Anfang in einer neuen Welt 2 von abgemeldet (Mattheo x Luca) ================================================================================ Kapitel 11: Prom night ---------------------- Nächster Tag. 30. März. Prom night. Abschlussball. „Dann bis nachher.“ Mit gerunzelter Stirn legte Luca den Telefonhörer wieder auf. Der Tag hatte begonnen wie jeder andere; nur war er zur Abwechslung davon erhellt worden, dass zum ersten Mal seit Ewigkeiten sich jemand dafür interessiert hatte, ob er überhaupt noch lebte. Amadeo hatte ihn völlig unerwartet angerufen und ihn mit unerklärlich guter Laune gefragt, was er denn so mache. Die Antwort darauf war natürlich nichts gewesen. Schließlich saß er seit Tagen nur auf der Wohnzimmercouch, aß Kartoffelchips und haderte mit der Welt. Mattheo hatte sich immer noch nicht blicken lassen. Isabella rief zwar ab und zu an, allerdings nur um sich zum tausendsten Mal zu informieren, ob seine Krawatte nun wirklich kirschrot oder doch eher burgunderfarben war. Und was mit Chris los war, konnte er sich beim besten Willen nicht erklären: Erst stritten sie, dann bat er ihn seiner Freundin auszuführen. Und sein Onkel Paolo war auch noch seltsamer als sonst. Als wäre das nicht genug, fing nun auch noch Amadeo an verrückt zu spielen. Er hatte glücklich geklungen. GLÜCKLICH. Seltsam, das Wort im selben Satz mit dem Namen seines Onkel zu benutzen. Es kam ihm vor als wären die ständigen Sorgenfalten und das traurige Lächeln fester Teil seiner Welt. Und doch hatte er ihn einfach angerufen, sich sein Gejammer über den Abschlussball angehört und wollte ihn nun sogar besuchen kommen. Luca war erst etwas unsicher gewesen, ob er die Adresse des Hauses verraten durfte, doch Amadeo hatte nicht einmal danach gefragt. Kopfschüttelnd ging Luca in die Küche, um sich etwas zum Mittag zu kochen. Um sechs Uhr musste er schon bei Isabellas Haus sein und diese anholen. Sollte er eine Nachricht hinterlassen? Nein, schließlich konnte er jetzt tun und lassen was er wollte und außerdem war Mattheo ja eh nie hier und würde sie nicht lesen. Die Wut und Enttäuschung über Mattheos Verhalten war nur schwer abzuschütteln. Immerhin hatte er ja nichts falsch gemacht. Warum ging er ihm aus dem Weg? Hatte er an seinem Geburtstag etwas gesagt, was vielleicht falsch angekommen war? Leicht beschämt stellte er fest, dass er sich noch immer an so gut wie nichts erinnern konnte. Nie wieder Alkohol. Luca blickte auf seine Uhr. Noch 4 Stunden. Gähnend schmiss er sich mit seiner Tiefkühlpizza auf die Couch. Noch genug Zeit um die 187. Wiederholung von Beverly Hills Cop anzusehen. Hoffentlich schlief er nicht ein. In den letzten Tagen hatte er die üblichen Alpträume wieder verstärkt gehabt. Es war schon seltsam, als versuchte sein Unterbewusstsein, ihm etwas mitzuteilen –etwas Wichtiges, Offensichtliches…. Seine Lider wurden schwer. Warum nur kam Mattheo nicht nach Hause? Nicht…ein…schlafen…. °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° Er hörte sie streiten, noch bevor die Tür sich öffnete. Überrascht fuhr Luca aus seinem Dämmerschlaf hoch, während Alessandro und Amadeo Mattheo unüberhörbar den Flur betraten. MATTHEO! Er war zurück! „….habe ja nicht gesagt, dass ich dagegen bin. Soll er doch machen, was….!