Penalty of Life von abgemeldet (wenn die Strafe zum Verlangen wird) ================================================================================ Kapitel 1: Nachts ----------------- Es war 10 Uhr. Wie jeden Abend trat ich den gewohnten Gang ins Badezimmer an. Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte umhüllte mich die Dunkelheit. Ich traute mich einfach nicht das Licht anzuschalten. Langsam durchquerte ich den Raum und stellte mich an die Wand neben das Fenster. Ich zögerte, denn ich war mir nicht sicher ob ich wirklich raus gucken wollte. Wiederwillig lehnte ich mich nach rechts um nach Draußen sehen zu können. Ich sah hinüber zu dem großen, alten Haus, das auf unserem Hof stand. Am Tage konnte man durch die kaputten Fensterscheiben in das Innere gucken und sehen das der Boden der oberen Etage schon nach unten sackte. Die Wände waren mit Wasserflecken bedeckt. Jedes mal, wenn der Frühling in den Sommer wechselte konnte man die neuen Spuren erkennen, die der Winter hinterlassen hatte. Es gab keine Möglichkeit mehr dieses Haus zu retten. Das Einzige was man noch tuen konnte war, es abzureißen. Doch jetzt, in diesem Moment, konnte man eh nichts machen. Ich lies meinen Blick von den Grundmauern bis nach ganz oben zum Dach schweifen. Ich betrachtete jedes der schwarzen Fenster und suchte nach einem Schatten der sich zeigen würde. Ich sah nichts, so wie jedes mal. Ich trat wieder in die Mitte des Raumes und überlegte ob ich das Licht anschalten sollte. Nach einigen Sekunden Bedenkzeit entschied ich mich dagegen. Also erledigte ich was erledigt werden musste, auf die schnellstmögliche Weise. Ich ging zum Waschbecken und wusch mir die Hände, dann spritzte ich mir etwas Wasser ins Gesicht. Wieder einmal hatte man mir mein Handtuch geklaut. Also ging ich wieder hinüber zum Fenster, denn daneben, an der Wand hing mein Badehandtuch. Ich nahm es herunter und drückte es leicht gegen mein Gesicht. Sanft drückte ich meine Hände dagegen und trocknete es. Ich trocknete mir gerade die Wangen und das Kinn als ich plötzlich aus dem Augenwinkel eine Bewegung war nahm. Ich sah nach draußen und mein Blick fiel auf die schwarzen Fenster. Der Mond, der heute besonders hell schien, erhellte die Leeren Fenster etwas. Und da war er wieder, der Schatten den ich jeden Abend sah. Er huschte durch eines der Fenster und verschwand. Langsam schlich sich wieder dieses bekannte Bauchkribbeln ein. Ich trocknete mir die Hände und hing, mit einem weiteren Blick zu dem alten Haus hinüber, mein Handtuch wieder auf. Ich schüttelte den Kopf, als ich merkte wie dumm ich mir vorkam. Jeden Abend das selbe Spiel und jeden Morgen würde ich darüber lachen. Ich drehte dem Fenster den Rücken zu und ging hinüber zur Tür. Meine Hand berührte die Türklinke und mir lief ein Schauer den Rücken hinunter. Das Wasser mit dem ich meine Hände gewaschen hatte war im Vergleich zu der Klinke sehr warm gewesen. Mit einem Knarren drückte ich sie hinunter und trat auf den Flur. Ich drehte mich noch einmal um und sah in das dunkle Badezimmer. Ich musste grinsen als mir nochmals klar wurde wie dumm ich mich jedes mal verhielt. Ich öffnete die Tür also so weit das ich das Fenster sehen konnte. Mit einem weiteren Kopfschütteln ließ ich meine Hand über die Lichtschalter gleiten und das Licht ging an. Blitzschnell wurde das Badezimmer in grelles, weißlich, gelbes Licht getaucht. Mein Blick, der immer noch auf das Fenster gerichtet war, erstarrte. Ich hatte nicht damit gerechnet. Gerade eben war ich mir noch so dumm vorgekommen. Ich starrte auf das Fenster und auf das, was sich dahinter befand. Dieses Gesicht werde ich nie im Leben vergessen. Plötzlich, nur wenige Sekunden nachdem ich das Licht angemacht hatte, packte mich die Angst. Ich geriet in Panik. Ich konnte einfach nicht glaube was ich gerade gesehen hatte. So schnell wie ich das Licht angemacht hatte, so schnell machte ich es nun auch wieder aus. Ich achtete nicht auf die Tür, die ich laut knarrend und mit einem Knall schloss und rannte in mein Zimmer. Hinter mir schloss ich die Tür, durchquerte mein Zimmer und sprang in mein Bett. Ich zog mir die Decke über den Kopf und drückte mich in das Kissen. Ich wollte schlafen, so schnell wie nur irgend möglich, doch es ging nicht. Als ich meine Augen schloss und alles dunkel wurde sah ich sie wieder vor mir, diese leuchtenden, blutroten Augen. Bei dem Gedanken an diese erschreckenden, bedrohlichen aber doch wunderschönen Augen bekam ich noch mehr Angst. Ich wollte nicht mehr daran denken, doch aufhören wollte ich auch nicht. Hatte ich mir das gerade nur eingebildet? War es ein einfacher Streich meiner Nerven als ich das Licht anschaltete? Ich weiß es nicht und wer weiß ob ich es überhaupt irgendwann erfahren werde. Als ich in dieser Nacht einschlief sah ich ihn vor mir. Und das noch viele weitere Nächte. Des nachts, wenn ich im Bad war, sah ich ab und zu diesen Schatten, doch sein Gesicht sah ich nie wieder. Kapitel 2: Im Regen ------------------- Natürlich konnte so etwas nur mir passieren. Warum musste ich auch runter gehen? Es war ca. 21:15 Uhr als ich das Haus verlies um zu meinen Eltern zu gehen, weil ich sie etwas fragen wollte. Ich hatte eigentlich vor bei meinem Freund, wir waren seit 5 Monaten zusammen, zu übernachten. Doch wie ich es mir schon dachte würde mir ein Strich durch die Rechnung gemacht werden. Es war alles geklärt, meine Eltern hatten zugestimmt was ich leicht beunruhigend fand und meine Sachen waren auch schon lange gepackt. Ich würde also nur noch nach hause gehen und ihm sagen müssen er solle mich abholen. Genau genommen würde sein Vater mich abholen da er, mein Freund, ja noch keinen Führerschein hatte. Wahrscheinlich meinte es das Leben nicht gut mit mir, denn ich war noch nicht ganz von der Arbeit weg als es plötzlich wie aus Eimern regnete. Ich beschleunigte meine Schritte um schnellstmöglich ins Trockene zu gelangen und suchte im rennen nach meinem Schlüssel. Das durfte doch nicht wahr sein, ich hatte ihn in meinem Zimmer liegen gelassen. Klitsch nass und frierend suchte ich auf dem Hof nach einem Unterschlupf. Ich würde auf gar keinen Fall noch einmal nach unten gehen um nach dem Schlüssel zu fragen. Ich blieb stehen, denn ich hatte meinen Unterschlupf gefunden. Keine Sekunde dachte ich mehr an meine Absicht zu meinem Freund zu fahren. Und schnurz piep egal war mir der Regen und die Tatsache das ich meinen Schlüssel vergessen hatte. Seit Monaten schon, jetzt wo ich darüber nachdachte bemerkte ich das es 5 waren, hatte ich nicht mehr an diese Person gedacht. Seit 5 Monaten, es lag wahrscheinlich daran das ich solange einen Freunde hatte, habe ich nicht mehr an diese leuchtenden, blutroten Augen denken müssen. Diese Augen, die mir Wochenlang den Schlaf geraubt hatten und mich nicht mehr klar denken lassen hatten. Ich dachte darüber nach und mir fiel auf, das ich auch diesen Schatten schon länger nicht mehr gesehen hatte. Ich dachte an diesen einen Abend, als ich verängstigt und zitternd in mein Zimmer gerannt und mich unter meiner Bettdecke versteckt hatte. Unwillkürlich musste ich lächeln, doch nur weil mir wieder einmal auffiel wie dumm ich damals gewesen war. Mit Sicherheit war es nur ein Hirngespinst das mich diese Augen hat sehen lassen. Ganz sicher war es nur der Effekt als das Licht so schnell an ging. Meine Augen mussten sich ganz einfach erst an das Licht gewöhnen. Doch warum in Gottes Namen dachte ich gerade jetzt daran? War es die Tatsache das ich im begriff war in dem alten, zerfallenden Haus Schutz zu suchen. Oder war es einfach nur die Tatsache das es dunkel war und ich allein hier draußen stand. Ich weiß nicht was es war, doch irgendwas hielt mich hier fest und sagte mir ich solle in das Haus hinein gehen. Der Regen wurde immer stärker und so sehr ich auch mit mir kämpfte, schließlich siegte mein Überlebensdrang und ich öffnete die alte, braune, morsche Tür. Wäre ich noch länger im Regen geblieben hätte mich ganz sicher der Tod geholt. Ich war sehr anfällig für irgendwelche Krankheiten oder Verletzungen und konnte es mir einfach nicht leisten jetzt Krank zu machen. Die Prüfungen standen kurz bevor und ich würde nicht fehlen dürfen. Ich betrat das Haus und mich überkam ein Gefühl von Unbehagen und vielleicht auch etwas Angst. Langsam wurde es auch Stürmisch, also entschloss ich mich die Tür zu schließen. Es war sehr dunkel, doch durch den Schein des Mondes, der durch die Fenster drang gelang es mir etwas zu erkenne. Meine Eltern benutzen dieses Haus als eine Art Lagerstätte für alte Möbel bis sie zum Sperrmüll wanderten. Aus diesem Grund standen mitten im Raum alte Schränke, ein Sofa, mehrere Sessel und sogar eine alte Küche. Ich durchquerte den Raum, ließ die Möbel hinter mir, und fand mich am Fuße einer großen Treppe. Sie sah aus wie eine aus diesen alten Filmen. Ich erinnerte mich an Titanic. Die Szene als er ihr diesen Zettel zum Abschied gab. Ich wusste noch genau wie sie ihn gelesen hatte und irgendwann hatte sie sich weggeschlichen. Sie kam zu dem Treffpunkt und dort stand er. Auf einer großen Treppe. Sie führte einige Stufen nach oben und teilte sich dann nach rechts und links. Genau so sah auch diese Treppe aus. Ich wusste nicht was dort oben war und ich wusste nicht ob ich es wissen wollte. Dieses Kribbeln, ich wusste noch genau wann ich es das letzte mal empfunden hatte, durchdrang meinen Bauch und machte sich dort breit. Ich wollte wissen was dort oben war, doch ich traute mich nicht. Der Wind heulte um das Haus, und durch die kaputten Fenster. Ich drehte mich um und sah hinaus. Bildete ich es mir nur ein, oder wurde es wirklich immer schlimmer? Ich konnte es wirklich nicht sagen, mir war plötzlich so, als hätte das Wetter die Absicht mich hier gefangen zu halten. Und ich würde ganz sicher nicht die ganze Zeit hier rumstehen. Ich ging also zurück zu den Möbeln und setzte mich auf einen der Sessel. In dem Moment, als ich mich setzte, dachte ich daran ihn vorher auszuklopfen, denn er müsste sicherlich voller Staub sein, doch ich saß schon. Ich sah es schon bildlich vor mir. Ich setze mich und es steigt eine riesige Staubwolke auf. Verwundert sah ich mich um. Alles war so wie gerade auch noch. Nirgends wirbelte der Staub herum, alles war noch ganz klar. Ich drehte mich etwas und sah mir den Stoff an. Der Sessel auf dem ich saß war wirklich ganz sauber. Es war so als würde er tagtäglich benutzt werden, als würde jemand hier sein wenn sonst keiner hier war. Wieder überkam mich dieses Gefühl von Unbehagen, denn ich wusste das ich mir schon wieder eine Geschichte zusammen suchte. Niemand würde hier sein, niemand würde in diesem Sessel sitzen wenn keiner da war. Es gab keinen Menschen der freiwillig in diesem zerfallenen Haus leben wollen würde. Aber was war, wenn es kein Mensch war. Da war es schon wieder, ich bildete mir irgendwelche Sachen ein. Dachte mir eine Geschichte aus nur um irgendwelche unwichtigen Dinge zu erklären. Dann war der Sessel eben sauber, nur weil dieser eine hier sauber war musste das nicht auch auf die anderen zutreffen. Ich erhob mich, warum auch immer, und sah mir die anderen Sessel und das Sofa an. Wie erstarrt stand ich da als ich bemerkte das auch sie sauber waren. Das ergab doch gar keinen Sinn. Niemand war hier und niemand würde hier sein. Reflexartig drehte ich mich um und spähte durch die Dunkelheit. War wirklich niemand hier? Plötzlich knallte eine Tür und ich schrie auf. Ich drehte mich zu der Tür um und sah, oder bemerkte eher, das es nur der Wind gewesen war. Tief durchatmen. Gedacht, getan. Ich atmete tief durch und setzte mich wieder. Von hier aus hatte ich eine perfekte sich auf den Himmel, der immer noch dunkel war. Es war Sommer, um diese Uhrzeit sollte es eigentlich noch halbwegs hell sein. Ein Zeichen dafür, das es nicht so bald aufhören würde zu Regnen. Nervös und angespannt saß ich nun schon 20 Minuten auf diesem Sessel und starrte eine Wand an. Meine Hände wanderten über meine Beine und suchten etwas, mit dem sie sich die Zeit vertreiben konnte, irgendetwas zum spielen, oder einfach nur zum festhalten. Dann spürte ich etwas in meiner Hosentasche. Ich griff hinein und zog es heraus. Mein Handy. Warum hatte ich nicht schon früher daran gedacht. Nur wen sollte ich anrufen? Am besten ich rief meinen Vater an das er hoch kommen, und mir die Haustür aufschließen konnte. Oder ich rief meine Freund an um ihm abzusagen. Ich wusste schon wieder nicht warum, doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund fand ich die zweite Variante ansprechender. Ich wählte seine Nummer und wartet einige Sekunden. Es hatte wirklich nicht lange gedauert bis sich eine Frau meldete um mir zu sagen das der gewünschte Teilnehmer vorübergehend nicht zu erreichen war. Ganz sicher lag es nicht an seinem Handy, sondern an meinem. Ich erhob mich und ging zur Tür. Auch hier hatte ich keinen Empfang. Draußen würde ich es gar nicht erst versuchen müssen. Etwas niedergeschlagen steckte ich das Handy wieder in die Tasche und setzte mich wieder. Wie lange würde ich noch hier bleiben wollen? Mittlerweile war ich wieder einiger maßen trocken und konnte vielleicht einen weiteren Versuch wagen. Ich würde so schnell ich konnte wieder runter rennen und mich dann hochfahren lassen, mit einem Schlüssel. Ich wusste genau das ich es nicht schaffen würde ohne mir danach eine Erkältung oder ähnliches antun zu müssen. Also beschloss ich weiterhin hier zu bleiben und zu warten bis das Wetter sich beruhigt hatte. Es war still geworden, der Wind heulte nicht mehr so, doch der Regen wollte einfach nicht schwacher werden. Dann, ohne jede Vorwarnung, hörte ich von oben ein Poltern. Es hörte sich an als wäre etwas auf den Boden gefallen. Neugierig erhob ich mich abermals und ging langsam zu der großen Treppe. Ich betrat die erste Stufe und zuckte zusammen als sie knarrend unter meinem Fuß nachgab. Wieder so ein Poltern. Ich musste wissen was dort oben los war. Also tastete ich mich langsam die Stufen hinauf, immer darauf bedacht nicht einzubrechen. Die ganze Zeit hatte ich den Blick starr nach unten auf meine Füße gerichtet um möglichen morschen Stellen auszuweichen und erst jetzt, als ich oben angekommen war, drehte ich mich um, um auf die nächste Etage blicken zu könne. Natürlich sah ich nichts. Hatte ich mir auch das nur eingebildet? Litt ich schon unter Verfolgungswahn? Ich konnte es mir wirklich nicht erklären, denn da war nichts. Und nur um mir das Gegenteil zu beweisen huschte ein Schatten am Ende des Raumes an der Wand entlang. Mehrere Sekunden blieb ich wie angewurzelt stehen. Das hielt die Treppe wahrscheinlich nicht aus, denn gerade als ich auf den Vorsprung des Bodens treten wollte gab die Stufe, auf der ich mich befand, unter mir nach und ich stürzte nach unten. Ich stürzte nicht tief, so gesehen stürzte ich eigentlich gar nicht, denn ich konnte mich an besagtem Vorsprung festhalten und auch mein rechtes Bein war noch auf der Stufe. Mein linkes Bein steckte bis zur Mitte des Oberschenkels in der Treppe. Ich versuchte mich hochzudrücken, mein Bein irgendwie zu befreien, doch es wollte mir einfach nicht gelingen. Und wieder dieses Poltern. Ich wand den Kopf und konnte perfekt auf den Boden des zweiten Stockes sehen. Und jetzt sah ich auch was dieses Geräusch verursachte. Ein großer Ball, er sah aus wie ein Basketball, rollte über den Boden auf mich zu. Wieder zog ich an meinem Bein um endlich da raus zu kommen, doch es ging einfach nicht. Der Ball kam immer näher und dann sprang er neben mir die Treppe hinunter. Ihm gab die Treppe nicht nach, obwohl er mit einer gewissen Wucht, die ich mir selber nicht erklären konnte, auf die Stufen schlug. Doch wo kam dieser Ball überhaupt her? Und wie kam es das er mehrfach auf den Boden gefallen war? War hier oben etwa doch jemand? Ich wand den Blick von dem Ball, der nun am Fuße der Treppe lag, ab und sah wieder über den Boden. Noch einmal zog ich mit aller Kraft die ich aufbringen konnte an meinem Bein und schaffte es mich zu befreien. Benommen und etwas verwirrt blieb ich für einen kurzen Moment auf dem Vorsprung sitzen. Schließlich erhob ich mich und ging langsam auf die Wand zu von der der Ball gekommen und wo ich den Schatten gesehen hatte. Auch hier oben standen einige Möbel, doch es sah nicht so aus als hätten meine Eltern sie hier her geschafft. Es sah eher so aus als gehörten sie zur alten Einrichtung. Es waren riesige Bücherregale. Mir war als befände ich mich in einer alten, nicht mehr gebrauchten, Bibliothek. Die Regale waren auch in Reihen aufgestellt, also machte ich mich daran in jede einzelne einen Blick zu werfen. Das Kribbeln in meinem Bauch wurde immer stärker und immer wenn ich mich einer neuen Reihe näherte und hineinsah durchfuhr mich ein zucken. Ich fürchtete dort auf dem Boden jemanden sitzen zu sehen. Doch es war natürlich vollkommen albern so etwas auch nur zu denken. Ich kam an der letzten Reihe an und sah hinein. Nichts. Warum sollte dort auch etwas sein. Zufrieden und erleichtert atmete ich durch und drehte mich um. Es traf mich wie ein Blitz. Normalerweise wäre ich durch den Schock tot umgefallen. Doch aus irgendeinem Grund schlug mein Herz viel zu schnell als das es aufhören könnte. Da waren sie wieder, diese blutroten Augen. Starr vor schreck stand ich da und starrte ihn an. Noch nie zuvor hatte ich solche Augen gesehen, außer bei ihm, damals als er mich fast zu Tode erschreckt hatte. Und noch nie in meinem ganzen Leben hatte ich so jemanden gesehen. Er hatte nicht die tollsten Sachen an, sie waren alt, dreckig und zerschlissen. Doch das störte weder ihn, noch die Tatsache das er wunderschön aussah. Hallo? Erde an Lily. Ich bin hier oben, allein und dann doch wieder nicht. Wer oder was ist er? Und vor allem, was macht er hier? Ich versuchte irgendetwas zu sagen, mich zu bewegen, doch es gelang mir nicht. Im nächsten Moment packte mich die Einsicht. Er versperrte mir den Weg. Ich stand am Ende dieses Raumes und er stand an der Treppe. Meine einzige Fluchtmöglichkeit war eines der Fenster in den Reihen. Doch so dumm war ich nicht. Ich würde noch nicht einmal daran denken aus dem Fenster zu springen. Ich war hier im zweiten Stock eines riesigen Hauses. Das mussten ungefähr 10 Meter sein. Und selbst wenn ich mich dazu bringen würde zu springen. Ich würde erst einmal zu einem der Fenster gelangen müssen, geschweige denn es aufkriegen. Ich bin mir sicher er wäre viel schneller als ich. Er hätte mich schon eingeholt da wäre ich noch nicht mal in der Nähe eines Fensters. Dann kam er plötzlich auf mich zu. Ganz langsam und geschmeidig glitt er über den Boden. Ich riss die Augen auf und wollte etwas sagen, doch da blieb er auch schon stehen. Er musste die Angst in meinen Augen gesehen haben. Ich war mir zweifelsfrei sicher, er war es, der damals am Fenster war, den ich dort gesehen hatte, der mir jede Nacht im Traum erschienen war. Und auch er war dieser Schatten und vielleicht ist er es noch, ich merke es nur nicht, oder ich achte einfach nicht darauf. Ich wollte etwas sagen, ich versuchte es, ich quälte die Worte regelrecht aus mir heraus. „Du warst das.“ Er sah mich an und rührte sich nicht. Er stand einfach nur da, regungslos, ohne eine Miene zu verziehen. „Du hast mich beobachtet. Du warst das damals am Fenster. Und du bist auch der Schatten den ich immer gesehen habe.“ Es ließ ihn völlig kalt. Für einen kurzen Moment überlegte ich ob die Wort auch wirklich nach außen gedrungen waren, oder ob ich mir nur eingebildet hatte sie zu sagen. Nein, ich hatte sie gesagt, da war ich mir sicher. Es waren Feststellungen, keine Fragen. Vielleicht sollte ich es einfach als Frage formulieren um eine Antwort zu erhalten. „Warst du das?“ Meine Stimme klang irgendwie nicht normal, voller Angst und zögernd. Ich war mir nicht sicher ob er mir antworten würde, denn für einige Augenblicke stand er weiterhin einfach nur da und rührte sich nicht. Doch dann öffnete er den Mund und sagte etwas. An diesem Abend war ich mir nichts mehr sicher, alles stellte ich in frage, alles kam mir komisch vor. Und wieder konnte ich mir nicht sicher sein ob es wahr war, was hier gerade geschah. Denn seine Stimme war wie ein leises, beruhigendes Flüstern irgendwo in der Ferne. Hatte ich ihn richtig verstanden? Hatte ich ihn überhaupt verstanden? Er musste es gespürt haben denn er kam wieder etwas näher und sprach auch etwas lauter. „Ja ich bin das. Ich beobachte dich und ich war damals an dem Fenster. Und auch ich bin der Schatten den du gesehen hast.“ Stopp. Nicht so schnell. Hatte ich das richtig verstanden? Ich beobachte dich und ich bin der Schatten. Sollte das etwa heißen das er immer noch da war und ich es nur nicht merkte. Sollte das bedeuten ich würde bei allem was ich tue beobachtet werden? War das ein Scherz? Ich wusste das es keiner war. Die Aufrichtigkeit in seinen Augen bestätigte es mir. „Wie lange schon?“ Mehr brachte ich einfach nicht heraus, doch es traf genau das was ich wissen wollte. „Schon seit du geboren wurdest.“ Bitte was? Das würde bedeuten 16 Jahre. Ich musterte ihn. Und er sah es. Denn ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht. 16 Jahre lang wollte er mich also schon beobachtet haben? Er sah doch selber gerade mal wie 17 oder 18 aus. „Warum?“ Wollte ich das eigentlich wissen? Warum hatte ich gerade das gefragt? Keine Ahnung, diese Frage kann ich mir nicht beantworten, es ist einfach passiert. „Es ist meine Strafe.“ Strafe? Das ist ja wohl eher für mich eine Strafe. Ich muss ziemlich ungläubig ausgesehen haben denn er wartet gar nicht das ich etwas sagte. „Meine Strafe ist es auf dich aufzupassen. Das ist es was ich tun muss um alles das, was ich getan habe, wieder gut zu machen.“ Aber seit 16 Jahren? Was bitte will er denn mit 2 oder 3 Jahren angestellt haben? Und noch wichtiger ist, wie bitte will er mich beobachtet haben seit er 3 ist? Das ergibt doch alles keine Sinn. „Ich habe dir schon viel zu viel gesagt. Du hättest mich gar nicht sehen dürfen. Du hättest nie erfahren dürfen das es mich gibt.“ Die ganze Sache wurde immer Unlogischer und doch war es logisch, denn ich war mitten drin. So etwas konnte wirklich nur mir passieren. Ich hatte so viele Fragen, so viele Dinge die ich wissen musste. Doch ehe ich noch etwas sagen konnte war er verschwunden. Das einzige was ich noch hörte war: „Bitte such mich nicht, bring dich nicht in Gefahr wenn du es verhindern kannst und vergiss mich einfach wieder.“ Jetzt war es an der Zeit durchzudrehen. Ganz klar war ich am verrückt werden. Aber ich konnte mir das alles doch nicht eingebildet haben, oder doch? Nein. Ich muss dort oben noch einige Minuten gestanden haben, denn ich kam erst wieder zu mir als ich merkte das es nicht mehr regnete. Immer noch benommen sah ich aus dem Fenster und mich traf fast der Schlag. Es war wieder hell. Die Sonne würde 22 Uhr unter gegangen sein. Das würde ja bedeuten das ich nicht länger als 5 Minuten gebraucht habe bis hier hoch und das sich auch alles andere hier oben in weniger als 5 Minuten ereignet hatte. Es war einfach unmöglich. Ich konnte einfach nicht glauben das es wirklich passiert war. Doch ich wollte auch nicht glauben das ich es mir nur eingebildet hatte. Ich durchquerte den Raum und blieb an der Stelle, an der er gestanden hatte, stehen. Dort wo er das Geländer der Treppe berührt hatte ruhte meine Hand. Wieder durchfuhr mich ein Kribbeln und ich wusste einfach nicht warum. Vorsichtig und immer noch bedacht nicht einzubrechen stieg ich die Treppe hinunter. Am Fuß der Treppe sah ich mich nach dem Ball um, der hier gelegen hatte, doch er war verschwunden. Jetzt wusste ich auch warum die Sessel und das Sofa sauber waren. Er war es, der hier lebte. Komischer weise passte es, denn das was er trug passte perfekt zu den kaputten Möbeln und dem alten, zerfallenden Haus. Ich zog mein Handy aus meiner Tasche um zu sehen wie spät es war und tatsächlich, es war 21:55 Uhr. Es würde nicht lange dauern bis die Sonne untergegangen war. Zu meinem Freund würde ich heute sicher nicht mehr fahren. Mir fiel auf das ich wieder an ihn dachte. Ich hatte die ganze Zeit, in der ich hier war nicht einmal an ihn gedacht. Und als ich mein Handy wieder zurück in die Tasche steckte bemerkte ich etwas das mich stach. Da war etwas in meiner Hosentasche das drückte, etwas das eigentlich nicht dorthin gehörte. Ich griff hinein und siehe da, was ich zu tage förderte war nichts anderes als mein Schlüssel. Ich hatte also geschlagene 30 Minuten hier drin verbracht, im glauben keine Schlüssel zu haben. Und habe mich meiner Fantasie hingegeben. Das war wiedermal so typisch ich. Mir wurde langsam klar das ich mir das alles nur eingebildet hatte. Es wurde immer klarer als ich das Haus verlassen hatte. Es musste wohl der Einfluss dieses Hauses gewesen sein, die stickige Luft dort drin. Wahrscheinlich hatte mich das alles zu sehr an diesen einen Abend erinnert und ich hatte noch einmal geglaubt ihn gesehen zu haben. Doch diese Stimme wollte mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Jetzt hatte ich also nicht nur Augen die mich verfolgten, sondern auch eine Stimme die ich überall hörte. Ich konnte mir beides nicht erklären. Und so ging ich, immer noch grübelnd ob es nicht doch passiert war, nach hause. Oben angekommen rief ich schnell meinen Freund an, erfand irgendeine Ausrede, denn davon würde ich ihm sicher nicht erzählen, und machte mich dann fertig fürs Bett. Und wie damals war es 22 Uhr als ich das Bad betrat. Und wieder traute ich mich nicht das Licht einzuschalten, denn nun konnte ich mir sicher sein beobachtet zu werden. Wieder erledigte ich alles so schnell es ging. Man hatte mir mein Handtuch diesmal nicht geklaut, doch ich ging trotzdem zum Fenster. Ich ließ meinen Blick über die Fenster gleiten und dort, in einem der Fenster des zweiten Stockes sah ich einen Schatten. Und dann, ich hatte nicht damit gerechnet, stand er dort und sah zu mir herüber. Seine blutroten Augen schimmerten durch die Dunkelheit und versicherten mir das nichts geschehen würde. Diesmal lief ich nicht voller Angst in mein Zimmer. Ich ging ganz normal und beruhigt durch das Bad, schloss die Tür hinter mir, ging in mein Zimmer und legte mich in mein Bett. Als ich meine Augen schloss sah ich ihn vor mir. Warum ich gerade jetzt so schnell schlafen konnte war mir ein Rätsel. Doch was ich nicht bemerkte, seit diesem Abend habe ich nachts immer einen Besucher neben meinem Bett. Kapitel 3: Morgendliche Gedanken -------------------------------- War das wirklich passiert? Es war das erste an das ich dachte als ich wach wurde. Praktisch war es die Antwort auf meine Frage. Geträumt hatte ich es ganz sicher nicht, dazu kam es mir viel zu real vor. Aber, konnte es wirklich sein? Gab es dort jemanden der mich beobachtet und beschützt seid ich lebe? Ist so etwas eigentlich möglich? Sicher ist so etwas möglich. Denk doch nur mal an die vielen Filme, da gibt es immer einen Helden der auf das kleine, hilflose, unschuldige Mädchen aufpasst. Und da, es war schon wieder da. Film. Genau das war es. Das waren alles nur Filme. Im waren Leben würde so etwas nicht passieren und wenn, dann sicherlich nicht mir. Oder war es einfach nur die Tatsache das ich so anfällig für alle möglichen Krankheiten und Verletzungen war? Für Gefahren überhaupt war ich doch wie geschaffen. Ich öffnete die Augen und sah an die Decke. Dann drehte ich mich auf die Seite und sah auf mein Radio. Es war 7 Uhr. Ich hatte nicht viel geschlafen und war immer noch ganz müde, doch schlafen würde ich jetzt nicht mehr können. Während ich mich streckte um in Schwung zu kommen schaltete ich das Radio ein. Natürlich liefen gerade Nachrichten, darauf hatte ich nun wirklich keine Lust. Mit der Fernbedienung, die wie immer unter meinem Kissen lag, stellte ich auf CD um und wartete. Dieses Rattern würde mich noch irgendwann verrückt machen. Quatsch, bevor mich das Rattern verrückt macht würde er es tun. Doch wer war er? Oh mein Gott. Dachte ich etwa schon wieder an ihn? Das Rattern hatte aufgehört und alles war still. Diese Stille machte mich nervös, so nervös, das ich, als ich auf Play drückte gleichzeitig noch die Lautstärke auf Max stellte. Jetzt saß ich Kerzengerade im Bett. Was bitte war das denn? Es war nicht das was ich erwartet hatte. Es war nicht das, was ich gestern Abend zum einschlafen gehört hatte. Es war nicht River Flows in You von Yiruma. Es war... ich hatte gestern Abend doch gar keine Musik gehört. Wann hatte ich das letzte Mal diese Anlage benutzt? Das war eine gute Frage, denn ich wusste es nicht. Ich konnte nicht sofort definieren was sich dort in der Anlage befand, doch als das Gebrüll endlich aufgehört hatte und der Sänger etwas normaler klang wusste ich es plötzlich. Ich hatte eine meiner Prüfungen versaut und hatte mich wütend in mein Zimmer eingesperrt. Doch so laut hatte ich es da auch nicht gehabt. Warum ich es nicht leiser machte? Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich weil es etwas beruhigendes hatte. Auch wenn die ganze Zeit nur rumgeschrieen und gekreischt wurde. Bullet for my Valentine, Waking the Demon. Ich fühlte mich in meine Lage gestern Abend zurückversetzt. Und spätestens jetzt war ich mir hundert Prozent sicher, es war wirklich passiert. Das Klopfen an der Tür hatte ich total überhört. Erst jetzt, als es zu einem Hämmern wurde kam ich wieder zu mir und stellte die Musik ab. Als die Tür auf ging sah mich meine geschockte Mutter an. Was mir denn einfiel an einem Sonntagmorgen um kurz nach 7 so einen Lärm zu machen. Ob ich nicht mehr bei verstand war, hat sie mich gefragt. Das war wiedermal eine richtig gute Frage. Konnte ich sagen das ich noch bei Verstand war? Wohl eher nicht. Ich sah Dinge, die nicht sein konnten und ich hielt sie für wahr. Nachdem sie ihre Predigt gehalten hatte, mich belehrt hatte jetzt leiser zu sein und wieder gegangen war stand ich leicht taumelnd auf. Wie schon gesagt hatte ich nicht viel Schlaf bekommen und war so noch etwas im Halbschlaf. Ich torkelte also über den Flur und ging ins Bad. Für gewöhnlich fiel mein erster Blick auf das Waschbecken, das links neben der Tür war, da ich mich seitlich drehte um die Tür zu schließen. Doch nicht heute. Heute war das erste was ich sah das Fenster und dahinter das alte Haus. Möglichst leise, darauf bedacht nicht noch einmal ärger zu bekommen und meine Mutter möglichst nicht auf das aufmerksam zu machen was ich vorhatte, schloss ich die Tür so leise ich konnte. Unwillig wand ich den Blick vom Fenster ab und betrachtete mich im Spiegel. Dieses kleine Häufchen Elend was ich dort sah war definitiv ich. Soviel konnte ich sagen. Ich musste endlich wach werden, richtig wach. Aus dem Wasserhahn floss eiskaltes, klares Wasser. Meine Hände formte ich zu einer Art Schale und find es darin auf. Dann vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen und find leicht zu zittern an. Es war wirklich eiskalt. Mehrfach spritzte ich mir das Wasser ins Gesicht um endlich richtig wach zu werden und es half. Ich trocknete mein Gesicht und meine Hände und sah mich um. Was mir erst jetzt auffiel, in meiner Schlaftrunkenheit und dem Wunsch endlich wach zu werden hatte ich das ganze Bad unter Wasser gesetzt. War ich wirklich so abwesend? Eigentlich war es mir relativ egal wie es hier aussah. Die Bürste, die in dem kleinen Bastkorb lag der auf dem Vorsprung in der Wand stand, strahlte mich an. Mit einem weiteren Blick in den Spiegel, auf meine Haare die total zerzaust waren, griff ich nach ihr und kämmte mir die Haare. Jetzt sah ich annehmbar aus und konnte mich anderen zeigen. Wem wollte ich mich denn zeigen? Meiner Mutter, die mir vor 5 Minuten noch eine Predigt gehalten hatte? Oder meinem Vater, der sowieso nicht zu hause war. Nein, wahrscheinlich sollte es für meinen kleinen, nervigen Bruder sein. Kopfschüttelnd ging ich zum Fenster. Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen. Ihre ersten, leicht wärmenden Strahlen, breiteten sich über den Hof aus und tauchten auch das alte Haus in warmes Gold. Mir war danach die frische Morgenluft durch meinen Körper in meine Lunge strömen zu spüren. Und diese warmen Strahlen auf meiner Haut zu genießen. In Wirklichkeit suchte ich aber einfach nur nach einem Grund das Fenster zu öffnen und in den leeren Löchern wo einst Fenster waren nach ihm zu suchen. Schon mindestens 5 Minuten stand ich nun hier, sah hinüber und suchte in den Fenstern nach ihm. Doch ich konnte ihn einfach nicht sehen. Versteckte er sich etwa vor mir? Es wäre eine logische Erklärung gewesen denn er hatte ja gesagt das ich ihn vergessen solle. Garantiert würde ich das nicht tun. Praktisch wäre es, seinen Namen zu kenne. Was sollte ich rufen? Wie sollte ich ihn je wieder finden wenn ich nicht nach ihm rufen konnte? Fremder konnte ich ja schlecht zu ihm sagen. Gedankenverloren sah ich hinüber und hatte die Zeit total vergessen. Die Tür wurde unsanft aufgerissen und hinein kam mein kleiner, ätzender, nerviger, abstoßender Bruder. Wie eine Person das alles sein kann? Fragt nicht mich, fragt ihn. Er sah mich dämlich an und machte seine Kommentare. Ich legte keinen Wert darauf, so wie ich es nie tat. Da ich bereits alles erledigt hatte schloss ich das Fenster und ging wieder in mein Zimmer. Mittlerweile war es bereits kurz vor 8. Was würde ich nur mit diesem Tag anfangen? So früh war ich schon seit Wochen nicht mehr aufgestanden, zumindest nicht am Wochenende. Schnellstmöglich zog ich mich um und ging dann in die Küche. Sie muss nach ihrer Predigt so erschöpft gewesen sein das sie gleich wieder ins Bett ging, denn von meiner Mutter war nicht die kleinste Spur. Mir war es ganz lieb, ich hatte nämlich keine Lust mit ihr über irgendetwas zu reden. Wahrscheinlich würde sie mich ausfragen warum ich hier war, wo ich doch vorgehabt hatte bei meinem Freund zu übernachten. Ich hatte sie angebettelt, förmlich schon auf Knien angefleht und schließlich hatten sie ja gesagt denn... Mein Freund! Ach du lieber Himmel. Den hatte ich ja ganz vergessen. Normalerweise rief ich ihn an wenn ich wach war. Was zum Teufel war nur los mit mir das ich vergas ihn anzurufen? So langsam kam mir alles nicht mehr wirklich vor. Ich hatte noch nie vergessen ihn anzurufen. Ich beschloss erst einmal etwas zu essen und mich dann bei ihm zu melden. Wahrscheinlich würde es ihn nicht stören da ich ja sonst nie vor 10 anrief. Der Kühlschrank war leer. Was auch sonst. Doch die Küche an sich bot einiges an Essen. Ich suchte mir das nötigste zusammen, kreierte eine neue Variante von Sandwich und aß. Dies tat ich auch wieder so schnell ich konnte, natürlich so, das mir nicht schlecht wurde. Dann räumte ich mein Geschirr in die Spüle, denn noch mehr Anschiss würde ich heute nicht brauchen können. Wieder in meinem Zimmer angekommen sah ich mich um. Langweilig. Alles so erschreckend langweilig. Ich hatte das Verlangen nach etwas Spaß, Action und vielleicht auch etwas Regelbrechen. Regelbrechen? Was bitte war das für ein Wort? Egal. Ich würde meiner Mutter eben einen Zettel schreiben und mich dann auf die Suche nach genau diesem begeben. Regelbrechen. Noch einmal schüttelte ich den Kopf, schrieb dann besagten Zettel und ging. Bei mir hatte ich nur meine Tasche und das nötigste in ihr. Etwa meinen Schlüssel, dieses Mal wusste ich genau wo er war, meinen MP3-Player, eine Taschenlampe, Gott weis wofür ich sie brauche denn ich weis es nicht und noch den ein oder anderen nützlichen Kleinkram. Und wie sollte es auch anders sein, so führte mich mein Weg zurück in das alte Haus. Kapitel 4: Warum immer ich? --------------------------- Wieder einmal stand ich auf den Stufen zu dieser alten, morschen Tür. Ich wusste nicht was mich dort drin erwarten würde. Langsam schlich sich dieses unbehagliche Kribbeln wieder in meinen Bauch. In diesem Moment war ich froh gefrühstückt zu haben. So was nannte sich wohl reflex, denn aufgrund von unbehangen, was ich ganz klar verspührte, griff ich in meine Tasche und zog etwas herraus. Die Taschenlampe. Wie sollte sie mir denn schon helfen? Skeptisch begutachtete ich mein Werkzeug und dachte nach. Sie könnte mir den Weg zeigen. Schwachsinn, es war ja hell. Ich könnte sie zur Verteidigung nutzen. Vor wem bitte wollte ich mich denn verteidigen? Er hatte gesagt er würde mich beschützen, also würde er mich nicht angreifen. Warum war ich mir da eigentlich so sicher? Ich hatte ihn erst einmal gesehen. Gut, zweimal, wobei man das erste mal wirklich nur als sehen bezeichnen konnte. Ich war im begriff einem Fremden zu vertrauen. Eigentlich hätten meine Alarmglocken nur so bimmeln sollen, doch sie taten es irgendwie nicht. Wahrscheinlich waren sie defekt. Wie blöd war ich eigentlich? Steh hier, mit einer Taschenlampe in der Hand, am hellichten Tag und schinde Zeit um nicht in dieses Haus zu müssen. Mir würde schon nichts passieren. Was konnte denn auch passieren? Vielleicht würde ich ja dieses mal ganz in der Treppe stecken bleiben, oder sogar hindurch fallen. Hatte ich etwa schiss in dieses Haus zu gehen? Gerade wollte ich es doch noch so unbedingt. Ein weiteres Zeichen dafür, das ich durchdrehte. Egal. Darauf kam es jetzt auch nicht mehr an. Also öffnete ich die Tür und erschrak leicht, als sie knarrte. Es war ein altes Haus, was hatte ich erwartet? Geölte Schaniere? Ja klar, wenn die Polster der Möbel staubfrei waren. Er könnte Handwerker sein. Und ich würde ihn nicht erstarren lassen können. Mittlerweile war ich über die Schwelle getretten und hatte die Tür hinter mir geschlossen. Hatte ich etwa gerade mein Leben mit einer TV-Serie verglichen? Ganz zweifellos hatte ich gerade an Charmed gedacht. Ja ja, diese Hexen. Die es natürlich auch nicht gab, also gab es auch keinen rettenden Handwerker. Und wieder wusste ich nicht in welche Gruppe ich ihn stecken sollte. Erst jetz fiel mir auf das ich das Licht meiner Taschenlampe angeschaltet hatte. Etwas unwirsch beäugte ich sie und stellte sie dann aus. Natürlich behielt ich sie in der Hand. Nur für den Notfall, um sicher zu gehen. Nicht etwa weil ich Angst hatte. Nein, bestimmt nicht. Ich hatte schon die Treppe fixiert, ich war auch eigentlich schon oben, doch ich stand immer noch neben einem der Sessel. Die Tasche, die mir über die rechte Schulter hing, begann mich zu stören, also nahm ich sie ab und legte sie über die Lehne des Sessels. Jetzt konnte ich nichts mehr einwänden. Ich war bereit. Bereit, noch einmal hinauf zu gehen und ihn auszufragen. Was wollte ich ihn eigentlich fragen? Das ich erst jetzt daran dachte war genau so typisch ich, wie es der ganze andere Kram auch war. Ich entschied etwas zu tun ohne über die Folgen nachzudenken. Ich zuckte mit den Schultern, als wolle ich mir selbst sagen das es mir egal war, und ging auf die Treppe zu. Irgendwo in meinem Unterbewusstsein musste ich mir den Weg, der sicher die Treppe hinauf führte, gemerkt haben, denn ich brach nicht ein einziges Mal ein. Ich stand gerade wieder auf der letzten Stufe als mir das Loch, das ich gestern Abend erzeugt hatte, auffiel. Vorsichtig näherte ich mich dem Loch, doch entschied mich schließlich es von oben zu betrachten. Also stieg ich auf den Vorsprung der zweiten Etage und betrachtete es von oben. Es sah sehr tief aus, doch ich konnte nichts sehen, alles war schwarz. Es war ja auch ein Loch. Ein schwarzes Loch. Hatte Schwarz etwa eine Bedeutung von der ich nichts wusste? Vielleicht finde ich es ja noch herraus. Dann fiel mir die Taschenlampe, die ich immer noch umklammert hielt, wieder ein. Im stehen konnte ich auch mit ihrer Hilfe nicht viel erkennen, also kniete ich mich hin und leuchtete direkt hinein. Ohne es zu merken beugte ich mich immer weiter vor. Als ich dann ein Geräusch hinter mir hörte verlor ich die Balace und kippte nach vorn. Das schwarze Loch verschluckt mich gleich. Würde ich nicht immer sollchen Scheiß denken könnte ich bestimmt schneller reagieren. Aber meine Reaktionsfähigkeit reichte noch soweit aus, das ich mich am Geländer festklammern konnte um nicht hinunter zu fallen. Im Verusch, mich festzuhalten, hatte ich mich gedreht und meine Beine waren eine Stufe nach unten gesackt. Sie standen jetzt perfekt getroffen an den Rändern des Loches. So perfekt, das ich nicht hindurchfallen konnte, aber genau so perfekt das ich mich auch nicht bewegen konnte ohne es zu vergrößern und dann würde ich ganz sicher hindurch fallen. Ich hätte nicht die Kraft mich zu halten. Hallo. Retter. Wo bist du wenn man dich braucht? Das durfte doch nicht wahr sein. Ich hing hier, im begriff 5 Meter zu fallen, wenn es denn nur 5 waren und wollte mich tatsächlich auf einen Fremden, unheimlich gut aussehenden – jetzt hätte ich mich am liebsten geschlagen - , spannernden Typen verlassen? Das konnte doch nicht sein. War ich schon so tief gesunken? Nein, das war ich nicht. Ich versuchte mich am Geländer hochzuziehen, doch ich schaffte es nicht. Es war nicht so, das ich zu schwach war, es war eher die Tatsache das ich einbrechen würde wenn ich zuviel Druck ausüben würde, den ich sicherlich brauchen würde um hier hoch zu kommen. Also hing ich weiter hier fest. Ich könnte doch Hilfe holen. Holen. Wie witzig. Ja klar, ich würde aufstehen, Hilfe holen und mich dann wieder hier hin setzen damit man mir half. Oder ich könnte Hilfe rufen. Niemand würde es bemerken wenn ich hier rufen würde. Und außerdem würde ich ihn dann wahrscheinlich auf den Plan rufen. Das musste nicht sein, er musste mich in dieser Lage nicht sehen. Und retten musste er mich schon gleich gar nicht. Wollte ich mich gerade etwa schon wieder auf ihn verlassen? Sicher sein, das er mich retten würde wenn ich um Hilfe rufen würde? Ich könnte aber auch...rufen kann man ja auch anders verstehen. Mein Handy. Wo hatte ich das nur. In meiner Hosentasche. Ja klar. Vorsichtig löste ich eine Hand vom Geländer und tastete an meinem Oberschenkel nach meinem Handy. Es war nicht da. Konnte ich wirklich so viel Glück haben, das ich wirklich auf ihn angewiesen war? Aber wo bitte war mein Handy. Mein Blick fiel nach unten auf den Sessel auf dem meine Tasche lag. Auch das Handy hatte mich gestört und ich hatte es zu meiner Tasche auf den Sessel gelegt. Woher sollte ich denn wissen das ich mich gleich in so einer verzweifelnden Lage befinden würde? Die einzige Rettung, die ich hatte, lag unten auf einem Sessel. Auf einem alten, dreckigen – nein, die waren ja sauber – Sessel und konnte mir nicht Helfen. Sehnsüchtig sah ich hinunter auf dieses kleine, magische Gerät, das mich hätte retten können und lehnte mich gegen meine Arme. Ungewollt entfuhr mir auch ein Seufzer der sehr wehleidig klang. Was war das? Hatte ich gerade richtig gehört? Lachte da jemand über mich? Ruckartig drehte ich meinen Kopf in die andere Richtung und traute meinen Augen nicht. Dort im Schatten der Regale lehnte jemand an der Wand. Wer sonst, außer ihm, sollte das wohl sein. Ich merkte das er mich direkt ansah und ich merkte auch das er lachte. Leise und fröhlich in sich hinein. Nur dieses unheimliche, unwiederstehliche Grinsen, das sich auf seinem Gesicht ausgebreitet hatte, machte darauf aufmerksam. Wenn ich ehrlich sein soll, ich hätte ihm am liebsten eine geknallt. Für seine unverschämtheit hier aufzutauchen ohne das ich es wollte. Und dafür, das er jetzt dort stand und noch nicht mal den Anstand besaß mir zu helfen. Wie konnte er nur einfach da stehen und nichts tun? Er lachte mich aus, das war eine Tätigkeit, durchaus. Aber es war so unverschämt. Oder wartete er etwa darauf das ich ihn um Hilfe bat? Kommt nicht in Frage. So weit würde ich nicht sinken. Also drückte ich mich noch einmal mit aller Kramft gegen das Geländer und mir gelang es doch tatsächlich auf zu stehen. Irgend einen Hacken musste die Sache ja haben. Ich hatte natürlich nicht bedacht worauf ich stand und so brach, als ich aufstand, unter mir der rest dieser Stufe ein. Es gab keine Möglichkeit mich fest zu halten. Wie auch. Ich stand mitten auf einer Stufe, der Vorsprung der Etage bot nichts zum festhalten und das Geländer war zu weit entfernt als das ich mich noch einmal hätte daran festhalten können. Kapitel 5: Filme...Warum? ------------------------- Ich schrie. Was sollte ich auch sonst tun? Ich konnte nichts mehr tun. "Sh~ nicht so laut. Es wäre besser wenn dich keiner hört." Er sprach ganz leise, doch deutlich genug das ich es verstehen konnte. Ich hatte mir den Wohlklang seiner Stimme also doch nicht eingebildet. Aber warum sollte mich keiner hören? Ich war gerade dabei 5 Meter tief zu fallen. Ich würde mich verletzen wenn nicht sogar schlimmeres. Also aus bitte welchem Grund sollte ich nicht schreien? Trotz meiner gedanklichen Rebellion tat ich was er sagte. Ich verstummte und bemerkte das ich schon längst auf dem Boden liegen müsste. Etwas schwerfällig legte ich den Kopf leicht in den Nacken um nach oben sehen zu können. Er hielt mich fest. Ich hatte gar nicht bemerkt das ich meine rechte Hand nach ihm ausgestreckt hatte. Jetzt gerade und in diesem Augenblick war es mir auch sehr egal, denn ich war nicht auf dem Boden aufgeschlagen. Ich hing in der Luft und mein einziger halt war er. Würde er mich halten können? Würde er mich hochziehen können? Oder würde er mich los lassen müssen? Aber was am schlimmsten wäre, würden wir beide nach unten stürzen? "Jetzt wirf schon endlich diese Taschenlampe weg und gib mir deine andere Hand." Es klag schon richtig vorwurfsvoll, als hätte ich selber daran denken müssen. Wieder tat ich das was er mir gesagt hatte und ließ die Taschenlampe fallen. Dann schwang ich meinen linken Arm nach oben und ergriff seine Hand. "Ich zähl jetzt bis 3, dann ziehst du dich hoch." Hoch ziehen? Ich würde ihn nach unten ziehen. Das konnte ich doch nicht tun. Wie stellt er sich das vor? "Eins." War das wirklich sein ernst? Sollte ich mich an ihm hochziehen? Nur zu gut wusste ich wie dieses Szenario enden würde. Ich würde es nach oben schaffen. Er wäre der Retter und ich das dumme, ahungslose Mädchen. Doch damit noch nicht genug. Durch die Last, die an uns zog, würde ich, wenn es endlich den erlösenden Kraftausgleich gab fallen und auf ihm landen. "Zwei." So weit konnte ich es doch nicht kommen lassen. Vielleicht könnte er mich ja einfach loslassen und dann von unten rausholen. Ich hing ja schließlich schon auf der Hälfte. So tief würde ich nicht mehr stürzen. "Kannst du mich nicht loslassen und dann da raus holen?" Es klang nicht sehr überzeugend. Die Angst vor dem Fall hatte sich schneller in meiner Stimme bemerkbar gemacht als ich es für möglich gehalten hätte. "Kommt gar nicht in Frage. Denn dann müsste ich dich vom Boden aufwischen." Ich sah ihn verwundert an. Es waren doch nur knappe 5 Meter, jetzt nur noch 3 einhalb. "Die Decke des Kellers ist eingestürzt. Es sind mehr als 5 Meter." Wieder dieses Grinsen. "8 um genau zu sein." Wollte er mich verarschen? Das konnte doch gar nicht sein. Ich hatte also keine Wahl. Ich würde auf ihm landen. "Halt den Mund und zieh dich endlich hoch, sonst hast du bald keine Kraft mehr." Das war wirklich witzig, wo ich doch jetzt schon keine Kraft mehr hatte. Wie bitte sollte ich mich an ihm hochziehen? Ich machte keine Anstallten mich zu rühren. Es ging einfach nicht. Schon fast genervt sah er mich an. "Also gut. Drei!" Dann zog er und wiederwillig tat ich es auch. So schwer wie ich gedacht hatte war es gar nicht. Tat ich überhaupt etwas? Ich war mir nicht ganz sicher. Es fühlte sich eher so an als würde er mich alleine hoch ziehen. Jetzt hatte er mich schon an den Oberarmen gepackt und zog mich weiter hoch. Es war nur noch ein kleines Stück und ich könnte mich mit den Beinen hochdrücken. Ich war so gut wie oben angekommen. Jetzt musste er kommen, der Kraftausgleich. Ich würde nach vorne kippen, auf ihn, in mein Unglück. Ich konnte nicht hinsehen also schloss ich die Augen. Und im nächsten Moment lag ich auf dem Boden. Ich spürte die Holzdielen des Bodens des zweiten Stocks unter mir. Holzdielen? Was sollte das? Kein männlicher Körper unter mir? Wohin war die peinliche Situation verschwunden die die beiden einander näher bringen würde? Wohin war die nähe der beiden verschwunden? Der Ansatz eines Kusses? Es war alles weg. Ich wusste es doch, auf Filme war nun mal kein verlass. Da ich mir noch nicht ganz sicher war ob ich es geschafft hatte lies ich die Augen noch zu. Meine Hände tasteten über den Boden und so vergewisserte ich mich das alles ok war. Ich hatte es geschafft. "Das hier ist ganz sicher der falsche Ort für ein Nickerchen." Und ich konnte ihm anhören das er immer noch grinste. Langsam öffnete ich die Augen und sah mich um. Wo war er? So weit von mir entfernt konnte er doch gar nicht sein. Hatte ich etwas anderes erwartet? Hatte ich etwa befürchtet oder eher doch gehoft die annormalie zu Begebenheiten aus Filmen würde weiter gehen. Ich wusste es nicht, genau so wenig wie ich wusste warum ich erschrack als ich ihn neben mir sitzen sah. Und tatsächlich, er grinste immer noch. Auch wenn er es jetzt gerade vor mir verbergen wollte, ich sah es ihm an. Ich muss ausgesprochen komisch gewesen sein. Ich wäre fast durch eine Treppe gestürzt und das schon zum zweiten mal. Was, wenn nicht das, musste so lustig sein? Ich drückte mich vom Boden weg und setzte mich. Und dann...dann sah ich ihn einfach nur noch an. Meinen Retter, mein Held, mein... Mein? Ich wusste nicht was gerade passiert war, doch schlagartig wurde mir klar das ich mich in verbotenen Gewässern aufhielt. Ich hatte ja bereits einen Freund, an den ich jetzt das erste mal wieder dachte. Das konnte einfach nicht sein. Konnte ich wirlich so falsch sein? Konnte ich ihn derart hintergehen? Die Frage war nicht ob ich es konnte, man sah ja das ich es tat, die Frage war warum ich es tat! Warum um Himmels willen saß ich hier, starrte diesen Typen an und vergass meinen Freund total? Warum bin ich überhaupt in dieses Haus zurück gekehrt? Er hatte mir doch gesagt ich solle ihn vergessen. Es wäre das beste gewesen, nicht nur für ihn, auch für mich, aber warum tat ich es nicht? Dieses ständige Warum begann mir auf die Nerven zu gehen. Ich stand auf, drehte mich um und stieg die Treppe hinunter. Warum war ich so wütend? Warum lief ich die Treppe hinunter ohne darauf zu achten wohin ich trat? Und ich wurde immer wütender, denn immer mehr warum kam dazu. Mein Kopf war voll von Warum. Und es ließ sich nicht abstellen. Immer mehr Warum kam dazu. Warum blieb er dort oben sitzen und grinste nur vor sich hin? Warum hatte er mich überhaupt gerettet? Warum war er hier? Warum lebte er in diesem Haus? Und warum wollte er mich beschützen? Das alles konnte ich mir nicht erklären und ich würde wahrscheinlich nie eine Antwort darauf bekommen. Unten angekommen bemerkte ich das ich nicht ein einziges Mal eingesackt war. Die Treppe war heil geblieben, gut so heil wie sie war als ich runter kam. Gefiel es ihr etwa wenn ich sie hart behandelte anstatt sie zu schohnen? Ich sank immer mehr, das konnte ich merken. Ich dachte daran was einer Treppe besser gefallen würde. Wie konnte ich nur. Dem Himmel sei dank das niemand auf dieser Gott verdammten Erde meine Gedanken hören konnte. Sie hätten mich wahrscheinlich sofort eingeliefert. Was mir, jetzt wo ich darüber nachdachte, bestimmt besser bekommen würde. Ich wäre geschützt und würde nicht versuchen etwas von einem Typen zu erfahren der mir eigentlich egal sein konnte. Wie dem auch sei. Ich war also unten, griff meine Tasche, drehte mich nicht noch einmal um, riss die Tür auf und verschwand. Warum ich mich nicht noch einmal umdrehte? Ich konnte sein leises Kichern hören. Kapitel 6: Der Typ und das Handy -------------------------------- Den ganzen Tag lag ich in meinem Bett und dachte nach. Mittlerweile war es schon 22 Uhr. Irgendwann gegen 12 war mir aufgefallen das ich meinen Freund nicht, so wie es eigentlich geplant war, angerufen hatte. Geschlagene 40 Minuten hatte ich damit verbracht nach meinem Handy zu suchen, doch ich konnte es nicht finden. Dann gab ich auf und legte mich wieder ins Bett. Er würde darüber hinweg kommen. Einen Tag mal nicht mit mir Telefonieren, das war kein Beinbruch. Und auch sollch einer wäre nicht tödlich gewesen. Was bitte sollte auch an einem Beinbruch tödlich sein? Soweit ich mich erinnern kann hatte ich noch nie so wirre Gedanken. Mein Kopf begann seinen eigenen Weg zu gehen. Was war nur los? Ich stellte mir diese Frage heute bestimmt schon zum tausendsten Mal. Bekam ich eine Antwort? Nein. Woher auch? Doch wo hatte ich nur mein Handy gelassen? Es gab einfach keine logische Erklärung für das verschwinden besagten Gerätes. Oder doch? Und ich kam nur nicht drauf? Ich bekam auch nichts mehr mit, wie zum Beispiel das gerade an meiner Tür geklopft wurde. Erst als dieser kleine, freche, abstoßende Giftzwerg neben mir am Bett stand bemerkte ich ihn. Was wollte der denn jetzt? Ich sah ihn wütend an. Er war wirklich ein gutes Opfer um meine Wut raus zu lassen. Doch genau so ein gutes Opfer war ich für ihn. Hatte er überhaupt geklopft? Was fiel ihm ein einfach in mein Zimmer zu platzen? Das warf ich ihm natürlich gleich an den Kopf, gehässiger hätte ich nicht sein können, doch es machte ihm gar nichts. Es war wie ein Deja vu. Irgendwo war es mir doch schon so ähnlich ergangen. Nur wo? Ich konnte mich einfach nicht erinnern. Vielleicht lag es daran das ich schon den ganzen Tag nicht klar denken konnte. Wie dem auch sei, dieses nervige etwas stand hier neben mir und sah mich dämlich an. Wiederwillig fragte ich ihn was denn los sein. Mein Handy liegt im Bad? Wie kam er nur darauf? Wie bitte sollte mein Handy ins Bad gelangt sein? Außer heute Morgen war ich nicht mehr im Bad gewesen, wenn auch nur aus dem Grund nicht das Haus und wohlmöglich IHN sehen zu müssen. Klein Giftzwerg meinte also mein Handy würde im Bad liegen, die Frage war nur in welchem? In dem großen, meinem Bad? Dem, von welchem ich perfekte Sicht auf das Haus und seine Fenster hatte? Oder liegt es doch in dem kleinen Bad, das ich schon seit Wochen nicht betreten hatte. Welches meine Eltern nutzten? Und von aus es keine Möglichkeit gab das alte Haus zu sehen. Wobei mir auffiel das ich mir das große Bad ja mit diesem Würmchen teilte. Vielleicht hatte er ja mein Handy dorthin verschleppt. Konnte ein 10 jähriger wirklich so gemein sein und meine einzige Schwäche ausnutzen um mich zu quälen? Die Frage stellte sich gar nicht, denn definitiv wäre mein kleiner Bruder dazu in der Lage. Genervt motzte ich ihn an er solle verschwinden und stand auf. Es konnte gar nicht im Bad liegen. Wie sollte er es denn in die Finger bekommen haben? Wer weiß, ich tue es nicht. Als ich den Flur betrat durchfuhr mich ein Schütteln. Die Heizung musste aus sein, denn es war recht kühl. Im Bad würde es wärmer sein, also beeilte ich mich den Flur zu überqueren, auch wenn es bedeutete das ich geradewegs in meine eigene kleine Hölle steuerte. Möglichste bedacht nicht ein einziges Mal zum Fenster zu sehen durchsuchte ich das Bad. Mir blieb natürlich nichts anderes übrig als das Licht an zu machen. Sich beobachtet fühlen war ein Klacks gegen das, was ich gerade fühlte. Aber warum fühlte ich mich so? Es war doch gar nichts. Er war doch auch nur ein Typ, so wie alle anderen. Die Tatsache das er in einem zerfallenden, alten Haus, dazu noch ganz allein und auf meinem Hof wohnte ließ ich ganz gekonnt außer Acht. Auch dafür würde es eine Erklärung geben. Ob ich sie jemals hören würde war die nächste Frage. Zwei Mal hatte ich das Bad jetzt auf den Kopf gestellt, nichts. Ich atmete tief durch und ging wieder auf den Flur. Ich würde noch bereuen was ich jetzt tat, das wusste ich. Dann rief ich nach meinem kleinen Bruder. Breit grinsend und das schadenfroh und gehässig kam er aus seinem Zimmer, das neben meinem lag. Wo mein Handy war wollte ich von ihm wissen, doch was macht er? Am liebsten hätte ich ihm rechts und links eine Gescheuert. Doch dafür konnte er ja nun wirklich nichts. Also wie schon gesagt, das einzige was er tat war auf das Fenster zu deuten. Dann verschand, er immer noch grinsend, wieder in seinem Zimmer. Das Leben trieb seine Scherze mit mir. Erst dieser ungehobelte, dazu unverschämt gut aussehende Typ der mich auslachte und dann dieses Nervenbündel das es wagte mich weiter zu reizen. Hatte ich denn irgend etwas unrechtes getan? Sollte ich für etwas bestraft werden? Man könnte mich wegsperren, bitte das wäre mir tausend Mal lieber als das. Ich drehte mich um, schloss die Tür hinter mir und wiederwillig sah ich zum Fenster. Es musste ein Scherz gewesen sein. Dort lag nichts. Dieses dumme Gefühl der albernheit stieg wieder in mir auf. Es war doch nur ein Fenster, warum wollte ich auf gar keinen Fall dort hin? Nur weil ER dort drüben war? Irgendwann musste ich es mir ja eingestehen. Doch noch nicht jetzt. Es war nicht weil er dort drüben war. Wer weiß ob er überhaupt dort war. Ich redete mir also ein das er nicht dort war, das er mich nicht beobachtete und das er nicht heimlich über meine Dummheit lachte. Das Licht war immer noch an, er würde mich perfekt sehen können. Nein würde er nicht! Denn er war ja gar nicht da. Ich sah nichts, das Licht blendete im Fenster, ich sah nur mich. Wahrscheinlich wäre es mir sogar lieber gewesen nur mich zu sehen, doch ich musste ja wissen wo mein Handy war. Tief durchatmend ging ich zurück zur Tür und legte den Lichtschalter um. Für einige Momente sah ich gar nichts, denn meine Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Dann ging ich zurück zum Fenster und sah mich erneut um. Das durfte doch nicht wahr sein! Was machte mein Handy auf der Fensterbank? Ich war zu geschockt, warum auch immer, um an die Folgen zu denken. Ich riss das Fenster auf und schnappte mir das Handy. Es war noch ganz, nichts war verändert oder kaputt. Als das Display erleuchtet wurde, weil ich die Tastensperre löste, sah ich das ich 5 Anrufe verpasste und 3 Nachrichten bekommen hatte. Von wem die wohl waren? Natürlich sah ich gleich nach. Die Tatsache das ich am Fenster stand, dem Fenster, das dazu auch noch geöffnet war, war mir total entfallen. Die Anrufe stamten alle samt von meinem Freund, genau so wie die Nachrichten. Er hatte sich also Sorgen gemacht. Diese Nachricht musste er geschickt haben nachdem ich nicht auf seine Anrufe reagiert hatte. Nachricht nummer zwei. Ich wusste ja das er eifersüchtig war. Doch was er mir hier vorwarf war wirklich nicht sein ding und es war nicht fair. Es wäre ihm schon komisch vorgekommen das ich nicht zu ihm kommen wollte. Und jetzt das ich mich nicht bei ihm melden würde. Ob ich einen Anderen hätte. Das stand da wirklich. Ich musste es noch einmal lesen und dann gleich noch einmal. Das er, wegen sollcher Kleinigkeiten, so austicken würde hatte ich nicht gedacht. Aber der Hammer kam erst noch. Die dritte wollte ich eigentlich gar nicht lesen. Natürlich musste ich es aber, ich musste ja wissen was morgen auf mich zu kommen würde. Also öffnete ich Nachricht nummer drei. Mein Handy hatte wohl einen eingebauten Stoßdämpfer, denn es fiel nicht auseinander als es auf die Fliesen knallte. War das gerade die Androhung der Trennung gewesen? Ich war mir nicht ganz sicher, doch es klang so. Würde er soweit gehen nur weil ich eine Nacht nicht bei ihm verbracht hatte und weil ich mich nicht bei ihm gemeldet hatte? Würde er seine Meinung ändern wenn ich ihm sagen würde was passiert war? Das was IHN anging würde ich natürlich nicht erwähnen, aber ich konnte doch erzählen das ich durch den Regen nicht nach Hause konnte, das ich in diesem Haus eingesperrt war, was ja mehr oder weniger auch stimmte und das ich mein Handy verlegt hatte. Jetzt fiel mir auch wieder ein wo ich es verlegt hatte. Wahrscheinlich hatte ich es auf dem Sessel liegen lassen. Moment mal. Das würde ja bedeuten er hatte es hier hin gelegt. Also war er doch da. Reflexartig sah ich nach vorn. Die Fenster des Hauses waren leer. Ich konnte ihn nicht sehen. Für einen kurzen Moment überkam mich Erleichterung. Doch auch sie sollte ein baldiges Ende finden. Was machte mein Handy in der Luft? Wieso um Himmels willen schwebte es neben meiner Schulter? "Du hast da was fallen lassen." Dieser Klang, diese Stimme, es war unverkennbar, genau so wie das grinsen das darin lag. Ich drehte mich um und da stand er. Jetzt direkt vor mir und er hielt mir das Handy vor die Nase. Was zum Himmel machte er in meinem Bad? Wie bitte war er hier rein gekommen? Ich stand doch die ganze Zeit vor dem Fenster, ich hätte es doch bemerken müssen. Und selbst wenn er durch das Fenster gekommen wäre. Wo war die Leiter? Es wäre auch viel zu auffällig wenn er mit einer Leiter hier hoch gekommen wäre. Er saß definitiv in der Falle. Ich würde ihn nicht gehen lassen bevor ich nicht ein paar Antworten hatte. Das Handy ignorierte ich weiter hin einfach und schloss das Fenster so schnell wie ich konnte. Dann stellte ich mich zur Sicherheit auch noch davor. Er konnte gar nicht entkommen. Es war halb 11. Was würde er meiner Mutter sagen wenn sie ihn entdecken würde wie er durch unsere Wohnung ging? Nein! Was würde ich meiner Mutter sagen müssen? Hatte ich mich etwa eben selber in die Falle gelockt? Nein, bestimmt nicht. Also, was war das wichtigste das ich wissen wollte? Ich wusste es nicht. Ich stellte die erste Frage die mir in den Sinn kam. "Wie bist du hier rein gekommen?" Und wieder erschien dieses verschmitzte Grinsen auf seinem Gesicht. So eine unverschämtheit! Denn es sah so gut aus. Er kam näher. Was sollte das denn jetzt? Hatte er irgendetwas vor? Jetzt stand er direkt vor mir. Nur cm trennten uns. Leicht beugte er sich zu mir und ich konnte seinen Atem spüren. Was zum Henker hatte dieser Typ vor? Er sah mir direkt in die Augen. Es lag ein Ausdruck in ihnen den ich nicht deuten konnte. Und dann, dann streckte er seine Hand nach mir aus. Seine Hand? In der er das Handy hielt. Neben mir war die einzige Ablage. Ganz gemächlich legte er besagtes auf die Ablage und entfernte sich wieder von mir. Wie ich wohl geguckt habe? Erschrocken? Entsetzt? Ich weiß es nicht, ich sah nur dieses Grinsen das immer mehr zu nahm. "Ich kam durchs Fenster." Durchs Fenster, ja klar. Ich stand ja auch die ganze Zeit neben der Badewanne. Wollte er mich verarschen? Hatte ich mir diese Frage nicht schon einmal gestellt? Ja, durchaus, das tat ich. Dann drehte er sich um und setzte sich auf die Wanne, an die ich gerade gedacht hatte. Erst jetzt bemerkte ich, das ich die Heizung umklammert hatte. Ich entkrampfte meine Finger und ließ von ihr ab. "Es war offen und du warst da, ich wollte dir nur sagen das du dein Handy vergessen hattest." Jetzt sah er mich wieder an und er musterte mich. Das gefiel mir ganz und gar nicht. War jetzt der Moment indem ich irgend etwas tun sollte? Da war schon wieder dieses Kribbeln und ich konnte es weder abstellen, noch sagen warum es kam. "Jetzt weis ich ja das ich es vergessen hatte und ich habe es ja jetzt auch wieder." Was laberte ich da für eine Scheiße? "Dann kannst du jetzt wieder gehen." Ich wollte ihn doch noch so vieles fragen. Warum schickte ich ihn weg? Weil ich mich unbehaglich fühlte? Weil ich dieses Kribbeln endlich los werden wollte? Weil ich wichtigere Dinge zu tun hatte, wie zum Beispiel meinen Freund, wenn er das denn noch war, anzurufen? "Das kann ich nicht." Ich wurde immer unsicherer denn dieses Grinsen trieb mich in den Wahnsinn. "Warum?" Es war das einzige das ich raus brachte. Und es war ein Warum. Eines der vielen die in meinem Kopf rumschwirrten. "Du versperrst mir den Weg." Er sagte es mit einer solchen Gelassenheit das mir ganz anders wurde. Ich versperrt ihm den Weg. Ja, stimmt! Und das hatte auch seinen Sinn. Wollte ich ihn nicht ausfragen? "Ich las dich gehen, wenn du mir ein paar Fragen beantwortest." Ich wollte sicher und standhaft klingen, doch das tat ich ganz und gar nicht. "Bitte, nur zu. Stell deine Fragen. Ich bin schon ganz gespannt." Er lehnte sich leicht in meine Richtung. Hatte das einen Grund? Ist doch auch egal. Vergiss es einfach. Stell deine dummen Fragen. "Warum lebst du in diesem alten Haus?" "Diese Frage habe ich dir schon beantwortet." Er machte nur eine kurze Pause, so schnell konnte ich nichts sagen. "Es ist die einzige Möglichkeit Tag und Nacht in deiner Nähe zu sein." Er meinte das gerade wirklich ernst. Es war kein dummer Scherz von ihm. Dazu war die Aufrichtigkeit in seinen Augen viel zu groß. "Warum?" Es war das dritte Warum das ich endlich los werden würde. Ich konnte es noch gar nicht richtig glauben. Mein Kopf würde sich wieder meinen Gedanken widmen und nicht diesen hunderten von Warum. "Es ist meine Strafe, ich muss dich beschützen. Das weißt du." Und da kam schon das nächste Warum zum vorschein. "Warum?" Er atmete tief ein. Wollte er sich etwa beruhigen? Oder brauchte er etwa Geduld die er nicht hatte? "Es ist eben so." "Und warum zeigst du dich mir gerade jetzt?" Das war eine weitere sehr gute Frage. So wie es aussah auch für ihn. Das Grinsen war einem nachdenklichen Ausdruck gewichen. "Es war nicht meine Absicht. So weit hätte es nie kommen dürfen. Ich hab dir gesagt du sollst mich vergessen. Aber du konntest ja nicht hören. Eigentlich hätte ich es wissen müssen. Ich kenn dich ja schließlich gut genug." Er kannte mich? So leicht und locker wie diese Aussage über seine Lippen kam so hart und gewaltig traf sie mich. Wie konnte er sich die Frechheit erlauben zu sagen mich zu kennen? Er konnte mich doch gar nicht kennen. Irgend etwas musste diese Frage ausgelöst haben. Ich hatte nur einmal geblinzelt, da stand er schon vor mir. "Geh zur Seite." Er sagte es sanft, aber bestimmend. "Warum?" "Weil ich nicht länger hier bleiben kann, darum!" Da war etwas in seiner Stimme das mir ganz und gar nicht gefiel. Doch ich hatte nicht die Absicht zur Seite zu gehen. Ich wollte das Fenster noch nicht frei geben. "Geh zur Seite!" Wiederholte er und diesmal mit mehr Ausdruck. Es war ein Befehl, in dem irgendwo eine Drohung versteckt war. Ich würde nicht zu Seite treten. Soweit würde es nicht kommen. Noch nicht. Und dann, ganz plötzlich, ich hatte nicht damit gerechnet, packte er mich an den Schultern und stellte mich neben das Fenster. Es hatte ihm kein bisschen Mühe bereitet. Ich hätte eine Pappfigur sein können. Er hatte mich einfach genommen und weggestellt. Dann öffnete er das Fenster und war verschwunden ehe ich noch etwas sagen konnte. Natürlich stand ich sofort am Fenster und sah hinaus. Er war verschwunden. Und er würde nicht wieder auftauchen. Nicht jetzt und nicht in dieser Nacht. Als ich auf mein Handy sah bemerkte ich das es bereits 23 Uhr war. Zeit ins Bett zu gehen. Ich würde morgen Schule haben, keine Zeit um ihn zu suchen, keine Zeit um in das alte Haus zu gehen. Er hätte Ruhe, 5 Tage lang. Die sollte er ruhig auskosten. Denn danach, am Freitag Abend, würde ich wieder in das Haus gehen. Und dann würde ich mich nicht so einfach aus dem Weg schaffen lassen. Dessen war ich mir sicher. Kapitel 7: Die Hölle der 5 -------------------------- Montag: Als mein Wecker klingelte wollte ich es gar nicht wahr haben. Ich fühlte mich als wäre ich gerade erst schalfen gegangen. Und genau so ging ich auch zur Schule. Und ich hatte mir etwas vorgenommen. Ich würde ihm die kalte Schulter zeigen. Bis zum Freitag würde ich nicht einmal aus dem Fenster gucken und ich würde nicht einmal zu dem alten Haus gehen oder sonst irgendwas. Der Montag war die reinste Hölle. Natürlich traf ich auf meinen Freund, es war ein Wunder das ich ihn noch so nennen durfte. Ich wollte ihn nicht verlieren, aber ich wollte es auch nicht auf mir sitzen lassen das er mich so unter Verdacht hatte. Ich würde ihn niemals Betrügen. Oder hatte ich ihn etwa schon betrogen? Quatsch, wie sollte ich das gemacht haben? Ich konnte doch nichts dafür das es geregnet hatte und das ich meinen Schlüssel nich fand. Dafür das ich zurück in dieses Haus bin konnte ich aber wohl etwas. Aber nicht dafür das er in meinem Bad aufgetaucht war. Mein Freund, da er es ja noch war, hatte nicht mit mir gesprochen und so verging dieser Tag auch relativ schnell. Mit dem ein oder anderen Missgeschick. Und immer hatte ich das Gefühl beobachtet zu werden. Ich konnte es mir nicht erklären, aber es war so. Doch auch dieser Tag sollte sein Ende haben, in dem Fall kein gutes. Im Bett kam mir die Einsicht. Ich hatte den ganzen Tag nur an ihn gedacht. Das mein Freund nicht mit mir geredet hat hatte mir nicht sonderlich viel ausgemacht. Liebte ich ihn eigentlich noch? Oh mein Gott. Ich hatte mir diese Frage gerade wirklich gestellt. Ich zweifelte an meiner Liebe. War das die Antwort auf meine Frage? War sie zu stellen die Antwort gewesen? Liebte ich ihn noch? Im Moment konnte ich es nicht sagen. Ich würde mich entscheiden müssen, zwischen meinem Freund, den ich liebte und jemandem, den ich nicht kannte. Wen der beiden ich wählen würde wusste ich noch nicht, aber ich wusste das mir keiner dabei helfen konnte. Dienstag: Ich wusste das sich irgend etwas zusammen gebraut hatte. Mein Bauch verriet es mir. Dieses mullmige Gefühl, es war eklig. Heil froh, endlich von zu hause weg zu sein, kam ich in der Schule an. Der Giftzwerg konnte mich nicht mehr nerven, was mir sichtlich gut tat. Gedankenverloren saß ich in den Pausen auf einer Bank und starrte vor mich hin. Meinen Freundinen schien es Sorgen zu bereiten, denn ständig fragten sie mich was denn los sei. Und als dann mein Freund zu uns kam war es vorbei mit der normalen Stimmung. Alleine reden wollte er mit mir. Das konnte nichts gutes bedeuten. Ich sah noch wie meine Freundinen mir hinterher sahen und dann war ich allein, mit ihm. Und ich konnte mir immer noch nicht sicher sein ob ich ihn wirklich noch liebte. Es kam, wie es kommen musste. Er stellte mich zur Rede, was ich sehr eigenartig fand, denn ich hatte nicht wirklich etwas verbrochen. Außer das ich nicht bei ihm übernachtet hatte wie es geplant war und das ich mein Handy verlegt und ihn deswegen nicht anrufen konnte. Und dann, dann kam die entscheidende Frage. Ob ich ihn noch liebe. Ich stand da, zu lange und sagte nichts. Die Wahrheit half nichts. Ich wusste es ja nicht, was bitte wollte ich ihm da sagen. Ich wollte ihm nicht länger weh tun, also sagte ich ihm das es aus war. Natürlich versuchte ich ihn irgendwie zu beruhigen oder es ihm zu erklären, doch er war total außer sich. So kannte ich ihn nicht. Aber das schlimmste, womit ich nicht gerechnet hatte – ich hätte es mir denken können denn wir standen abseits der anderen, so das uns keiner sehen konnte – er schlug mich. Es war nicht seine Art. Er hatte mich noch nie geschlagen. Fassungslos sah ich ihn an und hielt die Hand auf meine Wange. Was natürlich noch gefehlt hatte, meine Fantasie spielte mir einen Streich. Ich hörte ein leises aber bedrohliches Knurren. Es war witzig, denn er schien es auch gehört zu haben, denn er war sofort weg. Oder lag es daran das es zum Pausenende geklingelt hatte. Ich sah mich um, konnte aber nichts entdecken und ging auch rein. Der rest dieses Tages war genau so nervig und unspektakulär wie der Anfang es gewesen war. Mittwoch: Ich hatte es wirkich geschafft nich ein einziges Mal aus dem Fenster zu sehen. Zumindest nicht in der Realität. In Gedanken jedoch war ich die ganze Zeit in dem alten Haus. In den Pausen durfte ich meinen Freundinen erklären warum es zu der Trennung kam und wie ich es verkraftete. Sonderlich gut, für meinen Geschmack etwas zu gut. Erst jetzt zeigte sich wie wenig ich ihn wirklich noch geliebt hatte. Normalerweise müsste ich am Boden zerstört sein. Denn ich war doch die jenige die ihn angehimmelt hatte. Bei ihm kamen die Gefühle erst später. Ich hatte ihn nach und nach verzaubert hatte er immer wieder gesagt. Und jetzt hatte ich ihm das Herz gebrochen. Vielleicht war das ja der Grund für den ich bestraft werden sollte. Ich hatte aufgehört ihn zu lieben ohne es zu merken und wurde dafür bestraft ohne zu wissen wofür. Konnte das möglich sein? Wohl eher nicht. Doch wie heißt es so schön? Sag niemals Nie. Das würde ich mir zu Herzen nehmen. Ich würde nie wieder nie sagen. Ich hatte ja gesehen was dabei heraus kam. An diesem Nachmittag hatte ich meine Ruhe. Ich war froh das meine Eltern weg waren. Und zu meiner noch größeren Freude hatten sie meinen kleinen Bruder mitgenommen. Ich musste nachdenken, ich musste mir einiger Dinge klar werden. Warum ich dazu ins Bad ging wusste ich allerdings nicht. Doch meinem Schwur blieb ich treu. Ich sah nicht ein einziges mal aus dem Fenster. Ich hatte mich darunter gegen die Wand gesetzt. Eingewickelt in eine Decke, an die warme Heizung. Donnerstag: Mir tat alles weh. War ich doch tatsächlich im Bad eingeschlafen. Die Frage war nur, hatte ich mich alleine vor die Badewanne auf den Abtretter gelegt? Und hatte ich mir letzte Nacht ein Kissen geholt? Ich konnte mich an nichts mehr erinnern, es konnte durch aus möglich sein. Als nächstes traf mich dann der Schlag, denn ich hatte verschlafen. Es war bereits 7 als ich in mein Zimmer kam. Der Giftzwerg war schon wach und er war auch schon im Bad gewesen. Aber er hatte es nicht für nötig gehalten mich zu wecken. Wie konnte ich überhaupt schlafen wenn er hier war. Bis jetzt war ich doch immer wach geworden wenn jemand in meinem Zimmer war. So langsam zweifelte ich an mir selbst. Also musste ich auf mein Frühstück verzichten um noch pünktlich in die Schule zu kommen. Dort erwartete mich schon der nächste Schock. Wir schrieben einen unangekündigten Test. Jetzt? Während der Prüfungen? Klar, warum auch nicht. So langsam hatte ich diese Scherze wirklich satt. Ich wollte nicht länger der Spielball des Lebens sein. Ich musste etwas dagegen unternehmen. Die Frage, es kam doch tatsächlich eine weitere Frage dazu, ich hatte ja noch nicht genug ungeklärte, war nur wie sollte ich das anstellen? Und vorallem, was sollte ich tun? Hatte es nicht alles damit angefangen das ich in dieses blöde Haus eingesperrt war? Ja. Also war er schuld daran. Meine Gedanken drehten sich ja schon fast ausschließlich um ihn. Das durfte einfach nicht so weiter gehen. Es musste endlich Freitag sein, ich musste endlich mit ihm reden. Eigentlich konnte ich das doch auch schon heute tun. Es sprach nichts dagegen. Oder doch? Ich hatte schon wieder irgend etwas vergessen. Ach ja. Ich wollte ja bis Freitag nichts mit ihm zu tun haben. Das konnte ich natürlich nicht brechen. Ich würde also noch einen Tag warten müssen. Wahrscheinlich war das sogar besser als das ich schon heute Abend dorthin gehen würde. Schließlich hatte ich morgen noch einmal Schule. Wenn ich am Samstag nicht aus dem Bett kommen würde wäre das kein Problem. Aber so. Also hieß es weiterhin warten und nicht aus dem Fenster gucken. Diese Gedanken quälten mich noch den ganzen Tag. Und das war wörtlich gemeint. Erst als ich einschlief wurde ich erlöst. So dachte ich zumindest. Freitag: Es war entlich soweit. Es war Freitag. Heute würde ich mit ihm reden können. Und heute würde er mir auf alles antworten müssen. Er hatte keine andere Wahl. Auf den Unterricht konzentrieren ging heute gar nicht. Ständig kaute ich durch was ich ihn am besten Fragen sollte, was am wichtigsten war und wie ich ihn dazu bringen konnte mir auch wirklich zu antworten ohne abzuhaun. Irgendwann, mitten in Deutsch, fiel mir dann mein Traum von letzte Nacht ein. Was sollte es anderes sein als ein Traum von ihm. Doch irgendetwas stimmte nicht. Mir fiel nur leider nicht auf was, denn ich konnte mich nicht mehr an alles erinnern. So ein Pech aber auch. Pech? Konnte ich das wirklich Pech nennen was mich da wieder einmal eingeholt hatte? Nein, das war pure Absicht. Noch nie zuvor war ich so schnell nach hause gerannte wie heute. Noch nie zuvor hatte ich meine Hausaufgaben so schnell erledigt. Und noch nie zuvor wollte ich so dringend zu einem Jungen. Zu einem Jungen der so ungehobelt war, gut aussah, mich ständig auslachte und den ich noch nicht einmal wirklich kannte. Auf die eine oder andere Art war ich sogar froh seinen Namen nicht zu kennen. So konnte ich an etwas anderes denken, auch wenn das andere ebenfalls mit ihm zu tun hatte. Ich hatte nicht ständig den Namen eines Typen im Kopf. So verhielten sich nur kleine Mädchen. Aus welchem Grund auch immer, ich war mir ziemlich sicher das ich auch bald wieder dazu gehören würde. Kapitel 8: Wieder hier - Angst ------------------------------ Hatte ich auch alles? Das fragte ich mich schon seit 10 Minuten, obwohl ich genau wusste das ich keine Antwort finden würde. Woher sollte ich wissen was ich brauchen würde wenn ich nicht wusste was mich erwarten würde? War das jetzt logisch oder unlogisch? Wortsalat. Ich sah durch meine eigenen Gedanken nicht mehr durch. Warum das wohl so war? Natürlich war das eine retorische Frage. Niemand sollte sie beantworten. Und niemand konnte es. Ich beschloss das ich alles hatte und stand auf. Mein Handy steckte ich sofort in meine Tasche. Diesesmal hatte ich eine die mich nicht stören würde. Man konnte sagen ich war auf alles vorbereitet. Oder auch nicht. Ich war nur auf das vorbereitet was ich schon kannte. Ob das alles war was ich erleben würde? Ganz sicher nicht. Ein letzter, prüfender Blick auf die Uhr verriet mir das es 20 Uhr war. Er würde da sein. Und wenn nicht, 2 Stunden würde ich warten können. 