falls mal etwas sein sollte, doch ab und zu kam er einfach so vorbei, wohlwissend, dass es Ruki eigentlich nicht störte. Im Gegenteil, auch wenn er es selber nicht direkt zugab, war dieser doch froh, wenn er manchmal nicht in ein leeres Apartment kam. Ruki betrat die Wohnküche seines Apartments. Tatsächlich saß der Blondschopf auf dem Sofa und blätterte in einer Zeitschrift. Er sah auf, als er Schritte hörte. Ein Grinsen stahl sich auf die Lippen des Blonden: „Hey, Ruki. Wie war dein Tag?“ „Hey Wataru. Ganz okay. Und bei dir?“, erwiderte er. Er ließ sich erschöpft neben Wataru auf das Sofa fallen. „War nicht viel los in der Redaktion.“, erklärte der Blonde. Er arbeitete bei einer Untergrundzeitschrift, die sich mit Übersinnlichem und Verschwörungen beschäftigte. Da dieser Job nicht allzu viel einbrachte, verdiente er sich noch mit seinen wirklich außergewöhnlichen Computerfähigkeiten Geld dazu. Ruki war sich sicher, dass die Sicherheitsprogramme, die ihn davon abhalten konnten, in einen Rechner vorzudringen, erst noch erfunden werden mussten. „Wie ist dein neuer Partner so?“, erkundigte sich Wataru mit einem breiten Grinsen. Er stand auf und ging zum Kühlschrank. „Ja, fühl dich nur wie zu Hause!“, bemerkte Ruki sarkastisch. „Also mein neuer Partner interessiert dich? Wieso? Willst du ihn flach legen?“ „Wer weiß? Wenn er gut aussieht? Du bringst ihn doch mal mit in die Redaktion oder?“, antwortete der Blonde immer noch grinsend mit genau so vielen Gegenfragen. „Er ist mein Partner, also darf ich zuerst!“, meinte Ruki lachend. Er hatte Reita gleich anziehend gefunden und er war auch nicht der erste Partner gewesen, den er attraktiv gefunden hatte, doch bisher hatte er es immer vermieden etwas mit seinem Kollegen anzufangen. Auch wenn er noch so sehr gewollt hatte und ein paar Male war wirklich kurz davor gewesen, aber er hatte sich letztendlich doch noch an seinen Vorsatz gehalten privates und berufliches zu trennen. „Das heißt er sieht gut aus?“, harkte Wataru nach. Inzwischen hatte er den Kühlschrank geöffnet und holte zwei Dosen Bier heraus, die er neben die Spüle stellte. Dann holte er noch eine Bentobox, die er vorhin im Laden um die Ecke gekauft hatte, heraus: „Ich hab dir was zu Essen mitgebracht.“ „Er sieht verdammt gut aus. Groß, schlank, hübsche blonde Haare, in die man seine Finger einfach nur vergraben möchte und seine Hände! Er hat wirklich schöne Hände. Ich muss sagen, es hat mich einige Überwindung gekostet nicht gleich in meinem Büro über ihn herzufallen. Na ja gehört hätte uns eh keiner, da unten im Keller…“, entgegnete seine Freund seufzend. „Danke für das Essen.“, meinte er dann. „Kein Ding, wenn ich mich schon bei dir einquartiere, die Nacht über. Wobei ich da noch eine andere Aufwandsentschädigung im Sinn hatte.“, erwiderte Wataru verführerisch, als er wieder zum Sofa hinüber kam, dieses Mal mit Bier und Essen bewaffnet. „Ach ja?“, gab Ruki zurück. Das klang doch sehr vielversprechend. Jedenfalls um Längen besser als sein eigentlicher Plan den Abend mit einem Porno zu verbringen. „Ja, ich dachte, du kannst dich mal wieder richtig verwöhnen lassen. Du arbeitest immer so hart daran, die Wahrheit heraus zu finden.“, sagte er und setzte sich wieder neben seinen Freund. „Wenn euch doch keiner gehört hätte, wieso hast du dann nicht?“ „Ich denke nicht, dass er schwul oder bi ist. Außerdem ist er mein Kollege und…“, antwortete Ruki. „…deine Devise lautet Privates und Berufliches zu trennen. Ich weiß. Zum Glück arbeiten wir nicht zusammen.“, erwiderte der Blonde mit einem eindeutigen Grinsen. Mit einem Finger zeichnete er Kreise auf der Brust seines Freundes nach. Dann suchte er kurz mit seinen Lippen Rukis. Er mochte das Gefühl von dessen Lippen auf seinen. „Später mehr, du solltest erst was essen.“, lächelte er dann. Inzwischen wieder hungrig, es war schließlich ein langer Arbeitstag gewesen, machte sich Ruki über das Essen, das Wataru ihm mitgebracht hatte, her. Es war wirklich gut Freunde zu haben. Für einen Moment wanderten seine Gedanken zu Reita hin. Wie er wohl seinen Abend verbrachte? Wahrscheinlich wartete zu Hause seine Freundin auf ihn. Er würde ihn morgen einfach beim Essen fragen. „Meinst du, du könntest mir helfen an gewisse Informationen zu kommen?“, wollte der Brünette wissen, während er aß. Sein Freund war gerade dabei die Bierdosen zu öffnen. „Was für Informationen brauchst du denn? Für deinen neuen Fall?“, wollte Wataru wissen. „Ja, genau. Heute haben wir in dem Park, der gar nicht so weit weg von hier ist, eine Leiche eines jungen Mädchens untersucht. Sie war blutleer und hatte zwei Bisswunden am Hals. Aber es war garantiert kein Vampir, es sieht eher nach einem Chupacabras aus und das Mädchen war nicht das einzige Opfer. Es gab noch fünf weitere Leichen, aber wir wurden erst später eingeschaltet und konnten keine davon untersuchen. Die Leichen wurden schon verbrannt. Kommst du vielleicht an Informationen ran? Ich habe Namen und Fundorte, mehr leider nicht.“, antwortete Ruki. Dann nahm er einen Schluck aus der Bierdose. Wataru nickte: „Gib mir die Informationen, die du hast und ich schaue, was sich machen lässt. Aber dir ist ja klar, dass das nicht ganz legal ist…“ Als er den letzten Satz sagte, mischte sich ein verführerischer Tonfall in seine Stimme. „Schon klar, deshalb werde ich dich schon mal im Voraus bestrafen.“, meinte dieser dreckig grinsend. Er zog sein Paar Handschellen von seinem Gürtel und wedelte damit vor Watarus Gesicht hin und her. „Darf ich dich vorher von meiner Unschuld überzeugen?“, fragte dieser und rückte näher. Er begann über Rukis Oberschenkel zu streicheln. „Versuch es.“, sagte Ruki, während er ihn am Hinterkopf näher zu seinem Gesicht dirigierte und ihn küsste. Schnell drang seine Zunge in die warme Mundhöhle von Wataru ein. Die Handschellen fielen erstmal klackernd zu Boden, während die beiden sich immer stürmischer küssten. „Das hat mir gefehlt…“, stöhnte Ruki, als Wataru sein Hemd langsam aufknöpfte und die freigelegte blasse Haut küsste. Der Blonde umspielte die Brustwarzen des Jüngeren kurz mit seiner Zunge, dann wanderte er immer tiefer, während seine Hände den Körper seines Freundes streichelnd erkundeten. Dieser wand sich unter den Berührungen, die er augenscheinlich sehr genoss. Seine eine Hand grub sich in die Haare des andere und die andere suchte sich ihren Weg unter sein Shirt, wo sie begierig über die nackte Haut strich. Irgendwie schafften sie es zusammen Wataru sein Shirt auszuziehen, das genau wie Rukis Hemd auf dem Boden landete. „Erwähnte ich schon mal, dass ich dich im Anzug wirklich sexy finde?!“, wollte Wataru wissen. „Du solltest morgen den Nadelstreifenanzug anziehen oder den schwarzen, den man erst so tief zu knöpfen kann. Damit solltest du deinen Partner doch rumkriegen. Mich jedenfalls würdest du damit locker rumkriegen…“ „Ich krieg dich aber schon in meinem anderen Anzug rum…“, grinste sein Freund. Wataru machte sich inzwischen an Rukis Reißverschluss zu schaffen, während er sanft über dessen Bauch strich. Als er für einen kurzen Moment mit seiner Zunge in den Bauchnabel des Brünetten fuhr, fühlte dieser eine wohliges Kribbeln in seinem Magen und etwas tiefer. Er stöhnte erneut auf: „Wataru… weiter…“ „Einem PSC Agenten kann ich das wohl nicht verweigern, hm?“, grinste dies und öffnete den Reißverschluss des anderen genüsslich. Ruki hob seine Hüfte und Wataru zog ihm schließlich die Hose aus. Genau wie einen Moment später die Boxershorts. Wataru beeilte sich aufzustehen und sich seiner Hose zu entledigen. „Wie heißt er eigentlich?“, fragte er neugierig. „Wer?“, erkundigte Ruki sich. Er stand ebenfalls auf und sammelte die Handschellen vom Boden auf. „Lass uns ins Schlafzimmer gehen.“ „Du weißt genau, wen ich meine!“, erwiderte Wataru. Er ließ sich von dem Jüngeren in dessen Arme ziehen. „Suzuki Akira. Aber ich darf ihn Reita nennen.“, antwortete Ruki und suchte den Kontakt zu dessen Lippen. „Welche Ehre.“, grinste dieser zwischen ihren begierigen Küssen. „Sind doch gute Voraussetzungen und das gleich am ersten Tag…“ Sich weiter küssend und gegenseitig körperlich neckend stolperten sie durch die Wohnküche in Richtung von Rukis Schlafzimmer. Als sie das Bett erreichten, ließen sie sich auf die weiche Matratze fallen. Wataru sorgte dafür, dass er sich über seinem Freund befand. Er spreizte dessen Beine und begann damit die Innenseiten von Rukis Oberschenkeln in Richtung von dessen Körpermitte zu streicheln. Zwischendurch küsste er die sensible Haut des Jüngeren. Dessen Gesicht rötete sich langsam vor Erregung. Wataru wusste einfach zu genau, was ihm gefiel. Aber andererseits wusste er auch genau, was ihm selber gefiel. Sie hatten schon bei ihren ersten Mal gewusst, wie sie sich ein paar sehr angenehme Stunden machen konnten. Zwischen ihnen stimmte die Chemie einfach und bisher hatten beide noch keinen getroffen, wo sich eine Freundschaft auch aufrechterhalten ließ, nachdem oder während sie Sex gehabt hatten. „Du bist immer so blass… das Kellerbüro bekommt dir nicht so…“, murmelte Wataru. „Außer wenn wir Sex haben, dann hat wenigstens dein Gesicht Farbe.“ Er grinste Ruki an. „Du sabbelst mir manchmal zu viel!“, stellte dieser fest. „Dann soll ich lieber handeln?!“, fragte Wataru und setzte einen unschuldigen Gesichtsausdruck auf. „Erfasst, mein Lieber.“, erwiderte Ruki. „So etwa? Ist es ihnen so recht, Special Agent Matsumoto?!“, wollte Wataru wissen. Dann fuhr er mit der Zunge über die Spitze von Rukis inzwischen recht hartem Glied. Er neckte ihn eine Weile so, dann nahm er ihn ganz in seinen Mund auf. Schon allein der Anblick brachte den Brünetten fast um den Verstand. Und er wusste nur allzu gut, was Wataru mit seiner Zunge und seinem Mund alles anstellen konnte. „Mehr als recht…!“, stöhnte dieser. Seine Hände gruben sich in die blonden Haare seines Freundes und versuchten den schon intensiven Kontakt noch zu verstärken. Wataru beschleunigte seinen Rhythmus, womit er ihm ein weiteres, um einiges lauteres Stöhnen als zuvor entlockte. Er tastete mit den Fingern nach Rukis Mund und ließ diesen seine Finger befeuchten. Einen Augenblick später drang er mit den Fingern in ihn ein. Er gewährte ihm kaum Zeit sich daran zu gewöhnen, sondern begann damit ihn zusätzlich mit den Fingern zu befriedigen. Ruki wand sich jetzt wirklich unter den Reizen, deren Wataru ihn aussetzte. Er spürte ein immer stärkeres Kribbeln der Erregung in der Magengegend und ahnte, dass er nicht mehr lange brauchte um den Höhepunkt zu erreichen. „Wataru…so gut…“, stöhnte er, als er sich schließlich in dessen Mund ergoss. Sein Atem ging stoßweise und er sackte erschöpft von seinem heftigen Orgasmus in die Kissen seines Bettes zurück. Dann sah er das breit grinsende Gesicht seines Freundes, der sich die Reste von Rukis Erleichterung von den verführerischen Lippen leckte. Wataru beugte sich über ihn und sie küssten sich leidenschaftlich. Ein wenig konnte dieser sich sogar noch selber schmecken. „Wir sind noch lange nicht fertig…ich bin noch nicht komplett von deiner Unschuld überzeugt…“, meinte Ruki. „Und was machen wir da, Herr Special Agent?“, wollte Wataru wissen. Sein Freund griff nach den Handschellen, die immer noch unangetastet neben ihm lagen und mit einer schnellen Bewegung sorgte er dafür, dass sie die Position tauschten. Nun lag Wataru unter ihm. Mit einem Klick schlossen sich die Handschellen um seine Handgelenke. Das kalte Metal fühlte sich keineswegs unangenehm auf seiner Haut an, ganz im Gegenteil, es bildete einen angenehmen Kontrast zu seiner sonst so warmen Haut. Rukis Lippen suchten seine immer noch hungrig und sie teilten einen langen intensiven Kuss. Als Wataru seinen Körper, ganz besonders seine Hüften gegen Rukis rieb, spürte dieser dessen Erregung besonders deutlich und dass er dringend Erleichterung brauchte. Genau wie das erregte Stöhnen des Mannes unter ihm verriet ihm, dass er ein wenig Zuwendung erwartete. Auch Rukis Erregung kam langsam wieder, aber so wie Wataru sich unter ihm und seinen Berührungen wand, war das kein Wunder. Nachdem Ruki ihn noch eine Weile mit Küssen und Berührungen verwöhnt hatte, bedeutete er ihm sich umzudrehen. Er küsste ihn an der Wirbelsäule hinab, während sich seine Hand um Watarus hartes Glied schlossen und begann ihn in einem langsamen Rhythmus zu streicheln. „Ruki! Bitte!“, flehte Wataru ihn stöhnend an. „Ich will dich endlich spüren.“ Seine Stimme klang rau. „Hast du es so nötig?!“, wollte dieser etwas amüsiert wissen. Er liebte es zu sehen, dass er diese Wirkung auf seinen Freund haben konnte. Außerdem liebte er den rauen, deutlich erregten Klang von Watarus Stimme. „Ja!“, kam die prompte und simple Antwort von Wataru. Ruki sorgte dafür, dass dieser seine Hüfte etwas mehr anhob und drang dann mit einem schnellen Stoß in ihn ein. Wataru stöhnte erregt auf, als er spürte wie sein Freund ihn ausfüllte, es fühlte sich einfach zu gut an. Als der Brünette damit begann sich in ihm zu bewegen, musste er sich abstützen. Ruki genoss das Gefühl von Watarus warmen Muskeln um sich. Seine Stöße waren hart und schnell, doch das störte ihn nicht im Geringsten. Bei ungefähr jedem zweitem Mal zog Ruki sich fast vollständig aus seinem Freund zurück, nur um dann noch tiefer in ihn einzudringen. Von seinen Händen, die immer noch auf den Hüften von Wataru ruhten, verstärkte eine ihren Griff ein wenig, während die anderen erneut dessen Glied umfasste und in einem langsameren Rhythmus, als mit dem er sich in ihm bewegte, streichelte. Wataru stöhnte erneut laut auf. Das machte ihn fast wahnsinnig und verstärkte das angenehme Kribbeln in seiner Magengegend um einiges. Er ahnte, dass er nicht mehr weit von seinem Orgasmus entfernt war. Dasselbe galt anscheinend auch für Ruki, dessen Bewegungen schneller und etwas unkontrollierter wurden. „Ru…“, stöhnte er schließlich und ergoss sich in dessen Hand. Als dieser spürte wie sich die Muskeln Watarus um ihn zusammenzogen, kam er zu seinem zweiten Orgasmus und ergoss sich in Wataru. Heftig atmend zog Ruki sich aus ihm zurück und ließ sich neben seinem Freund in die Kissen fallen. Dieser drehte sich um und rückte näher an ihn ran. Einladend streckte Ruki seinen Arm auf der Matratze aus und Wataru kuschelte sich an ihn. „Warum ist aus uns eigentlich nie ein Paar geworden?“, wollte er mit einem beinahe seligen Grinsen wissen. „Ich hab keine Ahnung. Bist du traurig darüber?“, meinte er. „Nein, eigentlich nicht. Ich meine, ich finde es gut so wie es zwischen uns ist. Und du? Bereust du es?“, erkundigte sich Wataru. „Nein, ich denke auch, es ist mehr als okay so.“, bestätigte Ruki. Dann küsste er seinen Freund zärtlich auf die Stirn. „Auch wenn das bedeutet, dass wir vielleicht irgendwann keinen Sex mehr haben, wenn einer von uns einen festen Partner hat.“ Fast zur selben Zeit als Ruki sein Apartment betrat, betrat Reita die Kneipe, in der er sich gestern schon mit seinen Freunden getroffen hatte. Die beiden waren neugierig wie der erste Arbeitstag ihres Freundes in der G-Akten Abteilung verlaufen war, sodass sie schon fast auf ein Treffen gedrängt hatten. Eigentlich war Reita ganz froh, dass er seine Freunde sehen konnte, denn Ruki hatte ihn irgendwie durcheinander gebracht. Er faszinierte ihn nicht nur durch seine Persönlichkeit, sondern auch durch sein Aussehen. Er fühlte sich von Ruki angezogen und das obwohl er bisher nur sporadisch sexuellen Kontakt mit Männern gehabt hatte. Aber der Brünette war definitiv anders. Davon abgesehen, dass er nicht wusste, wie es bei seinem Partner mit der sexuellen Orientierung aussah, waren sie eh Kollegen… Reita sah sich kurz um und entdeckte seine Freunde nicht weit von sich entfernt. Dann eilte er zu ihnen hin. „Na wie war dein erster Tag in der neuen Abteilung?“, wollte Kai neugierig wissen. „Hast du dein Büro jetzt auch im Keller? Wie ist Spooky Matsumoto so?“, schloss Aoi gleich mit weiteren Fragen an. „Freut mich auch euch zu sehen!“, gab Reita zurück. „Darf ich mich erstmal setzen?“ „Oh Entschuldigung.“, antwortete Kai etwas betroffen. Doch Reita schüttelte den Kopf und setzte sich zu den beiden: „Passt schon.“ Er bestellte sich ein Bier. Aoi sah ihn einfach erwartungsvoll an, anstatt seine Frage zu wiederholen. „Okay, okay, also mein erster Tag war besser als erwartet. Ich hatte ja echt befürchtet, dass wir nur so durchgeknallte Fälle bearbeiten müssen, wenn man den Ruf der Abteilung bedenkt. Und ja, ich habe jetzt auch ein Büro im Keller, gleich gegenüber von Rukis.“, begann Reita mit seiner Erzählung. Er kam nicht weit, denn Aoi unterbrach ihn mit hochgezogenen Augenbrauen: „Ruki?!“ „Öhm ja, ich darf ihn Ruki nennen.“, stammelte er und lief etwas rot an. Da er ihn die ganze Zeit so angeredet hatte war ihm das jetzt so herausgerutscht. Er war selber erstaunt wie schnell ihm das zur Gewohnheit geworden war. „Ah und er nennt dich Reita?!“, fragte Aoi unerbittlich weiter. „Ja, das tut er.“, stammelte sein Freund immer noch. Langsam kam er sich ein wenig wie bei einem Kreuzverhör vor. „Okay, dann würde ich gerne meine Frage beantwortet haben wie Spooky Matsumoto so ist.“, grinste dieser ihn an. Reita war froh, dass er inzwischen sein Bier bekommen hatte. Nach einem etwas größeren Schluck fühlte er sich bereit etwas genauer auf die Fragen nach Ruki einzugehen: „Ich mag ihn. Er hat vielleicht manchmal etwas seltsame Ansichten, aber er ist sehr intelligent. Gut, sein Fahrstil ist eine einzige Katastrophe und manchmal ist er etwas direkt, aber ich denke, man kann sich auf ihn verlassen, wenn es darauf ankommt. Er ist keiner, der jemanden einfach so hängen lässt. Außerdem ist er wirklich attraktiv.“ „Attraktiv? Geht da was, Reita?“, wollte Kai wissen, sichtlich neugierig. Es war selten, dass ihr Freund sich jemandem so schnell öffnete, wie er es hier tat. Normalerweise war er eher reservierter, was ihm viele als Desinteresse auslegten. Doch wenn man erstmal mit ihm befreundet war, dann war er jemand, der einem beistand, egal wie schlimm es aussehen mochte. Außerdem lag ihm viel an seiner Arbeit und da blieb nicht immer Zeit für jemand anderen übrig. „Wir sind Kollegen!“, erwiderte Reita schon fast etwas empört. Kai zuckte mit den Schultern: „Na und? Das sind Aoi und ich doch auch.“ „Genau. Das sollte nicht unbedingt ein Hinderungsgrund sein.“, stimmte dieser zu. „Bring ihn doch einfach mal mit.“ „Ich kann ihn ja fragen. Aber ich weiß nicht, ob da was geht. Ich kenne ihn doch erst einen Tag.“, sagte Reita etwas unsicher, da es für ihn nicht klar war, ob er intimeren Kontakt mit seinem Kollegen wollte. Vor seinem inneren Auge tauchte Rukis Bild auf, wie er beim Nachdenken auf seiner Unterlippe kaute und er hatte wirklich wunderschöne Lippen, wie Reita fand. „Dann lass dir etwas mehr Zeit.“, grinste Kai ihn an. „Dich hetzt doch keiner.“ Kapitel 5: File 1: Großstadtjungle Teil 5 ----------------------------------------- Schon etwas länger nachdem Reita zu Hause angekommen war und Ruki und Wataru sich erschöpft, aber befriedigt in den Armen lagen, schlich ein Tier durch das Gebüsch im Park. Es war hungrig, aber tagsüber hatte es sich nicht wirklich aus dem Gebüsch getraut bei den ganzen Menschen. Das Tier war sehr scheu, auch wenn es wahrscheinlich so schnell nichts zu befürchten haben würde, aber es einfach die ungewohnte Umgebung, die es mehr als nervös machte. Doch jetzt, nachdem es schon eine ganze Zeit dunkel geworden war, fühlte es sich wieder sicher. Und der Hunger war immer stärker geworden… Nun schlich es durch das Gebüsch auf der Suche nach einem Opfer. „… das letzte Bier war zuviel…“, lallte eine männliche Stimme. „Das kannst du laut sagen…“, lallte eine andere männliche Stimme. Das Tier spitzte die Ohren. Dann nahm es die beiden Gestalten, nicht weit von sich entfernt wahr. Es schnüffelte begierig. Die beiden Gestalten bewegten sich nicht sehr schnell, das war mehr als perfekt. Mit ein wenig Glück konnte es zwei Mal Beute an einem Abend machen. Es schlich sich weiter an. Das Gebüsch knackte. „Hast du das gehört?!“, wollte die eine Stimme wissen. „Was denn? Das hast du dir nur eingebildet.“, meinte die andere. Plötzlich schoss das Tier aus dem Gebüsch und stürzte sich auf den einen Mann. Es riss ihn mit voll Wucht zu Boden. Vor lauter Schreck konnte er sich gar nicht wehren. Aber mit schreckerfüllten Augen sah er das Tier über sich an. Es saß auf seiner Brust. Er spürte den Druck, der von dem Tier ausging. Noch nie zuvor hatte er so etwas gesehen, außer vielleicht in einem Comic oder Horrorfilm. Der andere Mann schrie vor Entsetzen auf und versuchte davon zu rennen, soweit er das in seinem betrunkenen Zustand konnte. Das Tier hatte sich über seinen Kollegen gebeugt und biss ihm in den Hals. Der Mann gab nur noch ein Gurgeln von sich. Es dauerte nicht lange, dann war ihm schwarz um die Augen geworden. In dem Moment, in dem der andere Mann begann davonzulaufen, beschloss das Tier ihn höchstens noch später zu verfolgen. Wenn es diese Beute sicher hatte, war es für den Moment in Ordnung. Es wusste genau, dass es nicht allzu wählerisch sein durfte, nicht so weit weg von zu Hause. Am nächsten Morgen wachte Ruki neben Wataru auf. Er hatte locker einen Arm um ihn gelegt, der wiederum ein Bein zwischen Rukis Beinen hatte. Ruki kam nicht umhin sich einzugestehen, dass es durchaus nett sein konnte, wenn man neben jemanden aufwachte. Dann fiel sein Blick auf seinen Wecker und er erschrak. Er hätte schon längst aufgestanden sein sollen! Und er brauchte doch immer eine ganze Weile im Bad. „Fuck!“, fluchte er lauter als er beabsichtigt hatte. Neben ihm schlug Wataru die Augen auf. Sanft strich er seinem Freund über die Wange, als er dessen schon fast panischen Gesichtsausdruck sah: „Was ist los? Schlecht geträumt?“ Was nicht das erste Mal gewesen wäre. „Nein, der Wecker hat nicht geklingelt!“, stöhnte Ruki. Ruckartig gab Wataru ihn frei: „Dann ab ins Bad! Ich setz dir nen Kaffee auf …“ Er sprang aus dem Bett: „Danke! Du kannst bleiben so lange du willst, so wie immer.“ Damit war er dann im Badezimmer verschwunden. Wataru drehte sich noch einmal um und beschloss noch eine Weile zu dösen. Da er wusste wie lange Ruki im Bad brauchte, auch wenn er sich beeilte, hatte er noch Zeit sich noch ein wenig auszuruhen. Nach einer halben Stunde kam Ruki aus dem Badezimmer. Vorher hatte er sich kritisch im Spiegel beäugt, ob seine Haare auch saßen, damit er Reita auch unter die Augen treten konnte. Aber es war nicht nur wegen Reita, generell ging er nicht gerne aus dem Haus, wenn er nicht halbwegs ansehnlich aussah. Und wenn er im Büro etwas frühstückte, dann konnte er sich die Zeit nehmen, etwas länger im Bad zu brauchen. Als er das Schlafzimmer betrat um sich anzuziehen, lag sein Nadelstreifenanzug auf dem Bett. Von Wataru war keine Spur mehr zu sehen. Ruki zog sich schnell den Anzug an und eilte in die Wohnküche. Dort stand dieser grinsend mit einem Pappbecher mit Kaffee. Irgendwann hatte Wataru ihm mal Pappbecher für Kaffee geschenkt, nachdem er häufiger etwas später zur Arbeit dran war, nachdem die beiden die Nacht miteinander verbracht hatten. So konnte Ruki seinen Kaffee mitnehmen, wenn er ihn schon nicht zu Hause trinken konnte. Und ohne Kaffee war der Jüngere morgens nicht leicht zu ertragen. „Danke, du bist ein Schatz.“, sagte Ruki. An seinem Tonfall konnte man erkennen, dass er es ernst meinte. „Ich weiß, Schatzi.“, lachte Wataru. „Ich melde mich, wenn ich etwas herausbekommen habe.“ Zum Abschied küssten sie sich noch einmal, dann machte Ruki sich auf den Weg zum Büro. Etwas abgehetzt, aber nicht so sehr, dass es seinen Look ruiniert hätte, erreichte Ruki sein Kellerbüro. Von Reita war noch nichts zu sehen. Überrascht sah er auf seine schwarze Armbanduhr. Er war tatsächlich zu früh da, nicht viel, aber immerhin etwas. Wie er das geschafft hatte, wusste er nun wirklich nicht. Na ja, besser als wenn er zu spät gekommen wäre. Ruki öffnete die Tür zu seinem Büro und ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl plumpsen. Er breitete die Bilder von gestern vor sich aus und fuhr seinen Laptop hoch. Dann setzte er sich seine Brille mit dem schwarzen Rand auf, die er zum arbeiten am Bildschirm und lesen brauchte. Bevor er sich in seine Arbeit vertiefen konnte, klopfte es an seiner Tür und Reita betrat das Büro. „Morgen, Ruki.“, meinte er gut gelaunt. „Morgen, Reita.“, antwortete dieser. Jetzt wo sein Partner da war, stieg seine Laune. Da er eigentlich kein Morgenmensch war, hatte er für gewöhnlich zu dieser Uhrzeit keine besonders gute Laune, aber bei so einem Anblick änderte sich das schlagartig. Das war auch der Grund wieso er morgens kein Radio hörte. Das notorische Gutelaunegeplapper der Moderatoren nervten ihn unbeschreiblich und lösten bei ihm eher Aggressionen aus. „Ich hätte dich gerne anders begrüßt, aber wir müssen los in den Park. Es gibt zwei neue Opfer…“, begann Reita. „Gleich zwei?!“, fragte Ruki überrascht und fuhr seinen Laptop gleich wieder runter. „Ja, und dieses Mal haben wir ein totes und ein lebendiges…“, erklärte er. Ruki sprang auf: „Dann nichts wie los!“ Die Brille hatte er immer noch auf der Nase, was Reita ein Lächeln auf die Lippen zauberte. „Die Brille steht dir übrigens.“, meinte er dann. Genau wie der Anzug, fügte er in Gedanken dazu. Vor dem Auto wiederholte sich das gleiche Schauspiel wie gestern. Sie spielten aus, wer fahren durfte und wie die Male davor, gewann Ruki. Reita bleib also nichts anderes übrig, als sein Leben erneut den Fahrkünsten seines Partners anzuvertrauen und ihm war nicht wirklich wohl dabei. Sie erreichten den Park wieder in einer Rekordgeschwindigkeit. Reita hatte gemerkt, dass Ruki recht hibbelig war, seit er erfahren hatte, dass einen Zeugen gab. Sie stiegen aus dem Wagen und machten sich auf den Weg zu der Stelle, an der das Opfer gefunden worden war. Die Stelle befand sich ein ganzes Stück von dem letzten Leichenfundort. Die beiden Polizisten von gestern waren ebenfalls anwesend. Die vier begrüßten sich. Neben dem einen Polizisten stand ein Mann im Anzug, der etwas verunsichert wirkte. „Das hier sind Special Agent Matsumoto und Special Agent Suzuki vom PSC. Sie ermitteln in diesem Fall.“, erklärte Byou dem Mann. Dann wandte er sich an die beiden Agenten: „Das ist Ueda-san, ein Kollege von dem Opfer.“ „Guten Tag, wie müssen ihnen leider ein paar Fragen stellen, auch wenn die Situation nicht besonders angenehm für sie ist.“, begann Reita. „Das ist in vollkommen in Ordnung, sie machen ja nur ihre Arbeit.“, erklärte der Mann. Man konnte deutlich die Ringe unter seinen Augen sehen. Viel Schlaf hatte er also nicht bekommen. „Was ist gestern Abend passiert?“, wollte Ruki wissen. „Wir kamen gestern gegen 23 Uhr von einem Geschäftsessen zurück und sind durch den Park gegangen. Auf einmal raschelte es im Gebüsch, aber wir haben gedacht, dass wir es uns eingebildet haben. Dann sprang ein seltsames Tier aus dem Gebüsch und hat meinen Kollegen angegriffen.“, begann der Mann zu erzählen. „Haben sie das Tier vielleicht erkennen können?“, erkundigte Reita sich. „Ja, ein wenig, aber ich habe noch nie zuvor so ein Tier gesehen. Es war nicht ganz 1,5 Meter groß, hatte dunkles Fell und eine längliche Schnauze. Es sah aus wie eine Mischung aus einem Hund und einem Affen, aber es hatten Zacken auf dem Rücken. Außerdem ging es auf zwei Beinen, nicht wie ein Hund auf vier.“, fuhr der Mann fort. „Und es sah so aus, als wenn es ihm das Blut aussaugen würde. Es hat ihn in den Hals gebissen.“ „Wenn sie von einem Geschäftsessen kamen, dann haben sie sicherlich auch Alkohol getrunken oder?“, wollte Reita wissen. Es war nicht so, als wenn er dem Mann nicht glaubte, aber trotzdem wollte er wissen wie glaubwürdig es war. „Ja wir waren ziemlich angetrunken, aber ich habe mir das Tier nicht eingebildet!“, erklärte dieser etwas verzweifelt. „Das wollte ich damit nicht andeuten.“, meinte er beruhigend. „Könnten sie uns vielleicht ihre Adresse geben, damit wir sie erreichen können, falls wir noch Fragen haben?“, erkundigte Ruki sich. „Ja natürlich, hier ist meine Karte.“, damit reichte er Ruki seine Visitenkarte. Dafür reichte ihm seine, für den Fall, dass diesem noch etwas einfallen sollte. „Vielen Dank, ich denke, dann können wir sie erstmal entlassen, oder Reita?“, wandte Ruki sich an seinen Partner. „Ja, ich sehe keinen Grund wieso nicht.“, meinte der angesprochene. Dann zog er sich ein paar Handschuhe über und ging zu der Leiche hinüber. Er kniete sich neben sie und begann damit sie zu untersuchen. Sein Blick fiel gleich auf den Hals des Opfers. Dort befanden sich wie bei der Leiche gestern wieder zwei Bisse, die aussahen wie die von einem Vampir. Auch diese Leiche schien keinen Tropfen Blut mehr in sich zu haben. Ruki war ebenfalls in die Knie gegangen und begutachtete die Leiche. „Das sieht aus wie bei dem Mädchen gestern. Blutleer ist sie bestimmt auch.“, meinte Reita. „Das würde mich nicht überraschen. Hier ist auch wieder Fell.“, bemerkte Ruki nachdenklich und tütete wieder ein wenig Fell ein. „Glaubst du dem Mann?“, fragte er dann. Reita sah ihn etwas überrascht an: „Ich glaube schon, das Problem ist nur dass er nicht sehr glaubwürdig erscheint, wenn er getrunken hat.“ „Ich weiß, aber ich glaube ihm trotzdem.“, erklärte er. Grinsend sah der andere ihn an: „Wie kommt es, dass ich nichts anderes erwartet habe?“ Als Antwort zuckte Ruki nur mit den Schultern. Nachdem Reita wieder die Überführung der Leiche in das PSC Hauptquartier veranlasst hatte, sahen sich beide den Tatort noch etwas genauer an. Wieder fiel Ruki auf, dass das Gebüsch an der einen Stelle aussah, als wenn etwas Größeres dort durchgeschlichen und dann am Ende dort herausgesprungen war. Auch im Gebüsch fanden sie wieder Fell, das an den Ästen hing. „Ich glaube, ich werde dem Park heute spät mal einen Besuch abstatten.“, meinte Ruki. „Aber nicht alleine!“, stellte Reita ernst klar. „Wenn dann ziehen wir das zu zweit durch.“ „Machst du dir Sorgen um mich?“, grinste er. „Ich möchte dich ungern auch auf dem Tisch in der Pathologie liegen haben.“, erwiderte Reita ernst. Bevor Ruki etwas erwidern konnte, klingelte sein Handy. Er fischte es aus der Tasche und nahm den Anruf entgegen, nachdem er gesehen hatte, dass es Wataru war. „Hey, Schatzi!“, ertönte die fröhliche Stimme seines Freundes aus dem Telefon. „Hey, dir ist schon klar, dass ich im Dienst bin oder?“, erwiderte er. Ein wenig verlegen klang er schon. „Steht er neben dir?“, wollte Wataru lachend wissen. „Ja.“, erklärte Ruki knapp. „Jedenfalls bin ich an der Sache dran. Kommt doch einfach nach eurer Mittagspause vorbei. Dann sollte ich alles zusammen haben.“, erklärte Wataru. Im Hintergrund konnte Ruki das Klackern der Computertastatur hören. „Okay, geht klar. Bis dann und vielen Dank.“, sagte Ruki. Dann legte er auf. „Das war ein Freund von mir. Er besorgt uns Informationen über die anderen Morde. Wir sollen nach der Mittagspause bei ihm vorbeifahren.“, meinte er dann zu Reita. Ihre Mittagspause verbrachten sie wieder in der Kantine. Vergeblich hatte Reita versucht Ruki ein paar genauere Informationen über seinen Freund zu entlocken, doch mehr als „wirst du schon sehen“ hatte er nicht bekommen. Gerade spießte Ruki Salat auf seine Gabel. „Sag mal, darf ich dich was fragen?“, wollte er dann wissen. Reita sah ihn an, unsicher, was das schon wieder werden sollte: „Kommt drauf an.“ Da Ruki nun am Kauen war, dauerte es etwas, bis er antwortete. „Hast du eigentlich eine Freundin?“, erkundigte er sich. „Nein, momentan nicht.“, antwortete Reita. „Und du?“ „Nie eine gehabt, wird sich auch nicht ändern…“, erwiderte Ruki. „Ich hoffe, das ist kein Problem für dich.“ Über den Rand seines Wasserglases hinweg, sah er seinen Partner forschend an. Damit dürfte er erstmal alles auf eine Karte gesetzt haben, aber auch seine gewünschte Information erhalten. Nur wusste er noch nicht genau, was er damit anfangen würde, falls sie positiv ausfiel. „Wohl kaum, ich hatte nicht nur Freundinnen…“, erklärte Reita. Irgendwie überraschte es ihn Rukis Geständnis nicht wirklich. Es war nicht so, dass man es ihm direkt ansah, aber es überraschte ihn einfach nicht. Es passte einfach zu ihm, wenn auch seine sexuelle Orientierung von der Norm abwich. Ruki war jedoch überrascht, er hatte erwartet, dass sein Partner mit seiner Freundin zusammenlebte und dass schon seit einigen Jahren. Was er jetzt erfahren hatte, brachte seine Devise ordentlich ins Wanken. „Dann bin ich beruhigt, wenn es dich nicht stört. Aber bist du dann Single oder hast du…?“, meinte er. „Ich bin Single, momentan jedenfalls. Wegen der Arbeit hat sich da nichts Festes ergeben.“, antwortete Reita. „Willkommen im Club.“, erwiderte Ruki. Damit sollten die Fronten jawohl erstmal geklärt sein. Sie waren beide nicht fest liiert und unter anderen Umständen wären es in Rukis Augen perfekte Voraussetzungen gewesen, hätte er nicht das Problem mit seiner Divise. In Gedanken verfluchte er sich dafür, aber er konnte es ändern… andererseits was garantierte ihm, dass er Reita wirklich vertrauen konnte? Vor allem nach den Erfahrungen, die er mit seinem letzten Partner gemacht hatte. Wenn er eins gelernt haben sollte, dann doch das er mit seinem Vertrauen vorsichtig sein sollte, was er eigentlich auch war. Doch bei seinem neuen Partner war das anders. Er strahlte einfach so etwas wie Geborgenheit aus, was ihn vermuteten ließ, das man sich glücklich schätzen konnte, wenn man mit ihm befreundet war. „Reita?“, fragte Ruki plötzlich, einem Impuls folgend. „Ja?“, er sah ihn fragend an. „Du würdest mich nicht hintergehen oder?“, wollte Ruki wissen. „Wie kommst du da jetzt drauf?“, erkundigte Reita sich verwirrt. Er hatte nicht die leiseste Ahnung was sein Partner damit bezwecken wollte. „Ach, ist schon gut.“, wehrte dieser ab. Ein weiteres Mal verfluchte er sich dafür, dass er seine Zunge manchmal schneller war, als seine Konsequenzenanalyse. „Entschuldige, ja?“ „Schon okay.“, meinte er immer noch reichlich verwirrt. Manchmal wurde er nicht schlau aus Ruki. „Aber mal was anderes meine besten Freunde würden dich gerne kennenlernen. Hast du vielleicht Lust demnächst mit uns etwas trinken zu gehen?“, wechselte er erstmal das Thema, bevor es für beide zu unangenehm wurde. Erstaunt sah Ruki ihn an. War das ein erster Schritt von Reita auf ihn zu? „Ich würde mich auch freuen, wenn du kommst.“, fügte Reita hinzu und schenkte ihm ein warmes Lächeln. Langsam veränderte sich der erstaunte, leicht skeptische Gesichtsausdruck des Jüngeren zu einem Lächeln: „Klar, ich komme gerne mit.“ Kapitel 6: File 1: Großstadtjungle Teil 6 ----------------------------------------- Nachdem sie ihre Mittagpause beendet hatten, machten sie sich auf den Weg zu Rukis Freund. Da Reita keine Ahnung hatte wohin genau sie fuhren, hatte er seinem Partner das Steuer erstmal kampflos überlassen. Ihr Weg führte sie ziemlich weit durch die Stadt und schließlich blieb Ruki vor einem älteren, etwas schäbig aussehenden Bürogebäude stehen. „Hast du schon mal etwas von der Zeitschrift 12012 gehört?“, wollte erwissen, als er den Wagen geparkt hatte. „Nein, was ist das? Ein Fachblatt für Mathematiker?“, gab Reita zurück. „So würde ich das nicht nennen. 12012 ist ein Code der amerikanischen Polizei und steht dafür, dass jemand im Besitz einer gefährlichen Waffe ist. Die Zeitschrift beschäftigt sich damit Verschwörungen und ähnliches aufzudecken.“, erklärte sein Partner. „Und dein Freund arbeitet da?“, erkundigte Reita sich. „Genau genommen bin ich mit der ganzen Redaktion befreundet.“, grinste Ruki. „Das hätte ich mir ja denken können.“, meinte Reita. „Keine Sorge, wenn du mit mir auskommst, wirst du sie lieben.“, lachte dieser und stieg aus dem Wagen. Er führte Reita in den Keller des Gebäudes. Dieser konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: „Ihr habt eine Vorliebe für Keller, hm?“ „Könnte man so sagen.“, gab Ruki zurück. Vor einer schweren schwarzen Tür auf der die Zahlen 12012 in roten Lettern standen machte er Halt. Er klopfte. Kurze Zeit später öffnete sich die Tür einen Spalt. Die Tür war noch durch zwei Ketten zusätzlich zu dem normalen Schloss gesichert. „Ruki?“, fragte eine Stimme. „Ja, ich bin es. Wataru hat gesagt, er hätte Informationen für uns.“, erklärte er. Dann schloss sich die Tür wieder und man hörte, wie die Ketten gelöst wurden. Einen Augenblick später wurde die Tür richtig geöffnet. Ein junger Mann mit dunkelblonden Haaren, bei denen der Pony auf der einen Seite länger war und ihm so ins Gesicht hing, stand vor ihnen. Der Rest der Haare war mit Gel zurechtgestylt. Er trug ein schwarzes ärmelloses Shirt, mit weißem und silberfarbenem Aufdruck und darüber eine weiße Pulloverjacke mit schwarzem Aufdruck. Dazu trug er eine Jeans und Turnschuhe. „Hi Tohru.“, begrüßte Ruki ihn. „Das ist mein neuer Partner Suzuki Akira.“ Tohru begrüßte erst Ruki, dann wandte er sich an lächelnd an Reita: „Freut mich dich kennen zu lernen. Du kannst mich Tohru nennen, das reicht.“ „Freut mich auch.“, erklärte dieser. „Kommt erstmal rein. Wenn ich euch die ganze Zeit hier stehen lassen, wird Wataru noch sauer.“, grinste Tohru und machte eine einladende Bewegung. Die beiden Agenten betraten den kleinen Flur. Von dort aus kamen sie in einen größeren Raum, der anscheinend als Redaktion diente. Auf ein paar Schreibtischen standen Computer und Laptops. Die Wände hingen voll mit Bildern und Zeitungsausschnitte, ähnlich wie bei Ruki im Büro. Papier, bedruckt und handbeschrieben stapelte sich ebenfalls so ziemlich überall, genau wie Kartons mit Zeitschriften, die den Titel 12012 trugen, drinnen. An der einen Wand stand ein großes Tonbandgerät, das unter anderem zum Aufzeichnen von Telefonanrufen benutzt wurde. Von dem Redaktionsraum gingen zwei weitere Türen ab. Eine war geschlossen und führte weiter in das Gebäude hinein, die andere war leicht geöffnet. Hinter ihr befand sich eine kleine Küche. „Wataru, wir haben Besuch!“, meinte Tohru und aus der Küche kam ein anderer junger Mann geeilt. Er war ein wenig größer als Ruki. Seine Haare waren blond, nicht so dunkel wie Tohrus, aber auch nicht so hell wie die von Reita. Auch er hatte seine Haare zurechtgestylt. Wataru trug eine Jeans mit Löchern an den Knien und ein paar weiteren am Oberschenkel. Um seine Hüfte hing locker ein breiter schwarzer Nietengürtel. Dazu trug er ein enges weißes Shirt mit schwarz grauem Totenkopfaufdruck und darüber eine schwarze Jacke mit kurzen Ärmeln und weißen Kragen. Ein verschlagenes Grinsen stahl sich auf seine Lippen, als er die beiden sah. Er umarmte Ruki herzlich: „Schön, dass du da bist.“ „Dein Partner ist wirklich heiß! Du solltest ihn dir schnappen!“, flüsterte seinem Freund noch ins Ohr. „Darf ich dir meinen neuen Partner Suzuki Akira vorstellen?“, meinte dieser, während er die Umarmung genau so herzlich erwiderte. Er ignorierte Watarus geflüsterten Kommentar geflissentlich, aus Angst, dass sein Partner etwas hören konnte. Reita hatte nichts davon mitbekommen, ahnte aber, dass die beiden sich schon eine Weile kannten und eng miteinander befreundet waren. „Freut mich dich kennenzulernen. Ich hoffe, du bist ihm ein besserer Partner als der letzte. Nenn mich einfach Wataru.“, meinte er und streckte Reita die Hand hin. Für den einen Satz bekam er einen finsteren Blick von Ruki, was auch seinem Partner nicht entging. Hatte es etwas mit seiner Frage vorhin beim Essen zu tun, ob er ihn hintergehen würde? Reita erwiderte die Geste: „Freut mich ebenfalls. Ich hoffe, dass ich seinen Ansprüchen genügen kann, was die Partnerschaft angeht. Ah und ihr beide könnt mich gerne Reita nennen.“ „Bisher schlägst du dich ganz gut.“, grinste Ruki ihn an. Er war wirklich erleichtert, dass die Zusammenarbeit bisher doch so gut von statten ging. Aber er hatte das Gefühl, dass sie sich gegenseitig respektierten und sie so eine gute Basis geschaffen hatten, egal wie unterschiedlich ihre Ansichten zu gewissen Dingen sein mochten. „Was hast du denn für uns herausgefunden?“, fragte Ruki dann Wataru. „Kommt mit, dann kann ich euch das gleich zeigen. Es war nicht ganz einfach an ein paar der Informationen zu kommen, aber du kennst uns ja, wie lassen uns davon nicht abschrecken.“, erklärte dieser und setzte sich vor einen der PCs. Die anderen drei zogen sich einen Stuhl heran und setzten sich um ihn herum, sodass sie freien Blick auf den Monitor hatten. „Seid ihr beiden heute eigentlich alleine?“, wollte Ruki wissen, als Wataru sich durch ein paar Dateien klickte. Eigentlich bestand die Redaktion des 12012 aus fünf Leuten. Tohru war der Jüngste von ihnen, er war sogar noch jünger als Ruki selber, verfügte aber über ebenfalls ausgezeichnete Hackerkenntnisse und war auch ein ziemlicher Technikfreak. Er und Wataru hatten die Rechner in der Redaktion selbst zusammen gebastelt. Er arbeitete noch nicht ganz so lange beim 12012, war aber schnell unverzichtbar geworden. „Ja, die anderen drei sind unterwegs.“, antwortete Tohru. „Also, ich hab tatsächlich Berichte von den anderen Leichen gefunden. Hier sind die beiden aus dem Hafen.“, erklärte Wataru. Auf dem Bildschirm erschienen zwei Fotos von zwei jungen Männern, die auf den kahlen Boden der Hafenlagerhalle lagen. Auf ihrer Brust und ihren Armen konnte man Kratzspuren erkennen. Am Hals konnte man Blutspuren erkennen. Wataru klickte erneut und das Bild wechselte: „Die Arbeitgeber haben sich bei den Ermittler dafür eingesetzt, dass alles als Arbeitsunfall abgetan wird. Trotzdem haben wir den inoffiziellen Obduktionsbericht bekommen.“ „Dabei waren die Fotos von der Halswunde. Es sieht wirklich aus wie ein Vampirbiss.“, fügte Tohru hinzu. Man konnte seine Stimme die Begeisterung und Faszination deutlich anmerken. Auch in seinen Augen funkelte es. Es war das gleiche Funkeln, dass Reita in Rukis Augen sehen konnte, wenn es um Übernatürliches ging. Auf dem Bildschirm waren nun Fotos von den Bisswunden am Hals zu sehen. Sie sahen so aus wie von den anderen beiden Opfern. „Woher habt ihr die ganzen Informationen?“, wollte Reita wissen, obwohl er schon ahnte wie die beiden an daran gekommen waren. „Aus dem Computer der Ermittler…“, sagte Tohru ungerührt, als wenn es das normalste auf der Welt wäre. Reita zog eine Augenbraue hoch, sagte dann aber doch nichts dagegen. „Könnte ich den Obduktionsbericht lesen?“, wollte er dann wissen. Er hatte beschlossen, dass die Informationen erst einmal wichtiger waren, damit nicht noch mehr Menschen sterben mussten. „Die kannst du alle ausgedruckt haben. Als Nachtlektüre!“, grinste Wataru. „Ihr habt auch die Berichte von den anderen Opfern?“, erkundigte sich Ruki. „Ihr seid einfach zu gut.“ Auch die anderen Bilder der anderen Opfer wiesen dieselben Spuren auf. Wie auch in den ersten beiden Fällen im Hafen waren hier die Ermittlungen am Ende eingestellt worden, da man keinen Mörder finden konnte. Dann öffnete Wataru ein paar Schriftdokumente und druckte Reita die Obduktionsberichte aus. „Danke.“, meinte dieser und sah sich die Papierwucht schon einmal an. „Aber wir haben noch etwas interessantes entdeckt.“, sagte Tohru. „Wataru machst du mal das Dokument von der Hafenverwaltung auf?“ „Klar, das dürfte euch beide interessieren. Es würde nämlich für eure Theorie sprechen.“, setzte dieser hinzu. Er öffnete das gewünschte Dokument. Es erschien eine große Tabelle, die anzeigte welche Schiffe aus welchem Land gekommen waren und was sie geladen hatten. Tohru zeigte nun auf eine Zeile: „Das hier ist das einzige Schiff, das aus Südamerika kam. Um ganz genau zu sein aus der nächst größeren Stadt von Moca. Das sagt euch was, nehme ich an.“ „Moca?!“, echote Ruki überrascht. „Aber da steht doch, dass das Schiff woanders herkommt.“ „Ja, da das Schiff aus unerfindlichen Gründen unter japanischer Flagge läuft, nicht unter der richtigen. Ich schätze, es hat was mit der Umgehung der Zölle zu tun, die auf die Fracht angefallen wären. Das läuft bestimmt über Vetternwirtschaft oder so.“, erwiderte der Jüngste in der Runde. „Das wäre eine Möglichkeit.“, stimmte Reita zu. Die Fähigkeiten von Rukis Freunden beeindruckten ihn schon, auch wenn die Methoden zweifelhaft waren und sie aufpassen mussten, wenn sie das in ihren Berichten erwähnten. Es könnte sie in arge Probleme bringen, wenn rauskommen würde, dass sie ihre Informationen über Hacker bezogen hatten. „Interessant ist aber auch das Datum.“, meinte Wataru. Er zeigte auf die Zeile, in der das Ankunftsdatum des Schiffes stand. „Das ist der Tag an dem die ersten Morde passiert sind!“, stellte Ruki nicht mehr ganz so überrascht fest. „Genau und die Morde passierten in der Nähe der Lagerstelle für dieses Schiff. Die beiden Männer, die ermordet wurden, waren für dieses Schiff zuständig.“, erklärte Tohru. „Das heißt es könnte sich tatsächlich um einen Chupacabras handeln?!“, murmelte Ruki. „Sieht so aus. Was ich den Berichten so durchs Überfliegen entnehmen kann, decken sie sich mit meinen.“, stimmte sein Partner ihm zu. Plötzlich klingelte das Handy von Ruki. So schnell wie möglich nahm er den Anruf entgegen. Lange telefonierte er nicht. „Das war das Labor. Sie haben die Ergebnisse der Fell- und Zackenanalyse in einer Stunde vorliegen und faxen ihn in mein Büro.“, fasste er den Anruf zusammen. „Darauf bin ich gespannt.“, meinte Reita. „Wollt ihr so lange noch auf einen Kaffee bleiben?“, erkundigte sich Wataru. Nachdem er seinem Partner einen fragenden Blick zugeworfen hatte und dieser zugestimmt hatte, war es beschlossene Sache, dass sie noch eine Weile in der Redaktion verbringen würden. Rukis Freunde waren Reita schon sympathisch, von daher hatte er kein Problem noch etwas länger zu bleiben. „Wollt ihr euch schon mal hinten hinsetzen? Da ist nicht so viel Technik.“, meinte Wataru dann an Reita und Tohru gewandt. „Ruki, du hilfst mir doch, oder?“, wollte er dann von seinem Freund wissen. Dieser nickte. Tohru führte Reita zu dem Raum, der bisher geschlossen war. Hinter der Tür befand sich ein Raum, der mit Teppich ausgelegt war. In dem Raum stand ein etwas ältere Sitzgruppe und ein relativ großer Fernseher. An den Wänden hingen Bilder. Von diesem Raum ging noch eine weitere Tür ab, die in ein kleines Badezimmer führte. „Setzt dich einfach“, meinte Tohru freundlich zu ihm, der der Aufforderung folgte. „Und wie ist es in der G-Akten Abteilung zu arbeiten? Soweit ich weiß, ist beim PSC niemand besonders scharf auf diesen Job. Na ja lässt man Ruki außer Acht.“, wollte er dann wissen. „Wenn ich ehrlich bin, war ich zuerst auch nicht gerade scharf darauf in der Abteilung zu arbeiten. Aber ich denke, ich habe mich geirrt. Die Arbeit dürfte recht interessant werden, auch wenn ich wahrscheinlich nicht alle von Rukis Theorien glauben werde. Er ist ein sehr interessanter Mensch.“, antwortete Reita. „Das kann man wohl sagen. Seine Theorien sind manchmal noch verrückter als unsere aus der Zeitschrift!“, lachte der andere. „Wie hat Wataru das vorhin gemeint, als er sagte, dass ich hoffentlich ein besserer Partner für Ruki bin, als sein letzter? Hat das irgendwas damit zu tun, dass er mich gefragt hat, ob ich ihn hintergehen würde?“, wollte er dann wissen. Er war doch neugierig, vor allem, nachdem er Rukis Blick gesehen hatte. Etwas überrascht zog der Tohru eine Augenbraue hoch: „Das hat er dich gefragt?“ Reita nickte. „Ruki vertraut Leuten eigentlich nicht besonders schnell, vor allem nicht nach der Sache mit seinem letzten Partner. Durch die Arbeit an den G-Akten und seine Theorien, die oft unbequem für Leute in gewissen Positionen sind, hat er schon häufiger Probleme gehabt. Dass er dich mit hier her gebracht hat, ist ein gutes Zeichen. Jedenfalls hatte er vor fünf Monaten einen neuen Partner bekommen. Wer genau ihn auf Ruki angesetzt hat, das konnten wir leider nicht herausfinden. Bei ihrem letzten Fall jedoch stießen die beiden oder viel mehr Ruki auf einen Kinderhändlerring. In die Sache schienen auch ein paar Politiker verstrickt zu sein, doch es gab keine Beweise dafür. Als die beiden eine Übergabe auflösen wollten, in der Hoffnung durch die Aussagen Beweise zu bekommen, lief die Sache etwas anders als erwartet. Sein Partner hatte die Kinderhändler gewarnt und sie wussten genau, dass Ruki auf sie warten würden. Er hat wirklich Glück gehabt, dass er da lebend wieder rausgekommen ist. Sie haben zum Glück gedacht, dass es reicht ihn zusammenzuschlagen als Warnung, aber so dass er Narben davonträgt, damit er auch immer daran erinnert wird.“, erklärte Tohru ihm ernst. „Er redet nicht gerne darüber, verständlicherweise. Deshalb binde ihm nicht gleich auf die Nase, dass ich dir das erzählt habe. Ich habe es dir erzählt, damit du ihn vielleicht besser verstehst und weil du ihn nicht verraten wirst, oder? Du bist genau wie er am Ende an der Wahrheit interessiert.“ Reita war etwas sprachlos nach dieser Geschichte. Nachdem er sich etwas von dem Schock erholt hatte, nickte er: „Nein, das werde ich nicht. Ich bin nicht zum PSC gegangen, damit ich Unrecht vertuschen kann.“ Tohru sah ihn zufrieden an: „Das wollte ich hören.“ „Er und Wataru kennen sich schon länger, oder?“, erkundigte sich Reita dann. „Ja, seit ein paar Jahren. Damals war Wataru noch Informatikstudent und Ruki ging zur Akademie.“, antwortete er. „Aber sag mal, ist Ruki gefahren? Du sahst etwas blass aus, als ihr hier angekommen seid.“ Unwillkürlich wurde sein Gegenüber etwas rot: „Ja, er ist gefahren, ziemlich schnell und chaotisch…“ „Das tut er immer.“, sagte Tohru mit einem schwachen Grinsen. „Aber er lässt dich nicht fahren?“, wollte er dann wissen. „Nein, das Einzige, was er mir angeboten hat, ist jakenpon um das Fahren zu spielen. Aber Ruki gewinnt immer.“, grummelte Reita. „Typisch. Aber jetzt unter uns, Ruki hat gar keinen Führerschein.“, erklärte dieser und sah ihn verschwörerisch an. „Was?!“, entfuhr es ihm entsetzt. „Aber wie hat er dann den Dienstwagen bekommen? Das ist die ganzen Jahre über niemandem aufgefallen?!“ „Sagen wir mal so, nachdem er durch die erste praktische Prüfung gefallen ist, gab es bei der zweiten einen Fehler im Programm, so dass das PSC glaubt, er hätte den zweiten Versuch bestanden.“, erwiderte Tohru. „Ich überlasse es dir, was du damit anfängst. Aber ich denke, ihr werdet das unter euch regeln, richtig?“ „Allerdings!“, stimmte Reita ihm zu. Während sich Reita und Tohru unterhielten, standen Ruki und Wataru in der Küche. Wataru sah seinen Freund herausfordernd an: „Schmeiß deine Devise über Bord! Er ist noch viel besser, als in deiner Beschreibung.“ Ruki grinste ihn an: „Wenn du endlich die Sache mit Tohru auf die Reihe kriegst.“ „Das hat doch damit nichts zu tun.“, grummelte dieser. Ruki wusste nur zu gut, dass Wataru schon seit längerem versuchte mit dem anderen anzubändeln und obwohl dieser offensichtlich nicht abgeneigt war, ließ Tohru ihn aus irgendwelchen Gründen immer noch zappeln. „Wenn es dich beruhigt, dann bin ich kurz davor meine Vorsätze über den Haufen zu werfen, denn ich habe heute erfahren, dass er nicht nur auf Frauen steht und auch noch Single ist!“, erläuterte Ruki. „Na, also! Dann überzeuge ihn von deinen Qualitäten. Der Nadelstreifenanzug ist doch bestimmt ein guter Anfang gewesen.“, lachte Wataru, während er die Kaffeemaschine bediente. Dann holte er vier Tassen aus dem Schrank über der Spüle. „Es ist nicht nur, weil er dein Partner ist. Wenn du ehrlich bist, dann hast du letztendlich doch Angst dich fallen zu lassen oder? Wir kennen uns schon so lange, deshalb hast du bei mir kein Problem damit, aber Reita kennst du noch nicht so lange und nachdem, was mit deinem letzten Partner passiert ist, ist das eigentlich kein Wunder.“, meinte er dann und sah Ruki ernst an. Dessen Augen weiteten sich für einen Moment in einer Mischung aus Ärger und Überraschung, doch dann sackte er ein wenig in sich zusammen und seufzte: „Vielleicht hast du recht…“ Er mochte es nicht besonders, wenn er so einfach durchschaut wurde, auch wenn er noch so gut mit Wataru befreundet war. Er konnte es nicht besonders leiden, wenn man ihm seine Schwächen unter die Nase hielt. „Nein, nicht vielleicht. Ich habe Recht und das weißt du doch eigentlich ganz genau! Geh die Sache doch einfach langsam an, aber geh sie an. Ich sehe doch die Blicke, die du ihm zuwirfst. Er ist nicht so wie Miku.“, meinte Wataru und zog seinen Freund in seine Arme. Er strich ihm über den Rücken. Für einen Moment genoss dieser die Geste, doch dann schälte er sich recht schnell aus der Umarmung und sah Wataru mit der gewohnten Stärke an: „Das denke ich auch. Also du legst dich bei Tohru mehr ins Zeug und ich mich bei Reita, okay?“ „Okay!“, stimmte dieser zu. „Dann sollten wir unsere beiden Süßen nicht mehr warten lassen, hm?“ Schließlich saßen sie zu viert in der Sitzgruppe. Während Tohru und Wataru auf dem Sofa saßen, saßen Ruki und Reita sich gegenüber in den Sesseln. „Und ihr hab zwei weitere Opfer, wovon eins überlebt hat?“, wollte Wataru wissen. „Ja, genau. Da die Fundstelle der Leiche nicht weit weg von der anderen ist, wollten wir heute Abend dem Park einen kleinen Besuch abstatten.“, erläuterte Ruki. Die beiden Redaktionsmitglieder tauschten einen vielsagenden Blick aus. „Ihr hättet nichts dagegen, wenn wir auch da wären oder?!“, fragte Wataru mit einem breiten Grinsen. „Letztendlich ist der Park öffentlich…“, meinte Reita. Es sah schon kommen, dass es keinen Zweck hatte, die beiden vom Gegenteil zu überzeugen. Aber wenn die beiden sich ähnlich geschickt wie im Daten beschaffen anstellten, stellte es in seinen Augen kein Problem da. Tohru grinste seinen Kollegen und Freund an: „Dann hätten wir vielleicht richtige Fotos von einem Chupacabras!“ „Und was hältst du von den beiden?“, wollte Ruki von seinem Partner wissen, als sie zum Auto gingen. „Ein wenig durchgeknallt vielleicht, aber sehr nett.“, meinte dieser. Er hatte vorhin noch etwas in deren Zeitschrift lesen können. Allerdings bezweifelte er die Aussage von Tohru, dass Ruki noch verrücktere Theorien hatte als sie. Gerade als er in den Wagen auf der Fahrerseite einsteigen wollte, hielt Reita ihn zurück: „Warte, ich fahre ab jetzt.“ Etwas unwirsch sah dieser ihn an: „Ach ja? Und wieso? Ich dachte wir hätten das geklärt?!“ Reita schüttelte den Kopf: „Nein, haben wir nicht. Du hast mir eine gewisse, ich würde sagen, nicht gerade unwichtige Information vorenthalten! Du hast gar keinen Führerschein!“ Entgeistert blinzelte Ruki: „Tohru hat dir das gesteckt…“ Dann ballte er seine Faust und grummelte vor sich hin: „Dieser kleine… der kann was erleben…“ „Da ich als dein Partner auch für dich verantwortlich bin, lasse ich dich erst wieder hinter das Steuer, wenn du deinen Führerschein gemacht hast!“, stellte Reita mit verschränkten Armen klar. „Aber ich kann doch fahren, das hast du doch gesehen!“, protestierte Ruki und zog eine Schnute. Er war nicht einfach so gewillt aufzugeben. „Du fährst ganz schön… wie soll ich sagen… ich war immer froh, wenn wir heil angekommen sind! Was glaubst du denn, wie sich das auf deine Personalakte auswirkt, wenn die das spitz kriegen beim PSC?! Geh zur Fahrschule und mach den Lappen nach! Du brauchst ja nicht von vorne anfangen, Fahrpraxis hast du ja schon!“, erklärte sein Partner unerbittlich. „Aber…“, begann Ruki noch einmal. Doch Reitas strenger Blick ließ ihn verstummen. „Kein aber! Ab auf den Beifahrersitz!“, kommandierte dieser. Fast wie ein geprügelter Hund schlich Ruki um das Auto herum und stieg auf der anderen Seite ein. Mit verschränkten Armen setzte er sich und brütete erstmal vor sich hin. Wenn er Tohru in die Finger kriegen würde…! Fieberhaft überlegte Ruki erst was er Wataru im Gegenzug über ihn stecken konnte, damit sie wieder gleich auf waren, doch ihm fiel nichts ein. Dann begann er darüber nachzudenken, wie er aus dieser Situation wieder herauskam. Wie konnte er Reita bloß davon überzeugen, dass er nicht wieder in die Fahrschule gehen musste, aber trotzdem wieder fahren durfte? Dieser hatte inzwischen viel sanfter als Ruki den Rückwärtsgang eingelegt und setzte den Wagen zurück. „Willst du jetzt die ganze Zeit schmollen?“, wollte Reita wissen. „Nein, du hast gewonnen! Ich mache das dämliche Ding nach!“, sagte dieser immer noch etwas säuerlich. Verlieren war noch etwas was er hasste, vor allem auf so eine Weise. „Hey, ich mein das nicht böse.“, meinte sein Partner dann. „Ich will nur nicht, dass du Ärger kriegst.“ „Schon okay, du hast ja Recht.“, antwortete Ruki nun besänftigt. Das war heute schon das zweite Mal, dass jemand mehr Recht hatte, als ihm lieb war und er zu zugeben bereit war. Kapitel 7: File 1: Großstadtjungle Teil 7 ----------------------------------------- Als sie wieder in Rukis Kellerbüro ankamen, war das Fax vom Labor schon angekommen. Aber es war nicht das einzige Fax, das gekommen war. Zusätzlich war noch eins von Dr. Sakamoto gekommen. Ruki ließ sich auf seinen Stuhl plumpsen und setzte sich seine Brille auf, damit er besser lesen konnte. Während er die Berichte las, sah Reita die Obduktionsberichte noch einmal sorgfältig durch. „Weder Dr. Sakamoto noch unser Labor können die Fellproben einem Tier zuordnen.“, meinte Ruki, nachdem er die beide Faxe gelesen hatte. Reita sah von seiner Lektüre auf: „Und was sagt das Labor zu der Zacke?“ „Sie können sie nicht näher bestimmen. Von der Struktur ähnelt es Schuppen wie bei Fischen.“, antwortete Ruki. „Das klingt etwas seltsam.“, murmelte sein Partner. „Allerdings, aber es scheint sich ja tatsächlich um kein bekanntes Tier zu handeln…“, meinte Ruki. „Jetzt müssen wir das Tier eigentlich nur noch erwischen, damit wir einen richtigen Beweis haben und damit diese Morde endlich ein Ende haben.“, erklärte Reita. „Die Obduktionsberichte decken sich übrigens mit meinem. Das Tier dürfte für alle Todesfälle verantwortlich sein.“ „Auf zur Nachtwanderung im Park!“, grinste sein Partner dann. Gegen zehn Uhr Abends fuhren Reita und Ruki zum Park. An der ausgemachten Stelle warteten sie auf Wataru und Tohru. Ruki saß auf der Bank und nippte an seinem großen Kaffee, für den der andere einen Extrahalt hatte einlegen müssen. Nachdem er bemerkt hatte, dass der Kaffee noch zu heiß war, pustete er in die kleine Öffnung des Plastikdeckels, was ein dumpfes Geräusch verursachte. Sein Partner beobachtete ihn dabei. Reita fand es mehr als erstaunlich wie viel Kaffee Ruki trinken konnte. Eigentlich müsste dieser kaum noch zum Schlafen kommen bei dem ganzen Koffein. Gut, heute war es nicht von Vorteil, wenn sie einschlafen würden, doch trotzdem konnte er selber die schwarze Flüssigkeit nicht literweise trinken. „Dein wievielter Kaffee ist das heute schon?“, erkundigte Reita sich nun. Ruki kaute kurz auf seiner Lippe, als er überlegt. „Ich glaube der fünfte…“, meinte er und probierte ob sein Getränk inzwischen trinkbar war ohne sich die Zunge zu verbrennen. „Waren die alle so groß?“, fragte er, während er sich neben seinen Partner setzte. „So in etwa, wieso?“, wollte Ruki wissen. „Ich staune nur wie viel du davon trinken kannst.“, lachte Reita. Dann wurde er ernst: „Ich schulde dir noch eine Antwort von heute Mittag.“ Verständnislos sah Ruki ihn an. Er hatte gerade keine Ahnung, was sein Partner meinte. „Ich würde dich nicht hintergehen.“, erklärte dieser. Bevor Ruki dazu kam etwas zu erwidern, hörte er Schritte. Er sah auf und konnte Wataru und Tohru erkennen, die auf sie zu kamen. „Danke.“, flüsterte er noch schnell seinem Partner zu, dann waren sie nicht mehr alleine. Die beiden Redakteure des 12012 rückten mit kompletter Ausrüstung an. Sie hatten jeder eine Spezialkamera dabei, die nachts Fotos schießen konnte und ein Nachtsichtgerät. „Seid ihr auch noch richtig bewaffnet?“, wollte Ruki wissen. Sein Tonfall war leicht ironisch. „Du weißt doch kein Waffenschein.“, erwiderte Tohru und schenkte ihm ein breites Grinsen. „Euch ist aber klar, dass das Tier gefährlich ist.“, bemerkte Reita. Er war sich nicht ganz sicher, inwiefern sich die beiden über den Ernst der Situation bewusst waren. Allerdings zweifelte er auch ein wenig bei Ruki daran. „Völlig klar. Aber ohne Risiko keine neuen Erkenntnisse.