Unter dem Herrenhaus von _Delacroix_ ================================================================================ Kapitel 1 --------- Er wusste nicht, wie lange er ohnmächtig gewesen war, doch das fahle Licht, dass die alten, offensichtlich magischen Fackeln abstrahlten, war die einzige Lichtquelle die seine Augen ausmachen konnten. Abgestandene, stickige Luft kratzte an seiner empfindlichen Nase und sein Arm fühlte sich unnatürlich taub an. Vermutlich hatte er ihn sich bei seinem Absturz verstaucht. Immer noch verwirrt, begann Remus nach seinem Zauberstab zu tasten, griff aber nur in gesplittertes Holz, das er nicht weiter zuzuordnen vermochte. Von der ungewöhnlichen Situation animiert, begann der Werwolf in seinem Inneren leise zu wimmern. Wann hatte Moony das zuletzt getan? Remus überlegte ein paar Sekunden, bevor er zu einem Schluss kam: Moony hatte noch nie gewinselt, er jaulte bloß, und dieses Wimmern kam auch nicht von seinem inneren Wolf, sondern von links. Die Augen fest zusammengekniffen, damit er in der Dunkelheit etwas erkennen konnte und mit Hilfe seiner - dank Moony - sehr guten Ohren, bewegte Remus sich langsam auf das Wimmern zu. Anscheinend hatte es Malfoy härter getroffen, als ihn. Aus den Augenwinkeln konnte er ein verräterisches Funkeln erkennen und stürzte sich rein intuitiv auf den Stab mit dem silbernen Knauf, den Malfoy für gewöhnlich mit sich herum trug. Mit dem Zauberstab konnte er zwar keinen ordentlichen Zauber sprechen, aber solange er ihn in den Fingern hatte, war auch Malfoy nicht dazu in der Lage. Dem schmierigen Todesser traute er eigentlich alles zu. Er würde sich auch tot stellen, wenn er Remus so loswerden könnte, da war er sich sicher. Während Remus Kopf ihn unentwegt daran zu erinnern versuchte, um wen es sich bei seinem Gegenüber eigentlich handelte und das er ihn am besten einfach liegen lassen sollte, hockte er sich leise neben den Blonden. „Malfoy? Malfoy?!“ Neugierig betrachtete er den Todesser. Anscheinend war er noch immer nicht zu sich gekommen. Mit einer gewissen Genugtuung in den Augen holte Remus aus. Das Klatschen seiner Hand auf der Wange des Ohnmächtigen war laut und hilfreich. Die Augen des Blonden öffneten sich und graue Augen blickten ihn erst verwirrt, dann wütend, an. „Was fällt dir eigentlich ein?“ Remus, der es nicht gewohnt war so angefahren zu werden, schwieg in einer Mischung aus Verwirrung und Verwunderung, während der andere sich eilig aufrichtete. „Wir sind eingebrochen.“ Ob die Feststellung wirklich ihm galt oder ob Malfoy einfach mit sich selbst sprach vermochte Remus nicht zu sagen. Vielleicht war er auch auf den Kopf gefallen. Wer wusste das schon so genau? „Anscheinend gibt es einen geheimen Keller unter dem Keller“, antwortete Remus mehr der Freundlichkeit halber, als das er wirklich Interesse an der Unterhaltung gehabt hätte. „Tu nicht so dämlich. Das ist kein geheimer Keller, sondern ganz normal. Anscheinend wurde das Haus auf den Überresten eines älteren Hauses gebaut. Vermutlich aus dem Mittelalter und das hier ist das Kellergewölbe dieses älteren Hauses. Vermutlich hat man das Neue aus Kostengründen einfach auf den Überresten gebaut. Das ist nicht ganz unüblich.“ Wie schaffte Malfoy es nur selbst jetzt noch die Ruhe zu bewahren? Er hatte schon wieder genau den selben arroganten Blick aufgesetzt, als hätte ihn Jemand um seine Zustimmung zu einem wichtigen Geschäft gebeten. „U-Und jetzt? Warten wir hier bis man uns sucht?“ „Sicher doch. Ich wollte schon länger einen Muff aus Wolfsfell.“ „W-Wie bitte?“ Remus vermochte beim besten Willen nicht zu sagen, ob Malfoy scherzte, oder ihn allen Ernstes in Gedanken bereits zu einem Kleidungsstück verarbeitete. Der gleichgültige Ausdruck in den Augen des Todessers brachte ihn völlig aus dem Konzept. Anscheinend hatte seine Frage eine ähnliche Wirkung auf ihn gehabt, denn Malfoy musterte ihn nun von oben bis unten. „Hör zu, denn ich sage es nur einmal. Die Todesser werden mich suchen. Sie können es sich nicht erlauben ohne mich vor ihn zu treten. Und deine unnützen Freunde werden nach ihrem flohzerstochenen Anhängsel suchen, weil- Weil sie dich eben suchen. Das heißt die Chance, dass ich überlebe, wenn ich hier stehen bleibe und einfach abwarte, liegt bei etwa fünfzig Prozent und ganz ehrlich: Wenn der Einsatz mein Leben ist, sind fünfzig Prozent nicht gerade ein zufriedenstellendes Ergebnis.“ Malfoy war in der Zwischenzeit um Remus herumgegangen und musterte den Gang vor sich. „Und was schlägst du dann vor?“ Der Gryffindor fühlte sich gerade unbedeutender als es ihm lieb war. Wären James oder Sirius jetzt an seiner Stelle, hätte Malfoy wohl schon ein blaues Auge kassiert. Doch Remus war schon immer stiller gewesen als seine Freunde und so schluckte er seinen Ärger hinunter, um den Blonden fragend anzusehen. „Wir folgen dem Gang. Zur Zeit seiner Erbauung war es üblich, dass die Keller so miteinander verbunden waren, dass man im Falle eines Falles durch sie entkommen konnte. Er führt entweder in ein anderes Haus, aber – und das ist bei dieser Lage wahrscheinlicher – irgendwo ins Freie oder zu einem Kamin. Wir werden das ausnutzen und so bald wir draußen sind, verschwinden wir.“ „Dann haben wir einen Waffenstillstand?“ Remus hatte freudig zu Grinsen begonnen. „In Anbetracht der Tatsache, dass du meinen Stab sicher nicht zurückgeben wirst.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)