“, zischte Sandro gerade, als sein Blick auf Luca fiel. Beide Männer verstummten und legten synchron ihre langen Herbstmäntel ab. Amadeo linste um seinen Bruder herum und zwinkerte Luca fröhlich zu: „Na, Dornröschen? Verschlafen wir nicht gerade unseren großen Auftritt?“ Es dauerte einen Augenblick, bis der 18-Jährige es schaffte seinen Blick von Sandros Gesicht abzuwenden. Er schaltete, dann sprang er erschrocken auf: „Verflixt und zugenäht! Wie spät ist es?“ Amadeo lächelte amüsiert und zog in Ruhe seine Schuhe aus: „Kurz vor fünf. Keine Panik, du hast noch Zeit. Wann musst du dein Date denn abholen?“ Mattheo neben ihm machte ein Geräusch, als wolle er etwas sagen, doch dann kehrte er wieder dazu zurück bewegungslos und mit mürrischem Gesicht an die Couch gelehnt zu stehen. Er sprach nicht und sah ihn auch nicht an. Luca warf ihm einen kalten Blick zu und beschloss ihn zu ignorieren. „Um sechs.“ Warum sollte er Mattheo gleich in die Arme fallen, schließlich hatte ER sich ja nicht blicken lassen. Wenn er nun auch noch wegen irgendwas beleidigt sein wollte, konnte er das gerne außerhalb seiner Sichtweite tun. Dieser Mistkerl. Nicht einmal hallo hatte er gesagt. Luca atmete tief ein. Er wollte sich jetzt nicht schon wieder von ihm runterziehen lassen. So machte er schnell Espresso und plauderte er ein wenig mit Amadeo. Er fragte mit Absicht wie es Mireille ging und fühlte sich schon ein wenig besser, als er Mattheos Grimasse sah und dieser sich tiefer in den Seiten der Zeitung vergrub. Anscheinend hatten die Brüder sich irgendwie wieder versöhnt, auch wenn Mattheo noch immer nicht besonders nett zu Amadeo war. Aber zu wem war er schon je nett? Na, Luca sollte es recht sein. Solange er ihm nicht wieder mit einer Pistole bedrohte. Wenn sie es wollten, würden sie ihm schon irgendwann erzählen, was passiert war. Und Mattheo würde er schon gar nicht bitten ihm etwas zu sagen. Erst jetzt da er zurück war wurde Luca klar, wie sehr das plötzliche Verschwinden des Mafioso ihn verletzt hatte. „Na, dann geh dich mal umziehen.“, meinte Amadeo schließlich und griff ebenfalls nach dem Wirtschaftsteil der Zeitung. Mit einem Stirnrunzeln stellte Luca fest, dass Mattheo dann wohl den vom Vortag lesen musste. Bemerkte er das etwa gar nicht, so vertieft wie er in die Zeitung schien? Dann dachte er über Amadeos Worte nach. „Was? Wieso ich bin fertig.“, meinte er verständnislos und zeigte auf seine dunklen Jeans und das dunkelgrüne Langarmshirt. Amadeo fing lauthals an zu lachen. „Das?“, er schlug sich an die Stirn, scheinbar fassungslos: „Luca, warst du schon mal auf einem Abschlussball? Du musst einen Anzug tragen.“ „Was?! Nein,…ich…ich hab so was gar nicht….“ Konnte das sein? Er hatte sich nicht die Mühe gemacht zu fragen und Chris hatte nichts erwähnt. Dann fiel ihm Isabellas prunkvolles Kleid ein. „Verdammt!“, fluchte er und sprang auf. Auf der Couch hörte er Mattheo verächtlich schnauben. „Willst du mir vielleicht was mitteilen?!“, fauchte der Jüngere gereizt. Das konnte er jetzt gar nicht gebrauchen und langsam ging ihm Mattheos Verhalten echt auf die Nerven. Mattheo blickte auf und warf Luca einen sehr seltsamen Blick zu. Bevor er jedoch antworten konnte war Amadeo schon aufgesprungen und hatte Luca ebenfalls vom Stuhl gezerrt: „Mir hat schon so was geschwant, deshalb hab ich mir die Freiheit genommen, dir einen Anzug auszuleihen.