“, antwortete Wataru mit einem Schulterzucken. „Ist nicht das erste Mal, dass wir uns für so etwas in Gefahr begeben.“ Inzwischen war Ruki aufgestanden und zu Tohru hinüber gegangen. „Glaub ja nicht, dass du mir so einfach davon kommst!“, flüsterte er ihm zu. Er war dem ihm nicht wirklich böse und das wusste dieser genau. Dafür waren sie zu gut befreundet. Das Ganze war mehr ein Spiel und wenn Ruki ehrlich war dann ahnte er auch schon, wieso Tohru Reita die Tatsache verraten hatte, dass er gar keinen Führerschein hatte. Allerdings war es ein Spiel, bei dem mit harten Bandagen gekämpft wurde. „Wir sind quitt. Du hattest deinen Spaß mit Wataru, jetzt haben Reita und ich unseren, wenn du wieder zur Fahrschule gehst.“, flüsterte dieser zurück. „Das tut deinem Fahrstil bestimmt gut!“, setzte er dann genauso leise hinzu. Damit bestätigte er die Vermutung des anderen, was die Gründe anging. Ruki zog eine Augenbraue hoch und zischte ihm dann zu: „Dann lass ihn halt nicht mehr zappeln!“ Mit diesen Worten ließ er ihn stehen. „Sollen wir uns aufteilen?“, erkundigte Wataru sich. „Ich denke das ist besser. Der Park ist ja doch etwas größer.“, stimmte Reita ihm zu. Nach einer Weile hatten sie den Park in vier größere Bereiche eingeteilt, sodass jeder einen übernehmen konnte. Stur wie immer hatte Ruki darauf beharrt den Bereich abzubekommen, in dem einer der Leichenfundorte lag und der an den anderen Leichenfundort angrenzte. Nun saß er alleine auf einer Bank in der Nähe der Stelle, wo sie die Leiche gefunden hatten. Er gähnte herzhaft und sah auf seine Uhr. Es war nach Mitternacht. Seufzend stand er auf. Bevor er noch einschlief, sollte er lieber noch eine Runde drehen. Wieso musste man für die Wahrheit bloß immer so leiden, dachte er. Kaffee hatte er auch keinen mehr. Aus seiner Tasche fischte er eine Packung Zigaretten. Dann würde er halt noch eine Runde Quarzen. Mit einem skeptischen Blick stellte er fest, dass er nur noch drei Zigaretten in der Packung hatte. „Fuck!“, murmelte er. In diesem Moment spürte er wie in seiner Anzugstasche sein Handy vibrierte. Auf dem Display blinkte Reitas Name. Um auf Nummer sicher zu gehen, hatten sie vereinbart, regelmäßig durchzurufen. „Ja?“, meldete sich Ruki. „Hey, noch wach? Alles klar bei dir?“, fragte Reita. „Es ist laaaaaaangweilig!“, brummelte er ins Handy. „Und bei dir?“ „Dasselbe. Ich hoffe, es tut sich hier bald was. Bei Wataru und Tohru ist auch nichts passiert.“, erwiderte Reita. Er hatte unwillkürlich lächeln müssen, als sein Partner sein langgezogenes langweilig in das Handy genuschelt hatte. Er konnte sich nur zu gut den Gesichtausdruck vorstellen, den dieser dabei gehabt hatte. „Na ja, der Todeszeitpunkt lag meist zwischen elf und ein Uhr. Wenn es sich weiterhin an dieses Zeitfenster hält, dann sollten wir nicht mehr lange warten müssen.“, überlegte Ruki. Ein paar leuchtend rote Augen suchten nach der Beute für heute. Das Tier schnüffelte. Es bewegte sich im Gebüsch. Plötzlich stiegen ihm zwei bekannte Gerüche in die Nase. Die Geruchsspur war schon etwas älter, aber das waren die beiden, die schon einmal in sein Territorium eingedrungen waren. Das Gefühl von Bedrohung überkam das Tier. Als es sich weiter durch das Gebüsch bewegte, wurde der eine Geruch stärker. Das Tier beschloss der Geruchsspur zu folgen, wenn es sich gut tarnte, könnte es den Eindringling vielleicht verjagen. Ruki glaubte ein Knacken im Gebüsch gehört zu haben. Er drehte sich um, doch da war nichts. Allerdings war es auch dunkel, wahrscheinlich musste er näher an das Gebüsch um mit Sicherheit sagen zu können, dass dort nichts war. In dem Dämmerlicht der Laternen im Park würde er nicht viel erkennen können. Das Gespräch mit Reita hatte er noch nicht beendet. Ruki zückte seine Pistole und entsicherte sich. Als er das tat, sprach er etwas lauter als eben, um das Geräusch zu übertönen, damit sein Partner sich nicht unnötig Sorgen um ihn machte. „Was war das, Ruki?!“, wollte Reita dann aber doch leicht alarmiert wissen. In Gedanken fluchte er, er war doch nicht laut genug gewesen. „Nichts.“, antwortete er lapidar. Er ging auf das Gebüsch zu, aus dem er meinte, das Knacken vernommen zu haben. Der Eindringling war nicht viel größer als es selbst, erkannte das Tier. Dann hatte es eine Chance und dann kam er auch noch direkt auf es zu. Ruki stand nun vor dem hohen Gebüsch. Er hatte das Handy zwischen Schulter und Nacken geklemmt und wollte seine Taschenlampe hervor holen. Daran hätte er aber auch wirklich vorher denken können, tadelte er sich in Gedanken. Gerade als er sie umfasst hatte, sah er ein paar roten Augen aufblitzen. So schnell wie das Tier aus dem Gebüsch sprang, konnte er gar nicht mehr reagieren. Ein überraschter Schrei kam ihm über die Lippen, als das Tier ihn zu Boden warf. Seine Pistole glitt ihm aus der Hand und bei dem Aufprall auf dem Boden löste sich sein Handy und schlitterte über den Boden. Hart schlug er mit dem Hinterkopf auf dem harten Erdboden auf. Ein weiterer Schmerz durchzuckte seinen Körper, als das Tier mit seinem ganzen Gewicht auf ihm saß und sich dessen Klauen in seine Haut gruben. Aus dem Handy hörte er Reitas Stimme, die seinen Namen rief. So wie dessen Stimme klang, war er gerade am Rennen. Reita hatte sich ganz schön erschreckt als er Rukis Schrei durch das Handy gehört hatte. Dann antwortete dieser nicht mehr. Während er in die Richtung losrannte, aus der der Schrei gekommen war, zog er seine Pistole aus dem Halfter. Im Schummerlicht der Laternen konnte Ruki das Tier etwas erkennen. Es hatte große Ähnlichkeit mit den Bildern des Chupacabras, die er Reita gestern an die Wand seines Kellerbüros projiziert hatte. Es sah tatsächlich aus wie ein Mischung aus Hund und Affe, mit einer länglichen Schnauze. Eine Reihe von Zacken bildete eine Linie auf dem Rücken des Tieres. Ruki konnte deutlich zwei Fangzähne erkennen, die hervorlugten. Damit hatte es seinen Opfern wahrscheinlich die Bisswunden zugefügt und wenn ihm niemand zur Hilfe kam, dann würde er die Zähne auch gleich zu spüren bekommen. „…Reita…“, versuchte er nach seinem Partner zu rufen, in der Hoffnung, dass dieser es durch das Handy hören konnte, doch mehr als ein klägliches Krächzen brachte er nicht hervor. Verzweifelt versuchte er sich aus der Umklammerung des Tieres zu befreien, doch es war zu stark für ihn. Sein schmächtiger Körper kam gegen das Gewicht des Tieres nicht an. Ruki spürte den heißen Atem des Tieres auf seiner Haut. Er konnte den leicht verfaulten Geruch riechen, als es sein Maul öffnete und sich zu seinem Nacken hinbeugte. Brutal schob es mit einer Klaue seinen Kopf so, dass es den Hals besser erreichen konnte. Ruki zuckte zusammen, als er spürte wie sich die spitzen Zähne in seine Haut gruben. Dann hörte er ein schmatzendes saugendes Geräusch. In diesem Moment überkam ihn zum ersten Mal Angst, Angst um sein Leben. Mit jedem Tropfen Blut das seinen Körper verließ, spürte er wie seine Kräfte schwanden. Es fiel ihm immer schwerer die Augen offen zu halten und sich nicht einfach der immer größer werdenden Schwärze hinzugeben, die sich in seinem Kopf ausbreitete. Für klare Gedanken hatte er keinen Platz mehr. Ruki wusste nur noch eins, er wollte hier noch nicht sterben, doch auch dieser Gedanke verschwamm immer mehr. Er würde wohl doch auf dem Tisch vor Reita in der Pathologie landen… Als Reita endlich die Stelle erreicht hatte, sah er wie ein seltsames Tier über Ruki gebeugt saß. Dieser wehrte sich schon gar nicht mehr. Reita hoffte nur inständig, dass er noch rechtzeitig kam. Das Tier hatte seine Schritte gehört und ließ von seinem Partner ab. Seine Schnauze schien Blutverschmiert. Mit bedrohlich rot leuchtenden Augen sah es ihn an und zischte und fauchte in seine Richtung. Reita wusste, dass er keine Zeit hatte, sich davon beeindrucken zu lassen. Er atmete tief durch, er musste die Nerven behalten. Er richtete die Pistole auf das Tier und näherte sich noch ein wenig. Sein Finger zuckte schon am Auslöser, als es zu einem Sprung ansetzte. Dann halte ein Knall durch den fast leeren Park. Die roten Augen des Tieres weiteten sich, dann sackte es leblos zu Boden. Reita eilte zu seinem am Boden liegenden Partner. Er erschrak ganz schön. Rukis Augen waren nur noch einen Spalt weit geöffnet, er schien kurz davor zu sein das Bewusstsein zu verlieren. Sein Hals war Blut verschmiert. Als er Reita verschwommen wahr nahm, zuckte sein Mundwinkel schwach. Hektisch sank dieser auf die Knie und hob Rukis Körper, sodass er ihn leichter zu sich hinziehen konnte. Er zog seinen halbbewusstlosen Partner auf seinen Schoss, damit er sich in einer aufrechteren Position befand. Auf diese Weise konnte das Blut nicht mehr aus der Drosselvene laufen, denn die Vene war fast nur mit Blut gefüllt, wenn man sich in einer liegenden Position befand. Dass er sich bei dieser Aktion selbst mit Rukis Blut beschmierte war ihm reichlich egal. Hauptsache dieser verlor nicht noch mehr Blut. „…reita…“, flüsterte er kraftlos. Er war so froh, dass er hier war. Die Gegenwart seines Partners erfüllte ihn mit einer gewissen Ruhe. „Sch, nicht sprechen. Spar dir deine Kräfte.“, sagte Reita in einem beruhigenden Tonfall und strich Ruki durch die Haare. Er wollte gerade nach seinem Handy suchen, als Wataru und Tohru angerannt kamen. „Ruki! Was ist passiert?!“, rief Wataru verstört und völlig außer Atem, als er seinen Freund so gegen Reita gelehnt sah. Er sah das ganze Blut und wie Ruki langsam die Augen ganz schloss. „Tohru, einen Krankenwagen, schnell!“, wies Reita ihn an. Ohne zu zögern, beeilte sich dieser einen Krankenwagen zu rufen. „Wataru, kannst du etwas Stoff von meinem Hemd abreißen? Ich brauche was um es auf die Wunde zu legen. In dieser Position sollte er nicht mehr allzu viel Blut verlieren, aber ein wenig bluten wird der Biss schon noch.“, forderte Reita ihn auf. Dieser verlor keine Zeit, Reitas Unterton war drängend genug gewesen um ihm klar zu machen, dass er sich beeilen musste. Rukis Partner hielt ihm seinen Ärmel hin, das war die einfachste Stelle um an Stoff zu kommen. Wataru krempelte hastig den Ärmel des Anzugsblazers nach oben und griff dann nach dem Hemdstoff. Mit einem Ratsch trennte er eine Bahn ab. Den abgetrennten Stofffetzen reichte er Reita, der ihn gegen die Bisswunde an Rukis Hals drückte um die Blutung ganz zu stillen. „Kannst du ihm das Hemd aufknöpfen und die Kratzwunden mit der Taschenlampe anleuchten? Ich will sehen wie tief die sind.“, meinte der PSC Agent. Wataru nickte und machte sich an die Arbeit, vorsichtig, da er seinem Freund nicht noch mehr Schmerzen zufügen wollte. Das Hemd des Jüngeren war an der Brust mehrfach zerfetzt und auf seiner nackten Haut befanden sich tiefe blutige Kratzer, wie man im Licht der Taschenlampe genauer sehen konnte. „Shit, die sind tiefer als ich dachte.“, rutschte es Reita heraus. „Der Krankenwagen ist unterwegs.“, meinte Tohru und steckte sein Handy weg. Er trat zu den beiden anderen hinüber: „Wie sieht es aus? Können wir noch etwas für ihn tun?“ Er versuchte ruhig zu bleiben und sich nicht so wie Wataru anmerken zu lassen, dass er wirklich Angst um Ruki hatte. „Er hat ziemlich viel Blut verloren… kennt ihr seine Blutgruppe? Eigentlich können wir nur noch auf den Krankenwagen warten.“, seufzte Reita. Wataru überlegte kurz, dann konnte er ihm die Blutgruppe seines Freundes nennen. Dieser sah nach dieser Information etwas erleichterter aus: „Ich habe dieselbe Blutgruppe, dann sollte es keine Probleme geben, wenn er einen Spender braucht.“ Tohru legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter: „Ruki schafft das. Du weißt wie stur er sein kann und genau aus diesem Grund werden wir jetzt ein paar Fotos von dem Tier machen, denn er wird uns die Hölle heiß machen, wenn er wieder auf den Beinen ist und wir nicht mal ein Beweisfoto haben!“ Nach diesen Worten stahl sich ein Lächeln auf Watarus Lippen: „Du hast recht, besser wir machen ein paar gute Aufnahmen. Sonst kündigt er uns noch die Freundschaft.“ Auch Reita musste lächeln. Obwohl er Ruki noch nicht so lange kannte wie die anderen beiden, konnte er sich nur zu gut vorstellen, wie dieser mehr als nur verstimmt wäre, wenn er bei seinem Einsatz in diesem Fall nicht einmal ein Beweisfoto von dem Tier erhalten würde. In diesem Moment wollte er nicht gerne in der Nähe seines Partners sein. Aus der Ferne konnte man endlich die Sirene des Krankenwagens hören. Kapitel 8: File 1: Großstadtjungle Teil 8 ----------------------------------------- Als Ruki langsam die Augen aufschlug, sah er zunächst noch verschwommen. Doch sein Blick klärte sich nach einer Weile. Matt versuchte er sich umzusehen. Er lag nicht mehr im Park, sondern in einem weißen sterilen Raum. Dann entdeckte er Reita, der neben seinem Bett saß. Er sah ziemlich fertig aus. Er war blasser als sonst und sein Hemd war dreckig von der Erde im Park und Rukis Blut. Der eine Ärmel war hochgekrempelt. In der Armbeuge klebte ein Pflaster auf der Haut. Sein Blick wanderte weiter und Ruki entdeckte etwas weiter abseits Wataru und Tohru, die nebeneinander auf zwei Stühlen saßen. Der Jüngere hatte seinen Kopf bei Wataru gegen die Schulter gelehnt und schlief, genau wie dieser. „Hey, Ruki.“, holte ihn Reitas Stimme sanft aus seinen Gedanken und damit zurück in die richtige Welt. Er war froh, dass dieser endlich aufgewacht war. Ruki sah noch blasser aus als sonst, was im Anbetracht der Tatsache, dass er eine Menge Blut verloren hatte, nicht verwunderlich war. Seine Haare lagen wirr durcheinander. Außerdem war er an verschiedene Maschinen angeschlossen. „Reita… was ist.. passiert…? Dein Arm…“, begann Ruki mit krächzender Stimme. Er erinnerte sich noch düster daran, wie Reita ihm zur Hilfe gekommen war. Dann hatte es einen Knall gegeben und dann war bei ihm alles nur noch durcheinander. „Langsam, ja?“, meinte dieser. „Ein Schluck Wasser?“ Schwach nickte der Brünette. Er fühlte sich unglaublich elendig, obwohl er keine konkreten Schmerzen hatte, aber das war wohl eher den Schmerzmitteln zu zuschreiben, die er bekommen hatte. Sein Partner half ihm, sich ein wenig aufzurichten und reichte ihm dann ein Wasserglas vom Nachtschrank. Mit zittrigen Händen nahm Ruki das Glas entgegen, doch Reita ließ es noch nicht ganz los. Erst nachdem er sich wirklich sicher war, dass sein Partner das Glas halten konnte, ließ er los. Es war ein gutes Gefühl das kühle Wasser seinen rauen Hals hinunterlaufen zu spüren. „Nachdem ich bei dir angekommen war, wollte mich das Tier auch angreifen. Du konntest ihm ja schlecht noch davon laufen.“, begann Reita damit seinen Partner aufzuklären was passiert war. „Ich habe es leider erschießen müssen. Dann habe ich mich um dich gekümmert. Du hast ziemlich viel Blut verloren. Viel später hättest du keine Hilfe mehr gebraucht. Tohru hat dann den Krankenwagen gerufen und jetzt liegst du hier. Der Arzt hat dir mindestens zwei Tage Ruhe verordnet und glaub ja nicht, dass wir drei dich vorher aufstehen lassen!“ Ergeben nickte Ruki. Momentan hatte er auch gar nicht die Kraft dagegen zu protestieren. „Und dein Arm?“, wollte dann noch einmal wissen. „Keine Sorge, das ist nichts Schlimmes. Du brauchtest jemanden, der dir Blut spenden konnte.“, erklärte Reita. „Du hast…?“, weiter kam er nicht, denn Reita unterbrach ihn. „Ja, wir haben dieselbe Blutgruppe.“ Er lächelte seinen Partner an. „Danke.“, sagte dieser schlicht und erwiderte das Lächeln, wobei seins doch noch etwas gequält aussah. Reita strich ihm eine Strähne seines braunen Haares aus dem Gesicht: „Kein Problem, du bist mein Partner. Du bist zwar manchmal nicht gerade einfach, aber lass dich doch nicht einfach so verbluten!“ Die beiden sahen sich an. In Rukis Blick lag zum einem Dankbarkeit, dass er ihn wirklich nicht hatte hängen lassen und etwas dass deutlich machte, dass er das ganz und gar nicht für selbstverständlich hielt. „Ich hätte das auch für dich getan.“, meinte Ruki dann ehrlich. Etwas zögerlich streckte er eine Hand aus und berührte Reitas Wange. Als dieser nicht protestierte, strich er zärtlich darüber. Schließlich zog er seinen Partner sanft, aber bestimmt ein wenig näher. Ihre Gesichter waren nur noch ein paar Zentimeter von einander entfernt. In Reitas Augen suchte der Jüngere nach einem Zeichen der Bestätigung, dass es okay war, was er hier gerade tat. Doch Reita strich mit einem Finger zärtlich über die Lippen seines Partners. Mit so einer Reaktion hatte Ruki nicht wirklich gerechnet. Dann berührten sich ihre Lippen. Am Anfang war ihr Kuss noch zögerlich, doch dann wurde er leidenschaftlicher. Reita genoss das Gefühl von Rukis weichen Lippen auf seinen und strich ihm erneut über die Wange, während dieser seine eine Hand leicht in die Haare seines Partners vergrub. Es dauerte eine ganze Weile bis sich ihren Kuss beendeten. Die beiden Redakteure des 12012 schliefen immer noch seelenruhig. „Was ist mit dem Tier? Es hatte wirklich Ähnlichkeit mit den ganzen Bildern, die ich dir gezeigt habe.“, erkundigte Ruki sich dann. Langsam stieg das Bild des Tieres wieder in seiner Erinnerung hoch. „Es war tatsächlich ein Chupacabras…“, murmelte er. „Du hast von Anfang an Recht gehabt. Ich meine, ich hab das Viech jetzt nicht so nah gesehen, wie du, aber es sah definitiv aus wie auf den Bildern. Die Parkverwaltung hat den Leichnam mitgenommen. Inzwischen dürfte er der zuständigen Behörde ausgehändigt worden sein. Ich habe vorhin mit ihnen telefoniert. Wir bekommen den Bericht zugeschickt. Aber Wataru und Tohru haben den Chupacabras noch fotografiert. Sie haben gedacht, bevor du ihnen die Hölle heißt machst, wenn du wieder aufwachst, sollten sie die Gelegenheit nutzen.“, erklärte Reita. „Das will ich ihnen auch geraten haben!“, stellte Ruki klar. „Ich bin gespannt auf die Fotos.“ „Das glaub ich dir aufs Wort.“, grinste sein Partner. „Wie lange war ich ausgeknockt?“, wollte Ruki wissen. „Du bist ohnmächtig geworden, als Wataru und Tohru kamen. Durch die Medikamente dürftest du noch länger geschlafen haben. Wir haben jetzt…“, Reita sah auf seine Uhr. „Wir haben halb drei.“ „Oi, so lange?!“, bemerkte er ungläubig. „Na hör mal, du wärst fast hopps gegangen!“, sagte Reita. „Muss ich die Ruhetage hier im Krankenhaus verbringen?“, fragte Ruki. „Also eigentlich wollten sie dich noch eine Weile hier behalten.“, antwortete dieser ihm. Dann fiel ihm der blanke Horror auf, der sich in den Augen des Brünetten widerspiegelte. „Reita, lass mich bitte nicht hier! Ich hasse Krankenhäuser!“, flehte Ruki ihn schon beinahe an. „Du kannst dich natürlich selbst entlassen, davon kann dich niemand abhalten. Aber als Arzt kann ich dir sagen, dass du momentan nicht unbedingt alleine sein solltest…“, erwiderte dieser. Dann beugte er sich wieder zu seinem Partner hin. „Aber ich würde mich als Privatarzt anbieten und mich um dich kümmern.“, flüsterte er ihm dann ins Ohr. „Das würde mir gefallen.“, grinste Ruki ihn an und suchte mit seinen Lippen erneut, die seines Partners. „Und du hast echt die ganze Zeit an meinem Bett gesessen?“, wollte Ruki wissen. Er lag inzwischen nicht mehr in dem Krankenhausbett, sondern in seinem eigenen. Auf seinen Wunsch hatten die Ärzte ihn entlassen, obwohl sie ihm dringend davon abgeraten hatte. Doch Reita hatte ihnen versichert, dass er Arzt war und nach dem Patienten sehen würde. Reita saß auf der Bettkante und nickte auf die Frage hin. „Das ist so süß!“, lachte Ruki. Bereute es aber gleich wieder, denn er spürte einen stechenden Schmerz dort, wo ihn die Krallen des Chupacabras an der Brust verletzt hatten. „Ich glaube, dir geht es schon wieder zu gut.“, meinte Reita. Dann gähnte er herzhaft. Im Krankenhaus hatte er nur ein wenig dösen können und nun forderten die Anstrengungen der letzte Stunden endgültig ihren Tribut. Ruki hob die Bettdecke etwas an, sodass er zu ihm ins Bett schlüpfen konnte. Reita kroch vorsichtig, damit er seinen Partner nicht weh tat, zu ihm unter die Decke. Dann nahm er ihn in den Arm, wobei Ruki sich an ihn kuschelte. „Ich glaube, ich bin dabei mich in dich zu verlieben…“, murmelte er unvermittelt. „Ich schätze da bist du nicht alleine.“, erwiderte Reita, während er dem Brünetten durch die Haare streichelte. Es dauerte nicht lange, da waren sie beide eingeschlafen. Drei Tage später saß Ruki schon wieder in seinem Kellerbüro. Sein Laptop lief, da er gerade an seinem Bericht für den Fall arbeitete. Doch im Moment telefonierte er gerade. Zwar waren die Wunden noch lange nicht verheilt, aber mit Medikamenten würde er seinen ersten Arbeitstag nach dem Vorfall im Park sicherlich überstehen. Dass hatte Reita ihm jedenfalls versichert. Reita stand im Türrahmen, als Ruki sein Gespräch beendete. „Komm rein.“, forderte er ihn auf. Sein Partner betrat das Büro und setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. Er hatte einen schmalen Ordner in der Hand, den er seinem Partner reichte. „Mit wem hast du telefoniert?“, fragte Reita. „Oder darf ich nicht fragen?“ „Doch, das war die Fahrschule.“, antwortete Ruki. „Ich habe meine erste Fahrstunde nächste Woche. Genieß also die Zeit, die du noch fahren darfst!“ „Oh, ja das werde ich! Aber ich bin stolz auf dich, dass du das machst.“, grinste er. „Ich habe hier den Bericht über den Chupacabras von der Behörde, die den Leichnam untersucht haben.“ Neugierig rückte Ruki seine Brille zurecht und schlug den Ordner auf. Doch sein Gesichtausdruck entglitt ihm schon als er die erste Seite betrachtete. Dort waren Fotos von dem Leichnam zu sehen. „Das ist nicht das Tier, das mich angefallen hat! Das ist eindeutig ein Hund!“, schnaubte er empört. Das war einfach eine Frechheit! Das würde seinen Bericht wieder einmal mehr als zweifelhaft erscheinen lassen. „Ich weiß.“, sagte Reita schlicht. Ihm war es ähnlich wie seinem Partner gegangen, als er den Bericht gelesen hatte. Er hatte nicht glauben wollen, was dort stand. „Ich befürchte, man will vertuschen, dass irgendetwas Unbekanntes ins Land kommen konnte. Am Ende wird erklärt, dass der Hund Tollwut hatte.“ „Dann ziehen sie ihre Nummer im Park ab, damit sicher gestellt werden kann, dass die Bevölkerung nicht bedroht ist und alles ist wieder gut, oder wie?!“, grummelte Ruki vor sich hin. „So wird es wohl ablaufen. Aber die Behörden und die Regierung stehen nicht blöd da, weil ihnen ein mordendes bisher unbekanntes Tier ins Land gekommen ist.“, meinte Reita angesäuert. „Na, dann weißt du ja jetzt wie das hier läuft! Willkommen bei den G-Akten!“, sagte Ruki. Kapitel 9: File 2: Insomnia part 1 ---------------------------------- File 2 Insomnia part I Erschrocken sah Dr. Ishizawa von ihrer Arbeit in der Pathologie auf. Ein dumpfes Klopfgeräusch hatte sie aufschrecken lassen. Sie stutzte und horchte. Doch es war still. Sie schüttelte den Kopf über sich selbst. Wahrscheinlich hatte sie sich das nur eingebildet. Es war nicht das erste Mal, dass ihr ihre eigenen Sinne einen Streich spielten. Mit 40 Jahren gehörte sie zu den erfahrenden Pathologen in diesem Institut, doch sie erinnerte sich noch gut an ihre Anfänge. Als sie angefangen hatte hier zu arbeiten, hatte sie hinter jeder Ecke Schatten gesehen und Geräusche gehört. Doch mit der Zeit hatte es nachgelassen. Sie wusste, dass sie nicht die Einzige war, die hier unten manchmal ein beklemmendes Gefühl beschlich. Dr. Ishizawa widmete sich wieder ihrer Arbeit. Gerade setzte sie das Skalpell an, um den Y-Schnitt weiterzuführen, den sie eben schon angesetzt hatte. Als sie den Schnitt akribisch zu Ende geführt hatte, erklang das dumpfe Geräusch noch einmal. Erneut sah sie auf und horchte. Dieses Mal brach es nicht einfach ab, sondern es klopfte weiter. Es klang, als wenn jemand gegen Metall schlug. Genauer gesagt klang es, als wenn jemand gegen die Metallfächertüren schlug, indem sie die Leichen aufbewahrten. Da ihr Kollege gleich den anderen Tisch für eine Obduktion benötigte, hatte sie die Tür zu dem Raum aufgelassen. Sie stutzte. Es konnte doch keiner übersehen haben, dass eine der Leichen gar nicht tot war?! Das war der Alptraum eines jeden Mitarbeiters hier unten. Aber sie hatte selber die Totenscheine gesehen und die Leichname in Empfang genommen, die in den letzten Tagen hier eingetroffen waren. Es war alles in bester Ordnung gewesen, es waren alle tot gewesen. Einbildung. Es war nichts als Einbildung, sagte sie sich. Trotzdem beschloss sie nachzusehen. Sie legte das Skalpell beiseite und ging in den Vorraum, in dem sich der große Schrank befand, indem die Leichen aufbewahrt wurden. Eine der Neonröhren an der Decke flackerte. Das Klopfen wurde immer lauter. Vielleicht hätte sie das Skalpell doch mitnehmen sollen? Aber ihr Kollege würde jeden Moment hier eintreffen… dieser Gedanke beruhigte sie. Sie horchte, um festzustellen zu können, aus welchem Fach genau das Klopfen kam. Eigentlich rechnete sie nicht damit, dass sie es ausmachen können würde, denn wer sollte dort drinnen schon klopfen können? Das Leben befand sich auf der anderen Seite der Metalfächer. Doch zu ihrem Entsetzen kam das Klopfen aus dem Fach links in der Mitte. Sollte dort tatsächlich noch jemand leben, dann musste sie das Fach öffnen, sonst wurde die Luft zu knapp. Mit einem beherzten Ruck zog Dr. Ishizawa das Fach auf und erstarrte. Was sie dort erblickte, konnte nicht existieren. Mit einem Stöhnen sah die männliche Leiche an, die vor zwei Tagen mit mehreren Stichverletzungen hierher gebracht worden war, sie an. Einer der Stiche war ins Herz gegangen… er musste also tot sein. Aber vor ihren Augen rappelte sich die Leiche auf. Ihre Gelenke knackten dabei. Stöhnend kletterte er aus dem Fach. Dr. Ishizawa war wie paralysiert. Das widersprach allem, was sie je geglaubt und gelernt hatte. Die Haut des Mannes hatte sich bläulich, grau gefärbt und die Augen waren blutunterlaufen. Als sie in die ausdrucklosen, komplett stumpf wirkenden Augen blickte, liefen ihr kalten Schauder durch den Körper. An manchen Stellen schien die Haut sich langsam von den Knochen abzulösen, wie besonders gut an der linken Wange zu sehen war. Dort konnte man das untere Gewebe der Haut bereits sehen. Eigentlich hätte so eine Wunde bluten müssen, doch es floss kein einziger Tropfen. Aber eigentlich konnte eine Leiche, wenn sie hier aufbewahrt wurde auch nicht so schnell verwesen. Das Hemd der Leiche wies an mehren Stellen Schlitze auf, genau wie Blutflecken, die alle von den Stichwunden herrührten, an denen sie gestorben war. Durch die Risse in der Kleidung konnte sie sehen, dass auch hier die Haut viel verwester war, als sie es eigentlich sein sollte. Dieses Etwas, das es nicht geben durfte, kam geradewegs auf sie zugeschlurft. Sie waren nicht weit voneinander entfernt. Sie wollte weglaufen, doch ihre Glieder waren wie gelähmt. Ihre Beine wollten sich einfach nicht in Bewegung setzen. Dann spürte sie wie sie zu Boden gestoßen wurde. Die lebende Leiche befand sich über ihr. Sie konnte die Verwesung riechen und erschauderte. Überraschend krampfvoll kratzten die Finger über ihren Körper. Sie schrie vor Schmerzen, als sich diese in ihre Seite bohrten. Eine warme Flüssigkeit lief aus der Wunde. Mit letzter Kraft versuchte sie ihn wegzudrücken, doch es gelang ihr nicht. Die leicht fauligen Zähne schlugen sich ihn ihren Hals und ein markerschütternder Schmerzensschrei entfuhr ihr. Das quengelnde Kind zu Watarus rechten nervte ihn. Er saß im Wartezimmer seines Arztes und wartete, dass er an die Reihe kam. Oder die Mutter mit dem Kind, damit hier Ruhe einkehrte. Nervös fuhr er sich mit der Hand durch die Haare, die inzwischen wieder braun waren und rutschte noch ein Stück in seinem Stuhl hinunter. Konnte ihn nicht einfach jemand erlösen?! Das Kind sah seine Mutter an, die es ermahnte ruhig zu sein. Für einen Augenblick war es still im Wartezimmer, dann begann das Kind zu weinen. Und das in einer Lautstärke! Das Geschrei ging Wataru durch Mark und Bein. Er hatte seit über einer Woche nicht mehr richtig geschlafen, jedenfalls nicht nachts. Vor zwei Tagen war er von lauter Erschöpfung vor seinem Computer eingeschlafen. Langsam konnte er die Augenringe nicht mehr überschminken. Den gestrigen Abend hatte er bei Ruki verbracht und gehofft, dass der Ortswechsel ihm vielleicht helfen würde. Zuerst hatte er gedacht, dass die Baustelle in der Nähe seiner Wohnung dafür verantwortlich war, doch das schien nicht der Fall zu sein. Nervös wanderte sein Blick durch das Wartezimmer. Es war halb voll. In der einen Ecke saß eine weitere Mutter mit ihrem hustenden Kind. Sein Blick blieb kurz am Schirmständer hängen. Dort steckte tatsächlich ein rot weiß gestreifter Schirm, obwohl es schon lange nicht mehr geregnet hatte. „Miyawaki-san? Kommen sie bitte in das Behandlungszimmer?“, meldete sich plötzlich die Arzthelferin. Erleichtert stand er auf und folgte ihr in das Zimmer. Sein Arzt, Dr. Morita, saß hinter seinem Schreibtisch und begrüßte ihn freundlich. Wataru erwiderte den Gruß und setzte sich auf den Stuhl vor den Schreibtisch. Eigentlich ging er nicht gerne zum Arzt, vor allem, da sich seine Schlafstörungen nie komplett gebessert hatten. Es war immer nur aufgeschoben worden und das ging seit mehreren Jahren so. Da sein alter Arzt in Rente gegangen war, hatte er ihn zu Dr. Morita überwiesen. „Wie ich sehe, haben sich ihre Schlafstörungen nicht gebessert?“, meinte der Arzt. „Nein, vor zwei Tagen bin ich sogar bei der Arbeit eingeschlafen. Die drei Stunden waren die längste Zeit, die ich bisher am Stück geschlafen habe.“, antwortete Wataru. Er sah den Arzt gequält an. Er hasste den Punkt, an dem man es ihm ansehen konnte, dass er schlecht schlief. Dr. Morita räusperte sich: „Sie machen jeden Tag ihre Entspannungsübungen und nehmen ihre Medikamente?“ Er nickte: „Aber ich kann trotzdem nicht einschlafen. Meist schlafe ich erst nach Stunden ein und dann nur schlecht.“ „Das ist nicht verwunderlich. Wenn sie ca. drei Stunden lang nicht einschlafen können, ist die Chance, dass sie überhaupt noch richtig einschlafen sehr gering. Eigentlich sollte es sich schon gebessert haben. Dass es das nicht getan hat, bedeutet, dass wir die Ursache noch nicht gefunden haben. Sind sie sicher, dass sie zurzeit nichts belastet?“, fragte der Arzt zum wiederholten Mal. „Nein, es ist alles wie immer.“, antwortete Wataru. „Sind sie sicher, dass sie nicht irgendwelche Spannungen in ihrer Beziehung oder bei der Arbeit haben? Vielleicht verläuft das unterschwellig, dass es ihnen gar nicht so bewusst ist?“, erkundigte sich Dr. Morita. „Wohl kaum, ich habe keine Beziehung. Ich bin Single und sehr glücklich damit. Und meine Arbeit ist nun wirklich nicht sehr stressig.“, antwortete Wataru ruhig. Sein Arzt musste ja nicht wissen, wie es um sein Liebesleben bestellt war. Vor allem nicht, da er seit Jahren wunderbar damit lebte. Das konnte wohl kaum der Grund für seine permanent auftauchenden Schlafstörungen sein. Er bekam einen Blick als Antwort, der ihm sagte, dass er ihm das nicht so wirklich glaubte. „Gehen sie viel aus? Und trinken und rauchen sie dann viel?“, wollte Morita wissen. „Nein, ich gehe ab und zu aus. Momentan eher nicht, denn ich bin viel zu müde. Wenn ich ausgehe, trinke ich höchstens ein zwei Cocktails oder Bier. Das Rauchen habe ich bereits reduziert.“, meinte Wataru. „Gut. Als Dr. Tsuji sie überwiesen hat, meinte er, dass sie einer der härtesten Fälle seien, die ihm bisher begegnet sind. Ich muss ihm zustimmen. Deshalb denke ich, werde ich ihre Medikamente umstellen. Es gibt ein neues Medikament auf dem Markt, das in Tests sehr vielversprechend abschnitt.“ Damit stellte er Wataru ein Rezept aus und verabschiedete sich von ihm. „Ich hätte dich lieber anders begrüßt.“, meinte Ruki als sie aus dem Wagen stiegen. Vor dem Institutsgebäude standen bereits zwei Polizeiwagen. Es waren jetzt schon mehrere Monate seit ihrem ersten Fall vergangen und bisher arbeiteten sie gut zusammen. Sowohl beruflich als auch privat lief zwischen ihnen alles sehr gut. Zwar hatten sie beschlossen die Sachen zwischen ihnen langsam anzugehen, aber es war beiden klar, dass es dabei nicht bleiben würde. Die letzten drei Tage war Reita auf einer Weiterbildung gewesen. Ruki gab es ungern zu, aber er hatte ihn vermisst. Er war von sich selber sehr überrascht gewesen, da er eigentlich nicht der Beziehungstyp war. Kaum das Reita heute ihr Kellerbüro betreten hatte, waren sie zu diesem Fall losgeschickt worden. „Ach, du weißt, ich fange meinen Tag am liebsten mit Leichen an. Sonst wäre ich auch nie zu diesem Seminar gefahren.“, antwortete Reita. Auf dem Seminar waren sie in die neusten Erkenntnisse zur Identifikation von Leichen, die extremen Bedingungen ausgesetzt gewesen waren. Nachdem was er Ruki erzählt hatte, war es zum großen Teil nicht besonders appetitlich gewesen. „Was hältst du davon, wenn wir heute Abend Essen gehen?“, fragte Ruki ihn dann. Sein Partner grinste ihn an: „Ich wollte dich auch schon fragen.“ Sie betraten den Gebäudekomplex und wurden gleich von einem Polizisten empfangen. „Sind sie die beiden Agenten des PSC?“, wollte er wissen. „Ja, Special Agent Suzuki.“, erwiderte Reita und zückte kurz seinen Ausweis. „Das ist Special Agent Matsumoto.“, fügte er dann hinzu. Auch Ruki zückte seinen Ausweis. Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte er sich über diese Möglichkeit eines coolen Auftritts gefreut. „Dann folgen sie mir bitte. Wir haben die Leiche von Dr. Ishizawa unten in der Pathologie gefunden.“, erklärte der Polizist. Er führte sie zu der Treppe, die in das Untergeschoss führte, in dem die Polizei lag. „Dr. Ishizawa?“, Reita war hellhörig geworden. „Kennst du sie?“, wollte Ruki wissen. „Ja, ich habe damals an der Akademie einen Kurs bei ihr belegt. Sie hat die Pathologiekurse geleitet.“, antwortete er. Er sah etwas geschockt aus. Dr. Ishizawa war eine gute Lehrerin gewesen, der sehr viel an ihren Schülern gelegen hatte. Dass sie ermordet worden sein sollte, konnte er nicht fassen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ihr jemand etwas Schlimmes getan haben konnte. „Dann machen sie sich bitte auf etwas Schlimmes gefasst. Der Anblick ist nicht schön.“, bemerkte der Polizist. Reita erwiderte nichts. Er hatte schon eine Menge schlimme Dinge gesehen. Verbrannte, verstümmelte Leichen, aber er hatte keine davon gekannt. Natürlich würde er professionell arbeiten, doch er fragte sich, ob es tatsächlich einen Unterschied machen würde. Wie lange konnte man professionell bleiben? Er spürte wie Rukis Hand leicht seine streifte. Er sah ihn an und wusste, dass es kein Zufall gewesen war. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Ruki konnte niedlich sein – wenn er wollte. Sie betraten den Flur der Pathologie. Neonlicht hüllte den steril wirkenden Raum in ein fahles, unheimliches Licht. Ruki ließ seinen Blick über die weißen Kacheln schweifen. Es war ihm ein Rätsel, wie Reita hier unten in Ruhe arbeiten konnte. Ihm behagte die ganze Atmosphäre der Pathologie nicht. Hier schien immer ein kalter Hauch zu wehen, der den Tod präsent machte. Gleichzeitig wusste er, dass diese Arbeit wichtig war. Er empfand Respekt vor seinem Partner, dass er sie verrichten konnte. Der Polizist führte sie in den „Lagerraum“ der Pathologie. Die Beamten der Spurensicherung waren allem Anschein nach schon fertig mit ihrer Arbeit. Die Leiche war gesichert und musste nur noch abtransportiert werden. Ein älterer Polizeibeamter stand daneben und unterhielt sich mit ihnen. Als er die Schritte hörte, drehte er sich um und kam auf sie zu. „Guten Morgen, sie sind Special Agent Suzuki und Special Agent Matsumoto, nehme ich an?“, begrüßte er sie. Beide begrüßten ihn uns zückten ein weiteres Mal ihre Ausweise. „Mein Name ist Ogawa, ich wurde heute Morgen hierher gerufen. Allerdings dachte ich, dass dieser Fall eher etwas für das PSC ist.“, sagte er nun. „Wieso genau dachten sie das?“, erkundigte sich Ruki. Wenn es nur ein einfacher Mord war, mussten sie nicht ermitteln. Sie waren im Hauptquartier nicht genau darüber informiert worden, worin ihr Fall bestehen würde. „Nun ja, es gibt ein paar Ungereimtheiten in diesem Fall. Wir wissen sogar wer der Täter gewesen ist, nur wissen wir nicht, wie er es getan haben soll.“, antwortete Ogawa etwa nebulös. Er blickte in die fragenden Gesichter der zwei Agenten. „Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, ohne dass sie mich für verrückt halten. Aber… es scheint der Täter war zu dem Zeitpunkt der Tat bereits tot. Trotzdem scheint er Dr. Ishizawa getötet zu haben. Wir haben sogar zwei Zeugen. Ihr Kollege sollte ebenfalls eine Obduktion durchführen und kam mit einem Polizeibeamten hier herunter. Der Täter wollte beide angreifen, doch der Beamte konnte ihn schließlich mit einem Kopfschuss aufhalten. Alle andere Schüsse haben ihm nichts an haben können.“, führte der Beamte aus. Er setzte sich in Bewegung und ging zu der Leiche hinüber. Reita blickte ihn ungläubig an. Dann wanderte sein Blick zu Ruki. In dessen Augen erkannte er einen nur allzu bekannten Schein der Begeisterung. Es fiel ihm nicht schwer zu erraten, was sein Partner dachte. Das würde heiter werden, da war er sich jetzt schon sicher. „Ein Zombie… kein Wunder, das wir den Fall übernehmen sollten.“, sagte Ruki dann mit einem Augenzwinkern zu ihm. „Dir ist klar, dass wir hier nicht bei sind?“, gab Reita zurück. „Wolltest du nie auf Zombiejagd gehen?“, erkundigte er sich. „Ich hab fast alle Teile von durchgespielt und die Filme gesehen.“, antwortete Reita. Was ihm einen erstaunten Blick von Ruki einbrachte. Doch dann grinste er und hielt sich den Zeigefinger, wie Kinder, die damit eine Pistole nachahmten, an den Kopf. „Dann weißt du ja, im Notfall immer auf den Kopf zielen.“, erklärte Ruki. Damit folgte er dem Polizisten. Bevor Reita es ihm gleich tat, sah er ihm kurz nach. Manchmal wusste er einfach nicht, ob sein Partner das, was er sagte ernst meinte oder nicht. Als Reita zu den anderen trat, hockte Ruki schon neben der Leiche. Er sah auf, als er die Schritte hörte: „Das sieht wirklich übel aus.“ Während Reita sich ein Paar Handschuhe anzog, warf er einen Blick auf die Leiche. Er stockte einen Moment, dann ging auch er in die Hocke. Er atmete tief durch, um die Tatsache zu verdrängen, dass dies kein unbekanntes, namenloses Opfer war, sondern jemand, den er kannte. Dann betrachtete er die Leiche. Die Frau sah wirklich schlimm aus. Ihr Kittel war geöffnet, die Knöpfe lagen über den Boden verstreut. Er war also gewaltsam geöffnet worden. Die restliche Kleidung war am Oberkörper stellenweise zerrissen und blutverschmiert. Das Blut stammte offensichtlich von den Wunden, die ihr zugefügt worden waren. An den Armen war sowohl der Kittel als auch der Ärmel des Shirt, welches sie darunter getragen hatte, zerfetzt. „Das sind Bisswunden.“, stellte Reita irritiert fest. Man konnte deutlich die Zahnabdrücke an manchen Stellen des Armes erkennen. Die Bisswunden waren mehr oder weniger tief. „Ja, aber nicht nur dort.“, meinte Ruki. Reita wusste, was er meinte. Die Wunden am Hals waren eigentlich nicht zu übersehen gewesen. Es hatte sich eine große Blutlache auf dem Boden gebildet. Die Wunden am Hals waren nicht nur einfache Bisswunden, es war eine Menge Fleisch herausgebissen worden. Auch hier waren die Zahnabdrücke zum Teil deutlich zu erkennen. Da er um die Leiche herum keine Fleischstücke entdecken konnte, konnte das nur eines bedeuten: sie mussten gegessen worden sein. Ein kalter Schauder jagte durch seinen Körper. Zwar hatte schon viel gesehen, aber die Kaltblutigkeit und Perversion, die er zu sehen bekam, entsetzte ihn immer wieder aufs Neue. „Es sieht wirklich schlimm aus.“, mischte sich nun einer der Beamten der Spurensicherung ein. „Aber sie sollten sich die andere Leiche noch ansehen, den Täter…“, fügte er dann hinzu. „Gut, können sie die Leiche von Dr. Ishizawa in die Pathologie des PSC überliefern lassen?“, erkundigte sich Reita, während er sich erhob. Für eine genaue Untersuchung war es das Beste. „Natürlich. Sie bekommen auch die Fotos und andere Unterlagen.“, antwortete der Beamte. „Danke. Wo haben sie die andere Leiche?“, wollte er dann wissen. Der Beamte deutete auf den Leichensack in der Ecke des Raumes, den sie bisher noch gar nicht wahrgenommen hatten. „Die Leiche kann ihnen auch überstellt werden. Wir mussten sie recht schnell oben aus der Lobby entfernen. Aber wir haben Fotos von der Position.“ „Was ist mit den beiden Zeugen?“, fragte Ruki. „Ich habe sie gestern Nacht nach Hause geschickt, aber ich kann ihnen die Adressen geben. Es war gestern noch nicht klar, ob das PSC diesen Fall übernimmt.“, antwortete Ogawa. „Okay, dann werde ich die beiden nachher kontaktieren. Ich würde gerne hören, was sie dazu zu sagen haben.“, meinte Ruki. „Das würde mich allerdings auch interessieren.“, stimmte Reita zu. Er hatte inzwischen den Leichensack geöffnet. Ein Schwall von Verwesung schlug ihm entgegen. „Wissen sie wann die Leiche hier eingeliefert wurde? Sie war keinen besondern äußeren Einwirkungen ausgesetzt oder?“, fragte er. „Vor zwei Tagen. Und nein, soweit ich weiß nicht.“, war die Antwort. „Das ist erstaunlich. Sie ist verwester als sie sein sollte.“, erklärte Reita. Er war mehr als erstaunt darüber, dass sich die Haut grau, bläulich verfärbt hatte und an manchen Stellen sogar vom Knochen abpellte. Was ihn auch ins Staunen versetzte war, dass das Blut aus den Schusswunden nicht herab gelaufen war. Es schien sofort geronnen zu sein. Das passierte nur bei Toten. Wenn er ehrlich war, war er mehr als gespannt auf das Obduktionsergebnis. Wie erwartet war der Mund der Leiche blutverschmiert und auch an den Händen fand sich Blut. Reita nahm stark an, dass es sich hierbei um Dr. Ishizawas Blut handelte. Ruki sah ihm über die Schulter und verzog für einen Augenblick das Gesicht. Ob es nun an dem Gestank, dem Anblick oder an beidem lag, konnte Reita nur erahnen. „Die sieht wirklich wie eins der Zombies aus aus…“, murmelte er. Nachdem sie Visitenkarten mit Ogawa ausgetauscht hatten und die Adressen der zwei Zeugen bekommen hatten, verabschiedeten sie sich und gingen zu ihrem Dienstwagen. Als sie eingestiegen waren, musterte Ruki seinen Partner vom Beifahrersitz aus. Zwar nahm er seit ein paar Monaten ein oder zweimal Fahrstunden in der Mittagspause, soweit seine Arbeit es ihm erlaubte, aber die Prüfung hatte er noch nicht abgelegt. Bis dahin fehlten ihm noch einige Stunden und Reita war nicht gewillt ihn vorher wieder ans Steuer zu lassen. „Alles in Ordnung?“, wollte Ruki wissen. Er fand, dass sein Partner etwas blasser als sonst aussah. Vorsichtig legte er eine Hand auf dessen Knie. Aber wenn er das Opfer gekannt hatte, dann war das kein Wunder, dass er nicht so gefasst wie sonst wirkte. „Ja, geht schon. Es ist nur grausamer, wenn man das Opfer einmal gekannt hat. Auch wenn es eher flüchtig war.“, erwiderte er. „Glaub ich. Ich habe sowieso größten Respekt davor, dass du die Arbeit in der Pathologie erledigen kannst. Allein in den Räumen zu sein, löst bei mir schon Gänsehaut aus.“, meinte Ruki. „Das wirst du mir wahrscheinlich nicht glaube, aber man gewöhnt sich daran. Auch wenn ich zugeben muss, dass die Pathologie nicht zu meinen Lieblingsorten auf dieser Welt gehört.“, erklärte Reita. „Ich würde sagen, wir fahren zu unserem ersten Zeugen. Vielleicht kann er etwas mehr Licht in die Sache bringen.“ „Das hoffe ich auch. Ich bin sehr gespannt darauf, was er zu erzählen hat.“, stimmte Ruki zu. Er grinste seinen Partner an. Es war klar, dass seine Begeisterung für diesen Fall, trotz allen Umständen, geweckt worden war. Aber so wie er ihn inzwischen kannte, mussten Hinweise auf lebende Tote ihn vor Freude fast im Dreieck springen lassen. Reita gab die erste Adresse in das Navigationsgerät ein. Dann legte er den Rückwärtsgang ein und startete den Wagen. „Wann hast du eigentlich deine nächste Fahrstunde?“, wollte er von Ruki wissen. „Wenn nichts dazwischen kommt nächste Woche.“, antwortete dieser mit einem gequälten Grinsen. Er war nicht wirklich begeistert darüber. „Na, du schaffst das schon.“, erwiderte Reita aufmunternd. „Wenn nicht, hab ich immer noch dich. Du machst dich als Chauffeur eigentlich ganz gut.“, meinte er. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Anmerkung: Wooow, ich hätte NIE gedacht, dass der zweite Fall tatsächlich nochmal fertig wird! Aber hier ist er und ich kann mich nach den Klausuren mal wieder "Here with me" widmen! Eigentlich hatte ich schon gleich nach dem ersten mit dem zweiten angefangen, aber mit dem ersten Entwurf hatte ich mich irgendwann gründlich verrannt! Letzten August hab ich dann mit der Grobplanung für diesen angefangen und jetzt ist er fertig! Mit 92 Seiten auch dezent länger als der erste, der war nur 38 Seiten lang... *puuuuh* Deshalb konnte ich ihn auch nicht Kapitel für Kapitel schreiben und hochladen, dann wären zu viele logische Fehler drin gewesen. Dafür kann ich jetzt schneller hochladen. ^.^ Aus dem ursprünglichen Fall sind ein paar Szenen erhalten geblieben, ein paar mussten rausfallen, u.a die Streitszene zwischen Ruki und Reita, die ich sehr mochte, aber die kommt dann ein anderes Mal... Kai und Aois Auftritt wurde auch massiv gekürzt, dafür kommt Uruha jetzt doch schon. ^.^ Spezieller Dank geht an: Nine, die immer meinen ganzen Scheiß ließt und als erste ihren Senf dazu gibt (ohne sie hätte es auch keine Zombies gegeben^^), Schlechtwetterzwerg, die sich die MÜhe gemacht hat den ursprünglichen zweiten Fall zu lesen... ich hoffe der hier ist besser!!!! Und -Chibi-, die auf die Fortsetzung wartet (ja hier ist sie endlich), Smoothie für die ehrliche Kritik und Feedback...falls du tatsächlich mal den Stift hierzu schwingst, würde mcih das richtig glücklich machen!!! Danke! Ohne euch hätte ich wohl nicht weiter geschrieben! ein paar Kommentaren zum Kapitel: *ich hab noch NIE soviel recherchiert... hab sogar Uniskripte für Pathologie gelesen...wahrscheinlich ist trotzdem nicht alles korrekt, aber ich bitte um NAchsicht... bin ja kein Experte! ^.^ * ja es müssen Zombies sein... soweit ich weiß gabs keinen Akte X Fall darüber und ich liebe Zombies *im ganzen Fall sind Anspielungen und Zitate aus Akte X, Resident Evil und Shawn of the dead enthalten... findet die jemand? Sollte jemand am Ende alle gefunden haben, bin ich gewillt Schoki zu spendieren! Also echt jetzt! *zwei der Ärzte haben die Namen ehemaliger Japanisch Lehrer von mir XD Gut, bin gespannt, ob das wer ließt und auf die MEinungen!!!! lg Mrs_Miyawaki Kapitel 10: File 2: Insomnia part 2 ----------------------------------- File 2 Insomnia part 2 Im Sprechzimmer von Dr. Morita klingelte das Telefon. Da er gerade keinen Patienten im Zimmer hatte, nahm er das Gespräch an. Er hörte zu, was der Anrufer wollte, dann ergriff er das Wort: „Machen sie sich keine Sorgen. Ich habe ein paar vielversprechende neue Kandidaten für ihre Studie.“ Der Mann am anderen Ende klang zufrieden bei diesen Aussichten. „Ja, ich schicke ihnen die Daten.“, erklärte Dr. Morita. Wenig später war das Gespräch beendet. Das erste Ziel war recht schnell erreicht. Reita parkte den Wagen vor einem großen Appartementkomplex und sie stiegen aus. Schnell hatten sie den Namen ihres Zeugen auf den Klingelschildern gefunden. Ruki drückte energisch auf den Knopf, auf dem Takeuchi stand. Wenig später erkundigte sich eine fertig klingende Männerstimme aus der Gegensprechanlage nach dem Besuch. „Guten Tag, Takeuchi-san. Wir sind vom PSC und würden gerne mit ihnen reden.“, erklärte er dann. Das Summen ertönte und sie konnten das Gebäude betreten. Mit dem Fahrstuhl fuhren sie in 7. Stock. Takeuchi erwartete sie bereits. Er war ein Mann an die 40, ähnlich wie Dr. Ishizawa es gewesen war. Er trug legere Kleidung und sah müde aus. Seine Augen waren gerötet. „Guten Tag, ich nehme an sie kommen wegen des Vorfalls in der Pathologie.“, meinte er. „Genau, wir sind Special Agent Matsumoto und Special Agent Suzuki.“, erklärte Reita und zeigte ihm seinen Ausweis. Ruki verzichtete dieses Mal darauf, da es nicht nötig schien. „Kommen sie bitte rein. Es ist eine Schande, was mit Dr. Ishizawa geschehen ist…“, sagte Takeuchi und ließ sie in seine Wohnung treten. Er führte sie in die Küche und bedeutete ihnen dort Platz zu nehmen. „Es tut uns leid, was mit Dr. Ishizawa geschehen ist. Standen sie sich sehr nahe?“, wollte Ruki wissen. „Wir haben uns gut verstanden, aber wirklich nahe standen wir uns nicht. Wir waren nach der Arbeit mal zusammen etwas trinken. Aber trotzdem, sie so sterben zu sehen…“, antwortete er. „Sie sah ziemlich zugerichtet aus.“, stimmte Reita zu. „Können sie uns erzählen, was sie gesehen haben? Und was sie über die … Leiche wissen?“ „Das werde ich versuchen, aber ich kann mir das Ganze einfach nicht erklären. Als wir die Leiche von Yamazaki-san vor zwei Tagen bekommen haben, war er tot. Gestorben an einer Stichverletzung ins Herz. Die anderen Stichwunden waren nicht tödlich. An diesem Abend, es müsste so gegen halb 9 gewesen sein, war Dr. Ishizawa alleine in der Pathologie. Wir mussten Überstunden machen, da viel zu tun war. Ich war noch oben und habe mich mit einem Polizeibeamten unterhalten, der mich dann in die Pathologie begleitet hat. Als wir die Treppe hinuntergegangen sind, hörten wir sie schreien. Es klang schrecklich, ihre Stimme war schmerzverzehrt.“, er schwieg für einen Moment, als ob er sich noch einmal fassen mussten. Weder Ruki noch Reita sagten etwas, um ihn nicht zu drängen. Sie hatten genug Erfahrungen damit. Gerade Reita, der zuvor in der Abteilung für Gewaltverbrechen gearbeitete hatte, hatte dieses Verhalten schon oft erlebt. „Der… der …Tote hatte sich über sie gebeugt und biss sie ihn den Hals. An ihren Armen hatte sie schon Wunden, genau wie am Oberkörper. Es war ein grausiger Anblick… und dann diesen Mann zu sehen, der eigentlich tot sein sollte…“, fuhr Takeuchi schließlich fort. Es war mehr als deutlich, dass ihn das ganze tief erschüttert hatte. „So etwas passiert ja auch nicht. Normalerweise jedenfalls. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Anblick wirklich verstörend war. Ich arbeite auch in der Pathologie und ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn plötzlich eine der Leiche wieder aufsteht.“, erklärte Reita. „Aber wir müssen wissen, was dann passiert ist.“, fügte Ruki dann hinzu. Er war taktvoll genug, kein Wort über Zombies zu verlieren. Zwar hatte der Gedanke etwas Faszinierendes für ihn, doch auch ihm war klar, dass er selber geschockt sein würde, wenn jemand, den er tot geglaubt hatte, es auf einmal nicht war. „Ja, natürlich müssen sie das wissen. Sie machen ja nur ihren Job.“, antwortete er. „Der Polizeibeamte, Kawashima-san, der mich begleitet hat, zog seine Waffe und hat versucht den Mann zu warnen. Aber das nützte nichts. Also hat er geschossen, zuerst auf das Bein, doch der Mann schien das nicht einmal zu bemerken. Auch die anderen Schüsse schienen ihm nicht weh zu tun. Allerdings war es schon zu spät für Dr. Ishizawa. Dann richtete sich der Mann auf und kam auf uns zu geschlurft. Kawashima-san schoss ihm schließlich in den Kopf und erst dann brach er tot zusammen. Die anderen Wunden haben nicht mal richtig geblutet. Es war fast sofort geronnen.“ Mit dem letzten Satz bestätigte er den Eindruck, den Reita bereits gehabt hatte. „Danke, das wird uns erstmal weiterhelfen. Ich lasse ihnen meine Karte da, dann können sie sich melden, falls ihnen noch etwas einfallen sollte. Wenn wir noch Fragen haben sollten, melden wir uns natürlich noch mal.“, meinte Ruki schließlich. Noch mehr Informationen schienen sie nicht bekommen zu können. „Ich hätte noch eine Bitte. Ich weiß, dass Yamazaki noch nicht obduziert wurde, aber könnte ich die Unterlagen bekommen, die existieren?“, erkundigte Reita sich. „Natürlich, es ist nicht viel. Aber ich werde ihnen die Unterlagen nachher mailen.“, erklärte sich Takeuchi bereit. „Hey, da bist du ja wieder. Was sagt der Arzt?“, wollte Tohru neugierig wissen, als Wataru ihre Redaktion betrat. Auch ihre anderen Redaktionsmitglieder, Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki, sahen ihn fragend an. Sie machten sich alle Sorgen um ihn, vor allem, da es nicht das erste Mal war, dass er in dieser Verfassung war. Sie hatten ihre ganze Überzeugskraft aufwenden müssen, um Wataru dazu zu bringen nicht mit seinem Wagen zu fahren. Zwar hatte er am Ende zugestimmt mit der Bahn zu fahren, aber begeistert war er davon nicht gewesen. Aber bei seiner Müdigkeit wollten sie ihn nicht selber fahren lassen, nicht nachdem er vor seinem Rechner eingeschlafen war. Wataru ließ sich auf seinen Bürosessel sinken. Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, da kam seine kleine Hündin auf ihn zu geschossen. Da er viel Zeit in der Redaktion verbrachte, nahm er sie meistens mit zur Arbeit. Sie stellte ihre Vorderpfoten auf sein Schienbein, bis er sie auf den Schoss nahm. „Hey, Heart-chan…“, murmelte er zärtlich und streichelte sie. Dann wandte er sich an die anderen: „Ich hab nur ein neues Medikament bekommen, das ist alles.“ „Das sollte aber auch mal helfen!“, stellte Tohru fest. Er hätte nur zu gerne etwas getan, um seinem Freund zu helfen. „Ich hoffe doch. Lange halte ich das nicht mehr durch.“, seufzte Wataru. Er gähnte herzhaft. „Willst du dich nicht etwas hinlegen? Wir haben momentan doch nicht viel zu tun?“, erkundigte sich Tomoyuki. „Nein, dann schlaf ich wieder zu lange und kann heute Nacht wieder nicht schlafen.“, lehnte er ab. Das war das letzte Mal auch so gewesen. Die anderen wussten, dass es keinen Zweck hatte ihn weiter zu drängen. „Aber könnte mich nachher jemand nach Hause fahren? Ich glaube, ihr habt recht, ich schaffe das nicht mehr.“, fragte er dann. Vier Augenpaare sahen ihn erstaunt an. Yuusuke, der sich als erster von dem Schock erholte, stupste Tohru an. Weder ihm noch den anderen beiden, war entgangen, dass es schon zwischen den beiden geknistert hatte, aber nie mehr passiert war. Sie wussten auch, dass Wataru ihrem Jüngsten tatsächlich Avancen gemacht hatte, doch dieser war darauf nicht eingegangen. Yuusuke nahm an, dass es auch etwas mit Watarus lockerer Beziehung zu Ruki zu tun hatte. Also hoffte er, dass sich Tohru und Wataru so eine Gelegenheit bot, sich näher zu kommen. „Klar, ich fahre dich nachher nach Hause.“, beeilte sich Tohru zu sagen. „Danke.“, antwortete er mit einem müden Lächeln. „Wie war eigentlich das Seminar?“, wollte Ruki wissen. Bis jetzt hatten sie kaum Zeit gehabt sich privat zu unterhalten. Nachdem sie den Polizisten befragt hatten, wobei sich nichts Neues erfahren hatten, hatten sie beschlossen ihre Mittagspause zu nehmen. Nun saßen sie in einem kleinen Cafe - Bistro, das etwas abseits in Harajuku lag, aber meist gut besucht war. Es war ein wenig alternativ, es lief Rockmusik im Hintergrund und war für seine Salate und Kuchen berühmt geworden. „Es war sehr interessant, auch wenn ich wirklich hoffe, dass ich nie so eine verbrannte Leiche auf den Tisch bekomme.“, antwortete Reita. „Glaub mir Details willst du nicht wissen, wenn wir noch essen wollen.“ „Ich wollte auch keine haben.“, meinte Ruki und spießte mit seiner Gabel etwas von seinem Salat auf. „Gut, und was hast du so gemacht?“, fragte er. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass den anderen etwas bedrückte, er es aber nicht erzählte. „Mal wieder den Profiler für deine ehemalige Abteilung gespielt, sonst nicht viel. Gestern war Wataru noch bei mir. Er leidet wieder unter seinen Schlafstörungen.“, antwortete Ruki. Seinem Gesichtsausdruck konnte man entnehmen, dass er sich Sorgen um seinen Freund machte. „Hast du Kai und Aoi getroffen?“, fragt Reita erstmal. Auf Wataru würde er dann noch eingehen. Inzwischen hatte Ruki auch seine Freunde kennengelernt. Sie waren, nachdem er sich wieder ganz von dem Chupacabras Zwischenfall erholt hatte, zusammen etwas trinken gegangen. „Nein, habe ich nicht. Wobei die beiden auch die nettesten Leute gewesen wären. Ich habe meine Unterlagen nur hochgefaxt. Ich gehe nicht so gerne in die anderen Abteilungen. Es kotzt mich an, dass sie sich alle hinter meinem Rücken über mich lustig machen, aber für so was bin ich dann gut genug. Und jedes Mal tun sie dann so, als wenn nie etwas gewesen wäre. Spooky Matsumoto verträgt das ja…“, antwortete Ruki und verdrehte die Augen. Etwas erstaunt zog sein Partner eine Augenbraue hoch. Auch an Ruki schienen die ganzen Lästereien nicht abzuprallen. Selbst wenn Rukis Theorien oft abstrus erschienen, schätze er ihn und seine Arbeit. „Lass sie reden! Nimm es einfach mit Genugtuung hin, dass sie ohne dich aufgeschmissen wären.“ „Du meinst ohne die Hilfe eines Spinners?“, grinste er dann. „Genau, das meinte ich.“, grinste nun auch Reita. Er war erleichtert, dass Ruki wieder besser gelaunt zu sein schien. „Und was ist mit Wataru? Was genau hat er für Schlafstörungen?“ „Er kann nicht einschlafen, wälzt sich stundenlang von einer Seite auf die andere. Da bei ihm in der Nähe gerade eine Baustelle ist, dachte er, dass es vielleicht an dem Lärm liegen könnte. Aber bei mir hat er gestern auch kaum geschlafen. Am liebsten hätte ich ihn gar nicht zur Arbeit fahren lassen. Vor zwei Tagen ist er sogar einfach bei der Arbeit vor seinem PC eingeschlafen. Das hat Tohru mir erzählt.“, erklärte Ruki. „Wird das behandelt?“, wollte er besorgt wissen. „Ja, er ist deshalb in Behandlung. Bisher hat aber nichts geholfen. Es tritt einfach in unregelmäßigen Abständen auf. Seit kurzem ist Wataru bei einem neuen Arzt, da sein alter in Rente gegangen ist.“, war die Antwort. Sehr zufrieden damit sah Ruki nicht aus. „Du machst dir wirklich Sorgen um ihn, hm?“, fragte Reita behutsam nach. „Und wie, so schlimm war es schon lange nicht mehr.“, nickte Ruki. „Wenn es sich bisher gebessert hat, wird es sich auch dieses Mal bessern.“, versuchte er ihn zumindest ein wenig aufzumuntern. „Wie lange kennt ihr euch eigentlich schon?“ „Ein paar Jahre, ich weiß gar nicht genau wie lange. Wir haben uns kennengelernt als ich an der PSC Akademie angefangen hab. Aber mal etwas anderes, was hältst du von unserem Fall? antwortete Ruki. „Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll. Wie soll denn jemand, der tot war, wieder auferstehen?“, antwortete Reita nachdenklich. Es war klar, dass ihm die Idee überhaupt nicht behagte. „Und wenn er nicht wirklich tot war?“, gab Ruki zu bedenken. „Wie meinst du das? Du willst mir doch nicht wirklich erzählen, dass wir es hier mit Zombies zu tun haben?“, harkte er nach. Bevor Reita jedoch eine Antwort bekam, klingelte sein Handy. Schnell und mit einem entschuldigenden Blick in Rukis Richtung nahm er den Anruf entgegen. Er verließ das kleine Bistro um in Ruhe telefonieren zu können. Ruki sah ihm nur nach und widmete sich dann mit voller Aufmerksamkeit seinem Salat. Es sah ganz danach aus, als wenn er Reita nachher eine Lektion in Sachen Zombies erteilen musste. Dann schweiften seine Gedanken ab. Er seufzte. Wenn Watarus Gesundheitszustand doch nur seine einzigen Sorgen waren. Auf jeden Fall würde er ihn nachher noch anrufen, um sich nach ihm zu erkundigen. Genervt betrat Ruki den Club, in dem er sich ab und zu die Abende, besser gesagt die Nächte, um die Ohren schlug. Der Tag heute in der PSC Akademie hatte ihn fast in den Wahnsinn getrieben. Egal wie stichhaltig seine Argumentationen waren, die anderen hielten ihn für einen Spinner. Spooky Matsumoto, als wenn er es nicht mitbekommen würde, dass sie ihn so nannten… Schnurstracks ging er auf die Bar zu. Was zu trinken, das war es, was seine Laune jetzt heben würde. Danach konnte er sich immer noch jemanden suchen, mit dem er eventuell den Abend verbringen würde. Jemand, der ihn nicht für einen Spinner hielt. „Einen Long Island Ice Tea.“, gab Ruki seine Bestellung auf. „Legen sie einen Moscow Mule drauf und ich zahle!