Forbidden Fruit von abgemeldet (Wie schwer kann das Gewissen wiegen?) ================================================================================ Kapitel 39: Letzte Seite ------------------------ „SASORI-DANNA!!“, schrie Deidara, leichenblass um die Nase. Der Angesprochene antwortete nicht, noch immer breitete sich die lilane Lache unter ihm aus. Seltsame Klumpen kullerten ihm vor die Füße, und der Blonde hob vorsichtig einen davon auf. Feuchtes, von Blut vollgesogenes Papier. Die Augen des Rothaarigen waren ohnmächtig geschlossen, leichte Überraschung zeichnete seine Züge. Und an seinem Arm klebte verfärbtes Papier... Er wusste nicht ganz, was er tat. Wie im Schlaf trat er über ihn, entriegelte seine Kommode. Es war noch da. Er umfasste es so vorsichtig mit vor Erregung zitternden Händen, als könne es beim kleinsten Lufthauch zerfallen. Sein herz schlug heftig, als er die verbleibenden Papierschichten von der klaffenden Wunde in Sasoris unperfektem Körper löste, und das Blut wurde nun in einem dicken Schwall herausgepumpt, es klatschte schäumend gegen Deidaras nackte Schenkel, besprühte seine Wange. Dieser jedoch, wie in Trance, achtete nicht darauf, sondern drückte das fehlende Stück von Sasoris altem Körper in das Loch, das Stück, das ihn lange getröstet und gehalten hatte, seine damalig letzte Hoffnung fand zurück zum Ursprung. Es passte perfekt. Wie ein lebendiges Tier sog sein Körper das Stück ein, verschmolz nahtlos. Es hörte auf zu bluten. Erst jetzt wieder aufatmend wartete Deidara nervös, seine lila gefärbten Hände kneteten einander in ungeduldiger Erwartung. War es etwa schon zu spät? Sasoris Augen flackerten, dann schlug er sie müde auf. Er...hatte plötzlichen Schwindel gefühlt, Blut war aus dem von Konan nur provisorisch versiegelten Loch gekommen, sein Körper war überanstrengt, und der Makel hatte dann den Rest erledigt. Das war ja auch nicht normal... Seine Hand wanderte zu dem gegenüberliegenden Oberarm. Das Loch war weg. Erst weiteten sich seine Augen überrascht, dann lächelte er. „Ach, Deidara...“, flüsterte er, „kannst du mich noch immer nicht loslassen?“ Derselbe lag auf seiner Brust, war über ihm eingeschlafen, der Kleine. Der ihn nicht loslassen konnte. Er hatte keine Angst vor dem Tod. Er hatte keine Angst vor Einsamkeit. Und auch keine wirkliche vor Schmerz. Er hatte nur Angst... ...vor der Angst. Wie sie seine geölten Glieder zu lähmen schaffte, wie sie alle wohl geordneten Gedanken durcheinanderwirbelte, innerlich wie ein Tornado, draußen schleichend wie eine lauernde, unreine Bestie. Seine Hand ging von seinem heilen Arm nach unten, streichelte Deidara durch das weizenblonde Haar. Wie man so leidenschaftlich an etwas festkl- Moment mal, er klammerte ja eigentlich auch an etwas! Er hatte also kein Recht des Nichtverstehens... Eine Weile betrachtete er das schlafende, weiche Gesicht des Jüngeren, dann zog er ihn sanft an den Schultern weiter hinauf, und vergrub sehnsuchtsvoll sein Gesicht in den weichen Haaren. Itachi. Itachi saß still in seinem Zimmer. Gedanken flossen durch ihn hindurch. Trauer und Wut vermischten sich zu einem grotesken Bastard. (Du siehst mich...! Doch du wirst mich nie wieder spür’n...!) Er wurde abgewiesen. Kein Happy End für Itachi. Keine Prinzessin auf grauem Rappen. Es klopfte. Es öffnete. Itachi lächelte, seine Augen glitzerten vor Tränen und spiegelten etwas. Etwas, was der normale Mensch als ‚Wahn’ oder ‚Irrsinn’ bezeichnet. „Kommst du zum Ruinierten zurück?“ Die blutverschmierte Hand glitt von der Türklinke, der Besitzer schwieg. Itachi senkte den Kopf. „Du hast etwas vergessen, nicht wahr?“ Schlurfende Schritte näherten sich dem ihm zugekehrten Rücken Itachis, Hände umschlangen seine Schultern. „Du...“, krächzte eine Stimme, „weißt, was ich...brauche?“ Itachi schaute auf das vor ihm aufgeschlagene Buch. Er hatte fast fertig gelesen. „Das Ende ist nah, Madara...“, meinte er leise. „Gib...sie...mir...!“, stöhnte Madara, die leeren Augenhöhlen auf ihn gerichtet. Seine zitternden Finger tasteten über Itachis Lider, welche sich schlossen. „Na gut“, flüsterte er, „aber lies mir bitte dann die letzten Seiten vor. Ich will das Ende endlich wissen.“ Madara keuchte, seine Finger packten zu. Die Laken raschelten, als zwei Gestalten sich darauf niederließen. Ein lächelnder, Schwarzhaariger ließ die Augen über das blutige Ambiente schweifen, dann warf er seinen neu gewonnenen Blick auf den erschlafften Körper, welchen er nun auf seinen Schoß zog. „Du musst es schon hochhalten, ich habe ja nur eine Hand frei.“ Eine ebenso blutbesudelte Hand wie die Seine hob ein mitteldickes Buch hoch, aufgeschlagen auf Seite 118 von 124. „Mach die Lider zu, es blutet sonst zu stark.“, riet Madara, Blut quoll zwischen seinen Fingern auf Itachis Augenpartie hervor. Ohne eine Antwort zu erwarten blätterte er um und begann vorzulesen. Außer seinem rauen Flüstern hörte man nur noch den sanften Nieselregen draußen. Der Prinz stach sich beim Sprung von Rapunzels Turm die Augen aus. Aber dieses Mal war das Märchen zu Ende. Der letzte Satz floss über Madaras Lippen, ehe sein Herz zersprang (wie ein jahrhundertealtes Uhrwerk), und sie beide, Itachi und Madara, schliefen ein. ...Und wenn sie nicht gestorben sind... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)