Was sich liebt, dass neckt sich von Lesemaus (Beziehungsstress (endlich geht es weiter nach der langen Pause!!!)) ================================================================================ Kapitel 11: Weihnachtsspecial 2: Der Weihnachtsball --------------------------------------------------- Der Weihnachtsball Die sanften Klänge der Musik lullten mich ein, als mein Tanzpartner mich unauffällig an den Rand der Tanzfläche führte, während wir uns zusammen im Rhythmus der spielenden Noten, die die Instrumente von sich gaben, tanzten. Der Arm um meine Taille drängte mich sanft aber bestimmend an den Körper des Jungen in meinem Alter, den ich nicht erkannte, da er eine weiße Maske auf seinem Gesicht trug, die sein Gesicht vor mir verbarg, obwohl mir seine Augen spitzbübisch entgegen funkelten. Meine Hand lag ruhig in seiner, mit der er unsere Tanzhaltung perfektionierte. Ich war nervös, mein Herz pochte aufgeregt in meiner Brust, aber ich versuchte mir diese Nervosität nicht anmerken zu lassen, was wohl gründlich in die Hose ging, da er mich mit einem wissenden Blick betrachtete, der mich zu durchleuchten schien, als könne er mir jedes Geheimnis entlocken, wenn er mich nur ansah. Konzentriert starrte ich auf seine Brust, damit ich diesen alles dahin schmelzenden Blick nicht ausgesetzt war, der meine unsicheren Schritte noch wackliger werden ließ, als sie es schon waren. Er war ein klasse Tänzer, dass musste ich ihm lassen. Ich hatte mir zwar extra die Mühe gemacht das Tanzen zu erlernen, aber diese Aktion war dann doch eher bei einem halbherzigen Versuch untergegangen seitens meiner besten Freundin Hotaru, obwohl sie sich wirklich bemüht hatte aus mir eine Cinderella zu zaubern. Zu der Zeit war ich aber schon viel zu sehr von der Tatsache abgelenkt, dass mich ein geheimnisvoller junger Mann auf den Ball eingeladen hatte, von dem ich überhaupt noch nicht gehört hatte, denn geschweige ihn denn kannte, glaubte ich zumindest. Geschickt wurde ich in einer letzten Drehung vom Parkett geführt, wofür ich meinem Partner innerlich auf die Schulter klopfte, da ich so den mörderischen Tanzschritten der anderen Pärchen entkam, deren Schritte man manchmal durch eine unerwartete Drehung ausweichen musste, wenn man nicht Gefahr laufen wollte, einen verstauchten Fuß von diesem Abend zu tragen. Einen Arm weiterhin um meine Hüfte legend, führte mich mein geheimnisvoller Tanzpartner aus der Halle hinaus. Je weiter wir kamen, desto leiser wurde die Musik, die Luft frischte auf, die unerträgliche Wärme wich einer angenehmen Kälte, die über meine erhitzte Haut strich. Bevor wir den Saal verließen, fing ich den leicht besorgten Augenschlag meiner besten Freundin auf, die zusammen mit Luca an der Getränke Bar stand, aber ich winkte mit einer leichten Geste ab, was sie wenigstens etwas zu beruhigen schien. Sie hatte dieser Einladung und dem ganzen drum und dran nur skeptisch gegenüber gewirkt, da sie sich einfach Sorgen um mich machte, manchmal kam sie mir dabei vor wie eine Glucke. Mir ging es ja selbst am Anfang auch nicht anders, aber ich hatte von der ersten Berührung seiner Hand an meiner gewusst, dass er mir nichts tun würde und so genoss ich einfach diesen einen Abend, der mir mit ihm blieb. Das Einzige, was mich an dieser ganzen Situation stutzig machte war, dass ich Natsume, mein Teamkollege und Lernpartner, noch kein einziges Mal auf diesem Fest gesehen hatte, obwohl er, da er aus der Gefahrenstufe der Academy stammt und aus der Mittelstufe den höchsten Alice-Rang besaß, nämlich der Special-Stern, eigentlich erwartet wurde. Die ganze Zeit hielt ich schon nach ihm Ausschau, leider erfolglos. Jedoch bekam ich allmählich den Verdacht, aber nur ein klein wenig, dass mein maskierter Partner der verschollene, dickköpfige, Obermacho Natsume war, der sich nur verkleidet hielt, damit er wenigstens etwas Ruhe vor anderen Persönlichkeiten der Academy auf diesem Fest hatte. Leider spiegelte sich das Licht in seinen Augen wider, sodass ich seine genaue Augenfarbe nicht auszumachen vermochte, obwohl ich manchmal ein lebhaftes Funkeln zugeworfen aus roten Rubinen zu bekommen glaubte. Aber wie gesagt: Es war nur eine Vermutung, die ich hoffentlich noch im Laufe des Abends bestätigen konnte. Der Gedanke passte mir zwar nicht, aber auf eine merkwürdige Art und Weise vermisste ich meinen sturen Partner, der keine Gelegenheit ausließ mich in irgendeiner Weise zu ärgern. Ich konnte noch immer nicht glauben, wie das Ganze angefangen hatte. Eigentlich war es ein ganz normaler Morgen in der Alice Academy gewesen… Wenn man denn einen Morgen in der Alice Academy als normal bezeichnen konnte… Flashback Der Weihnachtsmorgen brach an. Genüsslich streckte ich mich in meinem Bett, gerade erst zurückgekehrt aus dem erholsamen Land der Träume, dass mich gestern Abend früher als beabsichtigt gefangen hatte. Es war gerade so mollig warm, die Sonne schien putzmunter durch mein Zimmerfenster direkt auf mein Bett und wärmte mich zusätzlich. Der Wintertag versprach schön zu werden. Noch mit halb geschlossenen Augen tastete ich nach dem Zipfel meiner Bettdecke, nachdem ich durch mein langes Haar gefahren war, damit wenigstens etwas Ordnung darein kam, um diese von mir zu streifen, damit ich aufstehen konnte, würde ich es jetzt nicht tun, würde ich mich einfach faul zurück in die Kissen sinken lassen, so wie ich mich kannte, doch anstatt eine Baumwolldecke in Händen zu halten, prallte meine Hand auf etwas Hartes. Verwirrt machte ich die vom Schlaf noch geröteten Augen auf und besah mir das seltsame Ding, was den Weg in mein Zimmer gefunden hatte. Mit gerunzelter Stirn bemühte ich mich, nach kurzem hin und her, in den Schneidersitz und betrachtete den großen, farblosen Karton, der direkt vor meiner Nase auf meinem Bett abgelegt wurde. Brauchte ich in irgendeiner Weise eine Brille oder was sollte der Mist? Den Karton hätte nicht einmal übersehen können, hätte er auf meinem Schreibtisch gelegen. Auf den ersten Blick schien es ein ganz normaler Karton zu sein, aber weder hatten wir schon Weihnachten, dass war erst heute Abend, noch hatte ich irgendetwas bestellt, weder bei meiner superschlauen Freundin Hotaru, noch etwas aus Central-Town, die Stadt, in der es wirklich alles gab. Es war auch kein Name oder ein Schild zu sehen, dass den Karton auszeichnete. Ich hätte gelogen, wäre ich nicht neugierig, also gab ich meiner Neugier nach, einen Ruck gegen den inneren Schweinehund, da dieser mich deswegen schallt, da gerade diese Neugierde mir immer wieder Schwierigkeiten einheimste, und öffnete behutsam das Packet, schließlich wusste ich ja nicht, ob vielleicht doch irgendetwas Zerbrechliches darin lag