O tanjōbi o medetō! von abgemeldet (Neach Geburtstags One-Shots) ================================================================================ Kapitel 1: Shuuhei Hisagi - 14. August -------------------------------------- 13. August Bereits nach dem Aufwachen war klar, dass dieser Tag einer der heißesten des Sommers werden würde, hatte die Hitze ihn doch erst aufgeweckt. Wenige Minuten nach dem Aufwachen war ebenfalls klar, dass sich, obwohl man diesen Monat kaum mit einem Gewitter rechnen müsse, trotzdem eines entladen würde und zwar direkt über ihm, in all seiner zerstörerischen und explosiven Kraft. Seufzend klappte Shuuhei Hisagi sein Handy wieder zu - der nervige Piepton machte ihn wahnsinnig - und strich sich in einer unnützen Geste das halblange schwarzblaue Haar aus dem Gesicht. Zeit, das Gewitter heraufzubeschwören, er hoffte nur, er würde es überstehen... "Was?! Das ist nicht dein Ernst?" Nobu hatte die Hände gegen die Hüften gestemmt und sah den Blauhaarigen durchdringend an. "Es tut mir Leid, Nobu... aber ich muss dahin, Genryuusei-sama verlangt nach jedem Daicho...", entgegnete Hisagi; er stand ein Stück vor der Küchentür, während Nobu neben der Theke positioniert war und gerade alles andere als friedlich dreinblickte, Sonkei saß in ihrem Kinderstuhl am Tisch und verteilte gerade ihr Frühstück großzügig darüber und über sich selbst. "Hisagi... morgen ist doch... ich meine..." Die Braunhaarige schloss die Augen und lehnte sich rücklings gegen die Theke, während sie sich mit der Hand kurz über die Stirn knetete und ihre Arme dann neben dem Körper baumeln ließ. Sie hasste es, wenn er so kurzfristig Aufträge bekam, noch mehr hasste sie es, wenn er an Tagen fort musste, an denen ein wichtiges Ereignis statt fand. Und morgen, genauer gesagt am 14. August, war Hisagis Geburtstag. Plötzlich spürte Nobu, wie zwei starke Arme sie umschlossen und öffnete die Augen, um in Hisagis schwarze zu blicken. "Hey... mir gefällt es genauso wenig wie dir", meinte der Blauhaarige versöhnlich, "aber ich habe als Shinigami und obendrein noch Daicho eben ziemlich viel Verantwortung, der ich nachgehen muss." Die Kunoichi wand sich aus seiner Umarmung und begann, die Tüte mit den frischen Brötchen, die auf der Theke stand, auszupacken. "Es ist jedes Mal so...", murmelte sie, "immer, wenn etwas Wichtiges ansteht, musst du fort..." Sie stand mit dem Rücken zu ihm und Hisagi wusste: im Moment schwirrten ihr wieder tausende Gedanken im Kopf umher, allem voran Sorge gemischt mit Wut und Enttäuschung. "Bitte Nobu... lass uns jetzt nicht streiten..." Er hasste es, wenn sie sich stritten, was zwar nicht oft der Fall war, aber bisher jedes Mal mit einer weinenden Nobu und einem völlig verzweifelten Hisagi geendet war. "Wir streiten doch nicht", entgegnete die Braunhaarige und drehte sich zu ihm um, "tut mir Leid, ich bin nur eben enttäuscht... ich dachte, wir würden deinen Geburstag zusammen vebringen..." Hisagi zog sie an sich heran, umarmte sie wieder und hob sanft ihr Kinn an. "Vielleicht schaffe ich es ja, noch morgen zurückzukommen", meinte er lächelnd und Nobu lächelte schwach zurück. "Egal jetzt", sie stellte sich leicht auf die Zehenspitzen und hauchte Hisagi einen Kuss auf die Wange, dann tippte sie mit einem Finger gegen seine Brust, "du solltest dich umziehen und frühstücken, wenn du schon heute los musst." Shuuhei atmete innerlich erleichtert auf und verließ die Küche, um sich fertig zu machen. Das Gewitter war heute relativ mild gewesen, sie hatte ihre Stimme nicht sonderlich erhoben, es flossen keine Tränen und auch sonst schien Nobu die Nachricht von seiner Abreise verhältnismäßig ruhig aufgenommen zu haben. Natürlich, - in seinem Inneren wusste er es besser - es ging ihr gegen den Strich und sie war enttäuscht darüber, dass er wieder einmal fort musste, aber es schien, als habe Nobu eingesehen, dass es nichts brachte, wenn sie ihre Emotionen die Oberhand gewinnen ließ. "Pass gut auf dich auf." Hisagi grinste. "Du kennst mich", meinte er, aber Nobu schüttelte nur den Kopf. "Genau das macht mir Sorgen." Sie standen vor der Haustür im Schatten eines kleinen Vordaches. "Ich kann auf mich aufpassen, Nobu." Die Kunochi senkte kurz den Blick, dann sah sie wieder zu Hisagi. "... tut mir Leid, ich nerve dich schon wieder...", seufzte sie selbstkritisch und verlagerte Sonkeis Gewicht auf ihren rechten Arm; die Kleine sah zu ihrem Toosan, sie schien irgendwie zu spüren, dass etwas Besonderes los war. Hisagi schnaubte leise, dann strich er Sonkei über den Kopf; die kleine Braunhaarige lachte und fasste nach seinem Finger. "Aber nein. Ich finde es ok, dass du dich um mich sorgst, es ist ja irgendwo verständlich." "Aber ich übertreibe damit maßlos." Nobu sah amüsiert zu, wie Hisagi versuchte seinen Finger aus Sons Umklammerung zu befreien. "He, kein Wort mehr darüber, ok?", meinte der Daicho; endlich hatte Sonkei losgelassen. "Ok...", flüsterte Nobu, "mach's gut." "Klar", entgegnete Hisagi, strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr und küsste sie zum Abschied, "ihr auch." Nobu sah ihm noch kurz nach, bevor er mit Shunpo verschwunden war, dann verlagerte sie Sonkei auf ihren anderen Arm. "Da geht er dahin, dein Papa", meinte sie betrübt zur Kleinen, die sie aufmerksam ansah. "Jetzt machen wir erstmal die Küche sauber, die du kleiner Schmutzfink mitgefüttert hast", lächelte die Kunoichi dann und die beiden verschwanden wieder in den kühlen Schatten des Hauses. "Jo, Shuuhei!" Der Angesprochene drehte sich um und sah Renji auf sich zukommen. Mit verschränkten Armen wartete er, bis der Rothaarige bei ihm angekommen war; wieso brüllte er eigentlich gleich jedem aus der Ferne zu? "Hey Renji", grüßte er ihn und die beiden tauschten einen Handschlag, "wurde auch Zeit, dass du endlich kommst." "Ach was", Renji winkte ab, "ich bin doch total pünktlich." Hisagi verdrehte die Augen und grinste. "Renji, du bist der letzte in unserer Gruppe." Besagte Gruppe bestand aus Shuuhei, Hitsugaya und Abarai. Der junge Weißhaarige nickte zustimmend. "Ist doch egal jetzt. Los geht's!", tönte Renji und die drei Shinigami verschwanden mit gezogenen Zanpakuto im Nichts. 