22 Uhr war er immer da. Davon war ich überzeugt. Meiner Mutter hatte ich erzählt ich wolle einen Spaziergang machen. Natrülich hatte sie nicht gefragt warum. Es war ihr egal, auch das es schon spät für einen Spaziergang war. Alles war so wie immer. Ich ging ihr am Arsch vorbei. Das war grob und unfair? Nein, es war die pure Wahrheit. So war es nun mal und ich konnte – würde ich es überhaupt wollen? - nichts dagegen tun. Darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken. Ich hatte wichtigeres zu tun, auch wenn es nur für mich wichtiger war. Bevor ich ging musste ich jedoch noch einige Sicherheitsmaßnamen treffen. Ich konnte nicht wissen was meine Mutter, oder der Giftzwerg, anstellen würden wenn ich nicht da war und sie das wussten. Ich schloss die Fenster, vor das welches neben dem von meinem Bruder war machte ich noch ein extra Schloss. Fragt nicht, ich hatte es schon erlebt. Ich übertreibe nicht. Dann zog ich die Stromkabel raus. Es wäre nicht das erste mal das er Wasser gegen die Wand kippen würde die unsere Zimmer trennte. Und zu guter letzt verschloss ich mein Zimmer von außen. Den Schlüssel steckte ich in meine Tasche. Ich überlegte ob ich auch nichts vergessen hatte und ging dann nach draußen. Es war noch sehr warm, deshalb hatte ich meine Jacke zu hause gelassen. Vermutlich würde ich es noch bereuen. Und natürlich musste ich irgendwie den Anschein bewaren das ich auch wirklich spazieren ging. Also lief ich die Einfahrt runter, auf die Straße. Der Weg, man konnte es nicht wirklich als Straße bezeichnen weil es nicht getärt war, verlief an unserem Haus vorbei. Das gute war an der Seite wo auch das Wohnzimmerfenster und das meines Bruders waren. Und enden würde dieser Weg im Wald. Der perfekte Spaziergang. Abends, im Dunkeln, allein in den Wald. Was konnte es schöneres geben? Ich liebte den Wald, besonders dann wenn alles still war und es anfing zu regnen. Wenn das Wasser auf der obersten Schicht auftraf und sich langsam seinen Weg nach unten bahnte. Es war ein wunderschönes Geräusch. Manchmal saß ich Stunden im Wald und lauschte den Tropfen. Natürlich würde ich nicht nass werden wollen also hatte ich mir eine art Unterschlupf gebaut. Ob man es bauen nennen konnte wusste ich nicht. Vielleicht wäre es verständlicher wenn ich sagen würde zusammengeflickt. Ich hatte nur ein Paar Holzbretter zwischen zwei Bäumen miteinander verbunden. Darunter hatte ich mir einen Holzstumpf gestellt. Beim Gedanken daran überlegte ich dorthin zu gehen. Ich lief den Weg hinunter und dachte darüber nach. Es war sehr verlockend. Niemand würde mich nerven, ich könnte ausspannen. Doch dazu war ich nicht hier. Was meine Mutter und der Giftzwerg nicht wussten, in dem Zaun, der unser Grundstück von der Straße trennte war ein Loch. Ich passte gerade so hindurch. Sie würden also nicht mitbekommen das ich nicht Spazieren war. In den Wald würde ich auch ein anderes Mal gehen können. Und außerdem regnete es ja nicht. Wenn ich mich verfluchen könnte würde ich es jetzt tun. Wie konnte ich nur denken es regnet nicht. Es dauerte keine 10 Sekunden und ich war durchgeweicht. Auf einmal hatte es angefangen wie aus Eimern zu gießen. So schnell ich konnte rannte ich zu dem alten Haus. Was allerdings nicht so schnell möglich war weil ich darauf achten musste das keiner im Bad oder auf dem Flur war der mich sehen könnte. Schließlich war ich angekommen und schloss schnell hinter mir die Tür. Alles war so wie ich es in Erinnerung hatte. Nichts hatte sich verändert. Und das wichtigste, die Sessel waren immer noch Staubfrei. Das bemerkte ich als ich meine Tasche abnahm und sie wieder über die Lehne eines Sessels legte. Ich wusste das ich es bereuen würde. Warum hatte ich meine Jacke nicht mitgenommen? Ach ja, weil es warm war. So viel Glück wie ich hatte hätte ich doch damit rechnen müssen. Irgendwann würde ich mir angewöhnen weiter ihm Voraus zu denken. Ich hoffte es zumindest. Es war dunkel, dieses Mal schaffte es der Mond nicht sich seinen Weg durch die Wolken zu erkämpfen. Ich konnte nicht viel sehen und meine Augen hatten sich noch nicht genug an die Dunkelheit gewöhnt das ich den Weg zur Treppe hätte finden können. Ich nahm mein Handy aus der Tasche und leuchtete mir den Weg bis zum Fuß besagter. Dann ging ich links an ihr vorbei und sah mich nach einer Tür um. Ich würde eine Taschenlampe brauchen, soviel stand fest. Doch die einzige die ich hatte lag hier, unter der Treppe. Was blieb mir also anders übrig als sie zu holen. Wahrscheinlich würde da unten alles voller Spinnweben sein. Mir grusselte es jetzt schon. Nur gut das ich nur mein Handy hatte. Es machte nicht sehr viel Licht, also konnte ich auch nicht sehen worin ich mich befand. War das wirklich so eine gute Idee? Nicht zu sehen worin ich mich befand? Naja, ich wusste nicht was da war also konnte ich mich nicht davor ekeln. Ich wusste aber auch nicht was da war, also konnte ich angst haben hinein zu gehen. Und wieder einmal hatte ich riesen Glück, denn die Tür, die unter die Treppe führte, war verschlossen. Ich musste doch irgendwie an diese blöde Taschenlampe kommen. Auf der anderen Seite hatte ich genau so wenig glück, denn dort war gar kein Tür. Vielleicht würde ich ja in den Schränken etwas finden um sie auf zu brechen. Ich dachte also daran eine Tür aufzubrechen. Das durfte doch einfach nicht war sein. Egal was für eine Tür es war, es war eine Tür, ich würde einbrechen. Was solls, hier wohnt eh keiner mehr. Bis auf ihn. Was mir auch relativ war, denn ich brauchte ja eine Lampe. In den Schränken fand ich allerdings nichts brauchbares. Doch in einem der anderen Zimmer fand ich einen alten Werkzeugkasten. Vielleicht doch ein Handwerker. Darüber musste ich dann doch grinsen und ging wieder zu der Tür. Bewaffnet mit einem Brecheisen. Was auch sonst war geeigneter für so eine Aufgabe? Ich war nicht besonders begabt im Umgang mit Brecheisen, das stellte ich spätestens jetzt fest. Meine Geduld verlor ich ziemlich schnell, nach 5 Minuten schlug ich nur noch auf das Holz ein. Mir taten die Arme weh und die Hände. Und ich spielte mit dem Gedanken aufzugeben. Was aber einerseits bedeuten würde ich würde komplett aufgeben, ihn also nicht ausfragen können, oder andererseits ich müsste es im Dunkeln tun. Beide Seiten gefielen mir nicht, also schlug ich weiter auf das Holz ein. Irgendwann, es kam mir vor wie Stunden, hatte sich eine Leiste in der Tür gelockert, es war keine anspruchsvolle Tür und ich konnte sie abreißen. Jetzt konnte mir das Brecheisen richtig behilflich sein und ich riss auch noch die anderen Latten ab. Schließlich passte ich durch das Loch das ich mir erarbeitet hatte und konnte unter die Treppe. Wie ich vermutet hatte war alles voller Spinnweben. Und ich ekelte mich. Ich hasse diese Viecher, jetzt noch mehr als zuvor. Als ich unter dem Loch, das ich in der Treppe hinterlassen hatte, stand konnte ich nach oben durchgucken. Bildete ich es mir nur ein oder war dort ein Schatten. Aufgrund der Dunkelheit konnte ich nicht viel erkennen, doch ich war mir sicher etwas gesehen zu haben. Hatte er mich etwa beobachtet? Natürlich war es ihm zuzutraun, ohne mir zu helfe. Warum auch? Wenn er sich amüsieren konnte. Sowas sah man ja nicht alle Tage. Und schließlich, zum Glück, hatte ich die Taschenlampe gefunden. Froh über meinen Erfolg schaltete ich sie natürlich an, um zu sehen ob sie den Sturz überlebt hatte. Es war der größte Fehler den ich machen konnte. Für kurze Zeit blendete mich das Licht, das doch viel heller war als das meines Handys und dann sah ich worin ich mich befand. Tausende von Spinnennetzen und überall waren sie. Spinnen. Wie konnte ich nur hier hinein gehen? Vor Schreck schrie ich auf, sehr laut. Überall hingen tote Fliegen und andere Insekten. Es war zum fürchten. Und keiner war da um mir zu helfen. Ich saß in der Falle. Panisch vor Angst drehte ich mich um und sah in die Dunkelheit. Befürchtete ich etwa die Mutter der Spinnen würde hinter mir sein um mich zu fressen? Warum musste ich nur immer an Filme denken? Diese Stelle war für mich die schlimmste in den ganzen Potter-Filmen. Wie ich es gehasst hatte. Jedesmal vergrub ich mein Gesicht in einem Kissen. Ich hatte es nur einmal gesehen und das war genug. Nix wie raus hier. An etwas anderes konnte ich nicht denken. Blitzschnell drehte ich mich um und rannte zur Tür. Sie war natrülich viel weiter weg als ich es in Erinnerung gehabt hatte. Es kam mir vor wie ein Maratonlauf. Völlig außer Atem, ob es nun eine lange Strecke war oder die Angst war mir völlig egal, drückte ich mich gegen die Wand neben der Treppe. Ich hatte es geschaft. Ich war den Spinnen entkommen und ich hatte noch nicht mal ein fliegendes Auto gebraucht. Langsam konnte ich mich beruhigen und ging zu meiner Tasche. Wie spät es wohl wirklich war? Meine Warnehmung hatte garantiert gelitten. Ich setzte mich auf den Sessel, zog mein Handy aus meiner Hosentasche und erleuchtete das Display. 21:10 Uhr. Ja, meine Warnehmung ließ nach, eindeutig. Mir war es wie Stunden vorgekommen. Solche Sachen tat ich ja auch nicht oft, um erlich zu sein war es das erste Mal, kein Wunder das es mir lang vor kam. Jetzt hatte ich also eine funktionierende Taschenlampe, es konnte losgehen. Und ganz sicher würde ich ihn anschreien warum er mir nicht geholfen hatte. So wie ich mich kannte würde ich hysterisch werden. Dazu wollte ich allerdings erst kommen wenn ich ihn gefunden hatte. Hier unten brauchte ich nicht nach ihm zu suchen. Er hatte mir ja bereits gezeigt das er oben war. Doch es gab zwei Etagen. Wobei mir einfiel das ich die Dritte noch nie betreten hatte. Was wohl da oben war? Vielleicht würde ich es ja heute herausfinden. Aus welchem Grund auch immer, ich nahm das Brecheisen mit. Dann stand ich vor der Treppe und sah sie mir an. Als ich das letzte Mal runter gegangen war, ich hatte nicht darauf geachtet wohin ich trat, war nichts passiert. Jedesmal wenn ich vorsichtig war brach ich ein, vielleicht sollte ich heute einfach normal nach oben gehen. Was konnte ich denn schon verlieren? Nichts, ich würde allerhöchstens wieder einbrechen. Das würde mir dann auch egal sein. Also atmete ich tief ein und betrat die Treppe. Kapitel 9: Die dritte Etage --------------------------- In normalem Tempo ging ich die Treppe hoch. Was passieren würde wenn ich einbrechen würde wollte ich mir gar nicht vorstellen. Natürlich tat ich es doch. Ich würde mich vielleicht festhalten können, doch dann würde ich in diesem Raum unter der Treppe hängen. Mit all diesen Spinnennetzen und den Spinnen und den toten Insekten. Beim Gedanken daran schüttelte es mich. Ich war gerade auf der Mitte angekommen, hier teilte sich die Treppe nach rechts und nach links. Bis jetzt war ich nur auf der linken Seite gewesen. Dort standen die vielen Bücherregale, wahrscheinlich war es einfacher wenn ich erst dort nachsehen würde. Also ging ich den linken Teil der Treppe hinauf, an dem Loch vorbei, auf den Vorsprung des zweiten Stockes. Ich war nicht eingebrochen. Ein Fortschritt. Die Stufen hatten sich zwar etwas gebogen, aber nachgegeben hatte sie nicht. Etwas sicherer ging ich an den einzelnen Abteilen der Bücherregale vorbei, sah in jede Reihe, konnte ihn aber nicht finden. An einem der Fenster blieb ich stehen und sah hinaus. Es regnete immer noch. Und im Bad brannte Licht. Ich sah hinüber und konnte meinen Bruder sehen. Er machte sich gerade Bettfertig. Ich hatte nicht gewusst was für eine gute Sicht man von hier aus ins Bad hatte. Langsam bekam ich Angst. Diese Fenster waren die, in denen ich immer den Schatten gesehen hatte. Wenn ich also das Licht anhatte und mich im Bad fertig machte konnte er alles gut beobachten. Ob er mich wohl auch beim Duschen beobachtet hatte? Inständig hoffte ich das es nicht so war, doch sagen konnte ich es natürlich nicht. Ich würde auch meinem Bruder jetzt nicht zugucken wollen, also wand ich mich ab und ging wieder zur Treppe. Es dauerte nicht lange da stand ich auf der anderen, der rechten Seite. Ein mulmiges Gefühl stieg in mir auf und ich umklammerte Brecheisen und Taschenlampe noch etwas fester als ich es eh schon tat. Vor mir lag ein langer Gang, an dem sich rechts und links in regelmäßigem Abstand Löcher zeigten. Vor langer Zeit mussten es Türen gewesen sein, doch von denen war nicht mehr viel übrig. Langsam ging ich den Gang entlang und sah in jedes Zimmer hinein. Auch hier war er nicht. Ich war ungefähr 5 Meter vom Ende entfernt als ich merkte wie das Licht meiner Taschenlampe immer schwacher wurde. Anscheinend hatte sie doch etwas abbekommen. Es waren ja schließlich mehr als 5 Meter gewesen. Halt. Hatte er nicht gesagt der Boden wäre eingebrochen? Es würden mindestens 8 Meter sein? Aber ich war doch in dem kleinen Raum. Außer der vielen Spinnweben war da nichts. Der Boden war da, nichts war eingebrochen. Hatte er mich etwa angelogen? Kurze Zeit dachte ich nach. Hatte er etwa gewusst wie ich auf die vielen Spinnen und toten Insekten reagieren würde? Hatte er mich nur davor bewahren wollen? Es war eine Möglichkeit, obwohl ich mir nicht sicher war. Sonst hatte er doch auch keine Möglichkeit ausgelassen um seinen Spaß zu haben. Sollte das eine Ausnahme sein? Ich würde ihn einfach fragen, so wichtig war das jetzt nicht. Viel wichtiger war es, das ich jetzt im Dunkeln stand. Das Licht der Taschenlampe war vollkommen erloschen. Genervt steckte ich sie in meine hintere Hosentasche und zog mein Handy hervor. Es brachte zwar nicht viel, aber es war besser als im Dunkeln zu sein. Als ich hinten ankam bemerkte ich das etwas nicht stimmte. Dieses Haus hatte 3 Etagen. Die Untere, die auf der ich mich befand und noch eine darüber. Zusätzlich also auch noch einen Keller. Auf der unteren Etage hatte ich mich bis jetzt nur in den 3 vorderen Zimmern befunden, wo die Treppe zum Keller war konnte ich also nicht wissen. Die Treppe zur zweiten Etage war offensichtlich direkt in der Eingangshalle. Früher zumindest musste es einmal eine gewesen sein. Und nun folgt die Frage. Wo war die Treppe zur dritten Etage? Auf der linken Seite der Treppe hier hinauf war sie nicht. Diese Treppe führte auch nicht weiter hinauf. Und hier auf der rechten Seite hatte ich auch keine entdeckt. Doch irgendwie musste man doch nach oben gelangt sein. Hier, wo ich stand, gab es sicher keine Treppe, die Möglichkeit ergab sich gar nicht. In den Räumen gab es auch keine Möglichkeit für eine Treppe. Wo konnte sie sich befinden? Auf der anderen Seite waren nur die Regale, keine Möglichkeit für eine Treppe. Ich würde also doch nicht nach oben gelangen. Enttäuscht ging ich zurück zur Treppe und ging bis zur Mitte, wo die beiden Arme wieder zu einem wurden, hinunter. Ich drehte mich um und sah mir die Treppe an. Sie teilte sich perfekt in zwei Teile. Dann sah ich nach oben, erst nach rechts, dann nach links und bemerkte das die Wand, zu beiden Seiten, aufhörte und noch ein Stück weiter nach hinten reichte. Ich ging wieder hoch und sah es mir etwas genauer an. Etwa 3 Meter weit reichte die Wand nach hinten. Und am Ende der Wand, am Ende des Hauses, war der Ansatz eines Geländers zu erkennen. Ich ging also wieder hinunter und sah mir die Wand genauer an. Und dann fiel es mir auf. Der Übergang zwischen Wand und Treppe, ganz unten in der Mitte, stimmte nicht ganz. Der Ansatz einer weiteren Stufe war zu erkennen. Diese Wand hier musste also später erst hochgezogen wurden sein. Wollte jemand verstecken was sich dort oben befand? Es würde nicht mehr lange versteckt bleiben. Das Brecheisen das ich in der rechten Hand hielt sah zunehmend freundlicher aus. Wie man damit umging um ein Loch in die Wand zu bekommen wusste ich ja bereits. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als diese Wand zu öffnen indem ich ein Loch in sie schlug. Was mich dahinter erwartete war mir in diesem Moment total egal, ich wusste nur was ich tun musste um hinauf zu gelangen. Mein Handy steckte ich so in eine der Hosentaschen das das Licht, das vom Display ausging, auf die Wand gerichtet war. So würde ich zumindest sehen wohin ich geschlagen hatte damit ich immer die selbe Stelle traf. Ich stach mit der Spitze immer wieder auf die Wand ein, es dauerte nicht lange da begann die Tapete zu reißen. Nachdem ich mir genug Angriffsfläche erarbeitet hatte riss ich sie ab. Hervor trat eine Wand aus Holzlatten. Noch einfacher konnte es doch gar nicht sein. Also stach ich das Brecheisen zwischen zwei Latten und bohrte so lange bis sie etwas darin feststeckte. Dann drückte ich sie gegen die Wand, physikalisch betrachtet war das der Hebeleffekt, oder so in der Art. Warum bitte dachte ich jetzt an Physik? Mit aller Kraft die ich hatte musste ich mich gegen das Brecheisen stemmen damit die Latte brach. Das machte ich noch bei vier weiteren Latten so und dann noch mal weiter unten. Wie schon bei dir Tür stellte ich mich nicht besonders geschickt an, eine halbe Stunde später hatte ich mir dann aber ein Loch erkämpft. Ich betrachtete mein Werk und das, was ich freigelegt hatte. Es war viel zu dunkel um etwas erkennen zu können und auch das Licht von meinem Handy half nicht. Ich brauchte meine Taschenlampe, da führte kein Weg drum herum. Zu meiner großen Überraschung stellte ich fest das ich nicht wie gedacht 1,5er Batterien brauchen würde, sondern die kleinen, die auch in meinem MP3-Player waren. Schnell ging ich nach unten, nahm die Batterien aus meinem MP3-Player der immer noch in meiner Tasche gewesen war und wechselte sie aus. So wie es aussah waren also nur die Batterien alle gewesen, denn die Lampe funktionierte. Ich konnte es gar nicht abwarten auf die dritte Etage zu kommen, ich rannte fast du Treppe hoch. Eine weitere Überraschung war das sie mich gehalten hatte, wieder war ich nicht eingebrochen. Sie schien es wirklich hart zu mögen. Vorsichtig schlüpfte ich durch das Loch und sah mich um. Das Brecheisen hielt ich immer noch in der Hand, wer weiß wozu ich es noch brauchen könnte. Und tatsächlich, hinter dieser Wand führte eine Treppe nach oben. Da die Lampe wieder vollen Saft hatte konnte ich alles recht gut erkennen und sah, das diese Treppe nicht so alt und morsch war. Anscheinend hatte man sie gepflegt. Doch wer sollte das getan haben? Etwa er? War er es der diese Wand gebaut hatte? Versteckte er etwa irgendetwas hier oben? Ich wurde immer neugieriger und ging die Treppe hinauf. Sie teilte sich nicht nach rechts und links, sie führte nur nach rechts. Oben angekommen traute ich mich fast nicht weiter zu gehen. Die meisten Wände waren eingerissen, oder standen nur noch zur Hälfte. Soweit ich das beurteilen konnte waren nur die wichtigen, die tragenden, Wände erhalten geblieben. Alles war ein einziger großer Raum. Mir gegenüber in der Mitte des Raumes, an einer tragenden Wand, stand ein riesiger Schreibtisch. Darauf befand sich ein Computer, haufenweise Unterlagen und an der Wand über dem Computer waren hunderte von Fotos befestigt. Langsam und darauf bedacht kein Geräusch zu machen ging ich zu dem Schreibtisch. Der Computer war einer der neusten. Er war nicht eingestaubt und völlig in Ordnung, soweit ich das sagen konnte. Als erstes interessierten mich die Unterlagen. Sie waren leicht über den Tisch verstreut also konnte ich sie durchsehen ohne sie anzufassen. Es waren Tagesabläufe, Stundenpläne, Texte über irgendwelche Sachen. Kurz gesagt das Leben eines Menschen. Und dann sah ich mir die Fotos an. Babys, Kinder, Jugendliche und alle waren Mädchen. Erschrocken betrachtete ich sie weiter. Wo war ich hier nur gelandet. Bei einem Kinderschänder? Bei einem, der es auf Mädchen abgesehen hatte? Etwa Mädchen mit langen, blonden Haaren und grünen Augen? So sahen sie alle aus. Ob es die Babys waren oder die kleinen Kinder, die Jungendlichen sahen auch so aus. Alle hatten sie lange, blonde Haare und grüne Augen. Manche waren auch Fotos wo andere Personen mit drauf waren, oder zumindest mussten dort mal welche gewesen sein, denn sie waren alle rausgeschnitten. Es ging also wirklich nur um solche Mädchen. Hier war ein Bild von einem Baby das gerade im Krankenhaus in der Wiege lag. Etwas weiter oben war eins von einem kleinen Mädchen das als Prinzessin verkleidet war. Dieses Kleid hatte ich schon einmal gesehen. Erst am Ende der Wand stockte mir der Atem. Ich wusste nicht was ich machen sollte, ich wusste nicht was ich denken sollte. Erstarrt stand ich da und starrte die Bilder an. Erst jetzt begriff ich. Ich war nie ein Mensch von Fotos gewesen. Ich war 10 als ich alle Fotos die wir von mir besaßen verbrannt hatte. Warum ich das damals getan hatte wusste ich nicht, doch jetzt wusste ich das es richtig war. Ich mochte mich nie auf Bilder und ich hatte mich auch schon seit Jahren nicht mehr auf welchen gesehen. Bis jetzt. Das war eindeutig ich auf den Fotos. Es ging nicht um kleine Mädchen, es ging um mich! Auf jedem einzelnen Bild war nur ich zu sehen. Jetzt erinnerte ich mich auch an den Tag als ich das Kostüm getragen hatte, es war schrecklich. Einer der schlimmsten Tage die ein kleines Mädchen erleben konnte. Doch in diesem Moment war das alles egal. Ich wurde also nicht nur beobachtet, ich wurde regelrecht beschattet, alles was ich tat wurde aufgeschrieben und auf Bildern festgehalten. Die Unterlagen die ich mir gerade angesehen hatte, jetzt wo ich sie mir noch einmal ansah merkte ich das sie das enthielten was ich tat. Es war einfach alles aufgeschrieben. Normale Menschen würden jetzt schreiend davon rennen, nicht ich. Ich war zu geschockt um eine klare Entscheidung treffen zu können. Am liebsten wollte ich vergessen was ich gerade gesehen hatte. Wahrscheinlich war das der Grund dafür das ich mich weiter umsah. Ich wollte einfach etwas neues sehen, etwas das mich vielleicht davon ablenken konnte. Hinten rechts war so etwas wie ein Wohnzimmer eingerichtet. Dort stand ein großes Sofa aus Leder, zwei Sessel, ebenfalls aus Leder und ein Glastisch. Sogar ein Teppich war untergelegt. Dann wand ich mich in den hinteren Bereich dieser Etage und entdeckte das Bad. Es war nicht sehr groß, doch es reichte aus. Mehr gab es hier nicht. Wo war das Bett? Ein Schlafzimmer fehlte komplett. Neben dem Bad war noch eine Art begehbarer Kleiderschrank gewesen, reingegangen war ich allerdings nicht. Und was ebenfalls fehlte war die Küche. Die gab es einfach nicht. Und alles hier oben war so sauber. Wenn es keine Küche gab würde meist alles rumliegen, doch das tat es nicht. Es sah aus als wäre gerade geputzt wurden. Jetzt hatte ich das ganz Haus durchsucht, ihn aber nicht gefunden. Wollte ich das jetzt eigentlich noch? Er hatte mir nie etwas getan, er hatte mich sogar gerettet. Würde er mir etwas tun wollen? Hatte er vielleicht auf diesen Moment gewartet? Auf den Moment das ich Schutzlos hier oben stehen und alles sehen würde? Es war bereits 22:15 Uhr und er war immer noch nicht da. Was wäre wenn er gar nicht kommen würde? Wenn das gar nicht er war der hier oben lebte? Doch, er musste es einfach sein. Er hatte ja auch gesagt er beobachte mich schon seit ich geboren wurde. Das würde erklären warum dort Fotos aus dem Krankenhaus waren. Sie mussten kurz nach der Entbindung meiner Mutter aufgenommen wurden sein. Ich hatte das Brecheisen in den Händen auf meinem Schoss liegen und die Taschenlampe auf die Treppe gerichtet. Erst jetzt bemerkte ich das ich mich gesetzt hatte. Auf das Ledersofa, es war schwarz. Weitere 10 Minuten waren vergangen und ich fragte mich ob es immer noch regnete. Doch als ich mich umsah konnte ich keine Fenster entdecken. Ich leuchtete einmal rings herum und sah das alle Fenster mit Brettern verdeckt wurden. Mochte er etwa kein Licht? Aber wie wollte er dann an seinem Schreibtisch arbeiten? Gab es hier oben etwa Strom? Sollte das möglich sein? Die Frage wurde mir leider nicht mehr beantwortet. Ich hörte ein lautes Stöhnen und ein fassungsloses Schreien. „Nein!“ Erschrocken sah ich zur Treppe. „Das darf doch nicht war sein! Wer macht denn so was? Das geht doch nicht. Wozu gibt es denn Türen?“ Da kam er. Nur wer? Die Stimme klang anders. Vielleicht weil Ärger darin lag? Wäre ich stark genug gewesen hätte ich das Brecheisen verbogen, doch da ich das nicht war taten eher mir die Hände weh. Aber hatte er nicht etwas von einer Tür gesagt? Eine Tür gab es da nicht, da war nur Wand, mir blieb nichts anderes übrig. Und dann sah ich wie er die Treppe hoch kam. Kapitel 10: Antworten? ---------------------- Er schien mich nicht bemerkt zu haben, zumindest bis er oben angelangt war. Er stand jetzt direkt in dem Lichtstrahl meiner Taschenlampe und sah mich erschrocken an. Für einen kurzen Augenblick dachte ich er würde nicht mehr atmen, doch das änderte sich als er mich anschrie. „Was willst du... wie bist du?... spinnst du?... die Wand... du kannst doch nicht... und was fällt dir überhaupt ein...“ Er sah nicht gerade fröhlich aus. Eher entsetzt und vielleicht auch etwas peinlich berührt. Und was tat ich? Genau, ich saß da und starrte ihn an. Komischerweise dauerte es nicht sehr lange bis er sich beruhigt hatte. „Warum starrst du mich so an?“ Ich konnte nicht reagieren. Ich saß weiterhin einfach nur da, starrte ihn an und umklammerte das Brecheisen. „Hallo, bist du noch da?“ War ich noch da? War ich weg gewesen? Verwirrt schüttelte ich mich und sah ihn erneut an. „Was?“ Ich konnte aufatmen. Ich schien überrumpelt und erschrocken gewesen zu sein. Genau die Mischung die ihm ein leichtes Grinsen ins Gesicht zauberte. Als er langsam auf mich zu kam registrierte ich es nicht. Ich war zu beeindruckt von diesem ganz leichten, verschmitzten Grinsen, das fast einem Lächeln glich. Und dann saß er neben mir und nahm mir das Brecheisen ab. „Das brauchst du hier nicht.“ Ich wollte es nicht loslassen, ich hielt es fest im Griff, doch für ihn war es kein großes Problem. Jetzt hatte ich nur noch meine Taschenlampe mit der ich mich verteidigen konnte. Verteidigen? Wie sollte ich mich denn gegen ihn verteidigen? Ihm etwa mit der Taschenlampe eins über ziehen? Das konnte ich doch nicht tun. Also, genau genommen konnte ich es schon, die Frage war nur würde ich es auch? Wahrscheinlich nicht. „Also, noch mal. Was willst du hier?“ Dieses Mal klang es nicht verärgert sondern ganz normal. Er würde mich nicht zu der Antwort drängen, er würde einfach nur Fragen. Deswegen würde ich ihm auch auf alles eine Antwort geben. „Ich hab dich gesucht.“ Leicht verwundert sah er mich an. „Warum?“ „Weil ich Fragen habe.“ „Ah ja. Und wie bist du hier hoch gekommen?“ Ich sah auf das Brecheisen. Ich wollte mit der Hand darauf deuten änderte meine Entscheidung aber mitten in der Bewegung und fuhr mir stattdessen durch die Haare. Dazu lächelte ich zaghaft. „Ach du warst das da unten.“ Natürlich wusste er das schon als er mich gesehen hatte. „Ja.“ Er wollte vielleicht einfach nur das ich etwas sagte. „Und warum hast du nicht die Tür benutzt?“ Wieder dieses Grinsen. Langsam hatte ich wirklich die Nase voll. Er konnte doch nicht immer so grinsen, das ging doch nicht. „Da war keine Tür.“ Und so war es ja auch, da war keine Tür. Wobei mir einfiel das ich nicht wirklich nach einer gesucht hatte. Upps. „Doch da war eine Tür.“ Warum betonte er das `war´? Und sofort beantwortete er eine Frage, die ich nicht gestellt hatte. „Du hast sie zerstört.“ Das war ein riesiges Upps wert. „Tut mir leid.“ Wenn jemand meine Tür zerstören würde dann würde ich mich sicher nicht mit einer einfachen Entschuldigung begnügen. So wie es aussah war er nicht wie ich. Wie auch? „Und jetzt? Du hast gesehen was hier oben ist und du hast mich gefunden. Was passiert jetzt?“ Wieder sah ich auf das Brecheisen. „Ich hätte gerne mein Brecheisen wieder.“ Fürchtete ich etwa er würde etwas tun? Mir etwas antun? „Das brauchst du hier nicht. Ich pass schon auf das dir nichts passiert.“ Würde er so weiter machen würden seine Mundwinkel irgendwann festwachsen. „Wie ich gesehen habe hast du es geschafft die Treppe hoch zu laufen ohne einzubrechen. Gratulation. Aber dafür hast du die Tür für den Raum unter der Treppe eingeschlagen.“ Er bemerkte es mit einer Gelassenheit die ich gerne gehabt hätte, denn ich hatte immer noch Angst. Als er aufstand folgte mein Blick dem Brecheisen das ich so gerne gehabt hätte bis in den hinteren Teil des Hauses. Und als er wieder kam war es weg. Was hatte er vor? Jetzt war ich wirklich Schutzlos. „Warum hast du gelogen?“ Wieso bitte hatte ich das gefragt? Es kam einfach so aus mir raus. Ich war selber etwas geschockt. „Was meinst du?“ Wie selbstverständlich setzte er sich an seinen Schreibtisch und startete den Computer. Wollte er mich etwa auf die Bilder stoßen? „Na, du hast gesagt der Boden wäre eingestürzt, wenn ich fallen würde würde ich im Keller landen.“ „Ach so das.“ Er lachte leicht und tippte etwas auf die Tastatur. „Ich hab doch gesagt ich kenne dich. Ich wusste eben wie viel Angst du vor Spinnen hast da erschien es mir Sinnvoller so was zu sagen.“ „Warum hast du mir nicht gesagt das da Spinnen sind?“ Er drehte sich auf dem Stuhl zu mir um und grinste. „Hätte ich dir gesagt das du fast komplett in einem Raum voller Spinnen hängst hättest du bestimmt nicht so still gehalten und du hättest geschrien wie am Spieß.“ Amüsierte ihn diese Vorstellung etwa? Es schien als wolle er etwas verbergen denn er drehte sich wieder um, tat aber nichts. „Ach so.“ Ich wollte endlich wissen was hier los war. Warum er all dieses Zeug über mich besaß. Warum er hier lebte. Warum es seine Strafe wäre. Einfach alles. Vorsichtig stand ich auf und ging zu ihm hinüber. Es war ein Wunder das er mich noch nicht weggeschickt hatte. Würde das noch kommen? Als ich ihn das letzte Mal auf all das angesprochen hatte verschwand er sofort. Würde er mich heute vor die Tür setzen? Noch wusste ich es nicht, aber ich würde es bald erfahren. „Was ist das alles?“ Man könnte sagen das ich mit der Tür ins Haus fiel, doch so abwegig war die Frage gar nicht. „Das... ist eigentlich nichts.“ „Eigentlich?“ Ich lies ihm noch nicht einmal die Gelegenheit noch etwas zu sagen. Er drehte sich zu mir um und sah mir direkt in die Augen. Dieser Blick. Ich war froh nicht aus Schokolade oder ähnlichem zu sein, denn wäre es so wäre ich geschmolzen. „Du weißt das ich dich beschützen muss so lange du lebst. Das habe ich dir schon oft genug gesagt.“ Ich nickte nur. Ich konnte gar nicht glauben das er mir gerade wirklich etwas erzählen wollte. „Währenddessen habe ich nichts zu tun. Ich langweile mich. Wenn du in der Schule bist oder deine Freunde bei dir sind passiert dir eh nichts. Und selbst wenn, ich würde nicht einfach hervor springen können um dir zu helfen. Natürlich würde ich alles versuchen aber Tatsache ist ich habe nicht immer etwas zu tun. Und wenn ich dich schon die ganze Zeit beobachte dann kann ich mir auch Notizen dazu machen.“ Er grinste. „Das sind Notizen?“ Skeptisch sah ich ihn an. „Ja, mehr oder weniger. Ich finde dich sehr interessant. Du überraschst mich immer wieder mit dem was du tust. Ich würde deine Denkweise gerne verstehen. Und da ich dazu genug Zeit habe sammle ich alles was ich erfahre.“ Rum zu stehen gefiel mir nicht. Ich sah mich um und bemerkte das einer der Sessel gar nicht so weit von ihm entfernt stand. Ich ging hinüber, setzte mich und sah ihn an. „Also noch mal, nur damit ich es auch richtig verstanden habe. Das ganze dient nur dazu mich zu verstehen? Du hast keine anderen Absichten? Du hast nichts vor?“ Warum in aller Welt bekam ich denn jetzt eine Gänsehaut? Hier war es doch gar nicht kalt. Hatte ich etwa Angst vor seiner Antwort? Was wenn nicht das? Es musste ja so sein. Doch er nickte. „Es dient nur diesem einen Zweck. Ich würde nie irgendetwas tun das dir schaden könnte.“ Mir fiel ein Stein von Herzen. Er würde nie etwas tun das mir schaden könnte. Er würde nie etwas tun das mir schaden könnte? Was bitte wollte er denn damit sagen? „Also wie gesagt, du brauchst dein Brecheisen hier oben nicht, ich pass auf dich auf. Und tu mir einen Gefallen.“ Natürlich nickte ich sofort und ein Lächeln stahl sich über sein Gesicht. „Las demnächst die Finger von solchen Sachen. Ich mach die Tür neu und dann zeig ich dir wie sie funktioniert.“ Er hatte die Tür gemacht? Also hatte auch er die Wand gemacht. Stop! Er würde mir zeigen wie sie funktionierte? Durfte ich also wiederkommen? Er würde mich also nicht wegschicken? Warum? „Warum zeigst du mir wie sie funktioniert?“ Er seufzte. „Du hast schon viel zu viel gesehen. Du hast schon viel zu viel gehört.“ Was? Wollte er mich etwa doch wegschicken? „Ich kann dich doch sowieso nicht davon überzeugen zu gehen. Warum also sollte ich mich anstrengen? Genau so gut kann ich dir alles erzählen, du bist glücklich und ich kann besser auf dich aufpassen.“ Die Sonne war aufgegangen. So schien es zumindest denn ich strahlte übers ganze Gesicht. Flüchtig lächelte er und wand sich dann wieder seinem Computer zu. „Auch wenn es nicht richtig ist.“ Er sagte es so leise das ich überlegen musste ob er es wirklich gesagt hatte. „Also, was willst du noch wissen?“ Gerade hatte er den Computer aus gemacht und war zum Sofa hinüber gegangen. „Warum musst du mich beschützen?“ „Ich würde es vorziehen dir noch nicht davon zu erzählen.“ „Aber du wirst es mir sagen?“ Er nickte. „Irgendwann sicher.“ „Gut. Wie lange lebst du schon hier?“ „Seit du auf der Welt bist.“ War er wegen mir hier? Also ich meine war er tatsächlich nur wegen mir hier in dieser Bruchbude? Obwohl es hier oben eher einem Luxusappartement glich. Also lag es nicht einfach nur daran das wir hier her gezogen waren? Es hätte nicht jedes andere Mädchen treffen können? Es ging wirklich nur um mich? „Und wenn ich nicht hier wohnen würde, was wäre dann mit dir?“ „Dann würde ich da wohnen wo du auch wohnst.“ „Also geht es wirklich um mich? Nicht um irgend ein Mädchen?“ Die Lampe hatte ich bereits auf den Boden gestellt und ich hatte mich bequemer hingesetzt. Ich hatte ja nichts zu befürchten. „Es geht nicht um irgend ein Mädchen das hier wohnt. Es geht um dich. Du wurdest mir zugeteilt.“ „Von wem? Und warum?“ „Das kann ich dir noch nicht sagen. Tut mir leid.“ „Aber ich werde es erfahren?“ Ich hoffte, betete das er ja sagen würde. „Sobald ich dir sagen kann warum ich dich beschütze sage ich dir auch das. Du wirst alles erfahren. Nur jetzt ist es noch zu früh. Du würdest es noch nicht verstehen.“ Hallo?! Ich war 16. Was bitte war so, ich wusste nicht wie ich es sagen sollte, das ich es nicht verstehen würde? Egal. Ich hatte noch genug andere Fragen. „Du hast gesagt du bist hier seid ich lebe. Wie alt bist du denn bitte?“ „17.“ „17. Ja klar. Wie willst du mich denn bitte mit einem Jahr beschützen? Das geht doch gar nicht.“ „Ein andermal OK.“ Auf wie viele Fragen hatte er mir bis jetzt geantwortet? Es waren zumindest nicht halb so viele wie ich gestellt hatte. Aber was verschwieg er mir? Würde ich es wirklich irgendwann erfahren? Wann würde ich es erfahren? „Warum hast du keine Küche?“ Wie war ich denn jetzt darauf gekommen? „Ich brauche keine, ich esse Außerhalb.“ Ah ja. Immer? „Und wo ist dein Bett?“ „Das Sofa reicht mir.“ Kurz sah er nach unten und dann sah er mich wieder an. „Wo wir gerade beim Bett sind, du solltest rüber gehen. Es ist spät. Du musst schlafen.“ „Du etwa nicht?“ Wenn jemand perplex ist sieht es genau so aus. Aber warum? „Doch doch, natürlich. Ich muss auch schlafen. Aber du hast den Schlaf nötiger als ich.“ „Hm~“ Unbemerkt spielte ich am Saum meines Ärmels herum. „Wo bist du morgen?“ Es kam zaghaft und ich sah ihn nicht an. „Ich bin immer da wo du auch bist.“ Unter anderen Umständen würde ich es als etwas bestimmtes deuten, doch hier ergab es keinen Sinn. „Und wenn ich hier bin?“ Jetzt sah ich ihn an. „Dann bin ich auch hier.“ Er lächelte. Das durfte doch nicht wahr sein. Warum musste er nur immer so lächeln? Oder grinsen? Es war wirklich zum verrückt werden. Ich war ja froh das er noch nichts von mir verlangt hatte. Wahrscheinlich hätte ich sofort ja gesagt. „Und ab wann kann ich kommen?“ „Von mir aus wenn du wach bist.“ Doch dann legte er plötzlich ein Veto ein. „Aber nur wenn du mindestens 9 Stunden geschlafen hast. Ein Mensch braucht seinen Schlaf.“ Ein Mensch? Kam es mir nur so vor oder hatte er das Wort anders betont als den Rest des Satzes? Na ja, war eigentlich auch egal. Ich dachte kurz darüber nach. War es wirklich egal? Diese Frage konnte ich mir auch in meinem Bett noch beantworten. Noch war ich hier, bei ihm, also würde ich die Zeit nicht mit solchen lächerlichen Fragen totschlagen. „Gut. Dann geh jetzt.“ Das nenn ich mal Abfuhr. Okay, wenn er es so wollte. Dann ging ich eben. Ein paar Antworten hatte ich ja bekommen. Es waren zwar nicht viele aber es war ein Anfang. Und es würde weiter gehen. Also stand ich auf, nahm die Taschenlampe und ging zur Treppe. Ich wollte mich gerade noch einmal umdrehen, da stand er plötzlich direkt hinter mir. „Ich bring dich noch bis nach unten.“ Und wieder dieses Lächeln. Ich war mir nicht ganz sicher ob seine Mundwinkel nicht schon angewachsen waren. So oft wie er grinste oder lächelte. Na ja. Ich ging die Treppe hinunter, durch mein schönes Loch. Wobei ich mir das grinsen nicht verkneifen konnte. „Ach so was findest du also lustig ja?“ Er sagte es mit gespielter Empörung doch ich wusste das es nicht böse gemeint war. Er hatte ja gesagt er würde es wieder in Ordnung bringen. Und sofort hatte mich die Realität wieder eingeholt. Ich sah wieder das alte Haus. Die morsche Treppe, die kaputten Fenster, die gerissenen Wände. Ganz schnell wollte ich mich umdrehen und wieder nach oben gehen. Was natürlich nicht ging, denn er stand ja hinter mir. Damit hatte ich nicht gerechnet also prallte ich direkt gegen ihn. Ich wurde leicht rot und konnte ihn nicht ansehen. „Tut mir leid.“ Schnell drehte ich mich wieder um und ging die Treppe hinunter. „Schon okay.“ Und schon wieder war er direkt neben mir. Wie machte er das nur? Unten angekommen nahm ich meine Tasche, packte die Lampe ein und hing sie mir um. Und dann ging ich zur Tür. Ich hatte den Griff schon in der Hand und wollte ihn nach unten drücken da hielt er die Tür zu. Erschrocken sah ich ihn an. Was war denn jetzt? Dieses Mal stand er wieder direkt vor mir, so wie das eine Mal im Bad. Um ihn anzusehen musste ich meinen Kopf leicht in den Nacken legen, erst jetzt fiel mir auf wie viel größer er war. „Niemand darf erfahren das ich hier bin! Niemand darf erfahren das du hier her kommst! Und niemand darf erfahren das es mich gibt!“ Jetzt hatte er mich endgültig eingeschüchtert. Ich nickte nur und senkte den Blick. „Gut.“ Jetzt lächelte er wieder, was auch sonst? Und dann gab er die Tür frei. Da war eine Frage die ich noch nicht gestellt hatte. Würde er sie mir beantworten? Ich konnte es nicht sagen, das einzige was ich tun konnte war ihn zu Fragen. „Wie heißt du?“ „Du kannst mich Liam nennen.“ Liam. Das konnte doch kein Name sein. Es klang gut, doch wer bitte kam auf so einen Namen? Es musste eine Abkürzung oder ein Spitzname sein. Er hatte ja schließlich auch gesagt: Du kannst mich Liam nennen. Das bedeutete nicht das er so hieß. Während ich das dachte hatte ich die Tür geöffnet. Ich trat auf die Stufe, drehte mich noch einmal zu ihm um und sagte: „Bis morgen.“ Doch er war schon verschwunden. Etwas traurig darüber schloss ich die Tür hinter mir und ging nach hause. Die ganze Zeit hatte ich das was ich gesehen hatte vor Augen. Im laufe der Nacht und des Morgens würden mir sicher noch haufenweise Fragen einfallen die ich ihm stellen musste. Morgen würde ich genug Zeit dazu haben. Es war ja schließlich Samstag. Und dann würde ich noch den Sonntag haben. Wie in Trance machte ich mich im Bad fertig und ging dann ins Bett. Mein Bruder war schon im Bett und meine Mutter schlief wahrscheinlich auch schon. Dad war auf Arbeit so wie immer, nichts hatte sich verändert. Bis auf eine Sache. Und das war ich. Jetzt gab es etwas auf das ich mich freuen konnte wenn ich aus der Schule kam. Die Stunden würden in Erwartung auf das kommende sicher schneller vergehen als bisher. Das Licht ging aus, ich kuschelte mich unter meine Decke und schloss meine Augen. Liam. Hatte ich es nicht gesagt? Jetzt, wo ich seinen Namen kannte, würde ich die ganze Zeit nur an ihn denken. Ich war also wie vorausgesagt zu einem dieser kleinen Mädchen geworden. Egal. Wen juckt das schon? Kapitel 11: Zu nah ------------------ Oh man. Das war ja was. Ich steckte noch mitten im gestrigen Tag. Meine Gedanken drehten sich um nichts anderes. Doch wie ich es gesagt hatte kamen mir noch haufenweise Fragen in den Sinn. Da war zum Beispiel die Tatsache das er in meinem Bad aufgetaucht war. Er hatte keine Leiter benutzt, er war nicht durchs Haus gekommen. Er kam durchs Fenster. Genau so wie er wieder verschwunden war. Wie hatte er das gemacht? Ein normaler Mensch konnte das doch gar nicht schaffen. So hoch konnte niemand springen und wenn jemand aus dieser Höhe springen würde läge er am Boden und würde sich nicht bewegen können. Und was machte er? Er war einfach verschwunden. Das ergab doch keinen Sinn. Diese Gedanken hatte ich als ich mich gerade im Bad fertig machte. Ich war gerade mit Zähneputzen fertig als ich zum Fenster ging. Ich konnte es mir einfach nicht erklären. Schließlich öffnete ich das Fenster und sah nach unten. Es war sehr tief. Mindestens 10 Meter. Das würde man nicht unbeschadet überstehen. Ob ich es wohl aufprobieren sollte? Scheiße. War ich denn völlig übergeschnappt. Ich hatte doch nicht wirklich gerade daran gedacht aus dem Fenster zu springen. Aber warum bitte wurde ich denn rot? Mein Blick wanderte über das alte Haus und plötzlich wusste ich warum. Ich sah nicht viel, doch das was ich sah genügte mir. Ein Paar blutrote Augen. Er beobachtete mich also schon wieder. Na gut, es ging nur wenn ich im Bad war, denn in mein Zimmer konnte er von dort aus ja nicht gucken. Also wie sollte er bitte... Von dort aus. Das hieß nicht das es keinen Weg gab. Würde er vielleicht auf einem Baum sitzen und hinein sehen? Das war sicher das nächste was ich ihn fragen würde. Ich ging zurück zu meinem Waschbecken, kämmte mir die Haare und ging dann in mein Zimmer. Der Kleiderschrank war perfekt. Jahrelang hatte ich ihn gehasst, doch jetzt liebte ich ihn. Er stand gegenüber dem Fenster das ich immer verbarrikadierte wenn ich nicht da war. Dort war ein Tümpel, früher war es mal ein kleiner See doch jetzt war er zugewachsen. Dort standen keine Bäume und es gab keine Möglichkeit irgendwie hinein zu sehen. Man müsste schon Spiderman sein um das zu können. Und das zweite Fenster, welches sich an der rechten Wand befand war natürlich umgeben von Bäumen. Also gab es reichlich Möglichkeiten hinein zu sehen. Und jetzt kam mein Kleiderschrank ins Spiel. Die Türen waren groß genug das ich mich dahinter stellen konnte, von dem Fenster an der rechten Wand aus konnte man mich also nicht sehen. So konnte ich mich ungestört umziehen. Ich musste nicht befürchten das er mich beobachten würde. Ob ich ihm das überhaupt zutraute war gar nicht die Frage. Und ich würde ihn auch nicht Fragen soviel stand fest. Eigentlich konnte man erwarten das er es nicht tat, das würde zu ihm passen, doch nichts desto trotz war er ein Junge. Was natürlich bedeutete er wäre durchaus im Stande es zu tun. Ich hatte mich fertig umgezogen, schloss die Türen von meinem Kleiderschrank wieder und sah mich in meinem Zimmer um. Gefrühstückt hatte ich bereits. Es hatte nicht sehr lange gedauert da keiner da war. Mein Vater und meine Mutter waren Einkaufen und der Giftzwerg war bei seinen Freunden. Zum Glück, für mich, wohnten die nicht in unserem Ort. Ich war ihn also sehr oft los. Nicht oft genug aber besser als gar nichts. Schnell ging ich in die Küche, schrieb einen Zettel ich wäre draußen und hätte mein Handy mit wenn irgendetwas wäre und trank noch schnell etwas. Dann fiel mir ein das er ja keine Küche hatte. Würde er etwas zu trinken haben? Ich hatte nichts rumstehen sehen. Einen Kühlschrank, in dem er etwas aufbewahren konnte, gab es nicht und einen Kasten hatte ich auch nicht gesehen. Vermutlich hatte er also nichts. Ich ging aus der Küche geradewegs den Flur entlang und nahm mir eine Flasche Cola aus der Packung. Dann ging ich wieder hinter, steckte sie in meine Tasche, prüfte ob ich auch alles hatte und zog dann meine Schuhe an. Ein letztes Mal sah ich auf die Uhr. Er hatte ja sowieso gesehen das ich schon wach war, also warum noch länger warten. Es waren zwar nicht 9 Stunden, es waren 8 einhalb, aber was bitte wollte er tun? Mich zwingen noch eine halbe Stunde zu schlafen? Das würde ich sowieso nicht können. Gut, ich hatte alles, war fertig angezogen, ich konnte los. Und warum setzte ich mich nicht in Bewegung? Diese war wieder eine dieser Fragen die ich mir nicht erklären konnte. Angst hatte ich keine mehr. Ich wusste ja das er nicht die Absicht hatte mir etwas zu tun. Warum ich ihm da so blind vertraute wusste ich auch nicht. Ändern konnte ich es sowieso nicht, also zwang ich mich die Treppe hinunter zu gehen. Ich hatte gerade die Haustür hinter mir geschlossen als ich hörte wie ein Auto die Straße hochfuhr. Ich sah noch keins, aber ich konnte es hören. Das kleine Dorf in dem ich wohnte lag auf einem kleinen Berg. Man konnte sofort hören wenn ein Auto die Straße den Berg hinauf fuhr. Ich wusste zwar nicht wer es war, aber ich wusste aus irgend einem Grund das ich mich besser verstecken sollte. Ich sah mich um und fand einen Busch hinter dem ich mich sofort versteckte. Ich hatte recht gehabt als ich dachte ich müsste mich verstecken. Hätten meine Eltern mich jetzt gesehen hätten sie mich sicher nicht gehen lassen. Pech nur das sie mich nicht gesehen hatten und das ich schon weg war. So konnten sie mich nicht zurück holen. Sollten sie mich anrufen würde ich sagen ich könnte nicht weil ich gerade beschäftigt war und würde auflegen. So einfach war die Geschichte. Warum sollte ich beim Kochen helfen wenn der Giftzwerg sich so einfach verdrückt hatte. Gut ich war die ältere von beiden, ich war ein Mädchen und ich würde meiner Mutter ab und zu mal unter die Arme greifen müssen. Doch jetzt in diesem Moment sprachen einige Dinge dagegen. Ich würde garantiert meinen Tag mit Liam nicht gegen Kochen mit meiner Mutter tauschen. So viel stand schon mal fest. Ich wartete also bis sie alles ins Haus gebracht hatten und schlich mich dann über den Hof zur Tür des alten Hauses. Vorsichtig, ich wollte keinen Krach machen, drückte ich die Klinke nach unten und betrat das Haus. Hinter mir schloss ich dir Tür und drehte mich dann um. Nichts hatte sich verändert. Zumindest konnte ich nichts erkennen. Ich sah mich gar nicht weiter um, sofort ging ich auf die Treppe zu und nach oben. Verdammter Mist! Die Wand war repariert wurden. So schnell? Hatte er das etwa in der Nacht gemacht. Aber so etwas würde doch sicher seine Zeit brauchen. Vor allem da er eine Tür zu reparieren hatte, eine versteckte Tür. Verwundert sah ich mir die Wand an. Die Tapete war wieder vollkommen in Ordnung. Nicht der Ansatz einer Rille wo die Tür aufging. Ich sah mir die komplette Wand an, konnte aber nichts finden. Und dann hörte ich ein leichtes Lachen direkt hinter mir. Eigentlich hätte ich es mir doch denken müssen. Trotzdem erschrocken drehte ich mich um und sah ihn an. Er grinste. So langsam könnte es mir doch eigentlich egal sein. Ich hatte es schon so oft gesehen. Doch es ließ mich immer wieder erstarren. Also, wie nicht anders zu erwarten, stand ich da und starrte ihn an. Er lachte immer noch leise vor sich hin, wand dann aber den Blick von mir ab. „Wies aussieht hast du leichte Probleme mit der Tür.“ Wies aussieht hatte ich leichte Probleme mit der Tür? Wies aussieht war da keine Tür. Er konnte mir noch so viel erzählen, das was ich sah überzeugte mich mehr. Dort war keine Tür. Fast unmerklich trat er neben der rechten Treppe auf ein Stück Holz das etwas aus dem Boden ragte. Es war fast nicht zu sehen doch es war da. Und dann ging die Tür auf. Eigentlich drehte sich ein Teil der Wand einfach nur das man hindurchgehen konnte. Und als sich dieser Teil der Wand drehte schubste er mich an und drückte mich noch weiter an Liam heran. Und die Tür drehte sich immer weiter. Meine Hände lagen auf seiner Brust und ich wurde immer weiter zu ihm gedrückt. Als die Tür endlich komplett gedreht war stand ich so dicht an ihm das man denken konnte ich würde mich an ihn lehnen. Natürlich war er keinen Zentimeter nach hinten gewichen als die Tür sich gedreht hatte. Warum auch? Ja. Warum war er nicht zurück gewichen? Warum nicht? Ich versuchte von ihm weg zu gehen doch es ging nicht. Im Rücken hatte ich die Kante der Tür und vor mir stand er. Ich kam nicht weg. Es ging gar nicht. Zur Seite wäre noch eine Möglichkeit gewesen. Doch ich wurde von vorne und hinten so eingeengt das ich mich nicht mehr bewegen konnte. „Ähm ... könntest du ... ich mein würde es dir was ausmachen ...“ Warum zum Teufel brachte ich denn jetzt keinen vernünftigen Satz zu Stande? Es gab in letzter Zeit so viel was einfach nicht wahr sein durfte und das war sicher eines davon. Das durfte doch einfach nicht wahr sein. Aber natürlich war es wahr. An so etwas würde ich im Traum nicht denken. Gut, also ich meine nicht die Situation an sich, sondern eher die Umstände die mich in diese Situation gebracht hatten. Warum ging er nur nicht weg? Was sollte das? Ich nahm allen Mut zusammen den ich aufbringen konnte um einen vollständigen Satz zustande zu bekommen. „Könntest du mich bitte loslassen?“ Loslassen? Er hielt mich doch gar nicht fest. „Ich halte dich doch gar nicht fest.“ Das Grinsen das ich gerade gesehen hatte versuchte er zu unterdrücken doch ganz gelang es ihm nicht. „Gut, das nicht, aber ich komm hier nicht weg wenn du nicht zurück gehst. So hab ich das gemeint.“ Wow, ich hatte noch einen Satz zustande bekommen. „Ach so, wenn das so ist.“ Er ging ein stück zurück aber ich bewegte mich nicht wirklich. Ich hatte jetzt alle Bewegungsfreiheit die ich brauchte um mich von ihm zu lösen, doch ich tat es nicht. Verwundert und immer noch leicht grinsend sah er mich an. „Reicht das etwa noch nicht?“ „Ähm ... doch.“ Sofort löste ich meine Hände von seiner Brust und trat einen Schritt zur Seite. Ich wusste nicht was ich tun sollte, ich wusste nicht auf was ich meine Aufmerksamkeit lenken sollte damit er mich nicht mehr so ansah. Dann sah ich auf das kleine Stückchen Holz. „Also ... wenn ich da drauf trete dann geht die Tür auf?“ „Ja.“ „Und geht sie von alleine zu?“ „Nein, das musst du machen.“ Er ging hinein und wartete anscheinend auf mich. Schnell ging ich ihm hinterher und sah zu wie er die Tür schloss. An der Wand links neben der Tür war ein Knopf. Kein alter Kerzenhalter? Schade. Na ja, es war eben alles etwas moderner heut zu tage. „OK. Soweit hab ich das verstanden. Und auf geht sie auch wieder da und zu dann wieder so wie sie draußen auch auf geht?“ „Ja. Du lernst schnell.“ Sollte das jetzt etwa eine Andeutung sein? Ach, wer weiß. „Gut.“ Mittlerweile war die Tür zu und wir standen mehr oder weniger im Dunkeln. Warum war hier nie Licht? „Sag mal warum ist hier eigentlich kein Licht?“ „Ich mag elektrisches Licht nicht besonders.“ „Und warum sind dann oben die Fenster vernagelt?“ „Hast du das etwa schon vergessen?“ Leicht vorwurfsvoll sah er mich an. „Niemand darf erfahren das ich hier bin. Jeder würde wissen das ich hier bin wenn ich die Fenster ungeschützt lassen würde. Es wäre doch sicher auffällig wenn in einem alten, heruntergekommenen Haus neue Möbel und Computer und so was stehen oder?“ „Ja stimmt.“ Mit gesenktem Kopf ging ich die Treppe hoch. Warum ich nicht selber daran gedacht hatte. Vielleicht weil ich nicht klar denken konnte? Vielleicht weil er in meiner Nähe war? Das war wahrscheinlich auch der Grund warum ich nicht klar denken konnte. „Aber so wie ich gesehen habe weißt du wie man Türen Sinnvoll benutzt.“ Er schmunzelte und ich sah ihn schockiert an. Was sollte das bedeuten? Oh mein Gott. War er etwa doch auf einem der Bäume gewesen? „Hast du etwa in mein Zimmer geguckt?“ „Kurz, ja.“ „Spinnst du? Das kannst du doch nicht einfach machen. Was fällt dir ein?“ Wir waren mitten auf der Treppe stehen geblieben. „Ich dachte mir das du so reagieren würdest wenn dir in den Sinn kommt ich könnte vielleicht auch in dein Zimmer gucken. Ich wollte es einfach ausprobieren.“ „Heißt das jetzt etwa ich bin berechenbar?“ Empört sah ich ihn an. „Nein.“ Er bliebt natürlich ganz ruhig. „Ich hab dir doch gesagt ich würde deine Denkweise gerne verstehen. Was natürlich alles andere als einfach ist. Und das war eine gute Gelegenheit zu testen wie viel ich schon über dich weis.“ „Ah ja. Und hast du das schon öfter gemacht?“ „Nein. Zumindest nicht wenn du dich umgezogen hast.“ „Und was wäre gewesen wenn ich die Tür nicht aufgemacht und mich nicht dahinter gestellt hätte?“ Oh. Wollte ich das wirklich wissen? „Dann hätte ich natürlich nicht hingesehen. Das gehört sich schließlich nicht. Keine Sorge, es war das erste Mal und es wird das einzige Mal bleiben.“ Puh. Jetzt war ich erleichtert. „Gut.“ Mehr sagte ich dazu nicht und ging nach oben. Auch hier sah noch alles wie am Tag zuvor aus. Ich nahm meine Tasche ab, legte sie über die Lehne des Sofas und setzte mich. Kapitel 12: Essenszeit ---------------------- Ich saß auf dem Sofa und sah mich um. Und wieder blieb mein Blick an seinem Schreibtisch und den vielen Bildern hängen. Natürlich war es immer noch beunruhigend, doch dieses Gefühl wurde von einem anderen überlagert. Ich wusste nicht warum ich ihm so blind vertraute. Ich kannte ihn doch nicht wirklich. Und alles was er mir bis jetzt von sich gesagt hatte sprach dafür ihm nicht zu vertrauen. Ich starrte die Wand an und ließ mir alles noch einmal durch den Kopf gehen. Er meinte also er würde mich beobachten und beschützen seit ich geboren wurde. Sein Alter stimmt damit überhaupt nicht überein. Sollte er etwa schon viel älter sein? Das konnte ich mir irgendwie nicht vorstellen. Nicht einmal der beste Chirurg der Welt würde es schaffen jemanden so natürlich, so jung und so gut aussehen zu lassen. Das alles in einem schaffte keiner. Also musste er definitiv 17 sein. Doch wie ging das ganze dann? Hm, vielleicht könnte ich mir ja eine der anderen Sachen erklären. Da wäre zum Beispiel noch die Sache das niemand erfahren durfte das es ihn gab. Warum nicht? Ein Grund könnte sein das alles andere so komisch und verwirrend war. Das keiner etwas glauben würde. Das er sich vielleicht Strafbar machte. Wie könnte er sich denn Strafbar machen? Na ja, er hatte gesagt er wäre immer bei mir. Er hatte in mein Zimmer geguckt und na ja eben noch einiges mehr. Das er in meinem Bad war zählt hundert pro auch dazu. Normalerweise würde man so jemanden als Stalker bezeichnen. Das ist dann durchaus strafbar. Die Sache mit dem Beschützen überhaupt fand ich sehr verwirrend. Ich wurde ihm also zugeteilt, als Strafe. Ja, Strafe für was? Und von wem wurde ich ihm zugeteilt? Das waren Fragen die konnte nur er mir beantworten, aber trotzdem würde er es noch nicht tun. Ich würde es ja noch nicht verstehen. Warum aber? Ich wollte es verstehen. Und ich war mir sicher ich würde es verstehen. Doch da war er anscheinend anderer Meinung. Und das er behauptete mich zu kennen war auch noch ein Grund ihm nicht zu vertrauen. Diese ganze Sache war ein Grund, nein es waren viele Gründe, ihm nicht zu vertrauen. Doch ich konnte es einfach nicht. Ich musste ihm vertrauen. Es ging gar nicht anders. Dagegen konnte ich nichts tun. Egal wie misstrauisch ich war oder wie beunruhigend das Ganze auch war, ich konnte einfach nicht anders. Und es gab noch eine Sache die mich wirklich beunruhigte. Er hatte, als wir uns das erste mal gegenüber gestanden hatte, gesagt das ich ihn vergessen solle, das ich schon viel zu viel gesehen hatte und das es nicht gut war. Aber warum hatte er seine Meinung geändert? Gut, ganz geändert hatte er sie nicht, ich hatte ja gehört wie er vor sich hin gesagt hatte es wäre nicht gut. Aber trotzdem, Tatsache war das er hier war und vor Allem ich war hier und er tat nichts dagegen. Wie lange würde er meinen Fragen wohl noch ausweichen? Ich würde ihn einfach immer wieder fragen. Mehr konnte ich ja nicht tun. Zwingen ging schließlich nicht, ich war machtlos gegen ihn. Also würde ich es gar nicht erst versuchen müssen. Ich könnte also noch so lange diese Wand anstarren und mir noch so lange Gedanken darüber machen, es würde sich sowieso nichts ändern wenn ich nichts tat. Jetzt musste es doch irgendetwas geben das ich ihn fragen konnte, was er mir auch beantworten würde, damit wir nicht einfach so herum saßen. Ich überlegte und überlegte, doch mir fiel einfach nichts ein. Langsam wurde auch mein Mund trocken, ich würde also noch nicht einmal eine Frage zustande bringen. Ich nahm mir meine Tasche, zog die Flasche Cola heraus und trank einen Schluck. Als ich fertig war bemerkte ich wie er mich musterte. „Was?“ Es kam so natürlich aus meinem Mund heraus als wäre überhaupt nichts. „So was schmeckt?“ Sah ich da etwa einen leicht angewiderten Blick? Hatte er etwa noch nie Cola getrunken? Irgendwie fand ich diese Vorstellung so lustig das ich erst einmal lachen musste. Und jetzt sah er mich verwundert an. „Was?“ Dieses Mal kam die Frage von ihm. „Hast du etwa noch nie Cola getrunken?“ „Nein. Sollte ich das etwa?“ „Na ja, Cola gehört einfach dazu. Ich hab noch nie jemanden getroffen der noch nie Cola getrunken hat.“ Ich betrachtete die Flasche und hielt sie ihm entgegen. „Möchtest du mal?“ „Äh... nein... lieber nicht.“ „Oh.“ Ich war überrascht, das musste ich zugeben. „Hast du etwa schiss was neues auszuprobieren?“ Leicht belustigt sah ich ihn an. Wow. Mir fiel auf das es das erste Mal war das ich über ihn lachen konnte. Ich musste mir gleich noch ein Geständnis machen, ich fand es gut. Endlich konnte ich mal lachen und er war das Opfer. Konnte man von einem Opfer reden? Na ja egal, ich wusste wie ich es meinte. „Nein... aber... es sieht nicht besonders lecker aus.“ „Manchen ist es zu süß, manchen ist zu viel Kohlensäure drin. Also du kannst es gerne mal probieren.“ Natürlich hielt ich ihm die Flasche immer noch entgegen, jetzt sogar noch ein Stück weiter. „Nein danke.“ Okay, damit hatte ich nicht gerechnet, aber wenn er nicht wollte. Mir sollte es egal sein. Was es aber natürlich nicht war. „Und was trinkst du dann wenn du isst?“ Schlagartig änderte sich sein Gesichtsausdruck, doch ich konnte ihn nicht einordnen. „Ich trinke...“ Überlegte er etwa? „...Saft.“ Schlichter konnte die Antwort gar nicht sein. „Und was für welchen?“ Ich konnte es nicht wirklich glauben. Ich verhörte ihn, aber nicht wegen der wichtigen Dinge, nein einfach nur über Trinken. Das interessanteste Thema das mir hätte einfallen können. „Keine Ahnung.“ „Du weißt nicht was du trinkst?“ „Nein, es spielt ja auch keine Rolle. Hauptsache es schmeckt.“ „Ah ja.“ Verwundert stellte ich die Cola auf den Boden vor das Sofa und sah ihn an. „Und was isst du da so?“ Bildete ich mir das nur ein oder schien ihm das Thema wirklich unangenehm zu sein? Essen. Wir redeten doch nur über Essen. Okay, ich fragte ihn aus. „Wild. Ich esse gerne Wild.“ Oh, ein Fleischesser. Ich hatte ihn ja schon für einen Vegetarier gehalten. Das war einer der absurdesten Gedanken die ich je gehabt hatte. Irgendwie war ich heute sonderlich fröhlich, denn wieder musste ich grinsen. Ich fühlte mich wunderbar, ich war einfach nur Glücklich. Das Sofa war weich, es gab lauter tolle Gesprächsthemen und den Rest tat das Trinken. So ne Scheiße konnte wirklich nur ich denken. Gott sei danke konnte niemand meine Gedanken hören. Man hätte mich sofort für verrückt erklärt. „Was ist daran so komisch?“ „Ach, gar nichts.“ „Hm.“ Okay, ich sollte definitiv das Thema wechseln. Nur in welche Richtung? „Sag mal. Liam. Das ist doch kein richtiger Name oder?“ Sichtlich erfreut über den Themenwechsel entkrampfte sich seine Haltung, wie es mir jetzt erst auffiel und er sah mich etwas freundlicher an. „Doch, warum nicht?“ „Na ja, ich kenne diesen Namen nicht. Es kommt mir eher vor als wäre er eine Kurzform zu einem anderen Namen.“ „Das kann durchaus möglich sein.“ „Aha. Und sagst du mir auch zu welchem?“ „Nein.“ Hm. Warum nicht? „Und warum nicht?“ „Weil ich diesen Namen nicht mag. Ich fände es besser wenn du ihn also nicht wüsstest.“ Nur deswegen? Das war doch kein Grund. Typisch Männer. Eitel. „Okay, dann rate ich und du sagst ja oder nein.“ Kurz dachte ich nach und suchte in meinem Kopf nach Namen die auf Liam schließen ließen. „Tillmann.“ „Na super. Seh ich etwa so aus?“ Ich fand es recht lustig wie wenig ihm dieser Name gefiel. Gut okay, es war ein grauenvoller Name. Trotzdem war es lustig. Ich dachte also weiter nach und während ich das tat musterte er mich weiter. „Vilmar.“ Auch ihn schien es jetzt etwas zu belustigen. „Und wie bitte kommst du von Vilmar auf Liam?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“ Ich grinste. „Willimar.“ Leicht schockiert sah er mich an. Hatte ich etwa getroffen? „Nein, wie kommst du denn auf diesen Namen? Und warum sagst du nur alte Namen?“ „Hm, weiß nicht. Passt irgendwie.“ „Was? Willimar?“ „Nein.“ Ich musste lachen. „Die Vorstellung das du einen alten Namen hast." Seiner Reaktion nach zu urteilen lag ich damit noch nicht einmal falsch. Also suchte ich weiter nach alten Namen die auf Liam schließen ließen. Liam. Dieser Name passte zu ihm. Er gefiel mir. Es gab noch 2 Namen die mir einfielen. Weil es gerade so lustig war entschied ich zuerst die Abwandlung von Willimar zu nennen. „Willram?“ „Ganz sicher nicht.“ Was blieb mir also anderes übrig als meinen letzten Namen zu nennen. Ich glaubte nicht das ich ins Schwarze treffen würde, doch einen Versuch war es wert. „Und wie steht es mit William?“ Erst jetzt wo ich ihn aussprach fiel mir auf das die letzten vier Buchstaben Liam ergaben. Man musste sie noch nicht einmal vertauschen. Er sagte nichts. Und ich war mir sicher. Ich musste einfach Recht haben. Warum würde er denn sonst nichts sagen? Neugierig und schmunzelnd sah ich ihn an. „Also ich finde du hast heute schon oft genug über mich gelacht.“ „Bis jetzt hast immer nur du über mich gelacht. Jetzt lass mir auch mal meinen Spaß. Also, ist es William?“ „Das ist ein grauenhafter Name.“ Es war William. „Na ja, er wird nicht sehr oft benutzt und meist in England oder so, aber so schlimm ist er nun auch wieder nicht.“ Würde ich ihn damit aufziehen? Kurz dachte ich darüber nach, dachte mir dann aber das ich es lieber lassen sollte. Ich hatte heute wirklich schon genug über ihn gelacht, ich würde es mir für einen anderen Tag aufheben. Jetzt wusste ich also wie er wirklich hieß. Er hatte mir wirklich etwas mehr erzählt, okay ich hatte ihn durchlöchert. Aber wie sollte ich es auch sonst machen? Ich konnte ihn ja nicht tag täglich beobachten. Ich wusste noch fast gar nichts über ihn während er alles von mir wusste. Obwohl, alles konnte ich mir dann auch nicht vorstellen. Sagen wir mal so, er wusste viel über mich. Gerade hatte er also angefangen etwas mehr von sich preis zu geben als mein Handy klingelte. Genervt nahm ich es aus der Tasche und ging ran. Natürlich war es meine Mutter. Was? Es war schon 14 Uhr. Wann ich denn endlich zum Mittag käme. Hatte ich mich etwa als ich gegangen war so in der Uhr getäuscht? Das hieße dann wohl das ich gehen musste. Ob ich wohl nachher noch einmal kommen könnte? Ich würde einfach kommen. Er war ja sowieso immer da. Also sagte ich ich wäre unterwegs und legte auf. „Ich muss rüber, essen.“ „Okay.“ Hm. Dazu sagte er nichts. Na ja. Was soll's. Ich würde nachher einfach noch mal kommen. Ich wusste ja jetzt wie ich die Tür auf bekam. Die Cola ließ ich stehen, hängte mir meine Tasche um und ging zur Treppe. „Tschüss.“ „Bis später.“ Er grinste. Wusste er das ich vorhatte noch mal zu kommen? Egal, sollte er doch. Ganz gemütlich ging ich die Treppe hinunter, öffnete und schloss die Tür, ging die alte Treppe hinunter bei der ich aber etwas schneller ging, ich wusste ja was sonst passieren würde und ging dann nach Hause. Kapitel 13: Immer im "richtigen" Moment --------------------------------------- Zu hause angekommen ging ich sofort in die Küche, stellte meine Tasche auf den Stuhl der an der Wand stand und ging zum Schrank. Sofort kam meine Mutter aus dem Wohnzimmer und fing an mich aus zu fragen. Wo ich denn war. Warum ich nicht zum Mittag gekommen war. Warum meine Tasche hier stand und nicht in meinem Zimmer. Ob ich vor hatte wieder zu gehen. Während sie mir diese ganzen Fragen entgegen schlug nahm ich mir einen Teller, tat mir etwas Essen auf und setzte mich. Ich sagte ihr ich wäre im Wald gewesen, hätte die Zeit vergessen, wäre gerade gekommen weshalb meine Tasche hier war und würde auch gleich wieder gehen. Etwas schneller als normal begann ich zu essen. Doch als mir einfiel wie das für ihn aussehen musste wurde ich langsamer. Es sollte ja nicht so aussehen als würde ich unbedingt und so lange wie möglich bei ihm sein wollen. Als ich darüber nachdachte fiel mir auf das es zwar genau so war, aber er musste es ja nicht unbedingt wissen. Er würde sich nur etwas darauf einbilden. Und schließlich, als ich gerade dachte ich hätte meine Ruhe kam der Giftzwerg und setzte sich mir gegenüber. Ich blickte kurz auf, sah sein dämliches grinsen, warf ihm einen finsteren Blick entgegen und wand mich wieder dem essen zu. Was wollte der denn schon wieder? Könnte er mich nicht einmal in Ruhe lassen? Anscheinend nicht. So wie es aussah wollte er warten bis ich fertig war mit essen denn er sagte nichts. Oder wollte er mich einfach nur stören? Er wusste das seine bloße Anwesenheit störend war, doch bis jetzt hatte er auch meine Anwesenheit freundlichst gemieden, außer es war irgendwas. Nachdem ich, noch langsamer als zuvor, fertig gegessen hatte räumte ich meinen Teller und das Besteck in den Geschirrspüler, nahm mir etwas zu Trinken, es war Eistee -ob er so was wohl trinken würde?- und setzte mich wieder. Das war pure Absicht! Wie konnte er es wagen? Wie konnten sie es wagen? Ich würde nicht mit fahren! Ich konnte es gar nicht. Hatte mir der Giftzwerg doch gerade gehässig grinsend gesagt das unsere Eltern geplant hatten diesen Nachmittag zu unseren Großeltern zu fahren. Das durfte doch nicht wahr sein. Warum ausgerechnet Heute? Warum nicht in der Woche? Was? Wir würden auch dort übernachten? Nein! Ohne mich! Gereizt und etwas wütend ging ich ins Wohnzimmer. Mein Vater war auch da. Also stimmte es wirklich. Wir würden wirklich zu meinen Großeltern fahren. Ich sagte ihnen sofort das ich nicht mit konnte, ich hätte noch Sachen für die Schule zu erledigen, doch das war meiner Mutter total egal. Die Schule generell war ihr egal, sofern es um meine ging. Wenn mein Bruder irgendetwas hatte musste ich ihm sofort helfen und wehe es wurde keine Eins, dann würde ich den Ärger bekommen. Aber wenn ich mal etwas für die Schule machen musste war es scheiß egal. Ich legte natürlich heftigen Protest ein, doch auch mein Vater, den ich über alles liebte und der mich auch liebte, fiel mir in den Rücken. Oma würde es nicht so gut gehen und Opa, der ja sowieso schon recht alt war, würde die Arbeiten nicht schaffen die zu erledigen waren. Na super, jetzt stand mir also ein Nachmittag voller Hausarbeit bevor. Es war ja nicht so das ich meine Großeltern nicht mochte und das ich ein kalter Mensch war, aber warum musste es ausgerechnet jetzt sein? Natürlich kam ich da nicht mehr raus und musste mit fahren. Schnell hatte ich ein paar Sachen gepackt, sie hatten wahrscheinlich nur auf mich gewartet und wir fuhren los. Die Fahrt war der blanke Horror. Es konnte sich jeder Glücklich schätzen der nicht mit diesem Ekel in einem Auto sitzen musste. Noch schlimmer war das wir beide hinten saßen. Die Fahrt dauerte geschlagene 2 Stunden. Genug Zeit zum nachdenken. Und damit ich nicht gestört wurde hörte ich Musik mit meinem MP3-Player. Nebenbei sah ich mir die Landschaft an. Ob er wohl auch jetzt bei mir war? Na ja gut, bei mir konnte man nicht sagen, aber ob er wohl auf mitkommen würde? Er hatte ja gesagt er würde immer da sein wo ich auch bin. Was bedeuten würde wenn ich bei meinen Großeltern war würde auch er dort sein. Während ich darüber nachdachte suchte ich die Umgebung nach ihm ab. Warum tat ich das eigentlich? Als ob er neben unserem Auto herlaufen würde. Vielleicht würde er selber mit dem Auto fahren. Obwohl, er konnte ja gar keinen Führerschein haben, er war ja erst 17. Obwohl, wenn ihn keiner sehen durfte war das auch egal, er würde sich einfach ein Auto kaufen und damit fahren. Obwohl, wie kam ich darauf das er es kaufen würde? Dann würde man ihn ja wieder sehen und da er noch nicht 18 war würde man ihm auch kein Auto verkaufen. Und außerdem was wäre denn wenn man ihn anhalten würde? Mit dem Auto würde er also nicht fahren. Ob er öffentliche Verkehrsmittel nutzte? Irgendwie konnte ich mir das auch nicht wirklich vorstellen. Die Vorstellung, das er in einem Bus oder einem Zug, dazu auch noch zwischen lauter alten Weibern, sitzen würde kam mir sehr albern vor. Ich fand immer mehr Gelegenheiten über ihn zu lachen. Irgendwann wären wir ja dann quitt. War das denn die Möglichkeit? Kaum war ich eine Stunde von ihm getrennt dachte ich pausenlos an ihn. Warum? Irgendwas musste sich mein kranker Kopf doch dabei gedacht haben. Ich konnte es einfach nicht verstehen. Aus dem Nichts spürte ich wie jemand an meinem Knie rüttelte. Genervt nahm ich die Kopfhörer raus und sah meine Mutter an. Es kam völlig unerwartet, doch je länger ich darüber nachdachte desto passender fand ich es. Sie fragte mich doch tatsächlich warum ich nicht mehr bei meinem Freund war oder warum er nicht mehr bei uns war. Kurz und bündig sagte ich ihr das ich nicht mehr mit ihm zusammen war und wollte gerade weiter Musik hören als die nächste Frage kam. Warum? Ja warum wohl? So eine dumme frage. Obwohl. Warum? Und sofort kam die nächste Frage. Ob er mich verlassen hatte. Sofort sagte ich nein, mehr wollte ich zu diesem Thema nicht sagen. Aus welchem Grund interessierte sie das denn nun wieder? Natürlich hörte sie nicht auf zu fragen. Mit dem genervtesten Ton den ich hinbekam schmiss ich ihr ein `Mum´ an den Kopf und wand mich wieder meiner Musik zu. Warum sie gerade jetzt damit anfangen musste? Doch jetzt ließ es mich auch nicht mehr los. Warum hatte ich mit ihm Schluss gemacht? Weil ich mir nicht mehr sicher war ob ich ihn noch liebte und weil ich ihn nicht verletzen wollte. Doch warum war ich mir nicht mehr sicher ob ich ihn noch liebte? Irgendetwas musste dieses Gefühl doch ausgelöst haben. Mir war als lag mir die Antwort auf der Zunge, doch ich kam einfach nicht drauf. Den Rest der Fahrt verbrachte ich damit darüber nachzudenken und noch über ein paar andere Dinge zu grübeln. Bei meinen Großeltern angekommen wurde nicht lange um den heißen Brei geredet. Die Begrüßung verlief relativ schnell und dann wurden die Aufgaben verteilt. Meine waren es erst einmal die Küche in Ordnung zu bringe und danach durfte ich den Hof kehren. Die Küche dauerte nicht sehr lange, ich musste nur den Geschirrspüler ausräumen, das rumstehende Geschirr wieder einräumen und alles einmal abwischen. Es war jetzt gegen 16:40 Uhr. Ich ging runter, suchte mir in der Werkstadt einen Besen und begann den Hof zu kehren. Klein konnte man ihn nicht gerade nennen. Ich begann unten und wollte mich nach oben vorarbeiten. Der Hof lag auf einem kleinen Abhang, es war wirklich nicht viel doch wenn man unten stand konnte man sehen das sich der Boden bis nach oben etwas anhob. Oben war eine Sandstraße, dort könnte ich den ganzen Sand und die Steinchen liegen lassen. Ich hatte bereits die Hälfte von diesem nicht sehr kleinen Hof geschafft als ich eine Verschnaufpause brauchte. Mir war auch ständig der Giftzwerg in die Quere gekommen. Er musste den Rasen mähen und die Werkstadt aufräumen. Während der Verteilung der Aufgaben war das der einzige Grund weshalb ich grinsen musste. Immer wieder hatte er seine dummen Kommentare abgelassen und sich über meine Arbeit beschwert. Natürlich tat ich es ihm gleich. Wir gifteten uns die ganze Zeit an, vom Feinsten. Als ich mich dann auf einen großen Stein, der an der Einfahrt stand, setzte und mir von meinem Bruder Kommentare zu meiner Faulheit anhören musste kam es mir so vor als hätte ich ein leises Kichern gehört. Verwundert sah ich mich um und kassierte gleich noch so ein Kichern. Super. Ich wusste natürlich was das bedeutete. Aber irgendwie war ich froh darüber. Ich wusste jetzt das er da war, auch wenn ich ihn nicht sah, ich wusste einfach das er es war. Ein Grund mehr so schnell wie möglich mit der Arbeit fertig zu werden. Ich sah mich noch einmal um, blickte die Straße entlang und über den See der auf der anderen Seite lag. Wenn ich bis zum Ende des Sees gehen würde käme ich an ein kleines Waldstück. Es wäre etwas gefährlich da der Giftzwerg oder meine Eltern mir folgen könnten, doch ich war mir sicher er könnte sich dann verstecken, ich sah ihn ja jetzt auch nicht. Sofort stand ich auf, beendete meine Arbeit und ging hoch. Da alle Arbeiten verteilt waren und ich nicht einsah meinem Bruder zu helfen war ich entlassen. Ich schnappte mir meine Tasche, die ich mit dem Originalinhalt von heute Vormittag mitgenommen hatte und ging nach unten. Kurz sah ich mich um wo sich das Ekel befand, er war in der Werkstadt, guckte auch noch einmal ob ich Liam vielleicht doch irgendwo entdecken konnte und ging dann die Straße entlang in Richtung des kleinen Waldstücks. Ich brauchte nur 5 Minuten bis ich den See halb umrundet hatte, ging dort hinten über eine Holzbrücke da ich einen kleinen Fluss überqueren musste und nahm die rechte Weggabelung, die mich in den kleinen Wald führte. Wald konnte man eigentlich gar nicht sagen. Es war nur ein Platz mit vielen Bäumen. Ein kleiner Weg schlängelte sich rechts und links durch die Bäume und würde sich später irgendwo treffen. Der Fluss hatte auch seinen Weg durch die Bäume gefunden und rauschte beruhigend. Ich nahm den linken Weg durch die Bäume, da ich wusste das dort etwas später eine Bank stand. Würde ich den rechten Weg nehmen würde ich etwas länger brauchen. Die Luft hier war einfach wunderbar, sie war klar und frisch und so angenehm kühl. Ich fühlte mich sofort wohl. Meine Erinnerung hatte mich nicht getäuscht, die Bank stand direkt vor dem Fluss. Ich nahm meine Tasche ab, setzte mich und stellte sie vor mir auf den Boden. Vielleicht würde er ja sitzen wollen. Während ich also wartete das er sich endlich zeigte betrachtete ich den Fluss und dachte darüber nach ob es wirklich ein Fluss war. Welche andere Bezeichnung gab es denn für so etwas. Nun ja, er war kleiner als ein Fluss, vielleicht ein Bach. Ja, Bach kam dem ganzen schon etwas näher. Die Umgebung beeinflusste mich so sehr das ich die Zeit total vergaß. Ich war vollkommen in Gedanken versunken. Doch als ich plötzlich den Ruf eines Vogels hörte schreckte ich zusammen und sah auf die Uhr. Jetzt war schon eine halbe Stunde vergangen und er war immer noch nicht aufgetaucht. Als ich mich umsah hörte ich wieder diesen Vogel. Verwundert darüber das ein Vogel mich erschreckte suchte ich nach ihm. Es war ein sehr großer, demnach war sein Ruf auch sehr laut gewesen und da ich in Gedanken versunken war konnte es schon einmal passieren das ich mich erschrak. Doch wo zum Teufel war Liam. Hatte ich mich etwa getäuscht? War er es doch nicht gewesen? Aber er hatte doch gesagt er wäre immer da wo ich auch bin. Was wenn ich das einfach zu ernst genommen hatte? Wenn er das gar nicht so gemeint hatte? Die Hochstimmung die ich vor wenigen Minuten noch gehabt hatte verließ mich langsam. Hatte ich mich wirklich so auf diese Aussage versteift? Es schien so. Doch es war albern. Wie bitte sollte er denn hier auftauchen? Das ging ja rein vom logischen her gar nicht. Wie konnte ich nur so dumm sein daran zu glauben. Jetzt hatte ich den Salat. Meine Laune war weg und ich würde ihn vor morgen Abend auch nicht wieder sehen. Warum wollte ich ihn denn unbedingt wieder sehen? Darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken. Ich wollte mich voll und ganz meiner schlechten Laune hingeben. Wäre da nicht wieder dieses Kichern gewesen. Er war doch da. Sofort sah ich auf und drehte mich um. Da stand er. Er war wirklich da. Mein Herz machte einen Freudensprung und meine gute Laune war doppelt so gut wieder da. Doch was tat ich da? Ich konnte doch nicht einfach fröhlich sein? Da könnte ich mich ja gleich dem Messer ausliefern. Nein, so ging das wirklich nicht. Ich drehte mich wieder um und starrte auf den Bach. „Du bist doch nicht etwa böse auf mich oder?