und bei meiner Schusseligkeit, die ich manchmal an den Tag legte, konnte man gar nicht vorsichtig genug mit Sachen in meiner Umgebung umgehen. Wenn jemand ein Pechvogel war, dann ich. Leider. Als ich den Deckel auf meine Bettdecke sinken ließ, blieb mir beinahe die Luft weg bei dem Anblick, der sich mir bot. Fein säuberlich verpackt in einer Folie, damit kein Schmutz herankam, lag ein rotes, trägerloses Kleid in dem schlichten Karton, was ganz sicher bis zum Boden reichte, würde ich es ausbreiten. Es war eng geschnitten, würde also meine Figur sehr betonen. Zum Saum hin waren Rüschen in den Stoff eingearbeitet, der den Eindruck erweckte, als würde es sich wellen. Um den Halt dieses Traumes, denn das war das Kleid ungelogen, zu gewährleisten, hatte man in der Rückenpartie einen Reißverschluss eingenäht. Vorsichtig hob ich es aus dem Karton, trat damit vor dem einzigen Spiegel in meinem Zimmer und hielt es vor meinen Körper, um zu sehen ob es mir stand. Zu meinen Haaren passte es allemal, aber ich riss mich von dem Anblick los, schließlich kannte ich den Absender gar nicht. Vielleicht hatte mich dieser ja mit einem anderen Mädchen, welches hier auf dem Gang wohnte, vertauscht, schließlich passierten Irrtümer jeden Tag. Widerwillig verstaute ich es zurück in die Schachtel, in der mir erst jetzt auffiel, dass sich noch zwei andere, kleinere Verpackungen darin befanden. Der Versuchung erfolgreich widerstehend suchte ich nach einem Zettel, der bestimmt irgendwo unter den ganzen Stofflagen verschüttet war. Zufrieden jauchzte ich auf, als ich nach einigem hin und her ein Kärtchen fand. Es war bedruckt, also konnte ich den Versender des Paketes schon mal nicht durch seine Handschrift erkennen, was die Situation ungemein schwieriger gestaltete. Wie sollte ich denjenigen finden, wenn ich nicht den leisesten Anhaltspunkt hatte? In solchen Momenten zog ich meine beste Freundin Hotaru dazu, sie würde einen Rat für mich wissen. Das schrille Klingeln meines Weckers riss mich aus meinen Gedanken und ich machte mich schnell daran mich auf mein Bett zu werfen, über den Nachttisch zu greifen, um einmal kräftig auf den Aus-Knopf zu hauen, bevor noch wegen mir das ganze Haus aufwachte. Seufzend streckte ich mich ein letztes Mal, ehe ich ins Bad huschte, um mich für den Tag fertig zu machen. Eine halbe Stunde später saß ich gemütlich auf meinem Schreibtischstuhl und föhnte meine Haare, die mir wellenartig über die Mitte meines Rückens fielen. Die absenderlose Karte lag auf meinem Schoss und ich grübelte erfolglos über ihren Inhalt, der in schwarzer Tinte verfasst war. „Hier unterm Turme hier wehet kein Wind, hier betet die Mutter und wieget ihr Kind, und hat von der Wiege, zur Krippe ein Band, von Glaube und Hoffnung und Liebe gespannt. Weit über die Meere, die Sehnsucht sie spinnt, dort sitzet Maria und wieget ihr Kind, die Engel, die Hirten, drei König und Stern und Öchslein und Eslein erkennen den Herrn. Wohl über dem Monde und Wolken und Wind, mit Zepter und Krone, steht Jungfrau und Kind. Hier unten ward's Kindlein, am Kreuz ausgespannt, dort oben wiegt's Himmel und Erd auf der Hand. Komm mit, lass uns fliegen, zu Maria geschwind, kommt mit! Und lern biegen dein Knie vor dem Kind, komm mit! Schnür dein Bündlein, schon führet die Hand, Maria dem Kindlein, es segnet das Land.“ Wirklich viel Sinn ergab dieser Fers für mich nicht, aber der Deckname, den derjenige benutzte, fand ich interessant. Oreon. Wie bei einer Katze. Woher er wohl diesen Namen hatte? Aber der Satz auf der Rückseite, der eine Aufforderung nahe kam, verunsicherte mich auf eine Art und Weise, die ich bis dahin noch nicht kannte. Als jüngeres Mädchen hatte ich mich immer gefreut zu irgendwelchen Veranstaltungen eingeladen zu werden, da ich damals von anderen Mitschülern gemieden wurde, als sie herausfanden, keine Ahnung wie sie es mitbekommen hatten, selbst die Lehrer hielten stillschweigen, dass ich neben meinem Selbstschutz-Alice auch noch ein Alice Stehler-Alice besaß, mütterlicherseits vererbt. Ich wurde von allen verstoßen, nur auf meine besten Freunde konnte ich mich verlassen, selbst auf Natsume, auch wenn wir nicht immer mit unseren Meinungen übereinstimmten. Mir wurde Warum ums Herz. Ich hatte ihn völlig falsch eingeschätzt, noch heute tat es mir Leid, dass ich ihn so falsch behandelt hatte, obwohl er es wirklich darauf angelegt hatte, mit seinen ständigen Sticheleien. „Ich erwarte dich.“, murmelte ich vor mich hin, die Zeit völlig vergessend. Also hatte ich in Prinzip keine andere Wahl. „Wer erwartet dich?“, wurde ich angesprochen. Erschrocken fiepte ich auf, riss den Kopf hoch, nur um in das Gesicht von Hotaru zu schauen, die mich neugierig betrachtete mit einem Lächeln auf den Lippen, welches man nur äußerst selten bei ihr zu sehen bekam. „Ho…Hotaru.“, stotterte ich perplex. Ich hatte nicht einmal gehört, wie sie die Zimmertür aufgemacht hatte, wo sie ansonsten doch gar keinen Wert auf Lautlosigkeit legte. Ein leises Glucksen kam über ihre Lippen. „Ich hab dich ja völlig aus der Bahn gebracht.“, schmunzelte sie, wobei ich das vertraute Gefühl der Röte in meinen Wangen spürte. Ich hasste es überrumpelt zu werden, da spielte ich immer gleich ein Glühwürmchen. „Was warst du denn gerade in Gedanken?“, fragte sie mich interessiert, aber ich wunderte mich über den leichten Ton der Hinterhältigkeit in ihrer Stimme, die war fast nie zu hören, es sei denn sie wusste etwas, wovon ich noch nicht mal etwas ahnte. Die Stirn runzelnd sah ich wieder auf die Karte in meinem Schoss. „Ich hab nur über etwas nachgedacht.“, murmelte ich leise, versteckte schnell die Karte hinter meinem Rücken, damit sie sie nicht sah. Ich teilte zwar viele Sachen und Interessen mit meiner Freundin, aber alles musste sie auch nicht wissen, sie selbst verheimlichte ja Dinge vor mir. Das Beste Beispiel war, als sie mir endlich von der Beziehung mit Luca erzählt hatte. Natürlich hatte ich schon vorher gewusst, dass etwas in der Luft bei den beiden lag, aber sie hatte mir erst einen geschlagenen Monaten nach ihrem Zusammenkommen davon erzählt! Und das obwohl ich ihr alles eigentlich sofort erzählte. „Was versteckst du denn da?“ Naja, im Endeffekt war es nicht zu vermeiden, dass sie die Karte gesehen hatte, aber ich versuchte mich trotzdem geschickt aus der Sache zu winden. Momentan widerstrebte es mir einfach ihr davon zu erzählen, dass hatte auch noch Zeit bis heute Nachmittag. „Wolltest du mich zum Frühstück abholen?“, lenkte ich vom Thema ab, erhob mich dabei von meinem Stuhl, um die Karte in meiner Schmuckschatulle zu verstecken, die selbst für sie, tabu war und sie akzeptierte es. Ein weicher Blick traf mich. Vor stolz plusterte sie sich auf. „Natürlich!