14. August 0:07 Uhr meldete Renjis Handy, als der Rothaarige es, keuchend an einen Baum gelehnt, aufklappte. Es war stockfinster um sie herum, sein Flechtezopf war aufgebrochen, sodass seine langen Haare ihm ins Gesicht hingen und zu allem Überfluss blutete seine rechte Schulter, weswegen er Zabimaru nur schwer führen konnte. "Scheiße...", fluchte er und spuckte auf den Boden; er wusste auch trotz der Dunkelheit, dass die Spucke rot war, seine Lippe brannte seit einer Weile. Hitsugaya stand neben Renji, ihn hatte es zum Glück nicht ganz so schlimm erwischt. Trotzdem war sein einst weißer Daichomantel blutbefleckt. Doch das war gerade eines der kleineren Übel, sie hatten Hisagi vor ein paar Stunden im Gemenge aus den Augen verloren und die ganze Situation an sich schien zu eskalieren. Keiner von ihnen konnte sich erklären, wie die ganzen Hollows nach Seireitei gekommen waren, aber egal wie verbissen die Shinigami kämpften, es schienen immer mehr statt weniger zu werden. Wenn das so weiter ging, würde noch ein Menos Grande auftauchen und wer wusste schon, welcher der niederen Shinigami das Pech haben würde diesem zu begegnen. "Soweit alles in Ordnung bei dir, Renji?", sorgte Hitsugaya sich. Der Rothaarige richtete sich auf, trotzdem stützte er sich mit dem heilen Arm noch am Baum ab. "So ok, wie es eben sein kann", antwortete er mit einem gereizten Unterton in der Stimme, "meine rechte Schulter ist am Arsch." Außerdem kotzte es ihn an, dass er mit Shuuhei und Hitsugaya in einer Gruppe war. Er hatte nichts gegen die beiden, im Gegenteil, sie waren ihm immer noch am liebsten von allen Daicho, aber wieso hatte Genryuusei ihn nicht mit Hikai in ein Team getan? Er hatte keine Ahnung wie es ihr ging, und das schon seit Stunden. Diese Ungewissheit machte ihn wahnsinnig! Um Ryu machte er sich weniger Sorgen, der war bei Naruto bestens aufgehoben. "Ich denke die Situation beruhigt sich langsam", meinte Toushiro da plötzlich und Renji sah zu ihm. "Wie kommst du darauf?" "Mein Handy hat seit einiger Zeit keine Hollows mehr geortet." Der Rothaarige schnaubte unwillig. "Ist wahrscheinlich bei den ganzen Kämpfen kaputt gegangen." "Wieso bist du immer so negativ?" Fragend verschränkte der Weißhaarige die Arme. "Ich sehe die Sache eben realistisch", entgegnete Renji und steckte Zabimaru zurück in die Schwertscheide. Hitsugaya schüttelte nur den Kopf und seufzte leise. "Na in Ordnung", meinte er zum Rothaarigen, "dann lass uns jetzt weitergehen, schließlich wurden wir nicht zum Quatschen herbeordert." "Tobu, Kazeshishi!" Mit einem ratternden Klirren bohrte sich das Kusarigama in den Hollow, ehe dieser mit einem widerhallenden Aufschrei zu Boden ging und verschwand. Hisagi taumelte etwas, bevor er Kazeshishi zurückzog und sich umsah. Verdammt! Er hatte schon vor einer Weile Renji und Toushiro aus den Augen verloren und keiner wusste, woher eigentlich die ganzen Hollows kamen! Das letzte Mal hatten sie es geschafft bis in Seireitei einzudringen, als diese Ryoka, Orochimaru und sein Schoßhund Kabuto, hier eingefallen waren. Der Blauhaarige hoffte nur, dass das nicht schon wieder der Fall war. Das Piepen seines Handys rüttelte ihn auf und er klappte es mit einem genervten Murren auf. "Schon wieder einer", stellte Hisagi nach einem Blick auf den Radar fest, dann packte er die Kette seines Kusarigama in eine und die Klinge in die andere Hand und rannte los. "Chidori!" Mit einem Knistern fuhr die Energiekugel in den Hollow und zerfetzte ihn wortwörtlich von innen. Hisagi bog gerade um die Ecke und blieb erst einmal wie angewurzelt stehen. Der Hollow verschwand augenblicklich nach dem Angriff, ebenso wie die blaue Chakrakugel. Shuuhei blickte gespannt zur Person, die einige Meter vor ihm stand und auf die Stelle sah, an der noch Sekunden vorher der Hollow gestanden hatte. Sie hatte braunes Haar - soweit man das bei der Dunkelheit sagen konnte - das in einem unordentlichen Zopf zusammengefasst war. Die Kleidung war eindeutig die eines Anbu, so sehr es Hisagi auch erstaunte. Plötzlich drehte die Person sich um und schien ihn direkt anzusehen; über dem Gesicht trug sie eine weiße Maske, die sie sich mit einer einzigen Handbewegung auf die Seite schob. "N-Nobu?!" Fassungslos starrte der Blauhaarige sie an. "Hey Hisagi!" Sie winkte ihm aus der Ferne zu, lachte und eilte dann mit wenigen Schritten zu ihm. Der Daicho stand immer noch wie angewurzelt da. "Was... was machst du hier??", fragte er verblüfft; ein Teil seiner Gedanken schwirrte um die erstaunliche Tatsache herum, dass sie gerade einen Hollow ins Jenseits befördert hatte. Die Kunoichi legte den Kopf schief und vergrub die Hände in den Taschen ihrer Shorts. "Freust du dich nicht, mich zu sehen?" "Wa-... nein, doch... ich meine", stotterte Hisagi vor sich her, "natürlich, aber... ich verstehe gar nichts mehr", seufzte er dann. Nobu grinste, sie liebte es, wenn sie ihn in Verlegenheit brachte oder in völlige Verwirrung stürtzte, was zwar nicht oft der Fall war, aber dafür jedes Mal umso amüsanter. "Ich dachte mir, da du ja hier in Seireitei fest steckst, komme ich einfach zu dir", antwortete sie, als wenn es ihre Anwesenheit einfach so erklären würde. "Und wie bist du hergekommen?" "Ika hat das Tor für mich geöffnet", sie lächelte, "und Naruto passt auf Sonkei auf, sie und Ryu machen bestimmt keinen Ärger, solange sie zusammen sind." Hisagi rieb sich kurz mit geschlossenen Augen die Nasenwurzel, bevor er wieder zu Nobu blickte. "Du bist verrückt", meinte er resigniert, aber die Braunhaarige griff nur an die Seitentaschen ihrer Shorts und zog ihre zwei Sai hervor. "Ich weiß", entgegnete sie, "lass uns jetzt losgehen, es gibt immer noch ein paar Hollows hier und dann können wir in Ruhe deinen Geburtstag feiern." Hisagi klappte sein Handy auf. "Hier gibt es keine mehr", stellte er erleichtert fest und studierte aufmerksam den Radar, "aber bei den Gebäuden von Gotei 4 scheint es noch Probleme zu geben." Er schnappte sich Nobu, die als Anbu immer noch um einiges langsamer als ein Shinigami war, und verschwand mit Shunpo. Um genau 3:04 Uhr morgens am 14. August war Seireitei wieder hollowfrei und das Stationsgebäude der 4. Einheit quoll vor Verletzten nur so über. Renji saß auf dem Boden, neben ihm Hikai, die sich gerade um die Wunde an seiner Schulter kümmerte, und wiederum daneben Hitsugaya im Schneidersitz; wie es schien hatte er Mühe sich wach zu halten. Hisagi und Nobu lehnten an einer der vier Wände des Raumes, während Isane ein letztes Mal am Verband des Daicho zog, ehe sie loseilte, um Hikai eine Standpauke zu halten, wieso sie sich vor ihr über Renjis Verletzung hergemacht hatte. Die beiden erhoben sich und verließen die Krankenstation, ehe sie sich zum Gebäude der Gotei 5 aufmachten, deren Daicho Hisagi war. An eine Heimkehr war zumindest im Moment nicht zu denken, nicht bevor alle Hauptmänner Genryuusei ihre Berichte ablieferten, allerdings erst bei einer Versammlung, die in knapp sieben Stunden stattfinden würde. Nobu schlich mehr, als dass sie ging und Hisagi musterte sie mich wachsender Besorgnis. "Aller ok?" Sie sah ihn von der Seite an. "Ja, alles in Ordnung. Ich habe nur fast mein gesamtes Chakra aufgebraucht..." Sie seufzte. "Das kommt davon, wenn man seit über einem Jahr nicht mehr trainiert hat, meine Kondition ist ein Witz." "Dann ist das aber ein verdammt guter Witz", widersprach der Blauhaarige ihr, "erstaunlich, dass du dich so lange auf den Beinen halten konntest und auch noch einige der Hollows eigenständig besiegt hast." Nobu lächelte leicht. "Ich wusste gar nicht mehr, wie viel Spaß mir