Dreaming Society von Gepo (Fortsetzung von Dead Society) ================================================================================ Kapitel 31: Konfrontation ------------------------- Darf ich noch einmal hervorheben, dass Kats im letzten Kapitel Seto vor aller Augen geküsst hat? Irgendwie scheint das nicht so ganz rüber gekommen zu sein. Vielleicht muss ich da noch einmal etwas ändern. Ansonsten frage ich mich, was ich hier gerade mache. Um 11.30 Uhr habe ich meine letzte mündliche Anatomieprüfung und um 14.00 Uhr meine Geschichtsprüfung. Ich glaube, ich bin wirklich mehr Autorin als irgendetwas anderes *lach* Nun ja, vielleicht brauche ich auch nur Ablenkung. Bitte drückt mir die Daumen. Ansonsten wünsche ich nur viel Spaß beim Lesen ^.- Ich habe das Gefühl, dass Kapitel wird vielen gefallen. _________________________________________________________________________________ „Haaach... Kats.“, Yami hatte eine Hand in seinen wilden Haaren vergraben und schüttelte den Kopf, „Jetzt hast du deine arme, kleine Schwester geschockt.“ „Die, die ganz klar zu jung und unschuldig ist, um das vollkommen Offensichtliche zu sehen?“, erwiderte diese nur voller Sarkasmus und piekste Yami mit ihrem Zeigefinger in die Seite. „Hey!“, der Rothaarige grinste sie an, „Hätt‘ doch sein können.“ „Ganz sicher.“, sie stemmte beide Händen in die Hüften und hielt dem neckenden Blick stand. Herr Sarowski räusperte sich nur und fixierte stumm die Tür zum Büro des Richters, bevor er die Stille brach: „Wollen wir uns dann vielleicht hinein begeben?“ „Äh...“, die Röte schoss auf Katsuyas Wangen – Mist, der Jugendbeamte... das war doch sicher gar nicht gut, dass er direkt vor seinen Augen... ähm... „Ich habe nichts gesehen.“, murmelte dieser nur mit einem Seitenblick, „Sonst müsste ich dir jetzt Vorträge über Abhängigkeitsbeziehungen halten und den Richter informieren, dass er eine Pflegefamilie für dich suchen sollte.“ Katsuya zuckte zusammen. Eine Pflegefamilie? Durfte er nicht mit seinem Pflegevater... ? „Ist das verboten?“, flüsterte der Blonde leise. „Ist es.“, grollte Seto direkt hinter ihm, „Wie ich dir... viermal? Fünfmal? Wie oft auch immer gesagt habe.“, es setzte eine angedeutete Kopfnuss auf Katsuyas Hinterhaupt, „Deshalb predige ich dir auch von morgens bis abends, dass du sowas in der Öffentlichkeit lassen sollst.“ „Du predigst auch, dass ich es komplett lassen soll und gehst trotzdem immer drauf ein.“, erwiderte der Jüngere nur grinsend und versuchte nach Setos Arm zu greifen, der jedoch gekonnt auswich und von sich aus Katsuya festsetzte, indem er seine griff. „Bist du wohl brav, du kleines Monster.“, der liebevolle Ton betrug die Worte, sodass Seto nur eine ausgestreckte Zunge entgegen gehalten bekam. „Hey, ihr beiden.“, Yami kniff Katsuya in die Seiten, der quietschend zusammen fuhr, „Genug rumgealbert, wir haben noch eine Anhörung ausstehen. Also Pfoten in die Hände und Abmarsch.“ „Pfoten in die Hände...“, wiederholte Seto nur verächtlich und ließ die Handgelenke seines Freunds los, „Wie kann man gleichzeitig Pfoten und Hände haben?“ „Du weißt, wie ich das meine.“, murrte der Rothaarige nur, bot Shizuka einen Arm an und ging mit Herrn Sarowski und ihr vor. „Und du...“, Seto beugte sich wieder zu ihm hinab, „Lass den Richter ja nicht sehen, was zwischen uns ist, klar? Und dank allen Göttern, die dir bekannt sind, dass Herr Sarowski die Situation nicht für besorgniserregend hält.“ „‘Tschuldige...