Familienbande von LittleTreeflower ================================================================================ Kapitel 4: Nur Erinnerungen --------------------------- Zum gefühlten tausendsten mal stand Morinaga mitten in der Nacht auf, trottete zum Kühlschrank und nahm sich die kalte Flasche Milch heraus, aus der er einige Schluck nahm um sich dann wieder anschließend auf das kleine Sofa zu legen. Die nächtlichen Geräusche der Straßenbahn hörte er schon gar nicht mehr, viel mehr machte er sich Gedanken um seinen Senpai, der ihn kurzer Hand aus seinem eigenen Zimmer vertrieb um in sein Bett zu schlafen. Kanako war nach dem kurzen Ausflug auf dem Rummel früh in Soichis Bett geschlüpft, dieser weigerte sich standhaft eine weitere, qualvolle Nacht auf dem Sofa zu verbringen. Mit dem schlussendlichen Ergebnis, dass er seinen Kohai aus dem Zimmer prügelte und ihn aufs Sofa verbannte. Seufzend kuschelte Morinaga sein Gesicht in das kleine Kissen. Wie sehr wünschte er sich jetzt, neben Soichi liegen zu können, ihn in seine Arme zu nehmen, ihn zu küssen.... Wie von selber wanderten seine Augen zu der Tür zu seinem Zimmer. `Ob er schon schläft? Die Tür ist offen, ich hab keinen Zimmerschlüssel besorgt... ich könnte also... ARGH!´ Als ob Morinaga sich vor seinen eigenen Gedanken verstecken wollte, drückte er sich das Kissen auf den Kopf, kniff die Augen fest zusammen und versuchte angestrengt an was anderes zu denken. Doch es funktionierte nicht. Zu sehr hatte Soichi ihn in den Fängen. „Ok, ich gucke nur mal rein!“ Leise strich er die Decke von seinem Körper, richtete sich auf und ging wie in Zeitlupe auf Zehenspitzen in das Zimmer. Den Kopf durch die Tür steckend, kniff er die Augen zusammen und versuchte im Dämmerlicht etwas zu erkennen. Schmal lag die schlanke Silhouette seines Senpais auf dem Bett, der Körper hob uns senkte sich kaum wahrnehmbar. Er schlief tief und fest. Morinaga blieb gebannt an dem Türrahmen stehen und starrte auf den schlafenden Mann vor sich. Gut, er hat mal kurz reingeguckt, aber aus irgendeinem unempfindlichen Grund konnte er sich nicht umdrehen und zurück auf das kleine Sofa gehen. Im Gegenteil. Seine Füße machten kleine Schritte vorwärts Richtung Bett. Er würde nur mal kurz sein Gesicht ansehen! Mehr aber auch nicht! Fest vorgenommen, schlich er um seinen Senpai herum, beugt sich nieder und wanderte mit seinem Gesicht an das von Soichis. `Wie süß er doch aussieht wenn er schläft. So friedlich...´ Noch ein wenig näher ging er. Er hörte die leisen Atemgeräusche, die Wärme, die dieser auf seiner Haut bei jedem Ausstoßen hinterließ. Er musste ihn küssen! Jetzt! Sofort! Sonst könnte er den Rest der Nacht sicherlich keine Auge mehr zu machen! Näher, immer näher, bis seine Lippen nur noch Millimeter von denen von Senpai entfernt waren. Er schloss die Augen... „Mori... naga...“ „WAS?!“ Morinaga schlug sich die Hände auf den Mund während sein Oberkörper ruckartig zurück flog. Soichi war immer noch am schlafen, brummelte leise während seine Augen wild unter den Lidern umherwanderten. `Er träumt wohl sehr tief...´ Morinaga strich sich über die Haare. Hatte er sich da gerade verhört? Nein, bestimmt nicht! Soichi träumte gerade von ihm! Und wohl tief und leidenschaftlich. Ein fröhliches Grinsen machte sich auf seine Lippen breit. Sollte er Soichis Träume in die Wirklichkeit holen und ihn.... „Mori ...“ „Hmm?“ Abermals beugte sich Morinaga zu Soichi runter, dieses mal aber um dessen Worte genau verfolgen zu können. Vielleicht kämen auch endlich diese drei sehnlichst gewünschten Worte.... „... naga ... du....“ Morinagas Augen funkelten förmlich. Gleich wäre es so weit! „... du... Idiot....“ „ .... “ „Schlecht geschlafen?“ Neugierig beäugte Soichi seinen Kohai, der schlapp und mit müden Augen am Küchentisch saß, die dritte Tasse Kaffee fest in den Händen halten. „Ein wenig….“ „Was hast du denn letzte Nacht wieder getrieben?“ „Nichts… das ist es ja….“ Böse funkelten Soichis Augen auf. „Ich hoffe, du hattest nicht das vor was ich gerade denke, dass du vorhattest!“ „Nun ja, ich….“ „MORINAGA!“ „Guten morgen!