“ Es tat so gut seine Stimme endlich wieder zu hören. Doch ich würde nicht nachgeben, ihm nicht sofort zeigen das ich mich freute ihn zu sehen. Ich antwortete also nicht. „Du bist böse.“ Seine Feststellung kam ganz locker und gelassen. „Und warum?“ Auch darauf würde ich ihm nicht antworten. „Hab ich dir was getan?“ Ja. Du hast mich warten lassen. Du wusstest doch genau das ich dich bemerkt hatte und das ich hier her gegangen bin damit wir reden konnten. „Hätte ich nicht herkommen sollen?“ So wie es aussah blieb mir nichts anderes übrig als es ihm zu sagen. Er würde ja sowieso nicht drauf kommen. Es würde Stunden dauern und die Zeit hatte ich einfach nicht. „Du hast zu lange gebraucht.“ Mehr sagte ich dazu nicht. „Ach so, du hast also hier auf mich gewartet.“ War er so dumm oder tat er nur so? Dieses Mal konnte ich es nicht aus seiner Stimme hören. Mir blieb also nichts anderes übrig als mich umzudrehen und ihn anzusehen. Was ich natürlich auch gleich tat. Er tat nur so. Und ich könnte mich noch so oft fragen warum er immer grinste, ich würde es doch nie erfahren und ändern konnte ich es auch nicht. Jetzt sah ich ihn finster an. „Ja okay. Tut mir leid, ich dachte du willst vielleicht etwas allein sein. Und du hast dich hier so wohl gefühlt da wollte ich nicht stören.“ Also er hatte schon gute Ausreden auf Lager, das musste ich zugeben. Und beinah hätte ich ihm das auch abgekauft, hätte ich nicht vorher sein Gesicht gesehen. Trotzdem konnte ich ihm nicht wirklich böse sein. „Hm.“ Ich drehte mich wieder um und betrachtete erneut den Bach. „Die Fahrt schien ja nicht besonders toll gewesen zu sein.“ War das jetzt eine Frage oder eine Bemerkung? „Verbring du mal 2 Stunden auf engstem Raum mit meiner Mutter und meinem Bruder.“ Ich denke das sollte als Antwort genügen. „Nein das habe ich nicht vor.“ Er lächelte kurz und kam dann etwas näher. Er überquerte den kleinen Weg und lehnte sich vor dem Bach gegen einen Baum. „Wie bist du eigentlich hier her gekommen?“ Interessiert sah ich ihn an. „Mit dem Zug. Deswegen kam ich auch erst als du schon mit der Küche fertig warst.“ „Ach so.“ Er kam mit dem Zug? Sollte das ein Scherz sein? Er kam wirklich mit dem Zug? Na ja von mir aus. „Und wo verbringst du die Nacht?“ „Mach dir darüber mal keine Gedanken. Ich war schon oft hier. Und auch sonst hatte ich immer einen Platz. Keine Sorge.“ Wie kam er denn jetzt darauf das ich mir Sorgen machen würde? Es interessierte mich eben, ich machte mir doch keine Sorgen. So viel musste er sich noch nicht auf sich einbilden. Ich erwiderte aber nichts. „Bist du etwa gekränkt das ich nicht früher kam?“ War ich das? So wie ich mich verhielt schien es fast so. Was war denn nun schon wieder los? „Ein bisschen.“ „Oh.“ Er war wirklich verwundert. Das konnte ich hören. „Das tut mir leid. Es war nicht meine Absicht.“ „Schon gut.“ „Wirklich?“ „Ja.“ Es war schon relativ spät. Ich musste daran denken das ich hier bei meinen Großeltern war. Es würde pünktlich halb sieben Abendbrot geben. Und sie würden es nicht erlauben das ich so lange draußen war. Schließlich ging ich ihnen nicht am Arsch vorbei wie es bei meiner Mutter der Fall war. Ich sah also auf die Uhr und stellte fest das es 10 Minuten nach sechs war. Würde ich den Abend ruhig überstehen wollen würde ich schnell zurück und beim Tischdecken helfen müssen. Also stand ich auf, nahm meine Tasche und sah ihn noch einmal an. „Du musst los, ich weiß.“ Klang es etwa etwas traurig? Das bildete ich mir ganz sicher nur ein. „Ja, ich hab keine Lust mir beim Essen ne Predigt anzuhören.“ „Darauf hab ich auch keine Lust.“ Bitte? „Was soll das denn jetzt heißen?“ „Na ja, hier hab ich ja nun wirklich nichts besseres zu tun. Und ich finde es immer so witzig wie du und dein Bruder euch ankeift.“ „Ja, was auch sonst. Und wahrscheinlich interessiert dich das Fernsehprogramm von meinen Großeltern auch ungemein.“ Ernst sah ich ihn an. „Ja, woher weißt du das?“ Ungewollt musste ich grinsen. War das jetzt sein Ernst oder wollte er mich nur etwas aufheitern? Na ja gut, manchmal war SOKO ja doch ganz interessant. Aber ich war dabei die Zeit wieder zu vergessen. „Ich muss jetzt los sonst komm ich noch zu spät.“ „Ja ich weiß.“ Er löste sich von dem Baum und kam auf mich zu. „Schlaf gut.“ Schlaf gut? Wir würden uns nicht mehr sehen, gut okay es machte Sinn. „Du auch.“ Mehr sagte ich nicht. Ich drehte mich um und ging. Ich drehte mich auch nicht noch einmal zu ihm um. Hätte ich das getan wäre ich stehen geblieben und wahrscheinlich nicht rechtzeitig bei meinen Großeltern angekommen. Ich hatte es gerade noch geschafft pünktlich zu sein. Der Abend verlief zum Glück recht harmlos. Die Kommentare meines Bruder ignorierte ich einfach und auch sonst sagte ich nicht viel. Ich würde meinem Zuschauer nicht die Gelegenheit zum Lachen bieten. Nach dem Essen gesellte ich mich für eine Folge SOKO zu meinem Großvater und ging danach ins Bett. Auch am nächsten Morgen passierte nicht viel. Wir erledigten noch einige Dinge, wie zum Beispiel den Einkauf oder noch ein bisschen Gartenarbeit, aber ansonsten war nicht mehr viel zu tun. Dieses Mal half ich meiner Mutter sogar mit dem Mittag. Etwas besseres hatte ich ja eh nicht zu tun. Das einzige was noch passierte war, ich hatte die Suppe versalzen. Die Rückfahrt war genau so schlimm, wenn nicht noch schlimmer, wie die Hinfahrt. Da wir im Stau gesteckt hatten kamen wir erst gegen 18 Uhr nach hause. Und die Fahrt war einfach viel zu anstrengen als das ich mich jetzt noch auslachen lassen könnte. Auch an diesem Abend tat ich nicht mehr viel. Da alle da waren aßen wir gemeinsam Abendbrot und danach verzog ich mich in mein Zimmer. Ich war schon komplett fertig fürs Bett, lag auch schon drin und sah noch etwas fern. Es lief nichts besonderes. Also entschied ich mich eine halbe Stunde später Musik zu hören. Ich stellte meine Anlage an, drehte sie etwas leiser, legte mich hin und schlief recht schnell ein. Kapitel 14: Die Hölle der 5 kehrt zurück ---------------------------------------- Montag: Wie ich diesen Tag hasste. Sobald er angefangen war gab es kein zurück mehr. Ich würde auch den Rest der Woche über mich ergehen lassen müssen. Dieser Tag war einfach nur die Hölle. Er zog sich endlos und immer neue Tücken hielten sich bereit. Und garantiert war heute einer dieser Montage die ich für den Rest meines Lebens verfluchen würde. Heute bekamen wir die Aufgaben für unsere Wochenausarbeitung. Wochenausarbeitung ist ein schulischer Begriff für Sklaventrieb. Du bekommst ein Thema und hast bis zum Ende der Woche zeit eine umfangreiche Ausarbeitung daraus zu machen. Was würde das im Kurzen für mich bedeuten? Keine freien Nachmittag, schuften bis Donnerstag und mir das Gelaber meiner unerträglichen Familie anhören. Wenn ich denn mal Zeit zum arbeiten fand würde ich mich nicht wirklich konzentrieren können und wenn ich es dann mal konnte würde ich gestört werden. Mehr gab es dazu nicht zu sagen. In der Pause wurde über die Themen getratscht und in den Stunden hieß es klappe halten. Nichts leichter als das. Deshalb würde sich wohl jeder vorstellen können wie unheimlich froh ich war endlich zu hause zu sein. Warum ich das gewesen war wusste ich allerdings nach 2 Stunden nicht mehr. Wie bereits gesagt spannte mich meine Mutter in Hausarbeit ein und wenn ich dann mal 5 Minuten nichts zu tun hatte kam der Giftzwerg. Im Groben brachte der Montag für mich keine großen Erneuerungen und keine Erkenntnisse. Völlig erledigt und kein bisschen an meiner Wochenausarbeitung gearbeitet fiel ich an diesem Abend ins Bett. Dienstag: Sportfest. Wie ich mich auf diesen Tag gefreut habe. Perfektes Wetter, tolle Stimmung und Platz 1 in der Klassenwertung. Was kann es schöneres geben?! Rein rhetorische Frage. Oder doch ironisch? Von mir aus auch beides. Ich hatte von beginn dieses Tages an keinen Bock mehr. Gelangweilt ging ich zur Schule, nahm an den Disziplinen teil und ging dann wieder nach Hause. Da der Giftzwerg und meine Eltern nicht da waren hatte ich Zeit an meiner Wochenausarbeitung zu schreiben. Die ersten 2 Stunden war ich voll und ganz in meine Arbeit vertief doch danach nahm die Konzentration nach und nach ab. Als dann gegen 18 Uhr der Rest der Familie nach hause kam war es ganz vorbei. Wie schon am Tag davor durfte ich meiner Mutter beim Abendbrot helfen. Nach dem wir dann alle zusammen gegessen hatten machte ich mich im Bad fertig und ging in mein Zimmer. Ich lag schon im Bett und hörte Musik, natürlich hatte ich genug Zeit zum nachdenken. Sobald ich diese Woche überstanden hatte wäre der größte Stress überstanden. Ich würde nur noch eine Woche und dann noch 3 Tage Schule haben. Am Freitag war Zensurenschluss und in der letzten Woche würden wir sowieso nicht mehr viel machen. Die Prüfungen waren auch schon so gut wie erledigt. Nach den letzten 3 Tagen in der darauf folgenden Woche würde ich den Donnerstag frei haben und am Freitag meine letzte Prüfung. Natürlich würde ich auch am Donnerstag keine Zeit haben da ich lernen musste. Und den Mittwochabend würde ich auch zum lernen nutzen. Dann hätte ich 2 Wochen frei, dann am Montag Zeugnisausgabe und dann wäre ich fertig. Dann wären Sommerferien. Noch 3 Wochen das war ja wohl zu schaffen. Auch an diesem Abend schlief ich schnell ein. Mittwoch: Der Tag nach dem Sportfest. Horror. Da konnte man wieder sehen wie sich die Klassen untereinander verhielten. Natürlich waren wir die Außenseiter. So war das immer mit den Besten. Wir wurden beschimpft, runtergemacht und blöd angequatscht. So war das nun mal. So war es schon immer und dagegen konnte man auch nichts machen. Doch wogegen man etwas hätte machen können waren die Missverständnisse die dadurch auftauchten. Irgendwelche Idioten setzten irgendwelche Gerüchte in Umlauf und die meisten glaubten das auch noch. Das war der Grund für die heftige Auseinandersetzung zwischen mir und einer meiner besten Freundinnen. Ich versuchte ihr zwar klar zu machen das nicht stimmte was erzählt wurde, doch als mir dann auch noch meine andere Freundin in den Rücken fiel gab ich es auf. Ich verzog mich ins Schulgebäude und wartete das der Tag endlich herum ging. Total fertig kam ich dann auch zu hause an. Nicht auf das vorbereitet was mich erwartete. Mein Vater war nicht da, Mamas kleiner Liebling musste eine Hausarbeit anfertigen, hatte aber gleichzeitig Fußballtraining. Natürlich hatte er sich diese Arbeit durch schlechtes Verhalten eingebrockt. Und natürlich war auch klar wer sie machen durfte. Da der arme, kleine Kerl ja zum Training musste und ich ja nichts besseres zu tun hatte. Nur halbherzig erledigte ich diese Aufgabe und setzte mich dann an meine eigene Arbeit. Und wieder war die Konzentration verschwunden. Heute würde ich nicht beim Abendbrot helfen. Ich schloss mich in mein Zimmer ein und drehte die Anlage auf max. Das beste daran war, es war immer noch die CD von Bullet for my Valentine drin. Ich konnte mir denken das an der Tür geklopft oder gehämmert wurde. Doch das ging alles in der Musik unter. Das allerbeste an diesem Tag war, ich schlief sogar dabei ein. Irgendwann 23 Uhr wurde ich wach und merkte das die Musik aus war. Man hatte mir den Strom abgedreht. War ja nicht weiter schlimm. Ich drehte mich um und schlief weiter. Donnerstag: Der vorletzte Tag. Aber gleichzeitig der letzte Tag an dem ich den Abend nicht frei hatte. In der Schule saß ich alleine auf einer Bank im Innenhof und hörte Musik. Meine Wochenausarbeitung hatte ich mir mitgenommen. Irgendwann musste ich sie ja schließlich zu ende kriegen. Und da ich sie morgen abgeben musste blieb mir nur der heutige Tag. Da ich aber genau wusste das heute der Frauenabend meiner Mutter war konnte ich den Abend vergessen. Am Nachmittag würde der Giftzwerg mich nerven. Mir blieb also nur die Pause. Da war es recht gut das wir 45 Minuten Pause hatten. Ich schaffte fast den ganzen Rest. Ich würde mir zu hause noch eine halbe Stunde nehmen müssen, dann wäre ich fertig. Da ich heute 8 Stunden hatte kam ich erste 16 Uhr nach hause. Die Vorbereitungen für den Abend waren in vollem Gange. Und wie nicht anders zu erwarten wurde ich auch sogleich mit eingespannt. Als dann gegen 20 Uhr die Frauen kamen wurde ich ihn mein Zimmer geschickt. Sie hörten irgendwelche alte Musik, man konnte es fast gar nicht als Musik bezeichnen. Und sie schrieen und lachten und krähten herum. Ich versuchte das ganze mit meiner Musik zu übertönen. Vergebens. Wieder wurde mir der Saft abgedreht. Also versuchte ich mit letzter Mühe meine Arbeit zu ende zu bringen. Dann machte ich mich fertig fürs Bett und verbrachte die nächsten 4 Stunden mit dem kläglichen Versuch einzuschlafen. Als 2 Uhr die letzten das Haus verlassen hatten gelang es mir endlich. Freitag: Da ich nicht viel Schlaf bekommen hatte und mein Körper nicht richtig darauf vorbereitet war hatte ich natürlich verschlafen. In der Eile die mich durch das Haus trieb vergaß ich so einiges. In der ersten Stunde fiel mir auf das darunter auch meine Wochenausarbeitung war. Na super. Eine Woche lang hatte ich versucht das beste daraus zu machen und dann ließ ich sie liegen. Als ich den Lehrer fragte ob ich sie ihm vielleicht nachreichen konnte bekam ich ein schlichtes nein und eine 6 ins Notenheft. Die Pause verbrachte ich wieder allein im Innenhof, vollkommen in meine Musik vertieft. Irgendwann bemerkte ich dann eine Hand vor meinem Gesicht. Was war denn jetzt los? Verwundert sah ich meinen Lehrer an. Er bedankte sich bei mir das ich ihm die Arbeit in sein Fach gelegt hatte und sagte mir das er meine Note sofort gestrichen hatte. Was? Aber ich hatte ihm die Arbeit doch gar nicht gegeben. Ich wusste genau sie würde jetzt zu hause auf meinem Schreibtisch liegen. Wer sollte denn? Liam. Quatsch. Ich konnte ihm doch nicht alles zuschieben. Ich würde ihn nachher einfach fragen. Falls ich im Stande war zu ihm zu gehen. Vielleicht würde ich auch erst am Samstag zu ihm gehen. Schließlich fehlte mir jede menge Schlaf. Ich würde entscheiden wenn ich zu hause war. Kapitel 15: Danke Dad --------------------- Zu hause wurde ich schon erwartet. Mein Vater hatte eine kleine Überraschung für mich. Er hatte bemerkt wie die Woche gewesen und wie ausgepowert ich war. Er hatte sich den Abend frei genommen da er wusste das meine Mutter auch zu hause sein würde. Meinen Bruder hatte er übers Wochenende bei einem Freund einquartiert und für meine Mutter und ihn hatte er einen „romantischen“ Abend in einem Hotel geplant. Sie würden also auch nicht vor Sonntag zurückkommen. Genial. Mein Vater war einfach der Beste. Ich würde das ganze Wochenende sturmfrei haben. Ich könnte also ungestört zu Liam und könnte so lange bleiben wie ich wollte. Besser ging es doch gar nicht. Die Frage war nur, was würde ich jetzt machen? Würde ich sofort, wenn mein Bruder und meine Eltern verschwunden waren, zu ihm gehen? Oder würde ich heute früh ins Bett gehen und erst mal ausschlafen damit ich wieder zu Kräften kam? Das Ekel war bereits verschwunden also verzog ich mich in mein Zimmer um über diese Frage nachzudenken. Ich lag schon eine Stunde im Bett, es war gerade 18 Uhr da kam meine Mutter in mein Zimmer. Einfach so, ohne zu klopfen. Das ging doch nicht. Genervt setzte ich mich auf und sah sie an. Sie wollte ja nur bescheid sagen das ich jetzt alleine war und wollte mir ein schönes Wochenende wünschen. Sie hatte ja auch gemerkt wie anstrengend die Woche für mich gewesen war und hatte deswegen dem Vorschlag meines Vaters zugestimmt. Sie war ja selber schon am überlegen wie sie mich neu motivieren könnte. Wahrscheinlich hätte ich von ihr eine ihrer veralteten Gesichtsmasken bekommen. Mit dem Kommentar wie schrecklich ich ja aussah und das ich dringend etwas unternehmen müsste um das zu ändern. So eine Maske würde da Wunder wirken. Da konnte ich getrost drauf verzichten. Als sie dann endlich wieder ging kam mein Vater zu mir. Er setzte sich zu mir ans Bett und redete kurz mit mir. Er hatte außer dieser 2 großen Maßnahmen noch einige Vorkehrungen getroffen. Wie etwa der Vorrat an Chips im Barfach, für den Fall das ich Freundinnen einladen wollte, oder der Unmengen an Cola, ebenfalls für solches. Und noch ein paar Kleinigkeiten. Darüber freute ich mich sehr, allerdings wusste ich nicht ob ich das alles brauchen konnte. Cola war nichts für Liam das hatte ich ja schon bemerkt und Chips? Hm. Wenn er keine Cola trank würde er wahrscheinlich auch keine Chips essen. Einen Versuch war es aber wert. Ich bedanket mich ganz lieb bei ihm, umarmte ihn, gab ihm einen Kuss auf die Wange und dann ging er wieder. 5 Minuten später hörte ich wie das Auto vom Hof fuhr und wie ich mich wohler fühlte. Endlich würde ich Musik hören können ohne das mich jemand daran hinderte. Also stellte ich die Anlage an, drehte auf max. und legte mich wieder hin. Die Verlockung einzuschlafen war sehr groß. Nur mit Mühe konnte ich mich davon abhalten. Ich musste ja schließlich darüber nachdenken wie ich mein Wochenende verbringen wollte. Eigentlich war das gar keine Frage, die Antwort war Sonnenklar. Wäre da nicht diese unerträgliche Müdigkeit gewesen. Doch hatte mein Vater nicht gerade eben noch von Cola gesprochen? Ich wusste doch wie ich auf Cola reagierte wenn ich zu viel davon trank. Also ging ich vor, schnappte mir eine Flasche Cola, ließ mich von meiner Musik umhüllen und kippte die ganze Flasche hinter. Natürlich nicht in einem Zug, aber länger als 10 Minuten würde ich nicht brauchen dürfen. Die Folgen waren eine halbe Stunde lang dringender Toilettenbesuch und danach Schlaflosigkeit. Praktisch als hätte ich Drogen genommen. Na gut ich war nicht in einem berauschten Zustand und ich fühlte mich nicht schwerelos oder solches, aber ich war aufgeputscht. Schlaf würde ich erst einmal nicht brauchen. Und da ich total müde gewesen war blieb auch der jetzt unerwünschte Nebeneffekt von Aufgedrehtheit aus. Während ich also darauf wartete das ich endlich auf Toilette musste packte ich dies und das in meine Tasche und machte mich komplett fertig. Da ich jetzt 1.5 Liter Cola intus hatte würde ich so schnell nicht schlafen, es würde also eine etwas längere Nacht werden. Vorausgesetzt er hatte nichts dagegen. Doch was sollte er bitte dagegen haben? Wer mitten in der Nacht eine Tür reparieren konnte, der konnte auch das. Eine Stunde später war ich fertig. Der drang die Toilette aufzusuchen hatte sich gelegt, ich hatte alles gepackt, umgezogen war ich auch. Ich war also fertig. Für den Fall, das die Wirkung doch etwas nachlassen sollte steckte ich noch eine Flasche Cola ein und dazu 2 Tüten Chips. Er würde nicht drum rum kommen. Mittlerweile war es also 20 Uhr, genau richtig um rüber zu gehen. Ich zog mir meine Schuhe an, schnappte mir meine Tasche, schloss hinter mir ab und ging über den Hof zum alten Haus. Ein Wunder war, das es nicht regnete. Hatte mich das Wetter etwa hier hinein getrieben und dort festgehalten solange bis ich freiwillig dort war? Ja klar. Und auch auf so etwas konnte wieder nur ich kommen. Na ja, was soll's. Ich betrat die Eingangshalle, schloss hinter mir die Tür und durchquerte besagte. Dann ging ich die Treppe hinauf, betätigte das Holzstück, woraufhin sich die Tür öffnete, trat ein, drückte auf den Kopf und wartete bis die Tür wieder geschlossen war. Das es hier immer so dunkel sein musste. Aber wenn er nun mal kein elektrisches Licht mochte, dagegen konnte ich auch nichts tun. Als ich die Treppe hoch ging bekam ich ein leichtes Kribbeln im Bauch. War das Vorfreude? Wahrscheinlich. Doch oben angekommen verpuffte dieses Gefühl wieder. Er war nicht da. Er war nicht da? Wieso war er nicht da? Ich sah mich noch einmal genau um, konnte ihn aber nicht finden. Er war also wirklich nicht da. Na ja, ich könnte mich jetzt weiter darüber beschweren oder etwas aus der ganzen Sache machen. Mir war es definitiv zu dunkel hier. Ich wollte ihn ja auch sehen. So konnte es also nicht bleiben. Ich wusste nicht wie viel Zeit mir bleiben würde bis er kam, aber ich entschied mich noch einmal rüber zu gehen. Ich legte meine Tasche ab, nahm den Schlüssen und ging. Die Treppe hinunter, durch die Tür, die nächste Treppe hinunter und durch noch eine Tür. Dann überquerte ich den Hof und betrat unser Haus. Schnell ging ich ins Wohnzimmer und durchsuchte die Schränke. Irgendwo hier bewahrte meine Mutter doch ihre ganzen Kerzenständer und Kerzen auf. Ach, da waren sie ja. Ich entschied mich für 2 etwas größere Kerzenständer mit je 6 Kerzen und 2 kleine Kerzenhalter für je eine Kerze. Das ganze packte ich dann in eine Tüte und suchte die Passenden Kerzen aus einem anderen Schrank. Ganz sicher würde ich keine von diesen Erdbeere- oder Kirsche- Duftkerzen nehmen. Honig gefiel mir ganz gut. Natürlich würde ich es nicht übertreiben. Von den 14 Kerzen die ich brauchte waren 2 Duftkerzen, der Rest bestand aus ganz normalen weißen Kerzen. Als ich alles in der Tüte verstaut hatte überlegte ich ob ich vielleicht noch irgendetwas hatte das ich benutzen könnte. Vielleicht so ein Duftparfüm fürs Bad? Bei der Vorstellung musste ich grinsen, nahm die Tüte und machte mich auf den Weg nach drüben. Auch dieses Mal war er nicht da als ich an kam. Gar nicht schlimm. So konnte er mich nicht davon abhalten hier etwas Licht zu machen. Er hatte ja nur gesagt elektrisches Licht würde ihn stören. Was ich sonderlich komisch fand. Na ja, jedem das seine. Einen der großen Kerzenständer stellte ich auf den Glastisch und bestückte ihn mit einer Duft- und 5 normalen Kerzen. Die Fenster waren zwar mit Brettern vernagelt, aber es gab trotzdem noch Fensterbretter nach innen. Warum das so war wusste ich nicht. Vielleicht war das in alten Häusern und früher so gewesen. Einmal rechts und einmal links neben dem Sofa, auf den Fensterbrettern platzierte ich die kleinen Kerzenhalter und bestückte auch diese mit je einer normalen Kerze. Dann griff ich nach der Tüte mit dem restlichen Inhalt und ging zur Treppe. Der Boden war total eben, wenn man bedachte in welchem Zustand sich das Haus befand recht eigenartig. Rund um den Absatz der Treppe war ein etwas größerer leerer Bereich. In die Mitte, auf den Boden, stellte ich den Kerzenständer, steckte die Kerzen in die Halterungen und sah mich dann um. Gut, jetzt hatte ich Kerzen, doch immer noch kein Licht. Wie dumm war ich eigentlich? Hol mir Kerzen aber kein Feuerzeug oder Streichhölzer. Dann sah ich mir die Kerzenständer noch einmal an. Ich konnte unmöglich das Kerzenwachs auf die Glasplatte des Tisches laufen lassen. Genau so wenig wie ich den Boden damit versauen konnte. Letztendlich konnte ich auch die Fensterbretter nicht damit beschmutzen. Also drehte ich mich um, lief die Treppe hinunter und noch einmal rüber. Dieses Mal im Schlafzimmer suchte ich nach Deckchen oder solchem. 10 Minuten später hatte ich dann auch wirklich alles was ich brauchte. 4 halbwegs ansehnliche Deckchen und ein Feuerzeug. Motiviert jetzt endlich alles zu haben ging ich wieder rüber. Darauf bedacht von niemandem gesehen zu werden. Aller guten Dinge sind 3. Folglich würde ich zum letzten Mal an diesem Abend hier hoch kommen. Die Tüte verstaute ich in meiner Tasche, stellte die Flasche Cola neben das Sofa, ich hatte auch an eine Schale für die Chips gedacht, füllte also die Chips in die Schale und stellte sie auf den Tisch. Dann nahm ich die Deckchen und verteilte sie unter die Kerzen. Ich wollte endlich mein Werk bestaunen, also griff ich mir das Feuerzeug und zündete die ersten Kerzen an. Ich begann mit denen auf dem Tisch, dann die auf den Fensterbrettern und zum Schluss die vor der Treppe. Jetzt war alles in gedämpftes Licht getaucht. Es sah richtig gut aus und es passte zu diesem Raum. Sofort stieg auch der leichte Honigduft in die Luft. Es war wirklich nicht zu viel, nur eine ganz kleine Note. Es war gut. Hm. Ob das bei meinen Eltern wohl so ähnlich aussah? Grinsend ging ich zum Sofa und setzte mich. Sie hatten ja ein „romantisches“ Wochenende vor sich. Oh. So sollte es hier eigentlich nicht aussehen. Oh. Was, wenn er dachte ich würde damit irgendetwas beabsichtigen? Upps. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Zu meinem Glück, denn so wusste ich das ich nichts damit bezweckte. Und das tat ich ja wirklich nicht. Ich saß also auf dem Sofa, aß ein paar Chips und sah mich um. Langweilig. Ich brauchte Musik. Aber jetzt MP3-Player hören ist auch scheiße. Dann merk ich nicht wann er kommt. Und dann sah ich seinen Computer. Ich würde ja nicht an seine Dateien gehen. Und selbst wenn, wenn es wichtige waren dann würde er das ganze Sicher mit einem Passwort schützen. Ich könnte mich also über Gast anmelden und einfach die Musik die ich auf meinem MP3-Player hatte rüberziehen. Er hatte sogar 2 Boxen neben dem Computer stehen. Ob er wohl selber Musik drauf hatte? Ich könnte ja einfach mal nachsehen. Und was wenn er es nicht gut fand? Ich würde einfach nur bei Gast draufgehen. Ob er selber auch Musik hatte konnte er mir dann ja selber zeigen. Also stand ich auf, meinen MP3-Player bereits in der Hand und ging zum Computer. Das Anschalten war ja noch keine große Herausforderung, aber alles weitere verwirrte mich. Was bitte war das denn für ein Computer? Das konnte doch kein Mensch lesen. Und wie bitte sollte das Funktionieren? Vertieft in das, was sich auf dem Bildschirm befand merkte ich nicht das jemand die Treppe hoch kam. Erst als dieser jemand hinter mir stand bemerkte ich es. Oh. Ja, das nennt man wohl auf frischer Tat ertappt. „Na, kommst du nicht klar?“ Autsch. Das war genau das was ich nicht erwartet hatte. Er schien überhaupt nicht sauer zu sein, eher belustigt, so wie er es immer war. „Äh... na ja. Nicht wirklich.“ Was anderes als es zuzugeben blieb mir nicht übrig. „Und was hast du vor?“ „Na ja, ich wollte Musik hören. Deswegen wollte ich meine Musik auf deinen Computer machen.“ Ich saß immer noch auf dem Stuhl und sah den Bildschirm an. Ich hatte mich nicht getraut mich umzudrehen. „Mit Latein kannst du nicht viel anfangen ich weiß.“ Er beugte sich etwas über mich, drückte eine Taste auf der Tastatur und der Bildschirm wurde schwarz. Wenige Sekunden später erschien das Bild wieder, dieses Mal in Deutsch. Damit konnte ich etwas anfangen. Doch hier gab es kein Gastverzeichnis. So ein dummer Computer. „Warum hast du denn kein Gastverzeichnis?“ „Wozu brauch ich denn so eins? Ich hab doch nie Gäste.“ Stimmt. Autsch. Das tat schon wieder weh. Ich war wirklich selten dämlich heute. Und sein Konto war Passwortgeschützt. Schnell tippte er das Passwort ein und der Computer begann zu arbeiten. Hatte ich das gerade richtig gesehen? Hatte er da etwa meinen Namen eingetippt? Schwachsinn. Warum sollte er den auch als Passwort verwenden. Egal. Als ich merkte das er sich von mir entfernte rutschte ich ein Stück vom Schreibtisch weg, steckte den USB-Anschluss an den Computer und übertrug die Musik. Dann zog ich ihn wieder ab, stellte die Musik an, drehte etwas leiser, da ich mich ja mit ihm unterhalten wollte, und setzte mich auf das Sofa. Er saß bereits in einem der Sessel und sah sich um. Nachdem ich alles verstaut hatte sah ich ihn an. „Du meintest ja nur elektrisches Licht da dacht ich mir...“ „Es sieht gut aus und man kann alles sehen.“ Okay. Hatte ich irgendetwas verpasst? War irgendetwas passiert und ich wusste wieder mal nichts davon? „Die Woche war nicht so besonders oder?“ „Hm.“ Natürlich wusste er was alles passiert war. Ich nahm mir ein paar Chips und sah ihn wieder an. „Du kannst dir auch welche nehmen.“ „Nein danke ich hab gerade gegessen.“ Er lächelte kurz und ließ dann seinen Blick wieder durch den Raum wandern. Er hatte also gerade gegessen. Okay. Das war der Grund warum er nicht hier war. Er war ja immer irgendwo anders essen. Gut, dann eben nicht. „Wo wir gerade bei der Woche sind, du weißt nicht zufällig wie meine Wochenausarbeitung in das Fach von meinem Lehrer gekommen ist?“ Und schon sah er mich unschuldig an. „Nein, weiß ich nicht. Wieso?“ „Ach, na ja. Ich hatte sie heute vergessen und dann lag sie bei ihm im Fach. Ich hatte sie ihm nicht gegeben und von meiner Familie war es auch keiner. Bleibst ja eigentlich nur noch du.“ Es hört sich an wie ein normaler Gedankengang und so sollte es aus sein, um die Wirkung zu verstärken schob ich mir noch ein paar Chips in den Mund. Dann sah ich ihn wieder an. „Ist ja schon gut. Ja ich hab da eine Kleinigkeit gedreht.“ Gedreht? „Wie gedreht?“ „Wie gesagt, ich zeige mich nicht in der Öffentlichkeit. Außer wenn ich dadurch nicht mit dir in Verbindung gebracht werden kann.“ Zug fahren zum Beispiel. „Und wie hast du das dann angestellt?“ „Ich hab meine Beziehungen, das reicht aus.“ „Hm, gut. Dann, danke.“ „Bitte.“ Kurz musterte er die Cola die neben dem Sofa stand und sah mich dann an. „Dein Vater hat also das Haus leer geräumt damit du dich erholen kannst.“ Wieder war es keine Frage sondern eine Feststellung. „Ja.“ „Und was machst du dann hier?“ In seinen Augen wurde das Feuer gespiegelt und das rot in ihnen schimmerte. Komisch. Es sah so aus als ob das Rot heute noch intensiver war als sonst. „Ich erhole mich?“ Kurz grinsten wir beide, dann wurde wieder alles still. Irgendwie war heute die Luft raus. Ich wusste einfach nicht über was ich mit ihm reden sollte. Man, das war zum verrückt werden. Ich hatte den ganzen Abend, wenn nicht sogar die ganze Nacht und den ganzen nächsten Tag und ich wusste nicht über was ich reden sollte. „Aber sag mal, du hasst doch vorhin nicht wirklich die ganze Flasche ausgetrunken oder?“ „Äh... doch.“ „Okay. Na ja, ich bin gegangen als du angefangen hast dich fertig zu machen. Ich hatte Hunger und wollte schnell noch essen bevor du kamst. Deswegen hab ich das nicht mitbekommen. Aber eine ganze Flasche? Das wirkt doch wieder stundenlang.“ Ich grinste. „Ja, genau das sollte es ja auch tun. Ich war vorhin so müde, hätte ich da nichts getrunken würde ich jetzt schlafen.“ „Was besser gewesen wäre. Du brauchst Schlaf. Da hilf Cola nicht. Die macht dich zwar für ein paar Stunden wieder fit, aber danach bist du fertig.“ „Hm. Dann bin ich eben dann fertig. Das wird auch erst morgen sein. Und dann kann ich ja schlafen. Ich wollte heute Abend hier sein.“ „Was du ja jetzt auch bist.“ „Ja.“ Super. Und schon wieder Schweigen. Gab es denn nichts anderes? Musste dieser Abend wirklich so aussehen? „Du sag mal, kann man auf deinem Computer auch DVD gucken?“ „Ja klar. Warum, möchtest du einen Film gucken?“ „Wenn es dir nichts ausmacht.“ „Von mir aus. Welchen möchtest du denn sehen?“ Oh Gott, die nächste Frage auf die ich keine Antwort wusste. Welchen Film sah man, wenn man mit einem 17 Jährigen, dazu bei Kerzenlicht, alleine war? Wobei mir das Kerzenlicht relativ egal war. „Ich geh rüber und hol einen Film okay?“ „Soll ich mitkommen?“ „Wenn du willst.“ Ich stand schon auf und ging zur Treppe da stand er wieder neben mir. „Ich kann doch nicht verantworten das du irgendeine Schnulze mitbringst.“ Was sollte das denn jetzt heißen? Das ich so was wie ein weibliches Weichei war? Das ich nur Schnulzen sah. „Und wer sagt das nicht du eine aussuchst?“ Das ging den ganzen Weg so weiter. Vor dem DVD-Schrank in meinem Zimmer standen wir 20 Minuten und stritten darüber, welchen Film wir uns ansehen sollte. Natürlich war es kein richtiger Streit, eher ein kleiner Machtkampf. Gewonnen hatte natürlich ich. Wer sonst? Wir waren schließlich in meinem Zimmer, ich kannte also alle Tricks und wusste wie ich mich durchsetzen konnte. Und nein, wir sahen keine Schnulze, von denen es in meinem Schrank reichlich gab. Wir sahen irgendeinen anderen Film. Keine Ahnung welchen und keine Ahnung wie der in meinen Schrank gelangt war. Als wir wieder bei ihm waren fiel mir auf das der Computer doch sehr weit weg vom Sofa stand. Ich hatte nicht wirklich Lust mich auf einen Stuhl zu setzen. Was? Das musste ich auch gar nicht? Okay, wie ging das denn? Von hier würde ich nichts erkennen. Er hatte mir den Film aus der Hand genommen und mich aufs Sofa geschickt. Neugierig sah ich ihm zu wie er ein Gerät unter dem Schreibtisch hervor zog. Dann nahm er den Stuhl, stellte ihn mitten in den Raum, stieg hinauf und zog etwas von der Decke. Dort oben hing eine große, weiße Rolle. Er zog sie auf und den Faden an dem er gezogen hatte befestigte er am Boden. Mir schien als war dort ein kleiner Nagel um den er das Band wickelte. Es war doch etwas kräftiger als ein Faden. Vor mir war eine große Leinwand entstanden. Dann musste das, was er unter dem Schreibtisch hervorgezogen hatte ein Projektor sein. Schlau gelöst. Er schloss den Projektor an den Computer an, richtete ihn aus, legte die DVD ein und startete den Film. Das ganze ergab ein erstklassiges, großes Bild. Da er sich in einen der Sessel setzte machte ich es mir auf dem Sofa gemütlich. Die Hälfte des Filmes sah ich ganz gebannt an. Dann legte ich mich auf das Sofa, es war viel bequemer. Langsam merkte ich wie die Wirkung der Cola nachließ. Mehrfach fielen mir die Augen zu und von dem Film bekam ich auch nur noch die Hälfte mit. Wie lange das so ging konnte ich nicht sagen. Vielleicht war es eine halbe Stunde, vielleicht aber auch nur 10 Minuten. Schlussendlich siegte die Erschöpfung und ich schließ dort, auf seinem Sofa, ein. Kapitel 16: Traum ----------------- Irgendetwas ließ mich leicht zusammenschrecken und riss mich aus dem Schlaf. Wach war ich nicht, ganz sicher nicht. Wäre ich wach gewesen hätte ich meine Augen sofort aufbekommen. Ich musste also noch im Halbschlaf sein. Nicht ganz wach, aber auch nicht mehr vollkommen schlafend. Und da war es schon wieder. Ich spürte etwas kaltes an meiner Schläfe. Ich dachte natürlich ich würde Träumen, also beachtete ich es nicht weiter und konzentrierte mich darauf meine Augen zu zu lassen. Doch es hörte einfach nicht auf. Erst jetzt merkte ich das es eine Hand war. Es waren mehr die Finger der Hand, die leicht über mein Gesicht strichen und ihre Spuren hinterließen. Kalte Spuren. Das war es wahrscheinlich auch, was mich zusammenschrecken ließ. Immer wieder spürte ich diese leichten, zarten Berührungen. Als mir eine Strähne meiner Haare ins Gesicht viel hob ich meine Hand an und wischte sie nach hinten. Dann zog ich meine Hand wieder an meinen Körper, kuschelte mich wieder in das, worauf ich lag und konzentrierte mich auf die Berührungen. Die kalten Spuren bedeckten jetzt mein ganzes Gesicht. Ich hatte mich bereits daran gewöhnt als ich wieder leicht zusammenzuckte und etwas zitterte. Ich spürte wie die Finger meinen Unterkiefer hinunter zu meinem Hals glitten. Sanft wurden meine Haare nach hinten gelegt. Vorsichtig, wie ich bemerkte, glitten die Fingerspitzen meinen Hals hinunter, das Schlüsselbein entlang bis in die Mitte wo es sich mit dem zweiten Schlüsselbein verband. Genau so leicht und vorsichtig glitten sie wieder zurück und dann zu meinem Schulterblatt. Ich merkte wie mein Oberteil an dieser Seite leicht über den Arm gezogen wurde, so das meine Schulter und das Schulterblatt frei waren. Es fühlte sich alles so gut an. Ich wollte meine Augen nicht öffnen da ich fürchtete es könnte aufhören. Ich genoss es einfach. Und dann spürte ich etwas weiches auf meiner Schulter. Ganz zart und vorsichtig wurde jeder Zentimeter meiner Schulter mit Küssen bedeckt. Auch die Lippen waren kalt und hinterließen ihre Spuren auf meiner Haut. Langsam bewegten sich die Küssen zu meinem Hals. Immer zaghafter und vorsichtiger legten sich die Lippen auf meine Haut. Bis sie dann an meinem Hals angekommen waren. Ich konnte hören wie die Luft an meinem Hals eingesogen wurde. Dann spürte ich eine Nasenspitze. Sie fuhr meinen Hals entlang zu meinem Ohr und vergrub sich dort in meine Haare. Wieder wurde die Luft scharf eingesogen. Jetzt konnte ich es nicht nur hören, ich spürte auch den Atem auf meiner Haut. Wieder wurden sanft einige Küsse auf meinen Hals platziert. Langsam öffnete sich der Mund und ich spürte etwas spitzes. Waren das etwa Zähne? Doch so spitze Zähne hatte doch keiner. Leicht wurde über die Haut an meinem Hals gekratzt und wieder hörte ich das die Luft scharf eingesogen wurde. Irgendetwas in mir begann sich zu wehren. Das, was da passierte, war nicht richtig. Ich musste etwas dagegen tun. Ich kniff meine Augen zusammen und begann mich zu drehen. Es musste funktioniert haben. Dort war nichts mehr. Nichts, das meinen Hals berührte, nichts das über meine Haut strich, nichts das meinen Duft einsog. Plötzlich spürte ich wie sich der Boden unter mir verlor. Da waren nur noch 2 Arme. Einer der um meinen Oberkörper geschlungen war und mich an einen anderen Oberkörper drückte und einer der meine Beine hielt. Da war jemand. Ich wusste nur nicht wer. Doch ich wusste das die Nähe nicht beängstigend war. Ich zog meine Arme zwischen meinem und dem anderen Körper heraus und legte sie um den Hals der Person die mich trug. Dann kuschelte ich mich an die starke Brust. Meine Hände glitten über kalte Haut. Sie war genau so kalt wie die Finger und die Lippen die mich berührt und geküsst hatten. Wie es wohl wäre wenn nicht ich von etwas kaltem geküsst wurde, sondern ich diese kalte Haut küsste? Ich überlegte gar nicht lange. Wie auch. Ich schlief ja noch fast. Ich vergrub mein Gesicht zwischen Hals und Schulter dieser Person. Als ich einatmete roch ich etwas köstliches. Es roch so gut. Einen solchen Geruch hatte ich noch nie zuvor gerochen. Dann legte ich sanft meine Lippen an seinen Hals. Es fühlte sich komisch an, doch im selben Moment kribbelte alles in mir. Mir wurde auf einmal so kalt das ich mich noch mehr an ihn schmiegte. Doch von ihm bekam ich keine Wärme. Leicht benebelt von diesem Geruch fiel ich wieder etwas tiefer in den Schlaf. Erst als ich auf etwas weiches gelegt wurde bemerkte ich wieder etwas. Ich lag zwar, doch meine Arme waren immer noch um seinen Hals geschlungen. Zwei Hände glitten meine Arme entlang zu meinen Händen und lösten sie von einander. Mein Kopf wurde auf ein Kissen gelegt und meine Haare nach hinten gestrichen. Dann wurde eine Decke über mich gelegt und ich vergrub mich in ihr. Ich spürte wieder diese kalten Finger an meiner Wange und sie drückten meinen Kopf leicht nach oben. Das letzte was ich spürte waren diese zarten, weichen Lippen auf meinen. Die Müdigkeit packte mich und ich verlor jedes Gespür für irgendetwas. Gott. Was war das denn für eine Nacht? Hatte die Cola etwa solche Nachwirkungen? Nein, bestimmt lag das nicht an der Cola. Mein Nacken tat weh und ich konnte mich zu erst auch sonst kaum bewegen. Als ich langsam wieder in Bewegung kam streckte ich mich und dehnte meinen Hals etwas. Ich musste falsch gelegen haben. Ich griff mit meinen Händen an meinen Hals und tastete ihn leicht ab. Was war das? An manchen Stellen war mein Hals total kalt. Prüfend fuhr ich weiter über meine Haut. Mein Gesicht entlang und über meine Schultern. Hatte ich irgendetwas verpasst? Wieso war ich denn an manchen stellen so kalt? Komisch. Ich konnte mich an nichts erinnern. Ich musste doch aber wissen was passiert war. Ich ging den gestrigen Tag in Gedanken noch einmal durch. Schule war nicht wichtig, sicher war da nichts passiert das diese Folgen hatte. Ich kam also nach hause, erfuhr das ich das Wochenende für mich hatte, dachte etwas nach, machte mich dann fertig und ging rüber. Ich hatte mehrere Probleme mit dem Licht deswegen war ich noch 2 mal hier. Dabei fiel mir auf das ich mich in meinem Zimmer befand. Dann hatten wir Musik gehört, geredet und uns dann einen Film angesehen. Was hatten wir noch mal gesehen? Ich wusste nicht mehr welcher Film es war. Wie war er ausgegangen? Ich wusste es nicht. War ich etwa eingeschlafen? Schon möglich, die Cola hatte nachgelassen. Daher wahrscheinlich der Schmerz in meinem Nacken. Und was war dann? Wie war ich hier her gekommen? Ich versuchte mich zu konzentrieren und dachte angestrengt nach. Nein. Ich riss meine Augen auf und saß im nächsten Moment kerzengrade im Bett. Das konnte doch nicht wirklich... Das war nicht... Wie konnte das passiert sein? Hatte er etwa... Nein. Aber was wenn... es wahr war... Wenn es kein Traum gewesen war? Bestand die Möglichkeit das es passiert war? Ich konnte mich an diese kalten Hände und Lippen erinnern. Das würde erklären warum meine Haut so kalt war. Würden Berührungen und Küsse solange spürbar bleiben? Ich konnte es mir nicht wirklich vorstellen. Ich sprang aus dem Bett und rannte ins Bad. Es sah alles normal aus. Auf den ersten Eindruck zumindest. Ich betrachtete mich im Spiegel und stellte nichts besonderes oder eine Veränderung fest. Vielleicht würde diese Kälte ja verschwinden wenn ich meine Haut warm machte. Ich öffnete den Wasserhahn und wartete bis es warm wurde. Dann nahm ich einen Lappen hielt ihn unter das mittlerweile heiße Wasser, drückte ihn leicht aus und wusch mir dann das Gesicht und meinen Hals. Ich machte es mehrfach damit das Wasser auch wirken konnte. Als ich der Meinung war meine Haut wäre jetzt warm genug nahm ich mein Handtuch und trocknete mich ab. Dann wartete ich kurz und tastete dann wieder darüber. Es war immer noch alles kalt. Das konnte doch gar nicht sein. Ich sah mich im Spiegel an doch mir fiel immer noch nichts auf. Bis ich dann genau hinsah. Zwischen meinem Hals und meiner Schulter war ein roter Streifen entstanden. Was war das? Hatte ich mich irgendwie gekratzt? Und dann fiel mir auch das wieder ein. Während er mich geküsst hatte kratzten seine Zähne über meine Haut. Doch sie waren so spitz. Ein Mensch hatte nicht so spitze Zähne. Ein Mensch? Hatte ich jetzt gerade wirklich gedacht er wäre keiner? Was sollte er denn sonst sein? Er war doch ein ganz normaler Junge. Ganz normal im Sinne von normal eben. Doch je länger ich darüber nachdachte um so klarer wurde mir das das gar nicht stimmte. Doch ich konnte mir auch nicht erklären „Was“ er sonst sein sollte. Ich müsste endlich die Wahrheit erfahren. Ich würde mit ihm reden müssen. Das konnte so nicht weiter gehen. Es konnte so einfach nicht bleiben. Sofort wanderte mein Blick zum Fenster. Sogleich ging ich auch hinüber und öffnete es. Ich sah mir die Fenster des Hauses gegenüber genau an, konnte ihn aber nicht sehen. Das würde nichts bedeuten. Ich hatte ihn oft nicht gesehen. Schnell schloss ich das Fenster wieder, kämmte mir die Haare, zog mich um und nahm meine Tasche. Sie lag auf meinem Stuhl, zusammen mit der DVD. Ich suchte nach meinem Schlüssel der auch, so wie ich ihn platziert hatte, in der Außentasche meiner Tasche war. Ich zog mir Schuhe an, lief die Treppe hinunter, schloss hinter mir ab, rannte über den Hof und in das alte Haus hinein. So schnell war ich die alte, morsche Treppe noch nie hochgegangen. Wahrscheinlich lag es daran das ich nicht ging sondern rannte. Erstaunlich war das die Treppe das aushielt. Die Stufen bogen sich zwar leicht unter mir aber sie gaben nicht nach. Vor der Wand angekommen betätigte ich das Holzstück und stand ungeduldig davor bis sich die Tür öffnete. Hinter der Wand drückte ich den Knopf und ging die Treppe hoch. Die Kerzenständer standen alle noch da wo ich sie platziert hatte. Doch ansonsten war alles wie ich es beim ersten Mal gesehen hatte. Und wieder war Liam nicht da. Ich durchsuchte die ganze Etage, fand ihn aber nicht. Die Uhr sagte mir das es 9 Uhr war. Vielleicht war er wieder essen. Ich spürte ja auch das ich Hunger bekam. Doch ich ließ mich davon nicht stören. Vor dem Sofa stand noch meine Cola und auf dem Tisch stand noch die Schale mit Chips. Vorerst würde ich mich damit begnügen müssen. Ich wollte ihn nicht verpassen. Also setzte ich mich auf das Sofa, trank einen Schluck Cola und griff mir die Schale mit den Chips. Kapitel 17: Komische Geräusche ------------------------------ 5 Stunden hatte ich jetzt schon hier verbracht. Die Chips waren alle, die Cola hatte keine Kohlensäure mehr und ich hatte Hunger. Doch ich würde garantiert nicht aufgeben und rüber gehen. Ich würde hier warten, irgendwann musste er ja wieder kommen. Nichts leichter als das. Warten, warten, warten. Wo ich ja für meine Geduld bekannt war. Und das einzige, was ich tun konnte war nachdenken. Hatte ich das alles geträumt? Ich hoffte es. Ich wünschte mir es wäre nur meine Fantasie gewesen die sich einen Spaß mit mir erlaubte. Doch sicher war ich mir nicht. Da war etwas, ein Gefühl, das mir sagte es war wirklich passiert. Über die Details wollte ich gar nicht weiter nachdenken. Genau so wenig wie ich überlegen wollte was er war. Ich wollte die Teile nicht zusammen setzten, wie bei einem Puzzle. Ich wollte es von ihm hören. Ich wollte das er mir erzählte was los war. Doch er war ja nicht da. Und ich saß hier und hatte Hunger. Darauf würde er sich eine Menge einbilden können. Doch ich wollte endlich Antworten. Noch ungefähr 2 Stunden saß ich da oben rum, ohne das irgendetwas passierte. Und dann, ganz plötzlich, hörte ich Geräusche von unten. Im ersten Moment dachte ich er würde endlich kommen. Doch im zweiten wusste ich das er es nicht war. Er hatte noch nie so laut gemacht. Würde er es tun wäre es ein leichtes ihn hier zu finden. Ich dachte mir das vielleicht wieder ein altes Möbelstück zwischengelagert wurde, was durchaus auch möglich gewesen wäre, wenn meine Eltern da gewesen wären. Niemand sonst durfte dieses Haus betreten. Und ich war mir sicher es würde auch niemand anders hier hinein gehen. Freiwillig zumindest nicht. Außer mir, versteht sich. Es wohnte weiter niemand auf dem Hof und die Leute aus dem Dorf waren noch nie auf unserem Hof gewesen. Wer also sollte das sein wenn nicht Liam oder meine Eltern? Es war Samstag, niemand würde heute auf den Gedanken kommen dieses Haus abzureißen. Und selbst wenn, meine Eltern würden davon wissen und sie hätten es mir erzählt. Ich musste endlich wissen was da unten los war. Ständig hörte ich ein Poltern und Kratzgeräusche. Was war da nur los? Leise stand ich auf, ging zur Treppe und lauschte erneut. Nichts. Jetzt konnte ich nichts mehr hören. 5 Minuten stand ich hier und lauschte. Nichts. Und dann auf einmal hinter mir. Ein lauter Knall und das ganze Haus bebte leicht. Die Kerzen waren schon lange abgebrannt, ich konnte also nichts sehen. Die Taschenlampe lag in meinem Zimmer, ich brauchte sie ja jetzt nicht mehr. Hätte ich nur früher an so etwas hier gedacht. Vorsichtig zog ich mein Handy aus der Tasche und erleuchtete das Display. Viel konnte ich zwar nicht sehen, aber es genügte für den Anfang. Vorsichtig und immer eine Stufe nach der anderen ging ich die Treppe hinunter. An der Wand angekommen stellte ich mich gegen sie, legte mein Ohr und meine Hände an sie und lauschte. Da waren Schritte. Dort draußen musste also wirklich jemand sein. Nur wer? Warum musste Liam ausgerechnet jetzt weg sein? Obwohl. Würde er etwas tun können? Das konnte mir jetzt auch egal sein, er war ja schließlich nicht hier. Ich musste einen Weg hier raus finden. Ich musste das Haus verlassen, sofort. Langsam spürte ich wie mir wärmer wurde. Mein Herz begann schneller zu schlagen und ich bekam eine Gänsehaut. Sehen konnte ich nichts, die Wand hatte ja kein kleines Loch. Ich konnte nur hören was da draußen vor sich ging. Mal wurden die Schritte lauter, mal leiser. Und irgendetwas wurde über den Boden geschliffen. Die Schritte wurden lauter, ich konnte auch eine leichte Vibration des Bodens spüren. Die Person, die dort draußen war, musste mächtig sein. Wie mächtig und ob sie dazu auch noch stark war wusste ich nicht. Die Vibration wurde immer stärker und plötzlich setzte sie aus. Mein Ohr lag immer noch an der Wand. Ich Atmete nicht sehr gleichmäßig, eher sehr flach, doch ich konnte es nicht wirklich hören. Ich konnte zwar ein Atemgeräusch hören, aber es war nicht meins. Und dann hörte ich ein Knurren. Oh mein Gott, was war da nur auf der anderen Seite? Das war doch nicht ernst gemeint! Ich wollte doch gar nicht wirklich wissen was da drüben war! Direkt neben meinem Ohr gab es ein lautes Krachen und ich spürte etwas spitzes an meiner Wange. Sofort drückte ich mich von der Wand weg und mir entfuhr ein Schrei. Doch ich wurde sofort wieder gegen die Wand gedrückt. Drücken konnte man das nicht nennen. Ich wurde so schnell gegen die Wand geschleudert das ich mit dem Kopf gegen sie schlug. Als ich mich wieder wegdrücken wollte spürte ich eine Klaue die sich um meinen Nacken geklammert hatte. Sie war es auch gewesen die mich gegen die Wand geschlagen hatte. Sie kam aus dem Loch, das durch das laute Krachen erzeugt wurde. Ein Monster musste mir gegenüber stehen. Was bitte hatte denn sonst solche spitzen Klauen und soviel Kraft, um mit der bloßen Hand eine Wand einzuschlagen? Ich brauchte ja auch ein Brecheisen und eine halbe Stunde. Irgendetwas musste ich doch bei mir haben womit ich mich befreien konnte. Angestrengt, sofern das möglich war, dachte ich nach. Mein Handy, nein. Meine Tasche, nein. Das Feuerzeug. Ich hatte es in der Tasche stecken. Ich löste meine linke Hand von der Wand und kramte in meiner Tasche. Da war es. Vorsichtig zog ich es heraus, legte meinen Arm wieder gegen die Wand, übergab das Feuerzeug von der linken in die rechte Hand und löste meinen rechten Arm von der Wand. Ich versuchte den Kopf etwas zu drehen damit ich etwas sehen konnte. Es gelang mir nur ein kleines Stück, dann wurde der Griff fester. Doch es genügte um den Arm sehen zu können. Vorsichtig und möglichst so das dieses Etwas es nicht bemerkte, hob ich meine Hand mit dem Feuerzeug an, platzierte sie kurz unter dem Arm und entzündete das Feuer. Einige Sekunden passierte nichts, doch dann hörte ich von drüben ein wehleidiges Schreien und spürte wie der Griff lockerer wurde. Ich zog meinen Kopf weg und trat einen Schritt zurück. Doch ich durfte nicht zulassen das der Arm ins Freie gezogen wurde. Dann würde ich von vorne beginnen können. Sofort griff ich nach dem Arm und zog ihn zu mir. Schnell. Irgendetwas womit ich den Arm befestigen konnte. Doch es gab nichts. Und dann fiel es mir ein. Ich musste darauf hoffen das es nur dieses eine Etwas gab. Kurz ließ ich mit einer Hand von dem Arm ab, betätigte den Knopf und griff dann wieder mit beiden Händen zu. So gut es ging zog ich den Arm zu mir. Zuerst gab es keinen großen Wiederstand. Doch als dieses Etwas merkte was ich vor hatte, so kam es mir zumindest vor, begann es seinen Arm aus dem Loch zu ziehen. Die Tür war jetzt komplett geöffnet. Würde ich jetzt loslassen und rennen würde ich ganz sicher nicht heil hier raus kommen. Wenn ich überhaupt hier raus kam. Ich wusste ja das die Treppe mich beim rennen aushalten würde. Mein Glück, das ich heute morgen gerannt war. Ich zog weiter an dem Arm und versuchte gleichzeitig mein Bein auszustrecken. Es klappte nicht sofort und es sah auch kurzzeitig so aus als würde ich den Kampf verlieren, doch ich riss weiter mit aller Kramft an dem Arm. Und dann schaffte ich es mit dem Fuß das Holzstück zu erreichen. Zu meinem weiteren Glück hatte ich beobachtet das die Wand sich immer einmal im Kreis drehte. Dieser Mechanismus war meine Rettung. In Gedanken bedankte ich mich bei Liam dafür, das er die Tür so schnell repariert hatte und das sie so funktionierte und zog weiter an dem Arm. Die Tür hatte sich jetzt so weit gedreht das dieses Etwas unmöglich durch die Öffnung passen konnte. Schnell drehte ich meinen Kopf und blickte die Treppe hinunter, immer noch an dem Arm ziehend. Nichts stand mir im Weg, ich hatte freie Bahn. Ich konnte nur hoffen das die Tür offen war. Mehr würde ich nicht brauchen, eine offenen Tür, das war alles. Und genau in dem Moment, als die Wand einrastete ließ ich den Arm los, drehte mich um und rannte. Ich rannte die Treppe hinunter, vorbei an dem Loch, die Kurve nehmend und sprang die letzten 2 Stufen nach unten. Ich hörte wie die Wand zerbrach und dieses laute Knurren. Ich würde nicht mehr viel Zeit haben. Die Sessel und den Schrank musste ich umgehen, würde ich drüber springen würde ich Zeit einbüßen. Ob das allerdings eine Rolle spielte wusste ich nicht. Ich war schon fast an der Tür als ich ein weiteres lautes Krachen hinter mir hörte. Anscheinend hielt die Treppe nicht alles. Das war mein Vorteil. Jetzt war ich an der Tür angekommen. Ich stellte meine Arme gerade vor mich und lief auf die Tür zu. Mit der rechten Hand griff ich nach der Klinke und drückte sie runter. Mit der linken Schulter warf ich mich gegen die Tür und drückte sie auf. Zu meinem Glück ging die Tür auf, ich war draußen, doch ich hatte nicht mit meinem Schwung gerechnet. So schnell wie die 2 Stufen vor mir auftauchten konnte ich nicht reagieren und stürzte. Ich landete auf dem Kopfsteinpflaster mit dem hier der Boden bedeckt war. Da ich meine Hände gerade noch an der Tür gehabt hatte konnte ich sie nicht so schnell rumreißen das ich mich ganz abfangen konnte. Also schlug ich mit der Stirn auf dem Boden auf. Für einen kurzen Moment wurde mir schwarz vor Augen, doch ich wusste das ich hier nicht bleiben konnte. Als das Bild vor mir wieder auftauchte wurde mir schwindlig und ich merkte wie es nass und warm um meine Stirn wurde. Doch ich musste hier unbedingt weg. Ich konnte hier nicht bleiben. Sofort drückte ich mich vom Boden weg und rannte den Weg entlang. Während ich den Hof überquerte kramte ich in meiner Tasche nach dem Schlüssel und warf einen Blick nach hinten. Ich hatte gerade unser Haus erreicht als ich sah wie etwas aus der alten Tür kam. Schnell drehte ich mich zur Tür und steckte den Schlüssel ins Schloss. Natürlich klemmte er. Was auch sonst. Zittrig und voller Angst drückte ich gegen den Schlüssel und als er dann doch passte drehte ich ihn um. Die Tür ging auf, ich riss den Schlüssel ab und knallte die Tür zu. Jetzt war ich sicher. Das hoffte ich zumindest. Vorsichtig, ich wollte nicht das ich durch die Fenster zu sehen war, ging ich die Treppe hoch, zog meine Schuhe aus und ging in mein Zimmer. Ich legte meine Tasche ab und sah mich um. Alles drehte sich, aber nur leicht. Hatte ich eine Gehirnerschütterung? Ich hoffte das es nicht so war. Und dann spürte ich wie etwas warmes an meiner Stirn hinunter lief. Sofort ging ich ins Bad und sah mich im Spiegel an. Na perfekt. Ich hatte mir bei dem Aufprall eine Platzwunde zugezogen. Ich lief über den Flur ins kleine Bad, nahm mir aus dem Schrank ein großes Pflaster, eins von den großen viereckigen, und einen Verband. Dann ging ich wieder in mein Bad und spülte das Blut ab. Dann reinigte ich die Wunde und verband sie. Immer noch drehte sich alles und mir kam es vor als ob es langsam schlimmer wurde. Ich würde nur noch kurz in die Küche gehen, eine Schmerztablette schlucken und dann schlafen. Was mich dort angegriffen hatte wollte ich nicht wissen. Noch nicht. Im Moment wollte ich nur das diese Kopfschmerzen und dieses Drehen aufhörten. Also ging ich in die Küche, nahm mir eine Tablette, trank dazu etwas Eistee und ging dann hinter. Dort kuschelte ich mich in meine Decke und versuchte zu schlafen, was mir dann, nach einer Stunde, so schien mir, auch gelang. Kapitel 18: An meinem Bett -------------------------- Ich fühlte mich leicht benommen als ich wach wurde. Was war nur passiert? Und warum tat mein Kopf so weh? Und... NEIN! Was sollte das denn schon wieder? Da war schon wieder etwas kaltes an meiner Stirn. Das konnte doch nicht war sein. Warum gerade jetzt? Wütend öffnete ich die Augen. Ahhhhh ... Hilfe. Nein. Geh weg. Ich wollte um mich schlagen, doch es ging nicht. Dafür waren meine Arme viel zu schwer. „Shhh ... Alles okay, ich bin es.“ Ja genau. Du bist es. Und dich will ich jetzt nicht hier haben. Ich war zu schwach um irgendetwas zu sagen. Doch ich konnte doch nicht einfach hier rum liegen und mich von ihm versorgen lassen. Ich versuchte mich auf zu setzen, vergebens, er drückte mich zurück in mein Kissen. „Du musst liegen bleiben. Dein Kopf sieht nicht gut aus.“ Es klang wirklich so als tat es ihm leid. Doch das war mir gerade relativ egal. Ich wusste selber das mein Kopf nicht gut aussehen konnte. Er fühlte sich ja auch nicht gut an. Langsam und wackelig schaffte ich es meine Arm zu heben und die Hand an meine Stirn zu legen. Heiß war sie nicht, das war schon mal gut, aber sie tat weh. Vorsichtig drehte ich meinen Kopf und wieder begann sich langsam alles zu drehen. „Wer war das?“ Ich hatte doch tatsächlich etwas heraus gebracht. Es ging wieder bergauf. „Du wurdest angegriffen.“ Super. Sag mir was das ich noch nicht weis. „Ja. Soweit komm ich auch selber.“ Es klang nicht gerade nett, so sollte es ja auch nicht klingen. „Wer war das?“ Ich giftete ihn schon fast an. Schließlich brauchte er jetzt auch nicht so tun als würde er mir helfen können. Ich hatte mich ja schließlich auch selber befreit. Ich wollte nur wissen was das war und dann konnte er gehen. Ich brauchte ihn nicht. „Das kann ich dir nicht sagen.“ Gab es denn auch mal eine andere Ausrede als diese. Ich konnte es nicht mehr hören. Es kam mir schon langsam zu den Ohren raus. Ich kann es dir nicht sagen. Wie oft wollte er mir das noch sagen? Und wie viel wollte er mir noch verschweigen? „Warum nicht?“ „Es geht nicht.“ Und wieder strich er mir über die Wange. Mit seiner kalten Hand hinterließ er eine Spur auf meiner Haut. „Kennst du ihn oder es?“ „Kennen ist zu viel gesagt. Ich bin ihm ein paar Mal begegnet.“ „Wo warst du?“ Ich schaffte es genau so zu klingen wie ich klingen wollte. Vorwurfsvoll. „Ich...“ Er schaffte es anscheinend noch nicht einmal einen Satz raus zu bringen. „Ja?“ Erst jetzt sah ich ihn an. „Ich... Es tut mir leid das ich dich allein gelassen habe.“ Das du nicht da warst ist mir auch schon aufgefallen sonst hättest du mir ja geholfen. Und das es dir leid tut hilft mir jetzt auch nicht mehr. „Jetzt sag mir endlich wer das war.“ „Es geht nicht. Tut mir leid. Ich weiß nur das er bei einem alten Freund arbeitet.“ Bei einem alten Freund? Wie alt? Und vor allem, Freund? Wie konnte das ein Freund sein? „Was macht er?“ „Er erledigt Aufträge.“ Aufträge? War ich ein solcher? „War ich ein Auftrag?“ „Nein.“ Nein? „Und was war das dann?“ „Ich... nachdem was gestern...“ Gestern? Nachdem was gestern passiert ist? Meinst du das? Ist es etwa wirklich passiert? Das, wovon ich dachte es wäre ein Traum gewesen, wovon ich hoffte es wäre nur ein Traum gewesen, war also wirklich passiert? „Schon gut. Und weiter?“ Er schien etwas perplex. Hatte er etwa gedacht ich hatte geschlafen? „Weiter!“ Ich war nicht sehr geduldig, was in meiner Lage auch nur verständlich war. „Ich musste mit jemandem reden.“ Oh. Das bedarf einer Unterhaltung mit jemand anderem als mir? Na jetzt bin ich aber mal gespannt. „Ich war bei einem alten Freund.“ Dem alten Freund? „Ist ja alles schön und gut. Was hat das mit dem Typen zu tun der mich fast gekillt hat?“ „Mein Freund denkt du fragst zu viel. Und du weißt schon viel zu viel. Er hat mich abgelenkt und ihn losgeschickt.“ Also doch ein Auftrag. „Und der sollte mich dann töten?“ „Nein. Er sollte dir nur Angst machen.“ Ah, Angst also. Hat ja super funktioniert. „Ich hab aber keine Angst, ich bin verletzt. Mehr ist da nicht zustande gekommen.“ Ich machte eine kurze Pause. „Ach doch. Wir haben das Haus fast zerlegt.“ „Soweit war ich noch nicht. Gut das du mich vorwarnst.“ Jetzt sah er mir in die Augen. „Ich hab nur dein Blut gesehen und bin sofort hier her gekommen.“ Mein Blut. Hierher. Gesehen. Okay. „Wie bist du hier rein gekommen?“ „Die Tür war offen.“ Ja klar. Ich hatte die Tür zu gemacht. Oder war sie bei dem Schwung wieder auf gegangen? Nein. Ich hatte sie zu gemacht. „Und wie bitte hast du mein Blut gesehen? So stark hab ich da unten noch gar nicht geblutet.“ „Ich hab es gesehen.“ Danke für die tolle Antwort. „Gut. Dann kannst du ja jetzt gehen.“ „Nein. Ich bleibe. Ich las dich nicht noch mal allein.“ „Das hättest du dir früher überlegen sollen. Geh!“ „Lily, bitte.“ Er beugte sich leicht zu mir runter und strich mir eine Strähne meiner Haare aus dem Gesicht. Nicht schon wieder. Vergiss es. Sofort drehte ich mein Gesicht weg. „Geh!“ „Es tut mir leid.“ Dann spürte ich einen Windzug und er war weg. Wie hatte er das denn schon wieder gemacht? Soll mir egal sein. Wütend drehte ich mich auf die Seite und versuchte weiter zu schlafen. Als ich das nächste mal wach wurde war es Sonntag. Es war 15:49 Uhr. Ich hatte sehr lange geschlafen. Doch jetzt musste ich mich mal bewegen. Also stand ich auf. Kurz drehte sich alles doch dann wurde es wieder normal. Ich ging in die Küche, aß etwas und ging dann ins Bad. Dort duschte ich, nahm den Verband ab und klebte ein neues Pflaster auf die Wunde. Mehr würde ich nicht mehr brauchen. Als ich fertig war ging ich wieder in mein Zimmer und wartete das meine Eltern kamen. Sie wollten natürlich wissen was mir passiert war, ich sagte ich wäre gestürzt, was ja im groben gar nicht mal gelogen war. Ich blieb nicht lange wach. Dazu war ich viel zu müde. Obwohl ich schon so lange geschlafen hatte. 21 Uhr ging ich wieder ins Bett. Kapitel 19: 5 Höllentage ganz in weiß ------------------------------------- Montag: Als ich wach wurde war mir immer noch so schwindlig. Doch mein Vater war nicht da und meine Mutter schickte mich in die Schule. Da ich ja nur den Verdacht auf eine Gehirnerschütterung hatte war das ja halb so wild. Den Verdacht hatte natürlich nur ich da ich ja nicht beim Arzt war. Wie sollte ich auch übers Wochenende zu einem Arzt kommen. Es fuhren ja keine Busse. Ich kam also in der Schule an und alles war wie ich es am Freitag zurück gelassen hatte. Meine Freundinnen redeten nicht mit mir und in der Pause saß ich auch wieder allein im Innenhof. Es hatte gerade zum Ende der Pause geklingelt, ich nahm meine Tasche und stand auf. Da merkte ich schon wie mir kurz schwindlig wurde und alles etwas verschwamm. Ich würde nur noch diese eine Stunde durchhalten müssen, dann könnte ich nach hause, schlafen. Das hatte ich mir alles schön ausgedacht, dabei hatte ich aber nicht an mich gedacht. Ich öffnete die Tür und mir kam diese warme etwas trockene Flurluft entgegen. Das musste mich wohl irgendwie entschärft haben. Denn mir wurde schwarz vor Augen und ich kippte um. Als ich meine Augen das nächste mal öffnete lag ich in einem weißen Raum. Auch hier roch es so komisch. Sofort wusste ich das es das Krankenhaus war. In dem Moment als ich die Augen öffnete standen mehrere Personen um mich herum. Mein Vater, der wirklich und aufrichtig besorgt um mich war. Meine Mutter, die alles nur spielte. Und meine beiden besten Freundinnen, es schien ihnen leid zu tun was passiert war. Gott hatte es wahrscheinlich gut mit mir gemeint und den Giftzwerg irgendwo anders untergebracht. Meine Eltern waren recht schnell verschwunden. Meinem Dad glaubte ich, er wurde auf Arbeit gebraucht und ich kam ja auch allein zurecht, die Ausrede meiner Mutter dagegen war zu toll. Sie hatte ja kein Auto, wie sollte sie nach hause kommen wenn sie hier bliebe, obwohl sie natürlich lieber hier bei mir geblieben wäre. Als die beiden dann weg waren redete ich noch etwas mit meinen Freundinnen und wir begruben die Missverständnisse. Und als sie gingen schlief ich recht schnell. Dienstag: Als ich wach wurde wunderte ich mich erst einmal wo ich hier war. Doch dann fiel mir alles wieder ein. Ich sah mich um und das erste das mir auffiel waren die Blumen auf dem Tisch neben mir. Gestern waren sie noch nicht da gewesen. Irgendjemand musste sie hier her gebracht haben nachdem ich eingeschlafen war. Und dann sah ich diese kleine Karte, sie steckte zwischen den Blumen. Die dazu auch noch meine Lieblingsblumen waren. Doch der Tisch war zu weit entfernt. Ich würde nicht ran kommen. Und wenn ich aufzustehen versuchte wurde mir wieder leicht schwindlig. Also drehte ich mich etwas und tastete nach diesem kleinen, roten Knopf, um die Schwester zu rufen. Als sie rein kam wünschte sie mir einen Guten morgen, erkundigte sich nach meinem Befinden und fragte dann wie sie mir helfen konnte. Ich zeigte auf den Strauß und fragte von wem er war. Sie hatte ihn definitiv auch zum ersten Mal gesehen. Dann sagte sie mir sie wisse nicht von wem er war und ging hinüber. Anscheinend hatte auch sie die Karte bemerkt und nahm sie an sich. Ich streckte meine Hand aus und nahm die Karte entgegen. Dann bedankte ich mich und sie ging wieder. Ich war froh das sie nicht wissen wollte von wem die Blumen kamen. Noch dazu sahen sie so wunderschön aus. Ich entfaltete die Karte und las sie mir durch. Das durfte doch nicht war sein. Ich zerknüllte sie und warf sie zu den Blumen, dann drehte ich mich um und starrte die Wand auf der anderen Seite an. Den ganzen Tag dachte ich über das nach was passiert war. Mittwoch: An diesem Morgen stand ein zweiter Strauß Blumen neben dem ersten. Die Karte lag bereits neben meinem Bett auf dem kleinen Tisch. Ich hatte wohl sehr lange geschlafen und die Schwester hatte den Strauß schon bemerkt. Tief durchatmend nahm ich die Karte und sah sie mir an. Natürlich wurde ich sofort wütend und zerknüllte auch diese. Ich hatte es schon ganz vergessen gehabt als ich mich diesen Abend zum Schlafen umdrehte und sie auf dem Boden liegen sah. Wieso hatte sie niemand weggeworfen? Eine Weile dachte ich nach und entschied mich dann die Schwester zu rufen. Die Vorhänge waren schon zugezogen. Er würde also nichts sehen. Als sie kam erzählte sie mir kurz das ich morgen entlassen wurde, sie hatte gerade noch mit dem Arzt gesprochen. Dann kam sie meinem Wunsch nach und ging. Dieser Abend wurde sehr lang, es dauerte bestimmt bis in die Morgenstunden des nächsten Tages ehe ich einschlief. Donnerstag. Ich war bereits fertig, meine Sachen, die meine Mutter schnellstmöglich hergebracht hatte, waren gepackt und ich war umgezogen. Ich war meinem Vater sehr dankbar das er es war der mich abholte. Meine Mutter hätte ich nicht ertragen. Ein Wunder war das sie arbeiten war. Doch ihr Arzt hatte sie gesund geschrieben, also musste sie wieder. Und da es mitten in der Woche war konnte ich auch den Rest der Familie vergessen. Ich hatte den ganzen Vormittag und den halben Nachmittag für mich alleine. Musik durfte ich noch nicht so laut hören und lernen durfte ich auch nicht. Was machte man an so einem Tag? Ich langweilte mich, so einfach war es. Das nächste Wunder war das ich den Tag überstanden hatte. Freitag: Wach wurde ich erst gegen 12 Uhr. Ich hatte also nicht mehr viel Zeit bis mein Bruder nach hause kam. 15 Uhr war ich mit meinen Freundinnen verabredet. Sie wollten vorbeikommen um mir alles wichtige zu geben und um mir etwas Gesellschaft zu leisten. Kurz vor 15 Uhr kamen sie dann auch und blieben beide bis 21 Uhr. Wir hatten Spaß und ich fühlte mich wieder etwas wohler in meiner Haut. Doch heute war Freitag. Der erste Freitag an dem ich nicht zu Liam ging. Kurz nach dem meine Freundinnen gegangen waren ging ich schlafen. Kapitel 20: Wahrheiten ---------------------- Es war 11 Uhr. Ich lag schon einige Zeit im Bett und dachte nach. Dazu hatte ich in den letzten Tagen genug Zeit gehabt. Wie lange ich an diesem Morgen eigentlich schon wach war wusste ich nicht. Mittlerweile hatte ich mich mehrfach gedreht und war auch schon kurz aufgestanden. Meinem Kopf ging es soweit richtig gut. Also legte ich das, was ich in der Hand hatte, auf mein Kissen und ging ins Bad. Während ich mir vorsichtig die Haare kämmte und mich im Spiegel betrachtete fiel mein Blick ein paar Mal zum Fenster. Seufzend beendete ich die morgendliche Hygiene und ging wieder in mein Zimmer. Ich setzte mich auf den Rand meines Bettes und sah auf den Boden. In Zeiten wie diesen könnte ich meinen Vater verfluchen. Warum musste er auch ein so ausgeprägtes schlechtes Gewissen haben? Und vor allem, warum musste er es an mich weiter geben? Andererseits konnte ich auch froh darüber sein. Doch nie konnte ich stark bleiben und an meiner Entscheidung festhalten, das war belastend. Also drehte ich mich leicht um, griff zu meinem Kissen, nahm mir die 2 Karten, die die Schwerster für mich aufgehoben hatte und sah sie mir noch einmal an. Ich würde es nicht verstehen wenn er es mir sagen würde. Super. Ich verstand einfach nicht warum er es mir nicht sagte. Zuerst einmal musste ich wissen warum er eigentlich weggegangen war. Und dann würde sich alles Weitere ergeben. Doch ich wusste, ich würde erst rüber gehen wenn ich mir sicher war das ich auch standhaft bleiben würde. Immer wieder sagte ich mir was ich wissen wollte und das ich nicht gehen dürfe ohne die Antworten bekommen zu haben. Leichter gesagt als getan. Obwohl ich ja auch den Stur-kopf meiner Familie geerbt hatte. Allerdings war Liam da auch nicht ganz ohne. Egal. Ich musste es einfach noch mal versuchen. Er war mir die Antworten eigentlich schuldig, nach dem was passiert war. Also stand ich auf, zog mich um und ging etwas essen. Da es ja schon etwas später war konnte ich alleine Frühstücken. Das Ekel war bei Freunden und meine Eltern waren Arbeiten. Mir würde also auch keiner in die Quere kommen. Niemand würde es mitbekommen. Während ich Frühstückte legte ich mir schon mal meine Argumente und die Ungereimtheiten zurecht die ich nennen wollte. Was mir erst jetzt auffiel, davon gab es eine ganze Menge. Ich war fertig mit dem Frühstück, hatte auch schon alles weggeräumt und ging am Wohnzimmer vorbei. Wollte ich etwa im Dunkeln mit ihm reden? Sofort machte ich kehrt und ging ins Wohnzimmer. Aus dem Schrank griff ich mir noch ein paar Kerzen und ging dann wieder in mein Zimmer. Eine ernste Unterhaltung bei Kerzenlicht, wie verlockend. Ob ich da ernst bleiben konnte? Ich würde es ja bald erfahren. Schnell steckte ich die Kerzen in meine Tasche, zog meine Schuhe an und ging. Jetzt war es soweit, ich war standhaft genug, hoffte ich zumindest. Ich schloss hinter mir die Tür ab, überquerte den Hof und betrat das alte Haus. Als ich die Tür geschlossen hatte sah ich mich erst einmal um. Alles war so wie es aussah als ich zum ersten Mal hier gewesen war. Verwundert ging ich auf die Treppe zu. Sie war vollkommen ganz. Das ging doch gar nicht. Dieses Vieh war doch eingebrochen. Die Treppe musste hinüber sein. Bis zur Hälfte ging ich hinauf und dort traf mich der nächste kleine Schock. Die Wand war auch heil. Wo war das Loch von diesem Monsterarm der mich gepackt hatte? Stop. Das konnte ja gar nicht mehr da sein. Dieses Etwas war ja durch die Wand gesprungen als ich die Treppe runter gerannt war. Jetzt wurde ich neugierig. Sollte etwa auch mein Loch weg sein? Ich ging die linke Seite der Treppe hinauf und sah mir die letze Stufe an. Es war wirklich weg. Also so ging das nicht. Er konnte doch nicht einfach alles wieder ganz machen Ich bestand auf mein Loch. Also ging ich bis ganz nach oben, hielt mich am Geländer fest und stellte mich genau dahin, wo das Loch einmal gewesen war. Nichts. Gut, also war mein Gewicht nicht mehr stark genug. Das letzte Mal war die Stufe gebrochen als ich hochsteigen wollte. Also hob ich einen Fuß an und stieg nach oben. Nichts. Hm. Gut, ich kann auch anders. Ich klammerte mich am Geländer fest und sprang auf die Stufe. Das gibt's doch nicht. Nichts, es passierte nichts. Ich hüpfte immer wieder auf der Stufe herum, es passierte nichts. Dann lief ich die Treppe bis zur Mitte nach unten, trat auf das kleine Stück Holz, wartete bis die Tür sich öffnete und schloss sie wieder. Leicht gereizt, warum auch immer, diese Treppe machte mich wahnsinnig, lief ich die Treppe hinauf. Er saß zwar an seinem Computer, doch ich beachtete ihn nicht. Ich schmiss einfach nur meine Tasche in Richtung Sofa und lief in den hinteren Teil der Etage. Hierhin hatte er mein Brecheisen gebracht, das wusste ich. Im Bad war es nicht. Also sah ich mich im Rest des Raumes um. „Was suchst du?