“, ertönte eine fremde, freundlich klingende Stimme. Ruki drehte sich in Richtung der Stimme und musterte einen jungen Mann mit braunen Haaren. Er trug eine schwarze Hose mit Nietengürtel, ein schwarzes enges Shirt, das einen roten, dünnen Rand hatte, samt tieferem Ausschnitt und dazu einen Blazer mit Nadelstreifenmuster. Seine Hose passte zu dem Blazer. Außerdem trug er einen Hut, den er sich gerade ein wenig aus dem Gesicht schob. Das ganze Outfit wurde durch einen Schal und Handschuhe mit Leopardenmuster abgerundet. „Lädst du häufiger Leute ein, die du gerade erst gesehen hast?“, wollte Ruki wissen. Vielleicht hatte er ja schon jemanden gefunden, mit dem er den Abend verbringen konnte? Oder besser gesagt, vielleicht hatte jemand ihn gefunden. „Nein, nur wenn sie gut aussehen.“, erwiderte der Fremde und setzte sich neben ihn. „Danke.“, grinste Ruki und fuhr sich mit einer Hand durch seine schwarzen Haare mit der pinken Strähne. Der Fremde zuckte mit den Schultern und grinste ebenfalls: „Mein Name ist Wataru.“ „Ich heiße Ruki.“, erwiderte er. Wenn dies hier nur ein weiterer One Night Stand sein würde, gab es keinen Grund ihm seinen richtigen Namen zu verraten. Inzwischen hatten sie ihre Cocktails bekommen. Ruki griff nach dem Glas und nahm einen Schluck durch den Strohhalm. Er merkte, dass Wataru ihn die ganze Zeit beobachtete. „Es stimmt übrigens nicht, dass ich dich gerade erst gesehen habe.“, meinte dieser leichthin. „Eh?“, entfuhr es dem Schwarzhaarigen erstaunt. Beinahe hätte er sich an seinem Cocktail verschluckt vor lauter Überraschung. „Ich habe dich schon ein paar Mal hier gesehen.“, erklärte Wataru und nahm dann ebenfalls einen Schluck von seinem Getränk. „Ach wirklich?“, wollte Ruki wissen. Er war dem anderen also schon vorher aufgefallen? Aber wieso war ihm der andere nicht aufgefallen, schließlich sah er mehr als gut aus. „Yap, aber dann hab ich dich immer aus den Augen verloren oder du bist jemand anderen gegangen. Anscheinend habe ich jetzt Glück.“, antwortete Wataru mit einem Grinsen. „Na ja, man muss es genießen von zu Hause wegzukommen, oder?“, erwiderte Ruki. Und wie er es genoss mal von zu Hause wegzukommen, sich einfach mal keine Sorgen um seine Mutter machen zu müssen oder sich von dem schlechten Gewissen wegen des Verschwindens seines Bruders verfolgen zu lassen. Genau deshalb kam er hierher, damit er das alles einmal verdrängen konnte, wenn er es schon nicht vergessen konnte. „So schlimm?“, erkundigte sich Wataru. „Wie man’s nimmt. Aber das ist sicherlich kein Thema für einen netten Abend…“, begann er. „Das soll doch einer werden?“ „Von mir aus kann er das gerne werden. Aber du hast Recht, es gibt Dinge, die man an einem netten Abend nicht erwähnen sollte.“, stimmte er Ruki zu. Wenig später kam Reita zurück und setzte sich wieder. Mit einem Blick auf Rukis fast leeren Teller, stellte er fest, dass er sich wohl besser beeilen sollte. „Das war mein alter Chef. Er meinte, dass er vielleicht einen Fall hätte, der zu unserem passen könnte. Wir sollten nach der Mittagspause bei ihm vorbeikommen.“, erklärte er. Als er Rukis skeptischen Blick sah, setzte er hinzu: „Wenn du willst, kann ich auch alleine…“ „Nein, ist schon okay. Ich war nur überrascht, das ist alles.“, unterbrach er ihn. „Vielleicht kann er ja mal etwas für uns tun.“, meinte Reita. Dann nahm er seinen Salat in Angriff. Ungefähr eine dreiviertel Stunde später betraten sie das PSC Hauptgebäude. Während der Autofahrt hatte Reitas Handy erneut geklingelt. Da es kein privater Anruf war, war Ruki schließlich rangegangen. Es war die Leitung der Pathologie gewesen, die bescheid gesagt hatten, dass die beiden Leichen überführt worden waren. Die Aussicht, dass er Dr. Ishizawa doch so bald auf seinem Tisch haben würde, stimmte Reita nicht besonders fröhlich, wie Ruki ihm deutlich ansehen konnte. Trotzdem wusste er, dass sein Partner seine Arbeit erledigen würde. Sie betraten den Fahrstuhl und fuhren in den 4. Stock, in dem sich die Abteilung für Gewaltverbrechen befand. Als sie die Abteilung betraten, wurde Reita von seinen ehemaligen Kollegen begrüßt. Ruki wurde entweder ignoriert, oder es setzten Lästereien ein. „Hey Suzuki, wie ist es in der Spukabteilung zu arbeiten? Und das mit Spooky Matsumoto persönlich?“, wollte jemand wissen. Reita wollte sich gerade umdrehen, um etwas zu erwidern, doch Ruki hielt ihn davon ab. Sein kurzer Blick machte ihm deutlich, dass er nichts zu erwidern brauchte. Die Blicke, die ihn mit Spott oder Verachtung bedachten, ignorierte Ruki rigoros. Er hatte nicht vor irgendjemandem hier auch nur ein Stückchen Angriffsfläche zu überlassen. Dafür dass er in solchen Momenten eine solche Kaltschnäuzigkeit an den Tag legen konnte, bewunderte Reita ihn. Sie konnte ohne Umschweife in das Büro des Abteilungsleiters gehen. Dieser hatte schon auf sie gewartet. „Guten Tag Suzuki-san, Matsumoto-san. Schön, dass sie gekommen sind. Setzen sie sich doch bitte.“, begrüßte er sie und deutete auf die zwei Sessel vor seinem Schreibtisch. „Guten Tag Inoue-san.“, begrüßte Reita ihn. Ruki tat es ihm gleich. „Es ist ja schon eine Weile her, dass wir das Vergnügen hatten.“, meinte Inoue in Reitas Richtung. Dann wandte er sich an Ruki: „Vielen Dank für ihre Unterstützung. Ihre Arbeit als Profiler hat uns wirklich weitergeholfen, Matsumoto-san.“ „Es freut mich, wenn ich ihnen helfen konnte.“, antwortete Ruki knapp, aber nicht unfreundlich. Er mochte Inoue nicht besonders. Der ältere Mann war ihm deutlich zu konservativ. In manchen Dingen erinnerte er ihn an seinen Vater. Auch wenn Ruki schon häufiger mit ihrem Abteilungsleiter Takashima aneinander geraten war, schätze er diesen wesentlich mehr. Schon einige Male hatte sein junger Chef hatte ihm den Rücken freigehalten. „Aber nun zu dem Grund, weshalb ich sie hergebeten habe. Ich habe heute Vormittag mit Takashima-san gesprochen und von ihrem neuen Fall erfahren. Vor ein paar Wochen haben wir in einem Fall ermittelt, bei dem militante Umweltaktivisten in ein Labor des Minamoto Konzern eingedrungen sind. Es kam zu einem Schusswechsel mit dem Sicherheitspersonal. Einer von ihnen wurde lebensgefährlich verletzt und ins Krankenhaus eingeliefert. Dort konnte nur noch der Tod des Opfers feststellen. Als die Leiche jedoch abgeholt werden sollte, fand man das Bett zuerst leer vor. Das Krankenhaus wurde abgesucht und schließlich hat man die Leiche im Treppenhaus gefunden, mit gebrochenem Genick. Es wurde angenommen, dass der Mann zu Unrecht für tot erklärt worden war. Takashima-san meinte jedoch, dass dieser Vorfall für die G-Akten Abteilung von Interesse sein könnte. Ich habe hier die Akte, die dazu angefertigt wurde. Dort stehen auch die Namen der Agenten, die für die Ermittlung verantwortlich waren und die Ärztin, die den Totenschein ausgestellt hat, zweimal.“, erläuterte Inoue. Reita sah ihn für einen Moment ungläubig an. Es gab also noch mehr von diesen augenscheinlich untoten Leichen?! Dann fasste er sich wieder. Das waren Dinge, die einfach unmöglich waren. „Minamoto ist doch auf Pharmazeutik spezialisiert?“, harkte Ruki nach, als ihm die Akte ausgehändigt wurde. Er erinnerte sich daran, dass 12012 vor einem Jahr einem Skandal, der diesen Konzern betraf, auf der Spur gewesen waren. Natürlich würde er sich hüten das gegenüber Inoue zu erwähnen. Seine oft illegale, aber wichtige Informationsquelle zu enthüllen lag ihm mehr als fern. „Ja, es handelt sich um den zweitgrößten Pharmazeutikkonzern in Japan.“, antwortete Inoue ihm. Er musterte den jungen Agenten kurz. Früher hätte man jemanden wie Matsumoto schon längst entlassen. Alleine schon wie er aussah. Wenigstens trug er einen Anzug. Das machte sein Aussehen nicht ganz so wild. Aber sein Vater musste sich ohne Zweifel im Grab umdrehen, wenn er denn tot gewesen wäre. Es war schade, dass Matsumoto so gar nicht nach seinem Vater kam, der ein vorbildlicher Agent des PSC gewesen war. Ruki nickte schon in weitere Gedanken versunken, sodass ihm der schätzende Blick entging. „Wir werden sehen, ob dieser Vorfall in Verbindung mit unseren Ermittlungen steht. Danke für ihre Mühen, Inoue-san.“, meinte Reita dann. Ihm war der Blick jedoch nicht entgangen und es gefiel ihm nicht wirklich. „Ich hoffe, wir konnten zur Abwechslung einmal der G-Akten Abteilung helfen.“, erwiderte er generös. Wenigstens wusste Suzuki wie man sich zu benehmen hatte. „Suzuki-san, könnten sie noch einen Augenblick bleiben?“ Bevor Reita etwas erwidern konnte, stand Ruki auf: „Wenn sie mich entschuldigen, Inoue-san. Vielen Dank für ihre Hilfe. Es wäre schön, wenn ihre Abteilung uns behilflich sein könnte.“ „Die Zusammenarbeit der Abteilungen im PSC ist unerlässlich. Auf Wiedersehen, Matsumoto-san.“, antwortete Inoue. Die Spannung zwischen den beiden war nicht zu übersehen. Reita konnte Ruki nur hinterher sehen. , dachte Ruki verärgert, als er das Büro verließ. Am liebsten hätte er die Tür zu geknallt, doch selbst sein nicht sehr ausgeprägter Sinn für Diplomatie sagte ihm, dass dies nicht die richtige Reaktion war. „Ich möchte ihnen sagen, dass es mir wirklich leid tut, dass man sie in die G-Akten Abteilung versetzt hat. Ich hatte immer gehofft, dass sie hier im PSC noch Karriere machen würden. Und nun sind sie gezwungen Matsumoto-san im Zaun zu halten. Ich möchte, ihnen die Chance offen lassen, dass man sie nicht komplett als Spukagent abstempelt. Sie müssen es nur sagen und ich werde mich dafür einsetzen, dass sie wieder in diese Abteilung zurückversetzt werden.“, sagte Inoue, als sie alleine in seinem Büro waren. „Das ist sehr großzügig von ihnen, aber entgegen meiner eigenen Befürchtungen erweißt sich die Arbeit in der G-Akten Abteilung als sehr spannend und ich denke nicht, dass ich Matsumoto-san im Zaun halten müsste. Er ist fähiger als viele andere Agenten hier.“, entgegnete Reita bestimmt. Langsam ging es ihm auf die Nerven, das hier so ziemlich jeder Ruki und seiner Abteilung Vorurteile entgegen zu bringen schien. Außerdem konnte er ihm schlecht erzählen, dass er nicht zuletzt gerade wegen Ruki bei der Abteilung bleiben würde. Aber das war seine Privatsache, die ging niemanden etwas an. „Sie setzen damit wirklich ihre Karriere aufs Spiel, sind sie sich im Klaren darüber?“, wollte Inoue wissen. Es überraschte ihn, dass sich einer seiner besten Agenten einfach mit seinem Schicksal zufrieden gab. Anscheinend hatte er sich in Reita getäuscht. Er hatte ihm etwas mehr Karrierewillen zugetraut. „Ja, das ist mir klar. Aber ich bin mit meinem Job zufrieden, auch in der G-Akten Abteilung.“, erwiderte er. „Nun, es wäre gelogen, wenn ich ihnen sagen würde, dass mich das nicht enttäuschen würde, Suzuki-san. Sie waren immer einer meiner besten Agenten. Aber ich kann sie nicht zu ihrem Glück zwingen.“, sagte Inoue. „Es tut mir leid, wenn ich sie enttäusche. Das liegt gewiss nicht in meiner Absicht. Aber ich weiß ihre Mühe wirklich sehr zu schätzen.“, erklärte Reita. „Letztendlich ist es ihre Entscheidung. Aber haben sie schon mal einen Blick in die G-Akte 85125 geworfen?“, erkundigte sein ehemaliger Chef sich. „Nein, aber woher kennen sie diese Akte?“, fragte er nach. „Nun bevor dieser Fall schließlich eine G-Akte wurde, wurde in verschiedene Richtungen ermittelt, unter anderem war auch diese Abteilung daran beteiligt. Sie sollten auf jeden Fall einmal einen Blick in die Akte werfen, vielleicht sehen sie ihren Partner dann mit anderen Augen, nämlich als den von seinen Vorstellungen besessenen und zerfressenen Mann, der er wirklich ist. “, das war alles, was Reita noch zu hören bekam. Ruki stand auf dem Flur und wartete auf seinen Partner. Er war gespannt, was Reitas ehemaliger Chef noch von ihm wollte und vor allem war er gespannt, ob sein Partner ihm davon erzählen würde. Wenn er ehrlich war, dann hatte er eine gewisse Vermutung, was das Thema der Unterhaltung anging. „Hey Ruki, was machst du denn hier? Ist Reita auch hier?“, fragte ihn plötzlich jemand. Überrascht fuhr Ruki herum. Vor ihm standen Kai und Aoi, die beiden Freude seines Partners. Kai lächelte ihn freundlich an. „Hi. Inoue-san hatte uns hergebeten. Er meinte, dass uns diese Akte vielleicht bei unseren Ermittlungen weiterhelfen könnte.“, erklärte Ruki. Er klang jetzt viel freundlicher. Aber im Gegensatz zu Inoue mochte er die beiden. Plötzlich entdeckte er einen Blondschopf in einer Gruppe von Agenten, der ihm nur allzu vertraut war und das nicht gerade in positiver Hinsicht. Seine sämtlichen Muskeln verspannten sich nur bei dem Gedanken an diese Person. Wieso war er wieder hier?! War er es überhaupt? Ruki war sich nicht sicher. Aber ein kalter Schauder lief ihm über den Rücken. „Entschuldigung…“, murmelte er den beiden zu und hastete den Gang entlang in die Richtung, in der er den Blonden hatte gehen sehen. Auch wenn er keine Ahnung hatte, was er tun würde, wenn er ihm tatsächlich gegenüber stehen würde, musste er doch wissen, ob es sich wirklich um diese spezielle Person handelte. Aoi und Kai sahen ihm fragend nach. Ruki sah den Blonden noch um die Ecke des Ganges biegen, doch als er selber um die Ecke bog, war der Mann nirgendwo mehr auszumachen. Hektisch sah er sich um, doch er konnte ihn wirklich nicht mehr entdecken. Hatte er sich das Ganze nur eingebildet?! Hilflos sah starrte er den Gang entlang. Wahrscheinlich sollte dankbar sein, dass er sich das Ganze nur eingebildet hatte. Denn was genau hätte er schon tun sollen? Er hätte dem Blonden schlecht mitten im PSC Hauptgebäude seine Pistole unter die Nase halten können… obwohl er nichts lieber getan hätte als das. „Ruki?“, fragte jemand plötzlich und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er zuckte erschrocken zusammen und drehte sich um. Erleichtert stellte er fest, dass es Reita war, der ihm die Hand auf die Schulter gelegt hatte und niemand anders. „Man, hast du mich erschreckt!“, meinte Ruki. „Das sehe ich. Du siehst aus, als wenn du einen Geist gesehen hättest. Wobei du wahrscheinlich nicht so erschrocken aussehen würdest, wenn du wirklich einen gesehen hättest…“, grinste er ihn an. „Was war los? Aoi und Kai meinten, du wärst auf einmal weggerannt.“ Am liebsten hätte er seinen Partner kurz in den Arm genommen, da er sah wie verstört und verspannt Ruki war, aber sie waren hier in der Öffentlichkeit. „Ich dachte, ich hätte jemanden gesehen, aber ich hab mich wohl geirrt.“, erwiderte dieser immer noch leicht abwesend. „Und wer jagt dir so einen Schreck ein? Das bin ich gar nicht von dir gewöhnt.“, meinte der Reita. Nein, er war es ganz uns gar nicht gewöhnt, dass sein Partner sich von jemandem so durcheinander bringen ließ. Sonst gab er immer Kontra und ließ sich von anderen nicht beeindrucken. „Es gibt auch nicht viele, die das tun. Mein ehemaliger Partner gehört dazu.“, erklärte Ruki leise. Dann sah er seinen Partner an: „Lass uns später darüber reden, ja Reita?“ „Klar, wann du willst.“, erwiderte Reita. Es erstaunte ihn, dass Ruki von sich aus über die Sache reden wollte, aber gleichzeitig fühlte er sich schon etwas geehrt, dass er ihm das anvertrauen wollte. Reita wusste zwar von Tohru in etwa was damals passiert war, aber er kannte die Geschichte nicht aus Rukis Sicht und es war etwas ganz anderes, es von ihm persönlich zu erfahren. Aber so wie es aussah hatte die Angelegenheit ihn ziemlich mitgenommen, wenn sie ihn immer noch so beeinträchtigte. „Was wollte dein Chef von dir?“, erkundigte Ruki sich nun. „Mir sagen, dass er mir mit diesem Fall noch die Karriereleiter offenhalten möchte.“, antwortete Reita. „Und was hast du gesagt?“, fragte Ruki nach. Besonders überrascht sah er nicht aus. „Das es nett von ihm sei, aber ich mit meinem jetzigen Job durchaus zufrieden sei und dass ich eigentlich nicht in erster Linie zum PSC gegangen sei um Karriere zu machen.“, erklärte Reita. „Oi, noch jemand der den Vorzug eines Kellerbüros erkannt hat?!“, grinste Ruki. „Könnte man so sagen.“, gab er zurück. Er war froh, dass Ruki wieder grinsen konnte und nicht mehr so verspannt wie vorher war. „So ein Kellerbüro hat schon ein gewisses Flair, findest du nicht?“ Dr. Morita legte die Unterlagen weg, die er über ein paar seiner Patienten angefordert hatte. Eine hatte ihn besonders fasziniert. Er hatte nie gedacht, dass sein junger Patient ein berühmt berüchtigter Hacker war. Er sah ganz und gar nicht aus wie jemand, der den halben Tag vor dem PC verbrachte. Und dass er für so ein lächerliches Untergrundmagazin arbeitete… er hatte ihn für intelligenter gehalten. Aber es würde interessant sein zu beobachten, wie das Medikament bei ihm wirken würde. Irgendwie war es Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet Miyawaki bei ihm in Behandlung gekommen war. ~~~~~~~~~~ Ein paar Kommentare meinerseits: * Erstmal danke, für die lieben Kommentare! Die Arbeit scheint sich ja gelohnt zu haben ^.^ v * ich mag persönlich liebe die Szene wie Ruki und Wataru sich kennenlernen ^^ hätte mich auch gerne einladen lassen XD * auch an Ruki prallen die ganzen Lästereien scheinbar nicht ab... * so Tohru, jetzt hast du die perfekte Gelegenheit dich an Wataru ranzuschmeissen ^.~ Kapitel 11: File 2: Insomnia part 3 ----------------------------------- File 2 Insomnia part 3 „Wusstest du, dass der Minamoto Konzern letztes Jahr fast in einen Skandal verstrickt worden ist? Wataru und Co waren an einer Story dran, die ihnen Forschung und Handel mit Biowaffen nachsagte. Sogar die normale Presse hatte Interesse an der Story gezeigt, doch Minamoto konnte sich aus der Affäre ziehen.“, wollte Ruki wissen, als sie alleine im Fahrstuhl standen. Sie waren auf dem Weg in den Keller. Vorher hatte er sich noch einen Kaffee in der Kantine besorgt. Sein Kaffeekonsum für diesen Tag lag weit unter dem Durchschnitt. „Jetzt haben wir nicht nur Untote, sondern auch noch einen Konzern wie Umbrella?!“, stöhnte Reita. Er fühlte sich immer mehr in das Spiel oder wahlweise den Film versetzt. „Es sieht so aus. Ich werde mich bei Wataru noch mal nach genaueren Infos erkundigen. Aber erstmal sollten wir uns genauer über Zombies unterhalten. Nur für den Fall, dass wir es wirklich mit ihnen zu tun haben.“, meinte er ungerührt. „Eine Lektion über Zombies? Das Wissen aus Resident Evil reicht nicht?“, erkundigte sich Reita. „Wo denkst du hin? Bevor Zombies als dämliche Horrorfiguren in Comics, Filmen und Spielen auftauchten, gab es sie schon.“, stellte Ruki klar und rollte mit den Augen. Es war ja klar gewesen, dass sein Partner nicht über dieses Hintergrundwissen verfügte. „Gut, dann belehre mich. Du hast bestimmt auch Dias dazu.“, grinste er nun. Inzwischen hatte der Fahrstuhl den Keller erreicht. Es ertönte der Hinweis, dass man vorsichtig sein sollte, wenn man den Fahrstuhl verließ, dann erst öffneten sich die Türen. Sie traten aus der Kabine und gingen in Rukis Büro. Zwar hatte Reita sein eigenes Büro gegenüber davon, doch die meiste Zeit verbrachten sie hier. Reita musste lächeln. Das Chaos und die Aktenstapel hatten sich auch in den Tagen, in denen er nicht da gewesen war, nicht gelegt. „Dich erschlägt noch mal einer dieser Stapel.“, meinte er und zog Ruki in seine Arme. Es war ein gutes Gefühl den Körper des anderen so nahe spüren zu können. „Sag bloß, du hast mich vermisst?“, fragte Ruki gespielt entsetzt. Letztendlich war er froh, dass Reita da war. Es tat gut, jemanden zu haben, der einem nahe stand. Statt einer Antwort, spürte er Reitas Hand unter seinem Kinn und einen Moment später dessen Lippen auf seinen. „Das ist definitiv ein Vorteil von einem Kellerbüro.“, stellte er zufrieden fest. Dann stellte er sich auf die Zehenspitzen und küsste seinen Partner noch mal. „Den Rest sollten wir auf heute Abend verschieben. Aber klar hab ich dich vermisst. Deine vorlaute Klappe besonders.“, meinte Reita mit einem Grinsen. „Hättest du jetzt die Güte mich in die Welt der Zombies einzuweisen? Es ist mir ganz recht, wenn ich nicht sofort in die Pathologie muss.“, setzte er hinzu. „Einverstanden, aber heute Abend kommst du mir nicht so einfach davon. Dann setzt dich auf den Stuhl und genieße den Vortrag. Popcorn gibt’s leider nicht. Aber ich denke, es ist ganz gut, wenn du gewisse Informationen hast, bevor du die Leichen obduzierst.“, stimmte Ruki zu. Er nahm zwei Akten von dem Stuhl vor seinem Schreibtisch und verstaute sie in einem der Aktenschränke. Für einen Moment tauchte bei Reita der Gedanke an die erwähnte Akte 85125 auf, doch er verdrängte ihn. Danach konnte er Ruki immer noch fragen. Selber finden würde er sie wohl kaum, nicht bei Rukis ganz spezieller Aktenordnungsart. Aber wenn sie so wichtig war, sollte er ihn danach wohl fragen. Während er in einem anderen Aktenschrank nach den richtigen Dias suchte, begann er schon mit seinem Vortrag. „Also das Wort Zombie stammt aus der afrikanischen Sprache Kimbundu. Das ursprüngliche Wort war nzûmbe und bezeichnet ursprünglich einen Totengeist. Heute versteht man für gewöhnlich wieder zum Leben erweckte Tote oder Wesen, die ihrer Seele beraubt wurden und somit willenlos sind, darunter. Man vermutet, dass in vielen Kulturen die Angst umher ging, dass Tote wieder auferstehen konnten. Was vielleicht auch nicht weiter verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass die Methoden zur Feststellung des Todes noch nicht so zuverlässig wie heute waren. Aber das brauche ich dir bestimmt nicht zu erzählen.“ „Nein, nicht wirklich. Ich glaube bis ins 18. Jahrhundert war es in Mitteleuropa Bestandteil der Totenwache, noch am Bett des Verstorbenen zu stehen und ihm im Notfall zu erschlagen. Also wenn er sich noch einmal erheben sollte.“, erwiderte Reita. Ruki hatte inzwischen den passenden Diakasten gefunden und baute den Projektor auf. Erstaunt zuckte eine Augenbraue nach oben: „Ja, genau. Aber am verbreitesten ist der Glaube an Zombies in Haiti beziehungsweise im Voodoo. Wobei dies mehr ist als Nadeln in kleine Püppchen zu stechen.“ Sein Partner nickte. Ihm war bewusst, dass es sich eigentlich um eine Religion handelte. „Wenn du die Leute in Haiti fragst, werden die meisten antworten, dass sie an Zombies glauben. Es gibt viele dokumentierte Fälle, in denen beerdigte Leute wieder auftauchten und zwar lebendig. Wenn man diesen willenlosen Zustand als lebendig bezeichnen kann. Viele Opfer sind nicht einmal ansprechbar.“, führte Ruki seinen Bericht weiter aus. Der Projektor war aufgebaut und das Zimmer soweit verdunkelt. Er legte das erste Dia ein. Auf der Wand hinter seinem Schreibtisch erschien ein Bild einer Frau mittleren Alters, die mit toten Augen in die Kamera starrte. Ihr Gesicht war genauso ausdruckslos. Sie trug ein schmuddeliges, teils zerrissenes Hemd. „Das ist Natagette Joseph. Ein Polizist sah die Frau ziellos durch den Ort irren. Er erkannte sie, allerdings hatte er 1966 einen Totenschein für sie ausgestellt und sie war begraben worden. Ein anderer dokumentierter Fall ist der von Clairvius Narcisse.“, erklärte er. Das Dia wechselte und zeigte nun einen jungen Mann, der in einem ähnlichen Zustand war. „Er ist 1962 in einem Krankenhaus an Fieber gestorben. 1980 fand er seine Schwester auf dem Marktplatz ihres Heimatortes. Er sprach sie an und erwähnte seinen Spitznamen, den er früher gehabt hatte und den nur enge Familienmitglieder kannten. Seine Identität wurde nicht nur von anderen Familienmitgliedern bestätigt, sondern auch von circa 200 Bewohnern des Ortes. Dieser Fall ist außergewöhnlich, da man hier einen Zombie hatte, der erklären konnte wie er zu einem geworden war.“ Er ließ Reita den Informationen erstmal verdauen. Dieser war ein weiteres Mal von Rukis Gedächtnisleistung beeindruckt. Er war sich sicher, dass dieser wahrscheinlich den Inhalt von allen G-Akten in seinem Kopf hatte. Er nickte, als Zeichen, dass er fortfahren konnte. „Es stellte sich heraus, dass er Vater mehrerer unehelicher Kinder war, sich aber geweigert hatte Unterhalt zu zahlen. Außerdem hatte er sich mit seinem Bruder wegen des Großgrundbesitzes der Familie gestritten. Aus diesem Grund hatte sein Bruder einen Bokor angeheuert. Ein Bokor ist ein Schwarzmagier in der Voodooreligion. Dieser Schwarzmagier verabreichte Narcisse ein Gift, das anfangs fieberähnliche Zustände ausgelöst hatte. Kurz darauf versetze ihn das Gift in einen tranceähnlichen Zustand. Zwar war er bei vollem Bewusstsein, doch er war vollständig gelähmt. So erschien er als tot, was selbst die Ärzte bestätigt wurde. Letztendlich hat man ihn lebendig begraben. Jedoch wurde sein Körper von dem Bokor wieder ausgegraben. Ihm wurde eine weitere Droge verabreicht, die bewirkte, dass er seinen Körper halbwegs bewegen konnte, aber nicht in der Lage war klare Gedanken zu fassen. Man brachte ihn auf eine Farm, weit weg von dem Dorf. Dort musste er als Sklave arbeiten, wie viele andere Zombies auch. Narcisse berichtete, dass sie gequält und misshandelt wurden. Eines Tages war einer der Zombies soweit aufgewacht, dass er den Bokor angreifen konnte. Es gelang ihm sogar ihn zu töten. Dadurch erhielten die anderen die Droge nicht mehr und konnten ebenfalls ihr Bewusstsein, soweit es möglich war wiedererlangen. Narcisse konnte sich nach einiger Zeit wieder an alles erinnern. Dieser Fall erregte sogar soviel Aufsehen, dass ein Team der BBC filmte.“, fuhr er fort. „Okay, soweit so gut. Was sind das für mysteriöse Gifte und Drogen?“, harkte Reita skeptisch nach. „Ich wusste, dass du das fragen würdest.“, antwortete Ruki mit einem Lächeln. „Unter anderem hat der amerikanische Biologe Wade Davis, der am botanischen Institut von Harvard arbeitete, diese Substanzen untersucht. Er konnte feststellen, dass das lähmende Gift zwei spezielle Substanzen enthält. Zum einen enthält es ein hochwirksames Nervengift, Tetrodoxin.“ „Welches tatsächlich schnelle und umfassend Lähmungserscheinungen hervorrufen kann. Es wird meistens von Kugelfischen gewonnen wird.“, bestätigte Reita nachdenklich. Das Ganze wurde interessant, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass sie es ebenfalls mit einem Voodoo Schwarzmagier zu tun hatten. „Genau. Außerdem enthält es eine Flüssigkeit, die ein starkes Anästhetikum und Halluzinogen enthält, welche von den Hautdrüsen der giftigen Aga- oder Riesenkröte abgesondert wird.“, erklärte er. „Wenn diese Flüssigkeit wirklich als so ein starkes Anästhetikum wirkt, dann könnte es tatsächlich den gesamten Körper lähmen.“, überlegte Reita. „Und was ist mit dem anderen Gift, beziehungsweise der Droge?“ „Die Droge heißt Datura. Passenderweise wird es von einer Pflanze gewonnen, die Zombiegurke oder lateinisch Datura stramonium, genannt wird. In westlichen Ländern ist diese Pflanze auch als Stechapfel gekannt. Es führt zu Gedächtnisschwund, Täuschungen, geistiger Verwirrung und in besonders hohen Dosen auch zu tiefer Benommenheit. Da allerdings die meisten Zombies ihre geistigen Fähigkeiten nicht zurückerlangten, nachdem sie das Gift nicht mehr verabreicht bekamen, wurde allerdings klar, dass es noch etwas anderes geben musste. Davis stellte die Theorie auf, dass dies dem Sauerstoffmangel zuzuschreiben sei, dem die gelähmten Opfer im Sarg ausgesetzt waren. Die dadurch verursachten Hirnschäden verstärkten die Wirkung des Datura Giftes. Narcisse konnte nur deshalb wieder ein recht klares Bewusstsein erlangen, da er einfach nicht lange genug im Sarg gelegen hatte, um ernsthafte Schäden zu erleiden.“, gab Ruki weiter an. „Das wäre eine mögliche Erklärung. Nur sehe ich keinen Grund, wieso hier jemand schwarze Magie anwenden sollte. Soweit ich weiß ist Voodoo nicht die verbreiteste Religion hier in Japan.“, merkte sein Partner an. Sein Gesichtsausdruck war genauso skeptisch wie Ruki erwartet hatte. „Das will ich auch nicht unbedingt unterstellen. Aber nehmen wir mal an, dass jemand sich genauer der Erforschung dieser Subtanzen gewidmet hat. Es könnte ganz interessant sein, wenn man Menschen als willenlose Sklaven einsetzen könnte. Für eine richtige Theorie ist es noch zu früh, denke ich. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein Zufall ist, dass wir auf den Minamoto-Konzern gestoßen sind. Wenn du gleich die Leichen obduzierst, werde ich mir die Akte vorknöpfen und ich werde den Hintergrund der Opfer überprüfen. Denn was bei den Zombiefällen in Haiti interessant ist, ist dass die Opfer alle selber etwas mehr oder weniger böses getan haben.“, erwiderte Ruki. Er wusste selber noch nicht genau, was er mit den spärlichen Informationen, die sie hatten anfangen sollte. „Jedenfalls denke ich, kann es nicht schaden, die Leichen auf diese Substanzen zu testen.“ „Da stimme ich dir zu. Mach du dich schlau, ich werde mich den Toten widmen.“, meinte Reita. Er stand auf und wollte den Raum verlassen, doch Ruki hielt ihn am Ärmel fest. Erstaunt sah Reita ihn an. Sein Partner grinste nur, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn erneut. „Wenn es zu schlimm wird, lass es jemand anderen machen. Mach dich nicht fertig.“, schlug er behutsam vor. Für einen Augenblick sah Reita so aus, als wenn er diese Option tatsächlich erwog. Doch dann schüttelte er den Kopf: „Ich werde es machen. Ich möchte nicht, dass vielleicht jemand anderes an ihr herum fuscht.“ „Versteh ich.“, erwiderte Ruki. Nachdem Reita gegangen war, ging er zuerst zu seiner Kaffeemaschinen und setzte sich einen weiteren Kaffee auf. Dann zog er sein Handy aus der Anzugtasche und wählte die Nummer, die er in letzter Zeit recht häufig gewählt hatte. Es dauerte nicht lange, da meldete sich am anderen Ende eine junge Frau. „Ja, guten Tag. Hier Matsumoto Takanori. Könnten sie mich mit Dr. Sakamoto verbinden?“, fragte er. „Würden sie bitte einen Augenblick warten, Matsumoto-san?“, erwiderte die junge Frau. „Natürlich.“, antwortete Ruki. Er sah zu wie die braune Flüssigkeit in die Kaffeekanne floss. Wenig später hatte er den Arzt am anderen Ende. „Guten Tag Matsumoto-san. Sie wollen sicherlich wissen, wie es ihr geht.“, sagte Sakamoto. Er hatte eine tiefe Stimme, die freundlich und geduldig klang. „Guten Tag, Dr. Sakamoto. Genau deshalb rufe ich an. Ich bin gerade beruflich sehr eingespannt und werde wohl erst am Ende der Woche vorbei kommen können.“, entgegnete Ruki. Er klang leicht nervös. „Das ist in Ordnung. Es geht ihr schon sehr viel besser. Entlassen können wir sie noch nicht, das wäre zu früh. Aber sie wird sich bestimmt freuen, wenn sie sie am Ende der Woche besuchen kommen.“, meinte der Arzt. Damit war das Gespräch schon fast beendet. Sie verabschiedeten sich. Erleichtert schenkte Ruki sich eine Tasse Kaffee ein und setzte sich an seinen Schreibtisch. Er fand seine Brille neben einem Aktenstapel uns setzte sie auf. Schnell hatte er seinen Laptop hochgefahren. Nachdem er das Passwort trustno1 eingetippt hatte, erschien sein Startbildschirm. Er öffnete sein Textverarbeitungsprogramm und schrieb. Das Dokument wurde gespeichert. Dann öffnete er sein E-Mailprogramm und schickte eine kurze Nachricht an Wataru. Ruki klappte seinen Laptop zu. Bevor er nach der Akte griff, nippte er an seinem Kaffee. Kurz nachdem Ruki seine Mail verschickt hatte, erklang bei Watarus PC ein Geräusch, das ihm den Eingang einer Nachricht signalisierte. Er öffnete die Nachricht und war ein wenig überrascht. Es war schon eine Weile her, dass er diese simple Nachricht, in der nur die Zahl 42 stand, erhalten hatte. Schnell hatte er den Ordner Festplatten in seinen Dateien geöffnet. Er klickte auf das Festplattensymbol, was mit 42 gekennzeichnet war. Ein Kasten erschien und er wurde aufgefordert ein Passwort einzugeben. Wataru tippte ein. Damit hatte er Zugang zu Rukis einer Festplattenpartition. Theoretisch ermöglichte ihm das Programm, dass Tohru und er zusammen entwickelt hatten, auch den Zugang zu den anderen Partitionen, doch auf diese würde er nur im Notfall zurückgreifen. So hatten sie es abgesprochen und er würde die Privatsphäre seines Freundes nicht verletzen. Nun musste er nur noch das Programm durchlaufen lassen und er würde auf dem neuesten Stand der Dateien sein. Dazu musste er ein weiteres Passwort eingeben. Flink huschten seine Finger über die Tastatur. Wenig später konnte er das neue Textdokument lesen. Ruki erkundigte sich zuerst nach seinem Zustand. Dann bat er ihn um einen Gefallen, oder falls er zu müde sein sollte Tohru darum bitten sollte. Er brauchte Informationen über zwei Personen und den Minamoto-Konzern, inklusive denen zu dem Skandal. Er schrieb zurück, dass er sich darum kümmern würde. Dann erhielt Ruki ebenfalls eine Mail mit der Zahl 42. „Tomoyuki? Kannst du mir die Archiv CD über den Minamoto Skandal heraussuchen?“, wollte er wissen. „Klar, ich geh sie sofort suchen.“, antwortete Tomoyuki und verschwand in einem kleinen Raum, der ihnen als Archiv diente. Dann bat Wataru Tohru um Hilfe. Er war zu müde um zweimal gründlich die Hintergründe von Leuten zu recherchieren. Reita hatte seinen Anzugsblazer gegen seinen weißen Kittel eingetauscht. Er setzte sich die Schutzbrille auf und widmete sich der Leiche von Dr. Ishizawa. Er hatte beschlossen mit dem, für ihn, schlimmeren Fall anzufangen. Auch wenn es ihn Überwindung kosten würde, sie aufzuschneiden. Wie es vorgeschrieben war, begann er mit der äußeren Untersuchung. Er hielt Name, Geschlecht, weitere Informationen über das Opfer und die Beschreibung der Verletzungen mit seinem Diktiergerät fest. Dann untersuchte er die Wunden genauer. Wie er bereits festgestellt hatte, handelte es sich um Kratz und Bisswunden. So wie es aussah, waren die Bisswunden alle von Menschen verursacht worden. Bestimmt würde der Abgleich mit dem Gebiss der anderen Leiche eine Übereinstimmung ergeben. Genau wie er Hautpartikel von Dr. Ishizawa unter dessen Fingernägeln finden würde. Er machte noch ein paar Großaufnahmen von den Verletzungen. Als er diese erste Untersuchung beendet hatte, griff er nach dem Skalpell. Reita schluckte, doch dann setzte er das Skalpell zum T-Schnitt an. Die Klinge schnitt erstaunlich leicht durch die abgestorbene Haut. So hatte er bald die inneren Organe freigelegt. Da er keine Unregelmäßigkeiten feststellen konnte, führte er nur nötige Prozedere durch und hielt die Ergebnisse wieder auf dem Diktiergerät fest. Schließlich konnte er den Schnitt wieder vernähen und die Leiche zurück in den Aufbewahrungsschrank bringen. Hier würde sie so lange bleiben, bis sie zur Beerdigung abgeholt werden würde. Irgendwie hoffte er, dass er wenigstens die Gelegenheit bekam den Angehörigen sein Beileid auszusprechen. Er wusste nicht wieso, aber er hatte das Gefühl, dass er sich dann besser fühlen würde. Also blieb nur noch die zweite Leiche. Reita öffnete das Fach, in dem sie aufbewahrt wurde. Dort lag der Mann regungslos auf der Bahre. In Gedanken tadelte er sich. Was hatte er denn erwartet? Das die Leiche ein weiteres Mal aufstand und sich nun an ihm vergriff?! Geräuschvoll schwang die Tür zur Pathologie auf. Reita fuhr herum. Vor ihm stand einer der jüngeren Agenten. Er hatte ihn schon ein paar Mal hier unten gesehen und ihm unter die Arme gegriffen. „Guten Tag, Suzuki-senpai. Ich wusste gar nicht, dass sie wieder hier sind“, begrüßte dieser ihn. „Guten Tag, Ikuma. Ich bin seit gestern Abend wieder von dem Seminar zurück. Und kaum ist man wieder hier, wartet eine Menge Arbeit auf einen.“, erwiderte er. „Tja, das Verbrechen schläft nicht.“, erwiderte der junge Agent lächelnd. Als er den Leichnam jedoch sah, verschwand das Lächeln sofort. Er hatte die zahlreichen Einschusslöcher und Stichwunden gesehen. „Ins Herz gestochen und in den Kopf geschossen?! Da wollte jemand auf Nummer sicher gehen?!“ „Wie man es nimmt. Die Einschusslöcher wurden ihm erst später zugefügt. Eigentlich sollte er an den Stichverletzungen gestorben sein. Was würdest du schätzen, wie lange das Opfer schon tot ist?“, wollte Reita dann wissen. Er musterte den Jüngeren, während dieser überlegte. „Nach dem Verwesungsprozess zu urteilen ist er schon mehrere Wochen tot.“, erwiderte Ikuma dann. „Angeblich ist das Opfer erst seit zwei Tagen tot.“, antwortete er trocken. „Mal sehen, ob die Obduktion das bestätigt.“ Ein wenig amüsierte ihn der geschockte Gesichtsausdruck des jungen Agenten. Gerade als Ruki den Bericht zu Ende gelesen hatte, klingelte das Telefon auf seinem Schreibtisch. Er nahm das Gespräch entgegen und war überrascht als er die Stimme seines Abteilungsleiters vernahm. Dieser forderte ihn freundlich, aber bestimmt auf in sein Büro zu kommen. Und zwar sofort. Grummelnd erhob Ruki sich und machte sich auf den Weg. Er hatte schon eine gewisse Ahnung, worum es ging. Es dauerte eine Weile bis er an die Tür zum Büro seines Chefes klopfte. Er hatte eine ganze Weile auf den Fahrstuhl warten müssen. Manchmal fragte er sich, ob der Fahrstuhl absichtlich so lange brauchte, wenn ihn sein Weg in die G-Akten Abteilung führte. „Sie wollten mich sprechen, Takashima-san?“, meinte Ruki, als er die Tür öffnete und das Büro betrat. Sein Chef saß hinter seinem Schreibtisch. Er saß so aus, als wenn er auf ihn gewartet hätte. „Ja das wollte ich. Setzen sie sich, Matsumoto-san.“, erklärte Takashima und strich sich ein Strähne des honigblonden Haares aus dem Gesicht. Ruki setzte sich und sah ihn an. „Ich hoffe, sie und Suzuki-san machen Fortschritte mit ihrem Fall?“, begann er das Gespräch zuerst auf sicherem Terrain. „Das tun wir. Suzuki-san obduziert gerade die Opfer von heute morgen. Ich war gerade dabei die Akte von Inoue-san durch zu arbeiten.“, antwortete Ruki. Ihm war klar, dass er mit dieser Antwort das Gespräch in die eigentliche Richtung lenkte. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass ihm beinahe aus lauter Gewohnheit Reitas Spitzname herausgerutscht war. „Inoue-san hat mich vorhin angerufen und sich über sie beschwert, Matsumoto-san. Ihr Verhalten ihm gegenüber soll grob unhöflich gewesen sein.“, stellte Takashima fest. „Nun ja, ich würde sagen, dass es auf Gegenseitigkeit beruhte.“, erwiderte er. Ruki war sicherlich nicht gewillt sich alleine dafür verantwortlich zu machen. Er wusste, dass sich die beiden Abteilungsleiter nicht besonders sympathisch waren. „Das habe ich mir bereits gedacht. Aber ich musste ihm versichern, dass ich sie mir zur Brust nehmen würde.“, erwiderte sein Chef sichtlich genervt von den Ereignissen. „Nur tun sie sich bitte selbst einen Gefallen und vermeiden sie solche Konflikte. Wenn die Leitung die G-Akten Abteilung jemand anderem unterstellen sollte, dann wird dieser bestimmt nicht so freundlich mit ihnen umgehen. Sie wissen genau, dass sie hier nicht nur Freunde haben.“ Tohru hockte sich zu Heart-chan auf den Boden und streichelte sie. Sie lag in ihrem Korb, hatte ihren Besitzer aber im Blick. Watarus Finger glitten immer noch über die Tastatur seines PCs. Er hatte gerade etwas sehr interessantes entdeckt und war nicht von der Sache abzubringen gewesen. Tohru hatte eigentlich darauf gedrängt, dass er eine Pause einlegte. Doch das Einzige, was er ihm hatte abringen können, war ihm einen Tee zu machen. Nun wartete er darauf, dass das Wasser kochte. Die kleine Hündin wandte sich Tohru zu. Sie leckte ihm kurz über die Hand. „Du machst dir auch Sorgen um ihn, hm?“, meinte er leise, sodass Wataru ihn nicht hören würde. Er spürte wie ihr Kopf seine Hand berührte. „Meinst du, du kannst ihn überzeugen mal eine Pause einzulegen? Ich denke, wir beiden sollten hier zusammen arbeiten.“ Heart-chan wirkte tatsächlich so, als wenn sie es sich überlegen würde. Dann stand sie auf und trappte auf ihren Besitzer zu. Tohru musste grinsen als er sah, wie sie bellte und ihre Pfoten gegen Watarus Bein stemmte. Dieser sah überrascht von seiner Arbeit auf. Lächelte dann aber liebevoll und hob sie auf seinen Schoss. Er drehte sich mit seinem Bürostuhl herum. Tohru hatte sich gerade aufgerichtet. „Ihr verschwört euch gegen mich, oder?“, wollte er wissen. „Nein, wir machen uns nur beide Sorgen um dich. Du solltest wirklich eine Pause machen. Du siehst total fertig aus.“, erwiderte Tohru. Damit verschwand er in der Küche und kam wenig später mit einer Tasse Tee wieder. Er stellte die Tasse vor Wataru auf dem Schreibtisch. Seufzend lehnte sich sein Freund in seinem Stuhl zurück: „Gegen euch beide komm ich nicht an.“ „Erfasst. Wir beide sind ein gutes Team.“, stellte Tohru zufrieden grinsend fest. „Bist du fertig mit deinem Teil der Recherche?“ „Hm ja, aber ich denke das, was ich eben herausgefunden habe, dürfte interessant für Ruki sein. Der Sicherheitsbeamte sollte in einem Prozess gegen Minamoto aussagen. Vielleicht kriegen wir den Konzern doch noch dran.“, erklärte Wataru. „Das ist in der Tat interessant. Ich hoffe doch, dass wir die noch dran kriegen. Vor allem, da sie uns beinahe noch verklagt hätten.“, stimmte Tohru zu. In seinen Augen funkelte es. Er konnte es nicht erwarten, dass sie sich vielleicht rächen konnten. Wenn er zu diesem Zeitpunkt gewusst hätte, was sich in naher Zukunft ereignen würde, wäre er noch entschlossener gewesen Minamoto zu Fall zu bringen. Nach der Obduktion kam Reita wieder zu Ruki ins Büro. Er fand seinen Partner hinter seinem Schreibtisch vor, vertieft in einen Stapel Papier. Die Akte, die sie von Inoue erhalten hatten, lag geschlossen daneben. Die leere Kaffeekanne stand noch auf dem Schreibtisch und die Anzahl der Zigarettenkippen im Aschenbecher war deutlich angestiegen. „Hey, ganz schön fleißig gewesen?“, meinte Reita. „Kann man so sagen, ja. Zwischendurch musste ich mich noch von Takashima zusammen pfeifen lassen. Ich war angeblich zu unhöflich zu Inoue.“, erklärte Ruki. Er hob seine Brille kurz an und rieb sich die Augen. „Und du?“ „Kann man zwei Leute aufschnippeln als fleißig bezeichnen?“, damit setzte er sich auf den Stuhl vor Rukis Schreibtisch. „Musstest du dir viel anhören?“ „Nein, zum Glück können sich die beiden nicht ausstehen. Es war eher ein informeller Rüffel.“, antwortete er. „Was hat die Obduktion ergeben?“ „Was Dr. Ishizawa angeht, stammen ihre Verletzungen tatsächlich von Yamazaki. Ansonsten konnte ich bei ihr nichts ungewöhnlich entdecken. Die Gewebe - und Blutproben müssen allerdings noch analysiert werden, genau wie bei Yamazaki. Aber ich denke, dass wir in seinem Mageninhalt Fleischreste von Dr. Ishizawa finden. Kommen wir nun zum interessanteren Fall. Ich kann dir mit Sicherheit sagen, dass unser Zombie vor zwei Tagen an der Stichverletzung ins Herz gestorben ist. Ich weiß nicht wie das möglich sein sollte, aber Yamazaki war tot, als er sie getötet hat.“, erklärte Reita. In dem Moment, in dem er die Worte aussprach, veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Vor Ruki saß nun ein junger Mann, dessen Glaube bis in die Grundfesten erschüttert war. Rückartig stand er auf und ging zu ihm hin. Er ging vor ihm in die Knie und legte seine Hände vorsichtig auf Reitas Oberschenkel. „Ich weiß auch nicht, wie das möglich ist. Aber es sieht ganz danach aus, dass es hier passiert ist.“, sagte er. „Macht dir das keine Angst?“, erkundigte Reita sich leise. Als Pathologe war es für ihn bisher unumstößlich gewesen, dass Tote auch wirklich tot waren. Und jetzt hatte er jemanden aufgeschnitten, der obwohl er tot gewesen war, jemanden umgebracht hatte. Schlimmer war vielleicht nur noch, dass er keine Erklärung dafür hatte. „Doch, macht es. Mir machen viele von diesen Dingen Angst, aber wenn man wegschaut macht es sie nicht ungeschehen.“, stellte Ruki fest. Natürlich hatte er schon Dinge mit den G-Akten erlebt, die auch ihn erschüttert hatten, so dass er Reita verstehen konnte. Sein Partner beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn. Er war erleichtert über Rukis Worte. Nachdem sich ihre Lippen getrennt hatten, erhob Ruki sich. Er konnte Reitas Hände an seinen Hüften spüren. Sanft, aber doch bestimmt zog er ihn so auf seinen Schoss. Er vergrub sein Gesicht zwischen Rukis Schulter und Nacken. Ruki strich ihm über den Rücken und ließ ihn gewähren. Bisher hatte er ihn noch nie so erlebt. Aber es brach auch nicht jeden Tag ein Teil des eigenen Weltbildes zusammen. Nach einer Weile hatte Reita sich soweit gefangen, dass er wieder aufsah. „Tut mir leid, Ruki.“, meinte er. Doch Ruki schüttelte den Kopf: „Kein Problem. Es ist doch ganz normal, wenn einem das mitnimmt.“ Er strich ihm sanft über die Wange. Es störte ihn überhaupt nicht, dass Reita hier Gefühle zeigte. Im Gegenteil es zeigte ihm eine sehr menschliche Seite an ihm. Er hatte bisher den Eindruck gehabt, dass Reita eher reserviert war, was seine eigenen Gefühle anging. Aber dieser intime Moment eben hatte Ruki gezeigt, dass sich zwischen ihnen Vertrautheit entwickelte. „Danke.“, erwiderte Reita schlicht, aber mit festerer Stimme als zuvor. „Jetzt würde mich interessieren, was du herausbekommen hast.“ „Eine Menge. Ich muss zugeben, dass Wataru und Tohru mir geholfen haben, aber sonst hätte ich das niemals herausbekommen. Fangen wir mit Yamazaki an. Er führte ein Restaurant wurde aber er wurde von der Yakuza erpresst. Anscheinend hat er sich geweigert zu zahlen und so kam es zu der Messerstecherei, in der er getötet wurde.“, erklärte Ruki. „Interessanter wird es, denke ich, wenn wir uns der Akte von Inoue zuwenden. Vor rund einem Jahr hatte das 12012 einen Artikel über Minamoto veröffentlich. Es ging darum, dass der Konzern einen Großteil seiner Einnahmen über biologischen Waffen bestreitet, die sie an Tieren und Obdachlosen testen. Auch Medikamente sollen an Unwissenden getestet worden sein. Wataru und Co wurden beinahe wegen Rufmord verklagt. Dazu kam es nicht, da Minamoto es schon geschafft hatte den Artikel wie eine Lüge aussehen zu lassen. Wer glaubt letztendlich schon einem Haufen Spinner?“ „Woher hatten sie die Informationen? Doch nicht nur aus den Rechnern des Konzerns?“, wollte Reita wissen. „Nein, sie hatten Kontakt zu zwei Mitarbeitern, die später jedoch nicht mehr bereit waren auszusagen. Tomoyuki hatte sogar ein paar Fotos von den Laboren. Aber das andere Opfer, mit Namen Amano Hiroshi, sollte in ein paar Wochen vor Gericht gegen Minamoto aussagen. Es geht um illegale Medikamententests an Menschen. Ich habe übrigens auch mit der Ärztin, die seinen Totenschein ausgestellt hat, telefoniert. Morgen hätte sie Zeit für uns.“ „Gut, was ist mit den Umweltaktivisten? Kann man mit jemandem von ihnen reden?“, wollte er wissen. „Das hat sich etwas schwieriger gestaltet, da die Organisation sehr misstrauisch war. Aber auch da können wir morgen vorbei kommen.“, meinte Ruki. „Du hast sie bestimmt so lange genervt bis sie nachgegeben haben.“, grinste Reita. Er schien sich wieder gefangen zu haben. „Fast, ich hab dem Chef einen Blow Job versprochen. Da ist er auf einmal zu Kreuze gekrochen.“, erwiderte sein Partner nonchalant. Für die letzte Bemerkung bekam er einen Klaps gegen den Hinterkopf. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Erstmal vielen Dank für Kommentare und Favos. ^.^ Freu mich tierisch drüber! Auch über welche zu diesem Kapitel *g* Anmerkungen meinerseits: * klugscheißen macht Spaß, Ruki über Zombies klugscheißen lassen noch viel mehr! * http://www.nieznane.pl/_files/artykuly/405/3.jpg das wäre eins der Dias, die Ruki Reita zeigt. Ich kenne das Foto aus dem Buch: Weltatlas der rätselhaften Phänomene, aber ich weiß leider nicht mehr genau, ob es der erwähnte Narcisse ist oder jemand anderes… jedenfalls ein angebliches echtes Zombie * ja, Tohru und Heart-chan sind ein gutes Team ^.~ * Ikuma~!!!! Extra für Nine, wird aber noch häufiger vorkommen. In Fall 3 dürfte er auch nicht der Einzige der Band Ando Eccentric Agent bleiben, der auftaucht… *freu* * tadaaaa Uruhas erster Auftritt! Jaja so jung und schon Abteilungsleiter… XD *passend zum Titel schlaf ich grad auch nicht... ich bin soooo müde!!! Kapitel 12: File 2 Insomnia part 4 ---------------------------------- File 2 Insomnia part 4 Später waren sie zusammen Essen gegangen. Reita hatte Ruki noch zu sich eingeladen. Zwar hatte er das sowieso vorgehabt, doch da der Jüngere angedeutet hatte, dass er mit ihm über die Sache ihm Flur sprechen wollte, hatte er sein Angebot beschleunigt. Es war das erste Mal, dass er bei ihm zu Hause war. Aus unerfindlichen Gründen waren sie bisher immer bei Ruki gewesen. Er hatte sich neugierig umgesehen, doch Reita hatte auch nichts anderes erwartet. Sein Appartement war um Längen schlichter eingerichtet als Rukis, doch trotzdem konnte man sich hier zu Hause fühlen. Schon alleine Rukis Kleiderschrank war kurz davor aus allen Nähten zu platzen. Schließlich saß er auf dem schlichten schwarzen Sofa in dessen Wohnzimmer. Reita hatte noch zwei Bierflaschen aus dem Kühlschrank geholt und ihm eine davon gegeben. Ruki wirkte nervös. Er schien nicht so recht zu wissen, wie er anfangen sollte. „Wegen heute auf dem Flur…“, begann er schließlich. Er merkte wie Reita nach seiner Hand griff, woraufhin er näher an ihn heran rutschte. „Ich habe für einen Moment gedacht, dass ich meinen ehemaligen Partner gesehen hätte. Und wenn es irgendeinen Menschen auf diesem Planeten gibt, dem ich nie wieder begegnen möchte, dann ist es Miku.“ In seiner Stimme klang eine Menge Verachtung mit. Reita legte einen Arm um ihn und strich sanft mit seinem Daumen über Rukis Hand: „Was ist damals passiert?“ „Als der Chupacabras mich angefallen hat und du dich um mich gekümmert hast, da hast du doch die Narbe an meinem Schlüsselbein gesehen, oder?“, wollte er wissen. Reita nickte. „Das ist nicht die Einzige, die ich seitdem habe. Meine Partner in der G-Akten Abteilung haben häufiger gewechselt. Bevor du mein Partner geworden bist, habe ich mich Andou Miku zusammen gearbeitet. Bei einer Ermittlung kamen wir einem Kinderhändlerring auf die Schliche. Aber er hat mich an sie verraten. Letztendlich habe ich Glück gehabt, dass sie mich nicht erstochen haben, sondern nur krankenhausreif geschlagen haben. Seit diesem Vorfall habe ich diese Narben. Es ist, als wenn es mich immer an meine Naivität erinnert…“, erklärte Ruki dann seufzend. Er war froh, dass er wenigstens das losgeworden war. „Was hat das PSC unternommen?“, wollte Reita wissen. Er wusste, dass Ruki kein Mitleid von ihm wollte. Trotzdem zog er ihn stärker in seine Umarmung. Augenscheinlich war dieser ganz froh darum, denn er entspannte sich ein wenig. Trotzdem konnte an in seinen Augen ablesen, dass der Horror dieses Erlebnisses immer noch präsent für ihn war. „Während Miku einfach verschwunden ist, hat das PSC die ganze Sache einfach vertuscht. Dabei war es klar, dass er mich verraten haben musste. Doch da einige Politiker in die Sache verstrickt zu sein schienen, haben sie den Fall einfach im Sande verlaufen lassen. Ich habe mich beschwert, aber man hat mir klar gemacht, dass ich rein gar nichts zu erwarten hätte. Ich habe Glück gehabt, dass ich mit dem Leben davon gekommen bin und dafür solle ich dankbar sein. Eigentlich wollte ich kündigen, aber dank Wataru und Tohru habe ich es nicht getan.“, führte Ruki aus. Er sah in Reitas geschocktes Gesicht. „Glaubst du wirklich, dass er es war?“, wollte er wissen. Sein Gesichtsausdruck wurde ärgerlich. „Wenn ja, sollte er sich in Acht nehmen!“ Erleichtert ließ Wataru sich in den Beifahrersitz von Tohrus dunklem 3er BMW sinken. Er war doch froh, dass er nicht selber fahren musste. Er hatte das Gefühl, als wenn er dem Geschehen im Verkehr um ihn herum nicht mehr richtig folgen konnte. „Danke, dass du mich fährst.“, sagte er. „Bevor du noch einen Unfall baust.“, erwiderte Tohru und startete den Wagen. Er fuhr von dem kleinen Parkplatz vor dem Gebäude. „Bleibst du noch zum Essen?“, wollte Wataru wissen und überging damit die Bemerkung. „Gerne, aber nur wenn wir etwas bestellen. Du stellst dich nicht in die Küche und machst dir die Mühe mich zu bekochen. Ich bezahle auch.“, antwortete er. Normalerweise kochte Wataru immer für ihn, wenn er mit zu ihm kam. Oft nahm er auch die Küche in der Radaktion in Beschlag und versorgte alle mit Essen. „Nein, ich lad dich ein. Ich habe dich ja gefragt, ob du bei mir zum Essen bleibst. Außerdem hast du schon die ganze Zeit Scherereien mit mir.“, entgegnete sein Freund bestimmt. Zwar war er Tohru dankbar, dass er sich um ihn kümmerte, aber es blieb ein letzter Rest von einem schlechten Gewissen, dass er ihm zur Last fallen könnte. „Okay, schon verstanden. Dann sage ich danke.“, erwiderte Tohru und fädelte sich in den Verkehr ein. „Aber nur um das klarzustellen, du machst mir keine Scherereien. Dir geht es momentan nicht so gut und da wir Freunde sind, helfe ich dir natürlich. Manchmal bist du genau so stur wie Ruki in dieser Hinsicht.“ „Okay, das hab ich jetzt verstanden.“, grinste Wataru. Er wusste selber nicht, wieso Tohru ihm das so oft ausreden musste. „Zum Glück mag Heart-chan dich auch gerne. Sonst hätten wir da ein Problem.“ „Ich weiß, wen deine Süße nicht mag, der ist unten durch.“, stimmte Tohru grinsend zu. Er betätigte gerade den Blinker, um an der nächsten Ampel abzubiegen. „Allerdings. Einer meiner Lover wollte doch glatt, dass ich sie vor die Tür setze!“, entrüstete sich der andere. „Dreimal darfst du raten, wer vor der Tür gelandet ist!“ Wenn es um seinen kleinen Hund ging, verstand er keinen Spaß. Tohru konnte sich ausmalen, dass der Kerl zuerst heruntergeputzt und dann hochkantig herausgeworfen wurde. „Ich schätze, dann habe ich Glück gehabt.“, lachte er. „Wir könnten eigentlich auch was zu Essen mitnehmen. Dann geht’s schneller.“, bemerkte Wataru. Ihm war nicht entgangen, dass Tohru sich für einen kleinen Moment verkrampft hatte, als er von einem seiner Lover sprach. Er wurde einfach nicht schlau aus dem Jüngeren. Zwischen ihnen war etwas, wenn er sich nicht komplett irrte. Doch auf keine seiner Avancen war Tohru bisher eingegangen. Dafür war das Verhältnis zwischen ihm und Ruki häufiger etwas gespannt. Es war nicht so, als wenn sie sich gleich prügeln würden. Das Ganze verlief unterschwelliger. „Stimmt, hab ich gar nicht dran gedacht.“, stimmte Tohru zu. „Weißt du, ich bin froh, dass du damals einfach so in die Redaktion marschiert bist.“, meinte Wataru plötzlich. „Hey, Wataru!“, rief Yuusuke nach ihm. „Du solltest mal eben kommen. Das hier ist wirklich interessant.“ Wataru kam ins Redaktionszimmer. Sein Hund Heart-chan folgte ihm tapsend. Er war ziemlich überrascht, als er neben seinen drei Freunden Yuusuke, Hiroaki und Tomoyuki, mit denen er vor rund einem Jahr die Untergrund Zeitschrift 12012 gegründet hatte, noch eine weitere Person sitzen sah. Auf dem Bürostuhl, auf dem er sonst immer saß, saß ein junger Mann mit blonden Haaren. Der Pony war auf der einen Seite länger und hing ihm ein wenig über das Auge. Die unteren Haare waren länger als der Rest. Sein Kleidungsstil war alternativ. Kurz um dort saß jemand, der auf jeden Fall sein Interesse geweckt hätte, wäre da nicht die Tatsache, dass eigentlich keiner wusste, dass die Redaktion sich hier befand. Sie waren sehr auf Geheimhaltung bedacht und die hatten sogar die Adresse im Impressum verschlüsselt. Der Fremde schenkte ihm ein schon fast entwaffnetes Lächeln, doch Watarus Gesichtsausdruck blieb wie versteinert. Normalerweise war Heart-chan gegenüber Fremden nicht sehr zutraulich, doch er musste zusehen, wie sein kleiner Hund geradewegs zu dem jungen Mann hintrottete und sich von ihm auf den Schoss nehmen ließ. Das war wirklich interessant, dachte er. In diesem Moment entschied Wataru, dass es nicht schaden würde, wenn er zurücklächeln würde. „Das ist Tohru. Er möchte gerne ein Praktikum bei unserem Magazin machen.“, erklärte Hiroaki leicht belustigt. So was war ihnen noch nie passiert. Die meisten Menschen belächelten sie nur für ihre Zeitschrift. Trotzdem hatten sie auch ihre treuen Leser. Anscheinend war Tohru einer von ihnen. „Ein Praktikum?!“, fragte Wataru ungläubig. „Wie kommst du denn auf diese Idee?“ Tohru sah ihm direkt in die Augen: „Ich lese eure Zeitschrift seit der ersten Ausgabe und bin sehr begeistert davon. Ihr gebt nichts darauf, was uns als Wahrheit verkauft wird. Ihr habt eure eigenen Ansichten und genau dafür bewundere ich euch. Ihr seid einfach anders, als die anderen Zeitungen. Ihr seid nicht angepasst.“ „Er hat auch eine Bewerbung mitgebracht.“, fügte Tomoyuki hinzu und reichte Wataru einen dünnen Ordner. Dieser schlug ihn auf und überflog kurz die Angaben. Tohru schien gerade mit der Schule fertig geworden zu sein. Er hatte durchschnittliche bis gute Noten und schien gut mit Computern umgehen zu können. „Du hast auch etwas in deinem Maileingang, deinem ganz privaten.“, mit dieser beiläufigen Bemerkung des Fremden, wurde Wataru wirklich hellhörig. Er musterte Tohru, der seelenruhig Heart-chan streichelte, als wäre es das normalste auf der Welt. „Ich habe doch gesagt, dass es interessant ist, oder?“, grinste Yuusuke Wataru an. „Guck schon nach, ob das stimmt.“ Es dauerte noch einen Moment bis dieser sich aus seiner Lethargie lösen konnte und zu seinem PC hinüber ging. Er hatte den PC selbst zusammen gebaut. Der Gedanke, dass jemand, den er nicht kannte, ihm eine Mail an seine ganz private Adresse geschickt hatte, verunsicherte ihn zutiefst. Diese Adresse war geheim, nur vier Leute kannten sie außer ihm. Seine drei Freunde hier und Ruki. Außerdem war sein PC mit allen möglichen Sicherheitsvorkehrungen geschützt. Er war schließlich einer der besten Hacker überhaupt und verstand sich darauf seine Daten zu sichern. Wenn dieser junge Mann tatsächlich an seine Adresse gekommen war, dann musste er ebenfalls über ausgezeichnete Hackerfähigkeiten verfügen. Vielleicht sogar bessere als seine. Die Adresse der Redaktion zu entschlüsseln lag eher im Bereich des Möglichen, als seinen PC zu hacken. Wataru hatte schnell sein Mailprogramm geöffnet. Er traute seinen Augen kaum, dort war tatsächlich eine Mail von Tohru. Das war wirklich mehr als interessant. Er öffnete die Mail. Die Nachricht darin war verschlüsselt, doch mit einem seiner selbstgeschriebenen Entschlüsselungsprogramme dauerte es nicht lange, bis er die Nachricht lesen konnte. Darin stand nur ein Wort: Angenommen? Wataru drehte sich zu Tohru hin: „Du hast meinen Rechner gehackt.“ Seine Stimme war ruhig, auch wenn er noch nicht genau wusste, was er von der Sache halten sollte. „Ja, das hat mich einige Zeit und Mühe gekostet. Es war nicht leicht, aber das hatte ich bei dir auch nicht erwartet, Lubis Cadir. Ich hätte die Nachricht auch noch umständlicher verschlüsseln können, doch dein Programm sollte sie ja noch entschlüsseln können.“, erwiderte dieser völlig von sich überzeugt. „Er kennt dein Pseudonym, er scheint echt was auf dem Kasten zu haben.“, stellte Tomoyuki fest. „Ich will wissen, wie du das angestellt hast.“, forderte der Gehackte schlicht. „Das war ein ganz schöner Schreck für dich damals, oder?“, wollte Tohru wissen. Gerade parkte er seinen Wagen vor einem Konbini, nicht weit von dem Appartementkomplex entfernt, in dem Wataru wohnte. „Schon. Das war immerhin das erste Mal, dass mich jemand erfolgreich gehackt hat.“, gestand dieser. „Einfach hast du es mir bestimmt nicht gemacht. Es hat fast zwei Monate gedauert.“, lachte Tohru. „Hast du bestimmte Wünsche fürs Essen?“ „Nee, nur nicht so viel. Ich hab nicht so großen Hunger.“, erwiderte Wataru. Er holte sein Portemonnaie hervor und gab seinem Freund Geld für den Einkauf. Dann sah er ihm nach, wie er im Laden verschwand. Er kam sich ein wenig hilflos vor, weil er sitzen bleiben musste. Hoffentlich konnte er bald wieder schlafen. So langsam war er wirklich kurz davor den Verstand zu verlieren. Ungefähr eine viertel Stunde später saßen sie in seinem Wohnzimmer auf dem Sofa. Wataru saß in der einen Ecke und hatte die Füße auf den Tisch gelegt. Heart-chan war noch in der Küche, da dort ihr Fressnapf stand. Der Fernseher lief und zeigte eine Gameshow, doch beide schenkten ihr nicht allzu viel Aufmerksamkeit. Diese galt zurzeit eher ihrer Bentobox. Obwohl Wataru nicht viel Hunger gehabt hatte, tat es gerade gut, etwas in den Magen zu bekommen. Nach dem Essen musste er zwei von seinen neuen Tabletten schlucken, wie nach jeder Mahlzeit. Erst wenn sie anschlagen würde, durfte er die Menge verringern. Er verzog das Gesicht als er die Tabletten schluckte und spülte schnell mit Wasser nach. Der Geschmack war widerlich. Aber wenn es helfen würde. Er gähnte herzhaft. „Willst du ins Bett?