das Kämpfen macht", meinte sie leise und steckte die Hände in die Hosentaschen. "Vermisst du es?" "Irgendwie... schon", entgegnete die Braunhaarige, "aber ich habe schließlich eine Familie, um die ich mich kümmern muss, und das ist wichtiger." Plötzlich blieb Hisagi stehen und auch Nobu hielt inne. Bis zur Gotei 5 war es nicht mehr weit, sie standen auf einer Art kleinem Vorplatz. Immerhin war er beleuchtet. "Was ist?", fragte die Kunoichi etwas irritiert und blickte zum Blauhaarigen. Dieser stand nur ein Stück vor ihr und sah sie an. Dann umarmte er sie. "Vielen Dank, Nobu...", flüsterte er und legte sein Kinn sanft auf ihrem Kopf ab. Verblüfft schlang die Braunhaarige ihre Arme um ihn und lehnte den Kopf entspannt gegen seine Brust. "Aha... und wofür?" "Dafür, dass du das Kämpfen aufgegeben hast, um dich so gut es geht um unsere Tochter zu kümmern", entgegnete Hisagi, "und dafür, dass du heute her gekommen bist. Ich halte das zwar nach wie vor für eine verrückte Idee deinerseits, aber ich bin froh, dich heute bei mir zu haben. Ein schöneres Geburtstagsgeschenk konntest du mir gar nicht machen." Nobu schloss die Augen und atmete tief ein. Sie war gerührt von seinen Worten und in jenem Moment wurde ihr wieder einmal klar, wie sehr sie ihn eigentlich liebte. Die Kunoichi sah zu ihm auf und lächelte. "Ich bereue keine Sekunde meiner Entscheidung", wisperte sie, "und ich werde immer bei dir sein, egal ob Geburtstag oder nicht. Den heutigen Tag will ich mit dem verbringen, den ich am meisten liebe, und das bist nun einmal du... alles Gute zum Geburtstag...", flüsterte Nobu noch, bevor sie Hisagis Kopf sanft mit den Händen zu sich herunterzog und sie sich im schwachen Schein der Fackeln küssten. Kapitel 2: Otaka Nobushi - 13. November --------------------------------------- 13. November "Guten Morgen, Nobu-chan~!", flötete Hisagi und zog die Vorhänge im Schlafzimmer zur Seite. Sofort warf die Kunoichi sich die Bettdecke über den Kopf, die ihr allerdings kurz darauf wieder weg genommen wurde und ein grinsender Hisagi über ihr gebeugt war. "Hey, aufstehen!", rief er, "es gibt Frühstück!" Die Braunhaarige sah ihn nur verschlafen an - sie trug nur ein Tanktop und Shorts und fror. Verdammt, was fiel Hisagi eigentlich auch ein ihr mitten im Herbst die Decke weg zu nehmen? "Ugn...~", murmelte Nobu und blinzelte den Blauhaarigen immer noch etwas difus an. "Wie spät haben wir...?" Der Blauhaarige lag immer noch halb über ihr und stützte sich mit den Händen neben ihren Armen auf dem Bett ab. "Uhm...", sein Blick wanderte kurz zum Wecker auf dem Nachttisch, "fast zehne." "Was?" Stöhnend versank die Braunhaarige noch tiefer in den Kissen und legte einen Arm über ihre geschlossenen Augen, "so spät... und ich fühle mich wie gerädert..." "Und du frierst", stellte Hisagi fest und Nobu warf ihm einen sauren Blick zu. "Wer kam denn auf die glorreiche Idee, die warme Decke von mir zu ziehen, hm?" Der Blauhaarige grinste daraufhin bloß und strich Nobu einige der Haarsträhnen aus dem Gesicht, die es sich darauf gemütlich gemacht hatten. "Ich kann dich ja wärmen", meinte er immer noch frech grinsend und wie um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, knickte er seine Arme etwas ein und verdeckte Nobu mit seinem um einiges kräftigeren Körper. "Ähm... also... nein, lieber nicht", stotterte die Kunoichi und lachte daraufhin, während sie versuchte, unter Hisagi hervorzukriechen, was sich als ziemlich schwer zu bewältigende Aufgabe herausstellte, da er immerhin doch recht eng über ihr bzw. auf ihr lag. "Nicht?", hakte der Blauhaarige mit gespielter Enttäuschung nach und machte ihr den Weg frei, indem er wieder vom Bett kroch. Mit einer leichten Röte im Gesicht kletterte Nobu hinterher und strich sich das Top glatt. Irgendein kleiner Teil von ihr hasste es, dass sie immer noch rot wurde, obwohl sie beide schon so lange zusammen waren. Hisagi brauchte nur sein unvergleichlich charmantes Lächeln aufzusetzen, eine zweideutige Bemerkung zu machen und sie benahm sich wie ein schüchtenes Schulmädchen. Manchmal würde sie ihn dafür liebend gerne in zwei Hälften schneiden, dafür, dass er sie in Verlegenheit brachte. Verdammt, sie waren doch alle erwachsen! "Hey! Erde an Nobu, wer da?" Seine Stimme riss sie aus ihren Gedanken. "Uh... jaja, ich bin noch da", murmelte sie und seufzte. Es half doch alles nichts, ein anderer Teil von ihr liebte es geradezu, in Verlegenheit gebracht zu werden. "Gut, wie gesagt, es gibt Frühstück", entgegnete Hisagi und schlenderte aus dem Schlafzimmer; Sonkei saß wohl schon in ihrem Kinderstuhl in der Küche. Nobu wandte sich in Richtung Bad, als sie stockte. Moment mal... seit wann bekochte Hisagi sie...? Er kochte nicht schlecht, das nicht - Nobu glaubte eher, dass sie schrecklich kochte, aber solange ihre Familie noch nicht an einer Vergiftung gestorben war, konnte sie wohl beruhigt sein -, aber eigentlich war das Frühstück eher ihre Angelegenheit... eigentlich war das Kochen an sich ihre Angelegenheit. Sie schlurfte durch den Flur und hörte leise die Klänge von Jazz aus der Küche - Hisagi hörte also Musik, während er das Essen zubereitete. Die Braunhaarige schüttelte den Kopf. Sie würde nie verstehen, was genau ihm an Jazz gefiel, aber es faszinierte und erstaunte sie zugleich. Außer der Musik hörte sie noch das leise Scheppern von Besteck oder Töpfen oder irgendwelchen anderen metallenen Gegenständen, gemischt mit ab und zu quietschenden Glucksern, die zweifelsohne von Son stammten. Riechen konnte sie nichts; gut, zumindest angebrannt hatte Hisagi wohl nichts. Nach dem Duschen schlüpfte Nobu in ein Paar Shorts, die mal hellbraun gewesen waren, jetzt aber eher mit beige bezeichnet werden konnten, zog sich ein Shirt über und schlenderte in die Küche, wo sie schon im Türrahmen von einem strahlenden Lächeln aus Sonkeis Richtung empfangen wurde. Dem Brei zufolge, der sich über den Kinderstuhl erstreckte wie über ein Schlachtfeld, hatte die Kleine bereits gefrühstückt. Der große Klumpen auf dem Boden, auf dem Nobu beinahe ausgerutscht wäre, bestätigte diese Vermutung nur. "Morg'n nochmal", grüßte sie Hisagi und setzte sich dann an den geräumigen Tisch ans Fenster. Der Himmel draußen war von hellgrauen Wolken verhangen und ein Wind, der Nobu schon beim bloßen Anblick frösteln ließ, wirbelte einige halbverfaulte orangebraune Blätter durch die Gegend. Die jetzt eher langsameren Klänge von Jazz, die sich fast unbemerkt durch die Küche zogen, unterstrichen das irgendwie triste Szenario nur. Die Braunhaarige seufzte. Sie mochte den Herbst zwar, aber sie wünschte sich doch, dass wieder Frühling sein möge, oder wenigstens Winter, wenn die weißen Schneedecken auf den Dächern Konohas einen Teil der kalten und trostlosen Atmosphäre der toten Jahreszeit verschluckten. Außerdem konnte sie dann wieder Hisagi unter einer Ladung Schnee begraben, wie sie