“ Fröhlich hüpfte Kanako aus dem Zimmer. „Zu schade, dass heute schon der letzte Tag ist! Es war so schön bei euch! Äh, Morinaga san? Hast du was?“ „Hä?“ Fast wäre Tetsuhiro wieder eingeschlafen. „Nö, ist nichts… alles in Ordnung.“ „Nimm ne kalte Dusche!“ Soichi stellte seine nun leere Tasse auf den Tisch, während er seiner kleinen Schwester eine Schale mit Cornflakes überreichte. In dem Moment klopfte es an der Tür. „Mach mal auf, Morinaga!“ befahl Soichi, der sich seine dritte Morgenzigarette anzündete. Müde schluffte Morinaga zur Tür. Wer um Himmels Willen wollte so früh schon was von ihnen? „Guten Morgen, Morinaga san! Ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt?“ Frau Matsuda stand lächelnd an der Tür. „Ich bin gerade erst nach Hause gekommen und wollte Kanako ein kleines Geschenk überreichen. Ich werde jetzt nur noch schnell einkaufen gehen und sie dann anschließend abholen.“ Kurz verbeugend gab sie Morinaga ein kleines Päckchen und verabschiedete sich eilig. „Wer war das?“ Neugierig beugte sich Soichi ein wenig zur Seite um ein besseren Blick auf die Tür werfen zu können. „Frau Matsuda. Sie hat was für Kanako gebracht. Sie kommt später wieder um sie abzuholen.“ „Für mich? Was denn?“ „Keine Ahnung. Mach mal auf!“ Kanako nahm das kleine, in rotem Geschenkpapier eingewickelte Päckchen und öffnete es behutsam. „Eine Polaroid-Kamera !“ „Und sogar eine sehr gute!“ Morinaga beäugte fachmännisch den Apparat während Kanako dem Film einlegte. „Darf ich dich fotografieren, Morinaga san?“ Mit großen braunen Augen schaute sie auf den Schwarzhaarigen, der breit lächelnd sein Einverständnis gab. „Verbrauche den Film nicht für so was!“ Brummig drückte Soichi seine Zigarette in dem schon halb vollen Aschenbecher aus. „Aber wieso denn? Ich muss doch gucken, ob er funktioniert!“ Nur wenige Minuten später lagen unzählige Bilder von Morinaga auf dem Küchentisch. „So, jetzt will ich auch ein Bild von euch beiden zusammen!“ Während sich auf Soichis Gesicht eine mehr als blasse Farbe breit machte, schien das Grinsen seines Kohais kein Ende zu nehmen. „Warum denn das?! Du hast doch so viele Bilder von mir! Und von Morinaga auch!“ Protestierend deutete er auf den Tisch, dessen Oberfläche von Bildern übersät war. Traurig zog Kanako die Unterlippe nach oben. „Ja … schon. Aber ich möchte auch ein Bild mit euch beiden drauf. Immerhin seid ihr doch …“ „SPRICH NICHT WEITER! IST SCHON GUT!“ „Supi! Dann setzt euch doch aufs Sofa und ich mach ein Bild!“ In Windes Eile huschte Morinaga auf dem von Kanako vorgeschlagenen Platz, grinste wie ein Honigkuchenpferd und klopfte mit einer Hand auf den Platz neben sich. „Komm, Senpai!“ Wie in Zeitlupe schluffte er zu seinen Kohai hinüber, um sich demonstrativ mit verschränkten Armen an das andere Ende der Couch zu setzen. „Nicht so weit auseinander! Sonst passt ihr beide doch nicht drauf!“ Kanako trat ein paar Schritte zurück, die Kamera vor der Nase und winkte mit der Hand seinen Bruder näher an Morinaga. „Du musst näher ran, Bruder!“ „Schmollend blieb Soichi auf seinen Platz. Wollte sie etwa, dass er sich auf Morinagas Schoß setzte? Das war doch unglaublich! Und das von seiner eigenen Schwester! „Dann rutsche ich näher!“ Immer noch fröhlich wie eh und je näherte Tetsuhiro sich seinen Senpai, um anschließend den Arm um dessen Schultern zu legen. „NIMM DEINEN ARM DA WEG!“ „Aber sonst passen wir beide nicht auf das Bild!“ „BLÖDSINN! BEHALTE DEINE GRIFFEL BEI DIR!“ „Brüderchen! Schau doch mal zu mir!“ „Hä? Was ist denn?“ Knips. Mit großen Augen sah er zu seiner kleinen Schwester. Hatte sie jetzt tatsächlich diese Szene fotografiert? Der grinsende Morinaga, der diesen Tag mit großer Sicherheit nicht mehr überleben würde, wie er sich an ihn kuschelte und glücklich in die Kamera blickte? „Nun schmoll doch nicht, Senpai! Es ist nur zur Erinnerung!“ Morinaga nahm die so eben gewaschene Kaffeetasse aus dem Spülbecken und überreichte sie Soichi, der mit einem Küchenhandtuch bewaffnet brummig neben ihn stand. „Ich schmolle nicht!