higher, higher, higher to a desperate desire von Parotlett ================================================================================ Kapitel 12: teil 12 ------------------- Oh Gott... Raphael küsste ihn! Was sollte er tun? Ihn wegstoßen? Mitmachen? Er öffnete beinah unbewusst die Lippen und dann war da Raphaels Zunge, die sanft an die seine stupste. Mikas Gedanken rasten, doch dann schob er sie energisch weg. Warum nicht? Was sprach dagegen sich etwas Zärtlichkeit zu gönnen? Genau genommen überhaupt nichts und er vertraute Raphael soweit, dass dieser das nicht weiter erzählen würde. Sanft schmiegte er sich in Raphaels Arme, genoss die Wärme, die nun in seinem Körper prickelte und das weiche Gefühl der Lippen auf seinen. Mutiger werdend erwiderte er den Kuss und so, halb unter dem Fell verkrochen und wunderbar mit sich selbst beschäftigt hatten sie den alten Kutscher ganz vergessen. Dementsprechend zuckten sie zusammen, als der Mann sich dezent räusperte. „T’schuldigung die Herren? Aber wir sind da.“, raunzte er mit kratziger Stimme, denn es war kalt und auch er wollte Heim. Während Raphael ihn noch einen Moment verwundert an sah, war der Rotschopf schon aus der Kutsche gehüpft. Das er von einem mickrigen Menschen dabei gesehen worden war, wie er Raphael küsste, war ihm schon peinlich. Klar, es war nur ein mickriges Menschlein, der sicher eh bald die Radieschen von unten betrachten würde und es war ja nicht so, das er nicht alles schon gesehen hätte. Oh ja, es gab Dinge, die nach einer Schlacht geschahen, die niemals jemand ansprach. Die Männer taten Dinge im Blutrausch, die sie später bis aufs Blut leugneten. Er hatte selbst schon den Drang gespürt, wenn es nichts mehr zum töten gab. Hatte es aber immer unterdrückt, sich nicht gehen lassen. Und jetzt sah ihn ein gottverdammter Mensch, wie er… Seine Wangen glühten und er zog den Schaal noch etwas höher, bevor Raphael ihn damit aufziehen konnte. Er achtete nicht auf das Gemurmel, als der Blonde ihren Fahrer bezahlte und ihn fort schickte, stapfte durch den Schnee, der unter seinen Sohlen knarzte. Es war schon eine seltsame Sache mit dem weißen Zeug. Im Prinzip war es nur gefrorenes Wasser, aber doch irgendwie anders. Man konnte dem flüssigen Element eben einfach nicht richtig trauen, und wenn das gefrorene Zeug noch so schön funkelte. Es brauchte nur ein bisschen wärme, wenn er die Temperatur nur etwas höher drehte, wurde das scheinbar feste zeug wieder zu einer Pfütze. „Hey Mika, warte doch!“, riss Raphael ihn aus seinen Grübeleien, stapfte ihm hinterher. „Wo willst du den noch hin? Die Haustür ist hier drüben und den Schlüssel hab ich auch. Ist alles Ok mit dir?“ Raphael strahlte ihn an, und Michael beeilte sich zu nicken. Der Windige kicherte ein bisschen, als er den Schüssel ins Schloss zu schieben versuchte. „Mist, verfluchter! Ist zugefroren… Mika, könntest du..?“ Wortlos zupfte der Feuerengel sich den Handschuh ab, legte die Fingerspitze an das kalte Metall und konzentrierte sich. Er Bündelte die Energie in seinem Körper leitete sie aus seinem glühenden Inneren durch seine Venen und Arterien den Arm entlang und dann nur eine kleine Menge durch den Zeigefinger in das Metall, das zischte, als das Eis in den Rillen und Fugen verdampfte. „Danke“, trällerte der Blonde, schloss nun endlich auf und stieß die Tür auf. Schon war der Kleine rein gewuselt und schmiss seine Klamotten