“, murmelte Katsuya nur. Was auch immer der Richter und Seto noch leise miteinander besprachen, das Gespräch verebbte mit dem Moment, wo Frau Kamiya und Herr Jonouchi das nun doch etwas überfüllt wirkende Büro betraten. Sie nahmen die Plätze ein, die Herr Sarowski, Seto und Yami für sie freigelassen hatten, da nicht genügend Stühle für alle vorhanden waren. Die drei lehnten sich stattdessen an die Wand hinter Katsuya und seine Schwester. „Was hat das hier zu bedeuten?“, verlangte die ältere Dame zu wissen, bevor der Richter seine Einführung überhaupt beginnen konnte. „Ihr Sohn...“, der Mann versuchte seine Stimme ruhig zu halten, während er auf Katsuya wies, „...hat entschieden die Klage fallen zu lassen, wenn sie dafür beide auf ihr Sorgerecht verzichten und die Vormundschaft für ihn an Herrn Kaiba übergeben.“ Vormundschaft? Ging es nicht vorher noch um Pflege? Hatte sich da zwischendurch was geändert oder war das dasselbe? Er musste Seto später fragen. Und wo war eigentlich der Anwalt, der bei seinem Vater gesessen hatte? Müsste der nicht auch hier sein? Den Gedanken vorbeiziehen lassend versuchte der Blonde sich auf seine Atmung zu konzentrieren. „Das würde bedeuten, dass ihr Sohn bei Herrn Kaiba wohnt und sowohl die Erziehung als auch die Finanzverwaltung, die gesetzliche Vertretung und die Haftungspflicht an ihn übergehen.“, führte der Richter weiter aus und sah dabei vor allem zu Frau Kamiya. „Die Haftungspflicht kann er äußerst gern haben.“, brummte Herr Jonouchi nur und wandte den Blick Richtung Decke, „Das bereut man schnell genug.“ Ähm... Haftungspflicht? Was bedeutete das genau? Er versuchte seine zitternden Hände zu verbergen, indem er sie auf die Armlehnen seines Stuhls legte. „Und wenn wir oder eher ich ablehne?“, fragte die Mutter fast zischend, die Lider zu Schlitzen verengt, aber mehr arrogant als wütend. „Wird die Einwilligung gerichtlich erteilt.“, der Ton, den der Richter benutzte, klang schärfer – wenn sie es nicht freiwillig tat, wurde es also über ihren Kopf hinweg entschieden, „Und sie können binnen einen Jahres dagegen klagen.“ „Das ist Erpressung!“, sie fuhr auf, die Lautstärke ihrer Stimme drastisch erhöht. „Das ist das Gesetz.“, erwiderte der ältere Herr nur ruhig, „Da ihr Sohn abgelehnt hat bei ihnen zu wohnen und seine Meinung eingerechnet wird, da er älter als vierzehn Jahre ist.“ Sie rümpfte die Nase, verschränkte die Arme vor ihrer Brust und ließ sich schon fast genüsslich wieder in ihren Stuhl sinken, die Augen dabei mit einer abwertenden, gespielt mitleidigen Blick auf dem Richter. „Sie lassen sich wirklich von diesem Monster einlullen, nicht wahr? Sie wissen nicht, wie es ist, mit ihm zu leben.“, schmetterte sie ihm voller Verachtung entgegen. „Ich sehe, dass es jemanden gibt, der seit über einem Monat mit ihrem Sohn zusammen lebt und noch immer bereit ist ihren Sohn aufzunehmen. Und ich sehe, dass ihr Sohn in dieser Zeit weder Drogen genommen hat noch jemanden überfiel noch irgendwelche Nächte an unbekannten Aufenthaltsorten verbrachte.“, die Züge des Richters waren hart, „Das sind für mich die Fakten, nach denen ich urteile. Würde ich nach persönlichen Motiven richten, wäre der Ausgang dieser Verhandlung bei weitem nicht so mild.