“, erscholl ihre angenehme Stimme im Raum, die ein wenig von den Wänden widerhallte. „Ohne mich würdest du das Frühstück glatt ausfallen lassen, so lustlos bist du morgens. Also Abmarsch!“, scheuchte sie mich mit einer knappen Handbewegung auf meine Zimmertür. Ihre Stimme ließ keinen Widerspruch zu. Allerdings schnappte ich mir vorher noch ein Haargummi, band meine widerspenstigen Haare zu einem strengen Pferdeschwanz, ehe ich mit ihr mein Zimmer verließ. Da heute Weihnachten war, fiel der Unterricht sehr zum Frust der Lehrer aus. Am Nachmittag würde ein wahres Fest in unserer Schulhalle losgehen: der berühmte Weihnachtsball, der jeden Winter eingeführt wird. Jedes Jahr spektakulärer als der vorherige und ich war schon sehr gespannt, besonders da Hotaru mitgeholfen hatte, das Ganze zu organisieren. Ich hatte mich da strickt raus gehalten, zudem ich auch nicht gefragt wurde. Zur Weihnachtszeit machte sich bei mir immer eine Melancholische Stimmung breit wenn ich daran dachte, dass mein Großvater Zuhause alleine feiern musste, aber mittlerweile hatte ich meinen Willen im Schulrat durchsetzen können, ihm wenigstens regelmäßig Briefe schreiben zu können, die eifrig von ihm beantwortet wurden. Auf dem Gang Richtung Cafeteria herrschte ein Betrieb, der schlimmer war als der Trubel im Einkaufszentrum in Central Town. Überall standen kleine Grüppchen zusammen, die aufgeregt miteinander tuschelten und Hotaru und mir es schwer machten durch die Menge an Schülern zukommen, die die Gänge verstopften. Der Ball war zwar DAS Event des Jahres, aber ich konnte nicht nachvollziehen, warum alle so aufgeregt waren. Es getanzt, gelacht und gegessen werden, mehr nicht. Aber die meisten Mädels machten sich momentan mehr Sorgen darüber, wer ihr Tanzpartner werden sollte, als alles andere, okay, vielleicht noch über ihre Kleider. Es ging mir tierisch auf die Nerven, selbst meine Begleiterin hatte die Nase gerümpft bei deren Gesprächsthemen. War ich froh, wenn das Ganze vorbei war, dann hatten uns die Ferien und anschließend der normale Schulalltag wieder. Meine beste Freundin und ich fielen schon immer aus dem normalen Rahmen, wenn es um irgendwelche Festivitäten oder Veranstaltungen ging. Wir machten nicht so einen Aufstand über unsere Klamotten oder welchen Jungen wir fragen sollten, ob er für den Abend unser Tanzpartner wäre. Das Mädchen typische fehlte bei uns. Bereits als die Cafeteria in Sicht kam, hätte ich innerlich bei dem Gedrängel davor aufstöhnen können. Hatten die ganzen Leute nichts anderes zu tun, als jetzt die Cafeteria zu stürmen, wenn wir in Ruhe frühstücken wollten? Und dabei war es gerade mal halb neun, jeder normale Schüler würde um diese Zeit sonst im Bett liegen. Von weitem sah ich hinter der durchsichtigen Glastür an einem Tisch mir vertraute Gestalten sitzen, die es anscheinend geschafft hatten noch Plätze zu erwischen und sich nun angetan unterhielten und diskutierten. Hotarus Freund Luca, mein Teampartner Natsume, der kleine Yoichi, Klassensprecher Tobita, Lockenkopf Sumire und meine beiden Senseis aus der Sondergruppe Tsubasa sowie Misaki, die auf den ersten Blick abgedreht wirkten, saßen zusammen, friedlich wohl gemerkt. Hätte man mir das noch vor zwei Jahren jemand gesagt, hätte ich denjenigen zur Schulkrankenschwester begleitet, damit sie mal durchcheckte, ob dessen Gehirn noch richtig funktionierte. Tsubasa, der direkt Richtung Eingang schaute, entdeckte uns, winkte uns zu, als Aufforderung uns dazu zu gesellen. Leider leichter gesagt als getan. Ich musste meine Ellbogen benutzen, um mich vorwärts kämpfen zu könne, was nicht selten mit empörtem Aufschrei quittiert wurde, ab und an beschimpfte man mich, aber so etwas übersah ich schon, seit ich auf diese Schule gekommen war. Viele mochten mich nicht, ein Grund davon war, dass ich Natsumes Partnerin war. Die Mädchen waren eifersüchtig, die Jungs wegen Natsumes Stärkegrad abgeschreckt, also hatte ich meine Ruhe, obwohl ich mir manchmal schon eine Person an meiner Seite wünschte, die mehr als nur ein Freund für mich war, aber die gab es nicht. Noch nicht. Es kam mir wie Minuten vor, bis wir endlich in die unmittelbare Nähe unserer Freunde gekommen waren. Ich wollte zu einer fröhlichen, gut aufgelegten Begrüßung ansetzen, den Schein wahren, obwohl tausende Gedanken durch meinen Kopf schossen, mich hoffnungslos in ein Gefühlschaos stürzten, dass ich schon lange nicht mehr verspürt hatte, als ich plötzlich unvermittelt von einem größeren Jungen hart angerempelt wurde, der sich unbedingt an mir vorbei zwängen musste. Ich spürte deutlich den Halt unter meinen Füßen wegrutschen, mein Gleichgewicht verließ mich und fiel Richtung Boden, der mir für meinen Geschmack zu schnell entgegenkam, aber ich konnte ihm auch nicht mehr ausweichen, es wäre ein Wunder gewesen hätte ich bei diesem Stoß noch das Gleichgewicht wieder gefunden. Als ich schon dachte, das Aufkommen auf dem Boden würde verdammt hart werden, wurde ich unerwartet am Oberarm gepackt und mit einer immensen Kraft zurückgezogen, die mich selbst in staunen versetzte, da es höchstens Tsubasa sein konnte, der so viel Kraft aufwenden konnte, zumindest glaubte ich das. Da ich von einer Ecke in die andere manifriert wurde, wusste dabei ganz genau, dass ich mich nicht rechtzeitig fangen würde, vertraute ich darauf, dass derjenige, dessen feingliedrige Hand mich umfasst hielt auch auffangen würde, ansonsten würde ich wohl schmerzhaft auf meinen vier Buchstaben sitzen. Schließlich landete ich an einer breiten, muskulösen Brust, die nichts dem Träumen überließ, halbwegs auf einen Schoss gezehrt mit dem Arm um meinen Bauch, der mich sicher hielt, damit ich nicht runter rutschte, der zuvor noch meinen Oberarm erfasst hatte. Ich spürte die verdächtige Röte in meine Wangen steigen, die Hitze war kaum zu ignorieren, mein Herz wummerte wie ein Presslufthammer in meinem Brustkorb, als ich mit leichtem Entsetzen im Gesicht feststellen musste, dass Tsubasa-sempai direkt vor mir saß, auf der anderen Seite des Tisches, den unsere Freunde in Beschlag genommen hatte. Ursprünglich lag meine Vermutung bei ihm. Ich dachte, er hätte mir aufgeholfen, aber Fehlanzeige. Nur stellte sich jetzt die Frage, wenn er entspannt mir gegenüber saß, den Kopf süffisant grinsend auf seinem Arm abstützte, mir einen vielseitigen Blick zu warf, wer mich denn gerade hier im Arm hielt. Mein Mund wurde ganz trocken, als ich suchend die Reihe meiner Freunde nachging, die einen kurzen Moment zu mir gesehen hatten, bevor sie sich wieder ihren Gesprächen zuwandten, die nach Lauschen meinerseits von den anstehenden Prüfungen nach den Weihnachtsferien