“ Jetzt stand ich genau in der Mitte des Raumes und sah mich um. Ich konnte es einfach nicht finden. „Mein Brecheisen.“ „Wozu brauchst du das?“ „Wo ist mein Brecheisen?“ Jetzt sah ich ihn das erste mal an. Er schien mir keine Antwort geben zu wollen. Also streckte ich meine Hand aus und sagte: „Mein Brecheisen! Bitte.“ Verwirrt sah er mich an, schien aber auf das `Bitte´ zu reagieren, denn er ging hinter und kam mit meinem Brecheisen wieder. Sofort nahm ich es ihm aus der Hand und ging wieder die Treppe hinunter. „Was hast du vor?“ Ich ignorierte ihn einfach. Es konnte ja nicht angehen das mein Loch nicht mehr da war. Die Wand hatte sich noch nicht ganz aufgedreht da ging ich schon hindurch und die linke Seite der Treppe hinauf. So. Treppe, jetzt geht's dir an den Kragen. Oder eher an die letzte Stufe. Ich stand jetzt ungefähr auf der drittletzten Stufe und betrachtete das Brecheisen. Wie sollte ich das anstellen? Egal. Einfach drauf da. Also schlug ich mit dem Brecheisen auf die Stufe ein. Natürlich half es nichts. Verdammt. „Was soll das? Lily?“ Genervt sah ich ihn an. „Du hast mein Loch ganz gemacht.“ „Ach so. Ja. Ich war gerade dabei da dachte ich mir ich sollte auch das ganz machen.“ „Spinnst du? Mach das Loch da wieder hin.“ Verwundert sah er mich an. Ich hatte es aufgegeben, auch das Brecheisen würde nichts nützen. Etwas enttäuscht ließ ich mich auf die Stufen sinken. Dann sah ich ihn wieder an, sah auf die Stufe und sagte: „Mach das Loch da wieder hin!“ „Wie soll ich denn...?“ „Das ist mir egal, mach es da wieder hin.“ Was blieb ihm anderes übrig. Er ging die Treppe ganz hinauf, stellte sich auf die Stufe, trat etwas fester zu und schwups, da war mein Loch. Sofort fing ich an zu grinsen. „Danke.“ Ich stand auf, drückte ihm das Brecheisen in die Hand, da ich es ja nicht mehr brauchte konnte er es wieder haben und ging wieder hoch. Während Liam das Brecheisen wegbrachte nahm ich die Kerzen aus meiner Tasche, bestückte den Kerzenständer auf dem Tisch damit, zündete sie an und setzte mich aufs Sofa. Er schien verwundert das ich hier war. Doch er setzte sich zu mir auf einen der Sessel. Super. Wie sollte ich denn jetzt anfangen? Ich wusste es nicht wirklich. Er schien es gemerkt zu haben denn er fing an. „Wie geht es dir?“ „Besser.“ Mehr konnte ich dazu nicht sagen. Was sollte ich auch sagen? Das es mir fantastisch ging? Das wäre eine Lüge gewesen. „Es tut mir leid.“ „Mir tut es auch leid. Ich hätte nicht so über reagieren dürfen.“ Er legte den Kopf leicht schräg und sah mich freundlich an. „Das war doch völlig normal, jeder hätte so reagiert.“ „Vielleicht.“ Kurz sah ich auf meine Hände und dann wieder zu ihm. „Tut mir leid wenn ich jetzt schon wieder damit anfange aber ich muss endlich wissen was du mir verheimlichst.“ Einige Momente passierte nichts. Dann änderte er seine Haltung und sah mich wieder an. „Wenn ich dir jetzt alles erzähle, wenn ich versuche es dir zu erklären, hör dir alles an okay?“ Ich nickte und sah ihn weiter an. Es schien ihm wirklich nicht leicht zu fallen, denn er atmete tief durch bevor er begann. „Ich ... ich bin ein Vampir.“ Vampir. Blutsauger. Unsterblich. Verdammt. Das war ein Scherz. Oder doch nicht? Meinte er das wirklich ernst? „In den ersten 200 Jahren die ich als Vampir gelebt habe habe ich wahllos Menschen getötet. Irgendwann bin ich dann einem anderen Vampir begegnet der mir helfen wollte. Ich wusste damals nicht wobei er mir helfen wollte, also kümmerte ich mich erst nicht um ihn. Ein paar Jahre später passierte etwas das mich verändert hatte. Doch ich war nicht stark genug um allein gegen meinen Durst anzukommen. Ich suchte nach ihm und fand ihn auch. Er hatte die ganze Zeit auf mich gewartet. Er half mir von den Menschen los zu kommen. Er zeigte mir wie ich mich auch anders ernähren konnte. Und als ich dann vollkommen immun gegen das menschliche Blut war gab er mir eine Aufgabe.“ Eine Aufgabe? Ich wusste nicht ob ich ihm das alles glauben sollte, doch ich hörte ihm weiter zu. „Genau genommen kam die Aufgabe von ganz oben. Es sollte meine Strafe sein.“ Strafe? Ich. „Meine Aufgabe war es dich zu beschützen. Nicht mehr und nicht weniger. Die ersten 15 Jahre hat es ja auch super funktioniert, doch dann weißt du selber was passiert ist. Ich musste reden. Ich wusste nicht mehr was ich tun sollte. Ich konnte es dir einfach nicht sagen, eigentlich ist es mir auch jetzt nicht gestattet. Ich bin wieder bei meinem Freund gewesen und habe mit ihm darüber geredet. Ich hatte nicht bemerkt das er seinen Gehilfen losgeschickt hatte. Eigentlich ist er da um die, die von uns wissen zu beseitigen. Mein Freund war der Annahme du fragst zu viel, er wollte nicht das du davon erfährst. Sein Gehilfe sollte dir nur Angst machen, insofern das du nicht mehr her kommst und alles vergisst.“ Das war ja wohl nach hinten losgegangen. „Hätte ich gewusst was er vor hatte wäre ich sofort zurück gekommen.“ „Also sollte mich dieses Vieh nicht töten sondern nur verjagen?“ „Ja. Hätte er dich getötet wäre ich nicht mehr hier.“ „Wie meinst du das?“ „Na ja. Ich hätte meine Aufgabe nicht erfüllt. Dafür wäre ich bestraft wurde.“ „Wie?“ „Mit dem Tod.“ Mit dem Tod? Aber Vampire sind doch unsterblich. „Aber irgendwann sterbe ich doch sowieso?“ „Wenn du eines natürlichen Todes stirbst, zum Beispiel durch eine Krankheit, dann hätte ich meine Aufgabe erfüllt. Gegen die Krankheit kann ich ja nichts machen. Aber sobald du bei einem Unfall stirbst oder ermordet wirst habe ich meine Aufgabe nicht erfüllt.“ „Ach so. Also hätte dieses Vieh mich getötet dann hättest du deine Aufgabe nicht erfüllt.“ „Genau. Mein Freund wusste das also hat er nur gesagt das er dich verjagen soll.“ Ich nickte. „Und was passiert jetzt wo ich es weiß?“ „Eigentlich müsstest du getötet werden.“ Oh. Na super. Wie beruhigend. „Aber das werde ich nicht zulassen.“ Weil du deine Aufgabe dann nicht erfüllt hättest und sterben müsstest. Oh. Hatte er etwa gehört was ich gedacht hatte? Nein, Gedankenlesen kann niemand. Hatte ich es ausgesprochen? Nein. „Es geht dabei nicht um mich, es geht um dich. Ich würde es mir nie verzeihen.“ Gott. Bring das jetzt nicht in Zusammenhang mit dem was da passiert ist. Lass es Lily. Es gibt wichtigeres. „Du hast gesagt die ersten 200 Jahre. Wie alt bist du?“ „Als ich verwandelt wurde war ich 17. Jetzt bin ich 324.“ 324? Oh. Ein schönes Alter. So weit muss man erst mal kommen. Das erklärt dann auch den Namen. „Also deswegen, weil du ein Vampir...“ Ich kam mir dumm vor als ich es aussprach. „...bist, kommst du auch so leicht in mein Haus, kannst überall da sein wo ich bin und... noch einiges mehr?“ „Ja.“ „Wie ernährst du dich?“ „Ich geh Außerhalb essen.“ Er schmunzelte. „Ich mag Wild.“ Oh. „Oh. Die isst Tiere?“ „Ich trinke ihr Blut.“ Okay. Stimmt. So was tat ein Vampir. Vorsichtig griff ich nach meiner Tasche. Das war zu viel auf einmal. Das musste ich erst einmal verarbeiten. Alles hatte ich noch nicht verstanden und es gab auch sicher noch Dinge die ich wissen musste. Doch fürs Erste war das genug. Als ich aufstand und er mich ansah wollte ich mich schon fast wieder setzen. „Tut mir leid aber ich muss das erst mal verarbeiten. Das verstehst du doch oder?“ Er nickte. „Ich... wollte dich nicht erschrecken. Es tut mir leid.“ So schnell wie er plötzlich vor mir stand konnte ich nicht reagieren. „Ist schon gut. Danke das du es mir gesagt hast.“ Ich versuchte ihm in die Augen zu sehen doch es ging nicht wirklich. „Ich... muss erst mal nachdenken.“ Dann ging ich an ihm vorbei und die Treppe hinunter. „Soll ich dich rüber bringen?“ „Nein. Ich schaff das schon.“ Kurz lächelte ich und ging dann. Ich ließ ihn einfach da stehen. Was ein Wunder war, denn sonst war er mir immer gefolgt. Schnellstmöglich ging ich rüber und schloss mich in mein Zimmer ein. Ich zog die Gardinen vor, stellte die Musik an und setzte mich auf mein Bett. Die Anlage war immer noch auf max. und es war immer noch das Album von Bullet for my Valentine drin. Zum Glück war keiner zu hause, so konnte ich ungestört in meinen Gedanken und der Musik versinken. Kapitel 21: Herzensangelegenheit -------------------------------- Irgendwann gegen 18 Uhr bemerkte ich das jemand zu hause war. Der Giftzwerg war es. Er übertönte sogar meine Musik und das musste man erst mal hinkriegen. Ich hielt es hier nicht mehr aus. Doch was sollte ich machen? Zu meinen Freundinnen wollte ich nicht und woanders hin konnte ich nicht. Ich wusste genau wohin ich wollte, doch aus irgendeinem Grund hatte ich etwas Angst davor. Eigentlich war es vollkommen natürlich, doch ich wollte nicht das es so war. Ich wollte keine Angst vor ihm haben. Irgendetwas musste man doch dagegen tun können. Warum ich ausgerechnet das beschlossen hatte wusste ich nicht. Ich war aufgestanden, in die Küche gegangen und hatte einen Zettel auf den Tisch gelegt auf dem stand das ich die Nacht bei einer Freundin verbrachte. Natürlich erwähnte ich nicht bei welcher, sonst würde meine Mutter vermutlich auch noch dort anrufen. Dann ging ich in mein Zimmer, packte ein paar Sachen in meine Tasche, bearbeitet mein Zimmer, so wie ich es immer tat wenn ich nicht da war, schloss ab und ging. Erst mal in den Wald. Als ich zum Himmel sah wurde mein Vorhaben bestätigt. Es war total dunkel und so wie es aussah würde ich es gerade noch bis zu meiner Stelle schaffen bevor es losging. Und ich hatte recht. Ich schaffte es gerade noch mich unter die Holzbretter zu stellen als es auch schon los ging. Dieses Geräusch war einfach unbeschreiblich. Es brachte Ruhe in mich. Ich konnte endlich in Ruhe über alles nachdenken. Ich setzte mich auf den Baumstumpf, lehnte mich gegen den Baum neben dem er stand und sah in den Wald hinein. Alles war so ruhig, ich konnte nur das tröpfeln des Regens hören. Liam war also ein Vampir. Mittlerweile hatte ich auch begriffen das es wahr sein musste. Es war die logische Erklärung für all das, was mir unlogisch vorgekommen war. Und er hatte mir endlich die Wahrheit gesagt. Das sprach eindeutig für ihn. Eigentlich hatte sich dadurch alles geklärt, jetzt gab es nur noch ein paar Sachen die mich aus reiner Neugier interessierten. Es gab also eigentlich keinen Grund Angst vor ihm zu haben. Doch irgendwie war ich von mir selber noch nicht ganz überzeugt. Eine Stunde saß ich jetzt schon hier und lauschte dem Regen. In dieser einen Stunde hatte ich mir alles was ich wusste und was er gesagt hatte noch einmal ins Gedächtnis gerufen. Ich kam zu dem Schluss das es für mich absolut keine Gefahren gab, bis auf diesen Typen, aber dafür konnte Liam ja nichts. Die Hauptsache war das von ihm keine Gefahr ausging. Und dann war da noch etwas das mir bewusst geworden war. Ich hatte dieses Gefühl ja schon länger, doch ich hatte nie wirklich darüber nachgedacht. Jetzt wusste ich was es bedeutete. Ich würde jetzt nicht mehr länger hier sitzen. Ich hatte über alles nachgedacht und hatte mich auch entschieden. Also warum warten? Ich stand auf und lief durch den Wald. Das durfte doch nicht wirklich passiert sein. Ich hatte mich doch noch nie verlaufen. Ich kannte den Weg in und auswendig. Warum hatte ich mich denn jetzt geirrt? Verwirrt ging ich zurück, doch auch diesen Weg fand ich nicht. Ich stand mitten im Wald und es regnete immer noch. Ich hatte Glück gehabt das ich mir eine wasserfeste Jacke angezogen hatte, doch meinen Haaren half das nicht. Ich hatte keine Kapuze also wurden sie klitsch nass. Doch das war mir eigentlich relativ egal. Ich konnte den Weg nicht mehr finden. Ich hatte mich verlaufen. So was unmögliches. Ich konnte es mir einfach nicht erklären. Aber was sollte ich jetzt tun? Stundenlang im Wald umherirren? Nein. Ich sah mich noch mal um, wusste aber nicht wohin ich gehen sollte. „Liam?“ Ich war nicht sehr laut. Befürchtete ich etwa jemand oder etwas anderes könnte mich hören? Plötzlich raschelte es hinter mir und ich drehte mich erschrocken um. Mein Herz schlug auf einmal schneller. Gott. „Musst du mich so erschrecken?“ „Tut mir leid.“ „Schon gut. Du weist nicht zufällig den Weg zurück?“ Endlich. Endlich sah ich wieder sein Grinsen. Ich hatte es schon so lange nicht mehr gesehen. Und jetzt, wo ich es sah, machte mein Herz einen Sprung. „Doch zufällig kenne ich den Weg.“ „Und? Zeigst du ihn mir?“ Was für eine dumme Frage. Natürlich würde er das tun. Er musste es sogar. „Na ja. Du bist sehr tief in den Wald gelaufen. Wenn wir zu Fuß gehen brauchen wir 1 bis 2 Stunden.“ „Und was schlägst du vor?“ Wollte ich das wirklich wissen? Wollte ich wissen was er vorschlug? Dabei konnte nichts gutes rauskommen. Und wie als hätte ich es geahnt kam seine Antwort. „Ich trage dich.“ Tragen? Er wollte mich tragen? Dadurch würden wir doch nicht schneller sein. „Und dann?“ „Ich bin schneller als du, wir werden nicht lange brauchen.“ Skeptisch sah ich ihn an. „Ach komm schon. Ich beiße nicht.“ Das stimmte nicht. Das konnte er so nicht sagen. Ich zog eine Augenbraue hoch und sah ihn an. „Ich beiße dich nicht. Besser?“ „Ja, etwas.“ „Du kannst mir vertrauen, dir passiert nichts.“ Ich war mir sicher, ich würde es bereuen. „Gut.“ Sofort stand er vor mir. Was hatte ich da nur angerichtet. Und schon verlor ich den Boden unter den Füßen und lag in seinen Armen. Es war genau so wie vor ein paar tagen. Einen Arm hatte er um meinen Oberkörper geschlungen und drückte mich an sich. Der andere Arm lag um meine Beine. Ich nahm meine Tasche und legte sie auf mich. „Halt dich lieber etwas fest.“ Wie sollte ich mich denn bitte festhalten? Ach nö. Nicht schon wieder. Eher unfreiwillig legte ich meine Arme um seinen Hals. Ich war ihm schon wieder viel zu nah. Mein Herz schien unaufhörlich schneller zu schlagen und ich konnte nichts dagegen tun. „Darf ich dir noch einen Tipp geben?“ „Und der wäre?“ „Mach die Augen zu.“ Wieso bitte sollte ich das denn tun? Egal. Ich tat es sofort. Plötzlich, nur einige Sekunden nachdem ich meine Augen geschlossen hatte, spürte ich den Wind wie er scharf in mein Gesicht schnitt. Was zur Hölle war denn jetzt los? Reflexartig drehte ich mein Gesicht nach innen und vergrub es zwischen mir und seiner Schulter. Diese Position kannte ich nur zu gut. Es war genau die selbe wie vor ein paar Tagen. Ich konnte meine Augen einfach nicht mehr zu lassen. Vorsichtig öffnete ich sie und blickte an ihm vorbei. Wo waren wir? Und was passierte hier? Ich sah nur noch ein Gemisch aus Farben. Alles war verschwommen. Und wieder schnitt mir der Wind ins Gesicht. Zum Schutz drehte ich meinen Kopf wieder weg. Aus den Augenwinkeln konnte ich jetzt seinen Hals sehen. Ob er wohl immer noch so kalt war? Plötzlich packte mich das Verlangen meine Lippen wieder gegen ihn zu legen. Spinnst du Lily. Das kannst du nicht machen. Nicht jetzt. Und überhaupt gar nicht mehr. Ich riss mich zusammen und kniff meine Augen wieder zu. Ich wollte nicht mehr daran denken. Ich wollte das es so schnell wie möglich vorbei war. Er hatte mich erhört. Er blieb stehen. Als ich meine Augen wieder öffnete war alles dunkel um mich herum. Ich konnte nur ihn sehen. „Wo sind wir?“ Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und ich konnte etwas erkennen. Wir standen vor der Wand und so wie es aussah hatte er auch schon das Holzstück betätigt. Langsam ging die Tür auf und er trat ein. Dann blieb er mit dem Rücken zur Tür stehen. „Könntest du vielleicht...“ Oh. „Oh... ja.“ Ich streckte eine Hand aus und drückte auf den Knopf. Er wartete nicht bis die Tür zu war. Und er ließ mich auch nicht runter. Warum nicht? Aber was noch viel schlimmer war, warum tat ich nichts dagegen? Langsam ging er die Treppe hoch, mich immer noch an sich gedrückt. Als wir oben ankamen ging er rüber zum Sofa, kniete sich hin und setzte mich darauf. „Du kannst mich jetzt wieder los lassen.“ Er grinste ganz leicht und sah mich an. Nur Zentimeter trennten uns. Kurze Zeit reagierte ich nicht, doch dann löste ich meinen Griff und gab ihn frei. Ihn schien das aber nicht zu interessieren. Er blieb genau da wo er war und ich saß direkt vor ihm auf dem Sofa. Mein Herz schlug immer noch recht schnell und jetzt begann es auch überall in mir zu kribbeln. Was sollte das denn jetzt? Ein weiterer Beweis dafür das ich recht hatte. Aber ich wollte kein recht haben. Das konnte doch nicht sein. Warum? Er sah mir tief in die Augen und ich verlor mich in seinem Blick. Diese glänzenden Blutroten Augen, sie machten mich verrückt. Ich konnte nicht wegsehen. Vielleicht hätte ich es gekonnt, wenn ich es versucht hätte. Vorsichtig beugte er sich zu mir, hielt dann aber plötzlich wieder an. Er hob eine Hand und strich mir sanft über die Wange. „Alles okay?“ Es war nicht mehr als ein Flüstern. Aber ich brachte ja noch nicht mal das zustande. Ich nickte nur. Dann lächelte er und stand auf. „Möchtest du etwas trinken?“ Trinken? Hier? Er hatte etwas? „Ja, gerne.“ Und ich hatte tatsächlich etwas raus bekommen? Wow. Er drehte sich um und ging in den hinteren Teil des Raumes. Ich sah ihm nach und war total erstaunt als er mit einer Flasche Cola in der Hand zurück kam. „Bitte.“ Als ich sie entgegen nahm durchfuhr ein Zittern meinen Körper. „Danke.“ Wo stand die denn? „Ich dachte mir gekühlt schmeckt es vielleicht besser.“ Hatte er etwa einen Kühlschrank gekauft? „Ich hab da hinten jetzt einen Kühlschrank, da kannst du alles rein tun was du brauchst“ Oh. „Danke.“ Mehr bekam ich nicht zustande. Ich war zu überrascht. Dann nahm ich meine Tasche ab, öffnete die Flasche und trank einen Schluck. Kapitel 22: Näher als geplant ----------------------------- Ich spürte wie die Cola sich ihren Weg durch meinen Körper suchte. Jeder einzelne Millimeter war eiskalt und ich zitterte. Verwundert sah Liam mich an. „Was? Die ist verdammt kalt! Wehe du lachst jetzt!“ „Wieso? Was dann?“ Giftig sah ich ihn an, wand mich dann aber ab. Er wusste das es nicht ernst gemeint war, deswegen grinste er. Als ich genug von der kalten Cola hatte stellte ich sie auf den Boden vor das Sofa. „Du... sag mal...“ Ich wusste nicht wirklich wie ich es sagen sollte, ich kam mir dumm vor. Vielleicht hätte ich vorher nachdenken sollen. „Ja?“ Neugierig sah er mich an. „Könnte ich vielleicht heute hier schlafen? Ich hab meiner Mutter schon einen Zettel geschrieben das ich woanders schlafe, aber... na ja...“ Ich sah ihn nicht an, sondern auf den Boden, doch dann hörte ich sein leises Lachen. Unbeabsichtigt sah ich ihn doch an. „Ist okay.“ Was? Echt? Wirklich? „Danke.“ Ich sah ihn kurz freundlich an, wollte aber nicht zu aufgedreht rüber kommen. Und was würde ich jetzt die ganze Zeit machen? Meine Bücher waren alle drüben, lesen konnte ich also nicht. Obwohl. Ob vielleicht in den alten Bücherregalen noch Bücher standen? „Stehen da unten in den Bücherregalen eigentlich noch Bücher?“ „Ja.“ Super. Dann hatte ich ja doch was zu tun. Ich würde es garantiert nicht schaffen mich die ganze Zeit mit ihm zu unterhalten. Also stand ich auf und ging zur Treppe. „Du kannst ruhig hier bleiben, ich bin gleich wieder da.“ Er stand schon wieder fast neben mir, doch ich wollte mal kurz allein sein. Wenn ich mir ein Buch aussuchte musste ich einfach ungestört sein. Doch das war ich nicht wenn er neben mir stand. Ich ging also die Treppe hinunter, öffnete die Tür und schloss sie auch vorsichtshalber wieder. Dann ging ich die linke Treppe hinauf und verschwand zwischen den Regalen. Das waren alles Bücher die ich schon mal gelesen hatte und die mir gefallen hatten. Und sie waren alle neu, einmal gelesen vielleicht. Hatte vielleicht Liam die Bücher gelesen? Doch warum waren es die gleichen die ich gelesen hatte? Und warum waren es nur die? Hm. Ich würde ihn einfach fragen. Ich nahm mir 3 Bücher aus dem Regal, ich konnte mich nicht ganz entscheiden und ging dann wieder zur Treppe. Ganz versunken in die Beschreibung eines der Bücher achtete ich nicht darauf wohin ich trat, sondern ging einfach die Treppe hinunter. Doch eine Stufe ging tiefer runter als die anderen und ehe ich etwas tun konnte kippte ich nach vorn. Mein Fuß hatte sich in dem Loch verfangen also fiel ich nicht gradewegs nach unten. Ich ließ die Bücher fallen, drehte mich und landete auf den Stufen. Bei der Drehung hatte sich mein Fuß wieder aus dem Loch befreit. Na super. Mein Hintern tat mir weh, ich hatte mir das Handgelenk verstaucht, wie ich gerade feststellte und aufstehen konnte ich auch nicht mehr. Verfluchte Scheiße. Was war nur heute los. Erst verlaufe ich mich und dann das. Als ich hörte wie die Wand sich drehte ließ ich den Kopf hängen. Er bekam auch alles mit. Verwundert und etwas erschrocken sah er mich an. Und plötzlich kniete er vor mir, so schnell hatte ich das gar nicht mitbekommen. „Was ist passiert? Alles okay?“ „Ja alles okay. Ich bin gestürzt.“ „Du bist gestürzt? Du stürzt aber nicht so einfach.“ „Ich hab gelesen worum es in dem einen Buch ging und hab nicht auf die Stufen geachtet.“ „Siehst du. Es war doch richtig das Loch zu reparieren.“ „Nein.“ „Wieso? Hast du das etwa beabsichtigt?“ Skeptisch sah er mich an. „Nein.“ Ich wollte aufstehen, hatte aber nicht nachgedacht. Ich stützte mich mit der falschen Hand ab und trat auf den falschen Fuß. Sofort sackte ich zurück auf die Treppe. „Wo hast du dir weh getan?“ Besorgt, wie es mir schien, begutachtete er mich. „Nur an meinem Fuß und der Hand.“ „Nur.“ Er stand auf, sammelte die Bücher ein und drückte sie mir in die Hand. „Festhalten.“ Dann kam er etwas zu mir runter, griff wieder unter meine Beine und um meinen Körper und hob mich hoch. Schon wieder? Konnte das denn nicht endlich aufhören? Ich legte einen Arm um seinen Hals damit ich mich etwas festhalten konnte und umklammerte mit dem anderen die Bücher. Vorsichtig ging er die Treppe runter und durch die Tür. Er hatte sie gar nicht erst zugemacht. Und wieder blieb er mit dem Rücken zum Knopf stehen. Also drückte ich drauf und dann ging er hoch. Doch anstatt das Sofa anzusteuern ging er zu einem der Sessel. Was war denn jetzt los? Sollte ich in einem Sessel sitzen? Da war es doch so eng. Ich könnte mich gar nicht hinlegen. Doch was er tat verwirrte mich total. Er setzte nämlich nicht mich in den Sessel, sondern er selbst setzte sich. Und schon saß ich auf ihm. Wie bitte sollte das denn gehen? Warum konnte ich denn nicht einfach auf dem Sofa sitzen? „Warum kann ich nicht auf dem Sofa sitzen?“ „Du würdest nur versuchen aufzustehen. Das kann ich nicht gebrauchen. Also bleibst du jetzt hier sitzen, wo ich dich beobachten kann.“ „Kannst du das nicht auch wenn ich da drüben sitze?“ „Doch schon. Aber hier kann ich dich besser vom Aufstehen abhalten.“ Und wieder grinste er. „Lies einfach und tu so als wäre ich nicht da.“ „Gott bist du aber witzig, wie soll ich das denn machen?“ „Wie wäre es mit lesen? Du kriegst doch sonst auch nichts mit wenn du liest.“ Da hatte er allerdings... stop. „Wie meinst du das?“ „So wie ich es gesagt habe.“ Erst jetzt sah ich von den Büchern auf. Scheiße war er nah. Ich saß ja auch auf ihm. Eher auf seinem Schoss. Aber gut, er hatte recht. Wenn ich las bekam ich eh nichts mit. Also warum einen Gedanken an meine Situation verschwenden wenn ich auch lesen konnte. Ich suchte mir eins der Bücher aus und drückte ihm die anderen 2 in die Hand. „Leg die mal auf den Tisch, du kommst da besser ran.“ Was sogar stimmte. Er brauchte nur den Arm ausstrecken um auf den Tisch zu greifen. Also legte er die 2 Bücher weg und sah mich wieder an. Einfach nicht beachten. Gott. Das war zum verrückt werden. Wie bitte sollte ich das denn nicht beachten. Ganz ruhig, einfach lesen. Ich schlug das Buch auf, befreite es von dem Einband den ich ihm auch gleich noch gab und begann zu lesen. Mai 1982 Als Cynthia erwachte, war es so still im Haus wie sonst nur samstags. Ach, wenn doch nur Samstag gewesen wäre. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie sich sehnlicher gewünscht, es sei ein schulfreier Samstag. Ihr war immer noch speiübel, ihr Kopf fühlte sich an wie Beton, und es kostete sie einige Mühe, ihn überhaupt vom Kissen zu heben. Igitt, was war denn bitte das da im Papierkorb? Sie konnte sich nicht mal daran erinnern, sich letzte Nacht übergeben zu haben, aber die verräterischen Spuren ließen keinen anderen Schluss zu. Die Sauerei musste sie unbedingt wegmachen, ehe ihre Eltern etwas bemerkten. Cynthia stieg aus dem Bett, schwankte einen Augenblick, nahm den kleinen Plastikeimer und öffnete die Zimmertür einen Spalt. Auf dem Flur war niemand zu sehen. Sie schlich am Zimmer ihres Bruders und dem Elternschalfzimmer vorbei – beide Türen standen offen -, schlüpfte ins Bad und schloss die Tür hinter sich. Sie leerte den Inhalt in die Toilette, wusch den Papierkorb in der Badewanne aus und musterte sich müde im Spiegel. So also sah eine Vierzehnjährige mit Kater aus. Kein schöner Anblick. Sie erinnerte sich kaum, was... Ich blätterte um und wollte gerade weiter lesen als ich etwas an meinen Haaren spürte. Ich wollte wissen was es war, doch ich traute mich nicht Liam anzusehen, also tat ich als würde ich weiter lesen. Dann spürte ich seine kalten Finger wie sie leicht über meine Stirn strichen. Vorsichtig strich er mir die Haare aus dem Gesicht und sah mich weiter an. Was hatte er vor? Ich traute mich einfach nicht mein Gesicht zu ihm zu drehen. Ich starrte einfach weiter auf die Seiten des Buches. Ein Pflaster brauchte ich nicht mehr tragen, die Wunde sollte an der Luft heilen. Warum ich gerade daran dachte? Er strich vorsichtig über sie. Und dann, auf einmal, spürte ich seine Lippen an meiner Schläfe. Mein Herz begann wieder schneller zu schlagen und eine Gänsehaut überzog meine Arme. Was sollte das? Warum tat er das? Ich wollte nicht hier sein, doch weg kam ich auch nicht. Ich würde es gar nicht versuchen müssen. Er würde mich sowieso sofort festhalten. Doch jetzt konnte ich nicht anders. Verwundert und mit rasendem Herzen drehte ich mich zu ihm, so, das ich ihn ansehen konnte. Was ich in seinen Augen sah verwunderte mich noch mehr, doch ich konnte es nicht einordnen. Und schon hatte mich sein Blick gefesselt. Ich konnte mich nicht mehr abwenden. Es ging einfach nicht. Da war wieder etwas kaltes an meiner Wange. Er hatte seine Hand leicht angehoben und strich mir über die Wange. Mit der anderen Hand hielt er mich immer noch fest, das ich nicht runter fiel. Sanft strich er durch meine Haare, ließ seine Hand dann aber an meiner Wange ruhen. Und ich konnte nichts dagegen machen. Ich sah ihn einfach nur an, spürte seine Berührungen und merkte wie mein Herz immer schneller wurde. Vorsichtig und etwas zaghaft lehnte er sich weiter zu mir. Was hatte er vor? Wollte er mich etwa...? Er sah mir noch einmal tief in die Augen bevor er seine schloss und sich seine Lippen auf meine legten. Dieses Gefühl war unbeschreiblich. Tausend kleine Schmetterling flatterten durch meinen Bauch, unaufhörlich. Was sollte ich tun? Ich konnte nichts tun. Und, wollte ich das überhaupt? Ich schloss meine Augen und erwiderte seinen Kuss. Für kurze Zeit schien es ihn zu verwundern denn er sah mich kurz an. Doch dann schloss er seine Augen wieder und Küsste mich erneut. Mein Herz hatte seine Regelmäßigkeit schon längst verloren und die Schmetterlinge schienen Saltos zu schlagen. Ich hatte recht gehabt. Doch das es so schlimm war hatte ich nicht gewusst. Als er sich von mir löste öffnete ich die Augen und sah ihn an. Er lächelte. Was war nur passiert? Er hatte mich geküsst. Auch ich lächelte. Vorsichtig nahm er mir das Buch aus der Hand, legte es auf den Tisch und griff nach der Decke, die auf dem anderen Sessel lag. Er schüttelte sie auf, so gut das aus dieser Position ging, legte sie über mich und lehnte sich dann an. „Lehn dich an, dann kannst du etwas schlafen.“ Es war nur ein Flüstern, doch es klang so verlockend. Also lehnte ich mich gegen ihn, den Kopf und eine Hand auf seiner Brust. Dann zog er die Decke noch etwas höher und legte seine Arme um mich. Ich fühlte mich auf einmal total wohl da wo ich war. Und ich genoss jede seiner Berührungen. Eigentlich wollte ich gar nicht schlafen, doch ich merkte bereits wie Müdigkeit über mich kam. Was blieb mir also anderes übrig als meine Augen zu zu machen und zu schlafen? Und während er mich immer wieder streichelte schlief ich ein. Kapitel 23: Bananen zum Frühstück --------------------------------- Warm? Weich? Hm. Das ist nicht das worauf ich eingeschlafen bin. Müde öffnete ich meine Augen und sah mich um. Da stand der Sessel auf dem ich eingeschlafen war. Doch warum konnte ich ihn sehen? Verwundert blickte ich mich weiter um. Als ich dann endlich bemerkte das ich auf dem Sofa lag war es schon zu spät. Ich hatte mich schon zu weit vor gebeugt. Wie das Schicksal es so wollte landete ich alle Viere ausgestreckt auf dem Boden. Aua das tat weh. Von hier unten überblickte ich den Boden. Nirgends sah ich ein paar Füße. Dann drückte ich mich vom Boden weg, gab aber sofort wieder ein Wecklagen von mir. Meine Hand tat immer noch weh. Na super. Wie es wohl meinem Fuß ging? Als ich dann endlich saß sah ich ihn prüfend an. Hm. Scheint alles okay zu sein. Ich stützte mich mit der anderen Hand am Sofa ab und stand auf. Ich konnte stehen und das sogar auf beiden Beinen. Gut. Zumindest etwas das funktionierte. Jetzt wo ich den gesamten Blick über den Raum hatte sah ich mich genauer um. Wo war Liam? Hm. Oh Gott. War das gestern wirklich...? Hatte er mich wirklich...? Hatten wir uns...? Au man. Mein Magen begann zu rumoren. Ich hatte Hunger. Doch woher bekam ich denn jetzt was zu essen? Und dann sah ich die Cola, die neben dem Sofa stand. Hatte er nicht was von einem Kühlschrank gesagt? Vielleicht, aber nur vielleicht, fand ich ja dort etwas zu essen. Ich legte die Decke auf das Sofa, sah mich noch mal um, für den Fall das ich ihn einfach nur übersehen hatte und ging dann in Richtung Bad. Hier sollte der Kühlschrank ja stehen. Oh. Da war er ja. Klein, aber es reicht. Für eine Person. Was sollte er auch schon darin aufbewahren? Rohes, blutiges Fleisch? Nein. Ich glaube nicht das das schmeckt. Ich hockte mich vor den kleinen Kühlschrank und öffnete ihn. Das erste was geschah war, das mich das Licht blendete. Jetzt hatte er also doch elektrisches Licht hier oben. Na ja, ich würde den Kühlschrank einfach nicht so lange auf lassen, dann dürfte es ihn nicht stören. Sobald sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten sah ich in den Kühlschrank. Ach du scheiße. Da war ja wirklich was zu essen drin. Autsch. Ich hatte mir mit der Hand gegen die Stirn geschlagen, das war wohl etwas zu doll gewesen. Kurz war mir etwas schwindlig, doch es dauerte nicht sehr lange da hatte sich alles wieder beruhigt. Typisch Kerl. Nein, in diesem Fall hieß es wohl eher typisch Vampir. Keine Ahnung von Essen. Was bitte sollte ich denn mit Mikrowellenfutter? Ich hatte doch keine Mikrowelle. Ich könnte es allerdings lutschen. Bei diesem Gedanken musste ich kurz lachen, erinnerte mich aber dann daran, das ich etwas zu essen suchte. Hm. Mal sehen. Ist ja schön und gut, es ist ja auch richtig lieb von ihm, aber damit kann ich doch nichts anfangen. Oh man. Ich hatte die suche schon fast aufgegeben, als ich im Gemüsefach Bananen fand. Super. Wenn ich die kurz liegen lassen würde könnte ich sie sogar essen. Ganz so kalt schmeckten sie nicht. Aber im Kühlschrank waren sie wahrscheinlich besser aufgehoben. Ich nahm mir 2 Bananen aus dem Fach, schloss die Tür und ging wieder zum Sofa. Wieder war alles dunkel. So konnte man doch gar nichts sehen. Zum Glück hatte ich gestern ein paar mehr Kerzen eingesteckt. Ich nahm 3 aus meiner Tasche, steckte sie in die Halterungen von dem Kerzenständer auf dem Tisch und zündete sie an. Perfekt. Dann nahm ich mir eine der Bananen, löste die Schale und ging zu Liams Schreibtisch. Ob ich wohl ein paar der Orte auf den Bildern erkennen würde? Neugierig sah ich mir die Bilder an. Durch das nur spärliche Licht konnte ich nicht viel erkennen, doch meine Idee mit einer einzelnen Kerze hier her zu gehen verschlug ich sofort wieder. Wer weiß was passieren würde. Ich wollte es lieber nicht wissen. Aber irgendwie konnte ich mich nicht richtig an irgendetwas erinnern was ich da sah. Ich mochte mich auf Bildern einfach nicht. Die Banane war recht schnell alle und ich hatte noch etwas Hunger, also ging ich wieder zum Sofa, setzte mich und nahm mir die zweite Banane. Banane zum Frühstück. Das musste mir erstmal jemand nach machen. Als ich auch mit der zweiten fertig war entschied ich mich ins Bad zu gehen. Ich sah bestimmt furchtbar aus. So wie sich das Gewirr auf meinem Kopf anfühlte musste es wohl so sein. Ich konnte also froh sein das Liam nicht da war. Warum sollte ich ihm einen Grund zum lachen geben? Zum Glück hatte ich gestern meine Waschsachen und meine Bürste eingepackt. Ich wollte ja bei einer Freundin übernachten. Aber auch im Bad würde es kein Licht geben. Hm. Ich holte also noch eine Kerze aus meiner Tasche, nahm mir einen der Kerzenhalter vom Fensterbrett, steckte die Kerze hinein und entzündete sie. Super. Wie in dieses alten Filmen. Irgendwie kam ich immer auf Filme. Warum eigentlich? Hatte ich in meinem Leben schon zu viele gesehen? Ich verband ja auch fast jede Situation mit einem Film. Okay, wirklich nur fast jede. Ich wüsste nicht zu welchem Film ich die gestrige einordnen sollte. Während ich darüber nachdachte nahm ich meine Waschsachen und die Kerze und ging ins Bad. Wie gesagt, klein, aber es reicht. Eine Wanne gab es nicht, doch ich duschte ja sowieso nur. Doch jetzt würde ich nicht duschen. Ich konnte ja nicht wissen wann Liam wiederkommen würde. Als ich mich im Spiegel sah stockte ich für einen Moment. Himmel. Ich sah ja wirklich schrecklich aus. Oh man. Meine Haare standen zu allen Seiten und ich hatte noch die Abdrücke vom Sofa im Gesicht. Schnell erledigte ich die morgendliche Hygiene und war gerade beim Haare kämmen als ich etwas von draußen hörte. „Lily?“ „Komme gleich.“ Hoffentlich kam er jetzt nicht hier her. Das musste er sich nun wirklich nicht ansehen. Ich war zwar nicht Eitel, aber etwas musste es ja schon alles stimmen. So sah ich das zumindest. Etwas schneller als normal kämmte ich mir also die Haare, packte meine Sachen wieder in die kleine Tasche die ich mitgenommen hatte und stellte sie unter das Waschbecken. Vielleicht würde ich sie ja noch mal brauchen. Man konnte ja nie wissen. Dann nahm ich die Kerze vom Rand des kleinen Schrankes der an der Wand hing und ging raus. Huch. Sein Glück, das ich die Kerze etwas von mir weggehalten hatte. Warum musste er auch so dicht an der Tür stehen? „Morgen.“ „Morgen.“ „Hast du gut geschlafen?“ „Ja, das Sofa war sehr weich.“ Er lächelte kurz, doch aus dem Weg ging er nicht. Innerlich seufzend sah ich ihn an. „Und wo warst du?“ „Ich hatte Hunger.“ „Ah ja. Okay.“ „Du hast sowieso geschlafen und ich war nicht weit weg.“ „Ja ist okay, ich sag ja gar nichts.“ „Gut.“ War das jetzt lustig? Wieso grinste er auf einmal so? Typisch. Hilfe! Was denn jetzt? Er beugte sich leicht zu mir und hob mein Kinn an. Dann legte er seine kalten Lippen auf meine. Wenn Schmetterlinge nicht so süß wären würde ich jetzt eine Fliegenklatsche nehmen und sie alle erschlagen. Dieses Kribbeln im Bauch war ja nicht auszuhalten. Meine Augen hatte ich schon geschlossen und jetzt verlor ich jede Kontrolle über mich. Ich ließ einfach los. Dagegen konnte und wollte man nichts machen. Ich kam erste wieder zu mir als er sich von mir löste und die Kerze in der Hand hielt. „Wolltest du uns abfackeln?“ Ja klar, jetzt war ich wieder schuld. „Nein wollte ich nicht, du vielleicht?“ Ich sah ihn kurz grimmig an, natürlich war es nicht ernst gemeint, nahm ihm die Kerze aus der Hand und drückte mich zwischen ihm und der Wand ins Freie. Die Kerze stellte ich wieder auf das Fensterbrett und setzte mich aufs Sofa. Dann kramte ich mein Handy aus der Tasche, erleuchtete das Display und sah auf die Uhr. 12 Uhr. Man oh man hatte ich lange geschlafen. Nachrichten oder Anrufe hatte ich keine. Ich konnte es also wieder ausmachen und wegstecken. Als ich gerade meine Tasche weggelegt hatte spürte ich wie sich jemand neben mich setzte. Wer außer Liam sollte das schon sein? Ich wollte mich gerade zu ihm umdrehen als ich auch schon auf seinem Schoss saß. Upps. Er saß nicht ganz gerade also kippe auch ich leicht nach vorn. Absicht. Pure Absicht. „Wie geht es deinem Fuß?“ „Gut.“ „Deiner Hand?“ „Tut noch etwas weh.“ „Zeig mal.“ Zeig mal. Er war vielleicht witzig. Sagt ich soll ihm meine Hand zeigen und nimmt sie sich einfach. „Du kannst da doch eh nichts sehen.“ „Sehen vielleicht nicht, aber hören.“ Hören? „Aua.“ Gut. Jetzt wusste ich was er meinte. „Spinnst du? Hör auf.“ Ich entzog ihm meine Hand und sah weg. „Vermutlich hast du dir eine Sehne überdehnt.“ „Ach. Und woher weiß der Experte das?“ „Wie soll ich denn einen Menschen beschützen wenn ich nicht etwas medizinische Kenntnisse habe?“ Wollte er mich verkohlen? „Wie medizinische Kenntnisse?“ „Nicht so wichtig.“ „Ach komm schon. Sag.“ Ich sah ihn wieder an und schlug meine Faust gegen seine Brust. Ihm machte es gar nichts und mir Gott sei dank auch nicht, ich hatte nicht geschlagen sondern nur leicht dagegen gehauen. „Nichts besonderes, ich hab nur ein bisschen Medizin studiert und kurze Zeit als Arzt gearbeitet. Ein bisschen muss ich ja wissen falls dir mal was passiert.“ „Ja. Weil ich ja auch so tollpatschig bin.“ Kurz lachte er leise, sah mich dann aber leicht grinsend an. „Ich fall nicht von der Treppe.“ „Ach halt doch den Mund.“ „Oh, bist du heute mit dem falschen Fuß aufgestanden?“ „Ich bin gar nicht mit dem Fuß aufgestanden, wegen dir bin ich auf dem Boden gelandet.“ Upps. Warum kann ich auch nie meine Klappe halten? „Also doch tollpatschig. Alles noch dran?“ „Kannst du jetzt vielleicht mal aufhören dich über mich lustig zu machen?“ „Ich kann es versuchen, aber du bist so witzig.“ „So jetzt reicht es.“ Ich wollte versuchen auf zu stehen, doch er hielt mich fest. „Lass mich los.“ „Warum denn?“ „Soll ich erst um mich schlagen?“ „Nein, bitte nicht. Ich bin auch ganz artig.“ Dazu hatte er auch noch den perfekten Blick. So unschuldig zu gucken gehört verboten. „Klappe jetzt.“ „Das geht nicht. Die steht nie still.“ „Klappe.“ „Es gäbe allerdings ne Möglichkeit.“ Irgendwann würden meine Nerven noch reißen. Warum immer dieses Grinsen? Ich verstand es einfach nicht. „Nö.“ „Schade.“ „Tja.“ Ich sah mich um fand aber nichts womit ich mich aus dieser Situation befreien konnte. „So. Ich muss dann jetzt auch mal rüber.“ „Schon?“ „Ja.“ „Heut ist Sonntag, das heißt dann wohl eine Woche warten oder?“ „So sieht es wohl aus. Ich hab zwar nur noch 3 Tage aber ich hab am Freitag Prüfung. Da muss ich Mittwochnachmittag und Donnerstag lernen.“ „Kommst du nachher noch mal?“ Oh. Was war das denn? Er wollte das ich kam? Da hatte sich aber einiges gedreht. „Ich kann es versuchen aber ich kann nichts versprechen.“ „Ach bitte.“ „Wenn du aufhörst so zu gucken ja.“ Sofort sah er mich anders an. Er bettelte ja förmlich das ich noch mal kam. Okay, dann würde ich mir die Zeit nehmen. Was ich wahrscheinlich auch gemacht hätte wenn er es nicht wollen würde. „Gut. Dann lass mich los damit ich rüber kann.“ Das klappt ja wie geschmiert. Sofort ließ er mich los und ich konnte meine Sachen nehmen. Schnell holte ich auch noch meine Sachen aus dem Bad, packte sie ein, zog meine Schuhe an und ging zur Treppe. Wo er schon auf mich wartete. Er würde mich also nicht so einfach gehen lassen. Mir sollte es recht sein. Er war viel zu groß das war unfair. Warum mussten Kerle immer so groß sein? Er schien wirklich meine Gedanken lesen zu können. Ich hatte noch nicht mal zu ende gedacht da stand er 2 Treppe weiter unten. Aber jetzt war er zu weit weg. So ein Mist. Also ging ich auch noch eine Treppe runter und stellte mich vor ihn. Ja so ging das. „Du kommst also nachher noch mal?“ „Ja.“ „Wirklich?“ „Ja.“ Anhänglich wie sonst nichts. „Gut. Und wenn nicht, ich beobachte dich.“ „Ist mir schon klar.“ Wir mussten beide Grinsen. „So, jetzt muss ich aber.“ Da er anscheinend nichts vorhatte beugte ich mich zu ihm und küsste ihn. Sanft legte er seine Arme um mich. Es tat mir leid aber soweit konnte ich es jetzt nicht kommen lassen. Ich musste ja rüber. Auf eine nervende Mutter hatte ich keine Lust. Vorsichtig griff ich nach seinen Händen und löste sie von mir. Dann löste ich mich ganz von ihm und ging die Treppe, an ihm vorbei, runter. „Bis nachher.“ Recht schnell war ich unten angekommen, drückte auf den Knopf, schlüpfte durch die Tür, trat auf das kleine Holzstück und lief die nächste Treppe hinunter. Dann durch die Tür, ich sah mich kurz um, über den Hof und zu unserer Haustür. Ich schloss auf, ging hoch, legte meine Sachen in mein Zimmer und ging vor zu meiner Mutter. Kapitel 24: Leben? ------------------ Unmöglich. Tat sie das mit Absicht? Einfach nur um mir eins rein zu würgen? Warum konnte sie sich denn nicht mit ihrem Liebling befassen? Wie mir das auf die Nerven ging. Ein Zehnjähriger war doch wohl alt genug seiner Lieblingsmutter mal zu helfen. Warum wurde immer alles auf mich geschoben? So langsam hatte ich die Nase gestrichen voll. Gab es denn keinen Ausweg aus dieser Lage? Und dazu kamen gleich wieder ganz wichtige Aufgaben von Mamas kleinem Liebling. Die durften ja nicht schief gehen. Während ich in seinem Zimmer saß, ich sah nicht ein sein Zeug in meinem Zimmer zu machen, dachte ich darüber nach die Arbeit einfach zu verpfuschen. Wenn es dann erst mal eine 6 war, okay ganz so schlimm wollte ich es dann doch nicht machen, wenn es dann erst mal eine 4 war würde sie eh nichts mehr daran ändern können. Es dauert nicht lange da hatte ich die Aufgaben erledigt, sie sahen sogar gut aus, doch richtig waren sie nicht. Es war ein Aufsatz über irgendein Thema das ich nicht mochte. Kein Wunder das es mir leicht fiel Fehler einzubauen. Und danach standen dann Hausarbeiten an. Ich durfte beim Putzen helfen und dies und jenes machen. Zum krönenden Schluss durfte ich das Abendbrot machen. Und alles nur weil ich nur einen Zettel geschrieben hatte. Es hatte sie noch nie interessiert wo ich war. Anscheinend hatte mein Vater ihr die Meinung gesagt. Das tat er zwar in meinem Sinne. Doch er wusste ja nicht wie es danach hier zu ging. Das sie ihre ganze Wut an mir auslassen würde. Gott sei dank schlug sie mich nicht. Das hätte gerade noch gefehlt. Ich aß nichts, dazu fehlte mir die Lust. Es war 20:23 Uhr als ich mit allem fertig war und in mein Zimmer kam. Morgen war Schule. Wenn ich jetzt noch mal rüber gehen würde hätte ich morgen Probleme. Aber wenn ich nicht rüber ging, würde Liam vielleicht sauer sein. Ich saß auf meinem Bett und dachte nach als mir der erlösende Einfall kam. Ich stand auf, schloss die Tür ab und öffnete das Fenster bei den Bäumen. Er hatte ja gesagt er wäre immer da. Obwohl er in letzter Zeit schon immer drüben gewesen war wenn ich kam. Ich könnte es ja auf einen Versuch drauf ankommen lassen. Nachdem ich also das Fenster geöffnet hatte beugte ich mich leicht raus und sah mich um. Ich konnte ihn nicht sehen. Warum musste er sich auch immer so gut verstecken? Hm. Dann warte ich eben. Ich setzte mich auf die Fensterbank und sah hinaus. 15 Minuten saß ich nun schon hier aber er kam einfach nicht. Ich musste mich auch noch umziehen. Vom Bett nahm ich mir meine Sachen, meine Waschsachen aus meiner Tasche, schloss die Tür wieder auf, schloss von außen ab und ging ins Bad. Schnell erledigte ich alles und ging dann zum Fenster, auch dort sah ich ihn nicht. Ich wartete extra etwas länger da er sich manchmal Zeit lies ehe er sich zeigte, doch ich sah ihn nicht. Was wenn er essen war? Wie viel Blut brauchen Vampire eigentlich? Pro Tag oder wie zählt man das? Und in Liter oder wie? Oh man, das mir das alles jetzt erst einfiel. Grübelnd verließ ich das Bad und ging in mein Zimmer. Natürlich schloss ich wieder ab. Hm. Ich sah mich nicht wirklich um sondern ging sofort zum Fenster. Ich konnte ihn immer noch nicht sehen. Wo war der nur schon wieder? „Was suchst du?“ Hilfe! Sofort drehte ich mich um. Mit großen Augen sah ich ihn an, wie er da auf meinem Bett lag. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Nicht nur das er mich total erschreckt hatte, er lag auch noch auf meinem Bett! „Hab ich dich erschreckt? Tut mir leid.“ „Kannst du mir denn nicht mal vorher bescheid sagen?“ „Dann würdest du dich dann erschrecken.“ Logisch. „Warum hast du dein Fenster ganz aufgemacht?“ „Meine Mutter spinnt. Ich durfte die ganze Arbeit machen. Ich hatte keine Zeit rüber zu kommen, also dachte ich mir du kannst ja hier her kommen.“ Hilfe, das war ein Bild für die Götter. Wie er da auf meinem Bett lag. Am liebsten hätte ich mich sofort auf ihn gestürzt. Doch ich konnte mich gerade noch zusammen reißen und setzte mich auf die Bettkante. Eigentlich war es gar keine Kante denn ich hatte ein Sofa zum ausziehen, also keine Kante. „Es ist auch besser so das du hier bist und nicht drüben.“ Wieso sah er nicht mich sondern die Wand an? „Ist was passiert?“ „Nein.“ „Was ist dann los? Vorhin wolltest du noch unbedingt das ich noch mal komme und jetzt sagst du es ist besser das ich nicht gekommen bin?“ Er drehte sich um und sah mich an. „Es ist alles okay, nichts worum du dir Sorgen machen müsstest.“ „Also ist doch nicht alles okay. Was ist los?“ „Nichts. Glaub mir bitte.“ „Wie kann ich dir glauben wenn du mir nicht die Wahrheit sagst?“ Ja, er war genervt. Denn er atmete tief durch und sah mich freundlicher an als zuvor. „Vertrau mir einfach, es ist alles okay.“ Sollte ich ihm das glauben? Ich wollte ihm ja vertrauen, ich vertraute ihm ja auch, das tat ich schon die ganze Zeit. Aber ich war mir nicht sicher ob er die Wahrheit sagte. „Aber wenn was wäre, dann würdest du es mir sagen oder?“ „Es ist aber nichts.“ Er klang ganz ruhig, zu ruhig. Und so wie er geantwortet hatte lautete seine Antwort nein. Er würde es mir nicht sagen. „Vertraust du mir denn?“ „Natürlich vertraue ich dir.“ „Dann kannst du mir doch auch sagen was los ist.“ „Lily bitte, es ist alles okay.“ Hm. So kam ich nicht weiter. Jetzt würde er es mir sicher nicht sagen. Jetzt mit ihm zu streiten würde mir auch nichts bringen, also ließ ich es erst einmal darauf beruhen. Er würde es mir schon noch sagen, hoffte ich zumindest. „Gut.“ „Ich geh jetzt auch lieber wieder. Du musst morgen in die Schule, du brauchst deinen Schlaf.“ Was? Aber... Gerade lag er doch noch auf dem Bett, wie kam er denn jetzt ans Fenster. „Schlaf gut.“ Oh. Was sollte das denn? Warum...? Er war weg. Er war einfach so verschwunden, ohne sich zu verabschieden. Es war ganz sicher nicht alles okay. Sonst wäre er nicht so einfach gegangen. „Und schließ das Fenster.“ Es kam so leise das ich erst dachte ich hätte mich verhört, doch ich wusste ja das er oft nur leise sprach. Also stand ich auf und ging zum Fenster. Doch warum sollte ich es unbedingt schließen? Ankippen würde vollkommen reichen. Also kippte ich das Fenster an, legte mich ins Bett, machte leise Musik an und schlief. Ich versuchte es zumindest. „Was machst du hier?“ Hm? Was war los? Müde öffnete ich die Augen. Hier war niemand. Was sollte das? „Sie beschützen, das ist schließlich meine Aufgabe. Und das weiß er auch.“ Was? Wer? Träumte ich etwa noch? „Er hat mich geschickt.“ Diese Stimme kannte ich nicht. „Er weiß das ich meine Aufgabe erfüllen muss. Er hat dich sicher nicht geschickt. Also was willst du hier?“ Das war eindeutig Liams Stimme. Doch mit wem redete er? „Ich erfülle meinen Auftrag.“ „Diesen Auftrag würde er dir sicher nicht geben.“ „Doch, das tat er bereits. Die kleine weis zu viel. Sie weis alles. Du hast es ihr gesagt. Das war ein Fehler.“ Oh nein. Sollte das etwa...? „Woher willst du wissen das sie es weis?“ „Er weis es, das reicht. Und jetzt las mich meine Arbeit erledigen.“ „Vergiss es! Du wirst ihr nichts tun!“ „Du willst dich mit mir anlegen?“ „Wenn es sein muss auch das, aber ich glaube nicht das er dich verlieren will.“ „Wieso bist du dir so sicher das ich verlieren werde?“ „Weil ich dich nicht zu ihr lassen werde.“ Nein. Bitte Liam. Tu das nicht. „Na das wollen wir doch erst einmal sehen.“ Plötzlich bebte das Haus und es ertönte ein dumpfer Knall. Was war da nur los? Bitte nicht. Ängstlich stand ich auf und ging zum Fenster. Nein. Dieses Etwas, das mich angegriffen hatte, schlug Liam gegen die Hauswand. Warum? Was sollte das? „Du versuchst es vergebens.“ Er schaffte es zwar sich loszureißen, doch im selben Moment wurde er durch die Luft geschleudert und krachte gegen einen Baum. Was den Baum zerbrechen lies. Oh mein Gott. Das konnte doch keiner überstehen. Irgendwas musste ich doch tun. Ich konnte da doch nicht einfach zusehen. Ich stand dicht am Fenster, aber ich versteckte mich hinter der Wand. Plötzlich schrie ich. Dieses Vieh war direkt vor dem Fenster und sah mich an. Es ging alles viel zu schnell als das ich jetzt noch irgendwas registrieren konnte. Es ertönte ein schmerzerfüllter Schrei. Ich sah nur wie dieses Vieh auf einmal auf dem Boden lag und etwas in der Schulter stecken hatte. „Sag ihm, das ich nicht vorhabe aufzugeben. Ich werde sie weiterhin beschützen. Mit meinem Leben. Wenn er sie haben will muss er erst mich töten.“ Was? Das konnte doch nicht... Er konnte doch nicht... „Verschwinde! Und sag ihm das!“ Ich saß bereits an die Wand gelehnt auf dem Boden. Das konnte doch nicht wahr sein. Er hatte doch nicht wirklich vor mich mit seinem Leben zu beschützen. Das konnte er doch nicht machen. Plötzlich klopfte es am Fenster. Erschrocken schrie ich auf. „Alles okay Lily, ich bin es. Mach auf.“ Noch leicht benommen stand ich auf und öffnete das Fenster. Ich hatte den Griff noch in der Hand und sah ihn ängstlich an. Er saß jetzt auf der Fensterbank und sah mich an. „Ich hab dir doch gesagt du sollst das Fenster zu machen.“ Ich konnte nichts sagen, dazu war ich zu benommen. „Lily.“ Vorsichtig kam er von der Fensterbank runter und nahm mich in den Arm. „Es tut mir leid das du das mit anhören musstest.“ Ich drückte mich ganz fest an ihn, doch ich konnte nicht verhindern das ich weinte, lautlos. „Du... du... hast nicht wirklich... vor... ich mein... du willst nicht wirklich...“ Ich brachte es einfach nicht über die Lippen. Vorsichtig hob er mein Kinn an und sah mir in die Augen. Dann wischte er mir die Tränen ab und küsste mich sanft. „Ich würde es mir nie verzeihen wenn dir was passiert. Eher würde ich sterben.“ „Nein.“ „Doch. Ich leben schon so lange und schon so lange gibt es keinen Grund für mich zu leben. Doch das hat sich jetzt geändert. Aber wenn du nicht mehr da bist will ich auch nicht mehr leben. Es wäre Sinnlos. Doch bevor du stirbst, wegen mir, würde lieber ich sterben. Du hast mit all dem ja nichts zu tun.“ „Aber...“ „Shh. Es reicht für heute.“ Er drückte mich leicht zur Seite, schloss das Fenster und nahm mich dann hoch. „Ich bleib hier.“ Ich nickte nur. Dann trug er mich zum Bett und setzte mich ab. Ich legte mich hin, zog die Decke über mich und schloss die Augen. Als ich aber spürte das er sich neben mich legte öffnete ich sie wieder. Vorsichtig strich er mir über die Haare. „Schlaf jetzt, ich pass auf dich auf.“ Dann gab er mir noch einen Kuss auf die Stirn und legte einen Arm um mich. Es dauerte eine Weile bis ich einschlief, doch seine Nähe half. Kapitel 25: Die letzten 5 ------------------------- Montag: Das erste an das ich an diesem Morgen dachte war die letzte Nacht. War das wirklich passiert? Ich wollte es nicht glauben, doch spätestens als ich Liam neben mir liegen sah wusste ich das es wahr war. Er versicherte sich das mit mir alles okay war und verschwand dann. Ich musste ja in die Schule. Aber ob ich mich auch konzentrieren konnte war eine andere Sache. Das war garantiert nicht das letzte Mal das dieses Vieh gekommen war. Was war es überhaupt? Ich hatte gestern nicht viel gesehen. Nur diese schwarzen Augen. Überall sah ich diese schwarzen Augen. Es war zum fürchten. In der Schule, zu hause. Auch in meinen Träumen ließen sie mich nicht in Ruhe. Dienstag: Heute war der vorletzte Schultag. Schwimmfest. Doch ich fühlte mich nicht wirklich in der Stimmung zu schwimmen. Ich ließ mir von meinem Vater eine Entschuldigung schreiben und verbrachte den Tag am Beckenrand. Wir wurden Erster, was an den Sportmonstern in meiner Klasse lag. Da machte es gar nichts das ich nicht mit machte. Meine Freundinnen versuchten die ganze Zeit aus mir raus zukriegen was los war, doch ich konnte es ihnen ja nicht sagen. Und selbst wenn ich es gekonnt hätte. Sie hätten sich nur über mich lustig gemacht. Zu hause durfte ich dann wieder meiner Mutter helfe. Und heute geschah etwas, worauf ich schon seit Jahren gewartet hatte. Der Giftzwerg kam nach hause und präsentierte uns seine 5. Upps. War ich wohl doch etwas schlechter gewesen als ich vorhatte. Als meine Mutter sich die Arbeit ansah fing sie an rumzutoben. Das Ende vom Lied? Sie hatte das erste Mal die Hand gegen mich erhoben. Irgendwann musste es ja mal soweit kommen. Was ich allerdings komisch fand, es tat nicht annähernd so weh wie ich gedacht hatte. Danach schickte sie mich in mein Zimmer, wo ich den Rest des Tages blieb, bis ich dann irgendwann einschlief. Mittwoch: Der letzte Schultag. Noch 2 Tage und ich würde meine letzte Prüfung haben. Ob ich mich überhaupt darauf konzentrieren können würde? Ich konnte es nur ausprobieren. Danach wäre ich bestimmt schlauer. Heute hatten wir nur 4 Stunden. Es war ja der letzte Tag. Zumindest für uns. Mein Bruder zum Beispiel musste noch 3 Wochen zur Schule. Das war so weil die Zehner immer früher Schluss hatten damit sie für ihre Prüfungen lernen konnten. Ich hatte das große Glück das ich nur noch eine Prüfung hatte. Der Lehrer des einen Faches in dem ich mich Prüfen lassen wollte musste die Schule vorzeitig verlassen, deswegen hatte ich diese Prüfung schon vor einigen Wochen. Als ich in der Schule ankam waren die Anderen alle schon da. Ich betrat gerade den Schulhof da überfielen sie mich schon mit ihren Farbsprays und Faschingsfarben. Als sie mit mir fertig waren hatte ich grün-pink-orangene Haare, alles in Neonfarben. Und im Gesicht hatte ich AK08 stehen. Super. Jetzt war der Tag wirklich gerettet. Die ersten beiden Stunden belagerten wir die Flure und machten Lärm. Es heiterte mich etwas auf, was mir ganz gelegen kam. Am Ende dieser 4 Stunden hatte ich sogar das ein oder andere Mal gelacht und vergessen was zu hause auf mich wartete. Als ich dann nach hause kam war ich total erschöpft. Doch es half ja alles nichts. Ich musste trotzdem lernen. Also verbrachte ich den Nachmittag damit zu lernen, eine weitere Prüfung würde ich nicht versauen dürfen und ging dann recht früh ins Bett. Donnerstag: An diesem Tag war wirklich nichts besonderes. Außer das ich meiner Mutter helfen musste, die komischerweise zu hause war und das ich danach lernte bis zum Umfallen geschah an diesem Tag nichts. Was mich allerdings etwas frustrierte, egal wie oft ich meine Haare wusch, die Farbe wollte einfach nicht raus gehen. Ich rief eine Freundin an um zu erfahren wie lange dieses Zeug drin bleiben würde. Sie sagte mir ungefähr 3, 4 Tage. Na super. Ich würde so zur Prüfung gehen müssen. Besser konnte es ja nicht gehen. Irgendwann gegen 22 Uhr war ich der Meinung alles zu können und ging ins Bett. Freitag: Um 8 Uhr stand ich auf um noch mal alles durch zu gehen. 9 Uhr fuhr dann mein Bus. Ich kam pünktlich und musste noch nicht einmal lange warten. Die Aufgaben waren relativ einfach. Es hatte sich gelohnt die ganze Zeit zu lernen. Das ich mich konzentrieren konnte war allerdings ein Wunder. Von den 20 Minuten Vorbereitungszeit brauchte ich nur 15, da war klar das ich die restlichen 5 rumsaß und meine Gedanken wieder an das geschehene verloren gingen. Als ich dann dran war erzählte ich alles was ich mir aufgeschrieben hatte, beantwortete ein paar Fragen und konnte dann wieder gehen. Das Ergebnis bekam ich sofort. Es hatte sich wirklich gelohnt. Eine 2, was wollte man mehr? Das es keine 1 werden würde wusste ich von Anfang an. Dazu war ich zu unkonzentriert. Aber mit einer 2 konnte ich super leben. Also fuhr ich nach hause, packte meine Tasche um und ging rüber. Jetzt würde ich nicht mehr länger warten. Kapitel 26: Ein Teil von Liam ----------------------------- Was ich nicht bedacht hatte, er hatte gesagt es war besser das ich nicht bei ihm drüben war. Galt das jetzt immer noch? Ich hoffte nicht. Doch als ich oben ankam war er nicht da. Was sollte das denn jetzt? Verwundert setzte ich mich auf das Sofa und machte die Kerzen an. Hm. Und jetzt? Warten. Am besten warte ich bis er kommt. Was anderes kann ich sowieso nicht machen. Ob dieses Vieh noch mal kommen würde? Hoffentlich nicht. Auf dem Tisch lag noch das Buch das ich am Samstag gelesen hatte. Oder eher das ich begonnen hatte. Kopfschüttelnd und grinsend nahm ich das Buch und las weiter. Rumsitzen musste ja nicht sein, ich würde nur zu viel nachdenken. Doch so lange ließ er dieses Mal gar nicht auf sich warten. Ich hatte eine halbe Seite gelesen, da hörte ich wie unten die Tür aufging. Dann hörte ich wie sie sich wieder schloss und dann hörte ich Schritte. Mein Herz begann schneller zu schlagen, ich wusste ja nicht wer da die Treppe hochkam. Eigentlich war es logisch das es Liam war, doch sicher konnte ich auch nicht sein. Erst als ich ihn sah beruhigte sich mein Herz wieder. „Alles okay?“ Er saß sofort neben mir als er mich gesehen hatte. Das er immer so schnell sein musste. „Ja alles okay.“ „Warum schlägt dein Herz so schnell?“ Mein bitte wie? „Woher weißt du...?“ „Ich kann es hören, das ist ganz normal.“ „Ah ja.“ „Also, warum schlägt es so schnell? War irgendwas?“ „Nein, alles okay.“ „Wirklich?“ „Ja.“ Anders Thema, anderes Thema. „Mir wäre es lieber wenn du in nächster Zeit so lange wie möglich hier währst.“ Danke. Danke für den Themenwechsel. Upps. Was? „Warum das?“ „Ich weiß nicht wann er wieder kommt und ich will nicht das dir was passiert.“ „Aber das letzte Mal ist er auch hier hoch gekommen.“ Zumindest kam er durch die Wand, also war er fast hier oben. „Ich hab hier in den letzten Tagen einiges verändert. Hier oben bist du sicher.“ Oh man. So was hatte ich auch noch nicht erlebt. Okay, ich wollte es auch nicht. Also den Teil mit der Lebensgefahr, in der ich ja schwebte. Gegen den Beschützer-Teil hatte ich nichts. „Ich kann ja erst mal sagen das ich das Wochenende bei einer Freundin verbringe. Danach müssen wir uns was anderes einfallen lassen.“ „Ja ist gut.“ „Sag mal... Du kannst nicht zufällig Gedanken lesen?“ Der ernste Ausdruck in seinem Gesicht wich einem Grinsen. „Nein, wie kommst du darauf?“ Also doch nicht. Hätte ich auch nicht geglaubt. „Na ja, manchmal denke ich etwas und du machst es.“ „Ach so. Was denn zum Beispiel?“ Jetzt sah er mich neugierig an. „Grade zum Beispiel, ich wollte das Thema wechseln, wusste aber nicht auf welches. Und dann hast du das Thema gewechselt.“ „Interessant. Was noch?“ Hm. Was noch? Ach ja. „Am Sonntag als ich gerade gehen wollte. Ich hab mich gerade in Gedanken darüber aufgeregt das du so groß bist...“ „Ich bin dir zu groß?“ „Ja, manchmal schon.“ „Oh.“ Oh? „Na ja egal, weiter.“ „Na und dann bist du 2 Stufen runter gegangen.“ „Ach so, ja stimmt.“ „So was ist schon öfter passiert.“ „Echt? Also kenn ich dich doch schon besser als ich geglaubt habe.“ „Ja stimmt. Du kennst mich gut. Aber ich kenne dich gar nicht.“ „Was heißt du kennst mich nicht? Du weißt sehr viel von mir.“ „Was jetzt alles gewesen ist.“ „Was willst du denn wissen?“ „Wie war dein Leben als Mensch. Warum wurdest du zum Vampir, wie wurdest du zum Vampir.“ „Hm.“ Dachte er nach? Er sah an mir vorbei, nicht mehr so fröhlich wie gerade noch. Eher nachdenklich. „Wenn du nicht darüber reden willst ist das kein Problem.“ „Doch doch. Ich überlege nur. Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern. Über 300 Jahre, das ist eine lange Zeit.“ „Da hast du recht. Lass dir Zeit.“ Ich versuchte möglichst nicht neugierig zu gucken aber ich musste ihn einfach ansehen. „Wir wurden überfallen... von Vampiren. Meine Familie. Ich hatte 3 Geschwister... nein 4. Das Neugeborene war 2 Tage zuvor gestorben.“ Oh. Das klingt ja nicht gerade toll. Aber er kann sich noch daran erinnern. Am besten sage ich nichts und höre einfach zu. Vielleicht erinnert er sich dann an mehr als wenn ich jetzt dazwischen quatsche. „Wir hatten gerade zu Abend gegessen. Es waren 2. 2 Vampire kamen in unser Haus und haben alle getötet. Zuerst meine Eltern, dann meinen älteren Bruder und mich. Meine Eltern und mein Bruder waren sofort tot, doch ich lebte noch. Sie hatten mich nicht vollkommen ausgesaugt. Ich sah noch wie sie meine beiden jüngeren Schwestern töteten, dann wurde alles schwarz.“ Schrecklich. Das musste einfach nur schrecklich gewesen sein. Wie man nur so lange damit leben kann. Aber... „Genauere Details zur Verwandlung weiß ich nicht. Ich weiß nur das es höllische Schmerzen waren.“ Prüfend sah er mich an, doch ich war zu gebannt um irgendetwas zu sagen. „Ein paar Tage später hörte es auf. Niemand hatte bemerkt das wir tot waren. Meine ganze Familie, sie lagen alle noch so da wie sie zurückgelassen wurden. Ich hab sie begraben, ich hatte noch keinen Durst. Ich wusste ja auch gar nicht was mit mir passiert war. 200 Jahre wanderte ich durch die Welt und suchte mir ein Opfer nach dem anderen. Ab da kennst du die Geschichte.“ Ich nickte leicht. Ob ich so reagieren würde wenn ich feststellen würde das meine Familie ermordet wurde? Er war ja nur durch ein Wunder davon gekommen. Obwohl, wäre es für ihn besser gewesen dort mit seiner Familie zu sterben? Mit ihnen zu ruhen? Wer weiß ob er überhaupt Ruhe gefunden hätte. „Hab ich dich erschreckt?“ „Was? ... Nein, alles okay. Ich hab nur nachgedacht.“ „Worüber?“ „Wie du das verkraften konntest.“ „Ich habe es nicht verkraftet, ich habe gemordet.“ Dazu wollte ich nichts sagen. Ich konnte es mir nicht vorstellen und ich wollte es auch nicht. „Aber, wie war dein Leben vorher? Kannst du dich an irgendetwas erinnern?“ „Nicht wirklich. Ich wüsste auch gar nicht was ich dir da sagen könnte. Im 17. Jahrhundert war das Leben ganz anders als es jetzt ist.“ „Wo hast du gelebt, wann bist du geboren, wie war deine Kindheit, was wolltest du aus deinem Leben machen?“ „Ich bin 1667 in England geboren, in dem Jahr endete der Englisch-Niederländische-Krieg wenn du damit was anfangen kannst, 17 Tage nach meiner Geburt. Kindheit kann man dazu nicht wirklich sagen. Es war eben alles anders. Das kann man nicht vergleichen und es dir zu erklären würde zu lange dauern. Aber was ich machen wollte, das ist eine gute Frage. Ich war 17 ich wusste nicht was ich machen wollte. Ich hatte meinen eigenen Kopf, mein Bruder wollte in den Krieg aber das war nichts für mich. Ich wusste es wirklich noch nicht. Ich hab eher meiner Mutter geholfen. Die Mädels waren anstrengend.“ „Ach so.“ „Alle Mädchen sind anstrengend. Das beste Beispiel bist du.“ Verwundert sah ich ihn an. „Was soll das denn bedeuten?“ „Deine Mutter hat es nicht leicht mit dir.“ Er sah mich wirklich mahnend an. Hatte er sie noch alle? Was sollte das denn? Warum stellte er sich auf die Seite meiner Mutter? „Meine Mutter? Sie tyrannisiert mich doch.“ „Du könntest ihr auch mal entgegen kommen. Früher hätte es so was nicht gegeben.“ Früher? „Ich denke das kann man nicht vergleichen?“ Eine Augenbraue hochgezogen sah ich ihn an. Und dann grinste er. „Kann man auch nicht. War nur spaß. Ich weiß das deine Mutter nicht die einfachste ist.“ „Also stimmst du mir zu wenn ich sage ich bin nicht schuld an dieser Situation?“ „Ja. Mit so einer Mutter wäre ich nie klar gekommen. Du schlägst dich wirklich gut. Wo wir gerade bei Schlagen sind. Das war wirklich nicht okay.“ „Ach komm. Man kann es nicht vergleichen. Währst du in dieser Zeit geboren würdest du anders darüber denken. Las uns nicht mehr über meine Mutter reden.“ „Okay, du hast recht.“ „Gut. Schön das du mir zustimmst.“ „Bild dir bloß nichts darauf ein.“ „Ach wo.“ „Na bei dir kann man ja nie wissen.“ „Danke.“ „Bitte.“ „Ich sollte dann jetzt auch mal rüber meine Sachen holen und bescheid sagen.“ „Gut. Ich begleite dich bis nach unten.“ Da war es wieder. Und schon stand er und zog mich mit hoch. „Immer mit der Ruhe, ich kann auch allein gehen.“ Ganz gemütlich, vielleicht sogar extra um ihn etwas zu ärgern, ging ich zur Treppe. Noch etwas langsamer ging ich diese runter, dann die nächste, durch die Eingangshalle und nach draußen. Ab da war er verschwunden. Schnell ging ich hoch und in mein Zimmer. Ich packte alles nötige für 2 Nächte ein und ging dann nach vorne. Kapitel 27: Eifersüchtig auf das Sofa? -------------------------------------- Oh man. Meine Mutter hatte sie echt nicht mehr alle. Jetzt sollte ich ihr helfen das Haus zu putzen. Das ganze Wochenende lang. Das konnte sie sich sofort abschminken. Ich würde garantiert keine 10 Minuten länger in diesem Haus bleiben. Soviel stand fest. Ich würde mich nicht um mein Wochenende bringen lassen. Schon allein die Vorstellung. Oh man. Was hatte ich mir da nur eingebrockt. Na ja, immer noch besser als hier rum zu sitzen und zu helfen. Und was sollte schon passieren? Ich würde ein paar Bücher lesen und rum sitzen. Kurz grinste ich, aber nur innerlich. Au man, ein ganzes Wochenende mit Liam alleine. Das durfte nicht wahr sein. Schon allein der Gedanke. Oh man. Aber zuerst musste ich mit meiner Mutter fertig werden. Ich hörte mir ihr Gelaber jetzt schon 10 Minuten lang an. Es ging mir echt auf die Nerven. Wenn ich daran dachte das Liam vor ein paar Minuten noch gesagt hatte ich sollte mehr Verständnis für sie haben. Autsch. Gott sei dank war das nur ein Scherz. Wie wurde ich sie denn jetzt am besten los? Keine Ahnung. Am besten ich ging einfach. Ja. Also ließ ich sie in der Küche stehen und ging in mein Zimmer. Wütend und tobend kam sie mir natürlich hinterher. Doch ich hatte schon abgeschlossen. Wie kam ich denn jetzt hier raus? Meine Sachen waren ja schon gepackt. Ich brauchte allerdings einen Rucksack. Na ja gut, 2 Nächte da brauchte ich schon etwas mehr, wie zum Beispiel Duschsachen und Wechselklamotten. Sonst ging das ja gar nicht. Also hatte ich das meiste in den Rucksack gepackt und ein bisschen was um mir die Zeit zu vertreiben in meine Tasche. Ich setzte den Rucksack auf, hängte mir die Tasche um und schloss auf. Auch die Fenster und alles weitere hatte ich schon bearbeitet. Meine Mutter tobte immer noch. Ich drängte sie von der Tür weg und schloss wieder ab. Dann steckte ich den Schlüssel weg und ging zur Tür. Ich war schon die halbe Treppe runter als sie mich am Arm packte. Und dann platze sie. Was mir einfiel sie einfach allein zu lassen? Sie würde wieder den Ärger von Papa bekommen. Und, und, und. Leicht gereizt riss ich mich los, sagte ihr ich würde noch zu Papa gehen und verlies das Haus. Bis zur Tür kam sie mir nach, dann rief sie mir nur noch hinterher. Jetzt blieb mir allerdings nichts anderes übrig als nach unten zu gehen. Ich hatte ja schließlich gesagt ich würde noch zu ihm gehen. Wenn ich es jetzt nicht tat und sie ihm sagen würde ich hätte es gesagt hätte ich ein Problem mit Papa. Das wollte ich aber unter alles Umständen verhindern. Doch ich hatte keine Lust meine Sachen mit zu schleppen. Ich sah mich also auf dem Hof um, ob irgendwer mich sah und als ich sicher war das da keiner war stellte ich sie unter einen der Sträucher die hinter dem alten Haus waren. Dann ging ich runter und sagte meinem Dad bescheid. Er nahm es total gelassen. Ihn störte es überhaupt nicht. Doch den Wutanfall von Mama ließ ich aus. Davon musste er ja nicht unbedingt wissen, genau so wenig wie er wusste das sie mich geschlagen hatte. Darüber musste er sich nicht den Kopf zerbrechen. Als ich zurück kam waren meine Sachen natürlich schon weg. Niemand war auf dem Hof und niemand war an den Fenstern, also schlüpfte ich schnell durch die Tür. Dann ging ich wie immer die Treppe hoch, öffnete die Tür, schloss sie von innen wieder und ging die nächste Treppe hoch. Neben dem Sofa fand ich meine Taschen und in einem der Sessel saß Liam. „Danke.“ „Kein Thema.“ Wie er da so saß, es war richtig einladend. Hm. Warum eigentlich nicht? Doch bevor ich zu ihm ging nahm ich mir die angefangene Flasche Cola aus dem Kühlschrank. Dann ging ich zu ihm und setzte mich auf seinen Schoss, die Beine über die Lehne. Einen Arm legte er hinter mich den anderen Arm vor mich und verschränkte seine Finger ineinander. Praktisch kam ich jetzt nicht mehr weg, was ich ja auch gar nicht wollte. „Deine Mutter war ja mächtig sauer.“ „Sauer? Sie hat getobt. Das war schon nicht mehr normal.“ „Sie hat ein ganz schönes Organ.“ „Ja das hat sie.“ „Aber mir ist aufgefallen das hast du auch.“ „Wann ist dir das aufgefallen?“ „Ach, wenn du in der Schule bist. Dann bist du manchmal ganz schön laut. Vor allem wenn irgendwelche Jungs irgendwelche Sachen rufen.“ Aha. Ich grinste leicht. „Was interessieren dich denn irgendwelche Jungs?“ „Jetzt natürlich nichts mehr.“ „Aber vorher?“ „Ein paar sind mir schon aufgefallen.“ „Ach so. Sie sind dir nur aufgefallen.“ „Ja.“ Okay. Ich öffnete die Flasche und trank einen Schluck. „Das ich sie mir am liebsten mal vorgenommen hätte spielt keine Rolle.“ Was hatte er gerade gesagt? Ich war mir nicht sicher ob ich es verstanden hatte denn ich verschluckte mich an der Cola. Obwohl, ich hatte mich erst danach verschluckt. Ich beugte mich etwas weg von ihm und hustete erst mal, das ich wieder Luft bekam. Er sah mich natürlich besorgt an. „Alles klar, geht wieder.“ „Sicher?“ „Ja. Also jetzt noch mal zum mitschreiben, was hättest du am liebsten gemacht? Sie dir vorgenommen? Warum das denn?“ Die Cola hatte ich schon weggestellt und saß wieder normal und sah ihn an. „Weil es sich nicht gehört was sie gesagt haben.“ „Oh man. Du kommst echt nicht aus dieser Zeit. Auf so was sollte man nicht hören. Die wissen nicht was sie sagen.“ „Du nimmst aber auch alles leicht oder?“ „Nein wieso? Das ist heut zu tage nun mal so. Es gibt Dinge da sollte man einfach nicht drauf hören. Das ist genau das selbe wie bei meiner Mutter. Währst du aus dieser Zeit würdest du das alles anders sehen.“ Es schien ihn alles etwas zu verwirren. „Egal. Ich bin froh das du nicht aus dieser Zeit bist.“ Dann umarmte ich ihn. „Gut. Dann bin ich ja beruhigt.“ „Okay. Und, was haben wir vor?“ „Hm. Nichts.“ „Interessant.“ „Finde ich auch.“ „Hm, weißt du, mach einfach das was du immer machst. Ich lese.“ „Also soll ich dir beim lesen zu gucken?“ „Nein. Dann mach eben was anderes.“ „Mal sehen. Vielleicht.“ Eigentlich wollte ich aufstehen, doch er ließ mich nicht. „Lässt du mich bitte los? Ich würde gerne aufs Sofa.“ „Nein.“ „Wie nein?“ „Nein.“ Dieser Kerl war echt zum verrückt werden und das nicht nur nach ihm. „Warum nicht?“ „Darum.“ „Ach komm schon. Es ist doch nur das Sofa.“ „Deswegen ja, du sagst immer das Sofa ist so weich. Da könnte ich glatt eifersüchtig werden.“ „Eifersüchtig? Wieso das denn?“ „Ich hab dich gern auf meinem Schoss, aber wenn das Sofa so weich ist.“ Oh man. „Ach sei leise. Lass mich einfach los.“ „Nein.“ „Doch.“ „Nein.“ „Doch.“ „Nein.“ Super. Und was jetzt? „Dann lass mich wenigstens das Buch holen.“ „Na gut.“ Als er mich los lies stand ich auf und nahm mir das Buch. Doch dann überlegte ich kurz ob ich mich nicht doch auf das Sofa setzen sollte. Ach nö. Also setzte ich mich wieder auf seinen Schoss und begann zu lesen. Dieses Mal ließ er mich sogar in Ruhe lesen. Ich hatte vielleicht 30 Seiten gelesen da hob er mich auf einmal hoch. Erschrocken hielt ich mich an ihm fest, ließ dabei aber das Buch fallen. Was sollte das denn jetzt? Verwirrt sah ich ihn an. "Ich hab hunger." Ah ja gut okay. Vorsichtig setzte er mich auf das Sofa und gab mir mein Buch. "Ich beeil mich." "Ach was, musst du nicht. Machs so wie immer." "Gut." Dann lächelte er kurz und verschwand. Ich las noch ungefähr 5 Seiten dann entschied ich mich duschen zu gehen. Ich nahm mir also meine Sachen, ich hatte sogar einen Schlafanzug dabei und verschwand im Bad. Es war richtig praktisch das alles auf einer Etage lag. Als ich fertig war ging ich zum Kühlschrank, der jetzt noch etwas mehr Inhalt hatte und nahm mir noch etwas zu essen. Es war zwar erst kurz nach 18 Uhr, etwas früh für Schlafzeug, aber ich hatte ja geduscht, da zog ich dann immer Schlafzeug an. Mit dem etwas zu essen, was aus einer weiteren Banane bestand, ging ich zum Sofa und las weiter. Ich hatte gar nicht auf die Uhr geguckt wann er verschwunden war. Ich wusste ja auch gar nicht wie lange er normalerweise brauchte. Als ich das letzte Mal auf mein Handy sah war es 22 Uhr. Das Buch hatte ich jetzt schon bis über die Hälfte gelesen. Mittlerweile las ich schon im liegen. Wie lange ich noch las wusste ich nicht. Aber irgendwann war ich eingeschlafen. Kapitel 28: Lösung!? -------------------- Durch die Dunkelheit die hier herrschte wusste ich nicht wie spät es war als ich wach wurde. Aber ich wusste das Liam gerade zurück kam, denn ich wurde von Schritten geweckt. Schnelle Schritte. Hatte er es eilig? „Ach scheiße.“ Was war denn jetzt los? Ich öffnete die Augen und sah wie er die Treppe wieder runter ging. „Liam?“ Noch nicht ganz wach setzte ich mich auf. Ich hielt das Buch noch in der Hand, also legte ich es auf den Tisch. Er hielt an und blieb auf der Treppe stehen. Verwundert stand ich auf. „Alles okay?“ „Ja, alles okay.