Dreaming Society von Gepo (Fortsetzung von Dead Society) ================================================================================ Kapitel 40: Der letzte Schultag ------------------------------- ...zumindest der letzte vor den Herbstferien. Ich hätte sehr gern wieder Schule und Herbstferien T.T Das Medizinstudium ist zwar auch interessant, aber Schule war spannender (und fordernder). Ich gebe zu, Anatomie hat mehr gefordert als die Schule, aber Chemie und Physik hängt mir hier zum Hals raus. Ich lerne Altklausuren auswendig und sonst nix -.- Ach ja, Chemie habe ich übrigens bestanden. Die nächste fordernde Prüfung wird wahrscheinlich erst die Integrierte Klausur (Zellbiologie, Physiologie und Biochemie), aber den Stoff hatte ich auch komplett schon in der Schule *seufz* Nur die ganzen Genkrankheiten im Detail werden neu sein. Mir ist langweilig. Nun gut, mehr Langeweile ist mehr Zeit zum Schreiben ^.^ Für irgendetwas müssen Vorlesungen ja gut sein. Hier das neue Kapitel: _________________________________________________________________________________ „Katsuya!“, Ryou lief ihm schon im Flur entgegen, die Augenbrauen zusammen gezogen, doch lächelnd, nachdem der Blonde aufgeblickt hatte. „Ryou!“, rief der Ältere übertrieben laut, ging ein wenig in die Knie und hob die Arme, um unter dessen Achseln zu greifen und einmal um sich durch die Luft fliegen zu lassen, bevor er ihn wieder runter ließ – das war vielleicht ein Fliegengewicht... Ryou blinzelte verdattert, bevor er in Lachen ausbrach. „Ich will auch.“, verlangte die Person, die auf den Ausruf hin auch aus dem Klassenzimmer gejagt war. „Ayumi!“, rief Katsuya mit demselben Enthusiasmus, ging wieder in die Knie und hob die Arme, diesmal noch theatralischer als zuvor und wiederholte die Aktion mit ihr, während Ryou sich in Sicherheit brachte. „Das ist lustig.“, meinte sie nur und grinste hoch, „Duhu...“, mit einem Schlag hatte sie eine dicke Schnute, „Wo warst du gestern? Ryou hat sich geweigert mir irgendetwas zu sagen.“ „Im Gericht. Sie haben meinem Vater das Sorgerecht entzogen.“, antwortete er nur mit Leichtigkeit in der Stimme. Bei allen Göttern. Hatte er das wirklich gerade gesagt? Er schluckte. Ryous Mund stand offen. „Oh...“, Ayumi sah zu ihm auf, senkte einen Moment lang die Lider über ihre Augen, doch gewann ihr Lächeln wieder, „Glückwunsch, denke ich. Und was machst du jetzt?“ Katsuya atmete tief durch, ballte eine Hand zur Faust, ließ seinen Blick zwischen Ayumis Augen und dem Boden flackern, bevor er ein Lächeln auf seine Lippen zwang, sich zu ihr beugte und meinte: „Ich lebe.“ Einen Moment lang studierte sie sein Gesicht, bevor sie nickte und den Kopf zur Seite legte, den Blick zwischen Ryou und ihm schweifen ließ und meinte: „Ich bin dann wieder im Klassenzimmer. Ich muss die Sachen für meinen Vortrag vorbereiten.“ „Das war... mutig...“, flüsterte der Fünfzehnjährige und trat näher zu ihm, als das Mädchen außer Hörreichweite war, „Und es hat alles geklappt?“ „Nicht ganz.“, Katsuya seufzte, griff nach Ryous Arm und zog sie beide noch weiter vom Zimmer weg, „Sie haben ihn ohne jede Strafe laufen lassen. Und Mutter hasst mich noch immer.“ „Das tut mir Leid.“, murmelte der Kleinere. „Ist kaum deine Schuld.“, ein weiteres Seufzen, während Katsuya sich an die Wand lehnte, „Ich hatte Schlimmeres erwartet.“ „Es ist trotzdem nicht fair.“, Ryous Hände ballten sich zu Fäusten, während eine Falte in seine Stirn zog, „Es ist verdammt nochmal nicht fair.“ „Es hört sich süß an, wenn du fluchst.