quatschten, wenigstens sie machten keinen Wirbel um den Weihnachtsball. Luca…nein. Tobita…nein. Sumire…nein. Yoichi…nein. Misaki…nein. Tsubasa hatte sich schon bestätigt und Hotaru stand noch am Tisch, da sie ja direkt hinter mir hergegangen war. Blieb also nur noch… Ich hielt den Atem an, als ich wie in Zeitlupe meinen Kopf nach hinten über meine Schulter drehte, um meine Vermutung zu bestätigen. Warme rubinrot farbene Augen schauten mir entgegen, die ihren Blick mit meinem zu verschmelzen schienen. Ich konnte ihn nicht lösen, nicht einmal abwenden, als würde mich etwas an diesen Augen fesseln, die mir mit einer Ruhe entgegen sahen, für die ich sie beneidete. Ich war unendlich angespannt, saß wie ein Stock auf seinem Schoss, obwohl ich diese Momente schon öfter mit ihm hatte, wenn auch nur unfreiwillig. Durch die komischsten Aktionen meiner Freunde geriet ich immer in seine Gegenwart, die ich mir in dem Fall nicht ausgesucht hatte, auch wenn ich zugeben musste, dass mir die Nähe nicht unangenehm war. Seit wir uns richtig ausgesprochen hatten, waren wir so etwas, was man wohl als Freunde bezeichnen konnte. Er respektierte mich. Ich respektierte ihn. Aber zuvor war da nur Kleinkrieg gewesen, warum also spielte mein Körper derart verrückt? Ich hatte das Bedürfnis mich gegen ihn zu lehnen, seine Gegenwart zu genießen, den Kopf auszuschalten und mich auf einer Gefühlswelle davon tragen zu lassen. Verbal gab ich mir eine satte Ohrfeige, um wieder in die Realität zurückzukehren. Warum ließ ich mich so leicht einlullen? Sonst bewahrte ich doch auch die Ruhe. Den Kopf über mich selbst schüttelnd, brachte ich Natsume gegenüber ein gepresstes „Danke“ heraus, dann richtete ich meine gesamte Aufmerksamkeit auf die anderen. Ich konnte es mir nicht leisten, dass er jetzt irgendeinen Verdacht schöpfte, nachdem ich solange gegenüber ihm genug Abstand gehalten hatte, dass wir uns nicht zu nahe kamen. Der Arm um meinen Bauch presste mich näher an den Körper hinter mir, als Natsume nach seinem Glas Orangensaft auf den Tisch griff, um einen Schluck zu trinken. Absichtlich, zumindest vermutete ich das scharf, lehnte er sich an mein Ohr vor, um mir etwas zuzuflüstern. „Entspann dich, ich tu dir schon nichts.“, hauchte er in mein empfindliches Ohr, was mich kurz zusammenzucken ließ. Ich wollte ihm etwas entgegnen, mein Selbstbewusstsein zeigen, aber meine Zunge schien verknotet zu sein, sodass sie keinen Satz formen konnte. Verlegen spielte ich mit meinen Haaren, die ich über meine Schulter gelegt hatte. Eine sehr bekannte Reaktion von mir, wenn ich vor Nervosität aus den Nähten platzte. Das Gute: Nur Hotaru kannte diese Reaktion von mir, auch wenn mir Natsumes bohrender Blick im Nacken hartnäckig das Gegenteil behaupten wollte. Ich fing Gesprächsfetzen von den anderen auf, die mich aber nicht reizten, mich in ihre Diskussionen mit einzumischen. Lustlos schenkte ich mir eine heiße Tasse Kakao ein, die, genauso wie die Kanne, mit mehreren Tassen auf dem Tisch in regelmäßigen Abständen verteilt war. Der heiße Dampf stieg in Form von kleinen Wölkchen in die Luft, bevor sie sich auflösten. Vorsichtig pustete ich an dem Getränk, um mir nicht die Zunge zu verbrennen. Der Kakao schmeckte wunderbar schokoladig auf meiner Zunge, wärmte angenehm meinen Magen, bis die Wärme in jede Zelle zu dringen schien. Das anfängliche Kältegefühl, welches meinen Körper erfasst hatte, als ich aus meinem warmen Zimmer hinaus musste, verflüchtigte sich mit jedem Schluck. Meine angespannte Körperhaltung nahm ab. Mit Kakao konnte man bei mir wirklich alles erreichen, zu meinem eigenen Leidwesen, da es immer wieder Freunde von mir gab, die dies gerne ausnutzen, um mich um irgendeinen Gefallen zu bitten. Wäre ich allein, würde ich jetzt wahrscheinlich anfangen vor Behaglichkeit zu Schnurren wie eine Katze. Aber die Realität war oftmals anders und härter, als wir es uns vorstellen konnten. Während des Frühstücks beschäftigte ich mich hauptsächlich mit mir selbst. Hotaru hatte sich auf Lucas Schoss gesetzt, alle Plätze am Tisch waren schon besetzt gewesen, kein Wunder, bei der gefüllten Cafeteria. Lustlos knabberte ich an einem Croissant herum, mir war der Appetit vergangen, wenn ich an den heutigen Nachmittag dachte, der Beginn des Balles behagte mir einfach nicht, zudem ich nicht wusste, ob ich auf die doch sehr dubiose Einladung des Fremden eingehen sollte. Verlangen tat er es von mir, ob ich es im Endeffekt auch tat, blieb bei mir, dass hoffte ich wenigstens. Das Laute Gemurmel in der Halle brachte mich noch um, es verursachte regelrecht pochende Kopfschmerzen, die mich meine Schläfen mit den Fingerspitzen massieren ließen. Erbost, dass lange genug ausgehalten zu haben, stand ich von Natsumes Schoss auf, um die Cafeteria direkt durch den Eingang wieder zu verlassen, jedoch wurde ich von einer packenden Hand, die mein Handgelenk umfasst hielt, daran erfolgreich gehindert. Schweigend zugleich fragend sah ich zu meinem Teampartner, der einen merkwürdigen Ausdruck auf dem Gesicht hatte, irgendetwas schien in seinen Augen regelrecht aufzublitzen. Der Moment gehörte uns, niemand schien uns zu beobachten, als würden wir gar nicht existieren. Er erhob sich ebenfalls und da es immer noch relativ eng im Gang war, stand er direkt vor mir, sein Körper nur ein paar Zentimeter von meinem entfernt. Ich musste den Kopf in den Nacken legen, um ihn ansehen zu können. Irritiert blinzelte ich. Irgendwie war er heute mehr als komisch zu mir, so….Ich wusste auch nicht, welchen Ausdruck ich diesem Verhalten geben sollte. Den Kopf leicht zur Seite geneigt schaute ich ihn neugierig blinzelnd an, was ein leichtes, seltenes Lächeln auf seine schmalen, bestimmt weichen, Lippen zauberte. Unsere Nasenspitzen berührten sich leicht, als er sich zu mir hinunter beugte. Sein warmer Atem strich über meine rosigen Wangen, ließen mich trocken schlucken. Wusste der Kerl eigentlich, was er mit seiner Nähe bei mir auslöste? Ich hoffte nicht. Einerseits hätte ich dann ein Problem, da er mich immer wieder aufs Neue aus der Reserve locken würde, andererseits hätte ich die Hälfte der Mädchen der gesamten Academy gegen mich. Und Zweiteres würde mich durchaus mehr Probleme bereiten als Natsume, den konnte ich ja noch einigermaßen im Griff halten. Diese Gedanken ganz weit in den hintersten Teil meines Kopfes verbannend, konzentrierte ich mich auf den Jungen vor mir, der heute erstaunlich viele Gefühle außer Gleichgültigkeit und Kühle an den Tag legte. Eindringlich wurde ich gemustert, was mir doch unbehaglich war. Ich fühlte mich beinahe wie ein angebotenes Obst, dass von einem Käufer erst untersucht wird, bevor es gekauft wird. „Was?