“ Er klang etwas komisch. Irgendetwas war passiert. Eine andere Erklärung dafür, das er sich immer noch nicht umgedreht hatte, gab es nicht. Also ging ich zur Treppe und fragte noch einmal: „Ist wirklich alles okay?“ „Ja. Würdest du bitte wieder zum Sofa gehen?“ „Wieso?“ „Darum.“ „Darum ist kein Grund.“ Bildete ich es mir nur ein oder hielt er seinen Arm komisch? Langsam ging ich die Treppe bis zu ihm runter. Doch er wollte sich immer noch nicht umdrehen. „Liam, sag mir was los ist.“ Ich bekam keine Antwort. Was war nur passiert? Ich packte ihn an der Schulter und drehte ihn um. Gerade so konnte ich noch sehen wie sich eine Wunde an seinem Arm schloss. Haben die jetzt auch noch einen schnelleren Wund-Heilungsprozess? „Was war das?“ „Was meinst du?“ „Halt mich nicht für dumm. Du warst verletzt. Was ist da draußen passiert?“ „Nichts.“ „Nach nichts sah mir das aber nicht aus. War dieses Vieh schon wieder da?“ „Dieses Vieh ist ein Vampir und nein er war nicht wieder da.“ Was? Das sollte ein Vampir gewesen sein? Das konnte ich mir nicht vorstellen. „Was dann?“ „Nichts.“ „Ich finde es nicht schön wenn du mir nicht die Wahrheit sagst.“ „Lily.“ „Ja?“ „Ich hatte nur eine Unterhaltung mit einem alten Freund.“ Einem alten Freund? Nicht doch eher seinem alten Freund? „Dein alter Freund?“ „Ja.“ „Und dabei wurdest du verletzt?“ „Es war nichts.“ „So sah das aber nicht aus. Kannst du mir nicht einfach sagen was los war?“ „Gut, wenn du es unbedingt wissen willst.“ „Ja.“ Er atmete zischend aus. Es schien ihm nicht zu gefallen das ich darauf bestand es zu erfahren. „Er kam um mit mir zu reden.“ „Worüber?“ Er hatte eine Pause gemacht, doch die wollte ich ihm nicht lassen. Entweder ganz, oder ich würde einen anderen Weg finden es zu erfahren. „Über dich.“ Hätte ich mir eigentlich denken können. „Und?“ „Lily, reicht das nicht?“ „Nein!“ „Na schön, er hat mir angeboten die Sache mit meiner Strafe zu regeln.“ „Regeln? In wie fern?“ Er machte immer wieder eine Pause. Dachte er etwa ich würde mich mit der halben Wahrheit zufrieden geben? „So, das ich nicht bestraft werde wenn du stirbst.“ „Damit er mich töten kann.“ „Ja. Ich hab versucht ihm zu erklären das es nicht geht, doch davon wollte er nichts hören.“ „Und dann hat er dich angegriffen?“ „Nein, er wollte dich holen. Ich habe ihn angegriffen.“ „Und?“ Dieses Mal fragte ich vorsichtig, nicht mehr so drängend. „Ich habe ihn nicht getötet falls du das meinst.“ „Nein, das meine ich nicht. Ich würde lieber wissen wie es jetzt weiter geht.“ „Du bleibst hier.“ „Ich kann aber nicht mein Leben lang hier bleiben.“ „Ich weis, vorerst bleibst du hier. Wir finden eine andere Lösung.“ Lösung, gut gesagt. Dafür gab es keine Lösung. Zumindest keine normale. Oh. Das war die Lösung. Nicht normal, unnormal. „Was würde passieren wenn du mich verwandelst?“ Ich hätte besser die Klappe halten sollen. Das ich auch nie nachdenken kann bevor ich rede. „Ich soll dich was? Verwandeln? Spinnst du?“ „Ich mein ja nur. Dann brauchen sie mich nicht mehr töten weil ich ja sowieso...“ „Halt den Mund!“ Oh. „Davon will ich nichts mehr hören!“ Er schien wirklich wütend zu sein. Er ging an mir vorbei die Treppe hoch und setzte sich auf das Sofa. Ich war wirklich selten dämlich. Warum ich nicht so weit gedacht hatte. Ich ging ihm hinterher und setzte mich neben ihn. „Tut mir leid. Es... das kam mir so plötzlich in den Sinn... es tut mir leid.“ „Denk so was nie wieder!“ Tief sah er mir in die Augen wie als könnte er diesen Gedanken damit vertreiben. Ich nickte nur. „Es tut mir wirklich leid.“ Schon saß ich wieder auf seinem Schoss und er drückte mich fest an sich. „Denk so was nie wieder.“ „Tu ich nicht mehr, versprochen.“ „Gut.“ Kapitel 29: Du hast mein Herz gestohlen --------------------------------------- Schon seit 5 Minuten sah er mich einfach nur an. Er hatte nichts mehr gesagt. Mir kam es vor als wolle er sich alles von mir einprägen für den Fall das ich nicht mehr da sein sollte. Ich weiß nicht warum, doch so kam es mir vor. Sanft strich er mir durch die Haare, einen Arm immer noch um mich geschlungen, das ich nicht runter fiel. Mit den Fingerspitzen fuhr er mir durch die Haare und mit dem Handballen strich er mir vorsichtig über die Wange. Jede seiner Berührungen löste einen neuen Ansturm von Schmetterlingen in mir aus. Es war zum verrückt werden, doch ich wollte das dieses Gefühl nie vorüber ging. Sein Blick wanderte über mein Gesicht, über meine Haare, über meinen ganzen Körper. Immer wenn mich irgendwer auch nur annähernd so betrachtet hat fühlte ich mich unwohl, doch nicht jetzt. Wann würde er mich endlich küssen? Ich wollte seine Lippen endlich wieder auf meinen spüren. Es war wie ein Verlangen, ich konnte es einfach nicht unterdrücken. Es schrie schon fast in mir. Doch ich konnte ihn einfach nicht unterbrechen. Regungslos saß ich auf seinem Schoss und genoss seine Berührungen. Was geschah nur in mir? Was passierte da mit mir? Was war nur los? So hatte ich noch nie gefühlt. Dieses Verlangen hatte ich noch nie. Ich hatte meinen Freund geliebt, doch es war nicht so wie es jetzt war. Es war anders. Ich hatte nicht das Verlangen immer, jede Sekunde, in seiner Nähe sein zu wollen. Ich wollte nicht das seine Berührungen nie endeten. Ich wollte nicht das dieses Gefühl,diese Schmetterlinge, die ich bei ihm nie so stark gespürt hatte, nie aufhörte. Ich hatte nicht dieses Verlangen. Doch warum spürte und wollte ich all das bei Liam? Hatte ich mich wirklich und so sehr in ihn verliebt? Hatte ich mich überhaupt in ihn verliebt? Doch was war das alles dann, wenn nicht Liebe? Ich wollte nicht mehr ohne ihn sein. Ich wollte immer bei ihm sein, jeden Moment mit ihm verbringen, ihn immer an meiner Seite wissen. An die Möglichkeit, das zu erreichen, wollte ich lieber nicht mehr denken. Ich war mir sicher, dieses eine Mal war ich mir hundert Prozent sicher. Ich liebte ihn. Ich hatte mich in Liam verliebt. Empfand er auch so? Liebte er mich auch? Was würde passieren wenn ich es ihm sagen würde? Er hatte mich geküsst und er hatte mich immer wieder gerettet. Doch konnte ich das als Liebe bezeichnen? Liebte er mich? Ich wusste es nicht. Aber ich hatte nicht den Mut es ihm zu sagen. Noch nicht. So weit war ich einfach noch nicht. Ich war total in Gedanken versunken. Ich war wie weg getreten. Erst jetzt bemerkte ich das er mich ansah, normal ansah und grinste. Sein Grinsen das ich so liebte, obwohl ich es zu Anfang gehasst hatte. „Woran denkst du?“ „Gar nichts, ist nicht so wichtig.“ Ich wollte jetzt nicht darüber reden. Ehrlich gesagt, ich war zu feige. „Du warst wie erstarrt, es muss wichtig gewesen sein.“ Und genau das war es wofür ich ihn manchmal ohrfeigen konnte. Das er immer nach bohrte, das er nie Ruhe gab ehe er die Wahrheit wusste. Ich sagte nichts, sondern sah ihn einfach nur an. „Ich bin mir sicher ich finde einen Weg es zu erfahren.“ Ja, den fand er gerade. Er hatte es mir entgegen gehaucht. Langsam kam er mir näher. „Meinst du nicht auch?“ Wenn er flüsterte klang seine Stimme noch verlockender. Ich konnte nur leicht mit dem Kopf schütteln. Ich brachte keinen Ton mehr zu Stande. Was war das denn schon wieder? Er fesselte mich mit seinem Blick. Das konnte auch nur er. Noch nie hatte es jemand geschafft, egal wie intensiv er mich angesehen hatte. Jetzt spürte ich seinen Atem auf meiner Haut. Ganz leicht spürte ich seine Lippen an meinem Hals. Einen Hauch von kalt hinterließ er auf meiner Haut. Ich zitterte kurz, vor ein paar Minuten lag ich ja auch noch unter einer warmen Decke. Wieder fuhr er durch meine Haare und atmete ihren Geruch tief ein. Das Kribbeln in mir wurde immer stärker, ich konnte nichts dagegen machen. Und je näher er meinen Lippen kam um so stärker wurde dieses Gefühl und um so wärmer wurde mir. Er sah mir noch einmal in die Augen. Er musste bemerkt haben wie sehr mich das, was er tat, verwirrte und nervös machte und meine Gefühle durcheinander brachte, denn er grinste wieder. Dann, ganz vorsichtig, legte er seine Lippen auf meine und schloss seine Augen. Wie ein Blitz traf mich dieses Gefühl, es war als würden alle Schmetterlinge in mir explodieren. Es war noch viel intensiver als die Male davor. Die Male davor? So oft hatte er mich noch gar nicht geküsst. Gut, ich zählte nicht mit, aber so oft war es noch nicht gewesen. Aber war das nicht eigentlich egal? Ich wollte es genießen wann immer es passierte. Also schloss auch ich meine Augen und erwiderte seinen Kuss. Ich legte meine Arme um ihn und vergrub meine Hände in seinen Haaren. Seine Hand wanderte über meinen Rücken und er drückte mich etwas fester an sich. Dann ließ er sich langsam nach hinten in die Lehne sinken. Er würde sich jetzt nicht mehr von mir lösen können. Also würde ich den Kuss beenden müssen. Doch ich wollte nicht. Ich hatte noch nicht genug von diesen Gefühlen, die in mir tobten. Schräg lagen meine Beine jetzt auf dem Sofa und ich lag halb auf ihm. Er konnte gar nicht weg. Doch jetzt bekam ich keine Luft mehr. Ich wollte es eigentlich gar nicht, doch ich musste mich von ihm lösen. Sanft drückte ich mich ein Stück weg und schnappte nach Luft. Leise lachte er, was mich etwas verwunderte. „Was?“ Fragte ich ihn etwas leiser als normal und sah ihn verwundert an. „An deiner Ausdauer müssen wir aber noch arbeiten oder?“ „Ich weiß ja nicht wie lange du keine Luft brauchst.“ „Gar nicht.“ Er grinste etwas breiter. „Wie gar nicht?“ „Wenn ich nicht will muss ich nicht atmen.“ „Wie das denn?“ „Wir müssen es einfach nicht, doch es wird mit der Zeit etwas unangenehm da man dann ja nichts mehr riechen kann.“ „Ach so.“ Super, noch ein Punkt wo er im Vorteil war. Ich war wieder zu Luft gekommen. Ich wollte es noch einmal versuchen. Was hieß versuchen? Ich wollte ihn einfach noch einmal küssen. Ich ließ mich wieder auf ihn sinken und küsste ihn wieder. Er schien es genau so zu wollen. Ob es dieses Mal länger war oder nicht war mir eigentlich egal. Als ich wieder keine Luft mehr hatte musste ich mich von ihm lösen. Er lächelte und strich mir wieder durchs Haar. Ich rutschte etwas nach unten und lehnte mich gegen ihn. Meinen Kopf auf seine Brust und umarmte ihn. Seine Arme legte er um mich und strich mir weiter über Kopf und Rücken. Er war zwar kalt, aber es machte mir nichts. Im Moment zumindest nicht, ich hatte mich daran gewöhnt. „Ich will dich nicht verlieren.“ Es kam so plötzlich und leise das ich ihn sofort wieder ansah. Er sagte nichts und sah mich einfach nur weiter an. „Ich bleibe bei dir, egal was passiert.“ Weil ich dich liebe. Warum brachte ich es nicht raus? Warum konnte ich es nicht sagen? Ich hätte mich dafür ohrfeigen können. Doch das hätte dumm ausgesehen. Obwohl es mir schon in den Fingern juckte. Ich konnte ihn nicht mehr ansehen, also lehnte ich mich wieder an ihn und schloss meine Augen. Warum konnte ich es nur nicht sagen? Warum nicht? Was hatte sich mein kranker Kopf nur wieder dabei gedacht? Ich wusste es nicht. Ich wollte es ihm sagen, doch es ging nicht. Er wollte nicht das er mich verliert. Das sagte doch schon viel. Ich würde nicht gehen, soviel stand fest. Doch was würde passieren wenn dieser Vampir mich kriegen würde? Wenn ich nicht mehr da wäre? Daran wollte ich nicht denken. Ich wollte diese Gedanken aus meinem Kopf verbannen. Doch ich schaffte es nicht wirklich. Plötzlich hatte ich Bilder in meinem Kopf. Ich hasste meine Fantasie dafür. Bilder von ihm wie er gegen diesen Vampir kämpfte. Wie er versuchte mich zu retten und dabei selber getötet wurde. Er hatte ja gesagt eher würde er sterben. Doch das wollte ich nicht. Ich wollte nicht das er wegen mir starb. Und noch einen Teil an mir hasste ich. Selbst wenn es nicht wirklich passiert war was sich in meinem Kopf abspielte. Alles verschwamm und ich spürte wie Tränen über meine Wangen rannen. Ich wollte jetzt aber nicht weinen. Warum musste es nur immer sein? Ich kniff die Augen zu und drückte mich noch fester an ihn. Jetzt nur nicht schniefen. Ich wollte nicht das er es mitbekam. Er durfte es einfach nicht sehen. Er würde wieder fragen was los sei. Ich würde ihn nicht anlügen können, doch ich wollte nicht das er es erfuhr. Er sollte sich nicht auch noch um mich kümmern müssen. Er hatte genug im Kopf. Ob er es wohl bemerkt hatte? Sein Druck wurde auch etwas stärker und er begann wieder mich zu streicheln. Es war beruhigend und ein paar Minuten später konnte ich wieder ruhiger atmen. Doch diese Gedanken waren damit nicht vertrieben. Kapitel 30: Wasser ------------------ „Hey.“ Leise drang seine Stimme in meine Gedanken. Aber warum war sie so leise? „Lily, aufwachen.“ Aufwachen? Schlief ich etwa? Ich wollte meine Augen öffnen doch es ging irgendwie nicht wirklich. Ich war zu schwach. Ich lag noch auf ihm, das konnte ich spüren, er war so kalt. Warum wollte er mich wecken? Warum konnte er mich nicht einfach schlafen lassen, im Land der Träume? Ich hatte von ihm geträumt, da hätte er mich lassen können. Ich verstärkte meine Umarmung etwas und kniff meine Augen zu. Ich wollte nicht aufwachen. Warum nicht? Und warum dachte ich? Warum dachte ich so das ich alles verstand? Müsste ich nicht, wenn ich schon schlief, träumen? Aber warum hörte ich ihn dann? „Lily.“ Nein, ich wollte nicht. Las mich in Ruhe. Wer weiß was passieren würde wenn ich jetzt aufwachte. Hier konnte mir niemand etwas tun. Hier waren nur er und ich. Doch dort, in der Realität, da war auch dieser Vampir. Ich wollte nicht das er alles zerstörte. Ich würde einfach nicht aufwachen dürfen. Jetzt spürte ich wie mein Griff gelöst wurde und ich auf das Sofa gelegt wurde. Warum tat er das? Ich musste es wissen. Ich wand alle kraft auf um meine Augen zu öffnen, doch irgendwie wollte es einfach nicht funktionieren. Warum nur nicht? Noch einmal versuchte ich es. Weiße Risse taten sich vor mir auf doch es wurde sofort alles dunkel. So viel konnte ich gar nicht sehen. Alles war schwarz. Ich öffnete meine Augen ganz und ließ meinen Blick durch die Dunkelheit wandern. Wo war ich? Hier war alles so dunkel. Warum war hier kein Licht? Ich lag definitiv noch auf einem Sofa. Also musste ich ja bei Liam sein. Liam. Ja, wo war er überhaupt? Gerade hatte ich ihn doch noch gehört. Ich versuchte mich aufzurichten doch ich war noch nicht wach genug. Langsam merkte ich wie sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten und wie ich Umrisse erkennen konnte. Da war der Tisch und da waren auch die Sessel. Da weit hinten stand der Schreibtisch. Ich war also bei Liam. Doch nirgends konnte ich seine Umrisse erkennen. Wie spät war es eigentlich? Hatte ich mein Handy irgendwo hier? Es musste in meiner Tasche sein, doch wo war sie? Als ich hier her kam waren meine Sachen schon hier, doch wo genau waren sie? Hatte er sie nicht vor das Sofa gestellt. Hier, direkt an das Ende wo mein Kopf lag? Ich streckte einen Arm aus, er war ganz schön schwer und tastete hinter das Sofa. Da waren sie, meine Taschen. 2 Hatte ich ja gehabt. In welcher war mein Handy? Schwerfällig streckte ich auch noch den zweiten Arm aus und zog mich etwas weiter an die Lehne. Jetzt konnte ich auf meine Taschen sehen, doch erkennen konnte ich wieder nicht viel. Sicher war es in meiner Tasche, nicht im Rucksack. Was sollte es auch dort? Also zog ich meine Tasche hoch, legte sie auf den Rucksack und kramte darin herum. Als ich es gefunden hatte versuchte ich es anzuschalten. Warum ging es nicht? Ich wollte die Tastenspeere entsichern, doch es ging nicht. Verwundert drückte ich lange auf den roten Hörer, den ich nur ertasten konnte. Das Display leuchtete auf und meine Augen taten weh. Es war viel zu Hell als das ich gleich etwas sehen konnte. Als sich meine Augen wieder an das Licht gewöhnt hatten tippte ich den Pincode ein und wartete. Die Melodie, das das Handy an ging, ertönte und im selben Moment war alles schwarz. Das durfte doch nicht war sein! Der Akku war alle. Na super. Jetzt saß ich hier, im Dunkeln und wusste nicht wie spät es war. Erst einmal brauchte ich Licht. Wo war mein Feuerzeug? Auch in meiner Tasche. Also steckte ich das Handy zurück und kramte nach dem Feuerzeug. Als ich es gefunden hatte setzte ich mich auf und tastete auf dem Tisch nach den Kerzen. Komisch, sie waren noch nicht ganz abgebrannt. Irgendjemand musste sie aus gemacht haben. Nicht irgendjemand, Liam, wer sonst? Das Feuerzeug wollte nicht gleich funktionieren doch als es dann ging entzündete ich die Kerzen. Er war wirklich nicht da. Hm. Na ja, dafür gab es bestimmt eine Erklärung, wenn ich nur wüsste wie spät es war. Wo finde ich denn jetzt eine Uhr? Obwohl, eigentlich würde es auch ausreichen wenn ich wüsste wie hell oder dunkel es draußen war. Aber die Fenster sind alle zugenagelt. Und runter soll ich nicht. Mh. 5 Minuten saß ich rum und dachte nach. Ich fand keine andere Lösung. Also stand ich auf und ging zum Fensterbrett. Dort entzündete ich den Rest der Kerze und nahm sie in die Hand. Langsam ging ich zur Treppe. Vielleicht würde er ja gleich wiederkommen. Wer weiß wie lange er schon weg war. Vorsichtig und langsam ging ich die Treppe hinunter. Ich hatte schon etwas Angst davor. Aber was sollte ich machen. Ich musste ja wissen in welcher Zeit ich mich befand. Unten angekommen blieb ich aber stehen. Er hatte gesagt ich sollte die Tür nicht öffnen. Meinen Arm hatte ich schon ausgestreckt und den Knopf berührte ich auch schon, doch ich hatte noch nicht gedrückt. Würde er sehr wütend sein? Eigentlich wollte ich es gar nicht wissen, doch da hatte ich schon gedrückt. Langsam ging die Tür auf und ich sah hinaus. Es war nicht so dunkel wie oben, doch es war auch nicht hell. Ich ging nach draußen, ließ die Tür aber auf. Jetzt wollte ich das es schnell vorüber ging. Ich wollte wieder rein. Doch wenn ich schon mal hier war musste ich auch nachsehen wie dunkel es draußen war. Schnell ging ich die jetzt rechte Seite der Treppe hoch. Die Fenster waren zwischen den Bücherregalen. Wo ich schon mal hier war könnte ich mir gleich auch noch eins mitnehmen. Ich ging durch die Reihen und sah mir wieder die Bücher an. Ach da. Ich hatte also eins gefunden und ging jetzt in Richtung Fenster. Die Kerze hielt ich nach unten, man musste das Licht ja nicht unbedingt sehen. Dann stellte ich mich neben das Fenster an die Wand und sah vorsichtig hinaus. Die Dämmerung hatte ich schon verpasst. Es musste also zirka 22 Uhr sein. Hatte ich den ganzen Tag verschlafen? Wie konnte das denn passieren? Hm. Verwundert drehte ich mich um und wollte gerade wieder gehen als ich ruckartig stehen blieb. Da war doch was da draußen gewesen? Sofort, aber wie in Zeitlupe, drehte ich mich wieder um und sah nach draußen. Scheiße. Das durfte doch nicht war sein. Er kam schon wieder. Dieser Vampir wollte es schon wieder versuchen. Ich konnte mich nicht mehr bewegen, ich war wie angewurzelt. Die Kerze und das Buch in der Hand stand ich vor dem Fenster und starte nach draußen. Erst als er mich ansah, es versetze mir einen Schock, konnte ich mich wieder bewegen. Hoch. Sofort hoch. Tür offen. Rennen. Ein Windstoß von draußen und die Kerze war aus. Alles war dunkel. Ich hörte nur ein Scheppern das mir sagte das das Buch und die Kerze zu Boden gefallen waren. Ich sollte jetzt wirklich rennen. Der Vampir sah mich immer noch von unten an und grinste. Ich wusste nicht was ich machen sollte, doch ich spürte wie mich meine Beine zur Treppe trugen. Immer schneller. Jetzt nur nicht in das Loch. Nur nicht in das Loch. Ich war gerade an der Treppe angekommen als das Haus leicht bebte. Im rennen drehte ich mich leicht nach hinten und konnte sehen wie dieser Vampir im Fensterrahmen hockte und grinste. Verfluchte Scheiße. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Warum konnte ich nicht warten bis Liam kam? Jetzt war es ganz sicher aus. Ich würde es nicht mehr bis zur Tür schaffen. Selbst wenn, sie würde erst noch zu gehen müssen und das ging nicht gerade schnell von sich. Ich rannte die Treppe hinunter und steuerte auf die Tür zu doch vergebens. Er sprang über mich und stand vor der Tür noch bevor ich ganz unten war. Er war genau so schnell wie Liam. Ich hatte keine Chance. Was könnte ich jetzt tun? Ich würde mich sicher nicht einfach so ergeben. Ich hatte nicht wirklich daran gedacht doch ich rannte schon bis ganz nach unten. Die letzten 3 Stufen nahm ich mit einem Satz und landete auf dem Boden. Ein Wunder das ich mich halten konnte. Grade aus würde mir nichts bringen. Nach links konnte ich nicht da ich ganz rechts war. Mir blieb also nichts anderes übrig. Während ich das alles dachte rannte ich schon rechts um die Treppe. Scheiße. Sackgasse. Was jetzt? Da war eine Tür. Noch war der Vampir oben. Ich rannte auf die Tür zu, zwang mich durch das Loch in ihr und blieb ruckartig stehen. Nein. Hier war ich schon einmal. Es war genau so eine Sackgasse. Voller Spinnen. Warum musste ich auch hier hinein rennen? Mir blieb nichts anderes übrig. Ich hörte wie über mir die Treppe knarrte. Er kam um mich zu holen. Er war schon fast da. In dem kleinen Schein, den das Loch von oben hier hinein warf sah ich etwas blinken. Was war das denn? Ich hatte keine andere Wahl. Ich wollte mich nicht gleich ergeben. Eigentlich wollte ich mich gar nicht ergeben. Also blieb mir nichts anderes übrig als nachzusehen was dort war. Ich versuchte möglichst leise zu sein, doch genauso versuchte ich nicht an irgendwelche Spinnennetze zu kommen. Das war wohl unmöglich. Ich war nur wenige Schritte gegangen da hatte ich schon überall dieses klebrige Zeug. Konnte mir das jetzt nicht eigentlich egal sein? Es ging um weitaus wichtigeres als Spinnen. Sie würden mich nicht umbringen, doch etwas anderes hier würde es sicher tun. Ich war jetzt dort angekommen wo es geblinkt hatte. Meine Rettung. Es war eine Türklinke. Also gab es hier doch einen Ausgang. Wohin der führte war mir gerade total egal. Sofort drückte ich die Klinke nach unten und es erklang ein lautes Knarren. Scheiße. Ich hörte wie das Poltern und Knarren über mir lauter wurde und aufhörte. Er war jetzt also unten und es würde nur noch ein paar Sekunden dauern bis er hier war. Schnell riss ich die Tür auf, ging hindurch und schloss sie hinter mir wieder. Vielleicht würde er sie nicht sofort sehen. Ich hatte die Tür so fest zugeschlagen das es einen lauten Knall gab. Jetzt musste er gehört haben wo ich war. Ich war verloren. Doch noch nicht mal eine Sekunde später erklang ein Klirren. Die Klinke auf der anderen Seite musste abgefallen sein. Er würde also nicht hier hinein kommen. Wieso kam ich eigentlich darauf das er die Tür normal benutzen würde? Das hatte er das letzte Mal auch nicht getan. Wo war ich hier nur? Alles war dunkel. Ich konnte nichts sehen, noch nicht mal meine Hand, die ich vor meine Augen hielt. Ich war eingeschlossen. Die Luft hier drin war auch total stickig. Ich würde nicht lange hier bleiben können. Ich musste einen Ausweg finden. Es musste doch irgendwo ein Weg hier raus führen. Vorsichtig ging ich gerade aus. Meine Arme hielt ich ausgestreckt um zu ertasten wenn eine Wand kam. Eine Wand kam auch recht schnell. Ich bemerkte das ich in einem sehr kleinen Abstellraum war. Unter der Treppe? Was sollte das? Auch hier musste es einen Ausgang geben. Erst jetzt bemerkte ich das der Boden unter mir nachgab und das er knarrte. Ich hockte mich hin und tastete alles ab. Es fühlte sich an wie eine Klappe im Boden. Wenn ich jetzt Glück hatte, was ich definitiv brauchte, fand ich den dazu gehörigen Ring. Mist. Wo war nur dieser dumme Ring? Und wenn es hier gar keinen gab? Es musste einfach einen geben. Was kratzte denn da an der Wand? Oh mein Gott. Er war schon hier. Panisch tastete ich über den Boden um diesen dummen Ring zu finden, doch da war keiner. Ich saß in der Falle. Das durfte doch nicht wahr sein. Und alles nur weil ich nicht auf Liam warten konnte. Ich war so dumm. Was war das? Da war ein Loch im Boden. Ein kleines Loch, es passten 3 Finger durch. Ich drehte mich so das ich nicht auf der Klappe stand und zog sie nach oben. Super. Sie ging sogar auf. Es war zwar etwas schwer aber es ging. Jetzt hämmerte er gegen die Tür. Ich musste sofort hier verschwinden sonst würde ich nicht mehr lange leben. Ich steckte meine Beine in das Loch und spürte eine Treppe. Die Klappe immer noch in der Hand setzte ich mich ein paar Stufen nach unten und schloss die Klappe wieder. Ich musste noch ein paar Stufen nach unten rutschen damit sie zu ging. Dann streckte ich meine Arme nach rechts und links aus und bemerkte das ich nicht mehr als einen Meter Platz hatte. Es ging nur nach unten. Vorsichtig rutschte ich eine Stufe nach der anderen hinunter. Ich war zirka 5 Stufen weiter unten als ich anhielt um zu lauschen. Ich konnte nichts hören, nur das hämmern. Anscheinend wollte er die Tür nicht zerstören. Ich musste einen Ausgang finden. Doch wo wollte ich hin wenn ich einen gefunden hatte? Er war ja da oben. Ich würde nicht schnell genug sein um zum dritten Stock zu gelangen. Egal. Erst einmal musste ich hier raus. Ihhh. Was war das auf einmal? Meine Füße waren im Wasser. Stand der Keller etwa unter Wasser? Nein bitte nicht, das durfte nicht war sein. Ich würde jetzt da durch müssen. Ich zitterte am ganzen Körper als ich weitere 5 Stufen nach unten gestiegen war. Das Wasser ging mir jetzt bis zur Hüfte. Hoffentlich war dort irgendwo ein Ausgang. Meine Arme hatte ich immer noch ausgestreckt. Irgendwann musste ja die Decke des Kellers kommen. Als mir das Wasser bis zum Hals ging verlor ich den Boden unter den Füßen. Scheiße. Jetzt durfte ich auch noch hier durch schwimmen. Es stank total. Woher kam nur das ganze Wasser? Und was würde passieren wenn mir dieser Vampir folgen würde? Ich war mir fast sicher das er es tun würde. Konnten Vampire schwimmen? Warum sollten sie es nicht tun? Vor mir war plötzlich etwas kaltes und hartes. Das musste die Decke sein. Meine Arme hatte ich nach oben gerichtet. Ich tastete mich bis kurz vor die Wand und dann tastete ich wie viel Platz zwischen der Wasseroberfläche und der Decke waren. Ich war nicht gut im Schätzen, doch zirka 20 bis 30 Zentimeter, mehr waren es nicht. Und die Luft hier unten wurde auch immer schlechter. Und wer weiß was hier alles im Wasser war. Ich ließ mich soweit nach unten sinken das ich alles überblicken konnte. Ich konnte zwar nichts außer schwarz sehen, doch ich hoffte irgendwo einen Lichtstrahl zu entdecken. Mir war eiskalt, lange würde ich es nicht mehr aushalten. Wenn ich jetzt einmal los schwamm würde ich mich nirgends mehr festhalten können. Ich würde die ganze Zeit schwimmen müssen. Und wenn ich keinen Ausgang fand würde ich hier her zurück müssen. Ob ich überhaupt wieder bis hier her finden würde? Zurückgehen konnte ich nicht. Dort oben wartete der Vampir auf mich. Was wohl schmerzloser war? Ertrinken oder von ihm getötet zu werden? Nein. Ich durfte jetzt nicht daran denken. Ich würde hier raus finden. Würde ich sterben wäre das auch Liams Todesurteil. Soweit durfte ich es nicht kommen lassen. Er würde nicht wegen mir sterben. Es durfte einfach nicht passieren. Doch ich sah einfach kein Licht. Meine Hände lagen immer noch an der kalten Wand und das Wasser war auch eisig. Noch dazu zogen mich meine Sachen nach unten. Sie waren so voller Wasser, wie lange ich es wohl durchhalten würde? Denk an etwas anderes! Dort ist ein Ausgang! Ganz sicher! Ich würde jetzt einfach nur gerade aus schwimmen und mich umsehen. Dann würde ich mich nur umdrehen müssen und würde wieder hier ankommen. Ja, rede dir das nur ein. Du weißt genau das es aus ist. Du kommst hier nicht leben raus. Scheiße. Warum dachte ich nur an so etwas? Vielleicht weil es wahr war? Ich würde hier ganz sicher nicht leben rauskommen. Vorher würde ich ertrinken. Ich wollte aber nicht. Ich wollte nicht das es so endete. Ich musste es ihm doch noch sagen. Die Tränen die mir die Wangen runter liefen waren heiß im Gegensatz zu dem Wasser und der Wand. Ich würde jetzt endlich los müssen. Lange würde ich es in dieser Kälte nicht mehr aushalten. Also gut. Ich ließ die Wand los und wurde sofort unter Wasser gezogen. Nein. Hoch. Strampeln. Als ich wieder oben ankam schnappte ich nach Luft. Ich hatte auch Wasser verschluckt und hustete erst einmal. Jetzt bloß nicht aufhören zu strampeln. Ich musste hier raus. Sofort. Es ging nur nicht. Reiß dich zusammen. Also versuchte ich zu schwimmen. Ich kam auch voran, nur durch die Bewegungen schwappte mir das Wasser entgegen und ich verschluckte recht viel davon. Hustend und strampelnd versuchte ich an der Oberfläche zu bleiben. Ich durfte jetzt nicht schlapp machen. Das durfte einfach nicht passieren. Meine Sachen waren einfach zu schwer. Ich wurde schon wieder unter Wasser gezogen. Alles war schwarz, ich konnte meine Augen nicht schnell genug zu machen, das Wasser brannte mir in den Augen. Ich strampelte und versuchte wieder nach oben zu kommen, doch ich verlor die Orientierung. Wo war oben? Wo war unten? Die Seiten? Ich würde es nicht mehr schaffen. Irgendwie musste ich doch hier raus kommen. Bitte. Irgendwie. Ich wollte nur noch raus. Doch es ging nicht. Plötzlich spürte ich an meiner Hand etwas hartes. Was war das? Ich hatte nicht mehr viel Luft. Gleich würde ich ersticken. Ich spürte es. Mit letzter Kraft zog ich mich zu diesem harten Etwas hin und versuchte mich darauf zu stellen. Meine Füße rutschten ab doch ich schaffte es meine Knie darauf zu stemmen. Dann drückte ich mich einfach davon weg. Ich wusste nicht ob es oben war, aber ich versuchte es einfach. Und dann war da Luft. Ich war wirklich oben. Ich schnappte nach Luft. Alles was ich bekam. Natürlich auch Wasser. Ob ich hier wohl jemals raus kommen würde? Ich hatte mich jetzt so auf das was da war gestemmt das ich kurz verschnaufen konnte. Meine Hände drückte ich gegen die Wand um mich irgendwie festzuhalten. Ich musste es einfach schaffen. Ich wollte nicht mehr länger hier bleiben. Ich musste jetzt endlich hier raus. Also gut. Ich würde es noch einmal versuchen. „Lily?“ Was war das? Es war nicht sehr laut, doch es klang wie ein Ruf. Antworten konnte ich nicht, dazu hatte ich nicht die Kraft. Ich würde einfach der Stimme folgen müssen. Das war das einzige was ich tun konnte. Ich stieß mich von diesem Ding ab was unter mir war und das Wasser schwappte wieder über mich. Doch ich hörte wieder diese Stimme. Hier war ein Ausgang. Hier musste einfach einer sein. Ich würde es schaffen. Ich würde hier raus kommen. „Lily?!“ Ja, ich komme. Ich bin gleich da. Warte, bleib hier. Die Stimme wurde noch leiser. Bitte warte, ich komme. Ich bin hier. Hilf mir. Bitte. Warte. Ich strampelte und kämpfte gegen die Wassermassen die mich nach unten zogen. Da war Rettung. Ich würde es schaffen. „Lily? Wo bist du?“ Da war es. Ein Loch. Ein Fenster. Eine Tür. Ich wusste wo ich war. Ich war im Kartoffelkeller. Hier unten hatten sie immer die Kartoffeln aufbewahrt. Und diese kamen hier her durch ein kleines Fenster direkt über dem Boden in der Hausmauer. Dort würde ich raus kommen. Ich musste nur irgendwie dort hoch kommen. Da war sie die Wand. Ich war angekommen. Die Öffnung war nicht sehr weit oben. Durch das Wasser war ich schon fast dran. Wenn ich meine Arme nur ausstrecken könnte. Ich bräuchte mich nur hochziehen. Ich strampelte etwas fester mit den Beinen damit ich meine Arme ausstrecken konnte. Ich spürte das Grass unter meinen Fingern, die Erde. Es war trocken und fest. Fester Boden. Ich würde nur hoch kommen müssen. „Lily? Bitte. Wo bist du?“ Das war Liam. Erst jetzt erkannte ich seine Stimme. Doch ich brachte keinen Ton raus. Ich wollte rufen, doch es ging nicht. Wie könnte ich denn jetzt auf mich aufmerksam machen? Ich spürte wie meine Kraft mich verlies. Ich würde es nicht mehr lange aushalten. Gleich wäre es vorbei. Ich konnte mich auch nicht mehr festhalten. Ich versuchte irgendwo dort Halt zu finden und schlug mit der Hand gegen die kleine Tür die diese Fenster verschloss. Das war es. Ich hämmerte einfach nur noch gegen das Holz. Etwas anderes konnte ich nicht tun. Meine Kraft verließ mich und ich sank tiefer. Meine Beine wurden schwer, ich konnte nicht mehr strampeln. Mir war so kalt. Klar denken konnte ich auch nicht mehr. Nur klopfen. Das war das einzige an das ich denken konnte. Ich würde weiter klopfen müssen. Und dann packte etwas kaltes meine Hand. Ich wusste nicht was geschah. Das Wasser sank immer tiefer und meine Lunge fühlte sich mit frischer Luft. Jetzt spürte ich den Boden unter mir. Ich lag auf dem Boden. Das Grass stach mir ins Gesicht und Steine drückten. Aber ich war oben. Ich musste einfach oben sein. Doch wer hatte mich gerettet? War es Liam? Oder dieser Vampir? Erst mal musste das ganze Wasser aus mir heraus. Ich drehte mich mit dem Gesicht nach unten und begann zu husten. Ich hatte einiges verschluckt. Ich war nicht mehr stark genug das ich mich halten konnte. Ich brach zusammen. Der Boden kam mir entgegen, so weit war es ja gar nicht. Und ich bekam fast nichts mehr mit. Ich spürte nur noch wie sich wieder der Boden unter mir auflöste. Nein. Ich wollte nicht. Nicht schon wieder. Ich wollte auf meinen Boden. Warum durfte ich nicht auf meinen Boden? Kurz darauf spürte ich etwas weiches unter mir. Das Sofa? Oder was war da? Endlich. Alles um mich wurde leichter. Irgendjemand zog mir meine Sachen aus. Es ging viel zu schnell. Sofort war ich wieder in der Luft. „Lily, komm zu dir.“ Ich war doch bei mir. Ich bekam doch alles mit. Also war ich auch bei mir. Ich war nur zu schwach um etwas zu sagen. Was war das denn jetzt? Da war etwas kaltes unter mir. Richtig kalt und fest. Hart. Eisig. Ich wurde an eine Wand gelehnt. Wasser! Nein. Nicht Wasser. Bleib weg mit Wasser. Ich will nicht. Nicht schon wieder. Doch es war warm. War ich etwa im Bad? In der Dusche? Ich drehte mich weg, ich wollte nicht schon wieder Wasser ins Gesicht bekommen. „Tut mir leid aber es muss sein. Ich kann dich nicht anders wärmen.“ Das Wasser lief von meinem Kopf über mein Gesicht über meinen ganzen Körper. Doch da war noch etwas das nicht gleich warm werden wollte. Ich hatte noch etwas an. Aber auch das wurde langsam warm. Ich wusste nicht wie lange er mich mit diesem Wasser wärmte, doch irgendwann war das Wasser weg und er hob mich aus der Dusche. Auf dem Sofa wickelte er mich in einen Decke und nahm mich in die Arme. So fühlte es sich an. Ich war entkommen. Ich hatte es geschafft. Zwar nur weil er mich gerettet hatte, aber ich lebte noch. Ich musste endlich mit ihm reden. Die ganze Zeit konnte ich nichts sagen. Jetzt musste es endlich sein. Ich öffnete meine Augen und sah ihn an. Ja, er hielt mich in den Armen. Wie dumm ich nur gewesen war. Warum ich nicht warten konnte. Das hatte ich jetzt davon. Er war bestimmt wütend. Ob er mir verzeihen würde wenn ich ihn um Verzeihung bat? Er bemerkte das ich ihn ansah und sah mich auch an. „Es tut mir leid.“ Ich schaffte es nicht auf anhieb, doch ich brachte es heraus. Was kaltes Wasser alles anstellen konnte. „Shh. Du musst dich ausruhen. Sprich jetzt nicht.“ Doch. Ich musste sprechen. Ich musste ihm sagen das es mir leid tat. Das ich es nie wieder tun wollte. „Verzeih mir... bitte... ich wollte...“ „Shh. Lily. Beruhig dich. Es wird alles gut.“ Er drückte mich fest an sich und strich mir über die Wange. „Wir reden darüber wenn du wieder bei Kräften bist. Also ruh dich aus. Ich bleibe hier.“ „Es tut mir leid...“ „Ich bin dir nicht böse. Aber hör jetzt auf. Bitte.“ Ich war komplett in die Decke eingewickelt. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich nickte nur. Es tat mir so leid. Ich wollte es ihm sagen. Ich würde es ihm sagen wenn ich wieder Kraft dazu hatte. Kapitel 31: Nass...Kalt...Eng ----------------------------- Als ich dieses Mal wach wurde lag ich wieder auf dem Sofa. Ich war immer noch in die Decke eingewickelt, doch jetzt nicht mehr so fest, ich konnte mich bewegen. Ich fühlte mich immer noch nicht wieder ganz bei Kräften, doch es ging mir besser. Ich öffnete meine Augen und sah mich um. Natürlich war alles dunkel, wie sollte es auch sonst sein? Doch wo kam das Licht auf einmal her? Die Kerzen auf dem Tisch wurden entzündet. Ich war also nicht allein. Ich setze mich auf, die Decke hielt ich um mich fest und sah ihn an. Er hatte gerade die letzte Kerze angemacht und kam zu mir. „Wie geht es dir?“ „Besser.“ Etwas anderes konnte ich jetzt nicht sagen, was sollte ich auch sagen? Das es mir super ging? Das wäre gelogen. Aber scheiße ging es mir ja auch nicht, also war besser das passende. Und nun? „Es tut mir leid.“ „Ja ich weiß. Du brauchst dich nicht noch mal entschuldigen. Die Hauptsache ist dir geht es gut.“ Ich nickte nur, was sollte ich dazu auch sagen? Ich wusste generell nicht was ich jetzt sagen sollte. Doch ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut. Erst einmal würde ich Duschen gehen. Dabei könnte ich meine Gedanken sortieren und dann könnte ich mit ihm reden. Ich rutschte bis vor auf die Kante um meine Füße auf den Boden zu setzten und stand dann auf. Meine Knie waren wie Pudding. Ich konnte mich nur mit mühe auf den Beinen halten. Das sah er natürlich sofort, sprang auf und hielt mich fest. „Danke, es geht schon.“ Ich ging zu meinen Taschen und hockte mich vor sie. Dabei rutschte die Decke zu allen Seiten auseinander und ich bemerkte das ich nur Unterwäsche an hatte. Stimmt. Er hatte mich ausgezogen und unter die Dusche gebracht. Als ich alles hatte stand ich auf und ging in Richtung Bad. „Geht es, oder soll ich dir helfen?“ „Nein geht schon, danke.“ Leicht taumelnd ging ich ins Bad und schloss die Tür hinter mir. Gott war der Raum klein. Ich ließ meine Sachen auf den Boden fallen und sah in den Spiegel. Oh man. Ich sah wirklich und richtig scheiße aus. Na ja, was wollte man auch nach so etwas erwarten? Ich ging zur Dusche und drehte den Wasserhahn auf. Die ersten Tropfen berührten meinen Arm. Sofort machte ich ihn wieder zu. Wasser. So viel Wasser. Ich wollte kein Wasser. Die Decke immer noch mit einer Hand um mich gehalten sank ich zu Boden. Gott. Das ist doch nur eine Dusche. Da würde nie so viel Wasser rauskommen wie dort unten war. Und da unten war es Dunkel, hier hatte ich eine Kerze. Und ich war nicht allein. Das Wasser würde warm sein, nicht kalt. Mir würde nichts passieren. Ich versuchte mir all das einzureden, doch ich konnte es trotzdem nicht. Panisch sah ich die Dusche an. Das konnte doch nicht so schwer sein. Scheiße. Irgendwie musste ich das doch hinbekommen. Das Wasser würde doch sofort abfließen. Es war ja keine Wanne, es war doch nur eine Dusche. Verdammt. Und verdammt noch mal warum kamen mir schon wieder Tränen. Ich war doch kein kleines Kind mehr. Ich musste es einfach tun. Ich würde jetzt Duschen müssen. Es war gar kein Problem. Es war alles gut. Nichts würde passieren. Ich atmete tief durch und stand auf. Ich drückte mich an der Wand hoch und als ich stand rutschte die Decke zu Boden. Ich war immer noch etwas wacklig auf den Beinen weswegen ich leicht zur Seite kippte, gegen die kalten Fliesen. Ein leichter Schrei entfuhr mir und ich stieß mich panisch von der Wand weg. Doch das Waschbecken war viel zu nahm. Ich kam dagegen und wieder entfuhr mir ein leiser Schrei. Wieder stieß ich mich panisch weg und kam gegen die Tür. Holz. Nichts Kaltes. „Alles okay bei dir? Ist was passiert?“ Scheiße. Das konnte doch nicht so schwer sein. Ich atmete noch einmal tief durch und dann antwortete ich ihm. „Ja alles okay, ich hab mich nur erschreckt.“ „Sag mir bescheid wenn ich dir helfen kann, bitte.“ Ich nickte vor mich hin. „Ja, mach ich. Aber es ist alles okay.“ Mehr hörte ich nicht von der anderen Seite. Skeptisch betrachtete ich die Dusche. Sie war nicht mein Feind. Sie würde mir nichts tun. Ich musste es jetzt endlich schaffen. Ich wollte doch mit Liam reden. Ich brauchte zirka 2 Stunden, ehe ich fertig war. Und es kostete viel Kraft und Überwindung. Doch ich hatte ja wichtigeres zu tun als mich mit meinem kranken Kopf rumzuärgern, der jetzt begann mir einzureden ich hätte angst vor Wasser und kalten Wänden und engen Räumen. Als ich fertig war nahm ich mein Zeug und die Decke und ging zum Sofa. Die Decke legte ich auf das Sofa und dann packte ich mein Zeug ein. Dann setzte ich mich auf das Sofa und sah mich um. Wo war Liam? Ich hatte es gerade gedachte da kam er die Treppe rauf. Als er mich sah kam er sofort zu mir. „Wo warst du?“ „Ich musste unten ein paar Dinge ganz machen.“ „Oh, hat er gestern wieder randaliert?“ „Nein.“ Verwundert sah ich ihn an. „Nein?“ „Nein. Ich war es.“ „Du?“ „Ja. Ich hab gerade noch gesehen wie du unter die Treppe gerannt bist und er dir hinterher ist. Ich hab mich zuerst um ihn gekümmert, ich wusste ja nicht das du die alte Tür finden würdest. Und als ich dir dann hinterher bin war die Klinke ab. Ich konnte die Tür nicht öffnen. Hast du mich denn nicht rufen hören?“ Hatte er mich gerufen? Erst als ich dort unten war. Vorher war da nichts. Nur dieses Hämmern und Kratzen. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, da war nur Hämmern und ein komisches Kratzen. Ich dachte der Vampir wäre es. Ich hab dich nicht gehört. Sonst wäre ich nicht da runter.“ Er war die ganze Zeit schon da? Ich hätte gar nicht da runter gemusst? Wie dumm war ich eigentlich? Doch es hätte ja genau so gut der andere Vampir sein können. „Wo warst du eigentlich?“ „Ich brauchte Blut.“ Aber... So lange war es doch gar nicht her das... „Beim letzten Mal wurde ich unterbrochen. Ich weiß nicht was passiert wenn du in meiner Nähe bist und ich... Ich will es einfach nicht riskieren.“ Aber hatte er nicht gesagt er war immun gegen Menschenblut? „Ich wollte dich wecken um dir bescheid zu sagen, doch du bist einfach nicht aufgewacht.“ „Doch. Ich war doch wach. Ich hab doch alles mitbekommen. Und als ich dann richtig wach war warst du weg.“ „Ich weiß nicht was es war, aber du warst nicht wach. Ich hab eine Stunde lang versucht dich zu wecken. Doch dann konnte ich nicht mehr länger warten...“ „Nein, ist okay. Du musst dich nicht rechtfertigen.“ Er saß direkt neben mir und wir sahen uns an. „Warum bist du überhaupt runter gegangen? Ich hab dir doch gesagt hier oben bist du sicher.“ Irgendwann musste es ja kommen. Ich wusste es. Zuerst sah ich auf den Tisch, dann auf meine Hände, ich konnte ihn einfach nicht ansehen. „Ich... ich wusste ja nicht wo du warst. Und ich wusste nicht wie spät es war. Ich wollte nur sehen wie dunkel es draußen war. Mein Handy funktionierte nicht. Ich... ich weiß das es falsch war...“ „Ich dachte ich hätte dich verloren.“ Sofort sah ich ihn an. Seine Augen waren so voller Schmerz. „Ich wusste nicht mehr was ich tun sollte. Ich dachte... Tu so was nie wieder. Warte einfach. Ich werde immer wieder kommen. Bitte. Versprich es mir.“ Ich sah ihn an und nickte. „Und was jetzt?“ Leicht verwundert sah er mich an. „Ich mein, das Wochenende ist so gut wie zu ende. Ich muss heute Abend wieder rüber.“ „Ich bring dich so spät wie möglich rüber, ich glaube zwar nicht das sie dich bei deiner Familie angreifen aber sicher ist sicher. Und morgen sagst du du gehst zu einer Freundin und ich hol dich dann.“ „Willst du das jetzt jeden Tag so machen?“ „Nein. Du wirst mit deinen Eltern reden. Ich habe dich bei einem Camp angemeldet, deine Eltern müssen noch zustimmen. Dann bekommt ihr eine Bestätigung das du dort bist. Aber denen schreiben wir am ersten Tag einen Brief das du doch nicht mitkommen kannst. Deine Eltern werden denken du bist in einem Camp und das Camp ist abgesichert das du nicht dort bist.“ „Wie lange?“ „2 Wochen.“ „Und ab wann?“ „Mittwoch.“ „Okay. Ich rede mit ihnen. Am besten mit meinem Vater allein. Da hab ich mehr Chancen das er ja sagt.“ „Gut.“ „Und dann? Bleiben wir hier?“ „Ja, fürs erste.“ Kapitel 32: Im Eilverfahren --------------------------- Es war jetzt zirka 17 Uhr. Genau konnte ich es nicht sagen da ich ja keine Uhr hatte. Ich nahm meine Tasche und meinen Rucksack und ging zur Treppe. Liam wollte mich ja rüber bringen also wartete ich auf ihn. Er wollte unten gucken ob alles okay war und ob wir allein waren. Ich stand schon ganz unten und wartete nur darauf, das die Tür auf ging. Von draußen hörte ich Schritte, dann das Treten auf das Holzstück und dann ging die Tür auf. Auf der anderen Seite stand er. Es konnte also los gehen. Irgendwie fühlte ich mich wie eine wichtige Person die Schutz brauchte egal wohin sie ging. Ich würde ja nur über den Hof gehen. Mehr war es ja nicht. Aber man hatte ja gesehen was passierte wenn ich nur zum Fenster ging. Als ich draußen auf der Treppe stand warteten wir bis die Tür zu war und gingen dann los. Wir hatten schon alles besprochen. Er würde mich jetzt bis zur Haustür bringen und ab da würde ich allein sein. Ich würde mit meinen Eltern über das Camp reden müssen und sie überzeugen. Dann würden wir die Formulare zu ende ausfüllen. Er würde auch in der Nacht nicht kommen. Und morgen früh würde er Punkt 10 an der Tür stehen. Also würde ich Punkt 10 fertig sein müssen. Den Tag würde ich dann bei ihm verbringen und am Abend würde ich wieder zu meinen Eltern gehen. Am Mittwoch früh würde ich abgeholt werden, von ihm, mit einem Auto. Dann würden wir das Auto irgendwo unterstellen und hier her zurück kehren. Bis dahin war alles geplant. Wie es danach weiter ging wussten wir noch nicht. Doch wir würden etwas finden. Wir kamen gerade unten an der Tür an als ich im Kopf alles noch einmal durchgegangen war. Prüfend sah er noch einmal nach draußen und dann gingen wir über den Hof zur Haustür. Ich öffnete die Tür, stellte meine Sachen ab und drehte mich noch einmal zu ihm um. „Morgen früh Punkt 10.“ Er nickte. „Ja.“ Dann beugte er sich zu mir vor und gab mir einen leichten Kuss, bevor er mich sanft in den Flur drückte und die Tür schloss. Ich war also wieder zu hause. Super. Mir war jetzt schon langweilig. Ich nahm meine Sachen und ging hoch. Oben zog ich die Schuhe aus und ging dann rein. Sofort bog ich in mein Zimmer ab. Ich hatte meine Mutter gehört. Das musste jetzt noch nicht sein. Erst einmal würde ich meine Sachen auspacken und neue einpacken. Es waren ja nur 2 Nächte die ich hier bleiben würde. Ich suchte mir aus dem Schrank eine Reisetasche und packte ein was nötig war. Dann stellte ich sie hinter den Schrank und packte meine Tasche aus. Dieses Mal würde ich meinen Rucksack mitnehmen und die Tasche hier lassen. Es passte einfach nicht genug rein. Und wer weiß wo wir hin gehen würden. Als ich hörte das mein Vater nach hause kam ging ich sofort zur Tür. Ich wollte genau den Moment abpassen in dem er die Tür öffnete. Und dann würde ich so tun als hätte ich nicht bemerkt das er gekommen war und würde sagen ich sei auch gerade erst gekommen. Und dann würde ich mit ihm über das Camp reden. Ich glaubte nicht das er es mir abschlagen würde. Gedacht getan. Genau so passierte es und genau wie ich es gesagt hatte, mein Vater war schnell überzeugt. Meine Mutter hatte zu Anfang etwas rum gemeckert. Aber na ja, so war es eben. Da konnte ich auch nichts machen. Aber das wichtigste war das ich durfte. Was sollte ich an diesem Abend noch weiter tun? Ich wusste es nicht, also macht ich mich bettfertig und ging dann auch sofort ins Bett. Als ich am nächsten Morgen wach wurde war es 8:48 Uhr. Noch über eine Stunde. Ich stand auf und ging ins Bad. Dort machte ich mich fertig und ging dann in die Küche. Während ich Frühstückte, mir fiel auf das es die erste richtige Mahlzeit seid 2 Tagen war, erklärte ich meiner Mutter das ich den Tag mit einer Freundin verbringen würde. Das übliche Gezeter ging los, doch ich ließ mich nicht davon abbringen. Sofort gab sie mir einen Berg voll Arbeit, doch ich ignorierte es. 5 vor 10 nahm ich meine Tasche, zog meine Schuhe an und ging runter. Dort wartete ich bis Liam kam und dann gingen wir rüber. Das einzige was wir vor hatten war Planen. Ich erzählte ihm wie alles gelaufen war und wir planten den genauen Ablauf für morgen. Dann dachten wir noch etwas über die bevorstehenden 2 Wochen nach und als es dann 17 Uhr war brachte er mich wieder rüber. Auch an diesem Abend blieb ich nicht lange wach. Obwohl 22 Uhr. Doch ja, ich hatte mit der Dusche zu kämpfen. Doch ich machte Fortschritte. Dieses Mal brauchte ich nur 1 Stunde und 50 Minuten im Bad. Ich hoffte das es irgendwann ganz aufhören würde. Das ich wieder normal Duschen konnte. Das ich mich wieder normal Bewegen konnte. Ich wollte nicht angst vor kleinen Räumen haben. Und ich wollte nicht losschreien wenn ich etwas kaltes berührte. Wobei mir auffiel das Liam mich seid dem nicht mehr wirklich angefasst hatte. Das war doch unmöglich. Sollte ich wegen so etwas dummen jetzt auch noch darauf verzichten? Nein. Ich wollte nicht. Ich musste mit mir selbst wieder klar kommen. Ich dachte nur darüber nach. Irgendwann schlief ich zwar ein, aber das ganze ging in meinem Traum weiter. Als ich dann am Mittwoch wach wurde bemerkte ich das ich mein Bett total verwüstet hatte. Das Bettlaken war raus gezerrt, das Kissen lag auf dem Boden und die Decke, na ja, von der wollte ich lieber nicht sprechen. Als ich auf die Uhr sah fiel mir auf das ich nur noch 30 Minuten hatte, dann würde Liam mich abholen. Schnell ging ich ins Bad und machte mich fertig. Dann nahm ich mir meine Sachen, verabschiedete mich von meinem Vater und ging runter. Ich kam gerade unten an als Liam vorfuhr. Oh mein Gott. Was war das denn? Ein BMW X3 in Metallic Blau. Was bitte wollte er denn mit dem? Wir würden das Auto doch sowieso im Wald unterstellen. Verwundert nahm ich meine Tasche wieder in die Hand und ging zum Auto. Ich stellte meine Tasche und den Rucksack hinein, umrundete es und setzte mich auf den Beifahrersitz. „Was willst du denn mit dem Auto? Ich denke wir stellen es weg und kommen wieder hier her.“ „Ja, fürs erste.“ „Wie, fürs erste? Willst du weg?“ „Wir können nicht 2 Wochen da oben hocken. Für mich wäre es kein Problem, aber ich bin kein Mensch. Und Menschen brauchen Abwechslung. Wir fahren weg.“ Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. „Wie, wir fahren weg?“ „Wir fahren weg. Ich erzähl es dir später.“ „Okay.“ Immer noch verwundert setzte ich mich normal hin, nur um zu bemerken das wir schon längst im Wald waren. Liam stieg aus und nahm meine Sachen. Okay. Das musste ich nun wirklich nicht verstehen. Verwundert stieg ich aus und ging neben ihm her. Den ganzen Weg über redeten wir nicht. Wir kamen von hinten an das Haus, doch ich würde außen rum müssen um hinein zu kommen. Ich wollte gerade los gehen da verlor sich der Boden unter meinen Füßen. So schnell konnte ich gar nicht reagieren da sprang er schon durch eines der Fenster und setzte mich wieder ab. Dann ging er die Treppe hoch und öffnete die Tür. Ich ging ihm hinterher und dann die zweite Treppe hinauf. Dort oben angekommen setzte ich mich auf das Sofa und sah ihn an. Er kam gerade mit den Taschen zu mir, stellte sie neben das Sofa und setzte sich auf einen der Sessel. Er wollte mich wirklich nicht mehr anfassen. Kapitel 33: Traurige Gedanken ----------------------------- Ich wollte ihn eigentlich fragen was los war. Warum er dort drüben saß und nicht bei mir. Doch ich konnte es nicht. Ich sah ihn einfach nur stumm an. Ich hatte das Gefühl im irgendwas zu tun wenn ich ihn jetzt ansprechen würde. Als ich dort unten war konnte ich mich nirgendwo festhalten, nur an der kalten Wand. Sie war meine Hilfe, meine Rettung. Warum zuckte ich zusammen und schrie auf wenn ich etwas kaltes berührte das dazu auch noch fest war? Und warum traf das auf Liam zu? Warum musste sich mein Kopf nur immer solche Dinge ausdenken. Warum musste sich mir mein Kopf immer in den Weg stellen? Ich verstand es einfach nicht. Genau so wenig wie ich sein Verhalten verstand. Warum versuchte er es nicht? Erst jetzt fiel mir auf das wir im Dunkeln saßen. Verwundert über mich selbst stand ich auf, nahm ein paar Kerzen aus meiner Tasche, steckte sie in die Halterung des Kerzenständers und entzündete sie. So langsam musste unser Kerzenvorrat auch zur Neige gehen. Das meine Mutter mich noch nicht darauf angesprochen hatte wunderte mich. Aber das war jetzt auch egal. Ich würde sie 2 Wochen lang nicht sehen. Und wer weiß was danach passieren würde. Wer weiß ob ich diese 2 Wochen überhaupt überleben würde. Eine Pause in meinen Gedanken trat ein. Dann der Schrei. Bist du bescheuert? Zweifelst du gerade an Liam? Wie dumm bist du eigentlich? Ich schrie mich selbst an. Ich führte mit mir selbst eine Diskussion. Oder eher, ich zeigte mir selber wie dumm ich war. Wie konnte ich nur an Liam zweifeln? Obwohl. So oft wie ich mich in Gefahr brachte obwohl er gesagt hatte ich soll das was ich tat nicht tun. Vielleicht würde er auch einfach die Geduld verlieren und mich meinem Schicksal hingeben. Ob er das tun würde? Das konnte ich nicht sagen. Ich kannte ihn nicht so gut das ich wusste was er tun würde. Doch ich hoffte das er es nicht tun würde. Aber was wenn er im Versuch mich zu retten sterben würde? Das durfte einfach nicht passieren. So weit würde ich es nicht kommen lassen. So viel war mein Leben nicht wert. Und dazu bedeutete er mir zu viel. Wo wir gerade dabei sind. Warum kann ich ihm einfach nicht sagen das ich ihn liebe? Es war doch gar nicht so schwer. Ich liebe dich. 3 kleine Worte. Und ich brachte sie einfach nicht über mich. Aber ich liebte ihn doch... oder? Dumme Frage. Natürlich liebte ich ihn. Doch genau so hatte ich auch bei meinem Ex-Freund gedacht. Ach Quatsch. Das war doch etwas völlig anderes. Ich hatte ihn geliebt. Aber dann kam Liam und ich wurde eines Besseren belehrt. Nie würde ich Liam wegen einem anderen allein lassen. Ob ich nur so dachte weil ich jetzt im Moment keinen Anderen hatte? Nein. Es stimmte. Ich würde ihn niemals alleine lassen. Ich wollte es nicht. Hm... Und wenn ich sterben würde? War ich schon wieder da angelangt. Es drehte sich alles nur noch um den einen Punkt. Gut es waren 2. Darum, das ich Liam nicht sagen konnte das ich ihn liebte obwohl ich es tat. Und um meinen Tod. Ich war in Lebensgefahr. Jede Sekunde die ich jetzt lebte war ich in Lebensgefahr. Und nicht nur ich. Auch Liam war in Lebensgefahr. Aber nicht nur so lange ich lebte, nein, auch sobald ich starb. Er würde sterben wenn ich tot wäre. Und bevor ich sterben würde würde er sterben, das hatte er zumindest gesagt. Aber ich wollte nicht das er starb also würde ich sterben. Und wenn ich nicht starb, dann würde er vielleicht im Kampf für mich sterben, damit ich weiter leben würde. Doch ohne ihn wollte ich nicht weiter leben. Stop, stop, stop. Was dachte ich da gerade? Ich verstand kein bisschen von dem was ich dachte. Es war viel zu unlogisch. Ich bekam den Kreis einfach nicht geschlossen. Mittlerweile hatte ich mich schon wieder hingesetzt und sah mir die Flammen an. Na gut, Flammen, konnte man das sagen? Flammen waren für mich große, heiße... Flammen, das war für mich Brand. Wenn es brannte, dann waren da Flammen. Doch das bisschen was dort über dem Wachs tanzte, konnte man das als Flamme bezeichnen? Das ich auch immer auf so komische und total uninteressante Dinge kam. Statt dessen könnte ich doch mit Liam reden. Ich sah von den Kerzen auf und zu dem Sessel, doch dieser war leer. Ich hatte nicht mitbekommen das Liam aufgestanden war. Wo war er? Ich sah mich um und dann fiel mir das Licht am Schreibtisch auf. Das einzige elektrische Licht das hier oben war. Bis auf den Kühlschrank aber den benutzte ja nur ich. Er saß an seinem Schreibtisch und tippte irgend etwas auf die Tasten. Ich wollte ihn nicht dabei stören, also blieb ich sitzen. Jetzt konnte ich ihn also auch nicht ansprechen. Er könnte sauer werden wenn ich ihn jetzt störte. Und das wollte ich auf keinen Fall. Was könnte ich statt dessen tun? Ich könnte überlegen was er wohl mit diesem Auto vor hatte und wohin er wollte. Doch ich würde doch nicht weit kommen. Also fiel das schon mal weg. Ich sah mich noch einmal in diesem Raum um und bemerkte das Buch, welches immer noch auf dem Tisch lag. Ich war noch nicht ganz fertig. Ich beugte mich kurz rüber zum Tisch und griff nach dem Buch. Ich hielt es in den Händen und betrachtete die Farben. Schwarz und Blau. Das gesamte Buch war schwarz und die Schrift war weiß. Vereinzelt kamen wie blaue Lichtblitze zum Vorschein. Ich hatte bis jetzt nur die Vorderseite betrachtet, also drehte ich es um und lass was auf der Rückseite stand. »Ich wollte, ihr wärt tot!« Das wünscht die 14-jährige Cynthia ihren Eltern. Als sie am nächsten Tag aufwacht, sind ihr Vater und ihre Mutter verschwunden. Auch ihr Bruder ist weg. Spurlos. Ohne ein Wort. Kein Hinweis, keine Nachricht bleiben für Cynthia zurück. Erst 25 Jahre später, als sie selbst eine Familie hat, tauchen geheimnisvolle Zeichen aus ihrer Vergangenheit auf. Mysteriös, gefährlich, tödlich – etwas Böses kehrt zurück. Es klang schon total einladend. Eines meiner Lieblingsbücher, wie alle die in den Regalen auf der zweiten Etage standen. Ich war zirka bis zur Hälfte durch. Wer weiß wann Liam fertig war, oder ob er überhaupt mit mir reden wollte. Ich machte es mir auf dem Sofa gemütlich und begann, dort wo ich das letzte Mal aufgehört hatte, zu lesen. Zwischendurch ging ich mal ins Bad, oder nahm mir etwas zu essen aus dem Kühlschrank. Doch ansonsten passierte nichts, außer das ich lass und Liam an seinem Schreibtisch saß. Ob er überhaupt etwas tat wusste ich nicht. Mein liebes Mäuschen, wahrscheinlich schlafe ich noch, wenn Du aufstehst und diese Zeilen liest. Ich hoffe, es geht dir nicht so schlecht. Du hast heute Abend eine große Dummheit begangen. Aber das macht man eben manchmal, wenn man jung ist. Ich wünschte, ich könnte Dir jetzt sagen, dass es Deine letzte Dummheit war oder der letzte Streit zwischen Dir und Deinen Eltern, aber das wäre einfach nicht wahr. Du wirst noch mehr Dummheiten begehen und wir werden uns noch öfter streiten. Manchmal wirst Du Fehler machen und manchmal vielleicht sogar wir. Aber da gibt es eine Sache, die Du wissen solltest. Ich werde Dich immer lieben, was auch geschehen mag. Und es gibt nichts, absolut nichts, was meine Liebe zu Dir erschüttern könnte. Weil wir untrennbar miteinander verbunden sind. Nichts kann das jemals ändern. Selbst wenn Du irgendwann einmal ein eigenes Leben führst, eine eigene Familie hast (Stell dir das mal vor!) oder ich nicht mehr sein sollte, werde ich immer über Dich wachen. Vielleicht kommt es Dir eines Tages so vor, als würde Dir jemand über die Schulter sehen, und wenn Du Dich umdrehst, ist niemand da. Aber in Wirklichkeit ist da doch jemand. Ich. Weil es mich so stolz macht, Dich aufwachsen zu sehen. Ich werde immer bei Dir sein. Ein Leben lang. Alles Liebe. Mom. Ich sah ihr zu, wie sie den Brief zu Ende las, und dann hielt ich sie fest in meinen Armen, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. Das war die letzte Seite. Ich war fertig. Wieder einmal. Doch dieses Mal war es anders. Diese letzten Zeilen hatten etwas in mir ausgelöst. Den Gedanken an meine Mutter. Liebt sie mich? Was würde sie tun wenn ich nicht mehr da war? Würde sie mich vermissen? Oder wäre es ihr egal? Ihrem Verhalten nach würde ich sagen es wäre ihr egal und sie würde mich nicht vermissen. Wahrscheinlich wäre sie sogar froh mich endlich los zu sein. Dann würde ihr kleiner Liebling endlich ganz im Mittelpunkt stehen. Doch irgendwo in mir hoffte ich das es nicht so war. Das sie vielleicht doch etwas Liebe für mich empfand. Irgendwo, tief in sich. Das sie sie nur nicht zeigen kann. Ungewollt kamen mir die Tränen. Was würde ich machen wenn sie mal nicht mehr da war? Ich wäre erleichtert. Keiner mehr da der mich tyrannisieren könnte. Mit meinem Bruder würde ich schon fertig werden. Das schaffte ich ja jetzt auch. Doch würde ich sie wirklich nicht vermissen? Sie war immer hin meine Mutter. Gäbe es sie nicht würde ich auch nicht existieren. Und ich hätte Liam niemals kennen gelernt. Und ich hätte niemals so einen tollen Vater bekommen. Und nicht zu vergessen diesen Giftzwerg von Bruder. Würde es mir egal sein? Das sie tot wäre? Ich wusste es nicht. Ich konnte mir darauf keine Antwort geben. Stumm liefen mir Tränen die Wangen hinunter. Ich klappte das Buch zu und legte es auf den Tisch. Alles möglichst leise damit Liam es nicht hörte. Er saß immer noch an seinem Schreibtisch. Ich wollte ihn einfach nicht stören. Vorsichtig und leise zog ich mein Handy aus meiner Tasche und erleuchtete das Display. Es war bereits 22:36 Uhr. Ich hatte den ganzen Tag gelesen. So kam es mir gar nicht vor. Verwundert steckte ich das Handy zurück, nahm mir die Decke vom Fußende des Sofas und legte mich hin. Ich war total müde. Und jetzt fiel mir auch auf das mir die Augen etwas weh taten. Das Licht war zwar ausreichend, aber doch nicht das beste und ich hatte ja sehr lange gelesen. Ich lag auf dem Rücken und schloss die Augen. So konnte ich einfach nicht schlafen. Ich hatte es versucht, doch es ging nicht. Also drehte ich mich auf die linke Seite und sah Liam an. Ich hatte vergessen die Kerzen aus zu machen. Also drückte ich mich noch einmal hoch und blies sie vorsichtig aus. Dann legte ich mich zurück, deckte mich zu und schloss die Augen. Es dauerte nicht lange, da war ich auch schon eingeschlafen. Am liebsten hätte ich die Augen geöffnet, doch da war etwas, ich war mir nicht sicher ob ich es sehen wollte. Ich konzentrierte mich auf die Berührungen die ich spürte und bemerkte das es eine Hand war, eine kalte. Es musste Liam sein. Doch was tat er hier? Mir fiel auf das ich gar nicht zusammen gezuckt oder geschrien hatte. Vielleicht lag es auch nur daran das ich noch schlief als er das erste mal über meine Wange strich. Es war mir egal, seine Berührung machte mir nichts aus, das war eigentlich das wichtigste. „Es tut mir leid.“ Ganze leise drangen die Worte an mein Ohr. Wusste er etwa das ich wach war? Ich wollte gerade meine Augen öffnen als er weiter sprach und mir erneut über die Wange strich. „Ich wollte nicht das so was passiert. Ich wollte nicht das du so was erleben musstest. Ich wollte nicht das du wegen mir vor irgendetwas Angst hast.“ Er legte eine Strähne meines Haares, die sich gelöst hatte, nach hinten. „Ich will dir nicht weh tun.“ Was zum Kuckuck redete er da? Er war doch an nichts von all dem schuld. Und er tat mir doch auch gar nicht weh. Was bitte sollte das? Ich wollte ihm sagen das das nicht stimmte, doch ich wollte auch wissen ob er noch etwas sagen würde. „Du siehst so friedlich aus. So sollte auch dein Leben aussehen, friedlich. Doch ich zerstöre es.“ Er zerstört mein Leben? Er war das Beste was bis jetzt in meinem Leben passiert war. „Ich würde es mir nie verzeihen wenn dir was zustoßen würde.“ Innerlich seufzte ich. Warum sagte er mir das alles? Warum sagte er es mir wenn ich schlief? Wenn er dachte das ich schlief? „Wie gerne würde ich dich jetzt küssen.“ Wieder strich er mir über die Wange. „Aber ich will dich nicht verletzen, ich will dir nicht weh tun. Du bedeutest mir zu viel.“ Ich bedeute ihm etwas? „Wann kann ich es dir nur endlich sagen?“ Ich war nicht der Meinung das er es zu mir sagte. Es klang eher so als würde er es zu sich sagen. Gerne würde auch ich ihm sagen das er mir viel bedeutet. Doch was wenn ich jetzt meine Augen öffne? Er könnte wütend sein, das ich nicht gleich gesagt habe das ich wach bin. Vielleicht würde er es mir dann nie sagen. „Ich liebe dich Lily.“ Was? Er hatte es nur geflüstert doch es traf mich wie ein Blitz. Er liebte mich? Er liebte mich. Und ich liebte ihn. Doch ich konnte es ihm nicht sagen. Warum nur nicht? Warum konnte ich nur meine Augen nicht öffnen und ihm sagen das ich ihn liebte. Warum nicht? Kapitel 34: Geständnis?! ------------------------ Ich war so dumm. So unglaublich dumm. Warum hatte ich es ihm nur noch nicht gesagt? Warum konnte ich nicht zu meinen Gefühlen stehen? Und warum mussten meine Gefühle bei solchen Sachen immer verrückt spielen? Ich hasste mich dafür. Doch das schlimmste war, er würde mitbekommen das ich wach war. Nicht weil ich es ihm sagte, nicht weil ich meine Augen öffnete. Nein. Einfach nur weil ich weinte. Ich hätte niemals gedacht das mir so was mal passieren würde. Ich mein, das mir so was, das sich gerade vor mir abspielte, mal passieren würde. Ich kannte es nur aus Filmen. Und da waren sie wieder. Meine allseits beliebten Filme. Wie oft hatte ich bei solchen Szenen geheult. Wie oft lag ich danach im Bett und dachte wie scheiße mein Leben war. Wie oft dachte ich mir würde so etwas nie passieren. Und da saß er nun. Vor mir auf dem Boden und gestand mir seine Liebe. In dem Glauben ich würde schlafen. Jetzt, gerade, genau in diesem Moment liefen mir Tränen die Wangen runter. Ich konnte nichts dagegen machen. Er hatte es sofort bemerkt. Ich spürte seine kalte Hand an meiner Wange und er wischte die Tränen sanft weg. Vorsichtig öffnete ich meine Augen und sah ihn an. Diesen Blick hatte ich bei ihm noch nie gesehen. So... anders. „Warum weinst du?“ Wieder war es nur ein Flüstern, ich wusste nicht was ich machen sollte. Ich brachte kein Wort heraus. Ich konnte ihn einfach nur ansehen. Diese Scheiß Blockade. Anders konnte ich es mir nicht erklären. Was sonst, wenn keine Blockade, sollte es sein? Sein Blick machte es nur noch schlimmer. So... liebevoll. Wusste er das ich es gehört hatte? Konnte er es sich jetzt denken? Oder dachte er vielleicht das ich im Schlaf geweint hatte? Ich wusste nicht was ich tun sollte. Erst jetzt bemerkte ich das ich bereits saß. Ich konnte nicht so schnell reagieren wie ich das folgende tat. Ich ließ mich auf den Boden vor ihn sinken und umarmte ihn. Meine Tränen konnte ich auch nicht zurück halten. Sie strömten unaufhörlich meine Wangen hinunter. Zuerst tat er nichts, doch dann legte er zaghaft, so kam es mir vor, seine Arme um mich und drückte mich fest an sich. Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich. Ich wollte es sagen. Ich wollte es ihm jetzt sagen, doch es wollte einfach nicht. Warum nur? Warum konnte ich es ihm nicht sagen? Ich... Ich... „Ich...“ Er hatte die Umarmung gelöst und drückte mich leicht von sich weg, so, das er mich ansehen konnte. Jetzt würde ich es erst recht nicht heraus bringen. Wieder wischte er mir die Tränen weg und jetzt lächelte er mich sogar an. „Beruhig dich erst einmal.“ „Aber...“ „Shhh~“ Kurz legte er seinen Finger auf meine Lippen, dann drückte er mich wieder an sich und strich mir über den Kopf und den Rücken hinunter. Immer wieder, wie als wolle er mich beruhigen. Ich atmete tief durch. Ich wollte es jetzt sagen. „Liam ...“ „Hm?“ Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Sie drohte zu versagen. Das durfte jetzt einfach nicht passieren. „Ich...“ Es war viel zu leise. Ich war mir nicht sicher ob er es hören konnte. "Ich... ich..." "Shhh~ Das bringt jetzt gar nichts. Beruhig dich." Vielleicht wollte er es ja gar nicht hören. Vielleicht wusste er was ich sagen wollte und wollte es aber nicht. Doch warum hatte er mir dann gesagt das er mich liebt? Schwachsinn. Warum sollte er es nicht wissen wollen? "Ich... will es dir aber... endlich sagen..." Ich war noch viel zu aufgelöst durch die Tränen als das ich einen klaren Satz zu Stande brachte. "Du kannst es mir morgen auch noch sagen." "Aber..." "Nichts aber. Du musst schlafen. Du brauchst deinen Schlaf. Morgen kannst du mir alles erzählen.“ Nein! Nein verdammt. Ich will es aber jetzt. Doch ich fand nicht die Kraft es ihm zu sagen. Auch nicht das was ich ihm eigentlich sagen wollte. Er hatte mich frei gegeben. Die Decke war mit mir auf den Boden gerutscht und lag jetzt halb neben uns und halb auf mir. Ich nahm sie weg und setzte mich wieder auf das Sofa. Als ich ihn ansah nahm er gerade die Decke hoch und wollte sie über mich legen. Ich rutschte so weit an die Lehne wie es mir möglich war und legte mich hin. Dann nahm ich die Decke von ihm entgegen und legte sie über mich. Er stand auf und beugte sich leicht über mich. Dann gab er mir einen Kuss auf die Stirn und wollte gehen. Doch ich griff seine Hand und hielt ihn fest. Etwas verwundert sah er mich an. Leicht zog ich an seiner Hand und er verstand. Vorsichtig setzte er sich auf das Sofa und legte sich dann neben mich. Dann legte er einen Arm um mich und streichelte mich vorsichtig. Ich sah ihn an. Was er wohl gerade dachte? Ich wusste es nicht und ich würde ihn auch nicht danach fragen. Jetzt, wo er hier war, fiel mir das schlafen viel leichter als vorhin. Ich hatte mich etwas an ihn gekuschelt und schloss meine Augen. Vielleicht würde er ja noch etwas sagen. Doch so war es nicht. Für den Moment reichte mir das sogar aus. Ich genoss seine Nähe und schlief ein. Kapitel 35: Das Ende -------------------- Alles war dunkel, als ich meine Augen öffnete und mich umsah. Ich war gerade erst wach geworden und konnte deswegen noch nicht viel erkennen. Zuerst rief ich mir ins Gedächtnis was letzte Nacht geschah. Oh. Ja. Gut. Ich war neben ihm eingeschlafen. Doch neben mir lag niemand. Ich konnte perfekt zum Tisch gucken. Aber seit wann war das Sofa so kalt und härter wie früher. Verwundert drehte ich meinen Kopf etwas und sah vor mich. Oh. Mein Gesicht war nur wenige Zentimeter von seinem entfernt. Er schlief nicht, er sah mich an und grinste. In der Nacht musste ich mich so gedreht haben das ich auf ihm gelandet war. Er lag auf dem Rücken und ich lag auf seinem Oberkörper. Peinlich. Das ich das nicht sofort mitbekommen hatte. Und er grinste immer noch. Ich wurde leicht rot und drehte mein Gesicht wieder weg. Was er wohl gerade dachte? Warum grinste er so? Nur weil ich es nicht gleich mitbekommen hatte? Oder hatte ich in der Nacht irgendetwas peinliches getan? Oh bitte nicht. „Guten morgen. Ich hoffe du hast gut geschlafen.“ An seiner Stimme konnte man hören das er immer noch grinste. Ich stützte mich etwas auf ihm ab, meine Arme auf seinen Oberkörper und mein Kinn auf meine Arme. Dann sah ich ihn an. „Warum grinst du so? Hab ich irgendwas gemacht?“ Sein Grinsen wurde noch ein Stück breiter. „Nein.“ Dann hörte er auf zu grinsen und lächelte nur noch. „Gar nichts.“ Es verwunderte mich trotzdem. „Sicher?“ Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und sagte: „Ja, sicher.“ Er hatte seine Arme immer noch um mich gelegt und drückte mich leicht. „So und jetzt zurück zu meiner Frage. Hast du gut geschlafen?“ „Ja. Sehr gut.“ „Das freut mich.“ Er war ein Stück nach oben gerutscht damit sein Kopf auf der Lehne lag, doch ich gab ihn noch nicht frei. Ich rutschte einfach auch ein Stück nach oben und legte mich wieder auf ihn. Ich wollte einfach noch weiter seine Nähe genießen. Wer weiß wann es mal wieder so weit kommen würde. Ich hatte meinen Kopf wieder auf seinen Oberkörper gelegt. Bei einem Menschen würde man den Herzschlag hören, bei ihm war nichts. Ich konnte nichts hören. „Schlägt das Herz eines Vampirs nicht?“ Er strich mir sanft durchs Haar. „Nein.“ „Warum nicht?“ „Es ist einfach so.“ Hm. „Aber ihr habt doch ein Herz oder?“ Ich wartete und wartete und wartete. Warum bekam ich keine Antwort? Ich sah ihn wieder an und fragte: „Was denkst du gerade?“ „Ist nicht so wichtig.“ Hm. Warum wollte er mir nicht sagen was er dachte? Es stimmte mich etwas traurig. Warum wusste ich auch nicht. Ich wollte ihm irgendetwas sagen, ich wusste nur nicht was. Doch dann fiel mir etwas ein. Ob es wichtig war wusste ich nicht. Ich wusste nur das ich mir diese Frage selber nicht beantworten könnte. „Hast du schon etwas geplant?“ Er sah mich kurz verwirrt an also fügte ich hinzu: „Wegen dem Auto.“ „Ach so. Nein. Es ist nur für den Notfall.“ „Was für einen Notfall?“ „Für den Fall das du hier nicht mehr sicher bist.“ „Ach so.“ Ich hatte meinen Kopf gerade wieder auf seinen Oberkörper gelegt als er mich vorsichtig wegdrückte. Ich leistete keinen Wiederstand und setzte mich auf. Er stand auf und ging in Richtung Bad. Hatte ich etwas falsches gesagt? Ich dachte darüber nach, kam aber zu keinem Ergebnis. Hm. Als er wiederkam stand ich auf und ging selber ins Bad. Meine Tasche nahm ich mit und stellte sie unter das Waschbecken. Dieses Mal würde ich sie hier stehen lassen können. Ich würde ja schließlich 2 Wochen hier bleiben. Wenn nichts dazwischen kam. Was sollte dazwischen kommen? Ein Notfall. Wenn ich hier nicht mehr sicher war. Warum sollte ich das hier nicht mehr sein? Könnte dieser andere Vampir es vielleicht schaffen doch hier hinein zu kommen? Ich zweifelte schon wieder an Liam. Dachte ich wirklich er würde es nicht schaffen diese Etage sicher zu machen? Sicher für mich? Gedankenversunken sah ich in den Spiegel. Oh man. Ich hatte mich in der Nacht zuvor so im Bett herum gewälzt das meine Haare total grausig aussahen. Ich musste Duschen. Mit grimmigem Blick sah ich die Dusche an. Wasser. Wie ich es hasste. Und nicht nur hasste, nein, ich wusste das ich Angst davor hatte. Ich seufzte und beendete meine Zahnhygiene. Na dann mal los. Ab in die Dusche. Wer weiß wie lange ich dieses Mal dafür brauchen würde. Ich hoffte nicht so lange. Also bereitete ich alles vor. Ich legte mir ein Handtuch zurecht, stellte meine Shampoos in die Dusche und sah den Hahn an. Einer meiner schlimmsten Feinde. Doch da musste ich jetzt durch. Und ich wollte ja auch wieder raus. Also durfte ich mir nicht zu viel Zeit lassen. Und ja, es dauerte nur 40 Minuten bis ich wieder aus der Dusche stieg. Ich hatte mich drastisch gebessert. Mit Augen zu und durch und an etwas schönes denken ging es eben doch. Obwohl ich die ganze Zeit die Bilder von da unten im Kopf hatte. Es war zum verrückt werden. Als ich fertig angezogen war trocknete ich mir die Haare, nur provisorisch mit dem Handtuch, einen Föhn hatte ich nicht. Und dann kämmte ich sie mir. Jetzt sah ich wieder wie ein Mensch aus. Zufrieden schloss ich die Tür auf und ging raus. Als erstes bemerkte ich den Kühlschrank, der mich so lieb anlächelte. Er schien zu sagen: Mach mich auf und nimm dir etwas. Und ja, das tat ich auch. Und Wow, es gab sogar mehr als nur Bananen und Mikrowellenfutter. Das war mir gestern noch gar nicht aufgefallen. Aber ich war doch mehr als einmal hier gewesen. Komisch. Konnte ich schon so neben der Spur sein? Kopfschüttelnd ging ich wieder nach vorne und setze mich auf das Sofa. Was hatte ich mir eigentlich gerade genommen? Ein Brötchen. Oh? Was machten Brötchen im Kühlschrank? Sofort stand ich wieder auf und ging zum Kühlschrank zurück. Tatsächlich. Ein kleiner Beutel mit Brötchen lag darin. Hm. Ich zuckte mit den Schultern und ging wieder zum Sofa. „Was ist? Stimmt irgendwas nicht?“ Liam sah mich von einem der Sessel verwundert an. „Doch doch, ich hab mich nur gewundert warum die Brötchen im Kühlschrank sind.“ Sein Blick glitt zum Kühlschrank und dann zurück zu mir. „Gehören die da etwa nicht rein?“ Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen und sagte: „Nein, eigentlich nicht. Aber ist schon gut.