“, murmelte der Blonde mit einem Lächeln auf den Lippen, „Und ja, es ist nicht fair. Aber fairer als manches andere. Ich bin frei, das ist das einzige, was zählt, denke ich.“ „Hm...“, die Luft entwischte dem kleinen Körper, „Manchmal frage ich mich, ob Bakura mit seinen Ideen von Blutrache eigentlich wirklich so unmoralisch ist...“ „Leid mit Leid zu vergelten macht keinen Sinn. Es ist unsinnig. Erst gestern habe ich mir Setos Vortrag angehört, wie der Mensch ewig niederträchtig bleibt und nur das Gesetz sich weiterentwickelt.“ „Hm.“, Ryous Blick richtete sich stur aus dem Fenster, während er die Arme vor der Brust verschränkte, „Ich weiß nicht, ob ich diese Entwicklung wirklich als positiv empfinde... sie hilft den Kindern nicht und verbietet auch noch, dass sie sich selbst helfen.“ „Wer bereit ist zu morden, kann auch zum Jugendamt gehen.“, argumentierte Katsuya. „Jonouchi!“, kam ein empörter Ausruf irgendwo hinter ihm, „Wagen sie es nicht ihre Mitschüler zu bedrohen!“ „Ich möchte an keinem Ende der Waffe stehen.“, meinte der Blonde noch, drehte sich zu der Person und lächelte, was diese zusammen zucken und die Arme schützend vor ihren Körper ziehen ließ, „Entschuldigen sie bitte meine Wortwahl, Frau Lehrerin Okaya.“ „Aufwachen, Schlafmützen.“, meinte Kaiba nur, weil seine Schüler sich eher langsam zur Begrüßung aufrichteten – die Arbeitsmoral schien am letzten Tag vor den Ferien erheblich gesunken zu sein, „Da ich gestern aufgeräumt habe, sind mir glatt noch eure Japanischarbeiten in die Hände gefallen. Also habe ich mir vorgenommen, dass wir die Englischstunde heute ausfallen lassen-“ Ihn unterbrach Jubel von Seiten der Schüler. „Okay, okay, ruhig...“, er machte eine Bewegung, als wollte er etwas runter drücken, „Das heißt nicht gleich Freistunde. Als euer Klassenlehrer möchte ich mit jedem von euch ein paar Worte wechseln. Kommt also dem Alphabet nach nach draußen. Der Rest hat solange frei. Ihr bleibt aber in der Klasse und haltet den Geräuschpegel klein, ist das klar?“, er ließ kurz den Blick schweifen, „Hijiri, du bist dafür verantwortlich, dass ihr keine anderen Klassen stört.“ „Yes, sir!“, grinsend hob er die rechte Hand an die Stirn. „Gut.“, der Lehrer packte einen Stapel Hefte, „Hier erstmal eure Arbeiten...“, er teilte diese aus, schrieb einen Notenspiegel an die Tafel, nahm sein Notizheft, rief eine Schülerin auf und nahm einen Stuhl für sich selbst mit nach draußen. „Hach...“, Ayumi stellte ihren Stuhl mit der Lehne zu ihnen vor die Pulte der beiden Freunde und setzte sich darauf, faltete ihre Arme und bettete den Kopf danieder, „Wir kriegen Englisch wohl wirklich erst nach den Ferien. Und wie ist Japanisch bei euch?“, sie sah zu Ryou. „Hast du die zweite Bestnote?“, fragte der nur mit einem Hauch Rot auf den Wangen. „Ja!“, sie grinste breit, „Und du?“, ein Blick zu Katsuya. „Dreimal so gut wie letztes Jahr.“, er grinste stolz sein Arbeitsheft an, „Die Struktur ist immer noch nicht optimal, aber weit besser als früher. Kaiba hat mir einen Haufen Komplimente aufgeschrieben.“ „Cool.“, sie zwinkerte zum Jüngsten, „Bald kriegen wir Konkurrenz.“ „Nie im Leben. Mit Ryou kann ich mich nie messen.“, obwohl... sie hatten festgestellt, dass er hochbegabt war... das musste irgendeinen schulischen Vorteil bringen, oder? „Und was macht ihr so in den Ferien?“ „Ich helfe meinem Vater im Restaurant.“, beider Blicke richteten sich auf Ryou für seine Antwort. „Ich weiß noch nicht... anscheinend gehe ich als einziger nicht arbeiten. Obwohl ich es derzeit wohl am nötigsten hätte. Braucht dein Vater noch mehr Leute?“, er lächelte Ayumi an. „Keine, die er bezahlt.