es letzten Winter während einer Schneeballschlacht gemacht hatte. Bei dem Gedanken daran musste sie unwillkürlich lächeln und merkte zuerst nicht, wie Hisagi sie prüfend musterte. Erst nach einigen Sekunden blickte sie zu ihm auf. "Was belustigt dich denn so?", fragte er ebenfalls lächelnd und setzte sich ihr gegenüber. "Ich dachte an unsere letzte Schneeballschlacht", entgegnete Nobu und kicherte leise. Er hatte aber auch zu dämlich ausgesehen, wie er verblüfft über ihr Reaktionsvermögen, mitten im Schnee gesessen und selbst wie ein Schneemann ausgesehen hatte. Seine blau gefrorenen Lippen später wieder aufzutauen war immerhin angenehmer gewesen, als ihm den Schnee aus den Haaren zu kratzen, der sich dort zu kleinen Klümpchen verfangen hatte. Aber ihre eigenen Lippen und Haare waren nicht wirklich besser dran gewesen. Nur Sonkei war verschont geblieben; man konnte schließlich kein kleines Kind unter einer Ladung Schnee begraben. Hisagi lachte auch leise auf, dann sah er kurz wie verträumt aus dem Fenster, ehe er seinen Blick wieder auf Nobu richtete. "Oh ja... der letzte Winter war sehr amüsant gewesen." Die Braunhaarige nickte und biss in ihr Brötchen. Sie wünschte sich mehr als vorher, dass der Winter endlich kommen möge. Sie stand mit dem Rücken zu ihm im Schlafzimmer, als Hisagi das zweite Mal an diesem Morgen in eben jenes hereinplatzte. Nobu schloss gerade den Reisverschluss ihrer Jacke und ordnete die Kapuze, als er den Raum betrat. "Wohin gehst du?", fragte er und warf ihr einen irritierten Blick zu. Die Kunoichi vergrub ihre Hände locker in den Jackentaschen und eilte an ihm vorbei aus dem Zimmer. "Ein bisschen raus", murmelte sie nur, während sie schnell in ihre Stiefel schlüpfte und mit einem kurzen Abschiedsgruß auch schon verschwunden war. Hisagi blickte ihr leicht kopfschüttelnd nach. Und da solle sie einer verstehen, bei den Stimmungsschwankungen, die sie so an den Tag legte - zuerst fröhlich und jetzt wortkarg. Der Wind war tatsächlich so kalt wie Nobushi vermutet hatte und schnitt ihr wortwörtlich ins Gesicht. Selbst die Kapuze und ihre wehenden Haare konnten sie nicht wirklich vor dem Wind schützen, doch das war ihr im Moment relativ egal. Langsam aber zielstrebig durchquerte sie Konoha. Auch wenn erst Mittag war, sie traf so gut wie niemanden, was bei dem Wetter aber kein Wunder war. Alle saßen lieber zu Hause, in ihren wärmenden vier Wänden, als hier draußen gegen die Naturgewalten anzukämpfen so wie sie es im Moment tat. Nachdem sie sich ungefähr das tausendeste Mal die Haare aus den Mundwinkeln gefischt hatte, hatte sie entnervt aufgegeben, die einzelnen Haarsträhnen knirschten jetzt unter ihren klappernden Zähnen. Der Tag würde hässlich werden. Sie hätte es wissen müssen... Plötzlich blieb sie stehen. Nobu hatte sich in Gedanken so sehr über das Wetter aufgeregt, dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass sie am Ziel angelangt war. "Iruka..." Der Wind nahm ihr einen Teil des ohnehin schon schwach gewisperten Namens aus dem Mund. Die Braunhaarige stand vor einem großen Grabmal, das übersät war mit unzähligen Namen; viele davon kamen ihr bekannt vor - als Anbu lernte man eine Menge verschiedener Leute kennen -, aber nur einer interessierte sie wirklich. Andächtig fuhr Nobushi mit dem Finger über den schwach eingavierten Namen und merkte kaum, wie kleine Wassertropfen gegen das harte, aber glatte Gestein klatschten und sie mit ihrem Finger einen dünnen Wasserfilm über die Buchstaben zog. Umino Iruka Ihre Kehle war plötzlich ungewohnt trocken und sie musste sich zwingen zu schlucken, um das erdrückende Gefühl, das ihr krampfhaft die Brust zuschnürte, wenigstens ein bisschen zu lindern. Dann rollte ihr eine Träne über die Wange - nur eine einzelne Träne -, die Nobushi nur bemerkte, weil sie eine heiße Feuchtigkeit mit sich brachte, die die Tropfen des Nieselregens nicht hatten - sie waren kalt und klatschten ihr stechend gegen die Haut. Die Kunoichi ließ den kleinen Tropfen versiegen, ehe sie sich dann doch noch übers Gesicht wischte, was nicht viel brachte, weil sie es mit einem nassen Jackenärmel tat. Umino Iruka Ein Name, der sie wohl für ihr ganzes restliches Leben verfolgen würde. Er war ihr erster, einziger und bester Freund gewesen und sie hatte sich nur schwer mit dem Gedanken abgefunden, dass sie morgens nie wieder neben ihm würde aufwachen, weil sie sich gemeinsam aus Furcht vor erdrückender Einsamkeit ein Haus geteilt hatten. Das war bevor Hisagi in ihr Leben getreten war und sie das erste Mal nach langer Zeit wieder so etwas wie Geborgenheit verspürt hatte. Dann war sie gemeinsam mit dem Blauhaarigen in ihr seit Jahren unbenutzes Anwesen gezogen und einige Zeit darauf war sie schwanger gewesen. Und dann hatte die schreckliche Nachricht wie ein Blitz eingeschlagen - Umino Iruka und einige andere Ninja waren tot aufgefunden worden, sie waren bei der Ausführung einer Mission an Feinde geraten und unterlagen. Nobushi erinnerte sich noch ganz genau an jede schreckliche, quälend langsam verstrichene Sekunde jenen schicksalhaften Tages. Sie hatte einen Schwindelanfall gehabt und dachte schon sie müsse in Ohnmacht fallen, beherrschte sich dann aber doch irgendwie. Doch die schreckliche Nachricht war in ihr Bewusstsein zurückgekehrt und sie hatte die Nerven verloren, bevor sie von unkontrollierten Weinkrämpfen geschüttelt auf den Boden und in Hisagis Armen zusammengesackt war. Sie wusste noch, dass sie schließlich heftig unter Tränen gelacht hatte, bevor ihr Kreislauf kollabiert und sie diesmal tatsächlich in Ohnmacht gefallen war. Nach dem Aufwachen hatte sie sich im Krankenhaus wieder gefunden, während man Hisagi, der neben dem Bett gesessen hatte, förmlich ansehen konnte, wie ihm ein zentnerschwerer Stein vom Herzen gefallen war. Die Diagnose der Ärzte war erschreckend gewesen - der Nervenzusammenbruch war auch auf den restlichen Körper übergegriffen und hatte sie schließlich zu Fall gebracht, und dann... "Sie können von Glück reden, dass Sie keine Fehlgeburt hatten, Ms. Otaka", flüsterte Nobu heiser. "Denn so war es doch, nicht?", fragte sie dann an das Grabmal gewandt. "Stimmt's Iruka? Ich hätte Sonkei verlieren können..." Wieder bahnten sich einige Tränen unaufhaltsam ihren Weg über ihre Wange; Nobushi ließ sie fließen, gemeinsam mit dem kalten Regen, der ihrem vom Weinen erhitzen Gesicht wohl tat. "So wie damals", wisperte die Braunhaarige. Sie hatte bereits eine Fehlgeburt hinter sich und bezweifelte, dass sie eine zweite psychisch heil überstanden hätte. Es war sowieso ein Wunder gewesen, dass sie überhaupt noch hatte Kinder kriegen können. "Es tut mir nur so unendlich Leid, dass du Sonkei nie kennen gelernt hast..." Sie schluchzte auf und wischte sich mit dem nassen Jackenärmel über die Nase. "Sie hätte dich bestimmt gemocht." Der kalte, tote Stein gab keine Antwort, das einzige Geräusch