“ Ich riss etwas von dem Brötchen ab, das noch sehr weich war und steckte es mir in den Mund. Lecker. Keine Banane. Das war doch mal was. Und als nächstes bemerkte ich seinen leicht angewiderten Blick. „Was ist?“ sagte ich leicht belustigt. „So was schmeckt?“ „Na ja, es ist nicht das Beste. Vor allem weil ich es trocken esse, aber es ist besser als gar nichts. Und ab und zu mal ein Brötchen ist nicht verkehrt. Also mir schmeckt es.“ Er sah das Brötchen zwar immer noch leicht angewidert an aber guckte dann etwas freundlicher. „Na das ist die Hauptsache.“ Ich lächelte kurz und aß dann mein Brötchen auf. Was sollte ich jetzt machen? Ich wusste es nicht. Mir war total langweilig, doch ich wusste nicht was ich mit der Zeit anfangen sollte. Wenn ich daran dachte das wir noch 2 Wochen vor uns hatten. Wie sollte ich die nur rumkriegen? Hm. Was mich allerdings interessierte war, was hatte er gestern die ganze Zeit am PC gemacht. Eigentlich konnte ich ihn ja fragen. Wenn er es mir sagen wollte konnte er es und wenn nicht dann musste er es ja nicht. „Sag mal, was hast du eigentlich gestern den ganzen Tag an deinem PC gemacht?“ „Ich musste meine Unterlagen mal auf den neusten Stand bringen. Ich hab schon seit einigen Tagen nichts mehr dazu geschrieben.“ „Ach du meinst über mich?“ Das kam mir jetzt einfach so in den Sinn. Hm. Warum? Er grinste leicht. „Ja, über dich.“ „Und was hast du geschrieben?“ Huch. So weit wollte ich doch gar nicht gehen. Da war wohl meine Neugier schneller gewesen als mein Gehirn. „Eine Menge, zu viel um es dir zu erklären.“ „Echt? Hm.“ „Keine Sorge. Es ist nur gutes.“ Jetzt lächelte er mich an. Es sah so einladend aus. Wie er da saß. Ich stand sofort auf und wollte mich auf seinen Schoß setzen, doch ein lautes Donnern ließ mich in der Bewegung verharren. Sofort schoss Liams Blick zur Treppe. Ich stand einfach nur da und starrte ihn an. Doch so schnell wie er jetzt stand und mich auf das Sofa zurück drückte konnte ich nicht reagieren. Er kniete vor mir und sah mich eindringlich an. „Bleib hier! Rühr dich nicht hier weg! Warte bis ich wieder komme! Mach keine Dummheiten! Warte einfach! Bitte.“ Ich nickte nur. Ich verstand nicht wirklich was hier los war, doch als dieses Donnern erneut zu hören war war Liam verschwunden. Ich sah nur noch einen Schatten der die Treppe hinunter rannte. Dann hörte ich wie die Tür auf ging und wie sie einrastete als sie sich wieder schloss. Ich war schon wieder alleine hier oben. Und Liam war alleine dort unten. Wer weiß was da unten war. Ich war mir sicher Liam wusste es. Ein paar Minuten lang passierte nichts. Ich konnte nichts hören. Ich war mir ziemlich sicher das ich, wenn ich zur Tür gehen würde und mein Ohr an die Wand legen würde, etwas hören würde. Doch ich hatte ihm versprochen hier zu bleiben und keine Dummheiten zu machen. Doch ich wollte wissen was dort unten los war. Nein! Ich durfte jetzt nicht dort hin gehen. Ich hatte es versprochen, also hielt ich mich auch daran. Plötzlich ertönte ein fürchterliches Krachen und das Haus bebte. Was war nur da unten los? Diese Frage konnte ich mir doch am besten beantworten. Ich wusste genau wer dort unten war. Dieser andere Vampir und Liams Freund. Ob er wirklich ein Freund war? Sicher. Er hatte Liam geholfen. Er hatte für ihn gesorgt. Ihm hatte ich zu verdanken das ich Liam kannte. Hätte er nicht dafür gesorgt das Liam keine Menschen mehr jagte wäre er jetzt nicht hier. Obwohl. Hatte Liam nicht gesagt er wollte zuerst nichts davon wissen? Hatte er nicht gesagt es war etwas geschehen das ihm gezeigt hatte das er sich ändern musste? Egal. Eigentlich war es doch total egal. Nur weil ich hier war war Liam in Lebensgefahr. Was geschah nur dort unten? Wieder so ein Krachen. Und noch eins und noch eins. Und im nächsten Moment stürzte der Boden ein. Noch nie hatte ich so schnell reagiert. Ich war von dem Sofa aufgesprungen und in Richtung Bad gerannt. Als ein weiteres Krachen ertönte und das Haus erneut bebte fiel ich zu Boden. Zuerst blieb ich liegen, doch dann stützte ich mich vom Boden weg, unterdrückte den Schmerz und drehte mich um. Von der Treppe an war der Boden verschwunden. Das Sofa war weg und auch der Tisch stand nicht mehr da. Den Schreibtisch hatte es verschont. Wahrscheinlich weil er an einer der tragenden Wände stand. Ein Sessel stand noch da, der zweite war auch verschwunden. Und im Boden war ein riesiges Loch. Was würde passieren wenn ich jetzt dort hin ging? Würde alles noch weiter einstürzen? Ich probierte es lieber nicht aus. „Verschwinde hab ich dir gesagt!“ Das war Liam. Er hatte also die Überhand. Doch war das wirklich so? Konnte ich da sicher sein? Ich erkannte die Stimme des anderen Vampirs sofort. Ich hatte sie schon einmal gehört. Es war wieder der, der auch an meinem Zimmer war. Er sagte zu Liam das er nicht gehen würde bevor er mich hatte. „Du bekommst sie nicht!“ Er sagte es mit solcher Sicherheit und Kraft in der Stimme. Ich bekam etwas Angst. Wozu er wohl im Stande war? Wie weit würde er gehen? Und wieder sprach der andere Vampir. Doch wer war ER? Dieser Vampir meinte Liam sollte es ihm sagen. Wem? Liam wusste wer gemeint war, doch ich wusste es nicht. Ich musste es aber wissen. Wer war ER? „Ich bring dich um! Du hast die Wahl. Verschwinde oder du bist tot!“ Er würde wiederkommen. Das wusste ich. Und nicht nur weil er es sagte, auch weil ich wusste das er nicht aufgeben würde. Kurze Zeit war nichts zu hören. Und im nächsten Moment stand Liam neben der Treppe. Er war direkt durch das Loch im Boden gekommen. Ich lag immer noch hier hinten. Er konnte mich wahrscheinlich nicht sehen, deswegen wollte ich etwas sagen. Doch ich war sofort still. Ich brachte keinen Ton raus. Binnen einer Sekunde stand er vor mir und sah mich an. Was hatte er vor? So hatte ich ihn noch nie gesehen. Jetzt bekam ich wirklich Angst. Seine Augen waren nicht direkt auf mich gerichtet, doch ich konnte das Funkeln darin erkennen. Als ich bemerkte worauf er sah begann er zu knurren. Ich blutete. Ich hatte mir bei dem Sturz das Knie aufgeschlagen. Das konnte doch nicht wirklich... Er würde doch nicht wirklich...? Wollte er mich etwa...? Aber er hatte doch gesagt das er immun dagegen war. Warum...? Der Ausdruck in seinen Augen machte mir noch mehr Angst. „Liam ...“ Ich spürte wie mir die Tränen aufstiegen. Ich wollte weg. Irgendetwas tun, für ihn. Er würde alles verlieren. Wegen mir. Ich wollte nicht das es so weit kam. Doch ich konnte mich nicht bewegen. Ich war wie gelähmt und sah ihn an. „Liam, bitte... bitte nicht... Liam ...“ Er kniete bereits neben mir und sah mich aus diesen gefährlichen Augen an. Gleich wäre es vorbei. Er würde mich sicher töten. Doch dann würde auch er sterben. „Liam ... bitte...“ Es war nur ein leises Jammern das ich zu Stande brachte. Ich wusste er würde es nicht hören. Er kam immer näher. Gleich wäre es soweit. Mich wunderte nur das er sich so viel Zeit ließ. Wollte er es etwa genießen? Der erste Mensch den er wieder bekam. Und das war dann auch noch ich. Er hatte sich so weit über mich gebeugt das ich auf den Boden zurück gefallen war. Meine Hände hielt er mit der einen Hand fest und drückte sie auf den Boden. Wehren würde mir gar nichts nützen. Wenn ich mich jetzt wehren würde wäre es sicher noch schmerzvoller. Ich würde es einfach geschehen lassen. Ich konnte es eh nicht verhindern. Er roch an meinen Haaren und fuhr mit seinen Lippen über meinen Hals. Ich schloss meine Augen und wartete. Wartete auf den Tod. Doch zuerst wären da sicher Schmerzen. Ich wäre sicher nicht sofort tot. Ein leichtes Knurren entfuhr seiner Kehle und es kündigte mir an das es so weit war. Die Tränen liefen mir die Wangen hinunter, ich konnte nichts dagegen tun. Warum auch? Es wäre sowieso jeden Moment zu ende. Und im nächsten Moment spürte ich wie sich seine Zähne in meine Haut bohrten. Ich schrie. Es waren höllische schmerzen. Und sofort spürte ich wie mir das Blut entzogen wurde. Es begann zu brennen und ich schrie noch mehr. Ich versuchte mich gegen ihn zu wehren. So wollte ich nicht sterben. So nicht. Doch es war zwecklos. Ich war zu schwach und ich wurde immer schwächer. Ich schrie immer weiter. Doch es brachte nichts. Ich wurde immer schwächer und die Schmerzen hörten einfach nicht auf. Doch was war jetzt? Hatte er von mir abgelassen? Ich spürte nicht mehr wie mir das Blut entzogen wurde. Und ich spürte auch seine Zähne nicht mehr. Doch es war zu spät. Ich spürte bereits wie mich meine Kräfte verließen. Meine Wahrnehmung ließ nach. Ich konnte mich nicht mehr bewegen, nicht mehr klar denken. Als ich schrie hatte ich meine Augen weit aufgerissen, doch jetzt wurde alles schwarz. „Nein!“ Kapitel 36: Trennung -------------------- Das erste was ich bemerkte als ich wieder zu mir kam war, das ich auf dem Sofa lag. Wie jetzt? Hatte er mich nach unten gebracht? Verwirrt öffnete ich meine Augen und sah mich um. Der Tisch stand neben dem Sofa, er war ganz. Die Sessel waren auch da. Und etwas weiter hinten stand auch der Schreibtisch. War ich doch oben? Ich drehte mich leicht auf die Seite wobei mir auffiel das mein Hals und mein Nacken schmerzten. Also war es doch kein Traum. Er hatte mich wirklich gebissen. Ich wollte wissen woher der Schmerz kam also griff ich natürlich an meinen Hals. Und erstarrte. Mein Hals war kalt. Eiskalt. Ein Teil meines Halses zumindest. Wurde ich etwa verwandelt? Ich war ja nicht tot als er von mir abließ. War ich ein Vampir? Nein, das konnte nicht sein. Das hätte er nicht zugelassen. Oder wollte er es? Hatte er es mit Absicht getan? War ich wirklich ein Vampir. „Lily.“ Ich drehte meinen Kopf in die Richtung aus der die Stimme kam, doch Liam kniete sofort neben mir. Er strich mir vorsichtig eine Haarsträhne aus der Stirn und sah mich an. „Bin ich ein Vampir?“ Es war das einzige was ich rausbrachte. Mehr konnte ich nicht sagen. Und mehr war auch nicht wichtig. War ich ein Vampir? „Nein.“ Nein. Nein, ich war kein Vampir. „Ich konnte das Gift, was dich verwandelt hätte, gerade noch rechtzeitig aus deinem Blutkreislauf saugen.“ Er hatte mir also das Leben gerettet. Na gut, er war es auch der es fast beendet hätte. Doch das war mir egal. Er hatte es gerettet. Ich war so froh. Noch vor ein paar... „Wie lange war ich bewusstlos?“ „Es ist 22 Uhr abends. Also nur ein paar Stunden.“ Gut. Also, noch vor ein paar Stunden hatte ich gedacht er würde mich umbringen. Er würde uns beide umbringen. Es war meine Schuld, ich hätte bemerken müssen das ich blutete. „Es tut mir leid.“ Ich schüttelte leicht den Kopf. „Es ist nicht deine Schuld. Ich hätte besser aufpassen sollen.“ Er sah mich total entgeistert an. Hatte ich etwa etwas so unnatürliches gesagt? „Spinnst du? Ich hätte dich fast getötet!“ Jetzt sah ich ihn missbilligend an. „Nein ich spinne nicht. Und fast bedeutet immer noch du hast es nicht getan. Du hast mich gerettet. Fertig. Mehr zählt für mich nicht.“ Es musste total irrsinnig klingen so wie er mich ansah. „Wie kannst du das nur so ruhig nehmen? Ich meine...“ „Liam. Vergiss es!“ Bestimmend sah ich ihn an und er erwiderte nichts mehr. „Wie geht es jetzt weiter?“ „Hier bist du nicht mehr sicher, wir müssen weg.“ Wir. Er hatte wirklich wir gesagt. Gott sei dank. Er hatte nicht vor mich allein zu lassen. „Und wohin werden wir gehen?“ Er schien erleichtert darüber das auch ich WIR gesagt hatte. So zumindest kam es mir vor. „Ich habe ein Haus gefunden. Es ist nicht weit von hier. Hinter dem nächsten Ort. Doch ich muss noch ein paar Vorkehrungen treffen.“ „Vorkehrungen? Was heißt das?“ „Ich... ich... muss dich für ein paar Tage allein lassen.“ Ich hatte noch nie erlebt das es ihm schwer fiel etwas zu sagen. Doch dieses Mal musste es ihm sehr schwer gefallen sein. „Sie werden denken ich habe dich sofort von hier weg gebracht. Sie werden nicht hier her kommen. Doch wenn auch ich hier bleibe kommen sie wieder.“ „Und wie willst du es machen das sie dir nicht bis dort hin folgen? Oder das sie uns dort nicht finden?“ „Deswegen werde ich ein paar Tage brauchen. Ich muss sie erst weglocken und dann muss ich dafür sorgen das sie mir nicht mehr folgen. Dann werde ich zu dem Haus gehen und alles vorbereiten. Und dann muss ich noch einmal weiter weg, so das sie mich wieder finden. Und dann komme ich wieder.“ So lange wollte er wegbleiben? Für das was er vorhatte würde er 3 bis 4 Tage brauchen. So lange sollte ich hier alleine sein? Wahrscheinlich musste es einfach sein. So etwas wie heute morgen durfte nie wieder passieren. Ich nickte. „Und dann? Wie kommen wir dort hin ohne das sie uns verfolgen?“ „Wir fahren mit dem Auto, weit weg. Dann lassen wir es irgendwo stehen und kehren hier her zurück.“ Er hatte sich alles schon genau überlegt. Er wusste was er wollte und wie er es erreichen würde. Ich war froh das er es war der mich beschützte. Ich konnte mir keinen Anderen vorstellen. Ich wollte mir keinen Anderen vorstellen. „Gut. Und... und wann willst du los?“ Er sah mich liebevoll an und strich mir über die Wange. „Ich habe nur gewartet das du wach wirst.“ Er wollte jetzt los? „Ich könnte es mir nicht verzeihen wenn so etwas noch einmal passiert. Ich muss dich so schnell wie möglich hier weg bringen.“ Ich legte meine Hand an seinen Wange und zog ihn zu mir. Als unsere Lippen sich trafen stiegen sofort wieder diese Schmetterlinge in mir auf. Es war schon ein paar Tage her das ich sie das letzte mal gespürt hatte. Und sie waren wieder wie ein Blitz. So extrem stark. Ich legte meinen Arm um seinen Hals und zog ihn noch etwas weiter zu mir. Er löste seine Hand von meiner Wange und legte sie an meine Hüfte. Mein T-Shirt war etwas hoch gerutscht. Doch als seine kalten Finger meine Haut berührten zuckte ich zusammen. Was sollte das denn schon wieder? Hallo? Ich... Das ging doch nicht. Es war doch nicht das erste mal nach dem was dort unten passiert war. Warum zuckte ich denn jetzt? Warum stieg dieses Angstgefühl wieder in mir auf? Zwar nur ganz leicht, aber ich spürte das es da war. In dem Moment als ich zuckte löste er sich von mir und sah mich an. „Es war nichts. Ich...“ „Shhh~. Ich werde nicht zulassen das dir jemand weh tut. Und auch ich werde dir nicht mehr weh tun. Das verspreche ich dir.“ Was wollte er mir damit sagen? „Ich liebe dich Lily. Und niemand wird dir je wieder weh tun.“ Er hatte es nur geflüstert. Doch darauf war ich nicht vorbereitet. Ich wusste es zwar schon, ich hatte es ja bemerkt, doch das er es mir jetzt wirklich sagen würde, darauf war ich nicht vorbereitet. Ich konnte nichts tun. Nichts sagen. Nichts. Was war nur schon wieder los mit mir. Erst als mir die Tränen die Wangen runter liefen konnte ich mich wieder bewegen. Warum musste ich nur immer heulen? Das war doch zum kotzen. Das war echt unmöglich. Ich ließ mich einfach nach vorne fallen und umarmte ihn. Ich drückte mich fest an ihn und er legte seine Arme um mich. „Ich... ich...“ Ich stotterte vor mich hin und bekam doch keinen Ton heraus. Hallo! Lily! Er hat dir gerade gesagt das er dich liebt. Sag ihm das du ihn auch liebst! Los! Warum ging es nur nicht? „Ich muss jetzt los.“ Sanft drückte er mich von sich weg und stand auf. „Ich beeil mich. Und bitte, bleib hier. Egal was passiert, geh nicht nach unten.“ Wieder nickte ich nur. Ich konnte einfach nichts sagen. Er sah mich noch einen Augenblick lang an, doch dann war er verschwunden. Ich war so doof! Was musste er nur jetzt denken? Das ich ihn nicht liebte? Du bist so Stroh doof Lily! Warum musste ich ihm das jetzt antun? Er hatte sicher gehofft ich würde ihm auch sagen das ich ihn liebte. Doch ich tat es nicht. Statt dessen begann ich zu stottern und zu heulen. Dafür gab es keine Beschreibung, keinen Begriff. Nichts. Einfach nur Dummheit. Und was tat ich jetzt? Klar. Ich begann erst recht zu heulen und schmiss mich auf das Sofa. Das, was ich immer tat. Nur viel viel schlimmer. Kapitel 37: Eine alte Geschichte -------------------------------- Ich hatte so viel und lange geheult das ich eingeschlafen war. Als ich aufwachte war alles dunkel. So wie immer. Ich setzte mich auf und sah mich um. Natürlich konnte ich nicht viel erkennen. Wie auch? Es war ja alles dunkel. Also kramte ich blind in meiner Tasche umher und zog eine Kerze und das Feuerzeug heraus. Ich steckte die Kerze in die Halterung und entzündete sie. Sofort konnte ich alles sehen. Ich war allein. Ein tiefer Seufzer entfuhr mir und ich ließ mich zurück in die Lehne fallen. Was sollte ich nur die ganze Zeit machen? Und vor allem, wie sollte ich ihm erklären warum ich ihm nicht sagen konnte das ich ihn liebte? Warum konnte ich es nicht sagen? Irgendetwas musste sich in meinem Kopf verbarrikadiert haben. „Ich liebe dich.“ Es ging doch. Ich konnte es doch sagen. Ich hatte es ja auch meinem Ex-Freund gesagt. Also lag es nicht an den Worten. Es musste wohl daran liegen das ich es Liam sagen wollte. Doch was war da bitte der Unterschied? Warum konnte ich etwas, das ich jedem anderen sagen konnte, ihm nicht sagen? Es war zum verrückt werden. Und immer wieder stellte ich mir die selben Fragen. Und immer wieder kam ich zu den selben Ergebnissen. Keinen. Ich konnte mir keine dieser Fragen beantworten. Es würde auch nichts bringen wenn ich jetzt weiter darüber nach dachte. Ich würde eh nicht weiter kommen. Und außerdem hatte ich noch lange genug Zeit ehe er wieder kommen würde. Auf dem Tisch lagen 3 Bücher. Das eine hatte ich ja bereits gelesen. Ich hatte mir aber noch 2 andere mit hoch gebracht die ich gerne lesen wollte. Jetzt hatte ich ja genug Zeit. Welches wollte ich zuerst lesen? Mal sehn. Was haben wir denn da? Ich beugte mich vor, zum Tisch und griff nach den beiden Büchern. Hm. `Mein ist die Stunde der Nacht´ von Mary Higgins Clark. Und `Und hinter dir die Finsternis´ ebenfalls von Mary Higgins Clark. Beide Titel waren zwar sehr ansprechend, doch nicht in meiner jetzigen Situation. Na ja, etwas besseres hatte ich nicht zu tun. Auf der Rückseite des ersten Buches `Mein ist die Stunde der Nacht´ stand: Raffinierter Psychothriller über eine mysteriöse Serie von Frauenmorden Ein Fluch scheint auf der ehemaligen Schulklasse von Jean Sheridan zu liegen. Bereits fünf ihrer früheren Mitschülerinnen sind auf tragische Weise ums Leben gekommen. Noch ahnt niemand, dass ein wahnsinniger Serienkiller, der sich selbst »die Eule« nennt, dahinter steckt. Wird er sein mörderisches Werk bei dem bevorstehenden Klassentreffen vollenden? »Ein süchtig machendes, unglaublich dichtes und spannendes Werk.« Bild am Sonntag »Mary Higgins Clark – die international erfolgreichste Thrillerautorin.« Welt am Sonntag. Es klang wirklich nicht schlecht. Ich glaubte sogar mich an einzelne Stellen aus diesem Buch erinnern zu können. Meiner Meinung nach ging es noch irgendwie um die Tochter von Jean die sie abgeben musste, weil ihr Freund umgebracht wurde und sie zu jung war. Am Ende waren beide jedoch vereint. Ich wusste also zu viel von diesem Buch. Es war noch nicht lange her das ich es gelesen hatte. Also fiel es weg. Ich legte es neben mich auf das Sofa und drehte `Und hinter dir die Finsternis´ um. Wem kannst Du trauen? Das war ein relativ guter Aufmacher. Wem konnte man trauen? Die Frage die sich mir stellte war doch eher: Wem konnte ich trauen? Mit Sicherheit konnte ich Liam trauen und meinem Vater. Diesem anderen Vampir und Liams Freund konnte ich nicht trauen. Genau so wenig wie ich meiner Mutter und meinem Bruder trauen konnte. Freunde hatte ich nur meine beiden besten. Denen konnte ich auch trauen. Und da hörte die Sache dann auch schon wieder auf. Es gab nur 4 Leute in meinem Leben denen ich trauen konnte. Traurig, aber wahr. Die junge Bibliothekarin Kay lernt bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung den klugen und deutlich älteren Peter Carrington kennen. Die beiden verlieben sich Hals über Kopf ineinander und heiraten. Zwar lastet seit Jahren in zwei Mordfällen ein vager Verdacht auf Peter, aber Kay ist von seiner Unschuld überzeugt. Doch als auf dem Anwesen der Carringtons eine Leiche entdeckt wird, reißen die Geheimnisse der Vergangenheit das Paar in einen zerstörerischen Strudel. Na super. Jetzt sollte ich über ein Paar lesen das auseinander gerissen wurde? Oder in einen zerstörerischen Strudel gezogen wurde? Nein danke! Dazu hatte ich jetzt keine Lust. Also fiel auch dieses Buch weg. Weitere hatte ich nicht hier. Obwohl. Hatte ich nicht auch etwas in meinen Rucksack gepackt? Stimmt. Ich hatte auch noch ein Buch aus meinem Zimmer eingepackt. Es war ebenfalls eines meiner Lieblinge. Ich beugte mich über die Armlehne zu meinen Taschen und kramte es heraus. Dann setzte ich mich wieder ordentlich hin und las mir die Rückseite durch. Du gehörst mir... Die Kreuzfahrt auf der »Gabrielle« wird für die erfolgreiche Anlageberaterin Regina Clausen zur Reise ohne Wiederkehr. Als Psychologin Susan Chandler Jahre später versucht, die Wahrheit hinter dem spurlosen Verschwinden zu ergründen, stößt sie auf eine Reihe ähnlicher Fälle. Schicksale, die auf geheimnisvolle Weise miteinander verbunden scheinen – durch einen Ring mit der Inschrift »Du gehörst mir«. »Wettlauf zwischen kaltblütigem Killer und smarter Jägerin« Stern Na ja. Auch nicht ganz das was mir jetzt passte. Es ging dabei auch um Frauenmorde, aber besser als die anderen beiden. Also legte ich die anderen beiden Bücher auf den Tisch zurück, machte es mir bequem und begann zu lesen. Zwischendurch ging ich wie üblich ins Bad und vergriff mich am Kühlschrank. Die Brötchenration würde sicher am nächsten Tag zur neige gehen. Ich musste also entweder vorübergehend etwas anderes Essen oder später dann auf die Brötchen verzichten. Irgendwann war dann auch die Kerze abgebrannt und ich musste eine Neue anzünden. Ich entschied immer nur eine zu verwenden. Wer weiß für wie lange sie reichen würden. Als ich das letzte Mal auf mein Handy sah war es 4 Uhr morgens. Ich hatte ja am morgen noch bis 13 Uhr geschlafen. Kurz nachdem ich auf mein Handy gesehen hatte klappte ich das Buch zu, ging noch einmal ins Bad und ging dann schlafen. Am nächsten morgen, so schien es mir, wurde ich durch ein Krachen geweckt. Ich hatte natürlich sofort Befürchtungen. Sie wären ihm nicht gefolgt, sie hatten gesehen das ich nicht bei ihm war, sie würden kommen und mich holen. Vorsichtig stand ich auf und ging zur Wand die auf den Hof zeigte. Ich konnte zwar nicht durch die Bretter, die vor die Fenster genagelt waren, durchsehen, aber ich konnte hören was draußen geschah. Auf dem Hof waren Mähdrescher zu Gange. Kein Wunder das es so laut war. Ich war also nicht in Gefahr. Puh. Ich ging wieder zurück zum Sofa und kramte in meiner Tasche nach meinem Handy. Ach verdammte Scheiße. Der Akku war alle. Ich wusste nicht wie spät es war. Und ich würde es auch nicht erfahren. Na super. Hier musste es doch sicher irgendwo eine Steckdose geben. Wie sonst sollten der Computer und der Kühlschrank Strom bekommen? Ich schnappte mir den kleinen Kerzenhalter vom Fensterbrett, nahm eine der halb abgebrannten Kerzen aus dem großen Kerzenständer auf dem Tisch und steckte sie hinein. Dann entzündete ich sie und machte mich auf die Suche nach einer Steckdose. Doch ich fand keine. Da waren keine Steckdosen. Der Kühlschrank war durch ein Kabel, das nach draußen durch die Wand führte, mit einer verbunden. Und beim Computer war gar kein Stromkabel oder eine Steckdose. Vielleicht hatte ich auch einfach nur nicht richtig hin gesehen. Super. Jetzt durfte ich wirklich in der Zeit umher irren. Doch ich könnte ja durch die Geräusche erfahren wie spät es war. Sofort ging ich wieder zurück zu den Fenstern und lauschte. Ich konnte nur Gemurmel hören. Ich verstand nicht was sie sprachen. Wahrscheinlich war es eine der Maschinen die jetzt auf dem Feld sein müsste. Sie war bestimmt kaputt. Also musste es Mittag sein, oder Nachmittag. Ich hatte also einen ungefähren Wert. Es half mir zwar nicht viel aber immer hin besser als gar nicht zu wissen ob es Tag oder Nacht war. Ich blies die Kerze vorsichtig aus und stellte sie auf den Tisch. Dann kramte ich aus meiner Tasche ein paar Sachen heraus und ging ins Bad. Dort hatte ich auch noch eine Kerze. Mit dem Feuerzeug entzündete ich sie und begann dann meine Zähne zu putzen. Als ich damit fertig war bereitete ich alles fürs Duschen vor und ging dann auch schließlich duschen. Dieses Mal konnte ich mir richtig Zeit lassen. Ich konnte mich praktisch an das Wasser gewöhnen. Mich mit ihm vertraut machen. Ich hatte ja eh nichts besseres zu tun. Insgesamt brauchte ich zum Duschen vielleicht 40 Minuten. So wie beim letzten Mal. Nur das ich auch schon früher hätte fertig sein können. Dann trocknete ich mich ab und zog mich an. Meine Haare trocknete ich wieder nur mit dem Handtuch und hing es dann über die Dusche. Als ich meine Haare gekämmt hatte blies ich die Kerze aus, schloss die Tür auf und ging raus. Warum hatte ich überhaupt abgeschlossen? Es war doch niemand hier. Angewohnheit. Ohne zu wissen wohin ich ging lief ich zum Sofa. Ich fand es sofort. Das Feuerzeug hatte ich in meiner Hose und zog es heraus. Dann steckte ich eine neue Kerze in den Kerzenständer und entzündete sie. Hätte ich es nur besser nicht getan. Ich erstarrte förmlich. Jetzt war es vorbei. Ich war erledigt. Ich brauchte gar nicht fragen wer er war und was er hier wollte. Ich erkannte ihn sofort obwohl ich ihn noch nie gesehen hatte. Vor mir, in dem Sessel in dem Liam immer gesessen hatte, saß sein Freund. Ich starrte ihn einfach nur an und er betrachtete mich interessiert. Er sah mich wirklich interessiert an. Stop. Er war ein Vampir. Natürlich interessierte er sich für Menschen. Warum begrüßte er mich freundlich? Ich verstand es nicht und ich konnte auch nicht antworten. Er fand es unhöflich doch sagte nichts weiter dazu. Was wollte er hier, wenn nicht mich töten? Und wie war er hier hinein gelangt? Er fragte mich warum ich hier war. Doch auch dieses Mal sagte ich ihm nichts. Er wollte wissen ob ich wirklich freiwillig hier war, darauf antwortete ich ihm mit: „Ja.“ Belustigt sah er mich an. Was bitte war daran lustig? Doch ich konnte auch etwas genüssliches in seinem Blick erkennen. Ob ich alles über Liam wusste wollte er von mir wissen. Ich antwortete ihm nicht. Schließlich ging es ihn nichts an. Wie viel Liam mir sagen wollte und wann er es tat war seine Sache. Nicht die irgendeines Vampirs. Ob Liam mir erzählt hatte wie er zum Vampir wurde fragte er mich als nächstes. Dann sagte er das er an meinem Blick erkennen konnte das ich es wusste. Was zum Teufel wollte er von mir? „Was willst du von mir?“ Ich schrie ihn zwar nicht an, doch freundlich war ich auch nicht. Ich war feindselig. Er wollte mir eine Geschichte erzählen. Als nächstes fragte er mich ob ich wusste wer er war. Natürlich wusste ich das. „Ja.“ Mehr sagte ich dazu nicht. Wenn er schon nicht gekommen war um mich zu töten, wovon ich auch nicht mit Sicherheit ausgehen konnte, wollte ich ihn nicht reizen es doch zu tun. Er sollte mir seine Geschichte erzählen, von mir aus. Ändern würde es nichts. Er fragte mich ob ich wusste das er Liam gesucht hatte. Das wusste ich ja bereits und ich wusste ja auch das Liam ihn weggeschickt hatte und dann ein paar Jahre später wieder aufgesucht hatte. Was gab es denn da zu erzählen? Auch das was ich schon wusste sagte er mir noch einmal. Und dann fragte er mich ob ich wusste wieso Liam wieder zu ihm gekommen war. Nein. Das wusste ich nicht. Und er begann zu grinsen. Ich hatte nichts gesagt, doch wahrscheinlich sah er es an meinem Gesicht. Ich hatte mich nicht ganz unter Kontrolle. Scheiße, verdammt. Jetzt würde er mir erzählen was passiert war. Ich wollte doch aber nicht mehr wissen als Liam mir sagen wollte. Wer weiß was damals passiert war. Er begann zu erzählen als er Liam auf dessen Bitte, oder Drohung, hin verlassen hatte. Er erzählte mir das er Liam all die Jahre weiter hin beobachtet hatte. Es dauerte nicht lange da hatte Liam jemanden gefunden. Es war eine junge Frau. So wie sein Freund es mir erzählte wollte Liam sie wohl sofort töten. Doch er tat es nicht. Warum tat er es nicht. Was? Er fand sie anziehend? Er fühlte sich zu ihr hingezogen? Er wollte aufhören Menschen zu jagen? Für einen Menschen? Hatte er sich verliebt? Sofort beantwortete er meine Fragen, die ich nicht gestellt hatte. Er hatte sich verliebt, er wollte mit ihr zusammen sein. Und so wie es aus sah hatte auch sie sich in ihn verliebt. Er hatte es sogar eine Zeit lang geschafft? Wow. Er hatte es aus eigener Kraft geschafft. Er war nicht schwach. So wie er es manchmal sagte. Er war damals nicht schwach gewesen. Er war stark, schon immer. Doch warum blieb er dann nicht bei ihr? Warum musste er zu diesem Typen damit er ihm half? Er erzählte mir das er nicht mehr länger über Liam wachen wollte und verschwunden sei. Ein paar Jahre danach sei Liam bei ihm aufgetaucht. Die Frau war gestürzt und hatte sich das Bein aufgerissen. Sie war auf eine Glasscherbe gefallen, die ihr das Bein aufgeschnitten hatte. Das musste eine Menge Blut gewesen sein. Hatte Liam sie etwa? Er konnte sich ja schon bei meiner kleinen Wunde nicht kontrollieren. Also zumindest am Anfang nicht. Hatte er die Frau die er liebte getötet? Natürlich wurde mir auch diese Frage beantwortet. Ja, er hatte sie getötet. Sein Verlangen und dieser Drang, waren zu groß als das er dagegen stark genug war. So zumindest stellte er es hin. Wer weiß ob das überhaupt alles stimmte. Doch wer war diese Frau, warum erzählte er mir das alles? „Warum erzählst du mir das?“ Weil es mich betrifft? Warum sollte es mich betreffen? Wer war sie? Oh mein Gott. Nein. Das konnte gar nicht wahr sein. Meine Großmutter? Sie lebte doch noch. Meine Großmutter war noch am leben. Ich hatte sie doch vor ein paar Wochen erst besucht. Und die Mutter meines Vaters war vor 2 Jahren gestorben. Das ergab keinen Sinn. Er sah den inneren Kampf in mir und erklärte mir noch den Rest. Angeblich, denn zu dem Zeitpunkt als er meine Großmutter tötete war meine Mutter 3 Jahre alt, wurde meine Mutter adoptiert und weiß bis heute nicht das sie nicht das leibliche Kind ihrer Eltern ist. Das waren gar nicht meine richtigen Großeltern? Das konnte doch gar nicht sein. Sie hatten Kinderbilder von meiner Mutter. Sie hatten Dokumente, Aufzeichnungen. Das war einfach unmöglich. Liam sollte meine Großmutter geliebt und getötet haben? Nein. Das konnte ich nicht glauben. Warum sollte er es getan haben? Und warum kam dieser Typ jetzt um es mir zu erzählen? Und warum wurde dann gerade ich ausgewählt? Diese Frage schien er gesehen zu haben. Er erklärte es mir recht plausibel. Es sollte ja eine Strafe für Liam sein. Er würde in mir immer einen Teil seiner früheren Liebe sehen. Er würde immer wieder daran erinnert werden. Er sollte es nie vergessen. Plötzlich wurde mir etwas klar. Das, was vor 2 Tagen geschehen ist... Mich hätte fast das gleiche Schicksal getroffen wie meine Großmutter. Genau das gleiche. Es musste ihm noch viel mehr weh getan haben wie ich zuerst gedacht hatte. Hier ging es nicht mehr nur um mich. Es ging auch um einen Teil von Liam und einen Teil von mir, der uns beide für immer mit einander verband. Der uns aber auch trennte. Kapitel 38: Noch ein bisschen mehr ---------------------------------- Aber konnte ich wirklich sicher sein das er von meiner Großmutter redete? Oder das das alles wirklich passiert war? Nein, das konnte ich nicht! „Woher soll ich wissen das du die Wahrheit sagst?“ Es klang wirklich gereizt. So wollte ich eigentlich gar nicht klingen. Tja, Pech gehabt. Er grinste leicht und zog ein Stück Papier aus seiner Jacke. Dann sagte er mir das es die Frau sei die Liam geliebt hatte und reichte es mir. Es war ein uraltes Foto. Ich drehte es um und sah es mir an. Heilige Scheiße. Das konnte doch gar nicht möglich sein. Die Frau auf dem Foto sah mir sehr ähnlich. Sie war nur erwachsener als ich und hübscher. Doch sie hatte die gleichen Haare wie ich, die Augen. Sie war auch nicht viel größer als ich. Sie sah mir sehr ähnlich. Nein anders rum, ich sah ihr sehr ähnlich. Sollte das wirklich meine Großmutter sein? Sollte das alles wirklich stimmen? „Warum erzählst du mir das alles?“ Wieder grinste er leicht und sagte mir das er seine Gründe hatte. Super. Und welche? Das sagte er mir wieder nicht. Im Grunde war er hier um mich zu töten, so viel wusste ich. Wollte er mir einfach vorher noch zeigen das Liam gar nicht mich liebte? Liebte Liam in Wahrheit immer noch meine Großmutter und mich nur wegen der Ähnlichkeit? Das wollte ich nicht glauben. Ich legte das Bild auf den Tisch und sah weg. Das durfte einfach nicht so sein! Ich liebte ihn doch. Und wenn er nicht mich liebte? Dann wäre mir alles andere auch egal. „Warum tötest du mich nicht? Warum bist du hier?“ Dieses Grinsen sagte mir eindeutig seine Antwort, auch wenn er nicht sprach. Warum sollte ich meine Hände an dir schmutzig machen du kleiner wertloser Mensch? Ja, warum? Weil ich aus dem Weg geschafft werden musste vielleicht? Ich verstand gar nichts mehr. Er kam zu mir um mir etwas zu erzählen, nicht aber um mich zu töten? Ich war schutzlos. Er könnte mich jetzt einfach töten ohne das irgendwer ihn daran hindern konnte. Und niemand würde wissen das er es war. Noch nicht einmal Liam. Wie sollte dieser Typ auch hier rein gekommen sein. Das einzige was darauf schließen lassen könnte wäre die Art, wie ich gestorben war. Verwirrt sah ich diesen Vampir an als er wieder zu sprechen begann. Liam war sein bester Freund, er würde nie im Leben sein Todesurteil unterschreiben. Wie sollte ich das denn jetzt verstehen? Er musste gesehen haben das ich ihn nicht ganz verstand, denn er erklärte es mir noch einmal. Sobald ich sterben würde, durch einen Unfall oder Mord würde auch Liam sterben müssen. Würde ich jedoch durch eine Krankheit sterben, oder weil ich einfach nur alt geworden war dann würde Liam frei sein. In dem Moment in dem er mich töten würde wäre es Mord und somit müsste Liam bezahlen. Genauso war es bei dem anderen Vampir, der auf mich angesetzt war, von keinem anderen als ihm, der hier vor mir saß. Würde er mich töten müsste Liam auch sterben. Aber warum hatte er dann diesen Vampir auf mich angesetzt? Das fragte ich ihn natürlich sofort und bekam auch sofort eine Antwort. Er hatte in der Vampirwelt einen Ruf und eine Aufgabe. Hier und in der Umgebung war er dafür verantwortlich das alle Menschen, die von ihnen wussten, starben. Würde er mich verschonen würde auch ihn eine Strafe erwarten. Also musste er seinen Helfer auf mich ansetzten. Er würde uns auch nicht helfen können. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Er hatte jedoch nie die Absicht mich wirklich töten zu lassen. Ah ja. Und das sollte ich jetzt auch noch glauben? Na klar. Er war auch immer davon überzeugt das Liam stärker war als dieser andere Vampir. Sobald Liam ihn getötet hatte wäre die Sache geklärt. Ich hätte einfach einen zu starken Beschützer. Er würde wahrscheinlich noch jemanden auf mich ansetzen müssen, doch dieser jemand wäre keine Gefahr für uns. Kurz, wir waren nie in Gefahr. Außer natürlich Liam schaffte es nicht diesen Vampir zu erledigen. Wir hatten ihn also die ganze Zeit für den Feind gehalten obwohl er unser Verbündeter war? Klar. Und morgen war Weihnachten. Das konnte ich nicht glauben. Es ging einfach nicht. Warum sollte ich ihm das glauben? Weil er mich bis jetzt noch nicht getötet hatte? Ganz sicher nicht. Irgendwann würde er sicher eine Gelegenheit nutzen und mich töten. Vielleicht wenn ich schlief? Klar. Warum nicht? Ich würde mich nicht wehren, obwohl ich ja gegen ihn sowieso keine Chance hatte. Wenn ich mich gegen Liam schon nicht wehren konnte. Er war viel älter als Liam. Davon konnte ich ausgehen. Liam war 324. Mich würde interessieren wie alt er war. Ein Schmunzeln überzog seine Lippen. Was? Was hatte ich getan? Oder was war los? 597. Wow. Das war ein Alter. Doch warum hatte er es mir gesagt? Glaubte er so würde ich ihm vertrauen? Nie im Leben. Nicht weil er mir ein paar Dinge über sich erzählte. Wann er wohl wieder gehen würde? Ob er überhaupt vorhatte zu gehen? „Wenn du mich nicht töten willst, was willst du dann hier? Und wie lange willst du noch hier bleiben?“ Er schien meine Frage wieder unhöflich zu finden, denn er fragte mich ob er hier unerwünscht war. Tja, wie man es nimmt, nicht wahr? Ich antwortet nicht darauf und wartet bis er mir sagte was er eigentlich hier wollte. Er wollte mir eben nur eine alte Geschichte erzählen und er wollte auf Liam warten. Mich hier so ganz ohne Schutz zu lassen wäre unverantwortlich von Liam. Er hatte aber keine andere Wahl. Und außerdem wurde er ja von dem Vampir verfolgt und nicht ich. Hier war ja niemand, außer seinem Freund, der eigentlich auch nicht hier sein sollte. Und jetzt sagte er mir auch noch ich solle schlafen. Nein. Kommt gar nicht in frage. Ich würde jetzt nicht schlafen. Und mal ganz davon abgesehen, ich war gar nicht müde. Ob ich wirklich sicher war konnte ich nicht sagen, doch was blieb mir übrig? Wenn ich wegrennen würde hätte ich gegen ihn sowieso keine Chance und wer weiß was mir dieses Mal passieren würde. Ich stand auf und ging nach hinten zum Kühlschrank. Ein paar Minuten stöberte ich darin herum, bis mir auffiel das ich ihn wieder schließen musste. Hm. Also nahm ich mir wieder ein Brötchen und schloss die Tür. Mir war gar nicht aufgefallen das die Kerze aus gegangen war. Scheiße. Jetzt saß ich im Dunkeln, mit einem Vampir dem ich nicht trauen konnte. So was konnte auch nur mir passieren. Ich hörte seine Stimme von etwas weiter weg, er sagte mir das die Kerze einfach so aus gegangen sei. Als ob ich das nicht wusste. Obwohl, vielleicht hatte er sie auch einfach aus gemacht. Ich stand auf und ging hinüber zum Sofa. Ich wollte gerade zu meinen Taschen gehen als ich gegen etwas stieß. Was war das denn? Hier stand doch bis jetzt noch nie etwas. Und dann auch noch so groß. Und so kalt. Oh mein Gott. Sofort ging ich ein paar Schritte nach hinten. Dann sagte er mir ich solle keine Angst haben. Er wusste wo das Feuerzeug und die Kerzen waren und wollte nur eine Neue holen. Ich war gerade wirklich gegen diesen Vampir gelaufen. Er konnte sich auch richtig gut beherrschen. Von ihm hatte Liam ja auch alles gelernt. Wie sollte es sonst sein? Vorsichtig tastete ich mich zum Sofa vor und setzte mich hin. Einen Augenblick später flackerte das Licht einer Kerze auf. Er steckte sie in den Kerzenständer und setzte sich wieder in den Sessel. Langsam begann ich das Brötchen zu essen. Als ich ihn prüfend ansah sah ich bei ihm genau den gleichen angewiderten Ausdruck, wie ich ihn bei Liam gesehen hatte. Ungewollt musste ich grinsen. Das hatte er natürlich sofort gesehen und fragte mich warum ich grinste. Ich sagte ihm ganz einfach das Liam genau so geguckt hatte als ich das erste mal vor ihm ein Brötchen gegessen hatte und aß weiter. Als ich fertig war setzte ich mich etwas gemütlicher hin. Ich weiß auch nicht warum es mich auf einmal überkam, doch ich bekam langsam das Gefühl wirklich sicher zu sein. Begann ich unbewusst ihm doch zu vertrauen? Das durfte eigentlich nicht wahr sein. Doch er strahlte etwas aus, dagegen konnte ich nichts tun. Ich griff nach der Decke und deckte mich etwas zu, doch ich legte mich noch nicht hin. So weit wollte ich es noch nicht kommen lassen. Er sah mich an, begutachtete mich einige Sekunden lang und begann dann wieder zu sprechen. Er fragte mich, oder eher er stellte fest, das ich versuchte Liam zu sagen das ich ihn liebte. Woher wusste er das? Konnte man es mir so sehr ansehen? Nein. Das ging doch gar nicht. Wenn Liam hier wäre wäre das ganz sicher etwas anderes. Aber Liam war nicht hier, also, warum sollte man es mir ansehen? Aber, woher wusste er es dann? Erst einmal sagte ich nichts, ich sah ihn nur an. Dieses wissende Grinsen breitete sich wieder auf seinem Gesicht aus. Das war nicht zum aushalten. Woher wusste er nur immer sofort bescheid? Und wo wir schon mal dabei wahren, konnte ich es ihm jetzt überhaupt noch sagen? Ich konnte ja nicht sicher sein ob er mich überhaupt wegen mir liebte und nicht wegen ihr. Irgendwie fühlte ich mich nicht mit ihr verbunden. Jetzt, wo ich wusste wie es war, konnte ich ihm nicht mehr wirklich glauben. Ich hoffte das ich mich irrte, das er mich liebte und nur wegen mir, aber ich konnte es doch nicht sagen. Ich würde ihn einfach fragen müssen. Ich... Huch. Was war denn nun? War ich etwa eingeschlafen? Das war doch nicht wirklich passiert oder? Verwundert sah ich mich um. Das Licht war aus und ich lag zugedeckt auf dem Sofa. Irgendwer musste mich ja hingelegt und zu gedeckt haben. Na klar, wer auch sonst? Nur wo war er? Und warum lebte ich noch? Ich hatte geschlafen. Er hätte die Situation ausnutzen können. Ich konnte die Umrisse des Feuerzeuges sehen und auch das die Kerze nicht komplett runter gebrannt war. Er hatte sie also aus gemacht. Ich nahm das Feuerzeug, richtete mich etwas auf und entzündete die Kerze. Dann sah ich mich erneut um. Hm. Oh. Er saß an Liams Schreibtisch und las seine Unterlagen. Das durfte er doch gar nicht. Obwohl, ich wusste ja nicht ob Liam es ihm erlaubt hatte oder nicht. Er hatte bemerkt das ich wach war und drehte sich zu mir um. Ich sollte mir keine Sorgen machen. Bevor ich Liam entdeckt hatte war er oft hier gewesen und hatte versucht Liam zu helfen mich zu verstehen. Aha. Doch warum sah er sich jetzt alleine die Unterlagen an? Das fragte ich natürlich auch sofort. Er war angeblich auch neugierig. Er hatte mich angeblich auch nie wirklich verstanden. Ah ja. Und ich war ja auch so interessant. Klar. Er wand sich wieder von mir ab und durchsuchte den Stapel weiter. Hm. Erst einmal musste ich ins Bad. Ich schnappte mir das Feuerzeug und machte mich auf den Weg. Dort angekommen schloss ich hinter mir ab und entzündete den Rest der Kerze die noch da war. Auch hier würde ich bald eine Neue brauchen. Irgendwann würde ich keine mehr haben. Liam würde neue besorgen müssen. Das war aber auch kein Problem. Ich sah die Dusche an und wusste das ich heute wieder länger brauchen würde. Kein Wunder. In dem Zimmer nebenan saß ein Vampir der mich jeden Moment töten konnte. Ich würde so lange wie möglich hier drin bleiben. Nicht das die Tür mich schützte. Aber ich hatte doch eine gewisse Sicherheit. Lustlos begann ich meine Zähne zu putzen. Da ich nichts besseres zu tun hatte kämmte ich meine Haare und wusch mir das Gesicht. Ich würde zwar gleich Duschen gehen, aber was soll es. Dann bereitete ich wieder alles vor und stieg in die Dusche. Das Wasser war angenehm warm, obwohl ich immer noch eine gewisse Angst davor hatte. Ich ließ mir ausreichend Zeit und stieg dann wieder hinaus. Dann trocknete ich mich ab und zog mich um. Meine Haare trocknete ich mit dem Handtuch etwas ab und kämmte sie dann. Als ich mit allem fertig war löschte ich die Kerze die nun fast abgerannt war und schloss die Tür auf. Prüfend sah ich mich draußen um. Er saß immer noch am Schreibtisch. Es hatte sich also nichts geändert. Ich nahm mir etwas zu essen aus dem Kühlschrank und trank auch etwas. Dann ging ich zum Sofa und setzte mich hin. Ich beobachtet ihn etwas als er sich plötzlich zu mir umdrehte. Er sah mich forschend an. Dann sah er wieder auf die Zettel die er in der Hand hatte und begann mir Fragen zu stellen. Ich verstand nicht ganz was er damit erreichen wollte, doch aus irgendeinem Grund antwortete ich ihm auf fast alle fragen. Eine Zeit lang ging es um meine Familie, vorwiegend um meine Mutter und meinen Bruder. Dann über die Schule, meine Freundinnen und meinen Ex. Besonders interessant schien er zu finden warum ich mich von ihm getrennt hatte. Das ganze verwunderte mich ganz schön. Erstens, warum wollte er das alles wissen? Und zweitens, warum antwortete ich ihm auf alles? Ich konnte es mir wirklich nicht erklären. Was mir als nächstes unerklärlich vorkam war, ich wurde müde. Wir mussten sehr lange darüber geredet haben. War es etwa schon wieder Zeit zum schlafen? Hm. Er sah auf seine Uhr. Was? Er hatte eine Uhr? Warum hatte er mir das nicht gleich gesagt? Super. Ich wusste nicht in welcher Zeit ich lebte, aber er hatte eine Uhr. Na perfekt. Ich fragte ihn natürlich sofort wie spät es war und wie lange wir schon erzählten. Es war ganz schön lange. Und im Moment war es 14:11 Uhr. Okay. Ich war total aus dem Zeitplan. Er sah mich an und sagte mir das ich jetzt schlafen sollte. Auf irgendeine Weise kam er mir vor wie Liam. Liam sagte mir auch immer wann ich schlafen sollte. Gut, nicht immer, aber oft. Ich ging noch mal ins Bad und legte mich dann hin. Mir war warm also deckte ich mich nicht zu. Es dauerte nicht sehr lange da schlief ich auch schon ein. „Was machst du da?“ Hm? Was war denn jetzt los? „Weg von ihr!“ Wie bitte? Wo war ich? Verwundert öffnete ich meine Augen. Vor mir, neben dem Sofa stand Liams Freund. Er hatte die Decke in der Hand. Doch sein Gesicht war nicht zu mir gerichtet. Es war in die Dunkelheit, zur Treppe gerichtet. „Ich habe gesagt du sollst weg von ihr!“ Liam? Alles war dunkel, ich konnte nichts sehen. Ich konnte ihn nur an seiner Stimme erkennen. Er war es wirklich. Er war wieder da. Doch was hatte sein Freund gerade vor gehabt? Verwundert sah ich ihn an. Er hatte die Decke immer noch in der Hand. Und auch er hatte noch nicht mitbekommen das ich wach war. Dann legte er mir die Decke über und ging von dem Sofa weg. Sicher das er mich nur zudecken wollte? Irgendetwas sagte mir das ich sicher sein konnte. Er wollte mir nichts tun. Dazu war ich in den letzen 2 oder 3 Tagen zu sicher gewesen. Oder wollte er es tun wenn Liam da war? Nein, das glaubte ich nicht. Das wäre sinnlos. Ich wand meinen Blick von ihm ab und sah wieder in die Dunkelheit. „Wenn du ihr irgendetwas getan hast, ich schwöre dir...“ „Es geht mir gut Liam.“ Ich hatte mich aufgesetzt und sah weiter in die Dunkelheit. Im nächsten Moment kniete Liam vor dem Sofa und sah mich an. Er strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und begutachtete mich. Er schien zu prüfen ob es mir wirklich gut ging. Dann legte er seine Arme um mich und drückte mich an sich. „Ich hätte nicht weg gehen sollen, es tut mir leid.“ Er sagte es ganz leise, sollte sein Freund es nicht hören? „Es geht mir doch gut, mir ist nichts passiert.“ Ich zog meine Arme heraus und umarmte ihn auch. Dann sah ich seinen Freund an. Er stand regungslos neben dem Sofa. Als er bemerkte das ich ihn ansah lächelte er leicht. Dann sah er kurz auf Liam und als er mich wieder ansah nickte er. Ich verstand nur nicht was das bedeuten sollte. Liam löste sich von mir, nahm aber meine Hand. Dann drehte er sich zu seinem Freund um und sah ihn finster an. „Was willst du hier?“ Das Lächeln verschwand und er sah Liam ernst an. Er sagte das er auf mich aufgepasst hatte und sich mit mir unterhalten hatte. Was ja auch stimmte. Er hatte mich nicht einmal angerührt oder mir irgendetwas getan. Jetzt fing das schon wieder an. Liam vertraute ihm anscheinend auch nicht mehr. Genau die Fragen, die ich gestellt hatte, kamen jetzt von ihm. Nachdem sein Freund ihm alles erklärt hatte sah er zwar etwas freundlicher aus, aber noch nicht überzeugt. Ich sah Liam die ganze Zeit an. Ich versuchte irgendwie schlau aus ihm zu werden, doch ich blieb unwissend. Ein Seufzer entfuhr mir und beide sahen mich an. Und beide hatten den selben besorgten Gesichtsausdruck. Na super, hatte ich jetzt etwa zwei Beschützer? Das fehlte gerade noch. „Ich würde gerne alleine mit Liam reden.“ Ich sah seinen Freund an und dieser schien sofort zu wissen worum es ging. Dann sagte er das er nicht wisse wann er wieder kommen konnte. Es durfte ja niemand sehen das er hier her kam. Dann verabschiedete er sich und verschwand. Kapitel 39: Tränen ------------------ Für einen kurzen Moment sahen wir beide zur Treppe. Als wir hörten das die Tür eingerastet war sahen wir uns an. Er begutachtete mich noch einmal von Kopf bis Fuß. „Hat er dir was getan? Ist wirklich alles okay?“ „Ja. Mir geht es gut. Es ist alles okay.“ Ich lächelte kurz, doch ich konnte mich nicht weiter dazu bringen. Forschend sah er mir in die Augen. Sein Freund hatte ihm zwar alles erklärt, ihm aber nicht gesagt was er mir erzählt hatte. „Was ist los Lily?“ Ich wusste nicht wo ich anfangen sollte. Wie ich anfangen sollte, ob ich überhaupt anfangen sollte. Mh~ Warum musste es nur immer so schwierig sein? Das konnte mir wahrscheinlich keiner erzählen. „Was hat er dir gesagt?“ Er suchte nach meinem Blick doch ich konnte ihn noch nicht ansehen. Ich war noch nicht bereit darüber zu reden. Ich brauchte noch einen Augenblick. Wenn ich ihn jetzt fragen würde ob er mich liebte und er mir versichern würde das er mich liebt wegen mir und ich ihm dann aber nicht sagen könnte das ich ihn auch liebte denkt er womöglich ich würde ihn nicht lieben. Ich wusste aber nicht ob ich es ihm sagen könnte, ob ich es schaffen würde. Wenn ich ihm jetzt sagen würde das sein Freund mir von meiner Großmutter erzählt hatte könnte er entweder sagen das er nicht darüber reden möchte, oder er würde mir alles erzählen. Danach würde ich ihn dann fragen ob er mich wegen ihr liebte oder nicht. Würde er sagen er liebte mich wegen ihr, dann wüsste ich nicht was ich tun würde. Würde er mir aber sagen das er mich wegen mir selbst liebte könnte ich das nicht so stehen lassen. Dann käme es wieder dazu das ich ihm sagen müsste das ich ihn auch liebte, nur würde ich es schaffen? Doch es gab noch eine Möglichkeit. Ich würde abstreiten das irgendetwas war. Dann würde er mir entweder glauben und ich würde mich tagelang fragen was Wahrheit war und was nicht und es würde doch auf die ersten beiden Punkte hinaus laufen. Oder er würde sich nicht damit zufrieden geben und es käme sofort zu den ersten beiden Punkten. Würde ich mich also vorher quälen wollen oder nicht? So gesehen war alles was jetzt kam eine Qual, egal ob für mich oder für ihn. Würde ich ihm aber endlich sagen können das ich ihn liebte, dann wäre es anders. Es gab sogar noch eine vierte Möglichkeit. Ich könnte ihm jetzt sagen das ich ihn auch liebte. Dann wäre er entweder glücklich und dann war es das, oder er würde mir erzählen was passiert war. Dann hätte ich es ihm zwar gesagt, aber das Problem kam danach. Er wusste das ich ihn liebte, wegen ihm, doch es war gut möglich das er mich nicht wegen mir liebte. Ich dachte über diese vielen Möglichkeiten und deren Ausgänge nach, dabei merkte ich jedoch nicht was Liam tat. Als ich mich von meinen Gedanken gelöst hatte sah ich was passiert war. Ich hatte das Foto auf den Tisch gelegt, dort lag es immer noch, bis gerade eben. Jetzt hatte Liam es in der Hand und sah es an. Wir waren also bei dem Punkt angelangt an dem wir zuerst darüber reden würden. Er hatte nicht bemerkt das ich ihn ansah. Ich beobachtete wie er das Foto betrachtete und leicht darüber strich. Aus irgendeinem Grund wollte ich ihn nicht stören. Ich wartete bis er bemerkte das ich ihn ansah. Er war nicht mehr besorgt oder wütend oder ernst, er war traurig. Er sah mir direkt in die Augen, sein Blick war so traurig, am liebsten hätte ich ihn umarmt und gesagt es würde alles gut werden, doch das konnte ich nicht beeinflussen. Dann sah er wieder auf das Foto. „Du glaubst das ich sie immer noch liebe. Und das ich dich nur liebe weil du ihr so ähnlich bist.“ Als er mich wieder ansah stockte mir der Atem. Diese Intensität in seinem Blick. Ich konnte nichts sagen. „Ist es so?“ Er wollte darauf wirklich eine Antwort von mir. Als ob das nicht jeder denken würde. Ich rang nach Luft. „Ja.“ Ich konnte ihn nicht mehr ansehen, es ging nicht. Bis gerade hatte er meine Hand noch immer festgehalten, jetzt ließ er sie los. Er saß jetzt vor mir auf dem Boden und sah das Foto an. „Sie war wunderschön.“ Das wusste ich, ich hatte mir das Foto angesehen. Sie war es wirklich. „Der schönste Mensch den ich je gesehen hatte. Und sie war klug.“ Wieder strich er über das Foto. „Sie kam aus gutem Haus, war gut erzogen, höflich, freundlich. Genau so, wie eine Frau sein sollte. Wie man sie sich vorstellte. Der Mann, der eine solche Frau heiraten durfte konnte sich wirklich glücklich schätzen. Und sie liebte mich. Sie hatte sich wirklich in mich verliebt. Als wir uns das erste mal trafen war sie bereits verheiratet und sie hatte eine Tochter. Deine Mutter. Sie war die beste Mutter die man sich vorstellen konnte. Sie hatte sich rührend um sie gekümmert. Und ihrem Mann war sie die beste Frau. Sie hatte sich für ihn aufgeopfert. Als ich sie das erste mal gesehen hatte wollte ich sie töten, doch vorher wollte ich sie beobachten. Und irgendwann konnte ich sie nicht mehr töten. Ich kannte sie 5 Wochen als ihr Mann starb. Sie war am Boden zerstört, ich konnte es kaum ertragen sie so zu sehen. Und schließlich konnte ich mich nicht mehr im Hintergrund halten. Ich musste ihr einfach sagen das ich da war. Ich konnte sie aufmuntern, ein paar Monate später Lachte sie sogar wieder. Und irgendwann sagte sie mir das sie mich liebte. Ihre Tochter hatte auch keine Angst vor mir. Das war das einzige was mich wunderte. Ich hatte es nie über mich gebracht ihr zu sagen was ich war. Ihre Welt wäre zusammen gebrochen. Und dann kam er, dieser eine Tag. Wir waren spazieren, die Tagesmutter war bei ihrer Tochter. Und dann...“ Es fiel ihm immer schwerer darüber zu reden. Man konnte es an seiner Stimme hören und der Art wie er sprach. Er war wie in Gedanken versunken. Sein Gesicht konnte ich aber nicht sehen. „... es war ein Unfall. 2 Streuner kamen um die Ecke und entrissen ihr ihre Handtasche. Sie zogen so fest an ihr das sie stürzte. Ich verfolgte die beiden und brachte ihr ihre Handtasche zurück. Und dann sah ich sie dort am Boden liegen. Sie war bewusstlos, mit dem Kopf aufgeschlagen...“ Ich wollte irgendetwas für ihn tun. Doch ich wusste nicht was. Es tat mir so weh ihn so zu sehen. „... sie blutete. Ich konnte mich nicht mehr kontrollieren. Als ich ihre Blut gerochen hatte war es zu spät um nicht mehr zu atmen, es war vorbei. Ich tötete sie sofort.“ Oh mein Gott. Er weinte. Ich hockte mich vor ihn und nahm ihn in die Arme. Ich strich ihm über dem Rücken und versuchte ihn zu beruhigen. Erst jetzt konnte ich mir ein bisschen vorstellen was er durchgemacht haben musste. Er drückte mich fest an sich und weinte. Ich konnte nichts weiter machen als ihn zu halten. Als er sich wieder beruhigt hatte begann er weiter zu reden. „Es dauerte lange bis ich begriff was ich getan hatte. 5 Jahre brauchte ich, um einzusehen das ich Hilfe brauchte. Erst da erinnerte ich mich wieder an diesen Vampir der mir seine Hilfe angeboten hatte. Ich suchte ihn und fand ihn. Ich wollte nicht das so etwas noch einmal passieren würde. Selbst wenn ich mir geschworen hatte mich nie wieder einem Menschen zu nähern, so zu nähern. 14 Jahre brauchte ich bis ich halbwegs sicher unter Menschen war. Und dann bekam ich meine Aufgabe. Ich sollte auf einen Menschen aufpassen. Bis dahin dachte ich noch das ich es gut getroffen hatte. Doch als ich erfuhr das du ihre Enkelin bist versuchte ich alles damit sie mir eine andere Aufgabe gaben. Doch sie taten es nicht. Sie stellten mir ein Ultimatum. Entweder ich beschütze dich, oder sie würden mich sofort töten.“ Und dann hatte er sich doch für diese Aufgabe entschieden. Das konnte man sich ja denken, er war ja schließlich hier. „Dieses Angebot kam mir ganz recht. Ich wollte nicht mehr leben. Doch es gab jemanden der mich davon abhielt, der mir zuredete, der mir versicherte da zu sein wenn ich jemanden brauchte. Und nur wegen ihm entschied ich mich dich zu beschützen. Die ersten Jahre war es so gut wie nichts. Du warst noch ein Baby, ich hatte so gut wie nichts zu tun. Doch mit den Jahren wurde es immer schlimmer für mich. Du wurdest immer älter, erwachsener, ihr immer ähnlicher. Ich wusste nicht wie lange ich es noch aushalten würde. Ich hielt es nicht mehr aus, ich war kurz davor zu ihnen zu gehen und ihnen zu sagen das ich es nicht mehr konnte.“ Er machte eine Pause. Was hatte ihn dazu bewogen es doch weiter zu tun? Warum hatte er sich doch wieder für mich entschieden? „An diesem Abend, an dem ich an deinem Fenster war, wollte ich ein letztes Mal nach dir sehen. Du warst ihr immer ähnlich geworden und du erinnertest mich an sie. Jedes Mal, wenn ich dich ansah, sah ich sie vor mir. Und irgendetwas sagte mir ich solle weiter auf dich aufpassen. Du solltest ein ruhiges, normales Leben haben. Du solltest das Leben haben, was sie nie gehabt hat. Ein fröhliches Leben. Überhaupt ein Leben. Sie wurde nur 26, das war kein Leben. Also entschied ich noch weiter bei dir zu bleiben.“ Ich hielt ihn immer noch in meinen Armen und starrte eine Wand an. Also war es doch wegen ihr. Er liebte mich wegen ihr. Sie war es die ihn zu mir gebracht hatte. Wegen ihr war er hier. Nicht wegen mir. „Und dann kamst du in dieses Haus. Und du hast mich gesehen. Und du wolltest mehr wissen. Du wolltest alles erfahren. Du warst so anders... Ich dachte immer du währst genau wie sie. Und das warst du ja auch... Du sahst aus wie sie.“ Sanft löste er meine Umarmung und sah mich an. Er strich mir über die Wange und betrachtete mich. „Du siehst genau so aus wie sie.“ Der Ausdruck in seiner Stimme wollte mir einfach nicht begreiflich werden. Ich wusste nicht warum er es immer wieder sagte. „Doch es war eben nur das Aussehen. Als du das erste mal hier oben warst hast du mich gefragt was das alles ist, dort auf meinem Schreibtisch. Es diente mir dich zu verstehen. Doch egal wie viel ich von dir wusste, wie viel ich von dir verstand. Dich verstand ich nie. Und ich würde es auch nicht tun. Denn ich sah dich immer als sie. Ich hatte immer gedacht du bist genau wie sie. Doch erst als ich dich kennen lernte, wie du dich verhieltest, was du tatest. Erst da erkannte ich das du ganz anders warst. Du warst nie so gut erzogen, was auch an deiner Mutter lag. Du warst neugierig und freundlich und lustig. Deine Neigung zu Missgeschicken und unglücklichen Situationen. Sie hatte immer darauf geachtet was sie tat, was sie sagte, wie sie sich verhielt. Du warst immer spontan, dachtest nicht viel darüber nach was du gesagt hast. Du verhieltest dich so, wie sie es nie getan hätte. Du magst ganz andere Dinge, du redest anders, du lachst über völlig andere Sachen. Du bist einfach nicht wie sie. Du bist einfach anders. Du bist Lily. Du bist nicht deine Großmutter. Du warst nie wie sie und du wirst nie wie sie sein. Doch das ist mir erst in den letzten Wochen klar geworden. Und egal wie sehr du ihr ähnlich siehst, du wirst immer ein vollkommen anderer Mensch bleiben.“ Wie lange hatte er wohl gebraucht um sich dessen bewusst zu werden? Wie lange hatte es gedauert bis er verstand das ich nicht sie war? Er hatte gesagt in den letzten Wochen. Ich konnte es nicht sagen und es war mir eigentlich auch egal. Ich wollte nur wissen worauf er hinaus wollte. „Ich habe die Frau auf diesem Foto geliebt. Und ich sage auch gar nicht das da nicht doch irgendwo, ein Teil von mir, noch etwas für sie empfindet. Liebe verschwindet nicht. Egal wie lange etwas her ist, oder was passiert ist. Doch da ist etwas, das noch viel stärker ist als die Liebe zu ihr je gewesen ist.“ Er sah mir wieder tief in die Augen, dieser Blick war einfach unbeschreiblich. So voller Liebe. „Ich liebe dich Lily. Und das nicht weil du ihr so ähnlich siehst. Ich liebe dich weil du du bist. Ich könnte es nicht ertragen wenn du anders währst, oder vielleicht währst wie sie.“ Er legte seine Hand auf die Stelle wo mein Herz war und sah mich wieder an. „Das, was da drin ist, gibt es nur einmal auf dieser Welt. Und noch nie gab es jemanden der so war wie du. Und etwas oder jemand anderen könnte ich nicht lieben.“ Scheiße. Verdammt. Warum nur? Warum musste ich nur immer weinen? Ich konnte einfach nichts dagegen machen. Die Tränen liefen mir schon die Wangen hinunter. Sanft strich er mir über die Wangen und wischte die Tränen weg. „Du musst nicht weinen.“ Ein leichtes lächeln stahl sich über sein Gesicht. „Tut mir leid, ich kann nichts dafür.“ „Warum entschuldigst du dich? Du musst dich nicht für etwas entschuldigen was zu dir gehört. Es ist ein Teil von dir. Ohne ihn währst du nicht du.“ Er war verrückt. Und ich genau so. Warum brachte mich das jetzt zum lachen? Verzweifelt versuchte ich die Tränen aufzuhalten und wischte sie weg. Ich lehnte mich gegen seine Schulter, doch es half nichts. Ich musste mich wohl erst einmal ausweinen. Eigentlich war er doch Derjenige der es schwer hatte. Warum musste ich denn jetzt beruhigt werden? Sanft strich er mir über den Rücken und wog mich leicht hin und her. Ich verstand mich selbst einfach nicht mehr. Als ich mich beruhigt hatte drückte ich mich leicht weg und sah ihn wieder an. Er strich mir ein paar Haare aus dem Gesicht und sah mich leicht lächelnd an. Dann zog er mich zu sich und küsste mich. Ich hatte das doch gar nicht verdient. Ich konnte ihm einfach nicht sagen das ich ihn liebte und dann dachte ich auch noch das er mich nicht wegen mir selbst liebte. Wie konnte ich nur? Aber hätte nicht jeder andere genau so gedacht? Es war eigentlich egal, denn ich war es doch die so gedacht hatte. Doch dagegen konnte ich jetzt auch nichts mehr tun. Ich wusste jetzt das er mich liebte, wegen mir, weil ich so war wie ich bin. Dieses Gefühl als er mich küsste, es war unbeschreiblich. Es kam mir so vor als würde es mit jedem Kuss intensiver werden. Als er sich von mir löste sah er mich an und wollte gerade etwas sagen. „Ich...“ Doch ich legte ihm sofort einen Finger auf die Lippen. Einen Moment lang sah ich ihn an. Ich wusste nicht was los war. Ich war wie erstarrt. Konnte mich nicht bewegen, konnte nichts sagen. Doch sein Blick brachte mich wieder zurück. Was wollte ich ihm sagen? Genau diese Frage sah ich an seinem Blick. Was wollte ich ihm sagen? Vorsichtig nahm ich meine Hand runter und sah ihn weiter an. „Ich... ich liebe dich.“ Er schien überrascht, doch gleichzeitig glücklich. „Ich versuche schon seit Tagen es dir zu sagen... doch ich hab es nie geschafft. Und jetzt, wo er mir das erzählt hat... Ich wusste nicht ob ich es dir überhaupt sagen können würde.“ Während ich das sagte sah ich ihn nicht an. Ich sah einfach nach unten. Seine Finger schoben sich unter mein Kinn und hoben es sanft an, bis ich ihm in die Augen sah. „Liebst du mich?“ Ich nickt. „Ja... ich liebe dich.“ Und wieder küsste er mich. Ich hatte es ihm endlich gesagt. Ich hatte es wirklich geschafft. Und ich konnte sicher sein das auch er mich liebte. Kapitel 40: Aufbruch -------------------- Er löste sich von mir und lächelte mich an. Dann zog er mich an sich und umarmte mich. Ich saß jetzt auf seinem Schoss. Er hatte sich gegen das Sofa gelehnt und strich mir über die Arme. „Wie ist er eigentlich hier hoch gekommen? Hast du ihn rein gelassen?“ „Nein. Ich weiß es auch nicht. Er war auf einmal da. Ich war gerade Duschen und als ich wieder kam saß er da. Ich weiß nicht wie er rein kam. Aber er hat doch vorhin auch die Tür benutzt. Vielleicht hat er es gesehen oder er hat uns beobachtet.“ „Hm, ja. Das kann sein. Und er hat dir wirklich nichts getan?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Zuerst war er etwas ernst und... ich weiß nicht es kam mir vor als ob er mich nicht leiden konnte. Aber er wurde immer freundlicher.“ „Was hat er dir denn alles erzählt?“ „Er hat mir nur das mit meiner Großmutter erzählt, ansonsten hat er mich ausgefragt und hat mit mir über mich geredet.“ Sein Blick wanderte zum Schreibtisch. „Ah ja, das sehe ich. So eine Unordnung. Das kann nur er angerichtet haben.“ „Sei ihm nicht böse, er hat mir sehr geholfen.“ Jetzt sah er verwundert zu mir runter. „Wie er hat dir geholfen?“ „Na ja, als er mit mir über alles geredet hat was passiert ist, da ist mir alles etwas verständlicher geworden. Es hat auch geholfen zu erfahren wie ein Außenstehender das sieht.“ „Und was ist dir jetzt verständlicher?“ „Warum manches so gelaufen ist und warum ich in manchen Situationen einfach nicht wusste was ich tun sollte. Und warum ich mich manchmal so verhalten hatte. Und jetzt wo du mir erzählt hast was damals passiert ist verstehe ich meine Mutter auch etwas besser. Auch wenn sie denkt es seien ihre leiblichen Eltern. Sie hatte eben doch nie so ein enges Verhältnis. Das hören wir auch immer wieder. Ich hab nur nie verstanden warum.“ „Ach so.“ Er sagte es nicht so als wäre er gelangweilt, doch wie er es sagte konnte ich auch nicht einordnen. Ich sah zu ihm auf. „Was ist los?“ „Wir können doch nicht in dieses Haus gehen.“ „Wieso nicht?“ Nicht das es mich nicht gefreut hatte. Ich fühlte mich hier wohl, ich wollte hier nicht weg. Hier war alles was ich hatte. Aber der Grund interessierte mich doch. „Es ist eingestürzt.“ Eingestürzt? „Wie?“ „Na es ist eben eingestürzt.“ „Wann?“ „Gestern.“ „Als du drin warst?“ „Ja.“ Ich sah ihn mit großen Augen an. „Und da sagst du nichts? Ist alles okay?“ Darauf hin lächelte er mich kurz an. „Ja es ist alles okay.“ „Was ist dann los?“ „Du bist hier nicht sicher. Ich hatte fest damit gerechnet dich dort hin zu bringen. Ich weiß nicht wo wir jetzt hin sollen.“ Mh~ „Wir können doch einfach hier bleiben.“ Sein Gesichtsausdruck war nicht gerade zustimmend. „Wir wissen doch jetzt das dein Freund auf unserer Seite ist, oder zumindest nicht gegen uns ist. Und mit diesem anderen Vampir werden wir schon fertig. Der ist nicht so helle das er hier rein findet.“ „Du hast gut reden.“ Ein ironisches Grinsen überzog sein Gesicht. „Als er das letzte Mal hier war stürzte der Boden ein. Ich bin sicher er findet einen Weg hier hoch.“ „Und wenn wir ihn einfach glauben machen das wir nicht mehr hier sind?“ „Er riecht dich. Er wird wissen das du doch hier bist.“ Das war nicht gut. Doch ich wollte hier nicht weg. „Wir können doch auch einfach ein paar Tage mit dem Auto umher fahren und es dann irgendwo stehen lassen. Und dann kommen wir hier her zurück.“ Diese Idee schien ihm nicht sonderlich zu gefallen, doch es war die einzige die uns jetzt etwas bringen würde. „Und wo willst du schlafen?“ Ich grinste. „Mach dir darüber mal keinen Kopf. Ein Auto hat besondere Fähigkeiten. Besonders so ein großes.“ Die Rückbank wäre bestimmt bequem und falls sie zu klein war gab es immer noch einen Kofferraum. Man musste sich doch nur zu helfen wissen. „Ich weiß nicht. Ich glaube nicht das das eine gute Idee ist.“ „Es ist die einzige die wir haben. Und wenn wir es nicht versuchen wissen wir es auch nicht.“ „Du wirst in diesem Auto aber nicht sicher sein.“ Oh man. Am liebsten hätte ich jetzt lauthals protestiert. Doch ich wusste das er recht hatte. Und wenn ich nicht sicher war war er es auch nicht. Doch wir mussten es versuchen. Es gab keinen anderen Weg. „Wir versuchen es einfach. Es sind doch nur ein paar Tage. Vielleicht 3 oder 4. Und dann muss ich sowieso bald wieder nach hause. Und wir müssen uns auch noch überlegen wie es weiter gehen soll. Aber dazu brauchen wir erst mal Zeit. Komm schon. Las es uns versuchen.“ Er überlegte einige Zeit, willigte dann aber ein. Wir würden also für ein paar Tage weg fahren. Wohin wussten wir auch noch nicht. Bestimmt einfach nur kreuz und quer durch Deutschland. Und dann wieder zurück. Wie es dann wohl weiter gehen würde? Von den 2 Wochen die wir hatten schinden können blieben uns nur noch 8 Tage. Spätestens Dienstag mussten wir wieder hier sein. Damit ich dann am Mittwoch wieder nach hause konnte. Nicht das ich es wollte, aber mir blieb nichts anderes übrig. „Und wann wollen wir los?“ „Pack nur das nötigste ein. Eine Tasche, mehr nicht. Den Rest kannst du hier lassen. Am besten wir fahren so schnell wie möglich los.“ Ich nickte und stand auf. Dann ging ich zu meinen Taschen und entleerte sie auf dem Boden. Meinen Rucksack würde ich mitnehmen, die Tasche blieb hier. Ich packte also das nötigste ein und ging dann ins Bad. Auch von dort nahm ich nur das nötigste. Wo würden wir uns waschen? Das war eine gute Frage. Auch darauf würden wir bestimmt noch eine Antwort finden. Ich war mir ziemlich sicher das er nicht begeistert war das ich im Kofferraum schlafen wollte. Bestimmt würden wir uns irgendwo ein Zimmer für eine Nacht mieten. Dort gäbe es dann auch ein Bad. Zur Not gab es ja auch noch Rastplätze. Nicht super hygienisch, aber besser als gar nichts. Darüber machte ich mir am besten jetzt keinen Kopf. Also ging ich wieder zurück zu meinen Taschen und packte den Rest in meinen Rucksack. Ich war fertig. Nein, halt. Das wichtigste fehlte noch. Ich ging hinter zum Kühlschrank und griff mir die Tüte von den Brötchen, es waren noch 3 drin. Die würden vielleicht für 3 Tage reichen wenn ich mich zusammen riss. Dann packte ich noch die paar Bananen ein die darin lagen und suchte mir noch ein paar Dinge heraus die nicht gleich schlecht werden würden. Den kleinen Beutel stellte ich dann neben meinen Rucksack und holte noch schnell das Trinken. Eine Flasche stand im Kühlschrank und 2 weitere daneben. Die würden auch für 2 oder 3 Tage reichen. Im großen und ganzen würde ich fast mit dem was wir hatten über die Runden kommen. Vorausgesetzt wir würden wirklich nur 3 oder 4 Tage wegbleiben. Wenn wir aber bis Dienstag wegbleiben würden bräuchte ich bald Nachschub. Auch darum würde ich mich später kümmern können, wenn es so weit war. Ich stand jetzt bei meinen Sachen, ich war fertig, Aufbruch bereit und sah Liam zu. Er wuselte durch den Raum und kramte überall rum. Dort ein bisschen und dort ein bisschen. Am Ende hatte auch er eine Tasche fertig. Was alles darin war hatte ich so schnell nicht gesehen. Eigentlich konnte es mir ja auch egal sein. Er schwang sich die Tasche über die Schulter und kam zu mir. Bis er direkt vor mir stand sah er mich an. Was war denn jetzt? Dann zog er etwas aus der Tasche und legte es mir in die Hand. Es war total kalt und schwer und kegelförmig. Ich hatte noch nicht nach unten gesehen. Ich sah ihn einfach nur weiter an und wartete bis er etwas sagte. „Für den Fall, das ich dich nicht beschützen kann. Stich ihm die Spitze ins Fleisch und renn weg.“ Ich sah nach unten und hob meine Hand etwas an. Er hatte mir einen Pflock gegeben. „Was ist das?“ Ich war mir nicht ganz sicher ob es wirklich das war wofür ich es hielt. „Das ist ein Holzpflock den ich mit Silber beschichtet habe. Das verstärkt die Wirkung.“ „Welche Wirkung?“ „Sobald du einem Vampir diesen Pflock ins Fleisch rammst kann er sich nicht mehr bewegen. Er ist dann wie paralysiert.“ „Aber...“ „Bitte. Wenn ich nicht da bin ist das deine einzige Chance.“ Er drückte meine Hand etwas um den Pflock. „Ich hoffe das du ihn nicht verwenden musst. Aber wenn ich nicht stark genug bin... bitte nimm ihn einfach.“ Ich nickte und steckte ihn in meinen Rucksack. Ich war jetzt also bewaffnet. Ich hatte die Möglichkeit mich gegen einen Vampir zu wehren. Doch ich hoffte, betete das ich nie davon gebrauch machen müsste. Als ich meinen Rucksack wieder zu gemacht hatte nahm er ihn mir ab und schwang auch ihn über seine Schulter. Ich nahm die Tüte mit dem Essen und den 3 Flaschen und wir gingen nach unten. Die Kerzen hatten wir alle aus gemacht und auch sonst alle nötigen Vorkehrungen getroffen. Die Tür schlossen wir wie immer hinter uns und gingen dann wieder zu dem einen Fenster durch das wir schon am Mittwoch hinein gelangt waren. Wir waren zwar ganz unten, aber trotzdem. Würde ich runterspringen würde ich mir bestimmt irgend etwas tun. Ich würde mitten im Gestrüpp landen. Ich war gerade an dem Fenster angelangt da verlor ich auch schon wieder den Boden unter den Füßen. „Halt dich fest, ich renn gleich bis zum Auto.“ Ach du scheiße. Na super. Das auch noch. Ich legte einen Arm um ihn und drehte mein Gesicht schützend gegen seine Schulter. Im nächsten Moment spürte ich wie er durch das Fenster sprang und auf dem Boden landete. Und kurz danach rannte er schon irgendwo hin. Ich wusste nicht wohin, dazu fehlte mir die Orientierung. Ich konnte mir gar nicht vorstellen wir er dabei wusste wohin er rannte. So schnell konnte doch kein Mensch gucken. Okay. Gut. Er war ein Vampir und kein Mensch. Aber wie viel sollten Vampire denn noch bekommen haben? Was sollte sich denn noch alles verändert haben? Grade als ich mir diese Fragen gestellt hatte blieb er stehen. „Wir sind da.“ Ich hörte ein Grinsen aus seiner Stimme. „Du kannst mich wieder los lassen.“ Ja, er grinste tatsächlich. Als ich ihn ansah versuchte er zwar es zu verbergen doch das gelang ihm nicht ganz. Tut mir ja leid, ich bin so was nun mal nicht gewöhnt. Also ließ ich ihn los und er setzte mich auf dem Boden ab. Wir standen wirklich direkt vor dem Auto. Es hatte zwar ein paar Blätter auf dem Dach, aber sonst sah es wie beim letzten Mal aus. Er nahm mir auch die Tüte ab und stellte alles auf den Rücksitz. Dann ging er um das Auto herum und stieg ein. So schnell konnte ich mich gar nicht in Bewegung setzen. Als ich es dann doch geschafft hatte mich neben ihn zu setzten war der Motor auch schon an. Ich schloss die Tür und schnallte mich an, da fuhr er auch schon los. Kapitel 41: Die Tage davor -------------------------- Wir brauchten nicht sehr lange da waren wir auf der Autobahn. Ich wusste nicht wohin er wollte. Er anscheinend auch nicht. „Wohin fährst du?“ „Erstmal nur weg.“ Oh, auch gut. Weg. Ja. Ich denke das war genau das was wir brauchten. Die erste Zeit sprachen wir nicht viel, ich sah mir die Umgebung an und er fuhr. Wobei mir auffiel das er fuhr. Hatte er einen Führerschein? Oder fuhr er einfach so? Nächste Frage. Woher konnte er Autofahren? Hm. „Sag mal, hast du einen Führerschein?“ Der erste Ausdruck der auf seinem Gesicht zu sehen war war Verwunderung. Danach grinste er leicht. „Natürlich habe ich einen Führerschein. Wieso sollte ich keinen haben?“ Oh. Kalt erwischt. Er würde sich ohne ja auch strafbar machen. Ich glaube nicht das er so etwas gebrauchen könnte. „Na ja. Ich dachte...“ Er lachte leise. „Du dachtest da ich ein Vampir bin brauche ich so etwas nicht.“ Immer geradeaus zu sehen fand ich langweilig. Ich wollte ihn sehen. Also drehte ich mich etwas auf dem Sitz und sah ihn an. „Na ja... ja, eigentlich schon.“ „Hätte ich keinen und man würde mich anhalten könnten wir nicht weiter fahren. Und man könnte uns trennen. Das wäre in dieser Situation gar nicht gut.“ „Stimmt. Und wo hast du ihn her?“ Schon wieder eine dämliche Frage und natürlich kam sie von mir. Wieder lachte er leise. „Von der Fahrschule.“ „Echt?“ Autsch. „Also ich mein, du hast da wirklich mit gemacht.“ „Ja habe ich.“ Hm. Ich setzte mich wieder normal hin und beobachtete die Straße. Er fuhr sehr gut. Schnell, aber sicher. Ich fühlte mich total sicher und ich fühlte mich wohl. Die gesamte Fahrt sprachen wir eigentlich nicht viel. Wir machten auch 2 oder 3 kurze Stops. Aber ansonsten fuhren wir den ganzen Tag nur rum. Es wurde schon langsam dunkel als Liam wieder etwas sagte. „Wie hast du dir das mit dem schlafen denn jetzt gedacht?