“, fragte ich grummelnd. Ich war ein Mensch und kein Anschauungsobjekt! Außerdem konnte ich besser mit ihm umgehen, wenn er sich gegenüber mir fies benahm. Ein Schmunzeln huschte über seine Lippen, was seinem Aussehen keinen Abbruch tat. Spaßeshalber stupste er meine Nase mit seiner an, ehe er mir federleicht einmal mit seinen Lippen über meine fuhr. Vor Schreck wollte ich zurückweichen, aber ich war mitten in der Bewegung erstarrt. Ich konnte mich nicht bewegen, selbst wenn ich es gewollt hätte. „Viel Spaß heute Nachmittag.“, raunte Natsume mir zu, ehe er sich abrupt abwandte und die Cafeteria mit großen Schritten, die Hände in den Taschen vergraben, verließ. Hilflos starrte ich ihm hinterher, presste meine Hand gegen meine Brust, da es sich anfühlte, als würde mir eine unsichtbare Hand dieses zusammendrücken. Woher wusste er von meiner Verabredung? Weder hatte ich es jemanden weiter erzählt, noch konnte Hotaru die Karte gesehen haben, hatte ich sie doch ganz schnell aus ihrer Reichweite gebracht. Hatte er vielleicht…? Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte Aufgelöst fuhr ich mir durch die Haare, löste behutsam das Gummiband, welches sie geordnet zusammenhielt. Er benahm sich heute wirklich äußerst merkwürdig. Der Ton in seiner Stimme war…Ich vermochte es nicht zu beschreiben. Verheißungsvoll? Mein Blick klebte förmlich an seinem Rücken, ich löste ihn erst, als er um die nächste Kurve des Ganges bog, dann drangen die ganzen Geräusch der Cafeteria wieder auf mich ein, wie eine Welle, die gerade über einen Ertrinkenden zusammenschwappte. Trotzig ballte ich meine Hand zur Faust, als sich ein felsenfester Entschluss in mir breit machte. Ich würde hingehen, ich würde auf jeden Fall hingehen, allein schon um zu erfahren, wer mir diese Einladung mit dem Kleid geschickt hatte. Selbst wenn es sich um Natsume handelte. Die letzten Stunden bis zum großen Fest hatte ich allein in meinem Zimmer verbracht, um Vor- und Nachteile meiner Entscheidung abzuwägen. Meine Freunde hatten es akzeptiert und mir meine Ruhe gelassen, wir hatten uns später verabredet, um gemeinsam auf dem Ball Weihnachtsgeschenke auszutauschen, auch wenn das erst spät abends war. Natsume hatte ich nicht mehr gesehen, anscheinend wollte er, genau wie ich, seine Ruhe haben. Auf dem Ball würden ihn noch genug Mädchen zu einem Tanz belagern, wobei ich wohl erwähnen sollte, dass er mir in dieser Hinsicht wirklich Leid tat, da es sohl jüngere wie auch ältere Mädchen waren, sozusagen aus allen Klassenstufen vertreten. Mit einem Blick auf die Uhr, die meinen lauten Wecker auf meinem kleinen Nachttisch in der Ecke meines Bettes darstellte, steckte ich die letzte lose Strähne meines Haares mit einer mit Perlen besetzten Haarnadel in meine Hochsteckfrisur, an der ich schon eine geschlagene halbe Stunde herumhantierte, damit sie vernünftig saß. Ich musste los, ansonsten würde ich zu spät zu meiner geheimnisvollen Verabredung kommen, die nach meinen Nachforschungen an dem aufgebauten Krippenspiel waren würde, wenn ich die Karte denn richtig entschlüsselt hatte. Die zwei anderen Schachteln in dem Karton entpuppten sich als ein Paar passender roter Schuhe, die sowohl vorne als auch hinten auf waren und mit Riemen gehalten wurden sowie einer Maske, die mit fein geschliffenen Steinen verziert war, die dafür sorgten, dass sie sehr edel wirkte und sich darüber hinaus, in den Deckenlampen wie Regenbogenfarben widerspiegelten. Mit einem Seidenband band ich sie mir um, versteckte dabei durch vereinzelte Strähnen das Band. Mit einem aufmunternden Lächeln bedachte ich mein Spiegelbild, mir selbst Mut zu sprechend, dass schon alles gut wurde, damit ich die Magenschmerzen vertrieb, welche sich schon vor einiger Zeit eingestellt hatten. Es würde schon nicht so schlimm werden, am Ende hatte ich mir völlig umsonst Sorgen gemacht, passen würde es zu mir. Die Zimmertür schloss ich sorgsam hinter mir, bevor noch irgendein Idiot auf die Idee kam, in meinem Zimmer herumschnüffeln zu wollen, dann suchte ich meinen Weg durch die weit verzweigten Gänge der Mittelschule, in die wir umgezogen waren, nachdem wir die Unterstufe beendet hatten. Das Kleid schmiegte sich beinahe perfekt an meine Figur, der Stoff raschelte bei jedem Schritt und das Klackern der Schuhabsätze hallte leise von den Wänden wieder. Ich benutzte extra Gänge, die weniger oft benutzt wurden, ich wollte nicht die Blicke auf mir ertragen, du unweigerlich folgen würden. Selbst nach sechs Jahren akzeptierte man mich nur notgedrungen in der Alice Academy, aber ich hatte mir immerhin durch meine Talente einen Namen gemacht, der dafür sorgte, dass man mich weitestgehend in Ruhe ließ. Die Anderen hatten Angst vor mir, dass ich ihnen ihre Talente stehlen könnte, obwohl ich niemals auf diese beknackte Idee kommen würde, es sei denn, man würde mich reizen oder einen meiner Freunde zu Leibe rücken, dann konnte auch ich unangenehm werden. Von weitem vernahm ich schon die sanft spielende Musik des Balles, die lange in Marmor gehaltene Treppe, kam in Sicht, an deren Ende das Krippenspiel aufgebaut war, indem die drei heiligen Könige Maria und Josef besuchten, um ihnen zur Geburt des Gottes Sohnes Jesus zu gratulieren. Mein Großvater hatte mir diese Geschichte erzählt, als ich noch ganz klein war, gerade einmal vier Jahre alt und hatte es jedes Weihnachten wiederholt. Da ich nun seit sechs Jahren auf der Academy war, erzählte er mir sie über unsere Briefe, die ich jedes Mal aufs Neue mit Begeisterung las, brachten sie mich doch meinem letzten noch lebenden Verwandten nahe, den ich außer meiner Mutter, die weiterhin nach ihrer Flucht aus der Anti-Alice-Organisation verschollen blieb. Natürlich wartete ich auf Neuigkeiten ihrerseits oder dass sie mir mal schrieb, aber bis jetzt blieb mein Warten ohne Erfolg, aber ich gab die Hoffnung nicht auf. Irgendwann würde ich sie wieder sehen! Und da stand er. Ein junger Mann, soweit ich einschätzen konnte, in meinem Alter, lehnte mit in den Hosentaschen vergrabenen Händen am Treppengeländer, beobachtete anscheinend desinteressiert den zweiten Eingang, der in die große Halle führte, durch den sich mehrere Pärchen schlängelten. Am Treppenansatz blieb ich stehen, nahm mir die Zeit, um meinen heutigen Partner für den Abend zu mustern. Ein elegant geschnittener, perlweißer Anzug schmiegte sich an seine große Gestalt mit passenden Schuhen und, wie ich verblüfft erkennen musste, einer gleichfarbigen Maske, die die Hälfte seines Gesichtes verdeckte. Er war gut einen Kopf größer als ich, kinnlange dunkle Haare umrahmten sein Gesicht, gaben ihm etwas verruchtes, einen guten Kontrast zu seinem Anzug. Er sah unbeschreiblich