“, fragte Tohru ihn. „Hm, ich weiß nicht. So schnell kann ich bestimmt nicht schlafen.“, antwortete Wataru. „Aber ich hätte eine Idee wie du dich entspannen kannst.“, grinste sein Freund dann. „Beweise!“, forderte Wataru. Er sah ihn erwartungsvoll an. „Dann ab ins Schlafzimmer! Du ziehst dich um, nur obenrum bitte frei lassen.“, erklärte Tohru und erhob sich. Er streckte ihm eine Hand hin. Nachdem Wataru sie ergriffen hatte, zog er ihn auf die Beine. Im Schlafzimmer, das genau wie der Rest der Wohnung nicht zu beladen eingerichtet war, zog Wataru zuerst sein Shirt aus. Dann folgte seine Hose, bis er nur noch in Boxershorts da stand. Grinsend wandte er sich an Tohru: „Zufrieden?“ „Fast. Mach es dir auf dem Bett bequem. Am besten legst du dich auf den Bauch.“, erwiderte dieser. Es fiel ihm schon ein wenig schwer den Blick von seinem Freund abzuwenden. Dieser sah definitiv gut aus und nur in Boxershorts, war ein Anblick, der ihm bisher verwehrt geblieben war. Tohru fragte sich, ob es anders gewesen wäre, wenn er auf eines von Watarus Angeboten eingegangen wäre. Ob das etwas zwischen ihnen verändert hätte? Vor allem hätte es etwas an Watarus Einstellung zu seinen Lovern geändert, wenn er ihn gehabt hätte? Ruki war, soweit er wusste, bisher der Einzigste, bei dem es über einen One Night Stand hinausgegangen war. Tohru vertrieb diese Fragen lieber. Wataru tat wie von ihm verlangt. Er legte sich auf sein Bett und legte den Kopf auf die gekreuzten Arme: „Okay so?“ „So ist gut.“, erwiderte Tohru. Er kam ebenfalls auf das Bett. Wataru merkte wie Tohru ein Bein über seinen Körper hob. Als nächstes konnte er dessen warme Oberschenkel an beiden Seiten seiner Hüften spüren. Er grinste leicht. Mit diesem Gefühl konnte er gut leben. Tohru warme Hände strichen einmal kurz über seinen Rücken. Dann begann er langsam damit seinen Freund zu massieren. „Du bist ganz schön verspannt.“, stellte er fest. „Hm…“, gab Wataru zurück. Er hatte die Augen geschlossen. Es fiel ihm langsam immer schwerer gegen die Müdigkeit anzukämpfen. „Willst du über Nacht hierbleiben? Sonst musst du nachher noch so lange nach Hause fahren.“, wollte er nach einer Weile wissen. Ihre Appartements lagen über eine halbe Stunde entfernt voneinander. Für einen Moment hörten Tohrus Hände auf seine Haut zu bearbeiten. Die Frage hatte ihn etwas aus dem Konzept gebracht. Doch dann fasste er sich wieder und fuhr er fort. „Wenn dir das keine Umstände macht.“, meinte er. „Wie denn? Du bist einer der pflegeleichtesten Menschen, die ich kenne. Wenn du nicht bei mir im Bett schlafen möchtest, kannst du auch die Couch nehmen. Aber das Bett ist ja eigentlich groß genug.“, erwiderte Wataru und gähnte ein weiteres Mal herzhaft. „Dann bleibe ich. Aber ich denke die Couch brauche ich nicht. Wir sind ja erwachsene Menschen.“, antwortete Tohru. Er hatte das dringende Bedürfnis heute bei Wataru bleiben zu müssen. Er wusste nicht genau wieso, aber er hatte ein schlechtes Gefühl dabei ihn alleine zu lassen. „Gut, Klamotten findest du im Schrank. Fühl dich wie zu Hause…“, murmelte sein Freund. Es dauerte tatsächlich nicht mehr lange bis Wataru eingeschlafen war. Vorsichtig deckte Tohru ihn zu. Zum ersten Mal seit Wochen sah er einen komplett entspannten Gesichtsausdruck bei seinem Freund. Er lächelte. Dann ging er aus dem Schlafzimmer um nach Heart-chan zu sehen. Er fand sie im Wohnzimmer, wo sie auf dem Sessel saß, auf dem sie normalerweise zusammen mit ihrem Besitzer saß. Sie sprang herunter und stupste Tohru erwartungsvoll mit der Schnauze gegen das Bein. „Kommst du gleich mit ins Schlafzimmer? Wataru schläft tatsächlich schon. Fragt sich nur wie lange.“, meinte er und nahm sie auf den Arm. Als Wataru aufwachte war es kurz nach ein Uhr. Er seufzte und drehte sich um. Etwas verwirrt stellte er fest, dass er nicht alleine in seinem Bett lag. Erst nach einer Weile fiel ihm wieder ein, dass er Tohru gefragt hatte, ob er die Nacht über bleiben wollte. Dieser lag auf der Seite, ihm zu gewandt. Soweit Wataru es in der Dunkelheit des Zimmers erkennen konnte, hingen ihm ein paar Haarsträhnen im Gesicht und eine Hand hatte er unter dem Kissen vergraben. Sein Oberkörper hob und senkte sich wieder bei jedem neuen Atemzug. Irgendwie war es beruhigend, den anderen neben sich liegen zu haben. Bisher war Ruki eigentlich der Einzige gewesen, neben dem er wirklich entspannt schlafen konnte. Plötzlich murmelte Tohru etwas im Schlaf und legte sich mehr auf den Bauch. Dabei landete sein Arm auf Watarus Hüfte, was ihn allerdings nicht störte. Er schloss die Augen und versuchte weiterzuschlafen, obwohl er befürchtete, dass es nicht so einfach werden würde. Doch wenigstens hatte er ein paar Stunden schlafen können. Am nächsten Morgen wachte Wataru vor Tohru auf. Er hatte nur noch wenig Schlaf gefunden, nachdem er aufgewacht war. Trotzdem fühlte er sich noch geräderter als die Tage zuvor. Ihm war schlecht. Kalt war ihm ebenfalls. Plötzlich merkte er wie das flaue Gefühl in seinem Magen schlimmer wurde. Möglichst schnell, aber dennoch vorsichtig, stieg er aus dem Bett und ging ins Badezimmer. Dort schaffte er es gerade noch rechtzeitig sich vor die Toilettenschüssel zu knien, bevor sich sein kaum vorhandener Mageninhalt entleerte. In Gedanken fluchte er, jetzt wurde er auch noch krank. Das hatte ihm noch gefehlt. „Alles in Ordnung?“, hörte er Tohrus Stimme aus dem Schlafzimmer. Er klang noch ein wenig verschlafen. Als Wataru das Bett verlassen hatte, war er aufgewacht. „Geht so.“, kam die nicht gerade fröhlich klingende Antwort aus dem Badezimmer. Tohru stand auf und ging zu ihm. Er sah seinen Freund vor der Toilette knien. Sein Gesicht war blass und seine Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Von dem entspannten Gesichtsausdruck als er gestern eingeschlafen war, war nichts mehr übrig geblieben. „Geht’s wieder?“, wollte Tohru führsorglich wissen. Er kniete sich zu Wataru hin. „Mir ist nicht mehr so übel, aber mir ist kalt.“, erklärte dieser fröstelnd. Sanft legte er ihm die Hand auf die Stirn: „Du bist ganz heiß. Leg dich lieber wieder hin.“ „Okay…“, murmelte Wataru. Er hatte keine Lust sich dagegen zu wehren. Außerdem glaubte er nicht, dass er so einen ganzen Tag im Büro aushalten würde. Wenigstens konnte er sich ohne Probleme einen Tag frei nehmen. Das war der Vorteil, wenn man selbstständig war. Er rappelte sich mühsam auf und spülte sich den Mund aus, bevor er wieder ins Schlafzimmer trottete. Tohru folgte ihm mit besorgtem Blick. „Ich rufe bei den anderen an und sage bescheid, dass wir nicht kommen.“, meinte er dann, als Wataru wieder im Bett lag. „Wir?“, wollte er mit hochgezogener Augenbraue wissen. „Na, ich lass dich doch nicht alleine leiden. Du ruhst dich aus und ich kümmere mich um dich.“, erklärte sein Freund in einem Tonfall, als wenn es eigentlich überflüssig war ihm das zu erklären. „Danke.“, sagte Wataru schlicht. Ihm war klar, dass er Tohru nicht davon abbringen können würde und wenn er ehrlich war, wollte er das auch gar nicht. Als Ruki am nächsten Morgen aufwachte, ging es ihm wesentlich besser als seinem Freund, Wataru. Er lag neben Reita in dessen Bett. Dieser hatte seinen Arm von hinten um ihn gelegt und sein Gesicht in seinen Nacken vergraben. Als Reita ein Grummeln von sich gab, konnte er dessen Atem auf seiner Haut spüren. Gerade hörte der Wecker, der sie eben aus dem Schlaf gerissen hatte, auf zu klingeln. „Morgen.“, meinte Reita dann und gab Ruki aus seiner Umarmung frei. Dieser drehte sich um und küsste seinen Partner. „Morgen.“, meinte er dann. „Willst du zuerst ins Bad? Ich mache dann Frühstück.“, wollte Reita wissen. „Ist gut.“, stimmte Ruki zu. Es dauerte eine Weile bis Ruki wieder aus dem Badezimmer kam, aber er sah gut gestylt wie immer aus. Das weiße Hemd mit der schwarzen Weste stand ihm sehr gut. Am liebsten wäre er gleich wieder mit Ruki im Schlafzimmer verschwunden, aber dann würden sie zu spät zur Arbeit kommen. Ruki hingegen war der Kaffeegeruch schon im kleinen Flur der Wohnung in die Nase gestiegen. „Ich krieg Kaffee bei dir?“, wollte er überrascht wissen und setzte sich auf den Stuhl gegenüber von Reita. „Warum nicht? Selbst ich trinke morgens ganz gerne mal eine Tasse, stell dir vor.“, grinste dieser. „Wann haben wir unseren Termin bei der Ärztin?“ „So gegen zehn Uhr. Meinst du die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung heute noch kommen?“, wollte Ruki wissen. „Das hoffe ich zumindest. Mir wurde versprochen, dass es mit Priorität behandelt wird.“, antwortete Reita. „Wenn du deinen Charme hast spielen lassen, sollte das kein Problem sein.“, lachte sein Partner und nippte an seinem Kaffee. Als sie schließlich das Krankenhaus betraten, indem die Ärztin arbeitete, verspannte sich Ruki zusehends. Reita entging das natürlich nicht. Zwar wusste er, dass sein Partner eine tiefgehende Abneigung gegen Krankenhäuser hatte, aber dass es so tief ging, dass er ihm auch dieser absehbare Termin unangenehm war, überraschte ihn schon. Dass es nur an seinem längeren Aufenthalt nach der Sache mit seinem alten Partner lag, konnte er sich nicht vorstellen. Genauso schien es auch nicht die Aversion zu sein, die viele Leute teilten. „Wir sind hier bestimmt schnell fertig.“, meinte er dann. Ruki sah ihn zuerst etwas verwirrt an, doch dann schien er zu verstehen, was sein Partner meinte: „Passt schon. Job ist Job.“ „Mein Vater wollte nie, dass ich zum PSC gehe. Seiner Meinung nach hätte ich einfach Arzt werden sollen.“, erklärte Reita unvermittelt. Er wusste nicht genau, wieso er es ausgerechnet jetzt erzählte, aber er hatte den Eindruck, dass es Ruki vielleicht helfen könnte. Außerdem hielten sich Rukis persönliche Informationen über ihn in Grenzen. Außer er hatte Tohru und Wataru auf ihn angesetzt, aber das konnte er sich dann doch nicht vorstellen. „Ist dein Vater auch Arzt? Meiner war sogar beim PSC, aber ich weiß nicht, ob er stolz auf mich wäre.“, erkundigte er sich, während sie sich ihren Weg durch das Gebäude zum Büro der Ärztin bahnten. „Er ist ein sehr angesehener Chirurg. Dass er meine Mutter sitzen gelassen hat, als ich klein war, hat ihn nicht davon abgehalten sich immer in mein Leben einzumischen. Aber ich bin froh, dass ich nicht auf ihn gehört habe.“, antwortete Reita. „Dein Vater war beim PSC?“ „Ja, er war Abteilungsleiter vor Inoue. Er hat sich aber schon vor Jahren aus dem Dienst zurückgezogen. Es hat ihm ziemlich zugesetzt, dass er einen Fall nicht lösen konnte.“, erwiderte Ruki. „Aber ich finde es gut, dass du nicht getan hast, was dein Vater wollte. Sonst hätten wir uns womöglich nicht kennengelernt.“, fügte er dann noch hinzu. Inzwischen waren sie auf der richtigen Etage des Krankenhauses angekommen, auf der sich das Büro der Ärztin befand. Wenig später klopfte Reita an der Tür desselbigen. „Herein.“, ertönte eine freundlich klingende Frauenstimme. Reita öffnete die Tür und sie traten in den Raum: „Guten Tag, Dr. Katsuragi.“, begrüßte er sie. Ruki begrüßte sie ebenfalls freundlich. Dr. Katsuragi war eine Frau Ende 30. Sie hatte ihre schulterlangen schwarzen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie saß hinter ihrem Schreibtisch und legte gerade eine Akte beiseite. „Sie müssen die beiden PSC Agenten sein, richtig?“, meinte sie mit einem freundlichen Lächeln. „Setzen sie sich doch bitte.“ „Die sind wir. Das ist Special Agent Suzuki. Mein Name ist Special Agent Matsumoto. Wir hatten gestern miteinander telefoniert.“, erwiderte Ruki, während sie beide vor dem Schreibtisch Platz nahmen. „Ja, ich erinnere mich an ihre Stimme. Sie sind wegen des Vorfalles von vor einem Jahr hier.“, meinte sie. Die beiden nickten. „Es war schon ein wenig gruselig, aber im Nachhinein denke ich, dass mir wohl ein Fehler unterlaufen sein muss. Ich hatte an diesem Tag Dienst in der Notaufnahme und es war sehr viel los. Matsumoto-san hat mir erzählt, dass sie auch Arzt sind, dann wissen sie sicher, wie es an solchen Tagen zugeht.“, begann Dr. Katsuragi. Sie machte einen sympathischen, aber auch kompetenten Eindruck. „Allerdings.“, stimmte Reita zu. Er erinnerte sich nur zu gut, an die Schichten in der Notaufnahme. Es war ein weiterer Grund gewesen sich gegen eine Laufbahn als Arzt zu entscheiden. „An diesem Abend hatte wir mehrere Verletze aus dem Überfall der Umweltgruppe hier. Am schlimmste war jedoch der Wachmann Amano-san verletzt. Wir mussten ihn schnell operieren, doch er ist uns noch im OP verstorben. Ich habe den Totenschein ausgestellt. Bevor wir uns jedoch richtig um die Leiche kümmern konnten, mussten wir in einen anderen OP. Als ich wieder kam, war die Leiche verschwunden. Jedoch hatte keiner jemanden in das Zimmer gehen sehen. Ich habe zwei Schwestern, die ich gerade entbehren konnte, losgeschickt um in der Klinik nachzusehen. Eine von ihnen hat die Leiche im Treppenhaus gefunden. Dort schien sie die Treppe heruntergefallen oder geworfen worden zu sein. Was ich jedoch sehr merkwürdig fand, war nicht das gebrochene Genick, sondern dass die Leiche ein paar Verletzungen durch den Sturz aufwies. Die Lippen waren aufgeplatzt und auch aus der Nase hatte sie geblutet. Allerdings war das Blut bereits geronnen, also wie bei einem Toten.“, erklärte sie. „Wurde die Leiche danach noch in der Pathologie untersucht?“, erkundigte sich Reita. „Ja, wurde sie. Ich hatte darum gebeten. Jedoch hat sich der Minamoto Konzern darum gekümmert und ich habe den Bericht nie zu Gesicht bekommen. Sie können natürlich ihr Glück versuchen, immerhin sind sie Bundesagenten.“, erwiderte Dr. Katsuragi mit Bedauern in der Stimme. „Es hätte mich wirklich interessiert, wie das mit dem Blut zu erklären gewesen wäre.“ „Haben sie persönlich mit Leuten von Minamoto gesprochen?“, wollte Ruki wissen. „Habe ich. Das Ganze wirkte etwas komisch. Sie waren sehr darauf bedacht, dass keine Nachforschungen von unserer Seite angestellt wurden. Keiner sollte die Leiche eingehender untersuchen. Das war schon etwas seltsam.“, antwortete sie. „Haben sie etwas von dem Skandal um Minamoto letztes Jahr mitbekommen?“, fragte er weiter nach. Woraufhin er von Reita einen leicht finsteren Blick kassierte. „Ja, es war nicht das erste Mal, dass gemunkelt wurde, dass der Konzern in dubiose Machenschaften verwickelt war. Meinen sie, sie wollten etwas verbergen?“, erkundigte sich die Ärztin nun. „Ich will gar nichts unterstellen, ich finde es nur seltsam.“, meinte Ruki. Ihm war schon klar, dass er hier keine wilden Beschuldigungen anstellen konnte. „So wie sich der Mann von Minamoto verhalten hat, wirkte es jedenfalls, als wenn sie etwas zu verbergen haben. Mehr kann ich ihnen dazu nicht sagen.“, meinte sie noch einmal nachdenklich. „Du bist grad ziemlich auf Minamoto fixiert, hm?“, wollte Reita wissen, als sie das Büro verließen. Er wirkte nicht mehr so verstimmt wie eben, als Ruki nachgeharkt hatte. „Vielleicht, aber ich glaube wirklich, dass sie etwas damit zu tun haben. Ich denke schon, dass Wataru und die anderen Recht gehabt haben. Da Minamoto aber davon gekommen sind, haben sie ihre Forschung garantiert nicht eingestellt. Was wenn sie tatsächlich ein Mittel gefunden haben, dass Untote erschafft? So etwas wie den T – Virus?“, gab er zu bedenken. „Ich will niemanden in Schutz nehmen, schon gar keinen von diesen großen Konzernen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass tatsächlich jemand so einen Wirkstoff erfindet.“, erwiderte Reita. „Aber du bezweifelst nicht, dass Minamoto seine Finger im Spiel haben könnte?“, erkundigte Ruki sich. „Nein, das bezweifle ich nicht. Ich werde auf jeden Fall nachher bei ihnen anrufen und mich erkundigen, auch wenn ich nicht glaube, dass sie mir eine Auskunft in diesem Fall erteilen werden.“, antwortete er. „Würde mich wundern.“, stimmte sein Partner zu. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Gut viel Neues für den Fall gab es nicht, aber na ja… Dank meiner lieben Freundin Sethaniel, die ich grad besuche und deren Internet ich grad nutzen darf, gibt’s auch dieses Mal pünktlich am Samstag das neue Kapitel. Sonst hätte ich erst am Dienstag hochladen können, bin Montagabend nämlich erst spät zu Hause (yay! 30 seconds to mars Konzert!) Vielen Dank für das Feedback bisher ^.^ Und auch dieses Mal ein paar Anmerkungen meinerseits: * So nun die Verratstory aus Rukis Sicht und ja, Miku sollte sich in Acht nehmen, falls er sich noch einmal blicken lässt! *schnaub* * öhm ja, Vorbild war Ancafe Miku… wer so süß aussieht, dass man Karies bekommt, muss einfach ein Psychopat sein! XD Ich will damit keinem Ancafe Fan auf den Schlips treten, aber sagen wir so, meine Lieblingsband werden sie nie werden und ich brauch auch Leute für die bösen Rollen… * Nine und ich sind der festen Überzeugung ein dunkler 3er BMW passt zu Tohru! * Ich glaub, ich hätte gelacht, wenn ich an der Stelle der andere 12012 Mitglieder gewesen wäre… haha… Praktikum! * Ich will da auch eins machen! Wobei ich wohl nicht zum Arbeiten käme… XD * Immerhin schlafen sie jetzt schon in einem Bett zusammen…und ist es nicht rührend wie Tohru sich um Wataru kümmert? * Kaffee, er kocht ihm Kaffee!!!!! Ich will auch! Kapitel 13: File 2: Insomnia part 5 ----------------------------------- File 2 Insomnia part 5 Tohru saß neben Wataru auf dem Bett und sah ihn besorgt an. Dieser gab einen nicht näher definierbaren Laut von sich, als er seine Liegeposition ein wenig veränderte. Dabei rutschte ihm der kalte Waschlappen von der Stirn, den Tohru ihm vorhin gegen das Fieber gemacht hatte. Nachdem Wataru sich vorhin wieder ins Bett gelegt hatte, hatte sein Freund seine Hand auf dessen Stirn gelegt und festgestellt, dass diese heiß war. Tohru beugte sich zu ihm hin, damit er ihm den Waschlappen wieder auf die Stirn legen konnte. Eigentlich hatte er gehofft, dass es Wataru zumindest etwas besser gehen würde. Doch das war nicht der Fall. Im Gegenteil es schien ihm eher schlechter zu gehen. „Du solltest mir nicht zu nahe kommen. Nicht dass du dich ansteckst.“, murmelte Wataru. Er fühlte sich überhaupt nicht gut. Sein Kopf schmerzte, ohne die Decke würde er frieren und die Magenschmerzen nahmen trotz Medikamenten nicht ab. Kurz um, er fühlte sich wie ausgekotzt. „Das ist wahrscheinlich eh zu spät.“, erklärte Tohru. „Momentan kommst du doch schlecht alleine klar. Wenn ich hier bin, brauchst du nur zu sagen, falls du etwas brauchst.“ „Danke.“, antwortete er. „Kannst du mir einen Tee machen?“ „Klar, ich bin gleich wieder da.“, meinte Tohru führsorglich. Er stand auf und ging in die Küche. Dort setzte er Wasser auf. Nachdem das Wasser kochte, goss er es in die Tasse. Mit dieser bewaffnet, ging er zurück ins Schlafzimmer. Tohru musste grinsen, als er sah, dass Wataru sich etwas aufgerichtet hatte und Heart-chan sich neben ihn gelegt hatte. „Deine Süße mag es nicht, wenn es dir nicht gut geht.“, stellte er fest und kam zu ihnen hin. „Ja, aber ich wäre dir dankbar, wenn du später noch einmal mit ihr spazieren gehen kannst.“, erwiderte Wataru mit einem schwachen Lächeln. Zu mehr war er nicht im Stande. Mit leicht zitternden Händen nahm er die Teetasse entgegen: „Danke.“ „Klar, mach ich das.“, antwortete Tohru. Er ließ die Tasse erst gänzlich los, als er sicher gehen konnte, dass Wataru sie auch sicher im Griff hatte. „Ich bin ja gespannt, wie es Ruki und Reita bei der Umweltorganisation ergeht. Wo die extra bei uns angerufen haben, um sicher zu gehen, ob die beiden uns wirklich kennen.“ „Du weißt doch Leute im Untergrund müssen zusammen halten…“, meinte Wataru und verdrehte leicht die Augen. Er wusste nicht wieso, diese Organisation immer so viel Aufheben darum machte, dass man sich kannte. Wobei es eher flüchtig war, wie er fand. Nur weil sie den Artikel gegen Minamoto gebracht hatten… In der Zwischenzeit waren Ruki und Reita bei besagter Organisation angekommen. Das „Hauptquartier“ befand sich in einem schäbigen Appartement außerhalb des Stadtkerns. Ein junger Mann mit leicht abgewetzter Leinenkleidung öffnete ihnen die Tür. „Guten Tag. Wir sind vom PSC und hatten einen Termin mit Natsuki.“, stellte Ruki sie vor und hielt dem Mann seinen Ausweis unter die Nase. „Den haben sie vor sich.“, erwiderte er und musterte sie. „Da wir gestern miteinander telefoniert haben, nehme ich an, dass das ihr Kollege Suzuki-san ist.“ „Richtig.“, erwiderte Reita. Sie wurden vorbei in die Wohnung gelassen. Die Wohnung war mehr als unordentlich, es lagen Plakate und Flyer herum, Tassen und Bierflaschen stapelten sich in anderen Ecken. Es waren noch ein paar andere Leute dort, die alle ähnlich wie Natsuki aussahen. Es war mehr als deutlich, dass die beiden Agenten mit ihren Anzügen hier nicht herpassten. „Sie haben Glück gehabt, dass sie wirklich in Kontakt mit 12012 stehen. Ich hatte eigentlich gedacht, dass sie bluffen. Beziehungsweise ich hätte nicht gedacht, dass die fünf Kontakt zu Bundesbeamten haben.“, erklärte er an Ruki gewandt. Reita zog nur eine Augenbraue hoch, als er das hörte. Ihm war klar gewesen, dass das Angebot eines Blowjobs nicht ernst gemeint gewesen war. Aber dass sie sozusagen auf ihre Integrität überprüft worden waren, erstaunte ihn doch. Wobei, wenn er sich diesen Haufen so ansah… „Es ist nicht alles so, wie es scheint.“, entgegnete dieser lapidar. Es ging niemanden etwas an, wie genau er zu den anderen stand. Davon abgesehen hatte er nicht die geringste Lust dem anderen Rechenschaft abzulegen, wen er kannte und wen nicht. „Eigentlich sind wir ja wegen eines Vorfalls hier, der schon einige Zeit zurück liegt.“, begann Reita das Gespräch zu ihrem eigentlichen Grund zu leiten. Natsuki hatte sie in die Küche geführt, die genauso verdreckt war, wie der Rest. Er bedeutete ihnen, dass sie sich setzen sollten. Beide suchten sich einen freien Stuhl. „Ja, das hatte Matsumoto-san schon angedeutet.“, erwiderte er. „Wir würden gerne wissen, wieso genau ihre Gruppe in das Labor von Minamoto eingedrungen ist und wie die Aktion abgelaufen ist.“, meinte Ruki. Auch er wollte schnellstmöglich zum Punkt kommen. Er war noch nie ein Fan davon gewesen lange um den heißen Brei herum zu reden. „Unsere Aktion damals hatte zwei Gründe. Zum einen wollten wir Beweise für die illegalen Experimente sammeln, die dort durchgeführt werden und dann wollten wir versuchen wenigstens ein paar der Tiere befreien.“, begann er mit seiner Erklärung. „Wie genau sind sie auf die Idee gekommen, dass dort illegale Experimente durchgeführt werden?“, erkundigte Reita sich. „Wir stehen im regen Austausch mit dem 12012. Deshalb waren wir über den Artikel informiert.“, antwortete Natsuki. Er bekam nicht mit, wie die beiden Agenten einen vielsagenden Blick wechselten. „Gut, dann sind wir zumindest über die Zuverlässigkeit ihrer Quellen informiert. Und wie genau lief es an diesem Abend ab?“, wollte Ruki wissen. „Wir sind gegen elf Uhr dort angerückt. Das Wachpersonal an der Pforte wurde abgelenkt, sodass wir in das Labor kamen. Allerdings müssen wir dabei den Alarm ausgelöst haben, denn dort empfing uns das weitere Wachpersonal. Man muss sich das mal vorstellen, sie standen da gleich mit gezückten Knarren! Von unserer Gruppe zog auch jemand eine Waffe, weiß der Gott, wo er die her hatte. Jedenfalls eskalierte die Situation etwas und der eine Wachmann wurde angeschossen. Daraufhin haben wir die Flucht ergriffen. Soweit ich weiß, ist er im Krankenhaus gestorben. Ich fürchte genauer kann ich ihnen das ganze nicht erzählen, es ist ja schon eine Weile her.“, schloss er seinen Bericht. „Haben sie gesehen, wie schlimm die Schussverletzung war?“, harkte Reita nach. Er hoffte doch noch auf ein wenig brauchbare Informationen. Bisher war ihr Besuch nicht sehr informativ gewesen. „Es war Chaos, aber ich würde sagen, dass sie schlimm war. Soweit ich das gesehen habe, wurde er in der Herzgegend getroffen.“, erwiderte Natsuki nach einigem Überlegen. „Ich denke, damit wären unsere Fragen erst einmal beantwortet. Für den Fall, dass ihnen noch etwas einfallen sollte, lasse ich ihnen meine Karte hier.“, meinte Reita dann. Zur Bestätigung nickte Ruki und erhob sich. Beide waren froh, als sie wieder in ihrem Wagen saßen. „Was für Spinner! Ich kann dir mit Sicherheit sagen, dass sie nicht im regen Austausch mit 12012 stehen. Das war reine Zeitverschwendung.“, grummelte er. „Wahrscheinlich, aber ändern können wir es nicht mehr. Ich würde vorschlagen, wir fahren zurück ins Büro.“, antwortete Reita. Dann sah er auf die Uhr: „Vielleicht sollten wir vorher unsere Mittagspause einlegen.“ Ruki sah ihn plötzlich etwas verlegen an. Eine Weile suchte er nach den richtigen Worten: „Könnten wir vielleicht noch zu Wataru fahren? Ich mache mir doch ein wenig Sorgen um ihn in letzter Zeit.“ „Klar, kein Problem.“, erwiderte sein Partner. „Danke, ich ruf ihn vorher noch einmal kurz ein. Nicht, dass er heute noch einen Termin beim Arzt hat.“, erklärte Ruki und zückte sein Handy. Durch die Kurzwahltaste war der Anruf schnell ausgeführt. Er war etwas überrascht, als sich Tohru am anderen Ende meldete. „Hi, Ruki.“, begrüßte er ihn. „Hi, Tohru. Ist Wataru da?“, erkundigte Ruki sich. „Ja, aber er es ist krank. Er hat seit heute morgen Fieber und schlecht ist ihm auch. Im Prinzip hat er heute außer Tee nichts bei sich behalten.“, erklärte Tohru was los war und wieso er ans Telefon gegangen war. „Oh, dann sollten wir lieber nicht vorbeikommen?“, meinte er. „Wenn ihr nicht allzu lange bleibt, ist es okay, denke ich. Vielleicht ist es sogar ganz gut, dann kann ich kurz mit Heart-chan vor die Tür. Wäre das machbar?“, wollte Tohru wissen. „Wir wollten gerade Mittagspause machen, also ja.“, antwortete Ruki. Sie verabschiedeten sich und legten auf. Dann erklärte Ruki seinem Partner was los war. Dieser hatte, wie erwartet, keine Einwände und ließ sich von Ruki zu Watarus Appartement lotsen. Dort angekommen, öffnete Tohru ihnen die Tür. Neugierig wie immer war Heart-chan ihm gefolgt und begrüßte zuerst Ruki fröhlich. Schließlich kannte sie ihn schon seit Jahren. Dann beschnupperte sie Reita, den sie bisher noch nicht kennengelernt hatte. Schnell hatte sie beschlossen, dass sie ihn mochte und ließ sich streicheln. „Das ist Heart-chan, Watarus kleine Prinzessin und ich glaube, die einzige Frau, die über einen konstanten Zeitraum einen Platz in seinem Herzen hat.“, meinte Ruki grinsend. Dann wandte er sich an die Hündin: „Das ist mein neuer Partner Reita.“ „Ich bin dann kurz mit der Kleinen unterwegs.“, sagte Tohru und nahm sie an die Leine. „Klar bis gleich.“, erwiderte Ruki. Auch Reita verabschiedete sich von ihm. Dann bedeutete Ruki seinem Partner ihm zu folgen. Es war diesem nicht ganz so angenehm einfach so mit in Watarus Schlafzimmer zu kommen, da er ihn nicht so gut kannte wie Ruki. Er hatte einfach das Gefühl in dessen Privatsphäre einzudringen. Ruki klopfte nur kurz an der Tür, dann trat er einfach ein. Man konnte deutlich merken, dass er schon häufiger hier gewesen war. Er bewegte sich mit einer sicheren Selbstverständlichkeit durch das Appartement, die Bände sprach. Reita fragte sich, wie genau Wataru über Ruki bescheid wusste. Bestimmt wusste dieser eine Menge mehr über seinen Partner als er selber. Genau diese Gewissheit versetzte ihm einen leichten Stich im Herzen. Aber wahrscheinlich reagierte er übertrieben, denn Ruki schien sich ihm nach und nach zu öffnen. Wenn er ehrlich war, hatte auch er noch ein paar Dinge, die er ihm im Laufe der Zeit anvertrauen würde. Als sie den Raum betraten, war Wataru gerade dabei sich ein wenig mehr aufzurichten. Dann tastete er nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. „Hi! Ihr seid also meinen neuen Babysitter?!“, begrüßte er sie mit einem leicht gequälten Grinsen. „Erfasst. Aber so wie du aussiehst, hast du auch dringend einen nötig!“, erwiderte Ruki. Der Anblick seines Freundes hatte ihn schon erschreckt. Er war so blass, dass seine Augenringe besonders dunkel aussahen. Auch seinen Lippen schien jegliche Farbe zu fehlen und seine braunen Haare waren total verwuschelt. „Danke, genau das habe ich vermisst.“, grummelte Wataru. „Wie geht es dir?“, wollte Reita wissen. „Geht so. Mir ist kalt, schlecht und mein Kopf fühlt sich die meiste Zeit so an, als wenn jemand dort einen Presslufthammer angeworfen hat.“, antwortete er. „Was hat der Arzt gestern erzählt?“, fragte Ruki führsorglich. Er setzte sich auf die Bettkante, während er seinem Partner den Sessel, der in der einen Ecke des Schlafzimmers stand, überließ. „Das Übliche… er hat keine Ahnung wieso ich so schlecht schlafe. Er meinte, dass mich wahrscheinlich privat irgendetwas belasten würde. Am Ende hat er mir aber nur neue Medikamente verschrieben.“, erklärte Wataru. „Hat er dich über die Nebenwirkungen aufgeklärt? Es könnte sein, dass dir die Medikamente nicht bekommen und du deshalb krank geworden bist.“, meinte Reita. „Nein, hat er nicht.“, erwiderte Wataru. „Aber die Medikamente liegen auf dem Nachttisch.“ Ruki griff nach den zwei Packungen und reichte sie seinem Partner. Dieser öffnete die Schachteln, zog die Packungsbeilage heraus und begann zu lesen. „Was macht euer Fall?“, erkundigte Wataru sich. „Schwer zu sagen. Wir waren vorhin bei diesen Umweltterroristen, die ja ach wie gut mit euch befreundet sind. Jedenfalls war das Gespräch nicht sehr erhellend. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass Minamoto etwas mit der Sache zu tun hat. Danke übrigens noch mal für deine Daten.“, antwortete Ruki. In seiner Stimme schwang eine deutliche Abneigung gegen die Gruppe der Aktivisten mit. „Glaub ich, ist ein ziemlich nerviger Verein. Solltet ihr Minamoto dran kriegen, wäre es mir ein besonderer Genuss.“, stellte sein Freund fest. Er seufzte und schloss kurz die Augen. „Wenn du schlafen willst, gehen wir, so lange bis Tohru wieder da ist, in die Küche.“, bot Ruki an. „Geht noch.“, erwiderte Wataru. Auch wenn er sich elendig fühlte, war ihm die Gesellschaft doch ganz recht. „Seit wann ist Tohru denn bei dir gewesen?“, fragte er. Er hatte sich ein wenig gewundert, dass er ihn hier angetroffen hatte. „Seit gestern Abend. Er wollte mich, mit voller Zustimmung der anderen, nicht selbst nach Hause fahren lassen. Da seine Wohnung ein ganzes Stück von hier entfernt ist, habe ich ihm angeboten hier zu übernachten.“, bekam Ruki als Antwort. „Ach so.“, meinte dieser nickend. Er beschloss gleich noch einmal mit Tohru zu reden, bevor sie zurück ins Büro fahren würden. Dass er sich solche Sorgen um Wataru machte, wertete Ruki als ein gutes Zeichen. „Also als Nebenwirkungen werden höchstens leichte Kopfschmerzen beschrieben. Die Inhaltsstoffe sind auch keine, die für ihre allergieauslösenden Wirkungen bekannt sind. Sollte sich deine Verfassung morgen nicht bessern, würde ich allerdings noch einmal mit deinem Arzt sprechen.“, meldete Reita sich erneut zu Wort. Da Watarus Symptome so kurz nach der Umstellung der Medikamente erfolgt war, schien es ihm am plausibelsten, dass dort die Ursache lag. Ansonsten musste er sich einen Infekt einfangen haben, da sein Immunsystem durch den Schlafmangel geschwächt war. „Werde ich tun. Danke.“, antwortete Wataru. Langsam übermannte ihn doch seine Müdigkeit und er rutschte zurück in eine liegende Position. „Tut mir leid…“, murmelte er. „Kein Problem. Wir gehen in die Küche…“, erwiderte Ruki und tätschelte ihm über die Hand. „Ihr könnt euch auch ins Wohnzimmer setzten.“, stellte Wataru klar. Die beiden erhoben sich und Ruki führte Reita in das kleine gemütliche Wohnzimmer. Wie auch der Rest der Wohnung war es nicht besonders überladen eingerichtet. Es gab ein schwarzes Sessel, sowie ein dazu passendes Sofa. Davor stand ein kleiner Tisch, unter dem ein mit einer Decke ausgelegter Korb lag, der wahrscheinlich Heart-chan gehörte. Auf dem Tisch lag Watarus Laptop. Hier hatte er nur das nötigste Zubehör für seinen Computer, das meiste befand sich in der Redaktion. „Was sind das für Medikamente, die er bekommt?“, wollte Ruki besorgt wissen, als sie sich gesetzt hatten. „Es sind neue, ich kann dir also nicht viel darüber erzählen. Aber wie gesagt, von den Inhaltsstoffen her, ist es nichts Brisantes. Wenn es dich beruhigt, kann ich mich danach erkundigen.“, erklärte Reita. „Das würdest du tun?“, sein Partner sah ihn mit großen Augen an. „Klar, du machst dir doch Sorgen um ihn.“, antwortete er und stippte ihm kurz gegen die Nase. „Danke.“, erwiderte Ruki sichtlich erleichtert. Er hatte ein wenig Angst gehabt, dass Reita ablehnend reagieren könnte. Ihm war klar geworden, dass er teilweise nicht wusste, wie weit er bei Wataru noch gehen konnte. Über kurz oder lang würde er sich Gedanken darum machen müssen, was er für eine Beziehung mit Reita haben wollte. Außerdem würde er mit ihm reden müssen, was genau zwischen ihm und Wataru noch erlaubt war. „Kein Problem.“, meinte Reita. Als Ruki sich nun zu ihm hinbeugte und ihn küsste, war er etwas überrascht über dessen Impulsivität. „Kann ich dich mal etwas fragen?“, wollte Reita dann wissen. „Kommt drauf an. Worum geht es denn?“, antwortete dieser mit einer Gegenfrage. „Nun, ich hatte dir doch gesagt, dass Inoue mir angeboten hatte sich für mich einzusetzen. Dabei hatte er sich abfällig über dich geäußert und er hat dich als einen von seinen Vorstellungen besessenen und zerfressenen Mann bezeichnet. Er meinte, ich solle mir die Akte 85125 einmal genau ansehen, wenn ich wissen wolle, was es damit auf sich habe. Wenn dich diese Akte betrifft, dann würde ich ungern hineinsehen, ohne deine Erlaubnis.“, erklärte Reita. Als er die Akte erwähnte, entgleiste Rukis Gesichtsausdruck für einen kurzen Moment. Er war sich nicht ganz sicher, doch er meinte den Ausdruck blanken Entsetzens dort gesehen zu haben. Ruki seufzte: „Das rechne ich dir hoch an, die Akte betrifft mich nämlich in der Tat. Es geht um die Entführung meines älteren Bruders. Er war damals 12 und ich 10. An dem Abend als es passierte waren wir alleine zu Hause. Aber ich erinnere mich nicht wirklich daran. Das Einzige woran ich mich erinnere ist ein helles, gleißendes Licht und dass ich nach ihm gerufen habe. Mein Vater hat mich Jahre später, nachdem niemand meinen Bruder finden konnte zu einer Hypnosetherapie gebracht. Die Kassetten mit den Protokollen liegen der Akte bei…“ Er schwieg für einen Moment, als wenn er nach den richtigen Worten suchte. Schließlich schien er sich gefunden zu haben und fuhr fort: „Nach dem Protokoll… also… laut meinen unterdrückten Erinnerungen sieht es so aus, als wenn mein Bruder von Außerirdischen entführt wurde…“ Reita wusste nicht was er sagen sollte. Ihm wurde langsam um einiges klarer, woher Rukis Antrieb kam sich dem Übersinnlichen zu widmen und seine Bereitschaft Dinge zu glauben, für die andere ihn nur auslachten. Normalerweise hätte er wohl auch gelacht, wenn ihm jemand erzählt hätte, dass sein Bruder von Außerirdischen entführt worden wäre. Doch hier konnte er es nicht. Ihm fehlten auf einmal sämtliche Worte, die er sonst für Angehörige von Verbrechen übrig hatte. Wortlos zog er seinen Partner zu sich hin. „Sei mir nicht böse, aber ich will darüber nicht weiter reden.“, meinte Ruki dann. „Das ist vollkommen in Ordnung.“, erwiderte Reita behutsam. Es dauerte nicht lange bis Tohru zurück kam. Da er wusste, dass die beiden wieder zur Arbeit mussten, hatte er sich beeilt. Auch wenn Wataru das Gegenteil behauptet würde, hätte er ihn nicht gerne ganz alleine gelassen. Heart-chan kam vor ihm ins Wohnzimmer gelaufen und sah Ruki erwatungsvoll an. Dieser beugte sich zur ihr hinunter, damit er sie streicheln konnte. „Schläft Wataru?“, wollte Tohru wissen. „Er hat zumindest die Augen zugemacht.“, antwortete Reita. „Ich weiß du bist kein praktizierender Arzt, aber könntest du vielleicht gleich noch mal nach ihm sehen? Wegen Fieber und so?“, erkundigte er sich bei ihm. „Mach ich.“, versprach Reita. Er stand auf und ging wieder zu Wataru ins Schlafzimmer. Ihm war klar, dass es nicht nur um den Gesundheitszustand ging, sondern dass die beiden eigentlich noch etwas anderes zu klären hatten. Man hätte schon blind sein müssen, um nicht zu bemerken, dass es bei ihren Sticheleinen letztendlich um Wataru ging. Wahrscheinlich war es letztendlich auch für ihn selber besser, wenn die beiden ihr Problem aus der Welt schafften. „Können wir kurz reden?“, wollte Ruki plötzlich wissen. „Worüber?“, antwortete Tohru mit einer Gegenfrage und setzte sich auf den Sessel, obwohl er schon wusste um was beziehungsweise wen es ging. „Über Wataru.“, entgegnete Ruki knapp. „Dir ist schon klar, dass das zwischen Wataru und mir nichts weiter ist als ab und zu unverbindlicher Sex, oder?“ Tohru druckste etwas herum: „Eigentlich schon.“ „Aber es stört dich…“, stellte er fest. Das Schweigen des anderen war ihm Antwort genug. „Warum lässt du ihn dann noch zappeln? Wenn du vorher gesagt hättest, dass es dich stört, wenn wir miteinander schlafen, dann hätte er sofort damit aufgehört. Und ich denke, er will dich nicht nur für unverbindlichen Sex.“, fuhr Ruki fort. „Aber wenn das wahr ist, wieso schläft er dann immer wieder mit dir?“, fragte Tohru ihn jetzt schon mit einem verzweifelten Unterton. Ruki seufzte. Warum musste das Ganze so kompliziert sein? Er räusperte sich: „Weil er von dir keine eindeutigen Zeichen bekommt. Er hat sich doch um dich bemüht oder?“ Tohru nickte. „Aber von dir kam nichts… Wataru hat einfach keine Ahnung wie er damit umgehen soll. Richtige Beziehungen waren bisher nicht so seine Stärke, genauso wenig wie meine. Ich schätze deshalb passt das so gut zwischen uns. Und ab und zu braucht Wataru auch mal Sex, also kam er zu mir. Das ist einfacher und sicherer als sich ständig jemand Neuen zu suchen.“, erklärte Ruki. Dann sah er ihn forschend an: „Tohru, was genau empfindest du für Wataru? Und was erwartest du von ihm?“ Dieser schluckte: „Ich… ich hab mich in ihn verliebt, aber ich hätte gerne eine richtige Beziehung mit ihm, nicht einfach nur Sex und ich hatte immer das Gefühl, dass ich das nicht bei ihm bekomme…“ Er sah Ruki etwas hilflos an. Ein wenig war er erstaunt über die Offenheit, mit der sie dieses Gespräch führten. Vielleicht hätten sie das schon früher tun sollen, anstatt immer nur gegeneinander zu sticheln. „Ich kann dir nicht garantieren, dass die Beziehung mit ihm leicht wird, beziehungsweise funktioniert, aber ich denke, dass du Wataru eine ganze Menge bedeutest und zwar viel mehr als alle seine bisherigen Liebschaften, nur kann er das nicht so gut zeigen. Ich jedenfalls bin keine Gefahr für dich. Auch wenn wir miteinander schlafen, eigentlich sind wir nur befreundet. Letztendlich musst du selber wissen, ob er es dir wert ist den Schritt zu machen, aber tu euch beiden einen Gefallen und rede mit ihm!“, erwiderte Ruki. Da ihm die beiden doch sehr wichtig waren, hoffte er, dass sie es endlich auf die Reihe kriegen würden. Aber er schien recht gehabt zu haben, was seine Einschätzung der Situation zwischen seinen zwei Freunden anging. Wobei, eigentlich sollte ihn das nicht überraschen, er hatte die PSC Akademie Abschluss nicht umsonst in Psychologie gemacht. Ein wenig überkam ihn das schlechte Gewissen, dass er mit Wataru geschlafen hatte, obwohl er geahnt hatte, dass es Tohru nicht gefallen würde und obwohl er gewusst hatte, dass dieser augenscheinlich mehr als nur Freundschaft für Wataru empfand. Andererseits war es nicht nur von ihm ausgegangen, sondern auch von Wataru und Tohru hatte schließlich keine Anstalten gemacht Klarheit in die Sache zu bringen. Dann seufzte er: „Wobei ich wahrscheinlich nicht der Richtige bin, um dir das zu sagen.“ „Vielleicht, aber du kannst ja verhindern, dass ich ähnliche Fehler wie du mache, hm?“, meinte Tohru grinsend. „Sei froh, dass Wataru mich killen würde, wenn ich dir was tun würde…“, gab der andere ebenfalls grinsend zurück. „Hm, aber ich denke du hast recht, ich sollte mit ihm reden.“, erklärte Tohru einlenkend. „Es kann nicht ewig so weitergehen mit uns beiden. Apropos wie geht es bei Reita und dir weiter? Euer Kuss im Krankenhaus war schon sehr niedlich.“ Beinahe wäre Ruki die Kinnlade auf den Boden gefallen. Ungläubig sah er ihn an: „Du hast das gesehen? Ich dachte, ihr beide hättet geschlafen?!“ „Nein, ich war halbwegs wach, wach genug jedenfalls um das zu sehen. Aber das ist keine Antwort auf meine Frage.“, lächelte Tohru. „Bisher ist nicht viel gelaufen, aber wir steigern uns langsam.“, antwortete Ruki dann. Er war selber überrascht gewesen. Wenn ihm sonst jemand gefallen hatte, hatte er viel schneller Sex mit ihnen gehabt. Jedoch war das auch das erklärte Ziel gewesen. Bei Reita war es anders. „Und du? Empfindest du mal mehr für ihn als sonst?“, wollte sein Gegenüber wissen. „Ja, ich empfinde mehr für ihn. Vielleicht habe ich ja wirklich jemanden gefunden, der mit mir klar kommt.“, erwiderte Ruki. Dann stand er auf: „Ich denke, wir sollten gleich fahren. Wenn etwas ist, ruf mich an, okay?“ „Klar, mach ich. Danke, dass ihr gekommen seid.“, erwiderte Tohru. Als Reita wieder Watarus Schlafzimmer betrat, hatte dieser schon wieder die Augen geöffnet. Langsam sollte er so erschöpft sein, dass er einschlafen musste. „Streiten die beiden schon wieder?“, wollte Wataru wissen. „Nein, sie reden zivilisiert mit einander.“, erwiderte Reita mit einem Grinsen. „Die beiden stressen dich manchmal ganz schön, hm?“ „Und wie, trotzdem geht es nicht ohne sie.“, erwiderte er. „Tohru hat mich gebeten noch einmal richtig nach dir zu sehen, Fiebermessen und so. Allerdings nur, wenn es für dich okay ist.“, erklärte Reita vorsichtig. „Ist okay. Im Gegensatz zu den anderen beiden weißt du was du tust.“, antwortete Wataru. „Ich glaube, Tohru hat das Fieberthermometer schon heraus gesucht. Es dürfte auf dem Nachttisch liegen.“ Mit einem schnellen Blick hatte er es auf dem Nachttisch erblickt. Er nahm es und setzte sich zu ihm auf die Bettkante. Wortlos hob Wataru seinen Arm und senkte ihn einen Moment später wieder, nachdem Reita es dazwischen hielt. „Ich weiß, wie kennen uns noch nicht so lange, aber ich schätze dich wirklich. Nicht nur weil du dich gut um Ruki kümmerst.“, meinte Wataru dann. „Fühl dich wie zu Hause.“ Der andere sah ihn überrascht an: „Danke.“ Einen Moment später piepte das Fieberthermometer. Reita zog es hervor und las es ab: „Du hast 39,8° Fieber. Wenn es schlimmer wird, wäre es auch ein Grund dafür, morgen zum Arzt zu gehen.“ „Okay. Ich war schon lange nicht mehr so krank.“, seufzte dieser ergeben. „Du solltest versuchen zu schlafen. Das sollte dir gut tun. Ich weiß, das ist leichter als gesagt.“, erwiderte der PSC Agent. „Schlafen wäre schön.“, gähnte Wataru herzhaft. Er schloss erneut die Augen: „Ich bin froh, dass Tohru hier ist.“ Seine Stimme war nur noch leise. „Dir liegt viel an ihm, hm?“, wollte Reita wissen. „Dir liegt auch viel an Ruki.“, war alles, was er als Antwort erhielt. Aber diese war aussagekräftig genug. Schließlich saßen Ruki und Reita wieder in ihrem Dienstwagen. Rukis Gespräch mit Tohru schien gut verlaufen zu sein und Wataru war zumindest für einen Moment eingeschlafen. „Kommst du heute Abend mit zu mir?“, wollte Ruki wissen. „Gerne.“, antwortete sein Partner. „Hast du alles mit Tohru geklärt?“ „Ja, in meiner Hand liegt es nicht mehr, ob die zwei das auf die Reihe bekommen.“, entgegnete er. Resignierend seufzte Ruki dann: „Ich weiß, wir hätten früher darüber reden sollen.“ „Du bist mir keinerlei Rechenschaft schuldig. Wichtig ist, denke ich, dass ihr geredet habt.“, antwortete Reita sanft. „Danke. Meinst du, es geht Wataru bald besser?“, fragte sein Partner. „Ich denke schon. Entweder war sein Immunsystem durch den Schlafmangel geschwächt oder er verträgt etwas in den Medikamenten nicht. Wobei es allerdings eine heftige Reaktion wäre.“, antwortete Reita nachdenklich. „Dann sollten wir gucken, dass wir mit unserem Fall vorankommen.“, erwiderte Ruki. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ * es hat so viel Spaß gemacht die ersten Szenen mit Wataru und Tohru zu schreiben! ^^ Auch wenn es Wataru schlecht geht… und es tut mir leid, was ich ihm alles antue... T.T * Natsuki hat seinen Namen vom Sänger von OZ bekommen, allerdings war es das dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten… die Rolle wäre ihm nicht würdig gewesen ^.~ * sieht nach dezenter Eifersucht bei Reita aus… wobei Eifersucht ein wenig hart ist… * wow, unglaublich! Ruki und Tohru haben miteinander geredet XD nun sollte es ja für beide Pärchen gut gehen… * nun wurde also gelüftet was in der mysteriösen Akte steht, die Inoue erwähnte… * ich mag die letzten beiden Sätze zwischen Reita und Wataru… * ja genau Ruki, ihr solltet sehen, dass ihr den Fall löst!!!! ^.~ Kapitel 14: File 2: Insomnia part 6 ----------------------------------- File 2 Insomnia part 6 Im PSC Hauptgebäude angekommen, machte Reita einen Abstecher in die toxikologische Abteilung, während Ruki ihnen etwas zu Essen aus der Mensa mitnahm. Da sie ihre Mittagspause bei Wataru verbracht hatten, hatten sie noch nichts zu Essen bekommen. Also hatten sie beschlossen schnell etwas im Büro zu essen. Schnell hatte Ruki zwei Bentoboxen ausgesucht und balancierte sie zusammen mit einem Becher grünem Tee für Reita und einem Kaffee für sich zum Fahrstuhl. Irgendwie schaffte er es die Knöpfe zu drücken, ohne etwas fallen zu lassen. Wie gewöhnlich spürte er das flaue Gefühl im Magen, als der Fahrstuhl sich in Bewegung setzte. Wenig später öffnete sich die Tür erneut und er konnte in den Flur zu ihrem Kellerbüros treten. Als er vor seiner Tür ankam, drückte er die Klinke geübt mit dem Ellenbogen herunter. Wie gut, dass er häufiger mit beiden Händen voll sein Büro betrat. Knarzend schwang die Tür auf. Mit schnellen Schritten war er bei seinem Schreibtisch. Erleichtert, dass er nichts verschüttet hatte, stellte er alles ab. Sein prüfender Blick glitt über den Schreibtisch. Energisch nahm Ruki dann ein paar alten Akten und ordnete sie ein. So würden sie gleich mehr Platz haben. Gerade als er die letzte Akte eingeordnet hatte, klopfte es an der Tür und Reita trat ein. Er hatte eine Akte dabei, also hatte die toxikologische Abteilung schnelle Arbeit geleistet. Reita setzte sich auf seinen Stuhl vor dem Schreibtisch: „Du hast aufgeräumt.“ „Ich kann meinen VIP Gast schlecht in einem Saustall zum Dinner empfangen.“, gab Ruki zurück. „Oi, VIP…“, lachte sein Partner. Ruki ging zu seinem Schreibtischsessel und setzte sich ebenfalls. Er schob Reita seine Bentobox und den Tee hin, bevor er seine eigene öffnete. Reita öffnete seine Box ebenfalls. Fast synchron mit Ruki zerbrach er seine Stäbchen, sodass sie sie benutzen konnten. Bevor er jedoch mit dem Essen anfing, klappte er die Akte auf und nahm einen Schluck von seinem Tee. Während er mit dem Essen begann, studierte er den Bericht. Er war so vertieft, dass er gar nicht bemerkte, wie Ruki ihn dabei beobachtete. Somit entging ihm nicht, dass dessen Blick beim Lesen immer ungläubiger wurde. „Du glaubst nicht, was die Untersuchung der Proben ergeben hat.“, meinte Reita dann. Ihm war die Verwunderung deutlich anzumerken. „Es wurden tatsächlich Spuren von dem Nervengift Tetrodoxin und eines Allgemeinanästhetikums gefunden, also einem Narkosemittel, das den gesamten Körper lahm legt. Außerdem wurden Spuren von Stechapfelextrakten und ein unbekannter Stoff gefunden.“, fügte er hinzu. Nun wurden auch Rukis Augen größer: „Also doch Zombies…“ „Na ja, es erklärt nicht wirklich wieso der Tote wieder aufgestanden ist. Er war definitiv tot, als er Dr. Ishizawa angegriffen hat. Deine Zombies aus Haiti waren nur scheintot.“, entgegnete Reita nachdenklich. „Dann hat jemand einen Weg gefunden die Toten wieder lebendig zu machen, wenn auch nur mit Einschränkungen. Vielleicht liegt es an dem unbekannten Stoff?“, antwortete sein Partner. „Dieser Fall macht mich wahnsinnig.“, grummelte Reita und lehnte sich mit verschränkten Armen in seinem Sessel zurück. „Jetzt weißt du, wieso meine Partner ständig gewechselt haben.“, kommentierte Ruki mit einem schiefen Grinsen. Frustriert kam Reita später wieder in Rukis Büro. Er hatte zuerst ein Gespräch mit Mitarbeitern des Minamoto Konzerns geführt. Man hatte ihn mehrmals in Warteschleifen umgeleitet und von einer Person zur nächsten verwiesen. Danach hatte er sich ein wenig schlau über die Medikamente von Wataru gemacht, so wie er es Ruki versprochen hatte. Dieser hatte in der Zwischenzeit versucht mit dem Gericht wegen der Verhandlung gegen Minamoto Kontakt aufzunehmen. „Ich nehme nicht an, dass du etwas erreicht hast?“, wollte Ruki wissen. „Nein, bei Minamoto hat man mich stundenlang weitergereicht, bis sich mal jemand bequemt hat mir mitzuteilen, dass damals alles untersucht worden ist. Angeblich hat man nichts Unauffälliges gefunden. Das lässt sich auch dem Bericht entnehmen, den sie mir zugefaxt haben. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass Dr. Katsuragi sich geirrt hat. Ich habe mich über sich erkundigt und sie ist eine sehr kompetente Ärztin.“, erklärte Reita, nachdem er sich gesetzt hatte. „Dem stimme ich voll und ganz zu. Etwas stimmt da nicht. Vor allem, da Amano gegen Minamoto aussagen sollte.“, meinte Ruki. „Übrigens hat der DNA Abgleich mit Yamazakis Mageninhalt und Dr. Ishizawas DNA Strukturen hat ergeben, dass es sich um ihre ... Reste handelt.“, meinte er dann. Sein Partner verzog bei der Vorstellung das Gesicht, gab aber keinen Kommentar dazu ab. „Und was hast du herausgefunden?“, fragte er nach. „Leider nicht viel, was uns weiterhelfen könnte. Amano hatte seine Aussage beim Staatsanwalt gemacht, was dieser auch schriftlich festgehalten hat. Die Fotobeweise, die Amano hatte, wollte er jedoch nicht beim Staatsanwalt lassen. Nun sind sowohl die Beweise, als auch das Schriftstück verschwunden, nachdem der Tod von Amano bekannt wurde. Natürlich hat er es gemeldet, aber das wurde abgewiegelt. Man warf ihm einfach Schlampigkeit vor. Der Prozess platzte jedenfalls, da der wichtigste Zeuge fehlte. Der Anwalt hat vorgeschlagen, dass wir in einer Stunde vorbeikommen können, dann würde er uns zumindest erzählen, was Amano ausgesagt hat. Auch wenn wir dann nichts Konkretes in der Hand haben, sollten wir das tun.“, seufzte dieser. Er hatte das ungute Gefühl, dass sie zurzeit auf der Stelle traten, was ihre Ermittlungen anging. „Mich macht dieser Fall auch gerade wahnsinnig.“, murmelte er. Er griff nach der Packung Zigaretten, die wie immer auf dem Tisch lag. Nachdem er sich eine heraus geangelt hatte und sich eine Kippe in den Mundwinkel gesteckt hatte, bot er Reita ebenfalls eine Zigarette an. Dieser nahm dankbar nickend eine. Ruki zündete erst ihm, dann sich selber den Glimmstängel an. Genüsslich nahm er den ersten Zug. „Ist doch auch kein Wunder. Lass uns nachher hinfahren, was anderes haben wir grad eh nicht zu tun.“, stimmte sein Partner ihm zu. „Ich habe übrigens noch kurz nach Watarus Medikamenten gesucht. Es gibt noch nicht sehr viele Berichte dazu, da sie neu auf dem Markt sind, aber ein paar Studien liegen vor. Sie sprechen sich sehr positiv darüber aus. Bei zwei davon dürfte es kein Wunder sein, da sie vom Unternehmen direkt stammen.“, fügte Reita hinzu. „Was heißt das jetzt genau?“, wollte Ruki wissen. „Soweit ich das mit den vorliegenden Informationen beurteilen kann, sind sie in Ordnung. Ich habe noch mit einem alten Freund gesprochen, der Pharmavertreter ist. Er meinte, dass es bisher keine großen Probleme damit gebe. Von ihm habe ich auch erfahren, dass die Firma, die für die Herstellung verantwortlich ist, eine Tochterfirma von Minamoto ist. “, antwortete sein Partner. „Schon wieder Minamoto. Langsam wird mir das etwas zuviel. Ich hoffe nur, dass das nichts zu bedeuten hat.“, grummelte Ruki. Tohru war inzwischen aufgestanden und zum Schlafzimmer gegangen. Er hatte die Tür nur einen Spalt weit geöffnet, sodass er seinen schlafenden Freund beobachten konnte. Wataru lag in seine Decke eingekuschelt auf der Seite und schlief tatsächlich einmal. Der kalte Lappen war ihm ein weiteres Mal von der Stirn gerutscht. Es fragte sich nur wie lange dieser Frieden halten würde. Ein erleichtertes Lächeln stahl sich auf Tohrus Lippen. Ihm wurde klar, dass ihm wirklich eine Menge an Wataru lag und dass Ruki Recht hatte: er würde dringend mit ihm reden müssen. Ein wenig überkam ihn das schlechte Gewissen, als er an die vielen Gelegenheiten dachte, an denen Wataru mit ihm ausgegangen war, er aber nicht auf dessen klaren Avancen eingegangen war. Es war nicht fair von ihm gewesen. Doch auch sein Freund hatte keine Anstalten gemacht mit ihm zu reden. Die ganze Situation zwischen ihnen dreien war total vertrackt. Tohru seufzte. Plötzlich zuckte Wataru zusammen. Er murmelte etwas Unverständliches und wälzte sich auf die andere Seite. Aber auch so schlief er nicht einfach weiter, er drehte sich noch zweimal um, bevor er schließlich wieder wach war. Tohru trat vorsichtig in das Zimmer und setzte sich zu ihm auf die Bettkante. Sanft strich er ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht: „Hey…“ Watarus müder Blick versetzte ihm einen tiefen Stich ins Herz. Unwillkürlich hatte er den Wunsch etwas für ihn tun zu können. Aus einem reinen Impuls heraus setzte er sich mit ausgestreckten Beinen auf das Bett: „Komm her.“ Seine Stimme war sanft. Wataru rutschte zu ihm und ließ sich von Tohru helfen, sodass er wenig später an ihn gelehnt da lag. „Mhmmm.“, gab Wataru von sich und entspannte sich sichtlich. „Ich weiß, dass ist vielleicht nicht der beste Moment, aber ich muss dir etwas sagen.“, begann Tohru. Er strich seinem Freund sanft durch das Haar. „Worum geht es?“, wollte dieser wissen. Er verkrampfte sich wieder ein bisschen. „Ich… also ich… habe mich in dich verliebt.“, brachte Tohru endlich die Worte heraus, die er ihm schon so lange hätte sagen sollen. Die Augen des anderen weiteten sich vor Überraschung. „Aber ich möchte dich für mich alleine haben, ich möchte dich nicht mit jemandem teilen. Es stört mich, wenn du mit anderen Leuten einfach so Sex hast, auch wenn es nur Ruki ist.“, fuhr Tohru fort. „Meinst du, du hältst das wirklich mit mir aus?“, wollte Wataru erstaunt und gleichzeitig besorgt wissen. Er hatte schon zu viele Leute, die anfangs durchaus an einer festen Beziehung mit ihm interessiert waren, mit seiner Art vertrieben. Er wusste selber, dass er nicht immer ganz einfach war und dass seine Laune schnell von fröhlich in wütend umschlagen konnte. Tohru sah ihm in die dunklen Augen. Der Ausdruck von Müdigkeit, der darin lag, erschreckte ihn. Vor allem als ihm, in Verbindung mit Watarus Tonfall klar wurde, dass es nicht nur die körperliche Müdigkeit war, die durch den Schlafmangel entstanden war, sondern dass der Brünette auch einfach müde war, jemanden zu suchen, der es länger mit ihm aushielt. Letztendlich schien auch Wataru, der sonst immer versuchte so stark zu wirken, nur jemanden zu suchen, der ihn liebte. Menschen schienen doch immer nach Liebe zu suchen, egal wie widersprüchlich ihr Verhalten dazu manchmal war, dachte Tohru. „Das kann ich dir nicht versprechen, aber ich würde es gerne probieren, wenn du bereit bist einen Teil deiner Freiheit für mich zu opfern.“, erwiderte der Jüngere. Wie um die Erkenntnis von Tohru zu bestätigen, kuschelte sich Wataru noch ein wenig näher an ihn: „Aber ich weiß nicht, wie man eine richtige Beziehung führt. Ich schätze, ich weiß nicht mal, wie man richtig liebt. Ich weiß nur, dass du mir wichtiger bist, als alle vorher und ich höre für dich auch auf mit anderen zu schlafen.“ „Dann lass mich doch versuchen, es dir beizubringen.“, antwortete Tohru. Mit dem Daumen strich er zärtlich über Watarus eine Wange. Dann beugte er sich leicht zu ihm herunter. Wataru streckte vorsichtig eine Hand nach ihm aus. Die Finger des Älteren fuhren sanft durch Tohrus dunkelblonde Haare. Einen Augenblick später berührten sich ihre Lippen zum ersten Mal. Beide hatten auf eine seltsame Weise das Gefühl, dass das es richtig war, was sie hier taten. Manchmal musste man wohl oder übel ins kalte Wasser springen und einen Schritt auf jemanden zu machen, dachte Wataru. Er hoffte, dass das er Tohru wirklich das geben konnte, was dieser sich wünschte. Er wollte ihn ungern verlieren oder verletzen. Das hatte er anscheinend schon die ganze Zeit über getan. Tohru hingegen war froh, dass er von Ruki den nötigen Arschtritt bekommen hatte, den er gebraucht hatte, um mit Wataru zu reden. Es hatte wirklich nicht ewig so mit ihnen weitergehen können, dass keiner wusste, woran er bei dem anderen war. „Da ist noch etwas, was ich dir sagen wollte. Es gibt einen Grund wieso ich immer so gereizt reagiert habe, wenn es um deine lockere Beziehung zu Ruki ging. Bevor ich nach Tokyo gekommen bin, bin ich in meiner Heimatstadt noch zur Schule gegangen. Dort hatte ich eine Affäre mit einem meiner Lehrer. Ich habe ihn wirklich geliebt, so wie man das halt empfindet, wenn man jünger ist und zum ersten Mal Schmetterlinge im Bauch hat. Jedenfalls war ich für ihn nur ein netter Zeitvertreib. Er hatte nebenbei immer noch andere Männer. Eines Tages hat uns jemand erwischt und es gab einen riesigen Eklat. Was mich aber wirklich verletzt hat, war, dass er mir die Schuld gegeben hat. Er meinte, ich hätte ihn verführt und erpresst. Angeblich hätte ich ihm gedroht rum zu erzählen, dass er sich an mir vergriffen hat, wenn er nicht meinen Freund spielt.“, erklärte Tohru. Man konnte seiner leicht brüchigen Stimme anmerken, dass er immer noch verletzt war. Wataru griff nach seiner Hand und streichelte mit dem Daumen darüber: „So etwas würde ich dir nie antun. Nie.“ „Ich weiß, aber…“, stammelte Tohru. „Es ist in Ordnung…“, entgegnete Wataru leise. Es tat ihm selber weh zu hören, was seinem Freund widerfahren war. Gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass es wohl noch eine Menge Dinge gab, die sie nicht voneinander wussten, obwohl sie seit Jahren gut befreundet waren. „Danach haben mich meine Eltern zu meiner ältesten Schwester nach Tokyo geschickt. Dort bin ich dann geblieben und stand irgendwann bei euch vor der Tür.“, vollendete er seine Geschichte. Wataru veränderte seine Position ein wenig, sodass er Tohru leichter in die Augen schauen konnte: „Ich liebe dich.“ Ruki hatte es bisher selten erlebt, dass sein Partner aus der Ruhe zu bringen war. Aber die Autofahrt zu der Kanzlei hatte Reita augenscheinlich gestresst. Wahrscheinlich war es nur das Tüpfelchen auf dem i gewesen. Doch Ruki war sich sicher, dass er nachher dafür sorgen würde, dass Reita sich entspannen konnte. Für einen winzigen Augenblick stahl sich ein dreckiges Lächeln auf seine Lippen. Das Geräusch der sich öffnenden Bürotür riss ihn dann aus seinen Gedanken. Sie saßen gerade in einem geräumigen Büro der Kanzlei und hatten noch auf den Staatsanwalt warten müssen, da dieser noch einen Termin hatte. Nun betrat ein Mann Mitte 40 das Zimmer. Er hatte leicht schütteres Haar, was Ruki hoffen ließ, dass er in diesem Alter nicht auch so aussehen würde. „Sie sind sicherlich die Beamten des PSC?“, fragte er. „Mein Name ist Tateno, wir hatten telefoniert.“ „Special Agent Matsumoto und das ist mein Kollege Special Agent Suzuki.“, erwiderte Ruki. Reita nickte zustimmend: „Sehr nett, dass sie sich Zeit für uns nehmen.“ „Nun ja, ich hätte nicht gedacht, dass noch einmal jemand an diesem Fall Interesse zeigt. Schließlich war die ganz Angelegenheit mehr als dubios. Ich muss gestehen, dass mir so etwas in meiner ganzen Laufbahn bisher noch nie passiert ist.“, erklärte der Staatsanwalt. „Das glaube ich ihnen gerne.“, meinte Ruki. „Was können sie uns denn über die Aussage von Amano-san erzählen?“ „Seine Aussage klang ziemlich unglaublich. Er berichtete auf den Kontrollrundgängen durch das Labor, merkwürdige Dinge gesehen zu haben.“, begann Tateno etwas zögerlich, als hätte er Angst, dass ihn die beiden Agenten für verrückt halten würden. „Vielleicht sollten sie wissen, dass wir für die G-Akten Abteilung des PSC arbeiten. Diese Akten enthalten Fälle, die auf den ersten Blick seltsam bis grotesk aussehen oder die bisher noch nicht aufgeklärt werden konnten. Wir haben also schon eine ganze Menge Fälle bearbeitet, die für andere merkwürdig aussehen würden.