“ Die Blicke der beiden Erwachsenen bohrten sich praktisch ineinander. Frau Kamiya, die Pupillen verengt, die Lider verzerrt, die Lippen gespitzt, die Wangen eingezogen, ihre Nägel tief in ihre Arme verkrallt. Und im Gegensatz dazu der Richter, massiv und mächtig wirkend in seinem Stuhl, die Fingerspitzen aneinander gelegt, die Falten in seinem Gesicht nur einen kaum merkbaren Grad tiefer. Gegen ihn wirkte sie schon fast klein und hilflos, aber es schien, als umgäbe sie eine Aura, die davor warnte sie zu unterschätzen – als hätte sie ihre Krallen noch gar nicht erst ausgefahren und spielte noch das unschuldige Kätzchen. „Haben sie Kinder?“, flüsterte sie leise, „Wissen sie, was es heißt, zwei Jahrzehnte für einen anderen Menschen aufzugeben? Sie entscheiden von einer Stunde auf die nächste eine funktionierende Familie auseinander zu reißen, weil ein Deliquenter plötzlich einem Dasein entkommen will, dass er aufgrund seiner Taten verdient?“ „Zum ersten: Ich sehe keine funktionierende Familie. Ihr Mann und sie sind geschieden und haben keinerlei gegenseitigen Kontakt zu ihren Kindern gepflegt. Das führte zu zwei unglücklichen Kindern, die aus ihrer Umgebung entkommen wollen – ganz abgesehen von der Behandlung, die ihr Kind vom jeweiligen Elternteil erhalten hat. Zum zweitem: Absolut niemand hat es verdient in Gewalt, ohne eine angemessene materielle Versorgung und in Abwesenheit jeglicher liebevoller elterlicher Zuwendung aufzuwachsen.“, der Richter atmete tief durch und öffnete den Mund erneut, doch kam gar nicht erst dazu fortzufahren. „Niemand hat das verdient? Haben sie mal auf die Straße gesehen? Kriegen sie noch irgendetwas anderes mit als die Paragraphen, die sie den Menschen um die Ohren pfeffern? Da draußen wimmelt es von Kindern, die jeglichen Respekt vor Erwachsenen verloren haben und die keine bessere Zeitüberbrückung kennen als Gewalt anzuwenden oder sich selbst zu betäuben. Würden die Eltern das Recht haben nur ein bisschen mehr durchzugreifen, müssten wir uns nicht mit diesem menschlichen Müll rumschlagen!“ „Mich überrascht nicht einmal, wie unglaublich gut ich ihre Meinung verstehen kann.“, warf eine tiefe, mit leichtem Amüsement versetzte Stimme hinter Katsuya ein, was praktisch alle im Raum dazu brachte entsetzt zu dieser Person aufzusehen, „Oho, erschrockene Blicke?“, Seto schnaubte, „Jetzt mal ehrlich, denken wir nicht alle so? Halten wir nicht alle irgendwelche Bevölkerungsgruppen für lebensunwert? Gibt es keine Merkmale an einem Menschen, die nicht irgendwer von uns für verdammenswert hält?“ Katsuyas Lider weiteten sich, zogen sich praktisch über seinen Augäpfeln in die Augenhöhle hinein, während sein Mund nach Luft zu schnappen schien ohne dabei auch nur einen Hauch durch die zugeschnürte Kehle zu kriegen. „Wir wären keine Menschen, würden wir nicht versuchen uns von anderen abzugrenzen, um unser Selbstwertgefühl zu erhalten. Und je mehr wir selbst uns nicht mögen, desto mehr kompensieren wir es, indem wir andere ablehnen.“, er lächelte – falsch – Frau Kamiya an, „Ich für meinen Teil lehne Eltern ab, die ihre Kinder als wertloses Stück Scheiße betrachten, so wie sie es tun.“, sein Blick wandte sich zu Herrn Jonouchi, „Ich lehne Eltern ab, die ihre Pflichten vernachlässigen und versuchen für sich selbst irgendwelche plausiblen Gründe zu erfinden, damit sie sich nicht zu schlecht fühlen und ihr Missverhalten als Erziehung deklarieren zu können.“, seine Hand legte sich auf Katsuyas Schulter, „Und dabei sympathisiere ich mit den Kindern, die hier die Opfer sind.“, er schnaubte und schloss einen kurzen Moment die Augen, „Was im Endeffekt keinen Sinn macht... weil es dieselben Menschen sind.