gut aus, gegenüber ihm fühlte ich mich beinahe wie ein Mauerblümchen. Noch einmal tief einatmend, legte ich meine rechte Hand auf das Treppengeländer, um einen zusätzlichen Halt zu haben, falls ich durch das lange Kleid in irgendeiner Weise stolpern sollte. Bedacht und vorsichtig, dass Kleid mit der anderen Hand hochhaltend, um der Stolpergefahr etwas vorzubeugen, schritt ich die Stufen hinunter. Erst bei der vorletzten traute ich mich meinen Blick zu haben, da ich nicht mehr Gefahr lief durch einen Fehltritt die halbe Treppe hinunter zu fallen. Angenehm überrascht schaute ich auf eine dargebotene Hand, die meiner Begleitung gehörte. Mein Bauch flatterte aufgeregt wie ein kleiner Schwarm Schmetterlinge, die ihre Flügel ausbreiteten. Zögern legte ich meine Hand in seine dargebotene, die meine warm umschloss, allerdings war ich mehr als irritiert, als mein Handrücken an seine Lippen geführt wurde. Küssend hauchte er mir einen Schmetterlingskuss auf eben diesen, wodurch meine Haut an der Stelle aufregend prickelte. Seine schönen Augen, dessen Farbe ich durch die Lichtreflexionen nicht genau bestimmen konnte, funkelten mich an, ließen nicht zu, dass ich meine Seelenspiegel von seinen abwandte. Im Gegenteil: Sie schienen mich zu fesseln, sich mit meinen zu umschlingen und nie wieder zuzulassen, dass ich mich von ihm befreite. Dieser Moment gehörte uns allein, ich wusste, dass er irgendwann vorbei sein würde, aber ich würde trotzdem nicht zulassen, dass er mir vermiest wurde. Ich hielt meinen Mund, wartete darauf, dass er irgendetwas sagen oder tun würde, konnte es dabei nicht lassen, meiner Hand, die er eben noch verwöhnt hatte, mit seiner zu verschränken wie einer Art Reflex oder zwang, als müsste ich das tun, als würde mich etwas in meinem Inneren dazu zwingen, auf ihn zu reagieren. Ich würde hilflos in diesem Mann versinken und alleine nie mehr an die Oberfläche tauchen. „Guten Abend die Dame.“, ertönte eine Stimme, die ich so noch nie zuvor gehört hatte. Ein heißer Schauer ran mir über den teilweise freien Rücken, der dafür sorgte, dass sich die feinen Härchen aufstellten. Die Stimme schien wie flüssiges Gold. Sie vereinte Charme, Amüsement, Anmut und Perfektion in ihr, was ich nie für möglich gehalten hatte. Ich vergaß beinahe das Atmen, so sprachlos war ich. Mehr als ein sanftes, schmales Lächeln brachte ich nicht hervor, so um den Finger gewickelt war ich, was mir bis dahin noch nie passiert war, überhaupt nicht! Es wurde erwidert. „Danke schön, dass Ihr meiner Einladung nachgekommen seit. Wenn ich bemerken darf: Ihr seht wundervoll in dem Kleid aus und die Maske betont hervorragend Euren einzigartigen Charme. Dezent, aber doch exotisch auf seine ganz spezielle Art.“ Angestrengt versuchte ich meine Gesichtszüge zu kontrollieren. Mein Gott!, stöhnte ich gedanklich. Dieser Mann konnte vielleicht Komplimente machen und dabei klang er weder gekünstelt noch einstudiert. Das ich Ampel spielte musste ich wohl nicht betonen. Um nicht unhöflich zu erscheinen, drängte ich die Verblüffung in den hintersten Teil meines Gedächtnisses, um das Gespräch zu erwidern, auch wenn ich mich dabei wie ein Bauerntrampel fühlte, der vor einem Prinzen stand, der wiederum sich dazu herabließ, dem Trampel ein paar Worte zu entgegnen. „Vielen Dank für Ihre Einladung und das Kompliment kann ich nur zurückgeben.“, schmunzelte ich leicht. Eine Erwiderung traf mich, ehe mir auffordernd ein Arm, in angewinkelter Haltung, entgegen gestreckt wurde. Diese Aufforderung wahrnehmend hakte ich mich bei ihm ein, achtete jedoch darauf genügend Abstand zu ihm zu halten, damit sich unsere Körper nicht berührten, ich wollte keinen falschen Eindruck erwecken, zudem ich nicht einmal kannte, obwohl ich das Gefühl hatte ihn zu kennen, nur woher wusste ich nicht. Dann führte er mich in die Halle, die in den verschiedensten Farben prachtvoll erstrahlte, besonders in traditionellen Grün- und Rottönen. Girlanden in Kombination mit Lichterketten zierten die Wände und Steinsäulen. Weihnachtssterne hingen von der Decke, repräsentierten Wünsche der Schüler der Academy. Das Buffet war auf der linken Seite aufgebaut, gedeckt mit den herrlichsten Gerichten, die ich bis dahin gesehen hatte, Weihnachtsessen fehlte da nicht. In der Mitte sah ich mehrere Pärchen miteinander tanzen, eine größere Menge von Schülern und Lehrern drum herum, also die Tanzfläche. Im ganzen Saal standen kleinere Gruppen zusammen, die sich angetan miteinander unterhielten, manche einzelne Person schlenderte von Grüppchen zu Grüppchen, um wie es aussah den neuesten Tratsch auszutauschen. Der gigantische Weihnachtsbaum schmückte eine Ecke der Halle, verbreitete mit seinen tausend Lichtern eine ruhige, besinnliche Atmosphäre. Selbst der große Alice-Baum hatte seinen Stammplatz mittig, an dem traditionell die Wünsche der Schüler in Form von Wunschkarten abends aufgehängt wurden. Vereinzelt erkannte ich in den Massen der Leute bekannte Gesichter aus meiner Klasse, der Sonderklasse und dem Lehrerkollegium, von denen uns die meisten unterrichteten, allerdings war ich verwundert, dass es kaum jemand außer meiner Begleitung und mir Masken trugen, also hatte dies meine Begleitung extra eingefädelt. Aber wieso? Noch niemand hatte mich zu so einem Anlass eingeladen, ich war immer allein gekommen. Es war eine neue Erfahrung auf die ich mich jetzt schon freute. Der junge Mann an meiner Seite führte mich zur Getränkebar, wo mir ein Glas Bowle gereicht wurde, die genau nach meinem Geschmack war: Erdeerbowle. Beiläufig, um Zeit zu schinden, strich ich eine Strähne meines Haares aus dem Gesicht, die sich schon aus meiner Hochsteckfrisur gelöst hatte. Das Spiel konnte beginnen! Flashback Ende Der Abend war kühl, aber nicht so, dass man bitterlich fror, im Gegenteil: Es war angenehm. Meine Haut war vom Tanz noch so erhitzt, dass mir ein paar Minuten frische Luft gut tun würden, ich überließ die Entscheidung da ganz meinem Partner. Auf dem Balkon inklusiver Terrasse waren wir alleine. Die fröhliche Musik drang durch die offenen Terrassentüren, die weit geöffnet waren und Glas bekleideten, welches keinen einzigen Makel aufzuweisen schien. Ein feiner Schweißfilm lag auf meiner Haut, kam zu bemerken, bei der Konfrontation mit der Außentemperatur stellten sich die feinen Härchen auf ihr auf, hauptsächlich auf meinen Armen. Ich stützte mich mit beiden Händen auf dem Geländer ab, sah über den großen Garten, der momentan nur durch schemenhafte dunkle Schatten zu erkennen war, da es Nacht war, besser gesagt später Abend und nichts ließ darauf schließen, dass das Fest in nächster Zeit zu Ende sein würde. Wahrscheinlich würde es die ganze Nacht gehen