Adrenalin. von abgemeldet (vom stark und schwach sein.) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- „Wie meinst du das?“ „So wie ich es gesagt habe.“ „Aber ich versteh es nicht.“ „Du verstehst vieles nicht, Gerard Way.“ „Aber-“ „Nichts aber, schlaf jetzt, wir haben einen langen Tag vor uns.“ „Frank?“ „Was?“ „Hast du mich nicht lieb?“ „Schlaf jetzt.“ Ein stechender Schmerz. Um Franks rechtem Auge. An Gerards Seite. An Franks linkem Arm. In Gerards Herzen. „Gute Nacht, Frankie“ Er erhielt keine Antwort. Es verletzte ihn. Er sah nicht, wie eine Träne sich den Weg über Franks Wange suchte. Wie eine weitere folgte. Bis er schließlich von einem stummen Heulkrampf geschüttelt wurde. Und dieses mal war keine Träne davon für Jamia. ... „Gerard, komm, wir müssen in zwanzig Minuten los“ Gerard öffnete langsam seine schweren Lider. Er wusste gerade nicht, wer geschweige denn wo er war. Ein starke Kaffee a la Way würde dies aber wieder einrenken. Bob hockte vor Gerards Koje und grinste ihn verschmitzt an. „Komm, auf mit dir, sonst hast du keine Zeit für Kaffee mehr.“ Sofort setzte Gerard sich auf, schob Bob beiseite um sich aus der Koje zu schwingen. Er taumelte leicht, fasste sich aber schnell und schlüpfte ohne hinzusehen in irgendwelche Anziehsachen. Er hatte sogar Glück. Die Hose war seine, der Hoodie, den er sich über das Shirt zog, auch. Nur das Shirt war nicht seins. Doch er hatte zu wenig geschlafen um dies zu bemerken. So wankte er in die Küche, raunte ein ‚Guten Morgen’ zu Ray und Mikey, der einen Kaffee für ihn bereit hielt. Um zu Mikey zu kommen, musste er an Frank vorbei. Neben ihm blieb der Sänger kurz stehen und hauchte ihn ein Kuss auf die Wange, ehe er seinem verdutzen Bruder den Kaffee aus der Hand nahm. Schluck eins. Genau, er hieß Gerard Way. Schluck zwei. Er befand sich im Tourbus seiner Band ‚My chemical Romance’. Schluck drei. Er trank gerade Mikeys Kaffee. Schluck vier. Dies war ihm herzlich egal. Er wehrte sich ja nicht, glotze ihn nur so seltsam an. Schluck fünf. Den Kerl, den er eben aus Gewohnheit ein guten Morgen Kuss gegeben hatte, war Frank. Sein bester Freund. Schluck sechs. Mann sollte dazu sagen, dass er sich bei Schluck sechs verschluckte. Denn bei diesem Schluck viel ihm der gestrige Tag wieder ein. Er warf einen Blick zu Frank. Dieser einen zu Gerard. Sie sahen sich in die Augen. Versanken in den jeweils anderen. Es schien fast eine Ewigkeit zu dauern, doch Frank riss sich schließlich los und starrte auf seine Schuhspitzen. Gerard schlürfte seinen Kaffee und kam sich reichlich dumm vor. „Hey Jungs, seit ihr bereit?“ Ein enthusiastischer Brian betrat den Raum, indem eine mehr als bedrückende Stimmung herrschte. „Alles klar hier?“ Der Manager wusste selbst, dass dies eine unnötige Frage war, selbstverständlich war nicht „alles klar“, aber er hatte das Gefühl die Stille durchbrechen zu müssen. „Also“ Er zog das ‚o’ in die Länge. Früher hatte Frank dieses lustig gefunden, es war einfach Brian, doch jetzt nervte es ihn. Er war so müde. Kein Auge hatte er zugetan, nur geweint. Solange bis er der festen Ansicht war, dass er ausgetrocknet war. Und so fühlte er sich jetzt auch. Ausgetrocknet und leer. „Frank, hörst du?“ Der Angesprochene fuhr zusammen und blickte seinen Manager an. Der Blick sollte entschuldigend sein, aber er war ausdruckslos. Als Brian seinen geschätzten Gitarristen erblickte, erschrak er. Frank hatte dunkle, tiefe Augenringe und vom weinen verquollene, gerötete Augen. Er wirkte unglaublich müde. Und so verletzlich. Er war nicht der starke Frank der letzten Jahre. Brian hatte nicht nur eine Beziehung mit der Band, die beruflich war, er fühlte sich auch privat für sie verantwortlich. Sie waren seine Schützlinge. „Frank, willst du für heute vielleicht frei machen? Ich würd das schon hinkriegen von wegen Interviews und so.“ Frank lächelte. Dieses mal sogar beinahe ehrlich. Er fand es lieb von Brian, dass er sich um ihn sorgte. Er hatte keinen Blick in den Spiegel geworfen, doch wenn ein Blick von Brian in sein Gesicht schon solche Sorge hervorrief, musste er echt scheiße aussehen. Tat er auch. Frank war beinahe versucht, dass Angebot anzunehmen, doch wollte er niemanden zur Last fallen. „Schon okay“ Scheiße, dachte er, wieso klang seine Stimme nur so schwach und zerbrechlich? „Ich gehe mit.