“, ihr Lächeln wurde von einem Seufzen begleitet, „Du gehst auch arbeiten? Haben die noch was?“ „Ich mache ein Praktikum bei der Kaiba Coorperation. Ich glaube nicht, dass die dafür zahlen.“ „Schade.“, sie spitzte die Lippen und sah einen kurzen Moment aus dem Fenster, „Warte mal... Kaiba Cooperation, der Spielzeughersteller? Da, wo unser Herr Kaiba früher Chef war?“ „Ja, der hat mir das vermittelt.“ „Cooool...“, sie dehnte das Wort, während ihre Augen funkelten, „Das ist viel cooler als Kellnerin... warum habe ich ihn nicht auch gefragt? Klar, dass der Mann echt klasse Kontakte hat...“, sie grinste, „Du verstehst dich gut mit ihm, oder?“ „Bakura!“, rief einer der Jungen, der gerade wieder vom Gespräch mit ihrem Klassenlehrer zurück war. „Bis gleich, Leute.“, Ryou winkte kurz und machte sie auf den Weg nach draußen. „Alles Gute!“, Ayumi wandte sich wieder zu dem Blonden, „Weißt du, was der eigentlich mit uns besprechen will?“ „Keine Ahnung. Mir hat er nichts gesagt.“ Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen, bevor sie sich langsam hoben und sie fragte: „Wieso sollte er dir sowas sagen?“ „Ah...“, Katsuya schluckte. Shit. Verplappert. Was jetzt? „Du weißt doch... nein, wahrscheinlich nicht. Ich kriege Nachhilfe von ihm. Deswegen sehen wir uns öfters.“ „Echt, Herr Kaiba gibt Nachhilfe? Ist ja krass.“, sie blinzelte, „Ich dachte, der wäre als stellvertretender Schulleiter voll ausgelastet. Das macht er nicht für viele, oder?“ „Öhm... weiß nicht. Denke schon.“, Katsuya fuhr mit einer Hand in seine Haare und kratzte seinen Hinterkopf, „Ich bin deshalb in den Mittagspausen oft bei ihm.“ „Ah...“, sie nickte langsam, „Jetzt verstehe ich... ich hatte mich schon gefragt, ob ihr heimlich eine Affäre habt, so wie ihr euch benehmt.“, Katsuya versteinerte, presste die Kiefer zusammen und hielt den Atem an, „Ah, sorry, sorry, sorry, so meinte ich das nicht!“, sie wirbelte mit den Händen vor ihrem Gesicht, „Das war nur ein Scherz, nicht ernst gemeint! Ich wollte dich nicht beleidigen!“ „Hm.“, er atmete tief durch und befahl seinem Körper sich zu entspannen, „Okay...“ „Hast du was gegen Homosexualität?“, fragte sie mit leiser Stimme. „Ich bin mit Ryou befreundet, oder?“, er hob lächelnd eine Augenbraue. „Uh... das ist echt Kaiba-like.“, ein Grinsen nahm ihr Gesicht ein, „Ich find‘ ihn echt toll... weißt du, ob er verheiratet ist?“ Katsuya blinzelte. „W- was?“, brachte er einen Moment später hervor. „Och komm! Noch nie daran gedacht eine Lehrerin- hach... ne, gut, vergessen wir das. Für uns Frauen sind ältere Männer okay, aber ihr Jungs habt da ja meistens einen an der Klatsche.“, sie winkte ab und ließ ihren Blick zum Fenster schweifen, „Was bist du eigentlich? Schwul oder hetero?“ Halloho... sie hatten sich vor drei Tagen kennen gelernt – richtig so? Er schluckte. Wie lange hatte er schon niemand mehr für zu direkt gehalten? Warum unbedingt dieses Mädchen? Wieso empfand er die Frage überhaupt als direkt? Seto, die Lider fast geschlossen, die Wangen rot, der Atem keuchend, wie er mit einem Stöhnen den Kopf zur Seite warf und seine Finger im Bettlaken vergrub. Der Blonde spürte Röte auf seinen Wangen. Das war ganz allein sein Seto. Seiner. Das durfte niemand außer ihm sehen. „Katsuya?“, sie legte den Kopf schief, „So plättend ist die Frage nun auch nicht.“ „Aber das hier ist nicht der Rahmen für ein solches Gespräch.“, gab er kühl zurück, „Ich rede weder gern über meine Familie noch über Sex – und erst recht nicht in der Öffentlichkeit.“ „Ist gut...“, sie hob die Hände, als würde man sie mit einer Waffe bedrohen, „Sorry. Sag‘ ruhig, wenn ich nerve.