“, warf Ruki ein. Der Staatsanwalt räusperte sich: „Er berichtete unter anderem von Labormäusen, deren Körper so verfallen waren, dass eigentlich nicht mehr am Leben sein dürften. Dennoch liefen sie durch die Käfige. Das gleiche erzählte er auch von anderen Tieren. Als Nahrung haben sie blutiges Fleisch bekommen. Auch berichtete er von übel zugerichteten menschlichen Leichen und so etwas erwartet man nun nicht gerade in einem Labor für Pharmazeutika.“ „Wohl eher nicht.“, stimmte Reita zu. „Haben sie Bilder gesehen?“ „Ja, ich habe ein paar Bilder von den Mäusen und anderen Tieren gesehen. Auf den Bildern der menschlichen Leichen ist leider nicht viel zu erkennen gewesen. Sie sahen so…“, antwortete Tateno. „…aus wie Zombies?“, wollte Ruki wissen. „Das trifft es wohl am besten.“, sagte er. „Jedenfalls hat sich Amano-san strikt geweigert die Fotos hier zu lassen. Er meinte, er wisse ein sicheres Versteck. Allerdings denke ich nicht, dass die Fotos in seinem sogenannten sicheren Versteck sind. Hier ist jemand in mein Büro eingebrochen, hat alle Daten geklaut oder vernichtet, so dass man nichts mehr beweisen konnte. Solche Leute überlassen nichts dem Zufall.“ „Allerdings. Gibt es sonst noch etwas, was sie uns berichten könnten?“, erkundigte Reita sich. „Er hatte noch erzählt, dass alle Wachmänner einmal im Monat zu einer Untersuchung mussten. Dort bekamen sie jedes Mal ein Serum gespritzt, dass angeblich gegen eventuelle Bisse der Labortiere schützen sollte. Bei Minamoto hat man diesbezüglich alles abgestritten.“, antwortete Tateno. „Das dürfte alles sein, was ich ihnen erzählen kann. Ich fürchte ohne Beweise hilft ihnen das auch nicht weiter.“ „Das vielleicht nicht, aber ich denke umsonst wird unser Gespräch nicht gewesen sein. Falls ihnen noch etwas einfällt, können sie sich jederzeit mit uns in Verbindung setzen. Vielen Dank, dass sie ihre Zeit für uns geopfert haben.“, entgegnete Reita. Auch Ruki bedankte sich. Als Tateno sie zur Tür brachte, wandte er sich noch einmal an den jüngeren Agenten: „Glauben sie, dass es wirklich untote Tiere waren?“ Dieser schüttelte den Kopf, murmelte im Rausgehen aber noch: „Sie würden sich wundern, was ich alles glaube.“ „Die drei wünschen dir gute Besserung.“, meinte Tohru als er wieder in das Schlafzimmer kam. Er setzte sich zu Wataru auf das Bett, sodass dieser seinen Kopf wieder auf seinen Schoss legen konnte. „Danke. Ich hoffe, das tritt auch bald ein.“, gab dieser zurück. „Und sind wir beide entbehrlich in den Redaktion?“ „Natürlich nicht!“, lachte Tohru. „Nur für ein paar Tage. Tomoyuki hält morgen alleine die Stellung. Yuusuke und Hiroaki müssen zu einem Anzeigenkunden nach Osaka. Wenn das ins Wasser fällt, müssen wir die nächste Ausgabe etwas verschieben.“ „Die beiden schaffen das schon. Wäre nicht das erste Mal.“, erklärte Wataru zuversichtlich. „Wenn ich wieder fit bin, gehen wir zusammen aus.“, meinte er dann plötzlich. „So so, wie ein richtig spießiges Date?“, wollte Tohru belustigt wissen. „Von spießig war keine Rede, oder? Wir gehen etwas essen und trinken, soweit wie immer, aber dann kommst du mit zu mir und wir ändern das bisherige Programm etwas. Den Rest des Abends verbringen wir dann nämlich im Bett.“, erwiderte Wataru grinsend. Zu gerne hätte er seinem Freund seine Zuneigung schon jetzt auf anderen Wegen gezeigt, doch wo er Fieber hatte, war das keine besonders gute Idee. „Klingt gut, aber bis dahin, schläfst du dich erstmal gesund! Wenn du jetzt schon große Pläne schmiedest, scheint es dir ja schon wieder besser zu gehen.“, erwiderte Tohru sanft. „Ich freu mich aber schon auf unser Date.“ Währenddessen bezahlten Reita und Ruki gerade ihre Rechnung in dem kleinen Restaurant, um die Ecke von Rukis Appartement. Als sie schließlich auf dessen Sofa saßen, sah er schon entspannter aus, als noch im Büro des Staatsanwaltes. Für den Rest der Entspannung würde er gleich persönlich sorgen, dachte Ruki. Und wenn er ehrlich war, konnte er selber diese Art von Entspannung auch sehr gut gebrauchen. Beim Essen hatten sie noch über ihren Fall gesprochen, dann hatten sie sich darauf geeinigt, ihre Arbeit Arbeit sein zu lassen. Ruki rutschte näher zu seinem Partner hin und zog ihn an der Krawatte ebenfalls näher zu sich. Dann sorgte er dafür, dass sich ihre Lippen berührten. Er spürte Reitas Hand an seinem Nacken, wie seine Finger dort mit seinen Haaren spielten. „Ich will heute mehr…“, hauchte Ruki ihm entgegen, als sie ihren Kuss kurz unterbrachen. Er machte sich an dem Krawattenknoten des anderen zu schaffen, um seiner Aussage noch etwas mehr Nachdruck zu verleihen. Dann spürte er wie Reitas andere Hand sein Hemd aus der Hose zog und einen Augenblick später darunter glitt. Sanft streichelte er über Rukis nackte Haut. „Gute Idee…“, erwiderte Reita dann. Sie küssten sich erneut. Dieses Mal drang Ruki mit seiner Zunge in den Mund seines Partners ein. Während er das tat, knöpfe er langsam Reitas Hemd auf. Mit geübten Griffen hatte Ruki es schnell komplett aufgeknöpft und schob den Stoff auseinander. Begierig erkundeten seine Hände nun Reitas Oberkörper. „Komm, lass uns ins Schlafzimmer gehen.“, flüsterte Ruki ihm ins Ohr. Die tiefe Stimme und ihr rauer Klang in diesem Moment erregten den Blonden. Er konnte den Atem des Jüngeren spüren, der über seine Haut fuhr, als er ihm die Worte ins Ohr flüsterte. „Ich bin gespannt.“, grinste Reita. Sein Partner erhob sich langsam und reichte ihm die Hand. Nachdem dieser sie ergriffen hatte, zog er ihn auf die Beine. Dann führte er ihn schon fast feierlich an der Hand in sein Schlafzimmer. Ruki bahnte sich zielsicher seinen Weg durch das dunkle Zimmer und knipste seine Nachttischlampe an, die den Raum wenigstens ein wenig erhellte. Er dirigierte seinen Partner zum Bett. Während er Reita erneut küsste, schob er ihm das Hemd endgültig über die Schultern. Das Stück Stoff landete auf dem Boden, ohne dass sie ihm noch mehr Beachtung schenkten. Rukis Hände glitten erneut über den nackten Oberkörper des Blonden und blieben auf dessen Hüften ruhen. Von dort aus wanderten sie weiter, sodass sie sich an dem Reißverschluss von Reitas Anzugshose zu schaffen machten konnte. Dieser merkte wie sein Atem begann schneller zu gehen. Schließlich entledigte er sich mit der Hilfe des Brünetten seiner Hose. Im Dämmerlicht konnte er Rukis zufriedenen Gesichtausdruck sehen, als dieser ihn kurz musterte, bevor er ihn auf das Bett stieß. Reita stützte sich mit seinen Unterarmen auf der Matratze ab, sodass er seinen Partner weiterhin beobachten konnte. Ein Grinsen umspielte Reitas Lippen, als Ruki begann, langsam seine Krawatte zu lösen und dann sein Hemd aufzuknöpfen. Nachdem auch sein Hemd auf dem Boden gelandet war, zögerte Ruki für einen kurzen Moment weiterzumachen. Er hatte sich noch nie zuvor Gedanken um seine Narben gemacht, aber in diesem kurzen Moment beschlich ihn ein Gefühl von Unsicherheit. Würde es Reita wirklich nichts ausmachen die Narben auf seinem Körper zu sehen? Doch dann verscheuchte er diesen Gedanken und öffnete langsam seinen Reißverschluss und stieg schließlich aus seiner Hose. Reita war das Zögern seines Partners nicht entgangen, auch wenn es wirklich nur ein kurzer Moment gewesen war. Trotz des schummerigen Lichtes der kleinen Nachttischlampe konnte er die große Narbe an Rukis Schüsselbein sehen. Die Wunden, die ihm der Chupacabras zugefügt hatte, waren nur noch schwer auszumachen auf dessen blasser Haut. Ihm fiel dann eine nicht ganz so große Narbe an dem Oberarm des Jüngeren auf. Langsam ahnte er, was ihn hatte zögern lassen. „Hast du wegen der Narben gezögert?“, fragte Reita ihn leise, als Ruki zu ihm gekommen war. Er hatte noch eine lange an der Hüfte entdecken können und eine weitere am Knie. Ruki war nun über ihm: „Hm, ein wenig. Außer Wataru hat sie bisher niemand gesehen, der mir wichtig ist… das stört dich nicht… oder?“ Reita zog Rukis schmalen Körper näher an sich heran. Zärtlich strich er ihm über die Wange: „Nein, du bist hübsch, so wie du bist.“ Als nächstes küsste er ihn am Hals hinab, bis er zu der Narbe am Schlüsselbein kam. Dort küsste Reita die dunklere Haut entlang, was Rukis Atem beschleunigte. Er war erleichtert, dass sein Partner es verstand ihm die Dinge leicht zu machen. „Sag das noch mal.“, bat er ihn, während er mit seinen Händen Reitas Körper erkundete. Die nackte Haut des Blonden fühlte sich gut unter seinen Fingern an. „Du bist wunderschön, Ruki…“, flüsterte er ihm ins Ohr. Zwischendurch küssten sie sich immer wieder. Ruki dirigierte ihn weiter auf das Bett, sodass Reita halbwegs aufgerichtet mit dem Rücken gegen die weichen Kissen gelehnt saß. „Du auch Reita, du auch.“, murmelte er, während er ihn kurze Zeit später am Nacken küsste. Ab und zu gruben sich Rukis Zähne leicht in Reitas Haut. Ein kurzer Schmerz durchzuckte in diesen Momenten dessen Körper, der sich aber schnell in ein angenehmes Kribbeln in seiner Magengegend verwandelte. Ihre ganzen Vorsätze es langsam angehen zu lassen, waren inzwischen vergessen. In diesem Moment hatten Leidenschaft und Lust sie im Griff. Außerdem genossen sie es den anderen auf eine noch intimere Weise als sonst kennenzulernen. Ruki küsste sich an Reitas Oberkörper hinunter, während er mit seinen Händen weiter über die nackte Haut streichelte. Seine Fingernägel gruben sich in die Seiten des Blonden und hinterließen dort ihre Spuren. Sein Partner sank tiefer in die Matratze, als er Rukis Zunge in seinem Bauchnabel spüren konnte. „Mhm, Ruki…“, seufzte Reita. „Spreiz die Beine noch ein wenig mehr.“, forderte dieser ihn auf. Prompt kam Reita seiner Bitte nach. Als nächstes konnte er Rukis flache Hände auf der Innenseite seiner Schenkel spüren. Sie strichen vom Knie bis zu dessen Körpermitte. Dann umschloss er Reitas Erregung mit der Hand und nahm die Spitze in den Mund. Während er an ihr lutschte, bewegte er seine Hand langsam auf und ab. Reitas Hände vergruben sich in seinen Haaren, was Ruki als Zeichen nahm, um ihn ganz in seinen Mund aufzunehmen. Ihm gefiel der Anblick wie sich Rukis volle Lippen um sein Glied schlossen und sich darum bewegten. Ruki wiederum konnte spüren wie sein Partner immer härter wurde. Während er ihn weiter oral verwöhnte, streichelte er ihn weiter an den Schenkeln. Als er Reita nach einer Weile aus seinem Mund entließ, streichelte er ihn mit der Hand weiter. „Greif mal unter das Kissen neben dir und gib mir das Gleitgel.“, meinte Ruki seelenruhig. Irgendwie überraschte es ihn nicht, dass Ruki die Tube unter seinem Kissen aufbewahrte. Reita löste mit einer Hand seinen Griff in den Haaren seines Partners und tastete unter dem Kissen nach der Tube. Schnell hatte er sie gefunden. Ruki nahm sie entgegen und verteilte eine ausreichende Menge auf seinen Fingern. Als er mit dem ersten in Reita eindrang, ging dieser stöhnend ins Hohlkreuz. Er gewährte ihm kurz Zeit, bevor er mit dem zweiten in ihn eindrang. Auch dieses Mal gewährte er ihm ein wenig Zeit, dann bewegte er seine Finger langsam in ihm. Zusätzlich dazu nahm Ruki ihn wieder in seinen Mund auf. „Gott, Ruki!“, entfuhr es Reita erregt. Seine Stimme klang ein wenig brüchig. „Nimm mich!“, forderte er nach einer Weile. Er wollte seinen Partner nun endlich richtig spüren. Schlagartig hörte dieser auf ihn zu befriedigen, was diesem einen enttäuschten Laut entlockte. „Kannst du haben…“, erwiderte Ruki mit einem dreckigen Grinsen. Er verteilte noch etwas Gleitgel auf seiner eigene Erregung, dann platzierte er sich zwischen Reitas Beinen. Vorsichtig drang er in ihn ein, was beide mit einem Stöhnen quittierten. Während Ruki sich über Reita beugte, um ihn zu küssen, schlang dieser seine Beine um dessen Hüften. Ihre Lippen trafen sich hungrig und Reitas Zunge bettelte schnell um Einlass. Als Ruki begann sich mit einem langsamen Rhythmus in ihm zu bewegen, krallten sich Reitas Fingernägel in seine Schultern. Den kurzen stechenden Schmerz bemerkte Ruki fast gar nicht. Er war genau wie Reita viel zu sehr in einer Welt voll Lust und Erregung gefangen. Ruki beschleunigte seinen Rhythmus. Er zog sich fast komplett aus Reita zurück, bevor er sich erneut in ihm versenkte. Reitas warme Muskeln fühlten sich gut um sein hartes Glied an. Dessen Fingernägel hinterließen inzwischen deutliche Spuren auf seinem Rücken, doch auch das war ihm egal. Es ging darum ihrer Zuneigung auf eine andere Art als bisher Ausdruck zu verleihen. Beiden war klar, dass sie es nicht mehr lange aushalten würde. Wenig später spürte Ruki wie sich Reitas Fingernägel noch ein wenig stärker in seine Schulterblätter krallten und dieser sich auf seinen Bauch ergoss. Seine Muskeln zogen sich um Rukis Glied zusammen und sorgten so dafür, dass sich Ruki stöhnend in ihm ergoss. Schwer atmend zog er sich aus Reita zurück. Er sank neben ihm auf die Matratze. So lagen sie erst einmal nebeneinander, bis sie sich wieder von ihrem heftigen Orgasmus erholt hatten. Ruki küsste Reita sanft. Dann stand er auf und holte ein Handtuch, um seinen Partner zu säubern. Danach warf er das Handtuch achtlos zu Boden und legte sich wieder zu Reita auf das Bett. Dieser streichelte mit seiner Hand über Rukis blasse Haut. Ihre Lippen berührten sich ein weiteres Mal. „Jetzt kann ich Wataru noch besser verstehen.“, meinte Reita dann grinsend. „Na, das hoffe ich doch.“, erwiderte Ruki ebenfalls grinsend. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ * Tüdeldüüü....... Hier ist die Warteschleife von Mrs Miyawaki, sollten sie sich wegen meiner Ankündigung bezüglich der Aufklärung von Watarus Zustand beschweren wollen, drücken sie bitte die Taste 2 auf ihrem Telefon und haben sie einen Moment Geduld… * Düüüüüdüüüüü … Sie sind jetzt verbunden mit der Autorin…. * Tut mir leid, wegen der Ankündigung, ich dachte das käme schon vorher… aber nächstes Kapitel! * Wirklich! * Wah Wataru, wenn du jetzt nicht gut auf Tohru aufpasst, gibt’s Ärger! Egal wie lieb ich dich hab! * Ich würde gerne Mäuschen spielen bei ihrem Date XD * Hui, das erste Mal für Ruki und Reita! * Ich mag es, wenn Reita ihm sagt, dass er trotzdem schön ist und er auf die Bitte es zu wiederholen, es einfach tut… *Wow das ist praktisch die Hälfte vom Fall! ^.^ Kapitel 15: File 2: Insomnia part 7 ----------------------------------- File 2 Insomnia part 7 Gerade als Ruki und Reita am nächsten Morgen das Büro verlassen hatten, um Mittagspause zu machen, klingelte Rukis Handy. Da er gestern vergessen hatte seinen Akku wiederaufzuladen, hatte es sich vorhin ausgeschaltet. Nachdem er es im Büro angeschlossen hatte, hatte er es vor ein paar Minuten erst wieder eingeschaltet. Sein Gesichtsausdruck wirkte etwas überrascht, als er Tohrus Namen auf dem Display sah. Normalerweise rief dieser ihn eher selten an. Was aller Wahrscheinlichkeit bedeutete, dass etwas mit Wataru war. Ruki hoffte inständig, dass es nichts Schlimmes war, als er den Anruf entgegen nahm. Reita beobachtete ihn und musste besorgt mit ansehen, dass dessen Gesichtsausdruck immer entsetzter aussah. „Was?“, fragte Ruki ungläubig. Er hörte eine Weile zu, dann meinte er: „Okay, wir sind so schnell wie möglich da.“ Reita legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Was ist passiert?“ „Das war Tohru. Sie haben Wataru ins Krankenhaus gebracht und dort gleich in den OP. Er hat Blut gehustet, weshalb Tohru den Notarzt gerufen hat. Wohl gerade noch rechtzeitig.“, antwortete Ruki mit zittriger Stimme. Ihm stand die Sorge um seinen Freund ins Gesicht geschrieben. Er wollte ihn unter keinen Umständen verlieren. „Aber mehr weißt du noch nicht?“, wollte Reita ebenfalls geschockt wissen. Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass es Wataru so schlecht gehen würde. Dafür hatte es gestern keinerlei Anzeichen gegeben. Gleichzeitig wusste er aus Erfahrung, dass er Ruhe bewahren musste. „Nein, Tohru weiß auch noch nichts.“, erklärte sein Partner. „Lass uns fahren.“, meinte Reita und zog seinen wie angewurzelt dastehenden Freund mit sich. Im Krankenhaus mussten sie auf die Intensivstation. Spätestens jetzt war Ruki noch blasser als zuvor. Er selber fühlte sich in diesem Moment eher wie eine Maschine, die nur einen Fuß vor den anderen setzte. Ohne Reita hätte er vielleicht nicht einmal das getan. Vor der großen schweren Tür, an der man sich melden musste, wenn man auf die Intensivstation wollte, befanden sich mehrere harte Plastikstühle, auf denen die Angehörigen warten konnten. Tohru saß zusammengesunken auf einem davon. Ruki schluckte merklich, als er den Jüngeren dort so sitzen sah. Doch dann atmete er tief durch. Mit festen Schritten ging er zu Tohru hin, setzte sich neben ihn und legte einen Arm um ihn. Dieser vergrub sein Gesicht in Rukis Hemd. Reita blieb vor ihnen stehen. „Ich bin so froh, dass ihr da seid. Es war einfach so furchtbar.“, meinte Tohru mit bebender Stimme. „Wie lange ist er schon im OP?“, wollte Reita wissen. „Seit fast zwei Stunden. Ich konnte euch vorher nicht erreichen.“, antwortete Tohru. „Mein Handy war ausgeschaltet, der Akku war leer, tut mir leid. Erst kurz nach deinem Anruf wurde angezeigt, dass du es schon eine Weile vorher versucht hast. Was ist eigentlich passiert?“, erkundigte sich Ruki. Er fühlte sich schlecht, dass er Tohrus Anrufe nicht gleich bekommen hatte. Bevor er antwortete, räusperte er sich: „Schon okay, passiert. Es hätte eh nichts geändert. Watarus Fieber ist über Nacht gestiegen. Als er am Morgen alleine ins Bad wollte, ist er zusammengeklappt. Ich habe ihn zurück ins Bett getragen und seinen Arzt angerufen. Dieser meinte, es würde an Watarus zurzeit schwachem Immunsystem liegen. Er solle weiterhin seine Medikamente nehmen und wenn sich sein Zustand bis morgen nicht verbessert habe, solle ich noch einmal anrufen. Während Wataru geschlafen hat, wurde Heart-chan plötzlich unruhig. Ich habe sie noch nie so erlebt. Circa eine halbe Stunde später ist Wataru wieder aufgewacht. Er fing an ganz schlimm zu husten und hatte Probleme Luft zu bekommen. Als der Notarzt kam, hat er Blut gehustet…“ Reita legte kurz die Stirn in Falten. Ihm erschien das Verhalten von Watarus Arzt etwas merkwürdig. „Kannst du mir vielleicht Watarus Tabletten geben?“, wollte er dann wissen. „Wenn du mir sagst, wo sie sind, können wir sie nachher holen. Ich habe einen Schlüssel für sein Appartement. Dann kannst du bei ihm bleiben, Tohru.“, antwortete Ruki. Tohru nickte: „Okay. Sie liegen auf dem Nachttisch.“ „Was ist mit Heart-chan?“, erkundigte er sich dann. „Tomoyuki hat sie abgeholt und kümmert sich um sie. Yuusuke und Hiroaki mussten nach Osaka, ich konnte sie noch gar nicht erreichen.“, bekam Ruki als Antwort. „Allerdings weiß ich nicht, was mit Watarus Eltern ist. „Zu denen hat er keinen Kontakt mehr.“, erklärte Ruki schlicht. Es stand ihm nicht zu Watarus genaue Familiensituation zu erläutern. Plötzlich kam ein älter aussehender Arzt aus der Tür, die zur Intensivstation führte. Als er näher kam, konnte man auf seinem Namensschild die Namenskanji erkennen. Er hieß Kitamura. „Sie gehören zu Miyawaki-san, nicht wahr?“, wollte er wissen. „Genau, wir sind Freunde von ihm.“, erwiderte Tohru. „Wie geht es ihm?“ „Eigentlich darf ich nur Angehörigen Auskünfte darüber erteilen.“, begann der Arzt. Reita sah, dass Ruki etwas erwidern wollte und ihm war klar, dass es bei dessen derzeitiger Verfassung keine freundlichen Worte sein würden. Also beeilte er sich seinem Partner zuvor zu kommen: „Nun wir sind nicht nur Freunde des Patienten. Wir sind Special Agents des PSCs und was mit unserem Freund passiert ist, steht möglicherweise in Zusammenhang mit unseren aktuellen Ermittlungen. Ich hoffe, dass sie im Anbetracht dieser Tatsache die Regeln etwas strecken können.“ Er holte seinen Ausweis hervor. „Außerdem hat er keinen Kontakt mehr zu seinen Eltern und auch sonst keine Angehörige.“, fügte Ruki hinzu. „Wenn das so, dann werde ich eine Ausnahme machen können.“, erwiderte der Arzt. „Ich habe auch noch ein paar Fragen an sie. Kommen wir zu Miyawaki-sans Zustand. Er hat wirklich Glück gehabt. Wäre er später eingeliefert worden, hätte er es nicht überlebt. Die Operation ist soweit gut verlaufen, was genau die Inneren Blutungen ausgelöst hat, die zum Bluthusten geführt haben, können wir leider nicht sagen. Mir ist selten so ein Fall untergekommen. Da wir nicht sagen können, inwieweit sich sein Zustand stabilisieren wird, werden wir ihn erstmal auf der Intensivstation behandeln. Kriegen sie keinen Schreck, wenn sie ihn gleich sehen. Er wird künstlich beatmet und befindet sich im künstlichen Koma. So kann er die schlimmste Phase des Wundschmerzes schlafend verbringen. Da seine eigene Atmung noch nicht stabil ist, beatmen wir ihn maschinell.“ „Aber es wird ihm wieder besser gehen?“, wollte Tohru besorgt wissen. „Wie gesagt, ich kann ihnen nichts Versprechen, aber bis jetzt sieht es nicht danach aus, dass sich sein Zustand verschlechtert.“, erklärte der Arzt freundlich. „Kommen wir zu meinen Fragen. War Miyawaki-san in letzter Zeit in ärztlicher Behandlung? Und wenn ja, bei wem? Wir müssen uns über seine Krankheitsgeschichte informieren.“ „Er war wegen Schlafstörungen in Behandlung, bei einem Dr. Morita.“, antwortete Ruki. „Oh, ich wusste gar nicht, dass er seinen Job bei Vital Pharmaceutics aufgegeben hat und wieder praktiziert. Aber dann weiß ich, wie ich ihn erreiche.“, meinte Kitamura überrascht. In diesem Moment weiteten sich Rukis Augen. Es war bekannt, dass Vital Pharmaceutics vor rund einem halben Jahr von Minamoto aufgekauft worden. Es sah ganz danach aus, als wenn sie sich Dr. Morita einmal genauer vornehmen sollten. „Da Miyawaki-san heute erst eingeliefert wurde, kann ich sie noch nicht so lange zu ihm lassen. Die Schwestern werden häufiger nach ihm sehen müssen. Ich hoffe, sie verstehen das. Auch die nächsten Tage sollten nicht so viele Leute gleichzeitig zu Besuch kommen. Bevor ich sie zu ihm lasse, würde ich sie bitten, ihre Hände zu desinfizieren und die Kittel anzuziehen, die sie gleich bekommen werden.“, erklärte der Arzt weiter. Er deutete auf den Flüssigkeitsspender, der die Desinfektionsflüssigkeit enthielt. Nachdem sie ihre Hände gesäubert hatten, bekamen sie jeder einen Kittel. Dann konnten sie Kitamura hinter die Tür folgen. Es waren erschreckend viele Betten belegt. Die einzelnen Betten waren nur durch Vorhänge voneinander abgetrennt. Überall ertönte das Piepen der Gerätschaften. Watarus Bett befand sich in der Mitte der Station. Er sah sehr blass aus. Seine Haare hingen ihm in Strähnen in die Stirn. Sein Körper war mit allerlei Kabeln und Schläuchen verbunden. In seiner Nase befand sich der Beatmungsschlauch, die Schläuche für den Tropf steckten in seinem Arm und an seiner Brust waren Elektroden angebracht. Um das Bett herum standen die Gerätschaften, die sämtliche Körperfunktionen überwachten. Sie piepten unerbittlich, wie auch an den anderen Betten. Alles in allem war es ein mehr als beunruhigender Anblick. „Sie können circa eine Stunde hierbleiben. Setzten sie sich doch an das Bett und reden sie mit ihm. Auch wenn ich ihnen nicht garantieren kann, dass er etwas davon mitbekommt.“, erklärte der Arzt. „Ich lasse sie nun erstmal alleine.“ Damit war er verschwunden. „Setz dich.“, meinte Reita behutsam zu Tohru und schob ihn in Richtung des Stuhls. Tohru setzte sich. Zögernd wollte er nach Watarus Hand greifen, hielt aber unsicher inne. „Das ist okay.“, meinte Reita aufmunternd. Erst dann griff Tohru nach der Hand seines Freundes. Vorsichtig umschloss er dessen kalte Finger mit seinen. Er strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht: „Hey… Wataru.“ Ruki stand immer noch wie angewurzelt an Fußende des Bettes. Es erschreckte ihn seinen Freund so hilflos und verloren zu sehen. Dieser Anblick mit den ganzen Schläuchen, das Piepen… es rief nicht nur unangenehme Erinnerungen wach, sondern versetzte ihm auch einen tiefen Stich ins Herz. Es war die Angst seinen besten Freund zu verlieren… Reita entging nicht, dass Ruki noch verspannter war als Tohru. Er trat hinter ihn und zog ihn in seine Arme: „Er schafft das. Da bin ich mir ganz sicher.“ Er spürte wie sich Rukis Körper stärker an seinen presste. „Er muss es schaffen…“, flüsterte Ruki. Er hatte gerade das Gefühl in einen tiefen schwarzen Abgrund zu blicken. „Kommst du klar?“, wollte Ruki besorgt von Tohru wissen, nachdem sie Wataru verlassen mussten. „Muss ja. Wenn ich jetzt schlapp mache, hilft das Wataru auch nicht. Ich werde erstmal zu Tomoyuki fahren.“, antwortete dieser, obwohl man ihm deutlich ansehen konnte, dass es ihn mitgenommen hatte. Dann wandte er sich an Reita: „Und du kümmerst dich um Ruki?“ Dieser nickte ihm zu: „Klar. Vielleicht solltest du bei Tomoyuki übernachten? Dann bist du auch nicht so alleine.“ „Ja, ich denke das werde ich tun.“, erwiderte Tohru. „Ist vielleicht auch besser für Heart-chan.“ „Wahrscheinlich, sie liebt dich ja schon fast so abgöttisch wie Wataru.“, meinte Ruki mit einem schiefen Grinsen. Im Anbetracht der Situation reichte es nicht für mehr. „Ich melde mich, sobald ich etwas Neues weiß.“, sagte Tohru. Damit verabschiedeten sich die drei. Während Tohru das Krankenhaus verließ, blieb Ruki noch im Flur vor der Intensivstation stehen. „Wir sollten uns Dr. Morita vorknöpfen, nachdem wir Watarus Medikamente geholt haben. Willst du sie untersuchen lassen?“, erkundigte Ruki sich dann. „Genau das. Ich finde das Verhalten seines Arztes etwas merkwürdig und Watarus Zusammenbruch ist schon sehr ungewöhnlich.“, antwortete Reita. „Vielleicht arbeitet Morita immer noch für Minamoto und missbraucht seine Patienten als Versuchskaninchen für verschiedene Medikamente?“, sprach sein Partner seine Theorie aus. „Das wäre sehr verwerflich, aber durchaus möglich. Besonders wenn man sich ansieht, was mit Wataru geschehen ist. Es wäre interessant zu wissen, wie es sich mit anderen Patienten verhält.“, erwiderte Reita nachdenklich. „Willst du wissen, weshalb ich Krankenhäuser so hasse?“, fragte Ruki plötzlich unvermittelt. Überrascht sah sein Partner ihn an: „Ja, wenn du darüber reden willst.“ „Ich werde es dir zeigen.“, erwiderte er. „Wir müssen unten nur ein paar Blumen kaufen.“ Reita war klar, dass er jetzt noch keine detaillierte Antwort bekommen würde. Also nickte er nur und folgte seinem Partner nach unten, wo man neben dem Krankenhaus Blumen kaufen konnte. Schnell hatte Ruki einen Strauß ausgesucht und bezahlt. Als nächstes drückte er ihn seinem verdutzt guckenden Partner in die Hand. „Ich hab beim letzten Mal Blumen mitgebracht. Die sind bestimmt noch nicht ganz verwelkt.“, meinte Ruki. Er räusperte sich: „Ich hatte dir doch erzählt, dass mein Bruder spurlos verschwunden ist. Meine Mutter hat das nie verkraftet und ist komplett zusammengebrochen. Sie hat sich davon nie ganz erholt. Am Anfang war sie noch zu Hause, aber sie blieb total verwirrt. Da ich zur Schule musste, konnte ich auch nicht immer nach ihr sehen. Deshalb musste sie irgendwann in eine Betreuung. Als du weggefahren bist, hatte sie wieder einen schlimmen Zusammenbruch.“ „Ruki… warum hast du mir nichts gesagt? Ich wäre zurückgekommen…“, wollte Reita behutsam wissen. „Ich… ich wollte nicht, dass du wegen mir zurückkommst. Ich bin auch vorher damit klar gekommen… alleine…“, antwortete er. „Aber du bist nicht mehr alleine. Weiß wenigstens Wataru bescheid?“, fragte sein Partner besorgt. Er konnte sich nicht vorstellen, dass man so etwas immer in sich hinein fressen konnte. Zwar hätte er nichts dagegen gehabt, wenn er ihn angerufen hätte, aber ihm war klar, dass es keine Sache war, die man jemandem so schnell anvertraute. Und er kannte seinen Partner inzwischen gut genug um zu wissen, dass er es nicht persönlich meinte. „Doch, er weiß es.“, erwiderte Ruki. „Man sollte ja meinen, dass der Mist, der in meinem Leben passiert ist, für mehrere reicht…“, setzte er leise murmelnd hinzu. „Dann hast du schon als Kind eine Menge Zeit im Krankenhaus verbracht?“, erkundigte sich Reita, wenigstens etwas erleichtert. Er hatte gehört, was Ruki gemurmelt hatte und war sich sicher jetzt noch besser zu verstehen, wieso Wataru seinem Partner so wichtig war. „Kann man so sagen. Und mein langer Krankenhausaufenthalt hat auch nicht besonders zur Besserung beigetragen.“, sagte er. Inzwischen waren sie wieder im Krankenhaus zurück, allerdings in einen anderen Flügel. Dort befand sich die Station für Psychische Erkrankungen. Er merkte schnell, dass es für Ruki Routine war hierher zu kommen. Die Schwester, die ihnen gerade über den Weg lief, begrüßte ihn schon freundlich: „Guten Tag, Matsumoto-san. Ihre Mutter wird sich bestimmt freuen, dass sie wieder zu Besuch sind. Das letzte Mal hat es ihr sehr gut getan, dass sie da waren.“ „Wie geht es ihr heute?“, wollte Ruki wissen. „Sie ist immer noch durcheinander. Bis wir sie entlassen können, wird es noch dauern.“, bekam er als Antwort. Der Brünette nickte und bedeutete Reita dann ihm zu folgen. Vor der Tür des vierten Zimmers auf der linken Seite blieb er stehen. Auf der schneeweißen Zimmertür stand die Nummer 136, während auf dem Namensschild neben der Tür der Name Matsumoto Reiko stand. Für einen Moment hielt Ruki inne, dann wandte er sich an den Reita. Diesem war spätestens jetzt klar, dass es ihm nicht nur schwer fiel hierher zu kommen, sondern auch ihn gänzlich einzuweihen. Er wusste, dass es wieder eine Sache war, die Ruki jahrelang mit sich herumgeschleppt hatte. Er überlegte, ob die „Beziehungsphobie“ seines Partners hier zum Teil ihren Ursprung hatte. Vermutlich hatte er nicht nur Angst, vor Ablehnung, wenn andere von seinem familiären Hintergrund erfuhren, sondern er hatte auch schon recht jung mit allem alleine klar kommen müssen. Dass es ihm schwer fiel, sich anderen zu öffnen und sich vor allem auch selbst einzugestehen, dass er nicht alles alleine schaffen konnte, erschien ihm auf einmal plausibler als jemals zuvor. Gleichzeitig hatte Reita Respekt vor ihm, dass er sich ihm hiermit anvertraute. Ruki hingegen war froh, dass sein Partner bisher geschwiegen hatte und ihn nicht mit irgendwelchen Fragen bombardiert hatte, wie es fast jeder andere getan hatte. Reita fragte ihn nicht, wie er sich dabei fühlte, er dachte sich seinen Teil und so wie er ihn einschätzte, dachte er sich den richtigen Teil. „Als du im Krankenhaus gearbeitet hast, hast du da auch auf dieser Station gearbeitet?“, wollte er von ihm wissen. „Ja, habe ich.“, antwortete Reita. „Dann hast du bestimmt schon Schlimmeres gesehen und ich brauche dich nicht vorwarnen.“, erwiderte Ruki und seufzte dann. „Das mag sein, aber nur weil es schlimmere Fälle gibt, heißt das nicht, dass es für die betreffenden Personen nicht schlimm ist. Damit meine ich auch die Angehörigen.“, erklärte der Ältere mitfühlend, während er seinem Partner kurz die Hand auf die Schulter legte. Dabei passte er auf, dass dem Blumenstrauß, den Ruki eben noch gekauft hatte, nichts passierte. „Ich habe mich dran gewöhnt.“, antwortete dieser lapidar. Er klopfte an die Tür und öffnete sie einen Moment später. Ob man sich an so etwas gewöhnen konnte? Reita hatte da seine Zweifel… Bis auf ein paar Blumen und ein Bild an der Wand über dem Bett war der Raum steril und kahl, wie die meisten Krankenhauszimmer. In der Nähe des Fensters, das den Ausblick auf den Park ermöglichte, stand das Bett, in dem Rukis Mutter saß. Mit reichlich Verzögerung zu dem Klopfen an der Tür, wandte sie sich erst jetzt zu ihnen hin und musterte sie mit glasigem Blick. Sie sah älter aus als sie war. Unter ihren Augen zeichneten sich tiefe Augenringe ab und ihre Wangen wirkten etwas eingefallen. Ihre langen schwarzen Haare waren zu einem Zopf gebunden, der kraftlos zur Seite herunter hing. An manchen Stellen konnte man graue Strähnen entdecken. Alles in allem saß dort eine gebrochene Frau, die nicht so ganz anwesend zu sein schien. „Hallo, Mum.“, begrüßte Ruki sie. „Hallo. Du bist nicht alleine gekommen.“, stellte sie fest. „Nein, ich habe jemanden mitgebracht, den ich dir vorstellen möchte und der mir sehr wichtig ist. Das ist Akira, mein Freund.“, erklärte er. Normalerweise hätte es komisch geklungen, was er gesagt hatte, genau wie die ganze Situation, doch seiner Mutter würde es bestimmt nicht komisch vorkommen. Er hatte nicht einmal eine Ahnung, wie viel von allem, letztendlich wirklich in ihrem Hirn ankam oder ob sie es nur augenscheinlich verstand und instinktiv reagierte. Vielleicht drang auch gar nichts richtig zu ihr durch, von dem, was er ihr erzählte. „Guten Tag, Matsumoto-san. Es freut mich sie kennenzulernen.“, begrüßte Reita sie freundlich. Er reichte ihr den Blumenstrauß: „Die sind für sie.“ „Hallo. Mich auch. Er hat noch nie Besuch mit nach Hause gebracht. Danke für Blumen. Sie sind sehr schön.“, erwiderte sie. Sie nahm die Blumen mit zittrigen Händen entgegen und sah sie sich an. Ruki strich seiner Mutter sanft über den Arm: „Wir sind im Krankenhaus, Mum. Nicht zu Hause.“ Sie sah ihn an, als wenn er ihr etwas vollkommen Überflüssiges erklärt hätte und sie für völlig zurückgeblieben hielt: „Das weiß ich doch.“ „Natürlich, Mum.“, erwiderte er. „Setzt euch doch.“, forderte sie die beiden auf. Ruki holte zwei Stühle an das Bett, sodass sie dem Angebot nachkommen konnten. „Was machen sie beruflich, Akira?“, wollte Rukis Mutter wissen, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatte. „Ich arbeite bei PSC.“, antwortete Reita. Er wollte noch etwas hinzufügen, doch sie war schneller. „Mein Sohn, Takanori, arbeitete auch bei PSC, leider war er schon eine ganze Weile nicht mehr hier um mich zu besuchen. Ich würde ihn gerne mal wieder sehen.“, sagte sie. Dann wandte sie sich an ihren Sohn: „Was macht dein Bruder bloß immer, Shinji?“ Ruki schluckte merklich. Man musste kein Genie sein, um zu erkennen, dass das gesessen hatte, auch wenn es nicht die Absicht seiner Mutter gewesen war, ihn zu verletzen. „Ich bin nicht Shinji, ich bin Takanori.“, erklärte er ruhig. Reita nahm an, dass es nicht das erste Mal war, das sie ihre beiden Söhne verwechselte. Sanft legte er eine Hand auf das Knie seines Partners. Es war ihm in diesem Moment egal, ob Rukis Mutter es bemerken könnte. Der Jüngere legte seine Hand auf Reitas und harkte seine Finger bei ihm ein. Es tat komischerweise nicht ganz so schlimm weh, wenn Reita dabei war. „Oh… es tut mir leid, Takanori.“, entschuldigte sie sich. Ruki schüttelte den Kopf: „Nein, das ist schon in Ordnung. Wichtig ist, dass du wieder gesund wirst.“ Ein weiteres Mal stellte er sich hinten an. Sie nickte und dachte eine Weile nach: „Wenn du Takanori bist, dann arbeitest du bei PSC. Habt ihr euch dort kennengelernt?“ „Ja, haben wir. Ich bin der Kollege ihres Sohnes.“, erklärte Reita ihr. „Er macht ihnen doch keinen Ärger? Er ist manchmal etwas aufbrausend.“, fragte Rukis Mutter nach. Ein wenig machte es den Eindruck, als wenn sie ihren Sohn für ein kleines Kind hielt. „Nein, er macht mir keinen Ärger, auch wenn er manchmal aufbrausend sein kann. Ich schätze Takanori sehr, nicht nur als Kollegen, sondern auch als Freund.“, antwortete er. „Aber ich sollte kurz eine Vase für die Blumen besorgen, sonst verwelken sie noch.“ „Das wäre schade. Sie sind sehr hübsch. Aber Takanori, es ist unhöflich, wenn du unseren Gast eine Vase holen lässt.“, meinte Rukis Mutter. Dieser stand auf, ohne ihr zu widersprechen. Stattdessen nickte er: „Entschuldigung, es ist wirklich unhöflich. Ich hole eine Vase.“ Damit verließ er das Zimmer und ließ die beiden alleine. Als Reiko und Reita alleine waren, wandte sie sich ihm zu: „Sie passen gut auf Takanori auf, nicht wahr?“ Überrascht nickte er. Er war sich nicht sicher, wie genau sie es meinte. Ahnte sie, dass sie mehr verband als nur Freundschaft? Aber das konnte Ruki ihm wohl auch nicht beantworten. „Ja, ich tue mein Möglichstes um ihn zu beschützen. Er ist mir sehr wichtig.“, antwortete Reita ihr dann. „Das ist gut. Er hat auch mal jemanden verdient, der sich um ihn kümmert. Ich konnte ja nicht immer.“, bemerkte sie. „Aber er liebt sie trotzdem sehr.“, erklärte er. Bevor sie weiterreden konnten, betrat Ruki das Zimmer wieder. Er hatte eine große Vase mit einem Blumenmuster in der Hand. „Du hast einen sehr netten Freund.“, sagte seine Mutter, als er die mit Wasser gefüllte Vase auf den Nachtisch stellte und die Blumen ins Wasser stellte. Allzu lange blieben sie nicht bei ihr, da sie recht schnell müde wurde und einschlief. Ruki deckte seine Mutter ordentlich zu und verabschiedete sich dann leise von ihr. „Sollen wir etwas essen gehen, bevor wir zu Wataru fahren? Ich lade dich ein.“, erkundigte sich Reita als sie auf dem Flur vor dem Zimmer standen. „Ja gerne, das ist nett von dir.“, stimmte Ruki zu und rang sich ein Lächeln ab. Die Besuche bei seiner Mutter zehrten doch mehr an ihm, als er zugeben mochte. Reita hatte schon einen Schritt in Richtung Ausgang gemacht, als er bemerkte, dass sein Partner ihn am Hemd festhielt. „Reita?“, begann er. „Danke.“ Schnell hatten sie ein kleines Restaurant in der Nähe des Krankenhauses gefunden. Eigentlich hätten sie schon wieder an der Arbeit sein sollen, doch zum einen sah Ruki nicht so aus, als wenn er klare Gedanken fassen konnte und zum anderen würde sie niemand kontrollieren können. „Ist sie gleich nachdem dein Bruder verschwunden ist, zusammengeklappt?“, wollte Reita schließlich wissen. Er hatte Ruki beobachtet, um zu sehen, ob dieser bereit war zu reden oder nicht. Zwar hatte dieser nach seinem danke geschwiegen, doch da er normalerweise klipp und klar sagte, wenn er nicht reden wollte, beschloss Reita, dass er einen Versuch wagen würde. Es war nicht das erste Mal, dass eine Familien daran zerbrach, dass einem Familienmitglied etwas zustieß. Aber es war das erste Mal für ihn, dass es einen Freund betraf. „Nein, nicht gleich. Es ging eher schleichend. Am Anfang hat sie viel geweint und dann hat sie angefangen die Wohnung immer und immer wieder zu putzen. Egal ob es dreckig war oder nicht. Irgendwann wollte sie nur einkaufen gehen, kam aber erst Stunden später nach Hause, weil sie den Weg vergessen hatte. So hat sich das immer mehr gesteigert, bis sie nicht mehr alleine bleiben konnte.“, antwortete Ruki. Er fühlte sich nahezu so, als wenn er Reita hier seine Seele offenlegen würde. „Dein Vater hat versucht den Fall zu lösen, oder?“, erkundigte sein Partner sich. „Ja, aber er hat es nicht geschafft. Er hat sich so auf diesen Fall versteift, dass er auch keine Zeit für sie hatte. Ich nehme an, er dachte, es würde alles wieder gut werden, wenn er meinen Bruder finden würde.“, erklärte er. Plötzlich lachte er etwas verbittert lachte er: „Sobald jemand von meinen Liebschaften mitbekommen hat, dass ich mich häufiger um meine Mutter kümmere, waren sie weg. Außer Wataru. Ich hatte ihm nichts davon erzählt und als er einmal bei mir übernachtet hat, musste ich am nächsten Tag überraschend ins Krankenhaus. Ich habe ihm kurz erzählt, was mit ihr ist und dass er so wie immer gehen kann, wenn er möchte, da ich nicht halt nicht wusste, wann ich wieder kommen würde. Na ja, ich dachte er macht sich auch einfach aus dem Staub, aber als ich wieder nach Hause kam, war er noch da. Er hatte sogar extra für mich gekocht, weil er dachte, dass ich nichts gegessen hätte. Verstehst du, ich kann ihn nicht auch noch verlieren! Er war immer da für mich…“ „Du wirst ihn nicht verlieren. Er wurde rechtzeitig ins Krankenhaus eingeliefert.“, entgegnete Reita sanft. Langsam begriff er, worin die größte Angst seines Freundes bestand. Als Tohru bei Tomoyuki ankam, raste ihm Heart-chan gleich entgegen. Sie bellte und ließ sich von ihm auf den Arm nehmen. „Hey, Süße. Es geht ihm bestimmt bald besser.“, meinte er. „Wirklich?“, fragte Tomoyuki besorgt nach. Er ließ seinen Freund in die Wohnung treten. „Der Arzt meinte, sie könnten zur Zeit noch nicht sagen, ob sein Zustand stabil bleiben wird, aber für’s erste ist er es. Ich durfte auch nicht so lange bleiben, da er gerade erst auf die Intensivstation gebracht wurde.“, antwortete Tohru. Er ließ den kleinen Hund wieder auf seine Beine, damit er sich die Schuhe und die Jacke ausziehen konnte. „Aber sie wissen nicht, was er hat?“, fragte sein Freund nach. „Nein, sie können nicht mal sagen, wieso er auf einmal Blut gehustet hat. Es sieht so aus, als wenn Reita und Ruki vermuten, dass es etwas mit den neuen Medikamenten zu tun haben könnte.“, erklärte Tohru und seufzte. „Es war echt schlimm Wataru so zu sehen… mit den ganzen Schläuchen und als er heute Morgen…“ Tomoyuki legte ihm einen Arm um die Schulter und führte ihn ins Wohnzimmer: „Das glaube ich dir gerne. Setz dich erstmal. Kann ich dir etwas bringen?“ „Kann ich einen Tee haben?“, fragte er, als er sich auf das Sofa setzte. „Klar, ich bin gleich wieder da.“, meinte Tomoyuki. Während er in die Küche verschwand, kam Heart-chan zu Tohru gewuselt. Die Vorderpfoten stemmte sie gegen sein Bein, bis er sie wieder auf den Schoss nahm. „Du hast gleich gewusst, das was nicht stimmt, hm?“, meinte er und streichelte sie. Wenig später betrat Tomoyuki das Zimmer wieder, dieses Mal mit einer Tasse Tee in der Hand. Diese reichte er Tohru und setzte sich zu ihm auf das Sofa. „Danke.“, meinte Tohru. „Hat sich Heart-chan benommen?“ „Am Anfang war es ziemlich schwierig sie zu beruhigen. Ich bin dann mit ihr nach draußen gegangen und dann ging es. Wahrscheinlich war Wataru zu dem Zeitpunkt außer Lebensgefahr.“, antwortete Tomoyuki. „Bestimmt. Ich bin mir sicher, dass sie auch vorher schon geahnt hat, dass ihm etwas passiert.“, erwiderte sein Freund nachdenklich. „Tiere sollen ja mehr spüren als wir und die beiden sind ein Herz und eine Seele.“, stimmte er zu. Reita kam ein weiteres Mal seit Beginn der Ermittlungen frustriert zurück in Rukis Büro. Nachdem sie die Medikamente aus Watarus Appartement geholt hatte und ins Labor gebracht hatten, hatte er Ruki kurz alleine gelassen. Er war bei ihrem Abteilungsleiter gewesen um sich zu erkundigen, ob sie einen Durchsuchungsbefehl für Dr. Morita bekommen würden oder Einsicht in dessen Krankenakten. Dass die Chancen dafür nicht sehr gut standen, war ihm klar gewesen. Sein Partner saß mit übereinandergeschlagenen Beinen rauchend vor seinem Laptop. Als er hörte, wie Reita das Büro betrat, sah er auf. „Ich nehme nicht an, dass du gute Neuigkeiten hast?“, wollte Ruki wissen und drückte den Zigarettenstummel im Aschenbecher aus. „Nein, leider nicht. Bei der jetzigen Beweislage können wir weder einen Durchsuchungsbefehl noch Einsicht in die Krankenakten bekommen. Und ich weiß nicht, wie wir Morita sonst auf die Schliche kommen sollen. Außer in den Medikamenten finden sich tatsächlich Schadstoffe oder ähnliches.“, antwortete Reita. Seufzend setzte er sich auf den Stuhl vor den Schreibtisch. „Im Internet ließ sich auch nicht viel herausfinden, außer dass Morita offiziell seit Minamoto Vital Pharmaceutics übernommen hat, nicht mehr für sie arbeitet. Ich hätte mir von Wataru mal ein Paar Hacker Grundkenntnisse zeigen lassen sollen. Oder meinst du ein wenig Arbeit würde Tohru ablenken? Dann wüssten wir wenigstens, ob wir auf der richtigen Spur sind.“, erwiderte Ruki nachdenklich. „Er sah so aus, als wenn er Ablenkung gebrauchen könnte. Aber du solltest ihm sagen, dass er sich nicht überarbeiten soll.“, erwiderte Reita. „Ich hoffe, wir bekommen morgen die Ergebnisse der Medikamentenuntersuchung.“ Sein Partner nickte und warf dann einen Blick auf die Uhr. Er seufzte: „Lass uns nach Hause fahren. Kommst du mit zu mir?“ „Klar.“, antwortete dieser. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ *Wow jetzt sind wir schon bei Kapitel 7! 6 sind also noch übrig. * Das Kapitel war recht schwere Kost, denke ich. Mit allem was passiert ist… Wataru auf der Intensivstation… Rukis Mutter… * Es wären wohl die falschen Worte zu sagen, dass es Spaß gemacht hätte diese Szenen zu schreiben, aber ich mag sie dennoch. Mir lag vor allem die mit Rukis Mutter am Herzen… und wie sich Ruki bei Reita bedankt und ihn am Hemdzipfel zurückhält. Aber auch die, wo Tohru sich zögernd an Watarus Bett setzt. * Ich hoffe, man versteht jetzt vor allem Ruki besser… * Gut, mehr hab ich hierzu auch nicht zu sagen, außer vielleicht: Danke für’s Lesen! Kapitel 16: File 2: Insomnia part 8 ----------------------------------- File 2 Insomnia part 8 Am nächsten Tag rief Tohru früh bei Ruki auf dem Handy an. Er hatte nicht besonders gut geschlafen und war somit früh wach gewesen. Auch Ruki hatte längere Zeit wach gelegen, bevor er schließlich neben Reita eingeschlafen war. Er war erleichtert gewesen, dass der andere da gewesen war, auch wenn er die Vorstellung sonst kitschig gefunden hätte. Auf eine gewisse Art verstand er sich in dieser Hinsicht selber nicht. „Ich darf ab drei zu Wataru und würde vorher bei euch vorbeikommen. Dann kann ich euch die Unterlagen mitbringen, die ich bis dahin gesammelt habe.“, meinte Tohru. „Klar, sag mir bescheid, wenn du kommst, dann hole ich dich oben ab. Sonst kommst du nicht zu den Büros.“, erwiderte Ruki, während er mit Reita das PSC Gebäude betrat. „Darauf würde ich nicht wetten, vergiss nicht, dass kaum jemand so gut Ausweise fälscht wie Tomoyuki.“, lachte sein Freund am anderen Ende. „Aber ich sag dir bescheid.“ „Gut dann sehen wir uns nachher.“, meinte Ruki. „Ja, bis dann.“, verabschiedete Tohru sich. „Tohru kommt nachher?“, wollte Reita wissen. „Ja, er bringt uns die Unterlagen vorbei, bevor er zu Wataru ins Krankenhaus fährt.“, erklärte sein Partner. „Gut, ich werde gleich erstmal in der toxikologischen Abteilung anrufen und fragen, ob wir die Ergebnisse heute noch bekommen.“, erwiderte er. „Tritt ihnen gehörig in Arsch!“, grinste Ruki ihn an. „Wie man es dreht und wendet, es läuft eigentlich immer auf Minamoto als bisher einzig brauchbare Spur hinaus.“, seufzte Ruki Stunden später und ging ein weiteres Mal vor der großen Pinnwand auf und ab. Dort hatten sie Bilder und Informationen für ihren Fall angepinnt. „Ja und ohne mehr Informationen stecken wir wohl fest. Bei Minamoto erzählt uns ja keiner, was sie für dubiose Machenschaften verfolgen.“, stimmte Reita zu. Plötzlich klingelte sein Handy. Er nahm den Anruf entgegen und sprach kurz mit der Person am anderen Ende. „Ich kann die Ergebnisse abholen.“, meinte er, nachdem er das Gespräch beendet hatte. „Prima. Ich bleib so lange hier, ich denke Tohru ruft gleich an.“, antwortete Ruki. Sein Partner nickte und machte sich auf den Weg zu der anderen Abteilung. Wie Ruki vermutet hatte, klingelte auch bald sein Handy. Auch er machte sich auf den Weg nach oben. Im Foyer sah er Tohru bereits warten. Ruki beschleunigte seine Schritte. „Hey, wie geht’s?“, wollte er wissen. „Wenn ich ehrlich bin, geht es so. Wahrscheinlich ändert sich erst, wenn sein Zustand wirklich stabil ist.“, antwortete Tohru ehrlich. Ein wenig fühlte er sich so, als wenn er gerade dabei war, das zu verlieren, was er erst vor kurzem gewonnen hatte. „Geht mir ähnlich. Aber er wird das schaffen. Er lässt uns nicht einfach alleine.“, entgegnete Ruki. Er versuchte möglichst zuversichtlich zu klingen. „Bestimmt nicht.“, stimmte Tohru zu. Er ging mit Ruki zur Rezeption, damit er einen Besucherausweis bekam. Schnell war die kleine Karte mit seinem Name ausgeteilt und sie konnten nach unten zu Rukis Büro fahren. „Ich war noch nie in deinem Büro.“, stellte Tohru fest, als sie im Aufzug standen. „Stimmt. Aber es ist generell besser, wenn man hier keinen Besuch bekommt.“, meinte Ruki. „Ich weiß, man kann der Führung nicht trauen.“, antwortete er. „Nein, kann man auch nicht. Wenn hier jemand unbequemt wird, wird er gegangen.“, stimmte Ruki zu. „Dafür hältst du es aber schon lange bei PSC aus.“, erwiderte Tohru mit einem schwachen Lächeln. „Wohl wahr. Ich kann ihnen ja schlecht die Genugtuung geben und gehen. Außerdem nimmt die G-Akten Abteilung eh keiner ernst, dabei kriegen wir eigentlich die interessantesten Fälle.“, bekam er als Antwort. Inzwischen war der Fahrstuhl unten im Keller angekommen. Ruki führte seinen Besuch durch den dämmerigen Flur bis zu seinem Büro. Tohru sah sich aufmerksam um. Als er schließlich in Rukis Büro stand, pfiff er anerkennend durch die Zähne: „Hat Flair, muss man dir lassen.“ „Setz dich.“, forderte Ruki ihn auf, während er die Tür schloss. „Und was hast du uns feines mitgebracht? Oh und möchtest du einen Kaffee oder so?“ Tohru musterte noch die große Pinnwand, dann nahm er auf Reitas Stuhl vor dem Schreibtisch Platz. Aus seiner Tasche holte er einen Ordner hervor: „Ein Kaffee wäre super. Ich habe ein paar Informationen über Morita und noch etwas über Minamoto. Es ist schon lustig, wie unvorsichtig manche Leute mit ihren Rechnern sind. Es war kein großes Problem in Moritas PC zu kommen. Er hat tatsächlich seine Krankenakten digitalisiert.“ „Du hast seine Krankenakten?!“, ertönte Reitas Stimme plötzlich ungläubig. Er hatte gerade die Tür geöffnet, als Tohru den letzten Satz fallen ließ. „Ja, einen guten Teil davon habe ich euch mitgebracht. Unter anderem Watarus. Ich nehme mal an, dass du mehr damit anfangen kannst, als ich. Wenn du noch mehr brauchen solltest, habe ich den Rest auf Rukis Festplatte gespielt, verschlüsselt versteht sich.“, antwortete dieser. „Du hast Zugriff auf seine Festplatte?“, erkundigte Reita sich erstaunt. Es sah seinem Partner nicht sehr ähnlich anderen Zugriff zu seinem Rechner zu gestatten. In Bezug auf Sicherheitsfragen, war Ruki einer der paranoidesten Menschen, die er bisher kennengelernt hatte. „Ja, aber nur auf eine bestimmte Partition. Wataru hat ein Programm geschrieben, das einem den Download der gewünschten Festplattendaten der gehakten Person erlaubt. Damit hat er auch Zugriff diese eine Partition, er kann sehen, was ich dort ablege und selber Daten hinterlassen. Da alles verschlüsselt abläuft, ist es einer der sichersten Wege um zu kommunizieren.“, erklärte Ruki. Er hatte die Kaffeemaschine in Gang gesetzt und wartete nur noch darauf, dass er fertig wurde. „Genau mit diesem Programm habe ich auch die Krankenakten bekommen.“, grinste Tohru. „Ihr überrascht mich immer wieder.“, meinte Reita nur. Manchmal waren ihm sein Kollege und seine Freunde schon unheimlich. Er bekam von Tohru den Ordner überreicht. „Vorne sind die Krankenakten. Sehr interessant waren auch seine Onlinebankingdaten. Seit Morita vor einem halben Jahr offiziell bei Vital Pharmaceutics ausgeschieden ist, hat er trotzdem weiter monatlichen Lohnzahlungen erhalten. Außerdem fand weiterhin ein reger E-Mail Verkehr, in dem es hauptsächlich um Medikamente ging. Einen Ausschnitt der Daten findet ihr im Ordner, der Rest ist wieder auf Rukis Festplatte. Dann habe ich noch etwas Interessantes gefunden, die Sicherheitsleute bei Minamoto wurden ja regelmäßig geimpft und untersucht. Drei Mal dürft ihr raten, wer das übernommen hat?!“, erklärte Tohru. „Morita?!“, fragte Ruki mit hochgezogenen Augenbrauen. Er hatte gerade den Kaffee in zwei Tasse gefühlt und seinem Freund eine davon gegeben. „Genau!“, bestätigte der junge Hacker ihm. „Die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung bestätigen den Verdacht, dass Morita nicht der harmlose Arzt ist, für den er sich ausgibt.“, meinte Reita plötzlich. Er konnte schwören, dass Ruki beinahe seine Kaffeetasse hätte fallen lassen. „Was heißt das konkret?“, wollte er wissen. „In Watarus Medikamenten ist eine Menge Mist drin. Unter anderem ein starkes Pyrogen, das sind fiebererzeugende Mittel. Wenn sie richtig stark sind, können sie bei Menschen heftige Kreislaufprobleme verursachen. Des Weiteren wurde eine Substanz gefunden, die aufputschende Wirkung hat, Stechapfelextrakt und ein Anteil eines unbekannten Stoffes. Interessanterweise ist es derselbe, der auch im Blut unserer Leichen gefunden wurde.“ „Bitte?!“, meinte Ruki und sah ihn ungläubig an. „Das Schwein hat Wataru ganz bewusst schlechte Medikamente verschrieben?!“ „Ich befürchte ja. Deshalb hat er Tohru wohl auch vertröstet und angeordnet, dass er die Medikamente weiterhin nehmen sollte. So hätte er die auftretenden Nebenwirkungen beobachten können.“, antwortete Reita. Er öffnete den Ordner, den Tohru ihm gegeben hatte und suchte nach Watarus Akte. Es dauerte nicht lange, bis er sie gefunden hatte. Er begann zu lesen. Dabei stellte er fest, dass es praktisch zwei Akten gab. Eine offizielle, die von ungeahnten Nebenwirkungen sprach und eine inoffizielle, die anscheinend für den Pharmakonzern gedacht war, die haargenau beschrieb welche Nebenwirkungen aufgetreten waren. Kurz überflog er die anderen Akten und stellte fest, dass es bei allen dasselbe war. „So wie ich das sehe, testet Morita tatsächlich Medikamente von Minamoto an seinen Patienten.“, murmelte er. „Ihr müsst ihm das Handwerk legen!“, forderte Tohru entrüstet. „Darauf kannst du Gift nehmen!“, erklärte Ruki düster mit verschränkten Armen. In seinem Gesicht spiegelte sich die gleiche Entschlossenheit wieder, die auch in seiner Stimme mitschwang. Keiner der beiden anderen hegte auch nur den leisten Zweifel daran, dass er es ernst meinte. Wahrscheinlich wäre er am liebsten sofort in Morita Praxis marschiert und hätte ihn sich vorgenommen. Es war aber auch nicht so, als wenn ihn Tohru oder Reita davon abgehalten hätten. „Hier ist sogar die Akte von Amano!“, stellte Reita erstaunt fest. Er warf Tohru einen anerkennenden Blick zu: „Du bist wirklich genial!“ „Danke. Noch besser sind allerdings Wataru und ich im Doppelpack.“, meinte dieser lächelnd und nahm dann den letzten Schluck Kaffee. „Ich denke, ich werde euch mal weiter arbeiten lassen und ins Krankenhaus fahren.“ „Ich nehme an, ihr könntet den ganzen Staat lahm legen.“, kommentierte Reita Tohrus ersten Satz. „Gut, ich bring dich noch nach oben.“, sagte Ruki. Erst wollte Tohru widersprechen, doch dann bemerkte er den Blick seines Freundes und nahm an, dass dieser noch etwas von ihm wollte. „Noch mal vielen Dank und mach’s gut, Tohru. Ich hoffe Wataru geht es besser. Meld dich.“, verabschiedete Reita ihn. „Ich helfe euch doch gerne.“, meinte dieser. „Ich sag euch nachher bescheid.“ Gemeinsam mit Ruki verließ er das Büro. Schweigend gingen sie zum Aufzug. Erst als sie im Aufzug standen, begann Ruki wieder mit dem Reden. „Würdest du mich heute Nacht zu Minamoto begleiten? Ich würde mich nur allzu gerne im Labor umsehen und ich weiß, dass ihr schon einmal dort reingekommen seid.“, erläuterte er, was er vorhatte. „Das fragst du noch! Ich will die Schweine unbedingt rankriegen. Es hat beim ersten Mal schon nicht geklappt, dann muss es jetzt klappen. Alleine schon Watarus wegen. Ich werde gleich mit Tomoyuki sprechen, wegen der Ausweise.“, antwortete Tohru. „Sagst du Reita nichts davon?“ „Ich will ihn da nicht mit reinziehen. Es reicht, wenn ich Ärger bekommen sollte. Es passt heute eh ganz gut, da er mit Freunden verabredet ist.“, erwiderte der andere. „Versteh schon. Ich sag nachher bescheid.“, sagte der Jüngere. Inzwischen waren sie im Foyer angekommen. „Sag Wataru liebe Grüße von mir, ja?“, meinte Ruki schließlich und umarmte ihn zum Schluss. Ihm war klar, dass sie ein paar skeptische Blicke zugeworfen wurden, doch das interessierte ihn herzlich wenig. Seinen Ruf würde es eh nicht verschlechtern können. „Mach ich. Wir sehen uns.“, sagte Tohru. Wieder im Büro fand er Reita vertieft in den Ordner vor. Er hatte sich auf dem Stuhl zurückgelegt und sah nicht mal auf, als Ruki zurückkam. „Amano hat genau das gespritzt bekommen, was ich in den Leichen gefunden habe. Und hier steht noch ein weiterer Stoff, dessen Namen ich aber nicht kenne. Vielleicht ist das der unbekannte Stoff.“, meinte er dann. „Minamoto hat also etwas entwickelt, dass Tote wiederbelebt?“, wollte Ruki wissen. „Aber ich weiß nicht wie…“, seufzte Reita. „Ich meine, das ist einfach nicht möglich!“ „Anscheinend schon.“, meinte Ruki trocken. Inzwischen saß er hinter seinem Schreibtisch und öffnete die Festplattenpartition, auf der Tohru die Daten gespeichert hatte. Er nahm sich die E-Maildokumente von Morita vor. Nachdem er die Daten entschlüsseln lassen hatte, gab er bei der Suchfunktion Watarus Namen ein. Schnell würde er fündig, es gab eine handvoll Nachrichten, die den Namen seines Freundes enthielten. Ruki klickte die erste an und las. „Er hat gewusst, dass Wataru auch als Hacker tätig ist und mit seinen Kollegen für den Minamoto Skandal verantwortlich war.“, stellte er schließlich fest. „Die letzte Mail von Minamoto an Morita rät ihm doch das neue Medikament an ihm zu testen.“ „Ich glaube wir sind hier auf einen riesigen Skandal gestoßen. Die meisten Patienten von Morita wurden oder werden mit neuen Medikamenten von Minamoto behandelt. Es existieren immer zwei Krankenakten, eine mit ausführlichen Nebenwirkungen, die auch für Minamoto bestimmt sind. Unser Problem sind nur die Beweise.“, stimmte sein Partner zu. „Wir sollten zumindest von einem ausreichenden Teil behauptet, dass wir sie von einer anonymen Quelle bekommen haben. Vielleicht kommen wir damit durch. Und wir sollten zu Morita und ihn damit konfrontieren. Er könnte einbrechen und aussagen.“, erwiderte Ruki. Man konnte seiner Stimme deutlich entnehmen, dass er nicht willens war dieses Mal jemanden davonkommen zu lassen. „Ja, ich denke, das könnten wir probieren. Es muss ja einen Weg geben, um an Beweise zu kommen. Und ich denke, dass der liebe Herr Doktor durchaus daran interessiert sein könnte, seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen.“, erwiderte Reita. Dann musterte er seinen Partner einen Augenblick. Ihm war nicht klar, ob es eine gute Idee war, Ruki in die Nähe des Mannes zu lassen, der seinen Freund fast auf dem Gewissen gehabt hätte. Nicht, dass Reita nicht selber wütend auf den Doktor war, aber Ruki war nun wirklich nicht für seine Geduld bekannt… und es ging hier nicht um irgendein Opfer. Andererseits war ihm klar, dass sein Partner wohl kaum hier bleiben würde, während er das Gespräch übernahm. Im Notfall würde er ihn beruhigen müssen. „Nur tu mir einen Gefallen.“, meinte er. „Und halte ihm nicht gleich die Knarre an die Schläfe. Lass ihn erstmal reden.“ Ruki setzte zu einer bissigen Antwort an, doch dann zuckte er nur mit den Schultern. Er wusste dummerweise genau, dass Reita recht hatte… Die Fahrt zu der Praxis von Dr. Morita hatte nicht lang gedauert. Sie war nicht allzu weit von dem PSC Hauptgebäude entfernt und auch der Verkehr hatte sich als nicht so zähflüssig wie an anderen Tagen erwiesen. Ruki hatte den Ordner mit den Krankenakten unter den Arm geklemmt, als sie die Praxis betraten. Sein Gesichtsausdruck war nicht gerade der freundlichste. Dennoch hatte er beschlossen, dass er Reita, zumindest am Anfang, das Wort überlassen würde. Sein Zorn musste schließlich nicht die hilflose Sprechstunden Hilfe von diesem Planeten fegen. Das hatte sie nicht verdient, ganz im Gegensatz zu einem anderen Herrn… „Guten Tag, wir sind Special Agent Matsumoto und Special Agent Suzuki vom PSC. Wir würden gerne mit Dr. Morita sprechen. Es ist dringend und streng vertraulich.“, stellte Reita sie vor und zückte seinen Ausweis. Ruki zog seinen erst gar nicht hervor, da er es als unnötig erachtete. Die junge Sprechstundenhilfe sah sehr überrascht aus: „Guten Tag. Dr. Morita hat gerade noch einen Patienten im Behandlungsraum, aber danach müsste er Zeit für sie haben. Nehmen sie doch bitte für einen Augenblick im Wartezimmer Platz.“ „Gut, vielen Dank.“, meinte Reita und ging ohne weitere Umschweife in das Wartezimmer. Ruki folgte ihm. Im Stillen bewunderte er seinen Partner dafür, dass er die Ruhe bewahren konnte, auch wenn er es ihm nicht direkt sagen würde. Reita wirkte wie immer, wenn sie sich bei ihren Ermittlungen in der Öffentlichkeit befanden, kompetent und beherrscht. Wenn sie tatsächlich einmal das Spiel „guter Cop, böser Cop“ spielen würden, dann war die Rollenverteilung klar. Um sich abzulenken, griff Ruki blind nach einer der abgegriffenen Zeitschriften und blätterte darin herum. Mit einem leicht angepissten Blick betrachtete er die Kochrezepte der Frauenzeitschrift und blätterte dann weiter zu den Sextipps. Schließlich klappte er die Zeitschrift geräuschvoll zu und legte sie wieder zurück: „Bin ich froh, dass ich keine Frau bin!