von sich, die mit einem feuchten Klatschen auf dem Boden landeten. Als nächstes ertönte ein ‚Klonk, Klong’, als der Rotschopf einige Holzscheite in die noch glimmende Feuerstelle des Kamins schmiss, die Flammen an stachelte, sie auflodern ließ. Schnell füllten sich die Zimmer mit wohltuender wärme. Mit hochgezogener Augenbraue und einem schiefen grinsen hatte der Blonde zu geschaut. Mika konnte ganz schön fix sein, wenn er es warm haben wollte. Und auch wenn er die feuchten Sachen auf seinem Fußboden noch so böse an schaute, von allein würden sie sich nicht weg räumen. Vielleicht, wenn er lang genug wartete, bekamen die Sachen irgendwann Beine und räumten sich selbst weg? Aber da würde er wohl lange warten müssen, also machte er lieber selbst Ordnung. Als alles zu seiner Zufriedenheit beräumt war, ließ er sich zu seinem plötzlich sehr schweigsamen Freund auf den Kaminvorleger sinken. Die wärme floss angenehm über sein Gesicht und wie zufällig legte er seine Hand auf Michaels. Der schmächtige Engel reagierte nicht, zog seine Hand aber auch nicht weg. Ein gutes Zeichen? Der Feuerengel neben ihm zeigte nichts, aber in ihm kribbelte es, er war, kaum zu glauben aber wahr, schon aufgeregt. So viele Jahre hatte er niemand an sich heran gelassen, dass sein innerstes erstarrt war. Und dieser windige Frauenheld brachte alles in ihm wieder in Bewegung, weckte wieder Gefühle in seinem Inneren. Aber was tun? Das passte nicht zu ihm! Sollte er den Kuss auf den Glühwein schieben? Ja. Ja, das klang gut! Und wenn er nur lang genug darauf beharrte, würde er es am Ende selbst glauben, was das ganze zu einer Wahrheit machen würde. Er zuckte leicht zusammen, als sich Raphaels Hand um seine schloss. Sie war noch kühl, fast kalt, aber der Glanz in den blauen Augen war warm. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er noch einmal, und Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. Der Rotschopf nickte eilig, aber Raphael musterte seinen angespannten Körper. „Nervös? Hat es dich so geschockt?“ Mika errötete nicht, aber er antwortete auch nicht gleich. "Ich hab nichts dergleichen... " "...gesagt, schon klar." grinste Raphael, "Aber das hab ich auch nicht gemeint. Magst du es?" "...weiß nicht." Mika stellte sich stur. Raphael zog seine Hand zurück. Er wollte ihn nicht zu etwas drängen. Mika sah auf die Flammen und spielte mit ihnen. Raphael sah zu, wie der Rotschopf achtlos ins Herz der Flammen griff und die Holzscheite neu und effektiver ordnete. "Ich fand das schon immer faszinierend, wie du mit dem Feuer spielst." „Nun, das ist mein Job, nicht war." grinste er. "Stimmt, in einer Eiszeit wärest du arbeitslos." Raphael lachte und strich Mika über den Rücken, der erst schmunzelte, und dann in sein lachen einfiel, sich dann Vertrauensvoll an ihn lehnte. Er seufzte tief, schloss die Augen. So, vor dem Kamin mit Raphael zusammen, mit der Wärme eines Feuers auf der Haut, fühlte er sich wohl. Sein Atem wurde tiefer, regelmäßiger und fast wäre er eingenickt. Er schlug die Augen schnell auf, als Raphael den Arm um ihn gelegt hatte und leicht anstupste. „Hmm?“ fragend sah er zu ihm auf. Er blinzelte schläfrig und Raphael hatte Gelegenheit, diese faszinierenden, goldenen Augen näher zu betrachten, ohne die Härte, die sonst immer aus seinem Blick sprach. In seinem Bauch kribbelte es und kurz dachte er an die kitschige Vorstellung von Schmetterlingen, die in seinem Bauch umher flatterten. „Bist du müde?