war das Rauschen des Regens, der sich von einem leichten Nieselregen in einen regelrechten Wolkenbruch verwandelt hatte. "Wieso du auch?", fragte Nobushi leise das stumme Gestein, "du und Ukitake... die Besten sterben jung, das weiß ich jetzt aus eigener Erfahrung..." Die Kunoichi wusste nicht wie lange sie dort gestanden und mal schweigend, mal heiser flüsternd das Grabmal betrachtet hatte, aber irgendwann bemerkte sie endlich die stechende Kälte, die sich in ihren ganzen Körper ausgebreitet hatte. Ihre Haare klebten überall in ihrem Gesicht und tropften wie ein undichter Wasserhahn, während ihre Jacke klatschnass und dunkel und schwer vom Regenwasser war. Ihre tauben Finger ignorierte sie gekonnt, ebenso wie ihre glühende Stirn. Dass man sich so schnell Fieber einfangen konnte... Nobushi drehte sich vom Grabmal weg und sah mit zusammengekniffenen Augen vor sich durch den Regenschleier. Sie wollte nicht nach Hause, nicht solange ihr verweintes Gesicht einer aufgequollenen Tomate glich; Hisagi würde sich nur unnötig sorgen, was eigentlich ihre Aufgabe ihm gegenüber war. Bei dem Gedanken musste Nobu leicht lächeln, dann wurde ihre Miene wieder ernst. Es half alles nichts, sie konnte nicht mittem im heftigsten Regen stehen bleiben und so lief sie los, ohne eigentlich genau zu wissen, wohin sie unterwegs war... ...zumindest bis sie verblüfft stehen blieb und ihre Augen gegen den Regen abschirmte. Sie stand direkt davor und es sah immer noch so aus wie damals - Irukas Haus... früher ihr gemeinsames Heim. Sofort überfiel sie eine Welle von Erinnerungen: Iruka, wie er einmal auf einem Stück Seife ausgerutscht und in die Badewanne geklatscht war; ein andermal, wie er panisch versucht hatte mit einem Hemd das Feuer zu ersticken, das aus einer Pfanne loderte, in der noch Sekunden vorher sein vermeintliches Mittagessen vor sich hingeköchelt hatte; nur dank seiner anfänglichen Unfähigkeit auf diesem Gebiet hatte Nobushi einigermaßen Kochen gelernt, weil sie sonst beide irgendwann verhungert wären; und wieder ein andermal Iruka, wie sie zusammen einen Horrofilm angesehen hatten und sie mehr ängstliche Mädchenschreie von sich gegeben hatte als er, was eine erstaunliche Leistung war, wenn man bedachte, dass er Horrofilme nie so richtig gemocht hatte. "Nur dass dein Leben glatt als Horrofilm durchgehen würde, nicht?" Wieder sprach die Braunhaarige leise zu sich selbst, als spräche sie mit Iruka. Nein, wohl eher doch als Drama - Dramen hatten so gut wie nie ein Happy End. Plötzlich griff Nobu sich mit einer Hand an den Mund und hustete krampfhaft. Das Husten kam direkt aus den Tiefen ihres Brustkorbs, unter dem sich ihre Lungen schmerzhaft zusammenzuziehen schienen. "Großartig...", wisperte sie, nachdem der Hustenanfall nachgelassen hatte, "ich kann doch nicht so schnell krank geworden sein..." Irgendwo in ihrem Inneren wusste sie es natürlich besser. "...Nobu..." Ihr Name klang dumpf in ihren Ohren nach und einen Moment lang dachte die Kunoichi schon, sie hätte sich das nur eingebildet - was bei ihrem Zustand gut möglich war -, als jedoch eine Gestalt vor ihr auftauchte. Nobushi war zu desorientiert, als dass sie hätte sagen können, woher jene gekommen war. "...hm...~?" Sie griff sich kurz an die Stirn und schloss die Augen, alles drehte sich irgendwie. Aber es drehte sich langsam, erschreckend langsam, was die ganze Sache irgendwie unheimlich machte. "Nobu?" Die Stimme kam direkt von vor ihr und so öffnete die Braunhaarige wieder ihre Augen und traute ihnen kaum. "Hisagi?", flüsterte sie heiser und starrte ihn ungläubig an. "Nobu, verdammt, was machst du hier??", fragte der Blauhaarige sofort; seine halblangen, dunkelblauen Haare klebten ihm überall im Gesicht, die Tättowierung an seinem Hals glänzte nass, während er genauso heftig tropfte wie die Kunoichi selbst. Nobushi wusste nicht, was genau er meinte. Störte es ihn, dass sie vor Irukas Haus stand? Oder dass sie mittem im heftigsten Regen stand? Oder gar beides? Zu verwirrt und abgestumpft, um seine Frage völlig zu begreifen, taumelte sie nur ein paar Schritte auf ihn zu. "Ich glaube ich bin krank", brachte sie hustend hervor, bevor Hisagi den Ernst der Lage begriff und sie auffing ehe Nobu der Länge nach in den Matsch klatschen konnte. Sie klammerte sich sofort instinktiv an ihn. "Oh scheiße...", murmelte sie, "Drecksregen..." "Ich glaube, ich bringe dich erstmal heim." Hisagi hob Nobu auf die Arme, aber die Kunoichi war zu fiebrig, um es richtig mitzubekommen und noch bevor die beiden daheim ankamen, war sie in einen leichten Schlaf gefallen. 14. November Sie war in einem riesigen Hamsterrad gefangen und rannte unaufhörlich, das Rad durfte nicht stoppen, auf keinen Fall durfte es aufhören sich zu drehen! Wieso, das wusste Nobushi auch nicht, erst als sie aus dem Schlaf schreckte und ihre Beine in Schieflage gegen die zusammengeknüllte Decke ins Leere rennen sah, begriff sie, dass sie nur geträumt hatte. Wieso waren Fieberträume eigentlich immer ein solcher Schwachsinn? Trotzdem fiel der Braunhaarigen sofort auf, dass es ihr um einiges besser ging - sie schien kein Fieber mehr zu haben, nur ein leichtes Kratzen in der Brustgegen signalisierte ihr, dass sie noch nicht ganz genesen war. Sie trug einen übergroßen schwarzen Kimono und starrte ihn einige Sekunden lang verständnislos an, ehe sie begriff, dass es Hisagis Shinigamikimono war. Die Erklärung dafür folgte auf dem Fuße. "Es war das erste, was ich zufällig aus dem Schrank gefischt habe und zugleich auch praktisch, um dich schnell in irgendetwas Trockenes zu hüllen." Die Kunoichi sah zur Tür, in der Hisagi kurz stehen geblieben war; jetzt setzte er sich an den Bettrand neben sie. "Wie fühlst du dich?" Nobushi strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Man... ihre Haare kräuselten sich immer so dämlich, wenn sie im Regen nass geworden und dann getrocknet waren. "Prima", entgegnete sie enthusiastisch, "nur der Husten klingt noch etwas nach." Der Blauhaarige seufzte erleichtert und rieb sich kurz über die Augen. "Jag' mir bitte nie wieder so einen Schreck ein", murmelte er, "ich wusste im ersten Moment gar nicht, was los war." "'tschuldige", flüsterte Nobu und senkte etwas beschämt den Blick, "ich war zu leichtsinnig und stand wohl eine Weile im Regen..." "Eine Weile??" Hisagi stöhnte auf. "Man, Nobu! Als ich dich aufgegabelt habe, weil ich mir Sorgen gemacht hatte, war es sieben!" Verblüfft sah die Braunhaarige ihn an. Sieben Uhr... wie lange konnte ein Mensch an einem Grabmal stehen und seinen Gedanken nachhängen? "I-ich... hatte keine Ahnung", stotterte sie etwas unbeholfen und verbarg dann ihr Gesicht in den Händen, "ich wollte eigentlich nur kurz das Grabmal besuchen..." Hisagi seufzte und kroch neben Nobushi, ehe er sie in den Arm nahm und sanft an sich drückte. Die Kunoichi presste sich sofort enger an ihn, denn er war angenehm