“ Er hob eine Tüte von unter der Garderobe auf: „Hier, probier ihn an. Dario holt dich um viertel vor ab und eskortiert euch zur Schule. Keine Widerrede. Jetzt beeil dich.“ Rasch schob er Luca in dessen Schlafzimmer, bevor der überraschte Junge protestieren konnte. „Sag, wenn du Hilfe mit der Krawatte brauchst.“, rief er ihm fröhlich nach. °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° 15 Minuten später knallte Amadeo seine Tasse geräuschvoll auf die Tischplatte: „Gottverdammt, Sandro! Hör endlich auf die Tür anzustarren, als könntest du sie wegätzen!“, zischte er: „Komm endlich über deine miese Laune hinweg, okay?! Und rede wieder mit ihm! Es ist ja nicht so, als würde er heiraten!“ Sein Bruder funkelte ihn zornig an: „Nein! Und du weißt auch ganz genau, was mein Problem ist! Und es ist mir scheißegal, ob sie seine Verlobte ist oder irgendein Mauerblümchen aus dem Schachclub! Er wird sie trotzdem…“ Er brach ab und stand auf: „Warum bin ich überhaupt hier? Er hat doch seinen Lieblingsonkel da, ich hau ab.“ Amadeo blickte ihn missbilligend an: „Sei doch nicht immer so egoistisch, Sandro. Du lässt ihn jetzt seit Tagen allein und dabei siehst du wie es ihn fertig macht. Er braucht dich….“ „…ja, als Vater, verdammt noch mal!“, es fiel dem Don schwer seine Stimme gesenkt zu halten. Seine ganze kalte Fassade bröckelte schneller, als er es für möglich gehalten hätte. Dabei wollte er doch nicht zeigen wie sehr ihn die Situation mitnahm. Aber seit Amadeo darauf bestanden hatte sie zu besuchen und unachtsamer Weise erwähnt hatte, dass Luca eine Verabredung hatte, war seine Laune noch weiter in den Keller gerutscht. Mit einem Mädchen. „Und es wäre ja wohl noch schlimmer wenn ich bei ihm bliebe und dann die Kontrolle verliere. Ich schaff das einfach nicht mehr…Du weißt, das ist es nicht was er sich wünscht….sicher es wäre am besten nur sein Vater zu sein….ja,ja, schon klar. Aber es zerreißt mich so tun zu müssen, als wollte ich ihn nicht mit jeder Faser meines Seins. Ich kann einfach nicht mehr, Amadeo! Ihm nahe sein…..ohne, dass….“ Verzweifelt sank er wieder auf die Couch und vergrub das Gesicht in den Händen. „Und er macht es mir so schwer, verdammt….so naiv…so hinreißend…..Gott, wie ich mich dafür hasse, so zu fühlen….“ Mitleidig setzte Amadeo sich neben ihm und legte eine Hand auf seine Schulter: „Ich verstehe, dass es schwer ist. Aber denk daran, was du zerstören könntest durch unüberlegte Handlungen….du bist der stärkste Mensch, den ich kenne, Sandro. Tu ihm das nicht an.“ Mattheo schwieg für eine lange Weile. Dann richtete er sich wieder auf: „Sorg dich nicht. Kümmere dich nur um deine Mireille. Wir kommen schon klar.“ Er übersah Amadeos gerunzelte Stirn bewusst und zwang sich zu einem Lächeln. Sein Bruder verstand ihn nicht. Nicht wirklich. Auch wenn er es versuchte. Wie sollte er auch? In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Schlafzimmer und Lucas schwarzer Haarschopf tauchte auf: „Ähm…Hilfe?“, sein Ton klang relativ verzweifelt. Amadeo erhob sich doch Alessandro kam ihm zuvor. „Ich mach das schon.“, erklärte er und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. Amadeo seufzte leise und gab dann nach. „Ich warte unten beim Wagen, Luca. Dann machen wir noch ein Erinnerungsfoto, also mach den Knoten bloß ordentlich, Sandro.