“ Widersprach er, riss Morinaga die Tasse aus der Hand, nur um sie fest zu umpacken, kurz mit dem Tuch abzuwischen und sie neben sich auf die Theke zu knallen. Er konnte es immer noch nicht fassen. Es gab jetzt eine Art Beweisstück! Auch wenn er das Bild nicht freiwillig gemacht hatte, so war die Nähe, die Morinaga für ihn empfand, mehr als offensichtlich! Und er hatte es zugelassen! Wenn man das nicht falsch verstehen könnte, was dann? Was, wenn Tomoe, oder noch schlimmer, dieser verdammte Isogai das Bild in die Finger bekommen würde?! Panik machte sich in Soichi breit! Erpressung! Es gäbe wieder eine Erpressung! Würde er jemals dieses Bild in die Finger bekommen, er würde es augenblicklich in der Luft zerfetzen und anschließend in seinen Aschenbecher verbrennen um die Asche dann im Meer zu verteilen! „Stimmt mit dir was nicht, Senpai?“ Das nasse Geschirr stapelte sich vor Soichi, der käsebleich in Morinagas Augen blickte. „DAS IST ALLES DEINE SCHULD!“ Klatschend landete das Handtuch auf die Küchentheke und Soichi stampfte vor sich hin fluchend zu seinen Zigaretten, die er vorausschauend griffbereit auf den Tisch liegen gelassen hatte. „Ich bin fertig mit packen!“ Kanako zog ihre Tasche aus Soichis Zimmer und stellte sie neben die Eingangstür. „Es war ja soooo schön mit euch!“ freute sich das Mädchen, das sich neben ihren Bruder an den Tisch setzte. „Können wir das irgendwann mal wiederholen?“ „Klar doch!“ Wohl wissend, das Senpai das Abtrocknen für heute als beendet angesehen hatte, nahm Morinaga das restliche Geschirr, trocknete es ab und stellte es an ihre Stelle zurück. „Lass dann aber deine Kamera zu Hause!“ Soichi blies laut seufzend den kalten Qualm aus den Mund. Wäre ja noch schöner, wenn es mehr Bilder dieser Art geben würde! „Wie du willst, Brüderchen!“ Sie sammelte sie die letzten Bilder ein, die noch vereinzelnd überall im Zimmer verteilt rumlagen und verstaute sie behutsam in ihre Tasche. „Wie still es hier doch ist….“ Seufzend kuschelte sich Morinaga auf das Sofa. Er hätte nie gedacht, wie sehr er Kanako vermissen würde. Sie war für ihn schon so etwas wie eine kleine Schwester geworden. „Du benimmst dich schon wie eine alte Glucke, die ihr Kind ziehen lässt!“ Selbst die dritte Dose Bier ließ den Älteren nicht zu Ruhe kommen. Immer wieder musste er an dieses Bild denken! An Erpressung! An Missverständnisse! Man würde ihn für schwul halten! „Ich geh dann mal ins Bett!“ Nach einen ausgiebigen Strecken und müdes Gähnen schluffte Tetsuhiro in sein Zimmer, nicht ohne ein freundliches „Gute Nacht, Senpai!“ „Jaja… Nacht….“ Die grauen Augen verfolgen den Jüngeren, wie er in sein Zimmer verschwand. Der hatte wohl Nerven! Machte er sich etwa keine Gedanken? Müde fiel sein Blick auf den Boden. „Was… was ist das denn?“ Langsam streckte er seinen Arm aus und griff nach einer Art Papier, das unter den kleinen Couchtisch lag. Schlagartig war alle Müdigkeit aus ihm gewichen. „D…d…das ist ja…. das Bild!“ Soichi hielt soeben DAS Bild in seinen Händen! Morinaga, wie er seinen Arm um ihn legte und glücklich in die Kamera lächelte. Und er selber…. Zu Soichis Überraschung sah er selbst ebenfalls glücklich aus! Er lächelte zwar nicht, aber er sah auch nicht sauer aus. Lange musterte er sich und Morinaga, wobei er, ohne dass er eine Erklärung dafür hatte, länger seinen Kohai betrachtete als er eigentlich wollte. Nun gut, so schlimm war das Foto nun auch wieder nicht. Nicht schlimm genug, um es zu verbrennen. Mit dem Bild in den Händen ging nun auch Soichi in sein Zimmer, setzte sich auf das Bett, blickte noch einmal auf Foto um es anschließend in der Schublade des kleinen Nachtschränkchens zu verstauen. „Nur Erinnerungen! Mehr nicht! Hat sonst nichts zu bedeuten!“ Diese Worte widerholte er immer wieder, legte sich hin und schloss die Augen. „Ich behalte es… aber… nur zur Erinnerung…..“ ******************************************* Eeeendlich ist das Kapitel fertig! Es tut mir so wahnsinnig Leid, dass ihr so lange darauf warten musstet! Aber ich hatte so viel um die Ohren… und wenn ich mal Zeit hatte, dann kam einfach nicht die Lust zum Schreiben. Es tut mir Leid v_v Zudem ist das Kapitel viel kürzer geworden als geplant. Ich hoffe sehr, dass das nächste etwas länger ausfallen wird. Danke fürs Lesen und für Kommis! Freue mich immer über Feedback! ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)