warm. Das konnte ihrem immer noch leicht durchfrorenen Körper nur gut tun. "Schon gut", flüsterte der Shinigami beruhigend, "aber ich glaube, du hast durch das ganze Chaos hindurch etwas vergessen." "Vergessen...?" Fragend sah sie ihn an. "Dir ist schon klar, dass du gestern Geburtstag hattest, Nobu?" Zuerst begriff sie seine Worte gar nicht, dann jedoch wich ihr vollkommen irritierter Gesichtsausdruck kurz der Erkenntnis, bevor sie wie eine Irre zu lachen anfing, Hisagi losließ, um sich die Lachtränen wegzuwischen und sich schließlich rücklings zurück in die Kissen fallen ließ, wo sie immer noch weiterlachte. "Oh man... ich kann nicht glauben, dass ich meinen eigenen Geburtstag vergessen habe!", kicherte sie und klatschte sich mit der Handfläche gegen die Stirn, ehe sie ihre für einen kurzen Moment geschlossenen Augen wieder öffnete. Eine Art Deja Vú beschlich Nobu, als sie Hisagi über sich gebeugt sah. "Oh Nobu, was glaubst du, wieso ich gestern extra früher aufgestanden bin, um Frühstück zu machen?" Auch er lachte leicht. "Mein kleiner Chaot", flüsterte er dann mit einem neckenden Unterton in der Stimme und küsste sie. "Alles Gute nachträglich", sagte der Blauhaarige leise, ehe Nobu ihre Hände um seinen Nacken legte und nur Sekunden vor dem nächsten Kuss ein "arigatou" hauchte. Dann aber weiteten sich ihre Augen kurz vor schlimmer Vorahnung, bevor sie ein donnerndes hatschii! von sich gab und den Kopf gerade noch rechtzeitig so weg neigen konnte, dass sie mit ihm gegen Hisagis Brust knallte. Beide lachten fast im selben Moment los, ehe der Blauhaarige sich schließlich von ihr löste und grinsend die Decke über Nobu legte. "Ich glaube, wir verschieben das, bis du wieder gesund bist." Kapitel 3: Abarai Renji - 31. August ------------------------------------ 31. August Er saß im Schneidersitz auf dem Futon im Schlafzimmer, die langen, roten Haare fielen ihm locker über Brust und Schulter, beides zierten unzählige Tätowierungen. Er hob kurz den Kopf, um durch den Haarschleier zum Wecker gegenüber zu schielen - er würde heute sterben, daran bestand kein Zweifel. Der 31. August würde sein Todestag sein und als Ursache würden auf dem Totenschein drei Namen zu finden sein, und zwar- "Renji!" Schwungvoll knallte die Schiebetür zur Seite und der Rothaarige zuckte kurz erschrocken zusammen. Er hatte nicht erwartet, dass sie SO laut sein würden, wenn sie kamen, um ihn zu holen. An Flucht war nicht zu denken, der einzige Fluchtweg wurde versperrt und zwar von niemandem geringerem als einem grinsenden Hisagi, dem Daicho der Gobantai. Manchmal wollte Renji ihm dieses Grinsen aus dem Gesicht wischen, aber in jenem Moment wartete er nur stumm wie ein Opferlamm darauf, dass die zwei anderen Chaoten ebenfalls mit Gebrüll sein Schlafzimmer stürmten. Seine düsteren Vorahnungen wurden auch dieses Jahr nicht enttäuscht. "Was sitzt du denn hier noch faul rum??" Diese äußerst liebevolle Begrüßung am frühen Morgen kam von Matsumoto Rangiku, die sich mit ihrer enormen Oberweite an Hisagi vorbei ins Zimmer zwängte, eine Flasche Sake locker in der linken Hand, dass es kurz so aussah, als wenn die damit Shuuhei alle Zähne ausschlagen würde. Wie schaffte die Frau es eigentlich, so früh schon betrunken zu sein? Oder wachte sie betrunken auf? Renji war sich sicher, dass sie nie wirklich nüchtern war oder dass Sake anstatt Blut durch ihre Adern floss. Das erschien ihm zumindest genauso sicher wie die unvermeidbare Anwesenheit von Nummer 3 der Chaostruppe - Izuru Kira. Wenigstens er schien noch einigermaßen heil im Kopf zu sein. "G-gomen nasai, Abarai-kun", stotterte der Blonde und blickte ihn über Hisagis Schulter hinweg an. "Man, du schaust ja ganz schön angepisst, Renji", lachte der Blauhaarige und schlenderte neben ihn; der Rothaarige machte immer noch keinerlei Anstalten sich von seinem Platz zu bewegen und blickte zu ihm hoch. "Natürlich schaue ich so, wenn ihr drei Irren frühmorgens mein Schlafzimmer stürmt, noch dazu mit einer Flasche Sake und am 31. August", entgegnete Renji sauer. "Ohoh, Mister-ich-töte-dich-mit-Blicken weiß also, wieso wir hier sind?", grinste Matsumoto betrunken und nahm gleich darauf einen tiefen Schluck aus der Flasche. Renji stöhnte verzweifelt auf und vergrub sein Gesicht in den Händen, bevor er sich durch die Haare fuhr und aufstand. "Ja", brummte er, "allerdings. Aber ich habe echt keine Lust meinen Tag damit zu verschwenden, mit euch dreien in einem Kreis zu sitzen, der wegen Matsumotos Gleichgewichtsstörungen kein richtiger Kreis ist, und mich besinnungslos zu besaufen." "Immer noch Angst, dass du ein weiteres Liebesgeständnis in die Welt plärrst?", hakte Hisagi nach. Man sah ihm die enorme Anstrengung an, die es ihn kostete, nicht in Rangikus Lachen mit einzufallen. Kira stand immer noch mehr oder weniger in der Tür und sah von den dreien abwechselnd hin und her. Die Situation überforderte ihn maßlos, wieso hatte er nochmal eingewilligt, mit den beiden dort drüben Renji abzuholen? Ach ja, sie waren befreundet... was erneut die Frage nach dem "wieso?" aufwarf. Renji lief sofort leicht rot an, ob vor Wut oder Scham vermochte keiner zu sagen, und funkelte Hisagi an. "Ich war betrunken!", versuchte er sich zu verteidigen und gestikulierte wild mit den Händen, ohne es selbst zu merken. Der Blauhaarige konnte einfach nicht mehr und fing an zu lachen. "Das waren wir alle, aber keiner von uns plärrt betrunken durch die Gegend, dass er seinen Hauptmann heiß findet, noch dazu, wenn dieser gerade vorbeikommt und sich einmal in seinem adeligen Schnöseldasein dazu herablässt, seinem Fukutaicho zu gratulieren." Der Rothaarige hätte Hisagi am liebsten erwürgt, aber die Szene, die sich in sein Bewusstsein drängte, rettete Shuuhei wahrscheinlich genau in jenem Moment das Leben. Es stimmte, jedes einzelne, noch so kleine peinliche Detail dieses Geburtstages stimmte. "Seitdem hat Kuchiki sich nie wieder auf einem von Renjis Geburtstagen blicken lassen", erinnerte Matsumoto sie an die Folgen und die zwei Chaoten vor Renji brachen erneut in schallendes Gelächter aus. Auch Kira konnte nicht umhin zu kichern, wobei er versuchte Renjis Aufmerksamkeit nicht auf sich zu lenken. Hisagi wischte sich über die Augen und schnappte sich Matsumotos Sakeflasche, bevor er immer noch kichernd einen glucksenden Schluck daraus nahm. "Oder wisst ihr noch? Renjis Geburtstag von vor zwei Jahren? Damals hat er sich das Mikrophon von der Karaokeanlage geschnappt und hat Rosa Rubicundior durch ganz Seireitei gerotzt!" Das gab auch Kira den Rest und er fiel in das Lachen der beiden anderen ein, während Renji immer noch peinlich berührt planlos vor ihnen stand und sie am liebsten wirklich nur mit seinen bloßen Blicken getötet hätte. Und der Blonde versperrte immer noch sein Tor zur Freiheit! "Halt bloß die Klappe, Shuuhei!", knurrte er, endlich etwas aus seiner Starre