“ Die Tür klappte und mit einem Mal standen sich die beiden Männer allein gegenüber. Schweigend ließ Mattheo seinen Blick über Luca schweifen. Warum nur hatte er sich überreden lassen herzukommen? Es war wie Messerstiche in seine Brust. Der schwarze Anzug saß perfekt und ließ Luca zugleich groß und schlank, aber auch elegant und unnahbar wirken. Vielleicht war letzteres aber auch seinem abweisenden Gesichtsausdruck zu verdanken. Wider besseren Wissens konnte er nicht anderes, als sein Gesicht zu betrachten. Feine Züge mit hohen Wangenknochen. Helle, glatte Haut, eingerahmt von seidigen pechschwarzen Haarsträhnen. Die grünen Augen raubten ihm fast den Atem. In diesem Moment fühlte er sein ungestilltes Verlangen, seine Sehnsucht und Liebe fast als körperlichen Schmerz. Alles in ihm verzehrte sich danach, Luca an sich zu ziehen und dessen weiche Lippen zu küssen, ihn nie mehr fort zu lassen ….schon gar nicht zu irgendeinem Mädchen. Leicht nervös und ziemlich offensichtlich genervt trat Luca von einem Fuß auf den anderen. Mit leidendem Blick sah er Amadeo nach, doch dieser war schon außer Rufweite. Resignierend hielt er seine Krawatte hoch: „Fein…kannst du also jetzt…?“ Mattheo schreckte aus seinem inneren Monolog hoch: „Natürlich.“ Er trat auf den Kleineren zu und griff nach der dunkelroten Krawatte. Schweigend begann er diese zu binden und versuchte sich dabei zu konzentrieren- nicht den Duft seiner Haut in sich aufzusaugen, sich nicht vorzustellen wie es wäre sie zu fühlen…zu schmecken…. „Was zur Hölle ist dein Problem?!“ Lucas verärgerte Frage ließ ihn aus seinen Gedanken schrecken. Grüne Augen blitzten ihn wütend und ungeduldig an: „Wenn du ein Problem mit mir hast, warum sagst du es dann nicht einfach?! Sonst frisst du doch auch nichts in dich rein!“ Mattheo blickte unwillig über Lucas Schulter ins Leere. Seine Brust hob und senkte sich unregelmäßig und sein Blut rauschte so laut in seinen Ohren, dass er alles andere fast ausblenden konnte. Fast. Sie waren sich so nah. Er müsste nur seine Arme um ihn schließen und ihn an sich ziehen… „Du würdest das nicht verstehen, Luca.“, presste er unter größter Selbstbeherrschung hervor. Dessen verletzter Blick daraufhin schnitt tief in sein Innerstes. „Und warum das nicht? Hat es mit der Mafia zu tun, mit Paolo? Ist es das?“ Mattheo schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück: „Wir sollten gehen. Amadeo wartet…“ „NEIN!“ Völlig überraschend fühlte er sich am Stoff seines Hemdes gepackt und zurückgezerrt. Luca war nicht stark genug um ihn wirklich festzuhalten, doch es kam so unerwartet, dass der Größere einfach nachgab. Seine Augen sprühten mit einem Mal Funken. „Wir gehen nirgendwo hin, bis du mir nicht gesagt hast, was los ist!“, fauchte Luca zornig: „Ich hab jetzt genug von diesem Spielchen! Erst lässt du mich hier einziehen und dann ist es so, als lebte ich hier allein! Das ist doch immer so! Immer wenn ich denke, dass wir uns endlich angenähert haben, ziehst du dich zurück! Was ist dein Problem?!?“ Er konnte es nicht. So nahe. Zu nahe. Nur eine kleine Bewegung…. Mit einem letzten Versuch wollte er Lucas Hand von seinem Hemd ziehen, doch dieser klammerte sich darin fest und schlug mit der anderen auf seine breite Brust ein. Sein Gesicht war mit einem Mal weich geworden, traurig und verletzt. Verzweifelt gar. Mit zitternden Schultern ließ er seine Stirn gegen Mattheos Schulter sinken. Mit einem Mal wirkte er überhaupt nicht mehr stark und kühl sondern unglaublich zerbrechlich: „Bitte.