“ „Ist mir auch lieber.“, erwiderte Reita mit einem Lächeln. Einen Moment später betrat die Sprechstundenhilfe das Zimmer: „Sie können dann zu Dr. Morita.“ Die beiden Agenten folgten ihr zum Sprechzimmer des Arztes, welches recht luxuriös eingerichtet war. Es stand eine Reihe von gut gefüllten Bücherregalen an der einen Wand. Vor dem großen Fenster stand ein wuchtiger Schreibtisch, hinter dem der Arzt auf einem Ledersessel saß. Davor standen zwei ebenfalls mit Leder bezogene Stühle. In der anderen Ecke stand eine Liege für die Patienten. „Guten Tag, was verschafft mir die Ehre eines Besuches von zwei PSC Agenten? Setzen sie sich doch.“, wollte Dr. Morita wissen. Mit diesem Tonfall konnte er bestimmt eine Menge Leute um den Finger wickeln. Ruki musterte ihn kühl und kam zu dem Schluss, dass er den Arzt noch weniger leiden konnte, als bisher, wo er ihn noch nicht gesehen hatte. „Guten Tag, wir kommen wegen einer sehr heiklen Sache zu ihnen, Dr. Morita.“, begann Reita. Sie setzten sich auf die beiden Stühle. „Und es könnte sich als Vorteil erweisen, wenn sie mit uns kooperieren.“, fügte Ruki hinzu. Er ließ den Ordner auf den Schreibtisch fallen: „Es dürfte sie interessieren, was wir von einer anonymen Quelle erhalten haben.“ Mit einem selbstsicheren Lächeln nahm Dr. Morita den Ordner entgegen. Er schlug ihn auf und blätterte durch die Seiten. Die ganze Zeit über blieb sein Gesichtsausdruck derselbe. Wenn es ihn erschütterte, dann ließ er es sich zumindest nicht anmerken. Schließlich sah er wieder auf: „Nun, ich weiß nicht, wer ihnen diese Unterlagen zukommen lassen hat, aber sie sind sicherlich gefälscht. Ich würde doch nicht einfach Medikamente an meinen Patienten testen. Ich bin mir sicher, dass sich alle Vorwürfe als haltlos erweisen werden.“ Ruki funkelte ihn an: „Das wiederum denke ich nicht! Wie erklären sie es sich denn, dass ihr Patient Miyawaki Wataru nun auf der Intensivstation liegt und das die Medikamente, die sie ihm verschrieben haben, ihn dorthin gebracht haben?!“ „Was bringt sie zu dieser Vermutung?“, erkundigte sich der Arzt. Es schien ihn gar nicht zu interessieren, was sie für schwere Vorwürfe erhoben. „Unser Labor hat besagte Medikamente untersucht und eine Menge Schadstoffe darin gefunden, unter anderem ein starkes Pyrogen. Ich bin selber Arzt und so ein Stoff gehört eindeutig nicht in ein Medikament, vor allem nicht wenn es so stark ist, dass es den Kreislauf des Patienten zum Zusammenbruch führt. Und auch die enthaltenen Aufputschmittel gehören nicht in ein Medikament, das man jemandem verschreibt, der an Schlafstörungen leidet.“, erklärte Reita betont ruhig. „Sie mögen vielleicht Arzt sein, aber ich denke, ich habe lange genug für einen Pharmaziekonzern gearbeitet, dass ich beurteilen kann, ob die Zusammensetzung der Medikamente, die ich verschreibe, meine Patienten gefährden oder nicht. Ich finde ihre Vorwürfe ziemlich ungeheuerlich.“, entgegnete Dr. Morita. Ruckartig stand Ruki auf und schlug mit den flachen Händen wütend auf den Schreibtisch des Arztes. Sein Blick hätte mit Sicherheit töten können: „Ich finde es ungeheuerlich, dass mein Freund wegen ihnen beinahe gestorben wäre! Bevor er ihre Medikamente genommen hat, ging es ihm einigermaßen gut, aber jetzt liegt er im Koma! Ist es ihnen eigentlich total egal, dass sie mit Menschenleben spielen?! Was zahlt ihnen Minamoto dafür, dass sie ihre Patienten als ahnungsloses Versuchskaninchen benutzen?! Ich hoffe, dass sie es wenigstens nicht für Peanuts tun! Es sollte sich ja schon lohnen, wenn man Gott spielt!“ Aus seiner Stimme hörte man nur zu deutlich seine Wut heraus. Aber auch eine Menge Verachtung für den Arzt schwang darin mit. Seine Stimme klang hart und er hatte die höflichere Sprachebene verlassen. Es war klar, dass er kurz davor war, dem Arzt ins Gesicht zu springen. „Und jetzt reden sie sich nicht mehr heraus! Unsere Quelle ist zuverlässig, mein Partner und unser Labor sind ebenfalls zuverlässig und kompetent. Stehen sie endlich zu dem Mist, den sie angerichtet haben! Wie viele Menschen haben sie denn schon auf dem Gewissen?! Können sie überhaupt noch schlafen?!“ „Ruki!“, fuhr Reita nun dazwischen und griff nach dessen Arm. Er hatte seinen Partner bisher noch nie so wütend erlebt. In Gedanken verfluchte er sich, er hätte ihn nicht mit hierher kommen lassen dürfen. „Ich muss doch sehr bitten!“, meinte Dr. Morita verärgert. In diesem Moment riss Ruki sich los und war mit schnellen Schritten um den Schreibtisch herum. Obwohl er eindeutig kleiner war als der Arzt, baute er sich vor ihm auf. Bevor jemand reagieren konnte, hatte er ihn am Kragen gepackt und funkelte ihn an. „Wenn hier jemand doch sehr bitten muss, dann jawohl Wataru! Sie haben ihn beinahe umgebracht! Und wofür?! Für Geld?! Das ist das Problem mit Menschen wie ihnen! Sie haben einen viel zu geringen Preis und kein moralisches Empfinden!“, schnappte er. Bevor er Dr. Morita noch mehr an den Kopf werfen konnte, spürte er wie Reita hinter ihn getreten war und ihn energisch von dem Arzt wegzog. „Ihr Verhalten ist wirklich ungeheuerlich! Ich werde mich bei ihrem Vorgesetzten beschweren!“, brachte Morita hervor und zupfte sein Hemd wieder zurecht. „Tun sie, was sie nicht lassen können!“, giftete Ruki. Er spürte wie sich Reitas Griff um seinen Arm etwas verstärkte, was ihn schließlich doch verstummen ließ. Sein vor Wut vernebelter Verstand realisierte langsam, dass er dem Arzt mit seinem Ausbruch eigentlich nur in die Hände gespielt hatte. „Ich kann verstehen, dass sie aufgebracht sind, Dr. Morita und ich muss mich entschuldigen, für das was geschehen ist. Wir werden jetzt wohl besser gehen.“, antwortete Reita ruhig. Mit einer Hand griff er nach dem Ordner vom Tisch und drückte ihn Ruki in die Hand. Dann zog er seinen vor sich hin brüteten Partner mit sich mit. Schweigend gingen sie beide zum Auto. Reita nahm an, dass er Ruki nicht kritisieren musste für seinen Ausbruch. Man konnte ihm ansehen, dass ihm klar geworden war, dass er besser nicht ausgerastet wäre. Es war nicht so, als wenn er bereute dem Arzt seine Meinung gesagt zu haben. Was Ruki ärgerte war, das er ihm etwas gegeben hatte, was der Arzt gegen ihn verwenden konnten. Zu seiner Überraschung wühlte Reita in seiner Tasche herum und holte schließlich eine abgegriffene Packung Zigaretten hervor. Er hielt Ruki die Packung hin. Dieser nahm eine und steckte sie sich in den Mundwinkel. Aus seiner eigenen Tasche holte er ein Feuerzeug. Wenig später konnte er einen beruhigenden Zug Nikotin einnehmen. Ein kurzes, aber dankbares Lächeln huschte über sein Gesicht. Im Krankenhaus saß Tohru wieder an Watarus Bett. Vorher hatte er kurz mit dem Arzt sprechen können, der ihn beruhigen konnte. Watarus Zustand hatte sich stabilisiert. Tohru war unglaublich erleichtert gewesen, als er das gehört hatte. Eigentlich konnte er es kaum erwarten, den anderen davon zu erzählen. Wie gestern hielt er Watarus kalte Hand und erzählte ihm irgendetwas. Er hatte festgestellt, dass er über irgendetwas reden musste und war es auch noch so unbedeutend. Wenn er schweigen würde, wurde ihm nur die ganze bedrückende Atmosphäre der Intensivstation bewusst. Es fiel ihm dann schwerer die ganzen anderen Stimmen, das ständige, penetrante Gepiepe der Geräte, das Geröchel anderer Patienten und andere Geräusche auszublenden. Es war einfach so, dass all das ihn ständig daran erinnerte, dass hier jederzeit ein Menschenleben zu Ende gehen könnte und das Watarus Leben gerade nur eine wellige Linie auf dem Bildschirm einer Maschine war. Tohru wusste nicht, ob er die Kraft aufgebracht hätte hier zu sitzen, wenn es sich nicht um Wataru gehandelt hätte. Langsam begann er zu verstehen, wie man eine so extreme Abneigung gegen Krankenhäuser entwickeln konnte, wie Ruki sie hatte. „Heart-chan freut sich auch schon, wenn du wieder nach Hause kommst. Ist das nicht verrückt, dass sie genau wusste, dass dir etwas passiert? Wobei so verrückt ist das gar nicht. Tiere spüren so was ja… und sie liebt dich schließlich abgöttisch.“, sagte er. Dann lachte er kurz: „Oh man! Unglaublich, was ich dir hier alles erzähle. Aber na ja du kannst dich eh nicht wehren. In ein paar Tagen bist du hoffentlich wach. Dann komme ich mir nicht mehr wie der letzte Depp vor. Versteh mich nicht falsch, für dich mache ich mich gerne zum Deppen… jedenfalls werden Ruki und ich nachher Minamoto einen Besuch abstatten. Dieses Mal kriegen wir sie dran und Morita auch. Er wird nicht damit durchkommen, was er dir angetan hat.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ * Erstmal frohe Ostern euch allen! ^.^ Oder wünscht man das erst morgen... na egal, das also für die Zukunft ^^ * Ja, Tomoyuki ist Experte im Ausweis und Dokumente fälschen… auch Yuusuke und Hiroaki haben so ihre Fähigkeiten, die noch vorkommen werden… aber nicht in diesem Fall. *Yup, Tohru ist genial! Jetzt bringt er ein wenig mehr Licht in die Sache… was würden Ruki ohne Reita bloss ohne ihn tun?! *lach* *Ruki musste einfach bei dem Doktor ausrasten… oder?! *Gut dass Reita ihn von schlimmeren Dinge abgehalten hat… ^^ *Ich finde, man kommt sie wirklich wie ein Idiot vor, wenn man einem Komapatienten die ganze Zeit etwas erzählt… *Was Tohru und Ruki wohl im Labor finden? Und wird das ganze ohne Reita gut gehen? Wird dieser davon etwas erfahren und wenn ja, wie wird er reagieren?! Das alles in der nächsten Ausgabe der G Files!!!! XD Kapitel 17: File 2: Insomnia part 9 ----------------------------------- File 2 Insomnia part 9 Es war späte Nacht als Tohru seinen Wagen in einer Seitenstraße in der Nähe des Minamoto Laborkomplexes parkte. Er hatte Ruki auf dem Weg hierher mitgenommen, da dieser ja immer noch nicht fahren durfte. Da er Reita nichts von ihrer Aktion erzählt hatte, hatte er sich auch nicht wie sonst, von ihm fahren lassen können und mit der Bahn war der Laborkomplex nicht sehr gut zu erreichen. Aber wer würde schon ein Labor, in dem man biologische Experimente durchführte, mitten in die Stadt setzen? „Wir gehen jetzt zum Labor.“, sagte Tohru über Funk zu Tomoyuki. Dieser saß in der Redaktion und hatte einen Teil der Sicherheitssysteme von Minamoto auf dem Schirm. So würde er eingreifen können, wenn sie nur mit den gefälschten Chipkartenausweisen nicht weiter kamen. Da sie schon einmal in das Labor eingebrochen waren, war es nicht schwer für ihn gewesen die Ausweise zu erneuern. „Okay. Meldet euch, wenn ihr am Tor seid. Und beeilte euch, der Empfang ist nur noch für 15 Minuten unbesetzt.“, erwiderte er. „Klar.“, meinte Tohru und unterbrach die Verbindung für das erste. Dann wandte er sich an Ruki: „Los geht’s. Wir müssen uns beeilen.“ Dieser nickte und beiden stiegen aus dem Auto aus. Tohru schloss den Wagen per Knopfdruck ab. Mit schnellen Schritten ließen sie die Seitenstraße hinter sich und machten sich auf den Weg zum Laboreingang. Es dauerte nicht lange, da standen sie vor dem großen eisernen Tor. „Tomoyuki? Wir sind da.“, meldete Tohru sich wieder über Funk. „Ich höre dich. Moment, ich hab das Tor gleich auf.“, erklang die Antwort. Tohru hörte entfernt das Klimpern von einer Computertastatur, dann öffnete sich das Tor, allerdings nur so weit, dass die beiden hindurch schlüpfen konnten. „Schnell, wir haben noch 7 Minuten um uns vor dem Eingang zu verstecken, dann kommen die beiden Wachmänner wieder raus.“, meinte Tohru zu Ruki. Beide hasteten durch das Tor und der junge Hacker gab über Funk bekannt, dass sie drin waren. „Ab in die Büsche, würde ich sagen.“, schlug Ruki als Versteck vor. Zum Glück gab es einiges an Pflanzen auf dem Gelände, man musste ja wenigstens nach Außen hin den sauberen Schein wahren. Neben dem Eingang befanden sich große Büsche, in die die beiden sich gerade quetschten. „Zum Glück kann ich privat ohne Anzug herumlaufen. Der wäre schon längst kaputt.“, stellte Ruki fest. Er hatte seinen Anzug gegen legere, strapazierbarere Kleidung getauscht. An der Hose hatte er eine Tasche befestigt, in der er allerlei nützliche Dinge hatte, wie zum Beispiel eine Taschenlampe. „Das muss ganz schön ins Geld gehen, wenn deine Anzüge ständig bei euren Ermittlungen kaputt gehen.“, grinste Tohru. „Ja, aber dafür reicht mein Gehalt grad noch.“, gab er zurück. Tohru verkniff sich eine Antwort, da sie hörten, wie jemand die Gebäudetür öffnete. Sie hörten wie die beiden diensthabenden Wachmänner durch die schwere Tür traten und zu ihrem Häuschen zurückkehrten. Nachdem sich die Tür des Häuschens geräuschvoll geschlossen hatte, wartete Tohru einen Augenblick, dann funkte er Tomoyuki dreimal kurz hintereinander an, ohne etwas zu sagen. Das war das Zeichen, dass dieser das Bild, das die Kamera, die den Eingang überwachte überbrücken musste, damit niemand sehen konnte, wie sie in das Gebäude eindrangen. Nach einer Weile bekam er dasselbe Signal zurück. Es schien alles glatt gelaufen zu sein. Sie kletterten aus dem Gebüsch heraus und schlichen vor die Eingangstür des großen, nur spärlich beleuchteten Labors. Tohru zog zwei Chipkartenausweise aus seiner Tasche. Einen reichte er Ruki, den anderen zog er selber durch den dafür vorgesehenen Schlitz im Lesegerät zur ihrer Linken. Für einen kurzen Moment, der beiden beinahe eine halbe Ewigkeit zu dauern schien, geschah nichts. Doch dann leuchtete das Lämpchen, das ihnen signalisierte, dass sie gleich Zugang erhalten würden. Tohru zog prüfend an der Tür, die sich tatsächlich öffnen ließ. Auch Ruki zog seinen Ausweis durch den Schlitz. Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme, sollte man sie drinnen erwischen, konnten sie wenigstens noch versuchen sich als neue Mitarbeiter heraus zu reden. Allerdings mussten sie sich als solche aus ausweisen können und eingecheckt haben. Mit einem Programm würde Tomoyuki ihre Eincheckzeit verändern können. Das Lämpchen wechselte erneut die Farbe und sie schlüpften beide durch die Tür. „Für einen Konzern, der etwas zu verbergen hat, sind das ziemlich lächerliche Sicherheitsmaßnahmen.“, stellte Ruki im Flüsterton fest. Er suchte in seiner Tasche nach der Taschenlampe, die auch zu seiner PSC Ausrüstung gehörte. Für den Notfall war er sogar bewaffnet. „Tja, wenn man solche Freunde wie uns hat, dann schon.“, grinste Tohru. „Wenn wir hier nicht schon mal drinnen gewesen wären, dann wäre es nicht so schnell gegangen. Aber ich denke, wenn man irgendwo rein will, dann schafft man es auch.“ Das letztere war schon immer irgendwie seine Hackerphilosophie gewesen. Bisher hatte er damit auch immer Erfolg gehabt. Immerhin hatte er es sogar geschafft Watarus Computer zu hacken und dazu gehörte eine Menge. Sie bewegten sich im Dunklen ein wenig vom Eingang weg, dann ließ Ruki das Licht der kleinen Taschenlampe aufblitzen. „Links geht es zu der Treppe, die nach unten führt. Dort wo ihr damals die Fotos von den Tierversuchen geschossen habt, richtig?“, wollte Ruki wissen. Als er ihn abgeholt hatte, hatte Tohru ihm im Auto den Lageplan des Laborkomplexes gezeigt. Da dieser ihn nur ein paar Minuten studiert hatte, erstaunte es ihn doch, dass er sich so gut daran erinnern konnte. „Ja, genau.“, antwortete er. „Ein paar Blutproben könnten interessant sein, oder was meinst du?“, grinste Ruki ihn an. Trotz des spärlichen Lichtes, welches die Taschenlampe warf, konnte Tohru die leichte Verschlagenheit darin erkennen. „Ich denke schon.“, erwiderte er mit demselben Grinsen. „Zum Glück sieht das hier nicht aus wie der Hive.“ Sein Begleiter gab ein kurzes unterdrücktes Lachen von sich. Dann machten sie sich schweigend auf den Weg. Der schmale Gang führte sie zu einer Treppe, die weiter in das Labor hinein führte. Auf der Etage, in der sie sich noch befanden, waren hauptsächlich Büros untergebracht. Alle Laboranlagen befanden sich unter der Erde. Ihre Schritte halten laut in dem Gebäude wider, jedenfalls kam es ihnen beiden so vor. In Realität war es wahrscheinlich nicht annähernd so laut. Die Treppe hatten sie schnell hinter sich gelassen. Bevor sie jedoch in den Laborflur treten konnten, mussten sie noch einmal die Chipkarte durch das Kartenlesegerät ziehen. Erst dann konnten sie die Tür öffnen. Nachdem sie eingetreten waren, schwenkte Ruki die Taschenlampe einmal durch den endlos erscheinenden Flur, damit sie sich einen kleinen Überblick machen konnten. „Ich glaube, die Tierversuchslabore sind weiter hinten. Hier vorne müssten die Chemikalienlager und so etwas sein.“, meinte Tohru. „Meinst du, sie haben dort etwas Interessantes? Vielleicht noch Medikamente?“ „Nichts wie rein da! Wenn wir nicht nachsehen, werden wir es nicht erfahren.“, kommentierte Ruki. Beiden war klar, dass es in diesem Fall einfacher gewesen wäre, wenn auch Reita hier gewesen wäre. Doch keiner sprach es aus. Stattdessen war Ruki schon an der Tür und öffnete sie. Mit resoluten Schritten war er im Raum verschwunden und Tohru blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen, schließlich hatte er die Taschenlampe. Bevor er jedoch auch eintrat, hörte er noch ein wütendes Bellen vom Ende des Ganges. Anscheinend hielten sie hier inzwischen auch Hunde. Zum ersten Mal war er froh, dass Wataru nicht hier war. Dieser wäre sicherlich ausgerastet. „Und?“, wollte Tohru dann wissen, als er hinter ihn trat. Der Raum war voll mit Regalen, in denen verschiedene Medikamentenschachteln lagen. Auf den Packungen in einem Regal stand jeweils der Hinweis Prototyp. Außerdem befanden sich einige Glasschränke mit verschiedenen Flaschen mit Chemikalien. „Na ja, ich hab meinen Abschluss nicht in Chemie gemacht…“, murmelte dieser. Mit angestrengtem Blick scannte er die Regale. Dann zog er zwei Packungen aus dem Prototypregal. „Die hier hat Wataru bekommen. Unser Labor kann die beiden Medikamente miteinander vergleichen. Dann lässt sich beweisen, ob er gepanschtes Zeug bekommen hat.“ „Passt es in deine Tasche?“, fragte Tohru. „Ja.“, antwortete Ruki schlicht und ließ die beiden Packungen in seiner Tasche verschwinden. Mit einer Kopfbewegung bedeutete er Tohru, dass sie weiter gehen sollten. Schnell waren sie aus dem Raum heraus und schlüpften in den nächsten hinein. Hier befanden sich nur weitere Glasschränke mit Chemikalien. Obwohl Ruki ahnte, dass es sie nicht weiter bringen würde, durchsuchte er auch diese Schränke nach irgendetwas was ihm verdächtig erschien. Auf den meisten waren nur die chemischen Formeln abgedruckt. Unter den einfachen konnte er sich sogar noch etwas vorstellen, auch wenn er im Chemieunterricht nie besonders aufgepasst hatte. „Was ist damit?“, meinte Tohru und zeigte mit dem Finger auf ein kleines Fläschen, auf dem das Kürzel „MI 47“ stand. „Ich wüsste nicht was das sein sollte.“ „Ich auch nicht. Wir sollten das mitnehmen.“, erwiderte Ruki. Er öffnete den Schrank und holte das Fläschen heraus. Tohru zog aus seiner Tasche, die er, genau wie sein Freund, an der Hose befestigt hatte, einen dünnen gepolsterten Metalzylinder. Dort verstauten sie das kleine Fläschen drin. Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme, da sie nicht wussten wie gefährlich der Stoff darin war. Doch so sollte es ausreichend geschützt sein. „Man könnte meinen, wir tun so was häufiger.“, stellte Ruki grinsend fest. „Ach komm, du steigst auch nicht zum ersten Mal irgendwo ein.“, kam die prompte Antwort seines jüngeren Freundes. Dieser zuckte mit den Schultern: „Wir sollten weiter.“ Sie verließen den Raum. Ihr nächstes Ziel war der Raum nebenan, in den sie aber nur kurz hereinsahen, da auch dort nur Chemikalien standen. Im nächsten Raum befanden sich mehrere kleine Käfige, in denen sich weiße Labormäuse befanden. Im ersten Käfig wuselten drei Mäuse munter umher. Sie sahen sehr gesund aus. Ganz im Gegensatz zu denen zwei Käfige weiter. Dort lag eine Maus in der Ecke und sah aus, als wenn sie verwesen würde. Dabei hob und senkte sich ihr Brustkorb noch wahrnehmbar. Die anderen beiden Mäuse in dem Käfig sahen aus, als wenn sie seit mehreren Monaten tot wären. Teilweise war die Haut soweit verfault, dass man schon den Knochen sehen konnte. Beide wankten langsam durch den Käfig. „Was ist das?!“, wollte Ruki wissen und rümpfte die Nase. Der Geruch vor Verwesung lag deutlich in der Luft. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, das sind Zombiemäuse.“, stellte Tohru verwirrt fest. „Ich meine die sehen eher tot als lebendig aus… und stinken auch so.“ Erst jetzt sahen sie, dass sich die beiden Mäuse zur rechten Seite des Käfigs bewegten, wo ein kleiner Tunnel zu einem Käfig führte, in dem die gesund aussehenden Mäuse herumrannten. Was sich in den nächsten Minuten abspielte, verschlug beiden die Sprache. Die beiden verwesten Mäuse drängten eine der gesunden in eine Ecke und fingen an sich über sie herzumachen. Sie versuchte verzweifelt sich zu wehren, doch sie kam nicht gegen die beiden an. Das hohe Quieken, was ihrem Tod vorausging ging den beiden durch Mark und Bein. Ruki konnte sich als erster aus seiner Lethargie reißen und stupste Tohru an, damit dieser ihm die kleine Kamera gab, die er in seiner Tasche hatte und die auch im Dunkeln brauchbare Fotos liefern konnte. Immer noch geschockt, zog dieser die Kamera hervor und machte ein paar Fotos. „Ich fasse nicht, was ich da eben gesehen habe.“, murmelte er dann. „Das ist im Prinzip so, wie unser einer Zeuge es berichtet hat. Die verwest aussehende Leiche hat die Ärztin zu Tode gebissen. Und Reita meinte, dass der Täter zur Tatzeit bereits eindeutig tot war.“, erwiderte Ruki nachdenklich. Er stellte sich den Tathergang genauso vor, wie er es eben gesehen hatte. Sie drehten sich um und sahen sich weiter im Raum um. Auf der anderen Seite waren weitere Käfige, in denen ebenfalls Mäuse und Hamster untergebracht waren. Sie wiesen alle verschiedenen Verwesungsgrade auf. Tohru machte auch hier ein paar Fotos. Angewidert verließen sie auch diesen Raum. Der nächste Raum war schon größer als die davor. Von ihm ging noch eine Glastür zu einem weiteren Raum ab. Auch die Käfige waren größer. Ein Kläffen ertönte aus der einen Ecke und beiden war klar, was für Tiere sich in diesen Käfigen befanden. Ruki leuchtete in die Ecke, aus der das Geräusch kam und entdeckte einen Dobermann, der sie nun anknurrte. Der Hund fletschte die Zähne und sprang gegen die mit Draht bespannte Tür des Käfigs. Zu ihrem Entsetzen gab diese nach. Quietschend öffnete sich die Drahttür. Dasselbe Geräusch erklang aus einer anderen Ecke. „Scheiße!“, fluchte Tohru, als der Hund auf sie zugewetzt kam. Das Fell war an vielen Stellen ausgefallen und man konnte die rohe, blutige Haut sehen. An manchen Stellen fingen die Wunden bereits an zu verfaulen. „Kannst du laut sagen!“, stimmte Ruki zu. Sie drehten sich um und wollten zurück zur Tür rennen, doch sie mussten mit ansehen wie sich ein weiterer Hund aus seinem Käfig befreit hatte und ihnen den Weg versperrte. Somit blieb ihnen nur die Flucht durch die Glastür. Ohne dass sie auch nur einen weiteren Blick wechseln mussten, stürmten sie los. Dadurch dass Tohru längere Beine hatte, erreichte er die Tür als Erster. Hektisch rüttelte er an der Klinke. Als er die Tür endlich öffnen konnte, hörte er Ruki hinter sich fluchen. Er warf einen panischen Blick zu ihm über seine Schulter und sah wie Ruki den Hund einen Tritt mit seinem Stiefel verpasste. Es ging hier schließlich eindeutig um fressen und gefressen werden. Einen Augenblick später hörte er ein Winseln. „Lauf!“, brüllte Ruki. Tohru war mit einem Satz durch die Tür, dicht gefolgt von seinem Freund. Er riss die Tür hinter Ruki zu und schlug sie dem Hund praktisch vor der Schnauze zu. Sie konnten sehen wie er gegen die Glastür schlug und etwas benommen zurücktaumelte. Beide atmeten tief durch, dann sahen sie sich in dem neuen Raum um. Nicht dass hier ähnliche Überraschungen auf sie warteten. Der Raum schien leer zu sein, bis auf einige Gerätschaften, die eher an einen Operationssaal erinnerten. Es gab eine Liege in der Mitte, eine große OP Lampe und einen Tisch mit Instrumenten. An den Wänden standen zahlreiche Schränke und ein zwei große Käfige. Sie waren so groß, dass ein normaler Mensch aufrecht in ihnen hätte stehen können. Eine Tür zum Flur schien es nicht zu geben. „Fuck, warum waren die Käfige auf?“, keuchte Ruki immer noch ein wenig außer Atem. Er verzog das Gesicht, in dem Raum roch es verfault. „Keine Ahnung. Vielleicht hat man vergessen, abzuschließen? Oder…“, antwortete Tohru nachdenklich. Er beobachtete immer noch die Glastür. Der Hund auf der anderen Seite nahm Anlauf und sprang mit einem Satz gegen das Glas. Sie konnten das Winseln, gefolgt von einem Stöhnen deutlich hören. „Oder“, nahm Tohru seine Überlegung von eben wieder auf. „Wir haben irgendwie die Sicherung lahm gelegt, als wir uns ins System gehackt haben. Damit müssen wir wohl leben.“ In diesem Moment schepperte es, da der Hund erneut gegen die Glastür gesprungen war. Dieses Mal zeigte sich bereits ein Riss. Der andere bereits freie Hund, der ihnen eben noch den Weg versperrt hatte, war zu dem anderen gekommen und sprang nun ebenfalls dagegen. „Wir sollten erstmal hier weg.“, meinte Ruki schlicht, als er sah, dass der Riss größer wurde. Das Stöhnen, das sie eben gehört hatten, war irritierender Weise immer näher gekommen. Auch lag plötzlich ein strengerer Geruch von Fäulnis in der Luft. Ruckartig drehten die beiden sich um, um zu sehen, wie sie aus diesem Raum herauskommen könnten. Nun sahen sie auch, woher das Stöhnen kam. Vor ihnen stand eine Frau, die einen weißen zerfetzten Kittel trug. Auf dem Namensschild konnte man noch die Namenskanji Ueda lesen. Ihre Haut war bläulich angelaufen und pellte sich am Hals bereits ab. Ihre Augen waren stumpf, es befand sich kein Funken Leben mehr in ihnen. Ihr Mund hingegen war Blut verschmiert, genau wie ihre Finger, die sie ihnen stöhnend entgegenstreckte. So konnten sie auch sehen, dass hier an manchen Stellen schon die Haut abgefallen war. Der Stoff ihres grauen Shirts war an der Brust angerissen, so als ob ein Tier seine Krallen dort hineingeschlagen hatte. An ihrem Hals und ihrer Hüfte befand sich jeweils eine Bisswunde. Mit dem getrockneten Blut und der Fäulnis war es kein schöner Anblick. Mit einer ungeahnt schnellen Bewegung stürzte sich die Frau auf Tohru. Dieser ging mit einem erstaunten Laut zu Boden. Er konnte den Sturz nicht wirklich abfedern, da er seine Hände dazu brauchte die Frau davon abzuhalten, ihn zu beißen. Ruki hastete zu den beiden und versuchte sie von Tohru herunterzuzerren. Schnell sah er ein, dass es keinen Sinn haben würde, vor allem, da er wegen der Taschenlampe nur eine Hand zur Verfügung hatte. Resignierend seufzte er und trat der Frau beherzt in die Rippen. Sie kreischte und ließ tatsächlich für einen Moment von Tohru ab. Dieser nutzte die Gelegenheit und zog seine Knie an, die er ihr in den Magen rammte. Schnell rollte er sich zur Seite und griff nach Rukis Hand, der ihn auf die Beine zog. „Halt die mal.“, sagte er zu Tohru und drückte ihm die Taschenlampe in die Hand. Ohne zu zögern zog Ruki seine Pistole aus dem Halfter. Sein Freund begriff, was er vorhatte und richtete den Strahl der Taschenlampe auf die Zombiefrau. Diese war gerade dabei sich wieder aufzurappeln. Es knallte und die Frau sackte mit einem überraschten Laut zusammen. Ruki hatte sie an der Stirn getroffen. Irgendwie hatte Tohru erwartet, dass Blut spritzen würde, doch nichts dergleichen geschah. Sie musste wirklich schon tot gewesen sein. Ein wenig kam er sich tatsächlich in einen Film versetzt vor. Lange Zeit sich von diesem Schock zu erholen hatten sie nicht. Die beiden Hunde waren immer wieder gegen die Scheibe der Glastür gesprungen und hatten so den Riss vergrößert. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis es splittern würde. Inzwischen war noch ein weiterer Hund dazu gekommen. „Wir müssen hier raus.“, stellte Ruki überflüssigerweise fest. Tohru leuchtete den Raum noch einmal aus. In der Ecke am anderen Ende des Raumes wurde er fündig. „Dort oben ist eine Luke vom Lüftungsschacht. Aber wir müssen sie aufbekommen.“, meinte er. Unter der Luke stand ein Schrank, sodass sie hinaufklettern können sollten. Daneben hatte er eine Eisenstange entdeckt und war mit schnellen Schritten dort. Ruki folgte ihm. Die Taschenlampe wechselte erneut den Besitzer, sodass Tohru nach der Eisenstange greifen konnte. Er legte sie auf den Schrank und zog sich mit einer eleganten Bewegung daran hoch. Ruki tat es ihm gleich, wobei es bei ihm nicht ganz so elegant aussah, da er einfach kleiner war. Die Taschenlampe hatte er dabei in den Mund genommen. Sie konnten es nicht riskieren die Lampe zu verlieren. Ohne Licht würden sie herumirren müssen. Tohru war schon dabei mit der Eisenstange gegen die Luke zu schlagen. Als die erste Ecke der Luke sich löste, splitterte auch das Glas der Tür und die drei Hunde wetzten in den Raum. Während er zu der toten Frau hinlief, rannten die anderen beiden zu dem Schrank, auf dem Tohru und Ruki standen. Ihre Pranken kratzten über das Metal als sie daran hochsprangen. Mit Entsetzen stellte Ruki fest, dass sie ihnen gefährlich nahe kamen. Vorsichtig setzte er sich hin und trat erneut nach ihnen. Einen erwischte er mitten in der Schnauze. Jaulend zog dieser sich erst Mal zurück. Von dort, wo die tote Frau lag, hörte man wie der Hund sich über ihre Leiche hermachte. Tohru hatte inzwischen eine weitere Ecke gelöst. Es blieben nur noch zwei übrig. Da er die Hunde hören konnte, stieß er noch härter zu. Durch das Nachgeben der anderen Ecke waren die anderen beiden gelockert und er hatte nicht mehr so große Mühe damit, sie aus der Halterung zu schlagen. Mit der Eisenstange schob er nun die Platte, die ihnen den Weg versperrt hatte zur Seite. „Ruki!“, rief er. Dieser versetzte auch dem anderen Hund noch einen Tritt und schob sich langsam wieder in eine stehende Position. Mit einem Blick auf die Luke, war beiden klar, dass er dort nicht alleine hochkommen würde. Er war um einiges kleiner als Tohru, der damit keine Probleme haben würde. Tohru ging in die Knie und stützte sich gegen die Wand ab. Dann faltete er beide Hände zusammen, sodass er Ruki Hilfestellung geben konnte. „Schnell!“, entfuhr es Tohru. Einer der Hunde sprang schon wieder an dem Schrank hoch. Ruki hielt sich an dessen Schultern fest und stieg auf die Hände seines Freundes. Einen Augenblick brauchte er um seine Gleichgewicht auszubalancieren, damit er sich aufrichten konnte. Als er es geschafft hatte, nahm er die Taschenlampe wieder in den Mund. Sein Schritt befand sich nun ungefähr auf Höhe von Tohrus Gesicht. Beide hatten keine Zeit sich um diesen Umstand zu kümmern, da die Hunde wieder gegen den Schrank sprangen und ihn so zum Wackeln brachten, dass sie ein wenig schwankten. Für einen Moment hatte Tohru seinen Schritt wirklich im Gesicht. Doch Ruki gewann seine Balance schnell wieder und drückte seine Finger ein wenig stärker in die Schulter seines Freundes, als Zeichen, dass alles in Ordnung war. Dann drückte Tohru ihn noch ein Stück nach oben. Tatsächlich konnte er nun den Rand der Luke erreichen und sich hochziehen. Er rutschte schnell zur Seite, damit Tohru ihm folgen konnte. Mit der Taschenlampe leuchtete er ihm wenigstens soweit, dass dieser die Ränder der Luke erkennen konnte. Er konnte sehen, wie Tohru ihm die Eisenstange anreichte. Ruki nahm die Stange entgegen und verstaute sie neben sich im Schacht. Einen Moment später zog sich auch Tohru nach oben in den Lüftungsschacht. Erleichtert ließen sie sich beide gegen die kalte Wand des Lüftungsschachtes sinken. Dieser war wenigstens so groß, dass sie sich ohne große Probleme krabbelnd bewegen können würden. „Es ist doch wie der Hive.“, stellte Tohru mit einem Seufzer fest. „Dann sollten wir hoffen, dass wir auf nicht noch mehr Zombies stoßen. Soviel Schuss habe ich nämlich nicht.“, erwiderte Ruki. Er veränderte seine Position etwas, damit er besser an seine Tasche kam. Er wühlte eine Weile darin herum, bis er seine Packung Zigaretten und sein Feuerzeug gefunden hatte. Er steckte sich die Kippe in den Mund und wollte sie gerade anzünden, als Tohru ihn entsetzt anblickte. „Du kannst doch hier nicht rauchen?! Wer weiß, was hier für entflammbare Chemikalien rumschwirren!“, sagte er entrüstet. „Klar, das schwirrt auch einfach so in der Luft rum! Dann hätten doch Warnhinweise unten sein müssen. Die haben da unten an Leuten rumgeschnippelt! Da wird wohl kaum etwas Entflammbares dabei sein. Wenn dort irgendetwas in der Luft wäre, wäre der Raum anders gesichert gewesen. Außerdem lasse ich meine Kippe doch nicht nach unten fallen.“, antwortete Ruki etwas ungehalten, da er das Gefühl hatte sein Nikotin dringend zu brauchen. Sein Freund dachte eine kurze Weile nach. Unter sich konnten sie hören wie sich die drei Hunde ankläfften. Wahrscheinlich ging es um die Leiche. Alleine der Gedanke daran, dass sich die monströsen Viecher über die Frau hermachten, ließ ihn erschaudern. Er war sich sicher, dass nicht einmal Wataru mit seinem scheinbar sechsten Sinn für alles, was auf vier Pfoten lief und bellte, Freude an ihnen gehabt hätte. „Krieg ich auch eine?“, wollte Tohru dann wissen. Er sah Ruki grinsen, dann bekam er auch eine Kippe. Seelenruhig zündete dieser die beiden Kippen an. Um Tohrus anzuzünden musste er sich ein wenig nach vorne beugen. Dabei konnte er den Atem des anderen ganz deutlich auf seiner Haut spüren. Schließlich nahmen beide den ersten Zug ihrer Zigarette. Ruki hatte das Gefühl, dass ihn alleine schon das Gefühl der Kippe an seinen Lippen beruhigte. Vielleicht sollte er einmal zu den Anonymen Kettenrauchern gehen? Das war schon ein leicht verstörendes Zeichen seiner Sucht. „War es klug sie zu erschießen? Ich meine, kann man nicht rauskriegen, dass es deine Waffe war?“, wollte Tohru plötzlich wissen. „Könnte man, wenn sie registriert wäre. Ich breche ja nicht mit meiner Dienstwaffe irgendwo ein.“, gab dieser zurück, als wenn es das Normalste auf der Welt sei. Sein Freund musste lachen. Die ganze Situation war mehr als unwirklich. Hier saßen sie rauchend im Lüftungsschacht eines Labors, nachdem sie gerade vor einem Zombie und mutierenden Hunden geflüchtet waren. „Logisch.“, meinte er. „Ich schätze wir müssen dem Lüftungsschacht folgen und gucken, wo wir heraus kommen.“, überlegte Ruki. „Sieht ganz danach aus. Da runter sollten wir nicht wieder.“, entgegnete Tohru. „Meinst du die Frau wurde von den Hunden gebissen? Also als sich noch lebte? Sie hat ja anscheinend hier gearbeitet.“ „Ich befürchte ja. Was bedeuten würde, dass wir uns hier von nichts beißen lassen sollten. Wer weiß, was da übertragen wird. Ich möchte jedenfalls nicht so enden.“, stellte Ruki fest. „Du hast die Käfige auch gesehen, oder? Die waren groß genug, um Menschen hinein zu stecken… und die eine Tür stand offen…“, er musste gar nicht mehr weitersprechen. Sie wussten beide, was es wahrscheinlich bedeutete. „In so einem Raum waren wir beim letzten Mal nicht.“, setzte er hinzu. Eigentlich war er selber auch nicht mit eingebrochen. Er und Wataru hatten dafür sorgen müssen, dass sie sich in das System hacken konnten. Wo sie einmal drin gewesen waren und ihre Programme zum Laufen gebracht hatten, ging es auch ohne sie. „Aber wie kann so jemand sich überhaupt noch bewegen?“, grübelte er. „Zombies können das.“, sagte Ruki. „Wie spät ist es?“, wollte Tohru dann von ihm wissen. Ihm war klar, dass eine Diskussion nicht viel bringen würde. Sie konnten nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, was ihr zugestoßen war. Allerdings konnte die Frau nicht mehr gelebt haben, als sie sie angegriffen hatte und doch hatte sie sich bewegt… was hier vor sich ging, warf alles über den Haufen. Mit einem Blick auf seine Uhr meinte er: „Halb 2.“ Irgendwie musste sein Leben erbärmlich sein, wenn er um halb zwei nichts Besseres zu tun hatte, als in einem Lüftungsschacht zu sitzen. „Gut, dann haben wir eine gute Stunde, bis die Wachmänner ihre nächste Runde antreten. Nur sollten wir bis dahin irgendwie aus dem Gebäude verschwunden sein. Ein Hinterausgang dürfte sowieso besser sein.“, überlegte Tohru. Das schwierige war gewesen in das Gebäude hinein zu kommen. Man konnte es tatsächlich nur durch den Eingang betreten, heraus kam man allerdings durch alle Türen. „Bis dahin sollten wir einen gefunden haben.“, stimmte Ruki zu. Er wollte gerade seine Kippe ausdrücken, als ihm etwas Kleines, Pelziges zu seiner linken auffiel. Er zuckte zusammen, als er erkannte, dass es eine Maus war. Sie saß einfach mitten im Schacht und sah sie an. Hektisch versuchte er etwas mehr Abstand zwischen sie zu bringen. Dabei stieß er gegen Tohru. Seine Hand landete auf dessen Oberschenkel. Zuerst sah Tohru ihn verwirrt an, doch dann entdeckte auch er die Maus. Mit einem entsetzten Schrei klammerte er sich an Ruki. Im Versuch weiter von dem kleinen Tier wegzurücken, fielen sie übereinander. Ruki lag mehr oder weniger in Tohrus Armen. Dessen Hand lag auf seinem Oberkörper und er konnte spüren, wie dieser sich hob und senkte. Wie gelähmt beobachteten sie die Maus weiter. Doch anstatt der befürchteten Attacke trippelte die Maus einfach an ihnen vorbei und verschwand im Lüftungsschacht. Im Schein der Taschenlampe konnten sie gerade noch erkennen, dass sie keinerlei Verfallsspuren aufwies. „Ich glaube, ich entwickle gerade eine Mäusephobie.“, seufzte Tohru. „Man kann vor schlimmeren Dingen Angst haben.“, erwiderte Ruki. „Sieh es so, dann kann Wataru dich retten.“ „Jemanden vor einem kleinen Mäuschen zu retten ist schon extrem cool.“, meinte er sarkastisch. „Ich bin mir sicher, wenn jemand dabei cool aussehen würde, dann wäre es Wataru.“, lachte Ruki. Auch Tohru musste lachen. „Aber wir sollten weiter. Vielleicht ist die nächste Maus doch eine Zombiemaus.“, meinte Ruki schließlich. „Gut, dann krabble mal vorweg. Wenn eine Maus kommt, einfach mit der Taschenlampe draufhauen.“, schlug Tohru vor. Er sah wie der andere mit der Lampe in der Hand langsam loskrabbelte. Dann griff er nach der Eisenstange und folgte ihm. „Ich habe schon einiges in meinem Job erlebt, aber so was noch nicht.“, bemerkte der Agent nach einer Weile. „Wie so was lernt man nicht an der PSC Akademie?!“, wollte Tohru mit gespielten Entsetzen wissen. „Nein, ich war krank als durch den Lüftungsschacht klettern, weil eine Horde Zombies hinter einem her ist, dran war.“, bekam er nur als Antwort. Eine ganze Weile bewegten sie sich so durch das Gebäude. Sie hatten sie erstmal dagegen entschieden einfach auf gut Glück in einen anderen Laborraum zu springen. Wer wusste auch schon, was dort auf die warten würde? Sie hofften darauf, dass sie Glück haben würden und der Schacht irgendwann nach oben führen würde. Und tatsächlich stießen sie auf das Ende des Schachtes. Der Weg führte nur noch nach oben weiter. Ruki leuchtete nach oben und entdeckte eine weitere Luke. Er richtete sich auf und schätze, dass er mit der Eisenstange dagegen schlagen konnte, um ihnen den Weg frei zu machen. Erleichtert seufzte er und lehnte sich kurz gegen die Schachtwand. Allerdings nur um festzustellen, dass es recht schmerzhaft war, da sich dort Stufen befanden. „Alles klar, wir sollten hier rauskommen.“, meinte er. „Gut, brauchst du die Stange?“, wollte Tohru wissen. „Ja.“, sagte Ruki und drehte sich um. Da sich sein Freund immer noch in seiner Position befand, in der er durch den Schacht gekrabbelt war und nach oben sah, bekam er einen perfekten Blick an Rukis Körper hinauf. Es dauerte einen Moment bis beiden die Verfänglichkeit dieser Situation bewusst wurde. „Kannst du die Lampe halten?“, fragte Ruki. Ihm war klar, dass er nicht viel sehen würde ohne das Licht, auch wenn das ihrer Position nicht helfen würde und sie noch ein wenig länger so bleiben mussten. Sie tauschten Stange gegen Lampe. Tohru war froh, dass Ruki so nicht sehen konnte, dass er etwas rot geworden war. Es dauerte eine Weile, bis Ruki die Luke geöffnet bekommen hatte, doch schließlich hatte er Erfolg: er konnte die Metallplatte zur Seite schieben. Sie tauschten erneut Lampe und Stange, sodass Ruki nach oben klettern konnte. Bevor er sich ganz in den Raum hinein zog, sah er sich gründlich um. Jedenfalls soweit es möglich war. Sie schienen in einem Büro gelandet zu sein. Er konnte einen Schreibtisch erkennen, auf dem ein zugeklappter Laptop stand. Dahinter befand sich ein großer Bürostuhl, dessen Lehne ihnen zugewandt war. An den Wänden befanden sich zahlreichen Aktenschränke und Regale mit Büchern. Das ganze Zimmer war mit Teppich ausgelegt, nur die Luke für den Lüftungsschacht hatte man ausgespart. Ein wenig wunderte er sich über die seltsame Anordnung des Schachtes, aber dann war er sich sicher, dass es auch dafür einen Grund geben würde. Nur erschloss es sich ihm nicht. Ruki kletterte ganz in das Büro hinein und leuchtete Tohru den Weg. „Hübsches Büro.“, meinte dieser, nachdem auch er ihm Zimmer stand. Doch dann ließ ein sehr leises Stöhnen ihnen das Blut förmlich in den Adern gefrieren. Fast wie automatisch wandten sich ihre Blicke dem abgewandten Schreibtischstuhl zu. Was auch immer sich in diesem Raum befand, es musste dort sitzen. Es war wie in so vielen schlechten Filmen. Die Bedrohung saß, in dem von den Helden abgewandten, Sessel und wartete nur auf den richtigen Moment. Ruki reichte Tohru wortlos die Taschenlampe und zückte seine Pistole. Unter Tohrus wachsamen Blick schlich er um den Schreibtisch herum. Gerade als er sehen konnte, wer oder was sich in dem Stuhl befand, schnellte dieser herum und er wurde zu Boden gerissen. Bei dem harten Aufprall auf dem Boden fiel ihm seine Pistole aus der Hand. Da er auch mit dem Hinterkopf aufgeschlagen war, fühlte er sich etwas benommen. Den Mann in dem blutverschmierten Kittel, der über ihm war, nahm er leicht verschwommen wahr. Was Ruki trotzdem erkennen konnte, war, dass der Mann eine große Bisswunde am Nacken hatte. Ein wenig Blut tropfte davon auf ihn herab. Aber es hätte mehr Blut sein müssen. So eine Wunde musste eindeutig einen größeren Blutverlust verursachen. Vor allem sollte eine solche Wunde töten! Der Mann fauchte ihn an und versuchte seine Zähne in Rukis Nacken zu graben, doch dieser hatte ihn an den Schultern gepackt und konnte ihn etwas auf Distanz halten. Allerdings hatte er damit ziemlich Mühe. Ein Teil seines Verstandes registrierte, dass der Mann nicht so verfault war und stank wie die Frau. Anscheinend war seine Verwandlung noch nicht abgeschlossen. „Ruki! Halt deinen Kopf unten!“, brüllte Tohru. Fast hätte dieser gelacht. Was sollte er auch großartig anderes tun? Er hatte hier einen größeren und kräftigeren Mann, der ihn zu Boden drückte und zerfleischen wollte. Ruki konnte nicht sehen, wie Tohru zu ihm hinüber geeilt kam und mit der Eisenstande ausholte. Die Taschenlampe hatte er vorher auf den Boden gelegt, sodass ihr Licht in die richtige Richtung strahlte. Ruki konnte auch nicht sehen, wie die Eisenstange den Mann hart am Kopf traf. Aber er konnte spüren, wie dieser mit einem gurgelnden Geräusch auf ihm zusammensackte. Sein immer noch etwas benommener Verstand schaffte es zu erkennen, dass das seine Chance war. Er schaffte es den Körper von sich wegzudrücken und sich darunter zu befreien. Hastig krabbelte er ihn Richtung seiner Pistole. Hinter sich hörte er erneut Schritte und das Fauchen des Mannes. Wahrscheinlich hatte dieser sich schon wieder aufgerappelt. Verdammt schnell war er. Das dumpfe Geräusch einer Eisenstange, die auf weicheren Widerstand traf, bestätigte seinen Verdacht. Inzwischen hatte er seine Pistole fest in der Hand und drehte sich schnell herum. Tohru hatte die Eisenstange angriffsbereit in der Hand, falls der erneut am Boden liegende Mann wieder aufstehen sollte. Ruki versuchte sich zu konzentrieren. Er musste auf den Kopf zielen. Allerdings war es nicht so einfach wie bei der Frau. Das Geräusch einer abgefeuerten Pistole erklang ein weiteres Mal, doch der Mann reagierte nicht. Ruki hatte daneben geschossen! Innerlich stöhnte er. Er zielte noch einmal, drückte ab und bang! „Tut mir leid, Stevie!“, meinte Ruki, als der Mann gurgelnd zusammenbrach und auf dem Boden liegen blieb. „Ich würde jetzt gerne sagen: Man hat der gespritzt, aber na ja… das Blut ist bereits geronnen.“, stellte Tohru trocken fest. Ruki kam zu ihm hin und verpasste ihm einen freundschaftlichen Stoß in die Rippen: „Langsam versteh ich, was Wataru an dir findet.“ Als Antwort bekam er nur einen leichten Schlag gegen den Hinterkopf. Irgendwie hatte er jedoch das Gefühl, dass sich spätestens durch diese gemeinsame Aktion etwas zwischen ihnen verändert hatte. Tohru zückte noch einmal seine Kamera und schoss ein paar Fotos von der Leiche. Die Wunde zoomte er ganz nah heran. Dann packte er die Kamera wieder weg. Ohne sich noch einmal umzugucken, verließen sie dann das Büro. Im Gehen wollte Ruki sich das Blut aus dem Gesicht wischen, doch er musste feststellen, dass es schon getrocknet war. Wahrscheinlich musste er bis zum Auto warten, um es sich abzuwischen. Er hoffte nur, dass die paar Blutflecken nicht so schlimm waren. Aber er konnte sich auch nicht wirklich vorstellen, dass so wenig schon ausreichen konnte, um ihn zu infizieren. Und aus welchen Gründen auch immer hatte es die Pathologin, die ganz am Anfang ihres Falles gestanden hatte, auch nicht infiziert. Ruki beschloss, dass er sich mit Reita noch einmal genauer darüber unterhalten musste. Schweigend liefen sie den Flur entlang, in der Hoffnung bald einen Ausgang zu finden. Nachdem sie dem Gang bis zum Ende gefolgt waren und eigentlich um die Ecke hätten biegen müssen, was sie wieder tiefer in das Gebäude gebracht hätte. Die Begeisterung für diese Idee hielt sich jedoch bei beiden in Grenzen. „Vielleicht sollten wir in den Büros nachsehen, ob jemand eine Tür nach draußen hat?“, schlug Tohru vor. „Gefällt, mir besser, als weiter in dieses verflixte Gebäude hinein zu müssen.“, erwiderte Ruki. „Halt die Eisenstange nur im Anschlag, für alle Fälle.“, fügte er hinzu, während er seine Pistole zückte. „Klar!“, meinte Tohru und schlug mit der Stange demonstrativ, aber leicht, gegen seine flache Hand. Nachdem sie ihren neuen Plan besprochen hatten, steuerten sie auf das nächstgelegene Zimmer zu. Ruki riss die Tür auf und leuchtete hinein. Da sich weder Tür noch ein weiteres Zombie darin befand, schloss er die Tür genauso schnell wieder. Sie probierten es bei der nächsten und hatten wieder kein Glück. Zwar hatten die Räume alle Fenster, doch die konnte man nur auf Kipp stellen. Außerdem waren sie von außen mit Gittern versehen. Im dritten Raum wurden sie fündig. Es gab tatsächlich eine Tür, die nach draußen führte. Sie hatte wie die Eingangstür ein Chipkartenlesegerät. Hastig fischte Ruki seine Karte aus der Tasche und zog sie durch den Schlitz des Gerätes. Nach einem kurzen Moment blinkte das Lämpchen grün und sie konnten die Tür öffnen. Sie schlüpften ins Freie und schlossen die Tür hinter sich. Bevor sie sich in das schützende Gebüsch schlugen, löschte Ruki die Taschenlampe. Nicht dass einer der Wachmänner sie jetzt noch erwischte. Zum Glück war zwischen den Sträuchern und der Wand genügend Platz, sodass sie sich fortbewegen konnten. So arbeiteten sie sich wieder zum Eingang vor. Dort mussten sie nur noch warten, bis die Wachmänner ihren Posten im Häuschen verlassen und ihre Runde drehen würden. Nachdem die beiden zu ihrer Runde in den Laborkomplex gegangen waren, funkte Tohru Tomoyuki wieder an, damit er ihnen das Tor öffnete. Genau so geräuschlos wie sie eingebrochen waren, schlüpften sie wieder durch das Tor und verschwanden schließlich in der Nacht. Erleichtert ließ sich Ruki auf den Beifahrersitz von Tohrus Wagen fallen. Er klappte die Sonnenblende hinunter und schob den dort eingebauten Spiegel auf. So konnte er das Ausmaß der Blutflecke begutachten. Wenn Ruki nicht gewusst hätte, dass es nicht sein Blut war, hätte er sich mit Sicherheit erschreckt. Es sah schon furchtbar aus. Tohru reichte ihm wortlos ein Taschentuch und zeigte auf das Handschuhfach: „Da ist noch eine Flasche Wasser drin.“ Ruki klappte das Handschuhfach raus und kramte die Wasserflasche hervor. Er benetzte das Taschentuch ein wenig und machte sich dann daran sich das Blut aus dem Gesicht zu wischen. Es dauerte eine Weile, doch dann war sein Gesicht wieder sauber. Zufrieden lehnte er sich im Sitz zurück. „Auf den Schock brauche ich noch etwas zu essen. Soll ich dir gleich was aus dem Konbini mitbringen?“, wollte Tohru wissen, als er den Wagen startete. „Ein Cornetto wäre super.“, meinte Ruki. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ * Hier kommt also das Kapitel welches am schlechtesten recherchiert ist… aber leider konnte ich keinen Pharmakonzern finden, in den ich hätte einbrechen können… und ich hab keinen Waffenschein, blöd, wenn man auf Zombies trifft XD * Ist Tohru nicht ein cooler Aktionheld?! * Und Ruki? Bang und Zombies tot! *g* Ich lieb die beiden hier so! * Ok, ich lieb das Kapitel! Das hat verdammt viel Spaß gemacht! * Anspielungen gefunden??? Irgendjemand??? * Da Nine und mir aufgefallen ist, dass in unseren ganzen Smut Geschichten noch kein Sex im Lüftungsschacht dabei war und wir Tohru und Ruki sehr heiß finden, existiert eine alternative Szene, ab da wo sie die Maus im Schacht sehen XD ist nicht so ganz ernst gemeint, ich denke das versteht sich von selbst, oder? Sollte Interesse daran bestehen, werde ich die als Special hochladen. Also bescheid sagen! ^^ * Das ist übrigens das längste Kapitel. ^^ * Inzwischen ist auch der erste Fall komplett überarbeitet online *g* Ich hab nicht allzu viel verändert, nur den Lesefluss besser gemacht (also das ganze der Blonde, der Jüngere… blubb gelöscht, war ja doch etwas inflationär) und hier und da einen Satz hinzugefügt. Unter Garantie hab ich trotzdem nicht alle Rechtschreibfehler gefunden… -.-‚ Ob das wohl mal passiert?! Kapitel 18: File 2: Insomnia part 9 Special ------------------------------------------- Hier wie angekündigt, die alternative Version der Lüftungsschachtszene! ^.^ Nicht so ernst nehmen, ne?! XD Und hehe, kommen jemanden die letzten Worte von Ruki bekannt vor?! XD G-Files Bonus: Ruki, Tohru und ein Lüftungsschacht… Ruki wollte gerade seine Kippe ausdrücken, als ihm etwas Kleines, Pelziges zu seiner linken auffiel. Er zuckte zusammen, als er erkannte, dass es eine Maus war. Sie saß einfach mitten im Schacht und sah sie an. Hektisch versuchte er etwas mehr Abstand zwischen sie zu bringen. Dabei stieß er gegen Tohru. Seine Hand landete auf dessen Oberschenkel. Zuerst sah Tohru ihn verwirrt an, doch dann entdeckte auch er die Maus. Mit einem entsetzten Schrei klammerte er sich an Ruki. Im Versuch weiter von dem kleinen Tier wegzurücken, fielen sie übereinander. Ruki lag mehr oder weniger in Tohrus Armen. Dessen Hand lag auf seinem Oberkörper und er konnte spüren, wie dieser sich hob und senkte. Wie gelähmt beobachteten sie die Maus weiter. Doch anstatt der befürchteten Attacke trippelte die Maus einfach an ihnen vorbei und verschwand im Lüftungsschacht. Im Schein der Taschenlampe konnten sie gerade noch erkennen, dass sie keinerlei Verfallsspuren aufwies. „Scheiße, hab ich mich erschreckt.“, murmelte Ruki. Allerdings machte er keinerlei Anstalten sich aus Tohrus Armen zu befreien. Wenn er ehrlich war, war es ein ähnlich angenehmes Gefühl, als wenn er bei Wataru oder Reita in den Armen lag. Warum hatte er Tohru eigentlich nie zuvor als attraktiv wahr genommen? Wahrscheinlich weil sie einfach immer damit beschäftigt gewesen waren sich zu streiten… „Ist auch kein Wunder. Stell dir mal vor, dass wäre auch so eine Zombiemaus gewesen.“, meinte Tohru. Er konnte merken, wie sich Rukis Herzschlag langsam beruhigte und dieser nun vorsichtig sein Gewicht etwas verlagerte. Dabei rieb er praktisch seinen Hintern an Tohrus Schritt. „Ähm… Tohru…du kriegst jetzt nicht gerade…“, begann Ruki, als er merkte, dass sich in der Hose des anderen deutlich etwas regte. „Tut mit leid…“, antwortete dieser betreten. Er war doch überrascht, als Ruki sich auf einmal aus seiner Umarmung drehte und ihn einfach küsste. Einen Moment zögerte Tohru, bevor er den Kuss erwiderte. Rukis Lippen fühlten sich aber auch zu gut, auf seinen an. „Ich kann mich darum kümmern… Wataru wollte doch, dass wir uns besser verstehen…“, säuselte Ruki schon fast. Dabei strich er mit seinem Zeigefinger verführerisch über Tohrus Oberkörper. „…o… okay…“, stammelte Tohru. „Aber nur, wenn du dich auch um mich kümmerst…“, stellte der andere klar. Als Antwort bekam er nur ein Nicken. Sie küssten sich ein weiteres Mal, bis Ruki den Kuss schließlich unterbrach, um sich ganz aus der Umarmung zu lösen und sich neben ihn zu setzen. Trotzdem saßen sie noch so nahe beieinander, dass sich ihre Beine berührten. Rukis Hand strich über Tohrus Oberschenkel hin zu dessen Körpermitte. Mit der flachen Hand streichelte er dann dessen wachsende Erregung durch den Stoff seiner Jeans. Er spürte wie Tohru ein erstes leises Stöhnen über die Lippen kam und er seine Hand leicht in Rukis Ärmel vergrub. Dieser grinste, als er bemerkte, dass der Jüngere unter seinen Berührungen noch härter wurde. Ruki öffnete ohne zu zögern Tohrus Jeans und ließ seine Hand hineinwandern. Sie schloss sich schnell um dessen inzwischen harte Erregung. „Du bist ein ziemlich böser Junge… kriegst einfach einen Ständer, nur weil ich in deinen Armen lag. Schade eigentlich, dass wir hier nicht richtig ficken können.“, flüsterte Ruki amüsiert, als er Tohrus eine Hand zu seinem eigenen Schritt führte. Während er ihn weiter in einem langsamen Rhythmus befriedigte, machte sich dieser sich daran Rukis Hose zu öffnen. Tohru brauchte eine Weile bis er es geschafft hatte und seine Hand ebenfalls in dessen Hose verschwinden lassen konnte. Als sich seine Hand um Rukis Schwanz schloss, stöhnte dieser erregt auf. „Ja, schade.“, stimmte er dann mit einem breiten Grinsen zu. Nun konnte er selber spüren, wie der Schwanz des anderen unter seinen Zuwendungen zu seiner vollen Größe anschwoll. Ein wenig skurril fand Tohru es ja schon, dass sie gerade einer Zombiefrau und drei gruseligen, mehr als bissigen Hunden entkommen waren und nun in einem Lüftungsschacht saßen, in dem sie sich gegenseitig einen runterholten. Doch bevor er sich großartig weitere Gedanken darum machen konnte, beschleunigte Rukis seinen Rhythmus. Damit befand er sich wieder in der Realität. Er beugte sich zu dem Älteren hin und küsste ihn hungrig. Dann beschleunigte auch er seinen Rhythmus. Ruki stöhnte in ihren Kuss hinein. Seine Zunge bettelte um Einlass in Tohrus Mund, den er auch gewährt bekam. Der Kuss, den sie teilten, war leidenschaftlich und hungrig. Es ließ keinen Zweifel daran, dass sie sich in diesem Moment wollten. Tohru merkte, dass er es nicht mehr lange aushalten würde. Dazu war das Kribbeln tief in seiner Magengegend inzwischen viel zu stark geworden. Ruki brauchte seine Hand nur noch ein paar Mal auf und ab zu führen, da stöhnte Tohru heftiger in ihren Kuss hinein und ergoss sich in seiner Hand. Er unterbrach ihren Kuss, damit er sich gegen die Wand des Schachtes lehnen konnte. Trotzdem streichelte er Ruki weiterhin, denn er wollte dem anderen seinen Orgasmus nicht vorenthalten. Tohru beschleunigte seinen Rhythmus, mit dem er dessen Schwanz verwöhnte, sogar noch. Er hörte wie Ruki merklich die Luft einsog und nach seinem Arm griff. Es dauerte nicht lange, da gruben sich dessen Finger in seinen Arm und auch er ergoss sich in Tohrus Hand. Genauso heftig atmend wie dieser eben, ließ sich auch Ruki gegen die kalte Metallwand des Schachtes sinken. „Wataru ist bestimmt stolz auf uns.“, meinte Tohru schließlich mit einem vielsagenden Grinsen. „Dazu hat er auch allen Grund. Aber das nächste Mal sollten wir ihn und Reita auch einladen.“, erwiderte Ruki mit dem gleichen Grinsen. „Gute Idee. Aber ich denke, wir beide haben uns erstmal nach dem ganzen Stress eine Belohnung verdient. Ich meine, wir können hier schlecht ficken, aber im Auto sollte das möglich sein.“, schlug der Jüngere ganz direkt vor. Ruki musste lachen: „Langsam versteh ich, was Wataru an dir findet.“ Kapitel 19: File 2: Insomnia part 10 ------------------------------------ File 2 Insomnia part 10 Am nächsten Morgen betrat Ruki reichlich gerädert das PSC Hauptgebäude. Er hatte nicht einmal seine Kontaktlinsen drin, sondern trug seine Brille. In der Hand hatte er, wie so oft einen Pappbecher mit Kaffee. Nur dass das heute schon sein zweiter war. Er hatte schon zu Hause eine Kanne leer getrunken. Aber da ihn garantiert noch ein Donnerwetter von seinem Chef erwartete, war es besser, wenn er halbwegs ansprechbar war. Dieses Mal würde er keine Gnade wie beim letzten Mal erwarten können. Als er sein Büro betrat, wartete Reita schon auf ihn. Er zog überrascht die Augen hoch, als er Ruki mit Brille sah. Es war doch eher ungewöhnlich, dass dieser keine Kontaktlinsen trug. Ein wenig müde sah er ebenfalls aus. „Morgen, schlaflose Nacht gehabt?“, begrüßte er ihn. „Morgen, könnte man so sagen. Ich war bei Tohru. Und du hast gestern Spaß gehabt?“, wollte Ruki nun wissen. Er ging zu seinem Schreibtisch und ließ sich auf den Stuhl fallen. „Ja, es war lustig wie immer.“, erwiderte Reita. Irgendwie hatte er das dumpfe Gefühl, dass sein Partner ihm nicht die ganze Wahrheit sagte. Er wusste nicht genau, wie er darauf kam, aber Rukis Blick hatte ein wenig hektisch gewirkt, als er ihm geantwortet hatte. Normalerweise war das nicht der Fall. Sonst sah Ruki ihn mit einem festen Blick an, egal, was los war und normalerweise verbrachten er und Tohru auch nicht viel Zeit zu zweit. Dass es daran lag, dass Wataru im Krankenhaus lag, glaubte er nicht wirklich. „Hat Takashima sich schon gemeldet?“, wollte Ruki wissen. Es würde ihn nicht wundern, wenn ihr Chef sich schon längst wegen der Sache mit Morita bei ihnen gemeldet hatte. Außerdem war er auch nicht ganz pünktlich gewesen. „Nein, hat er nicht. Du hast also noch Zeit, dich seelisch darauf vorzubereiten.“, antwortete Reita. „Was hat Tohru über Watarus Zustand erzählt?“ „Sein Zustand ist zum Glück stabil. Sie lassen ihn noch ein paar Tage zur Erholung und zur gänzlichen Stabilisierung im künstlichen Koma. Ab heute kann er ihn auch länger besuchen. Wenn Wataru wieder aufgewacht ist, können wir ihn alle besuchen.“, erklärte sein Partner sichtlich erleichtert. „Freut mich zu hören.“, meinte Reita lächelnd. Es war klar, dass auch er erleichtert war, die guten Nachrichten zu hören. „Wurde die Leiche von Dr. Ishizawa eigentlich schon abgeholt?“, wollte Ruki plötzlich wissen. „Sie wird morgen abgeholt. Wieso? Seit wann interessierst du dich für Leichen?“, erwiderte er. „Ich dachte, vielleicht hat die geheimnisvolle Substanz, die du auch in ihrem Blut gefunden hast, etwas mit ihrem Körper bewirkt…“, begann Ruki. „Ich meine, sie ist über die Bisswunden in ihren Körper gedrungen und wenn die Substanz etwas mit dem Täter angestellt hat, dann nicht auch vielleicht mit ihr? Kann irgendetwas übertragen worden sein?“ „Du spielst auf einen Zombievirus an? Soweit ich weiß, ist nichts mit ihrer Leiche geschehen. Aber wir können gerne nachsehen.“, schlug Reita vor. Eigentlich hätte er sich ja denken können, dass sein Partner in dieser Hinsicht nicht so schnell locker lassen würde. „Okay.