“ „Haa...“, Katsuya massierte einen Moment lang seine Nasenwurzel, „Das heißt nicht gleich, dass du nervig bist. Das heißt, dass die Frage derzeit einfach unpassend war.“ „Okay.“, ihre Arme legten sich auf sein Pult und ihr Kopf darauf, „Tut mir trotzdem Leid.“ „Schon gut...“, er warf einen sehnsüchtigen Blick zur Tür, „Was meinst du, warum Ryou so lange braucht?“ „Hey, Kleiner.“, Katsuya zog den Stuhl seines Freundes näher zu sich, damit sie sich leiser unterhalten konnten, wenn es sein musste, „Ist dein Notenspiegel plötzlich abgesackt oder was war?“ Ryou lächelte schmal, setzte sich und seufzte, bevor er sprach: „Nein, es ist... wegen der Sache... du weißt schon, wo ich Herrn Lehrer Kaiba angesprochen hatte...“ „Was ist damit?“, die Ernsthaftigkeit schlug sich auf seine Züge. „Nun... Schritt eins ist durch. Ich soll jetzt sehen, ob es Wirkung gezeigt hat.“ „Meinst du, das wird es?“ „Keine Ahnung.“, Ryou seufzte und sein Blick flackerte über Katsuyas Hände, „Ich hoffe es einfach.“, er lachte trocken, „Klingt komisch, was? Ich habe Verantwortung abgegeben...“ „Du hast dich mit einer Aufgabe, die über deine Kräfte geht, an jemand anderen gewandt. Das ist keine Schande.“, nicht mehr... vor zwei Monaten hätte Katsuya so etwas niemals gesagt. Niemals hätte er um Hilfe gebeten. „Sartre würde widersprechen.“, der Weißhaarige hob den Kopf mit einem schwachen Lächeln. „Sartre ist weder zu beneiden, wenn er glaubte alles zu können, noch wenn er nie Verantwortung in andere Hände legte. Wer das nicht tut, macht so etwas wie Freundschaft und Liebe unmöglich.“, konterte der Blonde, „Beide gründen auf Vertrauen. Und Sartres Philosophie kann man in meinen Augen mit der Aufforderung gleichsetzen niemals zu vertrauen.“ Ein Mensch konnte niemals für alles Verantwortung übernehmen, was sein Leben betraf, wenn er sich nicht von der kompletten Welt isolierte. Und selbst dann gab es noch die Natur, die er nicht beeinflussen konnte. Kontrolle konnte man nie haben. Nicht über die Welt, nicht über seine Mitmenschen und im Endeffekt auch nicht über sich selbst – jede Erkrankung bewies es einem. „Hm...“, der Jüngere senkte den Kopf, „Ja, der Gedanke kam mir auch... tut nur weh es ausgesprochen zu hören.“ „Sorry, mit meiner Meinung halte ich mich nicht zurück.“, Katsuya zwinkerte, „Kann ich g'rad irgendwas für dich tun?“ Die hellblauen Augen musterten die Umgebung, bevor Ryou leise seufzend mit den Schultern zuckte und sich auf dem Schoß des Größeren niederließ. Die Lider fielen hinab und sein Kopf sackte gegen Katsuyas Brust. „Ohren steif, Kleiner...“, flüsterte er, „Du machst das klasse, wirklich. Du hast nicht aufgegeben Vertrauen zu schenken und stellst dich der Welt – trotz aller Schwierigkeiten und deiner Vorgeschichte. Ich bin stolz auf dich.“ Ein Schluchzen wurde von Katsuyas Kleidung verschluckt, während zwei dünne Arme um seine Taille das kleine Bündel Mensch an ihn zogen. Ihn mit einem Arm haltend und mit dem anderen über seinen kleinen Rücken streichend, betrachtete Katsuya den Jungen. So klein in dieser Welt. So verletzt. So verängstigt. „Ich will nicht stören, aber... ist alles okay?“, fragte eine Stimme mit Akzent. Katsuya sah auf. „Ah... Le-Long, richtig?“, der schwarzhaarige Chinese stand seitlich hinter Ayumi, die sie beide stumm betrachtete, und nickte, „Nur ein wenig emotionaler Stress hier. Bitte belastet Ryou in nächster Zeit nicht so sehr, ja?“, er wandte sich zu Ayumi, „Also vor allem keine Fragestunden.“ Sie zog den Kopf ein wenig ein und sah zu Boden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)