“ „Hm… ein wenig.“ Seine Aussage wurde von einem katzenhaften Gähnen unterstrichen Raphael konnte nicht widerstehen, er küsste ihn auf die Nasenspitze. „Du solltest schon mal ins Bett gehen. Ich komme auch gleich nach.“ Mika wollte widersprechen, niemand hatte ihm zu sagen, wann er schlafen gehen sollte, und wann nicht! Aber er ließ es doch bleiben, so wirklich war ihm nicht nach rum stänkern. Er rappelte sich auf, wäre fast über seine eigenen Füße gestolpert und schlich ins Badezimmer und dann ab ins Bett. Raphael hatte der Vorstellung zugeschaut und leicht geschmunzelt. Die Seite, die er in diesem kleinen Urlaub an seinem Freund entdeckt hatte, gefiel ihm. Es war etwas, was er schon immer an ihm vermutet hatte, aber zu Hause nie hatte beobachten können. Nachdem Michael genug Zeit gehabt hatte, sich um zu ziehen und ins Bett zu kriechen, erhob auch er sich seufzend, warf noch ein paar Scheite ins Feuer. Immerhin sollte es morgen früh schön warm sein. Er streckte sich und schlurfte ins Bad. Als er sich die Zähne putzte (wer gut putzt braucht den Zahnarzt nicht fürchten!) überlegte er gerade, ob er es nicht noch einmal bei Mika versuchen sollte. Zumindest ein wenig kuscheln und küssen. Das konnte ja nicht schaden. Im Schlafzimmer lugte wirklich schon ein roter Schopf unter der Decke hervor, ein Haufen Kleider lag in einer Ecke. Geistesabwesend streifte auch er sich seine Sachen ab, schlüpfte in seinen Pyjama (mit Monogram auf der Brust) und steckte dann auch seine Füße unter die Bettdecke. Eine weile blieb es still, dann: „Mika, hast du noch deine Socken an?“ Der Rotschopf drehte sich um. „Ja, und? Mir war kalt!“ Er sagte es voller Nachdruck und Raphael kicherte leicht, zog Mika aber in seine Arme. Der Rotschopf wehrte sich nicht, guckte nur leicht verunsichert zu ihm hoch. Schon klar, er war schon so lang am Leben, das er nicht einmal mehr die Jahre, oder gar Jahrzehnte zählte, wie Menschen es taten, und sie kannten sich auch schon so lange, aber… Er hatte solch engen Körperkontakt immer vermieden und ihre Beziehung war immer nur Platonisch gewesen. Sie waren Freunde, mehr als nur Freunde, sie teilten ein Band wie Brüder es taten. Er vertraute ihm so sehr wie sich selbst und er wusste, Raphael würde ihm niemals schaden, dafür hatte er ihm zu oft den Arsch gerettet. Raphael zog ihn in seine Arme, lächelte ihn sanft an. Mika sah es kommen, sah wie Raphael seine Augen schloss und ihm näher kam und endlich schwiegen seine wirren Gedanken. Die Lippen des Blonden legten sich auf seine, federleicht, dann wich er leicht zurück, wartete auf eine Reaktion. Aber der sonst so stürmische Rotschopf brauste nicht auf. Er wich auch nicht zurück. Dann legte auch er seine Arme um Raphael. „Küss mich noch einmal.“ Seine Stimme war ein flüstern, kaum hörbar. „Alles, was dein Herz begehrt.“, raunte er gegen Michaels Lippen, die noch leicht geöffnet waren, bereit für den nächsten Kuss. Diesmal war der Kuss feuriger, nicht so zögernd und zurückhaltend. Weil auch Michael es nicht mehr war. Er hatte seinen Entschluss gefasst. Sein Leib schmiegte sich enger an Raphaels, wollte den so lang entbehrten Körperkontakt herstellen. Michaels Haut versengte Raphals regelrecht an den stellen, wo sie sich berührten, doch es war gut, es war Michael, vollkommen und rein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)