“ Im ersten Moment war ich überrascht, ich hatte nicht mit ihm gerechnet. „Na ja, ich dachte mir entweder Rückbank, oder Kofferraum.“ „Kofferraum?“ Er sah mich kurz verwundert an. „Du schläfst sicher nicht im Kofferraum.“ Damit hatte ich ja bereits gerechnet. „Gut, dann die Rückbank.“ „Die ist viel zu unbequem.“ „Quatsch, man muss nur wissen wie.“ Jetzt sah er mich skeptisch an, bevor er seinen Blick wieder auf die Straße richtete. „Ich hab früher oft im Auto geschlafen.“ Ich sah wie sein Blick durch den Rückspiegel die Rückbank musterte. „Na gut. Aber wenn es nicht geht dann sag bescheid.“ Was wollte er denn dann bitte machen? Na ja. Er hatte mir erst mal erlaubt auf der Rückbank zu schlafen. Das war schon mal etwas. „Ich halte gleich an zum Tanken, da kannst du nach hinten gehen.“ Okay. Er wollte mich ja schnell ruhig stellen. Es war gerade mal 20:36 Uhr. „Okay... kann ich machen.“ Ich sagte es langsam, keine Ahnung warum. Es dauerte auch gar nicht lange, 10 Minuten, da fuhr er auf einen Rastplatz und hielt an einer Zapfsäule. Er stieg aus und begann das Auto voll zu tanken. Wie er gesagt hatte stieg ich aus und setzte mich auf die Rückbank. Als er fertig war und bezahlt hatte setzte er sich wieder ins Auto und fuhr los. Er sah gar nicht neben sich, noch in den Rückspiegel. Was wäre gewesen wenn ich gar nicht hinten eingestiegen wäre? „Schlaf jetzt. Der Tag war anstrengend.“ Wenn er nichts sagte musste ich das auch nicht. Also legte ich mich hin und versuchte zu schlafen. Als ich am nächsten Morgen wach wurde fuhren wir immer noch. War er etwa die ganze nacht durchgefahren? Hm. Ich setzte mich hin und sah auf die Straße. Es war eine ganz normale Landstraße. Dann sah ich auf die Uhr, es war 9:23 Uhr. Es wunderte mich das ich so lange geschlafen hatte. Ob er mich schon bemerkt hatte wusste ich nicht. „Guten morgen“ sagte er und lächelte in den Rückspiegel. „Morgen.“ Ich beugte mich ein Stück vor, um besser auf die Straße sehen zu können. Ich hielt Ausschau nach Straßenschildern, doch da waren keine. „Wo sind wir?“ „Irgendwo im Süden von Deutschland.“ „Okay.“ Wow. Er war also wirklich die ganze Nacht durchgefahren. Was wunderte es mich auch? Er konnte ja nicht schlafen. Also. Was sollte er die ganze Nacht machen? Mir beim schlafen zusehen? Wohl kaum. „Hast du Hunger?“ „Ja, etwas.“ „Gut. Wir machen gleich eine Pause. Dann kannst du was essen.“ „Okay.“ Ich lehnte mich gegen den Sitz und sah mir die Landschaft an. 5 Minuten später fuhr er auf eine kleine Feldstraße und parkte das Auto neben einem Feld. Ich öffnete die Tür und stieg aus. Endlich. Endlich wieder stehen. Vom vielen sitzen und liegen tat mir alles weh. Erst einmal musste ich mich Strecken Es tat richtig gut. Dann ging ich zum Kofferraum und öffnete ihn. Mein Essen lag noch genau da wo ich es hingelegt hatte. Wo sollte es auch sonst sein? Also öffnete ich die Tüte und nahm mir eine Flasche und ein Brötchen raus. Cola und ein trockenes Brötchen zum Frühstück. Lecker. Mittlerweile stand Liam neben mir und sah mich an. Über seinen Blick musste ich schmunzeln, woraufhin er grinste. Ich setzte mich in den Kofferraum und aß mein Brötchen. „Und, schon ne Idee wo es hingegen soll?“ „Nein, aber das ist auch nicht von Bedeutung.“ Ich hatte gerade etwas getrunken und stellte die Flasche ab da fiel mir auf das ich saß. Ich wollte doch stehen. Hab ja schließlich lange genug gesessen. Also stand ich auf und ging etwas herum. „Wieso ist es nicht von Bedeutung?“ „Wir könnten uns sowieso nicht lange an einem Ort aufhalten. Er würde uns finden.“ „Ach so. Stimmt.“ Ja, das hatte ich irgendwie nicht bedacht. Also würden wir die nächsten 8 Tage nur herumfahren, damit er mich dann wieder nach hause bringen konnte. Okay. Man hat ja sonst nichts besseres zu tun. Das Brötchen war fast alle und ich war vorne angekommen. Als ich mich seitlich gegen die Motorhaube lehnte spürte ich einen drückenden Schmerz. Verwundert zog ich mein Shirt etwas hoch. Ich hatte einen riesigen, blauen Fleck. Vermutlich vom Gurt. Also, diesem Ding wo der Gurt rein muss. Mal schauen wie ich das nächste Nacht hinbekomme. „Was hast du da?“ Liam stand neben mir. „Ach, das ist nichts. Nur ein blauer Fleck.“ „Zeig mal.“ „Es ist nichts.“ Er zog mein Shirt wieder etwas hoch und drückte leicht auf die Stelle. „Aua~“ Scheiße. Doch mehr als nichts. Das tat weh. „Du schläfst nicht noch mal auf der Rückbank.“ „Also doch der Kofferraum.“ „Nein.“ „Wo dann?“ Sollte ich vorne auf dem Beifahrersitz schlafen? „Wir suchen uns ein Hotel, oder eine Pension. Du schläfst nicht noch mal im Auto.“ Hallo. „Es ist nur ein blauer Fleck. In 2 oder 3 Tagen ist der wieder weg.“ Er sah mich an und ich wusste ich hatte verloren. Er würde mich nicht mehr im Auto schlafen lassen. Kerle. Machen aus einer Mücke einen Elefanten. Obwohl mir ein Bett auch lieber war. Was ich aber nicht gesagt hätte und auch nicht werde. Wenn es doch nötig ist das ich im Auto schlafe soll er nicht denken es geht nicht. Ich lag einfach nur scheiße. Und jetzt hab ich den Salat. Na ja egal, dann ist er wenigstens zufrieden. Ich aß auf und nahm die Flasche dann mit nach vorn. Als er einstieg schnallte ich mich gerade an, dann fuhr er auch schon wieder los. „Vertraust du deinem Freund?“ Diese Frage hatte ich schon seit gestern im Kopf, ich konnte sie nur noch nicht stellen. „Ich weiß es nicht.“ „Wie du weißt nicht ob du ihm vertraust? Oder meinst du du weißt nicht ob du ihm vertrauen kannst?“ „Beides.“ „Also... ich weiß ja nicht wie er sonst ist, aber ich fand man kann ihm vertrauen.“ „Nur weil er dir nichts getan hat während ihr alleine wart heißt das nicht das wir ihm vertrauen können. Vielleicht gehört das ja zu seinem Plan. Ich kann ihm nicht vertrauen. Nicht wenn es um dich geht. Es könnte eine Falle sein.“ „Und was ist wenn wir Hilfe brauchen und keiner da ist? Er wäre da, er würde uns bestimmt helfen.“ „Ich kann das Risiko aber nicht eingehen. Bitte. Ich will mich nicht mit dir darüber streiten. Las uns über etwas anderes reden.“ Er sah mich bittend an. „Nur eins noch.“ Er nickte leicht. „Ich würde ihm vertrauen.“ Dann sah ich aus dem Fenster und schwieg. Er hatte recht, man konnte nicht sicher sein. Aber wenn er der einzige war der uns helfen konnte. Und der einzige der es täte, dann mussten wir das Risiko eingehen. Auch Liam würde es irgendwann begreifen. Ich hoffte es zumindest. An diesem Tag redeten wir mehr. Über die Umgebung, was man machen könnte, wir machten natürlich nichts und alles mögliche andere. So gegen 22 Uhr entfuhr mir das erste Gähnen. „Bist du müde?“ „Etwas.“ „Gut. Dann suchen wir jetzt ein Hotel.“ Okay. Nach einer halben Stunde, in der wir immer noch keins gefunden hatten, wurde ich langsam schläfrig. Es fiel mir schwer die Augen offen zu halten. Irgendwann bekam ich auch nichts mehr mit. Als nächstes hörte ich wie die Autotür auf ging und ich abgeschnallt wurde. Ich war im Halbschlaf. Meine Augen waren zu schwer als das ich sie auf bekam. Dann wurde ich aus dem Auto gehoben und eine Treppe hinauf getragen. Dann wurde alles etwas heller und ich drehte mein Gesicht nach innen. „Wir hätten gerne ein Zimmer“ hörte ich Liam flüstern, doch ich achtete nicht darauf. Dann hörte ich ein leises lachen und ich wurde eine weitere Treppe hoch getragen. Und als nächstes spürte ich ein weiches Kissen unter mir und eine Decke über mir. Ich konnte schlafen. Als ich meine Augen öffnete war es schon hell. Verwundert sah ich mich um. Diesen Ort kannte ich nicht. Wie war ich hier her gekommen? Ich setzte mich auf und sah mich um. „Du bist wach.“ Liam kam aus einem Zimmer und sah mich an. „Ja. Wo sind wir?“ „In einem Hotel. Hatte ich doch gesagt.“ „Ach ja.“ „Neben dem Bett steht deine Tasche. Du kannst duschen gehen wenn du willst. Ich bestell dir was zu essen.“ Ich sah nach unten, neben das Bett und fand meine Tasche. Okay. Also stand ich auf und nahm sie. Ich suchte mir ein paar neue Sachen und meine Waschtasche. Dann ging ich ins Bad. Mit dem duschen kam ich gut zurecht. Ich brauchte nicht mehr sehr lange. Als ich fertig war packte ich meine Sachen wieder in meine Tasche und sah mich um. Ich wusste nicht wirklich wie ich hier her gekommen war. War ich noch wach? War ich selber hier hoch gekommen? Ich stand gerade auf dem Balkon. Vor dem Hotel war ein wunderschöner, großer See. Und drum herum standen Bäume. Es sah sehr schön aus. Von mir aus könnten wir hier bleiben. Aber ich glaubte nicht das das ging. Und außerdem war es hier bestimmt nicht gerade billig. Alles sah so teuer aus. Oh. Ich erschreckte mich leicht. Hinter mir stand Liam und umarmte mich. Puh. Er war es nur. Ich dachte schon. „Hab ich dich erschreckt?“ „Ja... etwas.“ „Tut mir leid.“ „Schon gut.“ Ich sah wieder zu dem See und lehnte ich leicht an ihn. „Dein Essen ist da.“ Gut. „Und? Sieht es gut aus?“ Er schien überfordert denn er antwortete nicht gleich. Darüber musste ich leicht lachen. „Nun ja. Ich weiß nicht wie es aussehen muss. Es sieht komisch aus. Da ist eine Schüssel mit komischem, rotem Glibber. Und ein Ei. Und so was halbrundes, hellbraunes. Das ist ganz weich.“ Seine Beschreibung von einem Hörnchen, Erdbeermarmelade und einem Ei brachte mich noch mal zum lachen. „Warum lachst du?“ „Tut mir leid. Ich fand es nur witzig wie du es erklärt hast.“ „Oh... ach so.“ Ich wollte eigentlich jetzt essen gehen, doch er ließ mich nicht los. „Darf ich bitte essen gehen?“ „Nein. Bleib hier.“ „Ach komm schon. Ich will doch nur darüber.“ „Ich will mir aber mit der den See ansehen.“ „Den haben wir doch schon angesehen. Ich hab Hunger.“ Er machte keine Anstalten sich zu bewegen. Gut. Dann eben anders. Ich hielt seine Hände fest und ging einfach los. Er musste mir ja folgen sonst müsste er mich loslassen. Das Tablett mit dem Essen stand auf einem kleinen Tisch neben dem Bett. Also ging ich zum Bett, zog den Tisch etwas ran und setzte mich. Dabei landete ich natürlich auf seinem Schoss. Dann nahm ich mir das Messer, das neben dem Teller lag, schnitt das Hörnchen auf und bestrich es mit Marmelade. „Mh~ Die duftet gut.“ „Was duftet gut?“ Verwundert sah er mich an. „Die Marmelade.“ Immer noch verwundert sah er jetzt auf das Hörnchen das ich in der Hand hielt. Dann roch er daran und verzog das Gesicht. „Das riecht doch nicht gut.“ „Ich finde schon.“ „Dann hast du eine komische Nase.“ „Ja klar. Meine Nase ist komisch. Warum ist nicht deine komisch? Warum ist es gerade meine?“ „Weil ich weiß was gut riecht. Und das ist es nicht.“ „Ach ja. Was riecht denn gut?“ Darauf antwortete er nichts. Oh. Das war definitiv die falsche Frage. „Egal.“ Ich biss ab und überlegte. „Wo sind wir eigentlich?“ „In einem Hotelzimmer.“ Arrrrr~ „Das ist mir schon klar. Aber wo?“ „Keine Ahnung.“ Na klasse. Er hat keine Ahnung wo wir sind. Das ist auch wieder typisch Kerl. Ich aß auf und machte mich dann fertig. Wir wollten ja weiter. Keine Ahnung wohin, aber weiter. Der Tag verlief genau wie der letzte und am Abend fuhren wir wieder zu einem Hotel. Dieses Mal war ich wach und konnte selber in das Zimmer gehen. Das Bett war auch wieder schön weich und ich schlief gut. Diese Mal sagte er nichts zu meinem Frühstück. Und es dauerte auch nicht lange da fuhren wir wieder los. Es war zirka 11 Uhr als er plötzlich anhielt. Kapitel 42: Ein Zug ------------------- Wir standen mitten auf einer Straße. Das einzig gute, sie schien unbefahren. Die Straße führte in einen Wald hinein, auf den Liam unentwegt starrte. Ich versucht etwas zu sehen, doch da war nichts. Zumindest nicht für meine Augen. „Was ist los?“ Ich sah ihn an und bemerkte wie wütend er aussah. „Liam. Was hast du?“ „Er hat uns gefunden.“ Es war das Einzige was er sagte. Scheiße. Das durfte nicht wahr sein. Wir waren doch zu lange an einem Ort geblieben. Und wer war schuld? Ich. Klar, wer sonst. Im nächsten Moment legte Liam den Rückwärtsgang ein und trat aufs Gas. „Halt dich fest.“ Das musste er mir nicht sagen. Das hatte ich alleine bemerkt. Die Straße war höher gelegen als die Felder, deswegen konnte er nicht gleich umlenken. Als er dann eine Stelle gefunden hatte, es war eine Einbuchtung, trat er auf die Bremse, riss das Lenkrad rum, legte den ersten Gang ein und fuhr sofort weiter. Das ganze ging so schnell das ich ganz schön in meinen Sitz gedrückt wurde. „Alles okay, oder hast du dir weh getan?“ „Nein, alles okay.“ Ich drehte mich auf meinem Sitz um damit ich nach hinten sehen konnte. Die Landschaft zog so schnell an uns vorbei, ich wagte gar nicht auf das Tachometer zu gucken. Ich versuchte weiterhin einfach nur etwas zu erkennen. Ihn zu erkennen. Ich wusste ja jetzt was uns verfolgte, oder eher was Liam dort gesehen hatte. Ob er uns verfolgte wusste ich nicht. Aber eigentlich konnte man davon ausgehen. Warum sollte er uns jetzt wieder fahren lassen wo er uns doch gerade gefunden hatte? Ich konnte ihn aber nicht sehen. Ich setzte mich wieder richtig hin und sah Liam an. „Im Auto können wir auch nicht mehr bleiben, wir brauchen etwas wo viele Menschen sind. Dort wird er uns nicht angreifen.“ Ich dachte nach. Ein Bus. Nein, da müssen nicht viele mitfahren und wir kommen nicht weit. Ein Zug. „Ein Zug, wir müssten zu einem Bahnhof.“ Das schien einleuchtend. An einem Bahnhof waren immer viele Menschen, genau wie in einem Zug. Jetzt mussten wir nur schnellstmöglich einen Bahnhof finden. Wenn wir jetzt wüssten wo wir waren. Das würde die Sache einfacher machen. Aber eigentlich brauchten wir ja nur eine größere Stadt. Da war es dann auch egal welche es war, Hauptsache viele Menschen, dann gab es auch einen Bahnhof. Ich sah mich um, auf der Suche nach Häusern, doch was ich fand brachte uns noch weiter. „Da drüben ist ein Zug.“ Liam sah kurz in die Richtung in die ich zeigte, dann trat er noch mehr aufs Gas. Wenn ich nicht wüsste das er mir niemals etwas tun würde hätte ich bestimmt Angst bekommen. Doch ich fühlte mich immer noch sicher. Auch bei dieser Schnelligkeit. Weit und breit war keine Stadt zu sehen, neben der Straße war rechts und links Feld und dahinter Wald. Doch da, wo der Zug hin fuhr, musste es einen Bahnhof geben. „Da vorne trennt sich die Straße von den Gleisen. Versuch du den Zug wieder zu finden.“ „Okay.“ Der Zug verschwand nach links und wir fuhren weiter gerade aus. Nach ein paar hundert Metern kam dann eine Kreuzung. Wir fuhren nach links und ich hielt Ausschau nach dem Zug. Es war nicht vorstellbar das wir in einholen würden, aber vielleicht fand ich ja die Gleise. Es dauerte ein paar Minuten. „Da drüben.“ Ich sah nicht viel, doch was ich sah reichte damit ich die Gleise erkannte. An der nächsten Kreuzung bogen wir wieder nach links ab und kamen direkt neben die Gleise. Na gut, direkt daneben war übertrieben. Es waren zirka 100 Meter. Prüfend drehte ich mich noch einmal um. Doch wieder konnte ich niemanden sehen. Ob er wirklich da war? „Bist du sicher das wir verfolgt werden?“ „Ja Lily, ich habe ihn gesehen. Und er folgt uns immer noch. Er ist einfach zu schnell für deine Augen. Du kannst ihn nicht sehen. Und er versteckt sich in den Bäumen.“ Wovon es hier ja genug gab. Na super. Das auch noch. Und ich dachte wir würden ein paar Tage durch die Gegend fahren und dann wieder nach hause kommen. Falsch gedacht. Jetzt waren wir mitten in einer Verfolgung. Und wir waren das Ziel. Langsam begann der Wald sich zu lichten und rechts und links war nur noch Feld zu sehen. Dadurch konnte man weit nach vorne sehen. Ich setzte mich wieder hin und suchte erneut nach Häusern. Als wir gerade einen Berg hinunter fuhren sah ich eine große Stadt. Und als ob es der Zufall wollte konnte ich auch einen Bahnhof sehen. Eigentlich war es von weitem ja gar nicht möglich, aber er lag ein Stück außerhalb, so war es kein Problem ihn auszumachen. Liam hatte ihn auch gesehen und folgte der Straße, nach einer Gabelung, in diese Richtung. Es dauerte gar nicht mehr lange da waren wir auch schon da. Blitzschnell war Liam ausgestiegen, hatte unsere Sachen aus dem Kofferraum genommen und kam zu meiner Tür. Ich hatte es gerade mal geschafft mich abzuschnallen. Doch für Verwunderung war jetzt keine Zeit. Ob der Vampir wohl auch hier war? Wo sollte er sonst sein? Er war uns bestimmt bis hier her gefolgt. Ich stieg aus und Liam schloss die Tür, dann führte er mich, eine Hand schützend an meinem Rücken, auf den Bahnhof. In dem kleinen Häuschen war niemand zu sehen. Der nächste Zug kam bestimmt gleich. Sicher würden die Leute schon alle draußen stehen. Wir durchquerten den Raum und gingen durch eine Glastür. Doch zu früh gefreut. Weder auf unserem Bahnsteig noch auf dem gegenüberliegenden waren Menschen. So ein Mist. Das musste ja jetzt auch passieren. Nicht weit von mir sah ich eine Infotafel. Vielleicht hing ja ein Fahrplan aus. Bevor ich dort hin ging sah ich mich noch einmal um. Ich konnte wieder nichts sehen, doch wahrscheinlich hielt er sich immer noch versteckt. „Wo willst du hin?“ Liam hielt mich am Arm fest. „Da ist eine Infotafel. Vielleicht stehen die Abfahrtszeiten dran.“ Das schien logisch zu sein, denn er lies mich los und ging mit mir dort hin. Ich überflog den Plan und fand den nächsten Zug. Er würde in 10 Minuten abfahren. 10 Minuten, das musste doch zu schaffen sein. Obwohl. 10 Minuten konnten schon ausreichen. Ich wollte sehen ob nicht noch ein Zug früher kam als mir auffiel das wir auf den anderen Bahnsteig mussten. Alle weiteren Züge fuhren von dort. Das würde bedeuten wir waren Schutzlos. Die Gleise trennten uns von dem Häuschen und nichts trennte uns von dem Wald außer einer kleinen Wiese. Scheiße verdammt. „Liam, wir müssen auf den anderen Bahnsteig.“ „Warum?“ Jetzt drehte er sich wieder zu mir und sah auf den Plan. Während ich den Plan abgesucht hatte hatte er den Wald abgesucht. „Der nächste Zug fährt in 10 Minuten von Gleis 2. Alle weiteren Züge fahren von Gleis 2.“ So wie er auf die Tafel starrte schien er auch `Verdammt´ zu denken. Doch uns blieb keine andere Wahl. Die Sachen hatte er immer noch in der linken Hand. Er ergriff meine Hand und ging mit mir langsam zu der großen Treppe die uns auf den anderen Bahnsteig bringen sollte. Sie war genau so wenig geschützt. Doch leider dauerte es nicht lange genug. Am Fuß der Treppe blieben wir stehen und warteten das der Zug kam. Ich war mir nicht sicher ob wir es schaffen würden. Würden wir heil in den Zug kommen? Und wenn, würde er uns dann in Ruhe lassen? Von etwas weiter hörten wir das Geräusch eines heranfahrenden Zuges und gingen die Treppe hoch. Als wir oben angekommen waren sahen wir den Zug wie er um eine Kurve bog. Gleich würde er da sein. Und wir könnten einsteigen und waren wieder sicher. Wir überquerten die Brücke und gingen eine weitere Treppe hinunter. Als wir unten angekommen waren fuhr der Zug quietschend ein. Für mich war das Geräusch ja schon scheußlich. Doch ich hielt es mit Mühe und Not aus ohne mir die Ohren zu zu halten. Doch für Liam war es noch schlimmer. Er verzog das Gesicht und hielt sich die Ohren zu. Trotzdem gingen wir weiter auf den Zug zu. Noch bevor er ganz stand drückte Liam den Knopf um die Tür zu öffnen. Als der Zug quietschend zum stehen kam stieg ich in den Zug und nahm die Sachen entgegen. Ich hatte mich nur kurz weggedreht um sie abzustellen, da hörte ich ein Krachen. Erschrocken sah ich aus dem Zug und sah wie Liam gegen die Mauer der Treppe flog. Nein. Das... warum? Wir waren doch schon fast in Sicherheit. Ich konnte noch nicht mal zu Ende denken, da stand schon der Vampir vor mir. Mit großen Augen sah ich ihn an. Jetzt war es aus. Nein. War es nicht. Doch war es. Verdammt. Er streckte eine Hand nach mir aus, doch kurz bevor er mich berührte wurde er weggerissen. Liam. Ich sprang wieder auf den Bahnsteig und suchte nach den beiden. Dann hörte ich ein weiteres Krachen und sah wie die beiden auf dem Boden aufschlugen. Mit Sicherheit wären die Steine zersprungen, doch sie waren auf der Wiese gelandet. Erde flog umher genau so wie Grasbüschel. Und dort wo sie aufgekommen waren war jetzt eine große Furche. Ich konnte sie nicht mehr sehen, wusste nicht was passiert war, also ging ich ein Stück auf die Wiese zu. Im nächsten Moment ertönte ein Pfiff. Der Zug würde gleich los fahren. Beeil dich Liam. Bitte. Verzweifelt suchte ich nach ihm. Doch ich konnte weder ihn noch den anderen Vampir finden. „Steig in den Zug Lily!“ Ich wusste nicht woher es kam, doch ich wusste das es Liam war. „Steig ein!“ Nein. Nicht ohne dich. Wo war er nur? Warum musste das jetzt passieren? Warum musste es überhaupt passieren? Was hatte ich denn nur verbrochen? Ich hatte gar nicht bemerkt wie Angst in mir aufstieg. Und mit der Angst Tränen. Wo war er nur? Er brauchte doch nur in diesen Zug steigen. Dann wäre es vorbei. Als ein weiteres Krachen ertönte sah ich die beiden auf der Wiese. „Lily steig ein!“ Sie kämpften. Der Vampir wollte unbedingt zu mir und Liam hielt ihn davon ab. Doch auch Liam wollte zu mir und dieser Vampir hielt ihn davon ab. Ich würde nicht einsteigen, nicht ohne ihn. Das würde ich nicht. Ein weiterer Pfiff ertönte. Jetzt schlossen sich die Türen. Ich spürte nur noch einen Schlag oder Tritt in den Bauch und flog durch die halb geöffnete Tür in den Zug. Mit einem dumpfen Schlag kam ich auf dem Boden auf. Vor Schmerz flossen mir Tränen die Wangen hinunter, einen Schrei konnte ich unterdrücken. Was war das? Ich hatte keine Zeit drüber nachzudenken. Ich musste aufstehen. Als ich spürte wie der Zug sich in Bewegung setzte biss ich die Zähne zusammen und stand auf. Alles tat mir weh. Ich stolperte nach vorne zur Tür, doch sie war zu. Und ich bekam sie auch nicht mehr auf. Durch die Glasscheibe hindurch konnte ich Liam und den Vampir kämpfen sehen. Ich musste hier doch irgendwie raus kommen. Doch der Zug fuhr los. Ich dachte gar nicht nach, sondern lief einfach entgegen der Fahrtrichtung. Ich lief und lief und lief. Durch die Fenster konnte ich immer einen der beiden sehen. Nein. Das... Immer mehr Tränen strömten über meine Wangen. Warum? Warum musste das passieren? Das nächste was ich sah war wie Liam gegen einen Baum krachte. Der Baum brach sofort. Doch Liam stand sofort wieder auf und stürzte sich erneut auf den Vampir. Die Türen von Wagon zu Wagon gingen nicht schnell genug auf. Ich viel immer weiter zurück. Der Zug wurde immer schneller und ich konnte immer weniger sehen. Und dann war ich am Ende angekommen. Der Zug war zu Ende. Ich konnte nicht mehr weiter. Verzweifelt versuchte ich die Tür aufzubekommen, doch es ging nicht. Das letzte was ich sah war wie Liam auf den Boden aufschlug. Ob er wieder aufstand wusste ich nicht. Ich hatte es nicht mehr gesehen. Wütend und schreiend schlug ich gegen die Tür. Ich konnte mich einfach nicht mehr beherrschen. Es ging nicht. Ich hatte solche Angst. Das ihm jetzt doch etwas passierte, wegen mir. Das durfte einfach nicht wahr sein. Es konnte nicht sein. Ich sank auf dem Boden zusammen und weinte. Und ich schrie. Niemand war in diesem letzten Abteil, doch selbst wenn, es wäre mir egal gewesen. Ich wusste nicht was jetzt mit Liam passierte. Ich konnte nicht mehr. In diesem Moment ließ ich alles raus was sich je angestaut hatte. Ich lag auf dem Boden und schrie und weinte vor mich hin. An dem was geschah konnte ich nichts mehr ändern. Kapitel 43: Freund? ------------------- Mittlerweile hatte ich es zurück zu unseren Sachen geschafft. Ich saß auf dem Boden und umklammerte sie. Was sollte ich denn jetzt tun? Es würde bestimmt nicht mehr lange dauern bis der Fahrkartenkontrolleur kam. Dann würde ich den Zug verlassen müssen. Doch das war mein kleinstes Problem. Wo sollte ich dann hin? Auch das war nicht von Bedeutung. Was war mit Liam? Das war das einzige was ich wissen wollte. Mehr interessierte mich nicht. Wenn ich nur wüsste das es ihm gut ging. Doch woher sollte ich das wissen? Wie lange ich schon in diesem Zug saß wusste ich auch nicht. Die Blicke der Leute die durch dieses Abteil gingen waren mir total egal. In jeder anderen Situation würde ich etwas dazu sagen, doch jetzt war es mir egal. Sollten sie doch denken was sie wollten. Was kümmerte es mich? Und dann war es so weit. Der Fahrkartenkontrolleur war da. Ich hatte ihn nicht bemerkt als er in das Abteil kam, ich hatte nicht bemerkt wie er die anderen nach ihren Fahrkarten fragte und ich hatte nicht bemerkt wie er mich ansprach. Er hatte es wohl schon mehrfach versucht als ich auf sah. Er sah nicht freundlich aus. Und auch sein Ton war es nicht. Er fragte mich lediglich nach meiner Fahrkarte. „Ich habe keine.“ Ich sah ihn dabei nicht an und ich sprach auch nicht sehr laut. Ich schaffte es nicht. Dann sagte er in einem selbstgefälligen Ton: Wir erreichen gleich den nächsten Bahnhof. Ich muss sie bitten dort auszusteigen. Ich nickte nur und umgriff die Riemen der Rucksäcke noch fester. Er schien mir nicht wirklich zu trauen, denn er blieb in dem Abteil stehen. Als der Zug dann langsamer wurde und schließlich quietschend zum stehen kam stand ich auf und ging zur Tür. Warum ging dieses dumme Ding denn jetzt auf? Warum funktionierte es nur vorhin nicht? Vorhin, wo ich es gebraucht hatte. Ich stieg auf den Bahnsteig und sah mich um. Alles war fremd. Ich wusste nicht wohin ich sollte, wo ich war, oder was ich jetzt tun sollte. Ich achtete nicht wohin ich lief. Ich ging einfach den Bahnsteig entlang. Als er endete führte eine kleine Gasse auf eine große Straße. Ich bog gerade ein als ich meinen Namen hörte. Ganz leise und kaum zu verstehen. Doch es war mein Name. Hatte mich jemand gerufen? Nur wer sollte das gewesen sein? Hier kannte mich doch gar keiner. Ich blieb nicht stehen, sondern ging einfach weiter. Und wieder hörte ich es. Das bilde ich mir doch nur ein. Da ruft mich gar keiner. Das ist eine Einbildung. Was sonst? Liam war nicht hier, wer sonst sollte mich rufen? Natürlich lag die Antwort auf der Hand. Der andere Vampir. Er hatte Liam ... Nein. Das hatte er nicht. Daran durfte ich gar nicht denken. Ich blieb stehen und drehte mich um. Da war niemand. Doch nur eine Einbildung. Also drehte ich mich wieder zu der Straße und lief weiter. Doch ich kam nicht weit. Ich lief geradewegs in die Arme von irgendwem. Erschrocken machte ich einen Schritt zurück und stieß einen Schrei aus als ich diese Zähne sah. Ein Vampir. Doch im nächsten Moment packte er mich an den Armen und sagte mir ich solle mich beruhigen. Ich wollte mich losreißen und wegrennen doch dann erkannte ich ihn. Es war Liams Freund. Gott sei dank. Jemand den ich kannte. Er wird mir helfen. Sicher. Bestimmt. Hoffentlich. ... Doch woher wusste er das ich hier war? Er sagte mir noch mal das ich mich beruhigen sollte und fragte dann wo Liam war. Ich brachte nicht viel heraus. Ich konnte ihm nur sagen das der andere Vampir aufgetaucht war. Dann sagte er das er mich zu sich bringen würde, dort würde ich ihm dann alles in Ruhe erzählen können. Er sagte nur noch das ich meine Sachen gut festhalten sollte, da hatte er mich auch schon hochgehoben und war losgerannt. Der Wind peitschte mir wieder ins Gesicht und ich spürte wie er immer wieder hoch und runter sprang. Wohin er wollte wusste ich nicht. Ich wusste ja nicht wo er wohnte. Mir war es eigentlich auch egal. Mir war alles egal. Es dauerte sehr lange. Das es ihn nicht ermüdet hatte wunderte mich. Obwohl, ich wusste ja gar nicht wie lange ein Vampir rennen konnte. Das einzige was ich mitbekam war das es schon dunkel wurde. Er hielt mich die ganze Zeit fest in seinen Armen und schützte mich. Dann irgendwann blieb er stehen und setzte mich ab. Er sagte ich solle ihm folgen und führte mich in ein großes Haus. Dort führte er mich eine Treppe hinauf und in ein riesiges Zimmer. Doch ich war zu erschöpft um mich umsehen zu können. Die Sachen hatte er mir schon abgenommen und stellte sie auf einen Tisch. Dann sagte er ich solle erst mal schlafen und verließ das Zimmer. Schlafen? Ach ja. Da stand ja ein Bett. Ein Bett? Im Haus eines Vampirs? Lustig. Ich schleppte mich hinüber zu dem Bett und ließ mich hinein fallen. Es dauerte auch gar nicht lange da hatte die Erschöpfung gesiegt und ich schlief ein. Das erste was ich bemerkte als ich wach wurde war das die Sonne schien. Das Zimmer in dem ich lag wurde komplett von der Sonne erhellt. Ich war schon sehr lange nicht mehr in einem hellen Zimmer erwacht, das einem Vampir gehörte. Wo mir auch schon einfiel wo ich war und warum ich hier war. Ich sah mich gar nicht länger um sondern sprang aus dem Bett, durchquerte das Zimmer, riss die Tür auf und stürzte auf den Flur. Ich fand mich auf einem großen Korridor wieder, der von Kerzen erhellt wurde. Etwas langsamer jetzt lief ich den Korridor entlang und gelangte zu der Treppe die ich am Abend zuvor hinauf gegangen war. Grade aus ging der Korridor weiter und führte zu weiteren Zimmern. Die Treppe führte hinunter zu einer riesigen Eingangshalle. Rund um diese Halle waren Türen und einmal rechts und einmal links auch ein Gang. Wo war ich hier nur? Wenn ich doch nur wüsste in welchem der Zimmer ich Liams Freund finden würde. Ich konnte ja schlecht alle durchsuchen. Und wie als hätte er meine Gedanken gehört tauchte er hinter mir auf. Erschrocken drehte ich mich um und sah ihn an. Er lächelte leicht und fragte wie es mir ginge. „Besser... etwas.“ Er streckte leicht seine Hand nach mir aus und sagte ich solle mitkommen. Er wolle mit mir reden. Genau das wollte ich ja auch. Mit ihm reden. Ich folgte ihm den Korridor in die andere Richtung entlang und dort in eines der Zimmer. Es war genau so groß wie das in dem ich geschlafen hatte, vielleicht sogar noch größer. An den Wänden standen mehrere Bücherregale und grade aus, der Tür gegenüber, waren große Fenster. Zwischen ihnen stand ein Kamin, allerdings ohne Feuer und davor ein Sofa und mehrere Sessel. Er bot mir etwas zu trinken an und sagte dann ich solle mich setzten. Während er mir also etwas zu trinken holte setzte ich mich auf das Sofa und sah mich um. Es dauerte gar nicht lange da kam er auch schon wieder. Nachdem er mir ein Glas mit Saft gereicht hatte setzte er sich zu mir und sah mich an. Natürlich wollte er sofort wissen was passiert war, also erzählte ich ihm alles. Die ganze Zeit hörte er mir zu und dachte nach. „Hast du was von Liam gehört?“ Ich hoffte das er ja sagen würde. Das er etwas wusste. Das er mir sagen konnte das Liam nichts passiert war. Doch er schüttelte nur den Kopf. „Kannst du nicht... kannst du ihn nicht suchen?“ Wieder schüttelte er den Kopf. „Warum nicht?“ Er sagte weil es zu gefährlich wäre. „Wieso gefährlich? Dir würde man doch nichts tun.“ Dann begann er wieder damit das er ja auch Verpflichtungen hatte und man ihn nicht mit uns sehen durfte. Das es schon gefährlich genug war mich zu sich zu holen. Das er schon viel für uns riskierte. Doch was nützte das alles wenn Liam nicht mehr da war? Warum konnte er als sein Freund nicht einfach drauf scheißen was andere sagten und ihm helfen? Warum ging das denn nicht? Er sagte er konnte nicht mehr für uns tun. Das war alles was er tun konnte und es war schon viel. Danke. Damit hatte er uns wirklich geholfen. Wer weiß wo Liam grade war, was er machte, wie es ihm ging. Ich hatte einfach nur angst ihn zu verlieren, oder das ihm etwas zustieß wegen mir. Ich war doch die die sie haben wollten. Nicht er. Er hatte damit doch gar nichts zu tun. Er wollte mich einfach nur beschützen. Ich verstand es einfach nicht. Er war doch sein Freund, das hatte er mir selbst gesagt. Erst jetzt bemerkte ich wie er mich ansah und das er mit mir redete. Ich sollte mich nicht aufregen. Ich? Ich regte mich doch gar nicht auf. „Du bist doch derjenige der nichts tut. Du sitzt einfach nur da und siehst zu wie dein bester Freund... du könntest ihm helfen.“ Ich schrie es schon fast. Doch ich konnte einfach nicht anders. Wütend stand ich auf und rannte aus dem Zimmer. Ich hatte gar nicht mehr daran gedacht das ich ein Glas in der Hand hielt. Es viel auf den Boden und zerbrach. Hinter mir knallte ich die Tür zu und lief über den Flur in das Zimmer in dem ich geschlafen hatte. Er war doch sein Freund. Das hatte er mir selbst gesagt. Er hatte gesagt er würde nicht zulassen das man Liam umbrachte. Warum tat er nur jetzt nichts? Ich verstand es einfach nicht. Mir gegenüber war noch eine Tür. Als ich sie öffnete sah ich ein riesiges Bad. Ja, ich glaube eine Dusche wäre angebracht. Also nahm ich meinen Rucksack und ging ins Bad. Ich hatte nicht große Lust also dauerte es ziemlich lange. Als ich wieder in dem Zimmer war setzte ich mich auf das Bett. Ich wusste einfach nicht was ich tun sollte. Ich konnte nichts tun. Den ganzen Tag lag ich auf dem Bett und dachte nach. Dachte daran was passiert wäre wenn ich nicht in den Zug gestoßen worden wäre. Was passiert wäre wenn dieser Vampir gar nicht aufgetaucht wäre, oder was passiert wäre wenn ich nie von all dem hier erfahren hätte. Und irgendwann schlief ich wieder ein. Kapitel 44: Türen ----------------- Wie spät war es? Welcher Tag war heute? Wo war ich? Warum war ich hier? Das waren die ersten Fragen die mir durch den Kopf gingen als ich erwachte. Doch sogleich konnte ich sie alle beantworten. Neben dem Bett auf einem kleinen Tisch stand ein Wecker. Er zeigte Zeit und Datum an. Diesem Wecker nach war es 8:23 Uhr am Samstagmorgen. Ich war immer noch im Haus von Liams Freund. Und ich war hier weil ich nirgendwo anders hin konnte. Als erstes ging ich ins Bad. Ich hatte sowieso nichts zu tun also konnte ich den Tag auch ganz normal beginnen. Als ich fertig war verspürte ich Hunger. Also nahm ich mir etwas zu essen und setzte mich wieder auf das Bett. Mir kam das, was ich gestern gesagt hatte, ziemlich ungerecht vor. Doch auf irgendeine Weise fand ich es doch gerechtfertigt. Ich würde mich nicht entschuldigen. Das musste ich nicht. Ich hatte die Wahrheit gesagt, wenn auch auf nicht sehr nette Art. Aber eigentlich konnte es mir egal sein. Als ich fertig war mit essen stand ich auf und durchquerte das Zimmer. Ich ging auf den Korridor und schloss hinter mir die Tür. Vielleicht hatte er ja inzwischen etwas von Liam gehört. Ich könnte einfach fragen. Und wenn nicht, dann würde ich einfach wieder hier her zurück kehren und warten bis er etwas gehört hatte. Irgendwann musste ja etwas passieren. Das Haus war vollkommen leer. Ich hatte es bis jetzt nur noch nicht wahrgenommen. Auf dem Weg zu seinem Zimmer sah ich von oben auf die Halle hinunter und sah mich um. Alles war sauber. Auf dem Treppengeländer lag nicht mal Staub, noch nicht mal ein Krümel. Genau so wenig wie auf den Bilderrahmen an den Wänden. Das Haus war leer, ja. Hier wohnte niemand außer ihm. Aber wer machte dieses riesige Haus so sauber? War auch er das? Hatte ein Vampir nichts besseres zu tun? Was ich bis jetzt auch noch nicht gemerkt hatte war wie wunderschön dieses Haus eigentlich war. Es war sehr altmodisch, aber gerade das verlieh ihm seinen Reiz. Während ich weiter den Korridor entlang in Richtung des Zimmers von Liams Freund ging überlegte ich ob es nicht vielleicht interessant wäre dieses Haus näher zu betrachten. Irgendwie musste ich ja die Zeit totschlagen. Da kam mir dieses Haus genau richtig. Jetzt stand ich vor der Tür zu dem Zimmer, vorsichtig klopfte ich. Mich überkam ein Gefühl von Respekt. Warum nur auf einmal? Niemand antwortete. Also klopfte ich ein zweites Mal. Und wieder antwortete niemand. Vorsichtig drückte ich die Klinke nach unten und öffnete die Tür. Niemand war hier. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Hinter mir schloss ich die Tür, ich fühlte mich irgendwie wohler nachdem sie zu war. Ich überblickte den Raum, fand aber niemanden. Langsam ging ich auf das Sofa zu, auf dem ich am Tag zuvor gesessen hatte. Als ich daneben stand und auf den Boden sah bemerkte ich das dort ein Fleck hätte sein müssen. Doch da war nichts. Ich hatte doch das Glas fallen gelassen. Ich hatte Kirschsaft getrunken. Er war dunkelrot. Jetzt wo ich darüber nachdachte viel mir auf das es ausgesehen haben musste wie Blut. Doch natürlich war es keins. Das hätte man geschmeckt. Es war wirklich Kirschsaft. Doch Kirschsaftflecken bekam man nur schwer, oder gar nicht aus Stoffen. Verwundert schüttelte ich den Kopf und sah mich weiter um. Auf dem Tisch lag ein Brief. Nicht gefaltet, also eigentlich ein Zettel. Obenauf stand mein Name. Lily, ich bedaure das wir uns so schlecht verstehen, oder das wir einen so schlechten Start hatten. In den Tagen als Liam nicht da war und ich über dich gewacht habe verstanden wir uns besser. Ich weiß das es eine schwere Zeit für dich ist. Ich hoffe sehr das sich das noch ändert und du vielleicht mit mir redest. Ich bedauere sehr das ich euch nicht weiter helfen kann, doch es steht nicht in meiner Macht. Du weißt Vampire haben Bedürfnisse. Ich werde mich beeilen doch hier in der Nähe ist das Wild nicht besonders köstlich. Bitte versteh das ich dich ein oder zwei Tage allein lassen muss. Ich bin schon zu alt um jetzt einer abgesagten Versuchung nachzugeben. Ich würde es mir nicht verzeihen, nicht nur weil du ein Mensch bist. In diesem Haus lebt außer mir keiner. Du bist also allein. Doch glaube mir wenn ich dir sage du bist hundert Prozent sicher. Niemand wird vermuten das du dich bei mir aufhältst. Und niemand wird dieses Haus betreten können wenn er nicht von mir eingeladen wurde. Das Haus steht dir zur freien Verfügung, sieh dich ruhig um. Ich bin mir sicher der ein oder andere Raum würde dich interessieren. Doch ich muss dich um eine Sache bitten Bleib hier. Warte bis ich wieder da bin. Ich bin sicher wir finden eine Lösung. ... (hier steht eigentlich sein Name) Ich war zu verwundert um es sofort zu begreifen also las ich ihn noch einmal. Er war also auch weg. Ich war wirklich allein, allein in einem fremden Haus. Doch er schien sicher das ich hier bleiben würde. Ich dachte nicht das er mich einfach hier lassen würde nur mit einem Brief wenn er nicht gewusst hätte das ich bleiben würde. Ich legte den Brief wieder auf den Tisch. Er hatte ihn hier hin gelegt. Warum hatte er ihn nicht vor mein Zimmer gelegt? War er so sicher ich würde wieder hier her kommen? Fragen die ich ihm stellen konnte wenn er wieder hier war. Ich würde nicht gehen. Ganz sicher würde ich hier bleiben. Wenn Liam ... Nein. Aber... dann wäre es nicht vergebens. Worüber dachte ich hier eigentlich nach? Das Liams Tod nicht vergebens war weil ich noch lebte? An so etwas sollte ich gar nicht denken. Liam war nicht tot. Und wenn... dann durfte ich mich jetzt nicht in Gefahr begeben. Das hätte er nicht gewollt. Er würde wieder kommen. Er hatte es sicher geschafft. Er gab nicht einfach auf. Er war stark genug. Ich durfte einfach nur nicht verzweifeln. Liam lebte. Daran musste ich glauben. Ich atmete tief durch, ich durfte jetzt nicht weinen. Ich musste stark sein. Er würde kommen, ich musste nur warten. Ganz sicher. Ich musste mir nur irgendwie die Zeit vertreiben. Und ich hatte ja gerade die Erlaubnis bekommen mich hier umzusehen. Ich durchquerte das Zimmer, diese Gedanken würde ich einfach hier lassen und sah mich auf dem Korridor um. Er hatte geschrieben das mich einige Zimmer interessieren könnten. Was bitte sollte jetzt interessant sein? Ich zuckte mit den Schultern und öffnete die erste Tür die ich sah. Das erste was mir auffiel waren die riesigen Fenster gegenüber der Tür. Es schien, als wurde hier sehr viel Wert auf Licht gelegt. Natürlich Sonnenlicht. Zu meiner großen Überraschung war das auch schon alles was sich in diesem Raum befand. Fenster. Mehr nicht. Der Raum war komplett leer. Wahrscheinlich wusste er einfach nicht mit was er diesen Raum füllen sollte und ließ ihn einfach leer. Ich schloss die Tür wieder und ging den Korridor entlang. Jetzt öffnete ich eine Tür direkt neben der meines Zimmers. In diesem Raum standen weiter Betten. Erwartete er etwa Besuch? Oder benutzte er dieses Haus als Hotel? Nein, er hatte ja gesagt hier lebte nur er. Doch wozu brauchte er Räume mit Betten? Das war doch total unnormal. Obwohl. Es gab Vampire, das war unnormal genug. Also warum nicht auch ein Zimmer voller Betten in einem Haus eines Vampirs? Ob hier oben wohl noch andere Zimmer waren als Schlafzimmer? Ich hatte jetzt nicht wirklich Lust nachzusehen. Also ging ich zur Treppe und ging hinunter. Die Halle war wirklich riesig. Der Boden war bedeckt mit dunkelblauen Marmorplatten und da wo keine Türen waren hingen Bilder, die dazu auch noch mit Vorhängen umfasst waren. Ich entschied mich nach rechts zu gehen und lief gradewegs auf eine Tür zu. Ich fand mich in einer genau so großen Halle wie der Eingangshalle. Der Boden war bedeckt mit rotbraunem Parkett und die Wände waren übervoll mit Gemälden. Doch sie waren nicht einfach an die Wand gehangen. Es sah richtig gut aus. Und in der Mitte des Zimmer stand ein schwarzes Sofa, oder eher etwas ähnliches, denn die Sitzfläche war einmal rund herum. Die Gemälde sahen alle wunderschön aus. Ich würde sicher noch einmal hier her kommen und sie mir genauer ansehen. Doch jetzt zog es mich an einen anderen Ort. Ich schloss die Tür hinter mir und ging zu einer anderen. Es war die erste Tür die verschlossen war. Warum verschloss ein Vampir der ganz alleine in diesem Haus lebte irgendwelche Türen? Oder hatte er es erst vor kurzem getan? Kurz bevor er gegangen war? Damit ich nicht hinein konnte? Komisch. Eine weitere Frage die ich ihm stellen konnte. Wenn ich es nicht vergaß. Ich dachte wieder an das Zimmer seines Freundes. Darin standen einige Regale mit Büchern. Ob das wohl alle waren die es hier gab? So ein großes Haus hatte doch bestimmt auch eine Bibliothek. Und wenn, dann wäre sie bestimmt... Unten. Und dort führt eine Treppe weiter nach oben. Hm. Ich durchquerte die Halle zur anderen Seite und öffnete eine weitere Tür. So viele Türen. Ich musste leise lachen. Also das hier war sicher keine Bibliothek, es sah eher aus wie eine Besenkammer. Man oh man. So was gab es hier auch. Hätte ich nicht gedacht. Und bestimmt ist nicht gleich daneben die Tür zu einer schönen Bibliothek. Also ging ich ein paar Türen weiter und öffnete eine große Tür. Der Boden war nicht mit Marmor oder mit Parkett bedeckt sondern mit Teppich. Aber es war kein normaler Teppich wie bei uns im Wohnzimmer. Es war so ein ganz feiner, fester Teppich. Warum mir gerade der als erstes aufgefallen war? Denn die Wände entlang ragten riesige Regale über und über voll mit Büchern. In der Mitte stand ein großer Tisch und drum herum ein paar Stühle. Einen Kamin gab es auch und davor und auch einfach mal so mitten im Raum standen Sessel. Es sah alles sehr gemütlich aus. Ich ging ein paar Schritte hinein und sah mich um. Über der ersten Reihe Regale, die ungefähr 3 Meter hoch war, gab es eine Art Galerie. Dort oben waren Bilder an den Wänden und vereinzelt noch mehr Bücherregale. Hinten in einer Ecke war eine große, spiralförmige Treppe die hinauf auf die Galerie führte. Von da aus konnte man das gesamte Zimmer einmal umrunden. Ob ich hier wohl ein Buch finden würde das mich interessierte? Ich könnte es ja einfach mal ausprobieren. Aber nicht jetzt. Irgendwie wollte ich woanders hin. Ich sah nach oben und dort hing ein großer Kronenleuchter. Doch was mich an ihm wunderte, es gab keine Lampen. Stattdessen waren da Kerzenhalter. Ob es wohl für alle Vampir zutraf das sie kein elektrisches Licht mochten? Wäre ja durchaus möglich. Ich sah immer noch nach oben als ich bemerkte das die Decke doch recht niedrig war, also, im Gegensatz zur Höhe des Hauses. Ob es hier einen Dachboden gab? Bestimmt. Jedes Haus hatte einen Dachboden. Was es wohl auf dem Dachboden eines Vampirs gab? Sofort verließ ich die Bibliothek und sah mich um. Wo in diesem Haus könnte es eine Treppe zum Dachboden geben? Auf alle Fälle oben. Also ging ich die Treppe wieder hinauf und sah mich um. Ich sah den Korridor entlang doch ich sah keine Treppe. Wäre auch komisch gewesen. Gestern hatte ich ja auch keine gesehen. Warum sollte jetzt auf einmal eine da sein? Also musste die Treppe in einem der Zimmer sein. Mein Zimmer war genau am linken Ende des Korridors, da gab es keine Treppe. Vielleicht ja auf der rechten Seite. Schnell lief ich den Korridor entlang und hielt vor der Tür die der meines Zimmer direkt gegenüber lag. Nur eben am anderen Ende des Korridors. Ich drehte den Türknauf, doch sie war verschlossen. Warum war denn diese Tür verschlossen? Gab es etwas auf dem Dachboden was nicht für andere zu erreichen sein sollte? Hm. Nachdenken. Du hast doch bis jetzt immer einen Weg in verschlossene Räume gefunden. Ja. Da hatte ich ja auch ein Brecheisen. Ich dachte nicht das es hier eine so gute Idee wäre. Die Türen waren zu schade und das Haus war zu gut erhalten. In einem alten Haus, wie dem auf unserem Hof, konnte man so was schon mal machen, nur hier eben nicht. Also brauchte ich einen Schlüssel. Woher bekam ich denn einen Schlüssel? Vielleicht hatte Liams Freund ihn ja in seinem Zimmer. Aus irgend einem Grund lief ich sofort zu seinem Zimmer und ging hinein. Verwundert blieb ich stehen. Mein Blick war sofort auf den Tisch gefallen. Neben dem Brief den ich schon gelesen hatte lag ein Umschlag. Und wieder stand darauf mein Name. Was hatte das zu bedeuten? Gerade lag er doch noch nicht hier. Gerade. Ich sah auf eine Uhr. Oh man. Ich hatte gar nicht auf die Zeit geachtet. Davon war schon etwas verstrichen. Ich hatte es gar nicht bemerkt. Ich öffnete den Umschlag und leerte ihn in meine Hand. Etwas schweres und kaltes fiel heraus. Ich hatte einen alten, verrosteten Schlüssel in der Hand. Er hätte sich doch ruhig einen neuen zulegen können. Doch warum fand ich diesen Umschlag ausgerechnet jetzt? Jetzt wo ich einen Schlüssel suchte? Darin war auch noch ein kleiner Zettel. Das hatte ich ganz vergessen. Verzeih. Sicher interessierst du dich für die verschlossenen Räume. Dieser Schlüssel gewährt dir Eintritt in jedes Zimmer dieses Hauses. War er etwa noch einmal hier gewesen? Ich konnte also jetzt in jedes Zimmer in diesem Haus. Warum? Warum wollte er das ich alles sah? Es könnte ein Trick sein. Er würde mir alles zeigen, dadurch mein Vertrauen gewinnen und mich dann dem Vampir ausliefern. Ich würde niemandem sagen können was sich in den Zimmern befand. Doch selbst wenn es so war. Ich konnte nun eh nichts mehr daran ändern. Also konnte ich sie mir genau so gut ansehen. Ich legte den Umschlag zurück auf den Tisch und verließ das Zimmer. Dann ging ich zu der Tür am Ende des Korridors und öffnete sie. Im Gegensatz zu den anderen war es sehr klein. Rechts neben der Tür war eine Treppe. Doch um sie hinauf zu gehen musste man zum Ende des Zimmers. Es war wirklich sehr klein. Gegenüber der Tür am Ende des Zimmers war ein Fenster und darunter stand ein Sofa. Mehr gab es in diesem Zimmer nicht. Ein Sofa und die Treppe. Eigenartig. Wozu ein Sofa? Irgendwie interessierte mich das Fenster. Ich ging hinüber, kniete mich auf das Sofa und sah hinaus. Direkt vor dem Haus lag ein großer See. Und rings herum standen Bäume. Aus irgendeinem Grund kam mir dieser Ausblick bekannt vor. Irgendwo hatte ich so etwas schon einmal gesehen. Nur wo? Ich suchte die gesamte Umgebung nach etwas bekanntem ab, doch ich fand einfach nichts. Und mir fiel auch nicht ein wo ich... Doch natürlich. In dem Hotel. Ich stand auf dem Balkon. Und davor war auch ein großer See und der war auch von Bäumen umgeben. Und Liam war da. Dieses Gefühl der Einsamkeit stieg in mir auf. Wenn er doch nur hier wäre. Ich rutschte auf das Sofa und starrte auf den Boden. Ich hatte ihn wieder vor mir, ich konnte ihn sehen, doch er war nicht da. Ich vermisste ihn so sehr. Und ich hatte solche Angst das ihm etwas passiert war und das ich ihn nie wieder sehen würde. Warum musste ich nur so neugierig sein und in das alte Haus gehen? Er hätte in Ruhe weitergelebt. Er hätte seine Aufgabe erfüllt und wäre dann frei gewesen. Stattdessen war er in Gefahr, wegen mir. Als ich spürte wie mir Tränen auf die Hand tropften sah ich auf. Ich wischte meine Wangen ab und stand auf. Er würde kommen, ich musste nur warten. Dann sah ich die Treppe und an ihr nach oben. Sie reichte weit nach oben. Ich konnte nichts sehen, es war sehr dunkel. Den Schlüssel hielt ich umklammert und stieg die ersten Stufen hinauf. Ich war zirka auf der Hälfte da erkannte ich eine Tür. Also stieg ich auch den Rest der Treppe hinauf und drehte den Türknauf der Tür. Wieder verschlossen. Hier hatte jemand Vorsorge getroffen. Wenn man durch die erste Tür kam musste man auch noch durch diese ehe man oben war. Doch wer die erste Tür aufbekam würde auch die zweite öffnen können. Ich steckte den Schlüssel in das Schloss und drehte ihn. Und siehe da, die Tür ging auf. Doch ich konnte nichts sehen. Es war zu dunkel. Und ich hatte kein Licht, keine Taschenlampe, oder eine Kerze, oder sonst irgendwas. Ich ging wieder nach unten, raus aus dem Zimmer auf den Korridor und nahm mir aus einem der Halter an der Wand eine Kerze. Ob sie nun dort abbrannte oder mir leuchtete war egal. Ich würde sie auch zurück bringen. Schnell ging ich wieder in das Zimmer und die Treppe hinauf. Dann betrat ich den Dachboden und schloss hinter mir die Tür. In dunklen Räumen fühlte ich mich sicherer wenn alle Türen verschlossen waren. So war es auch schon in dem alten Haus gewesen. Kapitel 45: Der Dachboden ------------------------- Der Schein der Kerze warf zwar nicht viel Licht, aber es reichte mir. Ich hatte in den letzten Wochen viel nur mit Kerzenlicht gelebt. Also würde es jetzt auch kein Problem darstellen. Ich ging einige Schritte in das Zimmer, oder eher den Dachboden, hinein und sah mich um. Die Treppe hatte mich bis fast zum Ende des Dachbodens geführt. Hier hinten war nicht viel. Nur ein paar Bretter am Boden und überall Staub. Eine dicke Staubschicht bedeckte den ganzen Boden. Ich drehte mich um und sah zurück zur Tür. Meine Fußspuren waren auf dem Boden zu sehen, so dicht war die Staubschicht. Der Aufgang der Treppe war hier wie auf einem großen Hochhaus. Wenn dort eine Treppe auf das Dach führte war dort auch wie ein kleines Häuschen der Aufgang der Treppe. Genau so war es hier. Vorsichtig, der Boden gab etwas nach, ging ich um den Aufgang herum und hielt die Kerze weit vor mich. Der Dachboden war weit. Wahrscheinlich über das ganze Haus. Meist war er ja abgetrennt, doch nicht hier. Es war alles ein Raum. Doch jetzt, wo ich genauer hinsah, fiel mir auf das es hier doch einmal Wände gegeben haben musste. Die meisten Wände standen gar nicht mehr, nur vereinzelt konnte man auf dem Boden noch ein paar Steine auf einander liegen sehen. Dort mussten einst Wände gewesen sein. Und dort, wo das Dach getragen werden musste standen nur die Balken. Auch sie waren einst Teil von Wänden gewesen. Doch jetzt, oder eher seit jemand hier oben gewesen war, waren sie von den Steinen und dem Beton oder Ton oder mit was auch immer sie gemacht wurden befreit. Ich ging auf einen der Balken, der mitten in diesem riesigen Raum stand, zu und sah ihn mir an. Da wo er aus dem Boden ragte waren noch Bruchstücke von Steinen und aufwärts an ihm war immer noch Beton. Nicht überall, doch vereinzelt. So sahen alle Balken aus die hier waren. Ich hob die Kerze etwas weiter an und sah mich weiter um. Etwas weiter hinten, ungefähr in der Mitte, war eine Wand erhalten geblieben. Vor dieser Wand, oder eher im Bereich vor der Wand stand mitten drin ein Sofa. Und etwas weiter am Dach stand ein großes Rohr. Es wurde von 3 Stangen gehalten. Ich ging darauf zu und betrachtete es näher, denn ich konnte nicht erkennen was es war. Doch jetzt wo ich davor stand wusste ich es war ein Teleskop. Es war ein sehr großes Teleskop und das Ende ragte durch das Dach hindurch. Davor stand ein kleiner Hocker, er war grade groß genug das man sich darauf setzten konnte und durch das Teleskop sehen konnte. Ich stellte die Kerze auf den Boden und setzte mich auf den Hocker. Vorher befreite ich ihn so gut es ging von der Staubschicht die auf ihm lag. Dann duckte ich mich etwas und sah in das Okular. Ich hatte nicht damit gerechnet das es funktionierte, doch das tat es. Ich sah den blauen Himmel, mehr aber auch nicht. Wahrscheinlich funktionierte es noch besser in der Nacht. Worauf es wohl eingestellt war? Vielleicht könnte ich heute Abend ja noch mal hinein sehen. Wieso vielleicht? Mit Sicherheit würde ich es können. Ich war ja allein. Ich nahm die Kerze wieder in die Hand und stand auf. Jetzt war es an der Zeit den Teil hinter der Wand anzusehen. Ich hatte mir nichts dabei gedacht, also ging ich einfach auf die Wand zu. Sie war nicht sehr lang. Vielleicht 2 Meter. Doch im vergleich zur länge des gesamten Dachbodens war das natürlich gar nichts. Ich ging an ihr vorbei und das erste was ich tat war zu sehen was an dieser Wand stand. Ich drehte dem Rest hinter der Wand den Rücken zu und betrachtete die Wand von der anderen Seite. Dort stand ein Schreibtisch. Mit einem Computer. Ein Schreibtisch und ein Computer. Auf dem Dachboden. Ich dachte mir nichts dabei. Bis ich mich umdrehte. Nicht weit von der Wand entfernt stand ein Sofa. Es war ein eckiges Sofa, aus Leder. Davor stand ein kleiner Glastisch, auf einem Teppich. Und auf der anderen Seite des Tisches standen zwei Ledersessel. ... Für einen Moment konnte ich nicht mehr denken. Es musste ein Traum sein. Das was ich hier sah musste einfach ein Traum sein. Es konnte nicht wirklich sein. Einfach nur ein böser Traum. Und plötzlich erinnerte ich mich an den Tag, an dem ich das erste mal zu Liam gegangen war, hoch, auf die dritte Etage. Das erste was ich sah war der Schreibtisch, mit einem Computer, an einer Wand mitten in einem großen Raum. Danach sah ich das Sofa und den Tisch und die Sessel. Alles sah so verdammt nach dieser Etage aus. Alles war dem so verdammt ähnlich. Und dann erinnerte ich mich, was passiert war, als ich zum ersten mal dort oben war. Ich war nicht lange dort oben gewesen. Vielleicht 20 Minuten. Und dann war Liam aufgetaucht. Er war gekommen. Würde er es jetzt auch tun? Jeden Moment müsste die Tür aufgehen und er würde hoch kommen. Sofort drehte ich mich in Richtung der Tür und starrte ins Dunkle. Ich umklammerte die Kerze so fest das sie begann weich zu werden. Ich stand da und starrte ins Nichts. Dort war nichts. Und es würde auch niemand kommen. Wieder rannen Tränen meine Wangen hinunter. Ich konnte nichts dagegen tun. Und ich starrte einfach nur weiter in die Dunkelheit. Er musste einfach kommen. Er würde jetzt gleich auftauchen. Und mich in die Arme nehmen. Und mir sagen das alles gut werden würde. Er musste es einfach tun. Ich brauchte ihn doch. Ich konnte doch nicht ohne ihn. Doch es passierte nichts. Ich konnte mich nicht mehr halten. Ich sank auf den Boden und begann zu weinen. Die Kerze viel auf den Boden und ging aus. Es ging einfach nicht mehr. Ich kauerte auf dem Boden und weinte. Alles hier erinnerte mich so sehr an ihn. Warum musste ich nur hier hoch gehen? Warum musste ich nur immer so neugierig sein? Warum hatte ich die Tür nicht einfach verschlossen gelassen? Es hatte seine Gründe warum sie verschlossen war. Warum war ich nur so dumm? Ich konnte es nicht begreifen. Ich hätte doch nur unten bleiben müssen. Doch irgendetwas hatte mich hier hoch gezogen. Ich hätte mir doch denken können was hier war. Ich schrie und weinte und schlug auf den Boden und hatte mich einfach nicht mehr unter Kontrolle. Warum hatte er mich allein gelassen? Warum kam er nicht? Warum tat er mir das an? Als ob er etwas dafür konnte. Und er kam einfach nicht. Und ich blieb weiter im dunkeln auf dem Boden liegen und versucht mich zu beruhigen. Doch es ging nicht. Kapitel 46: Sicherheit ---------------------- Irgendwann war ich so erschöpft das ich eingeschlafen war. Im Dunkeln, auf dem Dachboden, voller Staub und Dreck. Ich wurde durch eine kalte Hand geweckt. Ich wusste sofort wer es war, wer es sein musste. Doch als ich meine Augen öffnete sah ich das er es nicht war. Die Hoffnung, die sich gerade gezeigt hatte, verschwand sofort wieder. Was sollte es also nützen aufzustehen, oder sonst etwas zu tun? Ich blieb einfach liegen und starrte in die Dunkelheit. Er redete auf mich ein, wollte das ich aufstand, doch ich sah keinen Sinn darin. Als nächstes spürte ich wie er seine Arme unter mich schob und mich hochhob. Er sagte mir ich solle meine Arme um seinen Hals legen, um mich fest zu halten, also tat ich es. Und dann brachte er mich nach unten. Er trug mich die Treppe hinunter und aus dem kleinen Zimmer hinaus. Dann über den Korridor und in sein Zimmer. Dort legte er mich auf das Sofa und gab mir etwas zu trinken. Ich nahm alles nur schwach war, ich war noch nicht ganz bei Bewusstsein. Kurz setzte ich mich halb auf um etwas zu trinken und ließ mich dann wieder auf das Sofa sinken. Wie spät es war wusste ich nicht. Als ich das nächste Mal meine Augen öffnete war es hell um mich. Erst jetzt realisierte ich, wirklich, wo ich war. Ich setzte mich auf und sah mich um, doch ich konnte ihn nicht sehen. Erschrocken drehte ich mich um als ich bemerkte das die Tür auf ging. Er sah mich an und lächelte kurz. Dann schloss er hinter sich die Tür und kam zu mir herüber. Er setzte sich neben mich auf einen der Sessel und sah mich an. Als ob es nichts gewesen wäre stellte er fest das ich auf dem Dachboden gewesen war. Ich nickte nur. Er wusste es ja sowieso, er hatte mich ja von dort oben geholt. Das erste was ich heraus brachte war: „Wer lebte dort oben?“ Natürlich hätte ich mir die Frage sparen können. Ich kannte die Antwort. Er erklärte mir das Liam dort oben gelebt hatte. Er hätte auch eines der anderen Zimmer haben können, doch er wollte den Dachboden. Sein Freund erzählte mir das Liam die meiste Zeit dort oben verbracht hatte. Er selbst war seit Jahren nicht mehr dort oben gewesen. Und ich war dumm genug hinauf zu gehen. Er sagte das es einige Zeit gedauert hätte bis er mich fand. Mittlerweile war es schon Sonntag, später Nachmittag. Oh man, was Dunkelheit alles bewirken konnte. Und immer noch kein Zeichen von Liam? Er musste bemerkt haben das ich daran dachte, vielleicht hatte er es an meinem Gesichtsausdruck gesehen, denn er schüttelte den Kopf. Ich sah nach unten und bemerkte wie schmutzig ich war. Meine Sachen waren bedeckt mit Staub und Dreck, sicher sah mein Gesicht nicht besser aus und auch meine Haare nicht. Ich stand auf und verließ sein Zimmer. Dann ging ich den Korridor entlang in das Zimmer in dem ich schlief. Dort nahm ich mir frische Sachen, davon hatte ich auch nicht mehr viele, ich würde dringend eine Waschmaschine brauchen. Sicher gab es hier eine. Er brauchte ja auch neue Sachen, egal ob Vampir oder nicht. Und dann ging ich ins Bad. Ich betrachtete mich im Spiegel. Ich sah wirklich schrecklich aus. Meine Haare standen zu allen Seiten ab und mein Gesicht war dreckverschmiert. Eine Dusche war genau das was ich jetzt brauchte. Eine warme Dusche. Dort oben war es nicht gerade warm gewesen. Auch nicht kalt, aber eben nicht warm. Ich ließ mir Zeit und wärmte mich richtig auf. Als ich fertig war tat ich auch der restlichen Hygiene genüge und ging dann hinaus. Ich hatte Hunger. Doch die Tüte war leer. Ob sein Freund wohl etwas zu essen hatte? Ich hoffte es, doch sicher konnte ich mir da nicht sein. Er war ja schließlich ein Vampir und brauchte so etwas nicht. Ich ging wieder zu seinem Zimmer und klopfte. Er bat mich herein und ich öffnete die Tür. Hinter mir schloss ich die sie und sah ihn an. „Hast du vielleicht etwas zu essen hier?“ Er lächelte und stand auf. Dann kam er auf mich zu und bat mich ihm zu folgen. Das tat ich natürlich und er führte mich nach unten in die Eingangshalle. Vom Fuße der Treppe ging er nach links und dort öffnete er die Tür gleich neben der Besenkammer. Zum Vorschein kam eine sehr moderne, große Küche. Er sagte mir das der Kühlschrank gefüllt sei mit allem was ich brauchen würde und ließ mich allein. Wow. Damit hatte ich nicht gerechnet. Und tatsächlich. Im Kühlschrank fand ich eine Menge essen. Doch mir sollte etwas einfaches genügen. Ich wollte ja noch mit ihm reden. Also nahm ich mir etwas, bereitete es schnell zu und aß anschließend. Als ich fertig war räumte ich alles auf und hinterließ die Küche so, wie sie mir übergeben wurde. Dann ging ich wieder zur Treppe, doch mein Blick fiel auf die verschlossene Tür auf der rechten Seite. Den Schlüssel hatte ich immer noch in der Tasche. Sollte ich sie öffnen? Was würde ich wohl dahinter finden? Würde ich es wirklich wissen wollen? Ich hatte die freie Wahl. Es war meine Entscheidung ob ich sie öffnen wollte. Genau so war es auch bei der Dachbodentür gewesen. Ich hatte mich entschieden sie zu öffnen. Ich hätte es nicht tun müssen. Ich hätte mir das alles ersparen können. Doch da hatte meine Neugier gesiegt. Jetzt wusste ich was passieren könnte. Ich ließ den Schlüssel da wo er war und ging die Treppe hinauf. Vielleicht ein andermal. Oben an der Treppe wurde ich schon erwartete. Er hatte bemerkt das ich damit gerungen hatte die Tür zu öffnen. So konnte ich gleich meine erste Frage stellen. „Warum habe ich den Schlüssel erhalten?“ Er sagte das es dazu diente meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Ich hatte die Wahl. So wie ich es gerade selbst erkannt hatte. Es war mir selbst überlassen. Wollte ich alles erfahren, oder war es besser einige Geheimnisse geheim zu lassen? Ich durfte frei entscheiden. Und das tat ich auch. Ich folgte ihm wieder in sein Zimmer und setzte mich auf das Sofa. Er sah jetzt noch freundlicher aus als zuvor. Lag es vielleicht daran das er keinen Durst hatte? Er war ja vor kurzem erst jagen gewesen. Vielleicht. Eine weitere Frage die ich stellen wollte erübrigte sich. Ich wollte nicht mehr wissen was hinter der verschlossenen Tür lag. Und wenn doch hatte ich die Möglichkeit es mir anzusehen. Den Schlüssel wollte er nicht wieder haben. Er dachte wohl das ich ihn vielleicht noch gebrauchen würde. Doch im Moment spielte das keine Rolle mehr für mich. „Was wird als nächstes geschehen?“ Er sagte mir wir müssten abwarten. Wir konnten nur warten. „Und was passiert wenn Liam nicht auftaucht?“ Es fiel mir schwer es auszusprechen, doch irgendwann musste es ja sein. Ich konnte nicht mein Leben hier verbringen und warten. Das ging einfach nicht. Ich hatte eine Familie die auf mich wartete. Auch wenn zwei davon sicher auch ohne mich konnten. Meinem Vater konnte ich das nicht antun. Er dachte kurz nach und sah mich dann wieder an. Für den Fall, das Liam nicht auftauchen würde, müsste er mich zu meiner Familie zurück bringen. Alles was danach geschehen würde läge nicht mehr in seiner Hand. Doch das würde er erst tun sobald er sicher war das Liam nicht mehr auftauchen würde. Praktisch, sobald er sicher war das Liam tot war. Er würde lange darauf warten können. Ich glaubte nicht das Liam aufgeben würde. Aufgegeben hatte. Ich wollte es nicht glauben. „Und was geschieht wenn Liam hierher kommt?“ Sollte Liam hier her kommen würde er uns einige Tage hier verstecken. Doch auch dann hätte er keine andere Möglichkeit als uns weg zu schicken. Er würde uns auch dann nicht weiter helfen können. „Und... wenn Liam lebt, aber nicht hier her kommt?“ Dann wäre es genau wie im ersten Fall. Er könnte mich nicht länger hier behalten. Aus irgendeinem Grund war ich mir sicher. Wenn Liam lebte und das tat er, dann würde er hier her kommen. Ich wusste es einfach. Den restlichen Abend redeten wir über alle möglichen Dinge. Und irgendwann packte mich wieder die Müdigkeit. Irgendetwas an diesem Haus machte mich müde. Also verabschiedete ich mich und ging in mein Zimmer zurück. Als ich auf den Wecker sah bemerkte ich das es bereits 1:47 Uhr am Morgen war. Wir hatten sehr lange geredet. Und dieses Gespräch hatte mich noch sicherer gemacht. Liam würde kommen. Ich musste wirklich nur warten. Ich lag in dem weichen Bett und dachte nach. Irgendwann schlief ich aber trotzdem ein. Als ich wach wurde war es schon wieder hell. Ich drehte mich auf die Seite und sah auf den Wecker. Es war 10:23 Uhr. Kaum war ich richtig wach geworden setzte ich mich auf. Ich blieb für einen Moment sitzen um richtig klar zu werden. Dann stand ich auf und ging ins Bad. Als nächstes ging ich hinunter in die Küche und machte mir etwas zu essen. Ich begann mich hier wirklich wohl zu fühlen. Wenn ich später einmal ein Haus haben wollen würde, dann so eins. Ich wusste das es viel verlangt war so ein Haus zu besitzen, doch es gab Wege. Nachdem ich etwas gegessen hatte räumte ich auf und verließ die Küche. Ich verspürte den Wunsch etwas zu lesen und ging in die Bibliothek. Dort sah ich mich um und durchstöberte die Regale. Hier gab es wirklich alles. Von Sachbüchern zu Filmbüchern, über Thriller bis hin zu Märchen. Es gab wirklich alles. Da ich mich nicht entscheiden konnte welches ich lesen wollte schloss ich meine Augen und griff wahllos eines der Bücher. Was mich wunderte, ich hatte ein sehr dünnes gegriffen. Eines von 7 die zueinander gehörten. -Die Chroniken von- NARNIA Die Reise auf der Morgenröte Lucy und Edmund werden gemeinsam mit ihrem schrecklichen Cousin nach Narnia gerufen. Sie sollen die verschwundenen sieben Lords finden. Mit der »Morgenröte«, dem Schiff König Kaspians von Narnia, begeben sie sich auf eine Reise voller Abendteuer, die sie bis ans Ende der Welt führt. Es klang sehr interessant, also begann ich zu lesen. Es war so dünn. Gerade mal zirka 200 Seiten, das ich es in wenigen Stunden gelesen hatte. Ich stellte es zurück in das Regal und sah mich weiter um. Als mir der Raum mit den Gemälden einfiel. Ihn wollte ich mir auch einmal ansehen. Gelesen hatte ich ja jetzt etwas, also verließ ich die Bibliothek und durchquerte die Halle. Auf der anderen Seite öffnete ich die Tür zu dem Raum der Gemälde und betrat ihn. Hinter mir schloss ich die Tür und lief einmal rings um den ganzen Raum. Dann setzte ich mich auf das Sofa und sah mir jedes Bild genauer an. Kapitel 47: 11 Personen ----------------------- Das erste Bild das ich mir ansah war sehr dunkel. Ich musste aufstehen um es näher zu betrachten. Darauf war eine Insel. In der Mitte der Insel stand ein schwarzes Schloss und rings um die Insel war dunkelblaues Wasser. Auch der Himmel war dunkelblau. Und kurz vor der Insel war ein kleines Bott. Und darin stand eine weiße Person. Unten auf dem Bilderrahmen war ein kleines goldenes Schild. Darauf stand: Boecklin – Isle Als nächstes zog ein grünes Bild meine Aufmerksamkeit auf sich. Diesmal sah ich mir zuerst das kleine goldene Schildchen an. Darauf stand: Monet – Der Seerosenteich – Harmonie in grün Und es war wirklich komplett aus Grüntönen. Ich erkannte einen See auf dem unzählige Seerosen schwammen. Darüber verlief eine kleine Brücke. Und im Hintergrund konnte man Bäume sehen. Einer der Bäume sah aus wie eine Weide. Es sah sehr schön aus. Grün war ja bekanntlich die Farbe der Hoffnung. Genau das fühlte ich. Hoffnung. Ich drehte mich zu der Wand, die der Tür gegenüber lag und mir viel ein sehr blasses Bild auf. Es war von: Leonardo da Vinci Und es hieß: Die Taufe Christi – Detail – Landschaft Es schien eine Extraanfertigung zu sein. Wahrscheinlich war dieser Ausschnitt eigentlich nur ein kleiner Teil eines gesamten Bildes. Bei diesem Bild musste man wirklich genau hinsehen um etwas zu erkennen. Im Vordergrund waren Bäume und Wiesen oder einfach nur Flachland. Dahinter wurde es langsam bergig. Und ganz hinten sah es aus als stünde ein Schloss auf einem großen Berg. Doch es konnten genau so gut auch einfach nur Sträucher sein. Da war ich mir nicht ganz sicher. Und auf der linken Seite konnte man Meer erkennen. Doch es konnte auch einfach nur Wald oder Himmel sein. Vor diesem Bild blieb ich einige Minuten stehen und betrachtete es. Irgendwann kam ich dann aber zu dem Schluss, das ich nicht herausfinden würde was dort dargestellt war. Vielleicht würde ich nachher einfach mal Liams Freund fragen. An dieser Wand hingen nicht viele Bilder. Keines davon interessierte mich weiter. Also drehte ich mich zur nächsten Wand um und überflog sie kurz. Zwei Bilder stachen heraus. Das eine von: Caspar David Friedrich – Wanderer Als erstes fiel einem der Hintergrund auf. Weite Berge und eine flache Ebene. Alles in blau gehalten. Und der Himmel mit Wolken bedeckt. Und dann sah man im Vordergrund einen riesigen Felsen auf dem ein Mann stand. Kurz hinter diesem Felsen waren noch weitere und auf manchen standen auch Bäume. Die Felsen weiter hinten wurden alle von Wolken bedeckt. Aus irgend einem Grund fand ich den Mann seltsam. Dort oben musste es sehr kalt sein. Es war schließlich über den Wolken. Doch er trug nur ein Jackett. Letztendlich war es nur ein Gemälde. Doch es sah so natürlich aus. Da dachte ich müsste auch der Mann natürlich aussehen. Und das zweite Bild, welches mir aufgefallen war war von: Rembrandt Und es hieß: The Mill Es war auch sehr dunkel. Bis auf den Himmel und das Wasser, beides war sehr hell. Am Himmel waren dichte schwarze Wolken zu sehen. In der Mitte des Bildes lag ein großer Berg und darauf stand eine Mühle. Ein kleiner Weg führte an dem Berg hinunter an das Ufer eines Sees der um den Berg herum führte. Auf dem See war ein kleines Bott, in dem ein Mann saß. Und am Ufer standen 2 Personen. Und auf der Straße oder dem Weg stand eine Frau mit einem Kind. Ich drehte mich noch einmal um mich selbst, doch die anderen Bilder interessierten mich nicht wirklich. Ich hatte gar nicht darauf geachtet was um mich herum geschah, denn erst jetzt bemerkte ich die Stimmen von draußen. Leise ging ich an die Tür und lauschte. Ich konnte Liams Freund hören. Er war sehr laut. Und er war zornig. Soweit ich mitbekam weil die andere Person ihm nicht zuhörte. Immer und immer wieder sagte er: Hör mir doch zu. Verstehst du nicht was ich dir die ganze Zeit sage? Doch die andere Person schien ihm nicht zuzuhören. Die andere Person brüllte durch die Halle: Aber ich rieche sie hier. Ich war wie erstarrt. Sollte das etwa... Das konnte doch nicht... Er hatte doch gesagt das... Der Vampir. Er war es. Jetzt erkannte ich seine Stimme. Das konnte doch nicht wahr sein. Es durfte einfach nicht wahr sein. Ich musste mich beruhigen. Dringend. Ich versuchte mehr von dem Gespräch, oder was immer es auch war, ob man es Gespräch nennen konnte, mitzukriegen. Liams Freund sagte das sie nicht hier sei. Das er versucht habe sie hier her zu locken, es habe aber nicht geklappt. Er hatte lediglich ihre Sachen gefunden. Deswegen würde es hier so riechen. Doch es schien, das der Vampir ihm nicht glaubte. Dann fragte Liams Freund ob der Vampir Liam getötet hatte. Doch ich hörte keine Antwort. Er antwortete nicht. Und dann brüllte er wieder: Er kommt. Wer kommt? Wer kommt? Ich begann zu zittern. Ich hatte Angst. Immer mehr stieg die Angst in mir auf. Liams Freund versuchte weiterhin den Vampir zu beschwichtigen, doch es schien nicht wirklich zu klappen. Ich verstand auch nichts mehr von dem was sie redeten. Ich hatte einfach nur Angst. Er würde bestimmt gleich merken das ich hier war. Das ich fast neben ihm war. Zum greifen nah. Er musste nur diese Tür öffnen. Dann hätte er mich. Dann wäre alles vorbei. Dann hörte ich wie Liams Freund begann zu brüllen. Er müsse ihm gehorchen und wenn er nicht sofort das tat was ihm aufgetragen wurde würde er seine Strafe erhalten. Für kurze Zeit konnte ich nichts hören. Dann gab es ein lautes Krachen und die Wände bebten. Die Tür war zugeschlagen worden. Ich hatte mich dabei so erschreckt das ich aufgeschrien hatte. Sofort wurde die Tür aufgerissen und Liams Freund sah mich ernst an. Doch nicht nur ernst, ich sah auch Verzweiflung und sogar etwas Angst in seinem Blick. „War das... der Vampir?“ Ich zitterte immer noch leicht. Er nickte. Dann sagte er mir das er es geschafft hatte ihn davon zu überzeugen das ich nicht hier war und das er ihn weggeschickt hatte. Er sollte weiter nach mir suchen. In der Nähe meiner Familie. Ihr würde dabei aber nichts geschehen. Ich brauchte mir also keine Sorgen machen. „Was ist mit Liam?“ Er schüttelte nur den Kopf. Wusste er nichts? Oder war es zu spät? Gab es keine Hoffnung? Hatte der Vampir gesagt das er ihn getötet hatte? Ich konnte gar nicht so schnell reagieren wie ich wieder in das Zimmer gedrückt wurde und vor mir die Tür geschlossen wurde. Ich hörte nur noch wie er sagte da kam jemand. Dann war alles still. Kurze Zeit geschah nichts, dann hörte ich wie die große Eingangstür wieder aufging. War er etwa zurück gekommen? Ich hörte keine Stimmen. Niemand sagte etwas. Ich hörte zumindest niemanden. Wer war dort draußen? Was geschah dort? Die Angst war verflogen, doch ich zitterte immer noch. Ich musste wissen was dort passierte. Vorsichtig legte ich meine Hand um die Klinke. Ganz langsam drückte ich sie hinunter. Und dann hörte ich die laute Stimme von Liams Freund. Er sagte: Jetzt die Tür zu öffnen wäre sehr töricht. Sofort ließ ich die Klinke los. Dann hörte ich Schritte. Hatte ich mich verraten? Natürlich hatte ich das. Nur wer war gekommen? Wäre es dieser Vampir gewesen hätte er etwas anderes gesagt. Er hatte doch offensichtlich gemacht das ich hier war. Oder hatte er es mit Absicht gesagt? Wollte er mich los werden? Aber warum hatte er mich dann grade noch beschützt? Ich wollte jetzt endlich wissen was dort los war. Wer dort war? Ich dachte gar nicht länger nach und öffnete die Tür. Ich erstarrte sofort. Damit hatte ich nicht gerechnet. Mein Herz setzte einen Moment aus. Und als es wieder zu schlagen begann stürzte ich in die Halle auf die beiden zu. „Liam!“ Ich fiel ihm in die Arme und begann zu weinen. Ich hatte ihn endlich wieder. Er lebte und er war wieder bei mir. Ich konnte mein Glück gar nicht richtig fassen. Ich war einfach nur froh und überglücklich ihn wieder umarmen zu dürfen. Für einen kurzen Moment erwiderte er meine Umarmung, doch dann brach er zusammen. Ich war nicht stark genug um ihn zu halten, also sank ich mit ihm zu Boden. Ich hatte ihn gesehen und war sofort zu ihm gerannt. Ich hatte nicht auf die unzähligen Wunden geachtet. Das musste sein Freund mit töricht gemeint haben. „Liam ...“ Ich hielt ihn in meinen Armen und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. Dann sah ich seinen Freund an. Er stand neben uns und sah zu uns herunter. „Tu doch was!“ Sagte ich laut und vorwurfsvoll. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht und er sagte: Wenn du mich lassen würdest. Er bückte sich und hob Liam hoch. Ich konnte gar nicht so schnell gucken wie die beiden verschwunden waren. „Wo seid ihr?