“, meinte er etwas zögerlich. Die Pathologie war ganz und gar nicht sein Lieblingsort und schon gar nicht nach seiner gestrigen Begegnung mit den Zombies. Außerdem dämmerte ihm langsam, dass es keine gute Idee gewesen war Reita nicht einzuweihen. Das Problem war, dass er jetzt schlecht mit den Erkenntnissen und Erlebnissen von gestern heraus rücken konnte, ohne dass er die Sache gestehen musste. Er hatte schließlich noch die seltsame Probe aus dem Labor, die Fotos und das Taschentuch mit den Blutresten des Mannes. Dummerweise fiel das alles nicht in sein Fachgebiet. Klar, er konnte die Probe heimlich ins Labor bringen, aber wie sollte er seinem Partner das Ergebnis erklären? Reitas stiller, forschender Blick, der die ganze Zeit auf ihm ruhte, machte die Sache einfach nicht besser. Verdammt, fluchte er in Gedanken, was war er auch so dämlich gewesen. Erst der Ausraster bei Morita und jetzt der Einbruch bei Minamoto. In letzter Zeit schien er einfach nicht er selbst zu sein. „Ist alles in Ordnung, Ruki?“, erkundigte sich Reita nun. Besorgt zog er die Augenbrauen nach oben. Dieser seufzte: „Wenn ich ehrlich bin… nein. Ich muss dir etwas sagen, aber reiß mir bitte nicht den Kopf dafür ab.“ Er holte einmal tief Luft und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. Dann fuhr er fort: „Tohru und ich waren gestern im Laborkomplex von Minamoto.“ „Ihr seid dort eingebrochen?!“, unterbrach Reita ihn ungläubig. Sein Partner hob beschwichtigend die Hände, klang aber ein wenig kleinlaut: „Ich weiß, was du jetzt denkst. Erst der Ausbruch bei Morita und dann einen Einbruch…“ Der Blick, mit dem der Ältere ihn maß, war ein Mischung aus angepisst sein und Ungläubigkeit. Wenn Ruki ehrlich war, machte ihm dieser Blick Angst. Bisher hatte er Reita noch nicht von dieser Seite kennengelernt. „Irgendwie überrascht es mich nicht wirklich, dass ihr beiden dort eingestiegen seid, aber dir ist schon klar, dass du deinen Job aufs Spiel setzt?! Ich verstehe ja, dass du Minamoto dran kriegen willst, aber musst du dich dafür selber strafbar machen? Scheiße und hättest du mir nicht etwas sagen können?! Ich dachte, wir vertrauen uns!“, erwiderte er dann, sichtlich etwas ungehalten und verletzt. In diesem Moment kam sich Ruki ziemlich schäbig vor: „Ich vertraue dir, aber ich wollte dich da nicht mit reinziehen. Es reicht, wenn ich mich strafbar mache. Du brauchst deinen Job nicht wegen mir aufs Spiel zu setzten. Ich weiß, dass es blöd war, aber wir haben interessante Dinge gefunden.“ Reitas Ausdruck wurde etwas sanfter. Er seufzte: „Erzähl.“ Ruki stand auf und ging um den Schreibtisch herum. Er machte Anstalten sich auf den Schoss seines Partner zu setzten, was dieser nach einem Moment zögern auch zuließ. Er strich Reita kurz eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Wir haben eine chemische Substanz entdeckt, die keiner von uns kannte. Ich weiß ja nicht, ob dir MI 47 etwas sagt? Ich habe davon auch eine Probe. Und ich habe die Prototypen von Watarus Medikamenten. Mich würde brennend interessieren, ob sie identisch sind.“, begann Ruki. „Nein, das ist keine bekannte Substanz. Wir sollten sie ins Labor bringen, genau wie die Medikamente. Das dürfte ein interessanter Vergleich werden.“, meinte er. Langsam klang seine Stimme so ruhig wie immer. „Aber das war nicht alles…“, vermutete er dann. „Nein. Du wirst mich für verrückt halten, aber sie hatten dort Zombiemäuse. Die Mäuse waren so zerfallen, sie können nicht mehr gelebt haben und sie haben eine der gesunden total zerfleischt. Sie hatten Hunde, die mehr blutige Wunden hatten als Fell und uns durch das Labor gejagt haben. Die Sicherung der Käfige war ausgefallen, warum auch immer. Am schlimmsten wurde es aber, als wir die beiden Menschen gesehen haben. Die Frau muss von den Hunden gebissen worden sein und das nicht zu knapp. Mit so einer Wunde hätte sie nicht mehr leben dürfen und auch sie war total verwest. Der Mann hingegen war auch so verletzt, dass er nicht mehr leben konnte, aber die Verwesung war noch nicht so weit fortgeschritten.“, erklärte er. Man konnte tatsächlich einen Hauch von Entsetzen in seiner Stimme ablesen. „Sie haben euch gejagt?“, harkte Reita nach. Nun klang er ungläubig. „Ja, erst die Hunde und dann die beiden Zombies. Sie hätten Tohru und mich fast gebissen, na eher zerfleischt.“, antwortete Ruki. „Ich weiß, dass es dir schwer fällt mir das zu glauben, aber wir haben Fotos.“ „Willst du mir die nicht zeigen?“, fragte er. Zu seiner eigenen Verwunderung oder vielmehr auch zu seinem eigenen Ärgernis, stellte er fest, dass er Ruki nicht wirklich böse sein konnte. Dabei hatte es ihn schon zugesetzt, dass dieser ihn nicht eingeweiht hatte. Trotzdem konnte er dessen leicht verquere Logik nachvollziehen, wieso er es getan hatte. Sein Partner nickte und ging wieder zu seinem Schreibtischstuhl. Er fuhr seinen Laptop hoch und suchte dann die entsprechende Dateien. „Und du fragst deshalb nach Dr. Ishizawa, da die beiden angefallen worden sind und dabei eventuell etwas übertragen wurde, was sie zu Zombies gemacht hat?“, mutmaßte Reita währenddessen, als er ebenfalls um den Schreibtisch herum kam. „Korrekt.“, erwiderte Ruki grinsend. In Wirklichkeit fiel ihm jedoch ein Stein vom Herzen, dass die Sache zwischen ihnen so glimpflich ausgegangen war. „Generell kann durch einen Biss eine Krankheit übertragen werden, allerdings kann ich dir in diesem Fall nichts dazu sagen, da mir zu viele Informationen fehlen. Es kommt darauf an, wie der Erreger übertragen wird und wie stark er ist. Außerdem weiß ich nicht, wie lange die Infektion deiner beiden Zombies zurückliegt, das erschwert einen Vergleich mit Dr. Ishizawa. Vielleicht handelt es sich auch um zwei unterschiedliche Versionen des Mittels?“, überlegte Reita. „Aber wenn wir die Probe gleich ins Labor bringen, sollten wir einfach in der Pathologie vorbeisehen. Ich hätte dich auch gerne dabei, da, gesetzt dem unwahrscheinlichen Fall, dass sie aufersteht, du ihr den Kopfschuss verpassen kannst.“ Damit grinste er seinen Partner an. „Wird langsam Routine.“, gab dieser zurück. „Wie meinst du das?“, erkundigte Reita sich. Doch dann hob er abwehrend die Hand: „Schon okay, irgendetwas sagt mir, dass ich das besser nicht wissen sollte.“ Eigentlich war ihm klar, wie es gemeint war. „Also hier sind die Fotos.“, meinte Ruki und überging den Kommentar. Die ersten Fotos zeigten die Mäuse und wie sich die Zombie Mäuse über die gesunde hermachten. Dann konnte man den toten Mann sehen und schließlich eine Großaufnahme seiner Wunde. „Von den Hunden und der Frau konnten wir leider keine Fotos machen.“ „Die hier reichen auch. Eines kann ich dir mit Sicherheit sagen, mit einer solche Wunde kann er definitiv nicht mehr gelebt haben.“, stellte Reita fest. „Und so wie die aussieht, hat ihm jemand mit sehr viel Gewalt die Zähne in die Haut geschlagen. Von dem, was man an den Rändern erkennen kann, würde ich bezweifeln, dass es ein Tier war.“ Er musste nicht weitersprechen, sie wussten beide, was das bedeutete. Es sprach für Rukis Theorie, dass hier ein Virus übertragen worden war. „Na, dann lass uns doch mal nach der Leiche schauen.“, sagte Ruki schließlich. „Ruki?“, meldete Reita sich noch einmal zu Wort, bevor er ihm folgte. Dieser drehte sich um und sah sie fragend an. „Tu mir einen Gefallen, ja? Unternimm so etwas bitte nicht noch mal ohne mir bescheid zu sagen.“, meinte er dann. Ruki schluckte merklich, doch dann nickte er: „Versprochen.“ Nachdem sie die Probe der Substanz, die Medikamenten Prototypen und das Taschentuch mit den Blutflecken im Labor abgegeben hatten, machten sie sich auf den Weg in die Pathologie. Ruki war froh, dass ihr Besuch nicht lange dauern würde. Sie mussten einfach nur kurz nachgucken und konnten dann wieder gehen. Reita reichte ihm einen Kittel zum Überziehen. Bevor sie in den Raum gingen, in dem die Leichen aufbewahrt wurden, zog er sich ebenfalls einen Kittel über. Dann führte er Ruki zu den großen Metallfächern. Mit geübtem Blick hatte er das Fach ausgemacht, indem Dr. Ishizawa lag. Ruki fröstelte ein wenig. Hier herrschte der Tod noch viel grausamer als in einem Krankenhaus. Reita warf ihm einen auffordernden Blick zu. Ruki verstand und zückte seine Dienstwaffe. Das Klicken der Sicherung hallte durch den Raum. Dann zog Reita das Fach auf. Eigentlich hatten beide schon damit gerechnet, dass ihnen der Geruch von Verwesung unerbittlich entgegen kommen würde und sich die Doktorin stöhnend auf sie stürzen würde, doch nichts dergleichen geschah. „Sie ist jedenfalls kein Zombie.“, stellte Reita fest. Sein Partner sicherte seine Waffe wieder und kam näher zu ihm hin. Kritisch sah er auf die Leiche: „Mein Bedarf an Zombies, dich mich zerfleischen wollen, ist auch eindeutig gedeckt.“ Kaum hatten sie die Cafeteria des PSC verlassen, indem sie ihre heutige Mittagspause verbrachten, klingelte Rukis Handy. Nachdem Besuch in der Pathologie waren sie etwas essen gegangen. Ruki war die ganze Zeit ein wenig nervös gewesen, da sich ihr Chef immer noch nicht wegen der Sache mit Morita gemeldet hatte. Er nahm das Gespräch an. „Hi Tohru, was gibt’s?“, wollte er wissen. „Hi, ich nehme nicht an, dass ihr beiden schon die Nachrichten gesehen habt?“, erwiderte Tohru. „Nein, warum?“, fragte Ruki weiter. „Dann solltet ihr einfach mal den Fernseher einschalten. Es läuft auf allen Sendern! Bei Minamoto ist die Hölle los.“, kam die knappe Antwort. „Klingt interessant. Ich nehme nicht an, dass du mir nähere Infos geben wirst.“, meinte er. „Richtig, das solltet ihr euch selber ansehen. Weiß Reita inzwischen eigentlich bescheid?“, wollte Tohru wissen. „Ja, weiß er, aber es ist in Ordnung. Dann werden wir wohl gleich mal Nachrichten gucken. Du bist gleich im Krankenhaus?“, erkundigte Ruki sich. „Bin ich. Ich kann ihn ja schlecht alleine lassen. Wir hören uns.“, verabschiedete Tohru sich. „Bis dann.“, verabschiedete sich Ruki nun auch. Dann wandte er sich an Reita: „Tohru empfiehlt uns die Nachrichten zu gucken. Es geht um Minamoto.“ „Na, dann ab ins Büro.“, meinte dieser nur. Aber man konnte ihm ansehen, dass er neugierig war, was geschehen war. Mit schnellen Schritten waren die beiden in Reitas Büro angekommen. In Rukis gab es keinen Fernseher, sodass sie auf eine seltene Stippvisite in dem seines Partners vorbeisahen. Reitas Büro war um einiges ordentlicher und auch an den Wänden nicht mit Zeitungsartikeln zugehängt. Während Ruki sich auf einen der beiden Stühle fallen ließ, schaltete Reita den Fernseher ein. Er musste gar nicht umschalten, schon auf dem ersten Sender lief eine Sondermeldung über Minamoto. Es war der Laborkomplex zu sehen, in den die beiden gestern eingebrochen waren. Besser gesagt, war von dem Laborkomplex nicht mehr viel zu erkennen. In den dicken Rauchschwaden, konnte man sehen, dass das Gebäude brannte. Obwohl die Feuerwehrleute das Feuer unter Kontrolle zu bekommen versuchten, war deutlich, dass sie damit keinen Erfolg haben würden. Dann kam eine Reporterin ins Bild: „Die genauen Gründe für diesen schrecklichen Brand im Laborkomplex des großen Pharmazeutikunternehmens Minamoto sind bisher unbekannt. Auch Brandstiftung ist noch nicht auszuschließen. Wir sprachen eben mit dem Einsatzleiter der Feuerwehr, der uns mitteilte, dass das Gebäude wohl nicht mehr zu retten sei. Für die zahlreichen Labortiere gibt es wohl auch keine Hoffnung mehr.“ Sie sahen sich nur ungläubig an. „Sie vernichten die Beweise…“, murmelte Ruki fassungslos. Andererseits was hatte er erwartet? Dass das Unternehmen ihren Einbruch einfach so hinnahm? Mit den beiden Zombieleichen hatten sie Spuren hinterlassen… „So schwer es mit immer noch fällt zu glauben, dass sie dort Zombies züchten, aber das kann kein Zufall mehr sein. Minamoto hat auf jeden Fall etwas zu verbergen und die Spuren davon beseitigen sie gerade.“, meinte Reita. Er sah wie Ruki förmlich in sich zusammen sackte: „Ein weiteres Mal werde ich nichts beweisen können. Erst versau ich das bei Morita und jetzt das hier!“ Am liebsten hätte er vor lauter Wut irgendetwas umgeschmissen oder zerdeppert, aber da er sich in Reitas Büro befand, konnte er das schlecht tun. Also sackte er frustriert in sich zusammen. Wo sollte er auch sonst mit seiner Wut hin? „Und dann sagt Takashima gleich Bescheid und ich bin meinen Job los… Fuck!“ „Ruki, reiß dich zusammen!“, erklärte Reita ernst und sah ihn durchdringend an. „Minamoto hätte die Spuren garantiert auch so verwischt. Überleg doch mal! Wenn dort zwei Wissenschaftler verletzt worden sind, ist etwas schief gegangen. Vor allem, wenn einer davon in seinem Büro gesessen hat und sich dort verwandelt hat. Das war nicht geplant! Wenn du ihn nicht umgelegt hättest, hätte er andere Mitarbeiter angegriffen…“ „Aber wenn wir keine Spuren hinterlassen hätten…“, begann er. „Dann wäre der Zombie im Büro vielleicht Amok gelaufen und hätte den Virus weiter übertragen.“, sagte Reita ungerührt. Er stand auf und ging zu seinem Partner hin. Er ging leicht in die Knie und umfasste dessen Kinn. So zog er Rukis Gesicht sanft nach oben. Er konnte förmlich sehen, wie es ihn seinem Partner arbeitete: „Komm schon. Das ist doch nicht deine Art aufzugeben. Und ich habe Inoues Angebot, sich für meine Versetzung stark zu machen, nicht ohne Grund ausgeschlagen.“ Tohru saß erneut an Watarus Bett. Der Arzt war eben da gewesen und hatte ihn darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie inzwischen mit Sicherheit sagen konnten, dass sein Zustand stabil war. Durch die Operation und den Zusammenbruch vorher war Wataru zwar noch so geschwächt, dass er sich im künstlichen Koma noch weiter erholen musste. Doch alleine die Aussicht, dass Wataru in einem näher definierten Zeitraum wieder bei Bewusstsein sein würde, stimmte Tohru fröhlich. Er konnte es kaum noch erwarten sich wieder mit seinem Freund unterhalten zu können. Es würde ein gutes Gefühl sein, ihn nicht mehr so hilflos zu sehen. Was ihn allerdings dann doch ein wenig beunruhigt hatte war, dass der Arzt meinte, dass sie eventuelle Nebenwirkungen des Zusammenbruchs und des Komas noch nicht vorhersehen konnten. Die Wahrscheinlichkeit war wohl nicht hoch, aber sie bestand. Wie auch die Male zuvor begann er einfach zu reden, um seine Unsicherheit zu überspielen. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich bin, wenn du wieder wach bist. Reita meinte, dass du die furchtbare Umgebung hier gar nicht wahrnimmst. Sei froh, es ist wirklich schrecklich. Langsam versteh ich Ruki und seine Abneigung gegen Krankenhäuser. Hier muss man ja wahnsinnig werden. Oh und du kannst dir nicht vorstellen, was bei Minamoto los ist! Das ganze Labor brennt und es bleibt wohl nichts übrig. Vielleicht ist es besser so, auch wenn wir ihnen wohl schon wieder nichts beweisen können, aber wenn ich daran denke, was wir dort unten gefunden haben. Es waren wirklich Zombies! Ich weiß, du wärst sauer auf uns, weil wir dort einfach reinmarschiert sind, aber wir wollten sie dran kriegen. Schließlich sind sie wohl nicht ganz unschuldig daran, dass du hier liegst. Passiert ist uns ja nichts. Na ja anscheinend hat sich die Führung von Minamoto jedenfalls dazu entschlossen, das Labor zu opfern.“ „Du hast ja Recht.“, seufzte Ruki und kaute auf seiner Unterlippe herum. „Ich mach mir erstmal einen Kaffee und rauche eine, dann können wir weitersehen.“ „So gefällst du mir schon besser.“, meinte Reita grinsend und küsste ihn. Gerade als Ruki das Büro verlassen wollte, klingelte das Telefon. Reita nahm den Hörer ab. Schon wieder etwas niedergeschlagener formte Rukis Mund das Wort Takashima, doch sein Partner schüttelte den Kopf. Ihr Chef war also nicht am anderen Ende der Leitung. Wer mochte es dann sein? Das Gespräch dauerte nicht lange. Er konnte an Reitas Gesichtsausdruck sehen, dass dieser überrascht darüber war. „Das war die Sprechstundenhilfe von Morita. Sie sagte, dass er uns sehen will und zwar so schnell wie möglich.“, erklärte er dann. „Sie hat nicht gesagt, wieso, nehme ich an?“, erwiderte Ruki. Als sein Partner den Kopf schüttelte, meinte er nur: „Ich bin gespannt, was er von uns will.“ Die ganze Autofahrt über war Ruki ziemlich hibbelig. Es fiel ihm merklich schwer, still zu sitzen und Reita einfach fahren zu lassen. Zuerst trommelten seine Finger auf seinem Oberschenkel herum, dann, als er merkte, dass er kurz davor war Reita in den Wahnsinn zu treiben, kaute er nur noch auf seiner Unterlippe herum. Nicht dass seine Anspannung dadurch nachließ. Aber irgendetwas musste er tun. Sie erreichten die Praxis in etwa so schnell wie das letzte Mal. Als sie die Praxis betraten, stellten beide verwundert fest, dass es keine Patienten zu sehen waren. Die Räume waren bis auf die Sprechstundenhilfe komplett leer. Diese begrüßte sie freundlich, wirkte aber etwas durcheinander. „Guten Tag! Ich soll sie gleich in das Zimmer von Dr. Morita schicken.“, meinte sie. „Guten Tag. Sind sie heute ganz alleine hier?“, wollte Reita wissen. Ruki begrüßte sie ebenfalls. „Ja, Dr. Morita hat mir vor einer Stunde aufgetragen, alle Patienten nach Hause zu schicken und dann sollte ich sie hierher bestellen.“, erklärte sie. Ihrem Blick nach zu urteilen, wusste sie selber nicht, welcher Sinn hinter den Anweisungen steckte. „Vielen Dank. Das Büro war dort drüben?“, fragte Reita und zeigte auf die Tür, in der sie das letzte Mal verschwunden waren. „Genau, gehen sie einfach dort hinein. Der Dr. erwartet sie.“, erwiderte die Sprechstundenhilfe freundlich. Sie nickten und machten sich auf den Weg zu dem Büro des Arztes. Als sie die Tür öffneten, sahen sie den Schreibtischstuhl, der ihnen mit der Lehne zugewandt war. Ruki dachte sofort an die Nacht davor im Labor. Er hoffte inständig, dass sich hier nicht auch ein Zombie in dem Sessel verbarg. Vorsichtshalber tastete er nach seiner Pistole, damit er im Notfall so schnell wie möglich reagieren konnte. Er war froh, dass es Reita entging. Auf dem Schreibtisch lagen verschiedenen Medikamenten Packungen, eine Spritze und ein Zettel, wie er kurz registrierte. „Dr. Morita?“, fragte Reita. Doch sie erhielten keine Antwort. Er ging um den Schreibtisch herum und erstarrte. Sein Partner war ihm schnell gefolgt. Schließlich wollte er nicht, dass Reita von einem Zombie angegriffen werden würde. Auch Ruki erstarrte, als er den Arzt leblos in seinem Sessel sitzen sah. Sein Brustkorb bewegte sich nicht mehr auf und ab, um zu atmen. Dr. Morita war tot. „Scheiße!“, sagten beide wie aus einem Mund und sahen sich an. „Wieso ist er tot?!“, wollte Ruki entsetzt wissen und piekte den toten Mann mit dem Zeigefinger am Arm. Die andere Hand hatte er immer noch an seinem Pistolenhalfter. Man wusste ja nie. „Ich hab keine Ahnung, wieso er tot ist!“, gab Reita zurück. Er musterte die Leiche. Ihm fiel auf, dass der linke Ärmel ein wenig nach oben geschoben war. Zielstrebig griff er nach Moritas Arm und untersuchte ihn genauer. „Er hat sich etwas gespritzt.“ „Feigling.“, fügte Ruki trocken hinzu. Er zog den Ärmel seines Blazers über die Hand, sodass er nach dem Zettel greifen konnte ohne Fingerabdrücke zu hinterlassen. „Ich möchte mich hiermit entschuldigen, für das was ich meinen Patienten angetan habe. Ich habe sie, was unentschuldbar ist, als Versuchskaninchen für die Prototypmedikamente von Minamoto benutzt. Der Konzern wusste nichts davon. Ich habe sie, Special Agent Matsumoto und ihren Kollegen, hierher bestellt, da ihr Freund eines meiner letzten Opfer war. Ich möchte mich bei ihnen entschuldigen. Sie hatten Recht mit ihren Anschuldigungen. Ich bin ein Feigling, deshalb entziehe ich mich den Konsequenzen. Gezeichnet Morita.“, las er vor. Reita zog skeptisch eine Augenbraue nach oben: „So so…“ „Das ist doch abgekartet. Minamoto hat doch hier auch seine Finger drin!“, murmelte Ruki. Er legte den Zettel zurück und beobachtete die Leiche. Vielleicht war es Paranoia, aber er suchte nach einem Zeichen, dass Morita Fäulnisspuren ansetzte. „Höchstwahrscheinlich. Aber so wie es aussieht, kriegt Morita die Schuld und Minamoto ist aus dem Schneider.“, erwiderte sein Partner. „Wir müssen bescheid sagen, dass er tot ist. Vielleicht kann ich die Leiche ja noch untersuchen und etwas entdecken.“ Er zog ebenfalls seinen Ärmel über die Hand und untersuchte die Medikamente. „Es sind jedenfalls keine Medikamente von Minamoto.“ „Oho, wir sind zu gut, um uns damit umzubringen, was?!“, meinte Ruki und verdrehte die Augen. Manchmal hasste er seinen Job wirklich. Nachdem sie der Sprechstundenhilfe bescheid gesagt hatten, informierten sie die normale Polizei und ihren Abteilungsleiter. Später war die Spurensicherung dabei den Tatort zu sichern. Sie würden nachher dafür sorgen, dass die Leiche der Pathologie des PSCs überstellte werden würde. Mit den Polizeibeamten hatten sie sich darauf geeinigt, dass Reita hier, in seiner Funktion als Arzt, einen vorläufigen Totenschein ausstellen würde und die Leiche in der Pathologie komplett untersuchen würde. Dann würde er den richtigen Totenschein ausstellen und überprüfen können, ob es sich wirklich um Selbstmord handelte. Als nun alles soweit geregelt war, machten die beiden sich wieder zurück auf den Weg ins PSC Hauptquartier. „Mir geht das heute eindeutig zu schnell. Erst fliegt das Labor in die Luft und dann bringt Morita sich selbst um?!“, meinte Ruki, während Reita den Wagen vom Parkplatz steuerte. „Es ist ein zu großer Zufall. Ich denke, Minamoto hat festgestellt, dass jemand bei ihnen eingebrochen ist und brisantes entdeckt hat. Also haben sie die Beweise vernichtet und ihre Verbindung zu Morita abgebrochen.“, antwortete sein Partner. „Sieht so aus.“, grummelte er. „Die ganze Welt ist doch voller Schweine.“ „Oh, wir haben heute aber ein negatives Menschenbild. Kann ich dein Vertrauen in die Menschheit irgendwie wieder herstellen?“, wollte Reita wissen. „Mhm ja, ich wüsste da schon was. Wenn du heute Abend nichts vor hast, würde ich gerne unsere intime Zusammenkunft vom letzten Mal wiederholen.“, erwiderte Ruki seelenruhig. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände, als sein Partner ihm einen kurzen Blick zuwarf. „Wenn dein Vertrauen so einfach mit Sex wieder herzustellen ist… ich glaube das lässt sich einrichten.“, lachte dieser. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Vorweg vielen Dank für die Kommentare und die Favos! Ich glaub es sind zwei Leute dazu gekommen, bei denen ich mich leider auch noch nicht persönlich bedankt habe. Ich hoffe, es ist okay, wenn ich es hiermit mache. Ich habe zurzeit nämlich viel um die Ohren, da ich überraschend nächste Woche nach Japan fliege für Sprachkurs (Kenntnisse festigen) und Praktikum. Das ist grad Stress pur...ich mein ich freu mich, aber ich hab auch ein wenig Angst! Aber dazu gibt’s dann mehr in meinem livejournal! Deshalb kann ich leider auch noch nicht garantieren, dass ich wie gewohnt nächsten Samstag wieder hochladen kann, aber ich gebe mein Bestes! Sodele, meine Anmerkungen für dieses Kapitel, tädääää~ : * kann man eine Koffeinvergiftung bekommen?! Ruki wäre in dieser FF bestimmt ein Kandidat dafür… aber yay für Ruki mit Brille! Ich find ihn so sexy damit *_* * So jetzt weiß Reita bescheid… aber er hat es relativ gut aufgenommen, auch wenn es ihn verletzt hat. Gut, dass er Ruki so gut versteht und seine verquere Logik nachvollziehen kann... und Rukis verquere Logik ist bestimmt noch mal nützlich... * Minamoto verwischt die Spuren… evilich! * Morita zieht sich aus der Affaire… er ist ein Arsch und ein Feigling! Auf jeden Fall! Ich glaube er ist zurzeit der unbeliebteste Charakter in diesem Fall. (muhahaha ich hoffe im nächsten kann ich das toppen!) * Ich freu mich genau wie Tohru, wenn er wieder mit Wataru reden kann! Kapitel 20: File 2: Insomnia part 11 ------------------------------------ File 2 Insomnia part 11 Im Büro angekommen zündete Ruki sich eine Zigarette an und setzte dann Kaffee für sich auf. Während er neben der Kaffeemaschine stand, nahm ihm Reita die Kippe aus der Hand, um selber einen Zug zu nehmen. „Wenn ich weiter mit dir zusammen arbeite, dann werde ich wieder zum Kettenraucher.“, meinte er. Ruki nahm seine Zigarette wieder entgegen: „Sieh es als Herausforderung, mein Lieber.“ „Die ganze Zusammenarbeit mit dir ist eine.“, erwiderte Reita lächelnd. „Wie war eigentlich dein vorheriger Partner? Ich kenne nur seinen Namen und du hast bisher nie etwas erzählt.“, fragte er unvermittelt. „Ach ja, du hattest dich ja schlau gemacht. Nun ja Jin war vollkommen in Ordnung, aber im Gegensatz zu dir, eher langweilig. Viel zu erzählen gibt es eigentlich auch nicht.“, antwortete Reita. Ruki drückte ihm einen Kuss auf die Wange: „Gefällt mir zu hören. Heute Abend kannst du mir noch mehr Honig um den Mund schmieren.“ „Honig? Sicher?! Nicht lieber etwas anderes?“, fragte sein Partner und kassierte einen Schlag auf den Hinterkopf für diese Bemerkung. „Perversling!“, meinte Ruki schlicht. Plötzlich klingelte das Telefon. Ruki seufzte. Keiner der Anrufe heute hatte etwas Gutes gebracht. Dieser war unter Garantie keine Ausnahme. „Ja? Hier Special Agent Matsumoto.”, meldete er sich. Er gab Reita ein Zeichen, dass es sich um ihren Chef handelte. Ruki hörte zu und gab ab und zu zustimmende Laute von sich. „Verstanden. Werde ich ausrichten.“, meinte er schließlich. „Was gibt’s?“, erkundigte sich Reita, nachdem sein Partner aufgelegt hatte. „Takashima wollte bescheid sagen, dass du die Leiche untersuchen kannst. In der Zwischenzeit soll ich ihn über den genauen Stand unserer Ermittlungen aufklären.“, antwortete dieser. „Das ging ja schnell.“, bemerkte Reita leicht erstaunt. „Na dann lass uns mal wieder an die Arbeit.“ Nachdem er sich von Reita getrennt hatte, machte Ruki sich mit festen Schritten auf den Weg zu ihrem Chef. Um sich besser darauf vorzubereiten, rekapitulierte er bereits in Gedanken was geschehen war. Als er beim Leichenfund von Morita ankam, stutzte er für einen Moment. Irgendetwas störte ihn daran. Er konnte nicht genau sagen was, aber er wurde das Gefühl nicht los, dass daran etwas seltsam war. Vor allem als ihm bewusst wurde, dass er dieses Gefühl schon in der Praxis gehabt hatte. Doch in diesem Moment war der Schock zu groß gewesen, um ihm großartig nachzugehen. Bevor er jedoch weiter darüber nachdenken konnte, stand er im Vorraum zu Takashimas Büro. Die Sekretärin sah ihn an und meinte dann: „Sie können gleich durchgehen, Matsumoto-san.“ Er nickte ihr zu und klopfte an der Tür seines Chefs. Dann trat er ein. „Sie wollten mich sprechen?“, sagte er. „Das ist richtig. Wie am Telefon schon erwähnt hätte ich gerne persönlich einen Überblick über die Situation, da der Fall nun etwas verwickelt erscheint und die Führung des PSC drängt mich den Fall zu den Akten zu legen.“, erklärte sein Chef. Er bedeutete ihm mit einer Geste sich zu setzen. Ruki zog den Stuhl nach hinten und setzte sich. Das waren ja wunderbare Neuigkeiten, dachte er grummelnd. Im Klartext standen die Ermittlungen kurz vor ihrer Einstellung. Er begriff, dass Takashima ihm praktisch eine letzte Chance gab weitere Ermittlungen zu rechtfertigen. In der Pathologie hatte Reita bereits seinen Kittel und Handschuhe angezogen. Der Leichnam lag bereits aufgebahrt auf einer Liege. Wie so oft war außer ihm keiner hier. Aber so hatte er wenigstens seine Ruhe. Er schaltete sein Diktiergerät ein und legte es auf die Bahre. Dann begann er mit der äußeren Untersuchung der Leiche. In der linken Armbeuge fand er den winzigen Einstich der Nadel wieder, die er bereits in der Praxis bemerkt hatte. Die Haut darum war bläulich angelaufen, was seltsam war. Als praktizierender Arzt sollte Morita sich etwas spritzen können, ohne ein solches Hämatom zu hinterlassen. Er holte sich eine Lupe, um sich den Einstich genauer anzusehen. Er stieß einen leisen Pfiff aus, als er erkannte, dass der Einstich nicht an der Stelle saß, an der ein Arzt sie gesetzt hatte. Wer auch immer Morita die, vermutlich tödliche, Infusion gesetzt hatte, hatte es nicht richtig getan. Jedenfalls nicht so, dass es bei genauen Untersuchungen als Selbstmord durchgehen würde. Die Sache wurde nicht nur interessanter durch diese Tatsache, sondern gewann auch um Einiges an Brisanz. Hatte Minamoto hier etwa auch die Finger im Spiel? Hatten sie am Ende den Selbstmord nur gefälscht? Die Handschriftanalyse, die Ruki und er für den Abschiedsbrief veranlasst hatten, würde eine solche Theorie hoffentlich untermauern können. Doch selbst wenn nicht, konnte man Morita immer noch dazu gezwungen haben. Plötzlich flackerte das Licht leicht und Reita wich erschrocken einen Schritt von der Leiche zurück. Er war sich nicht sicher, ihn seine Wahrnehmung nicht getäuscht hatte, aber für ihn hatte es so ausgesehen, als wenn die Leiche gerade gezuckt hätte. Es war nur für einen kurzen, kaum wahrnehmbaren Moment gewesen. Wahrscheinlich war er nur müde gewesen und durch das Flackern des Lichtes hatte sein Verstand ihm einen Streich gespielt, versuchte er sich in Gedanken zu beruhigen. Rukis Andeutungen über Zombies im Laborkomplex und sein Verhalten in der Praxis als er mit der gezückten Waffen neben ihm stand, versuchte er so gut wie möglich zu verdrängen. Er konnte sich ja schlecht verrückt machen, nur weil er alleine in der Pathologie war. Er hatte seinen Job zu erledigen genau wie alle anderen. Trotzdem musste er sich ein wenig zwingen mit der Äußeren Untersuchung fortzufahren. Er hielt seine Entdeckung sprachlich auf dem Diktiergerät fest und machte noch ein paar Großaufnahmen von der Einstichstelle. Als Reita beim linken Knöchel angelangt war, stutzte er erneut. Auch hier fand er einen Einstich. Hätte sich die Haut darum nicht auch leicht bläulich verfärbt, hätte er es wahrscheinlich sogar übersehen. Auch hier wiederholte er dieselbe Prozedur wie schon zuvor. Dem Diktiergerät teilte er seine erste Theorie mit. Wenn sich auch ein Einstich hier unten befand, konnte das nur bedeuten, dass jemand nicht wollte, dass man ihn schnell oder überhaupt fand. Da er mit dem Knöchel beschäftigt war, bemerkte er nicht, wie sich einer der Finger der rechten Hand leicht bewegte. Es war nicht mehr als ein Zucken, doch die Leiche bewegte sich. Bevor er zum Skalpell griff, schloss Reita die Augen. Er öffnete sie einen Augenblick später erneut und musterte die Leiche noch einmal. Nicht dass er etwas Oberflächliches übersehen hatte. Zu vielen seiner Kollegen waren schon Fehler unterlaufen, da sie nur auf Details geachtet hatten. Plötzlich glaubte er ein weiteres Mal ein Zucken wahrgenommen zu haben. Dieses Mal handelte es sich um die rechte Hand. Er atmete tief durch. In seiner Ausbildungszeit hatte er so etwas schon einmal erlebt und sich, wie die anderen, ziemlich erschreckt. Leichen konnten sich „bewegen“, wenn die Muskeln zerfielen. Wahrscheinlich sorgte das Medikament für eine Zersetzung der Muskeln. Dann hörte er ein leises dumpfes Stöhnen und zuckte zusammen. Verdammt Reita, verfluchte er sich in Gedanken. Hatte er sich so von Rukis unwissenschaftlichen Gerede beeindrucken lassen? Er war Wissenschaftler! An solchen Blödsinn wie Zombies glaubte er nicht! Gase! Es waren die Gase, die aus einem toten Körper entweichen konnten, sodass es wie ein Stöhnen klang, sagte er sich. Reita griff nach dem Skalpell. Das gewohnte leichte Gefühl des kleinen scharfen Messers beruhigte ihn auf eine schon fast unheimliche Weise. Nachdem er ein weiteres Mal tief durchgeatmet hatte, setzte er das Skalpell an und machte den ersten Schnitt für den T-Schnitt. Als er fertig war, sickerte eine dickflüssige rote Flüssigkeit langsam aus dem Schnitt und ein starker verfaulter Geruch schlug ihm entgegen. Nun fiel Reita nichts mehr ein um sich zu beruhigen. Leichen mochten sich unter den richtigen Umständen bewegen oder klingen, als wenn sie stöhnen würden, aber sie konnten definitiv nicht mehr in diesem Ausmaß bluten! Und es war Blut, was dort aus dem Schnitt quoll. Nicht so flüssig wie Blut von lebenden Menschen, aber es war eindeutig Blut. Erneut erklang ein Stöhnen, dieses Mal lauter. Mit weit aufgerissenen Augen konnte Reita beobachten, wie sich sämtliche Gliedmaßen von Moritas Leiche bewegten. Als sich die Leiche stöhnend und ächzend aufrichtete, ließ er entsetzt das Skalpell fallen. Er war wie gelähmt und konnte nur noch auf das Starren, was in seiner Vorstellung nicht sein konnte. Die Augen des Arztes waren leer und hohl. Der Gestank von Verwesung wurde stärker, je näher die Leiche auf ihn zu wankte. Erst als ihn die Hände packte und der schwere Körper ihn zu Boden riss, realisierte Reita, was hier passierte. Aus Reflex stemmte er seine Hände gegen die Schultern, um den nun zischenden Doktor davon abzuhalten, ihn zu beißen. Wie ein Hund schnappte dieser nach ihm. Als er auf dem Boden aufschlug, spürte Reita wie ein dumpfer Schmerz fast seinen gesamten Körper durchzuckte. Im Kopf schien er beinahe zu explodieren. Jedoch hatte er auch keinerlei Gelegenheit gehabt sich abzustützen und den Sturz so abzufedern. Der Aufschlag mit dem Kopf auf dem kalten, harten Boden raubte ihm beinahe das Bewusstsein. Für einen Moment wurde ihm tatsächlich schwarz vor Augen. Von weit weg hörte er das Reißen von Stoff, konnte aber nicht genau einordnen was gerissen sein konnte. Erst der stechende Schmerz in der Brustgegend und am Arm holte ihn in die Realität zurück. Reita realisierte, dass die Leiche ihm gerade seine Fingernägel tief in die Haut gerammt hatte und tiefe, blutende Kratzer hinterließ. Was er ebenfalls realisierte war, dass er aus der Nase blutete und seine Lippe an einer Stelle aufgeplatzt war. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er sich wehren musste, sonst würde er enden wie Dr. Ishizawa. Vor seinem inneren Auge tauchte das Bild von Ruki auf, der sich den Zeigefinger an die Stirn hielt und sagte: „Dann weißt du ja, im Notfall immer auf den Kopf zielen.“ Aber er hatte keine Waffe… das Skalpell lag außer Reichweite… Ruki war mit seinen Ausführungen bei Moritas Selbstmord angelangt, als Reita das erste Zucken der Leiche wahrnahm und es als Täuschung abtat. Takashima hörte ihm aufmerksam zu, fragte ab und zu genauer nach, jedoch unterbrach er ihn im Allgemeinen nicht häufig. An manchen Stellen der Ausführungen warf er Ruki einen leicht skeptischen Blick zu. Dies bezog sich dann wahlweise auf dessen Theorie oder Verhalten, wie Ruki vermutete. Als er beschrieb wie genau sie Morita vorgefunden hatten, fiel es ihm praktisch wie Schuppen von den Augen. Wie konnte er nur so dumm gewesen sein und so etwas übersehen haben?! Bei den Medikamenten, die sie auf dem Schreibtisch gefunden hatten, war nichts dabei gewesen, womit man die Spritze hätte aufziehen können. Außerdem waren die Packungen der Medikamente ungeöffnet gewesen. Wahrscheinlich hatte Morita sich gar nicht umgebracht, sondern jemand von Minamoto hatte ihn umgebracht. Wenn das stimmte, war Reita wahrscheinlich in Gefahr. Wer garantierte ihm denn, dass Morita nicht derselbe Stoff gespritzt worden war, der schon die anderen Opfer in Zombies verwandelt hatte?! „Ich weiß, dass mein Verhalten ihnen seltsam erscheinen mag und dafür möchte ich mich entschuldigen, aber ich muss dringend in die Pathologie. Suzuki könnte in Gefahr sein.“, meinte Ruki plötzlich und schob seine Stuhl zurück. „Ich erkläre ihnen später alles!“, setzte er hastig hinzu, obwohl er schon fast aus dem Büro war. Er hörte nur noch wie sein Chef ihm verwirrt etwas hinterher rief, doch er hatte keine Zeit darauf einzugehen. „Matsumoto-san!“, wandte sich die Sekretärin ebenfalls verwirrt an ihn, als er an ihr vorbei rannte. Sie hatten ihren Chef rufen hören und nahm an, dass die Besprechung der beiden noch nicht beendet war. Und es war nicht das erste Mal, dass der junge Agent aus dem Büro rannte. „Keine Zeit!“, rief Ruki nur und war auf dem Flur. Er hoffte inständig, dass er rechtzeitig kommen würde. Nachdem Ruki aus dem Büro gestürmt war, trat ein recht großer Mann im Anzug durch das Hinterzimmer in Takashimas Büro. Er trug eine dunkel getönte Sonnenbrille. „Ich denke, er hat seine Chance verspielt. Sie können ein solches Verhalten ja wohl kaum dulden. Stellen sie die Ermittlungen ein!“, meinte er knapp und mit kalter Stimme. „Nun, ich denke, dass ich Matsumoto um einiges besser einschätzen kann als sie. Ich würde erst gerne wissen, was genau ihn zu diesem Verhalten veranlasst hat. Danach kann ich die Ermittlungen immer noch einstellen lassen. Matsumoto mag etwas impulsiv sein, aber bisher hatte er immer triftige Gründe für sein Verhalten.“, erwiderte Takashima und strich sich eine Strähne des honigblonden Haares aus dem Gesicht. Sein Blick war dabei trotzdem fest auf seinen Gegenüber gerichtet. „Ich wiederhole mich nur sehr ungern und eigentlich dachte ich, dass es bei ihnen nicht nötig sein, aber es gibt keinen Grund für weitere Ermittlungen. Matsumoto ist ein Querulant, das hat er doch eben bewiesen.“, sagte der Mann kühl. Er musterte den Abteilungsleiter abschätzig: „Sie wissen, wie die Leitung des PSCs darüber denkt.“ Die Fahrt im Fahrstuhl erschien Ruki schier endlos. Er war kurz davor die Wände hochzugehen oder wahlweise mit der Faust gegen die Fahrstuhlwand zu schlagen. Ein letztes bisschen Verstand hielt ihn jedoch davon ab. Dadurch würde er auch nicht schneller ankommen. Frustriert grub er seine Fingernägel in seine Handfläche und kaute auf seiner Lippe herum. Erst als ihm der Schmerz bewusst wurde, den die Fingernägel verursachten, hörte er auf damit. Warum zu Teufel war ihm dieses kleine Detail nicht vorher aufgefallen?! Am liebsten hätte Ruki sich selbst für soviel Dummheit geohrfeigt. Reita hörte seine eigene Stimme schmerzerfüllt aufschreien, als sich die Zähne des Doktors in die Stelle zwischen Nacken und Schulter bohrten. Seine Stimme hallte schon fast unnatürlich in den Räumen der Pathologie wieder. Schon alleine das ließ ihn frösteln. Irgendjemand musste ihn doch hören! Warum hatten er und Ruki sich bloß getrennt?! Noch nie zuvor hatte er sich das notorische Misstrauen und die Fähigkeit seines Partners auf die, für anderen Menschen abwegig erscheinenden, Zusammenhänge zu kommen, herbeigesehnt. Wahrscheinlich war es das Adrenalin, das sein Körper freisetzte, was ihm die Kraft gab, seinen Ellenbogen in das Gesicht des Zombies zu schlagen. Dieses jaulte auf, woraufhin Reita den Schlag wiederholte. Nun bekam er sein eines Bein soweit frei, das er es anziehen konnte und dem Angreifer in den Unterleib rammen konnte. Wieder röchelte Morita und Reita hatte die Möglichkeit ihn zur Seite zu schieben. Mit einer schnellen Bewegung, die ihn fast Sterne sehen ließ, drehte er sich um. Hektisch suchte er das Skalpell. Es musste doch hier irgendwo auf dem verdammten Boden liegen! Da! Da vorne lag es, gar nicht so weit von ihm entfernt. Hinter sich hörte er das Stöhnen des Zombies. Auf allen Vieren krabbelte er auf das Skalpell zu. In dem Moment, als er glaubte nur noch die Hand danach ausstrecken zu müssen, fühlte er panisch wie er am Knöchel gepackt wurde. In Gedanken fluchte er heftig. Verzweifelt versuchte er sich zu befreien, doch der Griff des Doktors um seinen Knöchel war so fest, dass er beinahe Angst hatte, dass er brechen könnte. Reita versuchte mit dem anderen Bein nach Morita zu treten, was jedoch nur zur Folge hatte, dass er durch das kräftige Zerren den Halt verlor und der Länge nach auf dem Boden aufschlug. Er keuchte. Einen Augenblick später schrie er erneut vor Schmerzen auf, da sich die Zähne und Finger des Doktors tief in seinen Knöchel gruben. Ruki rannte hektisch über den Flur, der zur Pathologie führte. Zum Glück waren hier nicht so viele Leute, wie auf dem Flur zu Takashimas Büro. Es hatte ihn wertvolle Zeit gekostet sich seinen Weg durch sie hindurch zu bahnen. Dann sah er endlich die ersehnte Tür der Pathologie. Hastig stieß er die Tür auf und machte Anstalten, einfach so an der Frau, die alles verwaltete, vorbei zu rennen. „Halt! Sie können hier nicht einfach…“, rief sie ihm verärgert hinterher. Oh, und wie ich kann, dachte Ruki und war an ihr vorbei. Er folgte dem Gang, kam zu den Schränken, in denen die Leichen aufbewahrt wurden und stieß eine weitere Tür auf. Diese führte in den Raum, in dem die Leichen untersucht wurden. Reita musste also hier sein. Während er seine Pistole zückte, scannte sein Blick den Raum. Die eine Liege stand schief im Raum. Nicht weit davon entfernt, lag Reita auf dem Boden. Sein Blick war schmerzverzerrt und er versuchte verzweifelt mit den Händen etwas zu erreichen, was Ruki nicht erkennen konnte. Mit dem einen Bein trat er nach Morita, der sein anderes fest im Griff hatte und das nicht nur mit den Händen. „Reita!“, rief Ruki und legte die Pistole an. Er war froh, dass Morita ihn zu ignorieren schien. Noch erleichterter war er darüber, dass dieser sich nicht großartig bewegte. So würde es einfacher sein zu zielen. Dieser war mehr als erleichtert, die Stimme seines Partners zu hören. Der Schmerz in seinem Knöchel war zu stark, bald würde er sich nicht mehr wehren können. Plötzlich hallten zwei Schüsse durch den Raum. Morita gab ein gurgelndes Geräusch von sich und ließ ihn los. Ruki hatte ihn zweimal in der Brust getroffen. Bevor sein Partner nicht außer Reichweite war, würde er nicht auf den Kopf zielen. „Reita! Lauf!“, brüllte Ruki. So gut und schnell wie er konnte, krabbelte dieser von der lebenden Leiche weg. Er wusste, dass laufen nutzlos war, dafür war die Wunde am Knöchel zu stark. Außerdem war er zu sehr damit beschäftig sein Leben zu retten, als sich Gedanken darum zu machen, ob er dabei auch noch eine gute Figur abgab. Hastig griff er nach dem Skalpell, als er die Gelegenheit hatte. Man wusste ja nie… Er hörte zwei weitere Schüsse und drehte sich um. Dieses Mal hatte Ruki den Doktor zweimal im Kopf getroffen. Dieser klappte zuckend und röchelnd zusammen. Mit einem dumpfen Geräusch schlug der nun leblose Körper auf den kalten Fliesenboden auf. Dieses Mal lief kein Blut aus den Wunden. Schweratmend sackte Reita gegen die Wand und ließ das Skalpell fallen. „Immer in den Kopf… immer in den Kopf…“, murmelte Ruki, als er sah, dass er getroffen hatte und die Pistole langsam runter nahm. Durch den ganzen Krach und Rukis Eindringen aufgeschreckt, kam die Frau vom Empfang angelaufen. Sie stieß einen spitzen Schrei aus, als sie sah was gesehen war. „Beruhigen sie sich! Rufen sie einen Arzt schnell! Mein Partner braucht dringend Hilfe!“, rief Ruki ihr zu. Für einen Augenblick sah sie ihn nur mit großen Augen an, dann wanderte ihr Blick kurz zu Reita. Das Blut an seinem Körper holte sie zurück in die Realität. Mit schnellen Schritten rannte sie zum Empfang zurück, um einen Arzt zu holen. Nachdem Ruki sich kurz davon überzeugt hatte, dass Morita dieses Mal wirklich tot war, eilte er zu Reita hinüber. Sein Partner war blass, Nase und Lippen waren Blut verschmiert. Auch sonst machte er einen eher bemitleidenswerten Eindruck. Sein Kittel und das Hemd, welches er drunter getragen hatte, waren an der Brust und am Arm zerfetzt. So gaben sie den Blick auf tiefe blutige Striemen frei. Zwischen Nacken und Schulter hatte er eine übel aussehende Bisswunde. Am schlimmsten sah jedoch sein Knöchel aus. Ruki konnte sehen, dass der Stoff der Socke blutgetränkt war. Besorgt sah er Reita an. Er betete dafür, dass sein Partner jetzt nicht auch den Zombievirus in sich trug. Andererseits war auch Dr. Ishizawa nicht mutiert, obwohl sie von einem getötet worden war. „Du glaubst nicht, wie froh ich bin, dass du da bist…“, seufzte Reita und lehnte sich gegen ihn. „Tut es sehr weh?“, wollte Ruki wissen. „Geht so. Als er zugebissen hat, war es schlimmer. Ich hoffe nur, ich habe das jetzt nicht auch. Egal, was ihn dazu gemacht hat…“, erwiderte er. „Wieso bist du…“ Ruki schluckte: „Ishizawa ist auch nichts passiert…“ Er schwieg für eine Weile. Dann fuhr er fort: „Mir ist in Takashimas Büro eingefallen, dass Morita sich anscheinend mit einer Spritze umgebracht hat. Schließlich waren die anderen Medikamente nicht geöffnet. Aber es gab keine Flüssigkeit für die Spritze. Also dachte ich, dass vielleicht jemand seine Finger im Spiel gehabt hat und sollte es sich bei diesem jemand um Minamoto handeln, dann hättest du in Gefahr sein können. Was du dann ja auch warst.“ „Ich liebe deine verqueren Gedankengänge.“, erwiderte Reita schlicht. Später lag Reita erschöpft auf dem Krankenhausbett. Er war für weitere Untersuchungen und Behandlungen eingeliefert worden. Trotz seiner Abneigung gegenüber Krankenhäusern war Ruki mitgekommen, da seine Sorge um seinen Partner zu groß gewesen war, als dass er ihn alleine gelassen hätte. Gerade betrat er das Krankenzimmer ein weiteres Mal, er war kurz auf dem Gang gewesen um etwas zu trinken zu holen. Er setzte sich auf seinen Stuhl, der neben dem Bett stand und reichte ihm den Pappbecher mit Tee. Reita war an eine Art Dialyse Gerät angeschlossen, dass sein Blut von eventuellen Giftstoffen durch die Zombiebisse filtern sollte. Da nicht genau klar war, ob er gefährdet war, hatten sie ihn sofort nach der Behandlung seiner Wunden daran angeschlossen. Der Prozess nahm einige Zeit in Anspruch, sodass sie schon ein paar Stunden hier saßen. „Der Arzt hat gesagt, dass er gleich vorbei kommt.“, meinte Ruki. „Gut, ich will eigentlich nur noch nach Hause.“, erwiderte dieser. Er nahm einen Schluck von seinem Tee. Die Flüssigkeit tat seinem Körper gut. „Ich hab Tohru angerufen, er würde uns abholen und zu dir fahren. Du kannst ja schlecht und ich darf nicht.“, erklärte Ruki. „Das ist nett von ihm.“, antwortete Reita. „Unsere Fälle scheinen immer damit zu enden, dass einer von uns im Krankenhaus liegt.“, seufzte er dann. „Sieht so aus. Langsam glaube ich, dass ich euch Unglück bringe. Du bist jetzt schon die dritte Person, die mir nahe steht und die im Krankenhaus liegt.“, grummelte sein Partner. „Du weißt genau wie ich, dass das Blödsinn ist. Und komm mir jetzt nicht mit, wenn du nicht versetzt worden wärst… in meiner alten Abteilung hätte mir auch leicht was passieren können.“, stellte Reita klar. Ruki grinste ihn schief an: „Wollte ich gar nicht sagen.“ Es klopfte an der Tür und der Arzt betrat das Zimmer. Er hatte Krücken dabei. „Wie fühlen sie sich, Suzuki-san?“, wollte er wissen und lehnte die Krücken neben das Bett an die Wand. „Ziemlich fertig.“, antwortete Reita. „Das glaube ich ihnen gerne. Wir werden jetzt gleich das Dialysegerät abschalten. Ihr Blut enthält keinerlei Fremdkörper mehr, sie können also ganz beruhigt sein. Die nächsten zwei Tage sollten sie zumindest im Bett verbringen und sich danach erstmal einer Woche lang keinen großen Anstrengungen aussetzen. Sie sollten nach den zwei Tagen allerdings wieder zur Untersuchung erscheinen, damit ich ihnen genaueres mitteilen kann. Ich habe ihnen Krücken mitgebracht, damit sie besser laufen können. Die Medikamente bekommen sie gleich noch von der Schwester.“, erklärte er. „Gut.“, meinte Reita nur. Doch Ruki sah den Arzt besorgt an: „Sind sie sicher, dass er keinen Virus in sich trägt?“ „Ja, das sind wir. Wir haben das Blut gleich am Anfang zur Schnellanalyse gegeben und dort schon keine Erreger gefunden. Durch die Blutwäsche konnten wir dann gewährleisten, dass Suzuki-san keine Sepsis, also eine Blutvergiftung, erleiden wird.“, führte er für ihn aus. Erleichtert nickte Ruki. Zwar war es mit seinem Vertrauen zu Ärzten nicht allzu weit her, aber letztendlich blieb ihm nichts anderes übrig. Er beobachtete genau wie der Arzt sich an der Maschine zu schaffen machte und sie ausschaltete. Dann zog er vorsichtig die Nadel, die den Schlauch mit Reitas Körper verband, aus der Armbeuge und klebte ein Pflaster darauf. Es klopfte ein weiteres Mal an der Tür. Dieses Mal war es eine junge Schwester, die die angekündigten Medikamente brachte. „Du siehst furchtbar aus!“, stellte Tohru, als er die beiden abholte. Er war wirklich entsetzt als er Reita sah, so blass war er. Dann fiel sein Blick auf den dicken Klebeverband zwischen Nacken und Schulter. Auch Rukis immer noch besorgter Blick, der wachsam auf seinem Freund ruhte, half da nicht. „Bist du sicher, dass du aufstehen solltest?!“ „Danke, das wollte ich hören. Ich will nur noch in mein eigenes Bett und schlafen. Und falls ich doch zum Zombie werden würde, hab ich ja Ruki. Der weiß, wo er hin schießen muss.“, antwortete Reita mit einem gequälten Lächeln. „Sei froh, dass du die Wunden nicht ohne Verband gesehen hast.“, fügte Ruki hinzu. Er überging den Kommentar mit dem Zombie wohlweislich. Ob er seinen Partner tatsächlich erschießen konnte, darüber wollte er nicht einmal nachdenken. „Bin ich!“, erwiderte dieser. Er öffnete die Beifahrertür. Gemeinsam mit Ruki halfen sie dem Verletzten im Wagen. Der jüngere Agent nahm die Krücken und setzte sich nach hinten. Um seinem Partner die Anstrengung zu ersparen, beschrieb er Tohru den Weg. „Brauchst du noch was?“, wollte Ruki wissen, als Reita endlich in seinem Bett lag und er auf der Bettkante saß. Die Krücken lehnten an der Wand und auf dem Nachttisch lagen die Medikamente. Daneben stand ein Glas Wasser, da Reita noch welche von den Schmerztabletten hatte nehmen müssen. „Nein, danke. Außer dich neben mir.“, erwiderte dieser gähnend. „Lässt sich einrichten.“, lachte Ruki und ging um das Bett herum, um von der anderen Seite her unter die Decke zu schlüpfen. Es dauerte eine Weile, bis Reita eine Position gefunden hatte, in der er bequem an Ruki gekuschelt liegen konnte. Ohne die Schmerzmittel wäre es ihm wohl gar nicht möglich gewesen. Ruki küsste ihn sanft. Er würde morgen wieder ins Büro fahren müssen, um Erklärungen zu liefern, die er selbst nicht für alles hatte. In der Zeit würde Reitas Schwester nach ihm sehen. Ruki war sich nicht sicher, was ihn mehr gruselte: die Vorstellung dass er morgen ihre Ermittlungen rechtfertigen musste und die Scherben aufräumen musste oder dass er jemanden aus Reitas Familie kennenlernen würde. In all den Jahren hatte er bisher nur Watarus Eltern kennengelernt, was keine besonders tolle Erinnerung war. Genau genommen hatten diese sie praktisch in flagranti erwischt. Angesichts dieser Tatsache, war es dessen Mutter nicht mehr möglich darüber hinweg zu sehen, dass ihr Sohn sich nichts aus Frauen machte. So stellte sich, die ohnehin schon sehr sporadische Kommunikation zwischen ihnen beinahe komplett ein. „Ich hatte echt Angst um dich.“, gestand Ruki dann leise. Statt ihm zu antworten, küsste Reita ihn ein weiteres Mal. Er wusste, dass Ruki verstehen würde, auch ohne Worte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ • So, alle die den Arzt hassen… jetzt zufrieden? Jetzt hat er doch bekommen, was er verdient oder? Von Ruki über den Haufen geschossen… aber wenn er auch Reita angreift. • Der hat ja Glück gehabt, dass Ruki noch herausgefunden hat, was ihm komisch vorkam. • Ich quäl Reita grad irgendwie gerne… ich weiß auch nicht… erst in „Here with me“ und jetzt so (und in Fall 3 auch?!). • Die Autopsieszene hat mich echt Nerven gekostet… ich brauchte eine Erklärung wieso die Leiche sich bewegte, bzw musste herausfinden ob das generell geht. Ich hatte das mal in einem Roman gelesen, aber dann gab es eigentlich nichts darüber! Und was habe ich google mit Suchanfragen bombardiert… XD Argh! Aber ich hab dann doch noch was gefunden *g* Einfacher war es herauszufinden wie schnell Blut gerinnt. P.s: Schöne Grüße aus Japan! Ich melde mich die tage bei allen, denen ich es versprochen habe und antworte dann auch auf Kommis und so. geht grad nicht so gut, weil ich noch mein Stromproblem lösen muss und nicht mehr so viel Akku habe, aber so müsste ihr nicht mehr warten auf das neue Kapitel! Kapitel 21: File 2: Insomnia part 12 ------------------------------------ File 2 Insomnia part 12 Am nächsten Morgen hastete Ruki gestresst in Takashimas Büro. Aus diversen Gründen hatte er nicht besonders gut geschlafen, sodass er sich in erster Linie nach dem Kaffee sehnte, den er seit ein paar Minuten in einem Pappbecher mit sich herumtrug. Takashimas Sekretärin bedachte ihn mit einem Blick, der sagte: „Ich habe es ihnen ja gesagt.“ Ruki überging ihn und grüßte sie betont freundlich. Dann klopfte er an der Bürotür. Wenig später saß er vor seinem Chef in dessen Büro. „Guten Morgen, Matsumoto-san. Wie geht es Suzuki-san?“, wollte Takashima wissen. „Guten Morgen. Es geht ihm den Umständen entsprechend. Er hing gestern noch drei Stunden am Dialysegerät und war danach ziemlich fertig. Der Arzt hat ihm zwei Tage strikte Bettruhe verschrieben, dann wird weiter gesehen.“, antwortete Ruki. Er zeigte auf seinen Kaffeebecher: „Ich hoffe das stört sie nicht? Ich hatte noch keine Zeit für einen Kaffee.“ „Nein, sie sehen aus, als wenn sie ihren Kaffee gebrauchen könnten.“, erwiderte sein Chef mit einem Lächeln. „Sie sehen Suzuki-san nachher noch? Dann richten sie ihm bitte gute Besserung aus. Es freut mich zu hören, dass ihm soweit gut geht.“ „Das werde ich tun.“, erwiderte Ruki. Er war erleichtert, dass das Gespräch so gut anfing und nicht mit einer Standpauke. Er pustete einmal in seinen Becher und nahm dann einen Schluck von seinem Kaffee. „Nun, ich will ehrlich mit ihnen sein. Die Leitung möchte, dass sie die Ermittlungen einstellen und ich kann ihnen den Rücken diesbezüglich nicht mehr länger freihalten. Trotzdem erwarte ich von ihnen einen Bericht und tun sie sich selbst einen Gefallen, halten sie sich mit ihren Theorien zurück. Sie wissen, was ich meine. Jetzt hätte ich allerdings gerne gehört, warum genau sie gestern so überstürzt aus meinem Büro geflohen sind.“, sagte Takashima. „Verstanden.“, antwortete er. Er hatte keine Lust zu widersprechen, wusste er doch genau, dass es keinen Zweck hatte. Nicht wenn die Leitung es befohlen hatte. „Als ich gestern in ihrem Büro saß, fiel mir ein, dass Morita sich anscheinend mit einer Injektion umgebracht hatte. Die Medikamentenpackungen waren alle ungeöffnet. Allerdings war nirgendwo eine Ampulle mit Flüssigkeit dafür zu finden. Wenn Morita sich selbst umgebracht hätte, hätte er sie wohl kaum irgendwo anders hingebracht.“ „Das ist nachvollziehbar, aber wieso genau sind sie auf die Idee gekommen, dass das Suzuki in Gefahr bringt?“, wollte Takashima wissen. „Alle Opfer in diesem Fall, die unter rätselhaften wieder zum Leben erwacht sind, hatten etwas mit Minamoto zu tun. Besser gesagt wurden Bestandteile aus deren Medikamenten in deren Blut gefunden. Da die Medikamente auf Moritas Schreibtisch alle von Minamoto stammen, lag für mich die Vermutung nahe, dass das auch für die tödliche Injektion gelten müsste. Vor allem, wenn man bedenkt, dass uns anonyme Informationen zugespielt wurden, die belegen, dass Morita Minamotos Medikamente an seinen Patienten getestet hat und sich in seinem Abschiedsbrief auch dazu bekannt hat. Also stellte sich doch die Frage, ob die Leiche ebenfalls wieder aufstehen würde.“, erklärte Ruki ihm seinen Gedankengang. Er fragte sich, ob es auch für andere schlüssig klang. Zu seiner Überraschung nahm sein Chef die Erklärung einfach hin. Ihn schien etwas anderes zu stören. „Was genau waren das für Informationen und wieso wurde ich davon nicht in Kenntnis gesetzt?“, erkundigte dieser sich. „Es handelt sich um Krankenakten und E Mailkorrespondenzen. Da sich die Ereignisse dann allerdings überschlugen, kamen wir nicht dazu, sie darüber in Kenntnis zu setzen.“, antwortete er. „Sie wissen, dass nicht alle Informationen davon als Beweismittel in Frage kommen.“, erwiderte sein Chef. „Ja, aber wir müssen den Fall sowieso einstellen. Das dürfte sich nicht als Problem erweisen.“, meinte Ruki. „Das ist wahr, aber das ist auch nicht ganz der Punkt, auf den ich hinauswollte. Die Leitung hatte sie schon einmal in Verdacht, dass sie sich auf illegalem Wege Informationen beschaffen. Wenn sie mit anonymen Informationen ankommen, werden sie ihnen genau auf die Finger sehen. Sie haben nicht umsonst einen Partner bekommen, der über gutes Ansehen bei PSC verfügt und über eine makellose Personalakte.“, führte Takashima sein Anliegen etwas genauer aus. Ruki, auf der anderen Seite des Tisches, schluckte. Er verstand die Warnung. Später betrat er zusammen mit dem jungen Agenten Ikuma, den Reita vor ein paar Tagen in der Pathologie getroffen hatte, eben diese. Da er die Obduktion an Moritas Leiche nicht durchführen konnte, hatte ihm Takashima den jungen Agenten als Unterstützung vorgeschlagen. Für Ruki war es in Ordnung gewesen, schließlich wusste er, dass Reita ihn kannte. In seinem Büro hatten sie sich bereits dessen Aufzeichnungen von gestern angehört. Nachdem ein markerschütternder Schmerzensschrei zu hören gewesen war, hatte Ruki, der ein wenig blass geworden war, das Diktiergerät ausgeschaltet. Ikuma hatte ihm ein gequältes Lächeln zugeworfen: „Wir müssen wenigstens nicht am Anfang anfangen.“ Warum genau Ruki beschlossen hatte dieses Mal bei der Obduktion dabei zu sein, war ihm selber ein Rätsel. Die Pathologie war noch nie ein Ort gewesen, an den es ihn gezogen hatte. Ganz besonders nicht nach dem Vorfall von gestern. Wenn ein Krankenhaus für ihn schon den Tod verkörperte, dann kam dieser Ort dem ewigen Fegefeuer schon sehr nahe. Vielleicht war es die paranoide Angst, dass Morita noch ein mal wieder aufstehen würde. Auf jeden Fall erschien es ihm besser, wenn er die Kontrolle darüber hätte. „Guten Tag. Wir sind wegen der Leiche von Dr. Morita hier.“, erklärte Ruki der Dame am „Empfang“ der Pathologie. „Ah, Special Agent Matsumoto und Kollege. Einen Moment, lassen sie mich nachsehen, in welchem Fach sie ihn finden.“, antwortete sie freundlich und tippte etwas in ihren Computer. „Sie finden ihn in Fach G9.“, meinte sie dann. Ruki überließ Ikuma die Führung und wenig später standen sie vor dem großen Metallschrank, in dem die Leichen aufbewahrt wurden. Unwillkürlich wanderte Rukis Hand zu seinem Pistolenhalfter, als Ikuma das Fach G9 öffnete. Beide erschraken nicht schlecht, als sie in das Fach blickten. Es war leer! „Fuck! Wo ist er?!“, fluchte Ruki, nachdem er seinen Schock etwas überwunden hatte. „Kriegt man die Fächer von innen auf?“, wollte er wissen. Ikuma sah ihn irritiert an. Auch wenn er gehört hatte, was gestern geschehen war, verwirrte ihn die Frage. Der andere Agent wollte doch nicht wirklich wissen, ob eine Leiche das Fach von innen geöffnet hatte?! Andererseits es handelte sich um Spooky Matsumoto, also meinte er es sehr wohl ernst. „Nein, die Fächer bekommt man nur von Außen auf.“, erklärte er. „Aber vielleicht hat sich jemand anderes die Leiche zur Obduktion genommen.“ „Hätte uns das nicht die Frau von vorne mitteilen müssen?“, gab Ruki zu bedenken. Obwohl ihm das immer noch lieber war, als die Vorstellung, dass die Leiche hier herumlief. „Schon, aber vielleicht finden wir die Leiche in der Obduktionshalle? Ich meine, vielleicht hat sie bereits jemand aus dem Fach geholt und die Frau hatte es vergessen.“, schlug Ikuma eine weitere Möglichkeit vor. „Worauf wartest du noch! Wir müssen die Leiche finden.“, meinte Ruki und war schon halb im Gehen. Schnell schloss der junge Agent das Fach und folgte ihm in den Obduktionsraum. Aber auch dort war die Leiche nicht aufzufinden. Die beiden sahen sich ratlos an. Wenig später standen sie erneut vor der Dame am Empfang. „Moritas Leiche ist nicht da.“, meinte Ruki. Die Frau sah ihn verwirrt an: „Wie?“ „Die Leiche weder in dem Fach noch sonst wo zu finden. Sie ist weg, einfach nicht da.“, erwiderte Ikuma an seiner Stelle. Normalerweise hätte Ruki jedem anderen dafür einen Rüffel erteilt, aber heute hatte er keine Kraft dazu. Nicht wenn ihm nachher noch ein Gespräche mit der Leitung bevorstand. „Aber laut Computer sollte sie in ihrem Fach sein. Es liegt auch keine Nachricht vor, dass die Leiche abgeholt werden soll. Ich kann ihnen nur anbieten, bei den Kollegen nachzufragen, die gestern nach dem Vorfall hier waren.“, bot sie ihnen an. „Bitte tun sie das und informieren sie mich über das Ergebnis.“, meinte Ruki. „Ich werde selber noch Nachforschungen anstellen, wo die Leiche geblieben ist.“, erklärte Ikuma als sie die Pathologie verließen. „Das wäre mir mehr als recht. Genau wie wenn du mich ins Toxikologische Labor begleiten könntest wegen der Untersuchungsberichte. Chemikalien sind nicht mein Spezialgebiet.“, erklärte sein älterer Kollege. „Klar, kein Problem. Ich helfe gerne, senpai.“, antwortete dieser. Etwas entgeistert sah Ruki ihn an: „Oh bitte! Jetzt fühle ich mich alt!