erwacht, "wenn ich mich recht erinnere, klang dein Gerotze auch nicht viel besser!" "Mag sein, aber bei dir hat man einfach die Leidenschaft gemerkt, mit der du das arme Mikrophon fast verschlungen hast." Erneutes Gelächter. Renjis Augenbraue zuckte bedrohlich, er ballte die Hände zu Fäusten. "Ok, das reicht jetzt! RAUS HIER!", fuhr der Rothaarige die drei wütend an, aber kein einziger von ihnen zeigte sich irgendwie beeindruckt. Zeit, zu härteren Maßnahmen zu greifen. "HOHERE ZABIMARU!" Eine Explosion erschütterte das Gebiet um die Kyubantai, bevor die Schiebetür des Hauptmannbüros aus ihrer Verankerung gerissen wurde und gegen das Geländer dahinter flog, sich überschlug und in den kleinen Vorgarten darunter stürzte, dicht gefolgt von drei weiteren unbekannten Flugobjekten, die jedoch nicht wirklich zum fliegen gedacht waren und dementsprechend hart aufkamen. Matsumoto lachte wie bekloppt und war einfach nur froh, dass ihre Sakeflasche den Sturzflug heil überstanden hatte, während Kira keine Luft bekam, weil Hisagi so verdammt lange brauchte, um von ihm runterzukriechen! Renji stand in Angriffsstellung mitten in seinem Schlafzimmer, während er Zabimaru hoch erhoben hielt. Mit einem Rattern fuhr sein Zanpakuto zusammen und nahm seine ursprüngliche Form wieder an. Entnervt lehnte der Rothaarige es an eine Wand und verschwand im Bad. Das nächste Mal, wenn die drei Spinner sich an diesem Tag bei ihm blicken ließen, würde er Zabimarus Bankai auf sie loslassen, das schwor er sich! So gut wie jeder seiner Geburtstage war bis jetzt jedes Mal in einer Katastrophe geendet, der Karaokeabend war noch das kleinere von tausend Übeln, das mit Kuchiki Byakuya eines der größeren und der peinlichsten. Nun gut, Renji würde wahrscheinlich nie im Leben Hisagi schlagen, der es vor Jahren einmal geschafft hatte, einen völlig durchgeknallten Lapdance für Matsumoto vorzuführen, als diese ihn an seinem Geburtstag abgefüllt hatte, aber er ahnte Schlimmes, jedes Mal wenn er sie und eine Flasche Sake auf sich zukommen sah. Und heute war Renjis Geburtstag, am 31. August, und genau wie vermutet waren die drei Chaoten bei ihm aufgetaucht - inklusive der unheilvollen Sakeflasche. Er stieg unter die Dusche und drehte das Wasser auf, warm prasselte es auf seine Haut und floss dann in den Abfluss unter seinen Füßen. Der Rothaarige versuchte sich vorzustellen, was Hikai dazu sagen würde, wenn er sturzbesoffen einen Lapdance für Matsumoto hinlegen würde und kam zu dem Schluss, dass ihm seine Ehefrau - er mochte das Wort nicht, es klang so streng - mit bloßen Händen den Kopf abreißen würde. Zumindest wenn er Glück hatte... Seufzend stieg er aus der Dusche und fasste seine tropfenden Haare zu einem provisorischen Pferdeschwanz zusammen, bevor er sich ein Handtuch um die Hüften band. Diesen Tag zu überleben würde vielleicht doch nicht so schwer werden, wie gedacht, jetzt, wo er den dreien klar gemacht hatte, dass sie fliegen konnten, wenn er nach Zabimaru griff. --- Renji schleppte sich völlig fertig zurück zu seinem Büro in der Kyubantai. Scheiße, wieso musste der August auch so heiß sein?! Der Rothaarige konnte förmlich spüren, wie sein Schweiß ihm in Sturzbächen über die Haut floss und bildete sich in seinem überhitzen Zustand irgendwie ein, die glänzenden Spuren auf seinem Rücken würden Wettrennen veranstalten. Er fragte sich, welcher der Tropfen wohl gewinnen würde - er tippte auf den Größten, denn der kitzelte am meisten und lag schon recht weit vorne -, als er endlich vor der Öffnung stand, die einst seine Schiebetür beherbergt hatte. Aber das war schon lange her, um genau zu sein heute Morgen, einige Holzsplitter lagen immer noch unkoordiniert verstreut auf dem Boden... moment mal...! Hatte er da nicht gerade ein Kichern gehört??? Mit einer schlimmen Vorahnung stürmte er in sein Büro - zertrat dabei fluchend einige der Holzsplitter - und blieb mitten im Türrahmen zu seinem Schlafzimmer wie angewurzelt stehen. Dort neben seinem Futon auf dem Boden saßen Matsumoto, Shuuhei, Izuru und Hitsugaya in einem schiefen Kreis und lachten bis auf den Weißhaarigen alle wie bekloppt. Um sie herum lagen einige leere Flaschen verstreut, eine davon rollte gegen Renjis Fuß. "WAS ZUM GEIER MACHT IHR IN MEINEM SCHLAFZIMMER?!", brüllte der Rothaarige sie sofort ungehalten an, aber die drei Chaoten sahen sich nur kurz an, bevor sie wieder in schallendes Gelächter ausbrachen; nüchtern waren DIE auf keinen Fall. Toushiro seufzte verzweifelt auf und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich habe nichts damit zu tun, die drei haben mich hierher verschleppt!", verteidigte er sich sofort, aber Hisagi gab daraufhin nur ein "Mund auf" von sich und stopfte dem Weißhaarigen eine Flasche in den Mund. Erstaunt nahm Hitsugaya einen tiefen Schluck und begann sofort danach heftig zu husten, während ihm die Augen tränten. Renji schloss die Augen und befahl sich still bis zehn zu zählen. Sobald er bei der zweistelligen Zahl angekommen war, würde er nach Zabimaru greifen und allen zeigen, wieso er Abarai Renji war! "Yo Renji!" Die Stimme gehörte zu Kira, der ungewohnt selbstsicher und angeheitert war. "Was?" "Setzt dich doch dazuuu~" Er winkte ihn mit der Hand heran, in der anderen hielt er eine Sakeflasche. Renji gab resigniert einen gequälten Laut von sich, ehe er zu den vier Shinigami schlenderte und sich dazusetzte. Der Kreis war komplett. Oder das Oval... vielleicht war es auch ein Viereck oder einfach nur ein willkürlich zusammen geworfener Haufen von Besoffenen. Fehlte nur noch Shunsui, um die Idylle zu vervollständigen... "Na endlich ist das Burtstagskind daaaa~", säuselte Matsumoto und warf irre lachend ihren Kopf in den Nacken, bevor sie in ihrem Kimono herumkramte und ein ominöses, schwarzes Päckchen hervorholte. Renji hoffte inständig, dass sie ihm kein Geschenk besorgt hatten und wurde wenigstens einmal an diesem Tag nicht enttäuscht. Das Päckchen beinhaltete Karten. "Ohhh~ du durchtriebenes Biest", kam es kichernd von Kira, "ich weiß genau, was du vor hast!" Matsumoto grinste ihn breit an, dann begann sie die Karten auszuteilen. "Ich liebe Strip-Poker", lachte plötzlich Hisagi auf und Renji, der noch gar nicht richtig den Sinn der Karten begriffen hatte, blickte sofort entsetzt zu ihm. "Strip-Poker???" Der Blauhaarige lachte einfach weiter und war nicht imstande, dem Rothaarigen eine Antwort zu geben. "Nicht quatschen, spielen!", ermahnte Matsumoto sie und musterte aufmerksam ihr Blatt. Das wäre doch gelacht, wenn sie gegen diese besoffenen Schnarchnasen verlieren würde! Obwohl... nun gut, Abarai und Hitsugaya-daicho waren noch nüchtern, aber dieser kleine Fehler ließ sich in beiden Fällen schließlich mühelos korrigieren. "Hitsugaya-daicho, nicht so schüchtern!", rief sie hämisch grinsend, zog den Weißhaarigen schwungvoll an sich und gleich darauf fand sich erneut eine Flasche in dessen