und ich würde mich Morgen früh bestimmt köstlich über die nicht ausgeschlafenen Gesichter meiner Freunde amüsieren, denn für mich stand vorher schon fest, dass ich nicht länger als Mitternacht bleiben würde. Die Präsens hinter mir bestätigte mein Gefühl, dass Oreon, so hatte er sich zumindest mir gegenüber vorgestellt, anstatt neben mir hinter mir stehen geblieben war. Ich spürte seine Blicke im Nacken, die mir im Gegensatz zum Anfang des Abends kaum noch unangenehm waren. Auch hatten wir viele Gemeinsamkeiten: z.B. schwiegen wir gerne, beobachteten die Menge um uns herum oder scannten einander ab wie Röntgenstrahlen. Noch immer hatte ich das Gefühl Oreon zu kennen, aber mir wollte partout nicht einfallen woher. Erst hatte ich geglaubt es wäre Natsume, da er dem ganzen Abend schon fern blieb, aber das war Unsinn. Warum sollte er gerade mich zum Ball einladen, wenn er jedes Mädchen der Schule haben konnte? Den kleinen, aber fiesen Stich in meinem Inneren ignorierte ich gewissentlich. Der Mond schien am wolkenlosen Himmel. Wann wir wohl den ersten Schnee des Jahres bekommen würden? Momentan sah es eher so aus, als würde uns das noch eine Weile verwehrt bleiben. Eigentlich wäre diese Situation perfekt!, dachte ich melancholisch, wenn nicht mein Herz schon einer anderen Person gehören würde. Ein Mädchen und ein Junge allein auf einer mondbeschienenen Terrasse, eng aneinander geschmiegt. Lautlos seufzte ich. Es hatte ja doch keinen Sinn, obwohl ich Oreon dankbar dafür war. Der Tag war wunderschön gewesen, der erste seit langem in meinem Leben. Meinen ganzen Mut zusammennehmend ihm das auch zu sagen, drehte ich mich ihm zu, lehnte jedoch als kleine Stütze an dem Geländer, da mir die Beine schon wacklig wurden, wenn ich den jungen Mann vor mir nur ansehen musste. Kurz haderte ich mit mir, befeuchtete meine spröden Lippen mit der Zungenspitze. Ich verfluchte mich dafür, bei jeder Kleinigkeit nervös zu werden, wobei es mir schon öfter aufgefallen war, dass es die Leute vom männlichen Geschlecht waren, die Freunde von mir waren. Luca könnte ich mir niemals als meinen Freund vorstellen, ich liebte ihn wie einen Bruder. Narumi-Sensei war wie ein Vater für mich, den ich nie gehabt hatte. Nur einer tanzte wie üblich aus der Reihe: Natsume Hyuga. In der Grundschule hatte ich ihn als guten Freund gewonnen, mehr ließ er nicht zu, aber seit Anfang der Mittelschule hatte sich etwas in mir verändert und ich hatte Angst davor. Angst, dass sich etwas an unserer Beziehung ändern könnte. Angst, DASS sich etwas zwischen uns änderte. Ich wollte ihn nicht verlieren. Schon komisch, wenn man bedachte, dass wir uns in der Grundschule nicht ausstehen konnten, hatten wir doch mittlerweile ein ganz normales Verhältnis, wenn man die ständigen Neckereien außen vor ließ. Aber zurück in die Realität, schließlich musste ich mich noch bedanken, dass gehörte sich einfach so. „Danke.“, brachte ich zittrig über die Lippen, schalt mich selbst einen Dummkopf, dass ich vor Nervosität beinahe kein Wort herausbrachte. „Es war ein schöner Abend. Ich hatte schon lange keinen solchen Spaß mehr, aber bevor wir heute Nacht auseinander gehen möchte ich dir eine Frage stellen. Erlaubst du?“, fragte ich tief Luft holend. Ein zustimmendes Nicken wurde mir entgegnet. „Natürlich kann es sein das ich mich irre, aber ich habe schon den ganzen Abend das Gefühl, dass ich dich irgendwoher kenne. Ich habe eine Vermutung und sei mir bitte nicht böse, wenn es doch nicht so sein sollte. Bist du…Natsume?“ Mein Gegenüber fixierte mich, ich tat es ihm gleich. Sah ihm ruhig, soweit ich dies denn sein konnte, ins Gesicht, versuchte zu definieren, ob er sauer auf mich war, da ich ihm nach einen anderen Jungen fragte oder andere Regungen da waren. Undurchdringlich wie der Mond war seine Gesichtsmimik, hätte ich es nicht selbst gesehen, hätte ich vermutet, dass er sie perfekt unter Kontrolle hätte, so als würde er das öfters müssen. Wieder ein Markenzeichen von Natsume. „Wärst du enttäuscht, wenn ich verneinen würde?“ Ich musste Lächeln, natürlich nicht, warum sollte ich auch? „Nein, aber die Vermutung liegt nahe, dass du er bist.“, belehrte ich ihn. Er legte den Kopf schräg, also erwartete er eine Antwort. Etwas hilflos zuckte ich mit den Schultern. „Du hast viel gemeinsam mit ihm. Er ist auch eher der stille Typ, achtet auf seine Umgebung, macht um alles ein Geheimnis, um seine Freunde zu beschützen, sagt nichts, wenn er einmal Hilfe braucht und…“, ich musste unterbrechen um meine Gedanken zu ordnen. Was sollte ich jetzt sagen? Es gab so vieles zu besprechen. So vieles was endlich raus musste, was schon längst einmal hätte gesagt werden müssen. „Was und?“, fragte Oreon hartnäckig weiter, beugte sich zu mir herunter, sodass ich fast versuchte mit dem steinernen Geländer hinter mir zu verschmelzen. Diese ungeahnte Nähe brachte mich aus dem Ruder, da ich so selbstverständlich auf sie reagierte, dass selbst ich vor mir selbst Angst bekam. Mein Herz fing genau wie vorhin an in meinem Brustkorb zu wummern, hörte das jemals auf? „Und ich…“, mein angefangener Satz wurde von zwei weichen, rosanen Lippen unterbrochen, die sich wie geschaffen an meine drückten und so meinen angefangenen Satz verhinderten, der mir schon auf der Zunge lag. Ich verharrte in meiner Position, vollkommen zu einer Statue erstarrt, weil ich damit am wenigsten gerechnet hatte. Warum küsste Oreon mich, wenn ich noch nicht einmal dazu gekommen war den Satz, der schwer auf meiner Seele lastete, auszusprechen? Mein Verstand zischte mich an, mich nicht so gehen zu lassen, aber mein Herz beschwor mich, mich nicht von ihm zu lösen, dass es jetzt das Falscheste war, was ich machen konnte. Meine Augen waren weit aufgerissen, ich sah direkt in seine, die einen neckenden Ausdruck inne hatten, der mich noch mehr verwirrte, als ich es ohnehin schon war. Gespannt hielt ich die Luft an, befürchtete beim Einatmen, dass Oreon verschwinden könnte, sich wie Nebel in der Luft auflöste. Dieser zugegeben schöner Moment schien Ewigkeiten anzudauern, aber wie alles verging leider auch dieser. Meine Lippen fühlten sich betäubt an, nachdem er sich von mir gelöst hatte. Ich hatte den Anstand rot zu werden, während Oreon sich an mich drängte, die Hände zu beiden Seiten neben mir auf das Terrassengeländer stützte. Ich war zwischen ihm und dem Geländer gefangen und hatte keine Kraft auszubrechen. In meinem Kopf drehte sich alles, der wenige Alkohol stieg mir verdächtig warm in die Schläfen. Das nächste Mal sollte ich auf jeden Fall weniger Bowle trinken, obwohl ich mich im gesunden Rahmen hielt, ich vertrug einfach nichts. Oreon hatte wesentlich mehr intus, aber er schwankte kein bisschen! Nicht ein einziges Zeichen sprach von irgendwelchen Nebenwirkungen, selbst seine Stimme lallte nicht. „Was wolltest du sagen, bevor ich dich unterbrochen habe?