“ Doch auch in der Toxikologischen Abteilung hatten sie kein Glück. Alle Proben, die noch nicht untersucht worden waren, waren nicht mehr auffindbar. Einer der Mitarbeiter wollte sich nicht einmal daran erinnern, dass Reita und er gestern welche abgegeben hatten. Es fiel Ruki schwer seiner Enttäuschung nicht im Büro Luft zu machen. Dabei wäre die Befriedigung sehr hoch gewesen, wenn er einmal mit der ausgestreckten Hand sämtliche Gerätschaften von der Arbeitsfläche gewischt hätte. Als sie das Labor verlassen hatten, konnte Ruki sich nicht mehr zurückhalten. Frustriert trat er gegen eine Getränkeautomaten, der auf dem Flur stand. „Verdammte Scheiße!“, fluchte er. Den Schmerz nahm er überhaupt nicht wahr. „Es kann doch nicht jedes Beweismittel verschwinden! Scheiße, scheiße, scheiße!“ Er setzte gerade dazu an, ein weiteres Mal gegen den Automaten zu treten, doch dann spürte er eine Hand auf seinem Arm. Er fuhr herum und entdeckte Ikuma. Er hatte schon fast vergessen, dass der Jüngere ihn begleitet hatte. „Wie wär’s mit einem Kaffee?“, wollte dieser wissen. Ruki seufzte: „Okay.“ Er rechnete es ihm hoch an, dass er nicht mit Worten versuchte ihn zu beruhigen oder dass er auf dem Ausbruch herumritt. Wenig später saßen sie bei zwei Tassen Kaffee in der Cafeteria des PSC. „Gut, der Fall wird eingestellt, aber müssen deshalb alle Beweismittel verschwinden?!“, grummelte Ruki vor sich hin. „Aber wer sollte sie verschwinden lassen?“, wollte Ikuma wissen. „Pff, die Leitung! Sie bestehen darauf, dass der Fall zu den Akten gelegt wird, ohne dass er befriedigend aufgeklärt wurde. Aber da die Ermittlungen ein schlechtes Licht auf Minamoto wirft, sollte mich das nicht weiter verwundern.“, schnaubte er. Er merkte, dass der Jüngere Agent ein wenig skeptisch guckte. „Der Minamoto Konzern versorgt unter anderem das Militär mit seinen Erzeugnissen. Wenn jetzt herauskäme, dass sie illegale Experimente an Menschen und Tieren durchführen und außerdem höchst fragwürdige Stoffe entwickeln, die anscheinend Tote wieder zum Leben erwecken, käme das einem ernsten Gesichtsverlust der Regierung gleich.“, fügte er deshalb hinzu. Ikuma nickte nur als Antwort, wobei er aussah, als ob er darüber nachdachte, was der andere gesagt hatte. Eine Weile schwiegen sie. Es war Ikuma der die Stille schließlich brach: „Wie geht es Suzuki-senpai?“ „Den Umständen entsprechend. Die Wunde am Knöchel ist schlimm, er wird auf jeden Fall eine Weile mit Krücken gehen müssen.“, antwortete Ruki. Er hatte das Gefühl, dass der andere begriff, dass beim PSC nicht alle an der Wahrheit interessiert waren. Wenigstens das war etwas Positives für den heutigen Tag. In seiner Mittagspause traf Ruki sich mit Tohru, um zusammen zu Wataru ins Krankenhaus zu fahren. Seine Mittagspause war heute etwas länger als sonst, da das Meeting mit der PSC Leitung erst um halb drei beginnen würde. Es würde noch einmal um die Einstellung des Falles gehen und er würde beichten müssen, dass die Leiche verschwunden war. Obwohl es eigentlich ironisch war, würden sie ihm das negativ anrechnen. Ruki hoffte nur, dass Takashima ihn etwas aus der Schusslinie bekommen würde. Insgeheim bewunderte Ruki Tohru, dass dieser den Weg zur Intensivstation mit sicheren Schritten ging. Wenn es ihm etwas ausmachte, dann ließ er es sich nicht anmerken. Dabei wusste er genau, dass Tohru nicht gerne hierher kam. Doch wer kam schon gerne auf die Intensivstation um einen wichtigen Menschen dort vegetieren zu sehen. Nachdem sie die Hände desinfiziert hatten, wurden sie hereingelassen. Ruki folgte Tohru zu Watarus Bett. Bevor er hinter den Vorhang trat, atmete er tief durch. Obwohl er wusste, was ihn erwartete, traf ihn der Anblick seines Freundes doch wieder. Tohru schob ihn behutsam zu dem Stuhl, der wie immer neben dem Bett stand. Nachdem Ruki saß, bekam er ein leicht schiefes Grinsen von ihm: „Ich lasse euch beide kurz alleine. Ihr habt euch ja eine Weile nicht gesehen. Ich werde kurz den Arzt suchen.“ „Okay.“, erwiderte Ruki nicht ganz so begeistert von der Aussicht hier alleine sitzen zu müssen. Doch Tohru verschwand und ließ ihn alleine Vorsichtig streckte Ruki die Hand aus und strich über Watarus Wange. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er nicht mehr ganz so fertig wie am ersten Tag aussah. Schließlich griff er nach Watarus Hand. Sie fühlte sich kalt an, nicht so lebendig wie sonst. „Hey, Wataru.“, meinte Ruki. „Wenn du nicht wieder aufwachst, trete ich dir persönlich in den Arsch. Und glaub mir, es ist mir scheißegal, dass du das nicht mal merkst!“ Er wusste, dass er albern klang, aber im Moment konnte er es nicht ändern. Frustriert darüber und dass er keine Antwort bekam, sackte er mit dem Kopf gegen Watarus Körper und die Matratze des Bettes. „Verdammt, wenn ich vorher gewusst hätte, dass dein Arzt in unseren Fall verwickelt ist, dann müsstest du nicht hier liegen und Reita wäre auch nichts zugestoßen.“, nuschelte er. Dann seufzte Ruki und setzte sich wieder auf: „Weißt du, ich vermisse dich wirklich. Du hättest mir eine deiner Weisheiten offenbart und meine Welt hätte wieder anders ausgesehen. So wie sonst auch. Du hättest mir auch die dämlichen Schuldgefühle ausgeredet…“ Weiter kam er nicht, denn er hörte Schritte näher kommen. Es war Tohru. Sein Gesichtsausdruck wirkte um einiges fröhlicher, als vorher. Vielleicht strahlte er sogar ein wenig Euphorie aus, in dieser Hinsicht war Ruki sich nicht sicher. „Sie wollen ihn Montag aus dem künstlichen Koma holen. Der Arzt meinte, dass sich sein Körper soweit regeneriert hätte, dass sie es wagen könnten.“, erklärte er dann. Erleichtert fielen die beiden sich in die Arme. Dieses Mal war es nicht eine von Watarus Weisheiten, die ihn entlasteten. Dieses Mal war es eine Geste und noch viel wichtiger eine einfache, aber bedeutsame Aussage. Früher als das Meeting angesetzt war, stand Ruki mit einem weiteren Pappbecher Kaffee vor dem angekündigten Konferenzsaal. Die Blöße zu spät zu kommen, wollte er sich auf keinen Fall geben. Nach 10 Minuten kamen zwei ältere Herren im Anzug, gefolgt von seinem Chef Takashima. Innerlich seufzte Ruki. Es waren die zwei konservativsten Agenten in der Führungsetage des PSC. Trotzdem verbeugte er sich, wie es sich gehörte und begrüßte sie höflich. Statt einer ebenfalls höflichen Begrüßung, bekam er nur ein Nicken von den beiden. Arrogante Säcke, dachte Ruki bei sich. Im Konferenzzimmer saßen die beiden älteren Agenten am Kopfende des Tisches. Ruki musste auf der gegenüberliegenden Seite Platz nehmen, während sein Chef auf halber Strecke zwischen ihnen saß. „Nun, wir hätten von ihnen gerne ein paar Informationen bezüglich ihrer Ermittlungen am Fall G 136.“, begann der linke von den beiden. „Die möchte ich ihnen gerne geben, Yoshida-san. Hätten sie gerne bestimmte Informationen?“, erkundigte Ruki sich. Er spürte den durchdringenden Blick des Mannes nur allzu deutlich auf sich ruhen. Es war ein unangenehmes Gefühl, das ihn nervös machen würde, wenn es das erste Mal gewesen wäre, dass er ihm ausgesetzt war. „In der Tat, die hätten wir gerne. Zuerst einmal wüssten wir gerne, wie Minamoto in den Fokus ihrer Ermittlungen rückte und ob sie etwas über den Einbruch und das Feuer im Labor des Konzerns wissen.“, erkundigte Yoshida sich. In diesem Moment hoffte Ruki, dass ihm seine Überraschung nicht anzusehen war. Die beiden konnten nicht wissen, dass er in das Labor eingebrochen war. Er war nirgends auf den Überwachungsbändern zu sehen gewesen, genauso wenig wie Tohru. Es gab nichts was ihn damit in Verbindung brachte: „Nun, wir kamen das erste Mal auf Minamoto, nachdem uns Inoue-san auf einen älteren Fall hinwies, bei dem es Parallelen bei dem Leichenzustand gab. Das Opfer in diesem Fall war Wachmann bei Minamoto. Zuerst dachten wir es sei Zufall gewesen, doch dann erfuhren wir, dass unser eines erstes Opfer in einem Prozess gegen Minamoto aussagen sollte. Wir haben mit dem zuständigen Staatsanwalt gesprochen, doch dieser konnte uns nicht sagen, was ihm Detail sein Klient aussagen wollte und Beweise für die Aussagen lagen auch nicht vor. Dann brach ein guter Freund von mir zusammen und wurde auf der Intensivstation eingeliefert. Er war bei einem Dr. Morita in Behandlung. Von dem behandelnden Arzt im Krankenhaus erfuhren wir, dass Morita für eine Tochterfirma von Minamoto gearbeitet hatte. Es stellte sich heraus, dass er deren Medikamente an seinen Patienten, wie meinem Freund, getestet hat, wie er in seinem Abschiedsbrief zugab. Allerdings gibt es keine stichfesten Beweise für die Verwicklung von Minamoto. Was den Einbruch und das Feuer in das Labor angeht, muss ich sie leider enttäuschen. Ich weiß nur das, was die Nachrichten bisher gesendet haben.“, erläuterte Ruki. „Dann würde nichts weitere Ermittlungen rechtfertigen, nicht wahr?“, erkundigte sich der andere Mann. „Wenn sie das so sehen, wird es wohl so sein, Yamashita-san.“, antwortete er. „Sie scheinen das nicht so zu sehen.“, bemerkte Yoshida. Bevor er antwortete, bekam Ruki einen warnenden Blick von Takashima zugeworfen. „In Anbetracht der Tatsache, dass es keine Beweise gibt, sondern nur Andeutungen, werde ich es so sehen müssen. Allerdings bedeutet das, dass dieser Fall nicht komplett aufgeklärt wird. Es gibt immer noch eine Menge lose Enden und sie sollten wissen, dass ich meine Fälle lieber gelöst sehe.“, meint er dann, nachdem er seine Worte mit Bedacht gewählt hatte. „Das preferieren wir wohl alle.“, kommentierte Yamashita ungerührt. Nun war Ruki kurz davor aufzuspringen und dem Mann eine reinzuhauen. Diese Bemerkung strafte dem Sinn dieser Konferenz einfach Lügen. Es ging schließlich nicht darum den Fall zufriedenstellend aufzuklären, sondern die Ermittlungen zu schließen. „Was uns ebenfalls interessieren würde, wäre die Leiche von Morita. Suzuki ist während der Obduktion von ihm angegriffen worden? Wie kann das sein, wenn der Doktor doch Selbstmord begangen hat?“, wollten sie weiter wissen. „Ich denke, sie müssen einen genauen Bericht von meinem Kollegen abwarten. Ich bin kein Experte für Leichen und ihre Zustände. Allerdings hatte er die Theorie, dass Morita vielleicht etwas sich genommen haben könnte, was ihn in eine Art Scheintoten Zustand versetzt hat. Letztendlich gibt es allerdings keine zufriedenstellenden Erklärung, wieso er angegriffen wurde.“, antwortete Ruki. Und dank euch wird es auch nie eine geben, fügte er in Gedanken hinzu. „Sollte die Leiche nicht noch einmal untersucht werden? Takashima, sie haben die Anordnung doch an Matsumoto weiter geleitet, oder nicht?“, fragte Yoshida. In seiner Stimme schwang ein leicht ungeduldiger Ton mit. „Doch das hat er.“, begann Ruki, bevor sein Chef etwas sagen konnte. Er wusste, dass die Sache mit der Leiche sowieso herauskommen würde. „Ich war heute Vormittag mit einem jungen Agenten in der Pathologie, doch die Leiche war verschwunden. Im Computer waren keine Informationen vermerkt, dass sie abgeholt oder überführt wurde. Sie war einfach nicht mehr da.“ „Sie haben die Leiche verloren?!“, wollte Yamashita ungläubig wissen. „Nein, ich habe sie nicht verloren. Jemand hat sie entfernt, nur kann ich ihnen nicht sagen wer. Sie war gestern ordnungsgemäß im Lager untergebracht.“, entgegnete Ruki, der sich sichtlich Mühe geben musste nicht unwirsch zu klingen. Es hatte nur einen Vorteil, dass die Leiche verschwunden war, er würde sich zumindest nicht dafür rechtfertigen müssen, dass er sie mit einem gezielten Kopfschuss getötet hatte. Allerdings erst, nachdem er zweimal in den Körper geschossen hatte. „Sehen sie zu, dass sie den Verbleib klären, haben wir uns verstanden?! Es kann nicht sein, dass sie so wichtige Hinweise verschlampen!“, stellte er klar. Dieses Mal schaltete Takashima sich bestimmend ein: „Ich denke nicht, dass Matsumoto Hinweise verschlampt hat. Er hat veranlasst, dass die Leiche ordnungsgemäß gelagert wurde. Ich war dabei. Ich habe mich auch bereits mit der Dame, die für die Verwaltung der Pathologie zuständig ist, unterhalten. Sie sagt, dass sie es sich nicht erklären könne. Vor allem, da sie niemanden mit einer Leiche aus der Pathologie hat kommen sehen.“ „Schauen sie trotzdem, ob die Leiche nicht noch wieder auftaucht.“, meinte Yoshida widerstrebend. „Ich denke, damit wären unsere Fragen erst einmal beantwortet. Wir erwarten ihren und Suzukis Bericht! Und halten sie sich vielleicht noch für weitere Fragen bereit.“, fügte Yamashita hinzu. Sie standen auf und ließen einen vor Wut kochenden Ruki zurück. Zwar war er dankbar, dass sein Chef ihm beigesprungen war und die Sache somit glimpflicher ausgegangen war, aber die ganze Arroganz der beiden machte ihn wütend. Sie hatten sich nicht einmal nach Reita erkundigt! Und ihm zu unterstellen, dass er wichtige Hinweise verschlampte, war einfach ungeheuerlich. Abends hatte Ruki früher als sonst Schluss machen können. Bevor er jedoch zu Reita gefahren war, war er noch zu Hause gewesen, um sich kurz zu duschen und umzuziehen. Schließlich wollte er einigermaßen vorzeigbar aussehen, wenn er Reitas Schwester kennenlernen würde. Er hatte sich tatsächlich mit Tohru darüber unterhalten, was er anziehen sollte. Dieser hatte ihm geraten einfach er selbst zu sein. So stieg gerade in einem längeren rot schwarz karierten Hemd und einer schwarzen Hose mit Löchern an den Knien die Treppen zu Reitas Appartement hoch. Da das Hemd geöffnet war, trug er ein weißes Shirt mit Druck darunter. Um die Hüften hatte er wie so oft einen Nietengürtel. Außerdem trug er seine Brille mit der schwarzen Fassung. Nach dem anstrengenden Tag hatte er die Kontaktlinsen unbedingt rausnehmen müssen. In einer Tasche hatte er alles nötige für das Wochenende dabei. Endlich stand Ruki vor der Tür und drückte den Klingelknopf. Ins Treppenhaus war er so hereingekommen, da gerade jemand das Haus verlassen hatte. Er hörte Schritte und wenig später öffnete ihm eine freundlich lächelnde junge Frau Anfang 30. Ihre langen schwarzen Haare hatte sie hochgesteckt. Sie trug eine modische Bluse und einen dazu passenden Rock. Auf eine für ihn befremdliche Art sah sie seinem Partner recht ähnlich. „Guten Abend. Sie müssen Matsumoto-san sein, nicht wahr? Akira hat mir schon eine Menge von ihnen erzählt.“, begrüßte sie ihn. „Guten Abend. Ja, das bin ich, Suzuki-san.“, erwiderte er freundlich. „Oh, ich denke wir können die Förmlichkeiten getrost hinter uns lassen. Mein Name ist Yuri.“, entgegnete sie schlicht und ließ ihn eintreten. „Dann freut es mich, dich kennenzulernen, Yuri. Ruki, also eigentlich Takanori, aber Ruki ist mir lieber.“, erwiderte er und zog seine Schuhe aus, bevor er in die Wohnung trat. „Wie geht es Reita eigentlich?“, wollte Ruki wissen. „Es geht ihm soweit ganz gut. Er ist etwas fertig, auch wegen der Schmerzmittel. Im Moment schläft er.“, erklärte Yuri. „Hast du schon etwas gegessen? Akira meinte, wenn du einen stressigen Arbeitstag hinter dir hast, vergisst du das gerne Mal.“ Ruki fühlte sich ein wenig ertappt: „Nicht wirklich, nur irgendwann einen Salat.“ Entsetzt sah sie ihn an und zog ihn in Richtung Küche: „Das geht nicht.“ Ehe Ruki sich versah, saß er schon auf einem der Stühle, während Yuri ihm die Reste vom Mittagessen aufwärmte. „Danke, das wäre doch nicht nötig gewesen.“, meinte er schließlich. „Aber du musst doch etwas essen! Kein Wunder, dass du so dünn bist.“, stellte sie fest. Sie saß ihm nun gegenüber. „Aber ich muss ja sagen, dass mein kleiner Bruder mal wieder Geschmack bewiesen hat. Du bist mir um einiges sympathischer als seine letzte Freundin.“ Ruki grinste sie an: „Das geht runter wie Öl. Aber ich gebe letzteres gerne zurück.“ Er fühlte sich, im Gegensatz zu seinen schlimmsten Befürchtungen, sehr wohl mit Reitas Schwester. „Es schmeckt übrigens sehr gut.“, fügte er noch hinzu. Die einzige Person, die sonst für ihn kochte war Wataru und er selber hatte es nicht wirklich damit. „Das höre ich gerne.“, lachte sie. „Arbeiten sie schon lange in der G-Akten Abteilung?“ „Ja, ich habe eigentlich vor 3 Jahren in der Abteilung für Serienmorde angefangen, hauptsächlich als Profiler. Nach einem viertel Jahr habe ich angefangen für die G-Akten Abteilung zu arbeiten.“, antwortete Ruki. „Und was machst du beruflich?“ „Oh, ich bin Hausfrau. Deshalb kann ich auch nicht mehr sehr lange bleiben. Mein Mann dürfte langsam überfordert sein, sich um unsere Tochter zu kümmern.“, lächelte sie. „Hikaru, richtig? Reita hat mir mal Fotos gezeigt. Sehr süß“, erwiderte er. Reitas Nichte war drei Jahre alt. „Ja, mein ganzer Stolz.“, erwiderte Yuri. Man sah ihr deutlich an, dass sie meinte, was sie sagte. Auf dem Flur waren schlurfende Schritte zu hören. Wenig später hatte Reita sich auf Krücken in die Küche gequält. Erschöpft ließ er sich auf einen Stuhl fallen. Seine Haare waren vom liegen und schlafen verwuschelt. Er trug ein leicht ausgeleiertes T-Shirt und Boxershorts. „Hi Ruki.“, meinte er und küsste seinen Partner. Dieser sah ihn tadelnd an: „Hi, gehörst du nicht eigentlich ins Bett?!“ Yuri lächelte ihm verschwörerisch zu, dann stand sie auf: „Ich denke, ich kann dir die Bestrafung meines kleinen Bruders überlassen.“ „Worauf du dich verlassen kannst.“, stellte er klar. Reita stöhnte: „Wo bin ich hier bloß reingeraten?!“ Nachdem Yuri ihnen noch ein schönes Wochenende gewünscht hatte und ihrem Bruder gute Besserung, hievte Reita sich mit Rukis Hilfe wieder zurück ins Bett. Seine Schwester hatte sich beruhigt auf den Weg nach Hause machen können, wusste sie ihn doch in guten Händen. „Wie war’s heute bei der Arbeit?“, wollte Reita wissen, als er zusah, wie Ruki sich umzog. „Eine Katastrophe! Die Leiche und sämtliche neue Beweismittel, wie die Substanz, die ich aus dem Labor habe, sind verschwunden. Die Leitung besteht darauf, dass die Ermittlungen eingestellt werden und sie werfen mir vor, dass ich die Beweismittel verschlampt hätte. Allerdings hat Takashima sie etwas gezügelt in dieser Hinsicht.“, seufzte er, nachdem er aus seiner Hose schlüpfte. „Die Leiche ist weg?!“, erkundigte Reita sich geschockt. „Irgendwie reagiert jeder auf die gleiche Weise darauf.“, erwiderte Ruki mehr zu sich selbst. „Ja, sie ist einfach weg. Im Computer ist kein Verbleib eingetragen, außer ihr Fach, aber dort war sie nicht. Genauso wenig wie sonst irgendwie in der Pathologie. Aber Ikuma hat mir versprochen, dass er sich noch einmal dahinter klemmt.“ Inzwischen hatte er sich komplett umgezogen und kam zu Reita ins Bett. Er streckte seinen Arm aus, damit dieser sich an ihn kuscheln konnte. Es war ein beruhigendes und entspannendes Gefühl, den Körper seines Partners so nahe spüren zu können. „Lass uns morgen in Ruhe darüber reden. Wataru wird übrigens Montag aus dem Koma geholt. Ich war ja in der Mittagspause mit Tohru bei ihm.“, meinte Ruki dann. „Klar, wir reden morgen in Ruhe. Aber das sind mal gute Nachrichten.“, antwortete er. „Es tut mir leid, dass du das heute alles alleine machen musstest…“ „Das passt schon. Du musst wieder auf die Beine kommen und dich nicht gleich mit so etwas herumschlagen!“, erwiderte der Jüngere und strich ihm zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Reitas Lächeln sprach Bände. Er musste gar nicht richtig antworten. „Du hast dich gut mit meiner Schwester verstanden, oder?“, wechselte er dann das Thema. „Sie ist sehr nett und ich hatte mir schon Sorgen gemacht!“, antwortete Ruki ehrlich. „Sorgen? Warum das denn?“, erkundigte Reita sich erstaunt. „Na, dass wir uns nicht verstehen. Das war das erste Mal, dass ich Verwandtschaft von dir kennengelernt habe.“, erklärte dieser. Er spürte Reitas Lippen an seinem Nacken. „Übrigens, wenn du dieses Outfit das nächste Mal anhast, dann garantiere ich für nichts mehr… du siehst unglaublich scharf darin aus.“, meinte er dann. „Dann merken wir es als Belohnung vor, wenn du wieder gesund bist.“, erwiderte Ruki. Sie schwiegen eine Weile, bis Reita sich noch einmal zu Wort meldete. „Ich hab dich vermisst.“, meinte er leise in die Dunkelheit des Zimmers hinein. Ruki wusste, dass er den Moment kitschig gemacht hätte, wenn er etwas erwidert hätte. Deshalb schwieg er einfach, strich mit seinen Fingern jedoch sanft über Reitas Arm. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ * So das vorletzte Kapitel! *Ich glaube so riesige Konzerne sind wirklich totale Schweine! Ich meine, wer von uns weiß schon genau, was die so machen?! Minamoto ist das beste Beispiel… sie scheinen ja sogar Verbindungen im PSC zu haben. * Im nächsten Kapitel kann Wataru dann auch mal wieder mehr tun, als nur rum liegen… ich freu mich auf den dritten Fall, da kriegt er dann mehr Aktion… XD * Yay noch mal für Ikuma! Auch wenn er keine große Rolle hat, ich mag ihn! ^^ * Gute Idee, Ruki! Vormerken, als Belohnung wenn Reita wieder gesund ist. XD Kapitel 22: File 2: Insomnia part 13 ------------------------------------ File 2 Insomnia part 13 Am Montagmorgen humpelte Reita unter Rukis wachsamen Blick in sein Büro. Obwohl Ruki ihm versichert hatte, dass er alleine mit allem klar kommen würde, hatte sein Partner es sich nicht ausreden lassen, wieder zur Arbeit zu erscheinen. Er hatte ihm einen Blick zugeworfen, der klar gemacht hatte, dass er sich nicht umstimmen lassen würde. Dann hatte er ihn daran erinnert, dass er selber nicht hatte hören wollen und entgegen seiner fachkundigen Meinung als Arzt früher zur Arbeit gegangen war, als er sollte. Also hatte Ruki geschwiegen, sie schienen in dieser Hinsicht beide stur zu sein. Und wenn er ehrlich war, war es ihm lieber Reita hier zu haben. Plötzlich klopfte es an der Tür zu Rukis Büro. „Ja, herein.“, meinte dieser, etwas überrascht. Hier klopfte selten jemand. Die Tür öffnete sich und ihr Chef betrat den Raum. Überrascht nahm er zur Kenntnis, dass Reita bereits wieder anzutreffen war. „Guten Morgen. Wie ich sehe, scheint es ihnen wieder besser zu gehen, Suzuki-san.“, meinte Takashima. Nachdem beide ihn begrüßt hatten, meinte Reita: „Ja, es geht schon viel besser, auch wenn das Laufen noch etwas anstrengend ist, aber das wird wieder.“ „Das freut mich zu hören. Ich habe auch mehr oder weniger gute Nachrichten für sie. Wie sie ja wissen, besteht die Führung darauf den Fall einzustellen. Das kann ich leider nicht rückgängig machen, so gerne ich auch eine zufriedenstellende Auflösung gehabt hätte. So wie ich sie einschätze, teilen sie diese Ansicht. Allerdings dürfte ihnen auch klar sein, dass es nicht der erste Fall bei den G – Akten ist, der nie zufriedenstellend geklärt wurde. Bei unserer letzten Besprechung wollte die Führung ihnen, Matsumoto-san, Probleme machen, wegen der verschwundenen Beweismittel. Nun wenigstens darum müssen sie sich keine Sorgen machen, die Vorwürfe wurden eingestellt. Betrachten sie die Sache als erledigt und versuchen sie nicht, weitere Nachforschungen anzustellen. Wie gesagt, die Ermittlungen sind offiziell eingestellt. Trotzdem hätte ich gerne jeweils einen Bericht von ihnen zu dem Ermittlungsstand bis zur Einstellung.“, kam Takashima schnell auf den Punkt. „Verstanden, sie bekommen den Bericht so schnell wie möglich.“, erwiderte Reita. Auch Ruki stimmte ohne Proteste zu, was ihn sehr wunderte. Sein Partner war nicht gerade dafür bekannt, solche Sachen einfach hinzunehmen. Doch dann fiel ihm ein, dass er ihm von der indirekten Warnung erzählt hatte, die Takashima ihm hatte zukommen lassen. Und wenn Ruki etwas nicht wollte, dann war es von seiner geliebten G – Akten Abteilung versetzt zu werden. „Ich freue mich, dass sie beide so kooperativ sind.“, erwiderte ihr Chef mit einem Blick in Rukis Richtung. „Wir sehen uns dann bei der Berichtsabgabe.“ Damit verschwand er. „Sieht nach einem Tag hinter dem Schreibtisch aus, was?“, meinte Ruki mit einem leicht sarkastischen Unterton. „Na wenigstens musst du dann nicht so viel laufen!“ „Hat doch was.“, kommentierte dieser. „Unsere Spuren in Richtung Minamoto dürfen aber trotzdem in den Bericht oder?“ „Ja, ich denke schon. Nur fehlen uns die Beweise dafür. Die Leitung wird Morita als einzigen Sündenbock anerkennen.“, erwiderte Ruki. Er steckte sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. Sie schwiegen eine Weile. Ihre Blicke wanderten zu der großen Pinnwand hin, an der sie alle Hinweise und Fotos der Opfer angebracht hatten. „Ich frage mich immer noch, wie genau Yamazaki in den Fall passt? Es sind eigentlich alle Personen miteinander verknüpft, meist über Minamoto beziehungsweise Morita, aber was ist mit ihm?“, erkundigte Reita sich plötzlich. „Mhm, darüber bin ich auch schon gestolpert. Ohne Inoues Akte wären wir nie auf Minamoto gekommen. Ich hätte da zwei Theorien, entweder taucht er in den Krankenakten von Morita auf, nur nicht in denen, die Tohru uns besorgt hat oder er hat sich für Medikamententests bei Minamoto gemeldet. Du erinnerst dich sicherlich daran, dass er erpresst wurde und vielleicht hat er es gemacht um an Geld zu kommen? Soweit ich weiß, bezahlt der Konzern sehr großzügig.“, antwortete Ruki nachdenklich. „Das wären Möglichkeiten. Aber wenn letztere stimmen sollte, dann können wir nicht ausschließen, dass es vielleicht noch andere Opfer wie ihn gibt.“, gab sein Partner zu bedenken. Sie brauchten nicht auszusprechen, dass ihnen diese Aussicht ganz und gar nicht gefiel. „Allerdings… nur werden wir darauf keine Antwort bekommen können. Aber die Wirkung des Stoffes, der die Leute zu Zombies gemacht hat, scheint erst nach dem Tod einzusetzen. Das konnte man auch an Amano und den Mitarbeitern des Labors sehen. Sie haben sich erst nach ihrem Tod in Zombies verwandelt.“, überlegte der Jüngere weiter. „Und der Stoff scheint auch nicht immer gleich stark zu sein. Ishizawa hat sich schließlich nicht verwandelt und nachdem mein Blut gereinigt wurde, konnte man ebenfalls keine Fremdkörper mehr erkennen.“, führte Reita die Überlegung weiter aus. „Vergiss Wataru nicht. In seinen Medikamenten war dieser unbekannte Stoff auch zu finden. Ich würde aber sagen, eine direkte Zombieinvasion steht uns nicht bevor.“, schloss Ruki mit einem gequälten Grinsen. „Ja, aber bei Wataru waren die anderen Stoffe anders. Vielleicht wirkt es dann nicht so, wie bei den anderen. Allerdings können wir auch hier nur spekulieren, wir wissen ja nicht wie der Stoff wirkt. Da unsere Proben auch verschwunden sind…“, seufzte sein Partner. „Wie wahr, wie wahr… zum Glück ist es nicht mehr meine Schuld.“, stimmte Ruki zu. „Was denkst du eigentlich? Hat Morita sich umgebracht oder waren es Leute von Minamoto?“, wollte Reita wissen. Das Wochenende hatte sie kaum über den Fall gesprochen. „Minamoto und sie haben ihm das Zombieserum gespritzt, damit sie uns am besten mit aus dem Weg räumen können. Ich nehme an, sie wussten von unserem Besuch. Was denkst du?“, erwiderte er. „Selbstmord war es definitiv nicht.“, stimmte Reita ihm nun nickend zu. Als Tohru dieses Mal die Tür zur Intensivstation hinter sich ließ, begegnete er Kitamura, dem Arzt, der sich vom ersten Tag an um Wataru gekümmert hatte. „Ah, Kawauchi-san!“, begrüßte dieser ihn freundlich. „Guten Tag. Wie geht es Wataru?“, wollte Tohru wissen. Da sie ihn an Montag aus dem Koma holen wollten, war er neugierig, ob es schon etwas Neues gab. „Ich habe gute Nachrichten für sie. Er ist vor einer halben Stunde aufgewacht. Wir werden ihn heute noch auf der Intensivstation behalten, damit wir ihn besser überwachen können, falls noch etwas passieren sollte. Morgen, denke ich, können wir ihn dann verlegen. Er wird gleich vielleicht noch ein wenig durcheinander sein, das wird sich aber im Verlauf der Tage geben. Das sind die Nachwirkungen der Medikamente. Und erschrecken sie sich bitte nicht. Er ist immer noch an ein Beatmungsgerät angeschlossen. Allerdings unterstützt es die Atmung nur, wenn er Probleme bekommen sollte.“, antwortete er. Sofort erhellte Tohrus Gesichtsausdruck sich: „Das freut mich zu hören. Können sie schon etwas über langfristige Nachwirkungen sagen? Oder wann sie ihn entlassen können?“ „Nun, ich denke es wird keine geben. Wann wir ihn entlassen können, kann ich ihnen noch nicht sagen. Es wäre gut, wenn er dann jemanden hätte, der dann nach ihm sieht, wo er keinen Kontakt zu Verwandten hat.“, sagte der Arzt. „Ich werde das übernehmen.“, erklärte Tohru. „Das habe ich mir schon gedacht. Wenn sie auf ihn aufpassen, können wir ihn vielleicht früher entlassen.“, antwortete er. Als Tohru den Vorhang zu Watarus Bett beiseite schob, konnte er diesen im Bett liegen sehen. Er war bereits an ein paar Maschinen weniger angeschlossen, als zuvor. Der Schlauch in der Nase war allerdings noch da, genau wie die Infusion. Sein Blick wanderte etwas langsamer als sonst zu ihm hin. Ein erleichtertes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Mit schnellen Schritten war Tohru bei ihm und setzte sich an das Bett, an dem er die letzten Tage so oft gesessen hatte. „Hey.“, meinte er sanft. „Tohru…“, erwiderte Wataru mit leicht krächzender Stimme. Das Kopfende des Bettes war soweit nach oben geschoben, dass er schon eher aufrecht saß. Er räusperte sich und versuchte dann nach dem Wasserglas auf dem Nachtschrank neben dem Bett zu tasten. Allerdings musste er einsehen, dass er nicht ganz so erfolgreich dabei sein würde. Seine Gliedmaßen gehorchten ihm noch nicht so, wie er wollte. Stattdessen ließ er sich das Glas von Tohru anreichen. „Danke.“, krächzte er dann. „Kein Problem.“, erwiderte Tohru. Wataru war immer noch blass, aber immerhin war er wach. „Wie fühlst du dich?“, wollte er wissen. Etwas mühsam führte Wataru das Glas an seine Lippen und trank einen Schluck. Die Flüssigkeit fühlte sich mehr als angenehm in seinem rauen Hals an. Nachdem er zu Ende getrunken hatte, reichte er Tohru wieder das Glas. Dieser stellte es zurück auf den Nachttisch. „Irgendwie benebelt.“, antwortete Wataru dann. Nun klang seine Stimme schon etwas fester. „Was ist passiert? Wieso bin ich hier?“, fragte er dann. „Du erinnerst dich gar nicht daran? Du bist zusammen gebrochen. Ich hatte echt Angst um dich. Du hast Blut gehustet und kaum noch Luft bekommen. Sie haben dich operiert und ins künstliche Koma versetzt. Wahrscheinlich hast du schlechte Medikamente von Morita bekommen. Deine Blutprobe wird noch untersucht, sogar vom PSC. Dreimal darfst du raten, wer sich darum kümmert.“, erklärte der Jüngere ihm. „Oh…“, war alles, was Wataru dazu sagte. Er blinzelte ein zweimal, als wenn er die Informationen verarbeitete. „Was ist mit Heart-chan?“ „Ihr geht es gut. Tomoyuki hat auf sie aufgepasst, wenn ich hier war.“, antwortete Tohru. „Du warst jeden Tag hier, oder?“, erkundigte der Brünette sich. Er war sich nicht sicher, aber er hatte das Gefühl gehabt, den leichten Druck von Tohrus Hand die ganze Zeit über gespürt zu haben. Kitschig, er wurde tatsächlich kitschig auf seine alten Tage, dachte er. Sein Freund nickte. „Danke.“, sagte er mit einem Lächeln. Ihm wurde erst langsam seine Umgebung bewusst. Bisher hatte er die ganzen Geräusche ausblenden können. Beziehungsweise im Koma hatte er sie gar nicht erst wahrgenommen. Er fragte sich wie Tohru das die ganze Zeit ausgehalten hatte. Er fühlte sich ein wenig überfordert, da innerhalb von kürzester Zeit eine Menge Eindrücke und Informationen auf ihn einprasselten, was ihm langsam Kopfschmerzen bereitete. „Die anderen waren auch ab und zu hier, aber du durftest nicht so viel Besuch bekommen. Deshalb haben sie es mir überlassen, sie dachten, das sei besser. Als du eingeliefert wurdest, waren Ruki und Reita noch hier.“, antwortete Tohru. Wataru zog überrascht die Augenbrauen hoch: „Ruki war hier?“ „Klar, er hat sich doch große Sorgen um dich gemacht, so wie wir alle. Aber ihr seid seit Jahren befreundet und du bist ihm sehr wichtig.“, sagte er dann. „Mhm…“, gab Wataru zustimmend von sich. „Können Ruki und Reita einfach so nachforschen, ob Morita schuld daran ist, dass ich hier gelandet bin?“, fragte er dann. „Es hat sich herausgestellt, dass es mit Minamoto zusammen hängt. Aber das kann Ruki dir im Detail erklären.“, erwiderte Tohru. „Okay, das ist mir grad eh etwas zu viel. Ich fühle mich, als wenn ich 100 Jahre geschlafen hätte und lockere weiter 100 weiterschlafen könnte.“, stimmte dieser zu und gähnte. „Weißt du was, mach einfach die Augen zu. Ich bleibe hier.“, meinte sein Freund. Am nächsten Tag hatten sie Wataru auf die allgemeine Station verlegt. Sowohl das Beatmungsgerät als auch der Tropf waren entfernt worden und er fühlte sich nicht mehr ganz so verloren, wie den Tag zuvor. Erleichtert hatte er festgestellt, dass Tohru pünktlich zur Besuchszeit erschien. Er hatte Tomoyuki dabei. Die anderen beiden würden später vorbei sehen, schließlich konnten sie Heart-chan schlecht alleine lassen. Mitbringen ins Krankenhaus durften sie die kleine Hündin nicht, auch wenn Wataru versucht hatte seinen Arzt zu überreden. Er konnte es kaum erwarten sie wieder zu sehen. Mittags kamen Ruki und Reita vorbei, die Pause hatten und somit ihrem Büro den Rücken kehren konnten. Mit schnellen Schritten war Ruki an Watarus Bett und drückte ihn fest an sich: „Scheiße, ich bin so froh, dass du wieder wach bist!“ „Ich freu mich auch, dich wiederzusehen.“, stellte Wataru fest und rang ein wenig nach Atem. Rukis Umarmung war doch ein wenig heftig. „Aber wenn du weiterdrückst, beförderst du mich gleich wieder ins Koma.“, stellte er fest. Schuldbewusst ließ Ruki ihn los und meinte betreten: „Tut mir leid.“ „Nicht so schlimm, du hast ja losgelassen.“, erwiderte er und grinste. „Tohru hat mir erzählt, dass Morita sich über dich hergemacht hat. Wie geht es dir?“, wollte Wataru nun von Reita wissen. „Schon besser, allerdings immer noch zugedröhnt mit Schmerzmitteln. Und wie fühlst du dich?“, erkundigte dieser sich. „Immer noch müde, aber sonst gut. Mein Körper gehorcht mir langsam wieder, das ist sehr beruhigend.“, antwortete Wataru. „Reita, was hältst du davon, wenn wir einen Tee oder so trinken gehen?“, wollte Tohru von Reita wissen. Er wollte den beiden gerne etwas Zeit alleine geben. Reita schien das genauso zu sehen und stimmte zu. „Klar, sollen wir euch dann etwas mitbringen?“, antwortete dieser und wandte sich an Ruki und Wataru. Doch beide verneinten. „Du bist wegen mir ins Krankenhaus gekommen.“, stellte Wataru fest. „Na du bist mein bester Freund.“, erklärte Ruki und griff nach seiner Hand. „Es war schon echt hart dich da liegen zu sehen, an die ganzen Maschinen angeschlossen und das ganze Gepiepe…“ „Ich weiß, furchtbar oder? Den Tag gestern auf der Intensivstation fand ich grausam.“, stimmte er zu. „Und du hast dich nicht mal selbst da liegen sehen. Ich war in letzter Zeit so oft im Krankenhaus, das grenzt schon fast an Selbsttherapie.“, grinste sein Freund schief. „Zum Glück!“, meinte Wataru ebenfalls schief grinsend. „Ich hab gehört, dass du dir Morita vorgeknöpft hast und ihn zur Schnecke gemacht hast…“ „Erinnere mich nicht daran! Ich bin total ausgerastet…total professionell.“, erwiderte Ruki und konnte nicht verhindern, dass er ein wenig rot wurde. Wataru lächelte. Sanft zog er ihn zu sich hin, sodass er ihn am Ende küssen konnte. „Das mag ich aber an dir.“, meinte er dann, als sich ihre Lippen wieder getrennt hatten. Beide wussten, dass es ein freundschaftlicher Kuss war, einfach weil sie schon immer so vertraut miteinander gewesen waren. Ruki sorgte dafür, dass sich ihre Lippen noch einmal berührten. „Es tut mir leid, dass Morita nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann.“, sagte er dann. Obwohl er wusste, dass er sich bei Wataru nicht dafür entschuldigen musste. Es war beruhigend zu wissen, dass er ihn wieder an seiner Seite hatte. Es war späte Nacht als eine junge Frau ihren Wagen über eine abgelegen Landstraße abseits von Tokyo steurte. Die Scheinwerfer des Autos leuchteten ihr den Weg, durch die Dunkelheit. Dennoch musste sie sich stark auf den Straßenverlauf konzentrieren. In Gedanken verwünschte sie sich, dass sie nicht früher von ihrer Familie aufgebrochen war. Morgen musste sie zur Arbeit erscheinen. Sie bog gerade um die Kurve, als plötzlich eine Gestalt auf der Fahrbahn stand. Hektisch stieg sie auf die Bremse und hupte gleichzeitig. Doch die Gestalt wankte nur einen Schritt zur Seite. Sie konnte nicht viel erkennen, aber es war ein Mensch. Das Auto kam leicht ins Schlingern, kam aber nicht schnell genug zum Stehen. Krachend schlug der Körper auf ihrer Kühlerhaube auf. Sie schrie und stieg noch stärker auf die Bremse. Schließlich kam der Wagen zum Stehen. Die Frau wartete heftig atmend einen Moment. Während dieser Zeit hielten ihre Hände das Lenkrad fest umklammert. So fest, dass das weiße an ihren Handknöchel sichtbar wurde. Diesen Moment brauchte sie dringend, um wieder einigermaßen zur Ruhe zu kommen. Langsam lösten sich ihre Hände vom Lenkrad. Dann stieg sie aus, um sich das Ausmaß der Katastrophe anzusehen. Als sie um die Frontseite des Autos herum ging, sah sie dass jemand vor ihrem Auto lag. Der Nacken war merkwürdig verdreht und der Brustkorb bewegte sich nicht mehr. Tot! Sie hatte jemanden überfahren! Panik stieg in ihr auf, doch trotzdem konnte sie den Blick nicht von der Leiche nehmen. Erst langsam wurde ihr bewusst, dass diese bereits verwest war. Mit einem spitzen Schrei stand sie auf, hastete ins Auto und fuhr davon. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Preview File 3: Ruki sah ihn hasserfüllt an. Wenn er ein vom Aussterben bedrohtes Insekt gewesen wäre, hätte er ihn ohne zu zögern mit seinem Schuhabsatz zerquetscht. Aber nicht ohne den Absatz auf den kläglichen Überresten noch mehrmals zu drehen, damit er sichergehen konnte, dass er ihn auch wirklich zerquetscht hatte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ * So meine Lieben, das war der zweite G-Files Fall! Ich hoffe, ihr seid zufrieden mit dem Ende, ich bin es jedenfalls. Ich finde es ziemlich Akte X mäßig *g* * Gott, es tut mir leid, aber ich bin wirklich stolz auf mich und diesen Fall! So lang, viel recherchiert und überhaupt… * Da das Kapitel nicht so lang war, wie die anderen, dachte ich, spendiere ich euch eine kurze Preview für Fall 3. Schon Ahnungen, wer mit „er“ gemeint ist?! *fiesgrins* * Jetzt möchte ich mich ganz herzlich bei allen bedanken, die diesen Fall gelesen haben und bei meinen fleißigen Kommentar Schreibern, natürlich auch! *verbeug* Vielen, vielen Dank, es macht mich wirklich glücklich, wenn euch diese FF gefällt! * Ich hab jetzt noch ein Special fertig zu diesem Fall, das werde ich noch hochladen. Ein Tohru x Wataru Special hab ich noch in Arbeit. ^^ Um die Wartezeit für Fall 3 zu überbrücken, denn das kann noch etwas dauern, da ich ihn wieder erst komplett fertig haben möchte, bevor ich ihn hochlade (Stand zur Zeit 27 Seiten), werde ich eine etwas ältere FF von mir hochladen, wenn sie genug Leser findet. ^^ Mal schauen… * Dann würde mich noch von euch interessieren, gibt es was, worüber ihr gerne einen Fall haben würdet? Gut, für Fall 3 steht die Handlung fest, aber für den vierten vielleicht? Ich nehme nur vorweg, über Vampire werde ich nicht schreiben, weil der Chupacabras ja so was Ähnliches war. Wenn ihr was wisst, einfach bei mir melden, ob nun als Kommi oder ENS, ist egal! ^^ Ich nehme alle (auch noch so kleinen) Anregungen gerne entgegen! * Und zu guter Letzt folgt die Liste der Anspielungen und ähnlicher Sachen, bei denen ich mir mehr gedacht habe!!!! ^^ v * rot/weißer Schirm im Wartezimmer von Dr. Morita --> Umbrella Logo * laut Profil auf der Homepage ist der Moscow Mule tatsächlich Watarus Lieblingscocktail (der ist aber auch lecker!) * das Akten Kürzel 85125 ist mein Geburtstag XD; ja ich bin ALT! * ich stapel auch immer alles wie Ruki in dieser FF… wobei er ja eigentlich sehr ordentlich sein soll… und Reita, laut Interview, seine Wohnung immer dreckig macht *g* * Rukis Passwort „trustno1“ ist auch Mulders Passwort. Es gab auch mal eine Akte X Folge mit diesem Titel, soweit ich mich recht erinnere. Außerdem passt es wunderbar zu Mulder/Ruki, wegen ihrer „leicht paranoiden Art“ ^^ * Die 42 ist auch nicht zufällig gewählt… sie taucht als Rukis Appartement Nummer auf und als seine Festplattenpartition bei Wataru ist so gekennzeichnet. Bei Akte X ist die 42 Mulders Appartement Nummer. * Reita macht bei seiner Obduktion keinen Y-Schnitt, sondern einen T-Schnitt (es ist tatsächlich beides möglich ^.^). Er macht den T-Schnitt in Anspielung auf den T-Virus der Umbrella Corporation. * Watarus Hackerpseudonym Lubis Cadir ist nach der Band, in der Yuusuke und er vor 12012 waren, benannt. * „Sie würden sich wundern, woran ich alles glaube.“ Sagt Ruki nach dem Besuch beim Rechtsanwalt --> direktes Zitat aus Akte X, Mulder sagt das in einer Folge. Ich weiß nur nicht mehr welche. * Die Zimmernummer von Rukis Mutter kommt von Gazettes Lied Mob 136 bars * „Zum Glück sieht das hier nicht aus wie der Hive.“ Tohrus Bemerkung ist eine Anspielung auf Resident Evil. * „Tut mir leid Stevie!“ Das sagt Alice in Resident Evil 3, hier sagt es Ruki, nachdem er den Mann im Labor in den Kopf geschossen hat. (Ich komm irgendwie nicht drüber weg, dass keiner über Stevie gestolpert ist. Weil ich find, es passt nicht rein, aber bisher haben mich die Leute, die ich gefragt habe, beruhigt, es passt wohl doch…) * „Ich würde jetzt gerne sagen: Man hat der gespritzt…“ Letzterer Teil ist ebenfalls aus Resident Evil 3, hier Tohrus direkte Antwort auf Rukis Stevie Bemerkung. * Das mit dem Cornetto stammt aus Shawn of the dead wahlweise auch aus Hot Fuzz. Leider hab ich noch kein Cornetto in Japan gesehen, aber es gibt hier ein total leckeres (pervers lecker!) Erdbeer/ Vanille Eis… haben N. und ich letztens gekauft XD Kapitel 23: File 2: Special Wataru x Ruki ----------------------------------------- G-Files Special: Ruki und Wataru Genervt betrat Ruki den Club, in dem er sich ab und zu die Abende, besser gesagt die Nächte, um die Ohren schlug. Der Tag heute in der PSC Akademie hatte ihn fast in den Wahnsinn getrieben. Egal wie stichhaltig seine Argumentationen waren, die anderen hielten ihn für einen Spinner. Spooky Matsumoto, als wenn er es nicht mitbekommen würde, dass sie ihn so nannten… Schnurstracks ging er auf die Bar zu. Was zu trinken, das war es, was seine Laune jetzt heben würde. Danach konnte er sich immer noch jemanden suchen, mit dem er eventuell den Abend verbringen würde. Jemand, der ihn nicht für einen Spinner hielt. „Einen Long Island Ice Tea.“, gab Ruki seine Bestellung auf. „Legen sie einen Moscow Mule drauf und ich zahle!“, ertönte eine fremde, freundlich klingende Stimme. Ruki drehte sich in Richtung der Stimme und musterte einen jungen Mann mit braunen Haaren. Er trug eine schwarze Hose mit Nietengürtel, ein schwarzes enges Shirt, das einen roten, dünnen Rand hatte, samt tieferem Ausschnitt und dazu einen Blazer mit Nadelstreifenmuster. Seine Hose passte zu dem Blazer. Außerdem trug er einen weißen Hut, den er sich gerade ein wenig aus dem Gesicht schob. Das ganze Outfit wurde durch einen Schal und Handschuhe mit Leopardenmuster abgerundet. „Lädst du häufiger Leute ein, die du gerade erst gesehen hast?“, wollte Ruki wissen. Vielleicht hatte er ja schon jemanden gefunden, mit dem er den Abend verbringen konnte? Oder besser gesagt, vielleicht hatte jemand ihn gefunden. „Nein, nur wenn sie gut aussehen.“, erwiderte der Fremde und setzte sich neben ihn. „Danke.“, grinste Ruki und fuhr sich mit einer Hand durch seine schwarzen Haare mit der pinken Strähne. Der Fremde zuckte mit den Schultern und grinste ebenfalls: „Mein Name ist Wataru.“ „Ich heiße Ruki.“, erwiderte er. Wenn dies hier nur ein weiterer One Night Stand sein würde, gab es keinen Grund ihm seinen richtigen Namen zu verraten. Inzwischen hatten sie ihre Cocktails bekommen. Ruki griff nach dem Glas und nahm einen Schluck durch den Strohhalm. Er merkte, dass Wataru ihn die ganze Zeit beobachtete. „Es stimmt übrigens nicht, dass ich dich gerade erst gesehen habe.“, meinte dieser leichthin. „Eh?“, entfuhr es dem Schwarzhaarigen erstaunt. Beinahe hätte er sich an seinem Cocktail verschluckt vor lauter Überraschung. „Ich habe dich schon ein paar Mal hier gesehen.“, erklärte Wataru und nahm dann ebenfalls einen Schluck von seinem Getränk. „Ach wirklich?“, wollte Ruki wissen. Er war dem anderen also schon vorher aufgefallen? Aber wieso war ihm der andere nicht aufgefallen, schließlich sah er mehr als gut aus. „Yap, aber dann hab ich dich immer aus den Augen verloren oder du bist mit jemand anderen gegangen. Anscheinend habe ich jetzt Glück.“, antwortete Wataru mit einem Grinsen. „Na ja, man muss es genießen von zu Hause wegzukommen, oder?“, erwiderte Ruki. Und wie er es genoss mal von zu Hause wegzukommen, sich einfach mal keine Sorgen um seine Mutter machen zu müssen oder sich von dem schlechten Gewissen wegen des Verschwindens seines Bruders verfolgen zu lassen. Genau deshalb kam er hierher, damit er das alles einmal verdrängen konnte, wenn er es schon nicht vergessen konnte. „So schlimm?“, erkundigte sich Wataru. „Wie man’s nimmt. Aber das ist sicherlich kein Thema für einen netten Abend…“, begann er. „Das soll doch einer werden?“ „Von mir aus kann er das gerne werden. Aber du hast Recht, es gibt Dinge, die man an einem netten Abend nicht erwähnen sollte.“, stimmte er Ruki zu. „Was machst du beruflich?“ „Ich bin an der PSC Akademie eingeschrieben. Und du?“, antwortete Ruki. Wataru pfiff leicht durch die Zähne: „Ein zukünftiger Bundesagent! Ich studiere Informatik.“ „Ein Computerfreak also…“, grinste er. „Danach siehst du gar nicht aus.“ „Ich gebe mir alle Mühe nicht wie ein fetter Videospieljunkie auszusehen.“, war die prompte Antwort. „Lohnt sich.“, kommentierte Ruki, während er seine Hand auf Watarus Knie legte. Dieser zuckte nicht einmal mit der Augenbraue, sondern legte seine Hand auf Rukis. Er schob sie so weiter nach oben, bis sie auf seinem Oberschenkel landete. Die ganze Aktion erfolgte mit Beiläufigkeit, sodass es niemandem um sie herum auffiel. Ihre Blicke trafen sich und machte beiden klar, dass sie auf einer Wellenlänge lagen. „Danke. Ich muss ja zugeben, ich hätte mir einen angehenden Bundesagenten nicht so sexy vorgestellt.“, erwiderte Wataru dann. „An der Akademie muss ich mich leider etwas zurückhalten, was das Styling angeht. Aber danke.“, lächelte dieser. „Ist strenger als die Uni nehme ich an.“, meinte der andere. Ruki nickte: „Musste mich letztens mit einem Lehrer anlegen, wegen meiner Ohrringe. Davon war er nicht besonders begeistert.“ „Klasse, die sind wirklich sehr konservativ. Einer meiner Dozenten ist mir allerdings etwas zu offen. Er versucht ständig mich ins Bett zu kriegen. Sehr nervig.“, antwortete Wataru und verdrehte die Augen. Dann nahm er einen kräftigen Schluck von seinem Cocktail. „Wirst du ihn nicht irgendwie los?“, erkundigte Ruki sich. Er war schon ein wenig überrascht, dass seine neue Bekanntschaft das so offen aussprach. Von der Antwort war er allerdings noch überraschter. „Nachdem er mir zu nahe kam, hab ich ihm angedroht das rum zu erzählen. Macht sich schließlich nicht so gut, wenn man als angesehener Professor seine Schutzbefohlenen sexuell ausbeutet.“, erklärte dieser ungerührt. Ruki grinste ihn an: „Hätte ich auch getan.“ Ihre Blicke trafen sich ein weiteres Mal. Dieses Mal kamen sich ihre Gesichter langsam näher, bis sie den Atem des anderen auf ihrer Haut spüren konnten. Sie sahen sich tief in die Augen, dann berührten sich ihre Lippen zum ersten Mal. Es war ein intensiver, hungriger Kuss. Wataru wurde klar, dass er diese vollen Lippen noch häufiger würde küssen wollen. Sie fühlten sie einfach zu angenehm weich auf seinen an. „Wo sollen wir denn nachher hin? In ein Hotel? Zu mir können wir nicht, ich wohne im Wohnheim der Akademie.“, wollte Ruki mit einem verführerischen Grinsen wissen. „Wir können zu mir. Ich teile mir zwar ein Appartement mit einem Freund, aber der ist nicht da. Es besteht auch nicht die Gefahr, dass er früher wiederkommt.“, antwortete Wataru. „Dann bin ich ja beruhigt.“, erwiderte der andere. Vom Alkohol doch etwas angeheitert führte Wataru Ruki später die Treppen zu seinem Appartement hoch. Er hatte einen Arm um dessen Hüfte gelegt. Als er sich daran machte die Tür aufzuschließen, drückte Ruki ihm kichernd einen Kuss auf die Wange, woraufhin er von Wataru einen Klaps auf den Hinter erhielt. „So kann ich mich ja gar nicht konzentrieren.“, meinte er in einem gespielt tadelnden Ton. „Dann mischen wir deine Nachbarn mal ein wenig auf und ficken im Flur.“, erwiderte Ruki lachend. „Oho, Herr Bundesagent wir sind aber ganz schön pervers!“, erwiderte Wataru ebenfalls lachend. Dann machte er sich wieder daran die Wohnungstür aufzuschließen. Dieses Mal hatte er Erfolg, obwohl sein Begleiter es nicht lassen konnte ihm nun seinerseits auf den Arsch zu hauen. Wataru öffnete die Tür und ließ Ruki in seine Wohnung. Im kleinen Flur zogen sie Schuhe und Jacken aus. Im nächsten Moment fand Ruki sich gegen die Wand gedrückt wieder. Watarus Lippen suchten hungrig nach seinen. Ohne zu zögern erwiderte dieser den Kuss, während sich seine Arme um den Nacken des anderen schlangen. Mit dem Knie spreizte er Rukis Beine ein wenig und begann dann dessen empfindsame Stelle leicht zu massieren. Die Aktion brachte ihm ein erstes Stöhnen des anderen ein. Zufrieden stellte Wataru fest, wie Rukis Zunge um Einlass bettelte, den er gerne gewährte. Seine Hände schoben sich unter dessen Shirt und strichen langsam, aber merklich begierig über die nackte Haut. „Scheiße, du glaubst nicht, wie sehr ich dich ficken will.“, stellte Wataru nicht besonders romantisch fest. Aber sie waren ja auch nicht hier um einen romantischen Abend zu verbringen. Sie wollten sich, das stand außer Frage. Was danach passieren würde, spielte jetzt keine Rolle. „Da ich es kaum erwarten kann, deinen Schwanz ganz tief in mir zu spüren, denke ich schon, dass ich mir das vorstellen kann.“, erwiderte Ruki und beanspruchte die Lippen des anderen erneut für sich. Nachdem sie ihren Kuss unterbrochen hatten, zog Wataru ihn in sein Zimmer. Es war recht geräumig. An der Wand stand ein breites Bett. Im Regal gegenüber standen ein kleiner Fernseher und Bücher über Computer. Darunter befand sich ein Schreibtisch, auf dem ein Laptop lag. Daneben lagen zwei Bücher und mehrere beschriebene Zettel. Die Gardinen vor dem Fenster waren zugezogen. Wataru schaltete die Nachttischlampe an und die Deckenbeleuchtung aus, sodass das Zimmer in ein schummriges Licht gehüllt wurde. „Willkommen in meinem kleinen Reich.“, meinte Wataru kurz, dann schob er Ruki in Richtung seines Bettes. Dieser gab nur ein leicht erstauntes Japsen von sich, als er einen Stoß vor die Brust bekam und sich auf dem Bett wiederfand. Wataru schien keine Zeit zu verschwenden und war mit einer schnellen Bewegung über ihm. Er gewährte Ruki gerade noch so viel Freiraum, dass dieser in eine bequeme Position auf dem Bett rücken konnte. Dann schlang er seine Arme um Watarus Nacken und zog ihn so zu sich nach unten. Ihre Lippen suchten sich erneut für einen hungrigen Kuss. Währenddessen presste Wataru seine Oberschenkel stärker an Rukis Hüfte und hatte ihn somit fest in Griff. Er sorgte dafür, dass ihre wachsenden Erregungen aneinander rieben. Beide stöhnten in den Kuss hinein. Watarus Hände schoben Rukis Shirt schon fast ein wenig hektisch nach oben. Als nächstes erkundeten seine Lippen dessen Oberkörper. Seine Zunge umspielte nacheinander Rukis Nippel, bis diese hart wurden. Er ließ ihn sich aufrichten, sodass sie ihm das Shirt über den Kopf ziehen konnten. Sie nutzten die Gelegenheit um auch Wataru von seinem Oberteil zu befreien. Als nächstes konnte er Rukis Lippen auf seinem nackten Oberkörper spüren. Nach einer Weile hatte Wataru genug und stieß Ruki zurück auf die Matratze. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke. Wataru grinste ihn dreckig an und machte sich an seinem Reißverschluss zu schaffen. Er gab Rukis Beine frei. „Heb deine Hüften!“, forderte er. Ruki tat wie verlangt und sah wie Wataru ihm die Hose von den Hüften zog. Wenig später war er komplett entblößt, aber es war kein unangenehmes Gefühl. Er kam sich dem anderen nur auf eine positive Art ausgeliefert fort. Wataru begann ihn erneut an Oberkörper zu küssen. Seine Lippen wanderten immer tiefer, bis sie ihn am Oberschenkel küssten. „Spreiz die Schenkel.“, wies Wataru ihn nur an. Willig spreizte dieser seine Beine und spürte einen Augenblick später Watarus Lippen an der Innenseite seiner Schenkel. Ruki legte den Kopf in den Nacken und vergrub mit einem leisen, aber genüsslichen Stöhnen seine Hände in dessen Haaren. Wataru küsste sich seinen Weg zu Rukis harter Erregung. Dann umspielte er die Eichel mit seinen Lippen, bevor er einmal über den Schaft leckte. Schließlich nahm er ihn ganz in den Mund auf und verwöhnte ihn mit einem langsamen Rhythmus. Ruki gab zustimmende Laute von sich und warf seinen Kopf noch stärker in den Nacken. Er bereute es nicht mit Wataru mitgegangen zu sein. Es tat so gut, alles, was ihn belastete verdrängen zu können. Wataru spürte wie der Schwanz des anderen unter seinen Zuwendungen zu seiner vollen Größe anschwoll, was ihn sehr zufrieden stellte. Er liebte es jetzt schon wie der Jüngere reagierte. Er war sich jetzt schon sicher, dass es sich gelohnt hatte, dass er länger hatte warten müssen, bis er an ihn heran gekommen war. „Verdammt, das fühlt sich geil an…“, stöhnte Ruki und grub seine Hände fester in die Haare des anderen. Er sorgte so dafür, dass dieser ihn noch etwas tiefer in den Mund aufnahm. Zusätzlich dazu kam er ihm mit seinen Hüftbewegungen entgegen. Bevor Ruki noch zu seinem Höhepunkt kam, stoppte Wataru das Ganze. Als die Sensationen aufhörten, gab dieser einen enttäuschten Laut von sich. „Wataru…“, jaulte er ein wenig. „Keine Sorge, das wird gleich noch besser.“, versprach dieser ihm. „Das bezweifele ich ganz und gar nicht.“, antwortete Ruki. Sein Gesicht war leicht gerötet vor Erregung. „Dann komm her und mach mir die Hose auf…“, forderte Wataru und richtete sich soweit auf, dass der Jüngere sich gleich an seiner Hose zu schaffen machen konnte. Ruki setzte sich auf und krabbelte dann zu ihm hin. Er umfasste Watarus Hüfte mit beiden Händen und öffnete ihm den Reißverschluss mit den Zähnen. Grinsend sah er ihn an und zog ihm dann genüsslich die Hose von den Hüften. Nachdem Watarus Hose irgendwo auf dem Boden gelandet war, bedeutete er Ruki sich auf die Seite zu legen. Bevor Wataru sich hinter ihn bewegte, holte er eine Tube Gleitgel unter seinem einen Kopfkissen hervor. Grinsend verteilte er eine ausreichende Menge auf seinen Fingern und drang einen Moment mit dem erstem Finger in ihn ein, woraufhin Ruki ins Hohlkreuz ging und seine Finger im Laken festkrallte. Während er damit begann den Finger in ihm zu bewegen, konnte er Watarus Lippen an seinem Nacken spüren. Wenig später spürte Ruki wie ein zweiter Finger in ihn eindrang und sich ebenfalls in ihm bewegte. Ab und zu spreizte Wataru seine Finger wie eine Schere, um ihn besser vorbereiten zu können. „Ah, Wataru… scheiß endlich auf das Vorspiel und nimm mich!“, brachte er dann etwas mühsam hervor. Er hörte ein kurzes Lachen. „Wir haben es aber nötig, hm Ruki?!“, erwiderte dieser und hörte auf seine Finger zu bewegen, was ihm einen enttäuschten Laut von dem Jüngeren einbrachte. „Langsam ja! Und ich glaube nicht, dass du noch lange warten kannst. Du warst doch eben schon so geil darauf mich zu ficken. Also mach schon.“, gab Ruki zurück. „Du wolltest es so haben…“, meinte Wataru und legte sich hinter ihn. Er schob ein Bein zwischen Rukis, damit er gleich besser in ihn eindringen konnte. Seine Hand umfasste Rukis Hüfte fest. Es dauerte nicht lange, bis dieser spüren konnte, wie Wataru sich langsam in ihm versenkte. Beide stöhnten genüsslich. Nachdem er in ihn eingedrungen war, gewährte Wataru ihm keine Zeit sich daran zu gewöhnen. Stattdessen zog er sich fast komplett aus Ruki zurück, sodass dieser nur noch die Spitze von dessen Schwanz in sich spüren konnte und stieß erneut in ihn. Etwas hilflos krallte Ruki seine Finger fester in das Laken. Es tat schon ein wenig weh, doch das Gefühl der Lust überwog bei Weitem. Als wenn Wataru es geahnt hatte, küsste er ihn am Nacken. „Du bist so wunderbar eng…“, hauchte er ihm dann entgegen. „Ich lass mich auch nicht von jedem vögeln.“, erwiderte Ruki. Ihm kam ein heftigeres Stöhnen über die Lippen, als sich Watarus Zähne in seinen Nacken gruben. „Ich fühle mich geehrt.“, antwortete er dann und stieß noch heftiger in ihn. Er ließ Rukis Hüften los und umfasste dessen harte Erregung. Seine Hand bewegte sich im selben schnellen Rhythmus auf und ab, wie er sich immer wieder in ihm versenkte. Das Gefühl der Erregung tief in ihrer Magengegend wurde immer größer. „Ich kann nicht mehr lange…“, japste Ruki. Es wurde langsam wirklich zu viel für ihn. Das erregende Gefühl, das durch die stetige Penetration entstand und nun auch noch die zusätzlichen Sensationen, die Watarus Hand verursachte. Auch diesem schien es ähnlich zu gehen, denn seine Stöße wurden heftiger und unkontrollierter. Als Ruki sich wenig später in Watarus Hand ergoss, kam ihm tatsächlich dessen Name mit rauer Stimme über die Lippen. Das passierte ihm sonst nicht bei einem One Night Stand. Allerdings war Wataru generell anders, als die anderen, mit denen er im Bett gelandet war. Doch da der Orgasmus so heftig über ihn hereinbrach, konnte er seine Gedanken nicht mehr darauf fokussieren. Ihn hatte nur noch das selige Gefühl der Erleichterung im Griff. Wataru spürte wie sich Rukis Muskeln um ihn zusammenzogen. Er stieß noch ein paar Mal in den erschöpften Körper des Jüngeren, dann ergoss auch er sich heftig in ihm. Schweratmend zog er sich aus ihm zurück und ließ sich neben ihm auf die Matratze fallen. „Scheiße, das war gut.“, murmelte er. Ruki drehte sich müde zu ihm um und küsste ihn. „Allerdings.“, meinte er dann. Nachdem Wataru ihn einigermaßen gesäubert hatte, zog er ihn seine Arme und dann die Decke über sie. Ruki kuschelte sich zufrieden an ihn. Auch das war sonst nicht der Fall. Normalerweise ging er kurz ins Bad und verschwand dann. Doch bei Wataru fühlte er sich wohl, obwohl sie sich noch gar nicht lange kannten. Es dauerte nicht lange und er war eingeschlafen. Als Ruki am nächsten Morgen aufwachte, stieg ihm der Geruch von frischem Kaffee in die Nase. Verschlafen richtete er sich auf und rieb sich die Augen. Erst dann bemerkte er, dass Wataru nicht mehr neben ihm lag. Ein Blick auf den Wecker auf dem Nachttisch teilte ihm mit, dass es bereits 11 Uhr war. Zum Glück war heute Samstag und er musste nicht zur Akademie. Dann schlug er die Bettdecke zurück und schlüpfte aus dem Bett. Er fand seine Sachen ordentlich zusammen gelegt auf dem Schreibtischstuhl. Außerdem lagen dort ein schwarzes T-Shirt und ein kleiner Zettel. Ruki musste lächeln als er las, dass Wataru ihm das Shirt herausgelegt hatte. Denn den Morgen auch noch in seinen Sachen von gestern Abend zu verbringen, musste ja nicht unbedingt sein. Ruki zog seine Boxershorts und das Shirt an. Natürlich war ihm Watarus Kleidungsstück zu groß, doch das störte ihn nicht. Er folgte dem Geruch des Kaffees in die Küche. Dort stand Wataru, der auch nur Boxershorts und T-Shirt trug, am Herd und kochte. Er schwenkte gerade die Pfanne mit dem Omelette, als er merkte, dass Ruki hereingekommen war: „Morgen. Gut geschlafen?“ „Sehr gut und du?“, wollte dieser wissen. „Kann nicht klagen. Ich hoffe dir ist Kaffee recht und du hast Hunger.“, meinte Wataru grinsend. „Kaffee ist super und was zu Essen auch.“, erwiderte Ruki. Er setzte sich und goss beiden eine Tasse Kaffee ein. „Sag mal, machst du das für jeden?“ „Nein, normalerweise gibt’s höchstens nen Kaffee. Wenn überhaupt jemand so lange bleiben durfte. Es gibt ja auch Hotels…“, er zuckte mit den Schultern. „Aber ich mag dich und es würde mich freuen, wenn wir das noch mal wiederholen könnten.“ „Das würde mich auch freuen.“, antwortete Ruki. Er sah ihn an und fuhr dann fort: „Oh und eigentlich heiße ich Takanori, aber es ist mit lieber, wenn du mich Ruki nennst.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)