“ Stille. Kein Laut. Keine Bewegung. Nicht einmal ein Atemzug. „Es gibt bei dieser Verdammung nur eine Sache zu bedenken.“, fuhr Seto ruhiger und auch ein wenig leiser fort, obwohl es in ihrem Schweigen lauter klang als alles, was bis jetzt gesagt wurde, „Die eigene Meinung ist nicht die Meinung der gesamten Menschheit. Wir sehen es daran, dass sie mit denen sympathisieren, die in meinen Augen der letzte Dreck sind, und die verachten, die mir wichtig sind.“, er legte auch seine zweite Hand auf Katsuyas Schulter, welcher sich wieder gerade in seinen Stuhl setzte und mit geschlossenen Augen Seto zuhörte, der hinter ihm stand, „Es gibt dabei kein Falsch oder Richtig. Auch nicht, wenn ein Großteil der Menschheit ihre Meinung beziehungsweise meine Meinung hat. Auch eine Masse kann sich irren. Eine Masse von Menschen war in der Antike überzeugt, dass Nordeuropäer unkultivierte Barbaren sind und versklavte sie deshalb. Eine Masse an Menschen hielt Afrikaner für minderwertig und versklavte und tötete sie. Eine Masse verdammte Juden und vertrieb sie daher aus ihren Häusern, versklavte und tötete sie. In der Geschichte gibt es keine Weiterentwicklung des Menschen – er ist und bleibt durchgehend ein diskriminierender Bastard, daran ist nichts zu ändern.“ Seto... Katsuya schluckte und legte seine Hände vorsichtig auf jene, die warm seine Schultern bedeckten und ihn – wahrscheinlich zu seinem eigenen Besten – unten hielten. Hoffentlich wusste Seto, was er da tat. „Das, was sich weiterentwickelt, ist das Gesetz. Das Gesetz versucht immer striktere Regeln festzulegen, damit diese Diskriminierung nicht in Vertreibung, Versklavung oder Mord im Namen einer höheren Macht oder der Utopie einer besseren Welt geschieht. Sie...“, Setos Saphire bohrten sich in seine Mutter, da war sich Katsuya sicher, „...glauben, dass es der Gesellschaft besser gehen würde, wenn die Jugendlichen wieder voller Ehrfurcht, Respekt und vor allen Dingen Angst...“, er zischte das Wort fast, „...zu ihren Eltern aufsehen. Denn im Endeffekt wäre dieses Aufsehen nichts anderes als Angst vor Strafe, sollte man es nicht tun, wenn das Mittel ihrer Wahl Gewalt ist.“ Die Daumen Setos drückten fest auf seine Haut und malten Kreise auf seinen Muskeln, als würde er Katsuya massieren wollen. Und es tat gut, das stand außer Frage. Aber dem Blonden war klar, dass diese Geste, die wie wortlose Unterstützung aussah, in Wirklichkeit Setos Versuch war nicht schreiend zusammen zu brechen oder Frau Kamiya zu erwürgen. Sein Drache war fast durch mit seiner Selbstbeherrschung. „Das ist ihre Meinung und ich respektiere ihre Meinung. Möglicherweise wäre das ja sogar die Lösung. Aber es ist keine Lösung, die ich mittragen könnte, denn weder will ich Kinder schlagen – selbst wenn das Gesetz mich zwingen würde – noch will ich geschlagene Kinder sehen, weil mich der Anblick von ganzem Herzen schmerzt.“ Bei allen Göttern, Seto war so... so... erwachsen. Er fand genau die richtigen Worte. Am liebsten wäre Katsuya einfach aufgesprungen und hätte ihn geküsst – er beschränkte sich allerdings darauf lächelnd mit seiner Wange einmal über Setos rechte Hand zu fahren. „Ich habe meine eigenen Ideen, wie man mit Jugendlichen umgehen kann und bis jetzt bin ich dadurch mit Katsuya sehr gut ausgekommen. Und da es sie beide überfordert hat, wie sie ja selbst sagten, denke ich, dass die Sorgerechtsübertragung eine für alle tragbare Lösung ist. Meinen sie nicht auch?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)