“, fragte er mich frontal mit seiner charmantesten Art, die mich leidend seufzen ließ, wenn er so weiter machte, verlor ich noch meinen Verstand, der in seiner Gegenwart sowieso schon auf Durchzug geschaltet hatte. „Du weißt wovon ich rede.“, beschwor ich ihn. Er sollte dieses verdammte Katz-und-Maus-Spiel endlich lassen, ich hatte ihn enttarnt. „Lass die Spielchen oder ich zieh dir die Maske vom Gesicht.“, warnte ich grummelnd, griff zur Bestätigung an das Band, welches die Maske an seinem Hinterkopf fixierte. Er würde es nicht riskieren, dass ich ihm diese vom Gesicht riss. Sollte das eines der aufgetakelten Mädchen, die den ganzen Abend schon nach ihm suchten, durch die Fensterfront auffallen und ihn dann erkennen, würde es sich innerhalb von Minuten verbreiten und er würde den Rest des Abends von ihnen belagert werden. Natürlich gefiel mir der Gedanke nicht sonderlich, aber er sollte nicht denken ich wäre zu feige diese Sache durchzuziehen, dafür war ich Manns oder besser gesagt Frau genug und es befriedigte mich zu wissen, dass er dies auch wusste. Im Gegenzug griff er mir in die hochgesteckten Haare, durch denen sich das Band wandt, welches meine eigene Maske hielt und ich musste mich ihm beugen, als er sie schmerzhaft nach hinten in den Nacken zog. Sein stechender Blick durchbohrte mich förmlich, als wenn er sagen wollte: Versuch es gar nicht erst, du kannst nicht gewinnen! „Das würdest du nicht wagen!“, knurrte er mich leise an, dass ich schon Probleme hatte ihn zu verstehen. Trotzig presste ich die Lippen zusammen und warf ihm einen herausfordernden Blick zu Er müsste eigentlich wissen, DASS ich zu so etwas fähig war. „Würde ich.“, entgegnete ich selbstbewusst. „Genau wie du es wagen würdest dich als eine andere Person auszugeben, um mit mir auszugehen. Natsume!“, seinen Namen spie ich ihm wütend entgegen. Ich fühlte mich ausgenutzt, schmutzig. Ich war nur das Mittel zum Zweck gewesen, damit er einen Abend seinem Rang entgehen konnte, in den er gezwungen worden war. Das er sich den nicht ausgesucht hatte, dass hatte er mir schon vor Jahren erzählt, auch wenn die Special-Class viele Vorteile bot, war sie dafür doch umso gefährlicher, wie ich schon im jungen Alter erfahren musste, als ich in viele Abenteuer in der Grundschule geraten war. Ein verärgertes Funkeln trat in seine Rubine, automatisch schienen sie sich zu verdunkeln, was sie nur noch faszinierender wirken ließ. Was genau war sein Problem? Schämte er sich jetzt in der Öffentlichkeit für mich, weil ich seine Partnerin war, die er damals nicht ganz freiwillig an seine Seite gestellt bekommen hatte? Dieser Gedanke, wenn er sich denn bewahrheiten sollte, machte mich rasend, insbesondere weil wir uns doch mittlerweile gut verstanden, so wie Freunde halt, obwohl ich mir selbst eingestehen musste, was mir innerlich doch nicht behagte, mich in diesen sturen, egoistischen Idioten verliebt zu haben, obwohl er ein Gefühlsspektrum eines Gefrierschrankes aufwies, aber na ja. Ich konnte seine Wut förmlich spüren, ich konnte wohl von Glück sprechen, dass er nicht beschloss wie eine Fackel Feuer zu fangen, dann hätte ich eindeutig ein Problem, wenn ich nicht mein Selbstschutz-Alice einsetzte. Ich wollte Antworten, und zwar jetzt! „Warum die Verkleidung?“, fragte ich leise gereizt, die Antwort würde mir bestimmt alles andere als gefallen. Leicht rückte er von mir ab, ein eindeutiges Zeichen dafür, dass er nun wieder mit sich reden ließ, auch wenn er dies nur widerwillig tat. Ganz ehrlich: Mit der Meinung stand er nicht alleine da, wirklich nicht. Seine Stirn zog sich kraus, er war wirklich am nachdenken. Die Lippen schürzend, hielten meine Augen seine gefangen, damit er gar nicht erst auf die Idee kam, irgendeiner Ausrede zu erfinden mit der er sich aus der Affäre zog. „Ich wollte einen ruhigen Abend mit dir verbringen, ohne einer Meute aufdringlicher Mädchen. Das konnte ich nur, wenn ich mich als jemand anderen ausgab, ansonsten hätten wir keine einzige ruhige Minute gehabt.“, gab er zu und ich wusste wie schwer es für ihn war, mit Gefühlen hatte er es immer schwer. „Und warum wolltest du gerade mit mir ausgehen?“, diese Frage konnte ich mir nicht verkneifen, aber ich wollte zu gerne den Grund erfahren, er hatte jedes andere Mädchen haben können, warum gerade mich? Er zögerte merklich, er war nie ein Mann großer Worte gewesen, aber sonst machte er auch keinen Hehl darauß den Leuten die Meinung zu geigen. Ein abwesender Ausdruck trat in seine starken Augen und ich musste der Versuchung widerstehen, seine Wange mit meiner Hand zu berühren, damit er aus seiner Gedankenwelt wieder in die Realität kam. „Ich habe etwas für dich übrig.“, ertönte seine leise Stimme, die ich kaum verstanden hätte, hätte ich nicht genau hingehört, dicht an meinem Ohr. Es war eine Anspielung auf etwas, was ich tief in meinem herzen ersehnte, aber bis jetzt nicht geglaubt hatte, dass sich dies irgendwann als die Realität entpuppen würde. „Was hast du für mich übrig?“, entgegnete ich ihm genauso leise, wie er zuvor. Ich hielt den Atem an, wartete gespannt, aber mit finsterer Angst in meinem Herzen, die es wie eine kalte Hand zuzudrücken schien, sodass mir das Atmen erschwert wurde, auf seine Antwort. Mir bedeutete er viel, sehr viel, aber was bedeutete ich ihm? Nur weil er etwas für mich übrig hatte, heiß das noch lange nicht, dass es das war, was ich mir sehnlichst wünschte. Ich schluckte angestrengt, Natsume lehnte sich soweit vor, dass sich unsere Nasenspitzen berührten, was mir einen Gänsehaut verursachenden Schauer über den Rücken jagte, der wie ein Echo in meinem Körper widerhallte. „Willst du das wirklich wissen?“ Paralysiert nickte ich, entließ das Maskenband aus meiner Haut, welches ich schon völlig aus meinem Gedächtnis verbannt hatte, es zählte nur noch er und als er den letzten Abstand wiederholend überbrückte, um mich in einen Kuss zu verwickeln, hatte ich meine Antwort und sie war schöner, als ich sie mir je hätte vorstellen können. Ende So^^ Das war es auch schon wieder von meiner Seite, hoffe euch hat auch das zweite Weihnachtsspecial gefallen, welches ich für meine besten Freundinnen geschrieben habe^^ Da ich momentan trotz Ferien mächtig viel um die Ohren habe, wird das nächste Kapi noch etwas auf sich warten lassen, ich muss noch einiges Regeln und wieder ins Lot bringen^^ Ich wünsche euch nachträglich ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2010!!!^^ Lesemaus Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)