“ Brian musterte ihn kritisch, doch er wusste, dass man Frank von einer getroffenen Entscheidung kaum abbringen konnte. Nicht, wenn man nicht Gerard war. Ja, selbst Brian wusste, welchen Einfluss Gerard auf seinen besten Freund hatte. Eigentlich wusste es jeder. Nur Gerard nicht. „Naja, wenn du meinst. Also ich dachte, wir teilen euch auf. Wir haben drei Interviews. Eins macht ihr zusammen, für die anderen Teilen wir euch auf.“ Oh nein. Das dachten in diesem Moment sowohl Frank, als auch Gerard. Sie warfen sich einen kurzen Blick zu. Ohne Ausdruck, beinahe unbedeutend, wäre da nicht diese eine Tatsache. Die Tatsache, dass sie beste Freunde waren und sich ansahen, wie als wären sie Fremde. „Mh, sagt mal, Frank, Gerard, bei euch ist doch alles klar, oder? Also zwischen euch.“ Brian musterte sie kritisch. Gerard sah verstohlen hinüber zu Frank. Er würde nicht antworten, diese Aufgabe ließ er Frank. Es war an ihm zu entscheiden, ob „alles klar“ zwischen ihnen war. Das es das nicht wahr, wussten sie Beide. Es ging nur darum ob Frank lügen würde, oder nicht. „Ja, wieso?“ Er entschied sich für die Lüge. Sie war einfacher, als die Wahrheit. Was sollte er denn groß sagen? Nein, es ist nichts klar zwischen uns, wir haben gerade drastische Kommunikationsprobleme und ich habe Angst, dass Gerard mich durchschaut? Wohl kaum. Das Gerard leise begann „Lies“ von Billy Talent zu summen, wurde großzügig ignoriert. „Ach, wegen der Sache on Stage gestern... Dein Auge ist übrigens ziemlich...“ „...zermatscht“ beendete Bob grinsend. Frank befühlte Besagtes vorsichtig und zuckte zusammen. Autsch. Auch Gerard betrachtete Franks Auge. Es war ihm eben gar nicht aufgefallen, viel zu abgelenkt war er von den dunklen Augenringen, den blutunterlaufenden Augen gewesen. Es sah wirklich unschön aus. Ganz blau und grün, allerdings nichts, was man mit ein wenig Make up nicht retuschieren könnte. Unbewusst hob Gerard seinen Hoodie und das Shirt darunter an, um die Stelle zu betrachten, die gestern nähere Bekanntschaft mit Franks Gitarre gemacht hatte. Auch dort war ein großer, blauer Fleck entstanden. Frank sah ihn. Und hasste sich dafür. „Tut mir Leid.“ Er murmelte nur, blickte weiterhin stur auf seine Fußspitzen. Gerard blickte überrascht auf. Es rührte ihn. „Kein Ding.“ Gerard grinste verschmitzt. Er hatte diese plötzlich Eingebung, dass es an ihm war, zu handeln. Applaudieren wir. Schwungvoll ließ er sich neben seinen besten Freund auf der kleinen Bank nieder, strich ihm die Haare aus dem Gesicht und berührte sanft sein geschwollenes Auge. „Das tut mir Leid“ Frank erzitterte unter der Berührung. Gerard war irgendwie ein Idiot. Er gab Frank jetzt die Nähe, die letzte Woche gebraucht hatte und jetzt nicht mehr wollte. Doch es war ja Frank, also lächelte er. „Kein Ding“ Gerard lächelte zurück. „Naja“ Brian. Gerard hätte ihm gerade gerne eine reingehauen. „Wenn das hier alles kein Ding ist, könnt ihr Beide ja wie geplant ein Interview geben und Mikey, Ray und Bob eins.“ Oh nein, dass war nicht das, was Frank gewollt hatte. Den halben Morgen mit Gerard verbringen? Naja, beschissen ging es ihm eh schon, dachte er, wirklich schlimmer konnte es auch nicht werden. Gerard sah der Sache ähnlich locker entgegen, allerdings dachte er, dass es ja nur besser werden konnte. Alles ein Ding der Einstellung. ... „Ah, da kommen sie ja!“ Die überdrehte Interviewerin erhob sich von ihrem Plastikstuhl um Gerard und Frank entgegenzukommen. „Ich bin Kate.“ Sie strahlte nur so, als sie den Beiden die Hand reichte Gerard strahlte nicht zurück, lächelte aber wenigstens. Frank schüttelte nur, ohne das Gesicht zu verziehen, die Hand, doch Kate ließ sich dadurch nicht beeindrucken. Sie hatte schon ganz andere Gäste gehabt. Außerdem sah Frank wirklich übel aus. „Lange Nacht gehabt?“ Sie grinste ihn frech an und auch Frank lächelte verschmitzt zurück. „Könnte man so sagen...“ „Ihr solltet heute Abend aber fit sein“ Der mahnende Unterton entging ihnen nicht. „Und wieso nicht?“ Sie grinste Frank an, ehe sie etwas aus ihrer Hosentasche kramte. Stolz hielt sie ihnen das Stück Papier entgegen. „Weil ich Karten hab für heute Abend habe.“ Sie lachten. Kate echt. Gerard echt. Frank unecht. Aber das überrascht uns ja nicht mehr. Gerard hingegen schon. Es kam ihm spanisch vor, dass Frank lachte. Und dann lächelte er, beugte sich zu Frank und flüsterte ihm ins Ohr. „Du lachst gar nicht wirklich, oder?“ ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)