“, bat er leise: „Sag es mir doch wenigstens. Wenn du nicht mit mir zusammen sein willst, schick mich fort. Aber spiel nicht so mit mir, dass tut weh…“ Amadeo hatte also rech gehabt. Aber dass es Luca so mitnahm hätte er nicht gedacht. Großartig, nun tat er ihm auch noch weh, ohne ihm die Wahrheit erst gesagt zu haben. Anscheinend konnte er gar nicht richtig machen. Zudem verabschiedete sich seine Selbstbeherrschung gerade und seine Arme hoben sich wie automatisch. Sanft legte er beide Hände um Lucas Gesicht und brachte diesen so dazu aufzublicken. Sein Gehirn schrie Warnsignale, doch mittlerweile war sein Herzschlag so laut, dass sie einfach untergingen. Tränen schimmerten in den Augen des jungen Mannes, welche er hastig versuchte wegzublinzeln. „Du bist so ein Dummkopf, Luca.“, Mattheo schüttelte den Kopf, seine Finger streichelten wie ferngesteuert über dessen weiche Wange, unfähig sich jetzt noch zu stoppen. „Du verstehst gar nichts, nicht mal wenn es direkt vor deiner Nase ist.“ Dieser blinzelte ihn verletzt an und Tränen lösten sich nun wirklich aus seinen Augenwinkeln: „Ich bin schon mies genug drauf, ohne dass du mich fertig machst, Mattheo. Rede Klartext oder lass mich gefälligst los, ist bin verabredet!“ Mattheo musste kein Gedankenleser sein um zu wissen, dass Luca seine Tränen peinlich waren. Er musste wirklich fertig sein, dass er so vor ihm einknickte…. Wie liebenswürdig…..reizend. Warum verstand er denn nicht? War es im Grunde nicht grausam, ihn weiter anzulügen? „Luca….ich …natürlich will ich mit dir zusammen sein.“, er blickte tief in dessen glänzenden Augen, unfähig sich zu lösen. Die Worte waren heraus ehe er nachdenken konnte: „Ich liebe dich.“ Einen Moment lang herrschte Stille zwischen ihnen in dem Luca Mattheo nur stumm anstarrte. Er hatte aufgehört sich in seinem Griff zu winden und stand nur noch still da. Mattheo konnte es nicht fassen. Warum nur hatte er das getan?! Er hatte alles zerstört mit nur einem Satz. „Was…?“, brachte Luca schließlich heraus, seine Stirn in tiefen Falten: „Du….ich meine…toll….schließlich bist mein Vater…aber glaubst du wirklich, dass du damit um eine Erklärung herumkommst?“ Er konnte es nicht fassen. Jeder hatte es bisher gerafft. Nur der, den es betraf nicht. Wie konnte Luca immer noch nicht verstehen, was er meinte? Sperrte sich sein Unterbewusstsein dagegen? Egal. Zeit einen Rückzieher zu machen. Letzte Chance, Mattheo. Denk dir irgendwas aus und verlass noch heute Nacht die Stadt! DREH DICH UM. GEH. „Nein.“, hörte er sich selbst zu seinem eigenen Entsetzen antworten: „Nein. Du verstehst nicht. Deshalb habe ich dich gemieden, ich wollte nicht, dass es so endet….“ „Was?“, Luca verstand die Welt nicht mehr: „Wovon sprichst du, Mattheo?