Mund. Toushiro hoffte innerlich, dass es illegal war, Minderjährige derart abzufüllen, aber nach der zweiten Sakeflasche war ihm das herzlich egal und er saß torkelnd und halbnackt - für sein Alter hatte er eine erstaunlich muskulöse Brust - neben Matsumoto, die ab und zu ein völlig abgedrehtes Lachen vom Stapel ließ, in das er miteinfiel. Nur Renji war noch nüchtern - mehr oder weniger zumindest. Er fühlte eine wohlige Wärme in seiner Bauchgegend und sein Kopf glühte, aber ansonsten schien es ihm gut zu gehen. Er war auch der einzige, der nicht bereits mit nacktem Oberkörper dasaß, lediglich seine Socken und sein Daichomantel lagen irgendwo in den Tiefen seines Schlafzimmers. "HA!", rief Matsumoto plötzlich und knallte ihr Blatt auf den Boden. Hisagi legte als letzter seufzend seines daneben und sah in die Runde. Auch diesmal war das Glück auf Matsumotos Seite gewesen und er hatte wieder einmal das größte Pech gehabt. "Hose runter!", ordnete die Fukutaicho an, aber Hisagi schüttelte nur den Kopf und richtete sich torkelnd auf. "Wenn Nobu das mitkriegt, reißt sie mich in Stücke", nuschelte er und lachte daraufhin sofort, ehe er sich wieder anzog. "Oh", kam es von Rangiku. Stimmt, Hisagis Freundin lag bereits abgefüllt in dessen Zimmer, die hatten sie nach der Sauforgie am Nachmittag auf keinen Fall mitnehmen können. "...Nobu?", fragte Renji irritiert nach. "Ja, sie wollte deinen Geburtstag eigentlich mitfeiern, aber die schläft grad ihren Rausch in meinem Bett aus", lachte der blauhaarige Daicho immer noch losgelöst, als Matsumoto miteinfiel. "Ich glaube, heute Nacht schläft sie nicht mehr so viel, sobald du da ankommst." Die beiden brachen erneut in verrücktes Gelächter aus, ehe Shuuhei ihnen allen noch einen letzten Blick zuwarf. "Nichts dagegen", grinste er angeheitert und verschwand in die warme Sommernacht. "Ich glaube wir gehen dann auch", meinte da Matsumoto und stand taumelnd auf. Hitsugaya machte keinerlei Anstalten, sich zu rühren. "Hey, Toushiro! Aufstehen!" Rangiku tippte ihn mit ihren Absätzen an - gleich zwei Dinge, wofür der Weißhaarige ihr normalerweise eine wütende Standpauke gehalten hätte, 1. Toushiro und 2. ihn mit den Absätzen antippen -, aber diesmal sah er nur kurz zu ihr und zog sich dann mühsam an ihrem Kimono hoch. "Ich störe nur, wenn du und Kira euch ausm Staub macht...", nuschelte er und grinste hinterhältig. Matsumoto blickte zum Blonden, der ebenfalls aufgestanden war und jetzt einen Arm um sie gelegt hatte. "Wieso eigentlich nicht?", flüsterte er ihr ungewohnt lasziv ins Ohr und Rangiku kicherte, bevor die beiden ebenfalls unsicher auf den Beinen Renjis Bude verließen. Hitsugaya zog sich ebenfalls wieder an und blickte noch einmal zum Rothaarigen, als er bereits im Türrahmen stand, oder besser, hing. Renji sah mit einem Gesichtsausdruck zum Weißhaarigen, den mal wohl bei Irren fand, oder zumindest bei Menschen, die nahe dran waren völlig durchzudrehen. "Nie wieder...", murmelte Renji, "nie wieder feiere ich Geburtstag mit euch..." Er richtete sich auf und rutschte kurz auf einer der Karten aus, die immer noch über den Boden verstreut lagen. "Da wäre ich mir nicht so sicher", grinste Toushiro angeheitert, "übrigens bin ich echt nicht freiwillig hier, aber Hikai wollte nicht alleine mit den drei Spinnern gehen..." "HIKAI?!" Hitsugaya lachte irre los, so nüchtern wie es kurz vorher den Anschein gehabt hatte, war er wohl doch nicht. Er nickte. "Ja, aber die war nach den ersten paar Flaschen K.O." Immer noch lachend verschwand er und ließ einen irritierten, dem Wahnsinn nahen Daicho zurück. Renji kickte die Karten auf einen Haufen zusammen und verscharrte sie in den Tiefen seines Zimmers, denen bereits seine Socken und sein Daichomantel zum Opfer gefallen waren, dann schlenderte er ins Büro, um die türlose Öffnung mit irgendetwas zu verdecken, bevor diese nervigen Biester namens Stechmücken wieder in Schwärmen angeschwirrt kamen. Und Hikai, scheiße, die musste er auch noch suchen! "Dreck!", fluchte der Rothaarige im Dunkeln und schob kurzerhand einfach einen Schrank vor die Tür, trotzdem fiel durch einen Spalt Mondlicht ins Büro. Er drehte sich um und blieb plötzlich wie vom Donner gerührt stehen. Dort, auf seinem Sessel, saß Hikai und blinzelte gerade müde ins Dunkel. Ihre ihm zugewandte Körperseite war halb entblößt, denn ihr Shinigamikimono war ihr am Arm abgerutscht, das Licht brach sich in ihren Haaren und ließ sie matt in den verschiedensten Farbtönen leuchten. Renji liebte diesen Anblick, aber im Moment stand ihm ein einziges, großes Fragezeichen im Gesicht geschrieben. "Hikai?" Er war neben den Stuhl geeilt. Die Shinigami sah zu ihm hoch, dann stemmte sie sich mühevoll aus dem Sessel und lehnte sich taumelnd an den großen Schreibtisch. "Renji...? Wieso... wieso bist du nicht nackt?" Die Ernsthaftigkeit, mit der sie das sagte, warf noch mehr Verwirrung auf. "... bitte WAS?" "Na, ihr habt doch bestimmt Strip-Poker gespielt...", murmelte Hikai und Renji beschlich das schreckliche Gefühl, dass die Weißhaarige betrunken war, und das nicht zu wenig. "Hab ja nicht verloren", meinte er erklärend, "aber was machst du hier??" "Ich hab dich den ganzen, verdammten Scheißtag lang gesucht", entgegnete sie leicht gereizt, aber der Alkohol ließ sie mehr angeheitert sein, als wirklich wütend. "Entschuldige... ich hatte viel zu erledigen..." "Jaja, schon gut", winkte Hikai ungeduldig ab und kicherte plötzlich. "Jetzt hast du aber bestimmt Zeit?" Den Rothaarigen befiel ein ungutes Gefühl, trotzdem nickte er. "Gut", hauchte Hikai und vergrub ihre Hände in seinem Kimono. Tastend fuhr sie über seine muskulöse Brust. "Hikai... was... was machst du da?!", keuchte er entsetzt. So kannte er sie gar nicht! Die Shinigami antwortete nicht, sondern streifte ihm das Oberteil seines Kimono ab und verschloss seinen Mund mit ihren Lippen, bevor er erneut protestieren konnte. Sie legte ihre Arme um seinen Nacken und hievte sich halb auf den Schreibtisch, bevor sie Renji fordernd auf sich zog, dann löste die Weißhaarige den Kuss wieder. "Hikai... warte", flüsterte der Rothaarige heiser, "du bist betrunken!" Hikai kicherte nur und löste seinen Pferdeschwanz auf, sodass seine langen roten Haare auf ihre nackten Schultern fielen. "Bin ich das?", fragte sie mit plötzlicher Klarheit in ihrer Stimme und Renji beschlich der Verdacht, dass Hikai glasklar denken konnte und alles andere als im Rausch handelte, erst recht, als er den schelmischen Glanz in ihren Augen sah. "Du machst mich verrückt, Hikai", seufzte er und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. Er wollte sie, so dringend wie noch nie zuvor. Die Weißhaarige fuhr mit ihrem Finger seine Brust entlang. "Dann tu was dagegen", hauchte sie und Renji ließ sich das nicht zweimal sagen. Geburtstage konnten doch schön sein! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)