“ Ich hörte ein kraftvolles hier und rannte die Treppe hinauf. Er hatte Liam in eines der Zimmer gebracht in die ich noch nicht gesehen hatte. Es sah fast genau so aus wie das in dem ich schlief. Er hatte Liam auf das Bett gelegt und begann ihm sein Hemd und die Hose, oder das was davon noch übrig war, auszuziehen. Als er bemerkte das ich da war sagte er ich solle nach unten gehen und so viele Handtücher holen wie ich tragen konnte. Sie wären in der Kammer neben der Besenkammer. Sofort rannte ich nach unten und holte welche. Ich legte sie vor das Bett auf den Boden und sah ihn an. „Was kann ich sonst tun?“ Er erwiderte nur: Nicht im Weg stehen. Und kümmerte sich nicht weiter um mich. Es ging viel zu schnell als das ich sah was er wirklich alles tat. Nach wenigen Augenblicken hatte er Liam größtenteils von dem Dreck und dem Blut befreit. Danach hatte er die Wunden gereinigt und verbunden. Dann deckte er ihn zu und schob mich aus dem Zimmer. „Kann ich nicht bei ihm bleiben.“ Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien doch vergebens. Wie sollte ich das auch schaffen? Dann sagte er mir das ich erst mal nicht zu ihm dürfte und ging hinunter. „Warum nicht?“ Er würde sehr viel Ruhe brauchen. Dadurch das er ein Vampir war würden seine Wunden zwar schnell heilen, er brauche aber trotzdem Ruhe um wieder zu Kräften zu kommen. Und er war sehr schwer verletzt, das würde den Heilungsprozess noch verlangsamen. „Wird er es schaffen?“ Er drehte sich noch einmal zu mir um und lächelte. Dann nickte er. Mehr nicht. Dann ging er nach unten um die Halle zu säubern. Kapitel 48: Für immer --------------------- Ich ging in mein Zimmer und legte mich auf das Bett. Liam war wieder da. Und er lebte. So wie ich es gesagt hatte. Doch er war sehr schwer verwundet, meinetwegen. Und jetzt konnte ich nicht zu ihm. Es musste doch einen Weg geben. Und wenn ich mich nur auf einen Stuhl setzen würde, von mir aus konnte der auch in einer Ecke stehen. Ich wollte doch nur bei ihm sein. Was war denn daran so schlimm? Ich hoffte nur das seine Wunden schnell verheilen würden. Er hätte gar nicht verwundet werden dürfen. Er hätte gar nicht gegen den Vampir kämpfen dürfen. Er hätte mich nicht in den Zug stoßen dürfen um mich zu retten. Und er hätte gar nicht wegen mir in Gefahr geraten dürfen. In der er jetzt immer noch war. Es musste doch einen Weg geben dieser Gefahr ein Ende zu machen. Irgendwie musste es doch gehen. Nur wie? Ich rollte mich auf dem Bett zusammen und dachte nach. Allmählich wurde es dunkel in dem Zimmer und ich sah das der Mond aufging. Vielleicht konnte ich ja jetzt zu ihm gehen. Es war schon einige Zeit vergangen. Obwohl ich nicht glauben konnte das solche Wunden so schnell verheilten. Auch wenn er ein Vampir war und es dadurch beschleunigt wurde. Ich könnte ja trotzdem zu ihm gehen. Leise stand ich auf und ging zur Tür. Ich öffnete sie so leise ich konnte und schloss sie auch so leise ich konnte. Dann sah ich mich auf dem Flur um. Ich konnte seinen Freund nirgends sehen. Ich hoffte er würde nicht gleich irgendwo auftauchen. Leise ging ich zu dem Zimmer in dem Liam lag und drückte die Klinke ganz vorsichtig nach unten. Doch ich ließ sie sofort wieder los als ich ihn hörte. Wo ich denn hin wolle? Ich sagte nichts sondern sah ihn einfach nur bittend an. Er lächelte und nickte dann kurz. Und er ermahnte mich leise zu sein. Dann verschwand er wieder. Ich ging in das Zimmer und schloss hinter mir die Tür. Die Vorhänge waren zugezogen und die Kerzen waren aus. Es war fast total dunkel. Nur der Mond der immer heller wurde brach ein wenig durch die Vorhänge. Ich ging hinüber zu dem Bett auf dem Liam lag und kniete mich davor. Ein paar Minuten lang sah ich ihn regungslos an. Er lag ebenfalls regungslos da. Er atmete nicht und seine Augen waren geschlossen. Doch er hatte mir ja gesagt er müsse nicht atmen und ich dachte wahrscheinlich würde es ihn jetzt zu sehr anstrengen. Und wenn etwas war dann hätte sein Freund das bestimmt schon mitbekommen. So wie er da lag hätte man denken können er schlief. Doch ich wusste ja das er nicht schlafen konnte. Wahrscheinlich war er nur zu erschöpft um die Augen offen zu halten. Was sollte er sich auch ansehen? Die Wand? Die Decke? Die Vorhänge? Wohl kaum. Ich hatte mich bereits hingesetzte und meine Arme auf das Bett gelegt. Meinen Kopf hatte ich auf meine Arme gelegt und sah ihn an. Da eine Decke über ihm lag konnte ich nicht sehen wie viele Wunden er hatte. Doch ich dachte mir das es vielleicht besser war es nicht zu wissen. Während ich ihn betrachtete, wie friedlich er da lag obwohl es keinesfalls friedlich war, dachte ich weiter nach. Es musste einfach eine Möglichkeit geben. Dieser Vampir wurde auf mich gehetzt weil ich das Geheimnis kannte. Ich wusste das es Vampire gab. Er wurde von Liams Freund geschickt. Vielleicht könnte ich ja ihn fragen wie ich ihn los wurde. Doch ich wusste die Antwort ja selber. Ich musste sterben. Doch dann würde auch Liam sterben. Dieser Weg war also schon einmal ausgeschlossen. Wir könnten uns verstecken. Nein. Wir hatten ja gesehen wohin das führte. Er hatte uns doch gefunden. Liam könnte gegen ihn kämpfen. Das war die Lösung die sein Freund mir offenbart hatte. Doch das ging nicht. Nicht in seinem jetzigen Zustand. Und ich glaubte nicht das er noch einmal gegen ihn kämpfen würde. Natürlich, wenn es um mein Leben ging. Doch ich wollte nicht das er es noch einmal tat. Ich wollte nicht das er noch einmal verletzt wurde, wegen mir. Und überhaupt sollte das nicht mehr passieren. Was blieb denn dann noch? Mir fiel einfach keine Lösung ein. Ich saß sehr lange da und sah ihn an. Und mir fiel einfach nichts ein. Doch dann, ganz plötzlich, wusste ich das ich die Lösung schon einmal ausgesprochen hatte. Sie gefiel ihm gar nicht. Liam hatte mich angeschrien ich solle nie wieder daran denken. Doch jetzt wurde mir klar das es die einzige Möglichkeit war diesen Vampir loszuwerden. Wenn ich selber ein Vampir wäre müsste er mich nicht mehr töten weil ich es wusste, ich wäre ja selber einer. Doch wie würde ich Liam dazu bringen? Wie konnte ich ihm erklären das es der einzige Weg war diesen Vampir loszuwerden? Und jetzt, wo ich darüber nachdachte, war es ja nicht nur das. Es wäre die Möglichkeit für immer mit Liam zusammen zu sein. Ich würde mich nie von ihm trennen müssen weil der Tod mich holte. Zumindest nicht des Alters wegen. Und so wie ich das mitbekommen hatte wurden Vampire auch nicht krank. Ich würde auf ewig mit ihm zusammen sein können. Die Frage war nur, würde er das auch wollen? Würde er ewig mit mir zusammen sein wollen? Und irgendwie stieß ich auf das nächste Problem. Ich würde zwar keine Extranahrung mehr brauchen, ich würde das selbe essen wie er. Doch erst mal dahin zu kommen. Er hatte selber gesagt das es sehr schwer war dem Menschenblut zu entsagen. Doch vielleicht war es ja einfacher wenn ich von Anfang an nur Tierblut kannte. Würde das die Umstände ändern? Lag es daran was ein Vampir zuerst bekommt? Es wäre natürlich ein Vorteil für mich. Ich würde nicht Jagd auf meine Familie machen. Doch wie würde ich ihnen die anderen Veränderungen erklären? Was würde sich eigentlich ändern? Ich würde blasser werden und kälter. Und schneller und stärker. Meine Augen würden sich verändern, natürlich meine Essgewohnheiten. Ich würde nicht mehr schlafen. Vielleicht würde ich elektrisches Licht nicht mögen. Ich wusste ja immer noch nicht ob es nun auf alle Vampire zutraf. Doch was war wenn ich doch Menschenblut trinken wollen würde? Dann könnte ich nicht bei meiner Familie bleiben. Wie würde ich es ihnen erklären? Meiner Mutter wäre es bestimmt recht. Und meinen Bruder würde es auch nicht stören, er würde ein Zimmer mehr haben und endlich seine Ruhe. Aber mein Vater. Wie sollte ich es ihm erklären? Dad ich werde ein Vampir damit mein Vampirfreund nicht getötet wird. Nein. Ich durfte ihm ja gar nicht sagen das ich ein Vampir werden würde. Dann wäre er in Gefahr. Vielleicht sollte ich einfach weglaufen. Mich nicht mehr melden, alles zurück lassen. Doch das konnte ich ihm nicht antun. Und wenn ich ihm sagen würde das ich weg gehen würde, dann würde er mich sicher nicht lassen. Und wenn ich ihm sagen würde ich hätte einen Freund und würde zu ihm ziehen? Das würde er sicher auch nicht erlauben. Und selbst wenn, dann würde er mich mindestens einmal die Woche sehen wollen, doch das würde nicht gehen. Die einzige Lösung die es gab brachte noch viele weitere Probleme mit sich. Das machte die ganze Sache nicht gerade einfacher. Ich wusste nicht wie lange ich da gesessen hatte. Und ich wusste auch nicht mehr zu welchem Entschluss ich gelangt war, doch als ich wach wurde war es hell. Die Sonne war so kraftvoll das sie durch die Vorhänge hindurch immer noch das ganze Zimmer erhellte. Ich hob meinen Kopf und sah mich um. Als ich auf Liam sah bemerkte ich das er mich ansah. Ich lächelte. Er zog seinen Arm unter der Decke hervor und nahm meine Hand. „Wie geht es dir?“ fragte ich ihn. „Besser, jetzt.“ Ich drückte seine Hand ganz leicht und sah ihn weiter an. Seine Stimme zu hören verscheuchte alle Angst und Traurigkeit die ich gehabt hatte. Ich war einfach nur froh und glücklich. Normalerweise hätte ich sofort angefangen ihm eine Predigt zu halten. Wie konnte er mich nur in diesen Zug werfen und sich dem Vampir opfern! In meinen Augen war es ein Opfer. Wie konnte er nur! Das würde ich ihn eigentlich fragen, doch jetzt wo ich ihn so ansah konnte ich es nicht. Ich konnte auch nichts sagen, ich wusste nichts zu sagen. „Woran denkst du?“ „Nicht so wichtig.“ „Doch, sag es mir.“ Ich seufzte leicht und sah ihn wieder an. „Ich hab mich gefragt warum du mich in den Zug gestoßen hast und dich dem Vampir geopfert hast.“ „Er hätte dich sofort getötet. Und ich hätte nicht versuchen können ihn zu töten. Ich hätte ihn von dir fern halten müssen. Da war es das einfachste. Und es war am sichersten für dich.“ „Und wegen mir wurdest du jetzt so schwer verletzt.“ „Nein.“ Er strich über meine Hand. „Ich war unachtsam. Es ist nicht deine Schuld.“ Ich war mit dieser Antwort alles andere als zufrieden, doch ich wollte jetzt nicht mit ihm diskutieren. Dazu war er noch zu schwach. „Komm hoch, leg dich zu mir.“ Er sah mich bittend an, also stand ich auf und legte mich vorsichtig auf das Bett. Er zog mich zu sich ran und legte einen Arm um mich. Er hatte schon wieder genug Kraft um stärker zu sein als ich. Es ging also wirklich schnell, nicht das man viel Kraft brauchte um stärker zu sein als ich. „Und wie geht es dir?“ „Mir geht es gut.“ Ich hatte mich wieder etwas zusammengerollt. „Wie bist du eigentlich hier her gekommen?“ Ich dachte kurz zurück, es musste schon eine Ewigkeit her sein. „Irgendwann wurde ich aus dem Zug geworfen weil ich keine Fahrkarte hatte...“ Jetzt fiel mir ein das er sie hatte. „Ich ging eine Gasse entlang als ich auf deinen Freund stieß. Er hat mich zu sich gebracht und sich um mich gekümmert.“ Dazu sagte er allerdings nichts. „Warum bist du hier her gekommen?“ Ein paar Augenblicke blieb es weiterhin still. „Du hast gesagt du würdest ihm vertrauen. Es war meine letzte Chance dich zu finden.“ Und ich hatte recht behalten. Wir konnten und mussten ihm vertrauen. „Ich weiß gar nicht mehr wie ich hier her gekommen bin.“ Es klang nicht so als wolle er es mir sagen, eher als spräche er mit sich selbst. „Was weißt du denn nicht mehr?“ „Ich rannte durch den Wald, ich hatte sein Haus gesucht. Und dann weiß ich nur wie ich dich hier schlafen sah.“ Er hatte einiges nicht mitbekommen. Aber wie war das denn möglich? Er schlief doch nicht. „Ich war unten in der Galerie als plötzlich jemand kam. Es war der Vampir. Dein Freund hatte ihn abgewimmelt. Und kurz danach kamst du. Er hatte mich zwar wieder in die Galerie geschickt ich sollte mich verstecken, doch als ich die Tür öffnen wollte um etwas zu sehen weil niemand etwas sagte machte er eine so komische Bemerkung das ich sicher sein konnte das es nicht der Vampir war. Dann bin ich raus in die Halle und dort standest du. Als ich zu dir kam und dich umarmte bist du zusammengebrochen.“ Es fiel mir schwer es zu sagen, die Erinnerung daran schmerzte. „Er hat dich dann hoch gebracht und dann durfte ich nicht zu dir. Gestern Abend habe ich mich rein geschlichen.“ Doch ich konnte ein paar Tränen nicht unterdrücken. Stumm liefen sie meine Wangen hinunter. Liam drückte mich leicht an sich. „Jetzt bin ich ja da.“ Ich wischte die Tränen weg und sah ihn an. „Ich will nicht das so etwas noch mal passiert. Ich hatte solche Angst ich könnte dich verlieren, dir würde etwas geschehen, wegen mir. Ich könnte es nicht ertragen. Ich will auch nicht noch einmal von dir getrennt werden. Ich...“ Er strich mir über den Rücken und versuchte mich zu beruhigen. „Shhh~, alles wird gut.“ Ich wusste wie alles gut werden würde. Und es war sicher nicht der Fall wenn ich ein Mensch bleiben würde. „Liam ...“ „Ja?“ „Es ist die einzige Möglichkeit.“ „Was denn?“ „Du... musst mich verwandeln.“ Kapitel 49: Vor der Rückfahrt ----------------------------- Es dauerte sehr lange bis er etwas sagte. Wahrscheinlich hatte er versucht seine Wut zu verbergen, doch er hätte noch so lange schweigen können, er hätte es nicht geschafft. „Ich soll was tun?“ Er hatte mich verstanden, warum er das jetzt fragte wusste ich nicht. Doch er hatte Hundertprozent verstanden was ich gesagt hatte. „Du musst mich zu einem Vampir machen, es ist die einzige Möglichkeit alle...“ Doch sofort unterbrach er mich. „Ich werde dich ganz sicher nicht Verwandeln! Das hatte ich dir bereits gesagt!“ Er war wütend. Oh ja und wie wütend er war. Doch irgendwie musste ich es schaffen ihn davon zu überzeugen. Es gab keine andere Möglichkeit. Ich setzte mich auf und sah ihn an. „Liam ... hör mir bitte zu.“ „Nein.“ Perplex sah ich ihn an. „Wieso nicht?“ „Weil ich dich nicht verwandeln werde!“ „Jetzt hör mir doch erst mal zu!“ „Nein, Lily. Was du dir zusammengereimt hast... es gibt andere Wege. Aber nicht diesen!“ Er wollte sich aufsetzten doch ich sah das es ihm Schmerzen bereitete. „Leg dich wieder hin.“ Doch er tat es nicht. Ich drückte ihn zurück in die Kissen und stand auf. „Bleib liegen.“ Dann verließ ich das Zimmer. Es machte keinen Sinn jetzt mit ihm darüber zu reden. Er war noch nicht komplett gesund. Und er würde es jetzt auch nicht einsehen. Es war der einzige Weg den wir hatten! Einen anderen gab es nicht. Grade als ich das Zimmer verlassen hatte stand sein Freund auf dem Flur. „Kann ich... mal mit dir reden?“ Er nickte und ging in sein Zimmer. Ich folgte ihm und setzte mich wieder auf das Sofa. Er bot mir etwas zu trinken an doch ich lehnte ab. Ich würde nach diesem Gespräch erst mal nach unten gehen und mir etwas zu essen machen, dann könnte ich auch etwas trinken. Er sah mich an und fragte was ich auf dem Herzen hatte. „Welche Möglichkeiten haben wir diesen Vampir loszuwerden?“ Er sah mich noch einmal kurz an und dann wandte er den Blick ab. Er dachte einige Zeit nach. Dann stand er auf und ging durch den Raum. Er überlegte wirklich sehr lange. Und ich dachte er wusste es bereits. Als er neben dem Sofa stand begann er zu reden. Er sagte es gäbe 2 Möglichkeiten. Die eine war das Liam ihn tötete und die andere war das er selber ihn zurück holen würde. Wobei Zweitens nicht in frage kam. Er hatte schon früher gesagt das er sich nicht einmischen würde. „Und es gibt wirklich nur diese Zwei?“ Warum kam nur außer mir keiner auf die Möglichkeit mich zu verwandeln? War er vielleicht auch dagegen? Sagte er es deshalb nicht? Oder dachte er ich würde sofort ablehnen und sagte es deswegen nicht? „Und was ist mit der Variante das ich verwandelt werde?“ Er sah mich nicht an. Es dauerte wieder ein paar Augenblicke ehe er zu sprechen begann. Er fragte mich wie ich darauf kam. „Der Vampir will mich, oder soll mich töten weil ich weiß das es Vampire gibt. Wenn ich nun aber selber einer wäre dann wäre das nicht mehr nötig.“ Er nickte, doch er sagte nichts. Hieß das jetzt ja es war eine Möglichkeit oder ja aber ich glaube nicht das es dazu kommt? Dann sagte er mir was ich bereits wusste. Ich würde es mit Liam klären müssen. Ja, so weit war ich auch schon. Ich stand auf und verließ auch dieses Zimmer. Dann ging ich nach unten und in die Küche. Es sah aus als wäre der Kühlschrank frisch gefüllt. Ich nahm mir ein paar Sachen raus und zauberte mir etwas zu essen. Was es war wusste ich selber nicht. Ein Mix aus ein paar Sachen die ich gegriffen hatte. Die Hauptsache war das es schmeckte. Ich saß sehr lange in der Küche und dachte nach. Ich war schon längst fertig mit essen. Dann stand ich auf und räumte die Küche auf. Als ich fertig war sah sie wieder genau so sauber aus wie ich sie vorgefunden hatte. Krampfhaft dachte ich über andere Möglichkeiten nach, doch es gab einfach keine. Der einzige Weg war es mich zu Verwandeln. Doch ich wollte mich deswegen nicht mit Liam streiten. Es musste auch einen Weg geben wie ich ihn ohne Streit überzeugen konnte, nur diesen hatte ich noch nicht gefunden. Ich verließ die Küche und sah mich um. Ich wusste nicht wieso, doch ich ging hoch, nach rechts, an allen Türen vorbei und ganz am ende des Korridors in den kleinen Raum. Hinter mir schloss ich die Tür, dann ging ich die Treppe hinauf und verschloss auch dort hinter mir die Tür. Ob man meine Schritte wohl hören würde? Ich hoffte nicht. Es wäre auch etwas dumm. Liam hatte jahrelang hier oben gelebt. Ich glaubte nicht das sein Freund die ganze Zeit hören wollte wie er hier oben umher lief. Ich ging bis ganz nach hinten durch. Aus der Küche hatte ich mir einen Lappen mitgenommen mit dem ich jetzt das Sofa abwischte. Dann setzte ich mich. Wie auch beim letzten Mal war alles dunkel. Es tat sogar gut, so musste ich nichts sehen und konnte mich in Ruhe konzentrieren. Ich hatte so lange nachgedacht, mir war gar nicht aufgefallen das ich schläfrig wurde. Schließlich war ich dann weggenickt. Als ich wach wurde wunderte ich mich kurz warum es so dunkel war, doch dann fiel mir wieder ein wo ich war. Wie spät es jetzt wohl war? Und vor allem welcher Tag war? Ich stand auf und ging hinüber zu dem Teleskop. Dort setzte ich mich wieder auf den kleinen Hocker und sah hindurch. Auch draußen war es dunkel und zu meinem Pech war es auch noch bewölkt. Doch jetzt wusste ich das es Abend oder Nacht war. Ich dachte kurz nach. Heute musste also... Hm. Ich zählte an den Fingern ab wie lange ich schon hier war und wie lange ich mit Liam unterwegs war. Dann überlegte ich an welchem Tag wir von zu hause weg sind. Heute musste Dienstag sein. Oder je nach dem ob es schon Nacht war, Mittwoch. Damit war es aus mit dem rechtzeitig ankommen. Und wie würde ich es erklären? So wie ich meine Mutter kannte wird sie bestimmt gleich dort anrufen wenn ich nicht rechtzeitig kam. Und dann würde der ganze Schwindel auffallen. So eine Scheiße aber auch. Doch damit würde ich leben müssen. Und ich würde es auch können. Das wichtigste war das Liam gesund wurde. Ich stand von dem kleinen Hocker auf und durchquerte den Dachboden. Die Tür schloss ich ab und ging dann die Treppe hinunter. Auch die untere Tür schloss ich hinter mir ab und lief dann den Korridor entlang. Als ich gerade an dem Zimmer von Liams Freund vorbei ging hörte ich Stimmen von drinnen. Ich lauschte kurz an der Tür und erkannte die Stimmen als Liam und seinen Freund. Dann ging ich in mein Zimmer. Doch ich war zu wach um zu schlafen. Und ich hatte ja erst geschlafen. Den Schlüssel legte ich auf den Tisch und setzte mich auf das Bett. Was sollte ich jetzt machen? Es schien Liam besser zu gehen. Vielleicht fuhren wir ja morgen schon nach hause. Vielleicht aber auch nicht. Ich wusste es nicht. Was ich jetzt brauchte war eine schöne, heiße Dusche. Also stand ich wieder auf, nahm mir ein paar frische Sachen und ging ins Bad. Dieses Mal ließ ich mir wieder richtig Zeit. Als ich fertig war zog ich mich an, trocknete meine Haare kurz etwas mit dem Handtuch ab und ging dann zurück. Womit ich nicht gerechnet hatte, auf dem Bett saß Liam. Ich legte meine alten Sachen in meinen Rucksack und ging dann hinüber zum Bett. Ich setzte mich neben ihn und sah ihn an. Er hatte mich auch schon die ganze Zeit angesehen. Hatte er etwa mit seinem Freund über meinen Vorschlag geredet? Irgendwie hoffte ich es. Ich hatte das Gefühl das sein Freund auf meiner Seite wäre. Ich wusste auch nicht warum, doch es kam mir so vor. Wahrscheinlich hatte er aber einfach nur gesagt: Das musst du mit ihr klären. Jetzt wo ich ihn genau ansah fiel mir auf das er gar keine Verbände mehr trug. Also war er wieder vollkommen gesund. Zum Glück. Ich wollte mir gar nicht vorstellen wie es wohl gewesen wäre wenn die Wunden nur wie beim Menschen geheilt wären. Er saß an das Kopfende gelehnt und ich mehr oder weniger vor ihm. Er beugte sich leicht vor und hob seine Hand. Dann strich er mir vorsichtig über die Wange. Ich zuckte leicht. Seine Hand war so kalt. Sie war wahrscheinlich nicht kälter als sonst auch, doch ich hatte gerade geduscht und das nicht gerade auf Körpertemperatur. Er sah mich leicht erschrocken und besorgt an. „Hast du... Angst?“ Ich konnte nichts sagen. Es war wie als wäre meine Kehle zugeschnürt. Ich schüttelte ganz leicht den Kopf und lächelte. Auch er lächelte leicht und ließ seine Hand an meiner Wange ruhen. Ich sah ihm direkt in die Augen. Irgendetwas war anders. Sie sahen nicht aus wie sonst. „Ich muss jagen gehen.“ Ach so. Er brauchte Blut. Wie lange er wohl schon ohne ausgekommen war? „Wenn ich zurück bin brechen wir auf. Wir sind schon viel zu lange hier.“ Ich nickte nur. „Wie lange wirst du weg sein?“ „Nur heute Nacht.“ Ich ließ mich nach vorne fallen und umarmte ihn. Für einen kurzen Moment erwiderte er meine Umarmung, dann schob er mich von sich. „Schlaf jetzt.“ Er küsste mich ganz kurz auf die Stirn und im nächsten Moment war er verschwunden. Ich überlegte gar nicht lange sondern schlüpfte unter die Decke und legte mich hin. Es dauerte zwar eine Weile doch schließlich schlief ich ein. Kapitel 50: Der alte Mann ------------------------- Als ich wach wurde war es bereits hell. Ich drehte mich auf die Seite und sah auf den Wecker, es war 9:47 Uhr. Ich stand auf und ging erst einmal ins Bad. Als ich mich im Spiegel betrachtete erschrak ich. Wobei ich eigentlich damit hätte rechnen müssen. Ich hatte schließlich mit nassen Haaren geschlafen, kein Wunder das sie jetzt total verwuschelt und zerzaust aussahen. Also nahm ich mir meine Bürste und brachte das Chaos halbwegs in Ordnung. Danach putzte ich mir die Zähne und wusch mir das Gesicht. Als ich fertig war verließ ich das Bad und sah mich in meinem Zimmer um. Alles war noch genau so wie am Abend, oder in der Nacht zuvor. Was suchte ich? Achselzuckend ging ich zur Tür. Ich hatte Hunger. Viel zu schnell geschah alles weitere. Ich hatte die Tür gerade geschlossen und mich umgedreht als ich Liam die Treppe hoch kommen sah. Im nächsten Moment stand er vor mir und hob mich hoch. Und einen Moment später küsste er mich schon. Für einen kurzen Augenblick war ich zu perplex um irgendwas zu tun. Dann legte ich meine Arme um seinen Hals und erwiderte den Kuss. Und die Schmetterlinge flogen nur so in der Gegend umher. Ich schlang meine Beine um seinen Körper und drückte mich fest an ihn. Ich war verwundert das er mich einfach so halten konnte. Doch warum darüber nachdenken? Wenn es so war dann war es eben so. Wir hätten uns garantiert noch nicht von einander gelöst hätte sich nicht ein paar Schritte von uns jemand geräuspert. Immer noch in dieser Haltung drehten wir uns zu ihm und sahen in an, beide grinsend. „Was?“ fragte ich. Er schüttelte nur den Kopf und sagte: Bitte nicht auf dem Flur. Wir haben genug Zimmer. Dann ging er in sein Zimmer. Ich sah Liam an und musste noch mehr grinsen. Und er küsste mich noch einmal. Dann löste ich meine Beine um ihn und war bereit das er mich runter lassen würde. Doch es geschah nichts. „Lässt du mich bitte runter?“ „Nein.“ „Warum nicht?“ „Ich kann dich doch auch runter tragen.“ Ich schlang meine Beine wieder um ihn und hielt mich an ihm fest. Das er sich so überhaupt bewegen konnte. „Du wolltest in die Küche?“ Ich nickte. Ganz normal ging er die Treppe nach unten, Gott sei dank in normalem Tempo. Unten angekommen lief er durch die Halle und dann in die Küche. Dort setzte er mich auf den Tisch und ging zum Kühlschrank. „Was möchtest du essen?“ Ich musste mir das lachen verkneifen. „Du kannst kochen?“ „Nein, aber ich kann dir ja helfen.“ Ich wusste nicht was mit ihm los war. Er war so fröhlich, total ausgewechselt. Lag es einfach nur daran das sein Durst gestillt war? Von hier aus konnte ich perfekt in den Kühlschrank gucken. „Also, ich brauch Eier.“ Die hatte er sofort erkannt und stellte sie auf den Tisch neben mir. „Dann brauch ich die Ölkrem“ anstatt Butter. Die jedoch erkannte er nicht. Ratlos durchforstete er den gesamten Kühlschrank. Leicht kichernd sagte ich: „Die gelbe Plastikflasche in der Tür.“ Er nahm sie raus und stellte sie auf den Tisch. „Dann Schinken und Käse.“ Komischer weise wusste er was was war und legte es mir auf den Tisch. Und dann sagte ich: „Und eine Pfanne.“ Für einen kurzen Moment sah er in den Kühlschrank, dann hatte er jedoch meinen Hinterhalt durchschaut und ging zum Schrank. „Eine große oder eine kleine?“ „Eine mittlere bitte.“ Also zog er eine Pfanne aus dem Schrank und stellte sie auf den Tisch, dann sah er mich an. „Noch was?“ „Ja. Salz und Pfeffer.“ Jetzt sah er sich in der Küche um. „Der Gewürzschrank ist da hinten.“ Ich zeigte in eine Ecke. Er ging hin, kramte darin herum und brachte zwei kleine Glasgefäße. Pfeffer und Salz. „Und ein Messer und ein Brettchen.“ Jetzt stand alles auf dem Tisch. Also lief ich mich auf den Boden rutschen und ging zum Herd. „Die Pfanne bitte.“ Er reichte mir die Pfanne. Ich stellte sie auf den Herd. „Schneidest du mal bitte den Schinken in Würfel?“ Also eigentlich viereckige Scheibchen. Er nahm das Brettchen und den Schinken und das Messer und machte das was ich gesagt hatte. Ich holte mir die Ölkrem und die Eier. Dann machte ich den Herd an und tat etwas von der Krem in die Pfanne. Neugierig stellte er sich neben mich und sah mir zu. Als die Krem begann zu zerlaufen schlug ich die Eier auf und tat sie in die Pfanne. 2 Stück sollten reichen. Sie begannen natürlich sofort weiß zu werden und es duftete auch sofort. „Gib mir mal bitte Salz und Pfeffer.“ Ich würzte die Eier und dann ließ ich sie etwas braten. Währenddessen sah ich Liam an. Für ihn schien es mal wieder nicht gut zu riechen. Ich grinste leicht und holte mir den Käse und den Schinken. „Bist du wirklich sicher das das Schmeckt?“ „Ja, warum nicht?“ „Na ja,“ er sah die Eier leicht angewidert an „es riecht nicht gerade lecker.“ „Also für mich riecht es lecker.“ „Das ist die Hauptsache.“ Er lächelte zwar doch als er wieder auf die Eier sah verzog er wieder das Gesicht. Ich verteilte die Schinkenscheibchen auf den Eiern und zupfte ein bisschen von dem Käse ab und verteilte auch ihn darüber. Dann drehte ich den Herd aus. Jetzt musste nur noch der Käse zerlaufen und mein Frühstück war fertig. Die Pfanne stand jetzt auf einer anderen Platte und ich räumte schon mal etwas auf. Den Rest, den ich nicht brauchte, stellte ich zurück in den Kühlschrank und Pfeffer und Salz wieder in den Gewürzschrank. Das Brettchen legte ich in die Spüle und dann nahm ich mir einen Teller aus dem Schrank und eine Gabel aus dem Schubfach. Dann tat ich mir die Eier auf und ging zum Tisch hinüber. Liam war mir gefolgt und hatte sich mir gegenüber gesetzt. „Willst du gar nichts trinken?“ Ach ja, das hatte ich vergessen. „Milch wäre nett.“ Sofort stand er auf und brachte mir die Milchpackung aus dem Kühlschrank. „Krieg ich auch eine Tasse bitte?“ Er holte eine aus dem Schrank und stellte sie mir auf den Tisch. „Danke.“ Er lächelte mich kurz an und sah dann wieder auf die Eier. „Keine Sorge, das schmeckt wirklich.“ Während ich aß redeten wir über die Rückfahrt. Wir würden bis zu dem Bahnhof an dem das Auto stand mit dem Zug fahren. Den Rest würden wir mit dem Auto fahren. Wenn nichts dazwischen kam würden wir am Morgen da sein. Das würde bedeuten mit einem Tag Verspätung. Ein Telefon gab es hier leider nicht und mein Handy war ja alle sonst hätte ich zu hause angerufen. Doch leider war das nicht möglich. Als ich fertig war räumte ich noch den Rest auf und wieder war die Küche sauber. Wir gingen hoch und ich packte meine Sachen, dann gingen wir zu seinem Freund. Er hatte mittlerweile schon unsere Tickets gebucht. Also konnten wir los. Er könnte uns allerdings nicht zum Bahnhof bringen. Unser Zug fuhr in einer halben Stunde, so war es eh zu spät um mit dem Auto zu fahren. Ich würde also wieder von Liam getragen werden. Na super. Und ich mochte es immer noch nicht besonders. Wenn ich daran dachte das ich vielleicht irgendwann selber so durch den Wald rennen würde. Es gruselte mich jetzt schon. Zum Abschied umarmte mich sein Freund und wünschte mir alles gute. Ich hoffte ihn irgendwann wieder zu sehen, denn irgendwie war er mir ans Herz gewachsen. Seine Tasche und meinen Rucksack nahm Liam über die Schulter dann hob er mich hoch. Ich legte meine Arme um seinen Hals und hielt mich fest, das Gesicht auf seine Schulter gelegt damit ich nichts sehen musste. Sein Freund öffnete die Tür und schon ging es los. Den ganzen Weg über sagte keiner etwas. Es dauerte auch gar nicht lange, vielleicht 10 oder 15 Minuten. Er war auch extra etwas langsamer gerannt damit wir nicht zu früh am Bahnhof waren. Kurz vorher hielt er an und ließ mich runter. Dann nahm er meine Hand und wir gingen auf den Bahnsteig. Unser Zug war der nächste, er stand schon an der Anzeige. Es waren noch 4 Minuten. Ich wusste wie viel 4 Minuten waren. Es reichten sogar 4 Sekunden um alles wieder zu zerstören. Ich sah mich auf dem Bahnsteig um. Alles kam wieder hoch. Die Angst die ich gehabt hatte. Alleine in diesem Zug. Sehen zu müssen wie Liam mit dem Vampir kämpfte. Ihn zurück lassen zu müssen. Plötzlich spürte ich einen leichten Druck an meiner Hand und sah zu Liam. „Dieses Mal wird nichts passieren, hab keine Angst.“ Ich versuchte zu lächeln und sah dann wieder auf das Gleis. Wenig später kam dann auch der Zug. Er hatte gerade gehalten als die Türen aufgingen. Eine Menge Menschen stiegen aus. Dann konnten wir einsteigen. Ich ging voran, doch ich ließ seine Hand nicht los. Wir gingen durch das Abteil und suchten nach freien Plätzen. Wir hatten einen Vierer gefunden. Die Tasche und den Rucksack stellte er auf 2 der Sitze, dann setzte er sich neben mich. Seine Hand hielt ich immer noch fest. Der Pfiff ertönte und dann schlossen sich die Türen. Es wunderte mich das alles so schnell ging. Beim letzten Mal hatte es viel länger gedauert. Dann setzte sich der Zug in Bewegung. Und seine Hand hielt ich immer noch fest. Es war wirklich nichts passiert. Lily, du kannst dich wieder abregen. Es ist alles gut. Er ist noch da und der Zug fährt. Nichts passiert. Ich atmete durch und sah mich um. Als erstes fiel mir Liams Blick auf. Er sah mich besorgt an. „Alles okay. Geht schon wieder. Ich hatte... nur Angst.“ Er drückte meine Hand leicht und lächelte. „Es ist alles gut. Dir passiert nichts.“ „Uns passiert nichts!“ Er zog mich näher zu sich und legte einen Arm um mich. So saßen wir schon eine Stunde da als der Zug wieder einmal anhielt. Ein paar Leute stiegen aus, ein paar Leute stiegen ein. Doch mittlerweile war der Zug total voll. Doch bis jetzt hatte sich noch niemand zu uns gesetzt. Vielleicht weil die Taschen dort standen, vielleicht aber auch weil sie Liam komisch fanden. Wie war ich eigentlich darauf gekommen? Er war doch gar nicht komisch. Obwohl, das er es für mich nicht war hieß ja nicht das das für alle zutraf. Oder einfach weil sie keine Lust hatten sich zu einem Pärchen zu setzten? Wer weiß. Der Zug hatte sich gerade wieder in Bewegung gesetzt als ein alter Mann das Abteil betrat. Er hatte nicht gerade die besten Sachen an und er sah auch nicht sehr gepflegt aus, trotzdem machte er einen netten Eindruck. Er sah sich in dem Abteil um und kam dann auf uns zu. Er sah uns an und fragte dann mit einer alten, wackligen aber freundlichen Stimme ob wir wohl so nett währen und ihm einen der beiden Plätze geben würde. Ich lächelte ihn an und nahm meinen Rucksack von dem äußeren Sitz. Dann stellte ich ihn auf den Boden zwischen meine Füße und lehnte mich wieder an. Langsam setzte er sich und atmete tief als er seine Jacke aufknöpfte. Sie war wohl etwas zu eng zum Sitzen. Ich hatte mich wieder gegen Liam gelehnt und meine Hand mit seiner verschränkt und sah hinaus. Nach ein paar Sekunden bemerkte ich wie er uns fröhlich anlächelte. Ich lächelte kurz zurück und sah dann Liam an. Er sah nicht so freudig aus, starr sah er aus dem Fenster. Ich wandte meinen Blick auch gerade wieder zum Fenster als der alte Mann etwas sagte. Er sagte: Junge Liebe ist schon etwas schönes, vor allem wenn sie frisch und stürmisch ist. Ich sah ihn an und überlegte kurz wie er das meinte. Er sah mich freundlich an und sagte: Zu stürmisch jedoch darf sie nicht sein. Weglaufen ist nicht gut. Niemals. Ich lächelte kurz und sah ihn wieder an. „Wir sind nicht weggelaufen. Wir...“ Ich sah kurz zu Liam. Was konnte ich denn jetzt schnell sagen? „... waren im Urlaub. Wir sind gerade auf der Heimreise.“ Der Mann atmete tief ein und wieder aus: Heim. Wie wunderbar ist es doch wenn man weiß das daheim jemand auf einen wartet. Das frisch gekochte Essen duftet durch das ganze Haus, alles ist freudig gestaltet und es ist warm. Wie schön war es doch als meine Frau mich so empfangen hatte. Er schien in Erinnerungen zu hängen, deswegen sagte ich nichts, doch ich sah ihn leicht fragend an. Warum es mich interessierte wusste ich selber nicht. Dann sagte er: Vor 3 Jahren, da ist sie von mir gegangen. „Was ist denn passiert?“ Meine Neugier war mal wieder viel zu groß. „Verzeihung, ich wollte nicht unhöflich sein.“ Ich sah ihn entschuldigend an. Doch er lächelte: Du musst dich nicht entschuldigen Kind. Es freut mich das sich jemand für einen alten Mann wie mich interessiert, wenn es auch nur kurz ist. Er dachte kurz nach und ließ den Blick schweifen. Ich wartete bis er weiter redete: Sie lag sehr lange im Koma. Schon fast ein ganzes Jahr, hatte einen Unfall die Gute. Was genau passierte wusste niemand. Als sie aufwachte bat sie mich um einen letzten Gefallen. Der letzte Wunsch. Wie gut kannte ich den aus Filmen. Doch das hier konnte man schlecht mit einem Film vergleichen. Und dieses Mal konnte ich meine Neugier zügeln, es wäre noch unhöflicher gewesen zu fragen was sie sich gewünscht hatte. Wenn er es mir sagen wollte würde er es tun. Und er tat es auch: Für den Fall das sie wieder in das Koma zurück fallen sollte solle ich sie sterben lassen. Sie hatte nur an Geräten gehangen. Sie hatte mir früher immer gesagt sollte es dazu kommen wolle sie lieber sterben, doch ich brachte es nicht übers Herz, dachte sie würde vielleicht doch noch aufwachen. „Wie traurig. Und sie haben ihr diesen Wunsch erfüllt?“ Wieder sah er mich freundlich an: Wieso denn traurig Kind? Sie lebt in einer besseren Welt und bald werde ich ihr folgen. Jetzt lächelte er glücklich, glücklicher als die Male davor. Ich lächelte zurück und sah aus dem Fenster. Der Zug wurde langsamer und er stand auf: Das ist meine, hier muss ich aussteigen. Er lächelte noch einmal zu mir und sah dann Liam an. Er legte eine Hand auf Liams Schulter und sah ihm direkt in die Augen: Die Frau die man liebt sollte man immer nur glücklich machen. Denk daran mein Junge. Dann verließ er das Abteil. „Was er wohl damit meinte?“ Ich sah zu Liam auf. Doch er sah dem Mann hinterher und dann aus dem Fenster. Also sah ich auch aus dem Fenster und dachte nach. Komisch. Was das wohl bedeuten sollte? Und warum es gerade jetzt passiert war? Wir fuhren noch 7 Stationen weiter. Dann hielt der Zug an dem Bahnhof an dem wir das letzte Mal gewesen waren. Liam nahm unsere Taschen und ich griff seine Hand bevor wir ausstiegen. Es war bereits früher Abend. Wir gingen den Bahnsteig entlang, zum Glück mussten wir nicht erst noch über die Brücke. Dann gingen wir durch das kleine Bahnhofshäuschen und schon standen wir auf der Straße. Wir hatten das Auto nicht direkt vor dem Bahnhof abgestellt, das war wahrscheinlich auch sicherer gewesen. Wir gingen nach rechts und die Straße den Berg hinauf. Es dauerte nicht lange da war die Straße zu Ende weil der Ort zu Ende war. Dort gingen wir in den Wald hinein der sich den Hang hinaufzog und gingen ein kleines Stück nach oben und etwas hinein. Und dann sahen wir auch schon das Auto. Es war wirklich ein Wunder das es noch dort stand, das keiner es geklaut hatte. Liam öffnete es und legte unsere Sachen hinein und wir stiegen ein. Als aller erstes würden wir Tanken müssen, der Tank war fast leer. Also fuhr Liam das Auto zwischen den Bäumen auf die Straße und wir fuhren in die Stadt. Meist gab es am Anfang oder am Ende einer Stadt Tankstellen. Es dauerte auch gar nicht lange da fanden wir eine. Während Liam das Auto voll tankte ging ich hinein um zu fragen wie wir am schnellsten zurück nach hause kamen. Nachdem ich die Stadt genannt hatte in die wir wollten und ich erfahren hatte wo wir eigentlich waren sah ich auf einer Karte, die an der Wand hing, nach einem Weg. Wir waren gar nicht so weit von zu hause weg. Wenn ich grob schätzen sollte und nach dem Maßstab der Karte ging waren es vielleicht 200 – 250 Kilometer. Liam kam rein und bezahlte, dann kam er zu mir und ich zeigte ihm den Weg. Er war auch leicht überrascht das es gar nicht so weit war. „Wir dürfen aber nicht mitten in der Nacht ankommen. Wir werden wohl irgendwo anhalten müssen.“ „Okay.“ Dann gingen wir zurück zum Auto und fuhren los. Wir waren zirka 3 Stunden unterwegs als es dunkel wurde. Die Dämmerung hatte schon begonnen und der Himmel wurde immer dunkler. Die Sterne wurden sichtbar und langsam ging auch der Mond auf. Als ich die Augen öffnete war es stockdunkel, bis auf die Scheinwerfer des Autos. Wir hatten angehalten. Verwundert setzte ich mich richtig hin und sah mich um. „Wo sind wir?“ Liam saß neben mir, wir mussten gerade erst angehalten haben. Er machte das Auto aus und sah mich an. „Auf einem Rastparkplatz. Für ein Hotel ist es schon zu spät und hier in der Gegend gibt es eh keine.“ „Ach so. Wie spät ist es denn?“ „Es ist kurz nach 3. Wir brauchen auch nicht mehr lange bis nach hause. 2 Stunden vielleicht. Es reicht wenn wir um 8 weiter fahren. Du solltest erst mal schlafen.“ „Okay.“ Ich drehte mich leicht auf die Seite und kuschelte mich an den Sitz. „Nicht hier, Dummerchen.“ Verschlafen sah ich ihn an. Dann sah ich auf die Rückbank. Okay, dann eben da. Aber, hatte er nicht vor ein paar Tagen gesagt dort sollte ich nicht mehr schlafen? Ich wollte gerade über die Sitze klettern als er mich festhielt. „Da auch nicht. Wir fahren nicht und hinten sind ein paar Decken. Im Kofferraum hast du mehr Platz.“ Verwundert sah ich ihn an. Ich sollte im Kofferraum schlafen? Aber da war er doch so dagegen gewesen. Er zog mich auf seinen Schoß und öffnete die Tür. Dann drehte er sich leicht und stieg aus, wobei er mich mit hinaus hob. Dann ging er um das Auto herum und öffnete den Kofferraum. Da lagen wirklich ein paar Decken, 3 um genau zu sein. Was machten 3 Decken im Kofferraum? Egal, sie waren bestimmt schön weich. Ich drehte mich aus seinen Armen heraus und kroch in den Kofferraum. Eine Decke legte ich mir als Kissen hin. Eine weitere als Unterlage. Und mit der dritten deckte ich mich zu. Ich zog sie bis ganz hoch über meine Schultern. Ich bekam gar nicht mit das Liam immer noch da stand und mich ansah. Er rückte meine Beine ein Stück nach hinten damit sie nicht eingeklemmt wurden und dann machte er die Kofferraumklappe zu. Ich drehte mich noch etwas um dann einzuschlafen. Was ich jetzt mitbekam geschah bestimmt nicht im Zustand des Wachseins. Schläfrig drehte ich mich auf den Rücken und sah mich um. Ich bekam mit das ich mich im Kofferraum befand und setzte mich auf. Wo war Liam? Ich sah über die Sitze nach vorne und dort saß er. Starr wie eine Statue auf seinem Platz. „Liam ...“ sagte ich schläfrig. Er drehte sich sofort um und sah mich an. „Du sollst doch schlafen.“ Er sagte es freundlich, nicht wie manches andere Mal. „Hier hinten ist es so einsam.“ „Wenn du schläfst merkst du das gar nicht. Und ich bin doch hier.“ „Nein, du bist da und nicht hier.“ Ich wusste gar nicht was ich sagte. Wahrscheinlich weil ich fast schlief. Leicht lächelnd stieg er aus dem Auto und auf dem Rücksitz wieder ein. „Dann bleibe ich jetzt hier, okay?“ Ich grummelte doch es war besser als gar nichts. Dann gab ich ihm einen Gutenachtkuss und legte mich wieder hin. Als ich dann wieder erwachte war es hell. Verblüfft sah ich um mich. „Was mach ich denn im Kofferraum?“ Sagte ich leicht benommen und drehte mich auf den Rücken. „Du hast geschlafen.“ Liam saß auf dem Rücksitz und sah zu mir herunter. „Und wie bin ich hier her gekommen?“ „Ich hab dich heute Nacht dort hin getragen. Weißt du das nicht mehr? Du hast die ganze Zeit mit mir geredet.“ Verwirrt sah ich ihn an. „Daran kann ich mich nicht erinnern. Was hab ich denn gesagt?“ Er grinste leicht. „Ach, wenn du es nicht weißt, vielleicht hab ich es mir ja nur eingebildet.“ „Ja klar. Jetzt sag schon, was hab ich gesagt?“ „Nicht so wichtig.“ „Liam!“ Ich hatte mich aufgesetzt. „Wir müssen weiter.“ „Wie spät ist es denn?“ „Halb 9.“ „Oh, du hättest mich doch wecken können.“ „Ich wollte dich nicht stören, du hast so friedlich ausgesehen.“ Er lächelte leicht. Ich verdrehte die Augen und sagte: „Das sagen sie immer. Würdest du bitte die Klappe aufmachen?“ „Sicher.“ Er stieg aus und kam herum. Dann öffnete er die Klappe vom Kofferraum und ließ mich raus. Als ich stand streckte ich mich erst einmal und atmete die frische Luft ein. „Was meinst du wie lange wir noch brauchen?“ „Vielleicht 2 Stunden.“ Ich streckte mich und sah mich um. „Okay.“ Dann sah ich das Toilettenhäuschen. „Du ich geh mal eben...“ Und dann ging ich auch schon los. Als ich wieder kam saß er bereits startklar im Auto. Ich stieg ein und er fuhr sofort los. „Heute ist Donnerstag oder?“ „Ja.“ „Gut.“ Ich sah die restliche Fahrt aus dem Fenster und überlegte wie ich es am besten meiner Mutter erklärte das ich einen Tag zu spät kam. Und dann fuhren wir schon auf unseren Hof. Ich freute mich wieder hier zu sein. Aber nicht wegen meiner Familie, sondern wegen dem alten Haus. Ich sah es endlich wieder. Ich war Glücklich. Wir stiegen aus und ich nahm meinen Rucksack. Dann gingen wir zur Tür, ich hatte meinen Schlüssel schon heraus gekramt. „Heute Abend hole ich dich. Dann reden wir weiter.“ Ich nickte und küsste ihn noch mal. Für den Fall das meine Mutter jetzt einen Aufstand machen würde brauchte ich eine Stärkung. Er erwiderte meinen Kuss und legte seine Arme um mich. Als ich mich von ihm löste sagte ich: „Bis nachher.“ Und ging dann hinein. Kapitel 51: Danke Mum --------------------- Ich ging die Treppe hinauf und zog mir oben die Schuhe aus. Dann öffnete ich die Feuerschutztür und lauschte. Ich konnte niemanden hören. Vorsichtig schloss ich sie und öffnete meine Zimmertür. Ich schloss die Tür hinter mir und atmete durch. Als aller erstes bemerkte ich die schlechte Luft. Ich stellte meinen Rucksack auf den Boden und ging hinüber zum Fenster. Ich nahm das Brett weg und stellte es auf den Boden, dann öffnete ich das Fenster. Und dann öffnete ich das andere Fenster. Beide komplett. Ich wäre ja hier und für 5 Minuten die es brauchte bis das Zimmer durchgelüftet war brauchte ich keinen Beschützer. Während es durchlüftete packte ich meinen Rucksack aus. Ich machte einen Stapel mit meinen Klamotten fertig die ich sofort waschen würde. Dann schloss ich die Fenster wieder und ließ das eine zum Tümpel hin angeklappt. Dann ging ich ins Bad. Dort tat ich die Wäsche in die Waschmaschine und stellte sie an. Dann holte ich meine Waschsachen und machte mich erst mal frisch. Als dann alles erledigt war ging ich vor in die Küche. Mein Bruder musste bei Freunden sein, denn er war nicht da. Und wo anders war er bestimmt nicht. Mein Vater war arbeiten, so wie sonst auch. Nur meine Mutter saß im Wohnzimmer. Als ich rein kam sah sie mich an. Sie sah nicht gerade freundlich aus. „Tut mir leid das ich erst heute...“ Doch sie unterbrach mich sofort und schrie: Wo warst du? „Ich... wir hatten unterwegs Probleme und...“ Doch sie unterbrach mich schon wieder: Ich hab gefragt wo du warst. „Na, in diesem Camp. Darüber hatten wir doch geredet und...“ Und schon wieder: Du bist eben nicht dort gewesen! Lüg mich nicht an. Jetzt stand sie auf und kam auf mich zu. „Ich...“ Sie ließ mich gar nicht zu Wort kommen: Ich habe gestern dort angerufen. Mir wurde gesagt das du gar nicht dort warst. Du hättest einen Brief von uns geschickt du währst krank geworden. Weißt du eigentlich wie peinlich es ist gesagt zu bekommen das das eigene Kind wahrscheinlich weggelaufen ist? Sie schrie immer lauter. Vor Wut wurde sie schon ganz rot im Gesicht. „Es tut mir leid ich...“ Es war wirklich unglaublich: Deinen es tut mir leid Scheiß kannst du dir sonst wo hin stecken. Ich will wissen wo du gewesen bist! „Ich... ich...“ Sie stand schon fast vor mir: Hör auf mit der Stotterei! Wo warst du? Sag es mir, sofort! „Ich war...“ Was sollte ich ihr denn sagen? Mir fiel nichts ein. Ich wusste nicht was ich ihr sagen sollte. Aber sie ließ mir keine Zeit zum nachdenken: Wer war das der dich abgeholt hat? Warst du bei ihm? Also wenn nicht das ganze Dorf mithören konnte wusste ich auch nicht. Sie war total außer sich vor Wut. Ich konnte nur nicken. Sofort sah sie mich mit aufgerissenen Augen an. Warum hatte ich nur genickt? Ich hätte nein sagen können. Scheiße. Und schon schrie sie: Was hast du? Sag es mir ins Gesicht! „Ich... ja.“ Sie stand so dicht vor mir, sie holte aus und schlug mich: Was fällt dir ein? Wie kannst du es wagen? Hab ich dich so erzogen? Durch den Schock das sie mich geschlagen hatte wurde auch ich wütend. „Du? Du willst mich erzogen haben? Dad hat mich erzogen! Nicht du!“ Und das schrie ich ihr entgegen. Für einen kurzen Moment war sie zu perplex um etwas zu sagen oder zu tun. Dann holte sie erneut aus und schlug mich noch einmal. Ich konnte es nicht fassen. Ich drehte mich zur Tür und wollte in mein Zimmer da packte sie mich am Arm: Du bleibst schön hier, wir sind noch nicht fertig. Was wollte sie denn noch machen? Mich noch mal schlagen? „Las mich los!“ Ich versuchte mich aus ihrem Griff zu befreien doch sie war sehr stark. Es wunderte mich, wo hatte sie diese stärke her? „Los lassen!“ Sie zog an meinen Arm und sagte laut: Du bleibst schön hier. Mach was ich sage! Ich bin deine Mutter. „Du bist nicht meine Mutter! Währst du meine Mutter würdest du mich lieben und nicht schlagen!“ Erschrocken sah sie mich an: Sag das noch einmal und ich...! „Du bist nicht meine Mutter!“ brüllte ich ihr entgegen. Stocksauer und außer sich griff sie nach einem sauberen Topf der auf dem Herd stand und schlug ihn mir gegen den Kopf. Für einen kurzen Moment wurde alles schwarz um mich. Als ich wieder zu mir kam lag ich auf dem Boden. Mein Kopf schmerzte und ich sah mich blinzelnd um. Sie stand neben mir, den Topf immer noch in der Hand. Mir fiel auf das etwas Blut an ihm war. Erschrocken sah ich zu ihr auf und versuchte aufzustehen, doch es ging nicht wirklich. Wütend sah sie mich an, wahrscheinlich machte es ihr gar nichts: Und jetzt sag noch einmal ich wäre nicht deine Mutter. „Du bist es einfach nicht.“ Sagte ich schwach, doch ich würde ihr nie zugestehen das sie meine Mutter war, nicht nach dem was sie getan hatte. Einen Augenblick später spürte ich wie der Topf meinen Arm traf. Ich schrie auf vor schmerz und hielt mir den Arm. Das nächste Mal traf er meine Hüfte und dann wieder meinen Arm aber dieses Mal auf meine Hand. Es fühlte sich an als würden meine Fingerknochen brechen. Ich schrie und schrie. Doch niemand schien mir zu Hilfe zu kommen. Tränen rannen mir die Wangen runter. Und sie schien einfach nicht auf zu hören. Sie schien total die Kontrolle über sich verloren zu haben. Und so wie es aussah schien sie noch mal auf meinen Kopf zu zielen. Doch dann stand mein Bruder in der Tür und sie ließ den Topf fallen. Er traf mich am Bein, doch es tat bei weitem nicht so weh wie als sie zugeschlagen hatte. Sie nahm ihn in die Arme und drückte sein Gesicht gegen ihren Körper. Dann flüsterte sie ihm etwas zu und sah mich wütend an: Mach das du hier raus kommst. Deinem Bruder so etwas anzutun, das er so etwas mit ansehen musste. Das du dich gar nicht schämst. Verschwinde! In dein Zimmer. Das hat Konsequenzen. Was? Drehte sie jetzt völlig durch? Sie schob meinen Bruder an mir vor bei ins Wohnzimmer. Ich sah noch wie er mich unter ihrem Arm hindurch ansah. Das er mit ansehen musste was für ein Monster seine Mutter war. Es tat mir leid. Doch ich konnte ja nichts dafür. Nicht ich war das Monster, sondern sie. Ich versuchte aufzustehen, doch es ging nicht. Dann hörte ich wie sie wieder aus dem Wohnzimmer kam und schrie: Du bist ja immer noch hier. Dann riss sie mich an einem Arm hoch und zerrte mich durch den Flur. Ich konnte mich einfach nicht halten und sank immer wieder zusammen. Doch das störte sie gar nicht. Sie schleifte mich zu meiner Zimmertür, riss sie auf und stieß mich hinein. Dann knallte sie die Tür zu und ich hörte wie sie den Flur entlang ging. Ich war hart auf dem Boden aufgekommen. Noch mal direkt auf den Arm auf den sie geschlagen hatte. Ich spürte wie Blut an meinem Kopf entlang lief. Mein ganzer Körper schmerzte, ich bekam schlecht Luft. Ich wollte mich auf mein Bett legen doch ich schaffte es nicht aufzustehen. Noch nicht einmal über den Boden kriechen konnte ich. Ich hatte es geschafft mich auf meine Arme zu stützen. Doch meine Hand die sie erwischt hatte begann zu schmerzen und ein Stechen ließ mich zurück auf den Boden fallen. Ich hatte nicht unter Kontrolle wie ich fiel. Und abfangen konnte ich mich auch nicht. So knallte ich mit dem Kopf gegen meinen Stuhl. Ich spürte wie mir schwindlig wurde und wenige Sekunden später wurde alles um mich herum schwarz. Kapitel 52: Glück ----------------- „Lily.“ Rief irgendwer meinen Namen? „Lily.“ Da war es schon wieder, aber so leise. Warum kann ich denn meine Augen nicht auf machen. Sie waren viel zu schwer. Ich war zu schwach. Und ständig hörte ich wie jemand ganz leise meinen Namen sagte. Was war nur los hier? Sag mir doch einfach was los ist. Ich wollte sprechen doch auch das ging nicht. Ich brachte keinen Ton heraus. Das durfte doch nicht wahr sein. Warum geht denn hier gar nichts mehr? Jetzt reiß dich zusammen! Mach die Augen auf! Verdammt. Ich versuchte mich zu Konzentrieren, meine Augen langsam auf zu machen. Doch irgendwie ging es schwerer als gedacht. „Lily.“ Da war es schon wieder, doch dieses Mal klang es anders. So, überrascht. Plötzlich tauchte Licht vor mir auf. Alles wurde hell, doch zu hell für mich. Ich blinzelte, meine Augen mussten sich langsam an das Licht gewöhnen. Und Stück für Stück wurde alles klarer. Ich wollte eigentlich meinen Kopf drehen damit ich sehen konnte wo ich war, doch höllische Schmerzen verhinderten das. Alles was ich sehen konnte war weiß. Sollte das der Himmel sein? Nein. Im Himmel spürt man doch keine Schmerzen. Also nicht der Himmel. „Wo...“ Mehr brachte ich gar nicht zu Stande. Meine Stimme versagte. „Du bist im Krankenhaus.“ Krankenhaus? Wieso? Was war denn? Nein. Nicht schon wieder Krankenhaus. Ich will hier nicht sein. Ich strengte mich an meine Augen noch weiter auf zu bekommen. Dann sah ich Liam neben mir. Ich sah ihn an und erschrak. Warum sah er so aus? Warum sah er mich so an? Was war denn passiert? „Was...?“ „Shhh~ Ich weiß es nicht. Das musst du uns sagen. Aber ruh dich erst mal aus.“ Also war irgendwas passiert. War ich schon wieder irgendwo runter geflogen? Ich wusste es nicht. Ich konnte es nicht sagen. Aber wen meinte er mit uns? War denn da noch jemand? Ich sah nach vorne und dort stand ein Arzt. Jetzt kam er auf mich zu und stellte sich auf meine andere Seite. Er drehte meinen Kopf leicht zu sich. Aua~ Das tut weh. Hatte ich mich am Kopf gestoßen? Jetzt leuchtete er mir mit einer kleinen Taschenlampe, so sah es aus, in die Augen. Ich versuchte mich wegzudrehen, das Licht blendete mich, doch es ging nicht. Dann sah er auf sein komisches Brett das er in der Hand hatte und dann wieder zu mir. Er fragte mich ob ich wusste was passiert war. „Nein.“ Es musste nur eine kurze Antwort sein. Gott sei dank, mehr hätte ich wahrscheinlich auch nicht zu Stande gebracht. Jetzt sagte er noch etwas zu Liam und verschwand dann. Ich drehte meinen Kopf so gut es ging zu Liam und sah ihn an. „Was... ist passiert?“ Super. Das ging ja gut. „Ich hab dich in deinem Zimmer gefunden. Ich weiß nicht was passiert ist.“ Ich konnte einfach nicht begreifen warum er mich so ansah. Was war denn los? Er sah so wütend und traurig und besorgt und sogar etwas ängstlich aus. „Der Arzt hat gesagt du hast einen Schlag auf den Kopf bekommen.“ Auf den Kopf? „Ich hab dich so in deinem Zimmer gefunden. Du langst auf dem Boden, voller Blut.“ Voller Blut? Aber... Wie hatte er es dann geschafft...? „Der Arzt glaubt du wurdest verprügelt. Du hast überall blaue Flecke und Prellungen und deine Hand ist gebrochen.“ Was? Wie soll ich das denn geschafft haben? Hatte er nicht gesagt verprügelt? Nein. Wer sollte denn...? Plötzlich fiel mir alles wieder ein. Ich konnte ihn nicht mehr ansehen. Ich drehte mich weg und im nächsten Moment spürte ich wie mir Tränen die Wangen entlang liefen. Deutlich sah ich wie alles geschah. Wie sie nach dem Topf gegriffen hatte. Auf mich eingeschlagen hatte. „Lily. Was hast du?“ „Nichts.“ „Bitte sie mich an.“ Ich schüttelte leicht den Kopf. Das es ein Fehler war merkte ich sofort. Mir wurde leicht schwindlig. „Lily, bitte.“ Ich konnte nicht. Es... ging nicht. „Weißt du was passiert ist?“ „Nein.“ „Lily, bitte sag es mir.“ Ich wollte es nicht glauben. Das konnte einfach nicht passiert sein. Meine eigene Mutter. „Bitte.“ Er klang total verzweifelt, das konnte ich einfach nicht ertragen. Ich drehte mich wieder zu ihm und sah ihn an. Als er sah das ich weinte sah er mich erschrocken an. Dann wischte er die Tränen vorsichtig weg. „Was ist passiert?“ „Meine... meine Mutter. Da stand... ein Topf...“ Jetzt sah er mich mit großen Augen an. „Deine Mutter hat...“ „Shhh~ bitte... ich will nicht das jemand...“ „Aber...“ Ich sah ihn flehend an. Niemand sollte davon erfahren. Wenn mein Vater davon erfuhr. Das durfte einfach nicht passieren. Sie war ja nur zu mir so. Meinem Bruder drohte keine Gefahr. Und meine Eltern liebten sich. Mein Vater wusste ja nicht wie sie zu mir war. Und das sollte er auch niemals erfahren. „Und was ist wenn du wieder zu hause bist?“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich geh nicht zurück!“ Es war das erste was ich klar und deutlich sagen konnte. Und ich würde auch nicht zurück gehen. „Aber... Wo willst du denn dann hin?“ Ich sah weg. Er wusste genau was ich wollte. Und jetzt war es wirklich die einzige Möglichkeit. „Liam bitte.“ Ich sah ihn wieder an. „Ich will nicht zurück. Ich will bei dir bleiben, ohne das dir Gefahr droht. Bitte.“ „Aber... Ich kann das nicht. Das ist nicht dein Schicksal.“ „Ich will es aber so. Bitte Liam, tu mir den Gefallen. Auch wenn es ein sehr großer ist. Bitte.“ „Du wirst mich dafür hassen wenn ich es getan habe. Ich kann es nicht Lily. Du verlangst zu viel.“ „Mensch zu bleiben und mit dir zusammen sein wollen, das ist zu viel verlangt. Ich will nicht das dir was passiert ich... bitte Liam bitte.“ Er sah zu Boden. Dachte er nach? Ich hörte ein leises Seufzen, dann sah er mich wieder an. „Bist du... bist du dann... Glücklich?“ „Ich könnte für immer mit dir zusammen sein. Mehr brauche ich nicht.“ Eigentlich hätte ein `Ja´ auch gereicht. Aber ich wollte es noch mal deutlich machen. Obwohl ich gar nicht wusste was ich eigentlich sagte. „Ich muss jetzt gehen.“ Was? Wieso? „Ich muss noch ein paar Dinge erledigen bevor...“ Er sah mich traurig an. Dann küsste er mich sanft auf die Stirn und verschwand. Bevor? Hieß das jetzt...? Ja. Kapitel 53: Es war so weit -------------------------- Nach dem Liam verschwunden war kam eine Schwester in mein Zimmer und fragte ob ich irgendetwas brauchte. Dann zog sie die Vorhänge zu und sagte ich sollte noch etwas schlafen. Mir gingen so viele Dinge durch den Kopf. Erst als ich über alles nachgedacht hatte konnte ich schlafen. Als ich wach wurde ging gerade die Tür auf. Der Arzt kam herein und untersuchte mich noch einmal. Dann fragte er mich ob ich mittlerweile wüsste wie das passiert war, doch ich verneinte. Als er das Zimmer wieder verlassen hatte sah ich mich um. Es sah genau so aus wie das Zimmer in dem ich das letzte Mal gelegen hatte. Ich hasste Krankenhäuser, hier war alles so kalt und einsam. Plötzlich ging wieder die Tür auf. Wer war das denn schon wieder? Ich wollte meine Ruhe haben, nachdenken. Wäre es Liam dann hätte ich nicht bemerken das die Tür aufging. Er konnte es also nicht sein. Doch wer war es dann? Ich sah zur Tür und hinein kam ein großer Mann. Das er irgendwann kommen würde hätte ich mir denken können. Er war schließlich mein Vater. Es war ein Wunder das er nicht schon früher her gekommen war. Doch wie hatte er erfahren das ich im Krankenhaus lag? Meine Mutter wusste es nicht. Hatte Liam es ihm gesagt? Als er sah das ich wach war schloss er hinter sich die Tür und kam zu mir ans Bett. Er betrachtete mich von oben bis unten. Dann gab er mir einen Kuss auf die Stirn und setzte sich auf den Stuhl der direkt neben dem Bett stand. Als erstes fragte er wie es mir ging. „Den Umständen entsprechend?“ Ich lächelte ganz leicht, mehr hätte wahrscheinlich weh getan. Dann fragte er was denn passiert sei. Ich sagte ihm das selbe wie dem Arzt. Ich konnte ja nicht auf einmal wissen was passiert war. Das ging ja nicht. Und was sollte ich meinem Vater schon sagen? Das ich gestürzt sei? Das würde er mir sowieso nicht glauben. Er erzählte mir das er sofort hier her gekommen sei als er erfahren hatte das ich hier war. Er habe nur schnell zu hause angerufen und bescheid gesagt. „Wer hat es dir denn gesagt?“ Ich hatte zwar jetzt die Kraft in ganzen Sätzen zu reden, doch meine Stimme klang kraftlos. Als ich das fragte sah er mich verwundert und grübelnd an. Dann sagte er das er den jungen Mann selber nicht kannte. „Das muss Liam gewesen sein.“ Jetzt sah er mich fragend an und wollte wissen wer Liam war. Ich atmete tief durch und sah ihn an. „Er ist ein sehr guter Freund. Dad ich muss dir was sagen.“ Sein Blick verriet das er überrascht war. „Ich... werde weg gehen.“ Er verstand mich nicht. „Ich komme nicht mehr nach hause. Ich ziehe aus.“ Sofort fragte er wo ich hin wollte. Doch das wusste ich ja selber noch nicht. Würden wir in dem alten Haus bleiben? Ich wusste es nicht. „Ich weiß es noch nicht.“ Dann fragte er mich wann ich weg wollte. So genau wusste ich das ja auch noch nicht. „So bald wie möglich. Ich werde hier nicht mehr lange bleiben. Und nach hause komme ich nicht mehr.“ Seine Fragen überschlugen sich, er war total aufgelöst. „Bitte Papa. Du wirst alles erfahren. Wenn ich es weiß. Und bitte, versuch nicht es mir auszureden.“ Darauf hin sah er mich noch ratloser an. Ich sah zum Fenster, die Vorhänge waren nicht mehr vorgezogen. Draußen stand Liam und sah hinein. Ich deutete ihm rein zu kommen woraufhin mein Vater verwundert zum Fenster sah, doch Liam war schon weg. „Könntest du mir einen Gefallen tun? Ich würde gerne kurz mit jemandem reden.“ Er nickte und stand auf. In dem Moment kam Liam herein. Die beiden sahen sich an und mein Vater ging hinaus. Liam schloss dir Tür und kam zu mir. „Und?“ „Ich habe alles erledigt.“ „Gut.“ Er strich mir ein paar Haare aus der Stirn. „Wie lange müssen wir warten?“ „Du willst es also wirklich?“ Ich nickte nur. Ein leises Seufzen entfuhr ihm und er sah mich traurig an. „Gar nicht. Die Wunden werden während der Verwandlung heilen.“ Damit hatte ich nicht gerechnet. Doch es war um so besser. Ich musste nicht mehr länger hier bleiben und wir würden uns keiner Gefahr aussetzen weil wir nichts tun konnten. „Wann holst du mich hier raus?“ „Sobald du es möchtest. Du entscheidest wann du so weit bist.“ „Okay. Holst du bitte meinen Vater rein?“ Er nickte und ging zur Tür. Kurz ging er nach draußen, dann kamen beide rein. Mein Vater setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett, Liam stand am Fußende. „Papa das ist Liam, er hat dir wahrscheinlich gesagt das ich hier bin.“ Mein Vater sah Liam kurz an und nickte. Dann fragte er was los sei. „Er holt mich heute Nacht hier raus.“ Erschrocken sah mein Vater mich an: Du bist doch viel zu schwach. Und deine Verletzungen sind zu stark, das geht nicht. „Papa bitte. Du wolltest mich doch nicht aufhalten. Ich werde versuchen dir jeden Monat zu schreiben.“ Er verstand es nicht wirklich: Du kannst doch nicht einfach gehen. Lily. „Ich werde auf sie aufpassen. Sie haben mein Wort.“ Verwundert drehte er sich wieder zu Liam. Dieser sah ihn mit festem Blick an. Mein Vater konnte nichts erwidern. Einige Zeit war alles Still dann sagte mein Vater: Und von deinem Bruder und deiner Mutter willst du dich nicht verabschieden? „Nein. Sie würden es noch weniger verstehen.“ Damit war dieser Punkt für mich erledigt. „Papa. Ich würde gerne noch etwas schlafen bevor es soweit ist.“ Und auch das letzte Mal in meinem Leben. Wenn ich mir vorstellte nie wieder zu schlafen. Ich wusste nicht wie das gehen sollte. Er nickte nur. Dann stand er auf und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich hab dich lieb Papa.“ Er lächelte leicht und sagte das er mich auch lieb hatte. Dann ging er. Es wunderte mich das er es so einfach nahm. Ob er überhaupt glaubte das ich heute Nacht nicht mehr da war? Dann kam Liam wieder neben mich. Eine Frage hatte ich noch an ihn. „Wie hast du es geschafft mich ins Krankenhaus zu bringen wenn ich voller Blut war?“ „Ich atme nicht.“ Er war also nicht stark genug den Geruch meines Blutes zu ertragen ohne sich auf mich zu stürzen. Ob er sich von mir lösen könnte wenn er erst von meinem Blut getrunken hatte? Er hatte es schon einmal geschafft. Ich konnte nur darauf hoffen das er es ein weiteres Mal schaffen würde. „Schlaf jetzt. Ich bin Punkt 12 wieder hier.“ „Okay.“ Ich schloss meine Augen und kuschelte mich so weit es ging in das Kissen. Als ich meine Augen noch mal auf machte war Liam verschwunden. Was ich ihn nachher unbedingt noch fragen musste war wie es danach weiter gehen würde. Ich brauchte wieder etwas länger, doch irgendwann schlief ich ein. Als ich wach wurde war alles dunkel. Ich hörte nur das jemand meinen Namen sagte. Ich öffnete meine Augen und sah neben mir Liam. Die Lichter waren aus und das Fenster stand offen. Es war soweit. Er machte alle Schläuche und Kabel ab mit denen ich verbunden war und schob seine Hände unter mich. Es tat weh, doch da musste ich jetzt durch. Ich legte meine Arme um seinen Hals, doch zum festhalten war ich nicht stark genug, das musste er schon machen. Als er sicher war alles zu haben und mich sicher festhielt sprang er aus dem Fenster und rannte los. Das letzte Mal das ich so etwas als Mensch mitmachen würde. Kapitel 54: Leben oder Sterben? ------------------------------- Es war stock dunkel also konnte ich auch nichts sehen. Ich achtete auch nicht auf die Zeit. Die Schmerzen versuchte ich zu unterdrücken. Es würde ja bald vorbei sein. Die ganze Zeit war mir der Wind entgegen gepeitscht, doch auf einmal war es Windstill. Ich öffnete meine Augen und sah kurz um mich. Wir waren in dem alten Haus. Sofort fühlte ich mich wie zu hause. Hier fühlte ich mich wohl. Liam trug mich durch die Eingangshalle und dann die Treppe hinauf. Während er wartete das die Tür auf ging konnte ich mich umsehen. Verwundert sah ich auf den Boden. Was war denn hier los? Über all verteilt lag schwarzes Zeug auf dem Boden. Ich wusste nicht was es war, es sah irgendwie dickflüssig aus. Dann trug Liam mich hinein und schloss die Tür. Hier war nichts schwarzes. Komisch. Was das wohl gewesen war? Auf dem Sofa lag ein Kissen und eine Decke. Er legte mich auf das Sofa und dann legte er die Decke über mich. Er hatte ein paar der Kerzen, die noch nicht ganz runtergebrannt waren, in den Kerzenständer auf dem Tisch gesteckt und angezündet. So konnte ich mich etwas umsehen. Fast alles sah genau so aus wie früher. Doch irgendetwas war anders. Erst als ich angestrengt nachdachte fiel es mir auf. Doch dabei begann mein Kopf zu schmerzen. Der hintere Bereich war mit einer Wand abgetrennt. „Wieso ist da eine Wand?“ Liam hatte sich gerade aufgerichtet und sah nach hinten. „Sobald die Verwandlung abgeschlossen ist wirst du Durst haben. Wir können hier aber nicht jagen gehen. Ich habe ein paar Tiere aus dem Wald gefangen.“ Oh. Da hinten war also meine erste Mahlzeit. „Wie...“ Ich sah immer noch verwundert zu der Wand. „Wie lange wird es denn dauern?“ „Das ist immer unterschiedlich. Meist 2 bis 3 Tage. Ich glaube aber dadurch das du verletzt bist dauert es etwas länger.“ „Also 4 Tage zirka?“ Er nickte nur. Er wollte gerade irgendwohin gehen als mir noch etwas einfiel. „Liam, was war das Schwarze unten auf dem Boden?“ Betrübt, so wie es mir schien, sah er mich an. „Wir dürfen keine Spuren hinterlassen. Sobald deine Verwandlung abgeschlossen ist und du getrunken hast verschwinden wir von hier.“ „Und das Zeug ist?“ „Öl.“ Schlagartig wurde mir klar was er vor hatte. „Du willst das Haus abbrennen?“ „Etwas anderes bleibt uns nicht übrig. Nur so können wir alle Spuren vernichten.“ Erneut sah ich mich in dem Raum um. „Wo ist dein Computer?“ Nicht nur der Computer war weg, auch die ganzen Zettel und Bilder und das alles. Es war alles weg. „Wo ist dein ganzes Zeug?“ „Jetzt steht es in deinem Zimmer. In den 3 oder 4 Tagen kommt mein Freund und holt alles ab. Nicht nur meine Sachen, auch deine.“ „Wir wohnen bei ihm?“ Aus irgend einem Grund klang meine Stimme freudig. Ich freute mich, ich würde ihn doch wieder sehen. „Fürs erste ja. Er wird dich Trainieren. Ich kann das nicht. Und du bist dann ein Vampir er ist dann nicht mehr in Gefahr.“ Als er sagte ich sei dann ein Vampir klang er sehr traurig. Was war denn nur so schlimm daran? Warum konnte er sich nicht damit anfreunden? „Liam. Komm mal her.“ Ich streckte eine Hand nach ihm auf. Er kam die paar Schritte die er gegangen war zurück und kniete sich vor das Sofa. Dann nahm er meine Hand. „Warum möchtest du nicht das ich ein Vampir werde?“ „Es ist nicht dein Schicksal dieses Leid mit dir zu tragen. Für immer zu leben, unsterblich sein. Das macht einen auf Dauer nicht glücklich.“ „Ich wäre für immer mit dir zusammen. Mich würde es glücklich machen.“ Er küsste meine Hand und sah nach unten. Ich hatte ihn nicht gefragt ob er das überhaupt wollte. Ich wusste es nicht. „Willst du überhaupt für immer mit mir zusammen sein?“ „Ich möchte das du glücklich bist. Mehr möchte ich nicht.“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein Liam, ich möchte wissen was du willst. Du für dich. Nicht für mich. Willst du mit mir zusammen sein, für immer?“ „Nichts möchte ich mehr als das, aber dafür würde ich dich verdammen. Zu ewigem Leben. Das...“ Ich legte meine Hand auf seinen Mund. „Du möchtest es und ich möchte es auch. Und ich bin bereit diesen Preis dafür zu zahlen. Dann nimm es hin. Die Möglichkeit besteht und ich akzeptiere es, ich möchte es. Doch ich will nicht das du unglücklich bist. Wenn du es nicht möchtest dann musst du es nicht tun.“ „Ich möchte es.“ Ich hoffte das es wirklich so war. Das er ernst meinte was er sagte. Vorsichtig zog ich ihn zu mir runter und wartete darauf das er mich küsste. Ich konnte ja schlecht, ich hätte geschrien vor Schmerzen. Als er mich küsste spürte ich wieder die vielen Schmetterlinge in mir. Ich dachte daran was sich alles ändern könnte. Würde sich das auch ändern? Würde ich anders empfinden? Ich hoffte das die Verwandlung nichts mit meinen Gefühlen und meiner Empfindung machte. Das wollte ich auf gar keinen Fall. Als er sich von mir löste blieb er nur wenige Millimeter über mir und sah mir tief in die Augen. „Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch.“ Dann küsste er mich noch einmal. „Was müssen wir jetzt noch alles beachten? Was muss vorher noch passieren? Was wird danach passieren?“ Das fragte ich ihn als er aufstand. „Jetzt wird nicht mehr viel passieren. Wenn du bereit bist... Und wenn die Verwandlung abgeschlossen ist wirst du zuerst trinken. Und dann werden wir die restlichen Vorkehrungen treffen und dann unsere Spuren vernichten. Danach gehen wir zu meinem Freund.“ „Okay.“ „Du hast noch gar nicht gefragt wie die Verwandlung ablaufen wird. Willst du das gar nicht wissen?“ Ich dachte kurz nach. „Ich weiß nicht. Muss ich das denn?“ „Du währst dann nicht mehr so überrascht. Und vielleicht wird es dann nicht so schwer für dich.“ „Was passiert?“ „Das Gift breitet sich in deinem Körper aus und beginnt deine Zellen zu verändern. Dein Herzschlag wird langsamer, dein Körper kühlt ab, die Besonderheiten entwickeln sich. Und dann hört dein Herz auf zu schlagen.“ „Wird es schmerzhaft?“ Betrübt sah er zu Boden. „Ja, sehr.“ Okay. Der Schmerz war also doch noch nicht ganz vorbei. Erst in 3 bis 4 Tagen. Das würde ich jetzt auch noch schaffen. Ich wollte es schaffen. „Ich bleibe die ganze Zeit hier. Deswegen wird auch mein Freund unsere Sachen holen. Und, schrei so viel du willst, die Wände hier oben sind Schallverdichtet.“ „Wieso, sollte ich schreien?“ „Die Schmerzen werden so groß sein, es wird etwas befreien. Zwar nur etwas, doch wenn du es kannst dann hilft es.“ Ich konnte mir nicht vorstellen wie groß die Schmerzen sein sollten. Obwohl. Als meine Mutter auf mich eingeschlagen hatte habe ich auch geschrien. Doch das war nur kurz. Am besten ich höre einfach auf darüber nach zu denken. Ich werde es schon merken. Und dann war es eh zu spät. Wenn er mich erst gebissen hatte und das Gift begonnen hat zu wirken gibt es kein zurück. Das gibt es eigentlich jetzt schon nicht mehr. Und ich wollte ja auch gar nicht zurück. Ich wollte es. Da war ich mir sicher. „Du bist die ganze Zeit hier?“ „Ja. Ich muss nur noch schnell ein paar Sachen für dich holen.“ „Okay.“ Und schon war er verschwunden. Ich hatte nur noch ein paar Minuten. Dann würde es beginnen. Und enden. Mein Leben als Mensch würde enden. Und mein Leben als Vampir würde beginnen. Ich war so weit. Sicher. Während ich auf Liam wartete betrachtete ich die kleinen Flammen auf den Kerzen. Ihr Leben auslöschen war genau so einfach wie das Leben eines Menschen auszulöschen. Man konnte sie einfach ausdrücken oder auspusten und sie wären tot. Beim Menschen war es genau so. Man konnte ihn erschießen oder erstechen. Doch genau wie man einen Menschen leiden lassen konnte ging das bei einer Kerze auch. Wenn man sie in einen versiegelten Raum stellen würde. Irgendwann hätte sie keinen Sauerstoff mehr. Sie würde ganz langsam ausbrennen. Das konnte man dem Menschen auch antun. Man könnte ihn ersticken, langsam und qualvoll oder schnell aber doch qualvoll. Ober man lässt ihn verbluten. Das wäre dann fast so wie bei der Kerze und dem Sauerstoff. Doch jetzt wusste ich das es, würde es dazu kommen, beim Menschen eine Möglichkeit gäbe weiter zu leben. Als Vampir. Man würde nur anders Leben. Von anderen Dingen. War das bei einer Kerze auch möglich? Konnte eine Kerze anstatt von Sauerstoff von etwas anderem Leben? Wohl eher nicht. Ob es nun Glück war, das es beim Menschen eine solche Möglichkeit gab oder nicht, man sollte sich genau überlegen ob man sie nutzt oder lieber stirbt. Ich hörte wie Liam die Treppe hinauf kam. Er hatte ein paar frische Sachen aus meinem Zimmer geholt und legte sie auf einen der Sessel. Dann kam er zu mir herüber und kniete sich wieder vor das Sofa. Er sah mir tief in die Augen. „Ich bin so weit.“ Eigentlich konnte ich schon wieder normaler sprechen, doch meine Stimme klang ganz leise. Er beugte sich zu mir runter und küsste mich noch einmal. Der letzte Kuss den ich als Mensch spüren würde. Ich genoss ihn. Dann löste er sich von mir und sah mich noch einmal an. Mit der nicht gebrochenen Hand ergriff ich seine. Ich wollte ihn einfach hier wissen. Dann drehte ich meinen Kopf zur Lehne damit mein Hals frei war und schloss meine Augen. Er drückte leicht meine Hand, dann zog er mein Oberteil ein Stück hinunter. Ich spürte wie er sich hinunter beugte. Ich konnte seine Nähe fühlen. Seinen Atem auf meiner Haut. Dann spürte ich etwas weiches an meinem Hals. Er hatte ihn geküsst. Und dann, so schnell hatte ich nicht damit gerechnet, hatte er zugebissen. Seine Zähne bohrten sich in meine Haut und ich spürte wie er langsam zu saugen begann. Es begann wieder zu brennen. Ich hatte diese Schmerzen schon einmal gespürt. Ich konnte mich wieder genau daran erinnern. Es war schrecklich gewesen. Doch jetzt wollte ich es so. Sein Griff um meine Hand wurde lockerer und schließlich ließ er sie los. Er packte mich am Arm und hob mich leicht an. In dem Moment wusste ich das etwas nicht stimmte. Ich riss die Augen auf. Er hörte nicht auf. Nein. Bitte nicht. Das durfte nicht sein. Du bist nicht so schwach Liam. Bitte hör auf. Immer mehr Blut wurde aus mir heraus gesogen. Ich spürte wie ich schwächer wurde. „Liam ...“ Doch er hörte es nicht. Ich wollte mich gegen ihn wehren, doch ich war zu schwach. Er packte mich noch fester und biss kräftiger zu. Ich konnte nicht mehr. Es tat so verdammt weh. Ich versuchte zu schreien, doch irgendwas blockierte meine Stimme. Bitte nicht. Liam. „Bitte... Liam hör... auf...“ Die Kraft verließ mich, meine Umgebung verschwamm und alles um mich herum wurde schwarz. Bitte hör auf. Liam. Epilog: Gut genug? ------------------ Wieder in deinem Bann Ich kann nicht nein zu dir sagen Du flehst mein Herz an und es blutet in deiner Hand Ich kann nicht nein zu dir sagen Hätte mich nicht so süß von dir quälen lassen sollen Jetzt kann ich nicht von diesem Traum ablassen Ich kann nicht atmen aber ich fühle Gut genug Ich fühle mich gut genug für dich Saug die süße Dekadenz heraus Ich kann nicht nein zu dir sagen Und ich habe mich selbst komplett verloren und mich kümmert es nicht Ich kann nicht nein zu dir sagen Ich sollte mich von dir nicht vollständig erobern lassen Nun kann ich nicht mehr von diesem Traum ablassen Kann nicht glauben, dass ich fühle Gut genug Ich fühle mich gut genug Es ist so ein langfristiges Kommen gewesen aber ich fühle mich gut Und ich warte immer noch bis der Regen fällt Gießt echtes Leben auf mich herunter Denn ich kann es nicht anhalten, alles, was gut genug ist Bin ich gut genug für dich, damit du mich auch liebst? Also sei vorsichtig, was du mich fragst, weil ich nicht nein zu dir sagen kann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)