“ Er keuchte überraschte auf, als sich Mattheos linke Hand plötzlich in seinen Nacken legte und ihn nach vorn drückte. Er wurde kraftvoll an den größeren Sizilianer gezogen und ehe er sich versah lag er in dessen Armen und fühlte Mattheos Mund auf seinen Lippen. Aus. Vorbei. Hell straight ahead. Er konnte es einfach nicht mehr unterdrücken. Schließlich war er auch nur ein Mensch. Und Lucas Lippen waren noch viel weicher und süßer, als er es sich je erträumt hatte. Sanft küsste er den Jüngeren und zog ihn mit dem anderen Arm dicht an sich. Wie lange hatte er hiervon geträumt. Und es war nicht so, als wäre das Verlangen damit endlich gestillt. In dem Moment in welchem er ihm nachgab, spürte Mattheo wie es immer höhere, lodernde Flammen schlug; ihn verzehrte und Hitze durch jede Faser seines Körpers jagte. Aller Zweifel war beseitigt. Er wollte Luca wie er nie etwas gewollt hatte und nichts würde daran noch etwas ändern können. Nicht einmal Luca. Die Realität fand Mattheo erst wieder, als ihm bewusst wurde, dass Luca völlig reglos in seinen Armen lag. Kein Widerstand, keine Reaktion. Das konnte nur ein schlechtes Zeichen sein. Widerwillig löste er sich von seinem Gegenüber und zog sich gerade so weit zurück, dass er in sein Gesicht blicken konnte. Lucas Gesichtsausdruck war völlig blank. Wie eine Statue stand er da und brachte kein Wort heraus. Seine Augen bohrten sich in Mattheos. Fragend, verwirrt, geschockt, ungläubig. Er setzte an etwas zu sagen—und verstummte sofort wieder. Enttäuschung und Trauer brachen plötzlich über Mattheo hinein. Er hatte das doch vorher gewusst. Wie sonst sollte Luca auf solch ein Geständnis reagieren? Seine Chancen waren immer gleich Null gewesen. Doch warum tat dieser geschockte, ja, entsetzte Blick dann immer noch so weh? Aber nun war es ohnehin zu spät. Warum also nicht alles gestehen….. „Ich liebe dich.“, wiederholte er eindringlich: „Nicht als Sohn, nicht als Freund.“ Seine Finger legten sich wieder um Lucas Nacken, vergruben sich in den längeren Strähnen dort. Mit jedem Wort fielen Zentnerlasten von seiner Seele. So lange hatte er gelogen und nun brach die Wahrheit mit aller Macht hervor. „Ich will dich. Schon so lange. Ich liebe dich so sehr.“, er spürte wie Luca bei dem Worten zusammenzuckte, unter seinem intensiven Blick zurückwich. Schock stand auf seinem Gesicht geschrieben, als die Erkenntnis langsam durchsickerte. Abwesend schüttelte er den Kopf; ungläubig: „Was…das ist doch…ein Witz….du….“ „Nein, ist es nicht.“, widersprach Mattheo heftig: „Mir war noch nie etwas so ernst.“ Er verstärkte seinen Griff und zog Luca erneut an sich. Der zweite Kuss war intensiver, fordernd. Verzweifelt presste Mattheo Luca an sich, als er mit der Zunge in seinen Mund eindrang und ihn tief und verlangend küsste. Dies riss Luca endgültig aus seiner Starre und er fing an sich gegen Mattheos Hände, die ihn hielten zu wehren. Mit aller Kraft stemmte er beide Hände gegen dessen Brust und drehte gleichzeitig ruckartig seinen Kopf weg. Sein Blick sprach Bände und Mattheo ließ ihn augenblicklich los. Luca stolperte zurück, weg von ihm. Schock stand noch immer in seinen Augen geschrieben. Endlich hatte er verstanden, dass dies ernst war. „Das kann doch nicht….“, stammelte er: „Das…aber….“ °°°°°°°°°°°°°°°°°°°° Luca konnte einfach nicht mehr logisch denken. Fassungslos schlug er eine Hand vor seine Lippen, welche noch immer warm waren von Mattheos Kuss. Er spürte förmlich wie seine Wangen rot brannten, während sein Herz drohte aus seiner Brust zu springen. Seine Finger zitterten und er schüttelte immer wieder den Kopf, ungläubig. Das konnte doch einfach nicht wahr sein. Mattheo. Der Mann mit dem er ständig nur stritt, der ihn ständig von sich stieß und ihn im Ungewissen ließ - war in ihn verliebt?! Das musste doch ein Scherz sein! "Luca...weißt du ich...", setzte dieser an. Doch Luca hörte nicht mal was er sagte. Tausende von Bildern rauschten mit einem Mal unkontrolliert in seine Gedanken. Erinnerungen und Fetzen von Träumen, welche bis zu diesem Zeitpunkt irgendwo versteckt gelegen hatte. Oh. Gütiger. Gott. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass es Mattheo völlig ernst war. Es hatte so viele Anzeichen dafür gegeben, dass er es eigentlich längst hätte merken müssen. Blicke, Berührungen, aufgeschnappte Gesprächsfetzen, Andeutungen von Außenstehenden -und dann die Träume. "Gott, oh mein Gott.", hörte er sich selbst wispern: "Die ganze Zeit...seit damals...seit ich angeschossen...." Entsetzten spiegelte sich auf seinem Gesicht und er wich zurück. Dass war es gewesen, was Mattheo ihm damals gesagt hatte, als er beinahe ins einen Armen gestorben wäre. Dass hatte er ihm in der Nacht gesagt als er Geburtstag hatte. Er hatte es Nacht für Nacht geträumt; eine Warnung, ein Schrei – und hatte es nicht verstanden. Erst jetzt fügten sich mit einem Mal alle Puzzleteile gewaltsam zusammen. Der Kuss war keineswegs väterlich gewesen; alles was Mattheo je gesagt hatte erschien ihm plötzlich zweideutig, in einem völlig anderen Licht. Wie hatte er das nicht merken können –aber wie zur Hölle hätte er SO WAS ahnen sollen?! "Aber wir sind...du kannst doch...das.....nein!", stammelte er verstört. "Luca, hör mir doch zu." Mattheos Blick war verzweifelt, als hätte er mit keiner anderen Reaktion gerechnet. Wie lange hatte er dies schon gewusst und nichts gesagt? Jedes Mal wenn er ihn umarmt hatte, jedes Mal wenn er seine Wange gestreichelt hatte, hatte er ihn da auch schon immer so küssen wollen? Immer wenn er gedacht hatte, sie würden ihre Vater-Sohn Beziehung ausbauen, hatte Mattheo nie so wie er gefühlt....?! Mit einem Mal fühlte er sich furchtbar verraten und verarscht. "Die ganze Zeit....", schleuderte er ihm aufgebracht entgegen: "Ich wollte einen Vater und du WOLLTEST mich?! Wie konntest du...was hast du dir....?!?" Er konnte einfach keine Worte finden für seine sich überschlagenden Gedanken. Dies war zu viel für seine ohnehin angeschlagenen Nerven. Und Mattheo machte es nicht besser: "Ich habe für dich nie wie für einen Sohn empfunden, Luca. Ich wusste du würdest das nicht verstehen, deshalb habe ich nichts gesagt." "Warum hast du es dann jetzt getan?! Wie soll ich so etwas auch verstehen...wie kannst du erwarten...ich...das muss ein schlechter Scherz sein!" Traurig schüttelte Mattheo den Kopf: „Nein. Es ist wahr. Luca…ich wollte nichts kaputt machen…ich konnte nur nicht mehr….Luca…“ Er kam auf den Jüngeren zu, eine Hand nach ihm ausstreckend. Luca schrak zurück, als hätte er sich verbrannt. „Nein! Fass mich nicht an!“, fauchte er aufgebracht. Er stolperte zwei weitere Schritte zurück, dann drehte er sich abrupt um und stürmte aus der Wohnung. °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° Ende des Kapitels HA! Da wären wir also. Tadaa! Na, und jetzt weiß Luca es und allen ist wieder elend zu Mute. Da freut sich doch das Autorenherz^^ Viel Spaß beim Weiterlesen, bitte schreibt Kommis. Xxx Saeko Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)